Kategorie: jehovah-shammah

„stärkt euer Herz“

Habt auch ihr Geduld, befestiget eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahe gekommen.
Elberfelder 1871 – Jak 5,8

Geduldet auch ihr euch, stärket eure Herzen; denn die Wiederkunft des Herrn ist nahe!
Schlachter 1951 – Jakobus 5,8

Genauso müsst ihr auch Geduld haben, ja? Ermutigt euch gegenseitig! Es dauert bestimmt nicht mehr lange, dann kommt Jesus wieder!
VolxBibel – Jakobus 5,8

Jakobus ermahnt zur Geduld und schließt damit an den vorhergehenden Vers an. Da sahen wir, dass der Herr Jesus Leiden geduldig ertrug. Geduld können wir von Ihm lernen. In den Versen 7–10 kommt das Wort Geduld viermal vor. Das zeigt, wie wichtig es ist, geduldig zu sein, denn wie leicht können doch Gefühle der Ungeduld aufkommen. Geduld hast du in Umständen nötig, wo man dir ungerecht begegnet und/oder wo du keine Aussicht hast, aus diesen Umständen herauszukommen. Wenn deine Geduld ein Warten auf den Herrn ist, wird sie immer belohnt.
Bis zur Ankunft des Herrn geduldig zu sein, bezieht sich in erster Linie auf sein Kommen auf die Erde, um zu richten, Recht zu üben, gerecht zu regieren und alles zu belohnen, was für Ihn getan wurde. Als Glied der Gemeinde Gottes darfst du auch nach dem Kommen des Herrn Jesus Ausschau halten, wenn Er kommt, um die Gläubigen zu sich zu nehmen (1Thes 4,14–18). Dieses Kommen geht dem Kommen des Herrn auf die Erde voraus.
Du darfst auch mit dem Kommen des Herrn rechnen in dem Sinn, dass Er die Umstände verändert, in denen du dich befindest (vgl. Phil 4,5). Darum geht es hier zwar nicht so sehr, aber du kannst doch Trost daraus schöpfen. Du kannst darauf rechnen, dass der Herr in deine Umstände kommen will, um dir darin beizustehen, wenn du dein Herz dafür öffnest. Das wird dich davor bewahren, bei all dem Unrecht stehenzubleiben, das dir angetan wurde und dem du dich ausgeliefert fühlst. Manchmal musst du dich damit abfinden, dass sich nichts ändert. Dann darfst du doch darauf vertrauen, dass der Herr zu dir kommt, um dich zu stärken. In dieser Bedeutung hat Paulus es auch erfahren, dass der Herr zu ihm kam und ihn ermutigte (Apg 18,9). Wenn der Gedanke an das Kommen des Herrn in dir lebendig ist, wirst du erfahren, dass Er bei dir ist.
Geduld haben muss man genauso wie ein Ackerbauer, der gesät hat. Das Einzige, was er danach tun kann, ist, geduldig auf die köstliche Frucht der Erde zu warten, und das tut er daher auch. Für das Aufgehen der Saat und dass sie schließlich Frucht trägt, ist er auf den Regen des Himmels angewiesen (5Mo 11,11.14). Den Regen erwartet er von Gott. Dein Leben ist ein Acker, auf den Gott den Samen seines Wortes gesät hat. Er will, dass Frucht für Ihn daraus hervorkommt. Er beschleunigt den Wachstumsprozess nicht, sondern bewässert den Boden mit seinem Wort. Sein Wort ist wie Regen (5Mo 32,2). Er will aus deinem Leben köstliche Frucht für sich haben. Das gilt auch für die Christenheit in ihrer Gesamtheit. Zu Beginn kam der Frühregen. Das geschah, als der Heilige Geist am Pfingsttag auf die Gläubigen ausgegossen wurde (Apg 2,1ff.). Dadurch ist die Gemeinde entstanden, die Gott dazu bestimmt hat, Frucht für Ihn zu bringen. Wenn die Gemeinde entrückt ist, wird der Heilige Geist noch einmal ausgegossen, und zwar auf den Überrest Israels (Joel 3,1.2). Das ist die Erklärung für den Spätregen. Wenn der Überrest den Spätregen empfangen hat, wird auch er köstliche Frucht für Gott hervorbringen.

Ger de Koning – Die Briefe von Jakobus und Petrus

Noch einmal erklingt die Aufforderung: »Habt auch ihr Geduld!« – wie jener Bauer (V. 8). Jakobus fügt hinzu: »Stärkt eure Herzen!« Von der Grammatik her könnte man auch übersetzen: »Fasst auch ihr euch in Geduld und macht eure Herzen stark.« D. h. Jakobus spürt, dass die Adressaten so etwas nötig haben. In der Tat ist der Christ von Natur aus ungeduldig, zaghaft, schwankend. Geduldfassen und Sich -innerlich -Stärken geht nur durch Gottes Wort und Gebet. Die vielen ähnlichen Parallelstellen (z. B. Lk 22,32; Apg 18,23; Röm 16,25; 1 Thess 3,2.13; 2 Thess 3,3; 1Petr5,10; Offb 3,2) zeigen, wie schwer es ist, Christen in Stetigkeit, Vertrauen und Gelassenheit zu bewahren. Unterdrückt sind sie oft – niedergedrückt sollen sie nicht sein. Sie wissen doch: »Das Kommen des Herrn ist nahe« (vgl. 1Petr4,7; 2 Petrus 3,9; Heb 10,37). Dieser kurze Satz gibt wie das gesamte NT kein Datum für die Wiederkunft. Aber er stellt in eine lebendige Erwartung der Wiederkunft Jesu hinein (vgl. Mt 24,33; Röm 13,11ff.; Offb 1,3). Genau das macht die Spannung der christlichen Zukunftshoffnung aus: Einerseits leben wir in den letzten Tagen der Geschichte (vgl. Jak 5,5), von daher betrachtet ist der Herr also »nahe»; andererseits wissen wir, dass es mit der Wiederkunft länger dauert, als menschlicher Eifer meint (vgl. 2 Thess 2,2 und Mt 24,8; 25,9.19; 2 Petrus 3,9). Die Konsequenz kann hier nur lauten: Lebe so, dass der Herr Jesus jeden Augenblick wiederkommen kann.

Gerhardt Maier – Edition C

Die Tatsache der Ankunft des Herrn steht nicht in Frage, sie ist nahe herbeigekommen. – Vgl. zur nahen Ankunft: Mt 24,33; R“m 13,11.12; 1Kor 15,23; Hebr 10,36.37; 1Petr 4,7; Offb 1,3 . – Fraglich ist nur, wodurch das Warten auf diese Ankunft bestimmt ist.
Die Zeit bis zur Wiederkunft ist wie der Wachstumsprozess. Die Zeit zwischen Saat und Ernte (V. 7) entspricht dem „endzeitlichen Maß“, in dem die Menschen dieses Zeitalters leben. Christen, die auf die Wiederkunft ihres Herrn gespannt, erwartungsvoll und geduldig warten, handeln zeitgemäß. Es zählt nicht die gegenwärtige Zeit, die Zeit der Moden, sondern die Zeit, die von der Wiederkunft bestimmt ist und mit ihr rechnet. – „Laßt uns nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein!“ (1Thess 5,5-8) .- Es ist eine Zeit, in der die Kraft zum Durchhalten nicht aus der Gegenwart kommt, sondern aus der Zukunft. „Geduld aber ist euch not … Denn noch eine kurze Zeit, dann wird der kommen, der kommen soll, und nicht ausbleiben“ (Hebr 10,36.37 ).
Jak sagt in einem Atemzug: „Harrt aus!“ und „Macht eure Herzen fest!“. Geduld und Stärke bzw. Festigkeit gehören für ihn zusammen. Geduld ist keine Schwäche, keine Haltung, in der passiv alles hingenommen wird, was kommt. Geduld ist eine innerliche Kraft, die zu einem aktiven Ausharren befähigt. – „Wir betrachten Geduld als eine Sache des Charakters. Hiob aber und die Propheten, die Jakobus hier anführt, waren ihrer Art entsprechend nicht gerade geduldig. Geduld ist keine Sache des Temperaments. Geduld ist Glaube, der auf die Probe gestellt wird. Sie bedeutet nicht: untätig zusehen, wie das Schlimme noch schlimmer wird, sie ist im Gegenteil: aktives Ausharren, und zwar auf Grund der Gewißheit, daß die Rettung nahe ist, oder, wie Jakobus sich konkret ausdrückt: die Ankunft des Herrn ist nahe“ (O. Jager: Biblisches Tagebuch, S. 369f). – Umgekehrt ist es wichtig, dass die Herzen befestigt und darin stark gemacht werden. Das ist nötig, damit die Kraft vorhanden ist, auch unter widrigen Umständen auf das erlösende Kommen des Herrn zu warten. Und gleichzeitig dient die Befestigung der Herzen dazu, Menschen vorzubereiten auf das bevorstehende Gericht.
Zwei Motive der nahen Ankunft des Herrn sind zu erkennen: a) das Kommen des Herrn bringt Frucht und Erlösung; wir dürfen auf ihn geduldig warten wie auf eine kostbare Frucht; das lohnende Ziel erleichtert das Warten (V. 7f); b) das Kommen des Herrn bringt das endgültige Gericht; das Wissen um das kommende Gericht richtet die Gedanken und Taten auf Gott aus; man soll entsprechend leben und handeln (V. 9). Der erste Aspekt macht Mut, nicht zu verzagen; der zweite Aspekt macht Mut, die Spannung nicht bei den Geschwistern abzuladen oder bei ihnen die Schuld zu suchen und sie anzuklagen.
Man kann die Formulierung „Macht eure Herzen fest!“ auch mit „Stärkt eure Herzen!“ übersetzen. Dieser Imperativ bildet den Kontrast zu dem Mästen der Herzen in V. 5 (das ja nach dem Wunsch dieser Leute auch ihrer Stärkung dienen sollte) -„Während die Reichen ihre Herzen „füttern“ …, sollen die armen Christen i h r e Herzen aus ihrem Glauben „stärken“„ (F. Mussner: Komm, S. 203). – und zur gegenseitigen Anklage der Brüder in V. 9. Stärken bzw. Festmachen (griech. stärixate) ist im NT geradezu terminus technicus für die gegenseitige Seelsorge. Die Brüder stärken einander und werden durch die Apostel gestärkt. -Vergl. Apg 14,22; 15,32.41; 18,23; Röm 1,11; 1Thess 3,2.13; Offb 3,2 . – Einer macht den andern stark, keiner kann sich selber stark machen.
Die Brüder sollen sich gegenseitig stark machen (V. 8) und sich nicht dadurch schwächen, dass sie sich gegenseitig Vorwürfe machen und aufeinander schimpfen (V. 9).

