Schlagwort: geistig verstehen

Wie groß ist mein Vertrauen? – II

Denn ich, der Herr, dein Gott, bin es, der deine Hand erfasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!
Allioli Bibel – Jesaja 41,13

Denn ich, der Ew’ge, dein Gott, ich stärke deine Rechte, ich, der zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!
Die Philippson-Bibel – Jesaja 41:13

Fortsetzung von einem Vers, den wir schon einmal hatten.

Diese Verse sollen bei Gottes Knechten in ihrer Not ihre Ängste zum Schweigen bringen und ihren Glauben ermutigen. Vielleicht sollen sie in erste Linie Gottes Israel im Exil unterstützen, doch alle, die Gott treu dienen, können „durch das Ausharren und den Trost der Schriften Hoffnung fassen“ (Röm 15,4). Wir haben hier ein Wort der Ermahnung, des Rates und des Trostes, das so oft wiederholt wird: „Fürchte dich nicht“ (Vers 10) und wieder (Vers 13.14): „Fürchte dich nicht.“ Es ist gegen Gottes Wunsch für sein Volk, wenn es ein furchtsames Volk ist.

Sie können darauf vertrauen, dass er als ihr Gott unter ihnen gegenwärtig ist: „Ich … ergreife deine rechte Hand“ (Vers 13), „werde Hand in Hand mit dir gehen“; einige lesen es jedoch so: „Er wird unser Führer sein.“ Wenn wir schwach sind, wird er uns stützen. Er wird uns ermutigen und uns in seiner rechten Hand halten (Ps 73,23). Er wird Ängste zum Schweigen bringen. „Ich … sage dir: ‚Fürchte dich nicht‘ “ (Vers 13). Er hat es in seinem Wort immer wieder gesagt, doch er wird noch weiter gehen: Er wird es durch seinen Geist ihrem Herzen sagen.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

    Nimm meine Hand!

    Ich, der HERR, dein Gott, ergreife deine rechte Hand, der ich zu dir spreche: Fürchte dich nicht, ich helfe dir! (Jes 41,13).
    Ein kleiner Knabe hatte sein Bett dicht neben dem seines Vaters. Oft geschah es, dass er in der Nacht erwachte, und wenn alles so finster war, kam Angst über ihn. Dann streckte er sein Händchen nach dem Bett des Vaters hinüber und rief: «Bitte, Papa, nimm meine Hand!» Der Vater fasste dann liebevoll das Händchen des Kleinen, und sogleich verschwand die Furcht. Das Kind fiel wieder in einen ruhigen Schlaf. Es fühlte, der Vater war bei ihm, es brauchte sich nicht zu fürchten.
    So dürfen auch wir, wenn Furcht und Angst uns erfassen wollen, erfahren, dass der Herr in besonderer Weise seine allmächtige Hand ausstreckt, um uns zu beruhigen und zu trösten. Er hat noch nie eins der Seinen, das Ihm die Hand willig gab, untergehen lassen.

    Halte fest 1958 – Seite 252

    Das furchtsame Volk Gottes, das den grausamen Launen menschlicher Macht zum Opfer gefallen ist, wird gerechtfertigt werden, denn keine menschliche Feindseligkeit kann Gott besiegen.

    Die ESV Studienbibel

    Der Herr wird die rechte Hand der Exilanten halten (42,6), so wie er die Hand von Mose hielt (63,12). Der Herr ist mit ihnen; sie haben nichts zu befürchten.

    Die Nelson Studienbibel

    Nachdem Gott Israel seine unerschütterliche Unterstützung zugesichert hatte, offenbarte er als Nächstes die Niederlage der Nationen (Verse 11-13). In Vers 11 weist er auf das Scheitern dieser Völker hin: Siehe, alle, die gegen dich zornig sind, werden zu Schanden und zu Boden fallen; die mit dir streiten, werden wie nichts sein und umkommen. Vor allem die Götter der Völker, die in dem größeren Zusammenhang, der in Jesaja 40 beginnt, erwähnt werden, werden versagen. Infolgedessen werden sie gedemütigt und zuschanden gemacht, und die Völker selbst werden verschwinden.

    Vers 12 fügt hinzu, dass die heidnischen Völker nicht nur nicht mehr zu finden sein werden, sondern auch wie etwas, das nie existiert hat: „Du wirst sie suchen und nicht finden, auch nicht die, die mit dir streiten; sie, die gegen dich streiten, werden wie ein Nichts und wie ein Nichts sein. Wenn Gott die Nationen, die in den letzten Tagen der Trübsal gegen Israel aufgebracht sind, vernichtet, können sie genauso gut gar nicht mehr existieren.

    Vers 13 nennt den Grund dafür: Denn ich, Jehova, dein Gott, werde deine rechte Hand halten und zu dir sagen: Fürchte dich nicht, ich werde dir helfen. JHWH wird Israels rechte Hand ergreifen. Er wird ihr helfen, und deshalb soll sich Israel nicht fürchten.

    Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

    Wenn ihr mit eigenen Augen seht, wie Jerusalem von Truppen umzingelt wird …

    Daß alsdann, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen, und die in ihrer (d. i. Jerusalems) Mitte sind, daraus entweichen, und die auf dem Lande (O. in den Landschaften) sind, nicht in sie hineingehen.
    Elberfelder 1871 – Lukas 21,21

    Wenn ihr aber Jerusalem von Heerlagern umringt seht, dann erkennt, daß seine Verwüstung sich genaht hat. Lk 19,43; Mt 24,15f; Dan 9,27.
    Dann sollen die, so in Judäa sind, fliehen auf die Berge, und die mitten darin sind, entweichen von dannen; und die in den Landschaften sind, gehen nicht hinein! Lk 17,31.
    Denn das sind die Tage der Rache, auf daß erfüllt werde alles, was geschrieben ist. Dan 9,26; Sach 11,1.6.
    Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Lukas 21:20–22

    Wenn ihr mit eigenen Augen seht, wie Jerusalem von Truppen umzingelt wird, dann wisst ihr, dass ihre völlige Zerstörung kurz bevorsteht. ° Dann sollen die, die in der Provinz Judäa leben, ins Bergland fliehen und die, die mitten in der Stadt wohnen, aus ihr herausgehen und die, die im Umland wohnen, nicht in sie hineingehen. ° Das sind dann die Tage der Vergeltung, wenn sich alles genau erfüllt, was in Gottes Buch vorausgesagt worden ist.
    Roland Werner – Das Buch – Lukas 21,20–22

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    Zwei Verse aus einer Rede von Jesus – weitere Verse hatten wir schon:
    Aber Gott passt auf euch auf. Kein Haar wird man euch ausreißen, wenn er es nicht zulässt. Werdet nicht weich, zieht euer Ding durch, dann werdet ihr es packen und für immer leben!

    Was meinte Jesus – und sind diese Verse auch für uns wichtig? Sollen wir auch ein „geistiges Judäa“ verlassen?

    IM JAHRE 70 N. CHR. JERUSALEM VERÖDET
    Wie vorausgesagt, erweckte Jehova Kores von Medo-Persien, um Babylon zu zerschmettern und die israelitischen Gefangenen zu befreien, damit sie heimkehren und den Tempel und ihr Heimatland wieder aufbauen konnten. (Esra 1:1-4; Jesaja 44:28; 45:1-4; Daniel 5:30; 6:1) In den nachfolgenden Jahrhunderten häuften die Juden, während sie die groben Götzendienereien früherer Zeiten vermieden, eine Menge Überlieferungen auf und spalteten sich in verschiedene religiöse Sekten. Sie irrten weit vom Pfade wahrer Anbetung Jehovas ab. Im Frühling des Jahres 29 n. Chr. begann Johannes der Täufer ein Werk des ‚Bereitens des Weges Jehovas‘, um das Volk auf Jehovas Kommen, vertreten durch die Person des verheißenen Messias, aufmerksam zu machen. Johannes warnte sie vor ihren Sünden und zeigte ihnen die Notwendigkeit, zu bereuen, und wie Weizen und wie Bäume zu sein, die edle Frucht hervorbringen, statt wie Stroh und wie Bäume zu sein, die faule Frucht bringen und dazu bestimmt sind, ins Feuer geworfen zu werden, das niemand löschen könnte. Als Ergebnis erwarteten die Juden den Messias und blickten nach ihm aus. — Lukas 3:1-17, NW.
    Im Herbst des Jahres 29 n. Chr. wurde Jesus im Jordan getauft und mit Jehovas Geist gesalbt und bot sich danach als der verheißene Messias an. In ihm erfüllten sich die Prophezeiungen der Hebräischen Schriften über den Messias. Aber die jüdischen Religionsführer nahmen ihn nicht an. Jesus nährte weder ihre Eitelkeit, noch eignete er sich für ihre politischen, ehrsüchtigen Pläne. Statt dessen warnte er sie vor ihren Sünden, sagte ihnen, daß sie Gottes Wort durch ihre Überlieferungen nichtig gemacht hätten, daß sie etwas sagten und das Entgegengesetzte täten, daß sie das gewöhnliche Volk bedrückten, persönlich zu glänzen suchten, nach schmeichlerischen Titeln Verlangen trügen, die wahre Anbetung selbst zurückwiesen und andere an deren Ausübung hinderten, daß sie die kleinen geringeren Dinge aussiebten und die großen, höheren Erfordernisse des Gottwohlgefälligseins unerfüllt ließen und sich auf eine äußere Erscheinung der Gerechtigkeit beschränkten, während sie ihre vielen groben Sünden zugedeckt hielten. Er nannte sie Schlangen und Vipernbrut und verlangte zu wissen, wie sie der Vernichtung wohl zu entgehen gedächten, und er kündigte ihnen an: „Siehe! euer Haus wird euch überlassen.“ — Matthäus 23:1-39, NW; 15:3-9.
    Die Juden beherzigten jedoch weder die Warnung Johannes’ des Täufers noch diejenige Jesu. Nicht nur auf Grund des Laufes, den die Ereignisse nahmen, sondern auch auf Grund der Bibelchronologie hätten sie den Messias erwarten und Jesus als diesen erkennen sollen. (Daniel 9:24-27) Doch zogen sie es vor, sich auf Politik mit dem Römischen Reiche einzulassen, und als Pilatus Jesus als ihren König vorstellte, verwarfen sie ihn zornig, verlangten seine Hinrichtung und schrien: „Wir haben keinen König außer dem Cäsar.“ (Johannes 19:14, 15, NW) Das heidnische Rom mit seinen falschen Göttern, seinen Dämonenreligionen und Götzendienststandarten, denen es opferte, war in Jehovas Augen ein Greuel, ein abscheuliches Ding, und daß sein angebliches Volk ein politisches Bündnis mit ihm machte, konnte ihm nur Vernichtung und Verödung bringen. Pilatus wurde zusammen mit den jüdischen Religionisten mitbeteiligt am Tode Jesu, und diese Verschwörung war eine erste Erfüllung von Psalm 2:1, 2. (Apostelgeschichte 4:25-27) Die faulen Früchte dieses Bündnisses erwiesen sich für die Juden wie schlechte Bäume und wertlose Spreu, die nur zur gänzlichen Vernichtung, dargestellt durch Feuer, taugte, vor der sowohl Johannes wie Jesus gewarnt hatten. (Matthäus 7:19) Ihre Warnungen erfüllten sich in den unheilvollen Ereignissen des Jahres 70 n. Chr., als die Verödung über Jerusalem kam wegen seines greulichen, abscheulichen Bündnisses mit dem Römischen Reiche. Solch folgenschwere Ereignisse erfordern eine genaue Untersuchung.
    Während einiger Jahre hatten Unruhe und Aufwiegelung Palästina erregt, aber im Jahre 66 n. Chr. brach eine wirkliche Revolte aus, und Cestius Gallus, der römische Prätor über Syrien, marschierte mit seinem Heere ein und schloß die Juden in Jerusalem ein. Ob die treulosen Juden an Jesu Ermahnung, zu fliehen, dachten oder nicht, dachten doch bestimmt Christen, die in Jerusalem sozusagen in der Falle saßen, daran: „Wenn ihr Jerusalem von Heeren umlagert seht, dann versteht, daß seine Verödung nahe gekommen ist. Dann mögen die in Judäa sind, zu den Bergen zu fliehen beginnen, und die in ihrer Mitte sind, entweichen, und die in den umgebenden Gebieten sind, nicht in sie hineingehen, denn dies sind Tage, da das Gericht zugemessen wird, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht.“ Ferner: „Wenn ihr das abscheuliche Ding erblickt, das Verödung verursacht, wovon Daniel, der Prophet, geredet hat, als an heiliger Stätte stehend (der Leser wende Urteilsvermögen an), dann mögen die in Judäa sind, zu den Bergen zu fliehen beginnen.“ — Lukas 21:20-22; Matthäus 24:15, 16, NW.
    Wie aber konnten Christen in Jerusalem angesichts eines Heeres, das sie umringte, dem Gebot, zu fliehen, gehorchen? Der Weg zur Flucht wurde für sie geöffnet, als Gallus aus einem unerklärlichen Grunde sein Heer zurückzog. Der Geschichtsschreiber Josephus sagt von Cestius: „Bald würde er die Stadt, hätte er nur noch eine Weile mit Beharrlichkeit die Belagerung fortgesetzt, überkommen haben.“ Statt dessen zog er „ganz wider alle Erwartung . . . aus der Stadt ab“. Gleichwie der Rückzug der Heere Nebukadnezars die Flucht gestattete, ehe Jerusalem im Jahre 607 v. Chr. gestürzt wurde, so räumte der befremdende Rückzug des Gallus im Jahre 66 n. Chr. eine Gelegenheit zur Flucht ein, gab also Gelegenheit, die Warnung Jesu zu beherzigen. In recht buchstäblichem Sinne hatte das greuliche römische Heer mit seinen abscheulichen Götzendienst-Standarten die heilige Stätte Jerusalem samt dem Tempel umringt; bestimmt war es also an der Zeit, zu fliehen, um der Verödung zu entgehen, welche, wie Jesus es gesagt hatte, folgen mußte. Als sich somit das Heer des Gallus zurückzog, flohen die Christen nicht nur aus Jerusalem, sondern aus Judäa, überquerten den Jordan und nahmen Wohnung in den Bergen Gileads, indem sie sich besonders in Pella niederließen. So entgingen sie der Verödung, die später als ein Ergebnis des abscheulichen politischen Bündnisses mit Rom folgte, der Katastrophe, die dadurch veranlaßt wurde, daß der Cäsar abscheulicherweise in die Stellung des Königtums eingesetzt wurde, die dem Messias allein vorbehalten war.
    Wie aber ereilte das göttliche Gericht schließlich jene Juden, die sich in die Politik einmischten und die Ermahnung zur Flucht zurückwiesen? Christus Jesus, der Jerusalem eine feurige Vernichtung angekündigt hatte und dem das Gericht übergeben war, war es, den Jehova dazu gebrauchte, den Vollzug des Gerichts vom Himmel her zu überwachen; und Titus, der römische General und Fürst, Sohn des Kaisers Vespasian, war, zusammen mit seinen Heeren, das menschliche Werkzeug, sie herbeizuführen. Als der Prophet Daniel von der abscheulichen, greulichen Verwerfung des Messias und dem Vorziehen des Cäsars sprach, sagte er: „Er [der Messias] wird die Stadt und das Heiligtum zerstören mit dem Fürsten [Titus], der kommt.“ Oder: „Hernach soll er [der Messias] die Stadt und das Heiligtum verwüsten, durch den Fürsten [Titus], der kommen soll.“ (Daniel 9:26, LXX; Houbigant) Gemäß der Prophezeiung Daniels und den Worten Jesu über den Tempel, daß „keinesfalls hier Stein auf Stein gelassen werde, der nicht niedergerissen wird“, verödeten die römischen Heere unter Titus wirklich die Stadt und ihren Tempel im Jahre 70 n. Chr. — Matthäus 24:2, NW.

