Gottes oder Pauli Wort?

Und darum danken wir auch Gott unablässig, daß, als ihr von uns das Wort der Kunde Gottes empfinget, ihr es nicht als Menschenwort aufnahmet, sondern, wie es wahrhaftig ist, als Gottes Wort, das auch in euch, den Glaubenden, wirkt.
Elberfelder 1871 – 1.Thessalonicher 2,13

Und auch deswegen danken wir Gott unaufhörlich, dass ihr die Botschaft, die wir euch brachten, als Wort Gottes aufgenommen habt – nicht als Menschenwort, sondern als Wort Gottes, das sie tatsächlich ist! Und als solches erweist sie sich auch wirksam unter euch, die ihr dieser Botschaft glaubt.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Thessalonich 2,13

Und aus dem Grund bedanken auch wir uns ununterbrochen bei Gott, dass ihr beim Empfang der von uns hörbar gemachten Kunde über Gott es nicht als eine Lehre von Menschen aufgefasst habt, sondern wie es auch der Wahrheit entspricht, als Wort von Gott, das sich ja auch unter euch Glaubenden ständig als wirksam erweist.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – 1.Thessalonicher 2:13

Deshalb drücken wir auch ohne Unterbrechung unseren Dank gegenüber Gott aus. Denn als ihr die Nachricht von Gott von uns gehört habt, habt ihr das nicht als etwas angesehen, was von Menschen kommt, sondern als das, was es ja wirklich ist, nämlich als Gottes Wort. Dieses Wort entfaltet seine Wirkung bei euch, die ihr auf Jesus vertraut.
Roland Werner – Das Buch – 1.Thessalonich 2:13

Wir leben ja in einer spannenden Zeit – die einen behaupten, als „Bibelwissenschaft“ getarnt, dass Paulus der Gründer der Christen wäre, und Paulus „sein Ding durchgezogen“ hätte. Auf der anderen Seite, gibt es Religionsgemeinschaften, die die Leute an sich binden, indem sie nicht das Wort Gottes predigen, sondern statt dessen die Bibelstellen aus dem Zusammenhang reißen, um den Lesern und Zuhörern ein „anderes Evangelium“ zu verkünden.
Aber Paulus ist ganz klar und offen: er sagt, er habe NUR das Wort Gottes verkündigt!
Und du und ich? Genügt uns Sein Wort die Bibel – oder brauchen wir eine Organisation, die uns die Bibel auslegen muß?

Haben schon Recht, aber ich hab mal ein paar Worte hinzugefügt, damit es „richtiger“ ist:

Überall auf den Seiten der Bibel finden wir Jehovas Weisheit. Was die Bibel rät, ist (immer) gut für uns. Gottes Wort kann Leben verändern. Zur Zeit der Niederschrift der ersten Bibelbücher sagte Moses zu Gottes Volk, den Israeliten: „Es sind keine leeren Worte, sondern sie bedeuten Leben für euch“ (5. Mo. 32:47). Sich (ausschließlich) nach den Schriften (also Gottes Wort der Bibel ) auszurichten führte zu einem erfolgreichen, glücklichen Leben (Ps. 1:2, 3). Und die Zeit hat dem Wort Gottes nichts von seiner Kraft genommen. Die weisen Prinzipien der Bibel verlieren nie an Gültigkeit. Sie haben Menschen jeder Epoche weitergeholfen. Wenn wir in der Bibel lesen und über ihren Inhalt nachdenken, kann uns ihr Autor durch seinen mächtigen heiligen Geist erkennen helfen, wie sich biblische Prinzipien in die Praxis umsetzen lassen (Ps. 119:27; Mal. 3:16; Heb. 4:12). Ja, die Bibel hat einen lebenden Autor, der dir unbedingt helfen möchte. Wenn das kein Grund ist, regelmäßig in Gottes Wort zu lesen!