Wuppertaler Studienbibel

Die Zeit ist »nahe«, das heißt, das Kommen des Herrn ist jederzeit möglich. Es heißt nicht, die Ereignisse müssen sofort, ohne Verzug eintreten. Wäre das der Fall gewesen, wären sich die Heiligen betrogen vorgekommen, da der Herr nach Jahrzehnten und Jahrhunderten noch nicht gekommen war. Die Hoffnung, dass das Kommen des Herrn nahe ist, hat die Heiligen seit Pfingsten getragen; denn es ist uns nicht gesagt worden, dass irgend welche in der Schrift angekündigten Ereignisse eintreten müssten, bevor der Herr die Gemeinde zu sich holt. Gott, der alles in der Hand hat (Apg 1,7), hätte es so einrichten können, dass die Wiederkunft des Retters jederzeit hätte eintreten können. Das Perfekt, das Jakobus in Jak 5,8 verwendet (engiken) , läßt sich buchstäblich so übersetzen: »Das Kommen des Herrn ist nahe gekommen« (wie es in der Unrevidierten Elberfelder der Fall ist). Das zeigt, dass mit der Erfüllung von der Menschwerdung, Kreuzigung, Auferstehung und Erhöhung des Herrn das nächste Ereignis im prophetischen Fahrplan Sein Kommen sein muss. Es muss nicht sofort geschehen, aber es ist nahe, d. h., jederzeit möglich. Die Gläubigen aller Jahrhunderte haben sich auf Sein Kommen gefreut. Diese Überzeugung muss aber im Leben des Christen zu sittlicher Reinigung führen (1.Joh 3,3). Das war Gottes Absicht. Die falschen Deutungen der Bibel haben aber vielen Gläubigen die Freude und den Ansporn von der beständigen Naherwartung geraubt.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Jesus warnte seine Nachfolger, für seine Wiederkunft bereit zu sein; selbst er kannte weder den genauen Tag noch die genaue Stunde, zu der sie stattfinden würde (Mt 24,36). Deshalb würde er unerwartet wiederkommen (24,50). Andere Stellen, die nach Jesu Auferstehung geschrieben wurden, deuten darauf hin, dass seine Wiederkunft sehr bald sein könnte (1 Korinther 1,7; Titus 2,13), ja sogar „unmittelbar bevorsteht“ (Phil 4,5; Jak 5,8-9).
Zweitausend Jahre sind vergangen, seit diese unverblümten Aussagen gemacht wurden, was viele zu der Annahme führt, dass sie missverstanden worden sind. Zusätzliche Hindernisse für die Vorstellung einer „baldigen“ Wiederkunft ergeben sich aus anderen Schriftstellen. Das Neue Testament legt nahe, dass bestimmte Zeichen oder Ereignisse der Wiederkunft Jesu vorausgehen würden. Zum Beispiel musste der Tempel zerstört werden (Mt 24,2), und es würde himmlische Zeichen geben, die seine Rückkehr ankündigen (Mt 24,30; Lk 21,11).
In drei seiner Gleichnisse deutete Jesus an, dass seine Wiederkunft nicht sofort, sondern mit Verzögerung erfolgen würde (Lk 19,11-27; Mt 25,5.19) – zumindest bis zum Tod des greisen Petrus (Joh 21,18). Paulus glaubte, offenbar auf der Grundlage von Matthäus 24,14, dass das Evangelium alle heidnischen Nationen erreichen müsse, bevor der Heilsplan Gottes erfüllt sei und Jesus wiederkommen würde (Röm 11,12.25).
Sogar in 1 Thessalonicher 5, dem Kapitel, in dem der Satz vom „Dieb in der Nacht“ vorkommt, wird angedeutet, dass Gläubige eine Art Vorahnung über den Zeitpunkt seiner Wiederkunft haben werden. Beachten Sie, wie Paulus Substantive und Pronomen verwendet, um Gläubige als fähig zu kennzeichnen, etwas zu erkennen, was Ungläubige nicht erkennen können:
Was nun die Zeiten und Jahreszeiten betrifft, Brüder, so habt ihr es nicht nötig, euch etwas schreiben zu lassen. Denn ihr wisst selbst, dass der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Während die Menschen sagen: „Es ist Friede und Sicherheit“, dann wird plötzliches Verderben über sie kommen, wie Wehen über eine schwangere Frau kommen, und sie werden nicht entkommen. Ihr aber, Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass dieser Tag euch überrasche wie ein Dieb. Denn ihr seid alle Kinder des Lichts, Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht und nicht von der Finsternis. So lasst uns nun nicht schlafen, wie die anderen, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein (1 Thess 5,1-6).
Wenn Gläubige ein gewisses Gespür dafür haben, wann der Herr wiederkommen wird, kann die Vorstellung, dass die Wiederkunft Jesu zu jedem beliebigen Zeitpunkt erfolgen könnte, falsch sein. Um dieses Problem zu lösen, argumentieren viele Christen, dass 1 Thessalonicher 5 sich auf die Wiederkunft Jesu in Harmagedon bezieht, dass es aber eine frühere Wiederkunft (eine Entrückung) geben wird, die vor jedem Zeichen oder Hinweis geschehen wird. 1 Vielleicht ist es am besten, wenn wir die Wiederkunft Jesu nicht als unmittelbar bevorstehend bezeichnen, sondern als unmittelbar bevorstehend denken. Diesem Gedanken kann man aus beiden Perspektiven zustimmen.

Michael S. Heiser – Ich fordere Sie auf, mich nicht mit der Bibel zu langweilen

Und schliesslich wird uns in Jakobus 5,8 die «befestigende Hoffnung» vorgestellt: «Habt auch ihr Geduld, befestigt eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahe gekommen.» Es wird nicht gesagt: die Ankunft naht, als ob sie noch verzögert werden könnte. Nein, sie ist ganz nahe. Der Herr Jesus wartet geduldig zur Rechten des Vaters, und wir werden ermahnt: «auch ihr, habt Geduld.»
Je mehr wir uns mit dem beschäftigen, was in den Schriften über das Kommen des Herrn gesagt wird, desto mehr werden wir in unserer Erwartung befestigt. Wir sagen manchmal: «Welch ein Glück! der Herr kann heute kommen», denken aber am folgenden Tage oder in der folgenden Woche nicht mehr daran. Die Hoffnung soll in unseren Herzen feststehen.
«Ich komme bald!» ruft der Herr uns zu. Beim Hören seiner Stimme werden wir die Erde verlassen und Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen in der Wohnung, die Er für uns bereitet hat! Möchten unsere Herzen doch mit der Freude und der Fülle unserer Hoffnung erfüllt bleiben!

Halte fest 1959

In Vers 7 steht die Aufforderung, geduldig zu sein, bis der Herr wiederkommt. Das griechische Wort für geduldig bedeutet „langmütig sein“. In diesem Vers geht es um die Haltung der Selbstbeherrschung, die sich angesichts von Provokationen von übereilten Vergeltungsmaßnahmen fernhält. Dies ist nicht dasselbe Wort für geduldig in Kapitel 1:3-4, 13 oder Kapitel 5:11. Sie sollen geduldig sein bis zur Ankunft des Herrn, der Entrückung, die die Verfolgung, Unterdrückung und Ungerechtigkeit beenden wird. Das Beispiel, das er für das geduldige Ausharren gibt, ist der Landmann oder Pächter. Er sät seine Saat und muss dann geduldig bis zur Ernte warten. Der Erfolg seiner Ernte hängt von Kräften ab, die außerhalb seiner Kontrolle liegen, dem frühen und dem späten Regen. Die Erwähnung des Frühregens und des Spätregens ist eine Anspielung auf das Wettergeschehen in Israel. In gleicher Weise ist die geistliche Ernte vom Eingreifen Gottes abhängig.
In Vers 8 macht Jakobus die Anwendung mit zwei Befehlen. Erstens: Seid auch ihr geduldig; so wie der Bauer geduldig war, sollen auch die Gläubigen geduldig sein. Zweitens: Errichtet eure Herzen. Das Wort festigen bedeutet, „etwas so zu stärken, dass es fest und unbeweglich steht“. Sie sollen eine innere Stabilität entwickeln und nicht durch ihre Verfolgung erschüttert werden. Die Grundlage dafür ist: Denn die Ankunft des Herrn ist nahe. Der Ausdruck „zur Hand“ bedeutet „vor den Türen“, „unmittelbar bevorstehend“. In der Tat könnte die Entrückung in jedem Moment geschehen.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch Jakobus

Bin ich mir auch so sicher, dass Jesus zeitnah wiederkommt?

