Kategorie: jehovah-shammah

Davids Chance?

Da sprachen die Männer Davids zu ihm: Siehe, das ist der Tag, von welchem Jehova zu dir gesagt hat: Siehe, ich werde deinen Feind in deine Hand geben, und tue ihm, wie es gut ist in deinen Augen Und David stand auf und schnitt heimlich einen Zipfel von dem Oberkleide Sauls ab.
Elberfelder 1871 – 1.Samuel 24,6

Und Davids Männer begannen zu ihm zu sagen: „Das ist der Tag, an dem Jehova zu dir spricht: ‚Siehe! Ich gebe deinen Feind in deine Hand, und du sollst ihm so tun, wie es gut scheinen mag in deinen Augen.‘ “ Da erhob sich David und schnitt leise den Zipfel des ärmellosen Obergewandes ab, das Saul gehörte.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – 1.Samuel 24,4

Davids Leute flüsterten ihm zu: „Das ist die Gelegenheit! Gott hat heute beschlossen, dir deinen Feind auszuliefern. Du kannst hier mit ihm machen, was du willst!“ David schlich sich von hinten an Saul ran und schnitt mit einem Armeemesser ein Stück von seiner Jacke ab, ohne das der das mitbekam.
VolxBibel – 1.Samuel 24,5

Letzten Sonntag beim „Aktivgottesdienst“ besprachen wir 1.Samuel 24

Endlich scheint David die Chance zu haben, seinen Verfolger los zu werden. David befindet sich nicht bei den „Schafhürden“ sondern bei den Höhlen, die zur Unterbringung der Schafe genutzt werden. Nachdem Saul seinen Auftrag als König – also den Feind zu vertreiben, erfolgreich erledigt hat, verfolgt Saul sofort wieder David. Dieser versteckt sich mit den 600 Männern in einer Höhle. Saul hat „nur“ 3000 Soldaten an seiner Seite – also scheint es so, dass David in der Falle sitzt.

Als Saul allein genau die Höhle betritt, in der David sich versteckt hat, scheint die Situation klar: jetzt ist Chance !?!

Siehe den Tag, von dem der Herr zu dir gesagt hat – wir haben nirgendwo eine Erwähnung eines solchen Orakels, obwohl David es durch Gad oder Abjatar erhalten haben könnte. Aber wahrscheinlich sollten wir es als eine freie Konstruktion von Davids Freunden all jener Prophezeiungen und Ereignisse verstehen, die diesen Sohn Isais für den Thron Israels bestimmt hatten. Kap. 15:28; 16:1, 12; 20:15; 23:17. Der Rock von Sauls Gewand – eine Ecke oder ein Zipfel seines Obergewandes. Dieses Kleidungsstück hatte Saul wahrscheinlich abgelegt, als er die Höhle betrat, und so konnte David leichter ein Stück davon abschneiden, ohne vom König bemerkt zu werden.
Davids Herz schlug ihm – er spürte, dass selbst das Zerreißen von Sauls Gewand zu weit ging gegen den Gesalbten des Herrn. Clarke nimmt an, dass David mit der Absicht aufstand, Saul zu töten, aber durch die Ermahnung Gottes in seinem Gewissen daran gehindert wurde; aber wir sehen keinen ausreichenden Beweis für eine solche Absicht.
David hielt seine Knechte zurück – wörtlich: Er spaltete sie. Vulgata: confregit; er zerbrach sie in Stücke. Der Gedanke ist, dass er sie durch seine Worte völlig verwirrt hat, so dass ihr wütender Wunsch, Saul ein Ende zu bereiten, gebremst wurde.

D.Steele – Kommentar das alte Testament

David schnitt heimlich oder heimlich den Rock von Sauls Gewand ab. Das Wort „heimlich“ und alles, was folgt, deutet darauf hin, dass Saul nicht wusste, was David getan hatte. TEV sagt deshalb „ohne dass Saul es wusste“. Der Rock (wörtlich „Ecke“) bezieht sich auf das Ende des Gewandes. In den englischen Übersetzungen finden sich verschiedene Darstellungen. „ein Stück“ (REB), „ein Ende“ (NAB), „eine Ecke“ (NRSV) und „der Rand“ (NJB). Das hebräische Wort „Gewand“ bezieht sich auf ein ärmelloses, mantelähnliches Obergewand. Das Wort „Mantel“ (NRSV, REB, NJB, Fox) ist vielleicht eine bessere Übersetzung als „Gewand“.
Und. übersetzt das hebräische Verb, das traditionell mit „und es geschah“ übersetzt wird (siehe Seite 19). Da dieser Vers Davids Gefühle mit seinem Handeln in Vers 4 kontrastiert, verbindet TEV die beiden Verse mit der Konjunktion „aber“. CEV und NRSV beginnen diesen Vers mit dem Wort „danach“. Und NJPS verwendet beide Wörter: „Aber danach“.
Herz schlug ihn. Diese wörtliche Wiedergabe kann in vielen Sprachen missverstanden oder als unnatürlich angesehen werden. Die Bedeutung wird in den englischen Versionen auf verschiedene Weise ausgedrückt: „machte sich Vorwürfe“ (NJPS), „tat ihm leid“ (CEV), „wurde von Gewissensbissen geplagt“ (REB), und „bedauerte“ (NAB). In einigen Sprachen ist es ganz natürlich, das Wort „Herz“ beizubehalten und einen Ausdruck wie „er war traurig“ oder „sein Herz war betrübt“ zu verwenden. SEM nimmt diesen Satz etwas anders auf und behält einige Formulierungen des ursprünglichen Ausdrucks bei: „sein Herz begann sehr stark zu schlagen“. Aber es ist wahrscheinlich besser, die Idee der Reue oder des Bedauerns direkter darzustellen. Siehe den gleichen Ausdruck in 2 Sam 24:10.

Roger L. Omanson – Ein Handbuch zum ersten Buch Samuel

Aber warum klopft Davids Herz? Einige Ausleger sind der Meinung, dass die Kleidung mit dem Träger „verschmolzen war“ , und David das Gefühl hate, Saul etwas abgeschnitten zu haben.

DER GESCHICHTLICHE HINTERGRUND

Der Herr sagte zu Mose: „Sprich zu den Israeliten und sag ihnen: ‚In allen kommenden Generationen sollt ihr euch Quasten an den Ecken eurer Kleider machen, mit einer blauen Schnur an jeder Quaste. So werdet ihr euch an alle Gebote des Herrn erinnern, damit ihr sie befolgt und euch nicht prostituiert, indem ihr den Begierden eurer eigenen Herzen und Augen nachjagt. Dann werdet ihr daran denken, alle meine Gebote zu befolgen, und ihr werdet eurem Gott geweiht sein. Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten herausgeführt hat, um dein Gott zu sein. Ich bin der Herr, dein Gott“ (Numeri 15,37-41).

Einer der erkennbarsten jüdischen Bräuche sind die Fransen, die an bestimmten Kleidungsstücken getragen werden. Bis heute tragen orthodoxe Juden und Jüdinnen die Fransen als Zeichen ihrer Hingabe an Gott und als Identifikation mit ihrem Volk. Woher stammt dieser ungewöhnliche Brauch und welche Bedeutung hatte er für frühere Generationen?
Das Gebot, Fransen zu tragen, kommt direkt von Gott. Er wollte, dass Israel ständig daran erinnert wird, dass es ein besonderes Volk ist, das für den Dienst an dem einen wahren Gott ausgesondert wurde. Deshalb spiegelten die heiligen Tage, der Gottesdienststil und die Ernährung die geistliche Wahrheit wider. Sogar die Kleidung des Juden erinnerte ihn an seine besondere Berufung. Die Tzitzit („Fransen“, „Fransengewand“ oder „Quaste“) war ein deutliches Zeichen in der Welt, dass Israel eine von Gott verordnete Mission hatte. Das biblische Gebot ist eindeutig. Israel wurde angewiesen, die Tzitziyot (Plural von Tzitzit) an den Ecken ihrer äußeren Kleidungsstücke zu tragen. Die jüdische Tradition fügt viele zusätzliche Details über das Wesen und die Verwendung der Tzitziyot hinzu.
Die Konstruktion der Fransen hat eine besondere Tradition und Bedeutung. Jede Ecke des äußeren Gewandes sollte einen langen Faden haben, der in einem besonderen Blauton gefärbt wurde, um an den Himmel und Israels himmlische Ausrichtung zu erinnern. Dieser lange Faden wurde mit drei kürzeren Fäden verbunden, sodass insgesamt vier Fäden für jede Ecke des Gewandes vorhanden waren. Diese Fransen wurden so geknüpft, dass sie sich verdoppelten, so dass sie insgesamt acht Fäden bildeten. Diese Fäden wurden in einer Reihe von fünf Doppelknoten geknüpft, um symbolisch die Zahl dreizehn darzustellen. Interessanterweise kommt man, wenn man diese Zahl zum Zahlenwert (auf Hebräisch) des Wortes Tzitzit (d.h. 600) hinzufügt, auf die Gesamtzahl 613. Das ist die Anzahl der Gebote, die in der Tora enthalten sind. Der Zweck der Tzitziyot wird also jedes Mal klar erfüllt, wenn sie einen traditionellen Juden daran erinnern, alle Gebote Gottes zu befolgen.
Wie bereits in einem früheren Kapitel erwähnt, werden die Zitziyot, die die Verpflichtung des Juden zur Befolgung der Gebote darstellen, mit dem Tod ungültig. Um dies zu symbolisieren, werden die Fransen vom Tallit („Gebetsschal“) abgeschnitten. Dies gibt einen interessanten Einblick in die historische Situation zur Zeit von König David. Einmal gelang es David, sich an seinen schlafenden Verfolger, König Saul, heranzuschleichen und ihm den Saum seines Gewandes abzuschneiden. Das war eindeutig ein Symbol für den Tod, aber David hatte Gewissensbisse und ermutigte seine Männer, Sauls Leben zu verschonen (siehe 1. Samuel 24).
Die Zitziyot waren nicht nur eine Mahnung, Gottes Wegen zu folgen, sondern auch eine Aussage darüber, wer Gott ist. Das lässt sich daran erkennen, dass jede Fransen 39 Windungen hatte, was dem Zahlenwert des hebräischen Satzes Adonai Ekhad („Der Herr ist eins“) entspricht. Das alte Israel lebte in einer Welt, die von Heidentum und falschen Göttern umgeben war. Dieser Brauch muss eine anschauliche Erinnerung daran gewesen sein, dass das jüdische Volk nicht dem breiten Weg ins Verderben folgen sollte, sondern dem schmalen Weg des Lebens in dem einen wahren Gott. Jeder Teil des Lebens eines Juden, sogar seine Kleidung, sollte ihn irgendwie an diese Realität erinnern.

