Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was irgend er tut, das tut auch der Sohn gleicherweise.
Elberfelder 1871 – Johannes 5,19
In seiner Antwort darauf gab er ihnen folgende Belehrung: „Ich gebe euch die feste Versicherung“, – sagte er – „dass der Menschensohn aus sich selbst nicht das Geringste tun kann, sondern der Vater muss ihm zuerst zeigen, wie er es tun soll. Und nur das, was dieser ihm vormacht, kann der Sohn nachmachen.
Johannes Greber NT – 1936 – Johannes 5:19
Jesus erwiderte auf ihre Vorwürfe: »Amen, ich versichere euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun; er kann nur tun, was er den Vater tun sieht. Was der Vater tut, genau das tut auch der Sohn.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Joh. 5:19
Daher / antwortete Jesus und sagte / sagte zu ihnen: „Amen Amen Absolut wahrheitsgetreu sage Ich euch: Nicht kann der Sohn von sich selbst aus nicht eines / etwas tun, wenn Er nicht den Vater etwas / tun er blickt / sieht; denn was im konkreten Fall jener tut, dies tut auch der Sohn qualit. / gleich erweis.
Berd Fischer – Grundtextnahe Übersetzung des Neuen Testaments – Joh 5,19
Doch Jesus wurde noch deutlicher: „Ich sage euch die Wahrheit: Der Sohn kann von sich aus nur das tun, was er den Vater tun sieht. Was der Vater tut, das tut auch der Sohn. Der Vater liebt seinen Sohn, und er lässt ihn an allem teilhaben, was er selbst tut.
Willkommen daheim – Joh 5,19
Diese ist ein gutes Beispiel, wie sich die Sicht auf Jesus doch groß unterscheiden kann – die „Bibelkritik“ sieht Jesus nur als demütigen Menschen, der genau das tut, was ihm von oben befohlen wird, – die anderen sehen ihn Jesus „den Jehovah des AT“ der Abraham und Mose und vielen anderen persönlich erschienen war – aber im Ziel und Handeln mit dem Vater wirklich immer eins ist.
Schauen wir uns einige unterschiedliche Erklärungen an:
Diesem Vorwurf der selbstmächtigen Anmaßung tritt Jesus entgegen. Wieder „antwortet“ er, obwohl der Vorwurf nicht in direkter Rede formuliert war. Diese Antwort versucht eine grundsätzliche Verneinung des Vorwurfs. Jesus stellt sich nicht anmaßend in eigener Souveränität neben Gott oder gar gegen ihn. Er repräsentiert ihn vielmehr als sein Beauftragter. Das wird in der Vater-Sohn-Relation ausgedrückt. Als Sohn kann dieser „nichts von sich aus tun“. Jesus ist eben nicht wie Pharao, der nach dem eben zitierten Midrasch „sich selbst zur Gottheit machte“, indem er sagte (Ez 29,3): „Mir gehört der Nil und ich habe ihn gemacht.“ Er ist vielmehr wie Mose, der nach Num 16,28 nicht aus seinem Herzen, nicht von sich aus handelt, sondern er wirkt im Auftrag Gottes. Der Sohn tut nur, „was er den Vater tun sieht“. Daher kommt dessen Tun in seinem Tun zum Zuge. Der Sohn tut nichts anderes, nichts Eigenes, sondern eben das, „was jener tut“.
