Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Elberfelder 1871 – Römer 8,35
Kann uns noch irgendetwas von Christus und seiner Liebe trennen? Etwa Leiden, Angst und Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahren für Leib und Leben oder gar die Hinrichtung? Gute Nachricht Bibel 2018 – Römer 8,35
Wer wird uns trennen von der Liebe des Messias? Bedrängnis oder Angst machende Enge, Verfolgung oder Hungersnot, Nacktheit oder Gefahr oder das Schwert? Roland Werner – Das Buch – Römer 8:35
Was kann uns dann noch von der Liebe Gottes trennen, die uns in Jesus Christus begegnet ist? Schlimme Zeiten, Angst, Verfolgung, Hunger und Entbehrung, Gefahr oder sogar der Tod? Die Schrift beschreibt es ja nur zu deutlich: „Deinetwegen trachtet man uns den ganzen Tag nach dem Leben, man behandelt uns wie Schafe, die man zum Schlachten wegführt.“ Nein, über all das werden wir durch den triumphieren, der uns geliebt hat. Willkommen daheim – Römer 8:35–37
In den Versen 35-39 schließt Paulus das Kapitel mit seiner Lehre ab, dass es keine Trennung von der Liebe Gottes geben kann. Der Abschnitt beginnt in Vers 35 mit einer weiteren Frage: Wer wird uns scheiden von der Liebe des Messias, Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Die Gläubigen sind gerechtfertigt, geheiligt und verherrlicht worden. Aufgrund von Gottes ewigem Plan werden ihre Heiligung und Verherrlichung nicht durch irgendwelche Hindernisse behindert werden. Dennoch denken Gläubige manchmal, dass es Dinge gibt, die sie von der Liebe Gottes trennen könnten. Paulus zählt sieben solcher Dinge auf, von denen das erste die Bedrängnis ist. Der griechische Begriff für „Bedrängnis“, thlipsis, bezieht sich nicht auf kleine Unannehmlichkeiten, sondern auf ernsthafte Herausforderungen und Probleme. Er bezieht sich auf äußere Umstände und Nöte, die die Heiligen wegen des Evangeliums heimsuchen können. Zweitens führt Paulus die Ängste auf, auf Griechisch stenochória. Der Begriff bedeutet „Enge des Raumes“ und beschreibt eine innere Auswirkung, die sich aus den Nöten der Gläubigen ergeben kann. Gläubige können sich an „engen Orten“ wiederfinden. Das dritte Problem ist die Verfolgung, auf Griechisch diógmos. Dieser Begriff wird im Neuen Testament zehnmal verwendet, und der Kontext ist immer echte Verfolgung um des Evangeliums willen. Der vierte Punkt auf Paulus‘ Liste ist die Hungersnot, die sich auf körperliche Entbehrungen bezieht. Der fünfte Punkt ist Nacktheit, ein Begriff, der jede Form von Entbehrung beschreibt (2Korinther 11,27). An sechster Stelle steht die Gefahr, auf Griechisch kindunos. Dieser Begriff bezieht sich auf den Schatten des Todes (2Korinther 11,26). Der siebte und letzte Punkt auf Paulus‘ Liste ist das Schwert, oder machaira auf Griechisch. Wörtlich bezieht sich dieser Begriff auf ein kurzes Schwert oder einen Dolch, aber im übertragenen Sinne kann er sich auch auf die Todesstrafe beziehen. Paulus fragt, ob irgendeines dieser Dinge den Gläubigen von der Liebe Gottes trennen kann, und die Antwort lautet: Nein.
Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Römer
Dies Für-uns-Sterben und Für-uns-Leben bezeichnet Paulus jetzt als die Liebe des Christus und stellt sich für einen Augenblick der atemberaubenden Frage: Wer wird uns trennen (können) von der Liebe des Christus? Das Einssein mit ihm verlieren, hieße wahrhaftig Verlierer sein. Tatsächlich wird an dieser Verbundenheit gerüttelt, z.B. durch apostolische Leiderfahrung. Trotz ihrer Hingabe für ihre Mitmenschen erleben christliche Zeugen sich ausgegrenzt aus der bürgerlichen Gemeinschaft, manchmal als »erbärmlicher als alle anderen Menschen« (1Kor 15,19). Da sind Bedrängnis oder Beengung oder Verfolgung oder Hunger oder Nacktheit oder Gefahr oder Richterschwert? Passen solche Erlebnisse überhaupt zu ihrer Überzeugung, »Auserwählte Gottes« (V. 33), erklärte Lieblinge der Heilsgeschichte zu sein? War da nicht doch eigene Schuld im Spiel und darum Trennung von Gott und allen guten Geistern? Haben die Verfolger und Spötter und die ringsherum so sicher Dahinlebenden immer nur Unrecht? Aber der Apostel findet in seiner Erschütterung Halt an der Schrift: So ungeschützt er allen möglichen Fehldeutungen ausgeliefert ist, die Gestalt seines Lebens erklärt sich von höherer Warte aus ganz anders. Wie geschrieben ist (Psalm 44,23): »Deinetwegen, gerade wegen tiefster Bindung an den gekreuzigten Herrn (V. 17), gerade weil »uns die Liebe des Christus im Griff hat« (2Kor 5,14), werden wir getötet den ganzen Tag, wir werden angesehen als Schlachtschafe«; nicht einmal zur Gewinnung von Wolle hält man uns für nützlich.
Pohl – Wuppertaler Studienbibel – Der Brief des Paulus an die Römer
Darum darf nun triumphierend die Frage gestellt werden: „Wer wird uns trennen von der Liebe des Christus?!“ Auch diese Frage, so gewiß sie mit einem strahlenden „Niemand und nichts!“ beantwortet werden muß, ist dennoch nicht „rhetorisch“. Es geht Paulus nicht um eine billige Begeisterung. Dazu ist sein eigenes Leben zu hart und zu angefochten. Er selber weiß nur zu gut, was alles uns losreißen oder losdrücken will von der Liebe des Christus: „Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert.“ Das sind für Paulus nicht zusammengesuchte Worte, mit denen ein ruhiger Denker sich theoretisch mögliche Schwierigkeiten ausmalt. Das ist alles von Paulus selbst durchkostet und durchlitten. 2 Kor 11,23-29 ist der erste und beste Kommentar zu unserer Stelle. Paulus weiß, daß man dabei „über die Maßen beschwert“ sein kann und „über Macht, also daß man am Leben verzagt“ (2 Kor 1,8). Da kann es sehr dunkel werden. Da kann „die Liebe des Christus“ völlig widerlegt und ausgelöscht zu sein scheinen. Noch einmal stellen wir mit Dank fest: Paulus, der bevollmächtigte Bote Jesu, ist keiner jener Menschen, die vor den Leidenden mit billigen Beruhigungen und unwahren Vertröstungen stehen, es sei alles gar nicht so schlimm. Mit Ps 44,23 spricht er illusionslos die menschlich verzweifelte Lage der Glaubenden aus: „Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag, wir wurden geachtet wie Schlachtschafe.“ Was schon Israel an Preisgegebenheit erleben mußte, das erlebt die Gemeinde Jesu erst recht. Mit aller Schroffheit wird sichtbar, daß das Christsein keine Lebensversicherung und keine Gewähr für gute und angenehme Tage ist. Wie sehr haben wir es dazu gemacht! Mit dem Psalmwort tut Paulus wieder das, was wir ihn schon mehrfach tun sahen: er, der sich angeblich um den geschichtlichen Jesus nicht gekümmert hat, nimmt das Wort Jesu selber auf, freilich auch hier nicht als direktes Zitat, sondern in lebendiger Selbständigkeit. Jesus hatte die Lage der Seinen in das Wort gefaßt: „Siehe ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe“ (Mt 10,16). Paulus sagt: „Geachtet wie Schlachtschafe.“ Jesus und Paulus prägen uns das notwendige Gegenstück zum 23. Psalm ins Herz, den wir einseitig als die einzige und ganze Wahrheit des Christentums festgehalten und dadurch verdorben haben. Der „gute Hirte“, der wahrlich „mich auf einer grünen Aue weidet und zum frischen Wasser führt“, ist doch zugleich der seltsame und erschreckende Hirt, der uns „wie Schafe mitten unter die Wölfe sendet“ und scheinbar teilnahmslos zusieht, wie wir als „Schlachtschafe“ behandelt werden. Kein Christ kann sich also wundern oder beschweren, wenn seine Lage unter Bedrängnissen aller Art geradezu verzweifelt wird. Das Wort aus dem Munde des Paulus wie aus dem Munde des Herrn Jesu selbst hat ihm keinerlei Garantie dagegen gegeben.
W.de Boor – Wuppertaler Studienbibel – Der Brief des Paulus an die Römer
Wo der Vater, der Sohn und der Geist eins sind zu unserer Rettung, einig in solcher Liebe zu uns, wer will uns da noch von dieser Liebe Gottes scheiden? Was ist denkbar, das uns irgendwie aus diesen Liebeshänden Gottes herausreißen könnte? Die Frage ist nicht theoretisch, denn durch vieles von dem, was Paulus jetzt anführt, werden manche irre an der Liebe Gottes. Uns kann man leicht scheiden von Gott, aber Gott lässt sich nicht von uns scheiden, denn er lässt alles mitwirken zum Besten für uns. Gerade in all den aufgezählten Situationen bewährt sich dieses Bekenntnis. Die Bedrängung, der angstmachende Druck, die Verfolgung, der „Hunger“ als zermürbender Mangel, die Nacktheit als beschämendes Zeichen des Entehrten, die täglichen Gefahren, ja sogar das „Schwert“ des irdischen Richters – das alles muss mitwirken zum Heil, ist für den Glaubenden Liebes – und Heilswirken Gottes. Paulus redet nicht vollmundig. Er hat das alles selbst durchlebt und durchlitten (vgl. 2Kor 11,26f.) und Gottes durchhaltende Liebe erfahren. Das Sterben des alten Menschen (vgl. 2Kor 4,16), das sich darin vollzog und vollzieht, ist Heil.
Gerhard Maier – Edition C
Die ersten Worte dieses Verses: »Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi?«, werden in V. 39 beantwortet: »… noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserem Herrn.« Das Wort, das hier mit »scheiden« wiedergegeben ist, kommt nur zweimal im Römerbrief vor, hier und in V. 39. Es bedeutet »einen Zwischenraum schaffen«. Wenn wir darüber in Verbindung mit der Liebe Christi nachdenken, ist die Möglichkeit, von dieser Liebe getrennt zu werden, eine in Furcht versetzende Erwägung. Das kann jedoch nicht sein, wie Er selber sagt: »Ich gebe ihnen (meinen Schafen) ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben« (Johannes 10,28.29). Nun wird eine Liste von Dingen angeführt, die uns womöglich von der Liebe Christi trennen könnten. Jeder einzelne Punkt dieser Liste hat seine eigene Bedeutung. »Drangsal« ( thlipsis ) hat die allgemeine Bedeutung von starkem Druck. Hier wird nicht das Wesen irgendeiner bestimmten Art von Druck genannt, doch offensichtlich geht es um die Prüfungen des Lebens, die zu unterschiedlichen Zeiten und auf verschiedene Weise im Alltagsleben die Gläubigen bedrängen. »Angst« ( stenochôria ) bezieht sich auf beängstigende Umstände. Das Wort kommt nur bei Paulus vor, in Römer 2,9 und zweimal in 2.Kor. (2.Kor. 6,4; 12,10) und ist auch dort mit »Angst« übersetzt. Es weist hin auf die Nöte, mit denen Menschen zu kämpfen haben. Druck kommt eher von außen, Angst dagegen von innen. Beides sind schmerzliche Gefühle, doch verglichen mit der Liebe Christi haben sie keine Macht, uns davon zu trennen. »Verfolgung« gab es zu Paulus‘ Zeiten gewiß reichlich. Auch »Hungersnöte« waren damals immer möglich. »Blöße« vermittelt den Gedanken an einen Mangel an Kleidung, woraus ein Mangel in den Grundbedürfnissen des Lebens und Armut resultiert. »Gefahr« bedeutet eine existentielle Bedrohung, und das »Schwert«, das das höchste Opfer des Martyriums bezeichnet, war in der ersten Zeit der Kirchengeschichte niemals weit entfernt. Doch die großartige, tröstende Tatsache bleibt bestehen: Die Prüfungen, die Paulus hier auflistet, sind zwar schwer und können sogar bis zum Tod führen, doch sie werden die Heiligen niemals von der Liebe Christi trennen.