Helfen und helfen lassen

Wer den Armen bedrückt, verhöhnt den, der ihn gemacht hat; wer aber des Dürftigen sich erbarmt, ehrt ihn.
Elberfelder 1871 – Sprüche 14,31

  Wer den Bedürftigen bedrückt, erzürnt den, der ihn gemacht hat, 
       wer diesen aber ehrt, erbarmt sich des Armen.

Septuaginta Deutsch – Sprichwörter 14,31

Wer hilflose Menschen unterdrückt, beleidigt den, der sie mal gemacht hat. Gott zu respektieren, bedeutet auch, sich um Leute zu kümmern, die Hilfe brauchen.
VolxBibel – Spr. 14,31

„Wer der Elenden sich erbarmt, ist glückselig“ (Vers 21). Unter dem Vorwand, die guten Werke seien wertlos, um unser Heil zu bewirken, könnten wir geneigt sein, sie zu vernachlässigen. Aber gerade die Kinder Gottes werden aufgefordert „gute Werke zu betreiben“ (Titus 3,14), ohne jedoch aus dem Auge zu verlieren, dass der Zustand der Seelen den materiellen Bedürfnissen vorgeht.

Jean Koechlin – Ährenlese im Alten Testament

Einen Armen übervorteilen ist Sünde gegen Gott (vgl. Sprüche 17,5 ), denn Gott ist der Schöpfer aller Menschen (vgl. Hi 31,13.15 ), und Gott nimmt sich der Sache der Armen an ( Sprüche 22,22-23 ). Der Gerechte und Weise ist gütig gegen den Armen ( 14,21 ; Sprüche 19,17;28,27 ), denn damit ehrt er Gott.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wer einem Armen Unrecht tut, soll wissen, dass er damit ihren Schöpfer nicht achtet. Gott schuf auch ihn und gab ihm seine Existenz und genauso gab er dem Armen seine Existenz. Wir haben alle einen Vater, einen Schöpfer. Er sieht sich durch die Güte geehrt, die wir dem Armen erweisen. Er betrachtet Freundlichkeit, die wir Armen erweisen, als ihm selbst getan und wird deshalb zeigen, dass ihm solche Taten gefallen: „Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist“ (mir Essen gegeben) (Mt 25,35).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Was den zweiten Punkt betrifft, lehrt die Tora, dass diejenigen, die Gott fürchten, den Armen finanziell helfen, ohne Zinsen zu verlangen (siehe Lev. 25:36). Wie herrlich drückt Salomo diesen Gedanken aus, wenn er sagt: „Wer freundlich zu den Bedürftigen ist, ehrt [Gott]“ (siehe 14,31). Wenn wir den Verletzten Freundlichkeit erweisen, ehren wir Gott. „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben“, sagte Jeschua (siehe Matthäus 25,35). Wer könnte einer Gelegenheit widerstehen, Gott die Ehre zu erweisen?
Was den dritten Punkt betrifft, so befiehlt die Tora: „Du sollst deine Hand öffnen für deinen armen und bedürftigen Bruder in deinem Land“ (5. Mose 15,11). Uns wird befohlen, unsere Hände zu öffnen, nicht nur unseren Mund! Viele würden gerne über das Helfen reden, aber nichts tun. Schlimmer noch, manche geben den Verletzten eitle Versprechen oder leere Plattitüden (siehe Jakobus 2,16). Einige werden tatsächlich etwas Hilfe leisten, wenn auch auf sehr indirekte Weise und mit viel Prahlerei. Jeschua sprach von einigen, die tzedekah (Almosen geben) taten und es mit Trompeten verkündeten, um andere wissen zu lassen, was sie taten (siehe Mt. 6,2). Ich hoffe, er hat mit den Trompeten übertrieben! Unser Motiv sollte sein, zu helfen, und nicht, uns selbst gut aussehen zu lassen. Daher ist das Reden wertlos.
Was den vierten Punkt betrifft, so sagt die Tora, dass derjenige, der den Armen hilft, Gottes Segen erhalten wird „in all deinem Werk, in allem, was du unternimmst“ (5. Mose 15,10). Das heißt, Gottes allgemeiner Plan, zu dem es immer Ausnahmen gibt, ist es, für diejenigen zu sorgen, die anderen helfen. Zu den Segnungen gehört auch die Begrüßung durch den Menschensohn, wenn er mit all seinen heiligen Engeln kommt: „Komm, du, den mein Vater gesegnet hat, nimm dein Erbe an, das Reich, das dir bereitet ist von Anbeginn der Welt. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben.“ (Mt 25,34-35).

Ein messianischer Kommentar zu den Sprüchen: Sprichwörtliche Weisheit und gesunder Menschenverstand

Wir wollen aber nicht dabei stehen bleiben, einander Danke zu sagen. Immer wieder dürfen wir auch Gott für den Ehepartner danken, den Er uns geschenkt hat. Das wird uns davor bewahren, den gering zu achten, den der Herr ebenso geschaffen hat wie mich. Denn geringschätzig über meinen Ehepartner zu denken oder ihn gar geringschätzig zu behandeln, ist dasselbe, wie Gott selbst gering zu schätzen (s. Sprüche 14,31).
Nicht zuletzt ist es auch sehr wichtig, Gott gemeinsam für alles zu danken, was er jedem von uns persönlich und uns als Eheleuten zusammen geschenkt hat.

Bleib in mir 2018

Nehmen ist seliger …

Die segnende Seele wird reichlich gesättigt, und der Tränkende wird auch selbst getränkt.
Elberfelder 1871 – Spr 11,25

Wenn du mit anderen teilst, wirst du selbst beschenkt; wenn du den Durst anderer stillst, lässt man dich auch nicht verdursten.
Gute Nachricht Bibel – Sprichwörter 11,25

Wer andern Gutes tut, dem geht es selber gut, / wer anderen Erfrischung gibt, wird selbst erfrischt.
Neue evangelistische Übersetzung – Sprüche 11,25

Es gibt doch tatsächlich ein Buch unter dem Titel „Nehmen ist seliger als geben“ ! Der TItel passt wohl in unsere Zeit – und weckt wohl auf, den der gesunde Menschenverstand sagt wohl jedem, dass da etwas faul ist, an diesem Gedanken.
Wie sieht es die Bibel?

Sprüche 11:24-26
Diese Verse sind eine Ermutigung zur Großzügigkeit. Wer gerne gibt, der hat viel, ein offensichtliches Paradoxon (vgl. 2Kor 9,6 ). Umgekehrt hat ein Mensch, der geizig ist und versäumt, den anderen in ihren offensichtlichen Bedürfnissen beizustehen, immer selbst zu wenig (vgl. Sprüche 28,22 ). Wenn ein Mensch freigiebig ist ( Sprüche 11,25 ), geht es ihm gut, und er empfängt seinerseits Hilfe (vgl. V. 17 ). Getreide (V. 26 ) war in einer Agrargesellschaft ein Haupttauschmittel; wer Getreide aufhäufte, der konnte großen Einfluß auf die Preise nehmen. Aber wer sein Getreide verkaufte und es nicht aufhäufte, der war für andere ein Segen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Unsere egoistischen Herzen haben die Neigung, mehr als nötig an sich zu reißen und für sich zu behalten (Verse 24,26). Aber lesen wir in Lukas 6,38 was der Herr Jesus empfiehlt. Das wahre Mittel, selbst gesegnet zu werden, ist, sich um das Wohl anderer zu kümmern. Das ist manchmal im Widerspruch zur menschlichen Einsicht und Weisheit, aber Gott rechnet nicht gleich wie der Mensch. Er kehrt seine Berechnungen und Vorsichtsmassnahmen um. Und die Reichtümer sind immer ein Fallstrick für die, die darauf vertrauen (Vers 28; vergleiche Markus 10,24 und 1 Timotheus 6,17.18). „Reich zu sein in guten Werken“, das soll nach dieser letzten Stelle unser Bestreben sein.
Und doch gibt es in der Welt etwas von höchstem Wert, das wir suchen und gewinnen sollen. Was ist kostbarer als eine Seele? Um die unsrige zu erwerben, hat der Herr Jesus alles verkauft (Matthäus 13,44-46). Ja, „der Weise gewinnt Seelen“ (Vers 30). Kennen wir diesen glücklichen Dienst? Das war der Dienst des Jüngers Andreas (Johannes 1,41.42), und das kann auch der unsrige sein, ungeachtet unseres Alters und unserer Erkenntnis. Was ist besonders nötig für jemand, der eine Seele für den Herrn gewinnen will? Gerade diese Weisheit, die bereit ist, die Gelegenheit auszunützen (Epheser 5,15.16). Und auch die Liebe, die es versteht, den Weg zum Herzen zu finden (l. Korinther 9,19.22).

Jean Koechlin – Ährenlese im Alten Testament – Sprüche 11,18–31}}

Ein freigebiger Mensch erntet Dividenden, von denen der Geizhals keine Ahnung hat. Was immer wir für andere tun, kommt mit vielfachem Segen zu uns zurück.
Wenn sich eine Sonntagschullehrerin sorgfältig vorbereitet, um dann ihre Klasse zu unterrichten, wer trägt wohl am meisten Nutzen davon ‒ die Klasse oder sie selbst?

