Schlagwort: Glaube

… Liebt daher Wahrheit und Frieden.

So spricht Jehova der Heerscharen: Das Fasten des vierten und das Fasten des fünften und das Fasten des siebten und das Fasten des zehnten Monats wird dem Hause Juda zur Wonne und zur Freude und zu fröhlichen Festzeiten werden. Doch liebet die Wahrheit und den Frieden.
Elberfelder 1871- Sacharja 8,19

So spricht der Ewige der Heerscharen: Das Fasten des vierten und das Fasten des fünften und das Fasten des siebten und das Fasten des zehnten (Mondes) wird dem Hause Jehudah zu Wonne und Freude und zu fröhlichen Festen werden: Nur, liebt die Wahrheit und den Frieden.
Die Philippson-Bibel -Sacharja 8:19

So sagt Jehova, der Umscharte: Das Fasten des Vierten (Einnahme Jerusalems) und das Fasten des Fünften und das Fasten des Siebten und das Fasten des Zehnten (Anfang der Belagerung Jerusalems) wird sein dem Hause Judas zum Aufspringen und zur Freude und zu guten Festversammlungszeiten, und das Wahrheitsamen und den Frieden habt lieb.
Pfleiderer Übersetzung – Sacharja 8,19

Jehovah verspricht eine große Veränderung! Und deshalb sollen die Hörer der Verheißung „ab jetzt Wahrheit und Frieden total gut finden“! Es geht in dem Vers nicht darum, dass ich mich anstrengen soll : „die Wahrheit zu lieben und immer ehrlich zu sein“ 😉
Jehovah wird dafür sorgen, dass wir uns freuen können – mit Seinem wiederhergestellten Volk Israel!

Diese gewaltigen Verheissungen und grossartigen Perspektiven für die Zukunft Israels dürfen aber nicht als Freibrief für ein oberflächliches Leben, das nicht Gott zum Ziel hat, oder gar für die Sünde werden. Darum werden jetzt noch einmal die Worte aufgegriffen, die wir schon in Kapitel 7,9–10 gelesen haben: «Dies sind die Dinge, die ihr tun sollt: Redet nur die Wahrheit einer mit dem anderen! Fällt zuverlässigen und heilsamen Rechtsspruch in euren Toren! Und sinnt nicht – keiner von euch – in euren Herzen auf das Unglück des anderen und falschen Eid liebt nicht! Denn all dieses ist es, was ich hasse, spricht der HERR» (Sach 8,16–17). Und in dem Freudenvers 19 heisst es am Schluss: «Doch die Wahrheit und den Frieden liebt.» Die Zukunft Israels wird von Gott her bestimmt, aber die Israeliten sollen sich auf Gott ausrichten.
Zur Gemeinschaft mit Gott gehört immer auch ein geheiligtes Leben. Niemand kann aufrichtig an die Güte Gottes glauben und gleichzeitig in der Sünde leben wollen. Vielmehr soll der Glaube sich in Taten bewähren. Wir können nicht vorgeben, Gott zu lieben und gleichzeitig unseren Bruder hassen. Wir können auch nicht sagen, dem Herrn zu folgen und Ihn gleichzeitig betrügen. Und wir können uns auch nicht der Wahrheit des Wortes Gottes rühmen und gleichzeitig lügen.
«Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige aus dem guten Wandel seine Werke in Sanftmut der Weisheit! Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Eigennutz in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit!» (Jak 3,13–14). Wer Jesus hat, der hat das Leben, und dieses Leben soll und muss unseren Alltag bestimmen! Sonst betrügen wir uns selbst.

Norbert Lieth – Was am Ende geschieht: Der Prophet Sacharja

Während der babylonischen Gefangenschaft fügten die Juden an den Jahrestagen großer nationaler Unglücksfälle so genannte Gedenkfeste hinzu. Offensichtlich war dies eine ungesunde religiöse Bewegung. Was müßig als nationale Katastrophen beklagt wurde, waren in Wirklichkeit göttliche Gerichte, die durch nationale Sünden verursacht worden waren, und hätten als gerecht anerkannt werden müssen, indem sich das Volk in wahrer Reue von seinen Sünden abwandte und sich Gott zuwandte. Dies war, wenn wir es richtig verstehen, der Sinn der Antwort Sacharjas (Sach 7; 8) auf die Frage, ob die Fasten des vierten, fünften, siebten und zehnten Monats nach der Rückkehr der Verbannten aus Babylon fortgesetzt werden sollten. Gleichzeitig zeigt die Anfrage, dass die vier großen jüdischen Fasten, die neben dem Versöhnungstag und dem Fasten von Esther immer noch gehalten werden, schon während der babylonischen Gefangenschaft eingehalten wurden (Sach 8,19). Das „Fasten des vierten Monats“ fand am 17. Thammus (etwa im Juni oder Juli) statt, zum Gedenken an die Einnahme Jerusalems durch Nebukadnezar und die Unterbrechung des täglichen Opfers. Die Überlieferung fügt hinzu, dass dies auch der Jahrestag der Herstellung des goldenen Kalbs und des Bruchs der Gesetzestafeln durch Mose war. Das Fasten im fünften Monat, am 9. Ab, wurde wegen der Zerstörung des ersten (und später des zweiten) Tempels gehalten. Es ist bezeichnend, dass der zweite Tempel (der von Herodes) am ersten Tag der Woche zerstört wurde. Die Überlieferung besagt, dass Gott an diesem Tag das Urteil verkündet hatte, dass die Leichen aller, die aus Ägypten gekommen waren, in der Wüste fallen sollten, und auch, dass er viel später Zeuge der Erfüllung von Jeremia 26,18-23 werden sollte, als ein römischer Hauptmann die Pflugschar über die Stätte des Zions und des Tempels ziehen ließ. Das Fasten im siebten Monat, am 2. Tischri, soll der Überlieferung nach der Ermordung Gedaljas und seiner Gefährten in Mizpa gedenken (Jer 41,1). Das Fasten im zehnten Monat“ war am 10. Tebeth, als die Belagerung Jerusalems durch Nebukadnezar begann.


Weitere Einzelheiten würden uns von einer Beschreibung des Tempeldienstes zu denen der Synagoge führen. Es ist jedoch interessant zu sehen, wie sehr die römische Kirche die Praktiken der Synagoge übernommen hat. In Anlehnung an die vier jüdischen Fasten, die in Sacharja 8,19 erwähnt werden, wurde das Jahr in vier Quatember eingeteilt, die jeweils durch ein Fasten gekennzeichnet waren. Drei dieser Fasten gehen der Überlieferung nach auf Bischof Kallistus (223) und das vierte auf Papst Leo I. (44) zurück. Im Jahr 1095 legte Urban II. diese vier Fasten auf die Mittwoche nach dem Aschermittwoch, den Pfingstsonntag, das Fest der Kreuzerhöhung und das Fest der Heiligen Lucia (13. Dezember) fest. Die frühe Kirche ersetzte die beiden wöchentlichen jüdischen Fastentage – Montag und Donnerstag – durch die so genannten „dies stationum“, die „Wachtage“ des christlichen Soldaten, oder die christlichen Fastentage – Mittwoch und Freitag, an denen der Heiland verraten bzw. gekreuzigt worden war.

Alfred Edersheim – Tempeldienst zur Zeit Jesu Christi

In Vers 18hat der Prophet die Frage nach den Fasten klar beantwortet. Es wird der Tag kommen, an dem der Messias regieren wird und alle Fasten Israels zu Festen werden! „Und ich will mich über Jerusalem freuen und mein Volk fröhlich machen, und man soll nicht mehr in ihr weinen und nicht mehr schreien hören“ (Jes 65,19). Sacharja und Jesaja sagten beide: „Lebt nicht in der Vergangenheit, lebt in der Zukunft! Freut euch über die Verheißungen, die Gott euch für eine freudige Zukunft gibt!“ ( Ihr Fasten hat übrigens nichts bewirkt, weil ihr Herz nicht mit Gott im Reinen war (Sach. 7:4-14). Sie führten nur ein religiöses Ritual durch, das mehr schadete als nützte. Es ist besser, es überhaupt nicht zu tun, als es zu tun und es nicht zu meinen.)

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

„So spricht der Herr Zebaoth: Das Fasten im vierten und das Fasten im fünften Monat soll dem Hause Juda zur Freude und Wonne werden und zu angenehmen Festtagen. Liebet nur die Wahrheit und den Frieden!“
Das war die positive, große, gewaltige Gotteskunde für ein seufzendes, innerlich zerrissenes Volk. Was sollte durch dieses Wort geschehen? Doch nichts anderes, als dass der Blick der Trauernden einmal hinweggelenkt werden sollte von dem Gegenwärtigen hin zu dem Kommenden. Der wesentliche Inhalt dieser großen Gotteskunde war nichts Geringeres als jene gewaltige Heilsbotschaft, dass die Auferstehung des Neuen aus den Trümmern der Vergangenheit noch viel herrlicher sein wird, als das Untergegangene gewesen ist. Daher werden die einstigen Fasttage zu Gedenktagen der Freude und Wonne gemacht werden. Denn nicht dem Tode, dem Leben gehört die Zukunft. Nicht dem Gericht, der Gerechtigkeit gehört die Erde. Nicht der Verelendung, sondern der Erlösung gehört der Mensch und seine Kultur.
So sollte durch diese wunderbare Gotteskunde der Blick der innerlich so zerrissenen Seele einmal gelöst werden von Trauer- und Gedenktagen. Er sollte geweitet werden für dass Große, das die Barmherzigkeit Gottes in Zukunft zu geben vermag. Die Gläubigen Judas sollten innerlich loskommen von ihrem Fasten und wieder ein wartendes Volk werden. Denn allein den Wartenden gehört die Zukunft.
Nur wer ein Neues, ein Größeres wie eine lebendige Hoffnung in seiner Seele trägt, wird auch Neues vorzubereiten und Größeres zu ererben vermögen.
Möchte Gott es auch uns geben, dass wir nicht stehen bleiben bei unserem Fasten, bei den Gedenktagen unserer zusammengebrochenen Größe und bei dem Wehklagen über unser zertrümmertes Glück.
Nicht als ob wir uns über so manches Dunkle der Gegenwart hinwegtäuschen wollten. Nicht, als ob wir sagen wollten: „Friede, Friede!“, wo kein Friede ist. Nicht, als ob wir uns über den Schutt und die Trümmer auch auf heiligen Gebieten so hinwegsetzen wollten, als gäbe es für die Hand der Bauenden im Reiche Gottes nichts mehr zu tun. Das wäre innere Unwahrhaftigkeit.
Wenn je, so dürstet die Gegenwart auf allen Gebieten des Lebens, nach durch und durch wahren Persönlichkeiten. Nein! Wer aber dauernd seinen Blick auf den Boden der Gegenwart und auf die zurückgelassenen Trümmer der Gerichte richtet, der steht eines Tages mit gebrochener Kraft da. Er erweist sich unfähig zu schöpferischem Mitwirken an jenem Neuen, das Gott zu geben vermag. Bleiben wir stehen bei unserm Fasten, dann verlieren wir Den, der unsere Fasttage durch das Neue der Zukunft in Freude und Wonne verwandeln wil

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

„So spricht Jehova…“, bringt der Prophet unermüdlich zum Ausdruck (Verse 1,3,4,6,7,9,14,19,20,23). Wenn wir die Bibel lesen oder sie anderen gegenüber anführen, dann lasst uns nie aus den Augen verlieren, dass Gott es ist, der spricht.
Die armen Söhne Judas hören Verheißungen, die ihrem gegenwärtigen Zustand entsprechen, denn ihr Gott wird sie nicht vergessen (Sacharja bedeutet übrigens: Jehova gedenkt seiner). Das unbewohnte und verwüstete Jerusalem wird von neuem bevölkert und belebt werden (Nehemia 11,1.2). Und der erste, der dahin zurückkehrt, wird Jehova selbst sein (Vers 3; siehe Kapitel 1,16). Mit Ihm wird die Segnung wiederkommen, die Furcht wird entfliehen. Ist es nicht geistlicherweise ebenso in der Versammlung? Die Gegenwart des Herrn in der Mitte der Seinen gewährleistet alles, was sie nötig haben.
Lasst uns die Ermahnung des 16. Verses, die in Epheser 4,25 wiederholt wird, für uns nehmen: „Redet die Wahrheit, einer mit dem anderen.“ Und der Schluss des 19. Verses besteht darauf: „Liebet die Wahrheit.“
Jetzt kann Jehova den Abgeordneten von Bethel über die Fasttage Antwort geben (Kapitel 7,2.3): sie werden zur Wonne und zur Freude und zu fröhlichen Festzeiten werden (Vers 19; die Erfüllung von Psalm 122). Könnten sie trauern, sie, die sich der Gegenwart des Bräutigams in ihrer Mitte erfreuen? (vergleiche Matthäus 9,14.15).

Jean Koechlin – Ährenlese im Alten Testament Sacharja

Vom Fasten zum Schmausen und vom Fluchen zum Segnen (V. 18-23)
Vom Fasten zum Schlemmen (V. 18-19)
Das Volk hatte den Herrn gefragt, ob sie die vier jährlichen Fastenzeiten, die sie während ihrer Gefangenschaft in Babylon begonnen hatten, fortsetzen sollten (7,1-3), und der Herr hatte ihnen geantwortet, dass ihr Fasten nicht für ihn, sondern für sie sei (7,5-6) und dass sie sich nicht auf das Fasten, sondern auf Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Mitleid konzentrieren sollten (7,9). Nun versprach er, diese Fastenzeiten in Festzeiten zu verwandeln! Zeiten des Fastens sind Zeiten des Kummers. Zeiten des Feierns sind Zeiten der Freude. Der Herr versprach also, ihren Kummer in Freude zu verwandeln.
Das hatte er bereits zu einem großen Teil getan. Er hatte sie in ihre Heimat zurückgebracht, und er hatte sie ermutigt und gestärkt, während sie am Tempel arbeiteten. Wie wir bald sehen werden, hatte er noch größere Segnungen für sie im Sinn. Alles, was Gott getan hatte und was er tun würde, gab ihnen Grund zur Freude.
Sie konnten es sich nicht erlauben, Gottes Segnungen für selbstverständlich zu halten. Deshalb forderte Gott sie auf, „Wahrheit und Frieden“ zu lieben (V. 18). Die Wahrheit zu lieben bedeutet, Treue oder Integrität zu lieben. Es bedeutet, die Art von Leben zu lieben, die in Übereinstimmung mit Gottes Gesetzen lebt. Den Frieden zu lieben bedeutet, die Ruhe und Stabilität zu lieben, die sich aus der Befolgung von Gottes Gesetzen ergeben. Der Teufel, der immer lügt, möchte uns glauben machen, dass der Gehorsam gegenüber Gott eine traurige Angelegenheit ist, die das ganze Glück aus dem Leben nimmt. Die Wahrheit ist, dass Gehorsam das Glück sichert. Wo Christus in den Herzen von Männern und Frauen regiert, gibt es ein immerwährendes Fest der Freude (Jes. 25:6-9).

Opening Up Zechariah

Die Rettung kommt von den Juden: Der letzte Spruch in dieser Reihe hebt zwei weitere Merkmale dieser internationalen Hinwendung zum Herrn hervor. Sie wird von der Anerkennung der Rechte und Vorrechte der Juden begleitet sein, und sie wird durch Berichte darüber motiviert sein, wie der Herr sie gesegnet hat und wie er in ihrer Mitte zu finden ist. So sagt der Herr, der Allmächtige: „In jenen Tagen werden zehn Männer aus allen Sprachen und Völkern einen Juden am Saum seines Gewandes festhalten und sagen: ‚Lasst uns mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist'“ (8,23).
Es ist umstritten, wann und wie genau diese beiden letzten Prophezeiungen und andere ähnliche erfüllt werden sollen. Eine solche allgemeine Anerkennung des Herrn, der Israel zu seinem Volk gemacht hatte, gab es in der Zeit zwischen den Testamenten nicht. In der Gruppe der Parther, Meder und Elamiter, der Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und den Teilen Libyens in der Nähe von Kyrene, der Besucher aus Rom (sowohl Juden als auch zum Judentum Bekehrte), der Kreter und Araber“, die am Pfingsttag versammelt waren, können wir etwas von diesem Segen erkennen (Apg 2,9-11). Figuren wie der äthiopische Eunuch (Apostelgeschichte 8,26-39) und Kornelius (Apostelgeschichte 10) zeigen, dass sich der Segen auf alle Völker ausbreitet. Sie waren der Beginn der Verwirklichung dieses Segens. Das Heil ging von den Juden aus und breitete sich von Jerusalem bis an die Enden der Erde aus (Apg 1,8), indem es die Welt erleuchtete, indem es das Evangelium dessen verkündete, der „zum Licht für die Heiden“ (Jes 42,6; 49,6) bestimmt worden war.

Haggai, Zechariah, Malachi: God’s Restored People

In 8:19 finden wir endlich die Antwort auf die Frage der Männer aus Bethel in 7:3, ob sie ihr rituelles Fasten aufgeben sollten. Ihre Frage konnte nicht mit einem einfachen „Ja“ beantwortet werden, denn eine „Ja“-Antwort hätte den Eindruck erwecken können, dass das Fasten aufhören kann, nur weil der Tempel kurz vor der Fertigstellung steht. Stattdessen stellt Sacharja die Frage nach Fasten und Schlemmen in den Kontext des Bundes. Der Grund, mit dem Fasten aufzuhören, liegt nicht darin, dass der Tempel fast wiederhergestellt ist oder dass die 70 Jahre (vgl. 7,5) fast abgelaufen sind, sondern darin, dass Gott gehandelt hat, um seinen Bund mit seinem Volk wiederherzustellen, und dass die Segnungen des Bundes auf ihm liegen. Aus diesem Grund werden die Fasten des vierten, fünften, siebten und zehnten Monats (die an verschiedene markante Ereignisse im Zusammenhang mit der Zerstörung Jerusalems erinnerten) stattdessen zu Momenten des Feierns. Der letzte Satz dieses Verses bekräftigt die Aussage aus 8,16-17, dass auf die Wiederherstellung des Bundes Gehorsam folgen muss. Die Antwort, die Gott von seinem Bundesvolk verlangt, sind nicht die rituellen Handlungen von Fasten oder Festen, sondern dass sie „Wahrheit und Frieden lieben“ (8:19).

Zechariah: The Lord Returns

Die Zeit des Trauerns ist vorbei. Sacharja 8,18-19 kehrt unerwartet zu der Frage zurück, mit der dieser Abschnitt des Buches Sacharja begann. Die samarische Delegation, die zu Sacharja kam (7,1-3), stellte dem Propheten eine Frage. Im Wesentlichen fragte die Delegation, ob es an der Zeit sei, die Trauer um Jerusalem zu beenden, indem sie fragte, ob die rituelle Trauer im fünften Monat fortgesetzt werden sollte. In den letzten siebzig Jahren hatte das Fasten des fünften Monats die Zerstörung des Tempels beklagt, aber jetzt, wo der Wiederaufbau des Tempels in vollem Gange war, stellte sich die Frage nach der Notwendigkeit dieses Rituals.
Merkwürdigerweise beantwortet der Herausgeber von Sacharja diese Frage auf merkwürdige Weise, indem er eine direkte Antwort hinauszögert, indem er einen großen Block von zusammenhängenden Materialien einfügt (7,4-8,17). Erst am Ende von Kapitel 8 erhält die Frage der Delegation eine direkte Antwort. Obwohl die direkte Antwort unerwartet kommt, ergibt sie sich ganz natürlich aus den Ideen in 7:4-8:17. Eines der wiederkehrenden Themen in diesen Kapiteln ist zum Beispiel, dass mit dem Wiederaufbau des Tempels ein neues Zeitalter angebrochen ist. In dieser neuen Zeit begann Gott damit, die Fruchtbarkeit des Landes wiederherzustellen und die Bedrohungen durch die umliegenden Völker zu beseitigen. Daher hatte die Trauer über die Zerstörung des Tempels nicht mehr die gleiche Bedeutung wie zu der Zeit, als man an diesem einst heiligen Ort nur noch die Tempelruinen sah. Mit diesem neuen Zeitalter kommt auch die Notwendigkeit, nach vorne zu schauen. Daher hebt die prophetische Antwort in 8,19 nicht nur das Fasten des fünften Monats auf, nach dem die Delegation gefragt hatte, sondern auch alle exilischen Fasten, die mit den Ereignissen rund um die Zerstörung Jerusalems verbunden waren: das Fasten des vierten, fünften, siebten und zehnten Monats, die alle an die katastrophalen Ereignisse erinnerten, die zur babylonischen Unterwerfung führten. Mit anderen Worten: Nicht nur dieses Fasten, sondern alle Zeiten der Trauer um die Zerstörung Jerusalems sind nun vorbei, antwortet der Prophet. Die Tempelstätte ist gereinigt, der Wiederaufbau ist in vollem Gange, und der Prophet möchte, dass sich das Volk auf eine Zukunft konzentriert, in der Fasten zu Festen wird, in der sich Trauer in Freude verwandelt. Kurz gesagt: JHWH ist nach Jerusalem zurückgekehrt und handelt in ihrem Namen. Aus Dankbarkeit sind die Menschen aufgerufen, mit der Liebe zur Wahrheit und zum Frieden zu antworten. Wenn die Beziehung zwischen JHWH und seinem Volk am besten ist, bringt sie schließlich Wahrheit und Frieden hervor (siehe 7,9; 8,16-17).