    AUFFALLENDE GESCHICHTLICHE EINZELHEITEN
    Als sich Cestius Gallus im Jahre 66 n. Chr. zurückzog und die Flucht in die Sicherheit möglich wurde, da galt von jener Zeit an folgende Warnung Jesu: „Mögen jene, die in den umliegenden Gebieten sind, nicht in sie hineingehen.“ (Lukas 21:21, NW) Die treulosen Juden ließen diese Worte außer acht, und demzufolge fand Titus, als er im Jahre 70 n. Chr. kam, die Stadt mit Besuchern aus ganz Palästina überfüllt: „Denn diejenigen, welche aus dem ganzen Lande zum Feste der ungesäuerten Brote gekommen waren, wurden plötzlich vom Kriege [von einem Heere] umringt . . . diese so große Volkszahl hatte sich auch aus anderen Ortschaften gesammlet; damals aber war die ganze Nation, so war des Schicksals Schluß, gleichsam in ein Gefängnis eingesperrt, und kriegerische Schaaren [römische Heerscharen] umzingelten die Stadt, welche von Menschen wimmelte.“
    Jesus warnte vor irgendwelcher Verzögerung beim Fliehen. (Matthäus 24:16-18) Dieser Warnung jedoch trotzte man, und als viele Juden wirklich zu fliehen begehrten, war es zu spät, um Gelingen zu haben. Lukas 19:41-44 (NW) erklärt: „Und als er [Jesus] nahe hinzukam, betrachtete er die Stadt und weinte über sie, indem er sprach: ‚Wenn du, ja du, an diesem Tage die Dinge erkannt hättest, die zu deinem Frieden dienen — jetzt aber sind sie vor deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich kommen, da deine Feinde eine Befestigung von Spitzpfählen um dich aufbauen und dich umzingeln und dich von allen Seiten bedrängen werden, und sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden schmettern und werden keinen Stein in dir auf dem anderen lassen, weil du die Zeit, da du inspiziert wurdest, nicht erkanntest.‘ “ Die jüdischen Religionisten erkannten die Dinge nicht, die mit dem Fürsten des Friedens in Verbindung standen, sondern schlossen widerspenstig Auge und Ohr für die ihn betreffenden Beweise und nahmen den Cäsar an. Sie erkannten nicht, daß die Zeit, da Jesus auf Erden war, eine Zeit der Musterung und des Gerichts für die Nation Israel war. Sie erwiesen sich als unfruchtbar, was edle Früchte zu Jehovas Lobpreis betrifft. (Jesaja 6:10; 9:6; Matthäus 13:14, 15; 21:19) Auch flohen sie nicht aus dem verurteilten Jerusalem, als sie die Gelegenheit dazu hatten, sondern schoben die Flucht auf, bis die römischen Heere wiederkehrten und nicht nur die Stadt selbst umzingelten, sondern sie mit einer Mauer oder „Befestigung von Spitzpfählen“ umgaben, genauso, wie Jesus 37 Jahre früher davon warnend geredet hatte. Diese 8 km lange Mauer wurde in drei Tagen vollendet. Josephus sagt darüber: „So war denn den Juden, nebst der Freyheit heraus zu gehen, zugleich alle Hoffnung zur Rettung abgeschnitten.“ Sie hatten die Flucht in die Sicherheit hinausgeschoben, bis sie unmöglich war!
    Dessenungeachtet versuchten gewisse Juden eine verspätete Flucht, doch bestanden sie immer noch darauf, gewisse Züge der Warnung Jesu außer acht zu lassen. Zum Beispiel hatte Jesus ihnen gesagt, sie sollten nicht versuchen, ihre materiellen Besitztümer mitzunehmen, da es ihre Flucht verlangsamen und deren Gelingen gefährden werde. (Mark. 13:15, 16) Als aber Überläufer die Stadt verließen, schluckten sie ihr Gold, um es mitzunehmen, ohne daß die Juden in der Stadt und die Römer draußen etwas davon wußten. Josephus sagt, was geschah: „Kaum war indessen dies wohlersonnene Mittel durch einen entdeckt worden, so ward das ganze Lager voll von dem Gerüchte, daß die Überläufer voller Gold wären; viele Araber und Syrer schnitten daher die um Schutz Flehenden auf, und durchsucheten ihre Magen. Nach meinem Bedünken ist den Juden kein größeres Leiden begegnet, als dieses; in einer Nacht wurden gegen zweytausend aufgeschnitten.“ Obwohl Titus jenen den Tod androhte, die sich dieser Schandtat schuldig machten, nahmen dennoch römische Soldaten an diesem grausigen Suchen nach Gold in den Bäuchen der Menschen teil. So „schlitzten sie dieselben auf, und zogen den schmutzigen Gewinn aus den Eingeweiden. In den wenigsten ward etwas gefunden, und die Hoffnung allein brachte dem Tode viele Schlachtopfer. Dieses Unglück indessen zog viele Überläufer wieder [in die Stadt] zurück.“
    Was zu den Schwierigkeiten der Flucht ferner beitrug, waren die Juden selbst. Jahre zuvor hatten sie Jesus fälschlich des Aufruhrs wider den Cäsar angeklagt und meinten damit, daß die ihm Gewogenen auch von fragwürdigem Patriotismus seien. Sie beschuldigten die Nachfolger Christi des Aufruhrs, obwohl Jesu Jünger nur die Politik mieden und das Königreich Christi unterstützten. (Lukas 23:2; Johannes 19:12; Apostelgeschichte 17:7; 24:5) Ums Jahr 70 n. Chr. aber waren die Juden aufrührerisch gegenüber Rom, und jeder, der durch die Flucht der Todesfalle in Jerusalem zu entrinnen suchte, wurde als aufrührerisch wider die Juden betrachtet und getötet. Wenn also die Juden Leute, die fliehen wollten, erwischten, lautete die Anklage auf Aufruhr und das Urteil auf Tod; entgingen aber die Fliehenden den Juden und erreichten sie die römischen Linien, so gab es für sie im besten Fall Gefangenschaft. Aber zurückzubleiben bedeutete den schließlichen Tod, sei es durch Schwert, Pest oder Hunger. Wenn die Juden nicht gegen die Römer kämpften, so kämpften sie unter sich selbst, da sie in verschiedene politische und religiöse Parteien aufgeteilt waren, von denen jede die verurteilte Stadt zu beherrschen suchte. Es war eine Lage, wo jedermanns Hand sich wider die Hand seines Bruders erhob. Bei ihren inneren Kämpfen zerstörten sie sogar ihre eigenen Lebensmittelvorräte und beschleunigten damit die Hungersnot und Pest und den römischen Sieg.
    Fünfzehnhundert Jahre vor den katastrophalen Ereignissen des Jahres 70 n. Chr. hatte Jehova Gott vorausgesagt, daß diese als Folge des Ungehorsams kämen: „Und sie werden dich in der Tat belagern in allen deinen Toren, bis deine hohen und befestigten Mauern, auf die du vertraust, in deinem ganzen Lande fallen, ja, sie werden dich gewißlich belagern in allen deinen Toren in deinem ganzen Lande, das Jehova, dein Gott, dir gegeben hat. Dann wirst du die Frucht deines Leibes essen müssen, das Fleisch deiner Söhne und deiner Töchter, die Jehova, dein Gott, dir gegeben hat, wegen der Einengung und Bedrängnis, womit dein Feind dich bedrängen wird. Und Jehova wird dich gewißlich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde, und du wirst dort anderen Göttern dienen müssen, die du nicht gekannt hast, weder du noch deine Vorfahren — Holz und Stein. Und unter jenen Nationen wirst du keine Rast haben, noch wird sich für deine Fußsohle eine Ruhestatt finden, und Jehova wird dir dort in Wahrheit ein zitterndes Herz geben, Erlöschen der Augen und Verzagtheit der Seele. Und du wirst gewißlich in größter Lebensgefahr sein und in Schrecken Nacht und Tag, und du wirst deines Lebens nicht sicher sein. Und Jehova wird dich gewißlich auf Schiffen nach Ägypten zurückführen, auf dem Wege, von dem ich dir gesagt habe: ‚Du wirst ihn nie wieder sehen!‘ und ihr werdet euch dort euren Feinden als Sklaven und Sklavinnen verkaufen müssen, aber da wird kein Käufer sein.“ — 5 Mose 28:52, 53, 64-66, 68, NW.
    Die Geschichte bezeugt, wie sich dieses Unheil an den Juden nach dem Jahre 70 n. Chr. in auffallender Weise erfüllt hat. Josephus gibt einen anschaulichen und erschreckenden Bericht über ein Weib während der Belagerung vom Jahre 70 n. Chr.: „Sie erwürgt ihren Sohn, verzehret selbst, wie sie ihn gekocht hat, die eine Hälfte, und verwahret unter einer Bedeckung den Überrest. Sogleich erscheinen die Aufrührer und drohen ihr, wie sie den Dampf in sich saugen, der ihnen von der ruchlosen That entgegenduftete, augenblickliche Ermordung, wenn sie das zugerichtete Essen nicht zeigen würde. Sie erwiedert: Sie habe ihnen ein gut Theil aufbewahrt und enthüllt ihrem Anblicke den Überrest ihres Kindes.“ Überrascht und entsetzt verließen die Männer zitternd die Ekel erregende Szene. Als Titus schließlich die Stadt einnahm, war der Tribut 1 100 000 Tote und 97 000 Gefangene. Die überlebenden Juden wurden nach allen Teilen der Erde zerstreut, und nirgends fanden sie Ruhe, sondern mit Furcht um ihr Leben, mit Herzen voller Verzweiflung und Schrecken irrten sie umher. Nicht nur das, sondern große Mengen dieser Gefangenen wurden in die Sklaverei nach Ägypten zurückgesandt und so wieder zum selben Stande erniedrigt, aus dem Jehova ihre Nation mehr als fünfzehnhundert Jahre zuvor befreit hatte. Josephus sagt, daß die sie Gefangennehmenden sie „gefesselt zur Arbeit nach den Bergwerken in Ägypten“ schickten. Ein jüdischer Bibelkommentar, herausgegeben von J. H. Hertz, besagt bei der Betrachtung von 5 Mose 28:68, daß „bei der Zerstörung Jerusalems durch die Römer sowohl Titus wie Hadrian Mengen von Juden in die Sklaverei sandten“, und daß „Ägypten einen großen Teil dieser Sklaven“ erhalten habe. Es wird dort ferner gezeigt, daß die Römer im Mittelmeer eine Flotte hatten, womit sie die Judensklaven nach Ägypten abtransportierten, und daß es für viele Juden, obwohl sie sich als Sklaven zu verkaufen gedachten, keine Käufer gab, so verachtet waren sie, und so überfüllt war der Markt. Mit welcher Wucht erfüllte sich doch die Prophezeiung von 5 Mose fünfzehnhundert Jahre später!
    Diese Katastrophe ereilte eine Generation, die wegen ihrer Bosheit berüchtigt war. Darüber sagt Josephus: „So hat weder je eine andere Stadt ähnliche Leiden erfahren, noch ist je ein Menschengeschlecht, seitdem die Welt steht, schöpferischer an Bosheit gewesen.“ Josephus war der Überzeugung, daß Gott die Römer herbeigeführt habe, um die Juden zu strafen, und er zitiert Titus, der gesagt habe: „Ja, mit Gottes Beyhülfe haben wir den Krieg geführt! Gott war es, welcher die Juden aus diesen festen Schanzen warf! Was hätten wohl Hände oder Maschinen der Menschen gegen diese Thürme vermocht?“ Gottes Rache war fällig, und zwar als Vergeltung für das abscheuliche politische Bündnis, das die Juden mit dem heidnischen Rom gemacht hatten, um die Hinrichtung Christi Jesu zu sichern. Daß sie dem Cäsar die Stellung des Königtums zuwiesen, die dem Messias vorbehalten war, das war die große offenkundige Tat, die so abscheuliche, welche ihre Verödung herbeiführte; doch ist es auch interessant, folgendes zu beachten, das sich nach Jerusalems Sturz zutrug: „Die Römer trugen nun, da die Aufrührer sich in die Stadt geflüchtet hatten, und der Tempel, so wie alles ringsherum in Flammen stand, ihre Fahnen nach dem Tempel, und . . . wie sie dieselben dem östlichen Thore gegenüber [nahe beim Altar] gepflanzt, und daselbst vor denselben geopfert [Opfer dargebracht] hatten . . .“ So standen denn in ganz buchstäblicher Weise die abscheulichen Götzen an der heiligen Stätte der Juden.
    Es besteht eine bemerkenswerte Parallele zwischen gewissen Ereignissen des Jahres 607 v. Chr. und denen des Jahres 70 n. Chr., und dies zutreffenderweise, da die Ereignisse dieser beiden Zeiten Geschehnisse vorschatteten, die jetzt der heutigen Generation widerfahren. Vor der Katastrophe in diesen beiden Zeiten, dem Jahre 607 v. Chr. und auch dem Jahre 70 n. Chr., hatte sich das Volk, das im Bunde mit Jehova zu sein beanspruchte und sich als treues „Weib“ ausgab, vieler Sünden schuldig gemacht. Dadurch, daß es religiös abgeirrt war und sich in die Politik eingemischt hatte, hatte es geistigen Ehebruch begangen und war wiederholt gewarnt worden, daß Jehova es vernichte, wenn es sich nicht bessere, und daß er sich hierzu der Nationen bediene, mit denen es Bündnisse eingegangen, denen es nun aber entfremdet war. Es konnte von Jehova eine Heimsuchung erwarten und eine von ihm veranlaßte Verödung durch die früheren politischen Liebhaber Jerusalems. In beiden Fällen erschienen die verödenden Streitkräfte zur Vernichtung, zogen sich danach aber eine Zeitlang zurück, wodurch eine gelegene Zeit zur Flucht in die Sicherheit eingeräumt wurde. Die Rebellischen schoben die Flucht auf und brandmarkten jene als aufrührerisch, welche zu entfliehen suchten. Die Gelegenheit zur Flucht ging vorbei, die Zerstörer kehrten zurück, und die Verödung ereilte die Stadt nun als rächende Wirklichkeit. Wie aber vorausgesagt, wurden die Mächte, die dazu gebraucht wurden, diese Rache auszuüben, später selbst vernichtet. Babylon fiel, nachdem es im Jahre 607 v. Chr. benutzt worden war. Das Römische Reich zerfiel und brach zusammen, nachdem es im Jahre 70 n. Chr. benutzt worden war. Offenbarung 17:10 zeigte, daß jene sechste Weltmacht nicht bestehenbleiben, sondern daß ihr eine siebente Weltmacht folgen werde.

    Wachtturm – 15.September 1954

    In diesem Abschnitt beantwortete Jeschua die erste Frage der Apostel: Was wäre das Zeichen dafür, dass Jerusalem und der Tempel zerstört werden würden? Nur Lukas hat die Antwort des Messias aufgezeichnet, was wiederum seine besondere Sorge um die Stadt Jerusalem in seinem Evangelium zeigt. Das Zeichen war: Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jeruschalajim von Heeren umringt ist, dann wisst, dass ihre Verwüstung nahe ist (Lukas 21,20). Als im Jahr 66 n. Chr. der erste jüdische Aufstand gegen Rom ausbrach, brachte General Cestius Gallus seine Legionen aus Cäsarea, um die Stadt zu belagern und zu umzingeln. Die messianische Gemeinde Jerusalems nahm das als das Zeichen, das Jeschua gegeben hatte, und verließ im Gehorsam gegenüber seinen Anweisungen die Stadt, bevor sie zerstört wurde: Wer in Jehuda ist, der fliehe auf die Berge, und wer in ihrer Mitte ist, der gehe hinaus, und wer auf dem Lande ist, der komme nicht hinein (Lukas 21:21). Mit diesen Worten wies der Messias die jüdischen Gläubigen an, Jerusalem zu verlassen. Wenn sie in der Stadt waren, sollten sie hinausgehen. Wenn sie auf dem Lande waren, sollten sie nicht in die Stadt gehen.

    Das war genau das, was die jüdischen Gläubigen tun wollten, als sie die römischen Armeen sahen, die Jerusalem umgaben. Solange die Soldaten jedoch die Stadt belagerten, konnten sie nicht fliehen. Eine Fehleinschätzung von Cestius Gallus gab ihnen die Möglichkeit zu fliehen. Der General nahm fälschlicherweise an, dass er es mit einem regionalen Aufstand um Jerusalem zu tun hatte. Er entdeckte jedoch bald, dass es sich um einen weit verbreiteten Volksaufstand handelte, bei dem jüdische Guerillakräfte seine Nachschublinien abschnitten. Infolgedessen war er gezwungen, die Belagerung aufzuheben und sich nach Caesarea zurückzuziehen. Jerusalem sollte zwei Jahre lang nicht mehr belagert werden.

    Die messianische Gemeinde nutzte die Gelegenheit und verließ die Stadt. Über zwanzigtausend Gläubige aus Jerusalem, zu denen sich Tausende von Gläubigen aus anderen Teilen des Landes wie Judäa, Galiläa und sogar den Golanhöhen gesellten, flohen nach Pella, wo sie den Krieg abwarteten. Pella, eine der griechischen Städte der Dekapolis, lag außerhalb des Kriegsgebiets, südlich des Sees Genezareth und östlich des Jordanflusses. Infolgedessen überlebten die jüdischen Gläubigen diesen Konflikt.

