Schlagwort: Glaube

„langsam lesen“

Die Söhne Jissraels taten weiter das in SEINEN Augen Böse,
sie dienten den Baalen und den Aschtarten,
Göttern Arams, Göttern Sidons, Göttern Moabs,
Göttern der Söhne Ammons und Göttern der Philister,
IHN verließen sie, dienten ihm nicht.
Buber & Rosenzweig – Richter 10,6

Und die Kinder Israel taten wiederum, was böse war in den Augen Jehovas, und sie dienten den Baalim und den Astaroth, und den Göttern Syriens und den Göttern Zidons und den Göttern Moabs und den Göttern der Kinder Ammon und den Göttern der Philister; und sie verließen Jehova und dienten ihm nicht.
Elberfelder 1871 – Richter 10,6

Die Israeliten taten weiterhin das Böse vor dem Herrn und verehrten die Baals-Schanden und die Astarthen und die Götter Sidons und die Götter Moabs und die Götter der Ammoniter und die Götter der Andersstämmigen und verließen den Herrn und dienten ihm nicht.
Septuaginta Deutsch – Richter 10,6

Beim Aktivgottesdienst sind wir nun im Bibelbuch Richter. Das Kapitel fängt ja ziemlich „langweilig“ an – zwei Richter werden nur kurz mit Name und Dauer ihres Amtes genannt. Schnell weiter gelesen – oder? Nun wir besprachen gestern, dass du und ich schon froh sein können, wenn wir nur in ein paar Zeilen in Gottes Buch „notiert worden sein sollten“ – weil wir anders waren, als unsere Umwelt. Und genau das war es ja, was diese Männer auszeichnete. Und durch ihr „anders sein“ wurden ihre Namen in Gottes Wort der Bibel „verewigt“.
Und dann kommt ein Vers, den wir wirklich verstehen müssen, um dann alles weitere in Richter aber auch die Zeit der Könige zu verstehen: Gottes Volk nahm zum wiederholten Male die „falsche Anbetung“ auf! Und zwar „so richtig“!

Das Böse, wie Gott es beurteilt, könnte zwar mit den Geboten zwei bis zehn umschrieben werden, aber die Sünden aufzuzeigen, wäre oberflächlich. Denn es geht um eine viel tiefere Sünde, die dann zu den einzelnen Taten führt: der Abfall von Gott – sie dienten den Baalen und den Astarten. Israel hat das natürlich bestritten. Sie hätten nur das, was in allen Religionen gleich sei – Was denn? – übernommen. Warum solle man nicht aus dem Baalskult Gutes übernehmen? Was sei gegen einen Gottesdienst im Freien einzuwenden? Warum solle man nicht auch einmal mit den Angehörigen anderer Religionen gemeinsam einen Gottesdienst feiern und gemeinsam beten? Was unter dem modernen Stichwort »Ökumene der Religionen« gelehrt wird, kommt in die fatale Nähe dessen, was Israel damals tat, und was von Gott schärfstens verurteilt wurde. Nur sah weder damals noch heute der »Durchschnitts-Gläubige« das als Unrecht an. Was ist schon dabei?
Baale (s. 2,11) und Astarten (s. 2,13) haben nun einmal eine andere Ethik, die lustorientierte, nicht zuletzt in bezug auf das Sexualleben. Warum sollte man in Israel sich unnötige Beschränkungen auf erlegen? Man hat sicher damals wie heute Gottes Willen entsprechend den anderen Religionen umgedeutet – warum sollte man nur an einen männlichen Gott glauben? Kommt nicht im biblischen Glauben das Mütterliche zu kurz? Aber zu keiner Zeit will Israel, des Alten wie des Neuen Bundes, die Religions Vermischung wahrhaben oder als Unrecht erkennen.

Wuppertaler Studienbibel

Ja, bei diesem Vers müssen wir uns „leider“ mal anschauen, was diese Götter ausmachte, was diese Götter „wollten“, was „man tat, um diese zu feiern“ usw.
Da waren also ein paar Götter, die Unmoral und Sexorgien, Saufgelage und vieles mehr förderten, dann haben wir einige Götter, die das „Abschlachten“ bei „sportlichen Spielen“ förderten.
Wir haben oft den Gedanken gehört, dass wir in einer Zeit leben würden, wo so etwas neu wäre – aber Nein! – seit der Zeit nach der Sintflut hat sich nicht viel geändert: was damals in Tempeln stattfand, kam später ins Colosseum und ist heute in unserem Fernseher zu finden – aber die Art „sich zu unterhalten“ hat sich nicht wirklich verändert.
Und wie damals – so auch heute – „verkauft uns Jehovah in die Hand der Feinde“ (Vers 7) – was ja nicht mehr bedeutet, als dass Er Seinen Schutz wegnimmt, und wir das „Leid“ erfahren, dass wir uns „mühsam erarbeitet haben“ um nicht zu sagen „verdient haben“.

Gott duldet nicht, entehrt zu werden. Wer sich anderen Göttern zuwendet, der muß sehen, wohin er kommt. Gott verkaufte sie, wie man Sklaven verkauft, oder anders ausgedrückt: Gott läßt seinem Volk den Willen. Wenn sie sich den heidnischen Göttern anvertrauen, sollen sie auch erfahren, wohin das führt: in die Sklaverei anderer Völker.

Wuppertaler Studienbibel

Was passiert, wenn Jehovah Seinen Schutz wegnimmt, kennen wir bestimmt alle aus eigenen Erfahrungen? Wenn Probleme und Sorgen, Krankheit und Streß unseren Alltag „zerfressen“. Und wir sehen, in den kommenden Versen, wie Gottes Volk reagiert: es schreit zu Jehovah – genau wie wir es dann machen, wenn uns „das Wasser bis zum Hals steht“.
Aber warum wenden wir uns denn erst von Jehovah ab? Warum bleiben wir nicht gleich an seiner Hand??

Thema oder Auslegung?

Ich las in den vergangenen Tagen ein Buch über Gemeinde und was „gesunde Gemeinde“ ausmacht.
Der dort als wichtigster Punkt genannte Prüfungspunkt lautet:
Auslegungspredigt oder Themenpredigt.
Themenpredigt kennen wir ja alle – der Vortragsredner hat ein Thema und sucht sich dazu alle Bibelstellen aus Gottes Wort heraus. Oder bei religiösen Zeitschriften : Thema – und alles dreht sich um dieses Thema. Und ja, so kann man „alles biblisch“ erklären – denn die Bibelstellen werden so herausgesucht, dass es so scheint, als wären die Verse wirklich ein guter Grund, das Thema so und nicht anders zu sehen.
Auslegungspredigt ist da schon schwerer: man liest ein Kapitel – und legt es aus – und o! das kann Schwierigkeiten gereiten – und sogar das eigene Glaubensgebäude mächtig durcheinander bringen!