Nachdem Jesus das gesagt hatte, hob er seine Augen auf zum Himmel. Dann sagte er: »Vater, die Stunde ist jetzt gekommen. Führe deinen Sohn in die Herrlichkeit. Dann wird der Sohn allen deine Herrlichkeit zeigen. Du hast ihm alle Macht über alle Menschen übertragen, denn er soll ihnen allen das ewige Leben geben. Genau darin besteht das Leben, das aus der Ewigkeit stammt, dass sie dich kennenlernen – dich, den einzig wahren Gott, und den, den du gesandt hast, Jesus Christus. Roland Werner – Das Buch – Johannes 17,1–3
»Vater, die Zeit ist jetzt da. Offenbare die Herrlichkeit deines Sohnes, damit der (dein) Sohn deine Herrlichkeit offenbart. Du hast ihm ja Macht über die ganze Menschheit ( über alles Fleisch ) gegeben, damit er allen, die du ihm anvertraut hast, das ewige Leben schenkt. 3 Und das ewige Leben zu haben heißt, dich zu kennen, den einzigen wahren Gott, und den zu kennen, den du gesandt hast, Jesus Christus. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Johannes 17:1–3
Wie fängt das ewiges Leben an? und ewiges Leben – deshalb heute nur ein paar Studienbibeln und die Frage: geht es in meiner Bibellesung, in meiner Beziehung zu Gott wirklich um den Vater und den Sohn???
Vater Dieser Begriff kommt über hundert Mal im Johannesevangelium vor; im Gebet von Kap. 17 findet man ihn sechs Mal. Er drückt die einzigartige enge Beziehung aus, die der ewige Sohn ewiglich mit der ersten Person der Trinität genossen hat; eine Beziehung, die nach seiner Inkarnation und während seines erlösenden Wirkens an seinem Volk − sowohl bei seiner Erniedrigung als auch bei seiner Erhöhung – weiter fortbestand. Aufgrund des erlösenden Wirkens von Jesus, dem Sohn, können Gläubige durch die abgeleitete und adoptierte Sohnschaft auch von Gott als ihrem Vater sprechen, die sie kraft ihrer Verbundenheit mit Christus besitzen (1,12; 20,17; Mt 5,9.48; 6,9).
die Zeit ist jetzt da Jesus ist sich vollkommen bewusst, was passieren wird, und die endzeitliche Prüfung ist jetzt für ihn gekommen (12,23.27; 13,1). In Bezug auf „Stunde“ als den Beginn der erwarteten endzeitlichen Prüfung siehe # Joh 12,23.
Offenbare die Herrlichkeit deines Sohnes, damit der Sohn deine Herrlichkeit offenbart Das vollkommene Leben des Sohnes in seiner Menschwerdung verherrlicht den Vater. Der Sohn wird in seiner Kreuzigung, seiner Auferstehung und seiner Einsetzung zur Rechten Gottes verherrlicht. Alle diese Ereignisse werden in diesem Evangelium als eine zusammenhängende Einheit angesehen (# 12,23; # 13,31).
17,2 gegeben Dieses Verb (griech. dịdōmi) wird in diesem Gebet sechzehn Mal verwandt.
Macht über die ganze Menschheit Jesus besitzt diese universale Macht auch in den Tagen seines demütigen Dienstes auf Erden (5,21–29; Mt 11,27), was der Anfang der Erfüllung der Prophetie von Daniel 7,13f. war. Ferner kennzeichnet seine Erhöhung in der Auferstehung und Himmelfahrt die fortschreitende Erfüllung der Vision von Daniel über den Menschensohn, der den Himmel betritt, um von dem Hochbetagten eine unvergängliche Herrschaft über alle Völker zu empfangen (Dan 7,13f.; Mt 28,18).
das ewige Leben (# 3,16).
allen, die du ihm anvertraut hast In diesem Ausdruck wird Gottes souveräne Wahl betont (V. 6.9.24; vgl. 6,44; 10,29).
17,3 dich zu kennen … Jesus Christus Das Leben besteht aus der Gemeinschaft mit Gott, der uns für sich selbst geschaffen hat, sodass „unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir“ (lat. inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te), wie es Augustinus formulierte. Das Erkennen – wie so oft in der Heiligen Schrift – bedeutet mehr als nur ein intellektuelles Verstehen; es beinhaltet auch Empfindungen und Willensbindung. Indem er sich selbst und den Vater als die Quelle des ewigen Lebens festlegt, bekräftigt Christus seine eigene Göttlichkeit (s. theol. Komm.: Selbsterkenntnis und die Erkenntnis Gottes; Jer 9).
Reformations-Studien-Bibel
Jesus hob seine Augen zum Himmel und nahm eine übliche Gebetshaltung ein (vgl. Ps 123,1; Markus 7,34; Lukas 18,13). Siehe Anmerkungen zu Johannes 2,4; 7,30. Die einleitende Bitte „Verherrliche deinen Sohn“ impliziert einen Anspruch auf Gottheit, denn im Alten Testament wird bekräftigt, dass Gott seine Ehre keinem anderen gibt (z. B. Jesaja 42:8; 48:11; zu Jesus als dem gesandten Sohn siehe auch Johannes 3:16-18). Wie bei Johannes üblich, wird Gott besonders durch das Kreuz Christi verherrlicht.
17:2-3 Ewiges Leben entsteht, wenn man Gott und Jesus, den gesandten Sohn, kennt (vgl. 1:4; 5:26; 20:31). Gott zu kennen, beschränkt sich nicht auf intellektuelles Wissen, sondern bedeutet, in Gemeinschaft mit ihm zu leben. Dass sie dich kennen, impliziert eine intime Beziehung, die beinhaltet, Gott tatsächlich als Person zu kennen. Dass Gott der einzig wahre Gott ist, wird in 1. Mose 6,4 überdeutlich bekräftigt (vgl. Johannes 5,44; 1. Johannes 5,20). Jesus wiederum ist der „einzigartige“ Sohn, der vom Vater gesandt wurde (vgl. Johannes 1:14, 18; 3:16, 18) und der einzige Weg zu ihm (14:6).
17:2 Die Vollmacht des Vaters über alles Fleisch (vgl. 5:27) markiert den Beginn einer neuen Ära (vgl. Jes 9:6-7; Dan 7:13-14; siehe auch Mt 11:27; 28:18). Mit „allem Fleisch“ ist die gesamte Menschheit gemeint.
Die ESV Studienbibel
Das ewige Leben bezieht sich nicht nur auf eine Existenz, die ewig währt. … Ewiges Leben bedeutet also, in das göttliche Reich einzutreten mit dem Ziel, durch Jesus eine innige Beziehung zu Gott zu erleben, die in der Ewigkeit wächst. Es ist die ununterbrochene, sich vertiefende Erkenntnis und Erfahrung Gottes. Das ist der Zweck, für den wir geschaffen wurden.
Die Tony Evans Studienbibel
17:3 „Das ist das ewige Leben: dich, den einen wahren Gott, zu kennen …“ Das ewige Leben ist nicht nur das Überleben nach dem Tod, sondern auch die intime „Erkenntnis“ des Vaters und des Sohnes. Das hebräische Wort für Wissen, da’at, bezeichnet nicht nur das Verstehen der Handlungen und Umstände der Welt, sondern auch die intimste Erfahrung mit dem Objekt des Wissens. Hier wird das Wort wissen genau wie in Jer. 31:33 verwendet, dem Abschnitt, der Isra’el einen neuen (oder erneuerten) Bund verspricht.
Und Mose gebot ihnen und sprach: Am Ende von sieben Jahren, zur Zeit (Eig zur bestimmten Zeit) des Erlaßjahres, am Feste der Laubhütten, wenn ganz Israel kommt, um vor Jehova, deinem Gott, zu erscheinen an dem Orte, den er erwählen wird, sollst du dieses Gesetz vor dem ganzen Israel lesen, vor ihren Ohren. Versammle das Volk, die Männer und die Weiber und die Kindlein, und deinen Fremdling, der in deinen Toren ist; auf daß sie hören, und auf daß sie lernen, und Jehova, euren Gott, fürchten und darauf achten, alle Worte dieses Gesetzes zu tun. Und ihre Kinder, die es nicht wissen, sollen es hören, damit sie Jehova, euren Gott, fürchten lernen alle Tage, die ihr in dem Lande lebet, wohin ihr über den Jordan ziehet, um es in Besitz zu nehmen. Elberfelder 1871 – Deuteronomium 31,10–13
Mosche gebot ihnen, sprechend: Am Ende von sieben Jahren zur Gezeit des Ablockerungsjahrs, am Fest der Hütten, wann alles Jissrael kommt, sich vor SEINEM deines Gottes Antlitz sehen zu lassen, an dem Ort, den er wählen wird, sollst du diese Weisung ausrufen allem Jissrael gegenüber, in ihre Ohren. Versammelt das Volk, die Männer, die Weiber, die Kleinen und die Gastschaft, die in deinen Toren ist, damit sie hören, damit sie lernen – und fürchten IHN euren Gott, wahren zu tun alle Worte dieser Weisung, gar ihre Kinder, die nicht wissen, sollen hören, sollen lernen, um IHN euren Gott zu fürchten alle Tage, die ihr lebt auf dem Boden, dahin ihr den Jordan überschreitet, ihn zu ererben. Buber & Rosenzweig – Das Buch REDEN 31,10–13
Und Mose gebot ihnen und sprach: Am Ende von sieben Jahren zur bestimmten Zeit des Erlaßjahres, am Feste der Laubhütten, 5Mo 14,28; 15,1f; 16,13; 3Mo 23,33f. Da ganz Israel kommt, zu sehen das Angesicht Jehovahs, deines Gottes, an dem Orte, den Er erwählen wird, sollst du vorlesen dieses Gesetz in Gegenwart von ganz Israel vor ihren Ohren. Neh 8. Versammle das Volk, die Männer und die Weiber und die Kindlein und deinen Fremdling, der in deinen Toren ist, auf daß sie hören und auf daß sie lernen, und Jehovah, euren Gott fürchten, und halten und tun alle Worte dieses Gesetzes; Und ihre Söhne, die davon nichts wußten, sollen hören und lernen fürchten Jehovah, euren Gott, alle Tage, die ihr lebt auf dem Boden, dahin ihr über den Jordan übergeht, ihn einzunehmen. 5Mo 4,10; 6,7. Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 5.Mose 31:10–13
Das Gesetz und seine öffentliche Verlesung wurden den Priestern anvertraut; eine Aufgabe der Priester bestand darin, die Menschen das Gesetz zu lehren. Die Priester sollten das Gesetz beim Laubhüttenfest im Jahr des Schuldenerlasses, das alle sieben Jahre kam, öffentlich verlesen (September/Oktober; vgl. den Kommentar zu 5Mo 16,13-15 ). Nur die Männer waren zur Pilgerreise zu den drei Hauptfesten am zentralen Heiligtum verpflichtet (vgl. 5Mo 16,16 ), obwohl Familienmitglieder oft mitkamen. Aber auch die Frauen und Kinder sollten an dieser besonderen Zeremonie alle sieben Jahre teilnehmen. Diese Erfahrung war aus zwei Gründen wichtig. Erstens war es für einen einzelnen ungewöhnlich, eine eigene Kopie der Schriften zu besitzen. Ein Mensch erlangte durch die Lehre seiner Eltern und der Priester und durch die öffentliche Verlesung zu Zeiten wie dieser Wissen aus den Schriften. Daher war die öffentliche Verlesung des Gesetzes von großer Bedeutung. Zweitens erweckte die Erfahrung der Pilgerreise zum zentralen Heiligtum – was bedeutete, daß sie Gott ihre zurückgelassenen Häuser und ihre Reise anvertrauen mußten – wieder etwas von ihrem ursprünglichen Auszug aus Ägypten zum Leben. Es war eine ideale Zeit, das Wort in einem Geist des Vertrauens aufzunehmen, so daß sie lernen konnten, den HERRN zu fürchten (vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,10 ) und dem ganzen Gesetz sorgsam zu folgen . Die Gebote zu halten ist eine Ermahnung, die häufig in den vorhergehenden Kapiteln dieses Buches vorkommt ( 5Mo 16,12; 17,19; 19,9; 24,8; 28,1.13.15.58; 29,8; 31,12 ). Diese Wiederholung zeigt Moses Sorge um strikten Gehorsam. Kinder würden ebenso wie sie Nutzen daraus ziehen, weil sie durch das Hören lernten, den Herrn zu fürchten.