    Lukas beschrieb das Gericht 70 n. Chr. als Tage der Rache und des Zorns für dieses Volk (Lukas 21,22-23). Die Rache und der Zorn waren prophezeite Urteile für die unverzeihliche Sünde. In der Tat wurden 1.100.000 Juden im ersten jüdischen Aufstand getötet und 97.000 in die Sklaverei verschleppt.[604] Weil die Gläubigen Jeschuas Befehl, das Gebiet zu verlassen, gehorsam waren, ging nicht ein einziges messianisches Leben verloren.

    Lukas schloss: Und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und gefangen geführt werden zu allen Völkern; und Jeruschalajim wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind (Lukas 21:24). Wir leben jetzt in den „Zeiten der Heiden“, dem Zeitalter der heidnischen Herrschaft über Jerusalem und das jüdische Volk. Nach dem Buch Daniel erstreckt sich dieser Zeitraum von der Zerstörung Jerusalems und der babylonischen Gefangenschaft im Jahr 586 v. Chr. bis zum zweiten Kommen des Messias – von der Entthronung des letzten davidischen Königs (Zedekia) bis zur Inthronisierung des messianisch-davidischen Königs. Vier heidnische Reiche werden während der heidnischen Zeit aufsteigen und fallen, mit dem Antichristen als letztem Herrscher, bis seine Herrschaft durch das zweite Kommen beendet wird.
    Lukas schloss: Und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und gefangen geführt werden zu allen Völkern; und Jeruschalajim wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind (Lukas 21:24). Wir leben jetzt in den „Zeiten der Heiden“, dem Zeitalter der heidnischen Herrschaft über Jerusalem und das jüdische Volk. Nach dem Buch Daniel erstreckt sich dieser Zeitraum von der Zerstörung Jerusalems und der babylonischen Gefangenschaft im Jahr 586 v. Chr. bis zum zweiten Kommen des Messias – von der Entthronung des letzten davidischen Königs (Zedekia) bis zur Inthronisierung des messianisch-davidischen Königs. Vier heidnische Reiche werden während der heidnischen Zeit aufsteigen und fallen, mit dem Antichristen als letztem Herrscher, bis seine Herrschaft durch das zweite Kommen beendet wird.

    Das Buch Daniel liefert den notwendigen Hintergrund für das richtige Verständnis der obigen Verse. Leider gehen einige Leute, die Daniel ignorieren, fälschlicherweise davon aus, dass die Zeiten der Heiden im Jahr 1967 mit dem Sechstagekrieg endeten, als Israel den Osten Jerusalems eroberte. Sie nehmen an, dass nicht einmal eine vorübergehende jüdische Kontrolle der Stadt während der Zeiten der Heiden auftreten kann. Der Sechstagekrieg im Jahr 1967 war jedoch die vierte vorübergehende Übernahme Jerusalems durch jüdische Kräfte. Sie verloren die vorherigen drei, und sie werden auch diese verlieren, wie unten gezeigt wird. Die erste Übernahme fand während der Makkabäerzeit (165-63 v. Chr.) statt und dauerte etwas mehr als ein Jahrhundert. Während dieser Zeit beherrschten die Juden Jerusalem, aber sie verloren die Kontrolle an die Römer. Das zweite Mal, als sie die volle Kontrolle über die Stadt hatten, war während des ersten jüdischen Aufstandes (66-70 n. Chr.), und sie verloren sie wieder. Das dritte Mal war während des zweiten jüdischen Aufstandes, auch Bar-Cochba-Aufstand genannt (132-135 n. Chr.), aber wieder verloren sie die Kontrolle. 1967 war die vierte jüdische Übernahme von Jerusalem. Sie werden jedoch in der Mitte der Trübsal wieder die Kontrolle verlieren. Das Buch der Offenbarung weist darauf hin und sagt ausdrücklich, dass die Stadt Jerusalem und das Tempelgelände für einen Zeitraum von 42 Monaten von den Heiden zertreten werden (Offenbarung 11:1-2). Die Zeit der Heiden ist also noch nicht zu Ende. Selbst in der heutigen Zeit ist die Mehrheit der Bevölkerung der Altstadt von Jerusalem nichtjüdisch. Die aktuellen politischen Ereignisse haben auch gezeigt, dass Israel noch nicht die volle Souveränität über die Altstadt oder das Tempelgebiet ausübt. Selbst in der Ölbergrede sprach Jeschua über den zukünftigen Verlust der Stadt Jerusalem.


    Die Zeit von 66-70 n. Chr.

    In den Jahren 66 bis 70 n. Chr. war der Leiter der messianischen Juden Simon, der Sohn des Kleopas, ein Cousin von Jakobus und Jeschua, der nach dem Tod von Jakobus die Leitung übernahm. Es war eine schwierige Zeit für die messianischen Juden. Der Aufstand gegen Rom war im Gange, und nun, nach zwei Jahren, war die römische Armee gekommen und belagerte Jerusalem. Die zelotische Partei innerhalb der Stadt hatte die Kontrolle, und sie stachelten das Volk zum Kampf an. Aber die messianischen Juden waren in einem Dilemma gefangen. Sie erinnerten sich an die Prophezeiung, die Jeschua in Lukas 21:20-24 gesprochen hatte. Er sagte den Gläubigen, dass der Tempel und Jerusalem zerstört werden würden, und wenn sie sahen, dass Armeen die Stadt umgaben, sollten sie fliehen. Aus diesem Grund weigerten sich diese messianischen Juden, die Waffen gegen die Römer zu ergreifen – nicht weil sie die jüdische Sache verraten wollten, sondern weil sie sich verpflichtet fühlten, den Worten des Messias zu gehorchen. Nun waren die Armeen tatsächlich um Jerusalem herum und erfüllten Jeschuas Prophezeiung. Als die Römer im Jahr 66 n. Chr. die Belagerung vorübergehend aufhoben, nutzten die messianischen Juden die Gelegenheit, in die Stadt Pella im Transjordanien zu fliehen. Ihnen schlossen sich andere Gläubige aus Judäa, Galiläa und dem Golan an. Zwei Jahre später kehrten die Römer zurück und belagerten Jerusalem erneut, und im Jahr 70 n. Chr. wurden die Stadt und der Tempel zerstört. Zu dieser Zeit begann die jüdische Gemeinde, den Begriff Meschumodim auf messianische Juden anzuwenden, und er wird auch heute noch verwendet. Der Begriff kommt von einem hebräischen Wort, das „zerstören“ bedeutet, aber er wird im Sinne von „Verräter“ verwendet.

    In der Zwischenzeit lebten die messianischen Juden weiterhin in Pella, und eine Beschreibung ihres Lebensstils ist uns in den Schriften des Irenäus, des Bischofs von Lugdunum in Gallien, überliefert.

    Sie praktizieren die Beschneidung, halten an den Bräuchen fest, die das Gesetz vorschreibt, und sind so jüdisch in ihrer Lebensweise, dass sie sogar Jerusalem anbeten, als wäre es das Haus Gottes.“

    Diese Aussage eines Leiters der Heidenchristenheit war abwertend, aber sie zeigt dennoch die Treue der messianischen Gläubigen zu ihrem Judentum. Obwohl es für sie notwendig war, Jerusalem im Gehorsam gegenüber Jeschuas Befehl zu verlassen, gaben sie ihr Erbe nicht auf. Sie nahmen die Zerstörung Jerusalems und des Tempels als weiteren Beweis dafür, dass Er tatsächlich der Messias war. Dies führte viele Juden dazu, an Ihn zu glauben.

    a. Die Zerstörung von Jerusalem und des Zweiten Tempels
    In den Jahren 64-66 brachen in Judäa mehrere kleinere Aufstände gegen die römische Herrschaft aus. Dann kam der große Krieg, der jüdische Aufstand von 66 n. Chr., der zur Zerstörung Jerusalems und des Zweiten Tempels führte. Diese Zerstörung war ein göttliches Gericht für die Ablehnung der Messiasschaft Jeschuas und eine klare Erfüllung seiner Prophezeiungen (Matthäus 24:1-2; Lukas 21:20-24). Josephus liefert den ausführlichsten Bericht über die Ereignisse:

    Und warum erzähle ich gerade dieses Unglück? weil Manneus, der Sohn des Lazarus, gerade zu dieser Zeit zu Titus lief und ihm erzählte, dass durch dieses eine Tor, das seiner Obhut anvertraut war, nicht weniger als hundertfünfzehntausend achthundertachtzig Leichen hinausgetragen worden waren, in der Zeit zwischen dem vierzehnten Tag des Monats Xanthicus [Nisan], als die Römer ihr Lager bei der Stadt aufschlugen, und dem ersten Tag des Monats Panemus [Tamuz]. Das war an sich eine ungeheure Menge; und obwohl dieser Mann nicht selbst als Statthalter an jenem Tor eingesetzt war, so war er doch dazu bestimmt, den öffentlichen Beitrag für die Überführung dieser Leichen zu zahlen, und so war er notgedrungen gezwungen, sie zu zählen, während die übrigen von ihren Verwandten begraben wurden; obwohl alles, was sie begraben hatten, nichts anderes war als dies, sie wegzubringen und aus der Stadt zu werfen. Nach diesem Mann liefen viele der angesehenen Bürger zu Titus und erzählten ihm die ganze Zahl der Armen, die tot waren, und dass nicht weniger als sechshunderttausend an den Toren hinausgeworfen wurden, obwohl die Zahl der übrigen nicht festgestellt werden konnte; und sie erzählten ihm weiter, dass, wenn sie nicht mehr imstande waren, die Leichen der Armen hinauszutragen, sie ihre Leichen auf Haufen in sehr große Häuser legten und sie darin einschlossen; wie auch, dass ein Medimnus Weizen für ein Talent verkauft wurde; und dass, als es nach einiger Zeit nicht mehr möglich war, Kräuter zu sammeln, weil die Stadt ganz ummauert war, einige Leute in eine so schreckliche Not getrieben wurden, dass sie die gemeinsamen Abwasserkanäle und alten Misthaufen des Viehs durchsuchten und den Dung aßen, den sie dort fanden; und was sie früher nicht so sehr ertragen konnten, wie zu sehen, benutzten sie jetzt zur Nahrung. Als die Römer dies alles kaum hörten, beklagten sie ihren Fall; die Aufrührer aber, die es auch sahen, taten nicht Buße, sondern ließen dieselbe Not über sich ergehen; denn sie waren geblendet von dem Schicksal, das schon über die Stadt und auch über sie selbst gekommen war.“

    Und die Zahl derer, die während des ganzen Krieges gefangen genommen wurden, betrug siebenundneunzigtausend; und die Zahl derer, die während der ganzen Belagerung umkamen, war elfhunderttausend, von denen der größte Teil zwar aus demselben Volk war wie die Bürger Jerusalems, aber nicht aus der Stadt selbst; Denn sie waren aus dem ganzen Land heraufgezogen zum Fest der ungesäuerten Brote und wurden plötzlich von einem Heer eingeschlossen, was zuerst eine so große Not unter ihnen verursachte und bald darauf eine solche Hungersnot, daß sie noch plötzlicher vernichtet wurden. Und dass diese Stadt so viele Menschen in sich aufnehmen konnte, zeigt die Zahl von ihnen, die unter Cestius genommen wurde, der, da er Nero von der Macht der Stadt unterrichten wollte, der sonst geneigt war, diese Nation zu verachten, die Hohepriester bat, wenn es möglich wäre, die Zahl ihrer ganzen Schar zu nehmen. Da nun diese Hohenpriester bei der Ankunft des Festes, das Passah heißt, wenn sie ihre Opfer schlachten, von der neunten bis zur elften Stunde, aber so, daß zu jedem Opfer eine Schar nicht weniger als zehn gehört, (denn es ist ihnen nicht erlaubt, allein zu feiern), und viele von uns sind zwanzig in einer Schar, fanden sie die Zahl der Opfer zweihundertsechsundfünfzigtausendfünfhundert; was, wenn man nicht mehr als zehn, die zusammen feiern, zuläßt, zwei Millionen siebenhunderttausend und zweihundert Personen ausmacht, die rein und heilig waren; denn für die, die den Aussatz oder die Gonorrhöe haben, oder für die Frauen, die ihre monatlichen Gänge haben, oder für solche, die sonst verunreinigt sind, ist es nicht erlaubt, an diesem Opfer teilzunehmen; auch nicht für irgendwelche Ausländer, die hierher kommen, um anzubeten.

    Nun ist diese große Schar zwar aus entlegenen Orten gesammelt, aber das ganze Volk war nun durch das Schicksal wie in einem Gefängnis eingeschlossen, und das römische Heer umzingelte die Stadt, als sie mit Einwohnern überfüllt war. Dementsprechend übertraf die Menge derer, die darin umkamen, alle Zerstörungen, die Menschen oder Gott jemals über die Welt gebracht haben; denn, um nur von dem zu sprechen, was öffentlich bekannt war, töteten die Römer einige von ihnen, einige führten sie gefangen, und andere suchten sie unter der Erde, und wenn sie fanden, wo sie waren, brachen sie den Boden auf und töteten alle, die sie trafen. Es wurden auch über zweitausend Menschen dort erschlagen gefunden, teils von ihren eigenen Händen, teils von einander, aber hauptsächlich durch die Hungersnot vernichtet; aber der üble Geruch der Leichen war denen, die sie sahen, höchst unangenehm, so dass einige gezwungen waren, sofort wegzugehen, während andere so gierig nach Gewinn waren, dass sie zwischen den Leichen, die auf Haufen lagen, hineingingen und sie zertraten; denn es wurden viele Schätze in diesen Höhlen gefunden, und die Hoffnung auf Gewinn machte jede Art, sie zu bekommen, für rechtmäßig. Auch viele von denen, die von den Tyrannen in den Kerker geworfen worden waren, wurden nun herausgeführt; denn sie ließen nicht ab von ihrer barbarischen Grausamkeit bis zuletzt; doch rächte sich Gott an ihnen beiden auf eine Weise, die der Gerechtigkeit entsprach. Was Johannes betrifft, so suchte er mit seinen Brüdern in diesen Höhlen nach Nahrung und bat, dass die Römer ihm nun ihre rechte Hand zu seiner Sicherheit geben würden, was er zuvor oft stolz abgelehnt hatte; Simon aber kämpfte hart mit der Not, in der er sich befand, bis er gezwungen war, sich zu ergeben, wie wir nachher erzählen werden; so wurde er für den Triumph zurückbehalten, um dann erschlagen zu werden; wie auch Johannes zu ewiger Gefangenschaft verurteilt wurde. Und nun setzten die Römer die äußersten Künste der Stadt in Brand und brannten sie nieder und rissen ihre Mauern ganz nieder.

    Nach Josephus betrug die Gesamtzahl der im ersten jüdischen Aufstand getöteten Juden 1.337.490. Etwa die Hälfte von ihnen fiel während der Schlacht um Jerusalem.
    Auch der Tod des Ananus, des Sohnes des Annas aus den Evangelien, der eine Schlüsselrolle beim Tod Jeschuas spielte, wird von Josephus ausführlich beschrieben:
    Und nun schickte Cäsar, als er vom Tod des Festus hörte, Albinus als Prokurator nach Judäa. Aber der König entzog Joseph das Hohepriesteramt und übertrug die Nachfolge dieser Würde dem Sohn des Ananus, der selbst auch Ananus hieß. Nun wird berichtet, dass dieser ältere Ananus sich als ein höchst glücklicher Mann erwies; denn er hatte fünf Söhne, die alle das Amt eines Hohepriesters vor Gott ausgeübt hatten, und er selbst hatte diese Würde früher lange Zeit genossen, was keinem anderen unserer Hohepriester widerfahren war. Aber dieser jüngere Ananus, der, wie wir schon gesagt haben, das Hohepriesteramt annahm, war ein kühner Mann in seinem Temperament und sehr frech; er war auch von der Sekte der Sadduzäer, die sehr streng im Richten von Übeltätern sind, vor allen anderen Juden, wie wir schon bemerkt haben; als also Ananus von dieser Gesinnung war, dachte er, er hätte jetzt eine passende Gelegenheit [um seine Autorität auszuüben]. Festus war nun tot, und Albinus war nur auf dem Weg; so versammelte er das Sanhedrim der Richter, und brachte vor sie den Bruder Jesu, der Christus genannt wurde, dessen Name Jakobus war, und einige andere [oder, einige seiner Gefährten]; und als er eine Anklage gegen sie als Gesetzesbrecher gebildet hatte, übergab er sie, um gesteinigt zu werden: Diejenigen aber, die unter den Bürgern am gerechtesten zu sein schienen und denen der Bruch der Gesetze am unangenehmsten war, missfiel das, was getan wurde; sie schickten auch zum König [Agrippa] und baten ihn, Ananus zu schicken, dass er nicht mehr so handeln solle, denn das, was er bereits getan hatte, sei nicht zu rechtfertigen; ja, einige von ihnen gingen auch zu Albinus, als er auf der Reise von Alexandria war, und teilten ihm mit, dass es für Ananus nicht rechtmäßig sei, ohne seine Zustimmung einen Sanhedrim zu versammeln.