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Eine großzügige Seele, eine, die für die betet, die leiden, und ihnen hilft, die mit begnadeten Lippen und großzügiger Hand Segen ausstreut, diese Seele wird „reichlich gesättigt“ (gedeihen) mit echter Freude und mit weiterer Gnade reich gemacht werden. Wer anderen aus den Strömen seiner Güte zu trinken gibt, „wird selbst erquickt“. Gott wird es sicherlich mit reichlichen Schauern seines Segens vergelten. „Wer bewässert, wird selbst wie Regen sein“, verstehen es manche. Er wird gestärkt werden wie Wolken, die nach dem Regen wiederkehren (Pred 12,2) und auf diese Weise noch nützlicher werden.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Dienen Sie anderen um des Herrn Jesu willen (Gal 5,13; 2Kor 4,5; Kol 3,23.24). Der Tränkende wird auch selbst getränkt (Spr 11,25). Ein Christ, der nur Segen empfangen und nicht weitergeben will, kann nicht wachsen. Eine bekannte Illustration dafür ist das Tote Meer: Es ist deshalb tot, weil es nur aufnimmt und nicht weitergibt.

Jean Gibson – Training im Christentum

Genau so ist es : Nehmen Geben ist seliger denn geben nehmen

immer so weiter?

Forthin, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, und Frost und Hitze, und Sommer und Winter, und Tag und Nacht
Elberfelder 1871 – 1.Mose 8,22

Forthin, während aller Tage der Erde soll nimmermehr aufhören (feiern) Samen und Ernte und Frost und Hitze und Sommer und Winter, und Tag und Nacht. Jer 33,20; Jes 54,9.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Genesis 8,22

Ich beschließe hiermit Folgendes: Solange es die Erde gibt, wird der Kreislauf nie mehr unterbrochen werden. Es wird immer wieder Tag und Nacht geben, Winter und Sommer, Frost und Hitze, Saat und Ernte.“
VolxBibel – Gen 8,22

Nachdem Noah die Arche verlassen hatte, brachte er Gott ein Opfer dar, das diesem ein lieblicher Geruch war. Das Volk Gottes ist ein opferndes Volk (wie Israel das später lernen sollte). Das Opfer bedeutete, Gott eines der besten der Dinge zurückzugeben, die ihm gehörten. Die Erlösten des Herrn opfern Gott das Lob ihrer Lippen ( Hebräer 13,15 ) mit dem besten, was sie haben ( Sprüche 3,9 ) und mit der Bereitschaft und Demut ihres Geistes. Noah wurde der Gnade Gottes teilhaftig, wandelte mit diesem in Gehorsam und Gerechtigkeit, wurde vor dem Gericht bewahrt, kam in ein neues Zeitalter, in welchem die Bosheit der Menschen für eine Zeit beseitigt worden war und antwortete Gott mit Anbetung und Opfer.
Nachdem Noah geopfert hatte, versprach Gott, nie wieder die Erde so zu verfluchen . Der Ablauf der Jahreszeiten ist das Zeichen für die Geduld Gottes mit dem Menschen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das Wort, das uns heute ein wenig beschäftigen soll, kam auf „im Herzen Gottes“ (V. 21), als Noah Ihm von der gereinigten Erde aus ein Brandopfer darbrachte und der liebliche Geruch zu Ihm emporstieg. Es ist ein Wort der Gnade, eine Zusicherung, die gerade in dem ständigen Wandel alles Geschaffenen die Unwandelbarkeit und die Treue Dessen bezeugt, der „alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt“ (Heb 1,3). Sollte der Gedanke daran nicht geeignet sein, unseren Herzen Festigkeit zu verleihen und sie mit neuer Zuversicht zu erfüllen?
Welch ein Segen ist der Wechsel von Saat und Ernte! Unser ganzes irdisches Leben ist davon abhängig. Unter dem Einfluß der sich ändernden Jahreszeiten bringt die Erde die Nahrung für Mensch und Tier hervor. „Alle Tage der Erde“, d.h., solange sie überhaupt besteht, soll es so bleiben. Gott hat es zugesagt. Das heißt nicht, daß den Menschen Mißernte und Hungersnot erspart bleiben sollen. Nein, gerade durch solche Ereignisse hat Gott zu allen Zeiten eine ernste Sprache gesprochen, und das tut Er auch heute. In 1 Könige 8 sieht Salomo voraus, daß Mißernten ein besonderes Mittel in der Hand Gottes sein würden, Seinem Volk „die Sünde“ (V. 36) und „einem jeden die Plage seines Herzens“ (V. 38) bewußt zu machen. Dennoch setzt Gottes Regierung niemals Seine Gnade außer Kraft; das ist die tröstliche Lektion, die wir hier lernen können.
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Ermunterung und Ermahnung 1989

Frost und Hitze sind ebenfalls Folgen der sich ändernden Jahreszeiten oder auch des Wechsels von Tag und Nacht. Aber im Gegensatz zu Saat und Ernte bringen sie aus sich selbst nichts hervor; sie sind Mittel zum Zweck. Das wird sehr schön am Leben Jakobs deutlich, der über seine Zeit im Hause Labans sagt: „Es war mit mir also: des Tages verzehrte mich die Hitze, und der Frost des Nachts, und mein Schlaffloh von meinen Augen“ (1 Mose 31,40). Haben wir hier nicht ein Bild von der Erziehung Gottes? Diese Zeit war ja ein ganz bedeutender Abschnitt in der Schule Gottes, die aus dem Überlister Jakob den Gotteskämpfer Israel heranbilden sollte. Deshalb waren auch diese Entbehrungen ein Mittel zum Zweck in Gottes Hand.
Wir führen unser Leben am liebsten in einem wohltemperierten Gleichmaß und lieben von Natur weder Frost noch Hitze. Aber Gottes Weisheit hat beides verordnet, um uns eine reiche Ernte zu schenken. Hat uns nicht schon manches Mal die Enttäuschung über die Kälte um uns her näher an Sein Herz gedrängt, so daß Seine Liebe uns wieder erwärmen konnte? Welche Erfahrungen hatten wir denn von dieser Liebe, wenn der „Frost“ hier auf der Erde nicht wäre? Und wieviel Frucht für Gott durch die Zeiten hindurch aus der „Hitze“ der Trübsale schon hervorgegangen ist, das ist ein ganz erhabener Gedanke, der uns still werden läßt; erst die Ewigkeit wird es offenbaren. Doch sind auch wir in dieser Zeit schon die Nutznießer einer reichen Ernte, die Gott durch „Frost und Hitze“ gewirkt hat: Denken wir an die kostbaren Lieder, die wir oft mit solcher Selbstverständlichkeit singen, an den reichen Schatz von Gedankengut, der uns gleich wohlgefüllten Scheunen zur Verfügung steht. Das meiste davon ist nicht in der Beschaulichkeit des Studierstübchens entstanden, sondern ist die Frucht von ringendem Gebet, von Kampf und Tränen.
Fürchten wir uns also nicht: Die Weisheit unseres himmlischen Vaters steht über allem. Er will uns segnen; Er hat die Ernte im Auge – diesem Ziel müssen auch Frost und Hitze in unserem Leben dienen.

