Deswegen, geradeso wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt hineinkam und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchdrang, aufgrund dessen, dass sie alle sündigten,

Darum, gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod, und also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil (Eig auf Grund dessen, daß) sie alle gesündigt haben;
Elberfelder 1871 – Römer 5,12

Deshalb gilt: Wie die Sünde durch einen einzigen Menschen in die Welt kam, so auch die Überwindung der Sünde. Die Sünde dieses einen brachte den Tod mit sich, und alle verfielen dem Tod, weil sie auch alle selbst sündigten.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Römer 5:12

Wir können nun einen Vergleich ´zwischen Christus und Adamziehen. Durch einen einzigen Menschen – ´Adam – hielt die Sünde in der Welt Einzug und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise ist der Tod zu allen Menschen gekommen, denn alle haben gesündigt.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Röm 5,12

Deshalb: Genauso wie nur über einen Menschen die Verirrung in die Welt hineingelangt ist und über die Verfehlung der Tod, ist auch auf dieselbe Weise der Tod auf alle Menschen übergegangen, unter der Bedingung, dass sich alle versündigt haben.
Gottes Agenda – Röm 5:12

Damit schließt Paulus seine Auseinandersetzung mit dem Thema der Gerechtigkeit, die Gott auf der Grundlage des Opfertodes Christi für die Menschen bereithält, und die sie durch den Glauben erlangen können. Nur noch eines bleibt ihm jetzt zu tun – er muß den Gegensatz zwischen dem Werk Jesu Christi (und der Rechtfertigung und Versöhnung, die Christus herbeiführte) und dem Tun eines anderen Menschen, Adam (das in Sünde und Tod mündete) herausarbeiten. Er setzt zu einem Vergleich an: Deshalb (vgl. Röm 4,16), wie durch …, kommt dann aber vom Thema ab und kehrt erst in Röm 5,15 zu der Parallele zwischen Adam und Jesus zurück. Der dazwischenliegende Exkurs führt aus, daß die Sünde durch einen Menschen in die Welt gekommen ist (eisElthen) und der Tod durch die Sünde (vgl. 1Mo 2,16-17). Der geistliche und physische Tod (vgl. Röm 6,23; Röm 7,13), den Adam und Eva und ihre Nachkommen erlitten und erleiden, war die Strafe für die Sünde. In Röm 5,12 – 21 geht es um den äußerlich sichtbaren, physischen Tod.
Paulus schließt: So ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen (diElthen). EisElthen, „in die Welt gekommen“, bedeutet, daß die Sünde die Welt gewissermaßen durch die Vordertür (die Sünde Adams) betrat; diElthen, „durchgedrungen“, bedeutet, daß der Tod die ganze Menschheit ereilte, wie ein giftiges Gas, das sich überall ausbreitet. Der Grund dafür, daß der Tod alle trifft, ist, wie Paulus erklärt, die Tatsache, daß alle gesündigt haben. Alle drei Verben in diesem Vers stehen im Präteritum (Aorist). Damit ist die gesamte Menschheit in die Sünde, die Adam beging, einbezogen (vgl. „sie sind allesamt Sünder“ in Röm 3,23 ,ebenfalls Vergangenheitsform). Die Theologen haben zwei Erklärungsansätze für die Teilhabe der Menschheit an der Sünde Adams vorgelegt: die Erbsünde im Sinne einer Kollektivschuld, die von Adam auf die ganze Menschheit überging, und die Lehre von der „angeborenen“ Erbsünde. (Eine dritte These ist, daß die Menschen Adam nur nachahmten, daß er eine Art schlechtes Beispiel für sie war, doch diese Interpretation wird Röm 5,12 nicht gerecht.)
Die These, daß die Erbsünde als Kollektivschuld auf den Menschen lastet, geht davon aus, daß Adam, der erste Mensch, der Stellvertreter der ganzen Menschheit war, die von ihm abstammt. Gott sah in der Sünde Adams eine Handlung, die von allen Menschen ausging, und daher wurde die Todesstrafe, die über ihn verhängt wurde, auf die übrige Menschheit ausgedehnt.
Die These, daß die Erbsünde „angeboren“ ist, geht dagegen davon aus, daß in Adam, dem ersten Menschen, bereits die ganze Menschheit physisch enthalten war und daher vor Gott an der Sünde, die Adam beging, teilhatte, und auch die Strafe, die ihn ereilte, mittragen muß. Nun müssen zwar auch die Anhänger der These von der Kollektivschuld zugeben, daß Adam der natürliche Stammvater aller Menschen ist. Hier geht es jedoch in erster Linie um die geistige Verwandtschaft. Die biblischen Belege stützen eher die zweite These, die „angeborene“ Erbsünde. Als der Verfasser des Hebräerbriefs von der priesterlichen Überlegenheit Melchisedeks über Aaron sprach, argumentierte er, daß Levi, das Haupt der Priesterschaft, „der selbst den Zehnten nimmt, in Abraham mit dem Zehnten belegt worden (ist). Denn er sollte seinem Stammvater ja erst noch geboren werden, als Melchisedek diesem entgegenging“ (Hebräer 7,9-10).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Abhandlung des Apostels tritt in diesem Vers in eine neue Phase. In einem gewissen Sinn hat er das Werk Christi bereits in Verbindung mit dem Problem der Sünde behandelt, doch von hier an bis zum Ende von Kap. 8 beschäftigt er sich mit der Wurzel der Sünde. Es geht nicht so sehr um das, was wir getan haben, als vielmehr darum, was wir von Natur aus sind. Nachdem wir die Vergebung der Sünden erfahren haben und uns viele weitere Segnungen zugesichert wurden, sind viele erstaunt, daß sie die bittere Wurzel der Sünde immer noch in sich finden. Viele sind in Klöster geflohen und haben es mit einem Leben der Abgeschiedenheit versucht, um der Wurzel der Sünde zu entfliehen. Doch all solche Versuche waren vergebliche Mühe. Die Sünde ist überall. Nichts und niemand ist von ihr ausgenommen. Alle haben die gefallene Natur Adams geerbt.
    Wäre es möglich, die eigene Abstammung über all die Jahrhunderte zurückzuverfolgen, würden wir schließlich alle bei Adam angelangen. Über Adam schreibt Paulus: »Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen.« Das 1. Buch Mose ist in diesem Punkt völlig unmißverständlich. Die Konsequenz der Sünde dieses Menschen wird genannt: Der Tod kam in die Welt, »und also ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen«. Der Bericht in 1 Mose zeugt hier wiederum von der Wahrhaftigkeit dieser Behauptung. Die drei Worte »und er starb« finden sich immer wieder hinter jedem Namen, der in der Geschichte der Menschheit auftaucht. Dann wird der abschließende Beweis für Paulus‘ Behauptung gegeben, daß der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist: »weil sie alle gesündigt haben«. Diese Aussage deckt die ganze Menschheit ab. Ungeachtet von Rasse oder Stellung »haben alle gesündigt«.
    Als Adam im Zustand der Unschuld erschaffen wurde, war er frei vom Tod. Der Tod kam erst als Folge seines Ungehorsams. Das Gebot Gottes war unmißverständlich: »Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon ißt, wirst du gewißlich sterben« (1.Mo. 2,17). Der körperliche und geistliche Tod wurden Adams Los, weil er die Warnung in den Wind geschlagen hatte. Als er seine Schuld zugab, fügte er hinzu: »Das Weib, das du mir beigegeben hast, sie gab mir von dem Baum, und ich aß« (1.Mo. 3,12). So wurde Adam zum Träger einer gefallenen Natur. Er war ein Sünder und seine Nachkommen erbten seine gefallene Natur. Für das Haupt war es unmöglich, sündlose Nachkommen hervorzubringen, wenn er selbst gesündigt hatte und somit ein Sünder war. Er konnte nur Sünder in die Welt setzen, und somit war die ganze Menschheit betroffen; alle wurden in Sünde geboren.
    Es ist bedeutsam, daß Paulus in seiner Argumentation nirgends Eva erwähnt. Da sie in der Bibel als »Mutter aller Lebendigen« bezeichnet wird (1.Mo. 3,20), hätte man meinen können, daß auch sie als Ahne des Menschengeschlechts betrachtet wird. Der Apostel sagt jedoch nicht, »gleichwie durch eine Frau die Sünde in die Welt kam«, wenngleich das in gewissem Sinne richtig wäre. An anderer Stelle schreibt Paulus: »Und Adam wurde nicht betrogen, das Weib aber wurde betrogen und fiel in Übertretung« (1.Tim. 2,14). Wenn Adam nicht gesündigt hätte, dann hätte Eva die Strafe allein getragen. Obwohl sie es war, die verführt wurde, kam die Sünde in die Welt, als Adam das Gebot übertrat, das Gott ihm gegeben hatte. So stürzte Adam seine Nachkommenschaft ins Verderben. Das Gebot, welches das Essen der Frucht von dem bestimmten Baum untersagte, war nicht Eva gegeben worden, sondern Adam als repräsentativem Menschen auf der Erde.
    Adam war das Haupt des Geschlechts, das folgen sollte, und er war deshalb vor Gott verantwortlich für das, was er als erster Mensch tat. Die Bibel bestätigt seine führende Position: »Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva« (1.Tim. 2,13). Für eine kurze Zeit war Adam noch unschuldig, während Eva es nicht mehr war. Er war das Haupt, Eva nicht, wenngleich sie »ein Fleisch« waren. Er war der repräsentative Mensch, und so verweist Paulus in Römer 5 acht Mal auf Adams Verstoß. Außerdem war Adam als Haupt eines Geschlechts ein Typus auf Christus hin, obwohl hier über ihn gesagt wird: »Gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist.« Eva hätte diese Stellung niemals einnehmen können, deshalb konzentriert sich die gesamte Argumentation auf Adam.
    Über den Ausdruck in 1.Tim. 2,14, »wurde nicht betrogen«, schreibt Vincent: »Ausleger haben in vielfacher Weise versucht, diesen Ausdruck zu erklären, entweder indem sie prôtos (‚zuerst‘) zufügen, oder indem sie sagen (wie z.B. Bengel), daß die Frau den Mann nicht verführte (‚betrog‘), sondern ihn überredete. Oder sie fügen ‚durch die Schlange‘ hinzu.« Er fährt fort und sagt, daß die AV die Aussage schwächt (sie übersetzt: » war in Übertretung«) und spricht sich für »fiel in Übertretung« aus. Es ist jedoch klar, daß Eva, die verführt wurde, die Übertretung eingeführt hat (Luther12). Adam war schuldig, Gott ungehorsam gewesen zu sein.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Das Christusgeschehen hat eine kosmische Weite, eine die Zeit und alles Geschaffene umgreifende Dimension. In diesem folgenden Abschnitt weitet Paulus deshalb den Blickwinkel aus. War in 5, 1–11 der einzelne Christ und die Gemeinde Thema, wie sich Gott ihnen in Jesus Christus zuwendet, so wird nun der Christus Gottes in den kosmischen Rahmen hineingestellt. Der ganze „Kosmos“ (so „Welt“ im Griechischen, das Weltall eigentlich), biblisch in der Regel die Benennung für die ganze Menschheit, steht unter dem Christusgeschehen. Paulus zieht hier die großen Linien des Heilshandeln Gottes aus. Die Botschäft des Evangeliums ist ganz gewiß nicht kleinkariert. Sie wird verringert, wenn sie nur auf mein persönliches Heil eingegrenzt wird. Nein, der Heilsplan Gottes geht in die unbegrenzte Weite zu „allen“. Deshalb gehören Evangelium und Weltmission untrennbar zusammen (vgl. Mt 28, 18–20).
„Derhalben“, und das heißt: aus den vorigen Versen, folgt dieses Weite. Und nun wird die Geschichte der Menschheit von Anfang an auf gerollt: Durch einen Menschen ist die Sünde in den Kosmos gekommen. Paulus redet hier ganz gezielt. Die Sünde wird nicht auf eine irgendwie geartete Macht zurückgeführt und so zum Schicksal oder zum unentrinnbaren Verhängnis des Menschen erklärt, sondern die Verantwortung des Menschen wird eindeutig festgestellt. Auch die Schlange soll ja in 1. Mose 3 nicht den Menschen entlasten und das Böse von ihm wegerklären (vgl. Bibelarbeit zu Röm 3, 1–8), sondern gerade sie spricht Adam als Freien, seiner selbst Mächtigen an. Nirgendwo spekuliert die Bibel über den Ursprung des Bösen, sondern sie behaftet immer den Menschen als den Sünder: „Du bist der Mann!“ (2 Sam 12, 7). Adam ist das Eingangstor für die Sünde in die Menschenwelt; das ist seine Schuld. Und „durch“ = wegen oder infolge der Sünde kam der Tod. War Adam unsterblich im Paradies? Auch hier können wir nicht spekulieren. Gott vertrieb ihn aus dem Paradies, daß er nicht vom Baum des Lebens „esse und lebe ewiglich“ (1 Mo 3, 22). Doch war die paradiesische Gemeinschaft mit Gott der Schutzwall gegen den Tod. Wir kennen zwar nicht seine „Natur“ im Paradies, wohl aber hören wir die Worte Gottes, die ihn vor dem Tod warnen – er ist also noch nicht Wirklichkeit (vgl. 1 Mo 2, 17). Die Sünde hat den Tod im Gefolge, denn der Tod ist der Sünde Sold (Röm 6, 23). Durch Adam sind Sünde und Tod in die Menschheit hineingekommen, und „so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen“. Durch den einen kam er hinein, und nun geht er unaufhaltsam durch die Reihen der Menschheit. Aus Adams Tun entsteht das Verhalten und Schicksal der Menschheit. Alle stehen seit Adam unter der vernichtenden Macht des Todesverhängnisses. Doch ist es gewiß nicht unverdientes Schicksal. Paulus schreibt ausdrücklich: „weil sie alle gesündigt haben“.
Alle haben gesündigt, es ist ihr eigenes Tun, das sie in den Untergang hineinreißt. Seit Adam sind eben nicht zwei Gruppen in der Welt: die einen etwa, die sündigen, und die anderen, die weiterhin in paradiesischer Sündlosigkeit verharren. Nein, „da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer“ (Ps 14, 3). Keiner kann sich aus seiner Verantwortung stehlen.
Der mit „derhalben“ begonnene Gedanke des Paulus bricht hier ab, bleibt noch unvollendet. Eigentlich müßte er mit dem Lob der Tat Jesu Christi weitergehen: „…so ist auch durch einen die Gerechtigkeit in die Welt gekommen und durch die Gerechtigkeit das Leben; und das Leben wird zu allen Menschen hindurchdringen, wo sie sich rechtfertigen lassen. “ Doch Paulus läßt den Satz so stehen, um die Macht der Sünde näher auszuführen.

