Darum übe ich mich auch, allezeit ein Gewissen ohne Anstoß zu haben vor Gott und den Menschen.
Elberfelder 1871 – Apostelgeschichte 24,16
Darin übe ich mich, allezeit ein unverletztes Gewissen zu haben vor Gott und den Menschen.
Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017 – Apg 24,16
Darum übe auch ich mich darin, allezeit ein unangefochtenes Gewissen zu haben vor Gott und den Menschen.
Zürcher Bibel 2007 – Apostelgeschichte 24:16
Darum bin auch ich selbst bestrebt, stets ein einwandfreies Gewissen gegenüber Gott und den Menschen zu haben.
Leonberger Bibel – Apg 24:16
Unterdessen übe ich auch selbst immer wieder, ein unanstößiges Gewissen im Verhältnis zu Gott und den Menschen durchgängig aufrechtzuerhalten.
Gottes Agenda – Apostelgeschichte 24,16
Was wollte Paulus über sein Gewissen aussagen? War er überzeugt, immer alles richtig zu machen? Ordnete er sich einer geistlichen Elite unter? Das hatte Paulus früher getan – und hatte deshalb geglaubt, er müsse die Nachfolger Jesu verfolgen. Doch nun ließ er sich ausschließlich von Gottes Geist und Gottes Wort leiten!
»Darin bemühe ich mich auch selbst, in allem ein unverletztes Gewissen vor Gott und den Menschen zu haben« (V. 16).
Edition C Bibelkommentar
Paulus verstand sich als ein Jude, der den Messias Israels gefunden hat. Er wollte nicht aus seinem Volk ausbrechen, es vielmehr zu Jesus führen. Guten Gewissens konnte er dies feierlich feststellen (V. 14: »Ich versichere dir…«).
So kann denn jemand zu der Auffassung kommen, eine gewisse böse Handlungsweise sei richtig. Wenn er sich dauernd durch ein beflecktes oder verhärtetes Gewissen leiten läßt, wird es mit ihm immer schlimmer werden. Es besteht für ihn weniger Hoffnung als für einen Übeltäter. Es wird immer schwieriger, ihn zurechtzubringen und ihm zu zeigen, was recht ist. Er wird seine böse Handlungsweise wahrscheinlich bewußt weiterverfolgen. Ja, so kann ein Mensch leicht dem Feinde Gottes, dem Gegner aller Gerechtigkeit, Satan, dem Teufel, dienen, und dies sogar mit gutem Gewissen! Obwohl ihn aber sein Gewissen entschuldigen mag, steht er nicht gerechtfertigt da. Der Apostel Christi erklärt unzweideutig: „Ich bin mir keiner Sache bewußt, die gegen mich spricht. Dadurch aber stehe ich nicht gerechtfertigt da, sondern Jehova ist es, der mich prüft.“ — 1 Korinther 4:4, NW.
Wachtturm 15.November1957
Wann können wir uns denn der Stimme unseres Gewissens ruhig unterordnen? Erst nachdem sich unser Sinn und unser Gewissen der Gerechtigkeit Gottes untergeordnet haben. Gewissenhaftigkeit oder Aufrichtigkeit genügen nicht. „Ich lege für sie das Zeugnis ab, daß sie Eifer für Gott haben, doch nicht gemäß genauer Erkenntnis; denn weil sie die Gerechtigkeit Gottes nicht erkannten, sondern ihre eigene aufzurichten suchten, unterwarfen sie sich nicht der Gerechtigkeit Gottes.“ — Römer 10:2, 3, NW.
Um unser Gewissen in der Gerechtigkeit Gottes schulen zu können, benötigen wir eine genaue Erkenntnis. Diese Art der Erkenntnis finden wir nur in Gottes geschriebenem Wort, der Bibel. „Alle Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zum Lehren, zum Überführen, zum Richtigstellen der Dinge, zur Zucht in der Gerechtigkeit.“ „Denn das Wort Gottes ist lebendig und übt Macht aus und ist schärfer als irgendein zweischneidiges Schwert; es dringt hindurch bis zur Scheidung von Seele und Geist und der Gelenke und ihres Markes und ist imstande, die Gedanken und Absichten des Herzens zu beurteilen.“ — 2 Timotheus 3:16; Heb. 4:12, NW.
Gottes Wort vermag also unser Gewissen in der Gerechtigkeit zu erziehen, wir müssen nur bereit sein, die genaue Erkenntnis über Gottes Maßstab der Gerechtigkeit in uns aufzunehmen. Wenn wir Gottes Gesetze und Gebote kennenlernen und ihnen dann gehorchen, werden wir in die Lage versetzt, der biblischen Aufforderung nachzukommen: „Behaltet ein gutes Gewissen.“ Wie kostbar ist ein gutes Gewissen, ein Gewissen, das uns nicht eines Unrechts beschuldigt, das wir Gott oder einem Menschen zugefügt hätten! Ein Apostel, dessen Gewissen durch Gottes Wort geschult war, erklärte: „In dieser Hinsicht übe ich mich in der Tat, fortgesetzt das Bewußtsein zu haben, keinen Verstoß wider Gott und Menschen zu begehen.“ — 1. Pet. 3:16; Apostelgeschichte 24:16, NW.
Möchtest auch du ein so gutes Gewissen haben? Möchtest du dich auf dein Gewissen verlassen können? Dann mußt du folgende zwei Dinge tun: 1. Belehre oder schule dein Gewissen, damit es zwischen Recht und Unrecht unterscheiden lernt, indem du Gottes Wort als Mittel zur Erziehung benutzt, und 2. gehorche den Befehlen deines belehrten Gewissens, ungeachtet der Folgen.
Ohne die erste dieser Voraussetzungen, ohne ein klares Verständnis dessen, was Gott als Recht und Unrecht betrachtet, kann das Gewissen niemals ein sicherer Führer sein. Weshalb nicht? Weil es uns dann lediglich veranlaßt, das zu tun, was wir für recht halten, und wenn unsere Ansichten über Recht und Unrecht verkehrt sind, können wir zu einer Handlung veranlaßt werden, die dem Gesetz Gottes direkt widerspricht. Ja wir können sogar soweit kommen, daß wir gegen Gott kämpfen.
Dabei aber übe ich mich usw. Wie wir aus mehreren Stellen der Schrift entnehmen können, gibt es keinen schärferen Stachel und Antrieb zu einem rechten und heiligen Leben als die Hoffnung auf die letzte Auferstehung. An sie erinnert Paulus die Gläubigen auch sonst mehrfach, wenn er sie besonders wirksam ermahnen will (Phil. 3, 20). Darum hat auch hier seine Behauptung guten Grund, dass er eben auf der Unterlage dieses Glaubens sich bemühe, rein vor Gott zu leben und den Menschen gegenüber Gerechtigkeit zu pflegen. Sein Gewissen bezeichnet er als unverletzt, buchstäblich „nicht gestoßen“; denn Knechte Gottes sind bestrebt, Anstöße aus dem Wege zu wälzen, die ihren Lauf hindern würden. Der Apostel setzt aber eine doppelte Beziehung des Gewissens: gegen Gott und die Menschen. Die innerste Empfindung des Herzens schaut allein auf Gott; daraus erwächst dann Treue und Rechtschaffenheit, die wir gegen die Menschen beweisen. Indem Paulus beides für sich in Anspruch nimmt, die Frömmigkeit im Verkehr mit Gott und die Gerechtigkeit im Umgang mit den Menschen, gibt er zu verstehen, dass nur der in Wahrheit auf die letzte Auferstehung hofft, der im Gutestun niemals müde wird. Denn dass er sich allenthalben um ein gutes Gewissen bemüht, besagt eben, dass er stets in dieser unveränderten Richtung ausharrt.
Jean Calvin – Apostelgeschichte
In Vers 16 stellt Paulus fest, dass sein eigenes Gewissen rein ist: „Darin übe ich mich auch, um ein Gewissen zu haben, das vor Gott und den Menschen allezeit untadelig ist. Das griechische Wort für „üben“, askō, bedeutet „sich bemühen“, „arbeiten“, „sich anstrengen“. Paulus gab sich große Mühe und bemühte sich, sein Gewissen gegenüber Gott und den Menschen rein zu halten. Er war nicht schuldig, jemanden zu beleidigen; er brachte niemanden zum Straucheln. Dies war eine Bestätigung der Behauptungen, die er in Apostelgeschichte 23,1 aufgestellt hatte.
Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Apostelgeschichte
Sein Verhalten stimmte mit seiner Frömmigkeit überein (Vers 16): „Daher übe ich mich darin, allezeit ein unverletztes Gewissen zu haben gegenüber Gott und den Menschen.“ Dieser Satz von Paulus hatte den gleichen Inhalt wie das, was er vorher vor dem Hohepriester dargelegt hat (Apg 23,1): „Ich habe mein Leben mit allem guten Gewissen vor Gott geführt.“ Beachten Sie:
Der Neue Matthew Henry Kommentar
Was das Ziel und der Wunsch von Paulus war: „ein unverletztes Gewissen zu haben“. Entweder:
„Ein Gewissen, das nicht verletzt, das mir nichts Falsches sagt oder mich in irgendeiner Sache irreführt.“ Oder:
Ein Gewissen, das nicht verletzt ist. „Danach strebe ich, es zu haben, mit meinem eigenen Gewissen eine gute Beziehung zu behalten. Ich bin genauso vorsichtig darin, mein Gewissen nicht zu verletzen, wie ich es bin, einen Freund nicht zu verletzen, mit dem ich täglich zusammen bin.“
Wie er darum bemüht war, sich dabei im Griff zu haben, wenn er dem nachgeht: „Ich übe mich darin; ich mache es zu meiner stetigen Beschäftigung.“ Diejenigen, die dies taten, wurden von dem hier benutzten Wort her, asko, Asketen genannt: „Ich ringe darum, ich ringe darum, mein Gewissen rein zu halten.“ Der Umfang dieses Zieles:
Zu aller Zeit: „allezeit ein unverletztes Gewissen zu haben“. Paulus war sich bewusst, dass er die Vollendung noch nicht erlangt hatte (Phil 3,12), und dass er das Böse doch tat, was er nicht tun wollte (Röm 7,19). Sünden aus Schwäche machen das Gewissen unruhig, doch sie verwunden es nicht, wie es vermessene Sünden tun; obwohl das Gewissen verletzt werden kann, muss man dafür Sorge tragen, dass es keine bleibende Verletzung ist. Das erfordert jedoch, dass wir uns immer im Glauben und in der Buße üben.
In allen Dingen: „gegenüber Gott und den Menschen“. Die Sorge, die er für sein Gewissen trug, dehnte sich auf seine gesamte Pflicht aus, und er fürchtete sich davor, entweder gegenüber Gott oder gegenüber seinem Nächsten das Gesetz der Liebe zu brechen. Wir müssen uns davor hüten, etwas Unrechtes entweder gegenüber Gott oder gegenüber anderen Menschen zu denken, zu sagen oder zu tun (2.Kor 8,21).
Der Beweggrund dafür, es zu tun: „Darin ‚übe ich mich‘; darin: en touto. „Aus diesem Grund“, wie man es lesen kann. „Weil ich die Auferstehung der Toten und das zukünftige Leben in der Welt erwarte, übe ich mich.“
Weil die Hoffnung der Auferstehung durch seinen Sohn zur wahrhaft „lebendigen Hoffnung“ (1 Pt 1, 3) geworden ist, wird nun die „Eschatologie“ unmittelbar wirksam für die „Ethik“. Weil Paulus auf die tatsächliche „Auferstehung der Gerechten und Ungerechten“ zulebt, „deswegen übt er sich auch selbst, ein unverletztes Gewissen zu haben gegen Gott und die Menschen beständig“. Das „Gewissen“ hat Paulus stets sehr ernst genommen, auch gerade bei dem noch nicht Glaubenden (vgl. Rö 2, 15; 2 Ko 4, 2). Es ist nicht einfach „die Stimme Gottes“ in uns, wohl aber das Organ, mit dem wir den Anspruch Gottes an uns vernehmen. Je näher wir Gott stehen, umso feiner und richtiger reagiert unser Gewissen. Nun ist es leicht „verletzt“. Darum setzt der Christ Paulus eine beharrliche „Übung“ daran, so zu denken, zu reden und zu tun, daß sein Gewissen „unverletzt“ blieb und zwar sowohl Gott wie auch den Menschen gegenüber. Schon von da aus ist es völlig unmöglich, daß Paulus der gewissenlose Verbrecher ist, als den ihn die jüdische Anklage hinstellt.
Wuppertaler Studienbibel