Auslegungspredigt ist die Predigt im Dienst am Wort Gottes. Sie setzt den Glauben an die Autorität der Bibel voraus – dass die Bibel tatsächlich Gottes Wort ist; doch sie ist noch viel mehr als das. Der Wille zur Auslegungspredigt ist der Wille, Gottes Wort zu hören – nicht bloß zu bejahen, dass es Gottes Wort ist, sondern sich auch tatsächlich diesem zu unterstellen. Den Propheten im Alten Testament und den Aposteln im Neuen Testament wurde nicht ein persönlicher Auftrag erteilt, hinzugehen und zu predigen, sondern ihnen wurde eine konkrete Botschaft mitgegeben. So haben auch heute christliche Prediger nur soweit die Autorität, von Gott zu sprechen, wie sie seine Botschaft predigen und seine Worte entfalten. So redegewandt manche Prediger auch sein mögen: Prediger haben nicht bloß den Auftrag, hinzugehen und zu predigen. Sie haben den ausdrücklichen Auftrag, hinzugehen und das Wort Gottes zu predigen. Das ist es, was den Predigern zu predigen geboten ist.
Viele Pastoren akzeptieren bereitwillig die Autorität des Wortes Gottes und bekennen ihren Glauben an die Irrtumslosigkeit der Bibel; doch wenn sie in der Praxis nicht regelmäßig Auslegungspredigten halten, dann bin ich überzeugt, dass sie nie mehr als das predigen werden, was sie zu Beginn der ganzen Übung schon wussten. Ein Prediger kann einen Bibeltext nehmen und die Gemeinde über ein Thema lehren, das wichtig ist, das aber gar nicht der Aussage des jeweiligen Bibeltextes entspricht. Sie selbst können in diesem Moment Ihre Bibel nehmen, die Augen schließen, sie auf einer beliebigen Seite aufschlagen, mit dem Finger auf einen Vers zeigen, die Augen öffnen, den Vers lesen und daraus großen Segen für Ihre Seele ziehen, aber Sie werden dadurch nicht unbedingt das erfahren, was Gott durch diesen Bibeltext eigentlich sagen wollte.

Wenn wir uns bewusst vornehmen, einen Bibeltext in seinem Kontext, in einer Auslegungspredigt zu verkündigen – das heißt, als Hauptaussage der Botschaft die Aussage des Bibeltextes zu nehmen –, dann sollten wir von Gott Dinge hören, mit denen wir nicht gerechnet hatten, als wir den Text zu studieren begannen. Gott überrascht uns manchmal. Und ist das nicht genau das, was es, angefangen mit unserer Bekehrung bis hin zur letzten Sache, die uns der Heilige Geist gerade gelehrt hat, heißt, Christ zu sein? Stellen Sie nicht immer wieder fest, dass Gott Sie herausfordert und Dinge sagt, über die Sie vor einem Jahr nie nachgedacht hätten, wenn er beginnt, die Wahrheit Ihres Herzens und die Wahrheit seines Wortes ans Licht zu bringen? Jemanden mit der geistlichen Leitung einer Gemeinde zu beauftragen, der nicht im praktischen Leben den festen Willen an den Tag legt, Gottes Wort zu hören und zu lehren, heißt, das Wachstum der Gemeinde zu hemmen und ihr im Wesentlichen nur gestatten, bis zur Ebene des Pastors zu wachsen. Die Gemeinde wird sich nach und nach eher dem Denken des Pastors annähern als den Gedanken Gottes. Doch was wir wollen, wonach uns als Christen verlangt, sind Worte Gottes. Wir wollen in unserer Seele hören und wissen, was er gesagt hat.

9 Merkmale einer gesunden Gemeinde – 3L Verlag

Taberah

Und es geschah, als das Volk sich beklagte, daß es übel war in den Ohren Jehovas; und als Jehova es hörte, da erglühte sein Zorn, und ein Feuer Jehovas brannte unter ihnen und fraß am Ende des Lagers.
Und das Volk schrie zu Mose; und Mose betete zu Jehova, da legte sich das Feuer. Und man gab selbigem Orte den Namen Tabhera, (Brand) weil ein Feuer Jehovas unter ihnen gebrannt hatte.
Elberfelder 1871 – Numeri 11,1–3

DAS Volk aber murrte vor den Ohren des Herrn über Not. Als der Herr dies hörte, entbrannte sein Zorn, und das Feuer des Herrn loderte auf wider sie und verzehrte das Ende des Lagers. (a) 2Mo 16:2; 3Mo 10:2; 4Mo 16:35 Da schrie das Volk zu Mose, und Mose betete zum Herrn; da erlosch das Feuer. Daher nannte man jenen Ort Thabera, weil das Feuer des Herrn wider sie aufgelodert war. (1) d.i. Brandstätte.
Zürcher 1931 – 4.Mose 11,1–3

Und das Volk klagte über Not vor den Ohren Jehovas, und Jehova hörte es, und sein Zorn ergrimmte, und es brannte unter ihnen ein Feuer Jehovas, und fraß am Ende des Lagers.
Da schrie das Volk zu Mose, und Mose betete zu Jehova, da legte sich das Feuer.
Und man nannte den Namen des Ortes Tabeera (Feuersbrunst), weil ein Feuer Jehovas unter ihnen brannte.
de Wette Bibel – 4 Mose 11,1–3

Sind wir nicht manchmal genauso? Ständig unzufrieden mit dem was wir doch haben?!?
Ein großer Teil der jetzt auf der Erde lebenden Menschen haben viel viel weniger, als du und ich – und trotzdem sind wir unzufrieden??? Echt? Wie wird wohl Jehovah, der auch den Mangel der vielen sieht, auf unsere Wünsche reagieren??

in 4.Mose 11 wird uns die Rebellion des Volkes erzählt, kurz nachdem sie den Berg Sinai in das Gelobte Land verlassen hatten (Num. 11:1). Anstatt mit Freude ihr versprochenes Erbe vorwegzunehmen, wurden die Menschen jedoch unzufrieden und gelangweilt mit der Aussicht auf die vor ihnen gelegene Reise.

Der Sefat Emet bemerkte, dass sie kurz nachdem die Leute sich beim HERRN beschwert hatten, ein „starker Verlangen“ ( הִתְאַוּוּ תַּאֲוָה), was auf Hebräisch buchstäblich bedeutet, dass sie „nach einem Verlangen verlang Mose konnte den Wunsch des Volkes nach Nahrung und Wasser ertragen, aber als sie begannen, ihre Verlangen aktiv zu kultivieren, nach dem imaginären „freien Fisch“, den sie in Ägypten genossen (Num. 11:5), begann er zu erkennen, dass das Problem tiefer war, ein matt r des Herzens… Moses verstand, dass das, was das Volk wirklich wollte, unmöglich war, da es darum ging, zu verleugnen, wer es als Gottes erlöstes Volk war Es ging doch nicht darum, „Fleisch“ zu essen zu wollen, sondern eher nach dem Verbotenen zu hungern, begehren zu wollen usw.