The Book of the Twelve: Hosea–Malachi, 2 vols. (Smyth & Helwys Bible Commentary | SHBC)

So waren einige von euch früher mal drauf, jetzt ist der ganze Dreck aber von euch abgewaschen worden

Habt ihr etwa schon wieder vergessen, dass Menschen, die andere übervorteilen und berauben, das Reich Gottes nicht erben werden?! Macht euch nichts vor! Manche Menschen wollen überhaupt nicht unter die liebevolle Herrschaft Gottes gelangen, weil sie nichts mit ihm zu tun haben wollen, so zum Beispiel Unzüchtige, Götzendiener, Ehebrecher, Männer, die mit anderen Männern verkehren, Diebe und Habgierige, Säufer und Lästerer, gewalttätige Räuber und andere. Einige von euch gehörten früher auch dazu, aber was seid ihr heute! Der Name unseres Herrn Jesus Christus und die Kraft seines Heiligen Geistes haben nicht nur alle Schuld von euch abgewaschen und euch freigesprochen, sondern auch euer Leben neu gemacht.
Willkommen daheim – 1.Korinther 6,9–11

Habt ihr vergessen, daß für Menschen, die Unrecht tun, in Gottes Reich kein Platz sein wird? Darauf könnt ihr euch verlassen: Keiner, der unzüchtig lebt, keiner, dem irgend etwas wichtiger ist als Gott, ( Wörtlich: Götzendiener ) kein Ehebrecher, kein Mensch, der sich von seinen Begierden treiben läßt und homosexuell verkehrt, wird einen Platz in Gottes Reich haben; auch kein Dieb, kein Ausbeuter, kein Trinker, kein Verleumder oder Räuber.
Und all das sind einige von euch gewesen. Aber jetzt sind eure Sünden abgewaschen. Durch Jesus Christus gehört ihr ganz zu Gott, und durch seinen Geist seid ihr freigesprochen.( Wörtlich: Aber ihr seid geheiligt worden, aber ihr seid gerechtgesprochen worden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes )
Hoffnung für alle – 1996 – 1.Korinther 6:9–11

Oder wisset ihr nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht besitzen werden? ( Da die Ungerechtigkeit eine schwere Sünde ist und also des Anrechtes auf den Himmel beraubt, fügt der Apostel eine Mahnung an andere bei, welche in gleicher Gefahr sind. Er will alle die zurechtweisen, welche sich einen falschen Begriff von der christlichen Freiheit machten und wähnten: das mosaische Gesetz ist abgeschafft, also bindet die Christen kein Gesetz mehr. ) Täuschet euch nicht! Weder Unzüchtige, noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Weichlinge, ( Die, welche Unsittliches dulden. Der Apostel stellt zwei Klassen von Sündern vor Augen. Zuerst solche, welche sich gegen das Gebot, dann diejenigen, welche sich zugleich gegen die Gerechtigkeit verfehlen. Gegen die Keuschheit nennt er fünf Sünden. Götzendiener sind hier wohl solche, welche mit den im Tempel der Aphrodite Dienenden sündigten. So ist in der Aufzählung eine gewisse Steigerung. ) noch Knabenschänder, noch Habsüchtige, noch Geizige, noch Trunkenbolde, noch Lästerer, noch Raubsüchtige werden das Reich Gottes ererben. Und solche sind einige von euch ( Eine Milderung des vorhergehenden Vorwurfes. Zugleich erinnert der Apostel an die ihnen zu Teil gewordene Wohltat. – Durch die Taufe. – Diese Stelle zeigt die Gleichheit der drei göttlichen Personen. – Alles: alle an sich gleichgültigen Dinge. Solche sind nur gestattet, wenn ein berechtigter Nutzen erstrebt wird. ) gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt in dem Namen unsers Herrn Jesus Christus und in dem Geiste unseres Gottes.
Allioli Bibel – 1.Korinther 6,9–11

Kann es sein, dass wir uns einen Teil dieser Verse ausgesucht haben, um zu zeigen, wie gut wir sind, und wie böse die Menschen außerhalb unserer Gemeinde sind? Kann es sein, dass wir uns einen Teil dieser Verse ausgesucht haben, um zu begründen, warum sich „Geistliche“ in das Privatleben der Mitbrüder einmischen dürften und dann als Richter die einzelnen Punkte aus diesen Versen abhaken?
Ich kann mich noch ein bizarres Gespräch mit einem dieser „Geistlichen“ erinnern, der mir klar machen wollte, dass Kindesmißbrauch nicht zu den Gründen zählen würde, die es einer Ehefrau erlauben würde, wieder zu heiraten – denn Kindesmißbrauch gehöre nicht zu „pornaia“! Was für eine abartige Art die Bibel auszulegen!

Aber schauen wir genauer hin! Paulus will den Lesern in Korinth zeigen, dass es nur zwei Arten von Menschen gibt: die, die durch Gottes Geist leben – und die, die ohne Gottes Geist unterwegs sind. Die einen zeichnen sich durch einen „neuen Lebensweg“ aus – die anderen verharren in „ihrem alten Lebensweg“. Anstatt den Menschen zu sagen: ändert euch, gebt euch ganz große Mühe anders zu sein, zeigt Paulus hier den Grund für die Veränderung an! Wie einer der von mir oft gehörten Vortragsredner öfter sagt: eine Birne ist kein Apfel! und eine Birne kann sich noch so große Mühe geben, wie ein Apfel auszusehen – das geht einfach nicht! Es hat nichts mit Mühe zu tun, sondern, wessen Kind man ist! Deshalb ist die Aufzählung von Paulus auch keine Moralkeule! Es geht nicht darum, die die draußen sind zu beschimpfen, wie es auch oft mit diesem Vers getan wird! Im Gegenteil: Paulus zeigt einfach, wie wunderbar Gott in uns wirkt!


6,9 die, die Unrecht tun, keinen Anteil am Reich Gottes bekommen werden (S. theol. Komm.: Antinomismus; 1.Joh 3). Dass die Dinge dieser Welt unvereinbar mit denen des Reiches Gottes sind, ist eine wiederholte Grundregel in der Heiligen Schrift (15,50; Gal 5,21). Die Frage kommt auf, ob überhaupt jemand in der Lage ist, gerettet zu werden, denn niemand ist sündlos. Die Antwort des Paulus geschieht auf zweifache Weise: Auf der einen Seite gefällt es Gott, die Ungerechten zu rechtfertigen (Röm 4,5), auf der anderen Seite diejenigen, die Gott gerechtfertigt hat (für gerecht erklärt hat aufgrund des Todes Christi), die heiligt er auch (leitet er zu einem heiligen Lebensstil; Röm 6,1–4). Paulus betrachtet die Korinther freundlicherweise rein rechnerisch in Blick auf ihr Bekenntnis als Gläubige – gerechtfertigt und geheiligt (# 6,11) – und betrachtet ihr gegenwärtiges Fehlverhalten deshalb als Anomalie, die korrigiert werden kann; aber sie muss auch korrigiert werden. Das Verharren in der Sündhaftigkeit würde ein Anzeichen dafür sein, dass ihr Bekenntnis des Glaubens falsch ist und dass sie keinen wirklichen Anteil am Reich Gottes haben.

6,11 Der Schmutz eurer Verfehlungen ist von euch abgewaschen (# 1,2; # 5,7; s. theol. Komm.: Das heiligende Werk des Geistes Gottes; 1.Kor 6). Das errettende Wirken des Geistes Gottes durch den Namen Jesu beinhaltet nicht nur einen rechtlichen Freispruch („freigesprochen“), sondern auch die subjektive Reinigung und Verwandlung („geheiligt“).

Reformations-Studien-Bibel

Der Gebrauch des Wortes „ungerecht“ (Gk. adikos; siehe Anmerkung zu V. 7-8) deutet an, dass diejenigen, deren Verhalten nicht von dem der ungläubigen Welt zu unterscheiden ist, vielleicht gar nicht zu den „Heiligen“ (V. 1) gehören. Siehe auch 2. Korinther 13,5. Männer, die Homosexualität praktizieren. Die griechischen Wörter malakos und arsenokoitēs beziehen sich speziell auf männliche Homosexuelle (siehe ESV-Fußnote), aber in Röm. 1:26-27 bezieht sich Paulus auch auf weibliche Homosexuelle und auf homosexuelle Begierden oder „Leidenschaften“. Beide Passagen (sowie Lev. 18:22; 20:13 und 1 Tim. 1:10) beziehen sich auf Homosexualität im Allgemeinen.

6:11 gewaschen. Dies bezieht sich auf die geistliche Reinigung von der Schuld und der beherrschenden Macht der Sünde, die bei der Wiedergeburt stattfindet (siehe Titus 3:5) und die durch die „Waschung“ der Taufe symbolisiert wird (Apostelgeschichte 22:16). geheiligt. Das ist ein ähnlicher Begriff, der in diesem Fall bedeutet, dass bei der Wiedergeburt ein erster Bruch mit der Liebe zur Sünde und mit der Macht und Praxis der Sünde stattfindet (siehe Apostelgeschichte 20,32; Römer 6,11; 2. Korinther 5,17). In einem anderen Sinn ist die „Heiligung“ jedoch auch ein fortlaufender Prozess im christlichen Leben (Röm. 6:19; Phil. 3:13-14; Heb. 12:1, 14; siehe auch Anmerkung zu 1. Kor. 1:2). gerechtfertigt. Der griechische Begriff lautet dikaioō und ist das positive Gegenstück zu den Begriffen „ungerecht“, „Unrecht leiden“ und „Unrecht“ in 6,1, 7-8 und 9 (siehe Anmerkungen zu diesen Versen). Hier verwendet Paulus dikaioō nicht im ethischen Sinne („sich für gerecht halten“), sondern im juristischen Sinne („für gerecht erklären“). Gott hat die korinthischen Christen bereits für „gerecht“ erklärt (siehe Röm. 5:1; 8:1, 33). Gott konnte dies tun, weil die „Gerechtigkeit“, die Christus aufgrund seines vollkommenen Lebens zukommt, „unsere … Gerechtigkeit“ geworden ist (1. Korinther 1,30; siehe auch 2. Korinther 5,21). Paulus will in 1. Korinther 6,1-11 damit sagen, dass die Korinther so leben sollen, dass sie diesem Urteil und Status gerecht werden.

Die ESV Studienbibel

6:9 die Ungerechten werden das Reich Gottes nicht erben. Siehe theologische Anmerkung „Antinomianismus“ auf S. 2272. Dass die Dinge dieser Welt mit dem Reich Gottes unvereinbar sind, ist ein immer wiederkehrender Grundsatz in der Heiligen Schrift (15:50; Gal. 5:21). Es stellt sich die Frage, ob überhaupt jemand gerettet werden kann, da niemand sündlos ist. Paulus gibt darauf eine doppelte Antwort: Einerseits hat Gott Freude daran, die Bösen zu rechtfertigen (Röm. 4:5); andererseits heiligt er diejenigen, die er rechtfertigt (durch den Tod Christi für gerecht erklärt), auch (führt sie zu einem heiligen Lebenswandel; Röm. 6:1-4). Paulus betrachtet die Korinther wohlwollend in Bezug auf ihr Bekenntnis als Gläubige, Gerechtfertigte und Geheiligte (Anm.: V. 11) und betrachtet daher ihr derzeitiges Fehlverhalten als eine Anomalie, die korrigiert werden kann. Aber es muss korrigiert werden. Wenn sie in ihrer Schlechtigkeit verharren, ist das ein Zeichen dafür, dass sie einen falschen Glauben besitzen und keinen wahren Platz im Reich Gottes haben.

6:11 Ihr aber wurdet gewaschen. Siehe Anmerkungen zu 1,2; 5,7; theologische Anmerkung „Der Heilige Geist als Heiliger“ auf S. 2023. Das rettende Wirken von Gottes Geist durch den Namen Jesu umfasst nicht nur die rechtliche Rechtfertigung („gerechtfertigt“), sondern auch die subjektive Reinigung und Umwandlung („geheiligt“).

The Reformation Study Bible

Paulus‘ Warnung untermauert die Hauptanklage (V. 1, 4) – wer sündigt, wird das Reich Gottes nicht erben. Im Grunde sagt Paulus den Gläubigen: „Glaubt nicht, dass ihr mit einem reuelosen sündigen Lebensstil davonkommt. Ihr verhaltet euch wie die Ungerechten. Denkt nicht, dass ihr so leben könnt und trotzdem ein Bürger von Gottes Reich seid. Ein reueloser, sündiger Lebensstil kennzeichnet keine Bürger des Reiches Gottes.“ Die Warnung ermutigt auch Christen, die lieber Unrecht erleiden und betrogen werden, als anderen Unrecht zu tun und sie zu betrügen (V. 7-8).
Paulus‘ Lasterliste enthält einige Kategorien, die er in 1. Korinther 5,9-11 nicht erwähnt: Ehebrecher, Homosexuelle und Diebe. Gläubige sind nicht von Natur aus besser als Ungläubige. Die Sünden, die Ungläubige kennzeichnen, kennzeichneten früher Menschen, die heute gläubig sind. Der einzige Unterschied ist, dass Gott eingegriffen hat: Er hat sie von ihrem schmutzigen Lebensstil reingewaschen und ihnen vergeben; er hat sie als Gottes heiliges Volk geheiligt; er hat sie gerechtfertigt, indem er sie für gerecht erklärt hat. Gott, der Vater, tat dies auf der Grundlage dessen, was Jesus vollbracht hat, und der Geist wendet an, was Gott geplant und Jesus vollbracht hat. Christen müssen zu dem werden, was sie in ihrer Position bereits sind: rein und nicht schmutzig, heilig und nicht profan, gerecht und nicht ungerecht.

The NIV Grace and Truth Study Bible

Anspruch und Wirklichkeit klaffen in der Christengemeinde Korinth weit auseinander. Sie, die sich für Starke, Kluge und Vollmächtige halten (vgl. 4,6–10), leben doch in verderblicher Sündennähe, ja Sündenverstricktheit. Neben der Duldung empörender Unzucht mitten in der Gemeinde ist die gelebte Bruderliebe tief gestört. Christen in Korinth tragen ihre Rechtsstreitigkeiten vor weltlichen Richtern aus, tun einander Unrecht an und Übervorteilen sich. Ein erschreckendes Bild derer, die so viel zu wissen vorgeben. »Wisset ihr nicht« – Paulus fragt ganz eindringlich –, »daß die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben?« Sie, die so Sicheren, müssen an die einfache Wahrheit eindringlich erinnert werden, daß auch ein Christ eben dann, wenn er nicht mehr nachfolgt, die vom Geist Gottes ermöglichte Jesusart also lebt, sondern wieder den Weg der Sünde betritt, Unrecht tut und so das Heil verliert und unter die Herrschermacht des Bösen kommt. »Lasset euch nicht irreführen«, wörtlich: »Lasset euch nicht vom Weg abführen«, nämlich vom Weg der gehorsamen Nachfolge, mahnt Paulus. Wie der Herr selbst, so warnt der Apostel die Gemeinde (vgl. Mt 24,4–5.24; Mk 13,5; Lk 21,8; 22,31–34; 2 Kor 11,3; Gal 2,13; Eph 4,14; 5,6; 2 Thes 2,3; 2 Petr 3,17; 1 Jo 1,8; 2,26; 3,7; Offb 2,20; 12,9). Paulus zählt nun einen ganzen Katalog solchen Unrechts auf, konkrete Ausbildungen der Sünde, in denen der Satan, der große Verführer, immer wieder gerade die Glaubenden vom Weg abführen und unter seine Macht bringen will. Seine alte Verlockung »ihr werdet sein wie Gott« wird den Glaubenden unter dem Schein eines Lebens in völliger christlicher Freiheit mit dem Motto: »Mir ist alles erlaubt« (vgl. V.12) schmackhaft gemacht. Dies endet aber in Sündenknechtschaft, in Gefangenschaft in den Lastern. Das sind die Gefangenschaften: »Unzüchtige« – ihren eigenen Trieben Ausgelieferte; »Götzendiener« – verführt zur Anbetung der »Nichtse«; »Ehebrecher« – unfähig, wirkliche Gemeinschaft in tragender Treue zu halten; »Weichlinge« – zu Menschen geworden, die ein ausschweifendes Genußleben führen, in dem sie sich selbst zerstören; »Knabenschänder« – in sexueller Verirrung sich und den andern vernichtend; »Diebe« – solche, die das Eigentum des andern nicht achten; »Geizige« – Habgierige, von rücksichtsloser Habsucht getrieben, die den andern ausbeuten und Übervorteilen; »Trunkenbolde« – solche, die sich nicht mehr selbst in der Hand haben, sondern völlig vom Alkohol beherrscht werden; »Lästerer« – Menschen, die mit verleumderischen, boshaften Worten den andern treffen und verletzen wollen; »Räuber« – solche, die selbst unter Einsatz rücksichtsloser Gewalt das Ihre suchen.
Dies ist eine bedrängende Liste konkreter Tat-Sünden und zugleich wohl ein Sittenbild der Welt, in der die Gemeinde in Korinth lebte, eine Aufzählung der lasterhaften Wirklichkeit der griechischen Kultur, die doch mit so großer »Weisheit« prahlte. Dieser »Lasterkatalog« (vgl. Mk 7,21 ff.; Röm 1,29ff.; 1 Kor 5,10ff.; 2 Kor 12,20; Gal 5,19ff.; 1 Petr 4,3; Offb 21,8) soll die Christen in Korinth zur Selbstprüfung anleiten. »Sie werden das Reich Gottes nicht ererben«: alle, die in solchen Sünden leben, werden keinen Anteil am Gottesreich haben. Das ist die ernste Wahrheit. Wer in Sünde lebt, dient einem andern Herrn; er gehört in die Herrschaft des Satans, und »niemand kann zwei Herren dienen«. Satansdienst schließt vom Gottesreich aus.

Die Gemeinde in Korinth ist ein Gotteswunder, denn Gott selbst hat die Glieder der Gemeinde aus dieser Sündenknechtschaft befreit. »Und solche sind euer etliche gewesen«; in dem »gewesen« strahlt die ganze Macht der Gottestat auf. Das war die Vergangenheit der Korinther; nun dürfen sie in einer neuen Wirklichkeit, im neuen Sein leben. In seiner äußerst ernsten Mahnung und Benennung konkreter Sünde in der Gemeinde weist Paulus die Christen hin auf das »Fundament« (vgl. 3,11), auf die in Jesus Christus geschehene Erlösung. Hier wird ein Grundpfeiler christlicher Seelsorge deutlich: Der Apostel appelliert nicht an den Willen der Korinther, er fordert sie nicht zu vermehrter eigener sittlicher Anstrengung auf; vielmehr ruft er sie zurück auf ihren Grund. Sie sollen nicht etwas werden, sondern Kinder Gottes bleiben. Sie brauchen nichts zu erreichen, sondern im Geschenkten zu beharren. Die seelsorgerliche Ermahnung gipfelt im Zuspruch.
Das ist die neue Wirklichkeit der Jünger. »Ihr seid abgewaschen«: Gott hat den ganzen Schmutz der Sünde abgetan. Verleiblicht ist dieses Geschehen in der Taufe, in Wiedergeburt und Bekehrung. Dort haben es die Korinther an sich erlebt und öffentlich bezeugt. Taufe, Wiedergeburt, Bekehrung sind alles Begriffe für diesen einen Vorgang »ihr seid abgewaschen« (vgl. Joh 3,5; Apg 22,16; Eph 5,26; Tit 3,5ff.; Hebr 10,22; Offb 1,5; 7,14). »Ihr seid geheiligt«: Gott gewährt ihnen die volle Gemeinschaft, sieht sie als die Seinen an und macht sie ganz zu seinen Kindern (vgl. Apg 2,4; Röm 15,16; Eph 5,27; Kol 1,22; 1 Petr 1,15; Jud 1; vgl. auch zu 1 Kor 1,2). »Ihr seid gerecht geworden«: Gott sieht sie als Gerechte an, er rechnet ihnen die Gerechtigkeit seines Sohnes zu. Denn das alles ist an ihnen geschehen »durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unsres Gottes«. »Name« bezeichnet hier Person und Werk Jesu Christi. Er hat in seinem Leiden, Sterben und Auferstehen die Korinther »erworben und gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels«. Und so bestätigt, vergewissert und bezeugt es ihnen der Geist Gottes.
In ganz kurzen Strichen wird das Zentrum des Evangeliums entfaltet: In der Wiedergeburt in die neue Wirklichkeit verwandelt; geheiligt durch den Heiligen Geist zum Leben im neuen Sein; befähigt und gerechtgemacht durch Jesus Christus; der Herrschaft der Sünde entrissen. Das gilt auch für die Korinther – gerade jetzt, wo sie in der Gefahr stehen, »sich verführen zu lassen«, den listigen Anläufen des Satans zu erliegen und aus der Gnade zu fallen. Paulus ruft sie in diesen Gefährdungen zur entschlossenen Hinkehr zu ihrem Herrn.

Edition C Bibelkommentar

Sie müssen denjenigen kennen und ihm vertrauen, der es sehr wohl versteht und genau weiß. was er tut

Und um dieses bete ich, daß eure Liebe noch mehr und mehr überströme in Erkenntnis und aller Einsicht, damit ihr prüfen möget, was das Vorzüglichere sei, auf daß ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag Christi, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum ist, zur Herrlichkeit und zum Preise Gottes.
Elberfelder 1871 – Philipper 1,9–11

Und das ist meine Bitte an Gott: dass er eure Liebe, verbunden mit der rechten Erkenntnis und dem nötigen Einfühlungsvermögen, immer größer werden lässt. Dann werdet ihr in allem ein sicheres Urteil haben und werdet ein reines, untadeliges Leben führen, bereit für den Tag, an dem Christus wiederkommti. Durch ihn, Jesus Christus, wird euer Tun von dem geprägt sein, was gut und richtig ist – zum Ruhm und zur Ehre Gottes.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Philipper 1:9–11

Ich bete darum, dass eure Liebe immer mehr und mehr überströmt, sodass ihr voller Erkenntnis und großer Einfühlungskraft seid. Dann könnt ihr euch in allen offenen Fragen ein klares Urteil bilden und so vorbildlich und untadelig leben in der Erwartung des großen Tages des Messias. So wird sich bei euch die Frucht eines solchen Lebens voller Gerechtigkeit ganz entfalten. Sie entsteht letztlich durch Jesus, den Messias, zur Ehre und Verherrlichung Gottes.
Roland Werner – Das Buch – Philipper 1,9–11

Da wir den Vers 10 vor ein paar Tagen schon einmal hatten, hier nun auch ein bißchen der Zusammenhang…

Spüren Sie Paulus’ Begeisterung? Sie ist ziemlich anders als die Begeisterung, die oft unsere Gebete lenkt. Dieses Gebet ist sowohl echt als auch hoffnungsvoll. Paulus kennt die Menschen. für die er betet, mit all ihren Schwächen und Herausforderungen. Doch wenn er über sie nachdenkt, sprudelt er über vor Zuversicht! Seine Zuversicht beruht jedoch nicht auf der Fähigkeit seiner Leser, die Kurve zu kriegen. Paulus hat Zuversicht in Bezug auf diese Menschen, aber sie gründet nicht auf ihnen. Sie kommt aus der Vertikalen —— Mensch zu Gott — und ist persönlich. Paulus ist zuversichtlich in Bezug auf die Gläubigen in Philippi, weil seine Zuversicht auf Jesus Christus beruht. Paulus ist überzeugt, dass Jesus das gute Werk, das er in ihnen angefangen hat, auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi (Verse 3-5). Wenn Paulus die Philipper betrachtet, kann er auch mit Freude beten. Er ist voll Freude über ihre Gemeinschaft am Evangelium. Er ist voll Freude über das anhaltende Werk Christi in ihrem Leben. Er ist voll Freude in seiner Liebe zu ihnen und in ihrem Anteil an der Gnade mit ihm. Paulus will, dass sie wissen, dass sie alle diese Dinge erfahren können und sie auch so sein können wie er: positiv, zuversichtlich, erwartungsvoll und aktiv. Die Art von Wachstum, die sich Paulus für die Philipper wünscht (Verse 9-11), gründet in einer Liebe zu Christus. die
• überströmt in Erkenntnis und Urteilsvermögen;
• lauter und ohne Anstoß ist;
• erfüllt ist mit Früchten der Gerechtigkeit.
Paulus betet für die Gläubigen in Philippi, dass Ihre Liebe zu Gott zu Werken der Liebe an anderen führt. Dorthin will Gott sie führen, und dorthin will Gott auch uns führen. Egal, was Ihnen heute begegnet, Sie können ermutigt sein, dass Gottes Werk in Ihrem Leben weitergeht, auch wenn Sie es nicht sehen. Gott führt sein Werk fort, inmitten dieser schwierigen Situation an der Arbeitsstelle oder mit Ihrem Teenager oder im Ringen in Bezug auf Ihr Gewicht oder in Ihrem Kampf gegen die Entmutigung. Gott bringt Sie voran, wenn Sie sich ihm unterordnen. Sein gegenwärtiges und treues Werk gibt uns Zuversicht. Während Sie ein schwieriges Gespräch mit einem Kollegen haben, können Sie zu sich selbst sagen: „Christus arbeitet gerade jetzt daran, das, was er in mir angefangen hat, zu Vollenden.“ Während Sie mit Ihren Finanzen kämpfen, können Sie zu Ihrer Frau sagen: „Wir können damit fertig werden, weil Christus gerade jetzt daran arbeitet, das zu vollenden, was er in uns angefangen hat.“ Wenn es scheint, als ständen Sie im Kampf gegen die Sünden auf verlorenem Posten, können Sie sagen: „Ich habe Hoffnung auf Sieg, weil Christus gerade jetzt daran arbeitet, das zu vollenden, was er in mir angefangen hat.“
Diese auf Christus ausgerichtete Zuversicht bewegt uns auf unser endgültiges Ziel hin, die Sache, für die wir geschaffen wurden: die Ehre und das Lob Gottes (Vers 11). Denken Sie daran, dass Paulus im Gefängnis war, als er den Philippern schrieb, und genau diese Wahrheiten selbst erprobte, von denen er so unbedingt wollte, dass sie sie verstehn!
Das Leben ist selten einfach. Wachstum in Gottes Gnade ist ein Prozess und kein einmaliges Ereignis. Schwierige Dinge verändern sich. nicht über Nacht, weil Sie diese dem Herrn anvertraut haben. In der Bibel wird ehrlich beschrieben, wie schwierig und vielfältig unser Kampf mit der Sünde ist. Menschen, Freundschaften, Gemeinden, Ehen und Nachbarschaften verändern sich nicht im Nu. In der Bibel wird das Leben als Christ als eine Reise beschrieben, die uns oft durch die Wüste führt. Sie werden müde und verwirrt sein. Sie werden Momente erleben, in denen Sie sich fragen, wo Gott ist. Sie werden darum kämpfen, dass Gottes Verheißungen in Ihrem Leben wirksam werden. Sie werden das Gefühl haben, dass Gott nachzufolgen Ihnen mehr Leiden als Segen bringt. Sie werden durch Zeiten gehen, in denen es scheint, als würden die Grundsätze der Schrift nicht funktionieren. Es wird manchmal aussehen, als würde die falsche Seite gewinnen. Es wird Zeiten geben, in denen Sie sich allein und missverstanden fühlen. Es wird Momente geben, in denen Sie am liebsten aufgeben würden.
Diese Stelle ist dazu bestimmt, Sie zur Hoffnung zu ermutigen, inmitten der Dinge, die Sie nicht vollständig verstehen. Sie müssen nicht alles begreifen. Aber Sie müssen denjenigen kennen und ihm vertrauen, der es sehr wohl versteht und genau weiß. was er tut. Sehen Sie Ihr Leben so, wie Paulus das Leben der Philipper und sein eigenes sah? Leben Sie in einer Zuversicht, die auf Christus ausgerichtet ist? Wollen Sie das. was Gott für Sie will. oder klammern Sie sich an ihre eigenen Pläne? Gott wird nicht aufgeben, bis jedes Detail seines Werkes in jedem seiner Kinder vollendet ist. Wir können Mut und Hoffnung haben in jeder Situation. Gottes Traum für uns wird in Erfüllung gehen.