God’s appointed customs: a Messianic Jewish guide to the biblical lifecycle and lifestyle

David ist hier ein gutes Beispiel! Ein Christ bzw ein Anbeter Jehovahs bekämpft niemanden, auch nicht seine Verfolger! und erst Recht nicht, wenn der betreffende behauptet von Gott gesalbt zu sein!

nur Satz für Satz??

Lese gerade ein Buch, und möchte dich gern an ein paar Höhenpunkten teilhaben lassen:

Es mag für dich selbstverständlich sein, die Bibel als gute Nachricht zu lesen. Vielleicht fragst du dich: »Wie sollten wir sie denn sonst lesen?« Zum Beispiel auf eine dieser neun verbreiteten, aber falschen Arten:

1. Der Wohlfühl-Ansatz: Man liest die Bibel, um eine herzerwärmende, subjektive Gotteserfahrung zu machen, die durch die Worte des Textes entzündet wird – ob man nun versteht, was der Text wirklich bedeutet, oder auch nicht. Das Ergebnis: seichtes Lesen.
2. Der mürrische Ansatz: Man liest die Bibel einzig aufgrund des vagen Gefühls, dass man es tun sollte – um sich Gott damit für den Rest des Tages vom Hals zu halten. Das Ergebnis: verbittertes Lesen.
3. Der Goldminen-Ansatz: Man liest die Bibel, als wäre sie eine riesige, von Höhlen durchzogene, dunkle Mine, in der man gelegentlich über ein Inspirations-Nugget stolpert. Das Ergebnis: konfuses Lesen.
4. Der Helden-Ansatz: Man liest die Bibel, als wäre sie eine moralische Ruhmeshalle, in der uns ein heroischer geistlicher Riese nach dem anderen präsentiert wird, dem wir nacheifern sollten. Das Ergebnis: verzweifeltes Lesen.
5. Der Regelkatalog-Ansatz: Man liest die Bibel, indem man nach Geboten Ausschau hält, denen zu gehorchen ist – um auf subtile Weise ein Gefühl der persönlichen Überlegenheit zu nähren. Das Ergebnis: pharisäisches Lesen.
6. Der Indiana-Jones-Ansatz: Man liest die Bibel als ein uraltes Dokument, in dem es um Ereignisse des Nahen Ostens vor mehreren tausend Jahren geht, die für mein heutiges Leben irrelevant sind. Das Ergebnis: gelangweiltes Lesen.
7. Der Kristallkugel-Ansatz: Man liest die Bibel, als wäre sie eine Straßenkarte, die mir zeigt, wo ich arbeiten, wen ich heiraten und welches Auto ich kaufen soll. Das Ergebnis: sorgenvolles Lesen.
8. Der Äsops-Fabeln-Ansatz: Man liest die Bibel als eine lose Sammlung netter Erzählungen, die wahllos aneinandergereiht sind – jede mit einer schönen Moral von der Geschicht’. Das Ergebnis: zusammenhangloses Lesen.
9. Der dogmatische Ansatz: Man liest die Bibel als theologisches Waffenarsenal, um sich mit Munition für die nächste theologische Diskussion am Kaffeetisch auszustatten. Das Ergebnis: kaltes Lesen.

In jedem dieser Ansätze steckt ein wenig Wahrheit. Wenn wir einen dieser Ansätze aber zur vorrangigen Brille werden lassen, mit der wir die Schrift lesen, machen wir die Bibel zu etwas, als das sie nie gedacht war. Die richtige Art und Weise, die Bibel zu lesen, ist der Evangeliums-Ansatz. Das bedeutet, jeden Abschnitt aus dem Blickwinkel zu lesen, dass er zu der einen großen Geschichte der Schrift beiträgt, die in Jesus ihren Höhepunkt findet.

Tiefer: Wie Christen echte Veränderung erleben

Warum die vielen Wunder Jesu?

Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind vergeben, oder zu sagen: Stehe auf, nimm dein Ruhebett auf und wandle? Auf daß ihr aber wisset, daß der Sohn des Menschen Gewalt hat auf der Erde Sünden zu vergeben… spricht er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, stehe auf, nimm dein Ruhebett auf und geh nach deinem Hause
Elberfelder 1871 – Markus 2,9–11

Was ist denn leichter? Zu dem Behinderten hinzugehen und zu sagen: ‚Dein Mist ist vergeben und vorbei‘‚ oder zu ihm zu sagen: ‚Steh auf, nimm dein Zeug unter deinen Arm und lauf wieder‘? Aber ich werde Ihnen jetzt beweisen, dass der Auserwählte Gottes die Vollmacht hat, den Mist zu vergeben und die Schulden zu erlassen, die man bei Gott hat.“ Dann beugte er sich zu dem Typen runter und sagte ihm: „Los, steh auf! Nimm deine Sachen und geh nach Hause! Du bist jetzt wieder gesund.“
VolxBibel – Markus 2:9–11

Was ist leichter: dem Gelähmten zu sagen: ,Deine Sünden sind vergeben‘, oder zu sagen: ,Stehe auf und nimm dein Bett und wandle‘? -Mt 9,5. Damit ihr aber wißt, daß der Sohn des Menschen Vollmacht hat, Sünden auf Erden zu vergeben», sagt Er dem Gelähmten: «Ich sage dir, stehe auf, nimm dein Bett und gehe in dein Haus!»
Abraham Meister – Markus 2,9–11