Wünsche zu erschaffen, ein Gefühl der Entbehrung zu erzeugen und sich selbst als Opfer zu sehen, ist eine tödliche Krankheit des Geistes, eine Krankheit der Seele. Es ist ein „Brennen“ (d.h. Taberah: תַּבְעֵרָה), das den inneren Frieden zerstört (Num. 11:3). Möge Gott uns helfen zu verstehen und zu suchen, was wirklich wichtig ist; möge er uns von der Selbstzerstörung befreien; und möge er uns helfen, mit dem Manna zufrieden zu sein, das er liefert. Amen. Amen.

Hebräisch für Christen

mein Blick geht zu den Problemen oder zum Herrn?

Und die Zahl derer, die aus ihrer Hand, die sie zum Mund führten,a ° leckten, ergab 300 Männer, und der ganze Rest des Volkes kniete sich hin, um Wasser zu trinken.
Septuaginta Deutsch
Richter 7,6

Die Zahl der Schlürfer, mit der Hand zum Mund, war dreihundert Mann,
alles übrige Volk, die waren auf ihre Knie niedergekauert, um Wasser zu trinken.
Buber & Rosenzweig
Richter 7,6

Da war die Zahl derer, die leckten, mit der Hand zum Mund, dreihundert Mann, alles übrige Volk aber hatte sich auf die Knie niedergelassen, um Wasser zu trinken.
Neftali-Herz-Tur-Sinai,
Richter 7:6

Je nach der Übersetzung die man liest, findet man hier einen sehr unterschiedlichen Text. Einige Übersetzter sind der Meinung, dass die 300 Personen diejenigen wären, die sich niederknieten, und die anderen es nicht getan hätten. Hier zeigt sich, wie sehr die Übersetzer ihre eigenen Vorstellungen in die Übersetzung einbringen.
Meiner Meinung nach sollten wir in solchen Fällen schauen, was die jüdischen Übersetzer und Ausleger hier lesen – denn meist finden sich weitere Hinweise in jüdischen Schriften…

Die zweite Sichtung (Vv. 4-8). Gott stellte Gideons überlebende 10.000 Mann ein zweites Mal auf die Probe, indem er sie alle aufforderte, unten am Fluss zu trinken. Wir wissen nie, wann Gott uns in einer alltäglichen Erfahrung des Lebens prüft. Ich habe von einem leitenden Geistlichen gehört, der mit einem angehenden pastoralen Mitarbeiter immer eine Fahrt im Auto des anderen unternahm, nur um zu sehen, ob das Auto sauber war und ob der Mann vorsichtig fuhr. Ob Sauberkeit und eine vorsichtige Fahrweise immer eine Garantie für den Erfolg eines Pfarrers sind, ist umstritten, aber die Lektion ist es wert, darüber nachzudenken. Mehr als ein angehender Angestellter hat seine oder ihre Chancen auf einen Job ruiniert, als er mit dem Chef zu Mittag aß und nicht wusste, dass er bewertet wurde. „Mache jede Gelegenheit zu einer großen Gelegenheit, denn du kannst nie wissen, wann jemand dein Maß für eine größere Stelle nehmen wird. Das hat ein Mann namens Marsden gesagt; und ich habe das Zitat, das inzwischen vergilbt ist, seit vielen Jahren unter dem Glas auf meinem Schreibtisch stehen. Von Zeit zu Zeit darüber nachzudenken, hat mir gut getan.
Welche Bedeutung hatte es, dass die Männer auf zwei verschiedene Arten aus dem Fluss tranken? Da die Heilige Schrift uns das nicht sagt, sollten wir nicht irgendeine wichtige geistliche Lektion in den Text hineininterpretieren, die Gott dort nicht vorgesehen hat. Die meisten Ausleger sagen, dass die Männer, die sich zum Trinken niederbeugten, sich dem Feind schutzlos auslieferten, während die 300, die das Wasser aus ihren Händen schöpften, wachsam blieben. Aber der Feind war vier Meilen entfernt (V. 1) und wartete darauf, was die Juden tun würden; und Gideon hätte seine Männer nicht in eine so gefährliche Situation geführt. Ein bekannter Prediger behauptet, dass die 300 Männer so tranken, damit sie Gideon im Auge behalten konnten, aber auch das sagt der Text nicht.
Ich vermute, dass Gott diese Methode der Aussonderung des Heeres gewählt hat, weil sie einfach und unauffällig war (kein Soldat wusste, dass er geprüft wurde) und leicht anzuwenden. Wir sollten nicht denken, dass alle 10.000 auf einmal tranken, denn dann hätte sich das Heer ein paar Meilen am Wasser entlang ausgedehnt. Da die Männer zweifelsohne in Gruppen zum Wasser kamen, konnte Gideon sie beobachten und die 300 identifizieren. Erst im Nachhinein erfuhren die Männer, dass sie getestet worden waren.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Richter

Doch erneut erreichte ihn ein Wort des Herrn: »Dein Heer ist immer noch zu groß. Führe die Männer hinunter zur Quelle, dort will ich selbst die Auswahl treffen. Ich werde dir sagen, wer mit dir gehen soll und wer nicht.« (Richter 7,4 GNB) Die Leute wurden zum Flussufer geführt und dachten, dass sie nun gleich gegen den Feind vorrücken würden. Einige wenige nahmen noch schnell etwas Wasser mit der Hand auf und schlürften es im Weitergehen, aber die meisten knieten nieder und tranken in aller Ruhe das Wasser direkt aus dem Fluss. Von 10 000 Männern schöpften nur 300 Wasser mit ihren Händen – und gerade diese erwählte der Herr. Alle anderen durften den Heimweg antreten.
Oft wird der Charakter eines Menschen auf die einfachste Weise geprüft. Wer in Zeiten der Gefahr darauf aus ist, seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, auf den ist in einem Notfall kein Verlass. Für träge und genießerische Leute ist im Werk des Herrn kein Platz. Die wenigen Männer, die er erwählte, ließen sich nicht durch eigene Bedürfnisse von ihrer Pflichterfüllung abhalten. Diese 300 besaßen nicht nur Mut und Selbstbeherrschung, sondern waren auch Männer des Glaubens. Sie hatten sich nicht durch Götzendienst verunreinigt. Gott konnte sie leiten, und durch sie konnte er Israel befreien. Erfolg hängt nicht von Zahlen ab. Gott kann sowohl durch wenige wie auch durch viele erretten. Er wird nicht so sehr durch die große Anzahl geehrt als durch den Charakter derer, die ihm dienen.