Edition C Bibelkommentar

In diesem Abschnitt lehrt uns der Apostel das biblische Verständnis von Geschichte. Gewöhnlich verstehen wir die Menschheitsgeschichte als ein rein innerweltliches Geschehen, das bestimmt wird von innerweltlichen Kräften und Personen. Hier sehen wir, dass die Geschichte des Menschen nur verstanden werden kann als ein von Gott gewirktes und gelenktes Geschehen. Sie hängt an einem zweimaligen Eingreifen Gottes: Bei seinem ersten Eingreifen schuf Gott den Menschen; bei seinem zweiten Eingreifen wurde er selbst Mensch. Die Erschaffung Adams und die Menschwerdung Christi, das sind die beiden Angelpunkte, an denen die gesamte Menschheitsgeschichte aufgehängt ist. Wenn wir die nicht kennen und berücksichtigen, werden wir die Geschichte des Menschen nie verstehen. Damit ist auch gesagt, dass die ganze Geschichte in zwei scharf voneinander geschiedene Zeitalter zerfällt: in das Zeitalter Adams und das Zeitalter Christi, oder: in das Zeitalter des ersten Menschen und das Zeitalter des zweiten Menschen. Diese beiden Zeitalter sind nicht bestimmt durch ihre Dauer, sondern durch das jeweilige Verhältnis des Menschen zu Gott; darum ist der Ausdruck »Zeitalter« nicht so glücklich, weshalb einige dafür das griechische Wort »Äon« verwenden, in welchem der Begriff »Zeit« nicht enthalten ist. Weil dieser Begriff wiederum gerne von Irrlehrern verwendet wird, verwenden wir am besten das gute deutsche Wort »Ordnung«. Die erste Ordnung ist von Adam und seinem gebrochenen Verhältnis zu Gott bestimmt. Der erste Mensch, Adam, erlag der Sünde, und damit wurde seine Ordnung zur Ordnung des Todes, der ohne Ausnahme über alle herrscht (5,14). Der zweite Mensch, Christus, überwand die Sünde, und damit eröffnete er die Ordnung des Lebens. Und wiederum anders, als der Ausdruck »Zeitalter« suggeriert, finden diese beiden Ordnungen kein Ende in der Zeit. Die Ordnung Adams mündet in die ewige Gottesferne; die Ordnung Christi mündet in die ewige Gottesgemeinschaft. Und weil diese beiden Ordnungen nie aufhören, bestehen seit dem Ersten Kommen Christi beide nebeneinander. Wir stehen als Menschen im Fleisch noch in der alten Ordnung, und gleichzeitig gehören wir als Erlöste in Christus bereits zur neuen Ordnung.
Daher müssen wir im vorliegenden Zusammenhang »Tod« und »Leben« in ihrem biblisch umfassenden Sinn verstehen. Dass alle, die zur Ordnung Adams gehören, sterben, heißt nicht lediglich, dass ihre Lebensspanne begrenzt ist, sodass eines Tages der Tod eintritt, sondern es heißt auch: In Adam sind alle, und zwar vom Tag ihrer Geburt an, unter der absoluten Herrschaft des Todes – tot in Sünden, tot für Gott, dem wahren Leben entfremdet, gefangen in der Gottesferne, versklavt ohne Aussicht auf Befreiung. Wenn sie sterben, verfallen sie in einer totalen Weise dem Tod, den sie noch nicht empfinden, solange sie noch in dieser Welt mit ihren Augen die liebe Sonne sehen.