Der Wachtturm – Februar 2023

Wie glücklich muß der Apostel gewesen sein, nach diesen ernst auf seinem Herzen lastenden Gedanken sich dem letzten Abschnitt des Kapitels zuwenden zu können, der einen völligen Kontrast zum Vorhergehenden bildet und sich mit den Gläubigen im Blick auf ihre Verantwortlichkeiten und Vorrechte beschäftigt. Beachten wir den Gegensatz zwischen denen, die »erwählt« sind, um Seine Herrlichkeit zu erhalten, und den »verloren-Gehenden« von V. 10, die von ihrer Gegenwart »hinweg Verderben leiden werden«; zwischen denen, die der Wahrheit geglaubt haben, und denen, die die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen; zwischen dem endgültigen Schicksal jeder der beiden Klassen. Beachten wir auch das Wirken des Heiligen Geistes und das Wirken Satans. »Aber« verdeutlicht den Kontrast zu den vorhergehenden Versen. »Wir sind schuldig« ( opheilô ) ist das gleiche Wort wie in 1,3 und bedeutet »jemandem etwas schulden«. Die Schuld war, »allezeit für euch zu danken« (manche übersetzen das Wort pantote mit »ohne Aufhören, immer wieder, immerdar, immerwährend, unablässig« – Bruns, bzw. Hoffnung, Rienecker, Wilckens, Zink), auf den Gläubiger verweist »für euch, vom Herrn geliebte Brüder«, vgl. 1.Thess 1,4. Hier drückt der Apostel seine Schuld Gott gegenüber für seine Gnade in den thessalonischen Heiligen aus; alles an ihrer Stellung war Gott zu verdanken, sie sollten dies niemals vergessen. Sie waren von Gott erwählt; wie könnte Gott die Seinen je im Stich lassen? Beachten wir die Erwähnung von Gott, dem Herrn, und dem Heiligen Geist in diesem Vers. »Herr« bezieht sich auf den Herrn Jesus, wie immer ohne Ausnahme in beiden Briefen. Das verweist auf die Grundlage ihrer Sicherheit: Sein Opfer hat sie zu den Seinen gemacht; von Ihm selbst wurden sie mit ewiger Liebe geliebt. Der Tag des Herrn war Sein Tag; hatten sie, als die Seinen, von Ihm selbst Geliebten, irgendetwas zu befürchten, wenn Er kommen würde, um die zu richten, die Gott nicht kennen, und die, die Seinem Evangelium nicht gehorchen? »Daß« zeigt den Grund für Paulus‘ Schuld, nämlich »daß Gott euch erwählt hat«. »Erwählt« ist hier heilato (von haireomai »wählen, erwählen«) und an den drei einzigen Stellen seines Vorkommens im NT geht es jeweils um eine persönliche Entscheidung (siehe Phil 1,22; Hebräer 11,25). Es steht im Aorist, aber dennoch war die Erwählung an einem Punkt außerhalb der Zeit geschehen, denn sie datiert »von Anfang«, und im weitesten Sinn aus der »vergangenen« Ewigkeit. Es steht auch im Indikativ Medium, d.h. Gott hat die Wahl für sich selbst getroffen, was auf das Ziel der Wahl und nicht den Bereich der Auswahl deutet. Die sonst gebrauchten Worte für Auserwählung sind: exaireomai (wie die Auserwählung Israels im AT), proorizö (zuvorbestimmen, jemanden vorher für etwas festlegen), und eklegomai (auserwählen, wie in 1.Thess 1,4; Eph 1,4; Lk 10,42; Apg 6,5). Es ist nicht unsere Absicht, uns hier auf einen Exkurs über das herrliche Thema der Auserwählung zu begeben, denn das ist kein Gebiet, um unser armseliges Denken zu verwirren, sondern eine Wahrheit, die geglaubt werden muß. Jedoch gibt der Apostel eine wahrhaft ausgewogene Darstellung des Gegenstands in unseren beiden Briefen, denn während er in 1.Thess 2,13 »Gott unablässig dankt, daß sie das Wort empfingen« (die Verantwortung des Menschen), dankt er hier Gott für Seine souveräne Erwählung. Die Erwählung war »von Anfang« ( ap‘ arche ), welchen Ausdruck Paulus sonst nicht verwendet, der uns aber wie 1.Joh 1,1 ( en arche ) und 2.Tim 1,9 in die Ära »vor den Zeiten der Zeitalter« zurücknimmt (vgl. auch Mt 19,4; 1.Joh 2,13). Es ist offensichtlich falsch, Gottes souveräne Wahl auf irgendeinen Punkt in der Zeit zu begrenzen, oder sie mit irgendeinem Verdienst der von Ihm Geliebten in Verbindung zu bringen; vgl. Eph 1,4; Offb 13,8; 17,8. Die alternative Lesart »daß Gott euch als Erstlingsfrucht ( aparchen ) erwählt hat«, obwohl von einigen bevorzugt (Albrecht, Einh, GN, Interlinear, Luther ’84, MNT, Wilckens, Zink, Zürcher), steht kaum in Übereinstimmung mit dem unmittelbaren oder allgemeinen Kontext, denn – wie Kelly fragt – »Wovon hätten die Thessalonicher die Erstlingsfrucht sein sollen? Nicht einmal von Mazedonien, denn selbst da waren die Philipper die ersten«. Außerdem drückt der Vers einen allgemeinen Grundsatz des Wirkens Gottes aus, nicht einen speziell für diese frühe Versammlung zutreffenden. Dies wird noch betont durch das Ziel der Erwählung, denn sie war »zur ( eis ) Seligkeit (Errettung)« geschehen, siehe 1.Thess 1,4.5; das ist Gottes Ziel für diejenigen, die Er in Seiner Souveränität erwählt hat. Es muß auf einen Unterschied zwischen dem ersten und zweiten Brief hinsichtlich des Ziels der Errettung hingewiesen werden; im ersteren ist sie »von« (dem Zorn), im letzteren »zu« (der Herrlichkeit). Nichtsdestotrotz gibt es manche, die die Errettung hier auf die Errettung vom Zorn am Tag des Herrn wie in 1.Thess 1,10; 5,9 beschränkt sehen, und eine solche Zusicherung wäre für die geängstigten Thessalonicher schon genug gewesen. Doch geht der unmittelbare Zusammenhang weiter und stellt die Errettung dem »Verlorengehen« (V. 10) und dem »Gericht« (V. 12) gegenüber, dem grauenvollen Zustand der Menschen in ihrer endgültigen Klassifikation als ewig verloren. Hier haben wir die von Anfang (d.h. von Ewigkeit her) beschlossene Errettung, und in V. 14 spricht Paulus zuerst davon, wie sie in der gegenwärtigen Zeit durch die Berufung ausgeführt wird, und dann von ihrer zukünftigen Vollendung in der »Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus«. So haben wir die Errettung in ihrem ganzen Panorama, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; ihre Planung im Herz Gottes vor der Zeit, die Berufung in der Zeit, und ihre zukünftige unaussprechliche Herrlichkeit. Die praktische Ausführung der Erwählung Gottes in der Zeit geschieht »in (oder ‚durch‘) Heiligung (des) Geistes (Genitivus subiectivus, d.h. sie wird durch den Geist bewirkt) und im Glauben an (die) Wahrheit«. Das Fehlen des bestimmten Artikels hier deutet auf die moralische Kraft der Wahrheit, und nicht die Wahrheit als solche hin. »Wahrheit« steht eigentlich im Genitiv (obiectivus) zu »Glauben«, deshalb hier korrekt »Glaube (oder ‚Vertrauen‘) an (bzw. auf oder in) die Wahrheit«. Keineswegs kann »en« hier im Blick auf die Heiligung mit »durch« (wie Albrecht, Hoffnung, Interlinear, Jerusalemer, Menge, Wilckens) oder mit »zu« übersetzt werden, wie es einige vorschlagen. Trotz des Fehlens des bestimmten Artikels vor »Geist« – wie in Röm 8,9; 1.Kor 2,4; 1.Petr 1,2 (wo in jedem Fall ganz eindeutig der Heilige Geist gemeint ist) redet der Ausdruck hier klar vom gegenwärtigen Werk des Heiligen Geistes, die von Gott Geliebten für Ihn beiseitezusetzen, indem Er ihnen das Wort der Wahrheit bringt zur Stärkung ihres Vertrauens und zum Ausharren im Glauben. Dies ist die göttliche Seite des Werks der Errettung, ebenso wie der Glaube an die Wahrheit, ihre Aufnahme durch Glauben, sich letztendlich auf die menschliche Seite bezieht. Es ist hier die stellungsmäßige, nicht die praktische Heiligung, obgleich die praktischen Ergebnisse immer mit in Betracht gezogen werden müssen (1.Thess 4,3; 4,7). Es ist die Wirksamkeit des Heiligen Geistes, der die Gnade Gottes den in Sünden und Übertretungen toten Menschen vermittelt (siehe 1.Thess 1,5), und ist die entscheidende Voraussetzung für den Glauben an die Wahrheit. Der entsprechende Vers in 1.Petr 1,2 (siehe auch 1.Kor 6,11) hilft uns, dies zu verstehen, und zeigt besonders, daß das Wirken des Heiligen Geistes die göttliche Initiative beim Heraussondern des Einzelnen für Gott ist, wodurch der Betreffende das Evangelium aufnimmt. Luther hat es gut ausgedrückt: »Durch meine eigene Vernunft oder Kraft kann ich nicht an Jesus Christus glauben oder zu Ihm kommen«. Der Heilige Geist muß jemand erst für Gott heraussondern, jenes anfängliche schwache Verlangen nach Gott entfachen, von Sünde überführen, zu Christus hinleiten, und Glauben ins Herz bringen. Da er unter den Einflüssen der Welt, des Fleisches und des Teufels steht, braucht der natürliche Mensch diese Wirksamkeit des Heiligen Geistes als notwendige Voraussetzung zur Neuen Geburt; ohne sie gäbe es keine Errettung. Obwohl der »Glaube an (die) Wahrheit« (kein bestimmter Artikel) letztendlich die menschliche Seite der Errettung ist, muß der Heilige Geist zuerst dem Herzen die moralische Haltung vermitteln, es zu wollen, daß der Mensch durch die Wahrheit frei gemacht werden kann (Joh 8,32). Beachten wir den Gegensatz zu V. 12.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Weil Gottes Ruf der Gemeinde so Herrliches verleiht, soll sie für ihn danken; aber auch Paulus dankt deshalb und freut sich in der Erinnerung an jene Zeit, da er bei ihnen war, nicht nur daran, daß ihnen sein Verhalten immer als Vorbild dienen kann, sondern auch daran, daß die Thessalonicher sich damals so verhielten, daß sie es nie vergessen dürfen. Das Große, was ihnen damals verliehen war, besteht darin, daß sie in der Verkündigung des Paulus nicht bloß an den Menschen dachten, der zu ihnen sprach, sondern in seinem Wort Gottes Wort vernahmen. Paulus konnte nicht mehr tun, als daß er es ihnen in ihr Ohr legte; nun kam es zur Entscheidung, als was sein Wort ihnen gelten soll, ob sie darin nur die Meinung von Menschen vernahmen, des Paulus und weiter zurück der ersten Christenheit und Jesu, oder ob sie darin Gottes Stimme hörten und seinen Ruf erkannten. Was Paulus ihnen brachte, war in der Tat Gottes Wort; aber die Möglichkeit liegt vor, daß sie es nur so behandelten wie ein Menschenwort, mit derselben geringen Aufmerksamkeit und rasch fertigen Mißachtung, die dem menschlichen Wort mit Recht widerfährt. Die Thessalonicher vermochte Paulus vor Gott zu stellen, so daß ihnen der menschliche Bote des Worts verschwand und sie durch ihn die Begegnung mit Gott empfingen. Damit war entschieden, daß sie glaubten, weil der Glaube dann in uns zustande kommt, wenn wir die Überzeugung bekommen, hier rede Gott mit uns. Paulus hat nie ein anderes Mittel zugelassen, um Glauben hervorzubringen; nur so kann er entstehen, daß sich im Menschen die Gewißheit herstellt, er sei durch das Wort vor Gott geführt. Dann gesellt sich aber zum Wort gleich noch ein zweites: die inwendige Wirkung Gottes im Menschen, durch die er selbst erneuert wird.
Die gnadenreiche Herrlichkeit der Gabe, die ihnen Paulus brachte, wird dadurch nicht vermindert, daß für die Thessalonicher mit seinem Besuch eine schwere Leidenszeit begann. Paulus deutet ihnen, warum ihr Schicksal diese Wendung nahm; sie ergab sich aus dem Verhalten der Judenschaft mit Notwendigkeit.

Adolf Schlatter – Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

Das Wort Gottes, obwohl es durch einen menschlichen Boten übermittelt wurde, ist eine göttliche Botschaft, die durch den Heiligen Geist in den Gläubigen wirkt (Jes 55,11; Apg 20,32; 2.Tim 2,15–17; Hebr 4,12).