Ein ähnliches Thema hatten wir schon

Wie sind Jesu Wunder zu deuten?
Wie das Alte Testament überliefert uns auch das Neue Testament gleich eine ganze Palette an seltsamen und seltsamsten Wundergeschichten. Hier ist es vor allem Jesus, Gottes Sohn, der Wunder wirkt. Wir erinnern uns: Er treibt den Besessenen die Dämonen aus. Er heilt durch Handauflegen — zuweilen sogar aus der Ferne — Aussätzige, Gichtbrüchige, Blutflüssige, Lahme, Stumme, Taube, Blinde und Schlafwandler. Er speist fünftausend Menschen mit nur fünf Broten und zwei Fischen. Er verwandelt Wasser in Wein, stillt einen Seesturm, wandelt auf dem See und erweckt gar Tote zu neuem Leben … Schließlich wird Jesus selbst von den Toten auferweckt – was für christlich Gläubige das wohl alles entscheidende Wunder, das Wunder schlechthin ist: »Wer glaubt, glaubt an Wunder. Das Wunder ist der Inhalt jeder Theologie«, schreibt in diesem Sinne — nicht ganz zu Unrecht — der 1921 geborene Schweizer Gemeindepfarrer und Schriftsteller Kurt Marti in seinem Gedicht Von Ur an …
Wie die Wunder Jesu zumindest zu seiner Zeit aufgenommen wurden, steht für Gustav Mensching (1901 – 1978), den bedeutenden Vertreter der »Religionswissenschaft des Verstehens«, aber auch für viele zeitgenössische Theologen außer Frage: »Die ›Wundertaten‹ Jesu werden griech. Dynameis (Krafttaten) oder Semeia (Zeichen) genannt, womit ausgesprochen wird, dass man in ihnen der Kraft Gottes begegnete. Die Reaktion der Augenzeugen auf solche Krafttaten Jesu zeigt in aller Klarheit, dass hier nicht ein Widerspruch zum Naturgesetz, das man gar nicht kannte, mit Verwunderung festgestellt wurde, sondern die Kraft Gottes.«
Trotzdem tut man sich – nicht zuletzt in den eigenen Reihen der Theologen, katholischen wie vor allem evangelischen – spätestens seit dem Zeitalter der Aufklärung und des Rationalismus äußerst schwer mit dem Verständnis dieser »übernatürlichen«, die Naturgesetze vermeintlich aufhebenden (paranormalen) PSI-Phänomene. Wissen wir doch inzwischen alle, dass infolge des dominanten naturwissenschaftlich-technischen Denkens einer zusehends entzauberten Welt »dem Modernen fast nichts mehr Wunder sein kann« – im Gegensatz etwa zu den »primitiven«, archaischen, traditionsgebundenen Menschen, für die fast alles Wunder sein konnte, wie der niederländische evangelische Theologe und Religionshistoriker Gerardus van der Leeuw (1890 — 1950) weiß.
Sieht man von der Möglichkeit, die Wundererzählungen einfach als Wiedergabe der historischen Realität zu begreifen, einmal ab, wie lassen sich folglich die Wunderberichte des Neuen Testaments auslegen? Wir überspringen hier die Kirchenväter wie auch die Theologen des Mittelalters und der Renaissance, die – ungeachtet interpretatorischer Nuancen – die Wunderberichte des Neuen Testaments unisono als Demonstrationen von und für Jesu Göttlichkeit verstanden: So etwa gehen für Aurelius Augustinus (354 — 430) die Wunder Jesu auf Gottes Allmacht zurück. Genauso für Thomas von Aquin (1224 — 1274), der in den Wundern ein Geschehen gegen die Naturordnung (contra naturam) sah.
Der evangelische Theologe und Schriftsteller im Zeitalter der Aufklärung Karl Friedrich Bahrdt (1741 – 1792) versuchte natürliche Ursachen für die in den Wundern berichteten Vorgänge zu finden: Jesus sei beim Seewandel im Nebel am Seeufer oder auf dort im Wasser liegenden Bauhölzern entlanggegangen und daher von den Jüngern für ein Gespenst gehalten worden, das auf dem Wasser gehen könne. Bei der Sturmstillung habe er die verängstigten Jünger angeherrscht: Schweigt still, was diese auf Wind und Wellen bezogen, die sich zufällig im selben Moment legten. Dies hätten die Jünger dann auf seinen »Befehl« zurückgeführt.
Desgleichen suchte der evangelische Theologe Heinrich Eberhard Gottlob Paulus (1761 — 1851) nach »vernünftigen« Erklärungen der Wunder: Bei der Massenspeisung hätten genügend Zuhörer Nahrungsvorräte bei sich gehabt. Jesus habe seine Nahrung mit seinen Jüngern geteilt und damit die anderen Zeugen ebenfalls dazu angeregt, dies zu tun. Derlei rationalistische Erklärungsversuche sollten späterhin von Albert Schweitzer (1875 – 1965) in seiner Geschichte der Leben-Jesu-Forschung von 1906 köstlich karikiert werden, indem er etwa vorschlug, die Totenerweckungen neu zu betiteln: »Man sollte diese Erzählung gar nicht ›Totenauferweckungen‹ überschreiben, sondern etwa ›Jesus bewahrt vor zu frühem Begrabenwerden‹«, da es sich ja augenscheinlich um Scheintote gehandelt haben müsse!
Im Gegenzug sah David Friedrich Strauß (1808 — 1874) in Jesu Wundergeschichten lediglich Mythen, die eine bestimmte Idee zum Ausdruck bringen sollten. Diese hatten vor allem die Aufgabe, das im Alten Testament von den Propheten Erzählte noch zu überbieten und dergestalt Jesus als den verheißenen Messias darzustellen. Und dies, obgleich Jesus selbst Wunder eher abgelehnt habe, jedoch die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen musste. Strauß deutete einige Heilwunder mithin gleichsam »psychosomatisch«, während er in anderen Volkssagen sah, die auch ohne historische Grundlage einen religiösen Sinn hätten.
Folgt man Rudolf Bultmann (1884 – 1976), dem protestantischen Theologen und Entmythologisierer par excellence, ist ein Großteil der Wunderberichte erst nach Jesu Tod im Urchristentum entstanden. In seiner Geschichte der synoptischen Tradition aus dem Jahre 1921 vertritt er die These, dass hellenistische Motive auf Jesus übertragen wurden, und führt als Beispiel dafür das Weinwunder von Kana an, das aus dem Dionyskult stamme. In ähnlicher Art und Weise bewertete auch der Neutestamentler Martin Dibelius (1883 – 1947) in seiner Formgeschichte der Evangelien von 1919 die meisten Wundertexte, nämlich als spätere Anpassung der kirchlichen Verkündigung an profane Legenden der antiken Umwelt. Für den Altphilologen Ludwig Bieler (1906 — 1981) wurde die Figur Jesus nach dem antiken Typus eines Wundertäters, eines »göttlichen Menschen« – griechisch: Theios Aner – konstruiert; vergleiche dazu sein gleichnamiges Buch von 1936.
Diese theologische Blockadehaltung dem »Wunder« gegenüber wurde in den letzten Jahrzehnten jedoch etwas aufgebrochen. Man schlussfolgert heute nicht mehr zwingend, dass die Heilungstätigkeit Jesu historisch nicht wahr sei beziehungsweise dass es sich bei den Wundererzählungen lediglich um reine Symbolerzählungen handeln würde: »Ein heilsgeschichtliches Verständnis sieht die Wunder als Zeichen, als Hinweise und nicht als Beweise. Sie weisen auf die Nähe des Gottessohnes hin und stehen im Dienste der Verkündigung der Botschaft Jesu. Das eigentliche Zeichen Gottes ist dabei das Erscheinen Jesu selbst.«
Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen Wunder noch heutzutage im Christentum im Bereich der Wallfahrten und der Marien- und Heiligenverehrung der katholischen Kirche. So hat das I. Vatikanuum von 1869/70 festgelegt, dass Wunder grundsätzlich möglich und erkennbar sind. In Heilungsbewegungen sowie bei den Pfingstlern und Charismatikern gelten Wunder als Ausweis des Wirkens des Heiligen Geistes. Auch für die Heiligsprechung ist der Nachweis eines Wunders eine Grundvoraussetzung.

Richard Reschika – Christentum – 50 Fragen – 50 Antworten

Man versucht also die Wunder Jesu zu streichen? Warum?

Es gibt auch eine Reihe von intertextuellen Verbindungen zu diesem Abschnitt, insbesondere Mt 11,2-5. In diesem Abschnitt schickte Johannes der Täufer, der im Gefängnis saß, eine Nachricht an Jesus, um ihn zu fragen, ob er „derjenige ist, der kommen soll, oder sollen wir einen anderen erwarten?“ (Mt 11,3). Die Zweifel von Johannes dem Täufer an der Messiasschaft von Jesus sind verständlich. Er hatte von dem einen gepredigt, der kommen und sowohl Gericht als auch Segen bringen würde. Jetzt hörte er nur noch von Jesus, der den Segen bringt, ohne einen Hinweis auf das Gericht. Außerdem sollte der Messias die Gefangenen befreien, und stattdessen fand sich Johannes als Gefangener im Gefängnis von Herodes Antipas wieder.
Jesus antwortete auf die Frage des Johannes, indem er auf die Wunderheilungen hinwies, die er vollbrachte (Mt 11,4-5), indem er Jesaja 35,5 und 61,1 miteinander verknüpfte; Jesaja 35 beschreibt die Rückkehr der Erlösten nach Zion mit begleitenden Zeichen wie der Wiederherstellung des Seh- und Hörvermögens. Jesus verband diese physischen Wunder eindeutig mit der Erfüllung der messianischen Mission. Das vielleicht stärkste Argument dafür, Jesaja 35 als messianisch zu betrachten, ist, dass der Messias Jesus selbst dies tat.

Moody Handbuch messianische Prophezeiungen – Studien und Darlegungen zum Messias im AT

In Kapitel 4 – 5 sind vier Wunder
Der Zweck dieser Wunder: Diese Wunder zeigen den Aposteln, dass Jesus der Messias ist und dass sie ihm vertrauen sollen. Er ist nicht nur ein hervorragender Prediger und Lehrer! Hier gibt Jesus ausreichenden Beweis, damit seine Jünger ihm vertrauen. Die Wunder liefern die Grundlage und Vorbereitung für die weitere Lehre über Vertrauen in Kapitel 6-9. Hätte irgendjemand anders als nur Gottes Sohn über die Autorität und Kraft verfügt, solche Wunder zu tun wie Jesus sie tat?
(1) Die Stillung des Sturms – 4,35-41
Hier ist der Hinweis, dass Jesus, der alles erschaffen hat (Joh 1,3.10; Kol 1,16-17; Hebr 1,2), auch unbegrenzte Autorität und Kraft über die Natur hat.
(2) Die Heilung des von vielen Dämonen besessenen Geraseners – 5,1-20
Jesus hat Autorität und Kraft sowohl über Dämonen, wie in dieser Stelle, als auch über Satan, der Jesus in der Wüste nicht zum Bösen verleiten konnte und auch am Ende der Zeit von Jesus die prophezeite, endgültige Niederlage und ewige Strafe empfangen wird (1Mose 3,15; Offb 20,10).
(3) Auferweckung der Tochter des Jairus – 5,21-24.35-43
Dieses Wunder zeigt, dass Jesus Autorität und Vollmacht über den Tod hat. Diejenigen, die an Jesus glauben, werden eigentlich nie sterben (Joh 11,25-26). Wenn sie diese Erde verlassen, werden sie bei Jesus leben (Phil 1,23).
(4) Heilung der blutflüssigen Frau – 5,25-34
Jesus hat Kraft und Autorität über Krankheit, auch über „unheilbare“ Krankheiten. Die Folgen des stellvertretenen Opfers Jesu für die Sünden der Menschen haben mannigfaltige Auswirkungen für diejenigen, die ihn annehmen. Uns wird nicht verheißen, dass wir auf der Erde von jeder Krankheit geheilt werden, aber in der Ewigkeit werden wir, als Folge des Opfers Jesus, von allen Krankheiten frei sein (Jes 53,4; Offb 21,4).