Benedikt Peters – Der Brief an die Römer

In Vers 12 geht es um die Zurechnung von Adams Sünde: Wie nun durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist auch der Tod zu allen Menschen gekommen, denn sie haben alle gesündigt. Das griechische Wort für „deshalb“, dia, bedeutet „durch“, „wegen“ und „wegen“. Er verbindet die vorangegangene Passage mit dem, was folgt. Unter der Annahme, dass sowohl die Rechtfertigung als auch die Versöhnung wahr sind, weist Paulus darauf hin, was wir daraus lernen können. Adam war das föderale (oder repräsentative) Haupt des Menschengeschlechts. Gott gab ihm die Vollmacht, im Namen der gesamten Menschheit zu handeln. Adam war nicht der erste Sünder; das war Satan. Aber Adam war derjenige, der das menschliche Leben der Macht der Sünde aussetzte. Außerdem hat auch Eva vor Adam gesündigt, aber sie wird in diesem Vers nicht einmal erwähnt, weil Adam das Haupt des Menschengeschlechts war, nicht Eva. Daher fiel die Verantwortung auf ihn. Was die menschliche Sphäre betrifft, so kam die Sünde mit seinem Fall in die Welt. In diesem Vers geht es nicht darum, wer zuerst gesündigt hat oder wie die Sünde entstanden ist, sondern wie sie universell wurde.

In den vorangegangenen Abschnitten befasste sich Paulus vor allem mit den Sünden im menschlichen Leben, für die das Heilmittel die Rechtfertigung durch den Glauben ist. In Vers 12 begann er von einer Sünde zu sprechen und bezog sich damit auf die Sündennatur. Die Sündennatur ist das Prinzip, nach dem der Mensch funktioniert und das ihn dazu bringt, Sünden zu begehen. Paulus erklärt weiter, dass der Tod (gemeint ist der physische Tod) durch die Sünde in die menschliche Sphäre kam. Auf diese Weise kam der Tod zu allen Menschen, weil alle gesündigt haben. In Römer 3,23 erklärt Paulus: Denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit Gottes. Es gibt einen kleinen Unterschied in der Übersetzung des griechischen Ausdrucks pantes hēmarton, der sowohl in 3,23 als auch in 5,12 vorkommt. Die ASV übersetzt 3,23 mit „gesündigt haben“ und 5,12 mit „sündigen“. Der Unterschied in der Übersetzung weist auf einen kleinen Bedeutungsunterschied hin. Während 3:23 mit „wir haben in der Vergangenheit gesündigt und werden auch weiterhin sündigen“ umschrieben werden kann, bedeutet 5:12, dass alle die eine Sünde Adams begangen haben. Alle sind zu Sündern geworden, weil sie die Sündennatur geerbt haben, die von Adam vererbt wurde.

Ein weiteres Prinzip, das in Vers 12 erwähnt wird, ist das der Zurechnung. Charles Ryrie, Professor für Systematische Theologie am Dallas Theological Seminary (DTS), erklärt in seiner Grundlagentheologie: „Zurechnen bedeutet, jemandem etwas zuzuschreiben oder anzurechnen oder zuzurechnen. Im Mittelpunkt des Konzepts steht nicht die bloße Beeinflussung, sondern die Beteiligung.“ Da Adam stellvertretend für die gesamte Menschheit stand, wird jeder Mensch, der von ihm abstammt, als Teilnehmer an der von ihm begangenen Sünde betrachtet. Jeder Mensch leidet unter den Folgen von Adams Sünde, und das ist der physische Tod. Das ist das Prinzip der Zurechnung. Die Sünde Adams wurde allen seinen Nachkommen zugerechnet, und deshalb müssen sie alle sterben. Es ist sehr wichtig, dieses Prinzip zu verstehen. Die Sündennatur, die die Menschheit von Adam geerbt hat, führt dazu, dass ein Mensch Sünden begeht. Die zugerechnete Sünde ist jedoch etwas anders. Die zugerechnete Sünde führt dazu, dass Gott alle Menschen so ansieht, als hätten sie an der Sünde teilgenommen, die Adam im Garten Eden begangen hat. Folglich erntet jeder Mensch die Folgen dieser einen Sünde: den Tod. Ryrie fasst es kurz und bündig zusammen: „Der physische Tod ist die besondere Strafe, die mit der zugerechneten Sünde verbunden ist (Röm 5,13-14).“ Robert Lightner, der wie Ryrie Professor für Systematische Theologie an der DTS war, liefert eine etwas längere Erklärung:
Da der Tod nicht vor Adams Übertretung existierte, sondern eine Folge und Strafe für seine Sünde war, und da nach Adam Menschen starben, die nicht auf genau dieselbe Weise gesündigt hatten, kann daraus nur folgen, dass diejenigen, die auf diese Weise starben, dies taten, weil sie an Adams Sünde beteiligt und daher Empfänger seiner nachfolgenden Strafe waren.

Die Menschen sterben nicht wegen ihrer persönlichen Sünden. Sie sterben, weil sie in Adam zum Tod verurteilt sind. Eine einfache Erklärung dieses Prinzips kann man am Tod eines Babys sehen. Wenn Säuglinge sterben, haben sie noch keine Sünden begangen. Deshalb sterben sie nicht wegen ihrer eigenen Sünden, sondern weil sie Nachkommen Adams sind. Als solche sind sie zum Tod verurteilt. Die Sünde Adams wurde ihnen zugerechnet.

Eine Ausnahme von diesem Prinzip der Sündenanrechnung und ihren Folgen kann nur durch göttliches Eingreifen erfolgen, und historisch gesehen geschah dies nur bei Henoch und Elia. Keiner der beiden Männer erlebte den Tod. Eine weitere Ausnahme werden in Zukunft die Heiligen sein, die zur Zeit der Verzückung noch am Leben sind. Auch sie werden dem physischen Tod entgehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass jeder Mensch eine persönliche Sünde hat, was bedeutet, dass er Sünden begeht. Der Grund für die persönliche Sünde ist die Sündennatur, die von Adam geerbt wurde. Die Quelle sowohl der persönlichen Sünde als auch der Sündennatur ist die zugeschriebene Sünde. Jeder Mensch hat aus Gottes Sicht an der Sünde Adams teil, weil ihm die Sünde Adams zugerechnet worden ist

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Römer

Wer noch tiefer in diesen Vers eintauchen möchte: in dem Buch Biblische Glaubenslehre: Zentrale Themen der Bibel systematisch erklärt gibt es einen ganzen Abschnitt, der auch Wortstudien mit einberzieht!

„so könnte dich der Geist des HERRN hinwegnehmen“

Und es wird geschehen, wenn ich von dir weggehe, so wird der Geist Jehovas dich tragen, ich weiß nicht wohin; und komme ich, es Ahab zu berichten, und er findet dich nicht, so wird er mich töten. Und dein Knecht fürchtet doch Jehova von meiner Jugend an.
Elberfelder 1871 – 1.Könige 18,12

Und es wird geschehen: Ich gehe von dir, und der Geist des Ewigen trägt dich ich weiß nicht wohin, und ich komme, Achʾaw zu berichten, so wird er dich nicht finden und mich umbringen, und dein Knecht fürchtete den Ewigen von meiner Jugend an.
Die Philippson-Bibel – 1.Könige 18:12

 Wenn ich nun hinginge von dir, so könnte dich der Geist des HERRN hinwegnehmen, und ich wüsste nicht wohin; und wenn ich dann käme und sagte es Ahab an und er fände dich nicht, so tötete er mich. Und doch fürchtet dein Knecht den HERRN von seiner Jugend auf
Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017 – 1.Kön 18,12

„Entrückung“ – im AT ein Thema, dass gern überlesen wird! Aber für Jehovah ist alles möglich – auch Seine Diener dahin zu setzen, wo Er sie benötigt!