Reformations-Studien-Bibel

Das griechische Wort “ empfangen“ bedeutet mehr, als nur das Wort zu hören und es zu schätzen. Es bedeutet, dass sie es respektierten, verehrten, annahmen und sich zu eigen machten. Wie Menschen, die eine gute Mahlzeit genießen, haben sie das Wort nicht nur geschmeckt und gekaut, sondern es auch verdaut. Es nützt uns nichts, wenn wir nur ein paar Bibelstellen lesen. Wir müssen sie verschlucken und verdauen, indem wir nach dem handeln, was sie sagen.

Die Tony Evans Studienbibel

Ich liebe Jehova, weil er meine Stimme hört, meine flehentlichen Bitten um Hilfe

Ich liebe Jehova; denn er hörte (O. hört) meine Stimme, mein Flehen
Elberfelder 1871 – Psalm 116,1

 Ich liebe den HERRN, denn er hat erhört
mein flehentlich Rufen;
Menge 2003 – Psalm 116:1

Ich liebe den HERRN, denn er hört mich,
wenn ich zu ihm um Hilfe schreie.
Gute Nachricht Bibel – Psalm 116,1

ER hört uns immer – nur sind Seine Gebetserhörungen nicht immer so, wie wir sie erwarten! Sieh dir an, wie der himmlische Vater das Gebet Seines Sohnes aus Gethsemane erhörte! Jesus mußte den „bitteren Klech“ trinken – und mußte sogar diesen grausamen Tod sterben – ABER DANN – wurde Jesus nicht nur auferweckt, sondern bekam „seine Herrlichkeit“ zurück, die Jesus vor seiner Menschwerdung gehabt hatte!


Zu Beginn dieses Psalms steht das wunderbare Bekenntnis der Liebe zum Herrn, das ein Mensch aussprach, der Rettung durch den Herrn erfahren hatte. Deshalb wollte der Psalmist ihn anrufen, solange er lebte.

Walvoord Bibelkommentar

Dieser „Becher Jehovas“ symbolisiert für den Trinkenden den Willen Gottes, und ihn zu trinken, bedeutete für Jesus Leiden und Tod am schändlichen Marterpfahl. Doch endete Gottes Wille für Jesus nicht mit seinem Tode. Er schloss auch die Auferstehung Jesu aus den Toten zu unsterblichem Leben im Himmel als ein verherrlichter Sohn Gottes ein und somit seine Rettung aus dem Tode. (Hebräer 5:7) Er wurde ihm daher auch zu einem „Becher der Rettung“, der Rettung, weil er seine Lauterkeit seinem Vater gegenüber ohne Sünde bewahrt hatte. Hier sind die Worte aus Psalm 116 am Platze, die sich insbesondere auf Jesus Christus in Gethsemane beziehen, denn Jesus beschloss, den „Becher Jehovas“ selbst bis zum Tode zu trinken: „Wie soll ich Jehova alle seine Wohltaten an mir vergelten? Den Becher der Rettungen will ich nehmen und anrufen den Namen Jehovas. Ich will Jehova meine Gelübde bezahlen, ja, in der Gegenwart seines ganzen Volkes. Kostbar ist in den Augen Jehovas der Tod seiner Frommen [Heiligen, Al].“ — Psalm 116:12-15.

Wachtturm März 1951

›Ich liebe, denn der Herr hört …‹ Hier bezeugt David von vornherein, dass Gottes Süßigkeit und Güte ihn gelockt haben, in ihm allein auszuruhen. Die unvollständige Redeweise hat einen besonderen Nachdruck und will besagen, dass David nirgends anders Freude oder Ruhe findet als in dem einigen Gott. Wissen wir doch, dass unsere Seelen stets inhaltleeren Lockmitteln nachlaufen und in fieberhafter Unruhe glühen, bis Gott sie ganz an sich bindet. David versichert nun, dass diese Krankheit in ihm geheilt wurde, weil er mit voller Sicherheit empfinden durfte, dass Gott ihm gnädig war. Und weil er erfuhr, dass ein Mensch, der Gott anruft, vollkommen glücklich ist, erklärt er, dass er sich durch seine Genüsse nicht werde von ihm abziehen lassen. Jenes Wort ›Ich liebe‹ hat also den Sinn, dass er nichts Süßes und Erquickendes kennt außer Gott« (Calvin).
»Nichts macht uns den Namen des HERRN so lieb wie erhörte Gebete« (Alfred Edersheim).

Benedikt Peters – Die Psalmen

»Ich liebe«: Was für ein Bekenntnis! So kurz es ist, so reich ist es. Das ist ja ein Wunder, dass überhaupt einer das sagen kann, ohne dabei zu lügen.
»denn der HERR hörte meine Stimme«: Hier wird der Grund genannt, warum der Beter seinen Gott liebt. Gott hat auf seine Stimme gehört. Das war ihm ein so großes Wunder und erfüllte ihn mit so großer Dankbarkeit, dass er fortan seinen Gott nicht vergessen konnte, dass er ihn lieben und es allen Leuten erzählen musste. David schrieb auf, was Gott an ihm getan hatte, und wir lesen heute sein Dankeslied.

Benedikt Peters – Die Psalmen

Ohne Umschweife, ohne die übliche Selbstaufforderung zum Gotteslob, aber als Fortsetzung des Lobens Gottes – das eigentlich ein Segnen Gottes ist! – geht am Schluß von Ps 115 das Lob über vom Wir zum Ich: Ich liebe Jahwe. Die Liebe zu Gott ist eine entschlossene Hinwendung des Herzens mit allen seinen Regungen und Strebungen. Die Gefühle der Hinneigung zu ihm sind eingebunden in den radikalen Gehorsam. So bringt der Beter Gott als Antwort auf die geschehene Rettung gleichsam »gebündelt« sich selbst dar: denn er hat meine Stimme, mein Flehen gehört. Liebe zu Gott ist in der Bibel immer Antwort, nicht selbstverständlicher Aufschwung eines frommen Herzens zu Gott. V. 2a wiederholt V. 1b; dann gelobt der Beter eine fortgesetzte Anrufung Gottes in allen noch kommenden Situationen. Denn die Liebe braucht die immer neue Begegnung, die hier in der Anrufung Gottes Gestalt annimmt.

Wuppertaler Studienbibel

Der Gegenspieler Jehovahs, der sucht die Menschen durch „Geschenke“ auf seine Seite zu ziehen! Aber lass dich von diesem Gegenspieler nicht täuschen – die Geschenke / die „Gebetserhörungen“ sind nur in der ersten Phase, bis du diesem Gegenspieler gehörst. Diese Geschenke sind auch nicht selbstlos – und mancher hat nach einigen Monaten fest gestellt, dass sein Wunsch verkehrt war, und zu seinem Schaden.
Bei Jehovah ist es anders – ER gibt nur, was für uns wirklich nützlich ist – und zwar dauerhaft nützlich – und dass weil ER uns liebt. Wir dürfen Seine Liebe erwidern.

Aufwiedersehen

Nun schon wieder ein kleiner Nachruf.
Vorgestern – als am 22.April ist meine Mutter nach längerer Krankheit gestorben.
Aber da sie von Kindheit an die Bibel kannte, denke ich, dass sie sich darauf gefreut hat, aus zeitlicher Sicht „bald“ ihre Eltern und anderen Verwandten zu sehen. Auch ich hoffe, sie „bald“ gesund und friedlich – im Paradies unter der Herrschaft des Friedefürsten Jesus Christus – wieder zu sehen.