Ellen White- Die Geschichte der Hoffnung

Er sorgte für die Entlassung aller Übrigen bis auf 300 Soldaten. Er tat dies durch ein Zeichen: „Das Volk ist noch zu zahlreich“, um es zu gebrauchen (Vers 4). Gott sagte, dass sie immer noch „zu zahlreich“ waren. Hierdurch verstehen wir vielleicht die Umstände, die manchmal die Gemeinde und ihre Interessen zu schwächen scheinen: Sie hat zu viele, zu mächtige und zu kluge Freunde, um Gottes Rettung zu vollbringen, damit er sich in seiner Kraft erhebt (Ps 21,14). Gideon wurde angewiesen, seine Soldaten zum Wasser zu bringen, wahrscheinlich zur Quelle Harod (Vers 1) und zu dem Fluss, der an ihr entsprang. Einige – zweifellos die meisten von ihnen – würden sich zum Trinken auf die Knie herunterlassen und ihren Mund wie ein Pferd in das Wasser stecken. Andere würden das vielleicht nicht so förmlich tun, sondern mehr wie ein Hund mit der Zunge lecken, dass sie rasch etwas Wasser in ihre Hand nehmen, damit ihren Mund kühlen und dann schnell fortgehen. 300, nicht mehr, taten es auf diese zweite Weise und tranken schnell, und sie waren es, von denen Gott Gideon sagte, dass er mit ihnen die Midianiter vernichtend schlagen würde (Vers 7). Diese zweite Trennung bedeutet, die Soldaten, die eingesetzt werden sollten, mussten:
Stark sein, mit Erschöpfung umgehen können, ohne sich zu beklagen, dass sie durstig oder müde waren.
Schnell sein, daran denken, dass es sie viel Zeit kosten würde, gegen den Feind zu kämpfen. Sie mussten den Dienst für Gott und ihr Land ihrer eigenen persönlichen Erquickung vorziehen. Es war eine große Prüfung für den Glauben Gideons und seinen Mut, als Gott ihm sagte, dass er bis auf diese 300 Männer das übrige Volk nach Hause gehen lassen sollte (Vers 7). Auf diese sonderbare Weise wurde Gideons Armee gereinigt, geformt und verkleinert, anstatt dass man sie rekrutierte. Wir wollen sehen, wie diese kleine, jämmerliche Schar, auf der die hauptsächliche Arbeit lastete, ausgerüstet und ausgestattet wurde. Jeder Soldat war für seine eigenen Vorräte verantwortlich. Sie nahmen die Verpflegung an sich (Vers 8). Sie ließen ihre Taschen und ihr Gepäck zurück und jeder musste seine eigenen Vorräte tragen, was eine Prüfung ihres Glaubens war, um zu sehen, ob sie Gott vertrauen konnten, wenn sie nicht mehr Vorräte bei sich hatten als das, was sie tragen konnten. Es war auch eine Prüfung für ihren Fleiß, um zu sehen, ob sie so viel tragen konnten, wie sie brauchten. Das hieß wirklich, von der Hand in den Mund zu leben. Jeder Soldat wurde zu einem Hornbläser, so als würden sie hingehen, um ein Spiel zu spielen und nicht in eine Schlacht ziehen.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Läppelt das Wasser mit seiner Zunge – Das hebräische Wort für Läppen (יָלקֹ, yalok) ist lautmalerisch und klingt in seiner Aussprache wie das Geräusch eines Hundes beim Trinken. Aus dem nächsten Vers geht hervor, dass die dreihundert Trinker das Wasser aus dem Brunnen in ihre hohlen Hände nahmen und es von dort aus in den Mund leckten. Diese Art des Trinkens war kein Beweis für Angst und Feigheit, wie Josephus meint, sondern vielmehr eine lobenswerte Eigenschaft eines Soldaten. Denn in der Hitze des Gefechts konnte es einem Krieger oft einen großen Vorteil gegenüber seinem Feind verschaffen, wenn er, wenn er an einen Bach kam, sich auf diese Weise leicht mit Getränken erfrischen konnte, ohne gezwungen zu sein, wenn er überhaupt trank, auf die Knie zu fallen und sich dadurch dem fast sicheren Tod durch seinen Feind auszusetzen. „Nur diejenigen sind die wahren Krieger Jehovas, die, wenn ihnen ein Genuss angeboten wird, wie z.B. eine Erfrischung an einem lebendigen Brunnen, diesen nur im Vorübergehen und in der Wachsamkeit kosten, nicht den Genuss suchen und sich in träger Bequemlichkeit dazu niederkauern, sondern, jede Minute auf die bevorstehende Aufgabe und den ersehnten Sieg bedacht, nur wie Hunde auf ihrem Weg das Wasser schlecken.“ -Ewald.

D.Steele – Kommentar das alte Testament – Josua bis Samuel

Die Prüfung in den Versen 5 bis 6 wird nicht immer richtig verstanden. Der Text geht nicht von zwei Zuständen aus, die zwei verschiedene Gruppen von Menschen darstellen, nämlich diejenigen, die wie ein Hund Wasser schöpfen, und diejenigen, die knien, um zu trinken. Der zweite Satz ist epexegetisch zum ersten (erklärt den ersten Satz). Wenn er sagt: „Jeder, der mit der Zunge nach dem Wasser leckt, wie ein Hund, den sollst du allein lassen; ebenso jeder, der sich auf die Knie niederbeugt, um zu trinken“, spricht er von derselben Gruppe von Menschen. Wenn diese Menschen zum Bach hinuntergehen, um zu trinken, müssen sie sich hinknien, denn anders ist es nicht möglich, zu trinken. Es geht nicht darum, wer kniet und wer steht, sondern darum, wer seine Hände falten und das Wasser zum Mund führen wird und wer nicht. Diejenigen, die sich zum Trinken auf die Knie beugten, aber nicht die Hände falteten, um das Wasser in den Mund zu führen, sondern ihr Gesicht ins Wasser hielten, wurden nach Hause geschickt. Diejenigen, die mit ihrer Zunge leckten, wie ein Hund leckt, blieben. Auf diese Weise erhielt Gideon Anweisungen, wie er die Männer für seine Spezialtruppen auswählen sollte. Diejenigen, die behalten wurden, schienen diejenigen zu sein, die auf den Knien knieten, aber ihre Hände schröpften, um das Wasser aus ihren Händen zu holen und zu trinken, was zeigte, dass sie für jeden plötzlichen Angriff bereit waren. Gideon sollte also das Volk aufteilen, indem er alle, die das Wasser mit der Zunge leckten, wie ein Hund, in eine Klasse einteilte, und alle, die sich zum Trinken nach unten wandten, in eine andere Klasse. Diejenigen, die sich niederknieten und das Wasser mit den Händen zum Mund führten, waren dreihundert. Die anderen setzten sich mit dem Gesicht nach unten, um zu trinken. Diejenigen, die das Wasser mit den Händen zum Mund führten, stellten die guten Soldaten dar, die, als sie vor der Schlacht einen Bach erreichten, sich nicht die Zeit nahmen, hinzufallen und ihren Durst auf die bequemste Art zu stillen. Diese guten Soldaten knieten einfach nieder, nahmen etwas Wasser mit den Händen auf, während sie in ihrer militärischen Rüstung aufrecht standen, um sich für die Schlacht zu stärken, und zogen dann ohne Verzögerung gegen den Feind weiter. Sie blieben wachsam und für jeden Notfall gerüstet. Zum Schluss knieten alle in Ein Harod nieder. Der Unterschied bestand darin, dass dreihundert von ihnen beim Niederknien Wasser mit den Händen aufschöpften. Die anderen hielten ihr Gesicht ins Wasser, und die letzteren wurden nach Hause geschickt. Bei der ersten Prüfung (der freiwilligen Freilassung) wurden die Ängstlichen ausgeschlossen. Der zweite Test (die Bereitschaft am Bach) eliminierte die Unvorsichtigen.