Wengst 2019 – Theologischer Kommentar zum Neuen Testament
Dem Mißverständnis und gefährlichen Vorwurf der Juden begegnet Jesus mit einer Erklärung über das Verhältnis, in welchem er zu Gott, seinem Vater, steht. Er kann sie nur in Form einer ihn selbst bezeugenden Offenbarungsaussage geben, auf die das ἀμὴν ἀμὴν κτλ. aufmerksam macht (s. zu 1, 51), weil sich sein Sohnesverhältnis jeglicher äußeren Beobachtung und Beurteilung entzieht. Darum ist es auch unwahrscheinlich, daß er ein ursprüngliches Gleichnis oder Bildwort aufnimmt. Jesu Beziehung zum Vater wird unmittelbar von der Sache her, nur mit analogen menschlichen Begriffen, angesprochen. Darauf weist schon die absolute Redeweise „der Sohn“, mit der Jesus zugleich das sachlich zutreffende Urteil der Juden bestätigt: er nennt Gott mit vollem Bedacht seinen eigenen Vater. „Der Sohn“ in dem ausschließlichen Sinn, den der Artikel erzwingt, entzieht sich jeglicher Einordnung in eine Mehrheit von „Söhnen“, einer Vergleichbarkeit mit menschlichen Söhnen. Er ist im Joh-Ev zum bevorzugten christologischen Titel geworden, zur Selbstprädikation Jesu4. Was das Offenbarungswort aber herausstellen will, ist die Tatsache, daß Jesus damit nicht zum Usurpator göttlicher Macht und Autorität wird, sondern in völliger Unterordnung unter Gott bleibt. Er muß so handeln und reden, wenn er Gott gehorsam und sich selbst treu bleiben will. Der Sohn kann „von sich aus“, aus eigenem Antrieb, nichts tun. Dieses „nicht von sich aus“ oder „nicht von mir aus“ spielt in Jesu Offenbarungsreden und in seinen Antworten an die Juden eine gewichtige Rolle1. Der Sohn verzichtet nicht nur auf alles eigenmächtige Tun, sondern kann gar nichts aus eigener Initiative tun, nicht reden, wie es ihm beliebt (7, 18; 8, 28; 14, 10), nicht anders richten, als er es vom Vater hört (5, 30). Das einzige, was er „aus sich selbst“, aus eigenem Entschluß, tut, ist die Hingabe seines Lebens, doch auch dies nach dem Auftrag des Vaters (10, 18). Er schaut bei all seinem Tun auf den Vater und empfängt von diesem den Antrieb zum eigenen Handeln. Das hatte er schon den Jüngern in 4, 34 gesagt; diese Stelle mit ihrer Aussage „damit ich sein Werk vollende“, zeigt darüber hinaus, daß er in der Tat mit dem Vater zusammen wirkt (s. zu 4, 34 und 36). Auf den Zusammenhang von Kap. 5 angewendet, heißt das: der Vater führte Jesus den Kranken vom Bethesdateich zu und gab ihm zu verstehen, daß er ihn heilen solle; der Vater erließ jenem gestraften Mann die Sündenschuld („Arbeit“ gnädiger Vergeltung) und wünschte, daß der Sohn das Werk der Heilung vollende.
Schnackenburg – Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament
Die zweite Zeile des Offenbarungsspruches ist noch stärker ins Grundsätzliche gewendet. Die Einheit des Zusammenwirkens von Vater und Sohn ist so groß, daß der Sohn das, was der Vater tut, „gleichfalls“ tut. Gemeint ist nicht ein neben- oder nacheinander erfolgendes Wirken in gleicher oder ähnlicher Weise, sondern ein gleichzeitiges, miteinander verbundenes Tun. Der Satz begründet (γάρ) das Schauen des Sohnes auf den Vater bei seinem Tun (erste Zeile) und damit auch, warum Jesus (am Sabbat) ebenfalls wie sein Vater „arbeitet“ (V 17). Dieses Wort wird dann in den Aussagen V 21f weitergeführt und auf das „Erwecken“ und „Richten“ angewendet. Damit wird deutlich, daß der Vater durch den Sohn wirkt, lebendig macht und richtet, und der Sohn nur das Werk des Vaters durchführt. Hier ist jegliche Analogie aus dem menschlichen Bereich überschritten. Für diese einzigartige Gemeinschaft im Handeln gibt es nur einen zureichenden Erklärungsgrund: das Verhältnis des göttlichen Logos zu Gott selbst (1, 1). In Kap. 5 ist aber wie vorher die Sendung des Sohnes in die Welt vorausgesetzt (vgl. 3, 16f. 34; 4, 34; 6, 29. 38 u. ö.). So wirkt der unsichtbare, transzendente Gott durch den inkarnierten Logos, seinen Sohn, in welchem er mit seinem Willen, Wort und Werk präsent ist. Der Sohn offenbart den Willen des Vaters, verwirklicht das, was jener selbst zu tun wünscht, ja bringt nur das zur Wirkung, was tatsächlich jener tut. In diesem zweizeiligen Offenbarungsspruch vom gemeinsamen Handeln des Sohnes und des Vaters fanden die Kirchenväter und späteren Theologen ihre seinshafte Christologie bestätigt: Der inkarnierte Logos ist Gott und Mensch zugleich, und darum kann er das Erlösungswerk Gottes an den Menschen durchführen1. Vom heutigen hermeneutischen Ansatz aus kann man sagen: In Jesus hat sich Gott den Menschen in höchster Weise als der zu ihrem Heil Wirkende mitgeteilt.