Seid glühend im Geist. Dient als Sklaven für Jehova

im Fleiße (O. Eifer) nicht säumig, inbrünstig im Geist; dem Herrn dienend.
Elberfelder 1871 – Römer 12,11

Setzt euch unermüdlich für Gottes Sache ein. Laßt euch ganz vom Heiligen Geist durchdringen, und steht Gott jeden Augenblick zur Verfügung.
Hoffnung für alle – 1996 – Römer 12,11

Seid fleißig und nicht faul. Seid glühend im Geist. Dient als Sklaven für Jehova.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Römer 12:11

Ein Diener / ein Sklave hatte wohl immer die Interessen seines Chefs/Herrn im Sinn. Wessen Interessen habe ich im Sinn? Ist es wirklich Jehovah, der in meinem Mittelpunkt steht? Oder höre ich eher auf das, was meine Kirche/Gemeinde/Glaubensorganisation mir sagt? Habe ich ein biblisch geschultes Gewissen oder ein von einer religiösen Zeitschrift geschultes Gewissen? Wenn ich über meine Entscheidungen nachdenke – sind sie wirklich aus Liebe zu Jehovah begründet – oder doch eher, weil ich Angst habe, was andere über mich denken könnten?
Keinem Menschen, der verliebt ist, muss man sagen: „Wenn du dein Leben einfach hältst und unnötige Schulden vermeidest, schaffst du dir Freiraum, um mehr…“ mit deiner Liebe zu verbringen! Nein, dass muß man nicht sagen – weil jemand, der wirklich verliebt ist, von sich aus, ganz automatisch, jede freie Minute mit „seiner Liebe“ verbringen will 😉


Sechstens: Mit Fleiß, nicht mit Trägheit (V. 11a). Das griechische Wort für „Fleiß“, spoudé, bedeutet „Eile“, „Geschwindigkeit“, „Ernsthaftigkeit“ und „Begeisterung“. Es bedeutet, dass man sein Bestes gibt und sich beeilt. Der griechische Begriff für „träge“, oknéros, bedeutet „zaghaft“, „müßig“, „faul“ und „lästig“. Der Gläubige soll nicht hinterherhinken oder in seinem Fleiß faul werden. Der Fleiß oder Eifer, den Paulus in diesem Vers meint, unterscheidet sich von dem Fleiß, den er in Römer 9-10 beschreibt. Eifer ohne Wissen ist kein guter Eifer. Die Gläubigen sollen in ihrem Eifer nicht müßig werden, aber gleichzeitig sollen sie ihren Eifer entsprechend der Erkenntnis einsetzen.

Siebtens: Inbrünstig im Geist (V. 11b). Das griechische Wort für „inbrünstig“, zeó, bedeutet wörtlich „kochen“ und „heiß sein“. Ein eifriger Mensch ist leidenschaftlich und engagiert sich für eine Sache. Der griechische Begriff für „Geist“, pneuma, bezieht sich auf den neugeborenen menschlichen Geist, der durch die Wiedergeburt mit Energie versorgt wurde. Gläubige sollten weiterhin darauf achten, dass ihr menschlicher Geist unter der Kontrolle des Heiligen Geistes steht.

Achtens: Dem Herrn dienen (V. 11c). Der griechische Begriff für „dienen“, douleuó, bedeutet „ein Sklave sein“ oder „dienen“. Er bezieht sich auf jemanden, der freiwillig auf das Recht auf Selbstbestimmung verzichtet. Statt sich selbst zu dienen, soll der Gläubige dem Herrn dienen, vor allem im Bereich der bereits erwähnten geistlichen Gaben.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Römer

Die folgenden Aufforderungen, die sich auf die persönliche Einstellung der Gläubigen beziehen, können, wenn sie beherzigt werden, diese in den Augen ihrer Mitmenschen liebenswerter machen. Der entscheidende Gedanke steht hier am Ende von Vers 11: Dient (douleuontes; in V. 7 heißt „dienen“ diakonian) dem Herrn. Ihm geht die Erklärung voraus, wie sich diese „Knechtschaft“ (doulos; vgl. Röm 1,1) äußern soll: Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend (zeontes, ein Ausdruck, der außer an dieser Stelle nur noch in Apg 18,25 ,dort für Apollos, benutzt wird) im Geist (hier ist entweder der Heilige Geist oder auch das Innere des Menschen gemeint). Wieder ist eines der beiden Gebote negativ, das andere positiv formuliert (vgl. Röm 12,9). Die Christen sollen Gott mit Begeisterung und Eifer dienen.

Walvoord Bibelkommentar

Wer die Geschwister liebt, ist »im Fleiß nicht säumig«. Er kann seine Hände nicht in den Schoß legen, wenn Geschwister Mangel leiden oder in Not sind (1Jo 3,17). Die Liebe, die ihn drängt, macht ihn »[brennend] im Geist«, denn er »dient dem Herrn«, indem er den Geschwistern dient. Wie sollte man dem Herrn mit halbem Herzen dienen? Dass jemand im Geist »brennt«, zeō, wird im Neuen Testament nur noch von Apollos gesagt (Apg 18,25). Von diesem Verb ist das Adjektiv zestos, »brennend« gebildet. Den Herrn ekelt eine Gemeinde, die lau statt brennend ist (Offb 3,16; nur hier belegt).

Benedikt Peters – Der Brief an die Römer

Der Christ ist nicht träge. Paulus gibt hier seine Ermahnungen als Erinnerung an das, was Christen durch den Geist geworden sind. Christen sind „im Fleiße nicht zögernd“, sie öffnen sich den Antrieben des Geistes Gottes, der in ihnen den „Eifer“ weckt zum Tun (vgl. V. 8; auch Apg 5,17; 2Kor 7,7; 11,2; Kol 4,13; 2Petr 1,5; 3,15; Hebr 4,11; Tit 2,14; Offb 3,19). Solcher Eifer ist das „Brennen im Geist“ (vgl. Mt 3,11; Apg 2,3f.; 1Thess 5,19; Offb 3,15; auch Lk 12,35; 24,32). Es ist die Entschiedenheit des Glaubens. Denn der Jünger Jesu „sklavt“ dem Herrn; alles, was er tut, tut er „von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen“ (Kol 3,23). Es ist kein Eigeneifer, kein Brennen für eigene Ziele, sondern Dienst für den Herrn.

Edition C

Nun stellt Paulus drei Leitprinzipien auf. In den nächsten Versen werden noch drei weitere folgen. Der Gedanke, die Bedeutung der ersten drei sei nach innen gerichtet und die der zweiten drei nach außen, kann tatsächlich hilfreich sein. Die ersten drei Prinzipien haben sicherlich viel mit Aktivität zu tun. In V. 8 hieß es, daß diejenigen, die vorstehen, von Fleiß ( spoudê ) gekennzeichnet sein sollten, und diesen Fleiß finden wir auch hier. In spoudê schwingt ein Gedanke von Eile mit, es ist das Gegenteil von Trägheit. Gegen Ende seines Leben erteilte Paulus Timotheus den Rat: »Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen« (2.Tim. 2,15). Hier im Römerbrief betont Paulus, daß dieser heilige Eifer bzw. Fleiß für Gott mit Trägheit nichts gemeinsam hat.
    Der Ausdruck »Inbrunst im Geist« kommt nicht nur bei Paulus vor. Lukas beschreibt damit Apollos: »brünstig im Geist« (Apostelgeschichte 18,25). Daraus wird klar, daß eine solche Inbrunst von außen wahrnehmbar ist. Das Wort »inbrünstig« stammt von einem Verb, das »kochen« bedeutet. Wenn es Gläubige in einem geistlichen Sinne beschreibt, sprudeln sie offenbar vor Eifer, oder kochen sogar förmlich über. Diesen Zustand kann man im Fleisch nicht erreichen. Er ist geistlich und die Auswirkung des Heiligen Geistes im Gläubigen, dem dieser Raum gibt. Das ist nicht auf apostolische Zeit beschränkt, sondern eine offensichtliche Manifestation des geisterfüllten Lebens. In den seltensten Fällen, wenn überhaupt, kommt dieser Zustand ekstatisch zum Ausdruck. Mit dem Geist erfüllte Gläubige zeigen dies in schlichter Weise, aber dennoch sollte die Kraft dieses Zustandes nicht unterschätzt werden.
    Beim nächsten Satz gibt es verschiedene Grundtextvarianten. Die meisten Manuskripte lesen: »dem Herrn dienend«, aber einige schreiben »der Zeit dienend« (Luther12: »Schicket euch in die Zeit«) oder »der Stunde dienend«. Das Wort »dienen« ( douleuô ) bedeutet, die Pflicht eines Sklaven erfüllen. Das Gewicht der Autorität unterstützt die Vorstellung, stets bereit zu sein, dem Herrn zu dienen, und das in der glücklichen Beziehung zwischen Leibeigenen und Herrn. Dienst für den Herrn ist niemals verdrießlich oder Schinderei, sondern das höchste Privileg. Der Zeit oder Stunde zu dienen, bringt herausfordernde Implikationen mit sich. Das würde bedeuten, jede Gelegenheit auszukaufen und niemals eine der kostbarsten Güter des Lebens zu verschwenden: die gegebene Stunde zum Dienst.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Wem vertrauen?