Obadja erkannte Elia, als sie sich irgendwo außerhalb von Samaria trafen; Elia war ein „gesuchter“ Mann in Israel. Aus Respekt vor dem Propheten warf sich Obadja auf den Boden. Er konnte kaum glauben, daß er Elia getroffen hatte. Elia, der mit Ahab sprechen wollte (V. 1-2 ), bat Obadja, ihn bei seinem Herrn zu melden. Obadja fürchtete jedoch, daß Elia wieder verschwinden könnte. Er erklärte dem Propheten, daß Ahab ihn ohne Erfolg im In- und Ausland (V. 10 ) gesucht habe. Er bekräftigte diese Tatsache mit den vertrauten Worten: So wahr der HERR, dein Gott, lebt (vgl. 1Kö 17,1.12 ). Wenn er dem König berichte, daß er Elia gefunden habe, und er ihn dann nicht vorführen könne ( der Geist des HERRN könnte dich hinwegheben; vgl. 2Kö 2,16 ), würde Ahab Obadjas Worte als einen üblen Trick auffassen und ihn wahrscheinlich hinrichten.

Um Elia zu überzeugen, daß seine Rede aufrichtig war, trat Obadja den Beweis an, daß er seit seiner Jugend ein treuer Verehrer des Herrn (vgl. V. 3 ) war. Obadja schien zu denken, daß Elia davon gehört habe, wie er die Propheten des Herrn versteckt und versorgt hatte. Vielleicht war dies unter vielen Frommen in Israel, besonders unter den Propheten, bekannt, natürlich nicht bei Isebel und ihren Sympathisanten.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Der König und Obadja suchten das Land nach Gras und anderem Laub ab, das als Futter für die Pferde und Maultiere des Heeres verwendet werden konnte. Ahab machte sich keine besonderen Sorgen um die Menschen im Land, aber er wollte, dass seine Armee im Falle einer Invasion stark war. Es ist bemerkenswert, dass der König bereit war, die Sicherheit und den Komfort des Palastes zu verlassen, um das Land nach Futter für die Tiere zu durchsuchen. Es scheint, dass Ahab, wenn er von Isebel getrennt war, ein viel besserer Mensch war.

Der Herr führte Elia zu der Straße, die Obadja benutzte, und die beiden Männer trafen sich. Obadja hatte solche Ehrfurcht vor Elia und seinem Dienst, dass er auf die Erde fiel und ihn „Mein Herr, Elia“ nannte. Aber Elia wollte dem bösen König Ahab entgegentreten, und er hatte nicht vor, ihn zu suchen; deshalb beauftragte er Obadja, dem König zu sagen, wo er war. Wir können Obadjas Sorge verstehen, dass der König zurückkommen und den Propheten nicht finden würde. In den drei Jahren, in denen Ahab nach Elia gesucht hatte, war er zweifellos vielen falschen Hinweisen nachgegangen, und Ahab war nicht daran interessiert, an einem so kritischen Punkt in der Geschichte des Landes Zeit und Energie zu verschwenden. Außerdem könnte Ahab Obadja bestrafen oder ihn sogar verdächtigen, ein Anhänger von Elia’s Gott zu sein. Aber als Elia dem Offizier versicherte, dass er dort bleiben und auf den König warten würde, ging Obadja los, um Ahab die Nachricht zu überbringen.

Nicht alle Diener Gottes sollen in der Öffentlichkeit stehen wie Elia und die anderen Propheten. Gott hat seine Diener an vielen Orten, wo sie die Arbeit tun, zu der er sie berufen hat. Nikodemus und Josef von Arimathäa machten kein großes Aufheben um ihren Glauben an Christus, und doch benutzte Gott sie, um den Leichnam Jesu angemessen zu bestatten (Johannes 19,38-42). Esther verschwieg ihr jüdisches Erbe, bis es absolut notwendig war, es einzusetzen, um das Leben des Volkes zu retten. Im Laufe der Jahrhunderte gab es zahlreiche Gläubige, die sich im Hintergrund hielten und dennoch einen großen Beitrag zur Sache Christi und zum Fortschritt seines Reiches leisteten.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Obadja befürchtet, dass Elia wieder verschwinden könnte, er sagt: »Der Geist Jahwes trägt dich, ich weiß nicht wohin.« Offensichtlich konnte die Tatsache, dass Elia trotz der intensiven Suche verborgen blieb, nur als Folge von Gottes Wirken erklärt werden. Obadja schließt nicht aus, dass dies erneut geschehen könnte. Obadja hatte nicht ganz Unrecht. Gott selbst hatte für Elias Verborgenheit gesorgt, allerdings nicht in dem Sinn, dass er einfach entrückt worden wäre. Freilich ist es Gottes Geist möglich, Menschen zu entrücken. Elia steht dem mächtigen Ahab nicht schutzlos gegenüber, Gottes Macht schützt ihnp.
Der Geist Jahwes wird im AT mit besonderen Taten in Verbindung gebracht. Er hat Anführer für kriegerische Auseinandersetzungen berufen und bevollmächtigtq, besondere Körperkraft verliehen, aber auch die Ekstase der frühen Prophetengruppen wird ihm zugeschriebens. Auf dem zukünftigen König soll Gottes Geist bleibend ruhent.
Nochmals formuliert Obadja die Sorge um sein Leben: »Findet Ahab dich nicht, dann tötet er mich.« Obadja war offensichtlich innerlich in einem Konflikt. Elia könnte den Eindruck gewinnen, als wollte er seinen Auftrag nicht ausführen, weil er die Gefahr so stark betont. Deshalb beteuert er: »Dein Knecht fürchtet Jahwe von seiner Jugend an.« Er unterstreicht nochmals seine Beziehung zu Elia und nennt sich »dein Knecht« (V. 9). Obadjas Leben ist im Blick auf den Glauben seit seiner Jugend eindeutig. Vermutlich hat er auch kein Geheimnis daraus gemacht und konnte dennoch unter Ahab eine führende Position bekleiden. Soll dies jetzt alles auf dem Spiel stehen? Wie bei der Witwe von Zarpat mit dem Tod ihres Sohnes geht es auch bei Obadja um alles.

Wuppertaler Studienbibel

er ist denen nahe, die sich wirklich auf ihn einlassen, die zu ihm beten, wenn er eingreifen soll.

Nahe ist Jehova allen, die ihn anrufen, allen, die ihn anrufen in Wahrheit.
Elberfelder 1871 – Psalm 145,18

Nahe ist der Ewige allen, die ihn anrufen, allen, die ihn wahrhaftig rufen.
Die Philippson-Bibel – Psalm 145:18

Jehova ist nahe allen, die ihn anrufen,
Allen, die ihn in Wahrhaftigkeit anrufen.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Ps 145,18

Allen, die ihn anrufen, ist Jehova nah,
ja allen, die ihn in Aufrichtigkeit anrufen.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Ps 145:18

Der beste Helfer, den wir je haben können, ist unser Schöpfer, Jehova Gott. Alle Lebewesen der Erde ziehen ständig Nutzen aus den lebenswichtigen Naturkreisläufen, die er vor vielen Zeitaltern in Gang setzte. Hätte der Mensch in seiner Habgier nicht die Schätze der Erde falsch genutzt, so könnte unser Planet bequem eine weit größere Bevölkerung ernähren, ohne daß die Pflanzen- und Tierwelt Schaden nähme. Zu Recht konnte der inspirierte Psalmist über Jehova Gott sagen: „Du öffnest deine Hand und sättigst das Begehren alles Lebenden“ (Ps 145:16).
Nur selten machte Jehova von seiner Macht Gebrauch, Sonnenschein und Regen denen vorzuenthalten, die seinem Willen entgegenhandelten (2Mose 10:21; Amos 4:7). In der Regel haben auch undankbare Personen aus seinen großzügigen Vorkehrungen Nutzen gezogen. Darauf lenkte Jesus Christus die Aufmerksamkeit, als er sagte: „Er [läßt] seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und es über Gerechte und Ungerechte regnen“ (Matthäus 5:45).
Wenn der Allmächtige sogar undankbaren Menschen solche Güte erweist, dann können wir ganz zuversichtlich sein, daß er niemals diejenigen im Stich lassen wird, die ihn ganzherzig lieben. „Er liebt Gerechtigkeit und Recht“ (Ps 33:5). Wir können daher überzeugt sein, daß er niemals gegenüber den Bedürfnissen seiner Diener blind sein oder ihre Hilferufe nicht beantworten wird. Gottes treuer Diener David stellte fest: „Jehova ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn in Wahrhaftigkeit anrufen. Das Begehren derer, die ihn fürchten, wird er ausführen, und ihren Hilferuf wird er hören, und er wird sie retten“ (Ps 145:18, 19)

