Schlagwort: Glaube

Nur du bist im Besitz der Lehren, die uns zu dem künftigen geistigen Leben führen.

 »Herr, zu wem sollten wir gehen?«, antwortete Simon Petrus. »Du hast Worte, die zum ewigen Leben führen, und wir glauben und haben erkannt, dass du der Heilige bist, den Gott gesandt hat.
wörtlich: Du hast Worte ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Joh 6,68–69

Doch Simon Petrus gab ihm die Antwort: »Herr, wo sollten wir uns denn hinwenden? Deine Worte tragen das unzerstörbare, ewige Leben in sich. Und wir haben dir unser Vertrauen geschenkt und sind zu der Erkenntnis gekommen, dass du wirklich der Heilige bist, der, der ganz auf Gottes Seite steht!«
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Johannes 6,68–69

Simon Petrus antwortete ihm: „Herr, zu wem sollen wir überlaufen? Du besitzt Aussprüche über dauerhaftes Leben und so haben wir für unseren Teil bereits darauf vertraut und begriffen, dass du selbst der Geweihte Gottes bist.“
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Joh 6:68–69

2020 war die Frage

Und wer ist für dich der, der Worte ewigen Lebens hat? Etwa jemand auf FaceBook, oder jemand der Bücher schreibt oder jemand der Videos postet? Es gibt nur diesen EINEN – und diesen findest du nur in der Bibel – und ER fordert uns auf, eine persönliche Beziehung mit ihm zu haben.

Sind diese Worte nicht bewegend? Weil Petrus Jesus vertraute, hatte sich bei ihm ein edler Charakterzug ausgeprägt: Treue. Für ihn war klar, dass Jehova keinen anderen Retter gesandt hatte als Jesus und dass Jesu Worte — die Lehren über Gottes Königreich — Rettung bedeuten. Auch wenn Petrus so manches irritierte, stand für ihn doch fest: Nirgendwo anders konnte er Gottes Gunst und ewiges Leben finden.
Denkst du auch so? Leider bleiben heute viele, die vorgeben Jesus zu lieben, unter Belastungen nicht treu. Wenn wir wirklich treu zu Jesus stehen wollen, müssen uns Jesu Lehren genauso viel bedeuten wie Petrus. Wir müssen diese Lehren kennen, verstehen und dann danach leben — selbst wenn sie nicht unseren Erwartungen entsprechen oder uns etwas anderes lieber wäre. Nur wer sich als loyal erweist, darf auf das ewige Leben hoffen, das er jedem von uns wünscht. (Lies Psalm 97:10.)

Ahmt ihren Glauben nach

Petrus als Sprecher der Jünger bekannte seinen Glauben an Jesus. Der Weg mochte schwierig sein, doch er war überzeugt, daß Jesus die Worte des ewigen Lebens hatte. Wir haben geglaubt und erkannt. Petrus war sicher, daß die Apostel ebenso wie er selbst Jesus als den Heiligen Gottes anerkannten. Dieser Titel ist ungewöhnlich (nur ein Dämon sprach Jesus noch so an; Mk 1,24). Er deutet auf Jesu „Transzendentalität“ („der Heilige“) und seine Eigenschaft als Stellvertreter des Vaters (Gottes) hin, ist also ebenfalls ein Messiastitel. Auch Petrus‘ Einsicht an dieser Stelle war das Werk des Vaters (vgl. Mt 16,17).
Johannes

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Welche Stunde der Weltgeschichte! Unter äußerlich denkbar ungünstigen Umständen spricht Petrus das Bekenntnis zum Messias und Gottessohn Jesus aus! Die Jüngerschar ist dezimiert. Die großen Wunder liegen schon einige Zeit zurück. Der Trubel der messianischen Begeisterung ist längst verflogen.
Wenden wir uns den Einzelheiten zu. Petrus erhält hier wie an anderen wichtigen Stellen des Johannesevangeliums die Doppelbezeichnung »Simon Petrus« (vgl. Joh 1,40; 13,6ff.; Joh 18,10; 20,2; 21,2ff.; Joh 21,15ff.). »Simon« ist gewissermaßen sein »bürgerlicher« Name, »Petrus« der Name der Verheißung (Joh 1,42). Das »Wir«, von dem Petrus spricht, deutet darauf hin, dass er »im Namen der Zwölf« und nicht nur als Einzelperson »antwortete«. Auch die Synoptiker schildern Petrus bei dieser und andern Gelegenheiten als Wortführer der Zwölf (vgl. Mt 16,16; Mk 8,29; 10,28; 11,20ff.; Lk 9,20). Die Anrede »Herr« ist hier sicherlich mehr als eine Höflichkeitsform. Sie enthält die Ehrung und Verbindlichkeit, die man dem Messias schuldet. Im Luthertext wird die erste Frage so formuliert:
»Wohin sollen wir gehen?« Im Urtext aber lautet sie:
»Zu wem sollen wir geben?« Biblisch ist eben das Heil nicht an einem Ort oder in einer Sache zu finden, sondern in einer Person! »Zu wem?« heißt:
»zu welchem Heilbringer?«, »zu welchem Lehrer?«. Nur bei Jesus finden sie das Heil. Genauso spricht Petrus später vor dem Hohen Rat (Apg 4,12). Es gibt für uns Christen bis heute das Heil nur bei Jesus, denn er hat »Worte des ewigen Lebens«, Diesen Ausdruck muss man von Vers 63 her verstehen. Petrus meint also:
Nur Jesus zeigt uns durch seine Botschaft, wie wir »ewiges Leben« erlangen, und nur Jesus kann uns durch seine Kraft dieses ewige Leben vermitteln.
Vers 69 ist sicher nicht eine vollständige Wiedergabe dessen, was Petrus damals sagte. Das lässt der Vergleich mit den Synoptikern ohne weiteres erkennen (Mt 16,16; Mk 8,29; Lk 9,20). Jeder der Zeugen berichtet eben nur das, was ihm wichtig war. Deshalb bringt uns Johannes gewissermaßen nur eine Konzentration des damals Gesprochenen. Er hält aber zwei hochinteressante Punkte fest. Der erste liegt in der Aussage »wir haben geglaubt und erkannt« – also »wir«, die Zwölf, nicht nur – Petrus! An dieser entscheidenden Stelle des Evangeliums müssen wir damit rechnen, dass auch die Reihenfolge von »geglaubt und erkannt« etwas deutlich machen soll. Es ist so, wie alte Kirchenlehrer (Cyrill von Alexandrien, Augustin, Thomas von Aquin) oder auch Bengel (im Gnomon) ausgelegt haben:
Die Erkenntnis ist eine Frucht des »Glaubens.« Wer Jesus ist, erkennt man erst in der Glaubensnachfolge. Andererseits ist es wunderbar, dass wir das Experiment der Glaubensnachfolge (vgl. Joh 7,17) machen dürfen und dann am Ende auch eine verstandesmäßig abgeklärte Erkenntnis steht. Unser christliches Glaubensbekenntnis steht nicht neben oder gar unter dem Denken, sondern schließt es ein. Man könnte sogar formulieren:
Erst der Glaube ermöglicht ein umfassendes Denken. Deshalb haben die Glaubenden in der Regel eine echte Herzensbildung, was bekanntlich im reinen Intellektualismus nicht immer der Fall ist.
Der zweite der eben genannten Punkte liegt in der Aussage:
Du »bist der Heilige Gottes.« Hier haben die Abschreiber der Handschriften viel herum korrigiert. Noch die jetzige Lutherbibel bietet als zweite Lesart an: »Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes« (vgl. Bengels Gnomon). Diese zweite Lesart vertreten in der Tat die meisten alten Handschriften. Noch ältere Handschriften jedoch enthalten die sehr wahrscheinlich ursprüngliche Formulierung »du bist der Heilige Gottes«. Entweder hat der Evangelist Johannes hier zusammengefasst, was Petrus nach Matthäus 16,16 ausführlicher sagte, oder er führt eine Aussage aus jener bewegten Stunde des Petrusbekenntnisses an, die die anderen Evangelisten vielleicht ihrer schweren Verständlichkeit wegen – ausgelassen haben. Wir müssen also von dem »Heiligen Gottes« ausgehen. Was bedeutet das? Sowohl nach dem Markus – nach dem Lukasevangelium gebrauchen die Dämonen nebeneinander die Bezeichnungen »der Heilige Gottes« und der »Sohn Gottes« (Mk 1,24; 5,7; Lk 4,34). Sachlich ist also beide Male etwas Ähnliches gemeint:
Jesus ist der Messias und Erlöser. In Johannes 10,36 stellt Jesus selbst »vom Vater geheiligt« und »Sohn Gottes« in Parallele zueinander. Von daher erschließt sich auch Johannes 6,69.
Petrus sagt sachlich nichts anderes als:
»Du bist der Messias und Gottessohn!« (vgl. Offb 3,7 und 1Joh 2,20). Vielleicht helfen die folgenden Beobachtungen zu einem noch tieferen Verständnis. Im AT wird ein Mensch nur ein einziges Mal als »der Heilige Gottes« bezeichnet, nämlich Aaron als der Hohepriester (Ps 106,16). »Der Heilige Gottes« deutet also darauf hin, dass Jesus sich als endzeitlicher und endgültiger Hoherpriester selbst opfert. Ob Petrus damals die ganze Weite seiner Aussage, die Jesus a als »Offenbarung« bezeichnete (Mt 16,17), verstand, muss allerdings offen bleiben. Sodann aber ist »der Heilige« im AT schlechthin Gott selbst (vgl. 3Mose 11,44; 19,2; Ps 22,4; Jes 6,3). Ja, bei den Rabbinen wird »der Heilige« zu einer der häufigsten Gottesbezeichnungen. Täglich betete man schon zur Zeit Jesu im Achtzehngebet:
»Heilig bist du.« Wenn Jesus von Petrus »der Heilige Gottes« genannt wird, dann steckt darin ein Hinweis auf die Göttlichkeit Jesu. Wie Gott der »heilige Vater« ist (Joh 17,11), so ist Jesus als der Sohn in einem einmaligen Sinne »der Heilige Gottes«. (Vgl. Jes 43,10ff.)
Was lernen wir von diesem Bekenntnis? 1. Zum Glauben gehört auch das Bekennen mit den Lippen zur rechten Zeit (Röm 10,10). 2. Nur dasjenige Bekenntnis ist »christlich«, das sich zu Jesus als dem Christus (= Messias) bekennt. 3. Es ist keineswegs gleichgültig, wie ich mir die Person Jesu denke. Vielmehr ist nur das Jesusbild biblisch, das ihn als den sich für die Menschen Opfernden, als den im AT verheißenen Messias und als den Sohn Gottes kennt. 4. Ein echtes Bekenntnis liegt nur dort vor, wo ich es aus persönlicher Überzeugung, auch unter widrigen Umständen, spreche.

Gerhard Maier – Edition C

Genau so ist es! Es gibt keine Gemeinschaft oder Kirche oder org, die die Worte Jehovahs „verwaltet“! Nur Jesus ist der Weg! Wenn du also noch immer einer menschlichen Krücke folgst, bitte um den heiligen Geist, und seh die Aufforderung aus „Ahmt ihren Glauben nach“ für dich persönlich an! Hier noch einmal das Ziatat:
>>Wir müssen diese Lehren kennen, verstehen und dann danach leben — selbst wenn sie nicht unseren Erwartungen entsprechen oder uns etwas anderes lieber wäre. Nur wer sich als loyal erweist, darf auf das ewige Leben hoffen, das er jedem von uns wünscht.<<
Durch die Führung des heiligen Geistes wirst du den himmlischen Vater richtig kennen lernen und auch vieles vom Sohn besser verstehen!

Hört niemals auf zu beten.

Freut euch immerzu! Betet unablässig! Dankt Gott in jeder Lebenslage! Das will Gott von euch als Menschen, die mit Jesus Christus verbunden sind.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1. Thess 5,16–18

Freut euch, was auch immer geschieht! Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen! Dankt Gott in jeder Lage! Das ist es, was er von euch will und was er euch durch Jesus Christus möglich gemacht hath.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1. Thessalonicher 5,16–18

Freut euch zu jeder Zeit! Hört niemals auf zu beten. Dankt Gott, ganz gleich wie eure Lebensumstände auch sein mögen.
All das erwartet Gott von euch, und weil ihr mit Jesus Christus verbunden seid, wird es euch auch möglich sein.
Hoffnung für Alle – 1. Thes. 5:16–18

weitere Bibelausgaben 2020

Gottes Wille ist eure Heiligung, hörten wir in Kap. 4, 3. Dort wurde dann diese Heiligung beschrieben als volle Freiheit und Klarheit auf dem Gebiet der beiden mächtigen Triebe des natürlichen Lebens, des Geschlechtstriebes und des Erwerbstriebes. Wie aber sieht ein „geheiligter Mensch“ positiv aus? Was will Gott an ihm sehen?
Überraschend, aber vielleicht auch sehr helfend ist es für uns, daß als erstes die Freude genannt wird. „Allezeit freut euch.“ Wie fern von unserer moralistischen und darum auch oft so verklemmten und düsteren Art ist das Urchristentum! „Freude“ ist nicht Luxus oder gar eine Art „Sünde“, sondern „Freude“ ist der erste, grundlegende Zug im Angesicht des neuen Menschen. Wahrhaft geheiligt ist nicht der unfrohe Ausbund aller Tugenden, sondern der Mensch der unzerstörbaren Freude. In der griechischen Sprache klingt das „sich freuen, froh sein“ deutlich an „Gnade“ an („chairein“, „charis“). Gnade, unverdiente, vergebende Liebe macht froh, und zwar „allezeit“ und in jeder Lage.
Diese Gnade aber ist eine personhafte, ist die Liebe eines Herzens, das um uns geblutet hat und für uns schlägt. Diesem Herzen ist unser Herz dankbar antwortend zugewandt. Wir erinnerten zu Kap. 5, 10 schon an das „Gespräch“ mit Jesus, das hier und jetzt beginnt und die Ewigkeit erfüllt. Hier haben wir dies Gespräch: „Unablässig betet.“ Nicht die Einhaltung möglichst vieler liturgischer Gebetszeiten ist hier gemeint, das hatte der Pharisäer Saulus von Tarsus auch ohne Jesus gehabt. Hier geht es um ein reiches und freudiges geistliches Leben. Dies „unablässige Beten“ ist geradezu die Überwindung aller besonderen „Gebetszeiten“ und ihre Erfüllung. So haben die drei Boten selber von ihrem „unablässigen“ Beten und Danken gesprochen (Kap. 1, 2; 2, 13; 3, 10).
Dies „unablässige Beten“ ist keine Übertreibung des Ausdrucks und keine Künstelei. Wir müssen nur darauf achten, daß unser gesamtes „Denken“ unvermeidlich die Form des „Gesprächs“ hat. Ob wir wollen oder nicht, „unablässig“ sind wir im Gespräch. Woher kommt diese merkwürdige Tatsache? Sie ist einer der stärksten inneren Beweise für die Wahrheit des biblischen Berichts über die Schöpfung des Menschen. Der Mensch ist „zum Bilde Gottes geschaffen“, wir könnten es auch ausdrücken: zum Gesprächspartner Gottes. Im Sündenfall ist diese Partnerschaft zerrissen. Das Gespräch unseres Herzens ist zum Selbstgespräch geworden, das ja wirklich oft wie ein abgerissener Leitungsdraht sinnlos in die Luft ragt. In Jesus aber ist der Fall geheilt und die Urverbindung wiederhergestellt. Nun brauchen wir nicht mehr uns selber vorzuerzählen, vorzufreuen, vorzuklagen, was wir schon lange wissen, nun darf es ein ständiges inneres Sprechen, mit Jesus geben, das genauso „unablässig“ sein kann wie unser „Denken“ überhaupt. Auch hier aber ist es so: nicht an moralischen Dingen zuerst, sondern an dieser religiösen Tatsache des ständigen Gesprächs mit Gott ist der neue, der geheiligte Mensch zu erkennen.
Ist aber das Dritte, was Gott an uns sehen will, nicht tatsächlich etwas Unmögliches: „In allem dankt“? Wird es nicht zum Krampf, wenn nun die Thessalonicher bei allem „Danke!“ sagen, auch da, wo ihr Herz nur „Nein!“ schreit? Aber eben dies steht hier zur Frage, ob es noch Erfahrungen unseres Lebens geben muß, die wir nur verneinen und in nichts mehr bejahen können? Es ist doch nicht so, daß hier von der sicheren Höhe eines leichten Lebens aus andern „erbaulich“ ein frommer Rat gegeben wird. Sondern die dies schreiben, kannten besser als wir ein Leben voll steter Gefahr und immer neuer Schmerzen. Sie waren nach Thessalonich gekommen, nachdem sie „zuvor gelitten hatten und mißhandelt worden waren, wie ihr wißt, in Philippi“ (Kap. 2, 2). Aber gerade mitten in diesen Mißhandlungen im Gefängnis hören wir von Paulus und Silvanus: „Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und lobten Gott“, Apg 16, 25. Sie hatten also dies „in allem danken“ selber in bitterster Lage geübt. Wie aber konnten sie es, und wie können es auch die Thessalonicher und wir? Sie wußten sich in jedem Falle und unter allen Umständen in ihres Herrn Hand, auch mit blutigem Rücken, herausgerissen aus ihrer Arbeit unter Menschenrohheit im Gefängnis. Darum mußte ja alles aus dieser Hand kommen und alles sein gutes Ziel haben und also alles mit Dank angenommen werden können, wie es auch immer aussah. Dies Danken ist freilich nicht eine Tugend, die für sich selbst besteht und für sich selbst geübt werden könnte. Sie liegt im lebendigen Glauben und ist sein konkreter Ausdruck. Darum ist solches „Danken“ wiederum grundlegender und wesentlicher das Zeichen des Christen, des Wiedergeborenen, und Wesenszug der „Heiligung“ als so viel anderes, was wir in den Vordergrund schieben.
Es ist aber auch klar geworden, warum der Brief formuliert: „Dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch“. Gott „fordert“ nicht so sehr diese „Heiligung“ von uns, als daß Er sie uns bereitet durch Jesus. Denn Jesus ist der Grund und Quell der ständigen Freude, der schöpferische Beziehungspunkt des unablässigen Betens und in seiner Führung unseres ganzen Lebens der Erwecker unseres Dankens in allem.