Timothey S. Lane – Alles anders – aber wie?

In Philipper 1,9-11 wird uns dieser Effekt ganz praktisch vor Augen geführt: Dort hat das Gebet des Apostels Paulus für die Philipper eine ganze Reihe von schönen Ergebnissen zum Ziel, die wir zu unserer Ermunterung anschauen wollen, um im Gebet weiter anzuhalten.
Es beginnt mit den Worten: „Und um dieses bete ich“. Paulus praktizierte ein intensives Gebetsleben, worin er Christus sehr ähnlich und uns zum Vorbild geworden ist. Der Apostel war stets um das Wohl und die geistliche Reife der Gläubigen in den einzelnen Versammlungen besorgt – so flehte er „Nacht und Tag über die Maßen“ für die Thessalonicher (1 Thessalonicher 3,10). Bei den Philippern wünschte er im ersten Schritt, ihre Liebe anzufachen.

„… dass eure Liebe noch mehr und mehr überströme …“ (V. 9a)
Hier wird deutlich, dass die Liebe zu dem Herrn Jesus und auch zu unseren Mitgeschwistern nie groß genug sein kann – denn die Liebe kann nicht aufhören zu wachsen: sie soll überströmen, ja sogar mehr, und noch mehr überströmen. Hierin lässt sich schon erahnen, wie groß die Auswirkungen eines einfachen Gebets sein können! Dabei benötigen wir das gegenseitige Gebet füreinander, damit unsere Liebe wachsen kann. Dieser eindrucksvolle Effekt des Gebets ist sehr bemerkenswert. Doch worin besteht nun das Wachstum der Liebe?

„… in Erkenntnis und aller Einsicht …“ (V. 9b)
Ein menschliches Sprichwort sagt: „Liebe macht blind.“ In geistlicher Hinsicht erfahren wir aber genau das Gegenteil, denn die von Gott bewirkte Liebe führt zu Erkenntnis und Einsicht der Person Christi und seiner Gedanken. Auch im Hinblick auf das Wohl und die Bedürfnisse unserer Mitgeschwister erhalten wir einen aufmerksameren Blick, der mit liebendem Herzen dem begegnet, was unserem Bruder oder unserer Schwester Not bereitet.

„… damit ihr prüfen mögt, was das Vorzüglichere ist …“ (V. 10a)
Erkenntnis und Einsicht befähigen uns dann auch, das Vorzüglichere zu ergreifen: wir sollen prüfen, was das Bessere ist. Es geht hierbei nicht um die Unterscheidung von Gutem und Bösem, sondern darum, unter dem Guten das Bessere auszuwählen.

„… damit ihr lauter und ohne Anstoß seid auf den Tag Christi …“ (V. 10b)
Das Streben nach dem, was vorzüglicher ist, hat in der Folge unmittelbare Auswirkungen auf unseren Wandel, und zwar in zweierlei Hinsicht: „lauter“ bedeutet, „authentisch, ohne Heuchelei“ zu sein im Hinblick auf die eigene Person, damit ein Wandel „ohne Anstoß“ im Hinblick auf meinen Nächsten ermöglicht wird.

„… erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist …“ (V. 11a)
Dies alles führt dazu, dass wir in unserem Leben Frucht für Gott bringen können. All das, was in uns gewirkt wird, wenn wir in Liebe handeln (V. 9), das Bessere suchen (V. 10a) und in Rechtschaffenheit leben (V. 10b), bewirkt Frucht für Gott. Diese Frucht der Gerechtigkeit ist nur in Christus Jesus möglich, denn durch den Glauben an Ihn sind wir gerechtfertigt und in der Lage, „Gerechtigkeit zu tun“ (1 Johannes 3,7), das heißt, die Frucht der Gerechtigkeit zu vollbringen. Ein Ungläubiger, der kein Leben aus Gott hat, kann eine solche Gerechtigkeit nur äußerlich vorgeben, ohne deren Frucht wirklich im Herzen zu besitzen (s. Lk 16,15).

„… zur Herrlichkeit und zum Preise Gottes.“ (V. 11b)
Im Endeffekt summieren sich alle diese aufeinanderfolgenden Auswirkungen des Gebets zur Herrlichkeit und zum Preise Gottes. Gott zu verherrlichen heißt, sein Wesen in Worten und Taten auf dem praktischen Glaubensweg widerzuspiegeln. Seine Herrlichkeit ist gleichermaßen die Zusammenfassung seiner Wesenszüge, die wir dann in unserem Leben darstellen dürfen. Dieses Vorrecht ist auch Verantwortung zugleich. Wird Gott durch mein Leben verherrlicht? Eine ernste Frage, der wir nicht ausweichen dürfen. Wir sehen also, welch weitreichende Auswirkungen mit dem Gebet verbunden sind, das wie ein zarter Flügelschlag eines Schmetterlings große Effekte herbeiführen kann. Dies soll uns als Ermunterung dienen, „allezeit zu beten und nicht zu ermatten“ (Lk 18,1).

Bleib in mir 2021 – Matthias Wölfi

Er bezeugte in den Versen 3.4, daß er für sie betete; jetzt nennt er den Inhalt seines Gebets für sie. Er verwendet das Wort proseuchomai , das immer für Gebet zu Gott steht, während deomai für an Menschen gerichtete Bitten gebraucht wird (Apg 8,34; 21,39; Gal 4,12). Lenski bemerkt, daß proseuchomai ein Durativ Präsens ist und daher umschrieben » ich bleibe am Beten « bedeutet. Die Absicht des Betens wird durch den Gebrauch von hina (» damit « , » auf daß «) angezeigt. „Eure Liebe « (agape), welche, wie Lightfoot vermerkt, nicht einem besonderen Individuum gilt, sondern Liebe im absoluten Sinn meint, der innere Zustand der Seele. W.E. Vine bietet eine hilfreiche Notiz: » Dieses Wort sollte von Zuneigung, die stärker gefühlsbetont ist, unterschieden werden. Ihre Verbindung mit Erkenntnis und Unterscheidungsvermögen zeigt, daß Urteilen, nicht Fühlen, den Willen bestimmt. Sie hatten bereits mit der Tat ihre Liebe zu Gott (V. 5). und zu Paulus (V. 7; 4,10) unter Beweis gestellt. Taktvoll drückt er nun seinen Wunsch aus, daß sie immer mehr zunehmen möchte. Bengel bemerkt in der ihm eigenen Weise: » Das Feuer im Herzen des Apostels ließ ihn nie sagen, es genügend zurückliegende und gegenwärtige Errungenschaften seien genug « Der Gedanke des Überfließens läßt an weit Besseres denken wie in 1,23. Es wird verwendet für das Werk Gottes (1.Kor 15,58); die Freigebigkeit der Heiligen (2.Kor 8,2); die Freude des Paulus (Phil 1,26); seine Umstände (4,12.18); für die Liebe untereinander (1.Thess 3,12; 4,10) und das Wohlgefallen Gottes (1.Thess 4,1).
    Die Präposition epi vor dem Wort Erkenntnis dient der Verstärkung der Bedeutung und weist auf fortgeschrittene, volle Erkenntnis hin. Es ist die Erkenntnis des Herzens und nicht des Kopfes wie Lenski bemerkt Es ist auf Erfahrung beruhende Erkenntnis im Gegensatz zu gnosis, worauf W.E. Vine hinweist. Gnosis kann wahre und falsche Erkenntnis sein; epignosis hingegen ist immer wahre Erkenntnis, und zwar in geistlichen Belangen. Es ist interessant zu beachten, daß Gottes Erkenntnis gnosis ist (Röm 11,33; Kol 2,3) und nicht epignos is, denn bei Gott ist Erkenntnis absolut und kann nicht gradweise zunehmen. Im Gebet des Paulus für die Epheser wünschte er ihnen einen Geist der Weisheit und Offenbarung in der vollen Erkenntnis Seiner Selbst (Eph 1,17); und für die Kolosser erbat er volle Erkenntnis Seines Willens (1,9). Das Wort » Einsicht « bedeutet auch » Unterscheidung « . Lightfoot bemerkt, daß Erkenntnis allgemein Grundsätze zum Gegenstand hat, während » Einsicht « oder » Unterscheidung « mehr mit praktischen Anwendungen zu tun hat. Dieses Wort aisthesis kommt im NT nicht mehr vor. Es bezeichnet weniger intellektuelle als viel mehr sittliche Empfindsamkeit. Das Wort » aller « entspricht, wie Lightfoot bemerkt, dem Wort » voll « bei » Erkenntnis « . Die beiden Wörter werden in Spr 1,4; 2,1; 8,12 miteinander verbunden.
10
Das ist das Ziel für ihre Liebe, daß sie in voller Erkenntnis und Sittlichem Urteilsvermögen » prüfen « mögen. Dieses Wort dokimazo wird verwendet für das » Beurteilen « des Angesichts des Himmels (Luk 12,56); das » Versuchen « der fünf Joch Ochsen (Luk 14,29); das » Prüfen « des Willens Gottes (Röm 12,2) das » Bewähren « des Werkes eines jeden vor dem Bema (Richterstuhl) des Herrn (1.Kor 3,13); für das » Prüfen « von sich selbst vor dem Mahl des Herrn (1.Kor 11, 28). Es wird auch für das » Prüfen « der Geister verwendet, ob sie aus Gott seien (1.Joh 4,1). Der weite Bedeutungsumfang reicht von » Untersuchen « bis hin zum daraus resultierenden » wählen « . Trench sagt: » Etwas prüfen, ob es der Annahme wert sei oder nicht. « Das » Vorzüglichere « wird am besten gedeutet als » Dinge, die sich unterscheidend. Das Wort diaphero heißt » hindurchtragen « (Mark 11,16). Der Gedanke » sich unterscheidend kommt in Luk 12,24 zum Ausdruck: » Um wieviel vorzüglicher seid ihr als die Vögel! « in 1.Kor 15,41 unterscheiden sich die Sterne voneinander an Klarheit. Zu Röm 2,1 S, wo es wörtlich heißt » und prüfst das sich Unterscheidende macht Bengel eine treffende Bemerkung: » Das Prüfen und Festhalten dessen, das nicht allein im Vergleich mit dem Schlechten gut ist, sondern das unter den guten Dingen das Beste ist. « Wir wählen sehr genau aus, wenn es um zeitliche Dinge geht; warum dann nicht auch in geistlichen Dingen? In 1.Thess 5,21 werden wir aufgefordert, alles zu prüfen und das Gute ZU behalten. In Matth 10,31 und Luk 12,7.24 wird der Gedanke das Vorzüglicheren entwickelt.
    Wiederum bezeichnet das Bindewort hina Absicht: » auf daß ihr lauter seid « . Die Bedeutung des Wortes heilikrines, lauter, ist ein wenig umstritten. Buchsei meint im ThWNT (Bd 2, 397), es gehe auf Wurzeln mit der Bedeutung » Warme « oder « Licht der Sonne « zurück; die volle Bedeutung wäre also » im Licht der Sonne geprüft, vollkommen rein, fleckenlos « Benseler-Kaegi geben in ihrem ausgezeichneten Wörterbuch a) » sonnenklar, offenbar, deutliche, b) » echt, lauter, rein tadellos « an.
    Moulton und Milligan bieten in ihrem Vocabulary of the New Testam ent » im Licht der Sonne geprüfte Es bezieht sich auf die innere Haltung und bezeichnet das Fehlen unreiner Motive. Es beschreibt die Reinheit und Aufrichtigkeit des Herzens, welches von geistlichem Takt und der Fähigkeit zur Unterscheidung, worum der Apostel betet, geführt ist. » Unanstößig « ist das gleiche Wort, das in Apostelgeschichte 24,16 und auch in 1.Kor 10,32 verwendet wird, wo der Apostel die Heiligen ermahnt, niemandem ein Anstoß zu sein. Eine Reihe von Auslegern wie Alford, Lightfoot, Eadie und Lenski sagen, das Verb sei intransitive, weshalb es hier nicht darum gehe, daß man anderen einen Anstoß bereitet, sondern daß man selbst von einer Haltung gekennzeichnet ist, die mit » aufrichtig « Hand in Hand geht: » aufrichtige « wäre dabei die positive, » unanstößig die negative Seite. Es geht darum, daß die Heiligen in sich selbst passend sind im Blick auf den Tag des Christus.
    Das Wort » auf « (eis) bedeutet auch » hin zu « , oder auch » hinsichtlich « des Tages des Christus. Zum Tag des Christus siehe Kommentar zum Vers 6.11 Man beachte den Gegensatz zwischen V. 10 und V. 11. In Vers 10 sollen sie unanstößig sein. In V. 11 sollen sie erfüllt sein. Das Wort » erfüllt « ist in der Zeitform perfekt, im Modus passiv. Sie können nur deshalb frei von den in V. 10 genannten Dingen sein, weil sie erfüllt worden sind und jetzt erfüllt sind (das ist die Bedeutung des Perfekts). Am Passiv erkennen wir, daß sie nicht selbst etwas erworben haben, sondern daß ein anderer etwas für sie getan hat. W.E. Vine und H.C.C. Boule meinen, der Vers spreche rückblickend vom Richterstuhl des Christus aus und besage, sie seien damals erfüllt worden, als sie noch in der Welt waren. Wir ziehen mit anderen die Deutung vor, daß eine gegenwärtige Verwirklichung gemeint ist. Das Wort » Frucht « kommt in 1,22 und in 4,17 vor. Das Wort » Gerechtigkeit « bezeichnet den Charakter der Frucht. Einige beziehen diese auf die Rechtfertigung. Obwohl das inbegriffen ist, ist es besser die Gerechtigkeit hier als die praktisch ausgelebte denn durch die Stellung geschenkte anzusehen. In diesem sittlichen Sinn wird sie auch in 2.Kor 9,10; 1.Tim 6,11; 2.Tim 2,22; 3,16; Jak 3,18 verwendet. Die letzgenannte Stelle deckt sich mit Phil 1,11 (siehe auch 1.Petr 2,24; 1.Joh 2,29; 3,7.10). in Gal 5,22 wird uns gesagt, was der Heilige Geist hervorbringt, und in Eph 5,9 was die rechte Frucht des Lichts in aller Gütigkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit ist.
    Hier wir die Präposition dia, » durch Jesus Christus « verwendet. In V. I hingegen werden die Heiligen als in Christus Jesus gesehen, so daß wir hier erkennen sollen, daß Christus auch in ihnen ist. Das ist der Grund für die passive Formulierung » erfüllt « , die Wirklichkeit Seiner Gegenwart und Seines Wirkens in ihrem Leben. Er ist der Gerechte in 1.Joh 2,1; und Gerechtigkeit ist es, die Er im Leben Seiner Heiligen hervorbringt.
    Die Herrlichkeit Gottes definiert nicht nur den Ausdruck Seines Charakters, sondern auch die Offenbarung Seiner Macht. Das ist der höchste Sinn aller Werke Gottes und besonders Seines Werkes in den Gläubigen (Eph 1,6). H.C.G. Moule bemerkt: » Dies ist das wahre Ziel und der Sinn des ganzen Werkes des Gnade. Für Ihn sind alle Dinge, dem die Herrlichkeit sei in Ewigkeit. Amen (Röm 11,36).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Judas oder Petrus?

Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollet etwa auch ihr weggehen? ( Diese Frage drückt nicht einen Zweifel an ihre Treue aus, (die griechische Fragepartikel setzt eine verneinende Antwort voraus), sondern die Apostel sollten vor den Ungläubigen und Abgefallenen ein öffentliches Zeugnis ablegen und in ihrer Anhänglichkeit an den Herrn bestärkt werden. )
Simon Petrus antwortete ihm: Herr! Zu wem werden wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens! ( Wir kennen niemand, dem wir uns lieber anvertrauen. Petrus denkt an nichts Irdisches mehr, Jesus ist sein einziges Glück. – Worte des ewigen Lebens: Deine Worte führen zum ewigen Leben, geben dasselbe. – Und wir, Antwort auf V. 68: und ihr. Sie sind vom Glauben zum Verstehen gekommen. )
(Und wir haben geglaubt und erkannt, dass du Christus, der Sohn Gottes bist. ( Nach den besten griechischen Handschriften: Der Heilige Gottes, d. i. der Gott in besonderer Weise Angehörige. Diesen Glauben fordert Jesus vor allem für den Genuss des Lebensbrotes. (V. 35 – 40) ) [Mt 16,15.16, Mk 8,29, Lk 9,20]
Allioli Bibel – NT – Johannes 6,68–70

Eigentlich gab es zwei Antworten auf die Frage von Jesus „Wollt ihr auch weggehen?“:
nämlich die von Petrus und die Antwort von Judas! Judas tat so, als würde er auch Jesus weiter folgen würde, aber in Wirklichkeit folgte Judas seinen religiösen Führern – und suchte dort nach der richtigen Antwort!
Und Jesus? Was sagte Jesus danach – gemäß deiner Bibel? Sagte er zu Petrus: „Du hast Recht, aber bald wirst du die Wahrheit in den Zeitschriften und Büchern der Organisation xy finden?“ oder „Du hast Recht, aber bald wird die Kirche diese meine Aufgabe übernehmen?“
Deshalb die Frage: WEM folgst du? Wirklich Jesus? Hast du ein persönliches Verhältnis zu Jesus?
Fakt ist: Jesus verspricht „den heiligen Geist“ zu schicken – nicht eine Kirche/Organisation gründen zu lassen 😉

Den Vers hatten wir schon zwei Mal: 2020 und 2023 – also heute nur Ergänzungen.