Von Vers 19-47 redet nur noch Jesus. Der Evangelist Johannes stellt ebenso wie Matthäus die Worte Jesu gerne in größeren Redeabschnitten zusammen (vgl. Mt 5-7; 10; 13; 18; 24-25). Ob Jesus alles, was die Verse 19-47 enthalten, zur selben Stunde gesprochen hat, bleibt offen. Der Text selbst sagt nichts darüber aus. So ist es möglich, dass Johannes Kernaussagen Jesu, die an den Anfang des strafrechtlichen Verfahrens gehören und allesamt in die Zeit von Jesu Aufenthalt in Jerusalem fallen, aber an verschiedenen Tagen formuliert wurden, in eine Einheit zusammengefasst hat. Auf jeden Fall liegt hier keine vollständige Rede, sondern eine Sammlung wichtiger Aussagen vor.
Gerhard Maier – Edition C
Wieder begegnet uns hier das doppelte »Amen«, das für das Johannesevangelium charakteristisch ist (vgl. Joh 1,51; 3,3.5.11). Die Synoptiker haben nur das einfache Amen. Weshalb dieser Unterschied zwischen den Synoptikern und Johannes besteht, wissen wir nicht. Vermutlich hat Jesus beide Formen gebraucht. Eins aber wissen wir:
Das »Amen« als Einleitung einer Aussage findet sich nur bei Jesus, nicht bei den jüdischen Rabbinen. »Amen« hängt zusammen mit dem hebr. Wort für »glauben«, »vertrauen«. Auf deutsch heißt es:
»Nehmt es für gewiss, was ich euch sage« bzw. »Verlässlich ist, was ich sage«. Hier kommt auf einfache Weise zum Ausdruck, dass Jesu Wort die Autorität des Gotteswortes hat. In Psalm 33,4 heißt es ja:
»Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss (ämunah!).« Die Evangelisten lassen das semitische »Amen« aus der Heimatsprache Jesu unübersetzt. Deshalb sollten wir es auch in der deutschen Bibel unübersetzt lassen.
Vom »Sohn« sprach Jesus schon gegenüber Nikodemus (Joh 3,16f.). Auch der Täufer nannte Jesus den »Sohn« (Joh 3,35ff.). Der »Sohn« ist hier eindeutig der durch 2Samuel 7,14; Psalm 2,7; Ps 89,27ff.; Ps 110,1ff. und Jesaja 7,14; Jes 42,1ff. angekündigte Gottessohn. Aber während die Juden bei Jesus einen lästerlichen Hochmut sehen, weist Jesus auf die völlige Abhängigkeit vom Vater hin:
»Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, nur was er den Vater tun sieht.« »Er kann« heißt freilich nicht, dass er von Natur aus nichts Böses tun könne. Der Sohn ist versuchlich (vgl. Joh 2,4 und die Versuchungsgeschichten Mt 4,1ff. parr) und kann prinzipiell ungehorsam werden (vgl. Mt 26,36ff. parr; Lk 4,13; Heb 4,15; 5,7ff.; Offb 5,5). Allerdings:
»In göttlicher Sache »kann der Sohn nichts von sich selbst tun«. Hier ist er total auf den Auftrag und das Beispiel des Vaters angewiesen. Der Vater also ist Basis, Norm und Kraftquelle seines Tuns:
»Nur was er den Vater tun sieht«, vollzieht der Sohn auf Erden. Es handelt sich also um die Würde -, Willens – und Wesensgemeinschaft der göttlichen Trinität, die uns Menschen immer ein Geheimnis bleiben wird. Am Vorrang des Vaters besteht aber keinerlei Zweifel (vgl. Joh 5,30; 7,17ff.; Joh 8,28.42; 14,10).