Wuppertaler Studienbibel

Die drei folgenden kurzen Aufforderungen haben dieselbe grammatische Struktur und werden außerdem durch die Bemerkung in V. 18b miteinander verbunden. Sie gelten für die christliche Gemeinde insgesamt, gewinnen jedoch für die thessalonischen Christen in ihrer speziellen Lage ein besonderes Gewicht.
»Freut euch allezeit!« Es gehört zu den Besonderheiten des christlichen Lebens, daß in ihm zur Freude ermahnt werden kann: Röm 12,12.15; 2. Kor 6,10; Phil 2,18; 3,1; 4,4; 1. Petr 4,13. Dies gilt auch und gerade dann, wenn Christen unter Anfechtung oder Verfolgung leiden. Der Grund dafür liegt darin, daß es sich bei dieser Freude um eine »Freude im Herrn«, um die aus dem Glauben erwachsende Freude handelt. Sie ist nicht von den jeweils herrschenden äußeren Gegebenheiten abhängig, sondern resultiert aus der Gemeinschaft mit Jesus Christus (Joh 15,11; 16,22), ist Frucht des Geistes (Gal 5,22). Die Freude findet ihren erkennbaren Ausdruck in Lob, Preis und Anbetung Gottes (vgl. Jak 5,13; 1. Kor 14,26; Eph 5,19).
Nur deshalb kann auch »allezeit« zur Freude aufgerufen werden: auch wenn Christen allezeit das Sterben Jesu Christi an ihrem Leibe tragen (so Paulus in 2. Kor 4,10), so sind sie zugleich in dieser beständigen Verbindung zu ihrem Herrn allezeit getrost (2. Kor 5,6).

Auch die Aufforderung »Betet unablässig!« ist in den ntl. Schriften geläufig (Lk 18,1; 21,36; Röm 12,12; Eph 6,18; Kol 4,2; zur eigenen Praxis des Paulus: 1. Thes 1,2; 2,13 u.a.).
Das anhaltende Gebet gewinnt seine Ordnung in der Einhaltung regelmäßiger Gebetszeiten (vgl. Apg 3,1). Da sich die Gemeinschaft mit Gott jedoch nicht auf solche Zeiten beschränkt, soll das Gebet in gesprochener oder wortloser Form zum natürlichen Ausdruck der Verbindung zwischen Vater und Kind werden. Angesichts von V. 18 mag hier vor allem an das bittende und fürbittende Gebet gedacht sein, für das sich in der Lage der Thessalonicher genügend Anlaß fand.

Aus Eph 5,20; Kol 3,17; vgl. Röm 14,6; 2. Kor 1,11; 4,15; 9,11f.; Eph 5,4; Phil 4,6; Kol 2,7; 3,15; 4,2; 1. Tim 2,1; 4,3f. geht hervor, daß der dritte Aufruf »Dankt in allem!« ebenfalls in anderen Gemeinden vertraut war. Vom Griechischen her ist sowohl die Übersetzung »in allem« (= in allen Situationen), wie auch »zu jeder Zeit« möglich. Allerdings hat der Unterschied keine große Bedeutung. Wie die Freude, so erwächst auch die Dankbarkeit aus dem Vertrauen in die Barmherzigkeit und Güte Gottes, die alles Geschehen umspannt. Da Gott seinen einzigen Sohn nicht verschont, sondern für alle dahingegeben hat, gibt es nun nichts mehr, was die Glaubenden von der Liebe Gottes trennen könnte (Röm 8,31ff.). Allein darum kann daher auch bezeugt werden, daß alle Dinge zum Besten dienen müssen (Röm 8,28). Der Dank in allem verführt den Beter somit nicht zu einer gefährlichen Selbsttäuschung über den Charakter des Bösen, das ihm widerfährt. Vielmehr richtet sich dieser Dank im Glauben an den Gott, der seinen guten Willen durch jede Art von Umständen ausführt (vgl. Eph 1,11).
Die beständige Gemeinschaft der Christen mit Gott, dem Vater, die in anhaltender Freude, Bitte und Dank zum Ausdruck kommt und nicht durch das Auf und Ab der äußeren und inneren Erfahrungen zerstört werden kann – »das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch«. Dieses neue Verhältnis zu Gott, so wird Paulus nicht müde zu betonen, gründet allein in dem, was Jesus Christus zum Heil der Welt getan hat. Weil es in ihm gründet, darum hat es auch bleibenden Bestand.

Edition C Bibelkommentar

Freut euch immer, betet ununterbrochen; dankt für alles; denn das ist Gottes Wille im Christus Jesus an euch. Wenn wir die Freude in uns ersterben lassen, so schätzen wir Gottes Gabe nicht mehr so, wie sie ist, und das Auge wendet sich von Jesus ab. In ihm steht der Grund einer unvergänglichen Freude vor uns, die sich mit allem, was wir tun, verbindet und von den wechselnden Zuständen unseres Lebens unabhängig ist. Ebenso ist das Gebet immer unser Anliegen. Wenn uns die anderen Beschäftigungen am Gebet stören, so verhalten wir uns noch nicht richtig. Wir haben freilich in die mannigfachen Aufgaben, die uns der Verkehr mit den Menschen zuträgt, eine ganze Liebe zu legen, die mit Entschlossenheit unser Denken und Wollen für sie braucht. Allein gerade dann, wenn wir in unsere Arbeit einen reinen Willen legen, reißt sie uns nicht aus der Gegenwart Gottes heraus, und deshalb kann sich das an Gott gerichtete Gespräch unserer Seele durch unser ganzes Handeln ziehen. Dann wird uns auch alles zum Grund des Danks, weil Gottes Gnade immer währt und in jedem Erlebnis ihre gute Gabe zu uns kommt, die wir nicht nur genießen, sondern an der wir den Geber erkennen und seine Güte dadurch ehren, daß wir ihm danken. Nur so verhalten wir uns nach Gottes Willen. Ob wir danken oder nicht, beten oder nicht, die Freude in uns haben oder nicht, das ist nicht unserer Freiheit anheimgegeben. Die Gemeinde besteht nicht mehr, wenn sie die Freude verscheucht, das Gebet verstummen und den Dank untergehen läßt. Das wäre ein Widerspruch gegen denjenigen göttlichen Willen, der ihr im Christus ihre Stellung gibt. Sie hat vom Christus Gottes herrliche Gnade empfangen, an der die unzerstörbare Freude und die beständige Anbetung und die alles umfassende Danksagung entsteht.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

1 Thess 5:16 : Die griechischen Ethiker listeten häufig solche unverbundenen Aussagen auf. In vielen biblischen Psalmen wird die Freude mit Feiern und Gottesdienst verbunden (z. B. Ps 9,15; 33,1; 47,2; 95,2; 149,1-5 ); hier ist sie natürlich mit Gebet und Danksagung gekoppelt.
1 Thess 5:17 : Nicht einmal die frömmsten Jerusalemer Juden beteten den ganzen Tag, aber sie beteten regelmäßig, oft und inbrünstig. Die Wendung »betet ohne Unterlass« könnte ein solches Beten meinen, könnte aber auch bedeuten, die Geisteshaltung, die das Beten voraussetzt, den ganzen Tag beizubehalten, nicht nur im gemeinsamen Gottesdienst oder in den privaten, stillen Zeiten des Gebets.
1 Thess 5:18 : Die Heiden, die an die Unbeeinflussbarkeit des Schicksals oder der Götter glaubten, gingen davon aus, dass der Mensch alles, was ihm widerfährt, annehmen und dankbar dafür sein soll. Nach Paulus können diejenigen, die auf die Allmacht und Liebe Gottes vertrauen, in allen Situationen Dank sagen.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Das Gebet ist das Mittel, mit dem Juden – sowohl in der Antike als auch in der Moderne – dem Konzept treu geblieben sind, dass das ganze Leben heilig ist. Jüdische Gebete sind in der Regel kurz, weil der gesamte Arbeitstag eines aufmerksamen Juden mit Satzgebeten unterbrochen wird. Mehr als hundert dieser Berakhot, „Segenssprüche“, werden im Laufe des Tages rezitiert (vgl. Mischna, Berakhot 9,1-5). Sie beginnen üblicherweise mit Barukh attah adonai, „Gesegnet seist du, OH HERR“. Als König und Schöpfer des Universums wird Gottes Gegenwart zu jeder Zeit und in jedem Tätigkeitsbereich seiner Welt anerkannt. Mose befahl den Israeliten, den Herrn für seine Güte zu segnen (Dtn 8,10). Auf der Grundlage dieses und anderer Texte lehrten die Rabbiner: „Es ist dem Menschen verboten, irgendetwas von dieser Welt ohne Segen zu genießen, und wenn jemand irgendetwas von dieser Welt ohne Segen genießt, begeht er ein Sakrileg“ (Babylonischer Talmud, Berakhot 35a). Daher spricht ein Jude ein Gebet, wenn er schlechte oder gute Nachrichten hört, wenn er an duftenden Pflanzen riecht, wenn er etwas isst oder Wein trinkt. Ein Jude spricht ein Gebet, wenn er Donner, Blitze, Regenbögen und Kometen sieht. Es gibt ein Gebet, wenn er seltsam geformte Personen sieht, wie Riesen oder Zwerge. Ein Jude soll sogar ein Gebet sprechen (mehrmals am Tag), um Gott zu segnen, dass er urinieren kann. Das Gebet lautet: „Gesegnet sei Er, der den Menschen in Weisheit geformt und in ihm viele Öffnungen und viele Hohlräume geschaffen hat. Es ist vor dem Thron Deiner Herrlichkeit bekannt, dass es für einen Menschen unmöglich ist, vor Dir zu stehen, wenn eine von ihnen geöffnet oder geschlossen wird“ (Babylonischer Talmud, Berakhot 60b).

Es ist also keine reine Oberflächlichkeit, wenn der Rabbi in „Fiddler on the Roof“ gefragt wird: „Gibt es einen Segen für den Zaren?“, und wiederum: „Gibt es einen Segen für eine Nähmaschine?“ Diese Juden in ihrem russischen Dorf spiegeln den alten hebräischen Glauben wider, dass alles theologisch ist. Auf diese Weise bleibt man mit dem Allmächtigen in Kontakt und behält eine göttliche Perspektive auf das Leben. Das bedeutet, dass man Gott den ganzen Tag über mit Stoßgebeten für alle Dinge preist. Abraham Heschel beschreibt diese jüdische Geisteshaltung treffend wie folgt: „Man glaubte nicht, dass die Heiligkeit in bestimmten Handlungen bestand, wie z.B. in exzessivem Gebet …, sondern sie war eine Haltung, die mit allen Handlungen verbunden war, die alles Tun begleitete, die alle Aktivitäten des Lebens begleitete und prägte.“26 In der Tat werden die heutigen Christen die Ermahnung des Paulus „Betet ohne Unterlass“, d.h. „Betet ohne Unterlass“ (1 Thess 5,17), nicht verstehen, wenn sie nicht begreifen, dass ein Hauptmerkmal des jüdischen Gebets seine Durchdringung ist.

Es gibt einen echten biblischen Humanismus. Es geht darum, das Göttliche im Alltäglichen zu finden, selbst in den geheimnisvollen Wendungen des Lebens. Es geht darum, wie Hiob den Namen des Herrn zu preisen – ob er nun gibt oder nimmt (Hiob 1,21). Es bedeutet, die Zuversicht zu haben, die Josef am Ende seines Lebens gegenüber seinen Brüdern, die ihn betrogen hatten, zum Ausdruck brachte: „Ihr wolltet mir Schaden zufügen; aber Gott hat es gut gemeint“ (Gen 50,20). Es geht darum, zu glauben, dass „Gott in allem das Gute will für die, die ihn lieben“ (Röm 8,28). Es ist die Herausforderung für den Menschen, das ganze Leben so zu gestalten, dass an jedem Ort, zu jeder Stunde, in jeder Handlung und in jedem Wort das Heilige aufblühen kann.

Bis heute wird in der Welt des chassidischen Judentums besonders betont, dass kein Aspekt des Lebens ohne die Gegenwart Gottes ist

Marvin R. Wilson – Unser Vater Abraham – Jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens

Und, welche Aspekte meines Lebens sind noch ohne die Gegenwart Jehovahs?

Welcher Name ?

Deshalb hat Gott ihn auch so unvergleichlich hoch erhöht
und hat ihm ´als Ehrentitel` den Namen gegeben,
der bedeutender ist als jeder andere Name.
(Gemeint ist wahrscheinlich der Titel »Herr« (in der Septuaginta die Wiedergabe von »Jahwe«, dem Eigennamen Gottes); nach anderer Auffassung: der Name »Jesus«.)
Und weil Jesus diesen Namen trägt,
werden sich einmal alle vor ihm auf die Knie werfen,
alle, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind.
Alle werden anerkennen,
dass Jesus Christus der Herr ist,
und werden damit Gott, dem Vater, die Ehre geben.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Phil 2,9–11

Deshalb hat ihn Gott auch über alles hochgehoben. Ihn hat er mit dem Namen ausgezeichnet, der hoch über allen anderen Namen steht. So sollen in diesem Namen, Jesus, alle auf ihre Knie niederfallen, alle Wesen, die sich im Himmel, auf der Erde und unter der Erde befinden! Ebenso sollen alle Geschöpfe unüberhörbar bekennen: ›Allein der Messias Jesus ist Herr!‹ So wird Gott der Vater geehrt.
Roland Werner – Das Buch – Philipper 2,9–11

Darum hat ihn Gott auch so wunderbar erhöht und ihm den Namen geschenkt, der höher ist als alle Namen – gemeint ist der Name: Herr (vgl. Apg 2,36).++
In diesem Namen, den Jesus trägt*, sollen sich alle Knie beugen – die Knie derer, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind – gemeint sind die Engel im Himmel, die Menschen auf Erden und die Abgeschiedenen im Totenreiche unter der Erde.++
und zur Ehre Gottes des Vaters -vgl. 1 Kor 15,28- sollen alle Zungen bekennen -vgl. Jes 45,23-: «Jesus Christus ist der Herr!»
Ludwig Albrecht – Philipper 2:9–11

weitere Übersetzungen 2020.