Petrus war immer bereit zu sprechen, manchmal in der Energie des Fleisches mit seinen Meinungen herauszuplatzen (Mt 16,22; 17,4.25; 26,70 ), manchmal auch in demütiger Weise Aussagen gemäß dem Geist Gottes zu machen. Diese zwiespältige Natur der Zunge wird in Jak 3,3-12 beklagt, denn es zeigt, was im Herzen ist.
 Bei dieser Gelegenheit war Petrus durchweg geistlich. Andere mögen sich um falsche Propheten, falsche Lehrer, falsche Evangelisten und in der Zukunft sogar um den Antichristen scharen. Im AT brauchte ein Mann bloß zu sagen: „Ich will König sein“, und schon folgten ganze Scharen Absalom, Scheba und Adonija.
 Man beachte die Entwicklung des Bekenntnisses der Person Christi:
 1. „Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn“ (Mt 14,33). Dies geschah in dem Schiff. Es wurde durch göttliche Macht hervorgerufen (der Vater wirkt).
 2. „Wir haben geglaubt und erkannt, daß du der Heilige Gottes bist“ (Joh 6,69). Dies geschah innerhalb oder gerade vor der Synagoge. Es wurde durch die göttliche Predigt hervorgerufen (der Ruf des Vaters).
 3. „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16). Dies geschah an der Grenze von Cäsarea Philippi. Es wurde durch die göttliche Person in ihrer Mitte hervorgerufen (die Offenbarung des Vaters).
In V.69 folgt die AV, und entsprechend auch Luther ’12 der Lesart „du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“. Elbf., Rev.Elbf., Zürcher und Luther ’56 haben: „Du bist der Heilige Gottes.“
 Der Titel „der lebendige Gott“ kommt oft in der Bibel vor; z.B. im Zusammenhang mit
 1. Dürsten (Ps 42,2;84,2 ).
 2. Beziehungen der Personen der Gottheit zueinander (Mt 16,16; Joh 6,69; 2Kor 3,3).
 3. Göttlichen Besitztümer (2Kor 6,16; 1Tim 3,15; Hebräer 12,22).
 4. Dem Dienst des Gläubigen (1 Thessalonicher 1,9; Hebräer 9,14).
 5. Dem Vertrauen der Gläubigen (1Tim 4,10;6,17 ).
 6. Dem Abfallen der Ungläubigen (Hebräer 3,12)
 7. Dem Gericht der Ungläubigen (Hebräer 10,31).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die Frage »Wollt ihr etwa auch weggehen?« lässt uns an die Frage denken, die der Herr den beiden ersten Jüngern gestellt hatte: »Was sucht ihr?«, worauf diese geantwortet hatten: »Rabbi …, wo hältst du dich auf?« Sie waren dem Herrn gefolgt und jenen ganzen Tag bei ihm geblieben (1,38.39) und ihm danach die drei Jahre durchs Land gefolgt. Und nun blieben sie weiterhin bei ihm. Wer beim Herrn blieb, der bewies, dass er ein wahrer Jünger war (vgl. 8,31). Petrus ergreift das Wort und spricht im Namen der übrigen Jünger, denn er sagt nicht »ich«, sondern »wir«: »Herr, zu wem sollen wir gehen?« Es gibt niemand außer dem Sohn Gottes, der »Worte ewigen Lebens« hat. Damit bestätigt Petrus die Worte, die der Herr eben selbst gesprochen hatte: »Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben« (V. 63). Damit zeigt Petrus, dass er glaubt (V. 69) und dass er selbst geistlich, d. h. aus Gott geboren ist. Er hatte es an sich erfahren, dass die Worte des Herrn Geist und Leben sind: Jesus hatte zu ihm gesprochen und ihn damit ins Licht gestellt und dann neu gemacht. Aus Simon, dem Sohn des Jona, aus Simon, dem Sünder und Sohn eines Sünders, war Petrus geworden (1,41.42); er war aus Gottes Willen neu geboren (1,13; 3,3.5), ein Heiliger Gottes, ein lebendiger Baustein im Haus Gottes (1 Petr 2,4.5).
»wir haben geglaubt und erkannt«: πεπιστευκαμεν και εγνωκαμεν, pepisteukamen kai egnōkamen. Diese beiden Perfekte drücken das Ergebnis des Glaubens und Erkennens aus, sodass wir umschreiben können: »Wir sind zum Glauben und zur Erkenntnis gelangt, und nun haben wir den Glauben und die Erkenntnis …«
»dass du der Heilige Gottes bist«: Jesus ist »das heilige Kind«, das durch den Heiligen Geist gezeugt wurde (Lk 1,35); er ist »der Heilige und Gerechte« (Apg 3,14), den Gott seinem Volk zum Heiland und Herrn machte; er ist der heilige Knecht Gottes (Apg 4,27), in dessen Hand alles Wohlgefallen Gottes gedeiht (Jes 53,10); er ist der in der öffentlichen Salbung durch den Heiligen Geist von Gott zu seinem Dienst Geheiligte (1,32.33; Apg 10,38); er ist der Sohn, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat (10,36); er ist das von Gott geheiligte Lamm, das die Sünde der Welt wegnehmen soll (1,29); er ist der von Gott ausgesonderte Retter der Menschen (4,42). Er heiligt sich selbst für seine Erwählten, damit diese geheiligt seien durch die Wahrheit (17,19). Er ist als der Herr der Gemeinde »der Heilige, der Wahrhaftige« (Offb 3,7), an dem die Heiligen sich ausrichten. ( In einigen Handschriften steht in V. 69 nicht »der Heilige Gottes«, sondern »Christus, der Sohn des lebendigen Gottes«, also wörtlich das Gleiche wie im Bekenntnis des Petrus, das er an anderer Stelle ablegte (Mt 16,16). Es ist anzunehmen, dass Kopisten gemeint haben, hier den Text »verbessern« zu müssen. Damit geht (wie z. B. im Textus Receptus) etwas vom Reichtum des Wortes Gottes verloren, nämlich das Bekenntnis, dass der Sohn Gottes auch »der Heilige Gottes« heißt, das sich außer hier nirgends findet. )

Benedikt Peters – Kommentar zum Johannes-Evangelium

Alles liegt Johannes nun daran, dass die, die sein Evangelium lesen und hören, die Stimme des Gottessohnes und seine «Worte des ewigen Lebens» (Joh 6,68b) vernehmen. Denn wer immer sein Wort hört, hört wahrhaft Jesus Christus und in ihm Gott, den Vater, der ihn gesandt hat. Darin gelangt das Evangelium zu seinem erklärten Ziel. Es zielt darauf ab, dass seine Leser und Hörerinnen durch den Glauben das Leben haben in Jesu Namen (Joh 20,31). «‹Glauben› heisst, in den logoi Jesu den, der ihn gesandt hat, zu vernehmen und, indem man an Jesus und sein Wort glaubt, Gott zu glauben» (Ringleben, 531; vgl. Joh 5,24– 26; 17,3). Johannes gibt also seinen Lesenden deutlich vor, wie sein Evangelium zu verstehen ist. Was bedeutet es, diesen immanenten Vorgaben heute zu folgen?
Luther unterschied kategorisch zwei Haltungen, die Menschen der biblisch-christlichen Tradition gegenüber einnehmen können: einerseits «Historien» von Christus wissen und nachsprechen, andererseits glauben, das heisst im Herzen fassen, dass darin ein für allemal über mein Heil und Leben entschieden ist. Auch nach der Aufklärung gilt: Glauben geht über historisches Bescheidwissen hinaus; es heisst, darauf vertrauen, «dass Christus pro nobis, das heisst für uns persönlich geboren wurde und für uns das Werk des Heils vollbracht hat» (McGrath, 517). Dem entsprechen zwei Arten des Lesens, die den biblischen Text entweder als sachliche Information oder als Anrede und göttliche Mitteilung nehmen.

Michael Heymel – Das Johannesevangelium heute lesen

Die Brot-des-Lebens-Rede führte zu drei spezifischen Ergebnissen (Johannes 6,66-71). Erstens: Viele Jünger außerhalb der apostolischen Gruppe verließen Jeschua: Daraufhin gingen viele seiner Jünger zurück und wandelten nicht mehr mit ihm (Joh 6,66). Zweitens: Elf der zwölf Apostel bekräftigten ihren Glauben. Als er sie fragte: Wollt auch ihr weggehen? antwortete Petrus ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast die Worte des ewigen Lebens. Und wir haben geglaubt und wissen, dass du der Heilige Gottes bist (Johannes 6:67-69). Drittens: Für Judas begann mit dieser Rede der Weg zu seinem Abfall vom Glauben. Zum ersten Mal identifizieren die Evangelienberichte ihn als den kommenden Verräter, was darauf hinweist, dass sein Abfall hier begann (Joh 6,70-71).

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

In Johannes 6,66-69 heisst es: «Von da an gingen viele von seinen Jüngern zurück und wandelten nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr etwa auch weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.» Die Antwort von Petrus besteht aus zwei Teilen. Zuerst sagt er: Wir bleiben bei Dir, weil Du uns Worte ewigen Lebens gibst. Dann fügt er hinzu: Wir bleiben auch bei Dir, weil Du eine so wunderbare Person bist. Das Zweite geht weiter als das Erste. In der Nachfolge hatte Petrus viel von seinem Meister empfangen. Doch er hatte Ihn auch persönlich kennengelernt. Die Gemeinschaft mit Ihm wollte er nicht mehr missen.

Halte fest 2007

SIND DIE ANSPRÜCHE JESU EINZIGARTIG UNTER DEN RELIGIONEN DER WELT?
von Gary R. Habermas

Haben alle großen religiösen Lehrer ungefähr die gleiche Botschaft verkündet? Haben zum Beispiel viele der religiösen Lehrer gelehrt, dass sie Gott sind, so wie Jesus es tat?
Es mag viele überraschen zu erfahren, dass wir keine verlässlichen historischen Daten darüber haben, dass einer der Gründer der großen Weltreligionen – abgesehen von Jesus – jemals behauptet hat, Gott zu sein. Es gibt keine frühen Schriften, die eine solche Behauptung im Namen dieser Personen belegen. Die chinesischen Lehrer Konfuzius und Laotse zum Beispiel übten zwar moralischen, sozialen und kulturellen Einfluss auf ihre Schüler aus, waren aber keine Theologen. Viele ihrer weisen Sprüche erinnern an das hebräische Buch der Sprüche. Seltsamerweise könnte Buddha ein Atheist gewesen sein, der nicht an irgendeine Art von Göttlichkeit glaubte!
Das heilige Buch der Muslime, der Koran, erhebt Muhammad definitiv nicht an die Stelle von Allah (Gott). Es wird zwar gesagt, dass Mohammed Allahs wichtigster Prophet ist, aber es wird nicht versucht, Mohammed zur Gottheit zu machen. Im Gegenteil: Allah hat keine Partner (Suren 4:171; 5:72, 116).
Das Alte Testament stellt keinen Führer oder Propheten auf Gottes Ebene. Vielmehr wird uns gesagt, dass Gott seine Herrlichkeit mit niemandem teilen wird (Jes 48,11). Abraham, David und Jesaja sind also keine Kandidaten für die Gottheit.
Vielleicht kommt die hinduistische Figur Krishna dem Verständnis als Gott am nächsten. In den heiligen Schriften des Hinduismus, der Bhagavad-Gita (z. B. 4:13; 9:18-20, 23), wird er zwar als Gottheit bezeichnet, aber die Gelehrten sind sich nicht sicher, ob Krishna jemals wirklich gelebt hat und wenn ja, in welchem Jahrhundert er gelebt hat. Außerdem erheben diese Schriften nicht den Anspruch, historische Abhandlungen über tatsächliche Lehren zu sein, und es wird angenommen, dass sie Hunderte von Jahren nach Krishnas möglichem Leben geschrieben wurden. Es ist also zwecklos, den ursprünglichen Behauptungen nachzugehen.
Außerdem unterscheidet sich der Begriff „Gott“ im üblichen hinduistischen Sinne von der jüdisch-christlichen Tradition. In der jüdisch-christlichen Tradition ist Gott von Natur aus völlig losgelöst von seiner Schöpfung; die Menschen erreichen die Gottheit nicht. In der Bhagavad-Gita hingegen können diejenigen, die zur Gottheit zurückkehren, den Prozess der Erleuchtung erreichen und ihre eigene Göttlichkeit erlangen (siehe 18:46-68). In gewissem Sinne haben alle Menschen eine göttliche Natur.
Im Gegenteil, Jesus beanspruchte zwei göttliche Titel für sich. Insbesondere sagte er, er sei sowohl der Sohn Gottes (Mt 11,27) als auch der Sohn des Menschen (Mk 2,10-11). Er sprach in vertrauter Weise von seinem Vater (Mk 13,36) und behauptete sogar, Sünden zu vergeben, wofür er der Gotteslästerung angeklagt wurde (Mk 2,5-7).
Als der Hohepriester Jesus fragte, ob er der Christus, der Sohn Gottes, sei, gab er den vielleicht deutlichsten Hinweis auf seine Behauptungen über sich selbst. Dann behauptete er weiter, dass er auch der Menschensohn sei, der auf Gottes Thron mitregieren und auf den Wolken zum Gericht kommen würde. Der Hohepriester erklärte diese Behauptungen für Gotteslästerung (Mk 14,61-64).
Diese Aussagen Jesu wurden in Dokumenten festgehalten, die nur wenige Jahrzehnte nach den Ereignissen verfasst wurden, und es gibt gute Gründe dafür, dass sie alle von Autoren verfasst wurden, die den Ereignissen nahe waren. Außerdem weisen viele der einzelnen Passagen Anzeichen von Historizität auf. Schließlich werden auch in sehr frühen Glaubensbekenntnistexten (z. B. Apg. 2,36; Röm. 1,3-4; 10,9) Gottheitstitel auf Jesus Christus angewandt.
Viele religiöse Lehrerinnen und Lehrer haben behauptet, den Weg Gottes darzustellen. Aber Jesus erklärte nicht nur, dass er Gottes Heilsweg einleitete (Mk 1,15-20), sondern auch, dass das, was seine Zuhörerinnen und Zuhörer konkret mit ihm taten, ihr ewiges Schicksal bestimmte (Mt 10,37-40; 19,23-30). Außerdem lehrte von diesen Religionsstiftern nur Jesus, dass sein Tod als Bezahlung für die Sünde der Menschen diente und das erreichte, was wir nicht erreichen konnten (Mk 10,45; 14,22-25).
Außerdem wird nur von Jesus in frühen Quellen von Wundern berichtet. Vor allem aber lehrte Jesus nach den Evangelien, dass seine Auferstehung von den Toten das Zeichen sein würde, das die Wahrheit seiner Botschaft beweist (Mt 12,38-42; 16,1-4; Mk 14,28). Für die Autoren des Neuen Testaments war die Auferstehung Jesu der Beweis, dass seine Behauptungen wahr waren (Röm 1,3-4; 1Pt 1,3-6). Tote Menschen können schließlich nicht viel tun! Wenn Jesus also auferweckt wurde, muss Gott das Ereignis herbeigeführt haben, um die Botschaft Jesu zu bestätigen (Apg 2,22-24; 17,30-31).

CSB Apologetics Study Bible

die Worte des ewigen Lebens. Die Worte Jesu sind mit der lebensspendenden Kraft des Geistes Gottes verbunden (V. 63; 3,3-6). Indem er seinen Aposteln den Namen und das Wort des Vaters gibt, vermittelt Jesus ewiges Leben, die Erkenntnis „des einzig wahren Gottes und Jesu Christi, den du gesandt hast“ (17:3, 6, 7). Diese Weitergabe des ewigen Lebens ist die beginnende Erfüllung der Prophezeiung Daniels über die endgültige Auferstehung (Dan. 12:2), die geistig begonnen hat und am Ende des Zeitalters mit der körperlichen Auferstehung vollendet wird.

Joh 6:69 der Heilige Gottes. An anderer Stelle taucht dieser Titel für Jesus auf den Lippen der von Dämonen Besessenen auf (Markus 1,24; Lukas 4,34), aber er ist trotzdem wahr (Lukas 1,35). Weil Jesus so rein und Gott geweiht war, konnte ihn der Tod nicht festhalten (Apostelgeschichte 2,25-28) und er steht für immer in Gottes Gegenwart als treuer Hohepriester seines Volkes (Hebr. 7,26-28).

The Reformation Study Bible

Und Gott tut dann den zweiten Schritt noch vollkommener als während des Tausendjährigen Reichs; alle Folge des Sündenfalls ist vollkommen getilgt, bis hin zur Aufhebung des Todes.

Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 21,4

Er wird alle ihre Tränen abwischen.
Es wird keinen Tod mehr geben,
kein Leid und keine Schmerzen ( keine Mühsal ),
und es werden keine Angstschreie mehr zu hören sein ( und es wird kein Schreien mehr geben ).
Denn was früher war, ist vergangen.«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Offenbarung 21:4

Und er wird jede Träne in ihren Augen trocknen. Der Tod wird nicht mehr da sein, keine Trauer, kein Schreien und kein Schmerz wird mehr existieren. Denn das, was zur ersten Schöpfung gehörte, ist vergangen.«
Roland Werner – Das Buch – Offb 21,4

Vers 3 und 4 hatten wir schon einmal – und auch den Vers 6

Hat dir schon einmal jemand eine Träne weggewischt? Wie nah musste dir derjenige kommen bzw sein?
Fast so nah, wie Gott dem Adam, als ER dem Adam „Odem in die Nase blies“? Auf jeden Fall muss ich jemandem vertrauen, wenn er mir so nahe kommen kann. Und die Bibel sagt nichts davon, dass Gott nur bestimmten Menschen so nahe kommen würde – sondern alle dann lebenden Menschen haben das Vorrecht, von Gott persönlich ihre Tränen abgewischt zu bekommen!

Fragen von Lesern

In Offenbarung 21:4 heisst es, dass es in der neuen Welt keinen Tod mehr gebe. Bedeutet dies, dass selbst Tiere dann nicht mehr sterben werden? — M. I., Neuyork.
Dieser Text bedeutet nicht, dass aller Tod ausgeschaltet sein wird. Rebellische Menschengeschöpfe werden während der Tausendjahrherrschaft Christi sterben, und jene, die sich am Ende der tausend Jahre auf die Seite Satans stellen, werden zugrunde gehen. (Jesaja 65:17, 20; Offenbarung 20:7-10) Allerdings zeigt der Text in Offenbarung 20:14 den Tod als vernichtet, und danach sagt Offenbarung 21:4, es werde keinen Tod mehr geben, aber der Tod, auf den Bezug genommen wird, ist ein Tod zufolge Ererbung von Adam her. Die Menschen werden dann nicht mehr wegen der Übertretung Adams entarten und sterben, sondern Jehova Gott kann zu irgendeiner künftigen Zeit irgendeinen willentlichen Rebellen hinrichten, der den Frieden der neuen Welt stört. Somit spricht Offenbarung 21:4 nur vom adamischen Tod der Menschen und hat keine Anwendung auf das Tierreich.
Was nun die Frage betrifft, ob Tiere in der neuen Welt sterben werden, können wir nicht dogmatisch sein. Es scheint, dass die Menschen sie nicht zu Nahrungszwecken töten werden, noch werden Tiere übereinander herfallen, ln der neuen Welt wird Jehovas Urvorsatz hinsichtlich Versorgung mit Nahrung verwirklicht, wie dieser Adam und Eva dargelegt wurde: „Siehe, ich habe euch gegeben alles samenbringende Kraut, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an welchem samenbringende Baumfrucht ist: es soll euch zur Speise sein; und allem Getier der Erde und allem Gevögel des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt [allen Landreptilien, AT], in welchem eine lebendige Seele ist, habe ich alles grüne Kraut zur Speise gegeben.“ (1 Mose 1:29, 30) Wenn der Löwe, das hervorragende fleischfressende Tier, „Stroh fressen wird wie das Rind“, so werden bestimmt keine andern Fleisch fressen. (Jesaja 11:6-9) Nebenbei bemerkt zeigt dies, dass laut Offenbarung 21:4 nicht aller Tod des organischen Lebens ausgeschaltet ist, denn Pflanzen werden sterben, um als Nahrung für Mensch und Tier zu dienen.
Der Umstand allein, dass Tiere nicht zu Nahrungszwecken gebraucht werden, beweist nicht, dass sie ewig leben werden. Es besteht Grund, zu glauben, dass sie sterben werden. Der Ungehorsam des Menschen in Eden führte nicht den Tod über die Tiere herbei; bereits hatten sie gelebt und waren gestorben, ja manche Formen waren schon Tausende von Jahren vor der Erschaffung des Menschen ausgestorben. Die neue Welt wird die Wirkungen des Ungehorsams Adams zunichte machen, doch betrifft dies nicht den Tod der Tiere. Der Zustand des Tieres ist unverändert geblieben seit seiner Erschaffung — das Tier lebt seine Lebensspanne und stirbt. Zu keiner Zeit ist ihm ewiges Leben in Aussicht gestellt worden.
Des Menschen Stellung ist eine andere. Adam war die Hoffnung auf ewiges Leben gegeben worden, doch entschwand ihm diese Hoffnung, als er die Prüfung auf Gehorsam zu bestehen verfehlte. Hätte er diese Prüfung bestanden, so hätte er zweifellos schliesslich vom „Baume des Lebens“ essen dürfen. Durch Adam verloren alle Menschen die Gelegenheit auf ewiges Leben. Durch das Erlösungswerk Christi Jesu aber wird die Gelegenheit zurückgegeben, und Menschen guten Willens können auf ewiges Leben in der neuen Welt hoffen. Nichts hiervon betrifft die Tiere.
Wenn ein Mensch willentlich böse ist und das Lösegeld verschmäht, wird er nie ewiges Leben erlangen, obwohl er jetzt während einiger weniger Jahre lebt. Er verliert die bessere Stellung zu einer Gelegenheit, die der Menschheit offensteht und sinkt in die gleiche Lage hinab, in der sich Tiere befinden, eine Lage, die keine Gelegenheiten auf ewiges Leben bietet. Über solche schrieb der inspirierte Apostel Petrus: „Aber diese Menschen, wie unvernünftige Tiere, naturgemäss zum Fang und Verderben geboren, werden in den Dingen, die sie nicht kennen und worüber sie schmäherisch reden, auch Verderben erleiden in ihrem eigenen Laufe des Verderbens.“ — 2 Petrus 2:12, NW.
Wenn Tiere Gelegenheit zu ewigem Leben hätten, warum werden dann Menschen, die diese Gelegenheit verlieren, mit ihnen verglichen? Es scheint keinen schriftgemässen Grund zu geben für die Folgerung, dass Tiere in der neuen Welt für immer leben werden, sondern eher, dass sie weiterhin geboren werden, reif werden, ihre Art hervorbringen und sterben. Argumente, die diesem Gedanken zuwiderlaufen, scheinen sich hauptsächlich auf Gefühle zu stützen.

Wachtturm – März 1951

Das Studium der biblischen Schriften hat mir hier eine neue Sicht vermittelt, die ich zuvor nicht hatte. Ja, ich bin zu einer umfassenderen Weltanschauung gelangt, weil ich Jesus immer mehr anschaue. Das fängt schon damit an, dass ich ihn als den Ursprung allen Lebens betrachte, denn „alles ist durch ihn geschaffen“. Ich lese die ersten Schöpfungsberichte in der Bibel neu und entdecke, dass die Erde lange vor uns schon „sehr gut“ geschaffen war. Sie wurde nicht erst am sechsten Schöpfungstag durch den Menschen gut. Ich entdecke, dass die Erde wie eine gottgewollte Matrix des Lebens ist. Aus ihr soll Leben hervorgehen. Zwar teile ich nicht jene Gaia-Theorie, nach der die Erde als ein selbstorganisiertes dynamisches System gilt, das quasi neben Gott als autonomes Lebewesen verehrt wird. Die Erde ist ein Geschöpf Gottes und sollte nicht die Stellung Gottes erhalten. Gleichwohl ist sie wie eine Mutter, sie trägt uns. Nicht wir Menschen tragen diese Erde. Das ist ein Umdenken. Ich weiß sehr wohl von dem staunenden Gebetsbekenntnis des David in Psalm 8, in dem er die Schönheit dieser Erdenwelt und den Menschen mit Ehre und Herrlichkeit „gekrönt“ beschreibt. Sicher hat der Mensch eine herausragende Verantwortung in dieser Schöpfungsgemeinschaft. Er ist aber an keiner Stelle berechtigt, diese Erde auszubeuten und zu unterdrücken. Seine Verantwortung ist eine Autorität zum Bewahren und Pflegen dieser Erde. Der Höhepunkt der Schöpfung, wie sie uns im ersten Buch der Bibel beschrieben wird, war am siebten Tag, als Gott den Sabbat, die Ruhe, schuf. Dieser Sabbat legt einen Glanz auf alles Vorläufige und weist auf eine Vollendung der Schöpfung hin, auf den neuen Himmel und die neue Erde (Offenbarung 21). 