Wachtturm – 15.November 1976

Der ist nahe allen, die ihn anrufen. Diese Lehre ist in hohem Grade Sonderbesitz der Gläubigen, welche Gott durch einzigartiges Vorrecht zu sich einlädt, und denen er verheißt, dass er ihren Bitten geneigt sein will. Der Glaube würde auch sicherlich müßig, ja leblos darniederliegen, wenn er sich nicht in der Anrufung Gottes betätigte. In dieser kommt der Geist der Kindschaft zum Vorschein. Durch sie bezeugen wir auch, dass Gottes Verheißungen uns gültig und gewiss sind. In Summa: Gottes unschätzbare Gnade über den Gläubigen offenbart sich darin, dass er sich ihnen als Vater erzeigt. Weil aber, so oft wir Gott anrufen sollen, vielerlei Zweifelsgedanken uns beschleichen und wir infolgedessen nur schüchtern vor ihn treten oder gebrochenen, kraftlosen Mutes im Gebet nachlassen, oder unser Glaube vor Furcht ermattet, so verkündigt David, dass Gott ohne Ausnahme alle, die ihn anrufen, erhören will. Weil übrigens die Welt mit ihren Einbildungen die Anrufung Gottes meist verderbt und entweiht, so wird uns im zweiten Versgliede die richtige Weise vorgezeichnet, nämlich das Beten mit Ernst oder in der Wahrheit. Trotzdem die Leute ihre Zuflucht bei Gott nur kaltherzig oder mit aufgeblähtem Stolz oder mit Unwillen suchen und unter dem Beten mit ihm rechten, so beklagen sie sich doch, sie würden nicht erhört, als ob kein Unterschied wäre zwischen Bitten und Streiten, zwischen Erweis des Glaubens und Heuchelei. Der größte Teil denkt vor geheimem Unglauben kaum, dass ein Gott im Himmel ist, andere würden ihn gern von dort entfernen, andere möchten, dass er ihnen zu Dienst verpflichtet wäre, andere suchen oberflächlich nach irgendeinem Mittel, ihn zu begütigen. So ist die landläufige Art zu Beten nichts anders als eine leichtfertige, leere Zeremonie. Und während so ziemlich alle Welt in ihrer Not zu Gott läuft, so bringt doch unter zehn kaum einer etwas von Glauben und Buße mit. Es wäre aber besser, Gottes Namen zu begraben als ihn solch spöttischer Behandlung auszusetzen. Nicht umsonst werden also beim Beten Ernst und Wahrheit gefordert, d. h. es soll aus aufrichtigem Herzen kommen. Die Lüge nun, das Gegenteil dieser Aufrichtigkeit, tritt in beinahe zahllosen, verschiedenen Gestalten auf: Unglaube, Zweifelsucht, Ungeduld, Unzufriedenheit, eingebildete Demut, lasterhafte Begierden; das sind lauter Lügen.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

David erhob den Herrn, denn er ist gerecht und treu. (Zu der Wendung: alles, was er gemacht hat , vgl. V. 9-10.13 .) Deshalb erhört Gott die Gebete der Elenden – derer, die ihn fürchten und ihn lieben – wenn sie ihn anrufen. Deshalb muß jeder Mensch seinen Namen preisen (V. 21 ; vgl. V. 1 ). Wieder sind die Größe Gottes und seine Gnade Anlaß zum Lobpreis.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

In diesen beiden Versen werden drei Wahrheiten über Gott gesagt, die dem Heiligen unendlich trostreich sind: »Der Herr ist gerecht«, er ist »gütig«, und er ist »nahe«. Das gibt »allen, die in anrufen«, Festigkeit und senkt ihnen starken Trost in die Seele. Der Herr ist gerecht »in allen seinen Wegen«. Haben die Feinde die Oberhand? Es ist gerecht, denn der Herr im Himmel hat es so gelenkt, zu weisen Zwecken und in Treue gegenüber seinem Bund. Seine Zwecke müssen gut sein, denn der Herr ist gütig. Er kann seine Güte nie verleugnen. Und hat es so gelenkt, damit wir ihn anrufen und erkennen, dass er nahe ist, wie der Apostel sagt: »Der Herr ist nahe« (Phil 4,5). Wo sagte der Apostel das? Im Gefängnis, wohin die Missgunst der Juden ihn gebracht hatte und wo missgünstige Brüder seine Gefangenschaft noch zu vergällen suchten (Phil 1,17). Ist aber der Herr nahe, ist alles gut.

»Hier hörst du, dass Gott geneigt und bereit ist, uns zu hören, zu helfen, zu tun und zu geben alles, was wir nach seinem Willen von ihm bitten und begehren. Dass uns aber solches nicht widerfährt, ist unsere Schuld, die wir unser Unglück, Jammer und Not, die sehr groß und mancherlei ist, nicht sehen noch fühlen und deshalb auch nicht in rechtem Glauben und Zuversicht zu ihm auf seine Zusage, die in Christus gewiss und wahr ist, schreien und rufen noch seine Hilfe mit Ernst begehren. Das haben wir unserem alten Adam und dem leidigen Unglauben zu danken. Gott stärke uns den Glauben. Amen« (Luther).

Benedikt Peters – Die Psalmen

Daneben gibt es noch eine andere Treue gegenüber einem anderen Bund; eine noch tiefere Treue, da es ein größerer Bund ist, der gehalten wird. Diese Verheißung nahm ihren Anfang durch den Bund mit Abraham in 1. Mose 12, wurde über Jahrhunderte aufrechterhalten und in Jesus Christus erfüllt. Es handelt sich um die Verheißung, dass es eines Tages einen neuen Himmel und eine neue Erde geben wird, die von Jesus Christus, dem Nachkommen Abrahams, regiert wird – und von seinem ganzen Volk mit ihm.

Christopher Ash -Psalmen: Kommentar

Wenn du nur vertrauen könntest, dann würdest du Gottes große Herrlichkeit sehen

Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glauben würdest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?
Elberfelder 1871 – Johannes 11,40

Sagt ihr Jesus: „Habe ich dir nicht versprochen, dass du den Herrlichkeitsglanz Gottes zu Gesicht bekommen würdest, falls du Vertrauen hättest?“
Gottes Agenda – Johannes 11:40

Da antwortete Jesus ihr: »Habe ich dir nicht gesagt: ›Wenn du nur vertrauen könntest, dann würdest du Gottes große Herrlichkeit sehen.‹?«
Das Buch – Joh 11,40

Jesus aber erinnerte Marta an seine zuvor gegebene Verheißung (V. 25 – 26; vgl. V. 4). Wenn sie seinem Wort, daß er die Auferstehung und das Leben sei, glaubte und sich darauf verließ, sollte sie die Herrlichkeit Gottes sehen. Doch wenn die Schwestern Jesus nicht sowieso vertraut hätten, hätten sie ihm wohl kaum die Erlaubnis gegeben, das Grab zu öffnen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