In deine Hand befehle ich meinen Geist Du hast mich erlöst, Jehova, du Gott (El) der Wahrheit!
Elberfelder 1871 – Psalm 31,6

In deine Hand befehl ich meinen Geist! (Dies war das letzte Wort des gekreuzigten Erlösers (Luk 23:46).) / Du erlösest mich, Jahwe, du treuer Gott.
Ludwig Albrecht – Psalm 31:6

 Deiner Hand vertraue ich meinen Geist an.
Du hast mich erlöst, o Jehova, du Gott der Wahrheit.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Psalm 31,5

Heute abend feiern viele Menschen den Auszug aus Ägypten – denn es beginnt nach jüdischem Kalender der 14.Nisan. An diesem Abend gedenken auch viele Menschen dem letzten Mahl, dass Jesus mit seinen Jüngern gemeinsam eingenommen hat. Deshalb ist der heutige Text ja fast „tagaktuell“ – nur dass Jesus die Worte erst morgen gesprochen hat 😉
Da wir den Vers schon einmal hatten, heute ein paar Ergänzungen, mit besonderem Blick:

Am 6. Juli 1416 wurde der Reformator Johannes Hus anlässlich des Konzils zu Konstanz als Ketzer zum Tod verurteilt. Als er zum Scheiterhaufen schritt, sagte er diesen Vers mehrere Male vor sich her. Im Jahre 1555 wurde der englische Reformator Nicholas Ridley im Stadtgraben gegenüber Balliol College, Oxford, an einen Pfahl gekettet und verbrannt. Als die Flammen zu ihm emporschlugen, rief er mit wundersam lauter Stimme: »In manus tuas, Domine, commendo spiritum meum. Domine, recipe spiritum meum (In deine Hände befehle ich meinen Geist, Herr. Nimm meinen Geist auf.)« Und dann auf Englisch: »Lord, Lord, receive my spirit.«

Benedikt Peters – Die Psalmen

Befreiung von den Schlingen der Fallensteller ist in der Bibel niemals das, was man heute »Emanzipation« (= aus der Hand nehmen) nennt. Der Beter erbittet von Gott Befreiung, um sich Gott in die Hand legen zu können: In deine Hände befehle ich meinen Geist. Damit vollzieht David eine »völlige Enteignung der Existenz« (Kraus), er »deponiert« (Delitzsch und Gunkel) sein Selbst in den Machtbereich Gottes – und wird gerade so und nicht anders er-selbst. Die Fortsetzung: du hast mich erlöst meint nichts anderes, als daß jemand aus den Schlingen der Verfolger nunmehr ganz in der Hand Gottes liegt. Aber Gott möchte, daß Menschen ihm willentlich oder freiwillig ihr Leben in seine Obhut legen.

Wuppertaler Studienbibel

Die Sprache des kommerziellen Leihens und Verleihens. Der Psalmist vertraut Gott seinen Geist an, die belebende Kraft, die ihn am Leben erhält (das ist nicht die Dichotomie von „Körper“ und „Seele“), so wie man einen wertvollen Gegenstand als Pfand geben würde. Er ist sich sicher, dass sein Pfand eingelöst wird, dass es ihm zurückgegeben wird und nicht verfallen ist. Gott wird ihm sein Leben zurückgeben, denn er ist ein treuer Gott, der denen die Treue hält, die auf ihn vertrauen.

Die Jüdische Studienbibel

Es ist fast die neunte Stunde. Die Sonne beginnt wieder durch die Wolken zu lugen. Die Priester auf dem Tempelberg atmen erleichtert auf. Sie werden die Abendopfer doch noch darbringen können. Die Lämmer, bereits geschlachtet und gehäutet, baumeln an hölzernen Gestellen im Hof Israels. Während die Priester sich beeilen, die Kadaver von den Eisenhaken zu lösen, hebt der Hohepriester seine Arme und spricht die Anrufung für das Abendopfer: „In deine Hände lege ich meinen Geist“ (Psalm 31:5). ( – Das Zitat aus Psalm 31,5 war Teil der Liturgie für das Abendopfer, das um die neunte Stunde dargebracht wurde – )

In diesem Moment zitiert ein anderer Mann die gleiche Schriftstelle: „In deine Hände“, betet er, „lege ich meinen Geist.“ Durch dieses Gebet, das in diesem Moment gebetet wird, identifiziert sich Jeschua als das Pessachopfer. Doch was mich an seinem Gebet am meisten erstaunt, ist das Wort, das er dem Zitat hinzufügt: „Vater.“ Gott, unser Vater, hat ihn verflucht, verlassen und ihn zum Wesen der Sünde werden lassen, aber Jeschua gibt die Liebe seines Vaters nicht auf. Er vertraut seinem Vater nicht nur; er vertraut seinem Vater mit dem, was Brennan Manning als „rücksichtsloses Vertrauen“ bezeichnet hat.

Was ist rücksichtsloses Vertrauen? Es ist die Weigerung, Gottes Liebe zur Menschheit aufzugeben, auch wenn Gott im falschen Team zu spielen scheint. Es ist Jakob, der den Boten Gottes in den Schwitzkasten nimmt und keucht: „Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest“ (1 Mose 32,26). Es ist Hiob, der inmitten seines Schmerzes ausruft: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ (Hiob 19,25). Es ist Johannes, verlassen auf der Insel Patmos, immer noch auf der Suche nach der Gegenwart des Geistes (Offenbarung 1,1-8). Es ist der Geistliche, der die besten Jahre seines Dienstes in einer Gemeinde leistet, die ihm das Herz gebrochen hat, weil Gott ihn dorthin gestellt hat. Es sind die frischgebackenen Eltern, die über einer rosaroten Krippe stehen und beten: „Heile sie oder nimm sie – wir werden dich trotzdem preisen.“ Es ist Yeshua HaMashiach, der nach sechs Stunden der Agonie keucht: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“
Unbarmherziges Vertrauen inspiriert uns, Gott für die geistige Dunkelheit zu danken, die uns einhüllt, für den Verlust des Einkommens, für die nagende Arthritis, die so schmerzhaft ist, und von Herzen zu beten: „Abba, in deine Hände vertraue ich meinen Körper, meinen Verstand und meinen Geist und diesen ganzen Tag…. Was immer du von mir willst, will ich von mir, indem ich mich in dich fallen lasse und dir inmitten meines Lebens vertraue. Deinem Herzen vertraue ich mein Herz an, kraftlos, zerstreut, unsicher, ungewiss. Abba, dir gebe ich mich hin. „

Der Weg des rücksichtslosen Vertrauens ist ein schwieriger Weg, das ist klar. Doch für diejenigen, die dem Mann folgen, der zwischen zwei Dieben hingerichtet wurde, ist es der einzige Weg.

Timothy P. Jones – Beten wie der Jude Jesus – Die antiken Wurzeln des neutestamentlichen Gebets wiederentdecken

nur WANN ?

Als er aber auf dem Ölberge saß, traten seine Jünger zu ihm besonders und sprachen: Sage uns, wann wird dieses sein, und was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters?
Elberfelder 1871 – Matthäus 24,3

Als er sich jedoch am Berg der Ölbäume hinsetzte, wandten sich die Schüler für sich allein an ihn mit den Worten: „Erzähl uns! Wann wird sich dies ereignen und was wird das Erkennungszeichen für dein Auftreten und den Abschluss des Zeitalters sein?“
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Matthäus 24:3

Auf dem Ölberg angekommen, setzte er sich, und seine Schüler kamen zu ihm, ohne dass andere Leute da waren. Da fragten sie ihn: »Sage uns, wann das alles geschehen wird. An welchen Vorzeichen können wir erkennen, dass die Weltzeit zu ihrem Ende kommt und dass du vor der Tür stehst?«
Roland Werner – Das Buch – Matthäus 24,3

Wenn wir gefragt werden, wann etwas geschehen soll – dann erwarten wir eine Zeitangabe und ein Datum. Aber Jesus gab kein Datum – sondern beschrieb anschließend, wie es auf der Erde aussehen würde. Nun haben die Bibelausleger der letzten fast 2000 Jahre mit dieser Aussage Jesu ein Problem: immer wieder wird ein Jahr vermutet – und immer und immer wieder zeigt sich: die Auslegung ist falsch gewesen! Aber laß dich nicht entmutigen: Gottes Königreich wird kommen – Jesus wird wiederkommen !