ERF – Bibelkunde Neues Testament Teil I

genau!! Jesus wollte zeigen, WER er ist! Deshalb genau diese Wunder!

Anschließend legt er ihnen selbst eine Lehrentscheidung vor: »Was ist leichter: Zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben, oder zu sagen: Steh auf und nimm die Matte und geh umher?« (Mk 2, 9). Auf diese Frage erhält er keine Antwort (vgl. Mk 2, 10). Beides ist ja auch gleich schwer. Aber diese Frage hat es in sich. Denn beides, das Schöpferwort zur Herstellung der Gesundheit und das Wort der Vergebung, kann eigentlich nur Gott sprechen. Im Übrigen: Selbst wenn Jesus lediglich für die Heilung beten würde, könnte er nach pharisäischer Lehre nur erhört werden, wenn er ein »Gerechter« wäre (vgl. Ps 66,18; Spr 15,29; Jes 1,15; Joh 9,31). Ganz gleich also, wie man sich zu den Einzelheiten stellt: Wird der Gelähmte auf Jesu Befehl hin gesund, dann ist Jesus kein Lästerer, sondern ein Gerechter, ja einer, der mit göttlicher Vollmacht Sünde vergeben kann. Die Schriftgelehrten wissen um diese Konsequenz und schweigen deshalb – so wie sie öfter auf die Fragen Jesu hin geschwiegen haben (vgl. Mk 3,4; 11,33; Mt 22,46).
Im Fortgang der Erzählung wechselt Markus zu einem Bericht, in dem Jesus nur noch in der 3. Person vorkommt: »Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden – sagt er zu dem Gelähmten…« (Mk 2, 10). Er vollzieht jetzt die Heilung, um seine »Vollmacht« zur Sündenvergebung zu begründen. Obwohl Jesus voll Erbarmen ist und mit unserem menschlichen Elend Mitleid hat (Mk 1,41), darf nicht daran gerüttelt werden, dass der Mensch die Vergebung viel nötiger braucht als die körperliche Heilung.


n Mk 2, 10 fallen uns drei Punkte besonders auf. Der erste ist der Begriff »Menschensohn«. Dieser Begriff taucht hier zum ersten Mal im Markus – Evangelium auf. Er stammt aus Dan 7,13 und wurde von Jesus besonders gern benutzt. Von Dan 7,13 her ist es klar, dass es sich um eine himmlische Gestalt handelt, die aber von außen betrachtet »wie ein Mensch« erscheint. Im Grunde sagt Jesus damit, dass er vom Himmel gekommen ist (vgl. Mk 1,38 mit Joh 3,12f.). Der zweite Punkt ist der Begriff »Vollmacht«. Wie in Mk 1,22 ist damit die besondere Gabe gemeint, die ihm vom Vater im Himmel verliehen worden ist (vgl. Joh 3,35ff.). Im Umgangsdeutsch würden wir sagen: »Der Vater im Himmel steht voll dahinter.« Drittens bestätigt Jesus in Mk 2, 10, dass er selbst es ist, der »Sünden vergeben« kann. »Auf Erden« heißt: Unbegrenzt bei allen Menschen, die »auf Erden« leben (vgl. Joh 17,2)
In die Spannung jenes Augenblicks hinein gebietet also Jesus: »Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Matte und geh heim in dein Haus!« (Mk 2, 11). Einfache Worte! Hier wird nichts Zweideutiges formuliert. Jesus macht sich ohne jeden Abstrich kontrollierbar. Wie er es sagt, geschieht’s (vgl. Ps 33,9): »Und er stand auf und nahm sogleich die Matte und ging hinaus vor aller Augen« (Mk 2, 12). »Die Matte«, das »Bett des armen Mannes«, ließ sich leicht zusammenrollen und davontragen. Das geradezu Schockierende liegt darin, dass Jesu Befehlswort wirklich ein Schöpfungswort ist, das die Lähmung in einem einzigen Augenblick (»sogleich«) wegnimmt. »Aller Augen« konnten es beobachten, ganz gleich, ob es die Augen Glaubender oder Nichtglaubender waren. Sogar die »Augen« der Schriftgelehrten! Ein wenig seltsam ist es, dass kein Wort des Geheilten erwähnt wird, weder ein Dank noch ein Staunen. Allerdings muss zu seiner Ehrenrettung gesagt werden, dass er in Wirklichkeit doch Gott gelobt und gedankt hat (Lk 5,25).
Markus aber lässt dies weg – vermutlich deshalb, weil er unseren Blick völlig auf die Herrlichkeit Jesu konzentrieren will. Diese Herrlichkeit leuchtet jetzt in der Reaktion der Anwesenden auf: »Sie gerieten alle außer sich (oder: verloren völlig ihre Fassung) und priesen Gott mit den Worten: So etwas haben wir noch nie gesehen.« Israel hat zwar auch damals Wunder erlebt, so z. B. die Gebetserhörungen frommer Rabbinen. Aber »so etwas« hat es nach ihrer Erinnerung »noch nie« gegeben (vgl. Mt 9,33). Trifft ihre Feststellung zu, dann liegt in diesem Vorkommnis ein deutlicher Hinweis auf die Einzigartigkeit Jesu. Man könnte auch sagen: Ein Hinweis darauf, dass er der Messias ist. Denn gerade der Messias sollte unglaubliche Wunder vollbringen (Jes 9,5ff.; Jes 11,10ff.; Jes 42,6ff.; Jes 49,6; 61,1ff.; Jer 23,5ff.; Mt 11,1ff.). Ob das Wort »alle« in diesem Zusammenhang auch die Schriftgelehrten einschließt oder nur »alle« Anwesenden außer den Schriftgelehrten meint, bleibt offen. Mt 9,8 deutet jedoch an, dass die Schriftgelehrten reserviert blieben.

Edition C

Bei ähnlichen Gelegenheiten fuhr Jeschua einfach fort, zu heilen, aber nicht dieses Mal. Stattdessen entschied er sich, eine Ankündigung zu machen. Matthäus bemerkte, dass Jeschua mit den Worten begann: „Sohn, sei guten Mutes“ (Matthäus 9:2). Im Neuen Testament wird diese Aussage nur von Jeschua verwendet. Alle drei Evangelien zitieren ihn dann mit den Worten: „Deine Sünden sind dir vergeben. Er wusste sehr wohl, dass die Behauptung der Autorität, Sünden im Sinne der Errettung zu vergeben, in den Köpfen der Leiter einige ernsthafte Fragen aufwerfen würde, und so war es auch – und das umso mehr, als er es im Passiv sagte: „Eure Sünden sind euch vergeben“. Man muss sich vor Augen halten, dass Jeschua auf Hebräisch sprach. Die hebräische Form des Passivs, eure Sünden sind euch vergeben, wird nur in einem Abschnitt der gesamten hebräischen Bibel verwendet: in Levitikus 4-6. Der Kontext dieser Kapitel ist die Sühne, da sie die Blutopfer beschreiben, die für die Vergebung der Sünden notwendig sind. Die Aussage der Vergebung im Passiv folgt dem Opfer (z. B. Lev. 4:20, 26, 31, 35; 5:10, 13, 16, 18; 6:7). Das hebräische „nislechu lecha chatoteicha“ bedeutet „Deine Sünden sind dir vergeben“. Außerdem wird das hebräische Wort für „Vergebung“, salach, von Gott verwendet. Das Passiv bedeutet, dass Gott vergibt. Da diese Leute Pharisäer waren, kannten sie sowohl die Thora als auch das Hebräische, und sie verstanden die Verbindung, die er herstellte. Er beanspruchte die Autorität, die Gott in Levitikus 4-6 für sich selbst beanspruchte: dass Gott ihnen durch die Blutsühne ihre Sünden vergeben hatte. Im Neuen Testament wurde diese Phraseologie nur von Jeschua selbst verwendet. Jeschua sprach also so, als ob er Gott wäre.

Jeschua tat das Schwierigste, indem er den Gelähmten heilte: „Und er stand auf und hob alsbald das Bett auf“ (Markus 2:12). Lukas schreibt: Und alsbald stand er auf vor ihnen (Lukas 5,25). Es gab einen sofortigen Beweis, dass Jeschua den Gelähmten tatsächlich geheilt hatte. Das Aufführen des Schwierigeren wurde zum Beweis dafür, dass Er das Leichtere behaupten konnte, dass Er dem Gelähmten sagen konnte: Deine Sünden sind dir vergeben. Wenn er das Leichtere sagen konnte, weil er gerade das Schwerere vollbracht hatte, bedeutete das, dass er der messianische Gottmensch ist. Alle drei Evangelienschreiber haben dieses Gott-Mensch-Konzept hervorgehoben (Matthäus 9,6; Markus 2,10; Lukas 5,24). Als Jeschua sich Menschensohn nannte, gab er sich den messianischen Titel, der seine Menschlichkeit betonte. Als er die Vollmacht beanspruchte, Sünden zu vergeben, betonte er seine Gottheit, und als Gott-Mensch hat er die Vollmacht, Sünden in einem heilsgeschichtlichen Sinne zu vergeben.