Anders leben – Startausgabe 2020

DAS NEUE JERUSALEM

Ein Engel gab dem Apostel Johannes einen Ausblick auf diese Stadt. Er sah »die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen« (Offb 21,2). Wir werden nicht in den Garten zurückkehren. Wir sind stattdessen auf dem Weg in eine Garten-gleiche Stadt. Gott hat das Konzept der Stadt, welches erfunden wurde, um ihn auszuschließen, in Besitz genommen und verwandelt es in ein Zuhause für sein Volk, das wie Eden sein wird, nur noch besser. Anstatt wie Adam und Eva nach mehr zu gieren, werden alle Einwohner dieser Stadt völlig zufrieden sein. Anstatt Gottes Gegenwart wie Kain zu fürchten, werden wir uns an ihr erfreuen. Anstatt sich wie die Einwohner Babels im Ungehorsam zu verschwören, werden alle Einwohner des Neuen Jerusalems zusammenarbeiten, um Gott zu verherrlichen und ihn auf ewig zu genießen.
Diese Stadt wird nicht das Resultat menschlicher Anstrengungen sein. Sie wird die Stadt sein, auf die Abraham sein Herz gesetzt hatte,: die festgegründete Stadt, deren Erbauer Gott ist. Ihre Mauern werden die Namen der zwölf Stämme und der zwölf Apostel tragen. Um es anders auszudrücken: Diese Stadt wird auf den Verheißungen des Evangeliums an die Erzväter und der Verkündigung des Evangeliums durch die Apostel erbaut sein (vgl. Gal 3,8). Der Tag wird kommen, an dem wir alle unser Eigenheim in der lebenswertesten Stadt der Welt beziehen werden. In der Tat wird sich diese Stadt über die ganze Welt erstrecken (vgl. Offb 21,12). Das Tohuwabohu wird gänzlich und herrlich von strahlendem Leben und inniger Beziehung erfüllt sein. Sie wird jede Stadt weit übertreffen, die sich gegenwärtig auf der Liste der lebenswertesten Städte der Welt wiederfindet. Sie wird die sauberste Stadt sein, in der je ein Mensch gelebt hat. Nichts Unreines wird sie jemals betreten (vgl. Offb 21,27). In ihr werden die köstlichsten Speisen und Weine, die je ein Mensch gekostet hat, serviert werden, »ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist« (Jes 25,6). Anstatt tagelanger Partys werden die Feierlichkeiten niemals ein Ende finden (vgl. Hebr 12,22). Sie wird sich nicht nur einer glorreichen Vergangenheit rühmen, sondern bis in alle Ewigkeit in der Herrlichkeit Gottes erstrahlen (vgl. Eph 2,7). Es wird keine Schneestürme, keinen Smog, kein Chaos geben. Keine Tränen, keinen Tod und keine Nacht (vgl. Offb 21,4; 22,5). Die Straßen werden nicht nur sauber, sondern aus Gold gemacht sein (vgl. Offb 21,21). In dieser ewigen Stadt werden wir uns an einer unendlichen Fülle von Dingen erfreuen, die wir tun können. Unsere Freude über die Offenbarung der Schönheit und Vollkommenheit Gottes wird nie enden.

Besser als Eden: Wie die Geschichte der Bibel deine eigene verändert

EINE BRANDNEUE KREATION

Wie neu ist die neue Schöpfung? Aus der Beschreibung des Johannes können wir schließen, dass sie völlig und radikal neu sein wird. Wie bereits erwähnt, werden die bekannten Gesetze der Schwerkraft, des Elektromagnetismus und der Thermodynamik in der neuen Schöpfung offenbar fehlen. Der Text behauptet direkt, dass alles, was wir mit dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik in Verbindung bringen – Zerfall, Tod, Schmerz und so weiter – dort nicht existieren wird. In Offenbarung 21:4 heißt es: „Es wird weder Tod noch Leid noch Geschrei noch Schmerz mehr geben, denn die alte Ordnung der Dinge ist vergangen.

Die Geometrie des neuen Jerusalems, ob buchstäblich oder metaphorisch, legt nahe, dass das Gesetz der Schwerkraft nicht gilt. (Da das neue Jerusalem mindestens ein dreidimensionales Gebilde ist, dessen Seiten jeweils etwa 1.500 Meilen messen, darf die Schwerkraft nicht wirken, sonst wäre die Stadt in eine Kugel gezwungen. Siehe Seite 111-112.) Der Elektromagnetismus schreibt vor, dass Licht mit Dunkelheit und Schatten koexistiert, aber die neue Schöpfung wird von „Licht“ erfüllt sein, frei von Dunkelheit und Schatten. Es wird auch keine Objekte wie die Sonne, die Sterne oder Lampen als Beleuchtungsquellen geben. Tatsächlich sind solche Körper in der neuen Schöpfung unmöglich (siehe Kasten, „Unmöglichkeit von Sternen in der neuen Schöpfung“, Seite 117).

Hugh Ross – Eine Frage von Tagen – Lösung eines Schöpfungskonflikts

Dieser neue und selige Stand wird frei von allen Schwierigkeiten und allem Kummer sein.
4.1 All die Auswirkungen der vorherigen Schwierigkeiten werden weggewischt werden. Oftmals gab es Tränen aufgrund von Sünde, Drangsal oder des Elends der Gemeinde, aber nun werden „alle Tränen von ihren Augen“ abgewischt werden. Keine Anzeichen, keinerlei Erinnerung an frühere Sorgen sollen länger als nötig – um ihre gegenwärtige Freude noch zu vergrößern – übrig bleiben. Und Gott selbst wird als ihr sanfter Vater mit seiner eigenen gütigen Hand „abwischen alle Tränen“ von den Augen seiner Kinder, und sie würden sich nicht wünschen, ohne diese Tränen gewesen zu sein, wenn Gott selbst kommt und sie abwischt.
4.2 Alle Gründe von zukünftigem Kummer werden für immer fortgenommen werden. „Und der Tod wird nicht mehr sein“ noch „Leid“ und deshalb weder „Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“. Diese Dinge beschreiben den vorherigen Zustand, doch alle einstigen Dinge sind vergangen.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Darin erfüllen sich die prophetischen Ankündigungen des endzeitlichen Heils. Jes 25,8: „Wiederum nahm Gott jede Träne von jedem Antlitz weg“ (LXX.D); Jes 35,10: „Und sie werden sich um des Herrn willen sammeln, zurückkehren und nach Sion kommen voller Freude, und ewige Freude wird über ihrem Haupt sein; denn auf ihrem Haupt sind Lob und Jubel, und Freude wird sie ergreifen, entflohen sind Schmerz und Trauer und Seufzen“ (LXX.D), vgl. Jes 51,11; Jes 65,19: „Und ich werde jubeln über Jerusalem und mich freuen über mein Volk, und gewiss wird man nicht mehr den Laut des Weinens und den Laut des Klagegeschreis in ihr hören“ (LXX.D). Aus den alttestamentlichen Stellen wird eine neue Reihe: Der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz werden mehr sein (die Begriffe gehören wohl Tod und Totenklage an). „Denn das Erste ist vergangen“; Jes 43,18: „Erinnert euch nicht an die Anfänge, und das Alte bedenkt nicht! Siehe ich mache Neues“ (LXX.D); Jes 65,17: „Denn der Himmel wird neu sein, und die Erde wird neu sein, und man wird gewiss nicht an das Frühere zurückdenken, und es wird gewiss nicht zu ihrem Herzen gelangen“ (LXX.D). Zu den „ersten Dingen“ der „Alten Schöpfung“, „der Alten Welt“, gehören eben Tod und Totenklage. In der Gottesgegenwart im Neuen Jerusalem gibt es keine Bedrängnis, keine Not, keinen Tod mehr: Jes 25,8: „Und wiederum nahm Gott jede Träne von jedem Antlitz weg; die Schmach des Volkes nahm er weg von der ganzen Erde, denn der Mund des Herrn hat gesprochen“ (LXX.D).

Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Wir sehen die Antwort auf alles dies in Offenbarung 21. Gott wird bei ihnen wohnen, nicht zu einem vorübergehenden Besuch wie in Eden, Gott wird sie als Sein Volk besitzen. Er wird bei ihnen sein, ihr Gott. Was dies für sein Volk sein wird, übersteigt unsere Fassungskraft, aber wir sehen in dem folgenden Verse, wie Gott sie trösten und aufrichten wird. Als der Gott alles Trostes wird Er jede Träne von ihren Augen abwischen. Das Weinen wird vielleicht eine Nacht währen, aber am Morgen ist Jubel da. Der Tod ist für ewig hinweggetan, während Trauer, Geschrei und Schmerz jetzt Dinge sind, die der Vergangenheit angehören, denn die früheren Dinge werden vergessen sein. Diese Dinge waren alle mit einer seufzenden Schöpfung verbunden, aber jetzt haben wir eine neue Schöpfung, in welcher Gott alles in allem ist.

H.G. Moss – Das Buch der Offenbarung

Nun ist alles, was die Menschheit von Gott getrennt hat, weggetan, und sie empfängt die Gegenwart Gottes. Alles, was uns die Weissagung beschrieb, war also das Mitte! und der Weg, um die Versöhnung und Vereinigung Gottes mit der Menschheit zu verwirklichen. Auch, wenn sie zeigte, wie die Sünde mächtig wird, der Mensch den Kampf gegen Gott wagt und die göttlichen Strafen ihn zerbrechen, beschrieb sie uns, wie Gott uns so zu sich zieht, dass er seine Wohnung bei uns hat. Damit ist uns alles abgenommen, was jetzt unsere Not ausmacht; denn in der Nähe Gottes verschwinden die menschlichen Tränen, und auch das menschliche Sterben ist. jetzt vorbei. Die vor Gott lebende Gemeinde ist nun von jeder Last frei, ganz froh.

Adolf Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Zwei Punkte werden in dieser Erklärung gemacht. Erstens: Die Wohnung Gottes wird jetzt bei den Menschen sein. Dies ist eine erneute Bestätigung von Hebräer 12:22-24, dass das neue Jerusalem die ewige Wohnstätte Gottes, der Engel und der Menschen sein wird. Das Wort, das mit „wohnen“ übersetzt wird, bedeutet wörtlich „sich niederlassen“. Es ist eine Anspielung darauf, dass die Schechinah-Herrlichkeit bei den Menschen wohnt, wie sie es einst in der Stiftshütte in der Wüste tat.

Der zweite Punkt bekräftigt, dass alle Auswirkungen des in 1 Mose 3,16-19 aufgezeichneten Fluches beseitigt sein werden: Zu der Frau sprach er: Ich will deine Schmerzen und deine Empfängnis sehr mehren; unter Schmerzen sollst du Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll über dich herrschen. Und zu Adam sprach er: Weil du der Stimme deines Weibes gehorcht und von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir geboten und gesagt habe: Du sollst nicht davon essen: verflucht ist der Erdboden um euretwillen; in Mühsal sollt ihr von ihm essen alle Tage eures Lebens; auch Dornen und Disteln soll er euch hervorbringen, und ihr sollt das Kraut des Feldes essen; im Schweiße eures Angesichts sollt ihr Brot essen, bis ihr wieder zur Erde zurückkehrt; denn von ihr seid ihr genommen; denn Staub seid ihr, und zum Staub sollt ihr zurückkehren.

Als der Sündenfall zu Beginn der alten Ordnung kam, verursachte er eine große Anzahl von Nebeneffekten bei der Ausführung des adamischen Fluchs. All diese Auswirkungen des Fluches der alten Ordnung werden mit der Aufhebung der alten Ordnung beseitigt werden. Deshalb wird es in der Ewigen Ordnung keine Tränen, keinen Tod, keine Trauer, kein Weinen und keinen Schmerz geben.

Arnold Fruchtenbaum – Die Ewige Ordnung

EINE NEUE ORDNUNG DER WIRKLICHKEIT
Zum Glück wird es im Himmel nicht alles geben. Tatsächlich zählt der Apostel Johannes in Offenbarung 7, 21 und 22 viele verschiedene Erfahrungen und Realitäten auf, die auf der Erde bekannt sind und dort fehlen werden.

Kein Meer mehr (21:1)
In der ganzen Bibel steht das Wort Meer für die Nationen der Welt, meistens für die rebellischen Nationen. Der Himmel bedeutet, dass der Streit zwischen den Nationen und der brodelnde Aufruhr, der mit diesen Kämpfen einhergeht, verschwinden werden. Keine gebrochenen Verträge, keine Kriege, keine Skandale.

Kein Tod mehr (21:4)
Der Leichenwagen wird seine letzte Fahrt gemacht haben. Heute betrachten wir den Tod als einen Dieb, der uns unsere irdische Existenz raubt. Er ist einfach der letzte Akt des Verfalls des menschlichen Körpers. Als solcher wird er fast überall gefürchtet; niemand kann seinen Schrecken entkommen. Selbst Christen, die ihn in Christus besiegt haben, können vor seinem furchterregenden Ansturm zittern. Aber der Tod wird den Himmel nicht betreten. Keine Trauerfeiern, keine Grabsteine, keine tränenreichen Verabschiedungen.

Kein Kummer mehr (21:4)
Lies die Zeitung, und auf jeder Seite steht Trauer geschrieben. Ein Autounfall kostet einem jungen Vater das Leben; ein Kind wird von einem Verrückten vergewaltigt; eine Flut in Bangladesch tötet zwanzigtausend Menschen. Niemand kann sich vorstellen, wie groß der emotionale Schmerz ist, den die Menschen auf dieser Welt in jedem einzelnen Moment ertragen müssen. Im Himmel wird es ununterbrochene Freude und emotionale Ruhe geben.

Nicht mehr weinen (7:17; 21:4)
Niemand kann die Eimer voller Tränen berechnen, die jeden Moment in dieser verletzenden Welt vergossen werden. Vom Kind, das wegen des Todes eines Elternteils weint, bis zur Frau, die wegen einer gescheiterten Ehe weint – multipliziere diese Tränen mit einer Million, und du wirst erkennen, dass wir in einer weinenden Welt leben.

Im Himmel wischt er, der unsere Sünden abgewischt hat, nun auch unsere Tränen ab. Dieser Kommentar hat die Frage aufgeworfen, warum es im Himmel überhaupt Tränen geben sollte. Und kommt der Herr mit einem Taschentuch und wischt buchstäblich jede Träne weg? Das ist möglich. Aber ich glaube, dass Johannes mehr als das meint. Er will, dass wir verstehen, dass Gott uns eine Erklärung für den Kummer geben wird, den wir auf der Erde erlebt haben, damit wir nicht mehr weinen müssen. Wenn das nicht so wäre, könnten die Tränen zurückkehren, nachdem er sie abgewischt hat. Aber wenn wir die tränenreichen Ereignisse auf der Erde aus der Perspektive des Himmels betrachten können, werden unsere Tränen für immer versiegen.

Oft wird die Frage gestellt, wie wir im Himmel glücklich sein können, wenn einer oder mehrere unserer Verwandten in der Hölle sind. Kann ein Kind zum Beispiel die Herrlichkeit der Ewigkeit genießen, wenn es weiß, dass sein Vater oder seine Mutter bei der Feier immer abwesend sein werden? Oder kann eine gottesfürchtige Mutter mit Freude dienen und anbeten, wenn sie weiß, dass ihr kostbarer Sohn für immer in der Hölle sein wird? Diese Frage hat die Theologen so sehr beschäftigt, dass einige sogar behauptet haben, dass Gott im Himmel einen Teil unseres Gedächtnisses auslöschen wird. Das Kind wird nicht wissen, dass seine Eltern in der Hölle verloren sind; die Mutter wird sich nicht daran erinnern, dass sie einen Sohn hatte.
Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass wir im Himmel weniger wissen werden als auf der Erde. Es ist nicht typisch für Gott, ein Problem zu lösen, indem er den Bereich der menschlichen Unwissenheit erweitert. Das gilt besonders für den Himmel, wo wir bessere geistige Fähigkeiten haben werden als auf der Erde. Im Himmel werden wir getröstet, nicht weil wir weniger wissen als auf der Erde, sondern weil wir mehr wissen.
Es ist wahrscheinlicher, dass Gott alle Tränen abwischen wird, indem er uns seine letzten Absichten erklärt. Wir werden Himmel und Hölle aus seinem Blickwinkel betrachten und sagen, dass er alles gut gemacht hat. Wenn Gott zufrieden sein kann, weil er weiß, dass Ungläubige in der Hölle sind, werden wir es auch sein. Ich erwarte, dass alle, die im Himmel sind, mit dem Wissen leben werden, dass der Gerechtigkeit voll und ganz Genüge getan wurde und dass Gottes Plan richtig war. Und mit einer solchen Erklärung und Perspektive werden unsere Gefühle die unseres himmlischen Vaters widerspiegeln. Jonathan Edwards sagte, dass der Himmel kein Mitleid mit der Hölle haben wird, nicht weil die Heiligen lieblos sind, sondern weil sie vollkommen liebevoll sind. Sie werden alles im Einklang mit Gottes Liebe, Gerechtigkeit und Herrlichkeit sehen. So werden wir mit Kopf und Herz den Herrn anbeten, ohne Bedauern, Trauer oder Zweifel über den Plan unseres Vaters.

Kein Schmerz mehr (21:4)
Komm mit mir, wenn wir den Korridor eines Krankenhauses entlanggehen. Hier ist eine junge Mutter, die an Krebs stirbt, dort ein Mann, der nach Luft ringt und versucht, den Schrecken eines Herzinfarkts zu überwinden. In der Station nebenan wurde gerade ein misshandeltes Kind mit Verbrennungen eingeliefert, die ihm ein wütender Vater zugefügt hat. Für diese und unzählige andere Notfälle haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Schmerzmittel entwickelt, die den Menschen helfen, einen Tag nach dem anderen zu überstehen.
Im Himmel ist der Schmerz, der das Ergebnis der Sünde ist, für immer verbannt. Keine Kopfschmerzen, Bandscheibenvorfälle oder Operationen. Und auch kein emotionaler Schmerz aufgrund von Ablehnung, Trennung oder Missbrauch.

Eine Minute nach deinem Tod

Der 4. Vers nennt einige wesentliche Konsequenzen aus dem Wohnen Gottes bei den Menschen. Die erste lautet: Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Im Unterschied zu Offb 7,17 fehlt hier ὁ θεός [ho theos], sodass es ganz wörtlich nur heißt: „Und er wird abwischen …“ Im Übrigen aber wiederholt Offb 21,4 den betreffenden Satz aus Offb 7,17 aufs Genauste. Doch müssen wir noch weiter gehen: Der Anfang von Offb 21,4 zitiert sinngemäß Jes 25,8 und Jer 31,16 MT. Was lange angekündigt war, erfüllt sich jetzt. Genaues Hinhören auf die alttestamentlichen Stellen zeigt: Im Abwischen der Tränen drückt sich die sorgenlose Freude, aber auch die Beseitigung aller Schmach aus, die das Gottesvolk bisher erlitten hat. Fast unvorstellbar ist die zweite Konsequenz: der Tod wird nicht mehr sein. Auch darin erfüllt sich die Prophetie des AT (Jes 25,8; Hos 13,14; vgl. 1Kor 15,54ff). Der Tod, der erst durch den Sündenfall in die Schöpfung eindrang (vgl. Gen 2,17; 3,19; Röm 5,12; 6,23), wird in der neuen Schöpfung keinen Platz mehr finden. Er ist ja seit Offb 20,14 am Gerichtsort des „Feuersees“. Es gibt also kein Sterben mehr, kein Altwerden, keine Krankheit, kein Ende des Lebens. Neben dem Gott des Lebens haben gottfeindliche Mächte keinen Raum mehr. So ergibt sich als dritte Konsequenz: noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein. Leid (πένθος [penthos]) oder „Trauer“ wird also in der neuen Schöpfung weder die Menschen noch die Schöpfung selbst ergreifen. Erneut konstatieren wir eine Erfüllung der alttestamentlichen Prophetie (vgl. Jes 35,10; 51,11; 60,20; 61,3; 65,16ff; 66,10; Jer 31,13). Aber auch Jesu Verheißung aus der Bergpredigt (Mt 5,4) geht in Erfüllung. Ähnliches gilt für κραυγή krauge. Die Lexika geben dafür mehrere Übersetzungsmöglichkeiten an: „Geschrei von Aufgeregten“, „Angstgeschrei“, „Jammerrufe“, „Hilferufen zu Gott“. All das wird es in der neuen Schöpfung nicht mehr geben: Aufgeregtheit, Angst, Jammer und Not (vgl. Jes 65,19). Mit Leid und Geschrei verschwindet auch jeder Schmerz aus der neuen Schöpfung. Das griechische Wort πόνος [ponos] bedeutet „Arbeit“, „Mühe“, „Mühsal“, „Schmerz“. Verschwinden werden „Dornen und Disteln“ und der „Schweiß des Angesichts“, die seit Gen 3,18–19; 5,29 die menschliche „Arbeit“ kennzeichnen. Es wird weder „Mühe“ noch „Müdigkeit“ mehr geben (vgl. Jes 40,28–31) und erst recht keinen Schmerz. Es fehlt ja alles, was Schmerzen verursachen könnte. Offb 21,4 ist von solch grandioser Einfachheit, dass Augustin hier anmerkte, es sei „mit zwingender Klarheit“ geschrieben.
V. 4 endet mit den Worten: denn das Erste ist vergangen (ὅτι τὰ πρῶτα ἀπῆλθαν [hoti ta prota apelthan]). Das griechische ἀπῆλθαν [apelthan] nimmt das ἀπῆλθαν [apelthan] von V. 1 wieder auf. Das Erste meint also den ersten Himmel und die erste Erde (V. 1), auf der wir heute leben, samt allen Bedingungen der alten Schöpfung. Das Erste ist vergangen: Diese Worte drücken etwas Endgültiges aus. Die alte Schöpfung kann nie wieder zurückkehren, und sie wiederholt sich auch nicht. Sinngemäß wurde dies schon in Jes 65,17 prophezeit: „daß man der vorigen (= Schöpfung) nicht mehr gedenken wird“.
Wenn Roloff meint: „Man kann die Neuschöpfung nicht positiv beschreiben“, dann bedarf diese Aussage einer doppelten Korrektur: Erstens stellt Offb 21,4 die positive Beschreibung abwischen alle Tränen betont an die Spitze; zweitens sind die Bemerkungen über die Abwesenheit von Tod, Leid, Geschrei und Schmerz nicht nur negativ, sondern auch positive Befreiungsaussagen für die Erlösten. Bengel zog aus der Formulierung nicht mehr mit Recht die Folgerung, dass es bis dahin Tod, Tränen, Leid usw. gegeben haben muss – also auch noch im Tausendjährigen Reich.