Nach den Auseinandersetzungen und Debatten mit den Pharisäern und Schriftgelehrten ging Jesus aus dem Tempel fort und kehrte über den Ölberg nach Betanien (vgl. Mt 26,6) zurück. Seine Worte klangen den Jüngern noch drohend in den Ohren. Er hatte das Volk öffentlich verurteilt und gesagt, das ganze Land solle „wüst“ werden (Mt 23,38). Doch wenn Jerusalem und der Tempel zerstört würden, worüber sollte der Messias dann noch herrschen? Seine Jünger zeigten ihm die Gebäude des Tempels, wie um ihm ihre Großartigkeit vor Augen zu führen. Was konnte solchen beeindruckenden Bauten, was konnte dem Haus Gottesselbst schon geschehen? Jesu Antwort bestürzte sie: „Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.“ Der Tempel sollte zerstört werden und Jerusalem mit ihm. Angesichts dieser Zukunftsvision drängte es die Jünger vor allem zu wissen, wann das geschehen werde. Als Jesus auf seinem Weg nach Betanien den Ölberg erreicht hatte und sich setzte, traten die Jünger deshalb zu ihm. Vier von ihnen – Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas (Mk 13,3) stellten ihm zwei direkte Fragen: 1. „Wann wird das geschehen?“ Mit anderen Worten, wann soll der Tempel zerstört werden und nicht ein Stein auf dem anderen bleiben? 2. „Was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?“
Diese beiden Fragen beantwortete Jesus in der nun folgenden Rede über die Endzeit (Mt 24-25). Die Fragen bezogen sich auf die Zerstörung des Tempels und Jerusalems und auf das Zeichen für das Kommen des Herrn und das Ende der Welt. Sie haben nichts mit der Kirche zu tun, die Jesus errichten wollte (Mt 16,18). Es geht also in den Kap. 24; 25 nirgends um die Kirche, sondern einzig und allein um Jerusalem, Israel und das zweite Kommen des Herrn in Herrlichkeit zur Errichtung seines Reiches. Matthäus überlieferte allerdings Jesu Antwort auf die erste Frage nicht, wohl aber Lukas (Lk 21,20). Die Jünger wußten, daß die Zerstörung Jerusalems, von der Jesus gesprochen hatte, ein Vorbote für das Kommen des Reichs sein werde. Sie dachten dabei zweifellos an Sach 14,1-2. (Die Zerstörung, von der Jesus in Mt 23,38 spricht, fand jedoch bereits im Jahre 70 n. Chr. statt; sie hatte nichts mit der endgültigen Zerstörung, von der in Sach 14 die Rede ist, zu tun.

Walvoord Bibelkommentar

Der Begriff »Vollendung des Äons« begegnete uns schon in Mt 13,39.40.49. Er bedeutet den Abschluss der irdischen Geschichte. Was wir mit »Wiederkunft« übersetzten, heißt auch »Gegenwart«, »Anwesenheit«, »Erscheinung« oder »Ankunft«. An unserer Stelle ist auf jeden Fall die zweite Ankunft Jesu, seine Wiederkunft in Herrlichkeit und Macht gemeint (vgl. V. 30).

Die Wendung »als er auf dem Ölberg sag« erinnert an den Eingang der Bergpredigt (Mt 5,1). Jesus setzte sich also, um zu lehren. Und wiederum handelt es sich um eine ausgesprochene »Jüngerlehre«. Denn »seine Jünger fragten« ihn, »während sie allein waren« (vgl. Mt 13,10.36; 14,13; 17,1.19; 20,17). Es ist von Bedeutung, dass Jesus seine Endzeitlehre nicht in der breiten Öffentlichkeit entfaltete. Denn sie soll die Jünger vorbereiten, warnen und trösten. Andere würden sie aus Neugierde missbrauchen. Deshalb ist Mt 24,1-25,46 auch in wirklicher Beziehung auf die Jünger zu verstehen.

Die Fragen der Jünger lassen sofort die zwei Perspektiven erkennen, um die es sich hier handelt. Die Frage »wann wird das sein?« bezieht sich natürlich auf die Tempelzerstörung (V. 2). Die nächste Frage greift jedoch welt über Jerusalem hinaus: »Und was ist das Zeichen für deine Wiederkunft und die Vollendung des Äons?« Sie zielt auf das Schicksal des Kosmos, auf das Ende der Geschichte. Und doch besteht ein geheimer Zusammenhang! Denn die Zerstörung des Tempels ist eine Art Fanal für die letzte Epoche der Geschichte. Die zeitlich befristete Verwerfung Israels bedeutet ja den Beginn der Völkermission. Israel und die Völker der Erde hängen noch im Negativen aufs engste zusammen! Das ist dieselbe Sicht wie in den Gerichtsgleichnissen Jesu (Mt 21,33-22,14) , im Römerbrief (Mt 9-11) und in der Johannesoffenbarung (Mt 11-15).

Man beachte noch den Unterschied beider Fragen. »Wann?« ist sehr präzise und rechnet mit erlebbarer Nähe. »Was ist das Zeichen?« rechnet mit größerer Entfernung und mit längeren Entwicklungen. Ferner fällt auf, dass die Jünger schon völlig überzeugt sind von der »Wiederkunft« Jesu am Ende der Geschichte.

Edition C

Jeschuas Prophezeiung über die kommende Zerstörung Jerusalems und besonders der Tempelanlage veranlasste die Apostel, drei Fragen zu stellen, in denen sie Jeschua nach dem Zeichen fragten, das sie vor diesen Dingen, die bald geschehen würden, warnen würde. Um Jeschuas Antwort zu verstehen, müssen sowohl Matthäus als auch Lukas zu Rate gezogen werden. Matthäus beobachtet: Und als er auf dem Ölberg saß (Matthäus 24:3a). Jeschua saß, die Haltung, aus der ein Rabbi lehren würde, und präsentierte die Botschaft, die oft als Ölbergrede bezeichnet wird. Matthäus berichtet, dass die Jünger Jeschua die Frage stellten. Markus gibt ausdrücklich an, dass vier Jünger an ihn herantraten: die Brüder Petrus und Andreas und die Brüder Jakobus und Jochanan.

Matthäus hat die drei Fragen so formuliert: Sage uns, wann wird dies alles geschehen? Und was das Zeichen deines Kommens und des Endes der Welt sein? (Matthäus 24:3b). Lukas hingegen hat die Art der ersten Frage nach den Zeichen genauer beschrieben: Lehrer, wann wird denn dies alles sein? Und was das Zeichen sein, wenn diese Dinge geschehen werden?


Bedenken Sie, dass die Apostel das Programm von Tod und Auferstehung noch nicht verstanden, ebenso wenig wie das Programm der zwei Wiederkünfte. Daher stellten sie die Fragen aus ihrer damaligen Perspektive heraus, die von der jüdischen Eschatologie geprägt war, die vom gegenwärtigen Zeitalter als diesem Zeitalter und dem messianischen Zeitalter als dem kommenden Zeitalter spricht. Sie wollten wissen, wann das gegenwärtige Zeitalter enden und das neue, messianische Zeitalter beginnen würde, in der Erwartung, dass dies an diesem Passahfest geschehen würde. Während die Apostel ihre Fragen auf der Grundlage dessen stellten, was sie verstanden, beantwortete Jeschua sie auf der Grundlage dessen, was tatsächlich geschehen würde.
Es ist auch zu beachten, dass Jeschua die Fragen nicht in der Reihenfolge beantwortete, in der sie gestellt wurden. Er beantwortete die dritte Frage zuerst, die erste Frage als zweites und die zweite Frage zuletzt. Außerdem haben nicht alle drei Evangelienschreiber alle seine Antworten auf alle drei Fragen aufgezeichnet. Markus und Matthäus ignorierten beide Jeschuas Antwort auf die erste Frage, während Lukas sich entschied, sie aufzuzeichnen.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Die einfache Antwort des Herrn weckte das Denken der Apostel wieder auf. Es war immer ihr Vorrecht gewesen, Fragen an den Herrn richten zu dürfen, dies im Gegensatz zu den Männern, von denen es in Matthäus 22,46 heißt, daß sie nichts mehr fragen konnten. Der Herr antwortete wie in Matthäus 13,10.18.36.37 stets auf aufrichtige Fragen, während andere leer weggeschickt wurden. Die Apostel fragten den Herrn drei Dinge:
  1. »Wann wird dieses sein?« Was der Herr über den Tempel gesagt hatte, bezog sich auf die bald bevorstehende Zerstörung Jerusalems, wiewohl die Jünger das nicht wußten, und der Herr gab ihnen hierauf auch keine Antwort. Die Tatsache, daß die Gemeinde sich in der Zeit zwischen Seinem Tod und dem Jahre 70 über weite Teile des Reiches verbreiten würde, Rom und Jerusalem eingeschlossen, war etwas, das Er ihnen nicht enthüllen konnte, ansonsten die Hoffnung der Gemeinde auf das Kommen des Herrn gar keine Hoffnung mehr gewesen wäre.
  2. »Was ist das Zeichen deiner Ankunft…«, nämlich Seines zweiten Kommens als König. Sein Kommen, um die Gläubigen zu sich zu nehmen, wie in Joh 14,2-3 verheißen, war noch nicht geoffenbart worden, aber sie hatten bereits Seine Lehre über das Kommen des Menschensohnes gehört (Lk 17,20-36), so daß sie gewiß eine wichtige Frage stellten: Welche Ereignisse würden diesem Kommen vorausgehen? (siehe auch Matthäus 16,28). Nach ihrem Verständnis führte die zuerst gestellte Frage zur zweiten, da für sie die Zerstörung des Tempels in prophetische entlegener Zukunft lag, wie wir in unserer Erklärung zu V.1 sahen. Die Nachricht von der geschlagenen Stadt (Hes 33,21) führte zu Gesichten von ihrer Wiederherstellung (Hes 40-48). Die Weissagung vom zerstörten Heiligtum (Dan 9,26) führte wiederum zu Weissagungen der Wiederherstellung (Dan 12,2-3).
  3. »…und der Vollendung des Zeitalters?« Sie fragten nicht nach dem Ende aller Dinge, sondern nach dem Ende des Zeitalters, auf das sich die Weissagung bezog, nämlich das Zeitalter, das zum Kommen Seines Reiches in Herrlichkeit führt.
  Es war passend, daß der Herr Seine prophetische Rede auf dem Ölberg östlich von Jerusalem hielt. Von ihm aus konnte man auf den Berg Moria blicken, auf dem der Tempel stand. Der in der Sonne funkelnde Tempel sah so imposant und solid aus, daß man ihn für unbeweglich und immerwährend hätte halten können. An jenem kommenden Tag werden die Füße des Herrn auf dem Ölberg stehen, der sich in zwei Hälften spalten wird (Sach 14,4). Der Herr fuhr vom Ölberg in den Himmel (Lk 24,50; Apg 1,12), und dort wird Er in gleicherweise wiederkommen, um dann Israel das Reich wiederherzustellen (Apg 1,6). Und vom Ölberg wird die Herrlichkeit des Herrn zum wieder erbauten Tempel zurückkehren (Hes 43,4), denn dahin war die Herrlichkeit entwichen (Hes 11,23).    