    Aber am nächsten Tag wurde der Hohepriester gefangen, wo er sich in einem Aquädukt versteckt hatte; er wurde zusammen mit Hiskia, seinem Bruder, von den Räubern erschlagen; daraufhin belagerten die Aufrührer die Türme und ließen sie bewachen, damit nicht einer der Soldaten entkommen konnte. Der Umsturz der festen Plätze und der Tod des Hohenpriesters Ananias blähte Manahem so auf, dass er barbarisch grausam wurde; und da er glaubte, keinen Widersacher zu haben, der ihm die Leitung der Angelegenheiten streitig machen könnte, war er nicht besser als ein unerträglicher Tyrann; Eleasar aber und seine Leute, als sie miteinander geredet hatten, wie es sich nicht gehöre, wenn sie sich von den Römern auflehnten, aus dem Verlangen nach Freiheit, diese Freiheit an einen ihrer eigenen Leute zu verraten und einen Herrn zu ertragen, der zwar keine Gewalttat beging, aber doch gemeiner war als sie selbst; wie auch, dass, falls sie gezwungen wären, jemanden über ihre öffentlichen Angelegenheiten zu setzen, es besser wäre, dieses Privileg irgendjemandem zu geben als ihm; sie machten einen Angriff auf ihn im Tempel; denn er ging dorthin hinauf, um in einer pompösen Art und Weise zu beten, und geschmückt mit königlichen Gewändern, und hatte seine Anhänger mit ihm in ihrer Rüstung. Aber Eleasar und seine Leute fielen heftig über ihn her, wie auch das übrige Volk; und sie hoben Steine auf, um ihn damit anzugreifen, und warfen sie auf den Sophisten, und dachten, wenn er einmal verderbt wäre, würde der ganze Aufruhr zu Boden fallen. Manahem und seine Leute leisteten eine Zeitlang Widerstand; als sie aber merkten, dass die ganze Schar über sie herfiel, flohen sie, so weit sie konnten; die, die gefangen wurden, wurden erschlagen, und die, die sich versteckten, wurden gesucht. Es waren aber wenige unter ihnen, die heimlich nach Masada entronnen waren; unter ihnen war Eleasar, der Sohn des Jairus, der mit Manahem verwandt war und nachher die Rolle eines Tyrannen in Masada spielte. Manahem aber war geflohen an den Ort, der da heißt Ophla, und lag daselbst heimlich; aber sie ergriffen ihn lebendig und zogen ihn vor allen heraus und quälten ihn mit allerlei Martern und töteten ihn schließlich, wie sie es auch mit den Hauptleuten taten, die unter ihm waren, und besonders mit dem Hauptwerkzeug seiner Tyrannei, der Apsalom hieß.

    b. Rabbinische Antworten auf die Ereignisse von 70 n. Chr.
    Als im Jahr 70 n. Chr. der Tempel zerstört wurde, hörte das Opfersystem auf. Folglich mussten die Rabbiner irgendwie die Funktionen des Tempels ersetzen:
    Abaye sagte: Wir haben auch gelernt [in einer Baraitha]: Der Ochse und der Bock des Versöhnungstages, die verloren gingen, an deren Stelle andere gesetzt wurden, und auch die Böcke zur Versöhnung des Götzendienstes, die verloren gingen, an deren Stelle andere gesetzt wurden – sie alle sterben; das ist die Meinung von R. Juda. R. Eleazar und R. Simeon sagen: Sie weiden, bis sie untauglich [zum Opfern] werden, und dann werden sie verkauft, und das Geld geht als Spende [an den Tempelschatz], denn ein gemeinschaftliches Sündopfer stirbt nicht!

    Durch das Verbrechen des Blutvergießens wurde der Tempel zerstört und die Schechinah verließ Israel, wie es geschrieben steht: „So sollt ihr das Land, in dem ihr seid, nicht verunreinigen; denn Blut verunreinigt das Land. Und ihr sollt das Land nicht verunreinigen, das ihr bewohnt, in dessen Mitte ich wohne; wenn ihr es also verunreinigt, werdet ihr es nicht bewohnen und ich werde nicht in seiner Mitte wohnen.“
    Wie bereits angedeutet, kam die Zerstörung des Tempels nicht überraschend. Vierzig Jahre lang, gab es verschiedene Warnungen:
    Es wurde gelehrt: Vierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels wurde das Recht, über Kapitalfälle zu richten, entzogen, und es war in den Tagen von Simeon b. Schata, dass das Recht, über Eigentumsfälle zu richten, entzogen wurde.

    Unsere Rabbiner lehrten: Während der vierzig Jahre, in denen Simeon der Gerechte diente, kam das Los [‚Für den Herrn‘] immer in der rechten Hand auf; von dieser Zeit an kam es mal in der rechten, mal in der linken Hand auf. Und [während derselben Zeit] wurde das karmesinrote Band weiß. Von dieser Zeit an wurde er mal weiß, mal nicht. Auch: Während jener vierzig Jahre leuchtete das westlichste Licht, von da an leuchtete es mal, mal nicht; auch das Feuer des Holzstapels brannte stets stark, so dass die Priester außer den beiden Scheiten kein anderes Holz zum Stapel zu bringen brauchten, um das Gebot, das Holz ununterbrochen bereitzustellen, zu erfüllen; von da an brannte es mal stark, mal nicht, so dass die Priester nicht darauf verzichten konnten, den ganzen Tag Holz für den Stapel [auf dem Altar] zu bringen. [Während der ganzen Zeit] wurde ein Segen auf das ‛omer, die zwei Brote und das Schaubrot gegeben, so dass jeder Priester, der ein Stück davon bekam, so groß wie eine Olive, es aß und satt wurde, indem er etwas davon aß und sogar etwas übrig ließ. Von dieser Zeit an wurde ein Fluch über die beiden Brote und das Schaubrot gesandt, so dass jeder Priester ein Stück erhielt, das so klein war wie eine Bohne; die Wohlerzogenen zogen ihre Hände davon zurück, während gefräßige Leute es nahmen und verschlangen. Einmal packte einer [von den letzteren] seinen Anteil ebenso wie den seiner Mitmenschen, weshalb sie ihn bis zu seinem Todestag „ben hamzan“ [Greifer] nannten. Rabbah b. R. Schela sagte: Welche biblische Grundlage [gibt es für diese Bezeichnung]?-Oh mein Gott, rette mich aus der Hand des Bösen, aus dem Griff des Ungerechten und homez [rücksichtslosen] Menschen. Raba sagte: Von hier aus [ist die Grundlage gewonnen]: Lerne, Gutes zu tun, trachte nach Gerechtigkeit, stärke hamoz [den Unterdrückten], d.h. stärke den hamoz [den Unterdrückten], aber stärke nicht homez [den Unterdrücker].

    Zweifellos führte die Zerstörung des Tempels zu einer nationalen und religiösen Krise in der jüdischen Welt. Es stellte sich die Frage, wie das Judentum, des Opfersystems beraubt, religiös überleben konnte. Als Antwort traten mehrere Veränderungen im jüdischen Leben und in der Kultur auf:
    Während des Vespasianischen Krieges verordneten sie gegen die Kronen der Bräutigame und gegen das Tamburin. Im Krieg des Titus verordneten sie gegen die Diademe der Bräute und daß kein Mann seinen Sohn Griechisch lehren sollte. Im letzten Krieg verordneten sie, dass eine Braut nicht in einer Sänfte in die Stadt hinausgehen sollte; aber die Rabbiner erlaubten der Braut, in einer Sänfte in der Stadt hinauszugehen.

    Seit dem Tag der Zerstörung des Tempels, obwohl der Sanhedrin aufgehört hat, haben die vier Formen der Todesstrafe nicht aufgehört? Sie haben nicht aufgehört“, sagst du? Gewiss, sie haben aufgehört! Aber das Urteil der vier Formen der Todesstrafe hat nicht aufgehört. Derjenige, der zur Steinigung verurteilt worden wäre, fällt entweder vom Dach herunter oder ein wildes Tier zertritt ihn. Derjenige, der zum Verbrennen verurteilt worden wäre, fällt entweder ins Feuer oder eine Schlange beißt ihn. Wer zur Enthauptung verurteilt worden wäre, wird entweder der Regierung übergeben oder Räuber fallen über ihn her. Wer zum Strangulieren verurteilt worden wäre, wird entweder im Fluss ertränkt oder stirbt durch Ersticken. Aber kehren Sie es um: Löwen und Räuber sind „von der Hand des Himmels“, und Kälte und Hitze sind „von der Hand des Menschen“.

    R. Aha, der Sohn von R. Ika, sagte: Damit die Töchter Israels nicht unsittlich unzüchtig werden. Eine Heirat würde seine Leidenschaft nicht lindern, wie auch R. Isaak sagte: Seit der Zerstörung des Tempels ist die sexuelle Lust [von denen, die sie rechtmäßig ausüben] genommen und den Sündern gegeben worden, wie geschrieben steht: Gestohlenes Wasser ist süß, und heimlich gegessenes Brot ist angenehm.“
    R. Eleasar sagte auch: Seit dem Tag, an dem der Tempel zerstört wurde, ist eine eiserne Mauer zwischen Israel und ihrem Vater im Himmel, wie es heißt: „Und nimm dir einen eisernen Rost und setze ihn zu einer eisernen Mauer zwischen dich und die Stadt.“

    Diese und viele andere rabbinische Schriften lassen die Vorstellung zu, dass das eigentliche Programm des pharisäischen Judentums Israel auf eine Existenz ohne Tempel vorbereitete. Jeder Israelit wurde zum Priester gemacht und jeder Tisch zum Tempelmahl. Die Synagoge wurde zum Zentrum des jüdischen Lebens, und die Rabbiner ersetzten die Priesterschaft als die geistigen Führer Israels. Anstelle von Blutopfern war es nun das Fasten am Jom Kippur, das angeblich für Sühne sorgte. Die rabbinische Logik war folgende: Nur bestimmte Teile des Opfertieres, nämlich das Fett und das Blut, gehörten zu Gott. Durch das 25-stündige Fasten, das am Vorabend des Versöhnungstages beginnt, reduziert man das Fett und das Blut des eigenen Körpers und erfüllt damit Gottes Gebot:
    Wenn R. Scheschet ein Fasten hielt, fügte er am Ende seines Gebets Folgendes hinzu: Herrscher des Universums, Du weißt sehr wohl, dass in der Zeit, als der Tempel stand, wenn ein Mann sündigte, er ein Opfer zu bringen pflegte, und obwohl alles, was davon geopfert wurde, sein Fett und Blut war, wurde für ihn damit Sühne geleistet. Nun habe ich gefastet, und mein Fett und mein Blut haben sich vermindert. Möge es Dein Wille sein, mein Fett und Blut, das sich vermindert hat, so zu behandeln, als ob ich es vor Dir auf dem Altar geopfert hätte, und tue mir wohl.
    Das Jom-Kippur-Fasten wurde und wird bis zum Wiederaufbau des Tempels als vorübergehendes Mittel der Sühne betrachtet.
    Mehrere Passagen in der rabbinischen Literatur zeigen, dass die Zerstörung des Tempels zu einem Punkt in der Geschichte wurde, der zur Datierung anderer Ereignisse diente. Es ist besonders bemerkenswert, dass man bei der Lektüre des Talmuds oft den Ausdruck „vierzig Jahre vor der Zerstörung“ findet. Das Folgende ist ein solches Beispiel:
    Vierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels ging der Sanhedrin ins Exil und nahm seinen Sitz in den Handelshallen. R. Isaak b. Abdimi sagte: Um zu lehren, dass sie nicht in den Gesetzen der Geldstrafen urteilten. ‚Die Gesetze der Geldstrafen‘, kannst du so denken! Aber sagt: Sie haben nicht in Kapitalfällen geurteilt.)
    Es folgen nur zwei Beispiele dafür, wie die Rabbiner versuchten, mit den Folgen der Zerstörung des Tempels umzugehen:
    R. Joshua b. Levi sagte: Wenn jemand den Himmel in seiner ganzen Reinheit sieht, sagt er: Gesegnet sei Er, der das Werk der Schöpfung gewirkt hat. Wann sagt er das? – Abaye sagte: Wenn es die ganze Nacht geregnet hat, und am Morgen kommt der Nordwind und klärt den Himmel. Und sie unterscheiden sich von Rafram b. Papa, der R. Ḥisda zitiert. Denn Rafram b. Papa sagte im Namen von R. Ḥisda: Seit dem Tag, an dem der Tempel zerstört wurde, hat es nie einen vollkommen klaren Himmel gegeben, denn es heißt: „Ich bekleide die Himmel mit Schwärze und mache einen Sack zu ihrer Bedeckung.“

    Israel sagt zu dem Heiligen, gepriesen sei Er: „Herrscher des Universums! Als der Tempel stand, brachten wir Opfer dar und erlangten Sühne. Jetzt aber können wir nichts anderes als das Gebet (Tefillah) darbringen.‘ . . . Israel argumentierte: Als der Tempel stand, verbrannten wir Fett und bestimmte Teile der Opfer und erlangten so Sühne. Jetzt können wir nur unser eigenes Fett und Blut und unsere Seelen opfern! Möge es Dein Wille sein, dass diese unsere Sühne sein sollen: ‚So wollen wir für Stiere das Opfer unserer Lippen darbringen‘ (Hosea xiv, 3).“

    Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

    in die Berge fliehen Normalerweise fliehen die Menschen zum Schutz vor einer Invasionsarmee in eine befestigte Stadt, aber Jerusalem ist dem Untergang geweiht. Die Menschen sollten deshalb von ihr wegrennen und nicht versuchen, Zuflucht in ihr zu finden.

    Reformations-Studien-Bibel

    Zwei Belagerungen Jerusalems werden in der Rede auf dem Ölberg erwähnt. Die erste geschah im Jahre 70 n.Chr., und die andere wird am Ende des Zeitalters geschehen. Hier ist die Belagerung durch Titus im Jahre 70 gemeint, als die Stadt eingenommen wurde und sich die Verse 20–24 wörtlich erfüllten. Diese Schrecken veranschaulichen die Zustände in Palästina zur Zeit des Endes; aber weder V. 20 noch V. 24 stehen in den Berichten über die Rede auf dem Ölberg bei Matthäus und Markus. Die Angaben in Mt 24,15–28 und in Mk 13,14–26 beziehen sich auf die letzte Belagerung, wenn die Stadt von den Feinden genommen, aber durch die Rückkehr des Herrn auf die Erde befreit werden wird (Offb 19,11–21; Sach 14,2–4). Bei Lukas wird als Zeichen die Belagerung Jerusalems durch die Heerscharen (21,20) genannt; in Mt 24,15 und Mk 13,14 wird das Zeichen des Gräuels der Verwüstung an heiliger Stätte betont (2Thes 2,4; Offb 13,12–15).

    Scofield-Bibel

    21:20 Jerusalem von Armeen umzingelt. Die erste Erfüllung war die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. Diese Zerstörung kann auch ein größeres Gericht am Ende des Zeitalters vorhersagen, so dass sich einiges von dem, was Jesus in den Versen 5-24 vorausgesagt hat, auch in Ereignissen vor dem zweiten Kommen Christi erfüllen kann. Vgl. auch Anmerkung zu 19:43-44.
    21:21 Dann (solange es noch Zeit ist) … flieht auf die Berge (siehe Anmerkung zu Mt 24:16). Diejenigen, die in der Stadt sind, (sollten) die Stadt verlassen, bevor die römische Belagerung stattfindet.

    Die ESV Studienbibel

    Diejenigen, die in Jerusalem sind, müssen weg: Aufgrund dieser Prophezeiung flohen die Christen in Judäa vor der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. in die Stadt Pella in der Dekapolis (Eusebius, Kirchengeschichte 3.5).

    Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel

    Eine Belagerung wäre das Zeichen dafür, dass das Ende Jerusalems und des Tempels nahe war. Die anderen synoptischen Evangelien (siehe Matthäus 24:15; Markus 13:14) spielen auf den Gräuel der Verwüstung in Dan. 9:25-27; 11:31. Diese Stelle vergleicht die Entweihung des Tempels mit dem, was 167 v. Chr. geschah, als Antiochus Epiphanes im Tempel einen Altar für Zeus errichtete. Eine ähnliche Entweihung des Tempels fand während der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. statt.