In dem, was Jesus Martha unmittelbar vorher gesagt hatte, sollte sie die Quelle und die Grundlage ihres Vertrauens finden. Es war eine Selbstoffenbarung Jesu, die sie erlebt hatte. Denn alles wirkliche Gottvertrauen wird ja allein aus einer vorangegangenen erlebten Selbstoffenbarung Gottes geboren. Glaube ist daher Wille zum Einswerden mit Gott. Zu diesem Einswerden mit Gott wollte Jesus auch die Martha führen. Daher hatte Jesus ihr gesagt „Dein Bruder soll auferstehen!“ Und da sie glaubte, dass Jesus nur von der zukünftigen allgemeinen Auferstehung der Toten rede, sprach Jesu zu ihr: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit“
Das war das Jesuserlebnis, aus dem Martha jenes Licht und jene Kraft schöpfen sollte, um dem Herrn auch auf dem Boden zu vertrauen, auf dem sie die Kräfte und Vollmachten ihres Meisters noch nicht erlebt hatte. Denn Gott zu vertrauen auf einem Boden, auf dem man Gott schon so oft und so mannigfaltig erlebt hat, ist nicht schwer. Das war auch Martha und Maria nicht schwer geworden. Daher hatten sie gleich nach der Erkrankung ihres Bruders ihrem Freund und Meister sagen lassen: „Herr, den du lieb hast, der liegt krank!“ Hier jedoch handelte es sich um ein Vertrauen, das über alle bisherigen Erfahrungen hinausging. Denn alles neue Leben liegt ja zunächst jenseits unserer bisherigen Erfahrungen.
In dem mannigfachen Weh und Leid der Menschheit hatten Maria und Martha zwar gesehen, wie sich da die Kraft Gottes in den Vollmachten Jesu zum Heil und Leben der Elenden auswirkte. Dass aber auch das ganze Gebiet des Todes und der Verwesung unter seinen Vollmachten stehe, und alles Leben und Auferstehen an seine Person und an sein Wort gebunden sei, das hatte man bisher nicht erlebt.
Am Grabe ihres Bruders sollte jedoch offenbar werden, dass Jesus auch auf dem dunklen Gebiet der Todesherrschaft die unumschränkte Lebensherrschaft besitzt. Daher sprach Jesus auch zu Martha: „Habe ich Dir nicht gesagt, so du glauben würdest, solltest du die Herrlichkeit Gottes sehen?“ Sie sollte am Grabe ihres verstorbenen Bruders erleben, dass Jesu schöpferische Lebenskräfte stärker seien als alle zersetzenden Todesmächte, unter denen die ganze Schöpfung seufzt und leidet, und denen kein Fleisch zu widerstehen vermag. Solange Martha nicht glaubte, widersprach sie. Erst als Jesu Worte der Inhalt ihres Vertrauens wurden, erlebte sie im Handeln ihres Meisters die Herrlichkeit Gottes auch am Grabe ihres verstorbenen Bruders

Jakob Kroeker – Er sprach zu mir – Andachten für jeden Tag

. Er gab Martha eine sanfte Rüge (man beachte, daß Er sagte „dir“, als ob Maria ihre Empfindungen nicht teilte). In V.4 hatte der Herr den Jüngern gesagt, daß Lazarus Krankheit „um der Herrlichkeit Gottes“ und um Seiner eigenen Herrlichkeit willen als Sohn Gottes war. Er muß Maria etwas Ähnliches im Gespräch der Verse 23-26 gesagt haben. Es ging nicht um Seine persönliche äußerliche Herrlichkeit wie auf dem Berg der Verklärung, sondern um Herrlichkeit, die an und durch das Zeichen gesehen werden sollte. Offensichtlich führt Glauben dazu, daß man sieht. Entsprechend sagt 5Mo 1,32.33 ,daß der Unglaube dazu führte, daß das Volk das Land nicht sehen würde.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Am Grab angekommen, befahl Jeschua, dass der Stein weggerollt werden sollte (Joh 11,39 a). Martha, die auf diese Dinge achtete, erhob Einspruch gegen seine Anweisung, weil ihr Bruder schon vier Tage tot war und der Leichnam zu dieser Zeit stinkt (Joh 11,39 b). Innerhalb des jüdischen Bezugsrahmens ist die Tatsache, dass Lazarus seit vier Tagen tot war, von Bedeutung. Jeschua wartete absichtlich auf seinen Tod und wartete speziell darauf, am vierten Tag zu kommen. Der Grund dafür hängt mit der damals üblichen rabbinischen Lehre zusammen, dass, wenn ein Mensch starb, sein Geist drei Tage lang über dem Körper schwebte; während dieser drei Tage gab es immer eine kleine Möglichkeit der Wiederbelebung. Am Ende des dritten Tages, so wurde gelehrt, stieg der Geist in den Scheol hinab, was eine Wiederbelebung unmöglich machte:
R. Berei und R. Pappi, R. Joshua von Sikhnin im Namen von R. Levi: „In den ersten drei Tagen nach dem Tod schwebt die Seele über dem Körper und denkt, dass sie zum Körper zurückkehren wird. Wenn die Seele den Körper sieht, dass sich das Aussehen des Gesichts verändert hat, verlässt sie den Körper und geht ihren Weg.“

Nur durch ein Wunder der Auferstehung würde der Mann wieder leben, und die Auferstehung, wie bereits erwähnt, wurde geglaubt, dass sie in den letzten Tagen geschehen würde, wenn der Messias kommt. Weil dies ein Zeichen war, das Jeschua dem Volk zu geben versprochen hatte, legte er die Bühne absichtlich so aus, dass sie es nicht weg erklären konnten, indem sie behaupteten, Lazarus sei wiederbelebt worden. Sie mussten zu dem Verständnis kommen, dass das Wunder Jeschuas Behauptungen, der Messias zu sein, unterstützte, da Lazarus einen Tag zu viel tot gewesen war.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

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Die Hoffnung führt nicht zur Enttäuschung

die Hoffnung aber beschämt nicht, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben worden ist.
Elberfelder 1871 – Römer 5,5

Unsere Hoffnung aber wird uns nicht enttäuschen. Denn dass Gott uns liebt, ist uns unumstößlich gewiss. Seine Liebe ist ja in unsere Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist, den er uns geschenkt hat.
Gute Nachricht Bibel 2000 – Römer 5:5

die Hoffnung aber führt nicht zur Enttäuschung, weil die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist durch den heiligen Geist, der uns verliehen worden ist.
Menge 1967 – Röm 5,5

Und in dieser Hoffnung werden wir nicht enttäuscht werden. Denn wir wissen, wie sehr Gott uns liebt, weil er uns den Heiligen Geist geschenkt hat, der unsere Herzen mit seiner Liebe erfüllt.
Neues Leben – Bibel 2006 – Röm 5:5

Die Hoffnung eines Gläubigen aber läßt nicht zuschanden werden, denn sie baut auf Gott und seinen Verheißungen auf. In dem Verb „zuschanden werden“ schwingt die Enttäuschung über unerfüllte Versprechungen mit. Die hier beschworene Gewißheit, die in der Hoffnung auf Gott wurzelt, erinnert an Ps 25,3.20-21 (vgl. Ps 22,6; Röm 9,33; 1 Petrus 2,6). Der Grund dafür, daß die Hoffnung (die am Ende der Bedrängnis steht) nicht enttäuscht wird, liegt darin, daß die Liebe Gottes, die die Gläubigen erfüllt (vgl. 1Joh 4,8.16) und sie in der Hoffnung stärkt, ausgegossen ist in unsere Herzen durch (dia mit Genitiv) den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Der Heilige Geist ist das Werkzeug Gottes, das die Gläubigen die Liebe Gottes, d. h. die Liebe, die Gott für sie empfindet, erkennen läßt. Die Liebe aber, die im Herzen der Gläubigen wohnt, gibt ihnen die Zuversicht, ja die Gewißheit, daß ihre Hoffnung auf Gott und auf seine Verheißung der Herrlichkeit nicht verfehlt ist und nicht enttäuscht wird. Das Wirken des Heiligen Geistes steht im Zusammenhang mit seiner Einwohnung in den Gläubigen (Eph 4,30) als Siegel Gottes und als Unterpfand der Erbschaft der Herrlichkeit, die die Christen antreten werden (2Kor 1,21-22; Eph 1,13-14). Später schreibt Paulus, daß der Heilige Geist selbst in die Gläubigen ausgegossen ist (Tit 3,6). Jeder Gläubige besitzt also gewissermaßen den Geist Christi (Röm 8,9), weil der Heilige Geist in ihm Wohnung genommen hat (vgl. 1Joh 3,24;4,13).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Es sind keine Stufen des Glaubens, die hintereinander kommen, gemeint mit dieser Reihe, sondern der eine Glaube in seinen notwendigen Entfaltungen. Hoffnung beschämt nicht, sondern der zugreifende, hoffende Glaube erfährt die großen Taten des Herrn. Gott enttäuscht den nicht, der alle Hoffnung auf ihn setzt (vgl. Ps 22,6; 25,3.20; Mt 8,2-3.5-10; 15,27f.; 1Petr 1,13; Jak 1,12). Schon jetzt hat der hoffende Glaubende ja die reiche Gabe Gottes. Der Glaube ist zwar Glaube gegen den Augenschein, aber doch kein Glaube ohne Erfahrung. Wir haben den Heiligen Geist als Erstlingsgabe, als Angeld (Röm 8,23), und durch diesen göttlichen Geist ist die Liebe Gottes „ausgegossen in unser Herz“, Gott hat uns überfließend eingeschenkt (vgl. Ps 23,5). Die „Liebe Gottes“, dieser Genitiv, will beides ausdrücken: Einmal die Liebe, mit der Gott uns liebt, und die Liebe zu Gott, die unser Tun und Handeln leitet. Mitten in den Engwegen der Nachfolge wissen wir uns gehalten von der Liebe Gottes und halten aus, ihm zuliebe. Seine Liebe lässt uns so eingründen und wirkt die liebende Erwartung auf seine Wiederkunft. Wir leben in der neuen Atemluft der Liebe, bestimmt durch den Heiligen Geist, der uns der Gegenwart und Hilfe unseres Herrn versichert (vgl. Joel 3,1; Apg 2,17; 10,45; Tit 3,6).