Phil 2:9 : Die Stoiker verstanden Gott in pantheistischem Sinn als erfüllt von allen Dingen; die griechisch sprechenden jüdischen Schriftsteller übernahmen diesen Sprachgebrauch und gebrauchten ihn für die Herrschaft Gottes über alle Dinge. Für Philo ist die »Fülle« die Gesamtsumme der Kräfte, die die Allherrschaft Gottes manifestieren, und bezeichnet sein allumfassendes, allerhaltendes Wesen; die späteren jüdischen Mystiker beschreiben die Himmel um den Thron Gottes als seine »Fülle«. Andere jüdische Denker sprachen davon, dass der Geist Gottes, seine Weisheit oder Herrlichkeit die ganze Welt erfüllt, so im A.T., an das Paulus hier wahrscheinlich denkt.
Was immer Paulus auch mit »Fülle« meinen mag, ganz sicher will er sagen, dass der Zugang zu allem, was Gott ist und tut, nur durch Christus möglich ist – eine Funktion, die das Judentum häufig der göttlichen Weisheit zuschrieb.
Phil 2:10 : Die Formulierung »Gewalt und Macht« (Zürcher, Elberfelder) bzw. »Mächte und Gewalten« (Luther, Gute Nachricht, Einheitsübersetzung) oder »Herrschaft und Gewalt« (Schlachter, Menge) bezieht sich wahrscheinlich auf die Engelmächte, die nach jüdischer Ansicht die Völker regierten (s. 1,16 ; s. auch die Ausführungen zu Eph 1,19-23 ), diese Überzeugung steht offenbar im Mittelpunkt der Lehren der Widersacher des Apostels, die versuchen, Einfluss auf die Christen in Kolossä zu gewinnen (s. die Ausführungen zu 1,16 und die Ausführungen zu 2,18 ). Unter den zahlreichen möglichen Bedeutungen von »Haupt« ( 1,18 ) ist hier wohl »Herrscher« am plausibelsten, wenngleich Jesus natürlich auch Ursprung oder Quelle der »Mächte und Gewalten« ist ( 1,16 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Das Subjekt der folgenden Verse ist Gott Vater; in Vers 6-8 war es Gott Sohn. Aufgrund seines Gehorsams wurde Christus vom Vater auf den höchsten Ehrenplatz im Himmel erhoben. Damit erhöhte und ehrte Gott den, den die Menschen verachtet und zurückgewiesen hatten.
Die Erhöhung Christi und die Tatsache, daß er den Namen empfing, der über alle Namen ist, war die Antwort auf sein hohepriesterliches Gebet (Joh 17,5). Sie vollzog sich in seiner Auferweckung, Himmelfahrt und Verherrlichung zur Rechten des Vaters ( Apg 2,33; Hebräer 1,3). Der „Name“ ist nicht nur ein Titel des Heilands; er steht für Christus selbst und die Würde und Ehre seiner Stellung im Himmel.
Angesichts der Erhöhung Christi und seines hohen Namens sollen (sich) alle Knie in Anbetung beugen. Dieselbe Aussage findet sich auch im Römerbrief (Röm 14,11). Beide Male knüpft Paulus an die Prophezeiung Jesajas (Jes 45,23) über die einzigartige Größe des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs an. Das Ausmaß der souveränen Autorität Christi zeigt sich in der Tirade „die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind“. Kein vernunftbegabtes Wesen im ganzen Universum Gottes – ob Engel oder Heilige im Himmel, ob die Menschen auf Erden, ob Satan, Dämonen oder die Ungeretteten in der Hölle – kann sich ihm entziehen. Sie alle werden sich freiwillig oder gezwungen vor ihm beugen.
Das ganze Universum muß bekennen, daß Jesus Christus der Herr ist. Dieses früheste christliche Glaubensbekenntnis besagt nichts anderes, als daß Jesus Christus der Gott Jahwe ist. Die ganze Schöpfung wird eingestehen müssen, daß er tatsächlich das ist, was zu sein er beansprucht – wahrer Gott vom wahren Gott. Unglücklicherweise wird diese Erkenntnis für viele zu spät kommen, um ihre Seele noch zu retten. Der erhöhte Platz, den der Retter jetzt innehat, und die künftige Verneigung aller Geschöpfe in Anerkennung seiner Herrschaft dient der Ehre Gottes, des Vaters.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Zwei genau entgegengesetzte Geschichten sind in dieser kurzen Gegenüberstellung zusammengefasst: diejenige des ersten Adam, ungehorsam bis zum Tod, gefolgt von seinem ehrgeizigen und widerspenstigen Geschlecht; und diejenige von Christo Jesu, der aus Liebe seine himmlische Herrlichkeit ablegte, sich selbst erniedrigte, bis Er nicht mehrtiefer hinabsteigen konnte -bis zum Tod am Kreuz. Die Gestalt eines Menschen, die Stellung eines Sklaven, der schmähliche Tod eines Übeltäters, das sind die Etappen dieses wunderbaren Pfades. Ja, Gott war es seiner Gerechtigkeit schuldig, Ihn über alle Himmel zu erheben, Ihn mit einem Namen zu ehren, der über jeden Namen ist. Unter diesem Namen Jesu, der sowohl herrlich als auch lieblich ist, den Er angenommen hat, um zu gehorchen, zu dienen, zu leiden und zu sterben, unter diesem Namen wird Er als Herr anerkannt werden und allumfassende Huldigung empfangen. Freund, welchen Wert hat dieser Name für dein Herz?

Jean Koechlin – Ährenlese im Neuen Testament Philipper

Wenn nun unsere Herzen zu Christus gezogen werden, wenn wir die demütige Gnade in Seinem Weg der steten Erniedrigung von der Herrlichkeit bis zum Kreuz sehen, sehen wir in Ihm auch das vollkommene Beispiel der Wahrheit, dass jeder, „der sich selbst erniedrigt, erhöht werden wird“ (Lukas 14,11). Er „erniedrigte sich selbst“, aber „Gott hat ihn auch hoch erhoben“. Wenn Er sich durch Seine demütige Gesinnung unter alles erniedrigt hat, dann hat Gott Ihm „einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist“, und auch einen Platz, der über alles erhaben ist. In der Schrift steht „Name“ für den Ruf einer Person und für den Ruhm, der ihr gebührt. Es hat andere berühmte Personen in der Geschichte dieser Welt und auch unter den Gläubigen gegeben, aber der Ruf und der Ruhm Christi, als Mensch, übersteigt sie alle. Auf dem Berg der Verklärung wollten die Jünger in ihrer Unwissenheit Mose und Elia auf die gleiche Stufe mit Jesus stellen. Aber diese großen Männer Gottes verblassen und verschwinden aus dem Blick, und „Jesus wurde allein gefunden“. Da hören wir auch die Stimme des Vaters sagen: „Dieser ist mein geliebter Sohn.“
Der Name Jesus drückt den Ruhm dieses demütigen Menschen aus. Er bedeutet, wie wir wissen, Heiland und Retter, und als solcher ist es ein Name, der über jeden Namen ist. Können wir nicht sagen, dass es der eine Name ist, aufgrund dessen der Herr von der Herrlichkeit zur Schmach des Kreuzes kommen mußte, um zu retten. Die Überschrift auf dem Kreuz lautete: „Dieser ist JESUS“. Menschen in ihrer Verachtung sagten: „Steige herab vom Kreuz“ (Mt 27,40). Wenn Er es getan hätte, hätte Er den Namen JESUS hinter sich gelassen. Er wäre auch dann noch der Schöpfer gewesen, der allmächtige Gott, aber niemals hätte Er dann weiterhin dieser JESUS sein können, der Heiland. Gesegnet sei Sein Name, Seine demütige Gesinnung führte Ihn dazu, gehorsam bis zum Tod am Kreuz zu sein. Als Folge davon wird sich jedes Knie vor dem Namen Jesus beugen, und jede Zunge bekennen, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.

Hamilton Smith – Der Brief an die Philipper

Aber Gott hat den Auferstandenen nicht nur erhöht, sondern »ihm aus Gnaden den Namen gegeben, der über jedem Namen ist«. Auch diese Aussage hat ungeheure Tragweite. Paulus verwendet hier das gleiche Wort, das er in Phil 1,29 bereits verwendet hat (»denn euch ist die Gnade gegeben …«). Es geht hier um ein unverdientes Geschenk.
Die Aussage dieses Verses bestätigt das, was überall im NT von der Auferstehung und Erhöhung Jesu berichtet wird und im christlichen Bekenntnis enthalten ist: Der auferstandene Jesus ist der »Erstling der neuen Schöpfung«, der verklärte Mensch und das Ebenbild Gottes. Er hat aber in keiner Weise sein Menschsein abgelegt: Er ist heute noch der auferstandene Mensch. Daraus dürfen wir aber nicht den Fehlschluss ziehen, dass er uns in allem gleich ist. Dagegen spricht die Erhöhung »an den höchsten Ort« und die Gabe des »Namens, der über jedem Namen ist«. Die »Erhöhung an den höchsten Ort« bedeutet die Übergabe der Herrschaft. Somit wurde Jesus auch alle Macht übergeben (1Kor 15,26-28). Diese Aussage bezieht sich auf die Prophetie Daniels (Dan 7,13-14). Auch Jesus selbst hat hierauf Bezug genommen (Mt 28,18). Der darauf folgende Aufruf zur Mission ist die sinnvolle Konsequenz aus dieser Herrschaft (Röm 10,13-15).

Was hat es aber mit diesem »Namen« auf sich? Sicher ist zunächst die Bezeichnung von Vers 11 gemeint: »Herr ist Jesus Christus.« In diesen Worten liegt das wohl erste Bekenntnis der Christenheit vor. Hier wird das Wichtigste gesagt. Das Wort »Herr« (kyrios) war in der Antike ein ehrfurchterregendes Wort. Es ist die Bezeichnung für den Alleinherrscher der Welt. Durch seine Erhöhung ist derjenige, der »die Form eines Sklaven annahm«, zum Herrn und Herrscher der Welt geworden. Er ist der »Christus«, der Messias, der Gesalbte Gottes, der als ewiger König von Gott auserwählt war. Die Bezeichnung »der Name, der über jedem Namen ist« beinhaltet aber noch mehr als diese Titulierung. Der antike Mensch hat mit dem Namen sehr eng die Person verbunden. Diese Wendung will zum Ausdruck bringen, dass Jesus als Person über jedem anderen Menschen steht. Es ist keiner, der nicht in seinen Herrschaftsbereich hineingehörte. Dies wird wieder von dem folgenden Vers bestätigt.

Die allumfassende Macht Jesu wird auf zweierlei Weise beschrieben: einmal dadurch, dass »jedes Knie sich beuge« (V. 10) und »jede Zunge bekenne« (V. 11), sowie »in den Himmeln, auf Erden und unter der Erde«. Das Beugen des Knies ist in alter Zeit Zeichen der Unterwerfung gewesen. Dies gilt auch für die biblisehen Zeiten. Der Besiegte beugte sich vor seinem Sieger, damit dieser seinen Fuß auf seinen Nacken setzen und damit zum Ausdruck bringen konnte, dass er Anspruch auf das Leben dieses Menschen hat. Das Beugen des Knies ist also nicht ein Akt der Höflichkeit, sondern des Sich -Ergebens. Die Herrschaft Jesu Christi reicht so weit, dass am Ende sich jeder ihm ergeben wird. Das gilt für die himmlischen Wesen, für alle, die auf dieser Erde leben oder gelebt haben. Dies bedeutet, dass Jesus den Herrschaftsanspruch auf alle Menschen, die je gelebt haben, erhebt. Die parallele Aussage »und jede Zunge bekenne« gilt genauso in diesem Sinne. Dies bedeutet aber keineswegs, dass diese Stelle die Lehre von der sogenannten Allversöhnung stützt. Im Gericht wird jeder die Herrschaft Jesu anerkennen müssen, wird jeder in die Knie gehen müssen vor ihm in seiner Herrlichkeit, auch jede Zunge wird willens sein, seine Herrschaft laut und deutlich zu bekennen; dies besagt aber keineswegs, dass alle gerettet werden. Auch hier gilt es, diese Aussage in ihrem Zusammenhang zu verstehen. Die folgenden Verse (12-13) werden deutlich zeigen, wieviel daran liegt, dass wir die Frage unserer Seligkeit in diesem Leben zu einer Lösung bringen (Röm 10,8ff.).

Gerhard Maier – Edition C

Nur WER kann Sünden vergeben?

Eine Unterweisung Davids.
Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist !
Wohl dem Menschen, dem der HERR die Missetat nicht zurechnet, in des Geist kein Falsch ist!
Luther 1912 – Psalm 32,1-2

Selig diejenigen, deren Gesetzlosigkeiten vergeben und deren Sünden bedeckt sind!
Selig der Mann, dessen Sünde der Herr nicht anrechnet und in dessen Mund kein Trug ist.
Septuaginta Deutsch – Psalm 31,1–2

Von Dawid, eine Eingebungsweise.
O Glück dessen,
dem Abtrünnigkeit getragen,
Versündigung zugehüllt ward!
O Glück des Menschen,
dem eine Verfehlung nicht zurechnet ER,
da in seinem Geiste kein Trug ist!
Buber & Rosenzweig – Ps 32:1–2

Wer kann Sünde vergeben? war die Frage 2020 – und Jesus sagt von sich im NT, dass er die Sünden vergeben kann!

Viele Christen denken ja heute, dass das AT sich so so sehr vom NT unterscheidet, ja, es gibt sogar die Behauptung, dass die Gläubigen des AT ja den Erlöser, den Christus erst kennen lernen müßten. Aber schauen wir uns das AT genauer an, dann stellen wir fest, dass die Opfer die für Sündenschuld aufgebracht wurden, keine Sündenvergebung brachten – und die Menschen damals wußten, dass nur Jehovah ihre Sünden vergeben konnte! und dies nicht durch ein Tieropfer! Ihnen war bewußt, dass das Tieropfer auf ein größeres Opfer hinweisen würde!

Der Psalmist, der Gottes Vergebung für seine Sünden empfangen hatte, drückte seine Freude darüber aus. Gesegnet wird in Ps 1,1 der genannt, der ein makelloses Leben führt. Hier wird derjenige mit demselben Wort bezeichnet, der Vergebung empfängt. Gott schenkt völlige Vergebung, denn er rechnet einem reuigen Sünder seine Sünde nicht zu.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Sie findet in den ersten Versen eine eigenartige Beleuchtung. David nennt Menschen glücklich, denen Übertretungen vergeben, Sünden zugedeckt und Missetaten nicht mehr angerechnet werden. Mithin erklärt er alle für unglücklich, die diese Tat Gottes nicht kennen. Denn dass es hier um ein Tun Gottes geht, ist klar. Kein Mensch kann Sünden vergeben oder Verbrechen wie die eines David zudecken. Das ging bisher in der Geschichte über das Können des Menschen. In wem eines Tages die Schuldfrage erwachte und bei wem sie wie bei David durch das Wort des Propheten Nathan geweckt wurde, der wurde sie nicht mehr los. Ob er auch durch die Flucht von ihr loszukommen suchte, er nahm die Qual mit sich, die in ihm aufgebrochen war.
Es ist ja bekannt, wie Verbrecher sich oft jahrzehntelang nach ihrer verbrecherischen Tat schließlich doch freiwillig dem Gericht Stellen. Sie hatten Gelegenheit, sich der weltlichen Gerechtigkeit zu entziehen. Sie glaubten, damit ihr Leben und ihre Zukunft gerettet zu haben. Aber je länger, desto mehr wurde ihnen das Leben unter dem Druck ihrer Schuld unerträglich. Schließlich kam ihnen die Sühne derselben weit leichter vor als das weitere Leben in der Freiheit. Sie kamen und erklärten sich bereit, jede Strafe auf sich zu nehmen.
Kann dies gesagt werden, wo es sich im Leben eines Menschen um schwerste Verbrechen handelt, d. h. wie bei David um Ehebruch, so gehört es letzthin zum Geheimnis jeder Sünde. In der Seelsorge kann man es oft erleben, dass auch die kleinste Sünde den Menschen fast bis zur Verzweiflung bringen kann, wenn die Erkenntnis der Schuld in ihm erwacht und nicht von Gott her die Lösung im Glauben gesucht wird.
Auch von David werden hier die Sünden in verschiedenen Graden genannt: Übertretungen, Sünde, Missetaten oder auch Verbrechen. Auch die Sünde kennt Steigerungen, Fortschritt, höchste Entfaltung ihrer Energien. Sie kann ausreifen bis zur Lästerung des Heiligen Geistes und bis zum bewussten Kampf wider Gott. Je mehr sie sich selbst behauptet, desto frecher wird sie. Entsprechend mehrt sie aber auch die Qual derer, die sie in ihren Bann und Sklavendienst ziehen konnte.
Wenn heute die Sünde als Schwäche erklärt wird, Schwäche von uns aber überwunden werden kann, so darf uns über den letzten Ausgang solch einer Lösung der Sündenfrage nicht bange sein.
Nicht selten mussten solche Menschen mit am schwersten in ihrem Leben durchkosten, was Sündenknechtschaft und erwachtes Schuldbewusstsein ist. Auf diesem Wege gibt es keine Lösung.
Und es ist psychologisch verständlich, dass die Schuldfrage um so stärker aufbricht, je mehr Gott in das Leben eines Menschen treten kann. Finsternis wird als Finsternis erst erkannt, wenn Licht in sie hineingetragen wird. Verirrungen erhalten ihre Beleuchtung am stärksten durch Menschen, die ihre Tritte in die Fußtapfen Gottes setzen und im Glaubensgehorsam mit Gott wandeln. Jede Unsittlichkeit sieht sich durch ein keusches Leben gerichtet. Daher wird auch verständlich, dass Kinder gläubiger Eltern viel größere Not haben, wenn sie vor Versuchungen stehen, als jene, die auch in ihrem Elternhause nur ein zügelloses Sündenleben kennenlernten. Welch ein Gewissenskampf muss von solchen Kindern erst überwunden werden, bevor auch sie sich hemmungslos dem Sündenleben hinzugeben wagen, in dem andere stehen. Und welche Qualen erlebten sie nach jeder Tat neu, da sie viel tiefer erfassten, was ihnen durch die Sünde genommen worden war.
Es gibt aber eine Lösung der Sünden- und Schuldfrage. Das ist die Vergebung. Sie kann nur ausgehen von dem, der größer ist als die Schuld. Das ist Gott. Daher kennt die Heilige Schrift Sünden-Vergebung auch nur als eine Tat Gottes und als eine Tat dessen, der als Menschensohn Vollmacht hatte, auf Erden Sünden zu vergeben. Er ist in seiner Person, in seiner Sendung und in seinem gegenwärtigen Dienst die Vergebung des Vaters.
Christus konnte daher je und je im Leben eines Menschen ein Neues aufbauen, und zwar auf dem Boden der Vergebung. Bevor dem verlorenen Sohn sich wieder die Tischgemeinschaft im Vaterhause erschloss, bevor er den Siegelring wiedergewonnener Sohneswürde empfing, bevor er die Kleider des Kindes im Unterschied zu den Kleidern der Knechte trug, hatte er vom Vater den Kuss der Vergebung empfangen. Ein Recht auf die Sohneswürde hatte er nicht mehr, nachdem er in der Fremde das ganze Erbe von seinem Vater vergeudet hatte. Auf dem Boden des Rechts gab es für ihn keinen Weg zurück ins Vaterhaus und zur Sohnesstellung. Der Vater in seiner Barmherzigkeit ging aber über das Recht hinweg und schuf den Boden der Vergebung. Das ist aber das Geheimnis von Golgatha. Vom Kreuz spricht nicht das Recht, sondern die Vergebung, jene Tat Gottes, die den eingeborenen Sohn hingab, „auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben“ (Joh 3,15).
Die Gewissheit der Sündenvergebung ist mithin nicht nur als ein psychologischer Vorgang verständlich. Wer sie nur als einen rein innerlichen Seelenvorgang auffasst, der kann sich in seinem Gefühl sehr leicht einer ungeheuren Täuschung hingeben, der eines Tages ein erschütterndes Erwachen folgt. Sündenvergebung beruht auf dem einmaligen Vergebungsakt Gottes in und durch Christus. Sie ist Wirkung seines Geistes, die in uns als Frucht Gewissheit und Friede auslöst. Menschen, die sich auf Grund der handelnden Barmherzigkeit Gottes ihrer Vergebung bewusst wurden, konnten später, so unbegreiflich es auch sein mag, durch keine Macht der Erde und durch keine Redekünste der Menschen in ihrem Frieden erschüttert werden. Sie wussten hinfort von einer Wirklichkeit, die keine Täuschung zuließ. Sie bezeugten mit Paulus: „Da wir nun aus Glaube gerecht gesprochen sind, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus“ (Röm 5,1).