Arnold Fruchtenbaum -Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Verraten und verkauft

Und David sprach: Jehova, Gott Israels! dein Knecht hat für gewiß gehört, daß Saul danach trachtet, nach Kehila zu kommen, um die Stadt zu verderben um meinetwillen. Werden die Bürger von Kehila mich seiner Hand ausliefern? wird Saul herabziehen, wie dein Knecht gehört hat? Jehova, Gott Israels, tue es doch deinem Knechte kund! Und Jehova sprach: Er wird herabziehen. Und David sprach: Werden die Bürger von Kehila mich und meine Männer der Hand Sauls ausliefern? Und Jehova sprach: Sie werden dich ausliefern.
Elberfelder 1871 – 1.Samuel 23,10–12

Er fragte Gott: „Du bist der Chef von Israel? Ich gehöre dir und tu, was du willst. Man hat mir aus sicherer Quelle gesteckt, dass Saul hierher unterwegs ist. Er will die ganze Stadt plattmachen, nur weil ich hier bin. Könnte gut sein, dass die Bewohner von Keila mich an ihn ausliefern. Sind die Gerüchte jetzt wahr, die ich gehört habe? Wird Saul kommen? Bitte, Gott, rede zu mir!“ Und Gott sprach durch die Lose zu David. „Die Antwort ist: Ja, Saul wird kommen!“ „Und wie ist das, Gott? Würden die Bewohner mich an ihn ausliefern, mich und meine Leute?“ – „Die Antwort ist: Ja, sie würden dich und deine Leute ausliefern.“
VolxBibel – 1.Samuel 23:10–12

Schon mal von Menschen, denen du geholfen hast, hinterhältig verraten worden?
Wenn ja, dann wird das Kapitel 23 in 1.Samuel dir sicher gefallen!

Hier sehen wir wieder den großen Unterschied zwischen Saul und David.
Saul fühlt sich von David bedroht, und denkt das David eine Gefahr für ihn wäre. Deshalb hat er David nicht nur „die Gemeinschaft entzogen“ sondern bekämpft David, wo immer er kann. Doch was war der Auftrag, den Saul bekommen hatte, als er zum König berufen wurde? Ach ja, Saul sollte die Philister aus dem „verheißenen Land“ treiben! Aber das Kapitel 23 fängt damit an, dass die Philister nicht nur am Mittelmeer sind, sondern eine zentrale Stadt – Keila – bedrohen. Nun, die Philister wollen die Israeliten nicht vertreiben, sondern „nur deren Ernte rauben“!
David und seine Leute greifen ein, und „befreien Keila“. „Belohnung für David“ – er wird von den Bewohnern der Stadt an Saul verraten. Und David? Wird er auch wütend wie Saul? Oder kann er auf Rache und Haß verzichten? Betrachtet David die Leute aus Keila nun auch als aus „Israel ausgeschlossen“ – oder zeigt David sogar Verständnis?
Hier sehen wir deutlich: wer den Geist Jehovahs hat, der sinnt nicht nach Rache, der „schließt andere nicht aus seiner Gemeinschaft aus“ – sondern zeigt die „agape-Liebe“ zu allen seiner Zeitgenossen.
Aber es geht ja gleich weiter mit dem Verrat – David flieht immer weiter weg von Saul – und Saul folgt David – so groß kann Haß werden, wenn Jehovah nicht mehr Teil des eigenen Lebens ist.

Achte beim Lesen des Kapitels mal auf Saul, wie er denkt: Saul glaubt tatsächlich, er hätte den Segen Jehovahs, und Jehovah hätte David in eine Falle tappen lassen, Jehovah hätte David verlassen! Wenn also Menschen heute behaupten, sie hätten den Segen Jehovahs und/oder würden sogar in Seinem Namen reden – dann schau, ob sie eher wie David oder eher wie Saul mit ihren Mitbrüdern und auch mit ihren angeblichen Feinden umgehen.

Während der Flucht vor Saul tat David mehr, als sich nur zu verstecken. Im Interesse seines belagerten Volkes kämpfte er auch gegen die sie ständig bedrohenden Philister. Zuerst befreite er, nachdem er den Herrn unter Gebrauch der heiligen Lose befragt hatte (V. 2 ; vgl. V. 6 ), die Stadt Ke´la , in der Nähe der Grenze der Philister, 24 km südwestlich von Bethlehem (V. 1 – 5 ). Aber das Volk „bezahlte“ ihm seine Freundlichkeit, indem es ihn an Saul verriet (V. 7 – 12 ). So zog er sich mit 600 Mann, die ihm treu geblieben waren (V. 13 ; vgl. 1Sam 27,2; 30,9; 2Sam 15,18 ), in die Wüste Sif zurück ( 1Sam 23,14 ), ein ödes, hügeliges und bewaldetes Gebiet zwischen Hebron und dem Toten Meer. Hier traf er sich ( in Horescha in der Wüste ) kurz mit Jonatan, der wieder die Legitimität der Königsherrschaft Davids bestätigte (V. 16 – 18 ).
Auch die Sifiter verrieten David an Saul (V. 19 – 23 ). David merkte das (V. 22 – 25 ) und floh deshalb in die Wüste Maon , 16 km südöstlich von Hebron. Saul verfolgte ihn auch dorthin, wurde aber zeitweilig zurückgerufen, um Israel gegen einen erneuten Angriff der Philister zu verteidigen (V. 27 – 28 ). Das gab David Gelegenheit, nach En-Gedi zu gehen ( 1Sam 24,1 ), einer Oase 16 km nördlich von Massada am Toten Meer.

Walvoord Bibelkommentar

Und sie sagten es David an und sprachen: Siehe, die Philister streiten wider Kegila und rauben die Mähdrescherböden. Und David fragte den HERRN und sprach: Soll ich hingehen und diese Philister schlagen? Und Jehova sprach zu David: Gehe hin und schlage die Philister und rette Kegila. Da sprachen Davids Männer zu ihm: Siehe, wir fürchten uns hier in Juda; wie viel mehr, wenn wir nach Kegila ziehen, gegen die Scharen der Philister? Und David fragte den HERRN abermals; und der HERR antwortete ihm und sprach: Steh auf und zieh hinab nach Kegila; denn ich will die Philister in deine Hand geben. Und David zog hin mit seinen Männern gen Kegila und stritt wider die Philister und trieb ihr Vieh weg und schlug sie mit großer Schlacht; und David wendete die Einwohner von Kegila.
Und es geschah, als Abjathar, der Sohn Ahimelechs, zu David nach Kegila floh, da kam er hinab mit einem Leibrock in seiner Hand. Und es ward Saul angesagt, daß David gen Kegila gekommen war; und Saul sprach: Gott hat ihn meiner Hand überlassen; denn er ist eingeschlossen, daß er in eine Stadt geht, die Tore und Riegel hat. Und Saul rief alles Volk zum Streit auf, dass sie hinab nach Kegila zögen, David und seine Männer zu belagern. Und David wußte, daß Saul Böses gegen ihn vorhatte, und sprach zu Abjathar, dem Priester: Bringe her den Leibrock! David aber sprach: HERR, Gott Israels, dein Knecht hat gehört, daß Saul versucht, nach Kegila zu kommen, um die Stadt meinetwegen zu verderben. Werden mich die Herren von Kegila in seine Hand geben? Wird Saul herunterkommen, wie dein Knecht gehört hat? Jehova, der Gott Israels, sage es deinem Knecht. Und Jehova sprach: Er wird herabkommen. David sprach: Werden die Herren von Kegila mich und meine Männer in die Hände Sauls geben? Jehova sprach: Sie werden dich erretten. Und David machte sich auf mit seinen Männern, bei sechshundert, und sie zogen aus von Kegila und zogen umher, wohin sie konnten. Und es ward Saul angesagt, daß David von Kegila entflohen war; und er wagte nicht, hinauszuziehen.
Und David wohnte in der Wüste, in den Festungen. Und er wohnte auf dem Gebirge in der Wüste Siph. Und Saul suchte ihn beständig; aber Gott gab ihn nicht in seine Hand. Und David sah, daß Saul ausgegangen war, ihm nach dem Leben zu trachten; und David war in der Wüste Siph in einem Walde. Da machte sich Jonathan, der Sohn Sauls, auf und ging zu David in den Wald und stärkte seine Hand in Gott. Und er sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, denn die Hand meines Vaters Saul wird dich nicht finden; und du sollst über Israel herrschen, und ich will neben dir sein; und das weiß auch Saul, mein Vater. Und die beiden schlossen einen Bund vor dem HERRN. Und David blieb im Walde, und Jonathan ging in sein Haus.
Und die Eziphiten kamen zu Saul hinauf nach Gibea und sprachen: Versteckt sich David nicht bei uns in den Festen im Walde, auf dem Hügel Hachila, der gegen Mittag in der Wüste liegt? So komm nun, König, herab, wie es deine Seele begehrt, und wir werden ihn in die Hände des Königs geben. Und Saul sprach: Gesegnet seid ihr vom HERRN, denn ihr habt Erbarmen mit mir. Gehet hin und erkundigt euch, wo er wohnt, und wer ihn daselbst gesehen hat; denn man sagt mir, daß er sehr schändlich handelt. So seht nun zu und erkundet alle Schlupfwinkel, darin er sich verbirgt, und kommt wieder, daß ich mit euch gehe; und wenn er im Lande ist, so will ich ihn suchen unter allen Tausenden in Juda. Und sie machten sich auf und kamen nach Siph vor Saul; David aber und seine Männer waren in der Wüste Maon, in der Araba, südlich von der Wüste. Und Saul und seine Männer kamen, um zu suchen; und sie sagten es David an, und er ging die Klippe hinab und blieb in der Wüste Maon. Und Saul hörte es und jagte David nach in die Wüste Maon. Und Saul ging auf die eine Seite des Berges und David und seine Männer auf die andere Seite des Berges; und David eilte, um von Saul wegzukommen, und Saul und seine Männer umringten David und seine Männer, um sie zu fangen. Und es kam ein Bote zu Saul und sprach: Eile und komm, denn die Philister sind in das Land eingefallen. Und Saul kehrte um von der Verfolgung Davids und zog wider die Philister; darum nannten sie den Ort Sela-Hammalekoth.