Ermunterung und Ermahnung 1989

Die Ergebnisse der geologischen und physikalisch-geographischen Forschungen bestätigen, dass unsere Erde vor der Flut von anderer Beschaffenheit und Gestaltung gewesen ist. „Die Fundorte sogenannter vorsintflutlicher Reste weisen darauf hin, dass früher eine ganz andere Verteilung der Jahreszeiten und der Temperatur gewesen sein muss, und die Zerklüftung und Gestaltung der Erde durch Ozeane, Flüsse, Berge, Wüsten usw. jüngeren Datums sind.“ Wohl hatte die Erde auch vor dem Flutgericht verschiedene Zeiten durchgemacht. Aber offenbar waren dieselben zur Erziehung der Menschheit nacheinander über die Erde gekommen. Sie hatten nicht zu ein und derselben Zeit auf der Erde geherrscht. Dadurch war der Erde aller Wahrscheinlichkeit nach eine ganz andere Offenbarung ihrer Fruchtbarkeit möglich gewesen. Es darf angenommen werden, dass die Erde vor der Flut in dauernder Blüte und Fruchtbarkeit dastand. Die Tradition berichtet sogar, dass in vierzig Jahren nur einmal gesät wurde. Das können wir zwar nicht mehr feststellen. Wir wissen aber, dass jene vorsintflutliche Erde mit ihren Gütern und Lebensbedingungen dem Menschen die Möglichkeit gab, alt und reich zu werden und in Üppigkeit und Wollust zu leben. Waren doch die Menschen vor der Flut imstande gewesen, derart sich selbst, ihren Sünden und Leidenschaften zu leben, dass Gott zu ihrer Gesamtvernichtung schreiten musste, um die große Zukunft der Menschheit überhaupt retten zu können; und doch erreichten sie ein für uns völlig unverständlich hohes Alter.
„Das soll ferner nicht mehr sein. Alle die verschiedenen Zeiten der Gestaltungen der Erde, die Gott bis dahin immer plötzlich hatte eintreten lassen, der Wechsel des Blühens und Welkens, des Lebens und Absterbens, des Aufblühens zum Dasein und der Vergegenwärtigung des Todes, der paradiesisch wehenden Frühlingsluft und der eisig umarmenden Erstarrung, alle diese sollten fortan immer da sein. Saat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht sollten fortan nicht nacheinander, sondern stets gleichzeitig auf Erden sein, sollten nie aufhören zu wirken. Es soll die Erde eine solche Gestaltung haben, dass alle Tages- und Jahreszeiten, Temperaturen und Klimate unaufhörlich gleichzeitig auf Erden seien, hier Tag, dort Nacht, hier Frühling, dort Herbst, hier Sommer, dort Winter, wie die räumliche Verschiedenheit und dieser zeitliche Wechsel uns seitdem die Mannigfaltigkeit der Erde nach Zonen und Ländern und Gegenden vor Augen führt 105.“
Von diesem ewigen und beständigen Wechsel der Erde ist der Mensch seitdem abhängig. In seiner Existenz und in seinem Streben und Fortschritt ist er hinfort Störungen ausgesetzt, die eine solche ungehemmte Entwicklung unmöglich machen, wie sie offenbar vor der Flut möglich war. Es genügt nicht mehr, einmal zu säen, um für vierzig Jahre genug zu haben, sondern der Mensch ist seitdem auf das angewiesen, was er für jeden Tag und für jedes Jahr sät und erntet.
Es würde zu weit führen, zu zeigen, von welch einer Bedeutung dies für die Entwicklung der Menschheit geworden ist. Schon allein die verkürzte Lebensdauer und die Trennung der Völker macht es unmöglich, dass die menschliche Bosheit auf die Dauer über das Ganze die frühere Übermacht wieder gewinnen kann. Eine Versklavung, unter der die einen seufzen, bricht ihre Wellen an der Freiheit, in der andere leben. Eine Verrohung der Sitten, die dem einen Volke Gewohnheit und Gesetz geworden, sieht sich verurteilt durch die sittliche Gesundheit, in der andere wachsen und gedeihen. Eine zur Religion gewordene Gottlosigkeit, die ihre Seele sowohl Gott als dem Nächsten gegenüber verloren hat, bricht in ihrer zersetzenden und auflösenden Kraft zusammen vor denen, die durch ihr Leben Bannerträger des Evangeliums Jesu geworden sind.
So wurde es Gott möglich, die Bosheit auf Erden hinfort solange bestehen zu lassen, bis sie von Fall zu Fall ihr Gericht in sich selbst erlebte, ohne dass dadurch die Anbahnung und das Kommen seines Reiches verhindert werden konnte.

Kroeker – Das lebendige Wort

Genesis 8:22 ‎עוד כל ימי הארץ. Es wird dies gewöhnlich in dem Sinne genommen, dass während der Zeit des מבול die verschiedenen Jahres- und Tageszeiten gestört gewesen und hier daher die Bestimmung gegeben werde, dass, sowie überhaupt keine allgemeine Vernichtung wieder kommen, auch in dem regelmäßigen Gang dieser Zeiten keine Störung wieder eintreten solle. Es setzt dies voraus, dass vor der Sündflut dieser Wechsel der Jahreszeiten, wie er noch heute besteht, schon vorhanden gewesen sei. Die uns aufbewahrten Überlieferungen sprechen jedoch hiergegen. Nach ר׳ יצחק in ב׳׳ר brauchte man vor der Sündflut nur alle vierzig Jahre einmal das Feld zu bestellen, es war ein ewiger Frühling, die Zeiten waren sich immer gleich: היה להם אויר יפה כמן הפסח עד העצרת, es war auch auf der ganzen Erde die gleiche Temperatur und auch die Zerklüftung des Kontinents nicht vorhanden, so dass die rascheste Kommunikation von einem Ende zum andern stattfand: היו מהלכין מסוף העולם ועד סופו לשעה קלה. Die hier aufgeführten Jahreszeiten werden dort ausdrücklich als neue, nachsündf-lutliche Ordnung aufgefasst: מכאן ואילך זרע וקציר וגוי“ also, dass, wenn ר׳ שמואל בר נחמן durch Witterungswechsel am Kopfe litt, er scherzend sagte: המי מה עבד לן דרא דמבולא, siehe, was wir den Zeiten der Sündflut verdanken! Es wird in der klimatischen Stetigkeit, die vor der Sündflut herrschte, ein vornehmlicher Grund des eingerissenen Verderbnisses gefunden: מי גרם להם שימרודו בי לא ע׳׳י שהיו זורעין ולא קוצרין יולדין ולא קוברין und wird durch die Beifügung: יולדין ולא קוברין zugleich in den vorsündflutlichen klimatischen Verhältnissen die Ursache der größeren Lebensdauer, sowie durch das folgende מכאן ואילך זרע וקציר וגו׳ in der nachsündflutlichen Veränderung dieser Einflüsse zugleich die Ursache der kürzeren Lebensdauer erkannt. Mit dieser Annahme einer früheren anderen Beschaffenheit und Stellung der Erde und dadurch bedingter anderer klimatischen Verhältnisse stehen die Ergebnisse der geologischen und physikalisch geographischen Forschungen im Einklang. Die Fundorte sogenannter vorsündflutlicher Reste weisen darauf hin, dass früher eine ganz andere Verteilung der Jahreszeiten und der Temperatur gewesen und dass die Zerklüftung und Gestaltung der Erde durch Ozeane, Flüsse, Berge, Wüsten usw. jüngeren Datums sei. Eine Äußerung unserer Weisen (Berachoth 59, a.) scheint sogar die Sündflut als aus einer vom Schöpfer bewirkten Veränderung der Stellung der Gestirne und einer dadurch bewirkten Störung des tellurischen Gleichgewichts hervorgegangen zu erklären. בשעה שבקש הב׳׳ה להביא מבול לעולם נטל שני כוכבים מכימה והביא מבול לעולם. Dies jedoch dahingestellt, ist es sicher, dass die Weisen nicht glaubten, der Wechsel der Jahreszeiten sei bereits vor der Sündflut vorhanden gewesen. —

‎Betrachten wir unsere Stelle näher, so steht auf הארץ der in der Regel satzteilende Akzent אתנח; es bilden somit die Worte עוד כל ימי הארץ einen geschlossenen Gedankensatz. עוד, Grundbedeutung: dauern, עוד כל ימי הארץ usw. (davon auch עד, der Zeuge, der durch sein Auffassen, Bewahren und gelegentlich wieder Äußern, einem vorübergehenden, ohne seine Anwesenheit verschwindenden Vorgang Dauer verleiht, daher auch: Denkmal) gewöhnlich die Partikel noch, die ja auch eine Fortdauer bezeichnet. Es kommt jedoch auch absolut, als fortdauernd, immerwährend usw. vor; so ,עוד יהללוך הלס, reih hcua etfrüd enniS meseid nl .ssalretnU enho hcid nemhür eis ימי לכ רוע הארץ heißen können: „Alle Tage der Erde sollen fortan immer da sein.“

‎Es hatte die Erde auch bis jetzt verschiedene Zeiten durchgemacht; allein sie waren nacheinander über die Erde gekommen. Zur Erziehung des Menschengeschlechtes hatte Gott wiederholt plötzlich eintretende Katastrophen des Unsegens über die Erde gebracht. Und noch zuletzt, in den Jahrhunderten vor der Sündflut, war alles in dauernder Blüte, die Leute waren reich und alt, sie waren üppig, חמס wuchs, es gab lauter alte רשעים bis, dem gipfelnden השחתת דרך und חמס gegenüber, der barmherzige Gott nichts als plötzliche Gesamtvernichtung bringen konnte. Das soll ferner nicht mehr sein. Alle die verschiedenen Zeiten der Gestaltungen der Erde, die Gott bis dahin immer plötzlich hatte eintreten lassen, der Wechsel des Blühens und Welkens, des Lebens und Absterbens, des Aufblühens zum Dasein und der Vergegenwärtigung des Todes, der paradiesisch anwehenden Frühlingsluft und der eisig umarmenden Erstarrung, alle diese sollen fortan immer da sein; Saat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht sollen fortan nicht nacheinander, sollen fortan stets gleichzeitig auf Erden sein, sollen nie aufhören zu wirken, לא ישבתו! Es soll die Erde eine solche Stellung und Gestaltung haben, dass alle Tages- und Jahreszeiten, Temperaturen und Klimate unaufhörlich gleichzeitig auf Erden seien, hier Tag, dort Nacht, hier Frühling, dort Herbst, hier Sommer, dort Winter, hier kalt, dort heiß usw., wie diese räumliche Verschiedenheit und dieser zeitliche Wechsel uns seitdem die Mannigfaltigkeit der Erde nach Zonen, Ländern, Gegenden usw. vor Augen führt. —

‎Dürften wir es wagen, von der Tiefe der göttlichen Waltung einen Schaum — oder einen Traum — abzuschöpfen, so würden wir sagen: Durch diese ganze neue Gestaltung der Erde ward eine neue Erziehung des Menschengeschlechtes eingeleitet. Der Mensch ist seitdem fortwährend abhängig. Es genügt nicht mehr, „einmal zu säen um für vierzig Jahre genug zu haben“; er ist fortwährend abhängig und mit seiner Existenz und seinem Streben immerfort einer Störung ausgesetzt.

‎Es ist dadurch ferner eine große Verschiedenheit der Einzelnen hervorgerufen, verschieden freilich im Guten, aber doch auch im Grade des Schlechten.