Gerhard Maier – Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament

zehn Königsdiademe

Und ich sah aus dem Meere ein Tier aufsteigen, welches zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 13,1

Und ich sah ein Tier aus dem Meer heraufsteigen, das hatte zehn Hörner und sieben Köpfe. Auf jedem Horn trug es eine Krone, und auf seine Köpfe waren Herrschertitel geschrieben, die Gott beleidigten.
Gute Nachricht Bibel – Offenbarung 13:1

Und ich stand auf den Sand des Meeres und sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das hatte sieben Häupter und zehn Hörner, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung. Offb 12,3; 17,3.9.12; Dan 7,2.7.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Offenbarung 13,1

Und ich sah aus dem Meere ( So steht der Drache am Meere, da er weiß, was nun geschehen wird. Der Drache bleibt während des folgenden Kampfes auf dem Schauplatz als der außerweltliche Urheber des ersteren. ) ein Tier aufsteigen, ( 2 2 Die Beschreibung des Tieres erinnert zunächst an den Drachen [Offenbarung 12,3], der die gleichen Embleme der Machtgestaltungen und der Machtmittel, sieben Häupter und zehn Hörner, trug und sich dadurch als den Fürsten der Welt kundtat. Er ist auch der Herr des Tieres. Als das herrschende Prinzip trug der Drache Kronen auf den Häuptern, während hier die Hörner gekrönt erscheinen. Diese Kronen weisen auf Herrschaft, dass aber das Tier nur ein Vasall des Drachen ist, wird V. 2 ausdrücklich gesagt. Dieses hier erscheinende Tier ist nur das Abbild des Satans, des Drachen. In V. 11 erscheint noch ein zweites Tier, auch dieses ein Werkzeug des Drachen zu gleichem Ziele. Das erste Tier, dessen Schilderung hier gegeben wird, ist die Hauptmacht, die unter dem Bilde des zweiten Tieres dargestellte Macht ist nur die Helfershelferin und Dienerin desselben, weshalb die Beschreibung des zweiten Tieres wesentlich der des ersten entspricht. Die Beschreibung des ersten Tieres (V. 1, 2), die Bestimmung der Dauer seines Auftretens (V. 5), sein Auftreten (V. 5 – 7) weisen auf [Dan 7] zurück. Die Züge der Beschreibung sind mehrfach dem römischen Weltreiche entlehnt. Von diesem Tiere ist endlich auch schon [Offenbarung 11,7] die Rede gewesen, dass es, wie hier [Offenbarung 13,7], mit den heiligen kämpfte, und an jener Stelle fand eine Zurückbeziehung auf [Offenbarung 9,1-21] statt. Wenn das Tier auch in [Offenbarung 9] noch im Abgrunde verborgen bleibt und erst [Offenbarung 11,7] erscheint, in der Mitte der letzten Weltwoche erscheint, zeigen doch die Abschnitte [Offenbarung 9,1-12] und [Offenbarung 9,13-21], wie die Macht des Abgrundes wächst, bis sie zu der Gestalt gelangt, in der sie in der Mitte der letzten Weltwoche erscheint und sich [Offenbarung 11,7] mit Krieg und Sieg gegen die Heiligen wendet. Im Anfange der zweiten Hälfte der letzten Weltwoche erscheint diese Macht hier [Offenbarung 13,1] als das Tier, als die in sich geschlossene Weltmacht der Letztzeit, ähnlich wie [Offenbarung 12,1] die Kirche zeigt in der Gestalt, welche sie in der letzten Hälfte der ersten Weltwoche erreicht hat. ) das hatte sieben Häupter und zehn Hörner, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung. (Das Tier steigt aus dem Meere auf, [Offenbarung 11,7] wie [Offenbarung 17,8] steigt das Tier aus dem Abgrunde auf; das zweite Tier [Offenbarung 11,13] aus der Erde. Denn die für das erste Tier wechselnde Verschiedenheit des Ursprunges wird einmal bedeutet, dass es aus dem Meere der Völkerwelt kommt, während an den anderen Stellen [Offenbarung 9,1.2.11, Offenbarung 11,7, Offenbarung 17,8], an denen seine allmähliche Bildung geschildert wird, gezeigt wird, dass für sein geschäftiges Erscheinen dämonische Kräfte wirksam sind, wie ja auch der Drache es am Meere erwartet. Das Tier hat zehn Hörner und sieben Häupter. An erster Stelle werden die Häupter erwähnt, wohl weil sie zuerst auftauchen, während [Offenbarung 12,3] und [Offenbarung 17,3] die umgekehrte Ordnung beobachtet wird. Abweichend davon dass der Drache auf seinen sieben Häuptern sieben Diademe, auf den Hörnern nichts hat, hat das Tier auf seinen Hörnern zehn Diademe und auf seinen sieben Häuptern einen Namen der Lästerung. Wo der Rachen war und wie die Hörner sich verteilten, wird nicht gesagt.)
Allioli Bibel – Offb 13,1

Ich würde mir ja bei manchen Bibelstellen wünschen, die Ausleger hätten öfter den Mut zu sagen: „ich weiß nicht genau, was damit gemeint ist“ und „warten wir es ab“! Denn wenn ihr euch die verschiedenen Kommentare die nun folgen durchlest, werdet ihr merken, jeder hat da so seine eigene Meinung – je aus welcher Strömung er kommt.
Spannend in diesem Vers: in diesem Vers steht wirklich Diadem also Krone – denn an den meisten Stellen verwendet Johannes das Wort stephanos ( – was einem Siegeskranz entspricht)

Also schauen wir uns verschieden Möglichkeiten an:

Tiere sind Abbilder des Natürlich-Schöpfungsmäßigen, des Seelisch-Triebhaften.
Der unerrettete Mensch unterscheidet sich auf seinem Weg zum Grab nur wenig von einem Tier, wie wir in Pre 3, 19 lesen: »Was das Geschick der Menschenkinder und das Geschick der Tiere betrifft, so haben sie einerlei Geschick: wie diese sterben, so sterben jene, und einen Odem haben sie alle; da ist kein Vorzug des Menschen vor dem Tiere; denn alles ist Eitelkeit.«
Von Nebukadnezar sagt die Schrift, daß ihm das Herz eines Tieres gegeben wurde (Dan 4,16), und die Weltreiche werden gemäß ihrer inneren Wesensart in Form von Tierbildern dargestellt (Dan 7, 3—8; Offb 13,1—18).
Sicherlich ist es kein Zufall, daß viele Nationen Tiere in ihren Wappen führen oder irgendwie durch Tiere gekennzeichnet sind. Spricht man nicht vom deutschen Adler, vom gallischen Hahn, vom russischen Bären, vom britischen Löwen und vom chinesischen Drachen?

200 Biblische Symbole

Fragen von Lesern
Die King-James-Bibel sagt in Offenbarung 13, Vers 1: „Und ich stand auf dem Sande des Meeres, und ich sah ein Tier aus dem Meere aufsteigen.“ (Siehe auch Elberfelder Bibel [12:18 bis 13:1].) Nach der Neuen-Welt-Übersetzung (engl.) stand jedoch nicht Johannes am Ufer des Meeres, sondern es heißt dort: „Und er [der Drache] stand still auf dem Sande des Meeres. Und ich sah aus dem Meere ein wildes Tier . . . aufsteigen.“ Warum dies? — F. H., Vereinigte Staaten.
Die Neuen-Welt-Übersetzung gibt Offenbarung 13, Vers 1, mit den Worten wieder: „Und er [der Drache] stand still auf dem Sande des Meers“, weil, wie im Vorwort dieser Übersetzung ausgeführt wird, dieser Übersetzung der griechische Text von Westcott und Hort, der als einer der besten griechischen Urtexte gilt, zugrunde liegt. In diesem Text heißt es hier „es“ oder „er“, und dieses Fürwort bezieht sich auf den Drachen, der laut des 12. Kapitels aus dem Himmel geworfen wurde, und nicht auf „ich“, was auf den Apostel Johannes Bezug nähme. Auch in den ältesten griechischen Handschriften sowie in dem noch älteren Papyrus Nr. P-47, der aus dem dritten Jahrhundert stammt, heißt es „es“ oder „er“.
Andere moderne Übersetzungen lassen ebenfalls erkennen, daß nicht Johannes am Ufer des Meeres stand, sondern der Drache. Schlachter fügt diese Worte als 18. Vers dem 12. Kapitel bei und gibt sie wie folgt wieder: „Und er stellte sich auf den Sand des Meeres.“ Auch in der katholischen Aschaffenburger Bibel und in der Übersetzung von Rösch erscheint dieser Text als 18. Vers des 12. Kapitels und lautet: „Und er stellte sich auf am Strande des Meeres“, beziehungsweise: „Er trat an den Strand des Meeres.“

Wachtturm 1.Januar 1958

Das wilde Tier aus dem Meer
ÜBER das wilde Tier aus dem Meer schrieb der Apostel Johannes: „Ich sah aus dem Meer ein wildes Tier mit zehn Hörnern und sieben Köpfen aufsteigen, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, aber auf seinen Köpfen Lästernamen. Und das wilde Tier, das ich sah, war gleich einem Leoparden, aber seine Füße waren wie die eines Bären, und sein Maul war wie eines Löwen Maul. Und der Drache gab dem Tier seine Macht und seinen Thron und große Autorität. Und ich sah einen seiner Köpfe wie zum Tode geschlachtet, aber seine Todeswunde wurde geheilt, und die ganze Erde folgte dem wilden Tier mit Bewunderung.“ — Offenbarung 13:1-3, NW.
Unter dem griechischen Wort therion, das hier mit Tier wiedergegeben wird, versteht man ein gefährliches, wildes Tier. Die Beschreibung dieses wilden Tieres erinnert uns an Daniels Prophezeiung über gewisse wilde Tiere, von denen eines aussah wie ein Löwe, ein anderes wie ein Bär, ein drittes wie ein Pardel oder Leopard usw. und von denen er später selbst sagt, sie stellten gewisse Weltmächte oder Regierungen, zum Beispiel Medo-Persien und Griechenland, dar. Das kann auch von dem aus dem Meer oder Abgrund aufsteigenden, wilden Tier gesagt werden, denn das Meer veranschaulicht „Völker und Völkerscharen und Nationen und Sprachen“. — Offenbarung 17:15; Daniel 7:1-8; 8:1-22.
Dieses wilde Tier stellt ohne Zweifel irdische, menschliche, sichtbare Regierungen dar. Seine sieben Köpfe und zehn Hörner (Sinnbilder der Vollständigkeit) veranschaulichen treffend, daß alle Nationen, besonders die sieben Weltmächte — von der ägyptischen bis zur anglo-amerikanischen — unter dem Einfluß Satans standen oder stehen. Diese Regierungen sind in Gottes Augen wie wilde Tiere, ungeachtet dessen, wie sie sich selbst oder wie sie ihre Völker betrachten mögen. Ja, sie geben ihre Ähnlichkeit mit wilden Tieren sogar stillschweigend zu, indem sich Rußland zum Beispiel den Bären zum Symbol gemacht hat, England den Löwen und Amerika den Adler.
Beachten wir auch, daß gesagt wird, der Drache, Satan, habe diesem Tier seine Macht, seinen Thron und große Autorität gegeben. Folglich muß das Tier ihm gehören und nach seinem Willen handeln. Das deckt sich damit, daß Satan Jesus alle Königreiche der Welt zu geben versprach, falls er vor ihm niederfallen und ihn anbeten würde. Das erklärt auch, weshalb Jesus Satan als den „Herrscher dieser Welt“ bezeichnete, weshalb Paulus ihn den „Gott dieses Systems der Dinge“, den „Herrscher der Gewalt der Luft“ und den „Geist, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams“, nannte, und weshalb Johannes sagte, „die ganze Welt“ liege „in der Gewalt des Bösen“. Da dieses wilde Tier Satans sichtbare Organisation, sein Werkzeug, ist, können wir gut verstehen, warum gesagt wird, auf seinen sieben Köpfen seien Namen voll Lästerung oder Lästernamen. — Johannes 12:31; 2 Korinther 4:4; Epheser 2:2; 1 Johannes 5:19, NW

Wachtturm 1.Februar1963

Die Antwort der Bibel
Das wilde Tier mit den sieben Köpfen, das zum ersten Mal in Offenbarung 13:1 erwähnt wird, steht für das weltweite politische System.

Es hat Regierungsgewalt, Macht und einen Thron. Das zeigt, dass es sich um ein politisches Gebilde handeln muss (Offenbarung 13:2).
Es herrscht über „jeden Stamm und jedes Volk und jede Zunge und jede Nation“. Daher ist es mehr als nur eine nationale Regierung (Offenbarung 13:7).
Es weist Merkmale der vier wilden Tiere auf, die in der Prophezeiung in Daniel 7:2-8 beschrieben werden – zum Beispiel sieht es aus wie ein Leopard, hat die Füße eines Bären, das Maul eines Löwen und zehn Hörner. Mit den Tieren in Daniels Prophezeiung sind bestimmte Könige gemeint, das heißt Weltreiche, die nacheinander erschienen sind (Daniel 7:17, 23). Deshalb steht das wilde Tier aus Offenbarung, Kapitel 13 für ein politisches Gebilde aus verschiedenen Regierungen.
Es kommt „aus dem Meer“. Das „Meer“, aus dem die Regierungen kommen, steht für die Menschheit, die sich gegen Gott aufbäumt, und vermittelt das Bild von Instabilität und Aggression (Offenbarung 13:1; Jesaja 17:12, 13).
Die Zahl, das heißt der Name des wilden Tieres – gemäß der Bibel 666 – ist „eines Menschen Zahl“ (Offenbarung 13:17, 18). Das macht deutlich, dass das Tier in Offenbarung, Kapitel 13 irdisch ist, ein menschliches Gebilde, kein übermenschliches oder dämonisches.

Auch wenn sich die verschiedenen Nationen in vielen Dingen nicht einig sind, eines haben sie gemeinsam: Sie wollen unbedingt ihre Regierungsgewalt behalten, statt sich der Regierung des Reiches Gottes unterzuordnen (Psalm 2:2). Sie werden sogar ihre Kräfte bündeln, um im Krieg von Harmagedon gegen Gottes Streitkräfte zu kämpfen, die von Jesus angeführt werden. Doch in diesem Krieg werden diese Nationen vernichtet werden (Offenbarung 16:14, 16; 19:19, 20).

„Zehn Hörner und sieben Köpfe“
 Was bedeuten die „zehn Hörner und sieben Köpfe“ des wilden Tieres aus Offenbarung, Kapitel 13? Der Schlüssel, um das zu verstehen, ist „das Bild des wilden Tieres“, das später in der Offenbarung erklärt wird – ein leuchtend rotes Tier mit sieben Köpfen und zehn Hörnern (Offenbarung 13:1, 14, 15; 17:3). Die Bibel sagt, dass die sieben Köpfe dieses roten Tieres „sieben Könige“ bedeuten, also Regierungen (Offenbarung 17:9, 10).
 Mit den Köpfen des Tieres aus Offenbarung 13:1 ist es genauso: Sie bedeuten sieben Regierungen. Es sind die führenden politischen Mächte der Geschichte, die maßgeblich daran beteiligt waren, Gottes Volk zu unterdrücken – Ägypten, Assyrien, Babylon, Medo-Persien, Griechenland, Rom und die britisch-amerikanische Weltmacht. Bestimmte Zahlen haben in der Bibel eine symbolische Bedeutung: Die Zehn steht zum Beispiel für Vollständigkeit. Da in der Bibel Hörner oft ein Symbol für Regierungen sind, müssen die „zehn Hörner“ für die Gesamtheit aller souveränen Staaten stehen, ob klein oder groß. Und da ein Diadem (eine Krone) ein Symbol für Macht und Regierungsgewalt ist, wird durch das Diadem auf jedem Horn angezeigt, dass die einzelnen Staaten parallel zur jeweils dominierenden politischen Macht ebenfalls Regierungsgewalt ausüben.

jw .org

Wie wir aus dem Bibelbuch Daniel wissen, werden Königreiche in Prophezeiungen oft als Tiere dargestellt. Dieses Tier ähnelt sehr dem Drachen. Es hat sieben Köpfe und zehn Hörner. Im Gegensatz zu den sieben Diademen des Drachens hat das Tier zehn Diademe. Dieses Tier vereint mehrere Tiere in sich. Daniel sieht die Tiere einzeln ebenfalls aus dem Meer kommen in Kapitel 7

Alle von Daniel beschriebenen Tiere finden sich in diesen einen Tier aus Offenbarung 13 wieder. Auch kam das Tier, wie in der Vision Daniels, aus dem Meer. Demnach muss es sich bei dem Tier um eine politische Allianz mehrerer Staaten handeln. Vielleicht sogar um eine Art Weltregierung.

Gerd Fiedler – Offenbarung – Eine glaubensvolle Auslegung

Johannes wird nun im Geist entrückt und steht auf dem Sand des Meeres. Er sieht aus dem Meer ein wildes Tier aufsteigen. Dieses Tier hat Merkmale, die es klar mit dem vierten Tier verbinden, das Daniel in seinem Gesicht sah (Dan 7), und ferner mit dem feuerroten Drachen, den wir im vorhergehenden Kapitel betrachtet haben. Die Symbolik ist keineswegs dunkel. Aus dem ruhelosen, wogenden Meer der Nationen wird das Römische Reich in seiner letzten Form wiedererstehen. Wegen der Bedeutung der sieben Köpfe und der zehn Hörner wollen wir Kapitel 17,8-13 mit heranziehen, ein Abschnitt, mit dem wir uns später befassen. Es wird hier der Hinweis genügen, daß im Fall des Drachens die Diademe auf den Köpfen sind, im Fall des Tieres sind sie auf den Hörnern. Die Köpfe bedeuten die verschiedenen Herrschaftsformen, die während Jahrhunderten aufeinander gefolgt sind; und welcher Art die Regierungsstrukturen auch immer gewesen sind, der Teufel hat das Diadem für sich gefordert und hat die Szenerie tatsächlich beherrscht. Wenn die römische Macht in den letzten Tagen wieder in Erscheinung tritt, so wird das in der Form von zehn Reichen sein, und jeder der zehn Könige wird ein Diadem unter dem Tier beanpruchen.

Frank Binford Hole – Die Offenbarung

Der Drache in seiner Wut über die Gemeinde, die er nicht kaputtmachen kann, war – so hörten wir es im Vers vorher – an das Ufer des Meeres getreten. Das Meer ist ein altes Symbol für Völkerschaften, Völkermeer. Psalm 65,8: „Der das Brausen der Meere besänftigt, das Brausen ihrer Wellen und das Getümmel der Völker.“ Das ist ein typischer hebräischer Parallelismus: Der zweite Satz wiederholt den ersten in anderen Worten. Man könnte es auch so sagen: Der Drache war in die politische Szene eingetreten.
Wie macht er das? Er verbindet sich mit menschlichen Wesen, um durch sie hindurch zu handeln. Er verkörpert sich sozusagen. Es ist eine Art satanische Inkarnation. Er nimmt intensiven geistigen Einfluss auf öffentliche Personen, um sie für seine Zwecke einzuspannen.
Hier hören wir von einem Tier, das aus dem Meer heraufsteigt. Der große Prophet Daniel hatte schon lange vorher vier furchtbare Tiere aus dem Meer hervorkommen sehen, bei ihm symbolisieren sie ganz klar politische Mächte, Herrscher und ihre Reiche. Das wird in Daniel 7 beschrieben und ist eine wichtige Parallele zu unserem Abschnitt. Es erhebt sich ein Machthaber aus der Mitte der Völker heraus und gewinnt an Macht und Bedeutung. Wir kennen diesen Vorgang aus der Geschichte sehr gut.
Dieser irdische Machthaber hier ist geradezu fürchterlich. Es hat zehn Hörner und sieben Köpfe. Genauso so wurde der Drache ein Kapitel vorher beschrieben. Es ist also klar: Er ist eine Verkörperung des Drachen. Nur die Reihenfolge ist anders: Zehn Hörner und sieben Köpfe statt sieben Köpfe und zehn Hörner. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass das Ausspielen seiner brutalen Macht, die in den zehn Hörnern abgebildet ist, bei ihm im Vordergrund steht und weniger die Hoheit und Größe, die in den sieben Köpfen abgebildet ist. Das griechische Wort für Kopf heißt eigentlich Haupt und wird für das Oberste, das Höchste, das Bestimmende verwendet, so wie das Haupt ja den Leib bestimmt.
Der Drachen trug auf jedem seiner Köpfe eine Krone, das Tier trägt auf jedem seiner zehn Hörner eine Krone. Das ist wieder ein Hinweis darauf, dass seine königliche Würde und Hoheit hier vor allem mit seiner enormen Macht zu tun hat. „Auf den Köpfen standen Namen, mit denen Gott verhöhnt wurde.“ Die Gedanken des Tieres, seine Äußerungen, seine Strategien und seine politische Agenda sind bewusst gegen Gott gerichtet, erheben sich über ihn, verachten ihn, reden schlecht über ihn, verleumden ihn.

Die Bibel für Kopf und Herz – Der bibletunes-Kommentar

Das Meer ist ein Symbol für die Menschheit, denn alle Regierungen sind Produkte menschlicher Bildung. Das Tier, das Johannes in diesem Vers sah, ist das heidnische Rom. Die sieben Köpfe werden in Offenbarung 12:3 erklärt und beziehen sich auf die buchstäbliche oder geografische Tatsache, dass die Stadt Rom auf sieben Hügeln liegt. Das hat wenig oder gar keine Bedeutung, es sei denn, es dient zur Identifizierung, welche Stadt in den Schriften eines Propheten oder Historikers gemeint sein könnte. Wenn den sieben Hügeln irgendeine politische Bedeutung beigemessen wird, hat das keinen Einfluss auf den allgemeinen Plan des Buches der Offenbarung. Ich glaube, dass es dem Herrn nur um das herausragende Thema seiner Kirche in ihrer Beziehung zum heidnischen und päpstlichen Rom ging, deshalb habe ich meine allgemeinen Überlegungen auf diese Linie beschränkt. Zehn Hörner. Das Römische Reich war das vierte und letzte der „vier Weltreiche“, wie sie umgangssprachlich genannt werden. Sein Haupt befand sich in der Stadt Rom und der Kaiser war der oberste Herrscher der gesamten Regierung. Die verschiedenen Nationen waren jedoch in kleinere Königreiche mit eigener lokaler Verwaltung unter einem König unterteilt, dessen Autorität nur dem Namen nach bestand, da er dem Oberhaupt in der Stadt Rom unterstellt war. Die zehn Hörner symbolisieren die Herausragenden im Bereich des Reiches. Die Namen sind England, Deutschland, Italien, Frankreich, Holland, Belgien, Österreich, die Schweiz, Portugal und Spanien. Namen der Gotteslästerung. Alle diese Könige standen unter der Kontrolle und dem Einfluss des heidnischen Roms, das sich der Autorität des Herrn widersetzte, daher war ihre Sprache die der Lästerung (böse Rede) gegen ihn.

E.M. Zerr – Offenbarung

Das Tier aus dem Meer wird zuerst beschrieben. Vor den Augen von Johannes – und durch seine Beschreibung auch vor deinen Augen – steigt es aus dem Meer herauf. Aus den aufgewühlten, unregierbaren Völkern, aus dieser gewaltigen Menschenmenge sieht er einen Herrscher heraufkommen. Es ist dieselbe Person wie die, die kommt aus dem Abgrund heraufsteigt (Off 11,7; 17,8). Dass er aus dem Abgrund hervorkommt, zeigt seinen dämonischen Ursprung. Das ist niemand anderes als der Diktator des wiederhergestellten Römischen Reiches, des vereinigten Westeuropa.

Dass es um ihn geht, wird dir aus dem deutlich, was du weiterhin siehst. Hörner sind ein Bild von Macht. Welche Form diese Macht hat, kannst du aus den Diademen ableiten, die er auf seinen Hörnern hat. Das ist ein Hinweis darauf, dass dieses Tier Autorität über königliche Machthaber hat. In Verbindung mit den Hörnern und den Diademen wird die Zahl zehn genannt. Daher weißt du, dass es um zehn Könige geht (Off 17,12; Dan 7,24). Sie sind der Herrschaft des Tieres unterworfen.

Johannes berichtet auch noch, dass dieses Tier sieben Köpfe hat. Von diesen Köpfen steht in Kapitel 17,9: „Die sieben Köpfe sind sieben Berge“. Nun ist noch die Frage, was diese sieben Berge wohl sind. Es ist eine historische Tatsache, dass die Stadt Rom im Altertum als „die Stadt der sieben Hügel“ bekannt war. Das macht deutlich, dass Rom das politische Zentrum dieses widerlichen Herrschers ist.