Die Numerische Bibel

Um diese Zeit erbot sich David, als er vernommen hatte, die Palaestiner seien in das Land der Killaner eingefallen und hätten dasselbe verwüstet, ein Heer gegen sie zu führen, wofern Gott, den er durch den Propheten um Rat fragen liess, ihm den Sieg verheissen würde. Und da Gott den Sieg wirklich in Aussicht stellte, griff er mit seiner Streitmacht die Palaestiner an, bereitete ihnen eine gewaltige Niederlage, machte grosse Beute und verblieb dann bei den Killanern, bis sie ihr Getreide von der Tenne nach Hause gebracht hatten. Sein Aufenthalt daselbst aber wurde dem Saul hinterbracht. Denn dass sein Unternehmen einen so glücklichen Erfolg gehabt, konnte nicht bloss in dem Lande, wo dasselbe stattgefunden, bekannt sein; vielmehr verbreitete sich der Ruf davon weithin und kam so auch dem Könige zu Ohren. Saul freute sich sehr, als er hörte, dass David in Killa sei, da er glaúbte, Gott habe ihn in seine Gewalt gegeben, weil er ihn in eine mit Mauern, Thoren und Riegeln wohlverwahrte Stadt eingeschlossen habe. Er befahl daher dem gesamten Kriegsvolke, Killa anzugreifen, den David gefangen zu nehmen und ihn umzubringen. Als aber David von Gott vernahm, die Killaner würden ihn, wenn er bei ihnen bleibe, dem Saul ausliefern, flüchtete er sich mit vierhundert Männern aus der Stadt und begab sich in eine Wüste oberhalb Engedaïn. Nachdem nun Saul vernommen, dass David den Killanern entschlüpft sei, stellte er den Kriegszug gegen ihn ein.

David gelangte von da zu einem Orte im Lande der Ziphener mit Namen Kaina („die Neue“), wo Sauls Sohn Jonathas ihn besuchte und begrüsste. Er ermahnte ihn, gutes Muts zu sein, von der Zukunft das Beste zu hoffen und sich durch die gegenwärtigen Übel nicht wankend machen zu lassen. Denn er werde König sein und die gesamte Truppenmacht der Hebräer unter seinem Oberbefehl haben; so erhabene Dinge pflege man aber nicht ohne grosse Anstrengungen zu erringen. Darauf schwur er ihm nochmals, er werde die Treue und Freundschaft, die zwischen ihnen bestehe, in Zukunft pflegen, und rief Gott zum Zeugen des Fluches an, den er sich selbst androhte für den Fall, dass er ihr Bündnis verletzen würde. Und nachdem er ihn so getröstet und von Furcht und Kummer befreit hatte, verliess er ihn und begab sich wieder nach Hause. Die Ziphener aber liessen dem Saul, um sich seiner Gunst zu versichern, melden, dass David sich bei ihnen aufhalte, und dass sie ihn ausliefern wollten, falls er sich zu ihnen bemühen wolle. Denn wenn man den Engpass von Ziphene besetze, könne er nicht entwischen. Der König lobte ihren Eifer, versprach ihnen für die Anzeige seinen Dank, den er ihnen in kurzem erstatten werde, und schickte Häscher ab, um den David aufzusuchen; er selbst wolle ihnen bald nachfolgen. Diese beeilten sich, den David vor der Ankunft des Königs festzunehmen, da sie sich ein Anrecht auf seine Dankbarkeit nicht nur durch die Anzeige sichern wollten, sondern auch dadurch, dass sie den David in seine Hände lieferten. Obgleich sie jedoch ihren Eifer für Saul beweisen und ihm sich besonders gefällig erzeigen wollten, indem sie den Liebling Gottes dem Tode zu überantworten und ihn dem Könige auszuliefern versprachen, schlug ihr boshaftes Vorhaben dennoch fehl. Als nämlich David von dem hinterlistigen Anschlage der Ziphener und der Ankunft des Königs Kunde erhalten hatte, verliess er durch den Engpass die Gegend und floh auf einen hohen Felsen in der Wüste Maon.

Saul aber eilte dem David nach, und da er unterwegs hörte, David sei glücklich durch den Engpass entwischt, begab er sich auf die andere Seite des Felsens. Da aber rief ihn, als er nahe daran war, den David gefangen zu nehmen, das Gerücht ab, die Palaestiner hätten wiederum einen Einfall in das Gebiet der Hebräer unternommen. Er marschierte also wieder zurück und gegen dieselben, denn er hielt es für besser, deren Frechheit zu strafen, als das Land ihrer Gewalt zu überlassen, während er einem persönlichen Feind nachjage.

Jüdische Altertümer – Josephus, Flavius

wo der Geist ist, da ist Freiheit

Der Herr aber, von dem dieses Wort spricht, nämlich Jesus Christus, ( – von dem …: verdeutlichender Zusatz; zur Deutung der alttestamentlichen Aussage auf Jesus Christus vgl. Sacherklärung »Herr«. – ) wirkt durch seinen Geist. Und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 2. Korinther 3,17

Der Herr aber ist der Gottesgeist, und wo der Geist des Herrn wirkt, ist Freiheit.
NeÜ bibel.heute Stand 2020 – 2. Korinther 3,17

Mit «dem Herrn» ist hier der Geist gemeint*. Denn wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit ( – von dem Buchstaben des Gesetzes – ).
Ludwig Albrecht – 2.Korinther 3,17

da wir diesen Vers schon mit vielen Kommentaren 2020 hatten – hier nur ein paar zusätzliche Gedanken:

Paulus bediente sich einer Standardmethode der jüdischen Auslegung, um Entsprechungen zwischen den handelnden Personen beim ersten Geben des Gesetzes und im neuen Bund herauszuarbeiten: Dem »Herrn« in der Passage aus 2. Mose entspricht in heutiger Zeit der »Geist«.

Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Christliche Freiheit

«Wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit» (2 Korinther 3,17).
Christliche Freiheit ist nicht:
• frei zu sein, um zu sündigen.
• frei zu sein, um zu leben, wie man will oder um sich mit der Welt zu verbinden.
• frei zu sein, um sich dem Teufel zur Verfügung zu stellen, damit er uns zum Schaden im Werk des Herrn benutzen kann.

Christliche Freiheit zeigt sich vielmehr im Folgenden:
a. Weil der Herr Jesus uns, die an Ihn glauben, völlig frei gemacht hat (Johannes 8,36), müssen wir nicht mehr sündigen. Wir sind nun frei, den in der Bibel offenbarten Willen Gottes zu tun. Jakobus nennt dies das vollkommene Gesetz der Freiheit (Jak 1,25; 2,12).
b. Wir dienen unserem Herrn freiwillig, weil wir Ihn lieben. Er hat keine Zwangsarbeiter. Jeder Dienst für Ihn sollte aus der Freiwilligkeit unseres Herzens heraus geschehen. In 1 Petrus 5,2 wird den Ältesten, die in der örtlichen Versammlung eine besondere Verantwortung wahrnahmen, zugerufen: «… indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führt, sondern freiwillig.»
c. Wir haben allezeit freien Zugang zu Gott, unserem Vater (Röm 8,15.16). Das ist die Freiheit der Kinder Gottes. Als Besucher sollte man sich bei einem Gastgeber vorher anmelden, damit man nicht ungelegen kommt. Aber die Kinder des Gastgebers müssen das nicht. Sie dürfen unangemeldet zum Vater kommen, weil sie seine Kinder sind. So ist es auch mit uns Glaubenden. Wir sind Kinder Gottes und haben im Glauben freien Zugang zu unserem himmlischen Vater.
d. Unsere Freiheit hat mit der herrlichen Person des Herrn Jesus zu tun. Er sagt in Johannes 10,9: «Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.» Als Erlöste sind wir frei, in die Gegenwart Gottes einzugehen, um uns dort mit Jesus Christus zu beschäftigen. Weiter sind wir frei, von dort zu den Menschen auszugehen, um ihnen durch unser Leben und durch unsere Worte den Erlöser vorzustellen. Bei Ihm finden wir auch Überfluss an geistlicher Nahrung.
Als freie Christen blicken wir im Glauben in drei Richtungen:
• zurück nach Golgatha ans Kreuz: Da wird unser Herz voll Dank über das Erlösungswerk unseres Heilands.
• nach oben zum Himmel: Da wird unser Herz voll Freude über die Herrlichkeit unseres Herrn.
• nach vorn ans Ziel: Da wird unser Herz voll Verlangen, zum Herrn Jesus zu gehen.
Das ist christliche Freiheit.