Gerhard Maier – Edition C

In Vers 5 wird weiter erklärt, was es mit dieser Hoffnung auf sich hat: und die Hoffnung macht nicht zuschanden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Die Tatsache, dass die Hoffnung des Gläubigen ihn nicht zuschanden macht, bedeutet, dass sie sich nicht als Illusion erweisen wird. Der Grund dafür ist, dass die Liebe Gottes in sein Herz ausgegossen worden ist. Der griechische Begriff für „ausgegossen“, ekcheo, unterstreicht die Fülle der Liebe Gottes im Gläubigen. Das Mittel, durch das sich der Gläubige dieser Liebe bewusst wird, ist die Innewohnung des Heiligen Geistes.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar

»die Erfahrung aber Hoffnung«: Die Erfahrung bewirkt, dass wir uns unserer Hoffnung immer gewisser werden. Die Hoffnung, die dem Christen dämmerte, als er zum Glauben kam, leuchtet jetzt noch heller, seit er die Erfahrung gemacht hat, dass sie ihn besonders in der Trübsal trägt und ermuntert. »Die Hoffnung der Herrlichkeit« ist objektiv; die Hoffnung, die uns die Erfahrung gibt, ist die subjektiv empfundene Hoffnung: Wir wissen nun, dass unsere Hoffnung uns nicht täuscht.
»die Hoffnung aber beschämt nicht«: Sie lässt uns nicht zuschanden werden. In den Drangsalen wächst die Hoffnung, und die Hoffnung täuscht uns nicht: Wir hoffen nicht umsonst. Erstens haben wir im Lauf der Jahre immer wieder erfahren, dass Druck und Leid die Gewissheit des Heils gestärkt haben, und zweitens haben wir Ursache, nicht an ihr zu zweifeln. Warum wissen wir, dass wir nicht umsonst hoffen?
»denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen«: Gemeint ist hier die Liebe, die Gott zu uns hat, nicht die Liebe, die wir zu Gott haben (wie in 1Jo 5,3). Gottes Liebe ist uns Gewähr, dass Drangsale uns das Heil und die kommende Herrlichkeit nicht rauben können, denn wir verstehen nun: Die Errettung ist in Gottes unwandelbarem Wesen begründet. Er ist Liebe (1Jo 4,16); er liebte uns, ehe er die Welten erschaffen hatte (siehe Jer 31,3). Er liebte uns, als wir noch Sünder waren; er liebte uns, weil er Liebe ist. Er kann also unmöglich aufhören, uns zu lieben, weil wir uns etwa seiner Liebe unwürdig erwiesen hätten. Warum ist das unmöglich? Weil er mich nie aufgrund meiner Würdigkeit geliebt hat.
Dabei haben wir nicht lediglich die objektive Tatsache vor Augen, dass Gott die Seinen liebt, sondern empfinden auch diese Liebe; wir haben die innere Gewissheit, dass er uns liebt. Gott hat nämlich seine Liebe »ausgegossen in unsere Herzen«. Diese Empfindung ist also nicht ein bloßes Gefühl, das auf Wunschdenken beruht; denn die Liebe Gottes ist »durch den Heiligen Geist« in uns ausgegossen. Gott der Heilige Geist lässt uns diese Liebe erkennen und kosten, und so wirkt er in unserem Inneren die Überzeugung und lässt uns etwas kosten von dieser Liebe, mit der Gott uns ewig geliebt hat (Jer 31,3) und die nie aufhören wird (Röm 8,35–39). Wir können sagen, dass es gerade dieses besondere Wirken des Geistes ist, der ihn zum Tröster (Joh 14,16–17) macht. Es wäre uns nicht damit geholfen, lediglich zu wissen, dass Gott uns liebt; wir sind darauf angewiesen, dass wir diese Liebe empfinden, dass sie unsere Seele anrührt. Der Heilige Geist hat das Vermögen, uns davon zu überzeugen, dass Gott wahrhaft der ist, als den die Bibel ihn offenbart: Er ist Licht (1Jo 1,5), und er ist Liebe (1Jo 4,16).
Hier spricht Paulus zum ersten Mal vom Wirken des Heiligen Geistes in unserer Errettung. Der Heilige Geist ist es, der uns befähigt, im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe zu verharren. So wie in der Rechtfertigung Gott alles für uns getan hat, so tut Gott wiederum alles, um uns im Glauben zu erhalten.
In den hierauf folgenden Versen 6–10 gibt Paulus folgende Belege für die Liebe Gottes zu uns: Gott gab seinen Sohn für Kraftlose (V. 6a), für Gottlose (V. 6b), für Sünder (V. 8), für Feinde (V. 10). Wenn Gott uns liebte, als wir Gottlose und Feinde waren, wie sollte er aufhören, uns zu lieben – jetzt, wo wir mit ihm versöhnt sind? Das ist die bezwingende Logik im Argument des Apostels.

Benedikt Peters – Der Brief an die Römer

verdient es nicht, mein Jünger zu sein

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig;
Elberfelder 1871 – Matthäus 10,37

Wer Vater oder Mutter lieber hat als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer Sohn oder Tochter lieber hat als mich, ist meiner nicht würdig.
Jantzen & Jettel 2017 – Matthäus 10:37

Wer Vater und Mutter mir vorzieht, ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mir vorzieht, ist meiner nicht wert.
Johannes Greber NT – 1936 – Mt 10,37

Jeder, der seinen Vater oder seine Mutter höher achtet und mehr liebt als mich, der ist es nicht wert, mit mir zusammen zu sein. Und wer seinen Sohn oder seine Tochter über mich setzt, der ist es nicht wert, mit mir Gemeinschaft zu haben.
Das Buch – 2009 – Mt 10:37

Gleich im 2.Kapitel der Bibel heißt es, dass ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen wird, um dann zu seiner Frau zu halten.
In vielen weiteren Geschichten der Bibel fragt der aufmerksame Leser: warum entscheidet sich die Person so? So soll Abram seine Heimat verlassen. Dann haben wir Simson, der immer wieder scheinbar zu seinen Eltern zurück kehren muß. Dann Elis Söhne, die nicht auf ihren Vater als Hohenpriester hören – und natürlich Eli, der seine eigenen Söhne nicht richtig anleitet oder zurecht weist. Dann haben wir die Geschichte zwischen Jonathan und David – und wir fragen uns beim lesen: warum Jonathan weiter zu seinem Vater Saul hält, anstatt sich ganz und gar auf die Seite von David zu stellen.
Und nun verstehen wir natürlich in diesem Zusammenhang: Jesus fordert uns auf, einen neuen Lebensabschnitt zu beschreiten, und unsere „natürliche Beziehung zu den Eltern/Kindern“ auf das „normale“ zurück zu führen. Aber Jesus fordert hier nicht dazu auf, die Familie nicht wichtig zu nehmen! Es ist nämlich nicht von dem Ehepartner die Rede!

. Das hat auch Einfluss auf Entscheidungen in Familienangelegenheiten. Es ist uns natürlich wichtig, unsere biblischen Verpflichtungen zu erfüllen, aber wir würden niemals die Wünsche unserer Familie über das stellen, was Jehova von uns erwartet. In manchen Fällen mag das bedeuten, den Familienfrieden ein Stück weit zu opfern.

Der Wachtturm Februar 2024

Nein! Wie oben geschrieben: es geht NICHT um das, was wir heute als Familie betrachten würden – sondern um die Personen, wo das familäre Verhältnis nach der Bibel sowieso „temporär“ ist!