Allerdings sind die sieben Köpfe nicht nur ein Hinweis auf den Ort, wo die Macht ihren Sitz hat. Die sieben Köpfe stellen auch sieben Könige dar (Off 17,10). Damit sind sieben Regierungsformen gemeint, unter denen das Römische Reich nacheinander regiert wurde. Darauf geht Vers 3 weiter ein. Johannes sieht auch noch, dass diese politische Macht sich gegen Gott erhebt. Er sieht nämlich Namen der Lästerung auf seinen Köpfen. Das Tier schmückt sich mit Namen gotteslästerlicher Art, möglicherweise Namen, die nur Gott zukommen

Ger de Koning – Das Buch der Offenbarung

Zehn Könige
Der Text in Offenbarung 13 gibt einige Merkmale über das kommende vereinte Europa und sein politisches Haupt, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen. Ich möchte nur den einen Punkt herausgreifen, dass nämlich von zehn Königen (politischen Einheiten) die Rede ist. Es ist schwierig, diese Zahl in Einklang mit den heute existierenden Staaten in Europa bzw. der EU zu bringen. Als im Jahr 1981 Griechenland als zehnter Staat der EG beitrat, dachten viele Bibelleser, die Entwicklung Europas wäre nun zum Abschluss gekommen. Umso größer war das „Erstaunen“ mancher, als 1986 mit Portugal und Spanien die Zahl Zehn überschritten wurde. Allerdings muss uns das weder verwundern noch irritieren. Es ist durchaus denkbar, dass sich bis zur Zeit des Endes weitere politische Veränderungen in Europa ergeben, die wir heute noch nicht absehen können. Deshalb muss es uns nicht „beunruhigen“, dass die EU aktuell aus 27 Staaten besteht. Und es muss uns ebenso wenig wundern, dass Großbritannien ausscheiden wird. Es mag weitere Austritte (und Eintritte) geben. Ebenso denkbar ist es, dass innerhalb einzelner Staaten eine weitere Gruppenbildung erfolgt. Man kann darüber hinaus nicht ganz ausschließen, dass die Zahl Zehn an dieser Stelle symbolisch aufzufassen ist. Zehn ist in der Bibel die Zahl der Verantwortung des Menschen.

Wer ist mit dem Tier gemeint?
Das Malzeichen ist der Name des Tieres oder die Zahl seines Namens. In Offenbarung 13 werden zwei Menschen genannt, die als Tiere bezeichnet werden:
Das erste Tier, das aus dem Meer heraufsteigt (Off 13,1-8): Es wird als furchterregendes Tier beschrieben, dem der Teufel Macht, Thron und große Gewalt geben wird (V. 2). Es bekommt Autorität über die ganze Erde und führt erfolgreich Krieg mit den Heiligen (V. 7). Stärke, imponierende Größe und politische Macht charakterisieren dieses Tier. Es geht um das wiedererstandene Römische Reich unter seinem künftigen Despoten.
Das zweite Tier, das aus der Erde heraufsteigt (Off 13,11-17): Es wird als Lamm beschrieben, dessen Worte vom Teufel inspiriert sind (V. 11). Es vollbringt große Zeichen und verführt zu einem diabolischen Götzendienst (V. 13.14). Dieses Tier ist die religiöse Autorität – es ist der falsche Prophet, der Antichrist. Das zweite Tier ist abhängig von dem starken ersten Tier (V. 12.14). Es sorgt dafür, dass dem ersten Tier ein Bild gemacht wird, das angebetet werden muss (V. 14.15), und es bringt alle dahin, das Malzeichen des mächtigen ersten Tieres anzunehmen (V. 16).
Das Malzeichen ist also die Zahl des ersten Tieres, des römischen Imperators. Dieses Tier wird die völlige Kontrolle über das Wirtschaftsleben erlangen. Die Menschen werden das Tier und sein Bild anbeten und sich auch fügen, wenn es um das Malzeichen an ihrem Körper geht (Off 14,9.11; 16,2; 20,4).
Sehr viele meinen, das erste Tier sei der Antichrist. Doch das trifft nicht zu. Wenn der Antichrist das erste Tier wäre, wer soll dann das zweite Tier sein, das an anderer Stelle „falscher Prophet“ genannt wird und zusammen mit dem ersten Tier in den Feuersee geworfen wird (Off 16,13; 19,20; 20,10)? Der Antichrist ist nicht der Weltherrscher der Endzeit, sondern er ist der falsche Prophet.

Im Glauben leben 2016

In den Versen 1-2 beschreibt Johannes das Tier , das aus dem Meer kommt. Das Meer in Offenbarung 13 ist dasselbe wie in Daniel 7, und es stellt die heidnische Welt dar. Daniel 2 gab einen Überblick über die vier Reiche. Daniel 7 fasste die vier Reiche zusammen und konzentrierte sich dann auf das vierte Reich, das des Imperialismus, in seinen verschiedenen Stadien. Offenbarung 13 konzentriert sich jedoch ganz auf das vierte Reich und hebt eine bestimmte Phase hervor, nämlich die fünfte Phase, die Phase des Antichristen .
Das Tier , das Johannes in Offenbarung 13 sah, ist dasselbe Tier, das Daniel in Kapitel 7 sah, wo es unbeschrieben war. Aber hier wird das Tier beschrieben. In Vers 1 hat es zehn Hörner und sieben Köpfe. Die zehn Hörner finden sich in Daniel 7, und sie stehen für die zehn Königreiche, die vierte Stufe des imperialistischen Reiches. Während die Zehn-Teiler-Stufe der fünften Stufe weicht, bleiben die zehn Königreiche bis zum Ende bestehen. Der Unterschied zwischen den beiden Stufen besteht darin, dass in der vierten Stufe die Welt in zehn Reiche aufgeteilt ist, die von zehn Männern gleichberechtigt regiert werden, während in der fünften Stufe die Welt in allen zehn Teilen vom Antichristen regiert wird und die anderen Könige ihm unterworfen sind. Die Tatsache, dass das Tier auch sieben Köpfe hat, ist ein neues Element, das erst in Offenbarung 13 eingeführt wird. Die Bedeutung dieser sieben Köpfe wird in der nächsten Bibelstelle, die sich mit den Zeiten der Heiden beschäftigt, erörtert .

Arnold G. Fruchtenbaum – Das Buch Daniel

Um den Verlauf der Heidenzeit zu verstehen, müssen die folgenden vier Abschnitte betrachtet werden: Daniel 2:31-45 , 7:1-28 ; Offenbarung 13:1-10 und 17:7-14 . Anhang II enthält eine gründliche Analyse dieser Abschnitte. Wichtig ist hier, dass sie aufeinander aufbauen und sich gegenseitig ergänzen und die folgende Chronologie der Zeiten der Heiden liefern. Nach Daniel 2 und 7 erleben die Zeiten der Heiden den Aufstieg und Fall von fünf Reichen, von denen das neubabylonische Reich das erste ist. Es folgt das medo-persische Reich , dann das hellenistische Reich und der Imperialismus. Offensichtlich ist der Imperialismus kein Reich, sondern eine staatliche Politik. Daher ziehen es einige Kommentatoren und Gelehrte vor, das vierte Reich „Rom “ oder „das Römische Reich “ zu nennen. Es ist sicherlich richtig, dass der Imperialismus mit Rom begann, aber er endete nicht mit Rom. Daher ist es am besten, dieses vierte Reich einfach „Imperialismus“ zu nennen. Nach Daniel 2 und 7 würde dieses vierte Reich fünf Stadien durchlaufen: das Einheitsstadium (Römisches Reich), das Zweiteilungsstadium (Ost-West-Machtgleichgewicht ), das Eine-Welt-Regierungsstadium , das Zehn-Teilungsstadium und das Antichriststadium . Dann beginnt das fünfte Reich, d. h. das messianische Reich, und beendet die Zeit der Heiden.
Offenbarung 13 enthüllt zusätzliche Informationen über das vierte Reich, d. h. den Imperialismus. Auch hier zeigen Daniel 2 und 7, dass dieses Reich fünf Stadien durchlaufen wird. In Offenbarung 13 wird die fünfte Stufe des Reiches mit einem Tier verglichen , und dieser Begriff bezieht sich sowohl auf die endgültige Form der Regierung als auch auf den endgültigen Herrscher: den Antichristen . Darüber hinaus vergleicht der Text die Stufe der zehn Teilungen mit zehn Hörnern und erklärt, dass diese zehn Hörner zehn zeitgenössische Königreiche sind. Dann wird ein neues Element vorgestellt: die sieben Köpfe.

Arnold G. Fruchtenbaum – Das Buch Daniel

Mit dem „Meer“ ist zwar ziemlich sicher das Mittelmeer gemeint, aber eine solche Identifikation ist nicht von Belang, es sei denn, man wolle damit angedeutet wissen, dass der Drache vom östlichen Mittelmeerrand her Richtung Westen schaut, um das Aufkommen des ersten Tieres zu überwachen, um dann Richtung Osten zu schauen, um das Aufkommen des zweiten Tieres „aus der Erde“ zu überwachen. Die meisten Ausleger der futuristischen Schule (siehe Einleitung) sehen in der Bildersprache einen Hinweis dafür, dass das erste Tier aus den europäischen Nationen aufkommt, die westlich von Israel liegen, während das zweite Tier aus Israel selbst aufsteigt. Das erste Tier wäre demnach heidnischer Herkunft, das zweite ein Jude. Diese Folgerungen sind logisch, aber sie müssen biblisch belegt werden. Andere Ausleger meinen, dass „das Meer“ ein Hinweis auf die Unruhe unter den Nationen sei, während „die Erde“ festgefügte menschliche Regierung bedeute. Das lässt sich eher anfechten, denn im Gegensatz zu Dan 7,2 wird hier nicht von einem Sturm gesprochen, der auf das Meer losbricht. Die Betonung liegt also auf der Tatsache, dass ein Tier aus den Nationen und das andere aus Israel aufsteigt.
Johannes ist ein Augenzeuge des Dramas. Die RV und die Rev Elberf stellt die Szene klarer dar als AV und Elberf, wenn sie den Kontrast hervorhebt zwischen „er stand auf dem Sand des Meeres“, nämlich das Tier, und „ich sah“. Was Johannes sah, war ein schreckenerregendes Monster, „welches zehn Hörner und zehn Köpfe“ hatte. Die Reihenfolge (Hörner, Köpfe, Rumpf, Füße) ist die natürliche Reihenfolge, in der Johannes das Tier aus dem Wasser auftauchen sah. Das Wort thérion bezeichnet ein wildes und unbezähmbares Tier. Wenn es als Metapher für einen Menschen steht, drückt es nicht Dummheit, sondern Triebhaftigkeit aus. Das ist eine klare Umschreibung dessen, wie der Mensch wird, wenn er Gott und Seine Offenbarung verwirft.
Die korrekte Deutung dieses Tieres ist der Schlüssel zum Verständnis dieses Abschnittes des Buches. Man muss geduldig die Spannung aushalten, die zwischen verschiedenen Bibelstellen zu bestehen scheinen, bis man das ganze Bild erfasst hat. Es gilt zur Hauptsache folgende Punkte zu beachten:
Als Johannes sah, wie das Tier aus dem Meer aufstieg, muss sein erster Gedanke der gewesen sein, dass es dem Drachen, der auf dem Ufer stand, sehr ähnlich war. Das Tier und der Drache müssen offenkundig unterschieden werden, wiewohl beide Autorität (sieben Köpfe) und Macht (zehn Hörner) beanspruchen.
….
„Und ich sah aus dem Meere ein Tier aufsteigen, welches zehn Hörner und sieben Köpfe hatte“ (Off 13,1). Wie wir oben sahen, wird dieses Reich und dessen Haupt in der Drangsalszeit den gleichen Hass auf Israel richten, wie wir bereits beim Drachen sahen, diesmal allerdings in politisch erkennbarer Form. Es wird die Merkmale historischer Reiche besitzen und wird grausam und rücksichtslos sein, besonders deutlich wird das am Herrscher selbst hervortreten.

Wie bereits gesagt, bedeutet das Aufsteigen des Tieres aus dem Meer das historische Auftreten des Reiches samt dessen Fürsten auf der Weltbühne. Es ist anzunehmen, dass beide so eng miteinander verwoben sind, dass die Geschichte des einen praktisch die Geschichte des anderen ist.
Als Mensch wird das Tier Jahre vor diesem Geschehen geboren worden und es wird auf normalem politischem Weg in seinem eigenen Land zur Macht gelangt sein-wahrscheinlich in einem kometenhaften Aufstieg. In den Medien wird er als „der kommende Mann“ gefeiert werden, bis er durch seine Fähigkeiten die Spitze der politischen Macht in seinem Land erreichen haben wird. Gleichzeitig werden die weltpolitischen Ereignisse ihm wahrscheinlich die zentrale Rolle zuspielen, und damit wird sein Land die politische Führungsrolle in der Welt bekommen. Er ist „der kommende Fürst“ (Dan 9,26) und wird deshalb mit Israel ein Schutzbündnis schließen, welches die bisher größte politische Errungenschaft seiner ganzen Laufbahn darstellen wird. Es ist gut möglich, dass die damit zusammenhängenden Geschehnisse hier symbolische dargestellt werden im Tier, das auf dem Meer aufsteigt. Ein Mann und sein Reich werden Weltrang bekommen haben.
Da sowohl „Köpfe“ als auch „Namen der Lästerung“ im Plural stehen, ist es schwer zu entscheiden, ob jeder Name zu einem besonderen Kopf gehört, oder ob jeder Kopf mehrere Namen hat. Die einfache Lektüre des Textes weckt eher den Eindruck von letzterem. Bei den Namen der Lästerung denken wir an allen gotteslästerlichen Götzendienst, der in den entsprechenden Reichen getrieben worden ist und noch geschehen wird. Die Skala reicht vom gotteslästerlichen Heidentum babylonischen Ursprungs (Nimrod und Semiramis) bis zur Vergottung der Cäsaren, mit der Johannes selbst in Berührung gekommen war. Mit Kaiser Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) war der Kaiserkult zur jener offenen Gotteslästerung geworden, die vielleicht das Muster der großen Lästerung des Tieres darstellt.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Aus dem Völkermeer steigt ein Tier auf… Das ist das Antichristentum mit seinem Herrscher an der Spitze.

Vielleicht gehen große Kriege voraus, in deren Gefolge Revolutionen den Boden für die satanische Neubildung vorbereiten. Das was noch aufhielt – die starke ordnungsmäßige Staatsgewalt, ist überall zertrümmert. (Russland zeigte jetzt schon manche dieser Züge!) Handel und Wandel stockt. Eine Periode der Verelendung und Verarmung droht, wie sie die Welt noch nie gesehen hat. Da macht der Präsident der mächtigsten Republik von sich reden: er ist ein Genie und ein starker Charakter. Die Anarchie schreit ja stets wieder nach dem Despoten, der sie bändigt. Und dieser wird so kluge Gesetze [123] geben, dass alles ihm zustimmt und im Handumdrehen sich die Verkehrsverhältnisse ändern. Handel und Wandel hebt sich und jedermann überzeugt sich, dass dieser neue Staatsmann das Zeug dazu hat, endlich den Traum der Welt zu verwirklichen, nämlich ein weltlich glückseliges Leben zu schaffen. Billiges Brot und billige Wohnungen, wenig und dabei gut bezahlte Arbeit und die Massen bekommen in noch viel stärkerem Maße, als es schon hier und da vorher anfing, Anteil an den Kulturgenüssen der oberen Zehntausend. Blitzschnell gewinnt dieser Weltregent die Herrschaft über alle Kulturstaaten. Nur sein Name und Wille gilt und regiert.
Was fragt die gottlos gewordene Welt darnach, dass ihr schwärmerisch verehrter Wohltäter die Eigenheit hat, das alte biblische Christentum bis in den Tod zu hassen und es zu verfolgen!
Die sieben Häupter und zehn Hörner werden sehr verschieden gedeutet. Versteht man unter dem Meertier die antichristliche Weltherrschaft, dann könnte man sagen, die sieben Häupter wären die vorausgegangenen Weltreiche: das ägyptische, das assyrische, das babylonische, das medopersische, das mazedonische, das römische und das germanisch-romanische, und die zehn Hörner wären die zehn Großmächte, in die die antichristliche Welt zerfällt. Darüber müssen wir zu Offb 17, 9-12 uns noch einmal ausführlich äußern. Hält man hier schon an der Persönlichkeit des Antichristen fest, so kann man diese sieben Häupter und zehn Hörner als Sinnbilder seiner geteilten und doch allumfassenden Herrschergewalt ansehen. Dieser Fürst von Teufels Gnaden wird eben eine ungeheure Macht über die Menschen haben.

Samuel Keller – Die Offenbarung Johannis

»Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen« (Offb 13,1):
a) Bereits in Dan 7,2-8 sah der Prophet Daniel die Weltmächte in Gestalt von Raubtieren aus dem Meer aufsteigen. Das »Meer« ist dort und hier das Völkermeer. Diese Schriftstelle hier ist ein Beispiel dafür, wie »Schrift durch Schrift ausgelegt« wird, wie der Sprachgebrauch in der alttestamentlichen Prophetie Bildworte der Offenbarung in ihrer Bedeutung klarstellt und wir so vor Willkürlichkeit in der Auslegung der Offenbarung bewahrt werden.
b) Der Antichrist kommt, da er ja dem »Meer« entsteigt, nicht aus Israel, wie manche meinen, allenfalls aus dem noch unter die Völkerwelt zerstreuten Teil Israels, bzw. aus einer wirklichen oder vermeintlichen Zugehörigkeit zur Christenheit: »Sie sind von uns ausgegangen« (1 Joh 2,19).
c) Der Name des Antichrists: Der Antichrist heißt in der Offenbarung von Dan 7 her das »Tier«, die »Bestie«. Die Väter haben gesagt: »Humanität ohne Divinität (Göttlichkeit) ist Bestialität.« –
In 2 Thess 2, dem andern Kapitel des Neuen Testaments, in dem diese Gestalt ausführlich beschrieben ist, heißt er der »Mensch der Gesetzlosigkeit«, der »Sohn des Verderbens«.
Das Modell, die Vorausabbildung des Antichrists in der Zeit des Alten Bundes, Antiochus IV. Epiphanes aus Syrien (im Tempel Israels führte er von 167-164 v. Chr. heidnischen Götzendienst ein; vgl. das zu Offb 11,2 Gesagte), heißt in Dan 7,7.8 »ein kleines Horn« und in Dan 11,21 »ein verächtlicher Mensch, dem die Ehre des Thrones nicht zugedacht war«. – Allein im 1Johannesbrief steht im Griechischen das Wort »Antichrist«, das von Luther mit »Widerchrist« übersetzt wird (1 Joh 2,18.19.22; 4,3). »Antichrist« bedeutet nicht nur »Gegenchristus«, sondern auch »Anstelle -Christus«. Er will nicht nur Christus bekämpfen, sondern als der »Christus« des Feindes an die Stelle unseres Herrn Jesus Christus treten und ihn verdrängen.
d) Während Dan 7,2-8 die Weltmächte als zu Raubtieren entartet und Offb 13 den Antichrist als Raubtier ohnegleichen sieht, vom Feind als dem Drachen angestiftet, ist Jesus allein der »Menschensohn«, wahrhaft Mensch, das Urbild und Zielbild allen Menschseins, des wahrhaft und vollendet Menschlichen. Unser Herr hat sich selbst oft als den »Menschensohn« bezeichnet (Dan 7,3.13; Lk 19,10; Mt 20,28; 26,64 u. a. m.).
Allein durch ihn, sein Wort und seinen Geist, vermögen wir wahrhaft Menschen zu werden, so wie es dem Plan Gottes, des Schöpfers entspricht, gleichgestaltet seinem Wesen (Röm 8,29; Gal 4,19).
(3) Macht und Intelligenz des Tieres.
»Das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Hörnern zehn Kronen«:
a) »Zehn Hörner«:
Wie der Drache, der Feind selbst (Offb 12,3). »Zehn Hörner« bedeutet, dass er die Macht auf der ganzen Erde, im Vollsinn die Weltherrschaft, innehat (vgl. das zu Offb 12,3 Gesagte und vgl. auch Offb 13,7). Unzählige vor ihm haben die Weltherrschaft erstrebt, von Alexander dem Großen und Julius Cäsar bis Napoleon, Hitler und Stalin – um nur einige wenige zu nennen; aber sie alle haben die Weltherrschaft nicht zu verwirklichen vermocht, das erdumspannende und deshalb konkurrenzlose »Reich«. Diesem einen, diesem Letzten, diesem Menschen der einzigartigen Rebellion gegen Gott, gelingt dieser Triumph – einige Augenblicke lang.
b) »Sieben Häupter«:
Ebenfalls wie der Drache (Offb 12,3). Der Antichrist hat nicht nur »Hörner« (brutale Macht – sie allerdings ist zuerst genannt), sondern auch Intelligenz; darauf weisen die »Häupter« hin. Er hat »Geist«, Klugheit, übermenschliche, volle, scheinbar göttliche Weisheit.
c) »Auf seinen Hörnern zehn Kronen«:
Die »Krone« bedeutete früher »legitime« Macht. Die großen Eroberer wollten möglichst schnell »gekrönte Häupter« werden, um in den Augen der Leute recht – und verfassungsmäßig die Macht zu besitzen. Auch alle Vorläufer und Modelle des Antichristen erstrebten den Schein der Verfassungsmäßigkeit, etwa Männer wie Napoleon, Hitler und Stalin. Doch die »Kronen« sind auf den »Hörnern«, das heißt sie beruhen nicht auf dem Recht, sondern auf den »Bajonetten« und »Gewehrläufen«. Es wird Angst erzeugt und mit der Angst operiert. – Nach Offb 12,3 hat der Drache, also der Feind selbst, im Gegensatz dazu auf seinen sieben »Häuptern sieben Kronen«. Der Feind will sein wie »Gott«; er legt Wert darauf, scheinbar göttliches Recht innezuhaben. Der Antichrist in der gegenständlich -sichtbaren Welt scheut sich nicht, skrupellos und sehr unmittelbar Macht, physische Macht, einzusetzen.
(4) Die Selbstvergötzung des Tieres.
»Auf seinen Häuptern lästerliche Namen«:
Unter Lästerung versteht die Bibel den Raub der Ehre Gottes, die Inanspruchnahme der ihm gebührenden Würdenamen durch einen Menschen, in dem Sinn, wie es Friedrich Nietzsche einmal ausdrückte: »Das ist deine schönste Apologie, O Mensch, dass du all das zurückforderst, was du je einem Gott an Ehrung gabst.«
Der Antichrist will Gegenspieler Christi sein, und der Feind will ihn in diese Rolle einsetzen. So wird es sich vor allem darum handeln, dass er, was in der Schrift im Blick auf Jesus ausgesprochen wird, für sich in Anspruch nimmt.
Bei den »Namen der Lästerung« dachten die Christen in den Tagen des Johannes, die ersten Leser der Offenbarung, gewiss an die Würdenamen, die im römischen Kaiserkult, in der göttlichen Verehrung des Kaisers, diesem zuerkannt bzw. von diesem in Anspruch genommen wurden: »der Erhabene«, »der Göttliche«, »der Sohn Gottes«, »Herr und Gott«, »der Heiland«. Der Huldigungs – und Anbetungsruf wurde laut: »Der Kaiser ist Gott« a. m.
Wir mögen in unserem Jahrhundert denken etwa an den Ausspruch eines nationalsozialistischen Gauleiters im Deutschland der dreißiger Jahre: »Adolf Hitler gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit!« Oder zum Beispiel denken an ein Denkmal für den ersten sowjetischen Weltraumflieger, an dem die Worte zu lesen sind: »Preis sei dir, Mensch!« Dieses Denkmal steht, so war in einer Zeitung zu lesen, gegenüber einer alten russischen Kirche, in der regelmäßig die alte orthodoxe Liturgie gebetet wurde, in der es heißt: é»Preis sei dir, Gott!« Beispiele aus der Vergangenheit und aus unserer Zeit können uns u. U. vorstellbarer machen, wie die Erfüllung von Ankündigungen wie die in Offb 13,1.4.8 in der Zukunft einmal aussehen m

Gerhardt Maier – Edition C

Vor dem am Ufer stehenden Drachen steigt ein Tier aus dem Meer auf. Diese Herkunft aus dem Meer charakterisiert sein Wesen. Das Meer ist im israelitisch-jüdischen Denken feindlich und unergründlich.Das Tier gehört zu den dort wohnenden Ungeheuern. Durch sein Aussehen, den zehn Hörnern und sieben Köpfen, gleicht es nicht nur dem Drachen (vgl. 12,3), sondern ist gewissermaßen dessen Spiegelbild, seine Repräsentanz. Es hat, wie der Drache, zehn Hörner und sieben Köpfe, dazu auf den zehn Hörnern zehn Diademe, was wieder eine solche Übersteigerung ist, dass sie die bildliche Vorstellung übersteigt.
Die Gestalt dieses Tieres folgt, wie auch die weitere Beschreibung, Dan 7. Mit den Hörnern sind ursprünglich sicher Kaiser gemeint, wie in Dan 7 Könige gemeint sind. In Apk 17,12 werden die Häupter ausdrücklich mit römischen Kaisern identifiziert. Das Tier ist also nicht ein einzelner Kaiser, sondern repräsentiert das ganze Römische Reich. Das Tier trägt an seinem Haupt Worte der Lästerung. Vielleicht sind damit gerade jene kaiserlichen Prädikate gemeint, die dem Judentum und dem Urchristentum am meisten Anstoß bereiteten, weil sie die von den Kaisern beanspruchte göttliche Verehrung zum Ausdruck brachten: Divus Augustus, Dominus ac Deus noster u.a.