Der letzte Satz von Vers 19 ergänzt an einer wichtigen Stelle:
»Denn was jener (= der Vater) tut, das tut gleicherweise der Sohn.« Es ist also dem Sohn unmöglich zu ruhen, wenn der Vater wirkt. Und er »tut« genau das, was »jener« auch »tut« (vgl. Joh 10,37). Damit wird noch einmal das Handeln Jesu am Sabbat erklärt. Das »Wort gleicherweise« verbindet Vater und Sohn zu jener Einheit, von der in Joh 10,30 die Rede ist. Stimmt diese Deutung, dann darf man noch einen Schritt weitergehen. Es ist ja Gottes richterliches und vergeltendes Handeln, das nach allgemein jüdischer Auffassung auch am Sabbat nicht unterbrochen wird. Folglich hat Jesus an jenem Kranken als der vergehende, gnädige Gott gehandelt und die Vergebung gerade in Form der Heilung plastisch gemacht (vgl. Joh 21,15ff.).
»Der Vater liebt den Sohn«:
Das stand schon als Wort des Täufers in Joh 3,35 (vgl. die Erklärung dort). Allerdings findet sich jetzt ein anderes Wort für »lieben« im griechischen Urtext. Dieses neue Wort für »lieben« hat eventuell die besondere Bedeutung »das Eigene lieben«. Es drückt dann die Zusammengehörigkeit von Vater und Sohn auf besonders schöne Weise aus.
Die doppelte Verneinung mit οὐ und οὐδέν („gar nichts“) dient der Verstärkung. Das Relativpronomen ἃ mit der Partikel ἂν („was immer“) ist inhaltlich unbestimmt und bezieht sich auf alle Dinge. Die Konjunktion γὰρ („denn“) leitet die Begründung für den Prädikatverband οὐ δύναται ποιεῖν („er kann nichts tun“) ein. Das Pronomen ταῦτα („das“) leistet eine Gleichsetzung zum vorangehenden ἃ („was“), womit die Übereinstimmung im Tun dieser beiden Personen der Gottheit deutlich wird. Das Adverb ὁμοίως („ebenso“) bestimmt das Verb ποιεῖ („er tut“) näher und bringt damit wiederum die Einheit im Handeln zum Ausdruck.
P. Streitenberger – Das Johannesevangelium
„Der Sohn kann von sich aus nichts tun …“ (5,19), so beginnt Jesus seine große Verteidigungs- und Anklagerede in 5,19–47. Sein Werk stammt von einem anderen. Wer der andere ist, sagt der Nachsatz: „… außer dem, was er den Vater tun sieht.“ Das Verhältnis des Sohnes zum Vater ist das einer völligen Abhängigkeit. Sein Wirken ist die spiegelbildliche Übertragung des Handelns Gottes in diese Welt. Das betont der zweite Satz „Was jener nämlich tut, das tut genauso auch der Sohn“. Gemeint ist gewiss auch, dass Jesus auf Erden tut, was er gesehen hat, als er beim Vater war. Aber wenn nur das gemeint wäre, bestünde zwischen dem Tun des Sohnes und dem des Vaters doch eine zeitliche Differenz, und es handelte sich um verschiedenes Tun. Jesus will jedoch sagen, dass beider Wirken deckungsgleich, geradezu synchron ist. Er vollzieht auf Erden sichtbar das gleichzeitige unsichtbare Tun des Vaters. Das Sehen drückt die Unmittelbarkeit Jesu zum Vater aus, zugleich auch seine Abhängigkeit. Der Sohn ist die sichtbare Erscheinung des Vaters auf Erden. In ihm begegnet Gott und dessen verborgenes Wirken wird in Jesu Tun offenbar.