Jakob Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

Bist du wirklich frei? – II

Vor dem Gericht Gottes gibt es also keine Verurteilung mehr für die, die mit Jesus Christus verbunden sind. Denn dort, wo Jesus Christus ist, gilt: Du bist befreit von dem Gesetz, das von der Sünde missbraucht wird und zum Tod führt. Denn du stehst jetzt unter dem Gesetz, in dem der Geist Gottes wirkt, der zum Leben führt. Das Gesetz konnte uns Menschen kein Leben bringen, weil es gegen unsere selbstsüchtige Naturd nicht ankam. Deshalb sandte Gott seinen Sohn in der leiblichen Gestalt von uns selbstsüchtigen, der Sünde verfallenen Menschene und ließ ihn sterben als Opfer für die Sündenschuld. So machte er der Sünde den Prozess ebendort, wo sie ihre Macht entfaltet hatte: in der menschlichen Natur.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Röm 8,1–3

Müssen wir denn nun noch damit rechnen, verurteilt zu werden? Nein, für die, die mit Jesus Christus verbunden sinda, gibt es keine Verurteilung mehr. Denn wenn du mit Jesus Christus verbunden bist, bist du nicht mehr unter dem Gesetz der Sünde und des Todes; das Gesetz des Geistes, der lebendig macht, hat dich davon befreit. Das Gesetz des Mose war dazu nicht imstande; es scheiterte am Widerstand der menschlichen Natur. Deshalb hat Gott als Antwort aufd die Sünde seinen eigenen Sohn gesandt. Dieser war der sündigen Menschheit insofern gleich, als er ein Mensch von Fleisch und Blut war, und indem Gott an ihm das Urteil über die Sünde vollzog, vollzog er es an der menschlichen Natur.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Römer 8,1–3

Folglich ist jetzt für die mit dem Messias Jesus Verbundenen keine Verdammnis vorhanden. Denn die Gesetzmäßigkeit des Lebensgeistes hat dich einmal durch den Messias Jesus von der Gesetzmäßigkeit der Verirrung und des Todes freigesetzt. Während nämlich das Ohnmächtige am Gesetz mittels der menschlichen Natur schwach macht, hat Gott das Urteil über die Verirrung in der menschlichen Natur vollstreckt, da Er den eigenen Sohn mit Ähnlichkeit zur verirrten menschlichen Natur und in bezug auf Verirrung geschickt hat, sodass der Rechtsanspruch des Gesetzes einmal unter uns erfüllt worden ist, die nicht in Rücksicht auf die menschliche Natur, sondern geistgemäß ihr Leben führen.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Römer 8:1–4

weitere Bibelstellen – hier von 2020

Nun fragt man sich natürlich: Muß ein Gläubiger sein ganzes Erdenleben lang enttäuschende Niederlagen gegen die Sünde hinnehmen (Röm 7,21-25)? Gibt es keine Macht, die ihm hilft, sie zu besiegen? Die Antwort auf die erste Frage lautet „nein“, die Antwort auf die zweite „doch“. In Kap.8 beschreibt Paulus das Wirken des Heiligen Geistes, der dem Menschen – neben der Sünde – ebenfalls innewohnt. Er ist die Quelle der göttlichen Macht, er vollbringt die Heiligung im Menschen und ist das Geheimnis für den Sieg des Geistes im Alltagsleben. Doch zunächst erinnert Paulus seine Leser nochmals daran, daß es nun – da wir durch Jesus Christus, unsern Herrn, befreit sind (Röm 7,25) – keine Verdammnis (katakrima, „Strafe“) für die, die in Christus Jesus sind, mehr gibt, da sie an Christus glauben und ihm gleich geworden sind (vgl. Röm 6,13; Joh 5,24). Sie sind gerechtfertigt und für gerecht erklärt, stehen in der Gnade Gottes (Röm 5,2), nicht mehr unter seinem Zorn (Röm 1,18), und besitzen das ewige Leben (Röm 5,17-18.21). Christus gibt all denen Sicherheit, die ihm durch den Glauben gleichgeworden sind.

Das Wort denn (gar) verbindet die Wendung „in Christus Jesus“ in diesem Satz mit derselben Wendung in Vers 1. Auf dem Hintergrund des persönlichen Kampfes mit der Sünde, den Paulus in Röm 7,7-25 beschreibt, ist der „lebendig machende Geist“ in Röm 8,2 eindeutig als der Heilige Geist Gottes zu verstehen und nicht etwa als der Geist des neuen Menschen, zu dem der Glaubende wird. Der Heilige Geist ist diejenige Person der dreieinigen Gottheit, die den Menschen zum Wiedergeborenen macht (Tit 3,5) und ihm ein neues Leben (Joh 3,5-8) – das Leben der Auferstehung Jesu Christi (Röm 6,4.8.11) – schenkt. (In Röm 8,2 ist erstmals seit Röm 5,5 wieder vom Heiligen Geist die Rede, doch dafür wird er zwischen Röm 8,2 und Röm 8,27 achtzehnmal erwähnt.) Das Gesetz des Geistes („Prinzip“; vgl. Röm 7,23) hat dich frei gemacht (der griechische Aorist bezeichnet eine Handlung, die ein für allemal geschehen ist) von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Das „Gesetz der Sünde“ ist gleichzeitig das „Gesetz des Todes“, weil die Sünde, wie Paulus wiederholt sagt, zum Tode führt (Röm 5,15.17.21; Röm 6,16.21.23; Röm 7,10-11.13; Röm 8,6.10.13). Als das Gesetz der Sünde steht es in Gegensatz zum Geist; als das Gesetz, das zum Tod führt, widerspricht es dem Geist, der das Leben gibt. Statt des mit dich übersetzten Pronomens steht in manchengriechischen Handschriften „uns“ oder auch „mich“. Dieser Unterschied ist jedoch unwesentlich; die Wahrheit, von der hier die Rede ist, gilt für alle Gläubigen.

Paulus sagt seinen Lesern auch, wie sie in den Besitz der Freiheit, die die Christen haben, kommen können. Wieder verweist er zunächst auf die Unmöglichkeit, sie auf dem Weg über das mosaische Gesetz zu erlangen. Dem Gesetz war es unmöglich, die Menschen von der Sünde zu befreien. Es war zwar nicht selbst schwach (wie manche Übersetzungen nahelegen), denn es war ja gut (Röm 7,12). Doch weil das Fleisch sündig ist, kann das Gesetz es nicht erlösen. „Sündiges Fleisch“ ist die Übersetzung des griechischen Begriffs sarx, der sich bei Paulus sowohl auf die Verderbtheit als auch auf die Schwäche der Menschen beziehen kann (vgl. Röm 7,5.18.25; Röm 8,3-9;12-13).
Gott aber erlöste die Menschen von der Sünde, indem er seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches sandte. Jesus wurde nicht „in sündigem Fleisch“, sondern „in der Gestalt des sündigen Fleisches“ gesandt. Seine menschliche Natur war vor dem Prinzip der Sünde, das seit Adam alle Menschen quält, geschützt (vgl. Lk 1,35). Er kam um der Sünde willen (peri harmartias); mit anderen Worten, um etwas gegen die Sünde zu unternehmen. Durch seinen Tod am Kreuz verdammte er die Sünde (katekrinen, „sprach ein Urteil über“; vgl. katakrima, „Strafe“, Röm 8,1), so daß die, die in Christus sind, nicht verdammt sind. Das tat er, damit die Gerechtigkeit – ein Leben in Heiligung (3Mo 11,44-45;19,2; 3Mo 20,7) -, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist. Die Erlösung aus der Knechtschaft der Sünde geschah durch den Tod Jesu Christi, doch die Manifestation dieser Befreiung im Alltagsleben wird erst durch die Macht des Heiligen Geistes möglich.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das »also« zu Beginn des Verses verweist offensichtlich zurück. Die Frage ist, wie weit zurück Paulus geht, um die nun folgende Schlußfolgerung zu ziehen. Eine Möglichkeit ist, daß er an den Inhalt von Kap. 6; 7 anknüpft. Wenn diese beiden Kapitel jedoch ein Exkurs sind, der auf die Frage zu Beginn von Kap. 6 eingeht (»Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, auf daß die Gnade überströme?«), dann knüpft der Beginn von Kap. 8 an die beiden Erwähnungen von »Verdammnis« in Kap. 5 (V. 16.18) an. Vine meint, »also« führe Kap. 7 fort und sei eine Schlußfolgerung dessen, was dort erklärt wurde. Dennoch merkt er an, daß der Bezug auch bis 3,19 zurückreichen könne, wo das Gesetz eingeführt wurde und wo das Urteil lautete, jeder Mund solle gestopft und die ganze Welt vor Gott als schuldig befunden werden.
    Wie weit der Anknüpfungspunkt auch zurückliegen mag, auf den Paulus zurückverweisen wollte – und die Kommentatoren haben darüber die unterschiedlichsten Ansichten -, ist eines gewiß: Der Gedankengang ist fortlaufend. Es ist keine Aneinanderreihung isolierter Segmente, sondern eine frei fließende Argumentation, auch wenn es hier und da einen Exkurs zu Illustrationen eines Details gibt. Paulus will die Wahrheit der Glückseligkeit des neuen Lebens in Christus aufzeigen und verdeutlichen, wie Gott dieses neue Leben allen zur Verfügung stellt, die an Christus glauben.
    Verdammnis ist das Urteil über alle, die ihren eigenen Weg gehen wollen und nicht bereit sind, sich auf die Barmherzigkeit Gottes zu werfen. Vertrauen auf das Gesetz kann nicht erretten. Auch verdienstliche Werke nützen nichts. Wenn man das Prinzip des Glaubens ignoriert oder verwirft, muß das Gericht folgen. Wer »in Christus Jesus« ist, den trifft hingegen keinerlei Verdammnis. Wer mit Christus identifiziert wird und wessen geistliche und ewige Stellung mit Ihm verbunden ist, wird niemals in irgendeiner Form vor Gericht stehen. Der Heiland sagte: »Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht« (Johannes 5,24). Nichts könnte eindeutiger sein. Was Paulus hier den Römern schreibt, ist wirklich eine Wiederholung dieser gewaltigen Aussage. Es ist der Rettungsanker der Seele.
    Das kleine Wort »jetzt« ( nyn ) trennt die neue Lebensweise von der alten. Das Vergangene, auf das Paulus sich bezieht, stand unter dem Urteil von Tod und Endgericht. Das Neue, das Paulus nun erläutert, ist frei von jedem Aspekt des Alten, und die großartigen Worte des ersten Verses bestätigen, daß »jetzt keine Verdammnis« ist.
    Der TR bringt noch einen weiteren Teil des Verses, der als Einfügung verstanden und ausgelassen werden sollte (»… die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist«; Luther12). Wir finden ihn in V. 4 wieder, wo sein rechtmäßiger Platz ist. Darby merkt an: »Wäre es ein Teil des Textes, müßte das Griechische übersetzt werden: ‚Da ist keine Verdammnis für jene, die in Christus Jesus nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.’« Dies sollte als Beschreibung des Wandels jedes wahren Gläubigen verstanden werden. Wer in Christus gestorben ist, wandelt nunmehr in Neuheit des Lebens (6,4).