Arnold Fruchtenbaum – Richter & Ruth


mutiger Held oder Angsthase?

siehe, ich lege ein Wollvließ (Eig eine Woll-Schnur; so auch nachher) auf die Tenne; wenn Tau auf dem Vließe allein sein wird und auf dem ganzen Boden Trockenheit, so werde ich erkennen, daß du Israel durch meine Hand retten wirst, so wie du geredet hast. Und es geschah also. Und er stand am anderen Morgen früh auf, und er drückte das Vließ aus und preßte Tau aus dem Vließe, eine Schale voll Wasser.
Und Gideon sprach zu Gott: Dein Zorn entbrenne nicht wider mich! Und ich will nur noch diesmal reden. Laß mich es doch nur noch diesmal mit dem Vließe versuchen: Möge doch Trockenheit sein auf dem Vließe allein, und auf dem ganzen Boden sei Tau. Und Gott tat also in selbiger Nacht; und es war Trockenheit auf dem Vließe allein, und auf dem ganzen Boden war Tau.
Elberfelder 1871 – Richter 6,37–40

Inzwischen betete Gideon zu Gott: „Ich weiß, dass du versprochen hast, Israel durch mich zu befreien, aber ‹gib mir doch bitte noch eine Bestätigung dafür›!  Schau, ich lege jetzt frisch geschorene Wolle auf den Dreschplatz. Wenn die Schafwolle morgen früh nass sein wird und ringsum alles trocken, dann werde ich sicher sein, dass du Israel durch mich retten willst, wie du es gesagt hast.“ Als Gideon früh am nächsten Morgen aufstand und den Tau aus der Wolle ausdrückte, füllte das Wasser eine ganze Schale.  Doch Gideon betete noch einmal zu Gott: „Sei mir nicht böse, wenn ich dich noch ein einziges Mal um ein Zeichen bitte. Lass es mich doch noch einmal mit der Wolle versuchen und lass sie morgen früh trocken sein, aber ringsum alles nass vom Tau!“ Gott erfüllte ihm auch diese Bitte in der kommenden Nacht: Die Wolle blieb trocken und der ganze Boden war nass vom Tau.
Neue evangelistische Übersetzung 2019 – Richter 6,36–40

Und Gedeon sagte zu dem Gott: Wenn du durch meine Hand Israel rettest, so wie du gesagt hast – siehe, ich lege die frisch geschorene Wolle auf die Tenne, und wenn der Tau sich nur auf die Wolle legt und auf den ganzen Boden Trockenheit, dann werde ich erkennen, dass du durch meine Hand Israel rettest, wie du gesagt hast. Und so geschah es: Und Gedeon stand am nächsten Morgen auf und drückte die Wolle aus, und der Tau floss aus der Wolle, ein Wasserbecken voll. Und Gedeon sagte zu dem Gott: Dein Inneres gerate nicht in Zorn über mich, ich will nämlich noch einmal sprechen: denn ich will noch einmal einen Versuch mit der Wolle machen, und (dieses Mal) soll Trockenheit nur auf der Wolle sein, auf den ganzen Boden aber soll sich Tau legena. Und der Gott machte es so in jener Nacht, und Trockenheit war allein auf der Wolle, auf den ganzen Boden aber legte sich Tau.
Septuaginta Deutsch – Richter 6,36–40

The Bible and its Story, Volume 3: The History, Joshua to II Samuel – 1909

Zu Gideons Zeiten hatte Israel Gott so sehr vergessen, dass sich die ersten Bemühungen des jungen Helden um die Rettung des Landes nicht gegen die Midianiter, sondern gegen die Einwohner seiner eigenen Stadt Ophra richteten. Der Hauptaltar in Ophrah war nicht dem Herrn, sondern dem Baal geweiht, und Gideons Vater war sein Hüter. Da nahm Gideon zehn seiner treuen Diener und stürzte in der Nacht den Altar des Baal um. An seiner Stelle errichtete er einen Altar für Gott. Am nächsten Morgen wollten ihn die Bewohner der Stadt erschlagen, aber sein Vater wies darauf hin, dass Baal sich nicht einmal selbst geschützt hatte. So verlor das Volk eher den Glauben an Baal. Gideon wurde ein angesehener Mann im Land und wurde Jerubbaal, der Feind Baals, genannt.
Dann rief er das Volk auf, sich ihm gegen Midian anzuschließen. Als sie ihm jedoch zu Tausenden folgten, kamen ihm seine früheren Zweifel wieder, denn er wollte nicht alle diese Männer in den Tod führen. Also bat er Gott um ein weiteres Zeichen. Er ließ die ganze Nacht ein Schafsfell auf dem Boden liegen und bat zuerst darum, dass es nass sein möge, während die ganze Erde ringsum trocken war. In der nächsten Nacht bat er darum, dass es umgekehrt sein sollte. In beiden Nächten tat Gott, worum Gideon gebetet hatte. So kehrte der ängstliche Anführer zu seinem vollen Glauben zurück.

The Bible and its Story, Volume 3: The History, Joshua to II Samuel – 1909

War Gideon nun mutig oder ängstlich?
Die Ausleger sind sich da nicht wirklich einig – aber scheinbar war es für Jehovah egal! ER handelte und tat die Zeichen, die Gideon haben wollte! Und wie ist es heute bei dir und mir? Ob Jehovah auch auf deine und meine „Macken“ eingeht?