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Jehovah läßt sich finden

So spricht Jahwe: ‚Erst wenn siebzig Jahre für das Babylonische Reich vorüber sind, werde ich nach euch sehen und mein gutes Wort erfüllen, euch an diesen Ort zurückzubringen. Denn ich weiß ja, was ich mit euch vorhabe‘, spricht Jahwe. ‚Ich habe Frieden für euch im Sinn und kein Unheil. Ich werde euch Zukunft schenken und Hoffnung geben. Wenn ihr dann zu mir ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, will ich euch hören. Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, werde ich mich von euch finden lassen‘, spricht Jahwe. ‚Dann wende ich euer Schicksal und sammle euch aus allen Völkern und Orten, in die ich euch versprengt habe. Ich bringe euch an den Ort zurück, aus dem ich euch verschleppen ließ.‘
NeÜ bibel.heute – Jeremia 29:10–14

Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und zu mir beten, und ich werde auf euch hören.
Elberfelder 1871 – Jeremia 29,12

Und rufet ihr Mich und wandelt und betet zu Mir, so werde Ich auf euch hören. Jes 58,9; Ps 50,15.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jeremia 29:12

Ihr werdet mich rufen und kommen und zu mir beten, und ich werde euch zuhören.‘
‚Ihr werdet mich suchen und finden, weil ihr mit eurem ganzen Herzen nach mir suchen werdet.  Und ich werde mich von euch finden lassen‘, erklärt Jehova. ‚Ich werde eure Gefangenen versammeln und euch zusammenbringen aus allen Völkern und aus allen Orten, wohin ich euch zerstreut habe‘, erklärt Jehova. ‚Ich werde euch an den Ort zurückführen, von dem ich euch verschleppen ließ.‘
neue Welt Übersetzung – 2018 – Jeremia 29,12–14

Über den Vers 11 hatte ich ja schon einmal gechrieben.
Auch wenn die Israeliten damals von ihrem Gott in die Gefangenschaft nach Babylon geschickt wurden, waren sie nicht wirklich aus Seinem Blick, und nicht wirklich von Ihm verworfen! Im Gegenteil – durch Jeremia sagt Jehovah, dass Er sich nach den 70 Jahren wieder von ihnen finden lassen würde – und sie wieder zurück in das Land zu bringen. Und ja, der Vers ist in erster Linie an Juda gerichtet, und nicht an dich und mich! Aber natürlich hat sich Jehovah nicht verändert, und jeder der IHN ruft, kann sich darauf verlassen, das Jehovah sich finden läßt – und nicht nur finden läßt, sondern dass ER uns antwortet! Jehovah will nicht, dass du dir eine Kirche oder Organisation suchst, sondern IHN suchst, und ein persönliches Verhältnis mit IHM hast – dazu ist ER jederzeit bereit.
Und ja – auch Israel wird noch einmal nach IHN rufen – und auch diesmal wird ER sich finden lassen – und ER wird sogar antworten!

Die Rückführung der Weggeführten nach Juda würde erst erfolgen, wenn Gottes siebzig Jahre des Gerichtes voll waren (vgl. Jer 25,11-12 ). Dann würde Gott sein gnädiges Wort erfüllen und die Weggeführten wieder in ihr Land bringen. Die siebzigjährige Gefangenschaft war ein Teil des Planes Gottes. Juda sollte wieder Zukunft und Hoffnung bekommen. Das Gericht würde die Weggeführten dazu bringen, Gott von ganzem Herzen zu suchen (vgl. Dan 9,2-3.15-19 ). Wenn sie wieder zu ihrem Gott umgekehrt wären, würde er sie aus allen Völkern, wohin sie verstoßen worden waren, wieder sammeln und in ihr Land zurückführen. Der eigentliche Zweck der Gefangenschaft war, Israel wieder zu seinem Gott zurückzubringen (vgl. 5Mo 30,1-10 ).

Walvoord Bibelkommentar

Das Datum für Daniels Prophezeiung ist „das erste Jahr des Darius“, was bedeutet, dass sie sich im Jahr 539 v. Chr. ereignete, etwa 66 oder 67 Jahre, nachdem die Juden zunächst ins Exil nach Babylonien gingen.

Bei dieser Gelegenheit erklärte Daniel, er studiere die Heilige Schrift, und aus diesen Schriften entnahm er, dass die Zahl der Jahre für die Vollendung der Verwüstung Jerusalems fast vorbei war, da die Dauer 70 Jahre betragen sollte. Daniel erwähnte, dass er „Bücher“ studierte, und eines davon waren die Schriften von Jeremia; die Lebenswege von Jeremia und Daniel überschnitten sich in gewissem Maße. Bei zwei Gelegenheiten sagte Jeremia voraus, dass die Gefangenschaft und Verwüstung Jerusalems 70 Jahre dauern würde (Jeremia 25:10-14; 29:10-14). Wir können nicht mit Sicherheit sagen, welche anderen Bücher Daniel studiert haben könnte. Es ist jedoch gut möglich, dass er auch das Buch Jesaja studierte, denn Jesaja nannte Kyrus als denjenigen, der den Juden die Rückkehr ermöglichen würde (Jesaja 44,28-45,1). Darüber hinaus gibt es weitere Schriften bei Mose und den Propheten, in denen einige spezifische Bedingungen für die Errichtung des messianischen Reiches genannt werden, und Daniel könnte sich auch mit einigen dieser Schriften befasst haben. Es handelt sich um Levitikus 26:40-43, 1 Könige 8:46-53, Jeremia 3:12-18 und Hosea 5:15-6:3. Diese Abschnitte betonen, dass Israel als Nation vor der Errichtung des messianischen Reiches Buße tun und seine Sünde bekennen muss.