Die Erwähnung von »keine Verdammnis« bringt von Anfang an Frieden für den Geist und bahnt den Weg zur Erkenntnis eines neuen, inneren Gesetzes. In Kap. 7 wurde gesagt, daß das Gesetz des Sinnes aufgrund der Sünde und des Fleisches nichts ausrichten konnte. Nun wird jedoch eine neue Kraft vorgestellt. Das neue Leben hat ein neues Gesetz. Das Gesetz der Sünde und des Todes (7,21-23) führte unweigerlich zur Verdammnis. Nun spricht Paulus von einem neuen herrschenden Prinzip: das Gesetz des Geistes des Lebens. Im Gläubigen gibt es eine Kraft, die alle anderen Gesetze und motivierenden Prinzipien übersteigt. Der innewohnende Geist Gottes ist eine aktive Kraft, die den lebensspendenden Geist auszeichnet. Diese Kraft wirkt im Gläubigen als Gesetz und als belebender Geist. Sie gibt und fördert das Leben. Morris führt mit einem Zitat von Manson einen exzellenten Kommentar über die von Paulus erwähnten Gesetze an: »Das mosaische Gesetz ist gerecht, aber kraftlos; das Gesetz der Sünde hat Kraft, ist aber ungerecht; das Gesetz des Geistes ist beides: kraftvoll und gerecht.«
    Der Ausdruck »in Christus Jesus« wird wiederholt und betont somit wiederum die Verbindung mit Christus. Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat Freiheit gebracht. Es ist eine befreiende Macht. Es ist eine lebensspendende Kraft. Der Frieden, um den es hier geht, ist keine fortschreitende Erfahrung. Das Verb steht hier im Aorist, was auf eine vergangene Zeit zurückweist, als dieser Frieden erworben wurde. Das geschah, als der Glaubensschritt getan und das neue Leben empfangen wurde, als der Geist im Gläubigen Wohnung nahm. Doch die Freiheit vom Gesetz der Sünde und des Todes kann man erst dann erfahren, wenn man diese Kraft erkennt.
    Das Gesetz der Sünde und des Todes wurde in Kap. 7 als Verderben bringende Macht gesehen. Diese tyrannische Kraft veranlaßte Paulus zu dem Aufschrei: »Ich elender Mensch!« Nun sehen wir, daß sie einer noch viel größeren Macht untergeordnet ist. Sie kann nicht mehr den Gläubigen gewaltsam beherrschen und seinen Willen kontrollieren. Es gibt nun eine größere Macht, die in ihm und für ihn wirkt.
Die Verwendung von »denn« stellt sicher, daß der Gedankenfluß von Paulus‘ Argumentation beständig weitergeht. Er macht nun deutlich, daß das Gesetz eine Schwäche hatte. Es war unfähig, das zu erreichen, wozu es gegeben worden war. Es konnte keine Freiheit bringen und war kraftlos. Nun wird begründet, warum es die erwünschten Ergebnisse nicht erzielen konnte: Es war durch das Fleisch kraftlos. Wie wir in 7,12 lasen, gab es eigentlich nichts Falsches am Gesetz. Es war heilig, gerecht und gut. Doch das Fleisch befolgte nicht seine Verordnungen, sondern rebellierte und verweigerte die Unterwerfung unter das Gesetz. Die Gebote dienten nur zum Anreiz zur Sünde aus Trotz gegenüber den Forderungen des Gesetzes.
    Gott erlitt jedoch durch eine solche Rebellion keine Niederlage; das wäre undenkbar. Die Unfähigkeit des Gesetzes, das erstrebte Ziel zu erreichen, zwang Gott nicht zu Notfallmaßnahmen. Er hatte einen Plan. Er tat, was das Gesetz nicht tun konnte, und Er tat es, indem Er Seinen eigenen Sohn sandte. In Ihm gab es keine innere Schwachheit. Er war Gott und vollkommener Mensch. Die enge Verbindung zwischen dem Vater und dem Sohn wird durch die Verwendung von heautou (»von ihm«, »sein eigen«) betont. Es war kein Engel, den Er sandte, sondern Sein eigener Sohn, und Er kam als Mensch in diese Welt.
    Das Ausdruck »in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde« hat vielen Schwierigkeiten bereitet. Das Wort, das mit »Gleichheit« übersetzt wurde ( homoiôma ), ist bereits dreimal in diesem Brief vorgekommen (1,23; 5,14; 6,5). Wir finden es auch in Philipper 2,7 : »in Gleichheit der Menschen geworden«, und in diesem Sinne verwendet Paulus es offensichtlich hier. »Gleichheit« sollte nicht als »Ähnlichkeit« (Schlachter) verstanden werden. Zwar unterschied Christus sich wesentlich vom Menschen, aber Er war wahrer Mensch, nur ohne Sünde. Zweifellos ist dieser Ausdruck zur Beschreibung Seiner Person sehr reichhaltig, und die Tiefen der Bedeutung sind unergründlich. Aber die Schrift bietet genug Belege, die sowohl Seine Identifikation mit dem Menschen belegen als auch den wesensmäßigen Gegensatz beschreiben. Die erhabene Tatsache bleibt jedenfalls bestehen, daß Gott das tat, was das Gesetz nicht tun konnte. Er tat das, indem Er Seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des sündigen Fleisches sandte.
    Nun wird der Zweck Seines Kommens erklärt. Er kam, um das Problem der Sünde zu lösen. Albrecht fügt hier »als Opfer« ein, was zweifellos dem Sinn entspricht. Der Apostel sagt das jedoch nicht, und vielleicht ist es besser, die beiden Wörter »für Sünde« so zu verstehen, daß sie das ganze Problem der Sünde umfassen. Das Ergebnis Seines Kommens war, daß Er die Sünde verurteilte. Jede Sünde mit allen ihren Aspekten, im Fleisch und in jeder anderen Sphäre, wurde unter das Verdammungsurteil gebracht und zum letzten Gericht bereitet. Das tat Er, indem Er selber Fleisch annahm. Sein unbeflecktes Leben war eine Verurteilung der Sünde, und Sein Opfer am Kreuz war das Sündopfer, durch das Er das Problem der Sünde zur Ehre Gottes löste. Der Schreiber des Hebräerbriefes machte dies deutlich, als er schrieb: »… jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter geoffenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer … also wird auch der Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Male denen, die ihn erwarten, ohne Sünde erscheinen zur Seligkeit« (9,26.28).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Der Inhalt der neuen Verkündigung des Paulus ist hinfort jene gewaltige Botschaft: „Es gibt keine Verurteilung mehr!“ „Sie gilt im vollen Umfang für alle, „die in Christus Jesus sind“. Solange der Mensch sich selbst überlassen bleibt, dient er mit seinem Fleische dem Gesetz der Sünde. Damit steht er aber auch unter dem Gericht der Sünde, unter dem katakrima, unter der Verurteilung. Mit dem Eintritt Christi in das Leben aller Glaubenden wurde das katakrima nun zum „ouden katakrima“, zur „keine Verurteilung mehr“. Was der Mensch zu seiner Erlösung bedarf, ist mithin die totale Aufhebung seiner Verurteilung und des damit verbundenen Gerichts.
Auf sich selbst gestellt, autos ego, oder wie der Mensch in sich selber ist, steht er nach Schlatter unter „einer Mehrzahl göttlicher Verurteilung“. Jede wird aber aufgehoben, sobald Christus durch seinen Ruf Menschen in ihrem bisherigen Fleischesleben überreden und in ihnen sein Sterben und sein Leben wirksam machen kann. Nun wird deren Wollen und Denken von Gott aus bestimmt.
Denn im Gegensatz zum Geist des knechtenden Gesetzes ist das Wirken des göttlichen Geistes schöpferisch. Da er der Geist des Lebens ist, wirkt er das Leben. Sein Wirken muss mithin zur Aufhebung eines jeden verdammenden Urteils werden. Dem Menschen des Glaubens erschließt sich hinfort jene neue Welt, die allein durch die Schöpferkraft des göttlichen Geistes entstehen und wirksam werden kann. Wird von Paulus in allen seinen Ausführungen das Fleisch als das eigentliche Herrschaftsgebiet der Sünde und des Todes bezeichnet, so versteht er unter diesem Fleisch nicht etwa nur des Menschen natürliche Leiblichkeit. Fleisch ist die irdisch gerichtete Gesinnung, die Gestaltung des menschlichen Seins und Lebens ohne Gott. Das Leben des Menschen in seinem unerlösten Zustand ist das Herrschaftsgebiet der Sünde, des Todes und des Gerichts.
Die Welt des Fleisches wird beherrscht durch die Machtentfaltung der Sünde. Sie herrscht hier gleichwie eine Königin und drückt jeder Entfaltung des Lebens ihren Stempel auf. Sie ist ihrem Wesen nach weit mehr als nur eine Summe von Verfehlungen oder als dieser und jener unüberlegte Ungehorsam. Sünde ist Zustand: dauerndes Handeln wider Gott, widergöttliche Kraftentfaltung der Gesinnung und der Energien des menschlichen Geistes. Wo Sünde ist, muss daher auch unbedingt Gesetz sein. Mithin ist die Welt des Fleisches auch der Lebensraum des Gesetzes. In der Welt des Fleisches kann alles Leben und jede Entwicklung nur unter Gesetz auferbaut und erhalten werden. Gesetzlich ist das Verhältnis des Menschen zu Gott, das ganze Gebiet der Religion, also das religiöse Leben. Gesetzlich bestimmt wird auch das Verhältnis von Mensch zu Mensch: die Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft, der Gesellschaft und des staatlichen Lebens, also das ethische Leben. Der Buchstabe aber, sagt Paulus, das Gesetz tötet. Die Welt des Fleisches ist daher auch die Machtsphäre des Todes. Man sucht das Leben zu gewinnen, findet aber den Tod. Wie sich diese drei Machtbereiche in der Welt des Fleisches auswirken, erkennt der Mensch erst dann, wenn er auf den Ruf Gottes hin und im Glauben an eine höhere Kraft den Kampf mit Sünde, Gesetz und Tod aufzunehmen wagt.
Niemand hat diesen inneren Kampf des Menschen so zu schildern vermocht wie der Apostel Paulus. Es liegt ja das, was er in Röm 7 schildert, auf derselben Linie wie das, was er im dritten Kapitel seines Philipperbriefes beschreibt. Auch in jenen Jahren, wo er unter dem Gesetz stand, hatte er versucht, Gott zu dienen. Er vermochte es jedoch nicht; daher auch der tiefe Aufschrei seiner Seele: „Ich unglückseliger Mensch, wer wird mich erlösen von diesem Todesleibe!“ Es war nicht so sehr ein Aufschrei unter seiner schwachen Leiblichkeit: es war der Verzweiflungsschrei seines menschlichen Unvermögens allem Göttlichen gegenüber. Er hatte gefunden, dass das Gesetz als solches ihm keine Erlösung bringen konnte. Bedingungslos und ohne Widerspruch hatte er sich als strenger Pharisäer dem Gesetz unterstellt. Der Versuch war von ihm gemacht worden, durchs Gesetz jene Gerechtigkeit und jene Erlösung zu finden, die vom Alten Bund verheißen waren. Alle seine Anstrengungen waren jedoch vergeblich gewesen. Sein gegenwärtiges, wunderbares Bekenntnis lautet nun: „Gott sei Dank! Er hat’s getan durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ Dies ist das Zeugnis, das wir hinfort dauernd in seinen Ausführungen haben. Ob es sich handelt um des Menschen Rechtfertigung vor Gott – sie ist gebunden an Christus. Ob es sich handelt um den Kampf mit dem Fleisch, auch er ist gebunden an die Person des gekreuzigten und auferstandenen Herrn.
In wunderbarer Kraft führt der Apostel diese innere Wendung seines Lebens in unserem achten Kapitel aus. Ihm hat sich eine andere Welt als die bisherige mit ihren drei Machtbereichen erschlossen: es ist die Welt des Geistes auf Grund der Lebensgemeinschaft mit Christus. Hier herrscht jenes Leben des Glaubens, des Geistes und der Kraft, das aus der Lebensgemeinschaft mit Christus entsteht.
Auf demselben ruht nicht mehr das katakrima, die Verurteilung. Darum kann Paulus am Anfang seiner Ausführungen auch sagen: „Es gibt nun keine Verurteilung mehr für diejenigen, welche in Christus Jesus sind.“ Das ist das Herz des paulinischen Evangeliums. Wohl spricht der Apostel von der Vergebung der Sünden. Er spricht auch von allen anderen Segnungen in Christo und durch Christus. Das Zentrum seiner Botschaft ist aber die korrespondierende Lebens- und Geistesgemeinschaft mit Christus. Alles andere verschloss entweder den Weg zu dieser Gemeinschaft, oder es waren immer nur Begleiterscheinungen dieser Gemeinschaft. Auch innerhalb der Kirche Christi ist man vielfach zu sehr stehengeblieben bei den einzelnen Segnungen. Man hat zu wenig die Erkenntnis gewonnen für jenes eigentliche Zentrum des Evangeliums, aus dem alle Segnungen fließen, nämlich für das Sein in Christus.
Was durch die große Gottestat geschehen sollte, indem der Vater der Barmherzigkeit seinen Sohn gab, und was durch die freiwillige Opfertat vollbracht wurde, die Jesus auf Golgatha vollzog, war unendlich Höheres und Wesentlicheres als den Menschen nur von seinen Sünden zu erlösen. Gott wollte ihn für die neue Kindesstellung erretten und damit in die korrespondierende Gemeinschaft mit Christus, dem Erstgeborenen unter vielen Brüdern, versetzen. In dieser Heils- und Glaubensstellung wollte er alsdann selbst mit denen Gemeinschaft pflegen, die einst verlorene Söhne waren, nun aber den Weg ins Vaterhaus zurückgefunden hatten. Was Gott mithin dauernd herbeisehnt, ist: Umgang mit den heimgefundenen, ihm im Geiste verwandten Söhnen. Denn nur Geistesverwandten kann Gott sich in dem pleroma, in der Fülle seiner Heilsoffenbarung, mitteilen.
Nach diesem Sichanvertrauenkönnen sehnt sich Gott. Er hat noch Unendliches, was er denen, die im Sohnesverhältnis zu ihm stehen, offenbaren möchte. In gewisser Hinsicht herrschen in der ewigen Welt dieselben Gesetze, die bereits auch hier das Leben beherrschen. Unendlich viele tragen einen Reichtum von Erfahrung, von Erkenntnis, von Leben in sich. Vergeblich suchen sie die Möglichkeit, sie auch einem anderen mitzuteilen. Erst dann wird ihnen das möglich sein, wenn sie im Nächsten eine ihrem Geiste verwandte Seele entdecken. Gott muss zunächst einen Menschen zu einer Lebens- und Geistesgemeinschaft mit Christus erlösen können, erst dann ermöglicht sich auch ihm die wahre und lebendige Gemeinschaft mit demselben.

Kroeker – Römerbrief

Römer 7:21-25 lässt den Gläubigen vielleicht mit der Frage zurück, ob er sein ganzes Leben auf der Erde damit verbringen muss, gegen die ihm innewohnende Sünde zu kämpfen. Nachdem er gelernt hat, dass das Gesetz nicht die Kraft hat, ihn zu heiligen, fragt sich der Gläubige vielleicht auch, ob es überhaupt eine Kraft gibt, die ihn von der Sünde befreien kann. Paulus beginnt mit der Beantwortung dieser Fragen, indem er in Vers 1 eine Schlussfolgerung zieht: Es gibt nun keine Verdammnis mehr für die, die in Messias Jeschua sind. Die Kombination der beiden griechischen Begriffe ara („also“) und nun („jetzt“) markiert eine interpretative Schlussfolgerung. Deshalb, d. h. im Lichte dessen, was Paulus zuvor gesagt hatte, stehen die Gläubigen nicht mehr unter dem Urteil der Verurteilung. Die Rechtfertigung hat die Schuld der Sünde beseitigt. Die Heiligung ist der Prozess, der die Macht der Sünde beseitigen wird. Deshalb werden die Gläubigen weder wegen der Schuld der Sünde noch wegen der Macht der Sünde verurteilt. Diese Aussage kann auf die logische Last von Kapitel 7 zurückgehen, oder sie kann auf jede Art von Verurteilung wegen der Schuld der Sünde (Röm. 1-5) und wegen der Macht der Sünde (Röm. 6-7) zurückgehen.

In Vers 2 erklärt Paulus, warum es für Gläubige keine Verurteilung mehr gibt: Denn das Gesetz des Geistes des Lebens im Messias Jeschua hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Das griechische Wort gar („für“) leitet die Erklärung ein. Neben dem Prinzip der innewohnenden Sünde, das im vorherigen Kapitel beschrieben wurde, gibt es ein weiteres Prinzip, das im Gläubigen wirkt: das Prinzip des Gesetzes des Geistes des Lebens im Messias. Dies ist das Gesetz, das den Gläubigen frei gemacht hat. Das griechische Wort für „frei gemacht“, eleutheroó, steht im Aorist, was bedeutet, dass die Befreiung ein einmaliges Ereignis war. Der Gläubige ist für immer von dem Gesetz der Sünde und des Todes befreit worden. Die sündige Natur ist zwar noch im Gläubigen, aber sie hat keine rechtliche Macht mehr über ihn. Der Gläubige ist von ihrer Macht gänzlich befreit worden. Der Geist, der in diesem Vers erwähnt wird, wird von Paulus mit dem griechischen Wort Pneumatos tes zoes bezeichnet, was „Geist des Lebens“ bedeutet. Der Geist besitzt zoe, was „Leben“ bedeutet. Als Geist des Lebens kann er sein Geschenk des Lebens mit seiner Schöpfung teilen. Er schenkt das ewige Leben in Messias Jeschua und macht den Menschen zu einem Teilhaber am göttlichen Leben.