Gideons scheinbarer Mangel an Glauben, der sich in dem Ersuchen eines wunderhaften Zeichen Gottes ausdrückt (vgl. Mt 12,38; 1Kor 1,22-23 ), erscheint seltsam für einen Mann, der unter den Glaubenshelden aufgezählt wird ( Hebräer 11,32 ). Eigentlich hatte Gideon bereits bei seiner Berufung ein Zeichen Gottes erhalten ( Ri 6,17.21 ). Es ist jedenfalls erwähnenswert, daß Gideon die Wolle nicht benutzte, um Gottes Willen zu erforschen, denn den wußte er ja bereits durch göttliche Offenbarung (V. 14 ). Das Zeichen bezog sich auf eine Versicherung der Anwesenheit Gottes oder der Ermächtigung für die bevorstehende Aufgabe. Gott ging auf Gideons schwachen Glauben ein und benetzte die Wolle so stark mit Tau, daß dieser eine Schale voll Wasser auswrang . Vielleicht hatte Gideon Zweifel an der Einzigartigkeit dieses Vorkommnisses, da der umgebende Dreschboden auf natürliche Weise vor der Wolle trocknen konnte. Deshalb erbat er nun das Gegenteil: Laß dieses Mal die Wolle trocken und den Boden mit Tau bedeckt sein . Gott tat auch das geduldig, und Gideon war erneut davon überzeugt, seine Aufgabe fortzusetzen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Außer zu seinem eigenen Stamm, Manasse, sendet Gideon auch Boten zu anderen, nördlich gelegenen Stämmen. Auch sie schließen sich ihm an. Dann fragt Gideon Gott. Es ist bemerkenswert, wie sehr Gott allen Fragen Gideons mit Bezug auf seinen Auftrag entgegenkommt. Gott hat bereits sonnenklar mitgeteilt, was er von Gideon will (Verse 14–16). Als Gideon ein Zeichen erbat, hat Er das gegeben (Vers 17). Jetzt erbittet Gideon noch eine Bestätigung seines Auftrages, sogar zweimal. Er bekommt keinen Vorwurf zu hören, sondern Gott gibt ihm das, worum er bittet, auch zweimal.
Das „Auslegen eines Vlieses” ist beinahe sprichwörtlich geworden, wenn es darum geht, den Willen Gottes in einer bestimmten Angelegenheit zu erfahren. Es ist die Bitte um ein Zeichen zur Bestätigung der Erfüllung einer Aufgabe, die wir auf uns nehmen wollen. An und für sich ist es nicht verkehrt, wenn wir Sicherheit über das haben wollen, was wir für den Herrn tun wollen.
Über diese Bitte um ein Zeichen ist bereits etwas bei der Betrachtung von Vers 17 gesagt. Dazu kann im Zusammenhang mit dem „Vlies” folgendes hinzugefügt werden. Gott kann seinen Willen auch durch Umstände, in denen wir uns befinden oder in die wir kommen, deutlich machen oder bestätigen. Du wirst wahrscheinlich schon einmal von Joni gehört haben. Diese Frau ist als Folge eines Kopfsprungs in flaches Wasser, wodurch sie ihren Nacken gebrochen hat, völlig Invalide geworden. Sie wird von Gott aber noch immer auf eine besondere Weise gebraucht.
Nun brauchen sich unsere Umstände nicht so drastisch zu verändern. Es geht darum, anzudeuten, dass Dinge in unserem Leben geschehen können, durch die wir wissen: Dies ist es, was Gott von mir verlangt. Das werden übrigens niemals Dinge sein, die seinem Wort widersprechen. Wenn beispielsweise ein Gläubiger um einen Ehepartner bittet, und die Umstände scheinen ihm jemand auf seinen Weg zu bringen, doch dieser erweist sich als ein Ungläubiger, dann kann dies niemals die Leitung Gottes sein. Er verbietet nämlich in seinem Wort, dass ein Gläubiger einen Ungläubigen heiratet (2Kor 6,14).
Jetzt noch etwas über die geistliche Bedeutung des Vlieses mit Bezug auf den Boden und den Tau. Ein Zeichen „bezeichnet” etwas, gibt etwas wieder, stellt etwas vor, lässt etwas erkennen. Tau spricht von Erfrischung, Erquickung. Er ist die Frische eines neuen Tages. Tau wird im Alten Testament mehrere Male als ein Segen des Himmels für das Land Gottes beschrieben. Als Gideon beim ersten Zeichen um Tau auf dem Vlies und Trockenheit auf dem ganzen Boden bittet, scheint das eine Vorstellung des Segens Gottes für sein irdisches Volk Israel zu sein, während die Völker der Umgebung kein Teil daran haben. Israel hat durch die Verwerfung seines Messias den Segen jedoch verspielt, aber dieser wird für später aufbewahrt.
Das zweite Zeichen stellt das Gegenteil vor, denn jetzt bleibt das Vlies trocken und der ganze Boden wird durch den Tau nass. Dies will sagen, dass Gott nach der Verwerfung des Messias durch Israel sein Volk beiseitegesetzt und die Nationen zu segnen begonnen hat.
Beide „Zeichen” finden wir in dem Brief an die Römer wieder. Wir lesen dort im Blick auf Israel über „ihren Fall“, „ihren Verlust“, „ihre Verwerfung“. Diese Ausdrücke zeigen an, dass sie von Gott beiseitegesetzt worden sind. Durch „ihren Fall [ist] den Nationen das Heil geworden“ und dadurch ist die Rede von dem „Reichtum [der] Welt“, dem „Reichtum [der] Nationen“ und der „Versöhnung [der] Welt“ (Röm 11,11–15).
Doch damit ist Israel nicht endgültig verstoßen. Es kommt eine Zeit, die „ihre Vollzahl“ und „Annahme“ genannt wird. Dann wird Israel nachträglich den Segen empfangen. In beiden Zeichen ist deutlich, dass Gott es tut. Gideon trägt nichts dazu bei. Allein in Gottes Macht steht es, den Segen zu geben, sowohl Israel als auch den Nationen.
Der Ort, wo Gideon das Vlies niederlegt, ist auch von Bedeutung. Er wählt dafür die Tenne. Das erinnert an den Kelter, wo er zum ersten Mal dem HERRN begegnet ist und wo er seine Wertschätzung für Gottes Segen gezeigt hat (Vers 11). Er ist dort mit der Frucht des Landes beschäftigt gewesen. Von diesem Ort aus, der von dem Gericht spricht, das der Herr Jesus auf dem Kreuz erlitt, kommt alle Erquickung und Kraft, das uns aufgetragene Werk zu tun.
Wie gesagt, braucht Gideon nichts zu tun. Was er wohl tut, ist, früh aufzustehen, wodurch er sein Verlangen nach dem Ergebnis erkennen lässt. Die Weise, wie Gideon sich hier an den Herrn wendet, ähnelt der von Abraham in seiner Fürbitte für Sodom um Lots willen (1Mo 18,23–33; 19,29).