    Die Nelson Studienbibel

    Die Verse 20 und 24 sind nicht in dem Bericht der Ölbergrede enthalten, den Matthäus und Markus überliefern. In dieser Rede geht es um zwei Belagerungen von Jerusalem. Lukas 21,20-24 bezieht sich auf die Belagerung durch Titus im Jahr 70 n. Chr., als die Stadt eingenommen wurde und Vers 24 wörtlich erfüllt wurde. Aber diese Belagerung und ihre Schrecken sind nur ein Hinweis auf die endgültige Belagerung am Ende dieses Zeitalters, in der die „große Trübsal“ ihren Höhepunkt findet. Zu dieser Zeit wird die Stadt eingenommen, aber durch die herrliche Erscheinung des Herrn befreit (Offb. 19:11-21). Die Hinweise in Mt. 24:15-28, Mk. 13:14-26 beziehen sich auf die letzte Belagerung in der Trübsal; Lk. 21:20-24 auf die Zerstörung Jerusalems durch Titus. Bei Lukas ist das Zeichen die Umzingelung Jerusalems durch Heere (Lk. 21:20); bei Matthäus (24:15) und Markus (13:14) ist das Zeichen der Gräuel an heiliger Stätte (2 Thess. 2:4).

    The Scofield Reference Bible

    21:20 Jerusalem wird von Armeen umzingelt. Jesus hat dies bereits prophezeit (19:43), aber hier verbindet er es mit der „Verwüstung“ in Dan 12:11, wo sich „der Gräuel, der Verwüstung bringt“ ebenfalls auf die Macht bezieht, die Gottes Tempel bedroht. Dies bezieht sich eindeutig auf den Fall Jerusalems im Jahr 70 n. Chr., aber auch andere Aussagen in diesem Abschnitt sollen in der Endzeit erfüllt werden (siehe Anmerkung zu V. 5-38).
    21:21 Flieht in die Berge. Erinnert daran, wie Propheten die Endzeit beschreiben (Hesek 7,16; Sach 14,5). Der Aufruf, die Stadt zu verlassen, ist auch der Aufruf an die Propheten, Babylon zu verlassen: „Geht aus ihr heraus, mein Volk! Rennt um euer Leben! Flieht vor dem grimmigen Zorn des HERRN“ (Jer 51,45). Jetzt werden Jerusalem und die ganze Region Judäa zum Objekt von Gottes Zorn.

    NIV Biblical Theology Study Bible

     Vers 20
    „Jerusalem von Heerscharen umzingelt“ ist eine der großen Ereignisse der Prophetie, die uns erlauben, die Botschaft von Daniel, Sacharja und Offenbarung mit der Chronologie der Botschaft des Herrn in den synoptischen Evangelien zu verknüpfen. Die Belagerung Jerusalems unter Titus im Jahre 70 n.Chr. ist die „Naherfüllung“, es war aber eine Vorwegnahme einer späteren großen Belagerung der Stadt in den letzten Tagen unmittelbar vor dem Kommen des Menschensohnes (Sach 14,1-3). Wer die Endzeitrede des Herrn auf die Ereignisse des Jahres 70 beschränkt, muß, wenn er zu den Versen 25-27 gelangt, zum Kommen des Menschensohnes springen. Einige haben die Version des Lukas genommen, um Mt 24 auszulegen; aber in Matthäus findet sich nichts, das richtigerweise als „Naherfüllung“ ausgelegt werden könnte. Lukas kombiniert wohl „Nah-“ und „Späterfüllung“, aber das meiste ist noch zukünftig. Die Ereignisse der Verse 8-19 beschreiben das, was Matthäus „Anfang der Wehen“ nannte (24,8). Das Brechen des mit dem römischen Herrscher zu Beginn der siebzigsten Woche gemachten Bundes (Dan 9,27) wird in der Mitte der Woche stattfinden und markiert den Anfang der „großen Drangsal“. Wenn der Schutz des Tieres plötzlich dahinfällt, werden die Armeen der Israel feindlichen Mächte frei sein, auf Israel und Jerusalem zu marschieren. Das ist der Zeitpunkt, zu dem das Tier „Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen“ wird. Daniel sagt, daß von diesem Ereignis an noch 1290 Tage (Dan 12,11) bis zum Ende verbleiben, das sind rund dreieinhalb Jahre. Zu dieser Zeit wird auch „der Greuel der Verwüstung“ (Mt 24,15) im Tempel aufgestellt werden. Das sagt uns Lukas zwar nicht, aber Dan 11,31 spricht davon und Matthäus verweist auf dieses Ereignis als Antwort auf die Frage „wann wird das sein?“ Es sind also zwei Geschehnisse, das Brechen des Bundes und das Aufstellen „des Greuels der Verwüstung“ im Tempel, die den Schlüssel bilden zur zeitlichen Einordnung dieser Zeiten. Das sind die Ereignisse, welche zur letzten Belagerung Jerusalems führen werden.
     Vers 21
    Die Heiligen sollen aus der Stadt fliehen, bevor sie gänzlich eingeschlossen ist. Der Ausdruck „von Heerscharen umzingelt“ bedeutet, daß die Armeen den Ring immer enger ziehen, daß der Kreis um die Stadt aber noch nicht geschlossen ist. Alle in Judäa sollten dann in die umliegenden Berge fliehen, während die Gläubigen in der Stadt diese verlassen sollten. Niemand, der sich auf dem Land aufhielt, sollte hinter den hohen Mauern der Stadt Zuflucht suchen. Lukas verwendet in Vers 20 für „Heerscharen“ das Wort stratopedon, das im NT nur hier vorkommt. Vine sagt: „Es bezeichnet eine Armee, die ihr Lager aufgeschlagen hat“. „Heerscharen“ müßte also wörtlich mit „Heerlager“ übersetzt werden. Für die Bewohner der belagerten Stadt waren die Anweisungen klar: „daraus entweichen“, „nicht in sie hineingehen“. Die Imperative heben die Krisensituation hervor.

    Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

    Es ist also heute an der Zeit, sich zu entscheiden: Glaube ich dem Gott der Bibel? Glaube ich, dass Jehovah Israel nicht verworfen hat? Glaube ich, dass es eine weitere Erfüllung geben wird – und Jerusalem wieder belagert wird? – oder aber nehme ich an, dass der Autor der Bibel sich irrt, und ein geistiges Israel angegriffen wird? – Die Entscheidung nimmt mir niemand an – es ist wirklich eine Frage des Glaubens!

    Wer im Kleinen treu ist, ist auch im Großen treu, und wer im Kleinen ungerecht ist, ist auch im Großen ungerecht

    Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht. Wenn ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Wahrhaftige anvertrauen?
    Elberfelder 1871 Lukas 16,10–11

    Vom Umgang mit Geld: Zuverlässigkeit, wie Jesus sie versteht
    (Mt 6,24)
    Jesus fuhr fort: »Wer in kleinen Dingen zuverlässig ist, wird es auch in großen sein, und wer in kleinen unzuverlässig ist, ist es auch in großen.
    Wenn ihr also im Umgang mit dem leidigen Geld nicht zuverlässig seid, wird euch niemand das wirklich Wertvolle anvertrauen.  Wenn ihr mit dem nicht umgehen könnt, was euch gar nicht gehört, wie soll Gott euch dann schenken, was er euch als Eigentum zugedacht hat?
     Kein Diener kann zwei Herren zugleich dienen. Er wird den einen vernachlässigen und den anderen bevorzugen. Er wird dem einen treu sein und den anderen hintergehen. Ihr könnt nicht beiden zugleich dienen: Gott und dem Geld.«
    Gute Nachricht Bibel 2018 – Lukas 16,10–13

    Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht. Lk 19,17; Sir 5,18.
    Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Lukas 16:10

    Er sagte: „Nutzt eure Kohle für Gott, setzt sie schlau ein. Helft damit anderen Menschen, das wird sich irgendwann im Himmel auszahlen. Wer mit wenigen Sachen gut umgehen kann, wird auch mit viel gut klarkommen. Wenn ihr aber bei eher unwichtigen Sachen schon unkorrekt arbeitet, dann wird man euch auch nie etwas Großes anvertrauen können. Wenn ihr mit Geld und den Sachen anderer Leute schon nicht korrekt umgeht, wer wird euch dann die richtig fetten Sachen aus dem Himmel anvertrauen? Und wenn ihr mit den Sachen von fremden Leuten nicht richtig umgeht, wer von euch wird euch da noch sein eigenes Geld zur Verfügung stellen?
    VolxBibel – Lukas 16,9–12

    Wer im Geringsten treu ist, ist auch im Größern(- Würdig, mehr zu erhalten. – Ihr habt ihn nicht nach Gottes Willen gebraucht. – Die zeitlichen Güter werden nicht mit uns geboren und bleiben nicht bei uns im Tode (Cyr., Ambr., Bon., Theoph.); wir sind nicht ihre Herren, sondern ihre Verwalter. – Die geistlichen Güter, welche Gott euch bietet. – Mit Geschrei hinderten sie die Wirkung der Belehrung bei dem Volke. -) getreu; und wer im Geringen ungerecht ist, ist auch im Größern ungerecht.
    Allioli Bibel – Lukas 16:10

    So so, die meisten Bibelübersetzer bleiben bei dem, was Jesus gesagt hat, und sprechen hier „nur vom Geld“. Nur die katholische Übersetzung macht den Sprung ins „vergeistlichen“ und spricht in der Fußnote von „geistlichen Güter“. Ob Jesus wirklich „geistliche Güter“ oder gar „geistigen Gehorsam“ meinte?

    Die Jünger Jesu sollen ihren Reichtum nicht für selbstsüchtige Zwecke gebrauchen, sondern um sich damit „Freunde zu machen“. Großzügigkeit gegenüber den Armen ist hier wahrscheinlich im Blick, denn Gott selbst wird denen zurückerstatten, die den Bedürftigen Abhilfe verschafften (14,13f.; Spr 19,17).

    aufgenommen werdet Der Text sagt nicht explizit aus, wer hier der Aufnehmende ist. Es ist möglich, dass hier die Armen gemeint sind, denen in diesem Leben geholfen wurde, oder wahrscheinlicher ist Gott selbst gemeint. In jedem Fall wird hier keine Erlösung durch Werke gelehrt (# 15,29). Die liebende Hilfe, die anderen in diesem Leben gewährt wird, ist eine Frucht des Glaubens und ein Zeichen wahrer Jüngerschaft und der bereits geschmeckten Erlösung, nicht aber eine verdienstliche Grundlage für das Heil.

    16,11 dem unrechten Mammon Die finanziellen Mittel, die im Handelsverkehr ausgetauscht werden, sind nicht per se „Unrecht“ (V. 9) oder „unredlich“ (vgl. das griechische Substantiv adikịa in V. 8 und das Adverb ạdikos in V.10), aber „Reichtum“ oder „Geld“ („Mammon“ in V. 11.13) können mit Gott um unser Vertrauen und unsere Loyalität konkurrieren. Auch wenn sie dies nicht tun, so ist ihr Wert doch „gering“ (V. 10) und im Vergleich mit den ewigen und wahren Reichtümern vergänglich.

    das wahre Gut Gemeint sind hier die himmlischen Schätze, die auch als „ewige Wohnungen“ bezeichnet werden (V. 9).

    Reformations-Studien-Bibel

    16,9 Der Umgang mit dem Besitz – anders ausgedrückt: Das Verhalten den Armen gegenüber wird für Gott der Maßstab sein, ob er einen Menschen nach seinem Lebensende in den Himmel aufnimmt.

    Herder-Übersetzung mit Kommentar und Erläuterungen

    Ah – jetzt versteh ich, warum Organisationen und Kirchen, die das Geld nur „für sich selbst“ anstatt für die Armen hergeben, den Vers „vergeistlichen“ müssen!

    Und ich sage euch: Das ist ein feierlicher Ausdruck, der die Wichtigkeit der Anwendung unterstreicht, die Jesus jetzt erklärt, indem er seine Jüngerinnen und Jünger ermahnt, großzügig mit Geld und Besitz umzugehen. Ungerechter Reichtum bezieht sich wahrscheinlich auf die Art und Weise, wie das Streben nach Geld oft mit sich bringt: (1) unrechte Mittel beim Erwerb von Reichtum, indem man andere ausnutzt; (2) unrechte Wünsche bei der Verwendung von Reichtum zur persönlichen Befriedigung und für egoistische Zwecke, anstatt für die Sorge und das Wohlergehen anderer; und (3) der verderbliche Einfluss von Reichtum, der Menschen oft in die Ungerechtigkeit führt. Das Wort, das hier mit „Reichtum“ übersetzt wird, ist ein hebräischer und aramäischer Begriff (Hb. und Aramäisch mamon; Gk. mamōnas; Englisch „mammon“) für Reichtum und Besitz (einschließlich Geld) und ist dasselbe Wort, das in V. 13 mit „Geld“ übersetzt wird (siehe ESV-Fußnote). damit, wenn es versagt. Weil der Reichtum unweigerlich versagen wird, sowohl die ewigen Bedürfnisse zu befriedigen als auch für sie zu sorgen, ermahnt Jesus seine Jüngerinnen und Jünger, sich Freunde zu machen, indem ihr Reichtum und Besitz großzügig für die Versorgung und das Wohlergehen anderer einsetzt, damit sie euch, wenn der Reichtum versagt, in die ewigen Wohnungen aufnehmen können. „Sie“ bezieht sich wahrscheinlich auf die „Freunde“, denen durch solche großzügigen Spenden geholfen wurde. Gläubige, die ihren Reichtum und ihren Besitz auf diese Weise großzügig einsetzen, zeugen von ihrem Glauben und ihrem Engagement für Gott und von ihrem Verständnis dafür, dass Gott diejenigen ewig belohnen wird, die großzügig mit den Ressourcen umgehen, die er ihnen anvertraut hat.
    16:11 Ungerechter Reichtum bezieht sich hier auf irdisches Geld und Besitztümer (siehe Anmerkung zu V. 9). Wahrer Reichtum bedeutet geistliche Haushalterschaft und Verantwortung in Gottes Reich und letztlich auch himmlische Belohnung (vgl. 12:33; 18:22; Mt 6:19-21, 24).

    Die ESV Studienbibel

    Der Mammon, also das Geld, sollte großzügig eingesetzt werden, um Werke zu schaffen, die Bestand haben. Geld wird als ungerecht bezeichnet, weil es oft Ungerechtigkeit und Egoismus in den Menschen zum Ausdruck bringt (siehe 1. Tim. 6:6-10, 17-19; Jakobus 1:9-11; 5:1-6).

    Mammon
    (Gk. mamōnas) (16:9, 11; Mt. 6:24) Strong’s #3126: Das griechische Wort ist eine Transliteration des aramäischen Wortes mamona, das „Reichtum“, „Geld“ oder „Eigentum“ bedeutet. Es ist unmöglich, diesem Gott namens „Mammon“ und dem wahren Gott gleichzeitig zu dienen. In Lukas 16 wird dieses Wort für „Reichtum“ verwendet, der als Götze, Meister oder Gott des menschlichen Herzens gilt, der mit dem wahren Gott in Konflikt steht.

    16:10 treu … ungerecht … am wenigsten … viel: Kleine Beispiele von Egoismus in der Gegenwart führen später zu größerem Egoismus. Genauso führen kleine Beispiele von Großzügigkeit jetzt zu größerer Großzügigkeit später.
    16:11 Mammon … wahrer Reichtum: Dies ist die Weiterentwicklung von V. 10. Eine Person, die nicht mit Geld umgehen kann, kann sicher nicht mit geistlichen Dingen umgehen, die viel wertvoller sind.