‎Dieser größere und raschere Wechsel der Lebensbedingungen hat auch die Lebens- dauer gekürzt, die sehr bald nach der Sündflut auf das gegenwärtige Maß herabsank und seitdem sich gleich geblieben. Man denke nur an die Worte Kalebs, der sich Josua gegenüber (Josua 14, 11) als einer Seltenheit rühmte, noch zu fünfundachtzig Jahren rüstig und kräftig wie ein Vierziger zu sein, und an die „siebzig und höchstens achtzig“ Jahre des mosaischen Psalms. Mit dieser Kürzung der Lebensdauer ist ein großer Riegel vorgeschoben, dass menschliche Bosheit nicht auf die Dauer die Übermacht gewinnen könne.

‎Auch der mächtigste Tyrann kann das Zepter nicht viel über fünfzig Jahre hinaus führen. Es ist endlich dadurch auch jetzt noch eine Wahrheit, dass מפי עוללים ויונקים יסדת עוז dass Gott sein Reich auf den Mund der Kinder und Säuglinge erbauen kann. Nicht auf die „Klugheit“ der Alten, auf die immer in ungetrübter Seelenreinheit und Unschuld eintretende Kindheit und Jugend hat Er sein Reich gegründet. Mit jedem Kinde tritt ein Engel in die Welt. So lange aber die Schlechten ihre sieben bis achthundert Jahre erreichten, konnte eine bessere Jugend nie zur Geltung kommen. In dieser Lebenskürze kann Gott ein Geschlecht rasch hinwegsterben und eine bessere Generation heranwachsen lassen. Vorwärts blickt seitdem der Genius der Menschheit, und der Jugend gehört die Hoffnung und die Zukunft. Erst wenn der Mensch zu seinem Gott zurückkehrt, und mit dieser Rückkehr auch der alte Frieden auf Erden wiederkommen kann, erst dann wird auch diese Kürze des Lebens wieder schwinden, und mit der wahrhaftigen Gotteshuldigung auch das ursprünglich der Menschenerde bestimmte Paradiesesdasein beginnen. (Jesaias 65, 17, 20f.)

‎Nehmen wir zu dieser Verschiedenheit der Einzelnen, die durch die neue Gestaltung der Erde vorbereitete noch größere Verschiedenheit der Völker, und dabei die durch die Zerklüftung und Scheidung der Kontinente und Länder natürliche Hemmung der Kommunikation, die erst nach Jahrtausenden auf künstlichem Wege allmälich überwunden wird; denken wir, wie eben dadurch Jahrtausende hinab keine Entartung sich all- gemein über die Erde verbreitet, und wie in dem Generationswechsel der Einzelnen, so auch damit die fernere Entwicklung der Völkergeschichte angebahnt ist, in welcher immer neue Völker mit frischen, noch unverbrauchten Kräften, an die Stelle entarteter und entnervter Nationen treten: so dürfte mit diesem Verse alles gesagt sein, womit Gott nunmehr eine ganz neue Phase der Menschenentwicklung und Erziehung angebahnt: „Wenn“, spricht Gott, „das Streben der Menschen schlecht, und sogar schon von Jugend auf schlecht sein sollte, so werde ich doch nicht wie bisher die Erde um der Menschen willen stören und eine Gesamtvernichtung bringen; vielmehr sollen alle die Gegensätze als Tages- und Jahreszeiten fortan immerfort und zugleich auf Erden sein und wirken“.

Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Kommentar auf die Genesis

Manche Ausleger schreiben ja, dass es eine „neue Erde“ geben wird, und dann diese Abfolge nicht mehr gegeben sein wird. Aber schauen wir lieber auf das, was Jehovah hier verspricht: ER hat alles in seiner Hand – auch die Abfolge der Jahreszeiten und die Bewegung der Erde im Kosmos. Wir Menschen sind also von IHM abhängig – und werden dies auch immer bleiben.

„Alles hast du erschaffen, Sonne, Sterne und Mond“

Wenn ich anschaue deinen Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, daß du sein gedenkst, und des Menschen Sohn, daß du auf ihn achthast? (O. dich fürsorglich seiner annimmst)
Elberfelder 1871 – Ps 8,4–5

Schaue ich hinauf zum Himmel,
staune ich über das Werk deiner Finger.
Betrachte ich den Mond und die Sterne,
die du dort oben befestigt hast, so frage ich:
Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst?
Wie wertvoll ist das Menschenkind,
dass du dich um es kümmerst?
BasisBibel – Psalm 8,4–5

Wenn ich ansehe deinen Himmel,
das Werk deiner Finger,
Mond und Sterne, die du hast gefestet,
was ist das Menschlein,
daß du sein gedenkst,
der Adamssohn,
daß du zuordnest ihm!
Buber Rosenzweig – Ps 8,4–5

Wenn ich mich umschau: Alles hast du erschaffen, Sonne, Sterne und Mond. Ich kann’s nicht fassen, egal, ob am Tag oder Abend.
Was ist da schon ein Mensch, und doch denkst du an ihn. Bist bei all seinem Sein, Schein und Zieh’n.
VolxBibel – Psalm 8,4–5

Kein Zweig der Wissenschaft verkündet Gottes Größe und die Bedeutungslosigkeit des Menschen eindrucksvoller als die Astronomie. Die einfache Tatsache, dass Entfernungen in Lichtjahren gemessen werden müssen (die Strecke, die das Licht in einem Jahr durcheilt), macht dies deutlich. Licht breitet sich mit 300.000 Sekundenkilometern aus, und das Jahr hat 31,5 Millionen Sekunden. So durcheilt das Licht rund 9,45 Billionen Kilometer in einem Jahr! Doch manche Sterne sind Milliarden von Lichtjahren von der Erde entfernt. Kein Wunder, dass wir unvorstellbar große Zahlen »astronomisch« nennen.
Der Blick in den nächtlichen Himmel sollte uns große Gedanken über Gott eingeben. Der Mond und die Sterne sind das Werk seiner Finger! Denken wir an die zahllosen Myriaden von Sternen, an die ungeheuren Entfernungen im Universum und an die Kraft, die die Planeten mit mathematischer Präzision auf der Umlaufbahn hält, so könnte einem schwindlig werden.
8,5 Im Vergleich dazu ist der Planet Erde ein Staubkörnchen im Universum. Wenn das so ist, was ist dann ein einzelner Mensch, der sich auf diesem Planeten bewegt? Doch Gott ist an jedem Einzelnen gelegen. Er hat ein persönliches, intimes Interesse an jedem menschlichen Wesen.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Der Psalmist betrachtet zuerst das wunderbare Werk der Schöpfung (mit den Himmeln, dem Mond und den Sternen) als das Werk der Finger Gottes und staunt dann darüber, daß der begrenzte Mensch (das hebr. Wort für Mensch ist hier ?MnNS , „sterblicher, schwacher Mensch“) eine so große Verantwortung tragen soll. Die rhetorischen Fragen in Vers 5 betonen, daß der Mensch eine unbedeutende Kreatur im Universum ist (vgl. Ps 144,3 ). Dennoch kümmert sich Gott außerordentlich um ihn. David staunt darüber, daß der Herr des Universums überhaupt an den Menschen denkt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das im Hebräischen gebrauchte Umstandswort hat manche Ausleger zu der Übersetzung verleitet: „Denn ich sehe die Himmel“ usw. Indessen ist V. 4 als der Vordersatz mit V. 5 zu verknüpfen. Es gilt also darauf zu achten, dass der Prophet durch einen Vergleich die unermessliche Güte Gottes ins Licht setzen will. Denn es ist ein Wunder, dass der Schöpfer des Himmels, dessen Herrlichkeit uns ganz zur Bewunderung fortreißt, sich so tief herabgelassen hat, sich des menschlichen Geschlechts anzunehmen. Was ist der Mensch? Ein elendes gebrechliches Wesen, das unter den verächtlichsten Geschöpfen im Staub der Erde kriecht! Würde Gott sich durch die Würdigkeit des Menschen bestimmen lassen, so könnte er ihn nur gering und für nichts achten. Durch die Anwendung der Frageform hebt der Dichter diese Niedrigkeit des Menschen noch mehr hervor. Wir sollen Gottes wunderbare Güte daraus am deutlichsten ersehen, dass der große Künstler, dessen Majestät den Himmel mit Glanz erfüllt, dieses elende, nichtsnutzige Lebewesen, den Menschen, mit der größten Herrlichkeit zieren und mit unzähligen Gaben schmücken wollte. Denn wenn Gott beabsichtigte, seine Freundlichkeit zu erweisen, so hatte er es nicht nötig, den Menschen aus dem Staube und dem Kote zu erwählen, um ihn über alle anderen Geschöpfe zu setzen: er hätte dafür auch im Himmel seine Geschöpfe gehabt. Wer vor diesem Wunder nicht staunend still steht, der ist ganz undankbar und stumpfsinnig. Aus dem gleichen Grunde nennt David auch den Himmel den Himmel Gottes und das Werk seiner Hände. Was hat den Herrn bewogen, an diesem edelsten und herrlichsten Teil seines Werkes vorbeizugehen und sich zu uns Würmern herabzulassen? Was anders, als das Verlangen, seine Güte in ihrer ganzen Größe zu zeigen? Hieraus lernen wir, dass diejenigen Gottes Güte schändlich missbrauchen, die sich durch ihren Vorzug zum Stolz verleiten lassen, als ob sie durch ihre Arbeit erworben und verdient hätten, was sie sind. Unser Ursprung muss uns vielmehr immer daran mahnen, dass diese Gnade Wesen geschenkt ward, die sonst ganz verworfen, unrein und unwürdig sein würden. Alles Ehrenwerte, was wir bei uns finden, muss unser Herz antreiben, die unverdiente Güte Gottes zu preisen. Dass Gott des Menschen „gedenkt“, will sagen, dass er mit väterlicher Liebe sich seiner annimmt, um ihn unter seinem Schutze zu bewahren und zu hegen.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Wer Gott durch Offenbarung und Erleuchtung kennen lernte, der bewundert sein Meisterwerk, die Schöpfung, um so mehr, je tiefer er sie mit seinem Geiste zu schauen vermag. Mit Anbetung muss er feststellen, dass die Größe der Schöpfung der Größe des Schöpfers entspricht.
Denn schaue ich deine Himmel, deiner Hände Meisterwerk, Mond wie Sterne, die du hast geschaffen –
Mit dieser Bewunderung verbindet sich dann aber tiefste Selbstbesinnung und Demut. Auch sich selbst entdeckt er als ein Glied dieser Schöpfung. Wie klein erscheint er sich aber im Vergleich zum Schöpfer und zu den anderen Schöpfungsgliedern innerhalb des großen Schöpfungswerkes.
was ist dann der Mensch, dass du seiner gedenkst, und was des Menschen Sohn, dass du nach ihm siehst?
Wahrlich, eine der tiefsten Fragen, die in der Brust eines Sterblichen aufbrechen können! Wer bin ich als Geschöpf dem Schöpfer gegenüber? Wer bin ich als menschliches Glied innerhalb der Gesamtschöpfung? Gott kann ja zu mir nur insoweit in Beziehung stehen, wie er als Herr seiner Schöpfung und Lenker der Geschichte in Beziehung zum Ganzen steht. Was bin ich und mit mir der Mensch schlechthin im Vergleich zu all jenen Welten, die in ihrem Lauf genau auf die Sekunde dem Gesetze folgen, dem sie untergeordnet sind? Lebe nicht auch ich nur insoweit, als ich mich von dem Gesetz der Natur und von den völkischen Bindungen und von dem Lauf der Geschichte abhängig mache? Seine eigenen Erfahrungen, die Geschichte seines Volkes und der Verlauf des Weltgeschehens sagten dem Dichter aber, dass Gott über das Ganze hinweg zum Menschen ein besonderes Verhältnis hat. Er gedenkt des Menschen und achtet auf des Menschen Sohn. Er tritt in Beziehung mit dem einzelnen wie bei Abraham und rettet ein seufzendes Volk wie Israel aus dem Sklavenhause Ägyptens. Er waltet in der Geschichte, denn er setzt Könige ab und setzt Könige ein, lässt Völker untergehen und Völker auferstehen (Dan 2,21), führt Lebende ins Gericht und Gerichtete ins Leben (Dan 4,33). Er antwortet einer Hannah, als sie im Heiligtum zu Siloh um einen Sohn ringt (1 Sam 1, 26), und er versorgt seinen Propheten am Bache Krith zur Zeit der Dürre (1 Kön 17, 3). Was ist der Mensch, dass Gott ihn wie einst Mose so in sein Vertrauen zieht (2Mo 33, 11), dass er mit ihm wie ein Freund mit seinem Freunde reden kann? (4 Mos 32,7.) Was ist der Mensch, dass er als eine Vielheit, als ein Volk zu einem Königreich von Priestern, zum Volk des Eigentums werden soll? (2Mos 19,4ff.)
Ja, wahrlich, Gott ist größer als seine Schöpfung. Er beistimmt über sie, nicht sie bestimmt ihn.
In seiner Souveränität handelt er in ihr und durch sie, ohne sich von ihr abhängig zu machen. Er zieht Menschen in seinen Dienst, lässt aber auch Menschen im bewussten Widerspruch, ja in Auflehnung gegen ihn treten, ohne von seiner Majestät etwas zu verlieren. Er lässt Völker in ihrem Geiste und im Kampfe gegen ihn sich austoben und zwingt sie doch, mitzuwirken, dass sie dem Kommen seiner Königsherrschaft dienen müssen. Er steht jenseits der Naturgesetze, ohne sie aufzuheben, und tut Wunder, indem er einfach schöpferisch handelt. Denn alle Wunder, die von jeher von Menschen erlebt wurden, waren für ihn keine Wunder. Er kennt keine Wunder. Er kennt nur das Souveräne, schöpferische Handeln, um zu offenbaren, dass er in seiner Treue und Barmherzigkeit des Menschen Sohnes gedenkt.
Was ist es um diesen Menschen? Gerade, wo dem Beter seine Nichtigkeit, Kleinheit, Vergänglichkeit einerseits so stark zum Bewusstsein kommt, da sieht er in der Beziehung Gottes zum Menschen und in der Stellung des Menschen zur Schöpfung eine ganz neue Seite am Menschen.

Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

Wenn Gott in unserer Mannschaft spielt, wo sind die Gegner?

Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer wider uns?
Elberfelder 1871 – Römer 8,31

Was bleibt nun noch zu alledem zu sagen? Wenn Gott so auf unserer Seite steht, wer kann uns dann noch etwas anhaben?
Bruns 2013 – Röm 8,31

Was können wir jetzt noch sagen, nachdem wir uns das alles vor Augen gehalten habenn? Gott ist für uns; wer kann uns da noch etwas anhabeno?
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Römer 8,31

Was kann man dem noch hinzufügen? Wenn Gott in unserer Mannschaft spielt, wo sind die Gegner?
VolxBibel Röm 8,31

Wenn Gott für uns ist (Röm 8, 31)
Denken wir ein wenig daran!
Er hat uns vor Grundlegung der Welt erwählt Eph 1, 4; 2 Tim 1, 9
Uns gesegnet mit allerlei geistlichen Segnungen Eph 1, 3
Er hat uns zuvorbestimmt zur Sohnschaft Eph 1, 5
Er hat uns geliebt wie Seinen einzigen Sohn Joh 17, 23; 2 Thess 2, 1
Er selbst hat uns zu Sich gezogen Joh 6, 44
Und uns wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung 1 Pet 1, 3
Und uns versetzt in das Reich Seines Sohnes Kol 1, 13

G. R. Brinke – 1000 neue biblische Entwürfe – Band 2

Paulus kündigt abschließende Folgerungen an. Was sollen wir also zu diesen dargelegten Dingen sagen? „Wir“ sind diejenigen, die im Gehorsam des Glaubens stehen (1,5). Paulus macht sich zu ihrem Mund und stellt Fragen über Fragen, allerdings nur in der Absicht, jubelnde Gewissheiten herauszufordern. Die erste Frage: Wenn (demnach) Gott für uns (ist), wer (kann dann) gegen uns (sein)? Das „wenn“ fasst die Bedingung ins Auge, an der hier alles hängt, ob nämlich Gott im Gerichtsverfahren auf unsere Seite tritt. Aber der Eintritt dieser Bedingung ist nicht mehr ängstlich oder auch nur gespannt abzuwarten. Es duldet keine Frage: Sie ist eingelöst. Doch sollte nachempfunden werden, wie wenig das selbstverständlich ist. Man vergegenwärtige sich, dass Paulus, bevor er sich hier zum Apostel der Heilsgewissheit aufschwingt, in den ersten Kapiteln des Briefes in erschütternder Weise als Apostel der Unheilsgewissheit auftrat: Juden und Heiden stehen „unentschuldbar“ unter Anklage, „jeder Mund ist verstummt und die ganze Welt vor Gott schuldig“. (Röm 1,20; 2,1; 3,9.19; 5,12) Diese Lage wurde jedoch für die Glaubenden total umgestürzt: zwar unentschuldbar, aber dennoch unanklagbar! „Wer (kann dann) gegen uns (sein)?“ Verklagen und Verdammung hätten Anlass genug und sind insofern nicht sinnlos, aber sie sind machtlos, denn Gott ist in nie geahnter Weise Gott, wie V. 32 ausführen wird.

Wuppertaler Studienbibel

„Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“
Vor solchem Heilshandeln Gottes stehen wir in anbetendem, der Sprache nicht mehr zugänglichem Staunen und Rühmen. Die Einwände und Einwürfe müssen vor dieser Großtat des Handelns Gottes verstummen, so sehr sie auch in den folgenden Versen immer noch mitschwingen. Vielleicht wählte Paulus deshalb die Frageform für dieses Lob- und Danklied der Anbetung. Noch singen wir seine Strophen in der Bedrängnis dieses Äons, noch stehen manches Mal Fragezeichen; im Reich Gottes werden die Ausrufezeichen stehen! Dann wird jede Strophe die ewige Treue Gottes ohne jeden Nebenton preisen. Doch ist das auch jetzt schon eine sieghafte Frage: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“ Wer kann dann noch gegen uns stehen? In solchem Gottesbewusstsein darf der Christ in wehrhaftem Glauben den Mächten dieser Welt entgegentreten. Denn das ist gewiss: Gott ist für uns! Niemand kann mehr gegen uns auftreten oder uns anklagen. Das Urteil ist ergangen: Freispruch – Gott ist für uns (vgl. Ps 11 Ps 8,6; Mt 1,23).