Ger de Koning – Das Buch Richter – Ausgelegt & angewandt – Der Verfall

Gideon bat eigentlich um zwei verschiedene Zeichen, wobei das erste Zeichen in den Versen 36 bis 38 erwähnt wird. Der Grund für die Bitte um diese Zeichen war Gideons Bedürfnis nach Sicherheit: Wenn du Israel durch meine Hand retten wirst, wie du es gesagt hast. Er war immer noch nicht der mächtige und tapfere Mann, als der er geweissagt worden war. Das erste Zeichen sollte folgendes sein: Siehe, ich will ein Wollvlies auf die Tenne legen; wenn nur auf dem Vlies Tau ist und es auf dem ganzen Boden trocken ist. Die Folge wäre dann: Dann werde ich wissen, dass du Israel durch meine Hand retten wirst, wie du es geredet hast. Der wundersame Charakter des Zeichens lag in der Tatsache, dass normalerweise die Feuchtigkeit des Vlieses in den Boden unter dem Vlies absorbiert wird. Das Vorhandensein von Tau zeigt, dass die Regenzeit beendet war und die Tauzeit begonnen hatte, wobei der April der Monat des Wechsels ist. Die Tatsache, dass Gideon Weizen dreschte, würde das Ereignis in den Monat Juni legen. Gideons Bitte wurde erfüllt: Und so war es auch. Denn er stand am nächsten Morgen früh auf und drückte das Vlies zusammen und wrang den Tau aus dem Vlies, eine Schale voll Wasser.
Das zweite Zeichen findet sich in den Versen 39 bis 40. Nachdem er versprochen hatte, nur dieses eine Mal zu reden, bat Gideon Gott um ein weiteres Zeichen der Bestätigung: „Lass mich den Versuch machen, ich bitte dich, nur dieses eine Mal mit dem Vlies. Gideon suchte in einer schweren Krise nach einer weiteren Bestätigung von Gott. Vielleicht kam ihm der Gedanke, dass die Tenne aus Felsgestein bestand und daher den Tau nicht aufgesogen hätte. Stattdessen bittet er nun um ein noch deutlicheres Zeichen: Nur auf dem Vlies soll es trocken sein, auf dem ganzen Boden aber soll Tau sein. Das Wunder bestand darin, dass unter normalen Umständen der Boden schneller austrocknete als die gesättigte Wolle. Auch diese Bitte wurde erfüllt: Und Gott tat es in dieser Nacht, denn es war trocken nur auf dem Vlies, und auf dem ganzen Erdboden war Tau.
Obwohl dieser Abschnitt oft zu diesem Zweck verwendet wird, ist er keine Ermutigung, Tests durchzuführen, um den Willen Gottes herauszufinden. Gläubige sagen oft, sie hätten „ein Vlies ausgelegt“, um herauszufinden, was der Wille Gottes in ihrer Entscheidungsfindung ist, aber das ist eine falsche Schlussfolgerung aus diesem Abschnitt. Gideon streckte das Vlies nicht aus, um Gottes Willen zu ermitteln, denn er wusste ihn bereits; Gott hatte ihm bereits gesagt, was er tun sollte. Dass Gideon das Vlies benutzte, war kein Zeichen seiner Geistlichkeit, sondern ein Zeichen für seinen sehr schwachen Glauben. Es war nicht das Zeichen eines reifen Gläubigen, sondern eines unreifen Gläubigen, der Schwierigkeiten hatte zu glauben, was Gott ihm bereits gesagt hatte.

Arnold Fruchtenbaum – Richter

Alles war bereit – und doch suchte Gideon noch etwas. Nicht aus Unglauben und auch nicht aus Glaubensschwäche bat Gideon den Herrn um ein Zeichen, oder vielmehr um ein Zeichen, ein Unterpfand seiner Gegenwart. Jene Stunden in der Geschichte der Helden Gottes, in denen am Vorabend einer großen Tat des erhabensten Glaubens der Geist mit dem Fleisch ringt, sind heilige Zeiten, auf die die oberflächliche Kritik eines oberflächlichen Bekenntnisses, das nie die Strapazen einer äußersten Prüfung ertragen hat, nicht ohne grobe Anmaßung angewendet werden kann. Wenn man in solchen Stunden sieht, wie die Seele in ihrer Qual ihre Last auf den Herrn wirft, spürt man, dass man auf heiligem Boden steht. Es ist wie ein stattliches Schiff in einem schrecklichen Sturm, bei dem jeder Balken und jedes Holz bis zum Äußersten belastet wird, das sich aber schließlich aufrichtet und sicher den Hafen erreicht. 13 Oder besser gesagt, es ist wie eine enge Nachfolge Jesu im Garten Gethsemane – mit seinen Qualen, seinem Gebet und seinem Sieg. Dem Wesen nach, wenn auch nicht den Umständen nach, war es derselbe Kampf wie der, der in der Nacht geführt wurde, als Jakob betete: „Ich lasse Dich nicht los, es sei denn, Du segnest mich“, und als viele Jahrhunderte später der Täufer seine Jünger aussandte, um Jesus zu fragen: „Bist Du es, oder warten wir auf einen anderen?“
Das „Zeichen“ hatte sich Gideon selbst ausgesucht, wurde ihm aber von Gott gnädig gewährt. Es war ein zweifaches. In der ersten Nacht sollte das Wollvlies, das auf dem Boden ausgebreitet war, voller Tau sein, aber der Boden rundherum sollte trocken sein. Daran konnte man allerdings noch zweifeln, denn ein Vlies zieht natürlich den Tau an. In der nächsten Nacht wurde das Zeichen daher umgekehrt, und das Vlies allein blieb trocken, während der Boden ringsum mit Tau benetzt war. Die symbolische Bedeutung des Zeichens ist klar. Israel war wie das Wollvlies, das sich über die weite Fläche der Völker ausbreitete. Aber während der ganze Boden ringsum trocken war, wurde Israel mit Tau erfüllt, als Symbol des göttlichen Segens. 14 Und das zweite Zeichen bedeutete, dass es ebenso von Gott war, als während Israels Abtrünnigkeit der Boden ringsum nass war und das Vlies der Herde Jehovas allein trocken blieb.

Alfred Edersheim – Geschichte der Bibel – altes Testament

richtig lesen – Richter 4

Es ist sooo wichtig, Bibelstellen nicht aus dem Zusammenhang zu reißen – und die Bibel richtig als Buch zu lesen!
Wir hatten vergangen Sonntag im „Aktivgottesdienst“ Richter 4 – und ich möchte heute hier mal ein Experiment mit dir, lieber Mitleser, unternehmen.
Also wenn wir Richter 4 lesen, gibt es mehrere Probleme:
– da ist zum einen der Eindruck, dass Barak ein „ängstlicher Mann“ gewesen sein müßte, weil er sich ja „hinter dem Rockzipfel“ einer Frau verstecken will.
– es scheint, als wäre eine Frau – Debora – eine Richterin, die die Führung in Israel inne hat.
– besonders der Schluß scheint ziemlich brutal: Jael scheint den Sisera nicht nur durch Täuschung und Betrug in ihr Zelt gelockt zu haben, sondern wird dann noch zur „brutalen Mörderin“ die „heimtückisch“ den schlafenden Sisera tötet.
– einige Ausleger gehen sogar davon aus, dass Jael den Sisera „verführt“, denn es heißt mehrfach, dass Jael den Sisera mit einer Decke zudeckt – dass könnte doch glatt eine sexuelle Handlung bedeuten??