    Die Nelson Studienbibel

    Für die Jünger, die in einer zumeist von Ungläubigen bevölkerten Welt leben mußten, ergaben sich drei Lehren aus diesem Gleichnis. Erstens: Sie sollten ihr Geld dazu verwenden, Menschen für das Gottesreich zu gewinnen (V. 8 b – 9). Jesus sagte: „Die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts.“ Er machte also einen Unterschied zwischen seinen Jüngern und dem unehrlichen Verwalter, der ein echtes „Kind dieser Welt“ war, das versuchte, sein Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Doch wie er sollten die Jünger, die „Kinder des Lichts“ (vgl. Lk 11,33-36; Eph 5,8), klug (nicht unehrlich) handeln und sich den ungerechten Mammon für ihre gute Sache zunutze machen (Lk 16,9). Das Wort „Mammon“ (mamOna) kehrt kurz darauf, in Vers 13, wieder, wo Jesus versichert, daß man nicht Gott und dem Mammon dienen kann. An dieser Stelle in Vers 9 ging es ihm jedoch in erster Linie darum, daß man sein Geld benutzen und nicht aufheben oder sich von seinem Reichtum versklaven lassen sollte. Der Mammon sollte den Jüngern dienen, nicht umgekehrt. Er sollte ihnen Freunde machen, wie auch der unehrliche Verwalter das Geld seines Herrn dazu verwendete, sich andere Leute gewogen zu machen. Wenn die Jünger so mit ihrem Geld umgingen, würden sie in die ewigen Hütten aufgenommen werden, denn ihr Reichtum konnte dann vielleicht mit dazu beitragen, anderen den Glauben an die Botschaft Jesu nahezubringen.
    In Vers 10 – 12 folgt ein zweites Anwendungsbeispiel für das Gleichnis: Wer in Gelddingen ehrlich ist, dem kann auch in Wichtigerem vertraut werden. Das wahre Gut (V. 11) scheint sich hier auf die geistlichen Reichtümer des Gottesreiches zu beziehen, an denen die Jünger teilhaben sollten.
    Die dritte Folgerung für die Nachfolge, die Jesus aus dem Gleichnis zog, lautete, daß ein Mensch nicht zwei Herren dienen kann, Gott und dem Mammon (V. 13), denn beide schließen sich gegenseitig aus. Die Liebe zum Geld bringt den Menschen von Gott ab (1Tim 6,10), und umgekehrt macht jemand, der Gott wirklich liebt, Geld nicht zum Hauptzweck seines Dasein

    Walvoord Bibelkommentar

    Erstens: „Wer in sehr wenig treu ist, der ist auch in viel treu“ (Lk 16,10); zweitens: „Wenn ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch dann den wahren anvertrauen? (Lk 16:11); und drittens: Wenn ihr nicht treu gewesen seid in dem, was einem anderen gehört, wer wird euch dann das geben, was euch gehört? (Lukas 16:12). Es gibt zwei miteinander verknüpfte Ebenen: die physische (im wirtschaftlichen Sinne) und die geistliche. Wenig bezieht sich auf den ungerechten Mammon, und viel bezieht sich auf den wahren Reichtum. Das Eigene bezieht sich auf den geistlichen Reichtum, der von Jeschua empfangen und anderen angeboten wird. Wenn Ungläubige den Gläubigen auf der wirtschaftlichen Ebene den Mammon anvertrauen können, werden sie auch bereit sein, ihnen auf der geistlichen Ebene zu vertrauen. Dies bietet die Möglichkeit, den wahren Reichtum, den nur Gläubige teilen können, mit Ungläubigen zu teilen. Der wahre Reichtum ist die Botschaft über Jeschua, das Evangelium. Wenn Ungläubige die Botschaft des Evangeliums annehmen, werden sie den wahren geistlichen Reichtum – die Erlösung – haben. Deshalb müssen sich die Gläubigen mit dem Mammon der Ungerechtigkeit anfreunden (Lukas 16:9), denn er hat das Potenzial, zum Austausch von geistlichem Reichtum zu führen.

    Jeschua schloss die Anwendung des Gleichnisses vom ungerechten Verwalter mit der Aussage: „Kein Knecht kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen festhalten und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon (Lukas 16:13). Wiederum beziehen sich die Worte „lieben“ und „hassen“ nicht auf emotionale Reaktionen auf Geld, sondern weisen auf eine Wahl hin. Das Prinzip ist folgendes: Wer ist das Ziel unseres Dienstes? Wenn wir als Gläubige Gott an die erste Stelle setzen und zuerst seine Gerechtigkeit und sein Reich suchen, dann werden wir wissen, wie wir den Einsatz unserer materiellen Ressourcen ausgleichen können.

    Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

    Es handelt sich hier also nicht um den Aufruf, einem „Christusersatz“ unbedingten Gehorsam zu schulden, sondern Jesus fordert uns auf, ehrlich mit den uns anvertrauten Dingen umzugehen - und eben nicht nur ehrlich sondern auch schlau – schlau aus göttliches Sicht!

    Aber so verfahren diese Leute ja auch mit den übrigen Heiligen Schriften

    Und achtet die Langmut unseres Herrn für Errettung, so wie auch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat, wie auch in allen seinen (W. den) Briefen, wenn er in denselben von diesen Dingen redet, von denen etliche schwer zu verstehen sind, welche die Unwissenden und Unbefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben.
    Elberfelder 1871 – 2.Petrus 3,15–16

    Genau dasselbe hat euch auch unser lieber Bruder Paulus geschrieben, dem Gott viel Weisheit gegeben hat. Er sagt das in allen seinen Briefen, wenn er über dieses Thema schreibt. Es gibt in ihnen allerdings einige schwierige Stellen. Die werden von unverständigen Leuten missdeutet, die im Glauben nicht gefestigt sind. Aber so verfahren diese Leute ja auch mit den übrigen Heiligen Schriften. Sie verurteilen sich damit selbst zum Untergang.
    Gute Nachricht Bibel 2018 – 2.Petrus 3:15b–16

    So hat es euch ja auch unser lieber Bruder Paulus mit der ihm geschenkten Weisheit geschrieben, und dasselbe sagt er in allen Briefen, wenn er über diese Dinge spricht. Einiges in seinen Briefen ist allerdings schwer zu verstehen, was dazu führt, dass die Unbelehrbaren und Ungefestigten es verdrehen. Aber das tun sie auch mit den übrigen Heiligen Schriften, und sie tun es zu ihrem eigenen Verderben.
    (An welchen Paulusbrief hier gedacht ist, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen, aber vergleiche zu Vers 15a (Gottes Geduld) z. B. Römer 2,4 und zu den Versen 11 bis 14 (Vorbereitung auf das Kommen von Jesus Christus) z. B. Römer 13,11–14; 1. Korinther 1,7–9; 7,29–35; 2. Korinther 5,6–10; Galater 6,7–10; Epheser 4,30–32; Philipper 2,14–16; 4,5; Kolosser 3,1–6.23–25; 1. Thessalonicher 5,4–11.)
    Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Petrus 3,15b–16

    Verse oder sogar Teile eines Verses aus dem Zusammenhang reißen, um die „eigene Lehre“ zu untermauern – oder um diese dann „zu vergeistigen“. Ist das etwas neues? Nein! Diesen Fehler gab es schon in der Zeit des Petrus – und er nennt diese Menschen, die Verse aus dem Zusammenhang reissen ganz nett „Unwissende und Ungefestigte“. Also was können wir gegen solche „Irrlehrer“ tun? Die Menschen auffordern, die Bibel als ganzes Buch zu lesen – und beim Lesen unbedingt durch Gebet um den „heiligen Geist“ bitten!

    Ein Fehler den ich heute beobachte: Jehovah wird nicht mehr in den Mittelpunkt der Predigt gestellt – auch Jesus Christus rückt in den Hintergrund. Statt dessen ist der Leser/Hörer der Mittelpunkt der Predigt/des Lesestoffs – es geht nur noch darum, dass ich mich gut fühle, dass es mir gut geht, dass ich ewiges Leben erhalte, dass ich mich ändere. Aber in der Bibel geht es um den Schöpfer und die Lösung die ER anbietet: das ist das Opfer Jesu! – und ER verändert die Gläubigen – nicht die Gläubigen ändern sich selbst. Der Gläubige kann sich nicht ändern, der Gläubige kann nicht die Wunden der Vergangenheit heilen – dass kann nur Jehovah!

    DIE Geistlichkeit der Christenheit bildet zwei allgemeine Klassen: die Positiven (Fundamentalisten) und die Liberalen (Modernisten) oder höheren Kritiker. Sie haben verschiedene Ansichten über die Bibel. Der Positive faßt sie ganz buchstäblich auf, der höhere Kritiker reißt sie ganz auseinander. Der Positive befleckt sie mit Heidentum, indem er Lehren lehrt wie die Dreieinigkeit, die ewige Qual, das Fegfeuer und andere Glaubensansichten, wie sie die Heiden lange vor der Zeit Christi lehrten. Als das abtrünnige Christentum vom vierten Jahrhundert an katholisch oder universell wurde, nahm es heidnische Lehren an, um den Heiden zu gefallen und sie zum Namenchristentum zu bekehren. In dem eitlen Bemühen, einen Zusammenprall mit Gottes Wort zu vermeiden, verdrehen positive Geistliche gewisse Texte, damit sie in ihr Heidentum hineinpassen, wie Petrus es gesagt hatte: „Deren Sinn die Ungelehrten und Unbefestigten verdrehen, wie sie es auch mit den übrigen Schriften tun, zu ihrem eigenen Verderben.“ (Matthäus 15:6-9; 2 Petrus 3:16, NW) Obwohl die Positiven behaupten, auf biblischer Wahrheit aufzubauen, stützen sie ihren Glauben auf heidnische Sagen. Ihre falschen Darstellungen über Gott und Christus veranlassen viele, sich von der Bibel wegzuwenden. So geben sie sich als Werkzeuge hin, um den Glauben an Gott und sein Wort niederzureißen.

    Wachtturm – 15.November1953

    In Jeremias Tagen eigneten sich falsche Propheten Jehovas Worte an, um sie anzuführen und mit ihren Lügen zu vermischen und ihrer Mischung ein Aroma der Wahrheit zu verleihen, damit so ihre Lügen eher angenommen wurden, weil etwas Wahrheit damit verflochten war. Jehova mißbilligte dies: „Darum, siehe, ich will an die Propheten, spricht Jehova, die einer vom anderen meine Worte stehlen.“ (Jeremia 23:30) Sowohl positive als liberale Glaubensrichtungen von heute tun dasselbe, indem sie gewisse Texte biegen und drehen, um ihre heidnischen Lehren oder philosophischen Theorien anscheinend zu stützen. So geben sie den trügerischen Reden, mit denen sie die Ohren derer kitzeln, die die unverfälschte Wahrheit des Wortes Jehovas nicht wirklich wünschen, ein biblisches Aroma. Durch dieses Verdrehen der Schrift wird der breite Weg zum Verderben gebahnt, wie der Apostel Petrus es sagte: „Darin jedoch sind einige Dinge schwer zu verstehen, deren Sinn die Ungelehrten und Unbefestigten verdrehen, wie sie es auch mit den übrigen Schriften tun, zu ihrem eigenen Verderben.“ (2 Petrus 3:16, NW)

    Wachtturm – 15.April 1955

    Aber zurück zu dem Vers aus 2.Petrus

    den übrigen Heiligen Schriften Petrus sieht hier die paulinischen Briefe, die in Vers 15 erwähnt wurden, in der gleichen Kategorie wie die inspirierten, autoritativen Schriften des ATs (V. 15; 1,20f.) und diese in Übereinstimmung mit dem eigenen Anspruch des Paulus als einzigartige apostolische Autorität (Röm 1,1; 1.Kor 2,13; Gal 1,1). Dies ist ein wichtiger Vers, um zu zeigen, dass die Apostel beabsichtigten, uns neue Bundesschriften zu übermitteln, als sie ihre Werke niederschrieben.

    Reformations-Studien-Bibel

    Bezüglich der Verzerrung der Lehre des Paulus. Die Verzögerung der Wiederkunft Christi sollte als seine Geduld gewertet werden, mit der er die Menschen zum Heil führt (vgl. V. 9; Röm. 2,4). Der Apostel Paulus schrieb irgendwann vor der Abfassung des 2. Petrusbriefes an dieselben Leserinnen und Leser, und offenbar benutzten die Irrlehrer aus Kap. 2 eine verdrehte Version von Paulus‘ Evangelium der Freiheit (vgl. 2,19; auch Röm. 8,1-5; 2. Kor. 3,1-18; Gal. 5,1-6), um einige von ihnen zur Sünde zu verführen.

    3:16 In allen seinen Briefen zeigt, dass er sich einer Art Sammlung von Paulusbriefen bewusst ist, wobei die Anzahl hier nicht genannt wird. Manche Dinge … sind schwer zu verstehen Das heißt nicht, dass alles in den Paulusbriefen schwer zu verstehen ist, und es heißt auch nicht, dass irgendetwas „unmöglich zu verstehen“ ist, aber es bedeutet, dass die richtige Auslegung einiger schwieriger Schriftstellen viel Mühe und gottgegebene Weisheit erfordert. Die Unwissenden und Unbeständigen verdrehen die Lehren des Paulus genauso wie die anderen Schriften, was darauf hindeutet, dass die Schriften des Paulus auch in der neutestamentlichen Zeit als Schrift angesehen wurden und auf der gleichen Ebene der göttlichen Autorität standen wie die alttestamentliche Schrift. Das griechische graphē, das hier mit „Schrift“ übersetzt wird, kommt im NT 51 Mal vor und bezieht sich jedes Mal auf die kanonische alttestamentliche Schrift und nicht auf andere Schriften, außer dass zweimal (hier und in 1 Tim 5,18) auch einige neutestamentliche Schriften eingeschlossen sind. Das zeigt, dass die neutestamentlichen Bücher, die von den Aposteln Christi geschrieben oder autorisiert wurden, schon sehr früh als Gottes Wort anerkannt wurden.

    Die ESV Studienbibel

    Beachte, dass Petrus die Briefe des Paulus mit dem Rest der Heiligen Schrift gleichsetzt, was darauf hindeutet, dass Petrus die Schriften des Apostels Paulus für das Wort Gottes hält. Beachte, dass Petrus die Schriften des Paulus über die Endzeit als schwer zu verstehen ansieht. Das sollte ein Trost für jeden von uns sein, der versucht, die Schriften des Paulus über das Kommen Christi zu interpretieren. Selbst Petrus fand sie schwierig. Deshalb sagt Petrus, dass manche Menschen, die ungelehrt und unbeständig sind, sich selbst zerstören. Ungelehrt bezieht sich auf jemanden, dessen Verstand nicht geschult und dessen Denkgewohnheiten nicht diszipliniert sind. Unbeständig ist jemand, dessen Verhalten nicht richtig auf den Wahrheiten des Wortes Gottes beruht.

    Die Nelson Studienbibel

    Eine der in Frage gestellten Lehren war der Glaube an die Wiederkunft des Herrn (2 Petr 3,3-4). Diese Leugnung ging mit dem Gedanken einher, dass das Leben und die Geschichte keine endgültige Bestimmung hätten. Der Autor des 2. Petrusbriefs bekräftigte angesichts dieser Skepsis nachdrücklich die traditionelle Lehre. Aber er tat dies auf eine Art und Weise, die darauf hindeutet, dass die Erwartung der Wiederkunft des Herrn sehr schwach geworden war: „Vergesst das nicht, meine Lieben, dass bei dem Herrn ein Tag wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag“ (2 Petr 3,8). Die Lehre wird als dogmatischer Grundsatz bekräftigt, aber sie hat keinen starken Einfluss auf das tägliche Leben.

    Der zweite interessante Punkt ist der Hinweis darauf, dass die Paulusbriefe zu diesem Zeitpunkt einen fast offiziellen Status erlangt haben und eindeutig als „Schrift“ für die Gemeinde angesehen werden (2 Petr 3,15-18). Offensichtlich beriefen sich die Irrlehrer in der Gemeinde auf die Briefe des Paulus und nutzten sie als Unterstützung für ihre Lehre. Der Autor des 2. Petrusbriefes weist im Namen des Petrus einen solchen Missbrauch zurück und gibt den Briefen seines „geliebten Bruders Paulus“ seine Zustimmung. Die Erinnerung an die früheren Spannungen zwischen Petrus und Paulus (vgl. Gal 2,11-14) wurde durch die Ansicht späterer Jahrzehnte ersetzt, dass Petrus und Paulus die beiden Hauptfiguren der frühen Gemeinde waren.

    Frederick J. Cwiekowski – Die Anfänge der Kirche

    Indem Petrus den Apostel Paulus beglaubigt, weist er auf drei Dinge hin. Erstens ist in Vers 15a die Langmut Gottes das Thema; diese Langmut ist zur Rettung. Anders ausgedrückt: Die Verzögerung Gottes bei seinem Versprechen der Wiederkunft geschieht, um noch mehr Menschen Möglichkeit und Zeit zur Rettung zu geben.

    Zweitens erinnert Petrus die Gläubigen in Vers 15b daran, dass Paulus ebenfalls schon über dieses Thema an sie geschrieben hat; und das Schreiben kam aus der Weisheit des Paulus. Ganz eindeutig hegt Petrus Bewunderung für Paulus und dessen Weisheit. Petrus bezeichnet Paulus als den geliebten Bruder. Trotz der Differenzen und Meinungsverschiedenheiten zwischen ihnen – trotz des negativen Zwischenfalls, der sich in Galater 2,11-21 zugetragen hat – hielt Petrus den Paulus immer noch für einen geliebten Bruder. Petrus kam zu der Erkenntnis, dass Paulus recht hatte, als er ihn rügte. Jetzt erwähnt er, dass Paulus dieselben Dinge an diese Gläubigen geschrieben hat. Wenn Petrus sagt: Paulus . . . hat euch geschrieben denkt er mindestens an das Buch der Galater; denn 2 Petrus wurde an dieselbe Gruppe von Gläubigen geschrieben wie 1. Petrus, und in 1 Petrus 1,1 wird Galatien erwähnt.