In den Versen 3-4 wendet Paulus die Wahrheit über die Stellung des Gläubigen auf das Gesetz an. Der Abschnitt beginnt in Vers 3 mit einer Begründung für die Freiheit vom Gesetz: Denn was das Gesetz nicht vermochte, weil es schwach war durch das Fleisch, das hat Gott getan, indem er seinen eigenen Sohn sandte in der Gestalt des sündigen Fleisches und für die Sünde und hat die Sünde im Fleisch verurteilt. Paulus begann seine Argumentation, indem er das gesamte Kapitel 7 in einer kurzen Aussage zusammenfasste: Denn was das Gesetz nicht vermochte. Das Gesetz konnte die Heiligung nicht bewirken. Auch hier stellte Paulus klar, dass das Problem nicht beim Gesetz lag, sondern bei denen, mit denen das Gesetz arbeiten musste: den Schwachen. Das mosaische Gesetz selbst war nicht schwach. Es war das Fleisch, das schwach war. Gott löste dieses Problem, indem er seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches sandte. Der griechische Begriff für „Gleichnis“, homoióma, bedeutet „das, was wie etwas anderes gemacht ist“. Er bezieht sich auf eine Form oder Ähnlichkeit, also auf eine Ähnlichkeit. Der Messias hatte kein sündiges Fleisch, aber er sah aus wie jeder andere Mensch, weil er in der Ähnlichkeit des sündigen Fleisches kam. Der griechische Begriff lässt keine Möglichkeit der Sünde im Messias zu. Jeschua kam in der Ähnlichkeit des sündigen Fleisches, ohne tatsächlich sündig zu sein. Er kam nicht nur in der Gestalt des sündigen Fleisches, sondern er kam auch für die Sünde. Der griechische Ausdruck dafür ist peri hamartias, was in der Septuaginta ein Fachausdruck für das Sündopfer ist (z. B. Num 7,16; Ps 40,6). Der Messias kam, um das Problem der Sünde zu lösen. Damit hat er die Sünde im Fleisch verurteilt. Um es ganz persönlich zu machen: Als der Messias für unsere Sünden starb, wurden unsere Sünden auf ihn übertragen, und als der Messias für die Sünde verurteilt wurde, wurde unsere Sünde mit ihm verurteilt. Die Sünde wurde nicht nur in Verbindung mit dem Fleisch beseitigt, sondern sie wurde auch im Fleisch verurteilt. Das Ergebnis ist, dass Gläubige im Messias erfolgreich sein können, wo sie zuvor im Gesetz versagt hatten. Wenn sie versuchen, durch die Kraft des Gesetzes geheiligt zu werden, werden sie scheitern. Aber wenn sie versuchen, durch die Kraft des Geistes geheiligt zu werden, werden sie Erfolg haben.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar

Und wieder die Frage nach der Freiheit: bibst du frei, wie Jehvoah es will, oder mußt du noch immer bestimmte Dinge unbedingt tun, um IHM zu gefallen?

„Und wenn ich mit Menschen zu tun habe, deren Gewissen empfindlich ist, verzichte ich auf meine Freiheit“

Und wenn ich mit Menschen zu tun habe, deren Gewissen empfindlich ist, verzichte ich auf meine Freiheit, weil ich auch diese Menschen gewinnen möchte. In jedem einzelnen Fall nehme ich jede nur erdenkliche Rücksicht auf die, mit denen ich es gerade zu tun habe, um jedes Mal wenigstens einige zu retten. Das alles tue ich wegen des Evangeliums; denn ich möchte an dem Segen teilhaben, den diese Botschaft bringte.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1. Kor 9,22–23

Und wenn ich mit Menschen zu tun hatte, deren Glaube noch schwach war, wurde ich wie sie und machte von meiner Freiheit keinen Gebrauch – nur um sie für Christus zu gewinnen.
Ich stellte mich allen gleich, um überall wenigstens einige zu retten. Das alles tue ich für die Gute Nachricht, damit ich selbst Anteil bekomme an dem, was sie verspricht.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1. Korinther 9,22–23

Weil ich also von allem frei sein wollte und von niemandem abhängig, habe ich mich zum Sklaven aller gemacht, damit ich möglichst viele Menschen für Jesus gewinnen kann: Für die Juden bin ich ein Jude geworden, damit ich die Juden für Christus erreiche. Für diejenigen, die auf die strenge Einhaltung des mosaischen Gesetzes achten, bin ich jemand geworden, der genauso die Gesetze einhält, obwohl er durch Christus längst von dem Zwang des Gesetzes befreit wurde. Warum? Um auch diese Menschen zu Jesus zu führen. Genauso habe ich mich gegenüber den nichtjüdischen Völkern verhalten, die sich nicht an das Gesetz gebunden fühlen: Für sie wurde ich wie einer von ihnen, um sie unter das Gesetz Jesu zu bringen. Ich bin für die Anfänger im Glauben ein Anfänger geworden, um sie zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um wenigstens einige zu retten. Das alles habe ich gern getan, weil es mich an der Frohen Botschaft Jesu teilhaben lässt.
Fred Ritzhaupt – Willkommen daheim – 1. Kor. 9:19–23

weitere Übersetzungen des Verses….hier

Sein großes Ziel war, so viele Menschen wie möglich zum Heiland zu führen. Für dieses Ziel war er zu den größten Opfern bereit. Welch ein Beispiel für uns, die wir oft so träge, so gleichgültig und auch so selbstbewusst sind, ohne zu merken, dass wir dadurch ein Hindernis für die Verbreitung des Evangeliums sind!
Seine Haltung erläutert Paulus nun an einigen Beispielen (V. 20-22). Er passte sich seinen Zuhörern so weit wie möglich an, ohne jedoch dadurch seine Abhängigkeit vom Herrn aufzugeben. Wenn er den Juden das Evangelium verkündigte, dann tat er es als Jude, der er ja von Geburt war. Einem möglichen Einwand, dass dies ja nichts Besonderes sei, begegnet er mit dem folgenden Beispiel:
„… denen, die unter Gesetz sind, wie unter Gesetz (obwohl ich selbst nicht unter Gesetz bin), damit ich die, die unter Gesetz sind, gewinne …“ So ließ er Timotheus um der Juden willen beschneiden, obwohl er selbst bei einer anderen Gelegenheit verkündigte, dass die Beschneidung für den Christen keinerlei Bedeutung hat (Apg 16,3; L Kor 7,19). Bei den Heiden, die das Gesetz nicht kannten, setzte er weder die Kenntnis des Gesetzes voraus, noch verhielt er sich wie einer, der unter Gesetz steht. Wenn er auch nicht mehr wie früher als Jude unter dem Gesetz vom Sinai stand, so bedeutete das nicht, dass er gesetzlos war, denn auch jetzt war er vor Gott nicht ohne Gesetz, sondern er war Christus gesetzmäßig unterworfen. Zwischen ihm und seinem Herrn bestand ein festes und enges Band, denn er war ein Sklave Christi. Als drittes Beispiel erwähnt er die Schwachen, von denen er bereits in Kapitel 8 zu den Korinthern gesprochen hatte. Wenn sie sich über ihre schwachen Brüder hinwegsetzten, so ging Paulus auf schwache Ungläubige ein. Alles dies tat er, um so auf jede mögliche Weise Menschen durch das Evangelium der Gnade zu erreichen und zu retten, damit er sich an dessen Früchten erfreuen könnte.

Hilfe und Nahrung – 2000

In seinem Verweis auf die Juden und Heiden in den vorhergehenden Versen hat Paulus erklärt, daß er freiwillig darauf verzichtet, die Freiheit, die er eigentlich hat, in Anspruch zu nehmen, wenn er auf diese Weise Ungläubigen das Evangelium nahebringen kann. Nach Ansicht mancher Exegeten bezieht sich der Ausdruck „die Schwachen“ in diesem Vers auf die Ungläubigen – sowohl unter den Juden als auch unter den Heiden, und Paulus faßt hier gewissermaßen nochmals seine zuvor geäußerten Überzeugungen zusammen (vgl. Röm 5,6 ,wo „die Schwachen“ ebenfalls „Ungläubige“ genannt werden).
Plausibler ist allerdings, daß er nur von den Schwachen in Korinth spricht (vgl. 1Kor 8,9-11; vgl. Juden, Griechen und die Gemeinde Gottes in 1Kor 10,32). Sein Bemühen, sie zu gewinnen, bezieht sich diesmal nicht auf die Rechtfertigung allein durch den Glauben, zu dem Judenund Heiden ( 1Kor 9,20-21 ) erst einmal bekehrt werden mußten, sondern hier geht es ihm darum, die Korinther für die Heiligung und Reife in Christus zu gewinnen (vgl. Mt 18,15) – und sie auf diese Weise für Gottes weiteres Wirken in ihrem Leben zu retten. (vgl. 1Kor 5,5; 8,11). Daher paßt er sich den Vorschriften und Bräuchen der Verschiedenen Gruppierungen (vgl. „jedermann“ in 9,19) soweit als möglich an, und zwar je nach Situation, denn es wäre unmöglich, sowohl Juden als auch Heiden gleichzeitig zufriedenzustellen.
Er tut dies freiwillig, um so viele Hörer wie möglich für das Evangelium zu gewinnen und so als Gottes Mitarbeiter an seinem Segen teilzuhaben (1Kor 3,9) und mit Freuden die Ernte der vielen für Christus Gewonnenen einzubringen (vgl. Joh 4,36).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Auch in der Gemeinschaft innerhalb der Gemeinde gilt für Paulus solche Dienstbarkeit aus Freiheit. Er geht auch den Weg der »Schwachen« mit, die noch Hilfen in der Nachfolge brauchen. Er will auch ihnen zu voller Freiheit helfen, sie »gewinnen« für ein ganz vom Geist Gottes durchpulstes Leben. Deshalb setzt er sich für sie in besonderer Weise ein (vgl. Röm 14; 15,1–13; und 1 Kor 8,7 ff.): »Ich bin allen alles geworden«, so faßt der Apostel seine in werbender, dienender Liebe gelebten Schritte mit den Menschen zusammen mit der Zielangabe: »damit ich auf alle Weise etliche rette«. Nicht alle werden so für das Evangelium gewonnen, aber einige. Sehr nüchtern sieht der Apostel auch die Grenzen solchen Bemühens. Es gibt keine Methode, nach der alle gläubig werden. Das ist und bleibt allein Gottes erbarmende Tat (vgl. Röm 9,14ff.), aber es gibt sehr wohl für den Boten des Evangeliums Möglichkeiten, nicht selbst zum Hindernis für die Botschaft zu werden.

Um »des Evangeliums willen«, um der Rettung und Erlösung seines eigenen Lebens willen handelt und dient der Apostel so. Auch ein Apostel, auch ein Verkündiger des Evangeliums hat die Rettung nicht als sicheren Besitz, er ist nicht automatisch »teilhaftig« (wörtlich: »Mitteilhaber«) der Rettungsgnade. In großer Demut spricht hier der Völkerapostel, in die so sicheren Korinther beschämender Demut. Das gibt unserem Dienste seine persönlichste Gewichtigkeit und unserem Tun Verbindlichkeit, daß wir »dem vorgesteckten Ziel« »nachjagen« dürfen (vgl. Phil 3,14), nämlich dem vollendeten Heil im Gottesreich.

Edition C Bibelkommentar

Wie er sich „jedermann zum Knecht gemacht“ hat, verdeutlicht er nun mit mehreren Beispielen. Um …
• … Juden zu gewinnen, berücksichtigt er jüdische Sitten und Gebräuche.
• … Menschen, die „unter dem Gesetz sind“ zu gewinnen, lebt er wie einer, der einer von ihnen ist – obwohl er gar nicht „unter dem Gesetz“ ist, das Gesetz für ihn kein Weg zum Heil ist (Röm 10,4).
• … Menschen, „die ohne Gesetz sind“ zu gewinnen, lebt er auch wie einer von ihnen – obwohl er „nicht ohne Gesetz … vor Gott“ ist, weil er „in dem Gesetz Christi“ ist, also dem Liebesgebot verpflichtet ist (Gal 5,13-15; 6,2).
• … die „Schwachen“ (8,9) zu gewinnen, also die Christen mit einem schwachen Gewissen (8,7) für die der Verzehr von Götzenopferfleisch ein Problem ist, verzichtet er darauf (8,13).
Paulus ist „allen alles geworden“. Das zeigt, dass „die Akkommodation [Anpassung] um des Evangeliums willen grundsätzlich keine Begrenzungen kennt und durch nichts im voraus festzulegen ist.“ (Schrage, 347).

Warum geht Paulus so weit? „Um des Evangeliums willen, um an ihm teilzuhaben“. Er „möchte vom Heilsgeschehen des Evangeliums mitgerissen werden, mit dessen freien Lauf durch die Welt Schritt halten und nicht zurückbleiben“ (Schrage, 349).
Menschen zu „gewinnen“ und am Evangelium „teilzuhaben“ ist mit Kampf und Verzicht verbunden.

Mainka – 1. Korintherbrief

Unter allen Verschiedenheiten, auf die Paulus in seiner Arbeit stieß, war keine so tief und schwer zu überwinden wie die, die die Juden und Heiden trennte. Jene hatten im Gesetz ihren Herrn, der ihr Verhältnis zu Gott bestimmte; für diese gab es kein Gesetz Gottes. Da brauchte die Liebe Adlersflügel, um zu beiden zu gelangen, und zwar zu beiden gleichzeitig, nicht so, dass Paulus jetzt mit den Juden, hernach mit den Heiden lebte, jetzt Judenmissionar und später Heidenmissionar war; er hatte während seiner ganzen Arbeit sowohl den Juden als den Heiden zu geben, was sie verstanden und bedurften, und das Vertrauen beider zugleich zu gewinnen. Das konnte er nur so, dass er selbst in seinem eigenen Verhältnis zu Gott weder zu dieser noch zu jener Gruppe gehörte, weder dem Gesetz unterworfen noch von ihm geschieden war, sondern im Gesetz Gottes stand, wie es Christus für uns gültig machte, und den Willen Gottes als seinen eigenen Willen in sich trug.

Wäre Paulus im Streit mit dem Gesetz gestanden, so hätten die Juden zu ihm kein Vertrauen gefasst; sie hätten ihn als einen Abtrünnigen und Verächter des Gesetzes verworfen. Nun trat er zu ihnen als Jude, bekannte sich zum göttlichen Ursprung des Gesetzes und zu seiner unverletzlichen Heiligkeit, pries die Erwählung Israels so gläubig wie sie, stützte sich auf die ihnen gegebene Verheißung und schloss sich völlig an die jüdische Sitte an auch in den Stücken, die an ihr kleinlich und vergänglich waren. Die Not der Juden sah Paulus darin, dass sie am Gesetz ihren Herrn hatten und dennoch unfähig waren, sich ihm völlig zu unterwerfen; sie verbanden mit ihrem Gesetzesdienst zugleich die Auflehnung gegen das Gesetz und seine Übertretung und lebten in der heimlichen Angst vor Gott und zugleich in der beständigen Versuchung zu einer eingebildeten Gerechtigkeit. Ihnen konnte Paulus dazu helfen, dass sie sich dem Gesetz völlig untergaben, auf alle Entschuldigungen verzichteten, vom Christus die Rechtfertigung empfingen und durch ihn glauben lernten. Wäre Paulus unter dem Gesetz gestanden, so hätten die Heiden zu ihm kein Vertrauen gefasst, sondern in ihm nur den harten Bußprediger gesehen, der ihnen nehmen wolle, was sie hatten, aber nichts zu geben vermöge. Nun aber trat er unter die Heiden als ihresgleichen, rechnete ihnen ihre Gottlosigkeit und Sünde nicht vor, verkündigte ihnen vielmehr die volle Vergebung und lebte mit ihnen nach ihrer Sitte, ohne ihnen Lasten aufzulegen und sie einem äußeren Gesetz zu unterwerfen. So half er ihnen, die ohne Gesetz in der Geschiedenheit von Gott lebten, dazu, dass sie Gottes gewiss wurden, seinem Willen sich unterwarfen und für ihn ihr Leben führten.

Wer Paulus zusah, mochte sich oft wundern, wie er so verschiedenen Lagen gerecht werden konnte. Bald sah er wie ein Jude aus, bald wie ein Grieche; jetzt hielt er den Sabbat, vollzog die Beschneidung und ging nach Jerusalem in den Tempel; jetzt hielt er den Sabbat nicht, verbot die Beschneidung und war von allem Jüdischen gänzlich frei. Doch das waren keine Schwankungen, vielmehr erwuchs alles aus demselben Grund: Paulus stand im Gesetz des Christus und gehorchte ihm. Durch Christus ist dem Apostel die Liebe gegeben; in ihrer Kraft kann er weder zum Feind der Juden noch zum Feind der Heiden werden; er kann wegen der jüdischen Sünde nicht die Israel verliehene Gabe Gottes verachten und wegen der heidnischen Sünde nicht die Berufung der Heiden für unmöglich halten. Allen zeigt er Christus, in dem alles vollendet wird, was Gott den Menschen gab, und alles geheilt wird, was die Menschen verdarben. Darum vermag Paulus so Verschiedenes; denn er ist zu allem bereit und fähig, nur zu dem einen nicht, dass er das Gesetz Jesu zerbricht.

Darum sieht Paulus auch auf die Schwachen nicht mit Verachtung herab und kehrt im Verkehr mit ihnen nicht seine Stärke hervor; er achtet vielmehr darauf, wie ihr verwirrtes Gewissen urteilt, was ihre dunkle Erkenntnis fassen und ihre geringe Kraft leisten kann, und hält mit ihnen gleichen Schritt. Nichts gibt es im menschlichen Leben, was ihm für sein eigenes Verhalten gleichgültig bliebe, worauf er nicht achtete und was er nicht benützte. Mit allen tritt er in Gemeinschaft in allem. Er kann nicht fortfahren: damit ich alle gewinne; denn das ist im Auftrag, den er von Jesus hat, nicht eingeschlossen. Die Berufung, die jetzt an die Menschen ergeht, stellt eine Auswahl her. Aber das ist sein Ziel, dass er ja gewiss einigen die Hilfe bringe, die ihnen im Christus bereitet ist.