Edition C

Dass Gott für uns ist, ist der einfachste und doch alles umfassende Ausdruck für das Geschenk der Gnade. Erwägen wir: Gott steht zu uns, denkt für uns, handelt für uns, wirkt unser Wohl — wo bleibt da noch Raum zum Zweifeln und zum Zagen? Wo kann sich noch irgendein Feind finden, der uns antasten und verderben kann? Weder in mir noch in der Welt noch in den unsichtbaren Mächten der Geisterreiche ist irgend etwas, was ich neben dieses eine Wort: „Gott ist für uns“ in die Waagschale legen dürfte.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Wie tröstlich ist es, zu wissen, dass Gott an uns denkt und alles für uns ordnet, obgleich wir oft so wenig an Ihn denken! Es vergeht kein Tag, nicht ein Augenblick, in dem sich Gott nicht mit uns beschäftigt und gegenüber allen Anschlägen Satans wacht.
Er trägt Sorge für sein Volk.
• Braucht es Nahrung? Er sendet ihm Manna.
• Leitung? – die Wolkensäule geht vor ihm her.
• Kommt es zum Jordan? – die Bundeslade ist dort.
• Sind Feinde im Land? – Josua ist da, um sie zu überwinden.
Wenn nötig, führt Er es Wege der Züchtigung, wie einst Jakob. Er demütigte ihn, aber am Ende gab Er ihm die Segnung. Wie sollte es uns ein Bewusstsein von der Liebe Gottes geben, wenn wir auf dem ganzen Weg diese seine Wirksamkeit in Güte gegen uns erfahren! Welch ein Trost zu wissen, dass Er für uns ist, aus der Quelle seiner eigenen Liebe heraus!
Er vermochte seine Gnade mit seiner Gerechtigkeit dadurch zu vereinigen, dass Er die Sünde am Kreuz wegtat. Wir kennen Gott in Wirklichkeit erst dann, wenn wir erkennen, dass Er Liebe ist. Gott hat die Welt so geliebt, dass Er seinen Sohn gesandt hat. Die Welt hat Gott nicht darum gebeten, Ihn zu senden, und hat Christus nicht gebeten zu kommen, aber Gott liebte sie, und Er hat Ihn gesandt.
Noch einmal: Welch ein Trost zu wissen, dass Gott für uns ist, wenn wir all die Feinde sehen: unser eigenes Herz, die Welt und Satan! Der Glaube geht durch alle Widerstände hindurch, indem er auf das blickt, was Gott ist

Darby – Halte fest 1964

Das A.T. spricht häufig davon, dass Gott »mit« seinem Volk oder »für« es ist ( Ps 118,6; Jes 33,21; Hes 34,30; 36,9 ); wer sich gegen sein Volk wendet, wendet sich daher auch gegen ihn (s. Jes 50,8 ; vgl. 54,17 ).

Craig Keener Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Je zuversichtlicher wir sind, dass Gott sowohl souverän als auch gut ist, desto sanftmütiger können wir sein. Sanftmut ist eine Einstellung gegenüber Gott, die uns veranlasst, all sein Handeln mit uns als gut und somit ohne Widerstreben oder Murren anzunehmen (Röm 8,28). Wer sanftmütig ist, ist ganz unabhängig von den Umständen immer zufrieden und dankbar (Phil 4,12-13), weil er sieht, dass Gott ihm alles, was er braucht, in Christus gegeben hat (Mt 5,5; Röm 8,31-32). Anstatt zu denken: »Ich komme zu kurz; das ist nicht fair«, denkt ein Sanftmütiger über Gottes Güte, Barmherzigkeit, Macht und Fürsorge nach und dankt ihm dafür (Apg 4,23-31; 5,40-42; 7,59-60; Joh 18,11). Sanftmut hat nichts mit Schwäche zu tun, denn sowohl Mose als auch Jesus werden in der Bibel als sanftmütig bezeichnet (4Mo 12,3; Mt 11,29). Vielmehr wurde Sanftmut manchmal als »Kraft unter Kontrolle« bezeichnet. Diese Eigenschaft wird in der ganzen Bibel durchweg hochgradig empfohlen (Ps 37,11; Mt 5,5). Sanftmut wirkt sich direkt auf unseren Umgang mit anderen aus, insbesondere in Konfliktsituationen. Wenn wir wissen, dass Gott alle Dinge zum Guten mitwirken lässt, kann ein sanftmütiger Mensch schlechte Behandlung durch andere geduldig und ohne Murren oder Verbitterung ertragen. (Weil wir uns diese Einstellung nicht auf natürlichem Wege aneignen können, müssen wir beten, dass der Heilige Geist beständig an uns wirkt, um uns sanftmütig zu machen.)

Ken Sande – Sei ein Friedensstifter

Segen und Fluch

Wovor dem Gesetzlosen bangt, das wird über ihn kommen, und das Begehren der Gerechten wird gewährt.
Elberfelder 1871 – Spr 10,24

Wovors den Frevler graut, das überkommt ihn,
aber was die Bewährten wünschen, gibt Er.
Buber Rosenzweig – Sprichwörter 10,24

Das, was einem total Angst macht, wird dem auch passieren, der ohne Gott lebt. Aber den Leuten, die mit Gott unterwegs sind, gibt er das, was sie sich wünschen.
VolxBibel – Sprüche 10,24

Zuerst würde man vielleicht an das Märchen von Goldmarie und Pechmarie denken?
Wer kennt es nicht, das Märchen um Frau Holle?

Am ersten Tag tat sie sich Gewalt an, war fleißig und folgte der Frau Holle, wenn sie ihr etwas sagte, denn sie dachte an das viele Gold, das sie ihr schenken würde; am zweiten Tag aber fing sie schon an zu faulenzen, am dritten noch mehr, da wollte sie morgens gar nicht aufstehen. Sie machte auch der Frau Holle das Bett nicht, wie sich’s gebührte, und schüttelte es nicht, dass die Federn aufflogen. Des ward die Frau Holle bald müde und sagte ihr den Dienst auf.

Aber hier in dem Bibelvers geht es ja nicht um eine Belonung für die getane Arbeit – sondern um unsere Gedanken, unsere Wünsche – und damit doch auch um unsere Arbeit. Denn der Segen Jehovahs kommt ja über unsere Händearbeit. Was sollte Jehovah mehren, also segnen, wenn wir nichts tun, welches ER mehren könnte?
Deshab kommt auch das Fehlen bei dem Gottlosen von „ganz allein“. Wäre ja auch ungerecht, wenn beide den selben Lohn erhalten würden 😉

In den Sprüchen wird immer wieder das Unglück geschildert, das über den Gottlosen hereinbricht, und es wird dargestellt, wieviel besser es dem Gerechten geht. Salomo möchte auf diesem Wege den Einfältigen und Unwissenden davon überzeugen, daß er die Früchte der Weisheit auf lange Sicht bedenken sollte und nicht die Augenblicks-Erfolge. Viele Gottlose fürchten sich vor einem Unglück, und es bricht auch tatsächlich über sie herein! Der Gerechte bekommt auch häufig das, was er sich wünscht, nämlich den Segen Gottes. Gott ist letztlich die Quelle beider Dinge. Ein Sturm kann plötzlich hereinbrechen und für den Gottlosen eine Katastrophe mit sich bringen, indem er sein Leben auslöscht und seinen Besitz vernichtet (vgl. Sprüche 1,27;6,15;29,1 ), aber der Gerechte ist fester gegründet (vgl. Sprüche 10,9.30;12,3 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wahre Bruderliebe wird ein starker Anreiz sein, für andere zu beten. Unsere Anliegen müssen jedoch von Seinem Willen bestimmt sein. Wenn sie Seinem Willen entsprechen, wird die Erhörung Ihn verherrlichen und zum Segen für unsere Mitgeschwister sein. Wir könnten in unserer Unwissenheit um etwas bitten, was nicht dem geistlichen Wohlergehen des Bruders dienen würde, für den wir eintreten, doch Gott kennt die Bedürfnisse und weiß, was unter diesen Umständen das Beste wäre. Wirkliches inneres Bewegt-Sein ist nötig, wenn wir sichergehen wollen, daß das Erbetene Seinem Willen entspricht. „Hört“ bedeutet hören und mit „ja“ beantworten. „Das Begehren der Gerechten wird gewährt“ (Spr 10,24). Die Zuversicht, die wir haben, besteht sowohl in unserem Nahen zu Gott (Hebräer 4,16) als auch in der Erwartung und Gewißheit, daß Er Gebete erhört (Jak 1,5).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

In den Versen 24-30 werden das Los des Gerechten und das des Gesetzlosen einander gegenübergestellt. Der Böse hat eine Furcht (V. 24); es ist nicht die Furcht des Herrn, sondern eine unbestimmte und abergläubische Angst, mit dem Tod, auf den er nicht vorbereitet ist, als Hintergrund (Hiob 15,20.21). Wie anders ist doch das Teil des Christen! Im gegenwärtigen Leben gewährt ihm Gott das gerechte Begehren (V. 24). Und was die Zukunft betrifft, freut sich sein Herz in einer glückseligen Erwartung (V. 28).

Jean Koechlin — Ährenlese im Alten Testament

Gottlosen wird es so schlimm ergehen, wie sie es sich ausmalen, und den Gerechten so gut, wie sie es sich wünschen können. Es stimmt, das Gottlose sich manchmal mit vergeblichen Hoffnungen in ihrer Gottlosigkeit aufrecht halten, mit denen sie sich betrügen, doch zu anderen Zeiten werden sie von schierer Furcht heimgesucht, und „was der Gottlose fürchtet, das wird über ihn kommen“ (Vers 24). Es stimmt, dass der Gerechte manchmal seine Ängste hat, doch sie wünschen sich Gottes Wohlwollen und die Seligkeit in ihm und diesen Wunsch wird er erfüllen (Vers 24). Mit ihnen wird es nach ihrem Glauben und nicht nach ihren Ängsten ergehen (Ps 37,4).

Der Neue Matthew Henry Kommentar