Tag: 16. November 2023

Hochmut kommt vor dem Fall, ein weiser Mensch ist bescheiden.

Kommt Übermut, so kommt auch Schande; bei den Bescheidenen aber ist Weisheit.
Elberfelder 1871 – Sprüche 11,2

Wo Anmaßung ist, folgt Unehre,
aber bei den Bescheidenen ist Weisheit.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Sprüche 11:2

Wo Hochmut eintritt, dort (tritt) auch Schande (ein),
der Mund der Demütigen aber meditiert (- sinngemäß wohl »Er prägt sich durch beständiges, murmelndes Wiederholen Weisheitssprüche ein«. -) Weisheit.
Septuaginta Deutsch – Sprüche 11,2

Während der Gesetzeslehrer das ganze Gesetz kennen und vermitteln kann, kann der Weise immer nur weitergeben, was er persönlich gelernt hat. Er wird immer gerne die Erfahrungen anderer hinzuziehen. „Die Weisheit ist bei den Bescheidenen“ (Spr 11,2). Bescheidenheit macht sich gerade bemerkbar, indem man gerne andere zu Rate zieht und ihr Urteil einbezieht und sich nicht für allwissend hält.

Schirrmacher – Das Gesetz der Freiheit: Die Differenzierung von Gottes Willen

Das erste Membrum enthält eine schöne Lautmalerei. Die hebr. Wörter für Übermut und Schande lauten sadon und qalon. Dieser Gleichklang wird unterstützt durch das zweimalige kommt. Dadurch erscheint der Zusammenhang zwischen Vergehen und Strafe nicht in zeitlicher Folge, sondern fast als Gleichzeitigkeit. Die beiden Dinge kommen Hand in Hand. Sie sind untrennbar miteinander verbunden. Es ist unmöglich, nur das eine für sich allein einzuladen. Aber vielleicht braucht man den Übermut gar nicht einzuladen. Das könnte durch kommt angedeutet sein. Plötzlich ist er da, plötzlich kommt er über uns. Wir hatten nur ein kleines Erfolgserlebnis. Wir haben uns nur über etwas gefreut. Und schon werden wir übermütig. Ist das denn so schlimm, daß wir uns gleich in Schande bringen? Der Weise erkennt an dem Übermut die Unbeherrschtheit. Er kann Weisheit nur den Beherrschten zuerkennen. Unter »Beherrschung« versteht er nicht nur das gefaßte Ertragen von Leid, sondern auch, daß überschäumendes Glück unter Kontrolle gehalten wird.

Wuppertaler Studienbibel

V. 2 – zâdôn ist abgeleitet vom verb zûd/zîd, »aufwallen«, »übermütig, zügellos sein« (2Mo 18,11; Jer 50,29). Im Kausativstamm (Hifil) wird es verwendet für »kochen, sieden«, d. h. »Wasser aufwallen machen« (1Mo 25,29). Wenn es sich auf das Aufwallen des Gemüts bezieht, bedeutet es »vermessen, frevelhaft handeln« (2Mo 21,14; 5Mo 1,43; 17,13; 18,20; Neh 9,10.16.29).

Wer sich über alles Recht und Maß hinwegsetzt, ist ein Übermütiger, und sein Tun wird am Ende seine Schande sein. Der Demütige bildet sich nicht ein, größer oder klüger zu sein, als er ist. Demut ist ein echtes Kind der Weisheit, denn der Weise fürchtet Gott, und wer Gott fürchtet, kann weder mehr fordern, als recht ist, noch sich für größer halten, als er ist.
Der »Übermut«, zâdôn (auch in 13,10 und 21,24), oder »Vermessenheit« (5Mo 17,12), vom Verb zîd/zûd, eigentlich »kochen, sieden« (1Mo 25,29 [»überwallen«]) und von daher auch »übermütig sein« (2Mo 18,11) oder gar »frevelhaft handeln« (5Mo 1,43; 17,13). Übermut ist so etwas wie ein Sieden oder Überwallen des Gemüts. Dazu gibt es das Adjektiv zêd, »übermütig, frech« (Spr 21,24; Ps 19,14; Jes 13,11). Im Übermut setzt man sich über von Gott gesetzte Grenzen hinweg oder verachtet Autoritäten (2Petr 2,10; Jud 8), man überhebt sich und maßt sich an, was man nicht ist (5Mo 18,22); man ist aufgeblasen (Hab 2,4), d. h., man täuscht Größe vor, die man nicht hat. Der Hochmütige hat wie eine Blase großen Umfang, aber er ist leer. Von den selbst ernannten übergroßen Aposteln sagt Paulus, dass sie falsche Waage und falsches Maß verwenden: »… indem sie sich an sich selbst messen und mit sich selbst vergleichen, sind die unverständig« (2Kor 10,12). Der Übermut verführt das Herz des Menschen (Jer 49,16; Ob 3), wo er sprosst, wächst gleichzeitig die göttliche Zuchtrute (Hes 7,10).
Auf den Übermut folgt »Schande«. Die Sünde des Übermuts wählt der Mensch selbst, die Folgen davon kann er nicht wählen; die verhängt Gott. Als der Mensch in Vermessenheit gegen Gott sündigte und Gott gleich sein wollte, kamen Scham und Schande auf ihn (1Mo 3,5–7). Die Sünde ist die Schande des Menschen, und wenn er sie nicht bekennt und sich von ihr befreien lässt, wird er einst auferstehen zur ewigen Schande (Dan 12,2).
Die »Demütigen« oder »Bescheidenen«, ṣânucîm – vom Verb ṣânac, das nur noch in Micha 6,8 belegt ist (»demütig wandeln«) –, bilden den Gegensatz zum Übermut der ersten Verszeile. Während Übermut Schande nach sich zieht, empfangen die Demütigen »Weisheit«. Der Sohn Gottes pries den Vater darüber, dass er die Weisheit zur Errettung den »Weisen und Verständigen« verbarg und sie den »Unmündigen« offenbarte, d. h. denen, die nichts von sich hielten und empfanden, dass sie es nötig hatten, dass Gott ihnen gebe, was sie nicht besaßen (Mt 11,25; vgl. Jak 1,5). Salomo selber, obwohl gekrönter König, hielt sich für einen »kleinen Knaben«, der nicht wisse, ein- und auszugehen, und in dieser Einsicht bat er Gott um Weisheit, und Gott gab sie ihm (1Kö 3,5–12; 2Chr 1,7–12).

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche

Wenn der Stolz kommt, dann, &c. Beispiele: Miriam (Num. 12:10); Usija (2. Chron. 26:16-21); Nebukadnezar (Dan. 4:30); Moab (Zeph. 2:8, 10); Ninive (Zeph. 2:15).
Aber mit den Niedrigen, &c. Veranschaulichungen: Josef (Gen. 41:16, 38, 39); Daniel (Dan. 2:20, 21. Vgl. Spr. 2:6).

The Companion Bible

Stolz ist unehrliche Selbstdarstellung, während Demut eine ehrliche Einschätzung der eigenen Stärken und Schwächen ist.

New Living Translation Study Bible

Leider fehlt es heute vielen Menschen, die Bibelkommentare herausgeben, nicht nur an Demut, sondern auch an Erfahrung! Es gibt schon wirklich triftige Gründe, warum ein Rabbi früher verheiratet sein mußte – und auch (wie Paulus auch für Christen festlegt) Kinder haben mußte.
Außerdem sollten sich christliche Lehrer und Kommentarschreiber nicht „mit fremden Federn schmücken“ – und den Mut haben, die Zitate richtig anzugeben – die Leser werden es genießen!