Walvoord Bibelkommentar
Nachdem Mose die Lehre (siehe 1,5), die er bisher mündlich weitergegeben hat, fertiggestellt hat, schreibt er sie auf und sorgt für ihre regelmäßige öffentliche Verlesung, damit das Volk regelmäßig an ihren Inhalt erinnert wird und zukünftige Generationen sie lernen können. Dies waren Schritte von weitreichender Bedeutung. Die Niederschrift der Lehre war Teil des Prozesses, der schließlich zur Entstehung der Heiligen Schrift – der Bibel – führte, die das Herzstück des Judentums ist. Die öffentliche Lesung der Lehre ist Teil des „demokratischen“ Charakters der biblischen Religion, die sich mit ihren Lehren und Forderungen an alle ihre Anhänger wendet, ohne zwischen Priestern und Laien zu unterscheiden, und die eine allgemeine Erziehung der Bürger in Recht und Religion fordert. Diese Phänomene werden im Exkurs 28 behandelt.
Mose schrieb diese Lehre Die Gesetze und andere Teile des Deuteronomiums auf. Siehe Kommentare zu 1:5; 17:18; und 27:3. gab sie den Priestern … und allen Ältesten Die religiösen und zivilen Führer des Volkes, die dafür verantwortlich sein sollten, die Angelegenheiten des Volkes nach der Lehre zu lenken und sie alle sieben Jahre öffentlich vorzulesen. Die Priester sollten den Text in der Lade aufbewahren, die ihnen anvertraut war (siehe V. 25-26 und 10:8). die Priester, Söhne Levis, die die Lade trugen Siehe Kommentare zu 10:8 und 18:1.
am Fest der Laubhütten Siehe 16:13-15. Dieses Fest war der günstigste Anlass für die Lesung, weil es die meisten Pilger anzog und mit sieben Tagen das längste der Feste war. Da es stattfand, nachdem die Ernte verarbeitet und eingelagert worden war, konnten sich die Menschen sicher fühlen, was ihre Lebensmittelversorgung für das kommende Jahr anging, und die Lehren der Lesung unbesorgt aufnehmen. vor dem HERRN zu erscheinen Siehe Kommentar zu 16:16.
an dem Ort, den er auswählen wird, wo das Laubhüttenfest gefeiert wurde (16:16) und wo laut 1. Könige 8:1-9 die Bundeslade aufbewahrt wurde. Zu lernen, den Herrn zu verehren – das Ziel der Lesung (V. 12-13) – ist eines der regelmäßigen Ziele der Besuche an dem ausgewählten Ort (14:23).
ihr sollt lesen Da Mose sich an die Priester und Ältesten wendet (V. 9), meint er vermutlich, dass sie es sind, die es lesen oder lesen lassen müssen. Die Einzahlform von „lesen“ (tikraʾ) veranlasste frühe Ausleger zu der Annahme, dass eine einzelne Person gemeint war, entweder Josua und später der König, oder der Hohepriester. Mose spricht jedoch oft das ganze Volk in der Einzahl an, sodass die Grammatik nicht unbedingt auf eine einzelne Person schließen lässt.
diese Lehre Siehe Kommentar zu Vers 9. Das gesamte Deuteronomium kann in drei bis vier Stunden laut vorgelesen werden. Den talmudischen Quellen zufolge bestand die Lesung, die als „Lesung des Königs“ (parashat ha-melekh) bezeichnet wird, aus einigen wenigen Auszügen aus dem Buch, aber es gibt keinen Grund, die Bedeutung so einzuschränken.
Sammle hebräisch hakhel (ausgesprochen hak-hel), wovon der traditionelle Name dieses Gebots, mitsvat hakhel, abgeleitet ist. Dasselbe Verb wird in 4,10 verwendet, als Gott Mose befiehlt, das Volk am Horeb zu versammeln, um den Dekalog zu hören, und zwar zu demselben Zweck, der hier genannt wird: „damit sie lernen, mich zu verehren, solange sie auf der Erde leben, und damit sie ihre Kinder so lehren.“ Siehe auch Kommentar zu Vers 28, unten.
Männer, Frauen, Kinder und Fremde Obwohl normalerweise nur erwachsene männliche Israeliten verpflichtet sind, zum Fest zu erscheinen, müssen bei dieser Gelegenheit auch Frauen, Kinder und Fremde teilnehmen, damit alle ihre Pflichten und Rechte vorgelesen bekommen und in Ehrfurcht vor Gott versetzt werden. Vergleiche 29:9-10. Der Vers macht keinen Unterschied zwischen der Notwendigkeit für Männer und Frauen, die Lehre zu lernen. Einige Autoritäten im Talmud behaupten, dass es keine Verpflichtung gibt, Frauen die Tora zu lehren; Rabbi Elazar ben Azariah sagt, dass Männer kommen, um zu lernen, Frauen aber nur, um zu hören. Aber solche Meinungen sind Produkte der griechisch-römischen Sichtweise von Frauen als intellektuell schwach, die in der hellenistischen Periode in jüdischen Quellen auftauchte. Im Gegensatz dazu vertrat der talmudische Weise Simeon ben Azzai die Ansicht, dass ein Mann verpflichtet ist, seine Tochter in der Tora zu unterrichten.
Fremde Siehe Kommentar zu 29:10. damit sie hören und so lernen, den HERRN zu verehren … und zu beachten Der Bericht der Lehre über Gottes mächtige Taten für Israel und die Darstellung seiner Gebote wird das Volk dazu inspirieren, ihn zu verehren und die Gebote zu befolgen. Siehe 4:32-40; 6:2-3; 11:2-9; und die einleitenden Kommentare zu 1:6-3:29.
Auch ihre Kinder, die diese Erfahrung nicht gemacht haben Das heißt, vor allem ihre Kinder,17 die die Erfahrungen der heutigen Generation nicht gemacht haben, müssen von diesen Erfahrungen und den Lektionen, die sie gelehrt haben, hören. Siehe einleitender Kommentar zu 11:1-9. Dass die Wirkung der Lesung auf die Kinder hervorgehoben wird, spiegelt das wiederholte Anliegen des Deuteronomiums wider, ihren Charakter zu formen, und Moses‘ gegenwärtiges Anliegen, sich auf die Zukunft vorzubereiten. Die beeindruckende öffentliche Lesung alle sieben Jahre durchzuführen, würde bedeuten, dass keine Generation bis zum Erwachsenenalter warten müsste, um diese Erfahrung zu machen; jedes Kind würde sie bald nach Erreichen des erziehungsfähigen Alters machen.
Der JPS Tora-Kommentar – Deuternomium
Weil Gottes Gebot vom Volk gelernt werden soll (wie dieses Buch in immer neuen Wendungen zum Ausdruck gebracht hat), ist es schriftlich niederzulegen. Für uns erstaunlich ist, daß die Verlesung nur alle sieben Jahre erfolgen soll (zum Erlaßjahr = Sabbatjahr vgl. 15,1ff). Aber wie andere Stellen erweisen, wird das schriftgewordene Wort Gottes auch bei unzähligen anderen Gelegenheiten zur Sprache gebracht. Wahrscheinlich geht es hier nur darum, daß bei allen anderen Festen Israel nicht als Gesamtheit aus allen seinen Wohnsitzen zu dem einen von Gott erwählten Ort Zusammenkommen kann (auch nicht beim Passa-Fest, vgl. 16,1ff). Doch das Jahr der großen Freilassung mit seinem Hinweis auf die Freilassung aus der ägyptischen Gefangenschaft soll dem Volk als ganzem noch einmal seine Verpflichtung kundmachen; darum auch der betonte Hinweis auf Frauen, Kinder und Fremdlinge. Dann hat jedermann zu erscheinen. Die levitischen Priester fungieren hier, wie auch an anderen Stellen, nicht als kultische Beamte, die sich um das Opferwesen kümmern, sondern als Gehilfen bei Verlesung der Bundesverpflichtung.
Wuppertaler Studienbibel
„Lehrer des Gehorsams“ „Und das ist die Liebe: dass wir in Gehorsam gegen seine Gebote wandeln. Wie ihr von Anfang an gehört habt, lautet sein Gebot, dass ihr in der Liebe wandelt.“ 2. Johannes, 6 (NIV)
Einer der Bereiche der christlichen Pflicht und Tätigkeit ist das Lehren des Wortes Gottes in der Gemeinde. In der letzten Generation und darüber hinaus wurde die Lehre über das Wie und Warum dieser Tätigkeit vernachlässigt, ja sogar ignoriert und pervertiert. Zumindest ein Teil davon ist auf den fehlgeleiteten Wunsch nach einer größeren Gemeinschaft zurückzuführen, ja sogar darauf, dass man sich auf unsolide Lehren und Praktiken eingelassen hat. Zum Teil ist es eine eklatante Missachtung von Gottes einfachen und leicht verständlichen Anweisungen.
Schon vor der christlichen Ära war es Gottes Plan, dass bei der Verlesung des mosaischen Gesetzes sein ganzes Volk gemeinsam unterrichtet werden sollte: Männer, Frauen und Kinder. Sogar die Fremden, die unter ihnen lebten, sollten einbezogen werden. In Dtn 31,10-13 wies Mose die Kinder Israels an, als sie gerade in das Gelobte Land einziehen wollten: „Und Mose gebot ihnen und sprach: Am Ende aller sieben Jahre, am Fest des Jahres der Freilassung, am Laubhüttenfest, wenn ganz Israel kommt, um vor dem Herrn, deinem Gott, zu erscheinen an dem Ort, den er erwählen wird, sollst du dieses Gesetz vor ganz Israel vorlesen, damit sie es hören. Versammle das Volk, Männer, Frauen und Kinder, und die Fremden, die in deinen Toren sind, damit sie hören und lernen, den Herrn, deinen Gott, zu fürchten und alle Worte dieses Gesetzes zu halten: Und dass ihre Kinder, die noch nichts wissen, es hören und lernen, den Herrn, euren Gott, zu fürchten, solange ihr in dem Land wohnt, in das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen.“
Und das taten sie auch, wie in Josua berichtet wird. 8:35: „Es gab kein Wort von allem, was Mose geboten hatte, das Josua nicht vor der ganzen Gemeinde Israels las, mit den Frauen, den Kleinen und den Fremden, die unter ihnen waren.“
In seinem Kommentar zu Jos. 8:35 schrieb Adam Clarke: „Es war notwendig, dass alle wissen, dass sie in gleicher Weise zum Gehorsam verpflichtet sind; sogar die Frauen werden vorgeführt, nicht nur wegen ihrer persönlichen Verantwortung, sondern weil ihnen hauptsächlich die Erziehung der Kinder anvertraut wurde. Auch die Kinder sind Zeugen dieses feierlichen Vorgangs, damit die heilsame Furcht, Gott zu beleidigen, schon früh, gewissenhaft und tief in ihre Herzen eingeprägt wird. Auf diese Weise wird jede Vorsichtsmaßnahme getroffen, um den Gehorsam gegenüber den göttlichen Geboten zu gewährleisten und somit das Glück des Volkes zu fördern; denn dies ist bei jeder Anordnung Gottes bemerkenswert, da er stets dafür sorgt, dass das Interesse und die Pflicht seiner Anhänger Hand in Hand gehen.“
Außerdem hatten die Eltern den göttlichen Auftrag, ihre Kinder im Alltag zu Hause fleißig das Wort Gottes zu lehren. In 5. Mose 6,6-7 heißt es dazu: „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein: Und du sollst sie deine Kinder fleißig lehren und von ihnen reden, wenn du in deinem Haus sitzt, wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.“
Die frühe Kirche, die Kirche des Neuen Testaments, benutzte nicht das Klassensystem des Unterrichts, das allgemein als Sonntagsschule bekannt ist. Die frühe Kirche hätte es verwenden können, tat es aber nicht. Alle Elemente, die für das Klassensystem nötig waren, waren vorhanden, aber Gott hielt es nicht für angebracht, ihre Verwendung zu genehmigen. In seiner Ansprache an die Ältesten der Gemeinde in Ephesus in Apostelgeschichte 20,20 erklärte der Apostel Paulus: „Ich habe euch nichts vorenthalten, was euch nützt, sondern habe es euch gezeigt und euch öffentlich und von Haus zu Haus gelehrt.“
Er lehrte in ihren Synagogen und auf ihren Straßen, wo immer er eine Zuhörerschaft finden konnte; er lehrte sie in ihren Häusern. Er lehrte sie alles über Gottes Willen und hielt nichts zurück. Es gibt jedoch keine Aufzeichnungen darüber, dass er jemals ein System verwendet oder gelehrt hat, bei dem er seine Zuhörerinnen und Zuhörer in Gruppen nach Alter oder Geschlecht aufteilte, um in einer Versammlung oder einem Lehrdienst der Kirche zu lehren.