Indem die Liebe allen alles wird, trägt sie die Last der anderen. Sie kann ihre Arbeit, wie Paulus sie beschrieben hat, nicht tun ohne Anstrengung, Kampf und Schmerzen. Aber das Ziel, auf das sie schaut, überwiegt alle Bedenken und trägt über alle Beschwerden hinweg. Es handelt sich für Paulus bei seiner Apostelarbeit darum, dass die gute Botschaft auch ihm gelte, dass Christus auch für ihn gekommen, auch für ihn gestorben und verherrlicht sei und sich auch an ihm zu seinem Heil offenbare. Gilt ihm das Evangelium denn nicht schon längst? Gewiss! Schon längst hat er es gehört, und nicht nur gehört, sondern geglaubt, und weil er es glaubt, begehrt er, seiner teilhaft zu werden. Das Wort Jesu gibt uns aber ein Ziel, an das wir erst dann gebracht sind, wenn wir einst vor ihm stehen und sein Urteil empfangen. Dann wird das, was uns durch die Sendung Jesu, durch sein Kreuz, durch seine Auferstehung und durch seinen Geist bereitet ist, unser Eigentum. Darum verlangt es von uns Fleiß und Arbeit, eine solche Führung des Lebens, die uns zu unserem Ziel bringt. Dazu rechnet Paulus auch die volle, treue Ausrichtung seines Amts. Er kann seinen Christen-Stand nicht für sich allein, losgelöst von seiner Arbeit im Dienst Jesu sehen, als wäre die Art, wie er seinen Dienst tut, für seinen Heilsstand gleichgültig. Weil ihm der Herr sein Amt gegeben hat, bleibt Paulus ihm nur dann verbunden, wenn er es mit Treue vollführt, und die gute Botschaft würde ihm nicht mehr gelten, wenn er seinen Dienst versäumte. Das gibt der Liebe des Paulus ihre Reinheit. Er tritt mit allen in Gemeinschaft, damit er sie gewinne; aber sein Wille bleibt von der Überhebung frei, die nur den anderen sagt, dass sie in Gefahr sind und der Errettung bedürfen; vielmehr behält die Heilsfrage wie für sie, so auch für ihn ihren vollen Ernst. Er sorgt dadurch, dass er die anderen rettet, für sein eigenes Heil. So hat Paulus auch den Korinthern gesagt, dass sie, wenn sie die Schwachen verderben, ihren eigenen Anteil an Christus verlieren.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Jesu Auferstehungsleib ?

In einer Telegrammgruppe wurde gefragt:
Welchen Körper hatte Jesus nach seiner Auferstehung?
https://t.me/bibel_forscher/2337

Hier nun ein paar Antworten:

Zum Ort sagt Johannes: »Als nun die Türen dort verschlossen waren, wo sich die Jünger befanden.« »Die Jünger befanden sich« offensichtlich »dort, wo« Maria Magdalena die beiden Jünger Petrus und Johannes getroffen hatte und wohin diese beiden nach der Besichtigung des leeren Grabes wieder zurückgekehrt waren (V. 2.10). Wir haben es also mit einem ganz bestimmten Haus in Jerusalem zu tun. Ist es das in Apg 1,13 genannte? Und ist es zugleich das in Apg 12,12 erwähnte? Also das des Johannes Markus? Oder das des Abendmahlssaales (Joh 13,1ff.)? Wir wissen es nicht. Aber Johannes schreibt so bestimmt, dass es vor seinem inneren Auge gestanden haben muss. Eins können wir mit großer Wahrscheinlichkeit sagen: Die Jünger hatten schon damals ein bestimmtes Versammlungshaus in Jerusalem.
An jenem Abend »waren die Türen verschlossen aus Furcht vor den Juden«. Es handelte sich also um ein Privathaus, sehr wahrscheinlich gehörte auch der Besitzer zum Jüngerkreis. Die kleine Bemerkung »aus Furcht vor den Juden« reißt den ganzen Horizont der leidvollen Geschichte von Juden und Christen auf. Am Anfang waren es die Christen, die vor den Juden Angst haben mussten. Dann kam eine viel längere Zeit, in der die Juden sich vor den Christen fürchten mussten. Die Furcht vor den Juden durchzieht das Johannesevangelium von Joh 7,13 an (vgl. Joh 9,22.34; 12,42; 16,2; 19,38). Damals drohte der Synagogenbann (vgl. Joh 9,22; 12,42; 16,2). Aber Jesus hatte auch schon geweissagt, dass seinen Jüngern der Tod drohe (Joh 16,2). Daher müssen wir vermuten, dass die im Haus versammelten Jünger nach der Hinrichtung des Meisters um ihr eigenes Leben fürchteten. Betrachtet man Apg 7,54ff.; Apg 8,1ff.; Apg 9,2.23-29; 12,1ff., dann war diese Furcht keineswegs grundlos.
Dann geschieht das Unerwartete: »Jesus kam«! Das wird so schlicht gesagt, als sei eben irgendein Besucher hereingekommen. „Er trat in die Mitte« (vgl. Lk 24,36). Das widerspricht der Theorie, es habe sich nur um Visionen gehandelt. Ein Gespenst, ein Geist (vgl. Lk 24,37), eine visionäre Erscheinung tritt kaum »in die Mitte«. Offenbar sitzen die Jünger im Kreis (vgl. Joh 8,3). Wie kann Jesus bei »verschlossenen Türen« hereinkommen? Antwort: Jesu Auferstehungsleib ist nicht materieller Art gewesen und nicht mehr wie ein irdischer Körper an Raum und Zeit gebunden (vgl. V. 26).

Edition C

Bei einigen Gelegenheiten erkannten die Jünger den auferstandenen Jesus nicht mehr. (Matthäus 28:16, 17; Lukas 24:15, 16; Johannes 20:14-16; 21:4-12) Die Erklärung hierfür finden wir im 16. Kapitel des Markusevangeliums, Vers 12, ganz gleich, ob wir diesen Text in der lateinischen Vulgata, in der englischen King James-Bibel, in der deutschen katholischen Allioli-Übersetzung oder in der Luther-Bibel nachlesen. Nach der Übersetzung von Luther lautet dieser Vers: „Danach offenbarte er sich unter einer anderen Gestalt zweien von ihnen unterwegs, da sie über Land gingen.“ Das griechische Wort, das hier mit „Gestalt“ wiedergegeben wird, ist morphe und bedeutet nach dem griechisch-deutschen Wörterbuch „Form, Gestalt, äußere Erscheinung, Äußeres“. Aber selbst ohne die Erklärung nach Markus 16:12 könnte der aufrichtige Forscher — er braucht gar kein Sherlock Holmes zu sein — durch eine sorgfältige Betrachtung der Berichte über die Erscheinungen des Auferstandenen erkennen, daß Jesus verschiedene, den Umständen angepaßte Leiber annahm. Mindestens zweimal erschien er in einem Leib, der dem glich, mit dem er an den Pfahl geschlagen worden war. (Lukas 24:38-40; Johannes 20:20-27) Bei anderen Gelegenheiten dagegen erweckte die Gestalt, die er materialisiert hatte, bei den Jüngern im ersten Moment Zweifel.
9 Einige unserer Leser denken nun vielleicht daran, wie Jesus seine Jünger vor seiner Himmelfahrt zum Ölberg hinausführte, wie er dann vor ihren Augen emporgehoben und von einer Wolke, die ihn ihren Blicken entzog, aufgenommen wurde, ja wie dann zwei Engel zu ihnen sagten: „Dieser Jesus, der aus eurer Mitte in den Himmel emporgehoben worden ist, wird in derselben Weise kommen, wie ihr ihn in den Himmel habt auffahren sehen!“ (Apostelgeschichte 1:9-11, Me) Mit dem Ausdruck „Weise“ in den Worten „in derselben Weise“ wird nicht das griechische Wort morphe, sondern tropos wiedergegeben. Die Engel sagten also nicht, Jesus werde in derselben Form oder Gestalt wiederkommen; sie sagten, er komme in derselben Weise wieder. Sie sagten auch nicht, jene Jünger würden ihn kommen sehen.
Jesus hätte mit seinem menschlichen Leib nicht durch den Van-Allen-Strahlengürtel und durch den Weltraum hindurch in den Himmel gelangen können. Paulus sagte in seinen Ausführungen über die Auferstehung ausdrücklich: „Dies aber sage ich, Brüder, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können, auch die Verwesung nicht die Unverweslichkeit ererbt.“ Das stimmt auch mit seinen vorangehenden Worten überein: „Es wird gesät in Verwesung, es wird auferweckt in Unverweslichkeit.“ (1 Korinther 15:42, 50) „Ja“, werden nun einige Leser sagen, „Jesus vergeistigte aber seinen Fleischesleib, als er in den Himmel auffuhr.“ Wir fragen aber: Vergeistigten dann auch die Engel, die am Auferstehungstag und am Tag der Himmelfahrt Christi Menschengestalt angenommen hatten, um den Jüngern zu erscheinen, ihren Leib, als sie in das unsichtbare geistige Reich zurückkehrten? Vergeistigte Jesus auch die Kleider, in denen er seinen Jüngern erschienen war?
Jesus muß Kleider materialisiert haben, denn die Kleider, die er trug, bevor er an den Pfahl geschlagen wurde, verteilten die Soldaten hinterher unter sich, und den nahtlosen Leibrock verlosten sie. Die Grabtücher, in die seine Leiche eingehüllt gewesen, und das Tuch, das auf sein Haupt gelegt worden war, lagen nach seiner Auferstehung noch in der Gruft. (Johannes 19:23, 24; 20:5-7) Wenn der auferweckte Jesus neue Kleider materialisieren konnte, dann konnte er doch bestimmt auch jedesmal einen passenden Leib materialisieren, wenn er seinen Jüngern erschien, und ihn danach wieder entmaterialisieren. Er brauchte ihn also nicht zu vergeistigen!

DAS OPFER NICHT VOM ALTAR ZURÜCKGENOMMEN
Was bedeutete es, wenn Jesus mit seinem Leib von Fleisch, Blut und Knochen in den Himmel aufgefahren wäre und nun dort immer noch darin lebte? Es bedeutete, daß niemand von den Toten auferstünde. Warum nicht? Weil Jesus dann sein Opfer wieder vom Altar zurückgenommen hätte!
Jesus sagte: „I c h bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herniedergekommen ist; wenn jemand von diesem Brote ißt, so wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das i c h geben werde, ist mein Fleisch, welches i c h geben werde für das Leben der Welt. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und i c h werde ihn auferwecken am letzten Tage; denn mein Fleisch ist wahrhaftig Speise, und mein Blut ist wahrhaftig Trank.“ (Johannes 6:51, 54, 55) Wie könnten wir sein Fleisch essen und sein Blut trinken, um ewiges Leben zu haben, wenn er doch sein Fleisch und sein Blut benötigte, um im Himmel zu leben? Schon ein altbekanntes Sprichwort sagt: Man kann den Kuchen nicht essen und ihn gleichzeitig haben!
Angenommen, Jesus sei in seinem irdischen, menschlichen Leib im Himmel, dann wüßten wir, wie Gott aussieht, denn Geistliche, die lehren, daß Jesus mit seinem menschlichen Leib in den Himmel aufgefahren sei, lehren auch, daß Jesus Gott selbst sei. Gott sähe demnach so aus wie Jesus, als er auf der Erde war. Er wäre wahrscheinlich etwa 1,8 Meter groß, hätte eine jüdische Nase, vielleicht einen Bart, Geschlechtsorgane wie ein Mensch und wöge etwa zweihundert Pfund oder hundert Kilo. Vielleicht sähe er so aus wie in Michelangelos Darstellung des Jüngsten Gerichts in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans. Jesus sagte jedoch zu den Juden: „Der Vater, der mich gesandt hat, der hat von mir gezeugt. Ihr habt niemals weder seine Stimme gehört noch seine Gestalt [morphe̱] gesehen.“ (Johannes 5:37, Lu) Und der Apostel Johannes schrieb an Christen: „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ (1 Johannes 3:2, Lu) Wäre Jesus mit seinem menschlichen Leib in den Himmel aufgefahren, dann stimmten diese Worte des Johannes nicht, denn dann wüßten wir, wie Christen nach ihrer Auferstehung von den Toten im Himmel aussehen werden.
Noch etwas: Wäre Jesus in seinem Fleischesleib im Himmel, so hätte er auch ein vollständiges Verdauungssystem samt Mund und Magen. Auch seine treuen Jünger, die in den Himmel kommen, wären dann mit diesen Organen ausgestattet. Wir erinnern uns, daß Jesus zu ihnen einmal sagte: „I c h verordne euch, gleichwie mein Vater mir verordnet hat, ein Reich, auf daß ihr esset und trinket an meinem Tische in meinem Reiche.“ (Lukas 22:29, 30) Nach dem Essen und Trinken würden Speise und Trank durch den Verdauungskanal befördert, und dann? Jesus sagte: „Begreifet ihr noch nicht, daß alles, was in den Mund eingeht, in den Bauch geht und in den Abort ausgeworfen wird?“ (Matthäus 15:17) Demnach müßte es nun im Himmel auch Aborte geben, öffentliche und private, und Jesus, der nach der Auffassung vieler Geistlicher Gott selbst sein soll, müßte wie ein Mensch seine Notdurft verrichten, etwas, was er vor seiner Menschwerdung nie tun mußte. So müßte es sein, wenn wir ihre Argumente bis zur letzten Konsequenz verfolgen.
Wie vernünftig ist dagegen doch die Bibel, wenn sie sagt, daß „Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können“! (1 Korinther 15:50) In seinen erläuternden Ausführungen über den Versöhnungstag (Jom Kippur), den die Juden jährlich feierten, beweist der jüdisch-christliche Paulus, daß Jesus Christus seinen Fleischesleib nicht in den Himmel mitnahm, sondern ihn als ein menschliches Schlachtopfer zurückließ.
Nach dem 16. Kapitel des 3. Buches Mose ging der jüdische Hohepriester am jährlichen Versöhnungstag mit dem Blut des geopferten Farren oder jungen Stieres und des geopferten Bockes in das Allerheiligste des von Menschen errichteten heiligen Zeltes oder Tempels hinein. Die Häute, das Fleisch und der Mist des Farren und des Bockes mußten beseitigt werden, indem sie außerhalb des Lagers oder der Gemeinde verbrannt wurden. Der Farren und der Bock stellten den sündlosen Jesus Christus als menschliches Schlachtopfer dar. Das Allerheiligste, in das das Blut des Farren und des Bockes hineingebracht wurde, stellte den Himmel selbst dar, in dem Gott, der Schöpfer, wohnt.
Hören wir, was Gottes Wort selbst darüber sagt: „Christus aber, gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter, in Verbindung mit der größeren und vollkommeneren Hütte, die nicht mit Händen gemacht (das heißt nicht von dieser Schöpfung ist), auch nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blute, ist ein für allemal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erlangt hatte. Denn der Christus ist nicht eingegangen in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen; auch nicht, auf daß er sich selbst oftmals opferte, wie der Hohepriester alljährlich in das Heiligtum hineingeht mit fremdem Blut; sonst hätte er [Christus] oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an; jetzt aber ist er e i n m a l in der Vollendung der Zeitalter geoffenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer.“ — Hebräer 9:11, 12, 24-26.
Wie wurden die Leiber der am Versöhnungstag geopferten Tiere beseitigt? Hebräer 13:10-13 antwortet: „Wir [Christen] haben einen Altar, von welchem kein Recht haben zu essen, die der Hütte dienen. Denn von d e n Tieren, deren Blut für die Sünde in das Heiligtum hineingetragen wird durch den Hohenpriester, werden die Leiber außerhalb des Lagers verbrannt. Darum hat auch Jesus, auf daß er durch sein eigenes Blut das Volk heiligte, außerhalb des Tores gelitten. Deshalb laßt uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend.“
Dem Bild entsprechend, das am Versöhnungstag dargestellt und von Jesus Christus erfüllt wurde, nahm der Sohn Gottes seinen menschlichen Leib nicht in das wirkliche Allerheiligste, den Himmel oder die Gegenwart Gottes, mit. So wie am Versöhnungstag die Leiber der beiden Opfertiere beseitigt wurden, wurde der irdische Leib Jesu nach Gottes Willen beseitigt oder so darüber verfügt, daß gehorsame Menschen durch Glauben davon „essen“ können.
Jesus nahm auch sein buchstäbliches vergossenes Blut nicht in den Himmel mit, sondern nur das, was es versinnbildlichte. Gottes Wort sagt: „Die Seele [das Leben, Lu; nefesch] des Fleisches ist im Blute, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu tun für eure Seelen [nefesch in der Mehrzahl]; denn das Blut ist es, welches Sühnung tut für die Seele [nefesch].“ (3. Mose 17:11, Fußnote) Demnach war Jesu vergossenes Blut ein Sinnbild seines dahingegebenen menschlichen Lebens. Es stellte den Wert seines geopferten Lebens dar. Der jüdische Hohepriester, der mit dem Versöhnungsblut durch den inneren Vorhang in das Allerheiligste des Zeltes der Anbetung hineinging, stellte somit den von den Toten auferstandenen Jesus dar, der mit dem Wert seines menschlichen Opfers in den Himmel selbst einging, um ihn dort Gott, seinem Vater, darzubringen. Sein Blut, das Symbol seines Lebens, wurde für unser Leben, das von unserem Blut abhängt, geopfert.