Halte fest 2011 – Seite: 365 – Verfasser: Dieter Born

Wendung oder schuldig?

Da sprach David zu Abjathar: Ich wußte an jenem Tage, weil Doeg, der Edomiter, daselbst war, daß er es Saul sicher berichten würde. Ich bin schuldig an allen Seelen des Hauses deines Vaters.
Elberfelder 1871 – 1. Samuel 22,22

David klagte sich selbst an und sagte zu Abjatar: »Als ich damals Doëg in Nob sah, wusste ich gleich, dass er es Saul verraten würde. Ich bin schuld, ich habe deine ganze Familie auf dem Gewissen!
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Samuel 22:22

Da sagte David zu Ạbjathar: „An dem Tag, als ich Dọeg, den Edomịter, dort sah, habe ich gewusst, dass er Saul mit Sicherheit alles verraten würde. Ich persönlich bin verantwortlich für den Tod jedes Einzelnen aus dem Haus deines Vaters.
neue Welt Übersetzung – 2018 – 1.Samuel 22:22

Dawid sprach zu Ebjatar:
Wissen mußt ichs an jenem Tag – Doeg der Edomiter war ja dort – ,
daß mans melden, ja, Schaul melden würde,
ich selber habs an alle Seelen deines Vaterhauses herantreten lassen, –
Buber & Rosenzweig – 1.Sam 22,22

Wenn man in dt Bibeln den Text liest, könnte man zu dem Schluß kommen, dass David die Verantwortung für das Handeln von Saul übernehmen würde. Oder wie steht es in deiner Bibel?
Doch sobald ich eine Übersetzung eines jüdischen Mannes in die Hand nehme – also die letzten beiden – dann entsteht ein ganz anderer Eindruck! Hier wird davon gesprochen, dass David die Wendung gewesen ist!
Schauen wir uns einige Kommentare dazu an:

wie Gott es dem Hohepriester Eli prophezeit hatte Josephus bringt das Massaker von Nob mit der Prophezeiung in Verbindung, die Gott Eli durch Samuel gegeben hatte, dass seine Nachkommenschaft wegen der Sünde seiner Söhne vernichtet werden würde (Ant. 5.350). Diese Begründung ähnelt der von Pseudo-Philo, wonach die Priester von Nob die dem HERRN geweihten Speisen entweihten und die Erstlingsfrüchte des Volkes für sich selbst nahmen; deshalb versprach Gott in seinem Zorn, die Bewohner von Nob zu vernichten, weil sie den Weg von Elis Söhnen gehen, die ebenfalls die Opfergaben des Volkes für sich selbst nahmen, bevor sie Gott dargebracht wurden (L.A.B. 63:1). Sowohl Josephus als auch Pseudo-Philo betonen daher die Art der Sünde der Priester von Nob. Pseudo-Philo bietet eine weitere Rechtfertigung für das Massaker von Nob, indem er erklärt, dass die Einwohner von Nob sich der Vergewaltigung der Konkubine des Leviten schuldig gemacht haben (L.A.B. 45:3; Judg. 19); beachte, dass die Vergewaltigung bei Pseudo-Philo nicht in Gibea stattfindet, wie in der Bibel (Judg. 19:15), sondern in Nob. Auf der anderen Seite sind die Targum (TJon 1 Sam. 22:22) und der Talmud (B. Sanh. 95b) betonen beide Davids Verantwortung für das Massaker an den Priestern von Nob, wobei ersterer Davids Schuld und letzterer seine Bestrafung hervorhebt. Insbesondere behauptet der Talmud, dass der Priester wie Abimelech nur einen Sohn hatte (1 Sam. 22:20), und zwar für Davids Nachkommen, mit Ausnahme eines einzigen verbliebenen Sohnes, Joasch.

Louis H. Feldman – Außerhalb der Bibel – Antike jüdische Schriften mit Bezug zur Schrift

Warum gefährdete David wissentlich den Hohenpriester Ahimelech, was zu dessen Tod führte, wie das David gemäß 1Samuel 22:22 auch zugab?
In 1Samuel 22:22 wird in Wirklichkeit nicht angedeutet, daß David im voraus wußte, daß seine Handlungsweise zu Ahimelechs Tod führen würde. Es heißt dort: „Hierauf sprach David zu Abjathar [Sohn Ahimelechs]: ‚Ich wußte wohl an jenem Tag, weil Doeg, der Edomiter, dort war, daß er [Doeg] es Saul bestimmt mitteilen würde. Ich persönlich habe jeder Seele des Hauses deines Vaters [Ahimelech] Unrecht angetan.‘ “
David, der vor dem erzürnten König Saul floh, ging nach Nob, wo der Hohepriester Ahimelech ansässig war. David gab ihm nicht den genauen Grund dafür an, warum er sich in diesem Gebiet aufhielt, vielleicht aus Sorge, der Hohepriester würde sich sonst verpflichtet fühlen, Davids Verbleib dem König mitzuteilen. Dennoch blieb sein Aufenthalt in Nob nicht unbemerkt. Der Edomiter namens Doeg sah David und berichtete danach die Sache dem zornigen Saul.
Nichts in dem Bericht beweist jedoch, daß David bereits vorher etwas von Doegs Anwesenheit gewußt hatte. Doeg „befand sich an jenem Tag . . . dort, festgehalten vor Jehova“ (1Samuel 21:7). David war wahrscheinlich überrascht, wenn nicht sogar schockiert, daß der grundsatzlose Doeg ihn bei Ahimelech sah. Als es jedoch geschehen war, war es geschehen. David konnte es nicht rückgängig machen, noch konnte er die schrecklichen Folgen verhindern, die sich durch Sauls Zorn für den Hohenpriester und für zahlreiche andere Priester sowie Frauen, Kinder und Tiere in Nob ergaben (1Samuel 22:9-19).
Mit diesem Gedanken im Sinn sollte man Davids traurige Worte an Abjathar, der dem Massaker entkommen war, erneut betrachten: „Ich wußte wohl an jenem Tag, weil Doeg, der Edomiter, dort war . . .“ Jetzt verstehen wir, daß David meinte: ‘Ich wußte es an jenem Tag, als ich merkte, daß Doeg mich bei Ahimelech gesehen hatte . . .’ Aber es war zu spät. Doeg war unerwarteterweise dort und bemerkte Davids Kontakt mit dem Hohenpriester. Daher schlußfolgerte David sofort, daß Doeg die Sache Saul berichten würde. Aus diesem Grund gestand David später gewisse Schuldgefühle gegenüber Abjathar ein, obwohl David nur indirekt zu dem darauf folgenden Massaker beigetragen hatte. Er drängte Abjathar, bei ihm zu bleiben, denn er vertraute auf Jehovas Führung und Schutz (1Samuel 22:22, 23).

Wachtturm – 15.11.1886

Die Wachen, die dem König am nächsten standen („Lakaien“, KJV), weigerten sich, die Priester zu töten. Das erinnert uns an die Zeit, als Saul dem Volk befahl, Jonatan zu töten, weil er den Eid gebrochen hatte, und sie sich weigerten, ihm zu gehorchen (14:41-46). Saul wusste, dass Doeg bereit war, die böse Tat zu begehen, und gab ihm die Erlaubnis, Ahimelech und sein Haus, fünfundachtzig Priester des Herrn, hinzurichten. Dög, der im Grunde seines Herzens ein Lügner und Mörder war (Johannes 8,44), setzte sich über Sauls Befehl hinweg und ging nach Nob, wo er die gesamte Bevölkerung und das Vieh ausrottete.

Auch wenn uns dieser ungerechte Prozess und das rechtswidrige Urteil beunruhigen, müssen wir bedenken, dass dies Teil von Gottes Plan war. Diese Abschlachtung der Priester war eine teilweise Erfüllung der unheilvollen Prophezeiung, die dem untreuen Eli gegeben worden war (1. Sam. 2:27-36; 4:10-18), denn Gott versprach, das Haus Eli durch das Haus Zadok zu ersetzen (1. Kön. 2:26-27; 4:2).