Jesus sagte, er sei diesmal nicht gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen, sondern das Schwert, das entzweit und trennt. Eine Folge seines Kommens werde sein, daß sich Kinder gegen ihre Eltern auflehnen und seine eigenen Hausgenossen des Menschen Feinde sein werden. Zu dieser Situation kommt es, weil manche Anhänger Christi von ihren übrigen Verwandten geradezu gehaßt werden. Das war der Preis, den die Jünger unter Umständen für die Nachfolge zahlen mußten, denn die Liebe zur Familie darf niemals größer sein als die Liebe zum Herrn (V. 37; vgl. den Kommentar zu Lk 14,26). Ein wahrer Jünger muß sein Kreuz auf sich nehmen und Jesus folgen (vgl. Mt 16,24). Er muß bereit sein, nicht nur den Haß seiner Familie, sondern auch den Tod zu ertragen, wie ein Verbrecher der damaligen Zeit, der sein Kreuz zu seiner eigenen Hinrichtung schleppen mußte. In der Zeit der Entstehung des Neuen Testaments war die Tatsache, daß ein Verbrecher sein Kreuz selbst zum Hinrichtungsort trug, außerdem ein Zeichen dafür, daß er stillschweigend die Rechtmäßigkeit des Urteils, das das römische Reich über ihn gefällt hatte, anerkannte. In ähnlicher Weise brachten auch Jesu Nachfolger zum Ausdruck, daß sie ihr Leben Jesus übergeben hatten. Doch wer so sein Leben aufgibt, wird es zurückerhalten (vgl. den Kommentar zu Mt 16,25).6. Die Belohnung der Arbeiter (Mt 10,40-11,1) (Mk 9,41)

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Grundlage ihrer Jüngerschaft war, dass ihnen eine solche Neigung gegeben wurde, die Leid für sie sehr leicht und einfach machen würde (s. 2.Kor 4,7), und unter der Bedingung der Bereitschaft zum Leiden nahm Christus sie als seine Jünger an (s. Vers 37–39). Er sagte ihnen zu Anfang, dass sie seiner „nicht wert“ seien, wenn sie nicht bereit wären, sich für ihn von allem zu trennen. Die Menschen zögern nicht bei Mühen, die ein notwendiger Teil ihrer Arbeit sind und die sie bedachten, als sie mit ihrem Beruf begannen. Beim christlichen Bekenntnis werden die, welche ihre Vorrechte in Christus nicht mehr als jeden anderen Vorteil achten, für die Würde und Seligkeit für unwürdig gehalten, die dieses Bekenntnis begleiten. Wenn sie seine Bedingungen nicht erfüllen, können sie keinen Nutzen daraus erwarten. Wenn der religiöse Glaube etwas wert ist, dann ist er alles wert. Die Christus nicht unter diesen Bedingungen folgen, mögen ihn auf eigene Gefahr verlassen. Was auch immer wir für diese kostbare Perle verlassen (s. Mt 13,46), wir können uns mit der Gewissheit trösten, dass sie sehr wohl das wert ist, was wir für sie geben. Die Bedingungen sind, dass wir Christus an die erste Stelle setzen müssen: Vor unseren nächsten und liebsten Verwandten: „Vater oder Mutter … Sohn oder Tochter.“ Kinder müssen ihre Eltern lieben und Eltern müssen ihre Kinder lieben, doch wenn sie sie mehr als Christus lieben, sind sie seiner unwürdig. So wie wir uns durch den Hass unserer Verwandten nicht von Christus abschrecken lassen dürfen, worüber er vorher sprach (s. Vers 21.35–36), so dürfen wir auch nicht durch ihre Liebe von ihm fortgezogen werden. Vor unser Wohlergehen und unsere Sicherheit. Wir müssen unser Kreuz auf uns nehmen und ihm nachfolgen, sonst sind wir seiner „nicht wert“.

{Der Neue Matthew Henry Kommentar

Es finden sich hier weitere Charaktereigenschaften des wahren Jüngers Christi. Der Herr nennt die entsprechenden Negativa; d.h. er sagt, wer nicht Sein Jünger sein kann: Wer die Angehörigen mehr liebt als Ihn, wer das Kreuz nicht auffnimmt, wer sein Leben finden will. In V.37 finden wir Liebe in beiderlei Richtungen: Nach oben zu den Eltern, nach unten zu den Kindern. Dem Herrn muß aber die erste und oberste Liebe gelten. Wir finden ein schönes Beispiel hierfür in 5Mo 33,9. Er muß in allen Dingen den Vorrang haben. In der Versammlung in Ephesus hatte man die erste Liebe verlassen (Offb 2,4). Nach Seiner Auferstehung prüfte Er die Liebe des Petrus mit den Worten: »Liebst du mich mehr als diese?« (Joh 21,15).
 In Lk 14,26 ist im gleichen Zusammenhang von »hassen« die Rede. Nach biblischem Sprachgebrauch kann jemanden »hassen« bedeuten, jemanden weniger lieben als einen andern. In Röm 9,13 wird Lieben und Hassen genau so gebraucht: Der Herr liebte Esau weniger als Jakob.  Die Verse 38-39 werden in Matthäus 16,24-25 wiederholt. In Matthäus 10 ist das Kreuz des Herrn noch nicht geoffenbart worden, aber in 16,24 wird die gleiche Wahrheit dadurch bekräftigt, daß drei Verse zuvor Sein Kreuz angekündigt worden ist. Die Jünger waren natürlich mit der römischen Art der Hinrichtung vertraut. Sie wußten, daß die Verbrecher ihre Kreuze eigenhändig an die Richtstätte tragen mußten. Der Jünger muß alles, das ihn im Dienst und in der Hingabe an den Herrn hindern könnte, aus dem Weg räumen. Er muß seinem Herrn nachfolgen, der nach Seiner Taufe alle an sich legitimen Beschäftigungen der verflossenen Jahre aufgab. Als sich die Jünger in die Nachfolge des Herrn begaben, wußten sie nicht, daß das Kreuz am Ende Seines Dienstes stand. Später aber sagte Petrus, er sei bereit mit dem Herrn »in den Tod« zu gehen (Lk 22,33); und da wußte Petrus, daß dies die römische Art der Hinrichtung bedeutete: die Kreuzigung.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Im Umgang mit den Folgen der Verwerfung hatte Jeschua drei Ermahnungen für die Apostel. Erstens sollten sie verstehen, dass Er der Punkt der Spaltung im jüdischen Haus und in der jüdischen Gemeinschaft werden würde (Matthäus 10,34-36). Hätte die Nation ihn angenommen, hätte er das messianische Königreich errichtet und Israel hätte Frieden erfahren; aber das Königreich konnte nicht errichtet werden, bevor sie ihn nicht als ihren messianischen König angenommen hatten. Anstatt den Frieden der jüdischen Einheit zu bringen, sandte Jeschua ein Schwert der Spaltung (Matthäus 10,34). Ein Ergebnis der Ablehnung des Messias durch die Nation war also, dass sie Spaltung statt Einheit und das Schwert statt Frieden bekamen. In der gesamten jüdischen Geschichte hat sich dies als wahr erwiesen. Die jüdische Familieneinheit war charakteristischerweise eng gestrickt, aber sie wird augenblicklich zerbrochen, wenn ein Mitglied an Jeschua gläubig wird. Maleachi 4:4-5 prophezeite, dass Elia kommen wird, um die jüdische Familieneinheit vor dem großen und schrecklichen Tag Jehovas zu heilen, und dann wird der Name Jeschuas nicht länger ein Punkt der Spaltung innerhalb Israels sein.

Zur Frage von Liebe und Hass kommentiert McKnight:
In sozialer Hinsicht bedeutete Jesus zu „lieben“, sich öffentlich mit ihm als demjenigen zu identifizieren, durch den Gott Israel die Rettung brachte; seine Familie zu „hassen“ bedeutete, sie zu verlassen, weil die Trennlinie gezogen worden war und die Familie entschieden hatte, dass Jesus nicht der Retter für Israel war. Man musste sich für Jesus entscheiden, wenn man das Reich Gottes betreten wollte. Diese Sprache des „Hassens“ und „Mehr-Liebens“ entstand nicht aus einer privatisierten Religion oder aus psychologischen Spannungen innerhalb der unmittelbaren Familie, sondern aus einer stählernen Entschlossenheit des Engagements für Jesus im feurigen Kampf zwischen alternativen Optionen, wie Israel erlöst werden sollte.

Zweitens wurde Jeschua zum Symbol für Annahme oder Ablehnung (Matthäus 10,37-38). Das Kreuz auf sich zu nehmen, bedeutete, sich mit seiner Verwerfung zu identifizieren. Der einzelne Gläubige muss sich voll und ganz der Nachfolge verschreiben, so dass die Apostel, wenn sie gezwungen wären, zwischen dem Messias und der Familie zu wählen, die Familie um der Nachfolge Jeschuas willen verwerfen müssten. Diese Wahrheit reicht über den besonderen Auftrag an die Apostel hinaus. Während die Errettung allein auf dem Glauben und dem Vertrauen in den stellvertretenden Tod des Messias beruht, erfordert die Nachfolge eine viel größere Verpflichtung. Diese Verpflichtung muss sorgfältig überlegt werden, aber sie muss eingegangen werden, und sie bedeutet, ihm nachzufolgen (Matthäus 10,38).

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive