Schlagwort: Bibel

Ablenkungen

Und David fürchtete sich vor Jehova an selbigem Tage und sprach: Wie soll die Lade Jehovas zu mir kommen? Und David wollte die Lade Jehovas nicht zu sich einkehren lassen in die Stadt Davids; und David ließ sie beiseite bringen in das Haus Obed-Edoms, des Gathiters.
Und die Lade Jehovas blieb in dem Hause Obed-Edoms, des Gathiters, drei Monate. Und Jehova segnete Obed-Edom und sein ganzes Haus.
Elberfelder 1871 – 2.Sam 6,9–11

Die Bundeslade Jehovas blieb drei Monate im Haus von Ọbed-Ẹdom, dem Gathịter, und in dieser Zeit segnete Jehova ihn und seine ganze Hausgemeinschaft.
neue Welt Übersetzung – 2018 – 2.Samuel 6,11

Und David fürchtete jenes Tages Jehovah und sprach: Wie soll die Lade Jehovahs zu mir kommen? 1Chr 13,12.
Und David war nicht willens, daß die Lade Jehovahs zu ihm in die Stadt Davids einkehrte, und David ließ sie abseits nehmen in das Haus Obed-Edoms, des Gathiters. 2Sam 5,9; Jos 21,24.25; 1Chr 13,13; 15,18.24.
Und die Lade Jehovahs blieb (saß) drei Monate im Hause des Gathiters Obed-Edom, und Jehovah segnete den Obed-Edom und sein ganzes Haus. 1Chr 27,4f.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 2.Samuel 6:9–11

Machmal werden unsere Gedanken von dem wirklich wichtigen abgelenkt – da sind Krankheiten und Seuchen, da sind Kriege und Sorgen … und schon drehen sich unsere Gedanken nicht mehr um den Schöpfer, sondern um Problembeseitigung oder Problemumgehung!
Doch so wie David in dem obrigen Kontext, davon abgelenkt wurde, die Lade Gottes in das neue Zuhause zu bringen. Anstatt also zu schauen, was Gottes Wille war, war David abgelenkt.
So geht es uns wohl auch des öfteren – wir lassen uns ablenken – und in der Folge entgehen uns Gottes Segen! Also schauen wir auch Jehovah, anstatt auf Sorgen und Kriege, Krankheiten und Seuchen!

Aber eines fehlte: Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, dass David in dieser Angelegenheit die Meinung des Herrn erfragt hätte. Die Bundeslade nach Jerusalem zu bringen, schien eine weise Idee zu sein, und alle waren begeistert davon, aber der König folgte nicht seinem üblichen Muster, den Herrn um seine Anweisungen zu bitten. Schließlich kann das, was dem König und dem Volk gefällt, Gott nicht gefallen, und was Gott nicht gefällt, wird nicht seinen Segen haben. Davids erster Versuch scheiterte kläglich, weil die Leviten die Lade nicht auf ihren Schultern trugen. Gott hatte durch Mose genaue Anweisungen gegeben, wie die Stiftshütte auf- und abgebaut und transportiert werden sollte (Num. 4), und die wichtigsten Möbelstücke sollten auf den Schultern der Leviten getragen werden, die von Kahat abstammten (V. 4:9-20). Als sie einen neuen, von Ochsen gezogenen Wagen benutzten, folgten sie dem Vorbild der heidnischen Philister (1 Sam. 6), nicht dem Vorbild, das Mose am Berg Sinai gegeben wurde.

Die Lektion hier ist offensichtlich: Gottes Werk muss auf Gottes Art und Weise getan werden, wenn es Gottes Segen haben soll. Die Tatsache, dass alle Führer Israels zustimmten, den Wagen zu benutzen, machte es nicht richtig. Als es so aussah, als würde die Lade vom Wagen fallen, griff Usa anmaßend nach ihr, um sie zu stützen, und wurde dabei getötet. Aber Gott hatte im Gesetz des Mose davor gewarnt, und jeder Israelit wusste das sicherlich (Num. 1:51; 4:15, 20). Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Abinadab ein Levit war oder dass seine Söhne Usa und Ahio überhaupt qualifiziert waren, in der Nähe der Lade zu sein, geschweige denn sie zu berühren. David ließ die Lade schnell in das Haus von Obed-Edom bringen, der ein Levit war (1 Chron. 15:18, 21, 24; 16:5; 26:4-8, 15), und dort blieb sie drei Monate lang.

Zu Beginn neuer Epochen in der biblischen Geschichte zeigte Gott manchmal seine Macht im Gericht, um die Menschen daran zu erinnern, dass sich eine Sache nicht geändert hat: Gottes Volk muss Gottes Wort gehorchen. Nachdem die Stiftshütte errichtet und das Priesteramt eingeführt worden war, wurden Aarons Söhne Nadab und Abihu erschlagen, weil sie vorsätzlich versucht hatten, das Heiligtum zu betreten (Lev. 10). Als Israel das Land Kanaan betrat und mit der Eroberung des Landes begann, ließ Gott Achan hinrichten, weil er das Gesetz missachtet und Beute aus Jericho gemacht hatte (Jos. 6-7). In der Anfangszeit der neutestamentlichen Kirche wurden Ananias und Sapphira getötet, weil sie Gott und sein Volk belogen hatten (Apostelgeschichte 5). Hier, zu Beginn von Davids Herrschaft in Jerusalem, erinnerte Gott sein Volk daran, dass sie nicht die anderen Nationen nachahmen sollten, wenn sie ihm dienten, denn alles, was sie wissen mussten, stand in seinem Wort.

Die heutige Kirche muss diese Mahnung beherzigen und zum Wort Gottes zurückkehren, um den Willen Gottes zu verstehen. Keine noch so große Einigkeit oder Begeisterung kann Ungehorsam kompensieren. Wenn Gottes Werk auf menschliche Weise getan wird und wir die Welt nachahmen, anstatt dem Wort Gottes zu gehorchen, können wir niemals den Segen Gottes erwarten. Die Menge mag gutheißen, was wir tun, aber wie steht es mit der Anerkennung Gottes? Der Weg der Welt ist letztlich der Weg des Todes.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Damit dies nicht nur von den Beteiligten dieses Erlebens gelernt würde, sondern darüber hinaus ein Lehrstück für alle Generationen, die diese Geschichte hören und lesen, sein sollte, wird vom Erzähler der Stadt Davids das Haus Obed-Edoms gegenübergestellt. Der Gesalbte Jahwes, der mit der Eroberung Jerusalems als Stadt Davids inzwischen – bis auf den Tempel – alle Insignien der Macht erhalten hatte, war nicht willig, die Lade Jahwes zu sich einkehren zu lassen. Es sieht so aus, als habe er lieber die Lade als Zeichen der göttlichen Gegenwart in seiner Residenz vermissen wollen, als das Eroberte zu gefährden. Umso erstaunlicher nimmt sich dagegen die neue »Heimat« der Lade an: das Haus Obed-Edoms, des Gatiters. Noch aus der Zeit, als David im Exil in der philistäischen Stadt Gat lebte, hatte er in seinem militärischen Umfeld Männer, die ihm gefolgt wareng. Ob Obed-Edom zu diesen gehörte, muss ins Reich der Spekulation verwiesen werden. Dass er aber mit dem aus levitischem Geschlecht stammenden Obed-Edom, der sich bei der Auflistung des Tempelpersonals an verschiedenen Stellen findet (1Chr 15,18; vgl. weiter 1Chr 15,18.24; 26,4–8), gleichzusetzen ist, ist völlig unwahrscheinlich. Der Name weist auf eine nichtisraelitische Herkunft des Mannes hin. Er bedeutet »Knecht Edoms«, wobei hier nicht an den Stamm Edom gedacht ist, sondern an eine lokale Gottheit. Dass sein Haus als Aufbewahrungsort der Lade durch David ausgewählt wurde, ist wohl damit begründet, dass es in der Nähe des Unfallortes lag. Dementsprechend kann auch nicht auf die geistige Haltung seines Besitzers zurückgeschlossen werden. Er wird »die Lade kaum aus freiem Willen aufgenommen haben«. Umso besser war dann, dass die Lade, die gerade noch als zerstörend und Leben vernichtend erfahren worden war, nun völlig anders erschien. Obed-Edom und sein ganzes Haus erfuhren als ihr »Gastgeber« den Segen Jahwes. Ohne Rücksicht auf Herkunft und persönliche religiöse Einstellung wurde hier nun erlebt, was David mit seiner Aktion für sich persönlich erwartet hatte. Die Souveränität Jahwes tritt damit sichtbar in Erscheinung. Es erweist sich in diesem Augenblick, dass sein Handeln nicht in den von Menschen vorgedachten und als vernünftig erscheinenden Bahnen laufen muss. Wie dieser Segen aussah, den Obed-Edom in diesen drei Monaten erfuhr, berichtet der Text nicht. Aber dass der König David über die Entwicklung der Ereignisse in Kenntnis gesetzt wurde und wie seine Reaktion darauf aussah, ist dem Erzähler wichtig. Um den göttlichen Segen ging es ja dem König. Deshalb konnte er es auch nicht bei dem gescheiterten Versuch der Überführung der Lade bewenden lassen. Auch über die Art und Weise, wie David diese Erfahrung für sich einschätzte, wird nichts überliefert. Nur dass der König, der sich nach einem Zornausbruch zunächst gefürchtet hatte, jetzt mit Freuden die Lade Gottes in die Stadt Davids holte, erscheint dem Erzähler wichtig.

Wuppertaler Studienbibel

Also laßt uns, anstatt ausgiebig über Sorgen und Krankheiten zu sprechen, unser Herz und unsere Gedanken um die Bibel und um den Schöpfer drehen!

nach vorne schauen

Gedenket nicht des Früheren, und über die Dinge der Vorzeit sinnet nicht nach!
Siehe, ich wirke Neues; jetzt sproßt es auf; werdet ihr es nicht erfahren? Ja, ich mache durch die Wüste einen Weg, Ströme durch die Einöde.
Elberfelder 1871- Jes 43,18–19

Doch hängt nicht wehmütig diesen Wundern nach! Bleibt nicht bei der Vergangenheit stehen!
Schaut nach vorne, denn ich will etwas Neues tun! Es hat schon begonnen, habt ihr es noch nicht gemerkt? Durch die Wüste will ich eine Straße bauen, Flüsse sollen in der öden Gegend fließen.
Hoffnung für alle – 1996 – Jesaja 43,18–19

Vergesst das, was früher war. Die Sachen, die vor langer Zeit gelaufen sind, könnt ihr abhaken.
Passt auf, ich werde etwas total Neues und Frisches machen! Es fängt jetzt schon langsam an, merkt ihr das nicht? Ich werde durch die Gegend, in der niemand wohnt, fette Straßen bauen. Ich werde dafür sorgen, dass große Flüsse entstehen, wo es vorher überhaupt kein Wasser gab.
VolxBibel – Jesaja 43:18–19

Gott, der beim ersten Exodus Israel aus Ägypten geführt und ein großes ägyptisches Heer ertränkt hat, wird ein noch größeres Wunder tun. Deshalb soll Israel nicht mehr an das Vergangene denken (V. 18 ), sondern erkennen, daß Gott ein Neues schaffen wird. Bei diesem neuen „Exodus“, der Rückkehr aus dem Exil, werden die Juden durch verlassenes, wüstes Land ziehen, wo Gott ihnen Wasser und Ströme in Fülle bereiten wird (vgl. Jes 35,6-7; 41,18; 44,3-4 ). Sein auserwähltes Volk (vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,8-9 ), das er geschaffen hat ( bereitet ; vgl. Jes 43,21; 44,2.24 ), wird ihn preisen (vgl. Jes 42,10-13 ). Noch ein dritter, noch herrlicherer „Exodus“ wird geschehen, wenn der Messias wiederkommt, um sein Volk zu sammeln (vgl. Jes 43,5-6 ) und seine tausendjährige Herrschaft auf der Erde zu errichten.

Walvoord Bibelkommentar

V. 18. Gedenkt nicht an das Alte und achtet nicht auf das Vorige. Alle Wunder, die Gott früher bei der ersten Erlösung des Volkes schauen ließ, sollen zurücktreten vor herrlicheren, die bald geschehen sollten; ja der Ruhm der zweiten Befreiung sollte den der ersten überstrahlen. Die Meinung des Jesaja ist nicht die, als sollten die Juden der vormaligen Wohltaten vergessen; nein, für alle Zeiten sollten sie Gegenstand rühmenden Preises und immerwährenden Gedenkens sein. Das lehren ja schon die ersten Worte des Gesetzes: „Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthause geführt habe“ (2. Mose 20, 2). Und die Väter sollten es den Kindern, die Kinder den Enkeln einschärfen. Vielmehr redet der Prophet vergleichsweise, wie in demselben Sinn auch Jeremia (23, 7 f.)) spricht: „Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der Herr, dass man nicht mehr sagen wird: So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israel aus Ägyptenland geführt hat, sondern: So wahr der Herr lebt, der den Samen des Hauses Israel hat herausgeführt und gebracht aus dem Lande der Mitternacht und aus allen Landen, dahin ich sie verstoßen hatte, dass sie in ihrem Lande wohnen sollen.“ So ist denn auch der Kern unserer Stelle: die Herrlichkeit der zweiten Erlösung soll größer sein, als die der ersten. Hieraus folgt aber, dass diese Weissagung nicht auf wenige Jahre zu beschränken ist; der Prophet dehnt den Segen der Rückführung aus der Gefangenschaft bis auf Christus aus, der durch sein Kommen erst Priestertum und Königreich wahrhaft aufgerichtet hat.

Jean Calvin

Gott wird also mit den Eigenschaften »von Ägypten her« vorgestellt. Was dort geschah, ist nunmehr Attribut des Gottes Israels geworden. Dieses ist im Auge zu behalten, wenn es sofort danach heißt: Erinnert euch nicht an Früheres. Was meint der Prophet mit diesem seltsam klingenden Satz? Zunächst ist herauszustellen, – im Blick auf die bisher verhandelten Texte –, was Jesaja nicht meinen kann. In den »Gerichtsreden« (z.B. 41,22f) legt Jesaja Wert darauf, den Zusammenhang zwischen Vergangenheit (Verheißung) und der Gegenwart (Erfüllung) zu beweisen. Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis des Gottes Israels, ja, des Gottes der Bibel überhaupt: es gibt einen Weg vom Wort zum Handeln. Insofern darf auch das neue Israel Gott als den Treuen, den Herrn der Geschichte erkennen, der die Zeiten umgreift. So war auch die Ankündigung des Züchtigungsgerichtes durch Jesaja (seit 1,24ff) schließlich in Erfüllung gegangen. Und den Ernst des Gerichtes soll auch das neue Israel nicht vergessen.
Was Jesaja nun positiv meint, kann man nur vorsichtig erspüren: In 40,1f klingt die frohe Botschaft des zweiten Buchteils des Propheten Jesaja auf – Gott hat die Strafe für die vergangene Gottlosigkeit als abgegolten betrachtet. Es kommt nun alles darauf an, daß Israel dieser Heilsbotschaft Glauben schenkt und nicht mehr in ständig sich wiederholenden Klagen die Abwesenheit Gottes bejammert (z.B. 40,27). Im Blick auf diese Zusammenhänge wird man deuten müssen: Der Prophet »will also keineswegs sagen: die eilten Traditionen gelten jetzt nicht mehr, es steht ein neues Tun Gottes bevor; er will vielmehr sagen: Laßt ab von dem trauernden, zurückgewandten Sich-Klammern an das Vergangene und öffnet euch dafür, daß eine neue wunderbare Gottestat vor euch liegt!« (Westermann). Angesichts der angebotenen Vergebung – letztlich durch das Leiden und Sterben des Gottesknechtes in Kap. 53 offenbar geworden! – darf es keinen Blick auf die Sünde der Vorzeit, der früheren Zeit also, geben.
Aber noch ein anderes liegt in diesen beiden Versen: Weil Gottes Handeln sich in einer die Zeitepochen übergreifenden Geschichte ereignet, ist das, was früher als Heil erfahren wurde, nunmehr als ein Hinweis auf das Neue zu sehen – es ist eben nicht identisch mit dem Früheren. Die Erlösung aus dem Gerichtsland Babylon ist eine tiefere Erlösung als die aus dem Asylland Ägypten! Man darf also das Alte zwar keineswegs vergessen, aber es darf das Neue nicht verstellen. Denn es könnte in der Tat passieren, daß die Exilsgeneration zwar der Erlösung der Väter aus Ägypten dankbar in ihren Gottesdiensten gedenkt, daß sie aber zugleich sich weigert, dem Prophetenwort heute Glauben zu schenken und sich in die Heimat aufzumachen und dort mit Gottes Hilfe einen Neuanfang zu wagen. Siehe, ich wirke Neuese – das muß gehört werden. Alles Neue, das Gott herbeiführen wird, wird vorbereitet durch das ankündigende Wort des Propheten, aber auch durch Geschichtsereignisse (vgl. V. 14): jetzt sproßt es. Auch Anfänge des Handelns Gottes kann man wahrnehmen: erkennt ihr es nicht? Aber gerade das ist ja das Problem, mit dem der Prophet ringt, daß Israel trotz des Neuen, das Gott schafft, blind und taub ist (vgl. 42,18). Wann kommt der Augenblick, da Israel hören und sehen kann? So wird also Israel durch die Wüste geführt wie einst durch das Meer. Einst wurde das Wasser zurückgedrängt, nun aber wird Wasser wunderbar herangeführt: ich lege … Flüsse in die Einöde. Gott wird sein Volk unterwegs versorgen und mit Wasser tränkenf.

Wuppertaler Studienbibel

Mit den Worten „Gedenkt nicht der ersten Dinge“ regt Jehova nicht etwa seine Diener dazu an, seine früheren Taten der Rettung aus dem Sinn zu verbannen. Schließlich sind viele dieser Taten in dem von Gott inspirierten Geschichtsbericht Israels festgehalten, und Jehova gebot, der Befreiung aus Ägypten alljährlich bei der Passahfeier zu gedenken ( 3 Mose 23:5; 5 Mose 16:1-4). Doch er möchte, dass ihn sein Volk wegen ‘etwas Neuem’ verherrlicht, etwas, was es selbst erleben wird. Dazu zählt nicht nur die Befreiung aus Babylon, sondern auch die spektakuläre Reise in die Heimat, möglicherweise auf dem kürzeren Weg durch die Wüste. In diesem unfruchtbaren Gebiet wird Jehova für sie „einen Weg“ schaffen und Wunderwerke wirken, die an das erinnern, was er zur Zeit Mose für die Israeliten tat. Ja, er wird die Rückkehrer in der Wüste ernähren und ihren Durst durch richtige Ströme stillen. Jehova wird in so reichem Maße für sie sorgen, dass selbst die wilden Tiere Gott verherrlichen und das Volk nicht angreifen werden.

Die Prophezeiung Jesajas — Licht für alle Menschen

J. Ähnlich: Denkt nicht an das Frühere, und denkt nicht an das Alte (Jes 43:18). Denkt nicht an das Frühere – das sind [Gottes große Taten zur Rettung Israels] aus den [verschiedenen] Königreichen; und denkt nicht an das Alte – das sind [Gottes große Taten zur Rettung Israels] aus Ägypten.
K. Siehe, ich tue etwas Neues; jetzt geht es hervor (Jes 43,19) – das bezieht sich auf den Krieg zwischen Gott und Magog [am Ende der Zeit].

Jacob Neusner – Die Tosefta – Aus dem Hebräischen übersetzt und mit einer neuen Einleitung

Was denkst du: erleben wir gerade ein weiteres Handeln Jehovahs mit seinem Volk? Ist ER dabei, weitere Glieder „seines Volkes“ in die Heimat zurück zu versammeln? Und werden die Krieger von Magog weiter Richtung Süden ziehen?

Wie groß ist mein Vertrauen?

Denn ich, Jehova, dein Gott, ergreife deine Rechte, der ich zu dir spreche: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!
Elberfelder 1871 – Jes 41,13

denn ICH bin dein Gott,
der deine Rechte erfaßt hat,
der zu dir spricht:
Fürchte dich nimmer,
ich selber helfe dir.
Buber & Rosenzweig – Jesaja 41,13

Denn Ich Jehova, dein Elohim, bin Festhalter deiner Rechten, der zu dir Sprechende: Nimmer wollst du dich fürchten, Ich, Ich helfe dir.
Pfleiderer – Jesaja 41:13

Denn ich bin der Herr, dein Gott. Auf Gott, den gnädigen Gott, der für uns ist, auf ihn, den Grund aller gläubigen Zuversicht, weist auch hier Jesaja wieder hin, aber mit anderen Worten, als vorher. Und wie sehr bedarf es der öfteren Wiederholung, ehe dieser Glaube in unseren Seelen Wurzeln schlägt! Willst du ruhigen Herzens bleiben in den mancherlei Kämpfen, in denen du zu ringen hast, so blicke nicht hierhin und dorthin, sondern halte unverrückt den Herrn im Auge, der mit dir ist! Dass Gott sich den unseren nennt, weist hin auf seine Liebe; sie mag uns sänftigen und beruhigen, wo das Wort von seiner Allmacht allein uns nur schrecken kann. Und wenn er abermals vom Stärken der Hände und von seiner Rede spricht, will er, dass wir die Unterpfänder seiner Liebe festhalten und an seinem Wort hangen, das allein uns ein Zutrauen zu seiner ewigen Gnade ins Herz gibt. Angst und Bangen, Irrtum und Schwanken ist überall, wo man Gottes Wort überhaupt nicht oder nur unaufmerksam hört.

Jean Calvin – Jesaja

Wessen Führung kann man vertrauen?
„ES IST Zeit zu gehen!“ sagt der Vater zu seinem fünfjährigen Sohn. Er streckt die Hand aus, und unverzüglich greift sein Sohn danach und umschließt die Finger des Vaters mit seiner kleinen Hand. Wo immer es auch hingehen wird, der Junge vertraut der Führung seines Vaters und folgt ihm voll Zuversicht. Komme, was da wolle, der Kleine wird seinen festen Griff nicht lockern.
Würden wir uns in der heutigen Zeit, die sich durch unsichere wirtschaftliche, politische und persönliche Verhältnisse auszeichnet, nicht über die führende Hand jemandes freuen, dem wir vorbehaltlos vertrauen könnten? Es ist jedoch so, daß skrupellose Leute die Unerfahrenheit anderer ausnutzen. Aus gutem Grund sollten wir daher achtgeben, wem wir vertrauen. Vielleicht wurden wir schon einmal bitter enttäuscht, als wir uns auf jemandes Führung verließen, der unsere Hoffnungen dann aber nicht erfüllte.
Dennoch werden wir in der Bibel ermutigt, unser Vertrauen auf Gott zu setzen. Der Prophet Jesaja schrieb: „Denn ich, Jehova, dein Gott, ergreife deine Rechte, der zu dir spricht: ‚Fürchte dich nicht. Ich selbst will dir helfen‘ “ (Jesaja 41:13). Und der Apostel Petrus gab den Rat: „Erniedrigt euch daher unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch zur gegebenen Zeit erhöhe, wobei ihr all eure Sorge auf ihn werft, denn er sorgt für euch“ (1 Petrus 5:6, 7).
Doch kann es durchaus sein, daß wir uns fragen, welchen Grund wir haben, unser Vertrauen in die Führung Gottes zu setzen. Daß es berechtigte Gründe dafür gibt, geht aus dem folgenden Bericht über das alte Volk Israel hervor.

Erwachet! 1996

Außer Kontrolle geratene Fantasie
Das Leben für gefährlich halten:
• „Ich erwarte stets Feindschaft und Hass.“
• „Ich erwarte immer Widerstand und Hindernisse.“
• „Ich rechne immer mit Gefahren und Katastrophen.“
Stets mit dem Schlimmsten rechnen:
• „Ich rechne immer mit Ablehnung und Spott.“
• „Ich erwarte stets Schmerz und Kummer.“
• „Ich erwarte immer Frustration und Misserfolge.“

Eine Änderung für unmöglich halten:
• „Ich glaube nicht mehr daran, dass mein Leben je normal sein wird.“
• „Ich glaube, dass ich für immer von der Angst kontrolliert sein werde.“
• „Ich glaube nicht, dass Gott mir helfen kann.“

Die Befürchtung, keine Kontrolle über die Situation zu haben:
• „Ich fühle mich überwältigt, wenn ich Angst habe.“
• „Ich fühle mich kraftlos, wenn ich Angst habe.“
• „Ich kann nicht klar denken, wenn ich Angst habe.“

Hunt – Handbuch für Biblische Seelsorge

Nicht Israel hat seinen Gott »ergriffen«, vielmehr stellt sich sein Gott als ein Herr vor, der sein Volk erwählta und ergriffen hat. Beide Tätigkeiten sagen das gleiche aus, wobei man das zweite Wort als geschichtliche Zuspitzung der Erwählung fassen kann, und das Zeitwort gerufen eine nochmalige geschichtlich erfahrene Konkretion umschreibt. Wen Gott ergreift und ruft, den hat er unwiderruflich für alle Zeiten und vor allen Zeiten für sich reserviert, also erwählt. »Solange es wahr ist, daß er uns erwählt hat, solange haben wir eine Zukunft« (Westermann). Diese gnadenvolle Zuwendung ist aber zugleich ein hoheitlicher Akt Gottes; denn wie die voranstehenden Abschnitte gezeigt haben, ist der Retter-Gott kein anderer als der Schöpfer-Gott, vor dem alle Kreatur, auch die besonders erwählte, zittert. Darum hat die so geartete Zuwendung Gottes zu seinem Volk es mit sich gebracht, daß Israel zu seinem Gott steht wie ein Knechtb zu seinem Herrn: »Knecht« wird Israel jetzt erst richtig, weil er es aus der »Knechtschaft« des babylonischen Exils befreien will (40,2)! Der Zusammenhang macht aber deutlich, daß Knechtsein nicht ein murrendes sich Unterwerfen unter einen tyrannischen Gott bedeutet. »Die wesentliche Besonderheit liegt darin, daß das Wort für ›Knecht‹ im Hebr. (›a̔bäd‹) etwa gleichgewichtig das Moment des bergenden, sichernden Zugehörens und das des Darunterstehens, der Unterordnung, zum Ausdruck bringt … das ›a̔bäd‹-Sein bedeutet in dieser Hinsicht Vertrauen, Ehre, Geborgenheit, so etwa wie es dies für den Knecht Abrahams in der Erzählung Gen 24 bedeutet« (Westermann).
Wann geschah diese Erwählung? Zwar denkt man bei diesem Wort sogleich an Gottes vorzeitliches Vorherbestimmen, doch ist Erwählung hier, wie an anderen Stellen des Alten Testaments auch, an eine bestimmte geschichtliche Person gebunden. Abraham war der Erwählte Gottes, der in einem besonderen Verhältnis zu ihm stand, ein Geliebter. Dieses Wort drückt die besondere Beziehung aus, in die Gottes Gnadenwahl Abraham versetzte. Man kann hier an Abrahams Ringen mit Gott um Sodom denkenc, das seine freundschaftliche Beziehung zu Gott dokumentiert. Die Erwählung Israels/Jakobs ruht also auf der Erwählung dieses Einen – Vorschattung des Neuen Bundes, wo es auch nur eine Erwählung durch den Einen, Christus, gibt und nicht abgesehen von ihm. »Das gegenwärtige Israel wird angeredet so, als habe es Abrahams Schicksal erlebt; im Sinne der Idee der korporativen Persönlichkeit besteht kein Unterschied zwischen dem Stammvater und seinen Nachfahren« (Elliger).
Wie sehr dieser Erwählungsglaube aber zu einer fleischlichen Sicherheit entarten konnte, zeigt die neutestamentliche Geschichte. So ruft Johannes der Täufer seinen frommen, aber Gott zutiefst nicht gehorsamen Zeitgenossen zu: »Denkt nicht, daß ihr bei euch sagen könnt: Wir haben Abraham zum Vater!«d Gott kann auch »aus Steinen« sich Kinder erwecken, das heißt, Gottes Kinder sind nie solche Menschen, die aus der Gnade einen selbstverständlichen Rechtsanspruch machen, sie sind vielmehr immer Menschen, deren Erwählung für sie selbst ein reines Wunder ist. Richtig verstanden, hat schon die Erwählung Abrahams diese wunderbare, unverdiente Gnade offenbar gemacht. Gott hat nicht einen im menschlichen Sinne naheliegenden Entschluß getroffen, er hat also nicht jemanden genommen, der für eine Erwählung hervorragend geeignet gewesen wäre, er hat vielmehr den Abraham »weit her geholt«, von den Enden der Erde und ihren Rändern, ein unbekanntes Geschlecht also. Wenn Gottes Majestät in dieser wunderbaren Gnadenwahl einst sich zeigte – sollte nicht der gleiche Gott auch jetzt noch einmal die Nachkommen dieses Erwählten von den »Enden« und »Rändern« der Verzweiflung und Resignation herholen und ins Land der Väter bringen können?
[10/13] Unter dem Vorzeichen des Erwählt-, Berufen- und Knechtseins, gezeichnet von der totalen Zuwendung Gottes, zusammengefaßt in der alten Bundesformel Mit dir bin ich! (= Ich bin Jahwe, dein Gott) darf Israel jetzt den Zuspruch hören: Fürchte dich nicht!e Fürchten könnte sich Israel angesichts des Gerichtshandelns Gottes, das durch die Welt wie ein alle und alles vernichtender Sturmwind braust – wie sollte es dabei entkommen? Fürchten könnte es sich aber auch angesichts der imposanten Götter in Babylon und sich in großer Verzagtheit die Frage stellen: Werden wir je von unseren Herren entlassen werden? Durch den Anruf »Fürchte dich nicht!« ist jegliche Furcht und deren Veranlassung beseitigt; denn er ruht auf dem begründenden Denn mit dir bin ich.20 Die Wegnahme der Furcht liegt in Gottes Gottsein-für-Israel begründet. Anders als so ist Gottes Sein nicht auszusagen. Die Zusage des Befreitseins von der Furcht, die Israel allerdings anzunehmen hat, schenkt ihm einen freien Blick in die Zukunft. Darum braucht es seinen Blick nicht mehr voller Angst nach rückwärts zum Ort der Gefangenschaft zu richten; es kann den Befehl Schaue dich nicht um! aber nun nicht mehr als Forderung verstehen, die nicht zu erfüllen ist, sondern es vermag den Blick nach vorne zu richten, weil Gott es von der Furcht befreit hat. Im Blick auf den Abschnitt 41,17–20 erkennt man noch mehr: Israel hat es nun auch nicht mehr nötig, sich in der Wüste angstvoll nach einer anderen Hilfe als der seines Gottes umzuschauen. So ist also Gottes Volk durch die Heilsankündigung zum Vertrauen aufgerufen, das es unterwegs zu bewähren hat. Und für unterwegs gilt: Ich stärke dich, auch helfe ich dir! Das heißt: Gott selbst wird sein Volk an der Hand führen: Denn ich bin Jahwe, dein Gott, der deine Rechte ergreift.

Wuppertaler Studienbibel – Jesaja

Gott hat Israel erwählt und hilft ihm. Die Völker, die Israel hassen, wird er hingegen nicht beschützen. Sie werden untergehen (V. 11 – 12 ). Israel wird mit der Hilfe des Herrn die Völker besiegen. Es wird sein, als würden sie gedroschen und wie Korn geworfelt (V. 15 – 16 ). Dies jedoch wird nicht aus Israels eigener Kraft geschehen, denn es ist nur ein Wurm und ein armer Haufe (V. 14 ). Israel soll sich nicht fürchten (vgl. V. 10 ; Jes 43,5; 44,2.8; 54,4 ). Gott ist sein Erlöser , ein Titel, den Jesaja 13mal für Gott benutzt ( Jes 41,14; 43,14; 44,6.24; 47,4; 48,17; 49,7.26; 54,5.8; 59,20;60,16; 63,16 ), sechsmal davon zusammen mit dem Titel der Heilige Israels ( Jes 41,14; 43,14; 47,4; 48,17; 49,7; 54,5 ). Diese Hilfe von Gott wird Israel fröhlich machen über ihn ( Jes 41,16 ).

Walvoord Bibelkommentar

erfüllt oder noch offen?

Und diejenigen, welche gottlos handeln (O. welche freveln) gegen den Bund, wird er durch Schmeicheleien zum Abfall verleiten; aber das Volk, welches seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen und handeln. Und die Verständigen des Volkes werden die Vielen (d. h. die Masse des jüdischen Volkes; so auch v 39; Kap 12,3) unterweisen, aber sie werden fallen durch Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Raub, eine Zeitlang. Und wenn sie fallen, wird ihnen mit einer kleinen Hülfe geholfen werden; und viele werden sich ihnen mit Heuchelei anschließen. Und von den Verständigen werden einige fallen, um sie zu läutern und zu reinigen und weiß zu machen bis zur Zeit des Endes; denn es verzieht sich noch bis zur bestimmten Zeit
Elberfelder 1871 – Daniel 11,32–35

Und er wird die, so ungerecht handeln wider den Bund, mit Schmeicheleien entheiligen; aber das Volk derer, so ihren Gott kennen, werden sich stärken und es tun. 2Makk 4,9f; 6,21f; 8,1f.
Und die Verständigen des Volkes werden viele zur Einsicht bringen; aber sie werden straucheln ob dem Schwerte und ob der Flamme, ob der Gefangenschaft und dem Raube, einige Tage. Dan 12,3.
Und wenn sie straucheln, werden sie ihnen mit kleinem Beistand beistehen; aber viele werden ihnen anhangen mit Schmeicheleien.
Und von den Verständigen werden etliche straucheln, um unter ihnen abgetrieben, geläutert und weiß gemacht zu werden auf die Zeit des Endes: denn es ist noch auf die bestimmte Zeit. Dan 11,27; 12,10.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Daniel 11,32–35

Menschen, die sowieso nicht so leben, wie es die Gesetze vorschreiben, verführt er dazu, dass sie ihren Glauben an Gott ablegen. Aber die Leute, die ihren Gott gut kennen, werden sich nicht verführen lassen, sie bleiben stark und leben weiter so, wie es sein soll. Es wird einige kluge Männer geben, die dann vielen Leuten aus dem Volk wieder beibringen, wie man korrekt lebt. Diese Männer werden aber verfolgt, ausgeraubt, in den Knast gesteckt und hingerichtet werden. In dieser Zeit, wo man versucht, sie kaputt zu machen, wird es nur ein paar Leute geben, die ihnen helfen. Aber es wird viele geben, die so tun, als ob sie helfen wollen, aber in Wirklichkeit wollen sie es gar nicht. Auch einige von den klugen Typen werden scheitern und es nicht packen, straight zu bleiben. Das Ganze ist wie so ein großer Test, um zu sehen, wer es ernst meint und wer nicht. Es sollen am Ende nur die Leute übrig bleiben, die wirklich gut drauf sind. Aber das ist noch nicht alles.
VolxBibel – Daniel 11:32–35

Zum zweiten Mal (vgl. V. 28 ) ließ Antiochus seine Wut an den Juden, der Stadt Jerusalem und dem Tempel aus. Er wandte seinen Zorn gegen den heiligen Bund , das gesamte mosaische System (vgl. V. 28 ). Jeder jüdische Überläufer, der sich auf seine Seite stellte, wurde belohnt (vgl. V. 32 ). Er entheiligte den Tempel und setzte das tägliche Opfer ab. Antiochus sandte seinen General Apollonius mit 22 000 Soldaten mit einer angeblichen Friedensmission nach Jerusalem. Aber sie griffen Jerusalem an einem Sabbat an und töteten viele Menschen. Sie nahmen Frauen und Kinder als Sklaven, plünderten die Stadt und setzten sie in Brand.
Er versuchte, den Judaismus auszulöschen und die Juden zu hellenisieren. Darum verbot er ihnen die Befolgung ihrer religiösen Praktiken (wozu auch ihre Feste und die Beschneidung gehörten) und befahl, daß alle Abschriften des Gesetzes verbrannt werden müßten. Dann ließ er das Greuelbild, das Verwüstung bringt, aufstellen . Am 16 .Dezember 167 v. Chr. errichtete er auf dem Brandopferaltar außerhalb des Tempelgebäudes einen Altar für Zeus und ließ darauf ein Schwein opfern. Die Juden wurden gezwungen, an jedem 25sten eines Monats den Geburtstag von Antiochus Epiphanes zu feiern. Antiochus versprach abgefallenen Juden ( denen, die den Bund verletzten ; vgl. V. 30 ) eine große Belohnung, wenn sie den Gott Israels verließen und Zeus, den Gott der Griechen, anbeteten. Viele in Israel wurden durch seine Versprechungen ( Schmeichelei ) dazu gebracht, den falschen Gott anzubeten. Aber ein kleiner Rest blieb Gott treu und weigerte sich, an diesen verwerflichen Praktiken teilzunehmen. Antiochus IV. starb schließlich wahnsinnig im Jahr 163 v. Chr. in Persien (vgl. die Anmerkungen zu Antiochus in Dan 8,23-25 ).
Dan 11:33-35
Die Juden, die sich weigerten, sich Antiochus unterzuordnen, wurden verfolgt und um ihres Glaubens willen getötet. Das Wort Fall (V. 33 – 34 ) meint wörtlich „stolpern“ ( kASal ). Es spricht von ernstem Leiden vieler und dem Tod anderer. Hier ist die Revolte der Makkabäer angesprochen. Mattatias, ein Priester, war der Vater von fünf Söhnen. (Einer von ihnen, Judas, wurde dadurch bekannt, daß er den Tempel Ende 164 v. Chr. wieder renovierte. Er wurde auch Judas Makkabäus, „der Hämmerer“, genannt.) 166 weigerte sich Mattatias, diesem falschen religiösen System zu dienen. Er und seine Söhne flohen von Jerusalem in die Berge und begannen den makkabäischen Aufstand. Zuerst waren es nur wenige Juden, die zu ihnen hielten. Aber dann wurde ihre Bewegung sehr populär, viele schlugen sich auf ihre Seite, einige aus ehrlichen Motiven, andere aus unehrlichen. Das Leiden, das die Treuen erduldeten, reinigte und läuterte sie. Diese Zeit der Verfolgung dauerte nicht sehr lange. Es war Daniel bereits offenbart worden, daß der Tempel 1150 Tage lang entheiligt sein würde ( Dan 8,14 ; vgl. die Anmerkungen zu Dan 8,23-25 ). Hier wird ihm versichert, daß diese Verfolgung eine Zeitlang andauern und dann aufgehoben werden wird, denn ihr Ende wird zur vorausbestimmten Zeit kommen.

Walvoord Bibelkommentar

V.34 kann man als eine Prophetie der Bewahrung bezeichnen: »und während sie zugrunde gehen, werden sie eine kleine Hilfe erhalten«. Das bedeutet doch: Sie werden nicht gänzlich verlassen bleiben. Gott wird ihnen »eine kleine Hilfe« senden, zum Zeichen, daß der Herr lebt und sie nicht vergessen hat. Der Geschichtsverlauf hat deutlich gemacht, daß diese »kleine Hilfe« u.a. in den Makkabäern bestand, die seit 166 v.Chr. als Guerillas und Aufständische gegen Antiochus und die Syrer kämpften. In dem Ausdruck »kleine Hilfe« liegt ein Doppeltes:
a) die dankbare Anerkennung dessen, was die Makkabäer taten,
b) die klare Einsicht in die Begrenztheit dieser Hilfe.
Denn die Religionsverfolgungen gingen teilweise auch unter den Makkabäern weiter (z.B. ließ König Alexander Jannai, der 103–76 v.Chr. regierte, Tausende von Pharisäern kreuzigen), und als die Makkabäer ihre Macht verloren, setzten sie sich unter den Römern fort, bis sie schließlich in die großen Christenverfolgungen mündeten. Die »große Hilfe« kommt erst, wenn Jesus Christus bei seiner Wiederkunft allen Reichen dieser Welt ein Ende machen wird. Insofern deutet der Ausdruck »kleine Hilfe« auf den weltumspannenden Geschichtsplan Gottes, weit über die konkreten Jahre 167ff hinaus. Auch der zweite Satz in V.34 kann als eine Art Bewahrung aufgefaßt werden: »viele werden sich unaufrichtig an sie anschließen«. D.h. zunächst einmal positiv: Die Gesetzestreuen gewinnen einen starken Anhang im Volk. Durch die »kleine Hilfe« in Gestalt der Siege der Makkabäer neigt sich das Zünglein der Waage denen zu, die die Zwangseinheit ablehnen. Allerdings sieht Gott tiefer. Der glänzende Sieg der Makkabäer, die 143 v.Chr. die Unabhängigkeit erringen, bewirkt, daß viele auch aus »unaufrichtigen« Motiven zur Gesetzestreue zurückkehren. Es ist nicht alles wahre Buße, was als solche erscheint! Damit ist die Gemeinde aller Zeiten davor gewarnt, sich an äußeren Erfolgen zu orientieren. Übrigens grenzten sich einzelne Gruppen im Judentum, z.B. die Qumrangemeinschaft, durch äußerst strenge Regeln von solchen »Mitläufern« ab.
V.35 führt uns noch mehr aus den vordergründigen Geschichtsereignissen heraus. Er gibt zunächst eine Präzisierung. Nur »eine Anzahl von Verständigen wird zugrundegehen«. Die Zahl der Märtyrer, die ihr Leben hingeben, ist wie in Offb 6,11 begrenzt. Er antwortet sodann auf die Frage, die angesichts der Märtyrer aufsteigt: Wozu dient dieses Leid? Die Antwort lautet: Gott will »in ihren Reihen prüfen, läutern und reinigen«. Das betrifft sowohl die persönliche Läuterung der Märtyrer als auch die Läuterung in den »Reihen« der Gesetzestreuen. Nur auf dem Weg des Leidens können Glauben und Gehorsam echt bleiben. Wir ahnen, daß Gottes Schule wegen unserer Sündenliebe oft hart sein muß. Aber nun wird noch einmal ein weiter Horizont aufgezeigt: »bis zur Zeit des Endes«. Schaut hier nicht die danielische Prophetie weit über die makkabäischen Kämpfe hinaus? Hat uns nicht Jesus eine Art Kommentar zu diesem Vers gegeben, wenn er in Mt 24,17 sagt: »Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird gerettet«? Und auch am Ende des Matthäus-Evangeliums scheint dieser Ton aufzuklingen: »ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende« (Mt 28,20). Es empfiehlt sich nicht, das Ende in der Prophetie Daniels schon mit dem Tod des Antiochus anzusetzen. Sie warnt sogar vor einer Naherwartung: »Denn noch läuft es weiter auf bestimmte Zeit«. Wielange diese »bestimmte Zeit« dauert, weiß nur Gott. Soviel ist auf jeden Fall klar: vor dem »Ende« der irdischen Geschichte wird das Martyrium in der Gemeinde Gottes niemals aufhören.
Immer mehr haben wir in den letzten Versen typische Züge entdeckt, die nicht nur auf die Zeit des Antiochus zutreffen, sondern Modellcharakter für die ganze Geschichte Israels und der Kirche besitzen. Dieses Typische drängt sich in den Versen 36–39 noch stärker hervor.


Es lohnt sich an dieser Stelle, noch einmal auf die alten Ausleger zu hören. Der im 3. Jh. n.Chr. schreibende Hippolyt bezog die Verse 36ff auf den Antichrist, der im 4. Jh. n.Chr. lehrende Hieronymus bezog schon die Verse 21ff auf den Antichrist, und der zu Anfang des 5. Jh. n.Chr. wirkende Chrysostomus betrachtete sogar das ganze 11. Kapitel als Antichristweissagung. Auch Luther sieht von V.21 an zunehmend eine Weissagung auf den Antichrist. Allerdings verschwindet für ihn und für Hieronymus der historische Antiochus IV. nicht ganz, sondern der Syrerkönig wird als historische Gestalt zugleich ein Abbild des Antichrist: »er (= Daniel) malet«, sagt Luther, »denselben also, daß er seine Worte endlich dahin lenkt, daß er unter der Person des Antiochus den Antichrist beschreibt«. Luther beruft sich für diese Deutung auf die einstimmige Meinung der Kirche: »denn auch alle Lehrer einträchtig solche Weissagung vom Antiocho auf den Antichrist deuten«. Es gilt nach Luther also beides im Auge zu behalten: die Weissagung des Antiochus IV. für die Juden und die Weissagung des Antichrist für die Kirche. Beides läßt sich nicht trennen, sondern liegt ineinander: »daß er (= Daniel) nicht nur und allein den Edlen (= Antiochus) meine, sondern menget den Edlen und Antichrist untereinander«. Ähnlich deutet Hartenstein. Er bezieht die Verse 36–39 zwar auf Antiochus, sieht aber in diesem zugleich »das Bild des alttestamentlichen Antichrist«

Wuppertaler Studienbibel

Vers 32a spricht von der Politik des Antiochus Epiphanes: Und die, die dem Bund zuwiderhandeln, wird er durch Schmeicheleien verderben. Diejenigen, die gegen den Bund Unrecht taten, waren die Hellenisten. Er verderbte sie mit Schmeicheleien, indem er die einen gegen die anderen ausspielte. Er hat die Abtrünnigen absichtlich begünstigt, erhöht und gefördert.
In Vers 32b heißt es: Das Volk, das seinen Gott kennt, wird stark sein und Heldentaten vollbringen.
Das Volk, das seinen Gott kennt, waren die Makkabäer. Sie sollen stark sein, und sie waren stark in dem Herrn. Sie werden Heldentaten vollbringen, und in der Tat besiegten sie schließlich jede Armee, die Antiochus Epiphanes gegen sie schickte (1 Makk. 2:1-13:53; 16:1-2; 2 Makk. 8:1-15:36).

Vers 33 spricht von den Gerechten unter den Juden: Und die Weisen unter dem Volk werden viele belehren. Trotz des Dekrets von Antiochus, das die Lehre der Schrift verbot, fuhren die Gerechten fort, die Schrift zu lehren und den Weg des Herrn zu lehren. Dennoch werden sie fallen. Wegen dieser Aktivitäten starben viele durch die Verfolgungen auf die vier Arten, die Daniel prophezeite: durch das Schwert und durch die Flamme, durch die Gefangenschaft und durch den Raub (2. Makk. 6:18-31; 7:1-42).

Vers 34 prophezeite den Fall der Makkabäer: Wenn sie, die Gerechten, fallen werden, so wird ihnen geholfen werden mit einer kleinen Hilfe. Den Gerechten wurde durch die Makkabäer geholfen, denen es gelang, Israel von den Syrern zu befreien; dennoch fielen auch sie, denn nicht einer von ihnen starb eines natürlichen Todes. Von den fünf Brüdern starben drei im Kampf und zwei durch Verrat. Aber viele werden sich ihnen mit Schmeicheleien anschließen. Viele Juden, die eigentlich den Hellenismus bevorzugten, schlossen sich den Makkabäern an, weil sie gegen die Syrer erfolgreich waren. Später aber pervertierten sie die Nachkommen der Makkabäer, die aktive Hellenisierer wurden.

In Vers 35a wird die göttliche Absicht in der Verfolgung offenbart; Gott lässt die Verfolgung zu, damit die Gerechten geläutert, gereinigt und weiß gemacht werden können.
In Vers 35b schließt er diese Einheit ab und betont, dass Antiochus Epiphanes nur bis zu einem bestimmten Punkt regieren dürfe; dann würde Gott seiner Herrschaft ein Ende setzen. Dies tat Er tatsächlich.

Arnold Fruchtenbaum – Channukah (Das Fest der Einweihung)

Bis Vers 35 haben sich alle Worte von Daniel schon erfüllt gehabt. Werden diese Verse noch einmal erfüllen? Oder erwarten wir nur die Erfüllung ab Vers 36?

als das Haus Juda gegen das Haus Israel in den Krieg ziehen wollte

Und (2. Chron 11) Rehabeam kam nach Jerusalem; und er versammelte das ganze Haus Juda und den Stamm Benjamin, 180000 auserlesene Krieger, um mit dem Hause Israel zu streiten, damit er das Königreich an Rehabeam, den Sohn Salomos, zurückbrächte. Da geschah das Wort Gottes zu Schemaja, dem Manne Gottes, also: Sage zu Rehabeam, dem Sohne Salomos, dem König von Juda, und zu dem ganzen Hause Juda und Benjamin und zu dem übrigen Volke, und sprich: So spricht Jehova: Ihr sollt nicht hinaufziehen und nicht mit euren Brüdern, den Kindern Israel, streiten; kehret um, ein jeder nach seinem Hause, denn von mir aus ist diese Sache geschehen. Und sie hörten auf das Wort Jehovas und zogen wieder zurück nach dem Worte Jehovas.
Elberfelder 1871 – 1.Könige 12,21–24

So spricht der Ewige: Zieht nicht hinauf und kämpft nicht mit euren Brüdern, den Kindern Jisraël, kehrt um, jeder zu seinem Haus, denn vom mir ist diese Sache geschehen.» Da hörten sie auf das Wort des Ewigen, kehrten um und gingen von dannen, nach dem Wort des Ewigen.
Neftali-Herz-Tur-Sinai – 1.Könige 12:24

So spricht Jehovah: Ziehet nicht hinauf und streitet nicht mit euren Brüdern, den Söhnen Israels, jeder Mann kehre in sein Haus zurück; denn solches ist von Mir geschehen. Und sie hörten auf das Wort Jehovahs, und kehrten zurück, daß sie hingingen nach dem Worte Jehovahs.
Tafelbibel – 1.Könige 12,24

Krieg gegen den eigenen Nachbarn? Darf man denn nicht das Nachbarvolk angreifen, wenn es die Religion verlangt? Sollte man denn überhaupt in den Krieg ziehen?
Als nach Salomos Tod das „große Reich“ durch Gottes Willen in zwei Reiche zersplitterte, wollte einer der beiden Könige, die Spaltung wieder rückgäng machen – und das mit Waffengewalt.
Manches erinnert an die Kriege der Welt – wenn Herrscher ins Nachbarland einrücken, um „alte Ungerechtigkeit“ wieder gut zu machen, indem gemordet wird! Und Gottes Blick auf die Geschichte?
Hatte Jehovah eine Meinung zu diesen Kriegen? Und sollten wir uns nach Seinem Willen ausrichten, wenn es um heutige Konflikte geht??

Es ist auch wichtig zu sehen, dass in dem Maße, wie das Königtum verfällt, der Dienst der Propheten in den Vordergrund rückt. Wir haben Achija bereits mit einer Botschaft für Jerobeam in der Zeit der großen Untreue Salomos (1Kön 11,29) getroffen. In dieser Zeit hören wir auch von den Propheten Nathan und Jedo (2Chr 9,29). Jetzt hören wir von Schemaja. Durch Propheten spricht Gott in seiner Gnade in Zeiten des Verfalls weiterhin zu seinem Volk. Sie sind sozusagen die Verbindung zwischen Ihm und seinem Volk, eine Verbindung, die zuerst von den Priestern gebildet wurde. Das Wort Gottes bleibt für uns, gerade in Zeiten des Niedergangs, die Verbindung zwischen der Seele und Gott. Auf diese Weise sagt Er uns seine Gedanken über den Weg, den wir inmitten des Verfalls gehen sollten.
Es ist eine große Ermutigung, dass wir von jeder Sache wissen, dass der HERR sagt: „Von mir aus ist diese Sache geschehen.“ Das bedeutet, dass Ihm nichts in unserem Leben außer Kontrolle gerät. Alle unsere Worte, Taten und Überlegungen kennt Er. Vor Ihm ist nichts verborgen (Ps 139,1–6). Er kennt auch die Konsequenzen von allem, was wir tun. Er weiß alles in seinen Plan mit unserem Leben einzufügen, ohne unsere Verantwortlichkeit zu schmälern. Ereignisse aus unserem Leben, an die wir uns mit Scham erinnern (vgl. Röm 6,21), weiß Er für seine Ziele zu nutzen. Es wird zu unserem Wohle sein, wenn wir uns seinen Plänen mit unserem Leben fügen und unser Leben dementsprechend gestalten.

Ger de Koning – Das erste Buch der Könige – Ausgelegt & angewandt – Königtum in Verfall

Rehabeam wollte sich mit der Teilung des Königreichs nicht abfinden und hatte das Ziel, das Königtum an Rehabeam zurückzubringen. Nachdem der Verhandlungsweg nicht zuletzt durch sein Verschulden gescheitert war, suchte er die militärische Lösung und wollte mit dem Haus Israel kämpfen. Ein schneller Angriff hatte gute Aussicht auf Erfolg, da sich Israel zuerst neu organisieren musste. So ergriff Rehabeam sofort, als er nach Jerusalem zurückgekommen war, die Initiative dazu. Er versammelte das ganze Haus Juda und den Stamm Benjamin.
Unklar ist, warum und in welchem Umfang sich der Stamm Benjamin zu Juda hielt (vgl. zu 11,32). Eigentlich zählte Benjamin zu den nördlichen Stämmen. Die Herkunft des ersten Königs Saul aus dem Stamm Benjamin hatte nach Sauls Tod die Verbindung zu den nördlichen Stämmen eher gefestigt und es blieb ein gespanntes Verhältnis gegenüber Juda. Scheba, der unter David zur Reichsteilung aufrief, war Benjaminita (vgl. 16,5). Wie ist der Umschwung zu erklären? Da die Quellen darüber schweigen, können nur Vermutungen angestellt werden. Benjamin grenzte im Norden unmittelbar an Juda an und die Hauptstadt Jerusalem lag eigentlich auf benjaminitischem Gebiet. Es ist nicht auszuschließen, dass sich aus diesem Grunde, vor allem auch durch den Bau des Tempels, eine stärkere Hinkehr zu Juda vollzogen hatte. Andererseits musste Juda daran interessiert sein, dass Jerusalem nicht direkt an der Grenze zu Israel lag, sondern durch nördlich angrenzendes Gebiet einen gewissen Schutz hatte. Da Benjamin strategisch von großer Bedeutung war, war es in den kommenden Jahrzehnten bis zur Regierung Omris immer wieder umkämpftb.
Die genannte Zahl von 180000 Kriegern scheint vielen Auslegern unrealistisch hoch zu sein. Vergleicht man sie jedoch mit 2Sam 24,9, so erscheint sie nicht zu groß. Rehabeam versuchte sicherlich, jeden wehrfähigen Mann aufzubieten, um sofort einen durchschlagenden Erfolg zu erzielen.
[22] In die Phase der Mobilmachung hinein geschah das Wort Gottes zu Schemaja, dem Mann Gottes. Der Titel »Mann Gottes« wird auch für Mosec, Samueld, Davide, namentlich unbekannte Prophetenf, Eliag, Elisah und andere verwendet. Vorrangig werden Propheten so bezeichnet. Nicht selten stehen sie im Zusammenhang mit Wundererzählungeni. Viele von den Benannten tragen beide Titel (z.B. wird Schemaja in 2Chr 12,5.15, Elia in 18,22.36 Prophet genannt). Man muss davon ausgehen, dass die Terminologie in Israel vor allem in der frühen Zeit nicht einheitlich war, es ist sowohl mit regionalen Unterschieden als auch mit geschichtlichen Entwicklungen zu rechnenj. Der Titel »Mann Gottes« bringt eine besondere Beziehung des so Bezeichneten zu Gott zum Ausdruck. Vom Propheten Schemaja wissen wir um ein weiteres Auftreten vor Rehabeam aus 2Chr 12,5.7.15.
[23] Der Auftrag, den ein Prophet von Gott erhält, richtet sich zunächst an ein ganz bestimmtes Gegenüber, hier Rehabeam, das Haus Judas und Benjamins sowie den Rest des Volkes, also die in V. 21 Genannten. Es ist daraus zu schließen, dass Schemaja nicht nur vor dem König auftritt, sondern in der Öffentlichkeit, sehr wahrscheinlich vor dem sich formierenden Heer.
[24] Es folgt die Botschaft, die Schemaja im Auftrag Jahwes auszurichten hat. Die Einleitung »so spricht Jahwe« ist typisch für den Beginn prophetischer Rede (s. zu 11,31). Rehabeam verbietet im Namen Gottes den Kampf gegen Israel. Die Begründung ist eine doppelte: (1) Trotz der erfolgten Reichsteilung sind Juda und Israel Brudervölker und gehören eigentlich als das eine Volk Jahwes zusammen. Deshalb lautet die Aufforderung: »Kämpft nicht mit euren Brüdern, den Söhnen Israel.« (2) »Denn von mir ist diese Sache geschehen.« Rehabeam und sein Volk wird nochmals daran erinnert, dass hinter der Reichsteilung letztlich Gott stehtk. Die Teilung und damit Schwächung ist Gottes Strafhandeln wegen Salomos Schuld. Die Entscheidung ist bei Gott gefallen und ist nicht rückgängig zu machen. Gegen sie anzukämpfen ist sinnlosl.
Als praktische Konsequenz bleibt die Aufforderung »kehrt um, jeder in sein Haus«. Ähnlich ist der Aufruf in V. 16 »zu deinen Zelten, Israel«. Er bedeutet dort und hier den Abbruch einer Unternehmung und grundsätzlich das Ende einer Versammlung oder gemeinsamen Aktionm. Das Volk hörte das Wort Jahwes und befolgte es. Sie kehrten um und handelten somit nach dem Wort Jahwes. Damit war die Aktion beendet und die politische Teilung Israels endgültig.

Wuppertaler Studienbibel

Die Enttäuschungen in diesem Leben sind in Wirklichkeit nur Beweise meiner Liebe. Ich habe heute eine Botschaft für dich, mein Kind; ich will sie dir sagen, damit die Sturmwolken, die sich auftürmen, vergoldet und die Dornen, auf die du treten musst, stumpf werden.
Die Botschaft besteht nur aus einem kleinen Satz, aber versenke sie in die Tiefen deines Herzens! Möge sie dir ein Kissen sein, auf dem dein müdes Haupt ruht! Sie heisst: «Von mir aus ist diese Sache geschehen.»
Hast du nie daran gedacht, dass alles, was dich angeht, auch mich betrifft? Wer dich antastet, tastet meinen Augapfel an (Sach 2,8). Weil du teuer und wertvoll bist in meinen Augen, habe ich ein besonderes Interesse an deiner Erziehung. Wenn du in Versuchung gerätst und Feinde über dich kommen, so wisse: «Von mir aus ist diese Sache geschehen.» Ich bin der Gott der Umstände. Du bist nicht zufällig an dem Platz, wo du stehst, sondern weil ich diesen Platz für dich gewählt habe.
Hast du nicht um Demut gebeten? Siehst du, ich habe dich gerade an den Platz versetzt, wo du diese Lektion lernen kannst. Durch die Menschen und Dinge, die dich umgeben, tritt mein Wille in Wirksamkeit. Hast du Geldschwierigkeiten? Weisst du nicht, wie du mit dem Vorhandenen auskommen sollst? «Von mir aus ist diese Sache geschehen.» Ich bin es ja, der Himmel und Erde besitzt. Ich wünsche, dass du alles von mir erbittest und völlig von mir abhängig seiest. Mein Reichtum ist unbeschränkt (Phil 4,19). Setze meine Verheissung auf die Probe, damit nicht von dir gesagt werden muss, dass du in dieser Sache nicht auf Gott vertraust.
Gehst du durch eine Nacht der Trübsal? «Von mir aus ist diese Sache geschehen.» Ich, Jesus, weiss, was das heisst. Ich bin «der Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut» (Jes 53,3). Ich habe dir jede menschliche Stütze weggenommen, damit du dich zu mir wendest und ewigen Trost empfangen mögest (2 Thessalonicher 2,16.17).
Haben dich gewisse Freunde enttäuscht? Einer vielleicht, dem du dein Herz geöffnet hast? «Von mir aus ist diese Sache geschehen.» Ich habe diese Enttäuschung zugelassen, damit du lernen mögest, dass ich, Jesus, dein bester Freund bin. Ich halte dich aufrecht und streite für dich in deinen Kämpfen. Mich verlangt danach, dein Vertrauter zu sein.
Hat jemand Falsches über dich ausgesagt? Lass das liegen und schliesse dich enger an mich an, unter meine Flügel, fern von den Wortgefechten. Wenn dir Unrecht geschieht, will ich «deine Gerechtigkeit hervorkommen lassen wie das Licht, und dein Recht wie den Mittag» (Ps 37,6).
Sind deine Pläne umgestossen worden? Bist du niedergeschlagen und enttäuscht? «Von mir aus ist diese Sache geschehen.» Hast du Pläne gemacht und mich dann gebeten, sie zu segnen? Ich bin es doch, der Pläne macht für dich. «Die Sache ist zu schwer für dich, du kannst sie nicht allein ausrichten» (2 Mose 18,18). Du bist nur ein Werkzeug, nicht der Handelnde.
Hast du sehnlich gewünscht, ein grosses Werk für mich zu tun? Und nun musst du auf einem Leidenslager liegen? «Von mir aus ist diese Sache geschehen.» Es war mir unmöglich, deine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, während du dich eifriger Tätigkeit hingabst. Ich möchte dich doch einige meiner tiefsten Lektionen lehren. Nur wer gelernt hat, geduldig zu warten, kann mir dienen. Meine grössten Mitarbeiter sind oft jene, die nicht am aktiven Dienst teilnehmen können, aber gelernt haben, die Waffe des Gebets zu gebrauchen.
Bist du plötzlich berufen worden, eine schwierige Aufgabe voller Verantwortung zu erfüllen? Schreite mutig vorwärts, zähle auf mich. Ich versetzte dich in diese verantwortungsvolle Stellung, damit du erfährst, dass «der HERR, dein Gott, dich segnen wird in allem, was du tust» (5 Mose 15,18).
Heute gebe ich einen Krug heiligen Öls in deine Hand. Mache freien Gebrauch davon, mein Kind, damit du in all den Umständen deines Pfades jedes Wort, das dich schmerzt, jeden Umstand, der deine Geduld übt, jede Offenbarung deiner Schwachheit mit diesem Öl des Vertrauens und des Trostes salben kannst. Denke daran, dass deine Verlegenheiten Gottes Gelegenheiten zur Hilfe sind. Der Stachel wird in dem Mass verschwinden, wie du in allen Dingen mich erkennst. «Richtet euer Herz auf alle Worte, die ich euch heute bezeuge … es ist euer Leben» (5 Mose 32,46.47).

J.N. Darby – Halte fest 1960 Seite 231 – auch online unter https://www.bibelpraxis.de/a851.html

gesegnet weil ich an Gott glaube?

Und nun, so spricht Jehova der Heerscharen: Richtet eurer Herz auf eure Wege!
Ihr habt viel gesät und wenig eingebracht; ihr esset, aber nicht zur Sättigung; ihr trinket, aber nicht zur Genüge; ihr kleidet euch, aber es wird keinem warm; und der Lohnarbeiter erwirbt Lohn für einen durchlöcherten Beutel.
So spricht Jehova der Heerscharen: Richtet euer Herz auf eure Wege!
Elberfelder 1871 – Haggai 1,5–7

Und jetzt spricht Jehova, des Weltalls Gott, also: Richtet eure Herzen auf eure Wege!
Ihr säet viel, und erntet wenig; ihr esset, und werdet doch nicht satt; ihr trinket, und werdet doch nicht trunken; ihr kleidet euch, und werdet doch nicht erwärmet; und wer um Lohn dienet, der dienet für einen durchlöcherten Beutel.
Darum spricht Jehova, des Weltalls Gott: Richtet eure Herzen auf eure Wege!
van Ess 1858 – Haggai 1:5–7

Nun aber spricht Jehovah der Heerscharen also: Richtet (setzet) euer Herz auf eure Wege!
Ihr sät viel und bringt wenig herein. Ihr esset, und nicht zur Sättigung; ihr trinkt, und nicht zur Trunkenheit, ihr kleidet euch und werdet nicht warm; und was ihr verdient, verdient ihr in einen löchrigen Beutel. Hag 2,17; 5Mo 28,38; 1Mo 43,34; Mi 6,15.
So spricht Jehovah der Heerscharen: Richtet (setzet) euer Herz auf eure Wege!
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Haggai 1,5–7

Und nun: So spricht Jehova der Heerscharen: Richtet euer Herz auf eure Wege!
Gesät habt ihr viel, und das Eingebrachte ist wenig, man isst und nicht ists zur Sättigung; man trinkt, aber nicht um trunken zu sein; man kleidet sich, aber nicht wird einem warm; und der um Lohn sich verdingende, verdingt sich um Lohn in einen löcherigen Beutel.
So spricht Jehova der Heerscharen: Richtet euer Herz auf eure Wege!
Pfleiderer Übersetzung – Haggai 1:5–7

Ich bin doch Christ! – da muß Gott mich doch segnen! Ich gehe regelmäßig zum Gottesdienst! Ich bete doch auch so oft, wie ich etwas von Gott wünsche! Also warum geht es mir nicht besser, als meinem ungläubigen Nachbarn?
Ja, schauen wir einmal, was Haggai zu den Israeliten sagt: ja, sie waren Gottes Volk, sie waren in dem „verheißenen Land“ – und trotzdem hatte Jehovah seinen Segen „abgezogen“. Warum? Nun in Vers 7 sagt Jehovah ganz deutlich: „schau dir doch mal deinen eigenen Weg an“ – und dann geht Haggai ja in den kommenden Versen einige Dinge durch, die „im Argen lagen“.
Und bei mir? Drehe ich mein Leben um IHN? Oder dreht sich mein Leben um MICH – und Jehovah ist nur ein „nötiges Übel“ der ja wenigstens etwas für mich tun kann??

Der Herr ermahnt die Menschen, ihr Verhalten angesichts ihrer gegenwärtigen Armut zu überdenken. “ Achtet doch darauf, wie es euch geht “ heißt wörtlich: „Verlegt eure Herzen darauf“. Noch viermal nimmt Haggai diese Wendung auf: „Achtet doch darauf“ (V. 7 ; Hag 2,15.18 [zweimal]). Die Menschen sollen ihre verdrehten Prioritäten überdenken und endlich Gott und ihrer Beziehung zu ihm den Vorrang geben. Bis jetzt war ihre Handlungsweise verkehrt und zudem vergeblich gewesen. Ihre Selbstbezogenheit hatte ihnen keineswegs zu wirtschaftlicher Stabilität verholfen. Die reichliche Aussaat erbrachte nur magere Ernten (vgl. Hag 1,10-11; 2,16-17.19 ), und sie besaßen nicht einmal das zum Leben unbedingt Notwendige – Nahrung, Trank und Kleidung. Die Inflation, eine Folge dieser Gesamtsituation, ist bildlich dargestellt: “ Wer Geld verdient, der legt’s in einen löchrigen Beutel. “ Die Schlußfolgerung liegt nahe, daß diese wirtschaftlichen Zustände die göttliche Strafe für ihren Ungehorsam sind (vgl. 3Mo 26,18-20; 5Mo 28,38-40 ). Alle ihre Anstrengungen als Bauern und Lohnarbeiter brachten ihnen letztlich nichts ein, weil sie bei ihrem Tun nicht an den Herrn dachten. Ihre Vorfahren, die in Gefangenschaft gehen mußten, hatten dieselbe Vergeltung für ihre Fehler empfangen (vgl. 5Mo 28,41 ), doch von den aus dem Exil Zurückgekehrten hatte Gott Besseres erwartet.

Walvoord Bibelkommentar

Auch wenn all dies zuerst aus der Perspektive der Juden betrachtet werden muss, bleibt für uns der Grundsatz bestehen: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden“ (Mt 6,33). Der Herr soll immer den ersten Platz im Herzen des Gläubigen einnehmen. Wir sollen seine Interessen im Blick haben und ganz ihm geweiht sein. In seiner Gnade trägt er in jeder Hinsicht Sorge für uns. Die Vernachlässigung der Dinge Gottes bringt jedoch immer die gleichen bitteren Enttäuschungen mit sich, nämlich einen ungestillten geistlichen Durst und nicht angefachte geistliche Zuneigungen.

Philippe Laügt – Das Buch Haggai

Haggais zweite Ermahnung forderte das Volk auf, seinen Lebensstil und seine Handlungen im Lichte des Bundes zu prüfen, den Gott mit ihnen geschlossen hatte, bevor das Volk das Land Kanaan betrat (Lev. 26; Deut. 27-28). Das Wort, das im KJV MIT „erwägen“ übersetzt wird, heißt im NIV „sorgfältig nachdenken“ (Hag. 1:5). Es war für das Volk an der Zeit, sich vor dem Herrn ernsthaft selbst zu prüfen.
Gottes Bund besagte eindeutig, dass er sie segnen würde, wenn sie seinem Gesetz gehorchten, und sie bestrafen würde, wenn sie ungehorsam waren. „Wenn ihr mir nicht gehorcht, werde ich euch siebenmal mehr für eure Sünden bestrafen. Ich werde den Stolz eurer Macht brechen; ich werde euren Himmel wie Eisen und eure Erde wie Bronze machen. Und eure Kraft soll umsonst sein; denn euer Land soll keinen Ertrag bringen, und die Bäume des Landes sollen ihre Früchte nicht bringen“ (Lev 26,18-20; vgl. Dtn 28,38-40).
In der Tat, ihre Kraft war vergeblich! Sie säten reichlich, ernteten aber nur eine magere Ernte. Wenn sie aßen und tranken, wurden sie nicht satt und zufrieden. Ihre Kleidung hielt sie nicht warm, und ihr Einkommen deckte ihre Ausgaben nicht. Als die Vorräte knapper wurden, stiegen die Preise, und ein Käufer hätte seinen Reichtum genauso gut in einer löchrigen Brieftasche tragen können!
Ich glaube zwar nicht, dass der alttestamentliche Zehnte vom neutestamentlichen Gläubigen verlangt wird (Apostelgeschichte 5,1-4), aber ich denke, dass der Zehnte ein guter Anfang ist, wenn es um systematische Haushalterschaft geht. Denn wenn ein Jude des Alten Bundes, der unter dem Gesetz steht, dem Herrn gerne den Zehnten gibt, sollte ein Gläubiger des Neuen Bundes, der unter der Gnade steht, weniger tun? Aber der Zehnte ist nur ein Anfang! Die in 2. Korinther 8-9 niedergelegten Grundsätze ermutigen uns, dem Herrn Opfergaben zu geben und ihm alles anzuvertrauen, was wir brauchen (siehe 2. Korinther 8,9).
Weil die Juden im Gehorsam gegenüber dem Herrn in das Land zurückkehrten, dachten sie, er würde ihnen aufgrund ihrer Opfer besondere Segnungen zuteil werden lassen, aber sie wurden enttäuscht (Hag. 1:9). Stattdessen rief der Herr eine Dürre aus und hielt sowohl den Tau als auch den Regen zurück. Er nahm seinen Segen von den Menschen, die auf den Feldern, in den Weinbergen und in den Obstgärten arbeiteten. In Vers 11nennt Haggai die Grundprodukte, die das Volk zum Überleben brauchte: Wasser, Getreide, Wein und Öl (5. Mose 7,13; 11,14).
Einmal mehr enthüllte der Prophet die Ursache ihrer Probleme: Das Volk war mit dem Bau seiner eigenen Häuser beschäftigt und hatte keine Zeit für das Haus des Herrn (Hag. 1:9). Es ist wieder wie in Matthäus 6:33! Hätte das Volk geglaubt, was Gott in seinen Bündnissen versprochen hat, wäre es ihm gehorsam gewesen und hätte seinen Segen genossen.
Wir müssen jedoch darauf achten, dass das Geben nicht zu einem „Geschäft“ wird, denn unser Gehorsam sollte der Beweis für unsere Liebe und unseren Glauben sein. Der christliche Industrielle R.G. LeTourneau pflegte zu sagen: „Wenn du gibst, weil es sich auszahlt, wird es sich nicht auszahlen!“ Er hatte Recht.
Der Herr hat mit der Kirche nie einen „Wohlstandsbund“ geschlossen, wie er es mit Israel tat. Tatsächlich lautet die erste Aussage unseres Herrn in der Bergpredigt: „Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich“ (Mt 5,3). „Selig seid ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes“ (Lukas 6,20). Gott hat es für angebracht gehalten, einige Christen mit Reichtum zu segnen, aber das ist keine Garantie für jeden Gläubigen, auch wenn die heutigen „Wohlstandsprediger“ das behaupten. Wenn wir helfen, die Bedürfnisse anderer zu befriedigen, verspricht Gott, auch unsere Bedürfnisse zu befriedigen (Phil. 4,10-20; 2. Kor. 9,6-10), aber das ist kein Versprechen auf materiellen Wohlstand. Ganz gleich, wie viel Gott uns materiell gibt, wir alle müssen mit Paulus sagen: „wie Arme, aber viele reich machend“ (2. Korinther 6,10).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

V. 6 ließe sich so zusammenfassen: Viel Arbeit und wenig Erfolg. Oder noch besser: Viel Mühe und wenig Segen.
Ihr sät viel, und bringt wenig ein heißt: Es liegt nicht an eurer Faulheit, daß die Ernte so mager ist. Ziehen wir V. 10f zur Erklärung heran, dann sind es Mißwuchs und Dürre, die gute Ernten verhindern. Aber weil Mißwuchs und Dürre aus Gottes Hand kommen (V. 11), deshalb muß man genauer sagen: Gott verweigert das Gedeihen (vgl. 1Kor 3,6).
Ihr eßt, und werdet doch nicht satt (oder noch wörtlicher: man ißt, und doch ist nichts zum Sattwerden da). Ihr trinkt, und bleibt doch durstig (oder: man trinkt, und doch ist nichts zum Satttrinken da). Ihr kleidet euch, und werdet doch nicht warm. Man hat also das Notdürftigste, das Lebensminimum. Aber von einer Stillung auch nur der äußeren Bedürfnisse kann nicht die Rede sein, geschweige denn von einer vollen Zufriedenheit oder einer dankbaren Geborgenheit. Hier wird nicht nur Mangel gelitten. Hier fehlt auch das Gotteslob nach 5Mo 8,10: »Wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den Herrn, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat«. Es ist noch der atl. Begriff des Segens: Wen Gott segnet, den segnet er auch mit äußeren Gütern. Der ntl. Leser muß allerdings aufpassen, daß er hier nicht einer falschen Segenstheologie verfällt. Denn in der Nachfolge Jesu geht es entscheidend um den »geistlichen Segen in himmlischen Gütern durch Christus« (Eph 1,3), und es kann sehr wohl sein, daß Segen in der Christusnachfolge geradezu von äußerem Mißerfolg und Mangel begleitet ist (vgl. Phil 4,12). Diese Einsichten brechen aber nichts an der Botschaft des Haggai ab. Damals war der äußere Mangel eindeutig eine Folge mangelnden Segens. Ja, man kann in Hag 1,6 sogar das Urbild gott-losen Schaffens erkennen: Man müht sich, und es bleibt doch vergebliche Mühe. Noch beunruhigender ist, daß die Schilderung in Hag 1,6 nahe an den Fluch vom Ebal streift: »Du wirst viel Samen auf das Feld säen, aber wenig einsammeln …« (5Mo 28,38ff; vgl. Hos 4,10; Mi 6,14f).
Das Bild rundet sich durch den Schlußsatz von V. 6: Und wer arbeiten geht, schafft in einen löchrigen Beutel. Für arbeiten gehen kann man auch übersetzen: »sich um Lohn verdingen«, wie es Handwerker, Söldner und Tagelöhner tun. Bei schaffen ist dasselbe hebräische Wort gebraucht wie bei »arbeiten gehen«. Neben die Landwirtschaft mit ihrer Dürre treten also das Handwerk und die übrige Wirtschaft.150 Auch da: viel Mühe und wenig Erfolg. Es ist ein geradezu klassisches Bild, dieses Bild vom löchrigen Beutel. Der Beutel ist das, was man früher die »Geldkatze« nannte, der Ort, wo man Münzen oder Wertsachen aufbewahrte. Der Beutel, der ein Loch aufweist, verliert die Münzen. Eine wahre Sisyphus-Arbeit, wenn man diesen löchrigen Beutel füllen will! So also ist der Mensch ohne Gott. Was er tut, kann wohl Ehre und Auszeichnungen bringen, vielleicht sogar vergänglichen Reichtum. Aber am Ende gilt wortwörtlich, was Jesus so ausdrückte: »Sie haben ihren Lohn dahin« (Mt 6,2 u.ö.). Es fehlen die Schätze bei Gott (Mt 6,20; Lk 12,21). Deshalb kommt trotz aller Mühe am Ende nichts heraus.
Wollt ihr so euer Leben führen? ist die Frage, die Gott durch Haggai stellt.

Wuppertaler Studienbibel

Die Ermahnung war: Bedenke deine Wege. Das Hebräische bedeutet wörtlich: „Legt euer Herz darauf und meditiert darüber“ oder „schenkt dem besondere Aufmerksamkeit.“ Sie sollten auf die vergangenen fünfzehn Jahre zurückblicken, während der Tempel nicht wieder aufgebaut wurde, und sorgfältig überlegen, was geschehen war.
In Vers 6 wurde ein offensichtlicher Mangel an Wohlstand festgestellt: Ihr habt viel gesät und bringt wenig ein; ihr esst, aber ihr habt nicht genug; ihr trinkt, aber ihr werdet nicht satt; ihr kleidet euch, aber es ist nichts Warmes da; und wer Lohn verdient, der tut ihn in einen löchrigen Sack.
Es fehlte an Produktivität, es fehlte an Kleidung und es fehlte an ausreichenden Löhnen. Der idiomatische Ausdruck, dass derjenige, der den Lohn verdient, ihn in einen Sack mit Löchern steckt, betont, dass die Inflation so schlimm war, dass, egal wie viel sie an Lohn gewannen, der Lohn so schnell wegging, wie sie ihn gewonnen hatten. Dieser Mangel an Produktivität, der Mangel an Kleidung und der Mangel an ausreichendem Lohn war etwas, von dem das mosaische Gesetz sagte, dass es passieren würde, wenn das Volk ungehorsam wäre (5 Mose 28:38-40). Nach dem mosaischen Gesetz brachte Gehorsam Wohlstand. Heute wird das mosaische Gesetz oft benutzt, um die Lehre zu lehren, dass Gott möchte, dass die Gläubigen materiellen Wohlstand haben; man darf das mosaische Gesetz in diesem Fall jedoch nicht anwenden. Das mosaische Gesetz wurde den Juden gegeben, nicht der Gemeinde. Für die Gemeinde gibt es keine Garantie für Wohlstand. Man muss aufpassen, dass man die Heilige Schrift nicht falsch anwendet, indem man Verheißungen, die einer bestimmten Gruppe von Menschen für einen bestimmten Zeitraum gegeben wurden, auf eine andere Gruppe von Menschen zu einem anderen Zeitpunkt anwendet.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch Haggai

Also – bin ich Christ – und erwarte deshalb Segen? Ja – aber Segen in der Zukunft! Segen in der Form, dass ER versprochen hat, dass wir Essen und Obdach haben – aber Überfluss benötigen wir in solch schwierigen Zeiten nicht! Wir erwarten Gottes Königreich – hier! Und deshalb wollen wir heute keinen materiellen Überfluß – der ja gerade in solchen Kriegszeiten so flüchtig ist!
Deshalb nutzen wir heute die Zeit: wir lesen die Bibel – wir reden mit unseren Mitmenschen über Gottes Wort – und wir verstärken unser Verhältnis zum himmlischen Vater!

aber ich mach doch alles, was Gott will?

Ich hasse, ich verschmähe eure Feste, und eure Festversammlungen mag ich nicht riechen: denn wenn ihr mir Brandopfer und eure Speisopfer opfert, habe ich kein Wohlgefallen daran; und das Friedensopfer von eurem Mastvieh mag ich nicht ansehen. Tue den Lärm deiner Lieder von mir hinweg, und das Spiel deiner Harfen mag ich nicht hören.
Aber das Recht wälze sich einher wie Wasser, und die Gerechtigkeit wie ein immerfließender Bach!
Elberfelder 1871 – Am 5,21–24

Tu mir das Geplärr deiner Lieder hinweg,
dein Lautenspiel will ich nicht hören.
Rauschte nur wie die Wasser Gerechtigkeit auf,
Wahrhaftigkeit wie urständige Bachflut!
Buber Rosenzweig 1976 – Amos 5,23-24

Gott sagt: „Ich hasse eure religiösen Feste, und auf eure Partys hab ich überhaupt keinen Bock. Eure Abfackelopfer gefallen mir nicht, und eure Essensopfer finde ich total öde. Auch das Dankopfer gefällt mir null. Die Kuh, die dort geschlachtet wird, kann ich echt nicht mehr sehen. Eure Lieder kommen mir zu den Ohren raus, und wenn ich noch einmal eine Akustikgitarre höre, wird mir übel.
Was ich mag, ist, wenn es korrekt bei euch zugeht! Das ist wie ein fließender Bach mit kristallklarem Wasser, der sich durch das Land schlängelt.
VolxBibel – Amos 5:21–24

In den Mosebüchern finden wir die Regeln, wann und wie viel geopfert werden sollte – und nun auf einmal will Gott diese Opfer nicht mehr? Was ist passiert? Hatte sich Gott geändert?

Gottes brennender Zorn richtet sich im wesentlichen gegen die religiöse Heuchelei Israels. Er haßt, er verachtet (die Wiederholung macht die Stärke und Vehemenz deutlich) dessen religiösen Feste – die drei Pilgerfeste der ungesäuerten Brote, der Ernte (das Fest der Wochen) und der Einsammlung (Laubhütten), die jährlich im Heiligtum gefeiert wurden ( 2Mo 23,14-17; 34,18-24; 3Mo 23; 5Mo 16,1-17 ). Er kann die Opfer dessen Versammlungen nicht ertragen (wörtl.: „riechen“). Obwohl es ihm ständig Brandopfer ( 3Mo 1 ) und Speiseopfer ( 3Mo 2 ) bringt, wird er diese nicht als wirkliche Opfer annehmen . Obwohl es fette Dankopfer ( 3Mo 3 ) bringt, mag er diese nicht ansehen . Alle Teile dessen religiösen Gottesdienstes sind ihm ein Greuel (vgl. die Anmerkungen zu Am 4,4-5 ).

In Vers 23 – 24 stehen die Verben „Tu weg“ und „laß strömen“ im Singular, während in Vers 21 – 22 die Pronomen „euer“ und „euch“ Plural sind. Dies zeigt einen Übergang von der nationalen Anklage (V. 21 – 22 ) zu der persönlichen Einladung (V. 23 – 24 ) auf.
Gott fordert die Menschen auf, das beschwerliche Geplärr ihrer Loblieder weg zu tun. Er will auf die begleitende Musik ihrer Harfen nicht hören . Er hat seine Nase verschlossen (wie in V. 21 b gesagt), und er wird auch seine Ohren verschließen.

Statt Ritual und Äußerlichkeit möchte Gott eine herzliche Hingabe an Recht und Gerechtigkeit (vgl. die Anmerkungen zu V. 7 ). Er möchte ein barmherziges Bemühen um die Rechte der Armen, ein Bemühen, das wie ein immer fließender Fluß strömt, wie ein nie versiegender Strom , der nicht austrocknet. Gott will ein alltägliches Leben, das vor Lauterkeit und Güte überfließt. Nur solch ein äußerer Beweis innerer Gerechtigkeit könnte den Israeliten die Möglichkeit eröffnen, am Tag des Herrn zu überleben (vgl. V. 6.14 – 15 ).