Lichtenberger – Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Dieses Kapitel muss man wohl das furchtbarste des ganzen Buches nennen. Es führt uns hinab in die Zeit der offenbaren Satansherrschaft. Wir wollen nun hier das e r s t e in diesem Kapitel genannte Tier von jenen zwei großen Gesichtspunkten aus betrachten, die wir diesbezüglich in der Schrift zu finden glauben. Wir sehen das Tier:
Als den Weltherrscher, den Daniel als das kleine Horn hinstellt.
A ls d e n A n t i c h r i s t , den großen teuflischen Gegenspieler Gottes.
Johannes stand am Ufer des Meeres und sah zwei Tiere aufsteigen. Das erste Tier beschreibt er in den Versen 1-10 als den kommenden Weltherrscher, den Antichrist, und das zweite in den Versen 11-18 als den falschen Propheten, den getreuen Helfershelfer des ersten Tieres. Uns beschäftigt zunächst das erste Tier, das alle Wesenszüge der vier Tiere trägt, die Daniel in seinen Gesichten sah. Dies deutet also darauf hin, dass die Tiere, die sowohl Daniel als auch Johannes erblickte, Weltherrschaften darstellen.
….
Eben betrachteten wir das Tier in seiner weltpolitischen Größe. Auch auf religiösem Gebiet wird es seinen Standpunkt behaupten und von seinen Untertanen absolute Unterwürfigkeit in Glaubenssachen verlangen. Wenn immer ein Staat sich mit Glaubenszwang befasste, brachte er viele seiner Untertanen in schwere, entscheidende Gewissenskonflikte. Treue zum Herrn und zu Seinem Wort zog dann auch in den meisten Fällen Verfolgung nach sich.
In unserm Abschnitt tritt das Tier als Antichrist in seiner übernatürlichen Gestalt auf. Seine Gegner hatten ihm die tödliche Wunde versetzt und meinten, dadurch dem Regime ein Ende zu setzen, doch haben sie gerade das ganze Gegenteil erreicht. Seine Wunde ist geheilt, und nun tritt er als übernatürliches Wesen, als Satan geoffenbart im Fleische, auf, wie Jesus Christus als Gott geoffenbart im Fleische erschienen ist. Kap. 12 zufolge erlebt Satan drei Niederlagen. Da ist zuerst die Niederlage im Kampfe mit Michael, wobei Satan endgültig aus dem Himmel geworfen wird. Dann kann er den männlichen Sohn nicht töten und drittens entflieht ihm das Weib (Israel) in die Wüste, wo es in Sicherheit ist. Aufgebracht über diese Misserfolge wendet er sich gegen den übrigen Samen des Weibes mit der Absicht, ihn umzubringen, und bedient sich zu diesem Zwecke der beiden Tiere in Offenbarung 13, die ihrer Gesinnung nach als Bestien dargestellt sind.

G. R. Brinke – 110 Skizzen über die Offenbarung

Exkurs: Bisherige Deutungen

Wie intensiv sich die Christenheit mit Offb 13 beschäftigt hat, sieht man schon an der relativen Ausführlichkeit des Irenäus in seinem Hauptwerk Gegen die Häresien (ca. 180 n.Chr.). Er zitiert Offb 13,1–10 nahezu vollständig! Später zitiert er aus 13,11–14 und 13,14–18: insgesamt also fast das ganze 13. Kapitel. Der Auslegung von Offb 13 widmet er sodann eineinhalb Kapitel seines Werkes.411 Er nennt das erste Tier den „Antichrist“ und kombiniert die Auslegung von Offb 13 mit 1Thess / 2Thess, also Johannes mit Paulus.413 Das erste Tier ist die „Zusammenfassung aller Ungerechtigkeit und allen Truges“. Mit Hilfe von Gen 2,1f berechnet Irenäus den Weltlauf auf insgesamt 6000 Jahre.
Ticonius deutete ca. 385 n.Chr. das Tier von Offb 13,1 auf die Gottlosen und Offb 13,3 auf die satanische Nachahmung Christi und das Scheinchristentum. In der Reformationszeit beschäftigten sich die Täufer vielfach mit Offb 13,1ff, so Hans Hut oder Balthasar Hubmaier noch in seiner letzten Rechenschaft des Glaubens. Hubmaier verstand die 3½ Jahre von Offb 13,5 nicht als normale Jahre, sondern als Sonnenjahre. Der schwärmerische Michael Stifel, Prediger in Lochau, errechnet aus Offb 13,18 und Daniel den 19. Oktober 1533 als Datum des Jüngsten Tages. Martin Luther selbst versteht Offb 13 als Kommen des dritten Wehe und deutet es auf „das päpstliche Kaiserstum und kaiserliche Papsttum“. Interessant sind auch die Einzeldeutungen bei Johann Coccejus (1603–1669): Das erste Tier bezieht sich auf das katholische Kirchenvolk, seine tödliche Wunde auf die heidnische Reaktion unter Kaiser Julian Apostata, die Lästerungen in Offb 13,5 auf die Behauptung, Christus habe einen Stellvertreter mit äußerer Gewalt, und auf die Heiligenverehrung, die 42 Monate = 1260 Tage von Offb 13,5 sind die 1290 Jahre von 292 bis 1552 n.Chr., das zweite Tier in Offb 13,11ff ist die päpstliche Macht. Die Bengels Erklärung bleibt in den Spuren Luthers und Coccejus’ und kreist um die Kernthese „Das gegenwärtige römische Pabstthum ist das Thier“ von Offb 13,1ff.421 Weil Bengel zugleich von dem Satz ausgeht „Das Thier ist zu dieser unserer gegenwärtigen Zeit“, spielt also Offb 13 für ihn in der Gegenwart. Johann Michael Hahn (1758–1819) wahrte in der Auslegung von Offb 13 große Zurückhaltung. Zwar erwog er einige Zeit, ob nicht Napoleon der Antichrist sei. Doch nahm er davon bald wieder Abstand und mahnte im Blick auf alle möglichen zeitgeschichtlichen Identifizierungen: „Es ist vielleicht blos ein Schreckbild.“ Den Auswanderern hält Hahn entgegen, es gäbe nirgendwo in dieser Welt einen Bergungsort. Karl August Auberlen (1824–1864), der Bengels Schule weiterführte, erblickte im ersten Tier von Offb 13 den Staat, im tödlich verwundeten Haupt den „christliche(n) Staat sammt der christlichen Cultur“.
Eine neue Ära der Deutung wird durch die Religionsgeschichtliche Schule eröffnet, die sich mit den 90er-Jahren des 19. Jh. in Deutschland durchsetzt. Sie verbindet die Aussagen der Offb mit der Religionsgeschichte des Orients. Dabei kommt den babylonischen Mythen und Erzählungen eine Hauptrolle zu. Speziell Offb 13 ist für Hermann Gunkel (1862–1932) ein „Absenker von dem Stamme des babylonischen Chaosmythus“. Wilhelm Bousset (1865–1920) als ein zweiter hervorragender Repräsentant der Religionsgeschichtlichen Schule verbindet die traditionsgeschichtliche Methode Gunkels wieder mit der zeitgeschichtlichen, die Gunkel verworfen hatte. Boussets bis heute Maßstäbe setzender Offb-Kommentar von 1896 (2. Aufl. 1906) gibt der Forschung zwei nahezu unumstößliche Daten zu Offb 13 mit: a) Das erste Tier ist das Römische Reich, das „steht“ – so Bousset – „bei allen Auslegungen fest“. b) Offb 13,18 ist zu lesen als „Caesar Neron“ in hebräischer Gematrie, folglich geht das tödlich verwundete und wieder geheilte Haupt (13,13) auf Nero. Das sei ein „rocher de bronce“, der unerschütterlich sei.
In der Folgezeit diversifiziert sich freilich die Forschung in viele Richtungen. Als Beispiel erwähnen wir Ernst Lohmeyer (1890 geb., 1946 von den Russen hingerichtet), dessen Offb-Kommentar zuerst 1926, dann 1953 und 1970 erschien. Lohmeyer lässt die Möglichkeit verschiedener Methoden zu, distanziert sich aber doch ein Stück weit von der zeitgeschichtlichen Methode Boussets. Dem Seher ginge es um „die übergeschichtlichen und unterirdischen Mächte“, nicht um Zeit und Geschichte. Offb 13 bezieht sich demzufolge nicht auf Rom, nicht auf einen Nero redivivus, sondern wie 2Thess 2 auf den Antichrist und den Falschpropheten.
Die geschichtlichen Entwicklungen wären im internationalen Vergleich noch viel reicher und komplizierter, insbesondere wenn man die englische und amerikanische Forschung einbezieht. So konnten wir in diesem Exkurs nur weniges aus der Deutung von Offb 13 zusammenstellen in der Hoffnung, dass dies einer exemplarischen Veranschaulichung dient.

Gerhard Maier – Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament

Wenn jetzt der Kopf schwirrt … – dann wirst du lieber Leser, verstehen, warum ich oben schrieb, mir wäre es lieber, die Ausleger würden sagen „wir wissen es nicht“ – und zwar, was die Auslegung der noch kommenden Dinge betrifft. Aber statt dessen wird gesagt „wir wissen nicht ob Salomo wieder auferstehen wird“ – was für eine unsinnige Aussage…
Nun fragst du dich, was ich glaube: ganz einfach: genauso wie keiner die Prophezeiungen des ersten Kommens Jesu richtig verstanden hatte – so werden sich garantiert alle Prophezeiungen der Offenbarung erfüllen – und zwar so wie es von Gott vorhergesehen wurde! Ich vermute, die Ausleger liegen alle daneben 😉

Aber jemand, der voll panisch Sachen durchzieht, der bringt es nicht.

Die Gedanken des Fleißigen führen nur zum Überfluß; (O. Gewinn… Verlust) und jeder, der hastig ist-es ist nur zum Mangel. (O. Gewinn… Verlust)
Elberfelder 1871 – Sprüche 21,5

Die Pläne des Fleißigen bringen Gewinn, wer es aber zu eilig hat, hat nur Mangel.
Die Philippson-Bibel – Sprüche 21:5

Was der Fleißige plant, bringt ihm Gewinn; wer aber allzu schnell etwas erreichen will, hat nur Verlust.
Hoffnung für alle – Sprüche 21,5

So mancher Bibelversleser plant sein gesamtes Leben – aber was das Lesen der Bibel angeht, wird dies „oft dem Zufall überlassen“ – wann man halt Zeit dafür findet. Aber darunter leidet das persönliche Verhältnis zu dem Autor der Bibel.

Planung führt normalerweise zu Überfluss, Eile zu Armut (siehe 20:21). Es ist nicht falsch zu planen, aber es ist falsch zu planen, was der Herr ausdrücklich verboten hat (siehe auch 16:1).

Die Nelson Studienbibel

In Vers 25 und 19,15 kommt Armut durch Faulheit her; hier dagegen ist sie die Folge von voreiligem und unweisem Verhalten.

Reformations-Studien-Bibel

»Das Sinnen des Fleißigen«: Wer Gott fürchtet, versteht, dass er in allem von Gott abhängig ist und gleichzeitig, dass er vor Gott verantwortlich ist, seine Pflicht zu tun und zu arbeiten. Darum ist er fleißig, und er sammelt in seinem Fleiß Tag für Tag ein wenig, nur handweise (13,11). Doch bei jeder Mühe ist Gewinn (14,23); Gott segnet seine Arbeit, und sie führt mit der Zeit zu »Überfluss«. Der Gottlose kennt keine Scheu vor Gott und kümmert sich nicht um seine Pflicht. Er mag nicht wie der Fleißige mit Ausdauer seine Arbeit tun, sondern er »hastet« (siehe 19,2). Er will schnell reich werden (siehe dazu 13,11; 15,27; 23,4; 28,20), und dazu ist ihm jedes Mittel recht; keine Lüge ist ihm zu schändlich, um »Schätze« zu gewinnen. Doch was man durch »Lügenzunge« gewinnt, »ist flüchtiger Dunst«, es fliegt davon (siehe 23,4–5; siehe auch Erörterungen zu 1,19). Wer reich werden will (1Tim 6,9), gehört zur großen Menge derer, »die den Tod suchen« (vgl. 8,36).
Die Gottlosen

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche

Wie Gewinn und Mangel Gegensätze bilden, müssen auch die Fleißigen zu den Hastenden in Kontrast stehen. Das ist vielleicht nicht sofort erkennbar, weil beiden Begriffen die Vorstellung eines Tempos anhaftet. Man würde eher »faul« oder »langsam« als Gegensatz erwarten. Er liegt aber in einer Übertreibung des Fleißes, wie der positiven Eile die negative Übereilung gegenübersteht. Wer nämlich zu schnell zum Ziel gelangen will, kann leicht stürzen und von dem Langsamen überholt werden. Wer seine Kräfte am Anfang verausgabt, kann wegen Erschöpfung vorzeitig aufgeben müssen. Ein Fleißiger darf mit Recht Pläne schmieden, die auf Gewinn und Zukunft gerichtet sind. Mit jeder Frucht seines Fleißes wird er diesem Ziel etwas näher kommen. Er kann sich am Morgen schon ausrechnen, welchen Gewinn er am Abend nach Hause bringt, denn er nutzt die Arbeitszeit voll und mit gleichbleibend hohem Arbeitstempo aus. Dabei bemüht er sich natürlich um eine niedrige Ausschußquote, damit die hohe Quantität auch mit einer hohen Qualität verbunden ist. Er arbeitet also schnell, aber zugleich vorsichtig und sorgfältig. Der Hastende dagegen setzt sich leichtfertig über Sicherheits- und Ordnungsvorschriften hinweg und kann dadurch leicht einen Unfall erleiden, der eine Zwangspause oder bleibende Schäden nach sich zieht. Er hat es so eilig, daß er nicht sorgfältig, sauber und den Genauigkeitsforderungen entsprechend arbeiten kann. Natürlich ist die Qualität mangelhaft. Wer hastet, tut den zweiten Schritt vor dem ersten. Was er eben aufgebaut hat, reißt er wieder ein, wenn er sich umwendet. Er hat viele große Ziele, zu viele, als daß sie einen wirklichen Gewinn erreichen könnten. Er hastet dem Mangel entgegen.

Wuppertaler Studienbibel

Ob dass der Grund sein könnte, warum so viele „Gott geweihten Behtel und Königreichssäle“ verkauft werden mussten??

In Sprüche 21,5-7 werden drei Wege aufgezeigt, wie man nicht zu Reichtum kommt: übereilte Pläne verfolgen (V. 5), Menschen zu belügen (V. 6), und Raub (V. 7). Die meisten, wenn nicht sogar alle Pläne, um schnell reich zu werden, beinhalten eine Art von Täuschung und sind nichts anderes als Betrug. (Der Ursprung des Wortes „Betrug“ ist unklar. Es stammt aus dem Karnevalsjargon und ist möglicherweise eine Abwandlung des Wortes „Schema“. Bevor das Gesetz eingriff, um solche Dinge zu kontrollieren, waren einige Schausteller berüchtigt dafür, das ahnungslose Publikum mit „get-rich-quick“-Angeboten zu schröpfen. Leider ist das, was einst auf den Karneval beschränkt war, heute an der Wall Street zu finden.) Leider sind sogar Gottes Leute auf Betrüger hereingefallen, und mehr als eine vertrauensvolle Seele hat ihre Ersparnisse für eine „sichere Sache“ verloren, die sich als sicherer Verlierer erwies. Betrüger hätten jedoch keinen Erfolg, wenn es nicht Menschen gäbe, die so schnell und einfach wie möglich reich werden wollen. Aber, wie ein altes Sprichwort sagt: „Es gibt nichts umsonst“. Man kann sich vom Leben nehmen, was man will, aber letztendlich muss man dafür bezahlen.

Gott verlangt von uns, dass wir in allen unseren Geschäften ehrlich sind. Unehrlichkeit ist Räuberei. „Unehrliche Waagen sind dem Herrn ein Gräuel, aber ein gerechtes Gewicht ist sein Wohlgefallen“ (11:1, NKJV; siehe 16:11; 20:10, 23). Mose befahl im Gesetz, dass das Volk ehrliche Gewichte und Maße verwenden sollte (Lev. 19:35-36; Dtn. 25:13-16); da Israel kein offizielles Amt für Normen hatte, das diese Dinge überprüfte, wurde das Gesetz nicht immer befolgt. Amos warf den Kaufleuten seiner Zeit vor, „das Maß zu verknappen, den Preis zu erhöhen und mit unehrlichen Waagen zu betrügen“ (Amos 8:5, NIV); Micha fragte: „Soll ich sie rein zählen mit den bösen Waagen und mit dem Beutel betrügerischer Gewichte?“ (Micha 6,11)

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Pläne

Wir dürfen nie denken, dass der Gläubige bei der Bestimmung des Willens Gottes passiv ist und nur der Herr aktiv ist. „Lass los und lass Gott gewähren“ ist ein kluges Motto, aber ich bin mir nicht sicher, ob es auf alle Bereiche des christlichen Lebens zutrifft. ( In Psalm 46,10 heißt es: „Sei still und erkenne, dass ich Gott bin“; der Ausdruck „sei still“ bedeutet wörtlich „nimm die Hände weg“ oder „hör auf zu streben“. Es gibt Zeiten, in denen wir unseren Glauben beweisen, indem wir einfach auf den Herrn warten und ihn wirken lassen. Naomis Rat an Rut war ausgezeichnet: „Bleib ruhig, meine Tochter“ (Rut 3,18), und so war auch die Anweisung von Mose an Israel am Roten Meer: „Steh still!“ (2. Mose 14,13) Aber wenn es an der Zeit ist zu handeln, kann keine noch so große Hingabe den Gehorsam ersetzen. Siehe Josua 7,10ff, 1 Samuel 16,1ff und 1 Könige 19,15ff. ) Wenn wir uns nur im Glauben üben, uns dem Herrn anvertrauen, die Bibel lesen und uns mit unseren Freunden beraten, werden wir vielleicht nie viel für den Herrn tun. Man kann ein Auto nicht lenken, wenn es im Leerlauf ist, und „Glaube ohne Werke ist tot“ (Jakobus 2,26).
Aber warnt uns Sprüche 3:5 nicht davor, uns auf unseren eigenen Verstand zu verlassen? Ja, das tut es, aber das Wort „sich stützen“ bedeutet „sich auf etwas verlassen“, und unser Glaube muss auf Gottes Wort beruhen und nicht auf unserer eigenen Weisheit. Es ist das gleiche Wort, das für einen König verwendet wird, der sich auf den Arm eines Offiziers stützt (2. Könige 5,18; 7,2, 17) oder eine Person, die sich auf einen Stab stützt (18,21).
Wenn wir versuchen, Gottes Willen zu erkennen, müssen wir alle möglichen Fakten sammeln und sie bewerten, denn unsere Entscheidung muss auf Wissen und nicht auf Hörensagen beruhen. „Jeder kluge Mann handelt aus Wissen, aber ein Narr stellt seine Torheit bloß“ (Spr 13:16, NIV). „Wer auf eine Sache antwortet, bevor er sie gehört hat, für den ist es Torheit und Schande“ (18:13, NKJV). Das gilt sowohl, wenn wir jemand anderem antworten, als auch, wenn wir dem Herrn antworten. „Die Weisheit der Klugen besteht darin, dass sie über ihre Wege nachdenken, aber die Torheit der Toren ist Betrug“ (14:8, NIV). Wir müssen uns Zeit für eine ehrliche Betrachtung der Fakten nehmen.
Gott erwartet von uns, dass wir unseren Verstand gebrauchen und Pläne machen, aber er erwartet auch, dass wir ihm diese Pläne vorlegen und ihm die endgültige Entscheidung überlassen. „Die Pläne des Herzens gehören dem Menschen, aber die Antwort der Zunge kommt vom Herrn“ (16,1, NIV). „Überlasse alles, was du tust, dem Herrn, und deine Pläne werden gelingen“ (V. 3, NIV). Wenn wir uns dem Herrn hingeben und unsere Pläne nicht seine Pläne sind, wird er uns zeigen, was richtig ist, und uns von dem abhalten, was falsch ist. „Und wenn ihr in irgendeinem Punkt anders denkt, wird Gott euch auch das klar machen“ (Phil 3,15, NIV). „In seinem Herzen plant der Mensch seinen Weg, aber der Herr bestimmt seine Schritte“ (Spr 16:9, NIV).
Wenn wir uns gegen den Herrn auflehnen und unseren eigenen Weg gehen wollen, geraten wir in Schwierigkeiten. „Es gibt keine Weisheit, keinen Verstand und keinen Rat gegen den Herrn“ (21:30). Deshalb müssen wir unsere Suche nach dem Willen Gottes damit beginnen, sein Wort zu lesen und ihm zu gehorchen, denn die Heilige Schrift offenbart den Charakter und die Absichten Gottes. Der Wille Gottes wird niemals den Absichten oder dem Charakter Gottes widersprechen, deshalb müssen wir vor dem Herrn abwarten, denn „die Pläne der Fleißigen führen zu Gewinn, so sicher wie Eile zu Armut“ (21:5, NIV). Wenn wir im Glauben wandeln, werden wir nichts überstürzen, denn „wer glaubt, wird nicht übereilt handeln“ (Jes 28:16, NKJV).
Wenn wir also eine Entscheidung zu treffen haben, sammeln wir alle Fakten und suchen klugen Rat, wir machen unsere Pläne, wir vertrauen uns und unsere Pläne dem Herrn an, wir hören auf sein Wort und warten auf seine Führung. Manchmal führt uns Gott durch eine biblische Verheißung oder eine Warnung; manchmal spricht er durch ein Lied oder eine Schriftlesung, wenn wir mit Gottes Volk im Gottesdienst sind; oder er führt uns durch die Vorsehung. Mehr als einmal in meinem eigenen Leben haben sich seine Disziplinen als seine Anweisungen erwiesen (Spr 3,11-12; Hebr 12,1-11).

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