    Drittens diskutiert Petrus in Vers 16 die Briefe des Paulus und sagt, dass Paulus ebenfalls von diesen Dingen geredet hat. Damit meint er, dass Paulus in seinen Briefen ebenfalls von falschen Lehrern gesprochen hat. Petrus gibt zu, dass einige der von Paulus geschriebenen Dinge schwer zu verstehen sind. Ein einziges griechisches Wort (dusnoetos) wird hier für den Ausdruck schwer zu verstehen gebraucht. Alles, was Paulus geschrieben hat, ist zu verstehen; doch einige der von ihm geschriebenen Dinge verlangen sehr viel Zeit und Mühe beim Studium. Petrus sagt noch etwas anderes über Paulus’ Schriften: Die falschen Lehrer verdrehen die paulinischen Schreiben, wie sie es auch mit den übrigen Schriften tun. Das mit verdrehen übersetzte Wort stammt vom griechischen stebloo; das bedeutet »pervertieren« oder »drehen«. Das mit andere übersetzte griechische Wort bedeutet »andere von derselben Art«. Das zeigt, dass Petrus die paulinischen Episteln für »Heilige Schrift« hielt. Wichtig ist die Erkenntnis: Es wurde nicht von irgendeinem Kirchenkonzil festgelegt, welche biblischen Bücher in den Kanon aufgenommen werden sollten und welche nicht. Wenn etwas kanonisch war, wurde es sofort als Heilige Schrift erkannt. Petrus nimmt die paulinischen Briefe eindeutig nicht nur als Sendschreiben, sondern als Heilige Schrift. Sie haben dieselbe Autorität wie die anderen Schriften – damit ist das Alte Testament gemeint. Was Petrus von Paulus schreibt, zeigt, dass sie sich trotz ihrer früheren Probleme miteinander versöhnt haben.

    Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe

    Wohl sind von den Dingen, die Paulus schreibt, »etliche schwer zu verstehen«, aber sie sind nicht unverstehbar. Wie wir einerseits der Herrlichkeit gewiss sein können (Röm 5,2), weil wir aus Gnade gerettet sind (Eph 2,8), und dennoch dem Ziel nachjagen müssen (Phil 3,12–14), das verdrehen viele der Unwissenden und machen aus der reinen Gnadenlehre des Apostels einen Bastard, eine Lehre, nach der Menschengebote nötig sind, um die Gnade abzusichern. Die böse Folge ist, dass damit der Mensch immer mehr in den Mittelpunkt gerückt wird, also zunehmend den Platz einnimmt, der Gott allein zusteht. Menschliche Anstrengung tritt an die Stelle der Gnade Gottes, der Wille des Menschen soll anstatt des Willens Gottes für das Heil verbürgen. Andere wiederum folgern aus der Gnadenlehre, sie könnten in der Sünde verharren, weil das Gottes Gnade nur noch größer machen müsse (Röm 5,20–6,1), und erliegen der falschen Lehre, vor der Petrus oben in 2,1–2 gewarnt hat.
    Die »Unwissenden« haben keine Entschuldigung, wenn sie unwissend sind, denn Gott hat uns alles offenbart, was wir wissen müssen, und er hat uns alle Mittel in die Hand gegeben (siehe Auslegung zu 1,4), damit wir wissen und in diesem Wissen stets zunehmen können. Weil viele das nicht tun, »verdrehen« sie die Wahrheiten der Glaubenslehre. Hier steht das im NT nur an dieser Stelle belegte Wort στρεβλοω, strebloō, vom Hauptwort streblē, ein »Werkzeug zum Drehen«, eine »Walze« oder »Winde«. Das Verb bedeutet auch »foltern«, »quälen«, das dadurch geschieht, dass man dem Opfer die Gliedmaßen verdreht oder gar ausrenkt. So behandeln diese Leute Gottes Wort.
    Die Unwissenden sind auch »die Unbefestigten«, denn wir können nur befestigt werden in der Wahrheit, wenn wir sie kennen. Das aber bedeutet, dass wir allen Fleiß aufwenden müssen, um im Verständnis der Heilslehre zu wachsen. Wir müssen eben, wie Petrus in 1,5–10 sagt, zusehen, dass wir unsere Berufung und Erwählung fest machen. Dann werden wir befestigt sein und uns weder von den falschen Lehrern verleiten lassen (2,14) noch die Schriften verdrehen zu unserem Schaden: Wer Gottes Gnade und die daraus fließenden Ergebnisse im Heil und im Wandel des Gläubigen verdreht und damit den Gott der Gnade verunehrt und den Willen des Menschen an die Stelle des göttlichen Heils- und Herrscherwillens setzt, tut das zu seinem eigenen »Verderben«, apōleia (das gleiche Wort wie in 2,1 [2-mal]; 2,3; 3,7).
    Wir hatten in V. 15 gesehen, dass Petrus und Paulus übereinstimmten in allem, was sie lehrten. Nun stellt Petrus die Briefe des Apostels Paulus und damit auch seine eigenen Briefe auf die gleiche Ebene mit den »übrigen Schriften«, und das heißt nichts anderes als mit dem ganzen Alten Testament. Alle Schriften des Neuen Testaments sind vom gleichen Geist inspiriert wie alle Schriften des Alten Testaments. Der Geist, der Mose und die Propheten erfüllte und beim Schreiben führte (1,21), lehrte, inspirierte und führte auch die Apostel. Dass der Heilige Geist genau das tun würde, hatte der Herr vor seinem Weggang ausdrücklich angekündigt (Joh 16,13).

    Benedikt Peters – Kommentar zu 2. Petrus


    die Wahl

    Denn so spricht der Herr, Jehova, der Heilige Israels: Durch Umkehr und durch Ruhe würdet ihr gerettet werden; in Stillsein und in Vertrauen würde eure Stärke sein. Aber ihr habt nicht gewollt; und ihr sprachet: „Nein, sondern auf Rossen wollen wir fliegen“, darum werdet ihr fliehen; und: „Auf Rennern wollen wir reiten“, darum werden eure Verfolger rennen.
    Elberfelder 1871 – Jesaja 30,15–16

    Denn so spricht der Herr Jehovah, der Heilige Israels: Durch Rückkehr und Ruhe kann euch Heil werden. Durch Stillesein und Vertrauen wird euch Macht. Ihr aber habt es nicht gewollt, Ps 62,2; 37,7.
    Und sagtet: Nein, zu Rosse wollen wir fliehen, darum sollt ihr fliehen; und auf dem Schnellen wollen wir reiten, darum sind schnell, die euch verfolgen. Jes 31,1; Hos 14,4; Mi 1,13.
    Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jesaja 30:15–16

    Denn so sprach mein Oberherr, Jehova, Der Heilige Israels, bei reuiger Umkehr und ruhigem Ersinken werdet ihr in Siegheilsweite versetzt werden; in Stillehalten und in Vertrauen wird bestehen eure strenge Heidenkraft; aber nicht wurdet ihr willig.
    Sondern ihr sprächet: „Nein; sondern auf Rossen wollen wir entfliehen; darum sollt ihr fliehen müssen, und auf leichtfüßigen Dromedaren wollen wir reiten;“ darum sollen leichtfüßig sein eure Verfolger.
    Pfleiderer – Jesaja 30:15–16

    Gerade in diesen Tagen, wi Israel mal wieder in einem Krieg mit seinen Nachbarn steckt, stellt sich die Frage, die auch zu Jesajas Zeiten schon interessant war: auf WEN vertraut Gottes Volk?
    Und irgendwie ist es ja auch die Frage für uns: Vertrauen wir einer Kirche, Gemeinde, Organisation – oder vertrauen wir Jehovah direkt und allein? Wenn wir uns die Geschichte von Israel der Zeit Jesajas anschauen, merken wir schnell: nur wer einen direkten Draht zu Jehovah hatte, verstand, dass wir NUR IHM vertrauen können. Alle „Repräsentanten“ lagen völlig falsch und brachten die Vernichtung!
    Glauben wir, dass Jehovah JEDE Verheißung wahr machen wird? Glauben wir IHM wirklich, dass es bald KEINE Religion mehr geben wird, weil ER selbst von Jerusalem regieren wird?

    Die Vernichtung ist für Jesajas Zuhörer jedoch nicht unausweichlich. Es gibt einen Ausweg. Der Prophet erklärt: „Dies hat der Souveräne Herr Jehova, der Heilige Israels, gesprochen: ‚Durch Umkehr und Ruhe werdet ihr gerettet werden. Eure Macht wird sich einfach im Ruhigbleiben und im Vertrauen zeigen‘ “ (Jesaja 30:15a). Jehova ist bereit, sein Volk zu retten — wenn es Glauben beweist durch „Ruhe“, das heißt, wenn es die Rettung nicht durch menschliche Bündnisse zu sichern sucht, sondern durch „Ruhigbleiben“, was es dadurch zeigen kann, dass es auf Gottes schützende Macht vertraut, ohne der Furcht nachzugeben. „Aber“, so erklärt Jesaja dem Volk, „ihr wolltet nicht“ (Jesaja 30:15b).

    Die Prophezeiung Jesajas — Licht für alle Menschen

    Das Buch Jesaja stellt sich als Werk des judäischen Propheten Jesaja, Sohn des Amoz, aus dem achten Jahrhundert dar und enthält sowohl Urteile als auch Verheißungen der Wiederherstellung für Israel und Juda. Im Kontext von Kap. 30 tadelt Gott Juda für ihr nationales Bündnis mit Ägypten, das ihre eigene Weigerung, auf den Schutz des Herrn vor dem Assyrischen Reich zu vertrauen, zum Ausdruck bringt. Jesaja 30 beginnt mit der Verurteilung Judas durch Gott, der sie als geistlich bankrott und nachlässig gegenüber seinem Gesetz bezeichnet (Jes 30,1-17). In den Versen 18-26 ändert sich jedoch der Ton des Textes, da Gott Juda geistliche und körperliche Wiederherstellung verspricht, sobald der/die Lehrer/innen eintreffen (Jes 30,18-26).
    Der Kontrast zwischen Jes 30,9-11 und Jes 30,18-26 ist ziemlich auffällig und verdeutlicht den positiven Einfluss von Judas Lehrer(in). So berichtet Jesaja zunächst von der Weigerung Judas, „der Weisung des HERRN zu gehorchen“ (Jes 30,9b), verkündet aber später, dass „eure Ohren dieses Gebot hören werden“, sobald die Lehrer/innen kommen (Jes 30,21). Auch die Führer von Juda befahlen den Sehern, Gottes Offenbarung zu vernachlässigen: „Seht nicht (ra’ah)“ (Jes 30,10). Sobald sich der/die Lehrer/innen jedoch offenbart/offenbaren, sagt Jesaja voraus: „Eure Augen werden euren/deine Lehrer/innen sehen (ra’ah)“ (Jes 30,20). Und schließlich: Obwohl Juda seine Propheten ursprünglich angewiesen hatte, „den Weg (derek)“ Gottes zu verlassen (Jes 30:11), wird die Anwesenheit des/der Lehrer(s) das Volk auf „den Weg (derek)“ Gottes führen, wenn es sich verirrt (Jes 30:21). Jes 30,18-26 beschreibt also eindeutig eine eschatologische Ära, in der die Lehrer/innen als Katalysator für die geistliche und körperliche Erweckung Judas wirken, die ihren Höhepunkt im kommenden Regen und im landwirtschaftlichen Segen findet.

    Moody Handbuch messianische Prophezeiungen – Studien und Darlegungen zum Messias im AT

    Voller Ironie stellt ihnen Jesaja, gleich nachdem sie gesagt haben, daß sie nicht mit dem Heiligen Israels konfrontiert werden möchten (V. 11 ), noch mehr Worte des Heiligen Israels (vgl. V. 15 ) vor Augen. Sie werden dem Gericht übergeben werden, weil sie Jesajas Botschaft verwerfen (V. 9 – 11 ) und sich auf Frevel (d. h. Pläne, Gottes Ratschlag zunichte zu machen) und Mutwillen (den Ägypten an ihnen üben wird) verlassen.
    Das Gericht wird plötzlich kommen – wie eine hohe Mauer, die über ihnen zusammenbricht (V. 13 ). Und es wird ein ernstes Gericht sein – wie ein Topf, der so zerschmettert wird, daß man die einzelnen Teile zu nichts mehr gebrauchen kann (V. 14 ). Der Herr hatte sie zu Umkehr und Vertrauen aufgerufen, so daß sie Heil und Kraft erhalten hätten (V. 15 ). Aber sie wollen es nicht. Statt dessen verlassen sie sich auf militärische Stärke (V. 16 ). Aber wenn sie sich auf Pferde verlassen (vgl. Jes 31,1 ), dann, so sagt Gott, wird er sie dazu bringen, zu fliehen ( Jes 30,16-17 ) und von dem Feind leicht in Furcht versetzt zu werden. Sie werden allein dastehen, wie ein Banner auf einem Hügel , als Mahnzeichen an andere, sich nicht auf ihre militärische Kraft zu verlassen.

    Walvoord Bibelkommentar

    In dieser Sprache des offiziellen Juda wird offenbar, wie wenig eine nur noch auf diplomatische Klugheit und auf außenpolitische Beziehungen eingestellte Machtpolitik ein Urteil göttlichen Offenbarung über sich zu ertragen vermag. Sie will weder die Schau der Propheten, noch das Urteil der Offenbarung, noch den Heiligen Israels in seinem bisherigen Wollen. Sie will handeln nach ihren eigenen Gesetzen. In dieses ihr Handeln sucht sie auch Priester und Propheten hineinzuziehen. Denn nicht das im Lichte Gottes orientierte Gewissen, das Gesetz der Stunde hat das Handeln der bestimmen!

    Juda sah sich in seiner Geschichte durch die Pflege solch einer von Gott gelösten Politik in die dunkelste Nacht geführt.
    „Allein ihr wolltet nicht!“ – zu welchen Konsequenzen führte dieses Wort, das der Prophet bebend vor dem Kommenden in die Geschichte seines Volkes schrieb! Juda zerbrach an seinem Wollen wider Gott. Aber auch in seinen Gerichten bleibt Israel der Prophet Gottes, dass es den Völkern sagen muss: Auch ihr zerbrecht an eurem Wollen wider Gott! Der Mensch zerbrach noch immer am Menschen, sobald er sich selbst zum Götzen wurde. Das Volk zerbrach am Volk, wenn es sich erst von ewigen Quellen löste und seine Kraft nur noch in sich selber suchte. Jahrtausende hindurch schreit daher bereits Israels Gerichts- und Leidensgeschichte dieses Prophetenwort in die Welt hinaus, damit [387] es von Völkern gehört werde, die in Gefahr stehen, an demselben Wollen in ihrer Geschichte zu zerbrechen.

    Jakob Kroeker – Jesaja

    Die zweite Folge ist Flucht und Entvölkerung, die in den Versen 15-17 beschrieben wird. In Vers 15 wird die Ursache noch einmal genau beschrieben: Denn so sprach der Herr Jehova, der Heilige Israels: In der Rückkehr und in der Ruhe werdet ihr gerettet werden; in der Stille und in der Zuversicht wird eure Stärke sein. Und ihr wolltet nicht. Der hebräische Begriff für „umkehren“, shuvah, bezieht sich auf eine Rückkehr im Sinne einer Umkehr. Der hebräische Begriff für „ausruhen“, nachat, bezieht sich auf ein Ausruhen im Sinne eines Aufhörens des Versuchs, das Heil durch menschliche Aktivität zu erlangen. Mit anderen Worten, es bezieht sich auf das Ausruhen in der Gnade Gottes. Dem Volk Juda war die Rettung angeboten worden. Wenn sie zurückgekehrt wären, hätten sie ihre Ruhe haben können und wären in Frieden und Zuversicht gewesen. Doch die Zeitgenossen Jesajas lehnten alles ab, was ihnen die prophetische Botschaft bot. Die Formulierung „und ihr wolltet nicht“ macht deutlich, dass sie nicht aus dem Fehler von Ahas lernten, dem in Jesaja 7,3-4 ebenfalls Ruhe und Erholung angeboten worden war und der die Botschaft abgelehnt hatte. Ahas‘ Ablehnung führte zu der ursprünglichen Unterwerfung Judas unter das assyrische Joch. Jesaja forderte Juda auf, nicht zu rebellieren. Zu gegebener Zeit würde Gott selbst das Joch entfernen. Leider lehnte Hiskia die prophetische Botschaft ab und wandte sich an die Ägypter, so dass Juda nicht aus dem Fehler von Ahas lernte.