Wachtturm 15.April 1963

eine andere Meinung

In Bezug auf die Beschaffenheit des Auferstehungsleibes Jesu sind viel entscheidender als die Texte über das Erscheinen und Verschwinden Jesu jene Texte, die zeigen, dass Jesus eindeutig einen natürlichen Leib mit „Fleisch und Knochen“ (Lk 24,39) hatte, der essen und trinken, Brot brechen, ein Frühstück zubereiten und betastet werden konnte. Anders als die Schriftstellen über das Erscheinen und Verschwinden Jesu lassen diese Texte keine alternative Erklärung zu, die den natürlichen Leib Jesu leugnet – Harris selbst stimmt zu, dass Jesus in diesen Bibelstellen einen Leib aus Fleisch und Knochen hatte. Doch was sollten diese körperlichen Erscheinungen die Jünger lehren, wenn nicht, dass Jesu Auferstehungsleib eindeutig ein natürlicher Leib war? Wenn Jesus in demselben körperlichen Leib von den Toten auferstanden ist, der gestorben war, und wenn er wiederholt in jenem körperlichen Leib den Jüngern erschien, mit ihnen über vierzig Tage aß und trank (Apg 10,41), und wenn er in demselben natürlichen Leib in den Himmel auffuhr (Apg 1,9) und wenn der Engel sofort den Jüngern sagte: „Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird in derselben Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt in den Himmel auffahren sehen“ (Apg 1,11), dann lehrte Jesus ihnen eindeutig, dass sein Auferstehungsleib ein körperlicher Leib war. Wenn die „gewöhnliche Form“ seines Auferstehungsleibes nichtkörperlich gewesen wäre, dann hätte Jesus sich bei diesen wiederholten körperlichen Erscheinungen dessen schuldig gemacht, die Jünger (und alle nachherigen Leser des Neuen Testaments) zu der fälschlichen Annahme verleitet zu haben, dass sein Auferstehungsleib körperlich geblieben sei, obwohl er es nicht war. Wenn er üblicherweise nichtkörperlich war und bei der Himmelfahrt für immer nichtkörperlich würde, dann wäre es sehr irreführend, wenn Jesus sagte: „Seht an meinen Händen und meinen Füßen, dass ich es bin! Rührt mich an und schaut, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich es habe“ (Lk 24,39). Er sagte nicht: „… Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich es vorübergehend habe“! Es wäre falsch gewesen, die Jünger zu lehren, dass er einen körperlichen Leib hatte, wenn er ihn in seiner gewöhnlichen Daseinsweise in Wirklichkeit gar nicht hatte.
Wenn Jesus die Jünger hätte lehren wollen, dass er nach Belieben erscheinen und verschwinden könne (wie Harris behauptet), dann hätte er leicht vor ihren Augen verschwinden können, sodass sie dieses Ereignis eindeutig hätten aufzeichnen können. Oder er hätte leicht durch eine Wand hindurchgehen können, während sie ihn beobachteten, anstatt bloß plötzlich in ihrer Mitte zu stehen. Kurz gesagt, wenn Jesus und die Schreiber des Neuen Testaments uns hätten lehren wollen, dass der Auferstehungsleib gewöhnlich und wesenhaft nichtmateriell wäre, dann hätten sie dies tun können, doch stattdessen gaben sie viele klare Hinweise, dass er gewöhnlich körperlich und materiell war, obwohl es sich um einen Leib handelte, der vollkommen gemacht, für immer von der Schwachheit, der Krankheit und dem Tode befreit worden war.
Schließlich ist noch eine weitreichende dogmatische Überlegung in Betracht zu ziehen: Die leibhaftige Auferstehung Jesu und sein ewiger Besitz eines körperlichen Auferstehungsleibes liefern eine klare Bestätigung für die Güte der materiellen Schöpfung, die Gott ursprünglich gemacht hatte: „Und Gott sah alles, was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut“ (1. Mose 1,31). Wir als auferweckte Männer und Frauen werden in Ewigkeit in neuen Himmeln und auf einer neuen Erde leben, „in welchen Gerechtigkeit wohnt“ (2. Petr 3,13). Wir werden auf einer erneuerten Erde leben, die „freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbnisses“ (Röm 8,21; Elbf) und wie ein neuer Garten Eden werden wird. Dort wird ein neues Jerusalem sein, „und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Völker in sie bringen“ (Offb 21,26), und dort wird sein ein „Strom vom Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der ausging vom Thron Gottes und des Lammes. In der Mitte zwischen ihrer Straße und dem Strom, von dieser und von jener Seite aus, war der Baum des Lebens, der zwölfmal Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt“ (Offb 22,1–2). In diesem sehr materiellen, physischen, erneuerten Universum scheint es so, dass wir als Menschen mit körperlichen Leibern leben werden, die für das Leben in der erneuerten natürlichen Schöpfung geeignet sein werden. Ausdrücklich bekräftigt der körperliche Auferstehungsleib Jesu die Güte der ursprünglichen Erschaffung des Menschen durch Gott nicht als ein bloßer Geist wie die Engel, sondern als eine Kreatur mit einem natürlichen Leib, der „sehr gut“ war. Wir dürfen nicht dem Irrtum verfallen, annehmen zu wollen, dass immaterielle Existenz in irgendeiner Weise eine bessere Daseinsform für Kreaturen wäre:15 Als Gott uns als den Höhepunkt seiner Schöpfung machte, gab er uns natürliche Leiber. In einem vollkommen gemachten körperlichen Leib erstand Jesus von den Toten auf, regiert er jetzt im Himmel und wird er wiederkommen, um uns auf ewig in seine Gemeinschaft aufzunehmen.

Theologisches Lehr- und Studienmaterial des Martin Bucer Seminars

Dieser und der darauf folgende Abschnitt haben zu Recht eine fruchtbare Debatte ausgelöst. Paulus antwortet schließlich in 1 Kor 15,44, dass Gottes Volk einen „geistlichen Leib“ (sōma pneumatikon) erhalten wird, der „unsterblich“ und „unvergänglich“ ist. Die platonischen Anklänge an „einen geistlichen Leib“ lassen leicht das Bild eines ätherischen, immateriellen Körpers entstehen. Aber das ist wahrscheinlich nicht das, was Paulus im Sinn hat. Hier betont er, dass der Körper, den Gott bei der Auferstehung schenkt, vom Geist angetrieben wird und nicht aus Geist besteht. Eine passende Analogie wäre ein „Dampfschiff“ (so auch Wright 2003, 352). Der letztgenannte Ausdruck bezeichnet kein wispy Boot, das aus Dampf besteht, sondern ein Boot, das durch Dampf angetrieben oder mit Energie versorgt wird. Mit dem „geistlichen Leib“ meint Paulus auch keinen Körper, der aus Geist besteht, sondern einen, der von Gottes Geist angetrieben wird (vgl. Engberg-Pedersen 2010, 28-30). Wright (2003, 283) weist darauf hin, dass „die griechischen Formen, die auf nos enden, sich auf das Material beziehen, aus dem etwas besteht, während die Formen, die auf kos enden, entweder ethisch oder funktional sind und sich auf die Sphäre beziehen, zu der es gehört, oder auf die Kraft, die es belebt“ (siehe auch Moulton 1908-1976, 2:378, zitiert in Wright 2003, 351n120).

Der Sprachgebrauch von Paulus unterstützt diese Schlussfolgerung. Zum Beispiel sagt Paulus in 1 Korinther 3,1 aufgrund der eifersüchtigen Spaltungen unter den Gläubigen, dass sie „fleischlich“ und nicht „geistlich“ (pneumatikois) sind. Hier vergleicht er nicht ihre körperliche Beschaffenheit, sondern die Kraft, die ihre Person und damit ihr Verhalten beseelt. Auch in Gal 5,16-17 unterscheidet Paulus zwischen „Geist“ und „Fleisch“ und ermahnt die verwirrten Galater, sich vom Geist leiten zu lassen, statt sich vom Fleisch verführen zu lassen. Noch einmal: Er ermahnt sie nicht, aus ätherischem Geist und nicht aus Haut zu bestehen; er ermahnt sie, sich der Kraft des Geistes zu unterwerfen und nicht der des feindlichen Fleisches. Deshalb kann er sich in Gal 6,1 an die „Geistlichen“ (hoi pneumatikoi) wenden, also an diejenigen, die aufgrund der Führung des Geistes in der Lage sind, einen in Sünde Gefangenen sanft wiederherzustellen. Zahlreiche weitere Beispiele zeigen einen vergleichbaren Gebrauch (Röm 1,11; 7,14; 1 Kor 2,13-15; 10,3-4; 12,1; 14,1; Eph 1,3; 5,19; Kol 1,9; 3,16).

Das Problem, das Paulus mit dem jetzigen Körper sieht, ist also nicht, dass er physisch und nicht ätherisch ist, sondern dass er dem Tod und dem Verfall unterworfen ist. Die Lösung für dieses Problem besteht also nicht darin, einen ätherischen Körper zu bekommen, sondern einen physischen, der nicht dem Tod und der Verwesung unterworfen ist; oder, um es mit den Worten des Paulus zu sagen: „Dieses Vergängliche muss das Unvergängliche anziehen, und dieses Sterbliche muss die Unsterblichkeit anziehen“ (1 Kor 15,53; siehe auch 2 Kor 5,1-4). Seine Aussage, dass „Fleisch und Blut“ das Reich Gottes nicht erben können, sollte als funktionale Parallele zu seinen Aussagen über „sterbliche“ und „vergängliche“ Körper verstanden werden. Mit anderen Worten: Mit „Fleisch und Blut“ meint er nicht die bloße Körperlichkeit oder den Status der Verkörperung; er bezieht sich auf „Fleisch und Blut“ in seinem Zustand der Unterwerfung unter Tod und Verfall (siehe z. B. Jeremias 1956, 153; Maston 2016, 13). Der Auferstehungsleib wird also körperlich sein, von Gottes Geist belebt und nicht dem Tod und der Verwesung unterworfen. Diese Schlussfolgerungen erlauben es uns, etwas über die Beschaffenheit von Jesu Auferstehungsleib zu sagen. Paulus bringt die Leugnung der zukünftigen Auferstehung durch die Korinther mit einer konsequenten Leugnung der Auferstehung Jesu in Verbindung. Wenn die Leugnung der zukünftigen Auferstehung die Leugnung der Auferstehung Jesu beinhaltet, dann beinhaltet Paulus‘ Beschreibung der zukünftigen Auferstehungsleiber vermutlich auch eine Beschreibung dessen, was seiner Meinung nach mit Jesus geschehen ist. Daher beschreibt er in seiner Darstellung der zukünftigen Auferstehung, was bereits mit Jesus geschehen ist; folglich war der Auferstehungsleib Jesu physisch, vollständig vom Geist belebt und unsterblich (vgl. Moffitt 2011).

Craig A. Evans – Ein Handbuch über die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens

und zum Schluß noch die für mich wichtigste Zusammenfassung:

Die Natur des Auferstehungsleibes

Bezüglich der Natur des Auferstehungsleibes, den Jeschua hatte, gibt es neun spezifische Dinge zu beachten. Erstens wurde er, wie bereits bei der Untersuchung des historischen Abschnitts erwähnt, nicht immer sofort erkannt. Es waren genug Veränderungen an seinem Auferstehungsleib aufgetreten, dass das Erkennen nicht sofort möglich war, aber es gab genug Ähnlichkeiten, dass diejenigen, die ihn kannten, ihn schließlich als genau den erkannten, den sie vorher kannten (Lk. 24:16, 31; Johannes 20:15; 21:7). Es gab viele Veränderungen und doch viele Ähnlichkeiten.
Zweitens hatte Jesus die Fähigkeit, zu erscheinen und zu verschwinden (Lk. 24:31-36; Johannes 20:19).
Drittens: Sein neuer Körper hatte kein Problem mit physischen Barrieren. Er konnte durch Wände und geschlossene Türen hindurchgehen (Johannes 20:19).
Die vierte Sache über die Natur Seines Auferstehungsleibes ist, dass es ein materieller Körper war. Obwohl Er die Fähigkeit hatte, zu erscheinen und zu verschwinden und keinen physischen Schranken unterworfen war, war es ein materieller Körper aus Fleisch und Knochen, wie Jeschua selbst beschrieb (Lk. 24:39-40). Normalerweise würde man erwarten, dass die Lesung „Fleisch und Blut“ lautet, aber der Auferstehungsleib enthält kein Blut. Es ist kein bluthaltiger Körper, sondern ein geisthaltiger Körper. Anstelle von „Fleisch und Blut“ heißt es also „Fleisch und Gebein“.
Fünftens hatte der Auferstehungsleib Jesu immer noch die Nagelabdrücke und die Speerwunde (Johannes 20:24-27). Die Spuren der Kreuzigung waren noch sehr deutlich an seinem Körper zu sehen.
Die sechste Sache über die Natur Seines Auferstehungsleibes ist, dass er nicht nur Geist war. Jeschua aß Fisch und Brot, um zu zeigen, dass Er nicht nur ein Geist, eine Erscheinung oder ein Gespenst war (Lk. 24:41-43).
Siebtens: Sein Auferstehungsleib konnte gefühlt werden. Obwohl Er die Fähigkeit hatte, zu erscheinen und zu verschwinden und durch Wände zu gehen, gab es genug Fleisch- und Knochenmaterial, dass Sein Körper gefühlt werden konnte (Matthäus 28:9; Lk. 24:39; Johannes 20:17).
Achtens: Der Auferstehungsleib von Jesus war sichtbar. Es war ein Körper, den man im Alltag sehen konnte. Es war nicht nur eine Vision oder ein Traum, sondern es war ein normaler, alltäglicher Anblick (Johannes 20:20).
Die neunte Sache über die Natur des Auferstehungsleibes des Messias ist, dass er atmen konnte und tat (Johannes 20:22).

Im Licht dieser neun Dinge können drei Schlussfolgerungen gezogen werden. Erstens: Es war derselbe Körper, der gestorben ist. Das war kein neu geschaffener Körper, sondern derselbe Körper, der in das Grab gelegt worden war. Zweitens: Derselbe Körper erfuhr eine Veränderung, keine absolute, totale Veränderung, aber eine große Veränderung in vielen Bereichen. Es gab genügend Veränderungen, so dass Er nicht sofort erkannt wurde; dennoch blieben genügend Elemente erhalten, so dass Er als derselbe Jeschua erkannt wurde. Drittens: Der Auferstehungsleib des Messias war verherrlicht, doch diese Herrlichkeit war während der vierzig Tage des Dienstes nach der Auferstehung noch verhüllt. Als er erschien, sah er wie ein normaler Mensch aus, wie es bei den Frauen im Garten und bei den beiden Jüngern auf der Emmausstraße der Fall war. Während der vierzig Tage des Dienstes nach der Auferstehung war die Herrlichkeit verhüllt, aber nach seiner Himmelfahrt war sie nicht mehr verhüllt (Philipper 3,21; Offenbarung 1,12-18).

Dies sind die Fakten bezüglich der Natur des auferstandenen Körpers von Jeschua. Es ist nicht immer klar, ob einige Dinge wahr sind, weil es ein auferstandener Körper war oder weil Er Gott ist. Einige Dinge werden für unseren auferstandenen Körper wahr sein, aber einige Dinge werden sicherlich nicht für uns wahr sein. Zum Beispiel wird gesagt, dass unser auferstandener Körper perfekt ist, ohne Anzeichen von Alterung oder Beschädigung, aber der Körper von Jeschua hatte immer noch die Nagelabdrücke. Was also für seinen Auferstehungsleib galt, wird nicht unbedingt auch für unseren gelten, obwohl es viele Ähnlichkeiten geben wird.

Arnold Fruchtenbaum – Die Auferstehung des Messias