Der geschützte Priester (1 Sam. 22:20-23). Der einzige Überlebende des Massakers von Nob war Abiathar, ein Sohn Ahimelechs, der dann Hohepriester wurde. Er wusste, dass seine einzige Hoffnung darin bestand, sich David anzuschließen, und so floh er nach Kegila, wo David nun lagerte (23,6). Wann David von Hereth nach Kegila zog, geht aus dem Text nicht hervor, aber einen Priester mit einem Efod zu haben, war für David und seine Begleiter eine enorme Hilfe. Die 400 Männer hatten den Propheten Gad, den Priester Abjatar und den König David, und sie kämpften in den Schlachten des Herrn. David nahm die Schuld für die Ermordung der Priester auf sich, aber er übernahm auch die Verantwortung, sich um Abjatar zu kümmern und dafür zu sorgen, dass er in Sicherheit war. – Leider stellte sich Abjatar bei seinem Streben nach dem Thron auf die Seite von Adonia, und Salomo ersetzte ihn durch Asarja aus der Priesterfamilie Zadoks. Dies war der letzte Schritt, um die Familie von Eli aus dem levitischen Priestertum auszuschließen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Wahrscheinlich wusste Saul damals nicht, dass „ein“ (wörtlich: „einer“ [V. 20], was die Tatsache betont, dass er der einzige Überlebende ist) Sohn Ahimelechs „entkommen“ war (dasselbe Verb wird häufig für David verwendet; vgl. 19:10, 12, 17-18) und sich Davids flüchtender Gruppe anschloss. Abiathar („Der [göttliche] Vater ist ausgezeichnet“) (vgl. Moses‘ Schwiegervater, der Priester Jethro, dessen Name „Seine Exzellenz“ bedeutet), übte für den Rest von Davids Leben priesterliche Funktionen für David aus (vgl. 23:6, 9; 30:7; 2 Sa 8:17); er wurde schließlich unter Salomos Herrschaft durch Zadok ersetzt (1 Ki 2:27, 35; zum Hinweis auf Abiathar in Mk 2:26 siehe Kommentar zu 21:6).
Als Abjatar David mitteilt, dass Saul den Befehl zum Massaker an allen Priestern von Nob gegeben hat, außer an ihm selbst (V. 21), sagt David ihm (V. 22), dass er Doegs Verrat schon seit ihrer früheren Begegnung in Nob vorausgesehen hat (vgl. 21,7). Dann gesteht David, dass er selbst, wenn auch unbewusst, für das Massaker verantwortlich ist. Mit den Worten „Ich bin verantwortlich“ verwendet David eine Form desselben hebräischen Verbs, das in V. 18 mit „umkehren, sich wenden“ übersetzt wird. Obwohl es Doeg, der Edomiter, war, der sich „umdrehte“ und die Priester tötete, war es David, der durch seine frühere Anwesenheit in Nob „verantwortlich“ für den Tod der Priester war. Deshalb bietet er Abjatar Zuflucht an und sagt ihm, er solle sich nicht „fürchten“ (V. 23; vgl. Jonatans ähnliche Zusicherung an David in 23,17). Abiathar kann sich auf Davids Schutz verlassen: „Du“ (mit Nachdruck), sagt David, „wirst bei mir sicher sein.“ Saul trachtet nun nach dem Leben (siehe Kommentar zu 20:1), und so werden sie zu Partnern auf der Flucht. Der gewählte König und der gewählte Priester haben sich auf der Flucht zusammengetan.

Tremper Longman III & David E. Garland – Der Bibelkommentar des Auslegers

Jetzt habe ich die ganze Familie deines Vaters umgebracht. Wörtlich: „Ich habe das ganze Leben des Hauses deines Vaters umzingelt.“ Es ist nicht nötig, sabbothi zu ändern [TH5437, ZH6015] („Ich habe umzingelt“) in das ungewöhnliche Wort khabti (khub [TH2325, ZH2549], „ich bin schuldig“, das nur in Dan 1,10 vorkommt, und dort im Piel und nicht im Qal, wie hier vorgeschlagen) auf der Grundlage des eimi aitios (Ich bin die Ursache oder der Urheber). Es scheint wahrscheinlicher, dass die LXX ihre Übersetzung aus dem Kontext abgeleitet hat. Das Wort sabbothi ist hier wahrscheinlich im Sinne von „ich habe den Tod umzingelt“ zu verstehen, wie von de Boer (1949:43) vorgeschlagen. Hertzberg (1964:186) schlägt vor: „Ich habe das Leben gefährdet“ = „Ich bin der Anlass von“.

Eckstein Bibelkommentar – Samuel

Ich habe es veranlasst – David erinnert sich nun mit Bedauern an die Unwahrheiten, mit denen er Ahimelech getäuscht hatte, und gesteht seine Schuld ein. Aber die unbesonnene und blutige Tat Sauls überzeugt ihn davon, dass der König gottverlassen ist, und er stärkt sich angesichts dessen und spricht die Gefühle seines Herzens in einem unnachahmlichen Psalm aus. Siehe Psalm 52, der sich weniger gegen Doeg als gegen Saul richtet und an dessen Ende David seine eigene Hoffnung und sein Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes zum Ausdruck bringt.

D.Steele – Kommentar das alte Testament

Ich habe veranlasst. Im Hebräischen heißt es „ich habe mich gewendet“. Wenn der erste Konsonant des hebräischen Verbs geändert wird, ändert sich das Verb von „ich habe mich gewendet“ zu „ich bin verantwortlich“. Das ist die Lesart, die in der Septuaginta und in den alten syrischen und lateinischen Übersetzungen zu finden ist. Sie wird von NRSV, NIV, NJB und NAB ÜBERNOMMEN, ebenso wie von TEV. Tatsächlich gibt es aber kaum einen wirklichen Unterschied in der Bedeutung zwischen den Übersetzungen von RSV und TEV. NJPS behauptet in einer Fußnote, einen unsicheren hebräischen Text übersetzen zu wollen, in dem es heißt: „Ich bin schuld“.

Roger L. Omanson – Ein Handbuch zum ersten Buch Samuel

Wir können also leicht erkennen – wir brauchen einen „Muttersprachler“ um wirklich zu verstehen, was David dachte! Und David war ein wirklicher Hirte! Er sah sich „verantwortlich für die ihm anvertrauten Schafe“! David hatte seine Eltern nach Moab geschickt, um diese vor Saul zu schützen. Nun erkannte David, dass er auch die Priesterstadt vor Saul hätte schützen müssen! So denkt ein wirklicher Hirte: er macht nicht „die Schafe verantwortlich“ sondern sucht bei sich die Fehler!
Wir können das Denken von David am besten nachvollziehen, wenn wir Psalm 52 dazu lesen: David versteht klar, dass Saul zu weit gegangen ist – und sich damit von Jehovah abgeschnitten hat.

Saul verschenkt fleißig Land …

da sprach Saul zu seinen Knechten, die bei ihm standen: Höret doch, ihr Benjaminiter! Wird auch der Sohn Isais euch allen Felder und Weinberge geben, euch alle zu Obersten über tausend und zu Obersten über hundert machen,
Elberfelder 1871 – 1.Samuel 22,7

»Hört zu, ihr Männer vom Stamm Benjamin!«, rief Saul ihnen zu. »Hat der Sohn Isais euch Felder und Weinberge versprochen? Hat er versprochen, euch zu Hauptleuten und Heerführern zu machen?
Neues Leben – Bibel 2006 – 1.Samuel 22:7

Saul sprang plötzlich auf und machte seine Leute zur Sau: „Ihr Trottel glaubt doch bestimmt, dass dieser Typ vom Familienstamm Juda ausgerechnet euch Benjaminiter bevorzugen wird, wenn er mal an der Macht ist, oder? Ihr glaubt im Ernst, er wird euch ganz viel Land und Weinberge schenken und jeden von euch zu einem General befördern! Ha!
VolxBibel – 1.Samuel 22,7

Was für ein „großer König“! Er sammelt seine Verwandtschaft um sich, seinen Stamm, um deren Aufmerksamkeit und Treue (?) durch Geschenke zu kaufen! Wie lange soll das gut gehen? Das man seinen eigenen Kindern mehr Vertrauen entgegenbringt, als Fremden – ist verständlich.
Und David? Schauen wir in Vers 2 an – um David scharen sich die „Nichtsnutze“ – Männer die Probleme hatten. Aber es scheinen Männer aus allen Stämmen zu sein. Und David muß diese nicht mit Geschenken „gefügig“ machen.

Alle, die in Not sind – die unter Mangel leiden oder in Schwierigkeiten mit ihren Nachbarn sind. Schulden – hebräisch, einen Gläubiger haben; und die, die nicht in der Lage sind, ihren Verpflichtungen nachzukommen, werden wahrscheinlich an ihre Gläubiger verkauft werden. Lev. 25:39. Unzufrieden – unzufrieden mit der Regierung Sauls. Ungefähr vierhundert Mann – Eine Bande von Gesetzlosen, die jedoch unter Davids weiser Führung zu einer Gruppe von mächtigen Helden wurde. Eine Liste der tapfersten von ihnen findet sich in 2 Sam. 23:8-39; 1 Chron. 11:10–47. Wie lange David vor seiner Flucht nach Moab in der Höhle von Adullam blieb, wird nirgends berichtet.

D.Steele Kommentar das alte Testament

Saul würde „über Leichen gehen“ und sogar seinen eigenen Sohn töten – David dagegen bringt seine Eltern in Sicherheit! Wohin? Nun seine Urgroßmutter war Ruth – deshalb bringt er seine Eltern nach Moab – die Gegend woher Ruth viele Jahre vorher weggezogen war.

Wenn wir den obrigen Vers der Bibel im Kopf behalten, dann werden wir die Geschichte aus 2.Samuel 21 besser verstehen – wir verstehen dann, dass Saul die hier in 1.Samuel 22:7 genannten Felder und Weinberge nicht aus den eigenen Erbteil her verschenken konnte, sondernd dass Saul die Menschen, die in „seinem Stammesgebiet“ lebten, vertrieb oder ermordete, um dann deren Felder und Weingärten zu verschenken – und dass Jehovah wohl eine Weile zusah, aber in 2.Samuel dann „ein Gericht“ über die „Empfänger dieser Schenkungen“ brachte.