Wenn man die 70 Jahre ab dem Jahr 605 v. Chr. rechnet, als die erste von drei Deportationen ins Exil stattfand, wäre das Ende der 70 Jahre 536 v. Chr. Daniel erkannte, dass die Gefangenschaft nur noch etwa drei Jahre andauerte. Die Stadt und der Tempel wurden erst 586 v. Chr. zerstört, und wenn die 70 Jahre zu diesem Zeitpunkt begannen, würde das bedeuten, dass die 70 Jahre erst 515 v. Chr. enden würden. Aber Daniels Berechnung begann mit 605 v. Chr., der ersten Deportation – und nicht 597 v. Chr., der zweiten Deportation, oder 586 v. Chr., der Zerstörung und letzten Deportation.
Daniel rechnete nicht nur mit dem Ende der Gefangenschaft nach 70 Jahren, sondern auch mit der endgültigen Beendigung jeder Möglichkeit künftiger Verwüstungen für Jerusalem; er tat so, als stünde das messianische Königreich unmittelbar bevor. Da das Reich auf der Grundlage des Gebets errichtet werden sollte, betete er; und da er wusste, dass die Voraussetzung das Bekenntnis der nationalen Sünde war, bekannte er die Sünden Israels.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ha-Mashiach – Der Messias der hebräischen Schriften

Erhören. Vier Verben schildern in hoher Dichte die neue, gelingende Begegnung mit Gott. Das Verbpaar ›rufen – hören‹ beschrieb bisher die gestörte Kommunikation (11,14; vgl. außerdem 7,13.27 mit zusätzlichen Verben). Jetzt aber sagt Gott das Achten auf die Hinwendung zu ihm zu (wie z.B. in 1 Kön 8,43.52 erhofft; Smith, Jeremiah 1989, 100, verweist mit S. M. Paul auf die motivlichen Parallelen in Jes 65,22–24).
Die zwei Verben in Mittelposition dazwischen verdeutlichen, daß das erfolgreiche Sich-Wenden an Gott nicht alleine in lautem Rufen bestehen muß. »Und ihr werdet gehen« war früher in religiösem Kontext immer mit Fremdgötterverehrung verbunden (Jos 23,16; 1 Kön 9,6 // 2 Chr 7,19; nach Ehrlich, Randglossen 312, 315, bereitet ›gehen‹ eine folgende Handlung vor), hier aber führt es zu einer echten, tiefen Kontaktnahme mit Gott im “Beten” (auch פלל Hitp, wie in V 7 bei ›bitten‹). Als Ansage für die Zukunft sowie eine Mehrzahl von Menschen stehen die fünf Vorkommen von »(und) sie beten« in Salomos Tempelweihegebet (1 Kön 8,30.33.35.44.48, die letzte Stelle ebenso im Exil situiert, mit Parallelen in 2 Chr 6) sowie Gottes Antwort darauf in 2 Chr 7,14 am nächsten. Insgesamt zeigt V 12 die wiedererstandene innerliche Gemeinschaft zwischen Gott und einem Teil seines früheren Volkes. Sie wächst und ist möglich sogar in der Fremde, nicht nur zuhause oder im Tempel (Weiser 254f.).
Übernahme von Dtn 4,29. V 13 deckt sich fast gänzlich mit Dtn 4,29. Dort sagt Mose: »Und ihr werdet von dort JHWH suchen, und du wirst finden, denn / da du wirst ihn suchen mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele.« Diese Zusage Moses für das Leben im Exil greift Gott selbst nun auf (zur Diskussion um die Richtung der Abhängigkeit s. Vanoni, Anspielungen 1995, 385–389) und bestätigt sie so mit seiner Autorität erneut und noch stärker als gültig.
An Veränderungen fallen neben der Umsetzung in die Eigenaussage Gottes (in 1. Sg.) die durchgehende Verwendung der ›ihr‹-Anrede (2. Pl., in Übereinstimmung mit dem Kontext hier) und das Weglassen des letzten Ausdrucks auf. Die typisch dtn Langform bei “Herz” (לבב, gegen das bei Jer üblichere לב, s. dazu die unzulängliche Umkehr in 3,10) wurde ebenso beibehalten wie der Wechsel bei den zwei hebr. Verben für ›suchen‹.
Erfüllung menschlicher Sehnsucht. Damit geht Gott in seinem Beziehungsangebot noch weiter, über V 12 und den ähnlichen Text in Jes 55,6 (gleichfalls ›suchen – finden‹, doch als Aufforderung) hinaus. Der Rückgriff auf Dtn 4,29 bedeutet die Erfüllung einer Mose-Verheißung, die bisher ausgeblieben war und deren Einlösung Gott nun garantiert. Inhaltlich bringt sie in höchstem Maße Gottes Eingehen auf die Sehnsucht des Menschen (›suchen‹) nach Nähe mit ihm: Er gibt sich zu ›finden (mit Willi, Pensées 2005, 248, so vor allem V 14 durch das Ni) und damit in eine bleibende Beziehung hinein, in Aufnahme der Absicht bzw. Ankündigung von 10,18.
Bezug zu Mt 7,7f.? Das Verbpaar ›suchen – finden‹ kehrt gleich zweimal in Mt 7,7f. wieder, wo ebenfalls anfangs ›bitten‹ (s. ›beten‹ zuvor in V 12) genannt ist. Doch scheint, daß diese Worte Jesu in der Bergpredigt eher ein allgemeines Prinzip vorstellen; die Beziehung auf Gott hin (hier in V 13 zweimal ›mich‹) wird bei Mt nicht explizit ausgedrückt, auch wenn sie im Kontext präsent ist (Mt 7,9–11). Trotz der Unterschiede ist beiden Stellen die Zuversicht gemeinsam, daß das Suchen gelingt.

Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament

Die Heilspläne Gottes werden erst nach Beendigung der festgesetzten Straf-Zeit wirksam. Zukunft und Hoffnung dürfen die noch in diesem Gericht Stehenden haben – heute schon, da sie den Brief Jeremias lesen. Sie haben beides im Glauben festzuhalten, bevor die Erfüllung kommt. Aber Zukunft und Hoffnung werden erst Ereignis, wenn eine innere Umkehr Judas stattfindet. Diese Umkehr aber ist Geschenk Gottes!
Die Zusagen in V. 12 u. 13 wollen sagen:

Zwischen Beten, Rufen und Suchen und Gottes Handeln kann eine lange Zeitstrecke sein. Nicht immer wird die Dauer dieser Zeitstrecke angesagt, wie es hier bei den 70 Jahren geschieht.

Dennoch gibt es vor dem endgültigen Erhören (dem sog. »großen Heil«) Gottes Hören, das immer geschieht.
Nach der inneren Erneuerung, der Bekehrung, folgt als sichtbares Zeichen dafür, daß Gott sich seines Volkes wieder angenommen hat, die Heimkehr in das Land der Väter.

Wuppertaler Studienbibel

DIEJENIGEN, DIE WAHRE HOFFNUNG HABEN (V. 10-14). Wahre Hoffnung gründet sich auf das geoffenbarte Wort Gottes, nicht auf die „Traumbotschaften“ selbsternannter Propheten (V. 10, NIV). Gott gab seinem Volk ein „gnädiges Versprechen“ (V. 10NIV), es zu befreien, und er würde sein Versprechen halten. Gott macht seine Pläne für sein Volk, und es sind gute Pläne, die letztlich Hoffnung und Frieden bringen. Deshalb gibt es keinen Grund, Angst zu haben oder entmutigt zu sein.
In jeder Situation hat das Volk Gottes jedoch die Verantwortung, den Herrn zu suchen, zu beten und ihn zu bitten, seine Verheißungen zu erfüllen, denn das Wort und das Gebet gehören zusammen (Apg 6,4). Der Zweck der Züchtigung ist, dass wir den Herrn suchen, unsere Sünden bekennen und uns ihm nähern (Hebr. 12,3-13). Nach Jeremia 29,14 gelten diese Verheißungen nicht nur für die in Babylon gefangenen Juden, sondern auch für ganz Israel in der ganzen Welt. Jeremia blickte auf das Ende des Zeitalters voraus, wenn Israel wieder versammelt sein wird, um seinem Messias zu begegnen und in sein Reich einzuziehen (Jes 10,20-12,6).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Jeremia

Aus den folgenden Versen (4-19), in denen sein Gebet wiedergegeben wird, geht klar hervor, daß er vor allem Vergebung für sein Volk zu erlangen suchte, damit es in sein Heimatland zurückkehren könnte. Er wußte, daß die „Verwüstungen Jerusalems“ und die Verödung des Landes genau der Fluch waren, der „in dem Gesetz Moses“ vorausgesagt worden war (Daniel 9:13), und zwar in 3. Mose 26 und in 5. Mose 28, weil sie das Gesetz Jehovas gebrochen hatten (Daniel 9:11). In 5. Mose 30:1-6 las er, daß Jehova sie nur in ihr Land zurückbringen würde, wenn sie zu ihm zurückkehren und auf seine Stimme hören würden. Sein Interesse an der Prophezeiung Jeremias kam offensichtlich von der aufregenden Entdeckung, daß die „Verwüstungen Jerusalems“ vor ihrem Ende standen, da die 70 Jahre „für Babel“ jetzt vollendet waren.

Carl Olof Jonsson – Die Zeiten der Nationen näher betrachtet