    Die Folgen des Versagens von Juda wären Flucht und Entvölkerung. Jesaja prophezeite in den Versen 16-17a, dass jeder Fluchtversuch scheitern würde: „Ihr aber sagt: Nein, wir wollen auf Pferden fliehen; darum werdet ihr fliehen, und: Wir wollen auf schnellen Pferden reiten; darum werden die, die euch verfolgen, schnell sein. Tausend werden fliehen, wenn einer droht; wenn fünf drohen, werdet ihr fliehen. Das hebräische Wort für „fliehen“, nus, bedeutet normalerweise „vor einer Person oder Sache fliehen“. In diesem Zusammenhang scheint es jedoch eher eine schnelle Bewegung zu bedeuten, was der Grund dafür sein könnte, dass Delitzsch das Wort mit „fliegen“ übersetzt hat. Fliegen würde Juda, aber nur im Sinne von fliehen. Schnell würde Juda sein, aber die, die Juda verfolgten, wären noch schneller. Dieses Ergebnis steht in klarem Gegensatz zu den Segnungen, die im mosaischen Gesetz für Gehorsam versprochen wurden (Lev. 26:3-13; Deut 32:28-30; Jos. 23:10).

    Was die Entvölkerung Judas angeht, so liegt die Betonung in Vers 17b auf der Einsamkeit, in der das Königreich zurückbleiben würde: „Bis ihr übrigbleibt wie ein Leuchtfeuer auf dem Gipfel eines Berges und wie ein Fähnlein auf einem Hügel. Was einst ein Wald war, würde auf einen einzigen Baum reduziert werden, der für sich allein steht.

    Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

    “Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein.” Jesaja 30,15. Suchst du den Herrn täglich und kehrst dich zu ihm, wählst du aus eigenem Trieb Freiheit und Freude in Gott, folgst du frohen Herzens seinem gnädigen Ruf und nimmst das Joch Christi, das Joch des Gehorsams und der Dienstbereitschaft, auf dich, dann wird all dein Klagen verstummen, werden alle deine Schwierigkeiten beseitigt, lösen sich dir alle die schwierigen Rätsel, denen du heute noch ratlos gegenüberstehst.

    Ellen Gould White – Das bessere Leben

    Das Stillsein! Nichts sollte unsere Herzen beunruhigen. Ist Christus nicht unser Hirte? der gute Hirte, der sein Leben für die Schafe gelassen hat, und der uns in seinen Schutz nimmt? Er bewahrt uns, Er liebt uns, Er erhellt unseren Pfad und ruft uns unaufhörlich zu: «Fürchte dich nicht!» Er trägt uns auf seinen Schultern und auf seinem Herzen, bis Er uns ins Vaterhaus einführen kann.
    • «Den festen Sinn bewahrst du in Frieden, in Frieden; denn er vertraut auf dich» (Jes 26,3).
    • «Im Stillsein und im Vertrauen würde eure Stärke sein» (Jes 30,15).
    Unsere armen Herzen! Wie wenig braucht es doch, dieses Stillsein zu stören! Oft genügt eine geringfügige Durchkreuzung unserer Wünsche, um uns in Wallung zu bringen und uns die Ruhe zu rauben. Die Sorgen des Lebens, sagt Jesus, beschweren die Herzen; sie hindern sie am Genuss des Herrn. Daher werden wir im Wort so oft vor den Sorgen gewarnt. Es ermahnt uns, sie wegzuwerfen: «Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er ist besorgt für euch» (1 Petrus 5,7) Sie sind eine Bürde, die unserem geistlichen Gedeihen schadet und uns hindert, zum Ziel zu streben: «Lasst auch uns, indem wir jede Bürde und die leicht umstrickende Sünde ablegen, mit Ausharren laufen den vor uns liegenden Wettlauf, hinschauend auf Jesus» (Heb 12,1).
    Das Stillsein kann nur da verwirklicht werden, wo der eigene Wille beiseite getan wird und sich das Herz dem Willen Gottes völlig unterwirft, einem Willen, der für die abhängige Seele gut, wohlgefällig und vollkommen ist.
    Wie oft fehlt es am Glauben, und wie einst den Jüngern, muss der Herr auch uns sagen: «Kleingläubige!» Wie jener geprüfte Vater, müssen auch wir Ihm dann antworten: «Ich glaube; hilf meinem Unglauben!» (Mk 9,24).
    Das Stillsein des Gläubigen ist nicht Gleichgültigkeit gegenüber seinen Pflichten, seiner Arbeit, seiner Familie, sondern das Vertrauen des Glaubens, das alle Umstände und alle Prüfungen des Lebens überwindet, indem es auf den Herrn wartet und nichts ohne Ihn und ohne an Ihn zu denken tun will.
    Gewiss, die Schwierigkeiten, die Trübsale, die Trauer können unsere Herzen beschweren, aber wir haben dabei auch unerschöpfliche Hilfsquellen der Gnade: «Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe» (Heb 4,16). Unser Hoherpriester ist dort und hat Mitleid mit unseren Schwachheiten. Und wenn unser schwaches Herz unruhig wird und durch das Gewicht der Bürden des Lebens niedergebeugt ist, so dürfen wir sie vor den Füssen des Herrn niederlegen, der auf die Wunden den köstlichen Balsam des Friedens giesst, den Frieden Gottes, der allen Verstand übersteigt.

    Halte fest 1961

    biblischer Blick auf die aktuelle Lage

    Gestern beim Zoom-Treffen haben wir uns ja unter anderem über das Thema unterhalten, welche biblischen Prophezeiungen noch nicht erfüllt sind. Heute Nacht schickte mir Samuel den folgenden Link zu.
    Ich persönlich bin zwar von der Entrückung nicht biblisch überzeugt – aber in den anderen Punkten sehe ich es wie Roger Liebi: alle Vorhersagungen der Bibel erfüllen sich direkt vor unseren Augen. Vorraussetzung ist natürlich, dass ich beim lesen in der Bibel von dem ausgehe, was da steht und nicht von „symbolischen Angaben“ ausgehe. Also wenn in der Bibel gesagt wird, Jehovah wird Israel wiederherstellen, dann auch wirklich Israel meint….
    Es scheint wirklich so, dass es nur sehr sehr wenige offenen Bibelstellen gibt, bis Jesus wiederkommt.

    „Drängt anderen nicht persönliche Meinungen oder willkürliche Regeln auf“

    Dies aber, Brüder, habe ich auf mich und Apollos gedeutet (O. bezogen) um euretwillen, auf daß ihr an uns lernet, nicht über das hinaus zu denken , was geschrieben ist, auf daß ihr euch nicht aufblähet für den einen, (Eig einer für den einen) wider den anderen.
    Elberfelder 1871 – 1.Korinther 4,6

    An unserem Beispiel wollte ich euch zeigen, was es bedeutet, die Grenzen nicht zu überschreiten, die uns durch die Schrift gesetzt sind (- was es bedeutet, sich – wie man so schön sagt – »an die Regeln zu halten«. W was das bedeutet: Nicht über das hinaus, was geschrieben ist! -). Keiner von euch darf den einen ´von uns` auf Kosten des anderen hervorheben und sich damit auch noch wichtig machen.
    Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 4:6

    Bisher, Brüder, habe ich nur von mir und Apollos geredet*. Das habe ich mit Rücksicht auf euch getan. Denn durch unser Beispiel sollt ihr lernen, nicht über die rechten Grenzen (der Demut und Bescheidenheit) hinauszugehn und nicht den einen (Lehrer) auf Kosten des andern in Aufgeblasenheit vorzuziehn.
    Ludwig Albrecht – 1.Korinther 4,6

    … so daß ihr an unserem Fall die [Regel] kennenlernt: „Geht nicht über das hinaus, was geschrieben steht“, damit ihr nicht persönlich aufgeblasen werdet zugunsten des einen gegen den anderen.
    neue Welt Übersetzung – Bi12 – 1.Korinther 4:6

    Ein wichtiger Satz bei einem Bibelseminar, der mein Denken verändert hat war: „versuche es dir beim Lesen der Bibel einmal vorzustellen, dass die Bibel es genau so meint, wie es da steht!“
    Also mal nicht „geistlich“ und „vergeistlich“ oder „symbolisch“ – sondern so wie es da steht!

    Die Heilige Schrift ist die hinreichende Offenbarung Gottes, obwohl sie nicht die erschöpfende Offenbarung ist. In Römer 8,18 steht, dass in der zukünftigen Herrlichkeit weitere Offenbarung gegeben werden wird. 1 Korinther 13,12 lehrt, dass es eine zukünftige Erkenntnis geben wird, und Judas 3 sagt uns, dass die endgültige Offenbarung erst im verherrlichten Zustand kommen wird. Im gegenwärtigen Zustand ist die Heilige Schrift die endgültige Offenbarung für jetzt. Deshalb ermahnt Paulus die Gläubigen in 1 Korinther 4,6, nicht über die Dinge hinauszugehen, die geschrieben stehen. Es ist das geschriebene Wort Gottes, durch das Wahrheit und Irrtum von allem anderen, mit dem wir im geistlichen Krieg konfrontiert werden, bestimmt werden können. Es ist die Offenbarung durch das Wort nach 1 Thessalonicher 2,13. Es ist die Heilige Schrift, die das „So spricht der Herr“ enthält.

    Arnold Fruchtenbaum – Die Bibel und die göttliche Offenbarung

    Der Apostel redet in einer konkreten geschichtlichen Situation der korinthischen Gemeinde. Es sind nicht allgemeine Theorien oder theologische Sätze, die er entfaltet. Die Korinther – ganz betont wieder als Brüder angesprochen – sollen »lernen«, die geistliche Einsicht gewinnen, die allein ihre eifersüchtigen, spaltenden Streitigkeiten überwinden kann. Alles, was der Apostel über die Diener Christi, ihre Arbeit, ihren Lohn, ihr Urteil, das Gott sprechen wird, und über ihr Verhältnis zur Gemeinde gesagt hat, hat er »auf mich und Apollos gedeutet«, eigentlich: »habe ich auf mich und Apollos umgestaltend angewendet.« Paulus und Apollos sind beide Diener und Haushalter Christi. Nur dessen Urteil über sie ist gültig. Das gegenseitige Rühmen oder Abwerten der Gruppen in Korinth unter Berufung auf einen von beiden ist gefährlich und falsch. An ihren beiden Lehrern kann die Gemeinde lernen, was schon die Schrift bezeugt: Menschenruhm ist Torheit, ist nichtig (vgl. 1 Kor 3,19.20; auch 1,31). Mit ihrem Menschenlob gehen die Korinther »über das hinaus, was geschrieben steht«; sie handeln wider das Wort Gottes, weil sie die Wahrheit der Schrift verlassen, die bezeugt, daß Menschen schwach und hinfällig sind (vgl. 1 Sam 2,3ff.; Hi 7,17; 14,1; Ps 39,6; 103,15; 118,8; 144,4; 146,3; Jer 9,22ff.; 17,5). Wenn das Wort Gottes verlassen wird und unter Berufung auf weiter oder tiefer gehende Weisheit andere Gedanken Raum gewinnen, verliert die Gemeinde den Boden unter den Füßen. Das wird in den Auseinandersetzungen in Korinth ganz deutlich, mag auch noch in anderen Bereichen der Gemeinde dieses Motto »über das hinaus, was geschrieben steht«, gegolten haben. Der Schaden ist ja sichtbar. Einer »bläst sich auf wider den andern«, einer wird »hochmütig« (so die übertragene Bedeutung) gegen den anderen – und das alles unter Berufung auf die jeweiligen Vorzüge ihrer Lehrer. Sowohl ihr Menschenruhm wie auch ihre Urteile sind gefährlich; sie konnten das schon aus der Schrift lernen, aber auch jetzt an dem energischen Entgegentreten des Apostels erkennen.

    Edition C Bibelkommentar

    Paulus hat im vorangehenden Spruch und schon in 1 Korinther 3,5 an sich selbst und an Apollos gezeigt, wie die, die ein Amt in der Gemeinde haben, dieses richtig verwalten: nicht als Herrscher über die Gemeinde und nicht mit Zank, der den einen erhöht und den anderen erniedrigt, auch nicht so, dass sie bei den Menschen um Ruhm betteln oder vor ihrem Urteil erschrecken. Das hat Paulus nicht deshalb getan, weil er oder Apollos solche Ermahnungen nötig gehabt hätten. Sie wissen, wie man mit reinem Herzen in der Arbeit Gottes steht. In Korinth dagegen gab es Männer, die das nicht wussten, sondern danach trachteten, sich die Gemeinde zu unterwerfen und mehr zu sein als das, worin Paulus seine höchste Ehre sieht: Mitarbeiter Gottes. Darum hat er sich selbst mit Apollos zum Beispiel dafür gemacht, wie denen, die einen besonderen Beruf haben, von der Gemeinde der ihnen gebührende Platz gegeben wird.

    Die Gegner, die das Wort des Paulus neben ihrer Erkenntnis missachteten, riefen der Gemeinde zu: „Hinauf über die Schrift!“ Weil ihnen die Botschaft Jesu, die Paulus ihnen gebracht hatte, neben ihrer neuen Weisheit als gering erschien, sagten sie auch von der Regel der Schrift, sie sei für sie nicht mehr gültig und nur für Schwache brauchbar, nicht für die Vollkommenen. Sie wollten ja einzig dem Christus angehören und meinten, damit hätten sie eine so herrliche Kraft und eine so helle Erkenntnis erlangt, dass das Gebot der Schrift sie nicht mehr verpflichte. Wandte man gegen ihre Weisheit ein, dass sie die Satzungen der Schrift umstoße, so sagten sie kühn, so müsse es sein; denn jetzt sei das Vollkommene erschienen und die Zeit der Unmündigkeit vorüber. So schufen sie sich den freien Raum für ihr ehrgeiziges und eigenmächtiges Lehramt; denn wenn die Schrift die vom Geist bewegte Gemeinde nicht mehr leiten kann, werden ihr die neuen Meister unentbehrlich, damit sie den Willen Gottes erfahre. Indem sie aber über die Schrift hinausfahren, sind diese Lehrer nicht mehr dem Beispiel folgsam, das Paulus und Apollos ihnen gegeben haben. Denn so sind sie nicht mehr die Diener Gottes, deren Würde darin besteht, Gottes Mitarbeiter zu sein; sie stoßen bei ihrer Bauarbeit die Sorge weg, ob ihr Bau auch haltbar sei. Deshalb hat Paulus sich selbst und Apollos zum Vorbild des rechtschaffenen Lehrers gemacht, damit die Gemeinde begreife: ein rechter Lehrer hält sich von aller Hoffart gänzlich rein und vergreift sich nicht an dem, was Gott früher der Gemeinde gegeben hat, sondern bleibt mit treuem Gehorsam an das gebunden, was die Schrift befiehlt. Auch die Schrift gehört zu den guten Gaben Gottes, von denen gilt: „Es ist alles euer „; die Gemeinde soll sie nicht wegwerfen, sondern dankbar benützen. Nur so wird der Streit vermieden, der sicher entsteht, wenn Gruppen in ihr ihr Selbstgefühl daran steigern, dass sie einen von ihnen erkorenen Meister über alle anderen erhöhen und neben ihm alle anderen geringschätzen.

    Damit berührt Paulus den Punkt, den er an dem Verhalten der Gemeinde besonders fürchtete. Sie tritt stolz auf und vermengt mit ihrer Frömmigkeit eine hoffärtige Haltung. Auch darin setzten die Männer, die um sie warben, die alte jüdische und griechische Denkweise fort. Denn sowohl der Jude als der Grieche machte aus jedem Vorzug, den er besaß, einen Ruhm für sich. Paulus macht zuerst die Torheit und Grundlosigkeit aller Hoffart klar.

    Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

    Paulus erklärt nun, daß er die frühere Lehre auf sich selbst und Apollos angewandt hat, um den Korinthern beizubringen, wie töricht es ist, Diener über das hinaus zu erheben, was geschrieben steht. „Über das hinaus, was geschrieben ist“ könnte ein Ausdruck gewesen sein, der gebraucht wurde, um auf die Notwendigkeit aufmerksam zu machen, mit der Schrift übereinzustimmen. „Was geschrieben ist“, ist die übliche Formulierung zur Einleitung alttestamentlicher Zitate. Hier steht aber kein direktes Zitat. Paulus will vermutlich auf die allgemeine Tendenz der Schrift aufmerksam machen, die Gott erhebt -anstelle der Diener. Die Gefahr des Aufgeblasenseins besteht immer darin, daß man auf einen bestimmten Lehrer stolz ist und so gegen einen anderen steht. Wir mögen uns über begabte Männer freuen und anerkennen, daß sie Gaben des Christus für uns sind. Aber niemals sollten wir das im Übermaß tun, weil dies das Übel der Parteilichkeit fördert.

    Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

    Wie wäre es, dem allmächtigen Gott NICHT zu unterstellen, ER könne sich nicht richtig ausdrücken, und müsse deshalb andere Dinge beschreiben, die man dann „nur geistig verstehen“ könne?