Walvoord Bibelkommentar

So hatte sich Amos des göttlichen Auftrags erledigt. Er brachte seinem Volke die große Kunde: Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit! Nicht äußerlich gepflegte, religiöse Kulte regeln das Verhältnis zu Gott und zum Nächsten, sondern die sittliche Herzensstellung, in der der Mensch vor Gott wandelt. Nicht das bloße Sichverlassen auf Gottes schützende Macht erhält den Staat, sondern die Pflege der von Gott geoffenbarten Gerechtigkeit. Das war Morgendämmerung! Das war die Ankündigung eines neuen Tages durch den Anbruch einer wahren Gotteserkenntnis.
Damit stand Amos am Anfang jener Stufe des Gottesdienstes und der Gottesverehrung, die Jahrhunderte später Jesus so unvergleichlich tief mit den Worten bezeugte: „Weib, glaube mir, es kommt die Stunde, und ist schon jetzt, wo diejenigen, die den Vater anbeten, Ihn anbeten werden im Geist und in der Wahrheit.“ Amos verlegte somit das Schwergewicht des Verhältnisses des Menschen zu Gott in das innerste Heiligtum des Menschen: in dessen Seele und Gesinnung.
Durch seinen prophetischen Dienst durchbrach Amos mithin die nationalen Schranken der israelitischen Volksreligion. Er eröffnete seinen Brüdern nach dem Fleisch den Blick für eine Gottesverehrung, wie sie von Gott herbeigesehnt wurde, und zwar nicht nur für Israel allein, sondern für alle Völker. Nicht die kultische Gesetzesreligion eines Mose, sondern die prophetische Herzensfrömmigkeit eines Amos konnte daher allein auch das Erbe jener Völker werden, die sich nach wahrer Gotteserkenntnis und beseligender Gottesverehrung in den kommenden Jahrhunderten und Jahrtausenden sehnen würden. Amos ist daher eine der größten und bedeutendsten prophetischen Persönlichkeiten auf dem Boden der göttlichen Offenbarungsgeschichte. Durch ihn wurde die Menschheit vom kultischen Gottesdienst auf die innerliche Geistesgemeinschaft geführt, in die Gott unser Leben hineinziehen will. Denn Gott ist es zu tun um den Umgang von Person zu Person, um die Gemeinschaft des Geistes mit denen, die Er liebt, und die Ihn lieben. Ihnen ist Er der Gebende, sie sind Ihm die Empfangenden. So baut sich alsdann im Leben der Glaubenden ein Umgang mit Gott auf, in welchem nicht entscheidend die kultische Handlung vor Gott ist, sondern die Gemeinschaft des Geistes zwischen dem menschlichen Ich und dem göttlichen Du.

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

Als Nächstes schaute sich Amos in seiner Botschaft um (Amos 5,21-24) und wies auf die Sünden des Volkes hin, die es völlig unvorbereitet auf den Tag des Herrn machten. Er begann mit ihrer heuchlerischen Anbetung (V. 21-22), die er schon früher erwähnt hatte (4,4-5). Sie ehrten besondere Tage im jüdischen Kalender, beriefen heilige Versammlungen ein, brachten Opfer dar, brachten Gaben und sangen Anbetungslieder. Ihre Versammlungen sahen so schön und heilig aus, doch Gott weigerte sich nicht nur, ihre Anbetung anzunehmen, er sagte, er verachte und hasse sie! (Siehe Jes 1,10-20.)
Die zweite Anklage des Propheten richtet sich gegen ihre Sorglosigkeit gegenüber anderen (Amos 5,24). Dies ist ein Schlüsselvers im Buch Amos, denn er offenbart Gottes Anliegen, dass sein Volk in seinem Charakter rechtschaffen und in seinem Verhalten gerecht ist. Wir haben bereits festgestellt, dass Amos in seinen Botschaften die Gerechtigkeit betont und dass die Führer des Landes den reinen Fluss der Gerechtigkeit in einen giftigen Strom verwandelt hatten (5,7; siehe 6,12). Egal, an wie vielen „religiösen Aktivitäten“ wir teilnehmen, wenn wir unseren Bruder und unseren Nächsten nicht lieben, können wir den Herrn nicht aufrichtig anbeten und ihm dienen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Hassen ist die stärkste Form der Ablehnung. Einleuchtend ist, daß Gott die Übeltäter haßt (Ps 5,6), auch die Freunde der Gewalttat (Ps 11,5) und die Verehrer der Götzen (Ps 31,7).
Mit den Festen, die doch Gott versöhnen sollen, haßt Gott auch Israel, d.h. verwirft er sein Volk (Ps 78,59.67; vgl. 1Sam 15,23; Hos 4,6; 2Kön 17,20; 23,27).a Mit den Festen (chagejkim) sind die drei jüdischen Hauptfeste gemeint: das siebentägige Mazzenfest (2Mo 23,14–17; 34,18.22ff), das Ernteoder Wochenfest für die erste Ernte (2Mo 23,16.19; 4Mo 28,26; 5Mo 16,9.16) und das Erntebzw. Leseoder Laubhüttenfest (2Mo 23,16; 5Mo 16,16). Die Zeremonie für den ersten Sichelschnitt (Omer: 3Mo 23,10; 5Mo 16,9) war wohl angehängt an das Passahfest. Die ursprünglichen Heilsfeste, die gm Gottes Taten beim Auszug aus Ägypten erinnerten, verbanden sich später mit den landwirtschaftlichen Festen des Kulturlandes Kanaan, der heidnischen Umwelt.
Das gleiche Urteil fällt auf die Festversammlungen (cetserotheihäm), d.h. auf die spezielle gottesdienstliche Zusammenkunft bei den großen Festen; z.B. am siebten Tag des Mazzenfestes (5Mo 16,8) oder gim achten Tag des Laubhüttenfestes (3Mo 23,36). Dabei fand wahrscheinlich auch ein Umzug mit Weihrauch statt. Ich mag nicht riechen – Gott läßt sich durch keine religiösen Feste mehr »begütigen« (1Sam 26,19); er hat an ihnen kein »Wohlgefgdlen« (Jes 11,2). Das Wort riechen spielt auf den Rauch beim Opfer an,b der Gott versöhnen soll (1Mo 8,21; 3Mo 26,31; 1Sam 26,19).
Gott nennt die Feste sgunt deren Gottesdienst abweisend eure Feste. Denn was haben sie noch mit ihm zu tun?
Wie Amos werden auch die jüngeren Propheten das äußere Feiern ohne Gehorsaun, besser ohne persönliche Hingabe, ohne die innere demütige, sich vor Gott beugende Gesinnung ablehnen (1Sam 15,22; Jes 1,10–16; 29,13f; 58,1–8; Hos 6,6; Mi 6,5–8; Jer 6,20; Joel 2,13; Sach 7,4–6).c Gott erwartet unser Herz. Ohne Liebe will er auch keine Opfer.
[22] In diesem Vers sind die beiden Opferarten genamnt: Dankopfer (colah), Speisopfer (minchab) und (Schluß)-Opfer (schäläm). Erstere wurden täglich zweimad dargebracht, wobei mindestens sieben Tage adte Tiere (Schafe, Ziegen oder Rinder) verbramnt wurden, nachdem ihr Blut aun Altarfuß ausgegossen und ihre Haut zugunsten der Priester abgezogen worden wau. Bei den Speisopfern wurde Hartweizengrieß mit Öl saunt Weihrauch und eine Hamdvoll der Lebensmittel ins Altairfeuer, der Rest den Priestern zum eigenen Verzehr übergeben. Das Opfer wau mit einer Mahlzeit verbunden. Nur ein Teil wurde von den Anwesenden verzehrt, teils vor einem Krieg (1Sam 10,8; 13,9) oder bei der Einweihung eines Heiligtums (2Sam 16,17f) oder beim Bundesschluß (2Mo 24,5) oder bei traurigen Ereignissen (Ri 20,26; 21,4) oder ads Sühnemittel (Hes 45,15.17f). Es sind lauter religiöse Feste, bei denen die Menschen nicht zu kurz kommen: eure Feste! Gott hat nichts davon, wenn nicht aus Liebe zu ihm geopfert wird.
Sie gefallen mir nicht, d.h. Gott anerkennt sie nicht (vgl. 3Mo 19,7; auch V. 5f; 7,18; 22,23.27; beachte: Hes 20,41). Warum erwähnt Amos hier nicht das Schuldopfer (ʽascham)? Wurde das in Bethel und in Gilgal nicht gefeiert? Hielten sie dieses Opfer für nicht so nötig? Hielt man sich in Israel damals für gut und reich wie später in Laodicea (Offb 3,17), wo man nicht einsah, wie »elend und jämmerlich« man war, »arm, blind und bloß«? Es fehlte ihnen an Einsicht in ihre Schuld. Darum staunte auch keiner über die Liebe Gottes, der den Sünder nicht verwirft! Während David ahnt: Gott liebt den Sünder, der Gott um Vergebung bittet: »ein geängstigtes, zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten« (Ps 51,8); haben die Zeitgenossen des Amos für ihre Schuld kein Verständnis? D.h. nicht, daß sie nicht auch so dahergeredet haben: »Wir sind alle Sünder! Keiner ist so, wie er sein sollte!« Das Opfer eurer Mastkälber sehe ich nicht an, sagt Gott – kein Wunder! Davon bekommt Gott ja nichts zu sehen. Den leckeren Braten essen die Leute selber (vgl. 6,4)!
[23] Weg von mir: Nun wird Israel als ganzes angesprochen, nicht nur die Priester (oder ein verantwortlicher Priesterd), und die anderen, die an den Opfermahlzeiten genüßlich es sich schmecken ließen: Deine (!) Lieder – der Rest des Volkes durfte wenigstens noch mitsingen oder freute sich am Kunstgenuß. Die Lieder sollen Gott loben (Ps 33,2f; 57,8f; 71,22; 98,1; 108,2f; 144,9; 150,3). Das Wort Lärm deutet das Regengeplätscher bzw. -geprassel (1Kön 18,41) an, und das Getümmel der Volksmenge (1Sam 4,14; 14,19) vielleicht auch das Geldgeklimper (Ps 37,16). Der ästhetische Wohlgenuß, an dem sich die Gottesdienstbesucher erfreuen und erheben, wird schärfstens abgelehnt. Die Leute singen und musizieren zu ihrer eigenen Freude. Sie denken dabei nicht an Gott. Seiner wird höchstens am Rande noch gedacht.
Das Saitenspiel gehörte zum Gottesdienst (1Chr 16,40; 23,5; 25). Es war wohl die Musik einer Art Gitarre (Jes 51,3; Ps 18,3; 98,5). Das Wortspiel (s. Zur Übersetzung), daß die auf der »Harfe« Spielenden »betrunken« sind und darum, weil sie Gott übersehen, »Narren« sind, spricht eine deutliche Sprache.
Nicht der »selbstgewählte Weg des Menschen zu Gott« (Weiser), nicht zu wenig oder falsch gefeiertes Opfer, nicht der Übereifer, nicht der Vorrang des Kultes, sondern die Gleichgültigkeit gegen Gott seitens des Menschen, der selbst die Religion noch mißbraucht für seine eigenen Interessen und sich dabei für fromm hält, verwirft Gott. Gott lehnt nicht den Gottesdienst im allgemeinen ab, sondern die religiösen Feiern, wo der Mensch sich abseits von Gott untereinander freut und, während er festet, so tut, als ob er für Gottes Ehre tätig wäre.
Wie wenig Gott bei diesen Festen im Mittelpunkt steht, zeigt sich darin, daß statt Jahwe irgend ein anderer Götze ohne Schwierigkeit eingesetzt werden könnte. Der Gott Israels ist mit anderen Göttern austauschbar (V. 26). Da diese »Frommen« nur ihre (!) Freude und Freunde im Gottesdienst suchen, will Gott rein gar nichts hören von ihrer Musik.
[24] Wer Recht und Gerechtigkeit im Sinne der Ethik mißversteht, den stört V. 24 an dieser Stelle, und der ist zu einer Umstellung genötigt, eventuell mit dem Hinweis, daß der Gedanke zu einem anderen Fest, etwa einem gedachten »Fruchtbarkeitskult für das Gedeihen der Saaten« gehöre, bei dem Wasser erbeten worden wäre. Mit Recht (mischpat s. 5,7) ist hier nicht das von Menschen zu übende Recht gemeint, dazu ist der Mensch zu böse (Jer 13,23; 1Mo 8,21) sondern eher: Gott muß das Recht schaffen und schenkene, wahrscheinlicher das Gericht (vgl. die Septuaginta; sie übersetzt das Wort »Recht« mit krima, dem Strafgee Jes 9,11 rieht, das wie die Sintflut alles dauernd überflutet [Jes 10,22]). Gerechtigkeit (tsedaqah) dagegen umschreibt die helfende Gottesgerechtigkeit, die durch das Gericht neuschafft, aufbaut, zu-recht-bringt (Ps 5,9; 22,32; 89,17), wie es uns am klarsten im Gericht Gottes über Jesus als dem Sündenbüßer am Kreuz vor Augen steht. Diese Heilstat Gottes ist wie ein immerfließender Bach (5Mo 21,4; vgl. auch die Worte Jesu wie das vom »lebendigen Wasser«: Joh 4,10; 7,38).

Wuppertaler Studienbibel


Und wieder einmal kommen wir zu dem Schluß: es kommt nicht darauf an, irgendwelche Rituale einzuhalten, Mitglied in einer bestimmten org zu sein, sondern ein persönliches aufrichtiges Verhältnis mit dem Schöpfer zu haben.