In seinem zweiten Brief an Timotheus schrieb er: „Alle Schrift ist durch Gottes Eingebung gegeben und nützlich zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Unterweisung in der Rechtschaffenheit: damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allen guten Werken geschickt“ (2. Tim. 3,16-17). Er sagte, er sei komplett eingerichtet. Vollständig eingerichtet. Es fehlt nichts. Alles, was wir für die Lehre brauchen – für das, was wir glauben sollen – ist da. Alles, was wir brauchen, um auf unsere Fehler und Versäumnisse hinzuweisen, ist da. Alles, was uns zeigt, wie wir unser Leben korrigieren und ausrichten können, ist da. Die Heilige Schrift stattet uns vollständig mit den Mitteln und der Ausrüstung aus, um gute Werke für Gott zu tun. Aber sie stattet uns nicht mit der Sonntagsschule oder einem ähnlichen System aus. Die Sonntagsschule wurde erst viel später von Menschen erfunden und ist nicht nützlich, weil sie dem Willen und dem Wort Gottes zuwiderläuft. Sie wurde den Gemeinden Christi von Menschen aufgezwungen, die die Führung des Heiligen Geistes ablehnten.
Der Heilige Geist leitete den Apostel Paulus, als er in 1. Korinther 14 an die Gemeinde in Korinth schrieb, und gab ihm konkrete und klare Regeln für die Lehrtätigkeit in der Gemeinde. Lies dieses Kapitel sorgfältig durch und beachte dann die folgenden Anweisungen, die dort gegeben werden:
Basic Christianity Journal Archiv 2 – 2006-2007
Die Furcht, die uns befreit Paraschat Wajelech, Deuteronomium 31
Die jüdische Souveränität im Land Israel ist in unserer Zeit wiederhergestellt worden, aber viele Gebote der Tora müssen auf die Wiederherstellung des Tempels und der Priesterschaft warten, bevor sie erfüllt werden können. Ein solches Gebot ist das Gesetz des Hak’hel, die Versammlung, um die Tora einmal alle sieben Jahre öffentlich zu lesen. In den Tagen, als der Tempel stand, sollte diese Versammlung während des Jahres der Befreiung stattfinden. Ganz Israel, Männer, Frauen und Kinder, sowie die Ausländer, die im Land lebten, sollten sich am Fest Sukkot versammeln, um die Tora zu hören. Jede nachfolgende Generation, so sagte Mose, würde „hören und lernen, den Herrn, euren Gott, zu fürchten, solange ihr in dem Land lebt, das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen“ (Dtn 31:13, NKJV).
Nach der Mischna (Sotah 7:8) las der König von einem Holzpodest aus, das im Hof des Tempels aufgestellt war. Er las nicht die gesamte Tora, sondern lange Passagen aus dem Buch Deuteronomium und schloss mit den Segnungen und Flüchen von Kapitel 27.
Da Israels fortwährende Präsenz im Land vom Gehorsam gegenüber der Tora abhing, wurde hak’hel gegeben, um den Gehorsam zu fördern und dadurch diese Präsenz zu sichern. Passenderweise scheint hak’hel wieder eingeführt worden zu sein, als Esra die Exilanten Israels aus Babylon zurück in das Land führte. Im Jahr der Wiederherstellung Jerusalems versammelte sich das Volk auf dem offenen Platz vor dem Wassertor und bat Esra, die Tora vorzulesen. Esra las von morgens bis mittags, auf einer hölzernen Plattform auf dem Platz stehend, während seine Mitschreiber dem Volk halfen, die Bedeutung des Gehörten zu verstehen (Neh. 8:1-8).
Esra wich jedoch vom strengen Buchstaben des Gesetzes von hak’hel ab, denn er begann seine Lesung nicht während Sukkot, sondern an Rosch HaSchanah, dem ersten Tag des siebten Monats. Das Volk war gerade nach siebzig Jahren Exil in das Land Israel zurückgekehrt. Vielleicht waren sie so erpicht darauf, die Tora wieder an ihren zentralen Platz zu stellen und ihre Anwesenheit im Land zu sichern, dass sie nicht bis Sukkot, dem fünfzehnten Tag des siebten Monats, warten konnten. Stattdessen fingen sie an, Tora zu lernen, sobald der siebte Monat kam.
Auf jeden Fall ist die Reaktion des Volkes auf diese Lesung bemerkenswert und wirft ein Licht auf eines der Schlüsselkonzepte der Tora, die Furcht des Herrn. Als Mose die Anweisung gab, die Tora alle sieben Jahre öffentlich zu lesen, sagte er den Israeliten zweimal, dass sie dies tun sollten, damit sie lernen würden, „den Herrn zu fürchten.“ Dies war eindeutig das Ziel der öffentlichen Lesung.
Heute hören wir oft, dass Gottesfurcht in einer negativen Art und Weise bezeichnet wird, als etwas, dem wir entwachsen, wenn wir eine reifere Spiritualität entwickeln, als Mose sie im Sinn hatte. Aber zu Esras Zeiten, als das Volk die Worte der Tora in der heiligen Stadt öffentlich dargelegt hörte, mussten sie die Furcht vor dem Herrn nicht schüren. Sie ergab sich als natürliche Reaktion: „Denn das ganze Volk weinte, als es die Worte der Tora hörte“ (Neh. 8:9). Die Furcht vor dem Herrn erzeugte in ihnen ein Gefühl für seine Heiligkeit und ihre eigene Unwürdigkeit, und sie trauerten.
Eine solche Reaktion erscheint besonders passend, wenn wir uns daran erinnern, dass dies der erste Tag des siebten Monats war, Rosch HaSchana, der Beginn der Tage der Ehrfurcht. Das Volk beklagte sein eigenes Versagen und seine Unzulänglichkeit in der Gegenwart des Ehrfurcht einflößenden Gottes. Die Führer jedoch sagten ihnen: „Dieser Tag ist dem Herrn, eurem Gott, heilig; trauert nicht und weint nicht…. nicht, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke“ (Neh. 8:9-10). Warum sagten die Führer zu Beginn der Tage der Ehrfurcht, wenn wir unsere Herzen prüfen und Buße tun sollen, dem Volk, dass es nicht trauern, sondern sich freuen soll? War es nicht angemessen, dass sie trauerten und weinten, als sie die Tora hörten und erkannten, wie tief ihr Versagen war, sie auszuführen?
Die Antwort liegt in dem Konzept der Gottesfurcht. Die Gottesfurcht stachelt uns zum Gehorsam an, Gott und seine Tora an die erste Stelle in unserem Leben zu setzen. Sie öffnet uns die Augen für unsere eigenen Unzulänglichkeiten und tatsächlich für unsere Schwäche und Unzulänglichkeit vor Gott. Aber wir sollten uns das nicht als eine kauernde, unterwürfige Reaktion vorstellen. Die Furcht vor Gott lähmt uns nicht. Nein, David sagt: „Die Furcht des Herrn ist rein“ (Psalm 19,10); sie befreit uns von allen anderen Ängsten. Es ist bezeichnend, dass das Hak’hel, das Israel die Furcht vor Gott einflößen sollte, im Jahr der Befreiung stattfand.
Der Messias lehrte die gleiche Wahrheit über die Furcht des Herrn: Darum fürchtet euch nicht vor ihnen [euren Verfolgern]…. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, aber die Seele nicht töten können. Sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib in der Gehenna verderben kann. Werden nicht zwei Sperlinge um ein Kupferstück verkauft? Und nicht einer von ihnen fällt zu Boden ohne den Willen eures Vaters…. Fürchtet euch also nicht; ihr seid mehr wert als viele Sperlinge. (Matt. 10:26-31, NKJV)
Die Furcht vor Gott befreit uns von allen anderen Ängsten. Wenn wir während der Tage der Ehrfurcht wirklich in Ehrfurcht vor Gott sind, werden wir von nichts anderem ehrfürchtig sein – nicht einmal von unseren eigenen Sünden. Die Führer sagten dem Volk, es solle sich freuen, weil dies kein Tag sei, an dem sie sich mit ihren Unzulänglichkeiten beschäftigen sollten, sondern mit Gott. „Dieser Tag ist dem Herrn, eurem Gott, heilig.“ Die Furcht vor Gott bewegte sie dazu, sich allein auf seine Heiligkeit und Vergebung zu verlassen.
Während des Taschlich-Gottesdienstes an Rosch HaSchanah, wenn wir symbolisch unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen, rezitieren wir Psalm 130: Wenn du, Herr, Ungerechtigkeiten markieren solltest, Oh Herr, wer könnte das aushalten? Aber bei Ihnen gibt es Vergebung, Damit Sie gefürchtet werden.
Wir Modernen fühlen uns oft unwohl mit dem Konzept der Gottesfurcht. Wir würden uns lieber eine völlig akzeptierende Gottheit vorstellen, die keine negativen Emotionen in uns auslöst. Aber eine solche Gottheit wäre ein von Menschen gemachter Gott, ein Götze. Die Furcht vor Gott befreit uns von solchem Götzendienst.
Der Gott Israels ist ein heiliger Gott, der seinen eigenen Standard der Heiligkeit auf diejenigen anwendet, die ihn anbeten wollen. Die Furcht vor Gott befreit uns von der Illusion, dass wir Gottes Standard aus eigener Kraft erreichen können. Wenn wir uns Gott und seiner Tora mit der richtigen Furcht nähern, finden wir die Befreiung und Vergebung, die uns von der Furcht befreien. Wenn wir die Tage der Ehrfurcht begehen, mögen wir wie das Volk zur Zeit Esras sein, das zuerst „weinte, als es die Worte der Tora hörte“, und dann „sich sehr freute, weil es die Worte verstand, die ihm verkündet wurden.“ (Neh. 8:9, 12
Russell Resnik – Tore zur Tora
Kannst du dir vorstellen – etwa 20 Stunden die Vorlesung der 5 Bücher Mose zu lauschen – und es geht mal nicht um „was du tun musst“ oder „was wir tun können“ – sondern es dreht sich alles um Jehovah? SEINE Geschichte mit den Menschen! Heute drehen wir uns ständig um Auslegungen, was der und der Vers für mich bedeutet, was ich tun muss, wie ich Nutzen ziehen kann – aber hier ging es darum IHN kennenzulernen! IHN zu fürchten! Eine persönliche Beziehung zu IHM aufzubauen! Uns ein Beispiel zu nehmen, an der Hauptperson, und den Freunden, von denen die ersten Bücher der Bibel sprechen: da sind Abel, Henoch, Noah, Abraham, Joseph, Mose, Josua – – und sie alle hatten sich durch eine Beziehung zu Jehovah ausgezeichnet, nicht das sie „Mitglied in einer Kirche/Gemeinde oder Klub“ waren! Deshalb sooooo wichtig: lies die Bibel im Zusammenhang – so richtig als Buch (und nicht Verse aus dem Zusammenhang gerissen – und nicht durch einen „Erklärbär“).
Gehorchet euren Führern und seid unterwürfig; denn sie wachen über eure Seelen (als die da Rechenschaft geben sollen), auf daß sie dies mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn dies wäre euch nicht nützlich. Elberfelder 1871 – Hebräer 13,17
Gehorcht denen, die unter euch die Führung übernehmen, und seid unterwürfig, denn sie wachen beständig über eure Seelen als solche, die Rechenschaft ablegen werden, damit sie dies mit Freude und nicht mit Seufzen tun mögen, denn das wäre euch zum Schaden. neue Welt Übersetzung – Bi12 – Hebräer 13:17
Tut, was die Leiter eurer Gemeinde euch sagen, und lebt danach. Es ist ihr Job, auf euch aufzupassen, und sie müssen sich dafür auch mal vor Gott verantworten. Sorgt einfach dafür, dass sie das gerne tun, ohne sich ständig den Kopf machen zu müssen. Das wäre auch sicher nicht so toll für euch. VolxBibel – Hebräer 13,17
Wer sind wohl die Führer, die Leiter, auf die ich hören soll? Ob der Schreiber wirklich die Führer in Jerusalem meinte? Oder meinte er die Leiter der verschiedenen Synagogen, oder der verschiedenen Hauskreise damals?
Führung durch Vorbild ist in der Bibel ein wichtiges Thema. Wenn im Neuen Testament von Führern unter Gläubigen die Rede ist (s. z. B. Apg 15,22; Heb 13,7.17), wird das griechische Wort „hēgéomai“ (vorangehen, den Weg zeigen, leiten) gebraucht, was eine Verbindung zwischen Führung und Vorbild zeigt. Wenn Väter in der Familie führen sollen (s. z. B. 1. Tim 3,4), dann müssen sie dort − besonders ihren Kinder − Vorbilder sein. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe
Bleib in mir 2023
Wenn der Apostel in 1.Thes 5, 12 die Gläubigen ermahnt, die zu erkennen, die unter ihnen arbeiteten und ihnen vorstanden (vgl. Röm 12, 8; 1.Tim 5, 17 ), so geht daraus hervor, daß es „Vorsteher“ unter ihnen gab, wie an anderen Stellen „Führer“ genannt werden (Heb 13, 7. 17); aber aus der ganzen Redeweise des Apostels ergibt sich zugleich mit großer Wahrscheinlichkeit, daß diese Männer nicht „angestellte“ Vorsteher oder Führer waren, sondern „durch ihr Werk“ (Vers 13) 4 Der Schreiber spielt sicher auf 1.Thes 5, 13 an: “… um ihres Werkes willen„ (eigene Anm.). sich als solche erwiesen hatten. In ähnlicher Weise hatten Stephanus und sein Haus in Achaja sich selbst den Heiligen zum Dienst verordnet, und es sollten ihnen deshalb die Gläubigen „untertan sein und jedem, der mitwirkte und arbeitete“ (1. Kor 16, 15. 16). Wenn man fragt: Wie konnten denn solche Männer als vom Herrn in ihren Dienst gestellt anerkannt werden? so ist die Antwort schon gegeben. „Durch ihr Werk“, sagt der Apostel. Oder: „den Ausgang ihres Wandels anschauend, ahmet ihren Glauben nach“ (Heb 13, 7). Woran erkannt man einen wahren Christen? woran einen Evangelisten, Hirten oder Lehrer? An dem treuen Wandel, dem Eifer Seelen für Christum zu gewinnen oder die für Jesum gewonnenen weiter zu führen, zu pflegen, zu nähren, zu weiden und zu hüten. So war es in den ersten Tagen der Gemeinde Gottes, und so ist es heute noch.
Rudolf Brockhaus – Älteste und Diener
Am Ende von Hebräer 13 steht ein Text, der für unsere modernen Ohren sehr seltsam klingt. Beten wir darum, dass Gott uns helfen wird, ihn zu verstehen und gut auf unser eigenes Herz anzuwenden: „Gehorcht euren Führern und fügt euch ihnen; denn sie wachen über eure Seelen als solche, die einmal Rechenschaft ablegen werden, damit sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn das wäre nicht gut für euch!“ (Hebr 13, 17).
Denken Sie an die Pastoren, die Sie in Ihrer Gemeinde schon gehabt haben. Haben Sie auf eine Weise gehandelt, dass es für diese Pastoren eine Freude war, Sie zu leiten und für Ihre Seele zu sorgen? Oder haben Sie es für sie eher zur Last gemacht?‘ Dieser Text enthält einige Worte, deren Klang wir heute nicht mehr gewohnt sind: „gehorcht“ und „fügt euch“. Das sind Worte, die wir nicht oft hören, doch auch sie gehören zu Gottes Wort. Und sie erfordern von uns ein bestimmtes Maß an Vertrauen. Man sagt so oft, dass man sich Vertrauen erst verdienen muss, und ich verstehe auch, was damit gemeint ist. Wenn eine neue Regierung an die Macht kommt, wenn wir auf der Arbeit einen neuen Chef bekommen oder auch wenn eine neue Freundschaft beginnt, dann wollen wir die Erfahrung machen, wie diese Personen die Schwierigkeiten bewältigen, wie sie durchhalten und ob sie zum Wohlergehen aller Betroffenen beitragen. Auf diese Weise verdient man sich unserer Meinung nach Vertrauen: „Zeige mir deine Führungskompetenzen, und ich gebe dir mein Vertrauen, indem ich dir folge.“ Doch diese Haltung ist bestenfalls die halbe Wahrheit. Natürlich: wenn wir in der Gemeinde wie in jedem anderen Lebensbereich Leiter anerkennen, dann wollen wir, dass das Menschen sind, die offensichtlich fähig sind, eine solche Verantwortung zu tragen. Paulus selbst nennt einige Qualifikationen für Älteste und Diakone, als er an Timotheus und Titus schreibt. Doch gleichzeitig kann die Art des Vertrauens, zu dem wir berufen sind, dass wir es in diesem Leben unseren unvollkommenen Mitmenschen entgegenbringen – seien das unsere Familie und Freunde, unser Arbeitgeber oder unsere Politiker oder auch die Leiter einer Gemeinde –, letztlich nie verdient sein. Es muss ihnen geschenkt werden – als ein Geschenk aus Glauben, mehr im Vertrauen auf den Gott, der gibt, als auf die Leiter, die er geschenkt hat (s. Eph 4, 11–13).
9 Merkmale einer gesunden Gemeinde
Seine Anweisungen zum rechten Verhalten in der Gemeinde hatte der Apostel damit eingeleitet, das er zunächst der bereits heimgerufenen Vorsteher (grie hägúmenoi) gedachte, sie waren die verantwortlich leitenden Brüder in der Gemeinde, denen in besonderer Weise die Verkündigung des Wortes Gottes übertragen war. Jetzt spricht der Apostel von der Verantwortung der Gemeinde gegenüber den noch lebenden leitenden Männern der Gemeinde. Gehorcht euren Vorstehern und fügt euch, denn sie wachen über eure Seelen, weil sie Rechenschaft abzulegen haben, damit sie dies mit Freuden tun und nicht mit Seufzen, denn das bringt euch keinen Nutzen. Gott hat seiner Gemeinde geistliche Lebensgesetze gegeben, die wir beachten müssen. Dazu gehört, daß der Herr sich aus seiner Gemeinde Menschen beruft, denen er ein besonderes Maß an Verantwortung auferlegen und denen er die Führung seiner Gemeinde anvertrauen kann. Führer und Hirte sein bedeutet Vorbild im Glauben (V. 7) und Verkündiger des Wortes Gottes zu sein. Es schließt aber auch die Notwendigkeit in sich, einmal vor Gott für die anvertrauten Menschen Rechenschaft ablegen zu müssen. In diesem Sinne kann Jakobus mahnen: „Liebe Brüder, unterwinde sich nicht jedermann Lehrer zu sein, und wisset, daß wir desto mehr Urteil empfangen werden“ (Jak 3, 1)! Es gibt aber auch in der Gemeinde für den einzelnen keine vermehrte Verantwortung, ohne daß den betreffenden Menschen ein erhöhtes Maß an Autorität zugestanden wird. Deshalb können die Vorsteher den Gehorsam der Gemeindeglieder beanspruchen; die rechte brüderliche Ordnung und Unterordnung wirkt sich nicht nur in der gegenwärtigen Lage der Gemeinde förderlich aus, sondern sie bedeutet Segen für alle Beteiligten, der in die Ewigkeit reicht.
Wuppertaler Studienbibel
Die dritte religiöse Pflicht lautet, den gegenwärtigen Leitern zu gehorchen, und das steht in Vers 17: Gehorcht und fügt euch euren Führern! Denn sie wachen über eure Seelen, als solche, die Rechenschaft geben werden, damit sie dies mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn dies wäre nicht nützlich für euch.
All die Privilegien, die die Gläubigen haben, entbinden sie nicht von der Pflicht gegenüber den geistlichen Aufsehern. Während sie ihrer früheren Leiter gedenken sollen, müssen sie auch den gegenwärtigen gehorchen bzw. sich ihnen fügen, denn Gehorsam zeigt sich durch Unterordnung. Der Grund, warum sie gehorchen und sich fügen sollen, ist dieser: Denn sie wachen über eure Seelen, als solche, die Rechenschaft geben werden. Leiter einer örtlichen Gemeinde sind gegenüber Gott rechenschaftspflichtig (Jak 3,1). Die geistlichen Leiter der Gemeinde werden Gott mit Freuden … und nicht mit Seufzen Rechenschaft ablegen können, wenn sich die Gemeinde ihrer Führung unterordnet. Die Worte Freude und Seufzen haben eher mit der Unterordnung zu tun als mit der Rechenschaftslegung. Die Gemeinde hat eine Verantwortung, den Leitern (den Führern) zu helfen, damit sie ihre Leitung mit Freude und Befriedigung ausüben können. Die Gläubigen werden Freude haben und werden mit Freude zusehen können, weil sie solch eine Aufsicht erhalten (3 Johannes 4), aber sie werden Seufzen haben (inneres Stöhnen), das unausgesprochen bleibt, wenn sie sich ihren Leitern nicht unterordnen. Wenn das geschieht, wäre dies nicht nützlich für sie. Das heißt, es sind die Schafe, die die Konsequenzen tragen werden, nicht die Hirten. Die Gläubigen werden am Ende wie Schafe sein, die von jedem Wind der Lehre umher getrieben werden (V. 9).
Es gibt vier Gründe, den gegenwärtigen Leitern zu gehorchen: 1. Die Leiter sind verantwortlich, über die moralische und lehrmäßige Gesundheit der Gemeinde zu wachen. 2. Die Leiter werden eines Tages über ihre Amtsführung als Leiter vor dem Richterstuhl des Messias Rechenschaft ablegen müssen. 3. Die Leiter würden ihren Dienst gern mit Freuden tun und nicht mit Seufzen. 4. Ein Mangel an Unterordnung ist für die Rebellen nicht nützlich, weil sie ebenfalls vor dem Richterstuhl des Messias ihr Urteil empfangen.
Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief
Jetzt erfolgt ein erneuter Hinweis auf die Vorsteher. Der erste Hinweis (13,7) galt den Vorstehern einer früheren Zeit. Dort wurde die Ermahnung ausgesprochen, ihrer zu gedenken. Nun bezieht sich der Schreiber auf die heutigen Führer. Gehorcht ihnen, fügt euch (Rev. Elberf). Wenn man so zu Gehorsam und Unterwürfigkeit angehalten wird, steht dies oft im Gegensatz zum menschlichen Geist. Es gibt in der gefallenen Natur etwas Widerspenstiges, dem das Unterwerfen überhaupt nicht gefällt. „Gehorchen“ und „unterwürfig sein“ sind für den gefallenen Menschen keine angenehmen Worte. Für den Gläubigen ist Unterwürfigkeit jedoch der Weg zum Segen. Für den jüngeren Gläubigen ist nichts besser als Gehorsam, um zu wachsen und reifer zu werden. Es wird vorausgesetzt, daß diese Führer Männer mit solchen moralischen Eigenschaften sind, daß sie Gehorsam auch verlangen können. Den Pharisäern, den Führern des Judentums, zu gehorchen, war nicht leicht. Was sie forderten, praktizierten sie selbst nicht. „Was irgend sie … sagen, tut“, sagte unser HERR, „aber tut nicht nach ihren Werken“ (Mt 23,2) . Vorsteher unter den Heiligen sollten anders sein. Sie sind persönlich von Dem beauftragt worden, der fragte: „Liebst du mich?“ Und wenn die Liebe zu dem Oberhirten wirklich vorhanden ist, wird es wahrhaftige Liebe zu der Herde geben. Dann kann Er sagen: „Weide meine Lämmlein … hüte meine Schafe“ (Joh 21,15-17). Einer, der an jenem Morgen am Seeufer beauftragt wurde, sagte: „Hütet die Herde Gottes, die unter euch ist, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führet, sondern freiwillig … nicht als die da herrschen über das Erbteil, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid“ (1 Petrus 5,2-3). Unterwerfung unter die Führer ist dann viel einfacher, wenn die Führer Männer mit dem liebevollen Herzen eines Hirten sind, der Christus sowie die Heiligen liebt und Angelegenheiten zu Gottes Ehre und zum Wohl der Heiligen zu ordnen sucht. Manchmal hat der wahre Führer ein Wort der Ermahnung oder Zurechtweisung. Ein andermal mag es Ermunterung, Trost oder hilfreiche Belehrung beinhalten. Welches Wort es auch sei – gehorcht ihnen, fügt euch ihrem von Gott kommenden Rat. Der wahre Führer wird stets mit der Sorgfalt eines Wachsamen und Beflissenen über die Seelen der Heiligen wachen. „Wachen“ (agrypneo) bezeichnet Wachsamkeit bzw. wörtlich „Schlaflosigkeit“. W.E.Vine sagt: „Das Wort drückt nicht nur Wachsamkeit, sondern die Tatsache aus, daß diejenigen, die sich auf etwas konzentrieren, auf der Hut sind“. F.F.Bruce merkt dazu an: „Die Führer trugen eine schwerwiegende Verantwortung … kein Wunder, daß sie angesichts ihrer Verantwortung nicht genügend Schlaf fanden – denn das ‚Wachen‘ könnte neben allgemeiner Wachsamkeit auch dies einschließen“. Doch obwohl es hier um große Verantwortung geht, ist nicht an kirchliche Autorität oder an priesterliche Vormachtstellung gedacht. Die Führer wachen als diejenigen, die Rechenschaft geben müssen, nicht über eine Versammlung, um die sie sich kümmern, sondern über die Art und Weise, womit sie ihre Verantwortung getragen haben und sie ihrer Pflicht als Führer nachgekommen sind. Der Pfarrer wird oft von „meiner Herde“ sprechen, wobei diese Rechenschaftsablegung oft damit gleichgesetzt wird, daß der Pastor gegenüber Gott hinsichtlich des Zustandes seiner Herde Rechenschaft gibt. Daran ist nicht gedacht – weder hier noch sonst irgendwo im Rahmen der neutestamentlichen Lehre. Der Führer legt nicht über Seelen anderer Menschen, sondern über seinen Dienst unter den Heiligen Rechenschaft ab. Dieses „Rechenschaft-Geben“ darf auch nicht auf die bema, den Richterstuhl Christi, projiziert werden. Es geht um eine gegenwärtige, fortwährende Rechenschaftsablegung gegenüber Gott bezüglich der Arbeit und Mühsal in der Versammlung. Es ist gut, wenn der treue Vorsteher mit Freuden Rechenschaft geben kann, indem er davon spricht, wie er führte und Führung erfuhr, wie die Versammlung aus seinem Dienst Nutzen zog. Wie traurig ist es, wenn ein Vorsteher mit Seufzen Rechenschaft geben muß, indem er bereut, daß er nicht so wachsam oder eifrig gewesen ist, wie er es hätte sein können, oder wie wahre Vorsteher sein sollten! Das würde weder für ihn noch für die Heiligen nützlich sein. In jedem Fall werden die Führer – ob mit Freuden oder mit Seufzen – Rechenschaft darüber geben, wie sie den Dienst, der ihnen anvertraut wurde, ausgeübt haben.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Ich plauderte mit einem Freund, der vor Kurzem Bischof geworden war. Er war und ist ein wundervoller Mann, gelehrt, weise, kontaktfreudig, voller Ideen, Hingabe, Liebe und Güte. Man sollte meinen, jede Kirche wäre froh, ihn als Leiter zu haben. „Wie geht es dir nun in deiner neuen Aufgabe?“, fragte ich ihn. „Der Versuch, ein Leiter dieser Kirche zu sein“, erwiderte er, „ist wie der Versuch, mit einer Katze spazieren zu gehen.“ Nun gibt es sicher seltene Katzen, die gerne auf einen Spaziergang mitgenommen werden. Manchmal sagen wir, sie meinten, sie seien Hunde. Aber größtenteils reagieren sie eher ungnädig auf jeglichen Versuch, sie zu diesem oder jenem zu „ermuntern“. Sie schauen dann meistens etwas beleidigt und machen das Gegenteil. Nur zu oft hat es den Anschein, als verhielten sich Christen genauso. Die gegenwärtige Stimmung der westlichen Gesellschaft, in der jede Autorität unter Verdacht zu stehen scheint und alle Macht die Menschen angeblich korrumpiert, gibt den Leuten eine zusätzliche Entschuldigung, ihr eigenes Ding durchzuziehen, anstatt sich in irgendeiner Weise dem unterzuordnen, was irgendjemand anderer sagt. Dennoch gibt es in Gottes Kirche angemessene Verantwortungsstrukturen; denn in vielen Passagen stellen wir fest, dass Gott sein Volk als Schafe ansieht, die Hirten brauchen. Natürlich ist Jesus selbst der wahre Hirte, was der Hebräerbrief in Vers 20 sagen wird; aber wir sollten nicht vergessen, dass Jesus in Johannes 21 Petrus beruft, als Hirte über seine Herde zu handeln, und Jesus hat seitdem nicht aufgehört, Hirten zu berufen. Der Punkt besteht natürlich darin, dass Hirten dazu da sind, sich um die Schafe zu kümmern, nicht um sie wie ein Diktator zu „beherrschen“ oder sie für ihren eigenen Vorteil zu benutzen, wie es so viele Politiker sogar in der angeblich freien und demokratischen Welt tun. Wenn die Hirten ihre Aufgabe im Sinne des Erfinders ausüben, ist es im besten Interesse der Schafe, dorthin zu gehen, wohin sie geführt werden. Das ist nicht „Bevormundung“ (der heute übliche Vorwurf); es ist schlicht vernünftig. Jeder Christ, jede Gemeinde muss erkennen, dass Gott tatsächlich Leute beruft, um die Herde zu führen, zu lehren, anzuleiten und zu warnen, und dass es für alle Beteiligten besser ist, wenn diese Aufgabe mit Freude ausgeführt werden kann.
Glückselig sind deine Leute, glückselig diese deine Knechte, die beständig vor dir stehen, die deine Weisheit hören! Gepriesen sei Jehova, dein Gott, der Gefallen an dir gehabt hat, dich auf den Thron Israels zu setzen! Weil Jehova Israel ewiglich liebt, hat er dich zum König eingesetzt, um Recht und Gerechtigkeit zu üben. Elberfelder 1871 – 1.Könige 10,8–9
Heil deinen Leuten! Heil diesen deinen Dienern, die vor dir stehen alle Zeit, die deine Weisheit hören! Gepriesen sei der Ewige, dein Gott, der an dir Gefallen hat, dich auf den Thron Jisraels zu setzen; in ewiger Liebe zu Jisrael hat der Ewige dich zum König eingesetzt, um Recht und Gerechtigkeit zu üben. Die Philippson-Bibel – 1.Könige 10:8–9
Glücklich sind deine Männer; glücklich sind diese deine Diener, die beständig vor dir stehen, die deine Weisheit hören! Möge Jehova, dein Gott, gesegnet werden, der an dir Gefallen gefunden hat, so daß er dich auf den Thron Israels gesetzt hat; denn Jehova hat Israel auf unabsehbare Zeit geliebt, so daß er dich zum König eingesetzt hat, damit [du] Recht und Gerechtigkeit übst.“ neue Welt Übersetzung – Bi12 – 1.Könige 10:8–9
Obwohl sie ursprünglich skeptisch war, erkannte die Königin an, daß Salomos Weisheit und Wohlstand so groß waren, wie man ihr gesagt hatte. Obwohl sie wahrscheinlich eine Heidin war, wollte sie dem Herrn Glauben schenken, daß er Israel einen weisen König gegeben hatte, an dem er seine Freude hatte.
Walvoord Bibelkommentar
Das Glück, das die Königin den Dienern und anderen Männern zuschrieb, war auf ihre Beziehung zu Salomo zurückzuführen. Und dieses Glück wurde durch Weisheit ermöglicht. Die Königin war eine heidnische Herrscherin und kannte den Herrn vor ihrem Besuch bei Salomo nicht. Die Schlussfolgerung ist daher, dass er mit ihr über den Gott Israels gesprochen und ihm alle bisherigen Wohltaten zugeschrieben hatte.
E.M. Zerr – 1.Könige
Glücklich preist die Königin die Menschen, die in Salomos Umgebung leben und arbeiten. Das hebr. Wort ’aschrej ist im Gegensatz zu »gesegnet« (hebr. baruk, V. 9) nur im Blick auf Menschen verwendet. Am häufigsten begegnet uns das Wort in den Psalmen und in den Sprüchen, vereinzelt auch an anderen Stellen. Jesus hat das Wort öfters verwendet, besonders in den Seligpreisungen; auch in der Offenbarung kommt es gehäuft vor. Der Grund für den Glückwunsch ist an fast allen Stellen die Beziehung zu Gott. Der Glückwunsch der Königin ist insofern eine Ausnahme, weil es nicht um den Glauben, sondern um die Nähe zu Salomo geht. Glücklich preist sie »deine Männer«. Damit ist sehr wahrscheinlich der ganze Hofstaat gemeint, auch die Frauen können mit eingeschlossen sein. Sehr häufig wird mit »Männer« eine Gruppe um einen Führer oder König bezeichnet. In 1Mo 39,11.14 sind die »Männer des Hauses« das Hausgesinde. Mit »deine Diener, die immer vor dir stehen« nennt sie nochmals die führenden Beamten (V. 5), die in einer sehr engen Beziehung mit Salomo leben und arbeiten und somit auch »deine Weisheit hören«. Salomos Weisheit wird seit V. 4 zum vierten Mal genannt. Sie steht im Mittelpunkt dieses Berichtes. [9] Ein Lobpreis Jahwes durch einen ausländischen König ist auch von Hiram berichtet (5,21). Israels Glaube an Jahwe muss über die Landesgrenzen hinaus bekannt gewesen sein. Außerdem ist davon auszugehen, dass dieser Glaube auch Inhalt des Gesprächs zwischen Salomo und der Königin war. In zwei Aussagen nennt die Königin jeweils zuerst die Haltung Gottes: zunächst gegenüber Salomo (»der an dir Wohlgefallen hat«), dann gegenüber Israel (»weil Jahwe Israel für immer liebt«), darauf wird die praktische und sichtbare Konsequenz ausgeführt: Gott setzte Salomo auf Israels Thron und setzte ihn zum König. Häufig ist betont, dass es Jahwe war, der Salomo auf Israels Thron setzted. Aus diesem Grund kommt dem König aber auch eine besondere Aufgabe zu: Er soll Recht und Gerechtigkeit üben. Gerade weil er von Gott eingesetzt ist, hat er sein Amt in Verantwortung vor Gott zum Wohl des Volkes, das Jahwe liebte wahrzunehmen (vgl. 6,12). »Recht und Gerechtigkeit üben« fasste schon Davids Regierungsarbeit zusammenf. In Ps 72,2 werden »Recht und Gerechtigkeit« für den König erbeten und nach Jes 9,6; Jer 23,5; 33,15 sind »Recht und Gerechtigkeit« Kennzeichen des künftigen Messias und seines Friedensreiches.
Wuppertaler Studienbibel
Salomo mag gedacht haben, dass er einen politischen Fortschritt machte, indem er Israel in die Familie der Nationen aufnahm, aber die Folge war in Wirklichkeit ein geistlicher Rückschritt. Salomo schloss auch lukrative Handelsverträge mit anderen Nationen ab (10:1-15, 22), und die Nation blühte auf; aber der Preis, den er dafür zahlte, war zu hoch. Das Königreich Israel konnte nur gedeihen, wenn es Gott vertraute und die Bedingungen seines Bundes befolgte. Wenn sie dem Herrn treu waren, versprach er, ihnen alles zu geben, was sie brauchten, sie vor ihren Feinden zu schützen und ihre Arbeit zu segnen. Doch von Beginn der jüdischen Monarchie an machten die Führer Israels deutlich, dass sie „wie die anderen Völker“ sein wollten (1 Sam. 8), und Salomo führte sie diesem Ziel näher. Letztendlich heiratete Salomo viele heidnische Frauen und begann, ihre falschen Götter anzubeten, und der Herr musste ihn züchtigen.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Der Bericht über ihren Besuch gibt uns die Möglichkeit, einen Einblick in das Leben im Palast zu bekommen. Die Königin bestaunte nicht nur Salomos Palast, sondern war auch beeindruckt von den Mahlzeiten (4:7, 22-23), der Kleidung und dem Benehmen der Diener, der Sitzordnung der Bediensteten und Gäste und dem unglaublichen Reichtum, der auf und um die Tische herum zur Schau gestellt wurde. Sie begleitete Salomo auf seinem privaten Weg zum Tempel, wo sie ihm bei der Anbetung zusah. (Siehe 10:5 und 2. Chron. 9:4, NIV Rand.) Die Weisheit von Salomos Worten und der Reichtum von Salomos Königreich waren einfach zu viel für sie, und sie war selbst keine arme Frau! Sie brachte Salomo teure Geschenke, darunter eine Fülle von Gewürzen und 120 Talente Gold (viereinhalb Tonnen). Salomo revanchierte sich, indem er ihr von seinem königlichen Vermögen alles gab, was sie verlangte.
Die Königin konnte sich nicht beherrschen. Sie verkündete öffentlich, dass Salomo und seine Diener die glücklichsten Menschen auf Erden sein müssten, obwohl es Salomo war, der später das Buch Prediger schrieb und erklärte: „Eitelkeit der Eitelkeiten, alles ist eitel!“ Wir fragen uns, ob sich Salomos Beamte und Diener nicht allmählich an all den Prunk und die Umstände des Hoflebens gewöhnten, vor allem an die pompöse Zurschaustellung von Reichtum. Schon Salomo schrieb: „Besser ist ein wenig mit der Furcht des Herrn, als ein großer Schatz mit Mühe. Besser ist ein Krautessen, wo die Liebe ist, als ein gemästetes Kalb, wo der Hass ist“ (Spr 15:16-17, NKJV). Salomos weise Worte mögen die Tischgäste begeistert haben, aber die Beamten und Diener hatten sie schon einmal gehört. Eine der Gefahren, wenn wir in einer solchen Situation leben, besteht darin, dass wir anfangen, Dinge als selbstverständlich anzusehen, und sie bald gar nicht mehr zu schätzen wissen. Das kann sowohl für geistige Schätze als auch für materiellen Reichtum gelten.
Als die Königin sagte: „Gesegnet sei der Herr, dein Gott“, bekräftigte sie damit nicht ihren persönlichen Glauben an Jehova. Damals glaubten die Menschen an „territoriale Gottheiten“. Jede Nation hatte ihren eigenen Gott oder ihre eigenen Götter (1. Könige 20:28), und wenn man sein Land verließ, ließ man seine Götter zurück (1. Sam. 26:19). Als sie nach Hause zurückkehrte, betete die Königin die Götter ihres eigenen Landes an, obwohl sie die Herrlichkeit des Gottes Israels gesehen und seine Weisheit gehört hatte. Jesus lobte die Königin von Saba nicht für ihren Glauben, sondern für die Tatsache, dass sie sich die Mühe machte, 1.500 Meilen zu reisen, um die Weisheit Salomos zu hören, während der Sohn Gottes, der „größer als Salomo“ war, mitten unter dem jüdischen Volk weilte (Mt 12,39-42). Die Tragödie einer verpassten Gelegenheit!
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Die Königin von Saba ist erstaunt und ruft aus, wie glücklich (8) Salomos Volk und seine Beamten sein müssen. In diesem Kapitel wird jedoch nicht erwähnt, dass die Bevölkerung davon profitiert (anders als in 4,20-25). Der Reichtum, der Salomo zufällt, gehört ihm, nicht dem Volk. Es ist die Königin von Saba, eine Ausländerin, die eine breitere Perspektive hat, als sie von der ewigen Liebe des Herrn zu Israel spricht, die Salomo zum König gemacht hat, und hinzufügt, dass die wichtigste Aufgabe eines Königs darin besteht, für Recht und Gerechtigkeit zu sorgen (9; vgl. 3:9, 28). Zu Beginn seiner Regierungszeit wurde Salomos „Gerechtigkeit“ von „ganz Israel“ bewundert (3,28), aber was die Königin von Saba selbst gesehen hat, sind Antworten auf schwierige Fragen (1, vgl. 3) und die Zurschaustellung von königlichem Reichtum. In diesem Zusammenhang ist ihr Lob etwas, auf das Salomo reagieren muss!
NIV Bible Speaks Today
10:9 GOTT, die Liebe – Gottes Bund mit Israel ist auf seine ewige Liebe zu seinem Volk zurückzuführen. Diese Liebe zeigte sich sogar gegenüber einem fremden Herrscher, der andere Götter anbetete. Siehe Anmerkungen zu 8:23; Ex 3:7; 1Joh 4:7-21. 10:9 AUSWAHL, VERANTWORTUNG – Die Königin von Saba wusste, dass Gott Israel aufgrund seiner ewigen, bedingungslosen Liebe erwählt hatte. Siehe Anmerkung zu Dtn 7:6-15. Sie erinnerte Salomo daran, dass seine Erwählung die Verantwortung mit sich bringt, gerecht und rechtschaffen zu regieren. Gott erteilt keinen Freibrief für Nachgiebigkeit, wenn er eine Person oder ein Volk zum Gegenstand der Erwählung macht. Die Erwählung durch Gott ist ein Aufruf zu Gehorsam und Verantwortung.
Denn ich, der Herr, dein Gott, bin es, der deine Hand erfasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir! Allioli Bibel – Jesaja 41,13
Denn ich, der Ew’ge, dein Gott, ich stärke deine Rechte, ich, der zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir! Die Philippson-Bibel – Jesaja 41:13
Diese Verse sollen bei Gottes Knechten in ihrer Not ihre Ängste zum Schweigen bringen und ihren Glauben ermutigen. Vielleicht sollen sie in erste Linie Gottes Israel im Exil unterstützen, doch alle, die Gott treu dienen, können „durch das Ausharren und den Trost der Schriften Hoffnung fassen“ (Röm 15,4). Wir haben hier ein Wort der Ermahnung, des Rates und des Trostes, das so oft wiederholt wird: „Fürchte dich nicht“ (Vers 10) und wieder (Vers 13.14): „Fürchte dich nicht.“ Es ist gegen Gottes Wunsch für sein Volk, wenn es ein furchtsames Volk ist.
Sie können darauf vertrauen, dass er als ihr Gott unter ihnen gegenwärtig ist: „Ich … ergreife deine rechte Hand“ (Vers 13), „werde Hand in Hand mit dir gehen“; einige lesen es jedoch so: „Er wird unser Führer sein.“ Wenn wir schwach sind, wird er uns stützen. Er wird uns ermutigen und uns in seiner rechten Hand halten (Ps 73,23). Er wird Ängste zum Schweigen bringen. „Ich … sage dir: ‚Fürchte dich nicht‘ “ (Vers 13). Er hat es in seinem Wort immer wieder gesagt, doch er wird noch weiter gehen: Er wird es durch seinen Geist ihrem Herzen sagen.
Der Neue Matthew Henry Kommentar
Nimm meine Hand!
Ich, der HERR, dein Gott, ergreife deine rechte Hand, der ich zu dir spreche: Fürchte dich nicht, ich helfe dir! (Jes 41,13). Ein kleiner Knabe hatte sein Bett dicht neben dem seines Vaters. Oft geschah es, dass er in der Nacht erwachte, und wenn alles so finster war, kam Angst über ihn. Dann streckte er sein Händchen nach dem Bett des Vaters hinüber und rief: «Bitte, Papa, nimm meine Hand!» Der Vater fasste dann liebevoll das Händchen des Kleinen, und sogleich verschwand die Furcht. Das Kind fiel wieder in einen ruhigen Schlaf. Es fühlte, der Vater war bei ihm, es brauchte sich nicht zu fürchten. So dürfen auch wir, wenn Furcht und Angst uns erfassen wollen, erfahren, dass der Herr in besonderer Weise seine allmächtige Hand ausstreckt, um uns zu beruhigen und zu trösten. Er hat noch nie eins der Seinen, das Ihm die Hand willig gab, untergehen lassen.
Halte fest 1958 – Seite 252
Das furchtsame Volk Gottes, das den grausamen Launen menschlicher Macht zum Opfer gefallen ist, wird gerechtfertigt werden, denn keine menschliche Feindseligkeit kann Gott besiegen.
Die ESV Studienbibel
Der Herr wird die rechte Hand der Exilanten halten (42,6), so wie er die Hand von Mose hielt (63,12). Der Herr ist mit ihnen; sie haben nichts zu befürchten.
Die Nelson Studienbibel
Nachdem Gott Israel seine unerschütterliche Unterstützung zugesichert hatte, offenbarte er als Nächstes die Niederlage der Nationen (Verse 11-13). In Vers 11 weist er auf das Scheitern dieser Völker hin: Siehe, alle, die gegen dich zornig sind, werden zu Schanden und zu Boden fallen; die mit dir streiten, werden wie nichts sein und umkommen. Vor allem die Götter der Völker, die in dem größeren Zusammenhang, der in Jesaja 40 beginnt, erwähnt werden, werden versagen. Infolgedessen werden sie gedemütigt und zuschanden gemacht, und die Völker selbst werden verschwinden.
Vers 12 fügt hinzu, dass die heidnischen Völker nicht nur nicht mehr zu finden sein werden, sondern auch wie etwas, das nie existiert hat: „Du wirst sie suchen und nicht finden, auch nicht die, die mit dir streiten; sie, die gegen dich streiten, werden wie ein Nichts und wie ein Nichts sein. Wenn Gott die Nationen, die in den letzten Tagen der Trübsal gegen Israel aufgebracht sind, vernichtet, können sie genauso gut gar nicht mehr existieren.
Vers 13 nennt den Grund dafür: Denn ich, Jehova, dein Gott, werde deine rechte Hand halten und zu dir sagen: Fürchte dich nicht, ich werde dir helfen. JHWH wird Israels rechte Hand ergreifen. Er wird ihr helfen, und deshalb soll sich Israel nicht fürchten.
Deshalb leget ab alle Unsauberkeit und alles Übermaß von Schlechtigkeit, und empfanget mit Sanftmut das eingepflanzte Wort, das eure Seelen zu erretten vermag. Elberfelder 1871 – Jakobus 1,21
Legt also alles Gemeine und Schlechte ab und nehmt bereitwillig das Wort an, das Gott euch ins Herz gepflanzt hat. Es hat die Macht, euch zu retten. Gute Nachricht Bibel 2018 – Jakobus 1:21
Deshalb legt alles ab, was euch beschmutzt, alles Böse, was noch bei euch vorhanden ist (- Od was euch beschmutzt, und auch noch den letzten Rest von Bösem -), und geht bereitwillig auf die Botschaft ein, die euch ins Herz gepflanzt wurde und die die Kraft hat, euch (- eure Seelen -) zu retten. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Jakobus 1,21
Trennt euch deshalb von allem inneren Schmutz und von der Bosheit und nehmt ganz lernbereit das in euch eingepflanzte Gotteswort auf, denn es hat die Kraft, euch ganz von allem Bösen zu befreien. Das Buch – Jakobus 1:21
Interessant – nicht Broschüren, nicht Traktate, nicht „hören von Predigten“ oder „schaut youtube“ – sondern das gebetsvolle Lesen und Studieren der Bibel soll nach diesem Vers „uns retten“! Und was machen wir Christen, wenn wir Menschen retten wollen? Geben wir diesen etwa Broschüren, Traktate und Filmchen – oder tatsächlich die Bibel in die Hand?? Warum machen wir meist immer den Fehler, und geben eben nicht das vom heiligen Geist inspirierten Buch??
Es ist daher nötig, alle Unsauberkeit (ryparian; das Wort steht nur an dieser einen Stelle im Neuen Testament; vgl. rypara, „unsauber“, in Jak 2,2) und alle Bosheit abzulegen und das Wort …, das in euch gepflanzt ist, anzunehmen. Die Wendung „in euch gepflanzt“ (emphyton; das Wort steht ebenfalls nur an dieser Stelle im Neuen Testament) bedeutet nicht „aufgepfropft“, sondern soviel wie angeboren, innerlich verschmolzen mit, verwurzelt im fruchtbaren Boden der Seele. Dieses Wort Gottes hat die Kraft, eure Seelen selig zu machen.
Walvoord Bibelkommentar
Die Formulierung „schnell zu hören“ (V. 19) erinnert uns daran, wie der Christ Gottes Wort hören und ihm gehorchen sollte, das Thema dieses Abschnitts. Jakobus verwendet in V. 21 eine Illustration aus der Landwirtschaft, wenn er von „Erstlingsfrüchten“ und „dem eingepflanzten Wort“ spricht. Möglicherweise bezieht sich Jakobus auf das Gleichnis vom Sämann (Mt 13,1-9, 18-23), in dem das Herz mit dem Boden und das Wort mit dem Samen verglichen wird. Wenn Gläubige das Wort empfangen und in Prüfungen Kraft daraus schöpfen wollen, dann müssen sie das Unkraut ausreißen! „Überfluss an Bosheit“ kann mit „Wildwuchs der Schlechtigkeit“ übersetzt werden – Unkraut! Der Boden des Herzens muss für die Aufnahme des Wortes vorbereitet werden. Wenn wir uneingestandene Sünde in unserem Herzen haben und Bitterkeit gegen Gott wegen unserer Prüfungen, dann können wir das Wort nicht empfangen und dadurch gesegnet werden.
Wiersbes Erläuterungen zum Neuen Testament
Überraschend ist nicht zuletzt der Schluss von V. 21: „und nehmt das eingepflanzte Wort an, das eure Seelen retten kann“. Dieses „eingepflanzte Wort“, „das eure Seelen retten kann“, erinnert an I Petr 1,23 und 1,9 und muss wohl allgemein von der christlichen Botschaft verstanden werden. Ἔμφυτος ist wieder neutestamentliches Hapaxlegomenon. „Eingepflanzt“ wurde die Botschaft durch die Verkündigung. Aber weshalb muss die Botschaft dann noch „angenommen“ werden, wenn sie doch schon eingepflanzt ist? Jakobus will wohl sagen: Obwohl oder gerade weil das Wort schon Wurzel geschlagen hat, muss es immer wieder neu angeeignet werden durch die Bekräftigung unseres Willens und durch seine Befolgung in der Tat. Im Bild gesprochen: Was gepflanzt ist, muss gegossen und gepflegt werden (vgl. I Kor 3,6ff.). Die paulinische Abfolge von Indikativ und Imperativ findet sich der Sache nach also auch bei Jakobus. Außerdem ist klar, dass hier die menschliche Freiheit vorausgesetzt wird, das Wort entweder anzunehmen oder abzulehnen. Um den Schlusssatz von V. 21 im Zusammenhang zu verstehen: Die Überwindung des Zorns durch die Sanftmut setzt voraus, dass die Gemeindeglieder das Wort Gottes immer wieder neu bei sich wirken lassen.
Gerhard Maier – Der Brief des Jakobus
Diese Erwägung verflicht sich mit der Frage, wie das Wort rette. Wären griechische Einflüsse bei Jakobus sichtbar, so könnte die Vorstellung die sein: vor dem kommenden Richter legt der Glaubende das Bekenntnis zu seiner Herrschaft ab und wird deshalb freigesprochen. Dann würde das Wort dadurch retten, daß es gewußt und bekannt wird, wie sich in den Mysterien die Geweihten Worte einprägten, die sie aufsagen wollten, wenn die feindlichen Mächte des Jenseits sie bedrängen werden. Aber von dieser Fassung der rettenden Macht des Worts aus gibt es keinen Übergang zum Folgenden. Nach dieser Deutung macht das Wort keinen anderen Anspruch an den Menschen, als daß er es so wisse und sich so einpräge, daß er es in der gefahrvollen Stunde aufsagen kann. Allein das Wort, dem Jakobus die rettende Kraft zuschreibt, verlangt freilich den Hörer, aber nicht nur den Hörer, sondern denjenigen Hörer, der zum Täter wird. Das bedeutet: das Wort rettet nicht dadurch, daß es einst vor dem Richter bekannt wird, sondern dadurch, daß es jetzt das Eigentum des Menschen wird, jetzt ihn gläubig und dadurch auch gehorsam macht. Gegen Mat. 7, 22 entsteht bei Jakobus keine Spannung. Er hat dem nicht widersprochen, daß das Bekenntnis „Herr, Herr!“ die Rettung nicht verschaffe, wenn es nicht mit dem Gehorsam gegen den göttlichen Willen verbunden sei. Damit ist aber die rettende Kraft des Worts nicht mehr an den Umfang der Erkenntnis gebunden, die das Wort vermittelt, sondern davon abhängig gemacht, daß es den Menschen mit dem für ihn gültigen Willen Gottes einige. Es könnte damit ein Satz ausgesprochen sein, der am Schweigen des Jakobus über „die zum Heil notwendigen Artikel“ wesentlich mitbeteiligt war.
Schlatter – Der Brief des Jakobus
„Mit Sanftmut“ muß Gottes Wort nicht nur gehört, sondern auch weitergesagt werden. Sie meint die demütige Willigkeit für Gottes Wort, aber auch die Behutsamkeit und Unaufdringlichkeit mit Gottes Wort, dort, wo wir es andern bringen. Voran Jesus ist den Menschen so begegnet (Mt 11,29). Und auch Paulus mahnt: „Liebe Brüder, wo ein Mensch etwa von einem Fehler übereilt würde, so helfet ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist ihr, die ihr geistlich seid“ (Gal 6,1). Im NT gilt nicht ohne weiteres die Gleichung, daß der Schärfste auch der Treueste und Geistlichste sei. Zwar ist es in den uns heute aufgetragenen theologischen Auseinandersetzungen nötig, aller Vernebelung und Relativierung der biblischen Botschaft entgegenzuwirken und auch aller Neigung zum Ausgleich auf Kosten der Wahrheit, unseres Herrn und des Menschen, der gerettet werden soll. Aber zugleich muß auch um den Irrenden mit der Liebe unseres Herrn geworben werden. „Das in euch eingepflanzte Wort“: Mit dem Wort kommt der Geist (Johannes 6,63;Apostelgeschichte 10,44). Und der Geist ist das neue Leben aus Gott (Hes 37,14), das in uns eingepflanzt wird wie die Edelreiser in die Äste eines Baumes. Sonst gleichen wir in unserer alten natürlichen Art, in unserem „Fleischeswesen“ (vgl. Rö 7,14;8,7;Gal 5,19.20) den „wilden“, „verwilderten“ Bäumen. Wenn wir dann weiter das Wort mit „Sanftmut“ annehmen, kommen die „veredelten Zweige“ auch zum gesunden Wachstum. Die wilden Schößlinge dagegen werden beseitigt (vgl. Gal 5,24). Und schließlich kommt es zum gesunden Fruchttragen. Der ganze Baum ist durch das Edelreis bestimmt, und „ein guter Baum bringt gute Früchte“ (Mt 7,17;Gal 5,22). „… das die Kraft hat, eure Seelen zu retten“: Böse Bäume, die nicht gute Frucht bringen, werden abgehauen (Mt 3,10;7,19;Lk 13,6-9). Wer das neue Leben nicht in sich trägt, wird einmal nicht angenommen (Johannes 3,3). Nur „gute Bäume“ bleiben erhalten und werden (endgültig) ins himmlische Wesen „versetzt“ (vgl. Eph 2,6), in das „Reich seines lieben Sohnes“ (vgl. Kol 1,13).
F. Grünzweig – Wuppertaler Studienbibel
Vers 21 stellt eine weitere Verpflichtung vor: das Wort aufnehmen. Hier stellt Jakobus das Wort Gottes als einen Samen dar. Deshalb – ein Bezug auf Vers 20 – ist es die Pflicht der Gläubigen, das Wort aufzunehmen. Das Konzept vom Aufnehmen des Wortes findet sich auch in Apostelgeschichte 17,11 und in 1 Thessalonicher 2,13. Für das Aufnehmen des Wortes gibt es sowohl eine negative als auch eine positive Bedingung.
Im negativen Sinn muss man, um das Wort aufzunehmen, alle Unsauberkeit und das Übermaß der Schlechtigkeit ablegen. Das Wort für ablegen bedeutet, ein Kleidungsstück „auszuziehen“. In Apostelgeschichte 7,58 wird es im wörtlichen Sinne gebraucht, als die Männer ihre Kleider „ablegten“, um Stephanus zu steinigen. Im hier vorliegenden Vers wird das Wort bildlich gebraucht: Unsauberkeit und das Übermaß der Schlechtigkeit ablegen, als würde man ein Kleidungsstück ausziehen. Das Ablegen geht dem Aufnehmen voraus. Man muss alle Unsauberkeit ablegen – ein Wort, das nur hier und nirgendwo sonst gebraucht wird. Gemeint ist Dreck und Schmutz im wörtlichen Sinn. Bildlich bezieht sich der Begriff auf Lüste und böse Leidenschaften, moralische Unsauberkeit und Unreinheit; er bezieht sich auf alle moralisch verunreinigenden Dinge. Gläubige müssen auch geistliche Schlechtigkeit ablegen. Das griechische Wort bedeutet Schlechtigkeit im Sinne von Laster, im Gegensatz zu Tugend. Das Übermaß an Schlechtigkeit, Schlechtigkeit in Fülle, eine ganze Menge Schlechtigkeit muss fortgeschafft werden. Alles muss weg – jede kleinste Krume. Wenn Schlechtigkeit beherbergt wird, können die Gläubigen weder das Wort noch seine Verpflichtungen fürs Alltagsleben aufnehmen. Der Autor befasst sich hier nicht mit den Voraussetzungen zur Errettung, sondern mit den Voraussetzungen zum Empfangen des Wortes für die Jüngerschaft.
Dann stellt uns Jakobus die positive Seite vor: nehmt das eingepflanzte Wort mit Sanftmut auf, das eure Seelen zu erretten vermag. Das Wort aufnehmen ist ein Imperativ, ein Muss. Es ist ein Aorist in einer Dringlichkeitsform. Gläubige müssen die Botschaft des Wortes mit einem Sinn der Dringlichkeit aufnehmen. Sie müssen es so aufnehmen, dass sie es willkommen heißen und sich zu Eigen machen, was es sagt. Der gleiche Begriff wird in Apostelgeschichte 17,11 für die Einwohner von Beröa gebraucht: Sie waren edel, weil sie die Botschaft des Paulus aufnahmen und die Schriften durchforschten, um Paulus’ Lehren zu prüfen. Die Aufnahme des Wortes in dieser Beröa-Haltung muss für Gläubige charakteristisch sein. Da Jakobus an Gläubige schreibt, ruft er sie nicht zur Rettung. Als Gläubige sind sie aufgerufen, das Wort dermaßen aufzunehmen, dass sie seinen Geboten gehorchen. Die Art der Aufnahme: mit Sanftmut. Im griechischen Text steht das Wort Sanftmut an betonter Stellung im Satz; es betont die innere Einstellung gegenüber dem Wort. Es sollte eine Einstellung der Sanftmut sein – eine Haltung der Demut, im Gegensatz zu Selbstdurchsetzung, im Gegensatz zum Zorn in den Versen 19-20. Die beste Definition dieser Sanftmut in Beziehung zum Wort Gottes ist vielleicht „ein belehrbarer Geist“. Gläubige haben sich zu unterwerfen und genau das zu tun, was das Wort ihnen aufträgt – und es genau so zu tun, wie das Wort es ihnen aufträgt, anstatt nach Kompromissen zu suchen und nach Möglichkeiten zu forschen, um seine Aussagen zu ändern. Der Ansporn zum Aufnehmen des eingepflanzten Wortes ist die Fähigkeit, Seelen zu retten. Jakobus bezieht sich auf das eingepflanzte Wort, weil das Wort im Augenblick des ersten Glaubens eingepflanzt wurde. Es wird bei der Wiedergeburt eingepflanzt und wird im Herzen verwurzelt. Was im Herzen gesichert worden ist, muss man wachsen lassen; denn dieses eingepflanzte Wort hat die Fähigkeit, eure Seelen zu erretten. Weil das eingepflanzte Wort eine andauernde Fähigkeit zur Rettung besitzt, müssen Gläubige es in ihrem Leben sein volles Werk tun lassen. Sie werden durch das eingepflanzte Wort gerettet, sobald sie glauben; und in diesem Moment werden sie wiedergeboren. Hier bezieht sich Jakobus auf eine zukünftige Rettung – die endzeitliche Rettung; die letzte und vollständige Errettung, die bei der Wiederkunft Jesu geschieht, bei der auch unser Leib gerettet wird. Jakobus greift zwei Mal darauf zurück: 4,12 und 5,20.
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