Schenke 2018 – Das Johannesevangelium: Vom Wohnen Gottes unter uns
Die Grundsätze von 5,19–20 gelten für das gesamte Wirken Jesu, für alle Werke, die noch größer sein werden als die bereits gezeigten. Von diesen größeren Werken ist nun Rede. Wie der Vater Tote erweckt und lebendig macht, so auch der Sohn. Wieder ist zu beachten, dass das Handeln von Vater und Sohn nicht in zwei Aktionen auseinanderfällt, sondern eines ist: Im lebendig machenden Tun des Sohnes wirkt zugleich Gott. Die Verben stehen im Präsens. Es ist also nicht an die endzeitliche Auferweckung der Toten gedacht, sondern das gegenwärtige Wirken des geschichtlichen Jesus wird umschrieben. Darum kann es auch heißen „die er will“, was zur Vorstellung einer allgemeinen Auferstehung der Toten nicht passt.
Jesus wirkt als der Sohn nicht nur dasselbe wie der Vater, vielmehr gilt auch, dass der Vater gar nichts tut außer durch den Sohn. Jesus nimmt also nicht nur teil am Wirken des Vaters, sein Tun ist zugleich das Tun des Vaters. Dies bringt 5,22 im Blick auf das Gericht zum Ausdruck: Der Vater hat das Gericht vollständig und endgültig (Perfekt!) in die Hände des Sohnes gegeben. Zu beachten ist, dass in 5,22 dem Sohn noch nicht die Tätigkeit des Richtens zugesprochen wird. Es ist vom ganzen Gericht als einem umfassenden Geschehen die Rede, das wie das Lebendigmachen einen Gegenwartsaspekt hat. In 5,24 wird dies sofort deutlich. Der Leser weiß bereits aus 3,17ff, wie sich das Gericht im Wirken des geschichtlichen Jesus vollzieht, und er soll sich jetzt an dieses Wort erinnern: Das gegenwärtig sich ereignende Gericht ist nicht ein Tun Jesu, wohl aber dessen Wirkung (vgl. dazu Nr. 20).
Die Aussagen münden in einen Finalsatz, der dem Sohn aufgrund seines Wirkens die gleiche Ehre zugesteht wie dem Vater (5,23). Wieder darf man nicht missverstehen, es müsse neben dem Vater auch noch dem Sohn Ehre erwiesen werden, als stünden mit ihnen zwei Götter getrennt nebeneinander. Wie sich das Wirken von Vater und Sohn nicht unterscheiden lässt, so kann auch die Ehre von Sohn und Vater nur eine sein. Man kann den Vater gar nicht anders ehren als dadurch, dass man dem Sohn Ehre erweist. Den Vater ohne den Sohn ehren zu wollen, hieße, ihn nicht als denjenigen zu verehren, der den Sohn gesandt hat. Wer dagegen den Sohn ehrt, verehrt damit immer schon den Vater.
Die beiden in der Mitte stehenden Worte 5,24–25 bilden den Höhepunkt des Abschnitts. Der zuvor entwickelte Gedanke, dass der Sohn wie der Vater Tote lebendig macht und anstelle des Vaters das ganze Gericht ausführt, wird jetzt näher erläutert, und zwar zunächst bezogen auf die Gegenwart des irdischen Jesus und der Hörer seines Wortes. Da die Wiederbelebung der Toten und das Endgericht traditionell zum Vorstellungsinventar der Endzeit gehören, sind die hier gemachten Aussagen von größtem Gewicht und ungeheurer Wucht. Tod oder Leben, Gericht oder Heil entscheiden sich für den, der Jesus und seinem Wort begegnet, jetzt! War zuvor von Jesu Tun die Rede, so nun von seinem Wort. Jedoch fällt beides gar nicht auseinander: Im Anschauen des Wirkens Jesu und im Hören seines Wortes ereignet sich jetzt die Stunde der Entscheidung. Denn dass das Hören des Wortes Jesu kein nur akustisches Hören ist, macht die Fortsetzung deutlich: Dem Hören entspricht das Glauben an den, der mich gesandt hat. Erst wer glaubt, dass Jesu Wort das Wort des Vaters ist, hat es wirklich gehört. In solchem Hören des Wortes Jesu verwirklicht sich also Glaube an Gott und umgekehrt: „An Gott glauben“ schließt das Hören des Wortes Jesu notwendig ein, weil er Jesus gesandt hat. Gleiches galt ja auch von der Gottesverehrung (4,23).
„Der Sohn kann nichts von ( apo) sich selbst tun.“ Es geht um die Herkunft der Werke des Sohnes. Er bekannte, daß Seine Wunder nicht in Ihm ihren Ursprung hatten, sondern daß Er im Einssein mit dem Vater wirkte. Die Liebe des Vaters ist die Grundlage dieses Einsseins im Wirken. Der Vater zeigt, und der Sohn sieht, und das Ergebnis sind die gewirkten Wunder. Der Herr versprach hier, daß „größere Werke“ als die bereits vollbrachten geschehen würden. Die Auferstehung, welche die „Wirksamkeit der Macht seiner Stärke“ (Eph 1,19) demonstrierte, ist das größte göttliche Werk. Es wurde zuerst an Lazarus gesehen, „welchen Jesus aus den Toten auferweckt hatte“ (Joh 12,1), obwohl er wieder sterben mußte; dann an Christus, was nur die von Gott zuvor erwählten Zeugen sahen (Apg 10,41), welcher damit der Erstling der Entschlafenen wurde (1Kor 15,20); und schließlich an allen Gläubigen am zukünftigen Tag der Auferstehung und Entrückung (1Thes4,13-17). Aber diese alles übersteigende Kraft wird schon heute an denen erkenntlich, die zum Leben durchgedrungen sind (Eph 1,19; 2,1.5 ).
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Jeschua verteidigte sich gegen diese Anschuldigungen, indem er vier Punkte anführte. In der ersten Verteidigung wies er darauf hin, dass er die Werke des Vaters als sein Ebenbild tat (Joh 5,19-21). Ihre Beziehung war durch diese Gleichheit gekennzeichnet, und was der eine tut, das tut der andere (Joh 5,19a). Die Werke des Vaters sind auch die Werke des Sohnes (Joh 5,19b). Wenn es das Werk des Sohnes ist, ist es auch das Werk des Vaters. Es gibt auch eine gleiche Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn. Beide bewirken gleich mächtige Werke (Joh 5,20). Außerdem gibt es gleiche Macht, und der Sohn hat Anteil an der Macht des Vaters, Leben zu geben (Joh 5,21). Das Geben von Leben war eine göttliche Fähigkeit (2 Könige 4:32-35; 13:20, 21); deshalb muss Jeschua göttlich sein. Weil er das Werk des Vaters tut, Werke, die nur Gott tun kann, bedeutet das, dass er Gott sein muss.
Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive
Jeschuas zweite Verteidigung war, dass er alle Menschen richten wird (Johannes 5,22-23), denn der Vater hat dem Sohn alles Gericht übertragen (Johannes 5,22). In den hebräischen Schriften war das Endgericht das Vorrecht Gottes (Psalm 9,7-8). Wenn der Sohn das Gericht ausübt, muss er auch Gott sein. Das bedeutet auch, dass Er die gleiche Ehre wie der Vater hat.
Jeschuas dritte Verteidigung war, dass er die Macht hat, ewiges Leben zu geben (Johannes 5:24). In den hebräischen Schriften war derjenige, der die Fähigkeit hatte, ewiges Leben zu geben, Gott (Daniel 12:1-3). Wenn also der Sohn die Macht hat, ewiges Leben zu geben, dann muss auch er Gott sein.
Jeschuas vierte Verteidigung war, dass er die Auferstehung der Toten herbeiführen wird (Johannes 5:25-29).[616] In den hebräischen Schriften hat nur Gott die Auferstehung der Toten herbeigeführt (Jesaja 26:19; Daniel 12:2; Hosea 13:14). Wenn der Sohn die Toten auferwecken wird, bedeutet das, dass er auch Gott sein muss
zusammenfassend: es ist die wichtigste Frage: als WEN oder WAS betrachte ich Jesus? Das war schon DIE Frage zur Zeit des irdischen Lebens Jesu! Jeder Mensch muß für sich allein entscheiden: ist Jesus „nur der größte Mensch der je gelebt hat“ – oder ist Jesus „der Schöpfer von Himmel und Erde“ und ist er damit ein Teil von dem „elohim“ aus Genesis 1:1 und der Jehovah aus Genesis 2:4 ???
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