Aber wir haben nicht nur Kapitel 4 gelesen, sondern auch gleich Kapitel 5 – „das Lied Deboras“! Und nun ergibt „alles“ ein ganz anderes Bild!
Wieso? Nun, im Kapitel 5 wird in dem Lied wird die Rettung durch Jehovah in den Mittelpunkt gerückt, und gezeigt, dass Gottes Volk in fast allen Punkten scheiterte. Es was tatsächlich ein Kampf, den Jehovah gegen die „Feinde seines Volkes“ führte. Und nun sehen wir auf einenmal viele neue Gesichtspunte, die im Kaitel 4 fehlen:

Whitebordmitschnitt 1

Hebräer 11:32 zeigt, Barak war ein Mann des Glaubens! — echt? Hat er sich nicht „versteckt“? Nun, die Septuaginta beschreibt WARUM Barak unbedingt Debora mit dabei haben will: „denn ich kenne den Tag nicht, an dem der Herr den Engel mit mir auf einen guten Weg führt.“ – Ach ja! Das ist der Grund! Und lesen wir in unser Bibel – da steht dann ein paar Verse später, dass Debora zu Barak sagt: „dies ist der Tag“. Ergibt einen ganz anderen Sinn??

Whiteboard 2

Was Josephus über den Krieg schreibt, ist meiner persönlichen Meinung sehr sehr wichtig. Denn er führt die Gedanken aus dem Lied der Debora weiter aus. Kannst du dir vorstellen, warum Sisera seinen Wagen verläßt und zu Fuß flieht? Kannst du dir im Geist vorstellen, wie er „nass wie ein Pudel“ bei Jael ankommt, und dort „mit einer Decke zugedeckt wird“ – weil er völlig durchgefroren und völlig durchnäßt vom Feld weggerannt war?
Auch hier ergibt ein wenig „schürfen“ ein gaaaanz anderes Bild! Es wird klar, warum der „große Krieger“ so fertig ist.
Aber schauen wir uns den letzten Teil des Kapitels 5 an – was wird über die „Mutter von Sisera“ gesagt? Viele Ausleger sind der Meinung, dass die „Mutter von Sisera“ ihre eigenen Geschlechtsgenossen verrät. Aber mit dem, was diese Frau hier über ihren Sohn sagt, macht Kapitel 4 auch ein ganz anderes Bild?

Whitebord 3

Hatte Jael vielleicht Angst, das nächste „Opfer“ von Sisera zu werden? Oder war es „nur“ die Loyalität gegenüber ihren Geschlechtsgenossen?
Ach, dass ist schon so lange her? Gerade vor ein paar Tagen „geisterte eine Nachricht“ durch die Zeitungen, der genau in diese Richtung zeigt, und deutlich macht: auch in unserer Zeit sind wir nicht besser, nicht „kuluturierter“ als in der Zeit der Richter:

NZZ

Wenn wir also nur das Kapitel 4 in Richter lesen – ergibt der Inhalt ein ganz anderes Bild, als wenn wir das dazugehörige Kapitel 5 ebenfalls lesen!
Und es zeigt, dass wir uns die Bibel nicht „schönlesen“ müssen, indem wir einfach behaupten – Barak habe Glauben gehabt, denn die Anwesenheit einer Frau zeige seinen Glauben…

Laube in die Höfe des Gotteshauses

und als ich nach Jerusalem kam, bemerkte ich das Böse, welches Eljaschib zugunsten Tobijas getan, indem er ihm eine Zelle in den Höfen des Hauses Gottes gemacht hatte. Und es mißfiel mir sehr, und ich warf alle Hausgeräte Tobijas aus der Zelle hinaus; und ich befahl, daß man die Zellen reinigen sollte; und ich brachte die Geräte des Hauses Gottes, das Speisopfer und den Weihrauch wieder hinein.
Elberfelder 1871 – Nehemia 13:7–9

als ich aber nach Jerusalem kam und das Übel bemerkte, das Eljaschib für Tobija getan hatte: daß er ihm eine Laube in die Höfe des Gotteshauses hineintat, war mir sehr übel zumut, ich warf alle Geräte des Hauses Tobijas von der Laube hinaus,
Buber & Rosenzweig – Nehemia 13,7–8

und kehrte nach Jerusalem zurück. Und da erkannte ich den Unfug, den Eliasiba im Interesse des Tobia begangen hatte, ihm eine Vorratskammer im Hofe des Hauses Gottes zur Verfügung zu stellen. 8Und das kam mir sehr schlimm vor, und so warf ich den ganzen Hausrat des Tobia aus der Vorratskammer hinaus; 9und auf meine Anweisung hin reinigte man die Vorratskammern, und ich ließ die Geräte des Hauses Gottes wieder dorthin zurückbringen, die Opfergabe und den Weihrauch.
Septuaginta Deutsch – 2 Esdr 23,7–9

Und wieder einmal einen Vers zum Thema „wohnen am/im Haus Gottes“.

Zur Zeit Nehemias wurde einer der Lagerräume, in denen normalerweise Weihrauch und andere Opfergaben gelagert werden sollten, zweckentfremdet. Nehemia reinigte den Raum und sorgte dafür, dass der Raum wieder richtig genutzt werden konnte.

Als Nehemia hörte, was der Hohepriester für Tobija getan hatte (er nennt es ein böses Ding ; vgl. Neh 13,17 ), war er zutiefst erschüttert. Eljaschib war daran beteiligt gewesen, die Mauern wiederaufzubauen ( Neh 3,1 ), und jetzt hatte er im Widerspruch dazu einem heidnischen Feind gestattet, im Tempel zu wohnen. Verständlicherweise war Nehemia so zornig, daß er in den Raum des Tempels ging und allen Hausrat Tobijas hinauswarf. Anschließend ließ er die Räume (Tobija hatte offensichtlich neben dem großen Raum noch weitere Räume in Beschlag genommen) reinigen, entweder zeremoniell, oder durch Desinfizieren oder beides, und stellte die Gegenstände und Opfergaben die dorthin gehörten in den Raum zurück.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Kammer, in der Tobija sich eingerichtet hat, ist eine Kammer, in der vorher alles gelagert wurde, was für den Dienst im Haus Gottes wichtig ist. Zuvor hat sich das Volk noch verpflichtet, dafür zu sorgen, dass es daran nicht fehlen soll (Neh 10,33–40). Sie haben feierlich erklärt, das Haus ihres Gottes nicht seinem Schicksal zu überlassen.
Wir sind jetzt zwölf Jahre später. Die Kammer ist leer, was die Mittel angeht, mit denen der Dienst im Haus Gottes fortgeführt werden kann. Stattdessen hat der Feind diesen Raum angeboten bekommen, um dort zu wohnen. Wenn unser Leben nicht mit dem Dienst für Gott gefüllt ist, wird der Teufel unser Leben dazu benutzen, seinem Zweck zu dienen. Unser Leben wird dann dazu beitragen, dass der Dienst für Gott abgebrochen wird.

Ger de Koning

Ein feindlicher Eindringling.
In Neh 13:4-9 sehen wir, dass einer dieser Ammoniter tatsächlich im jüdischen Tempel wohnte! Nehemia war entsetzt, als er feststellte, dass Eljaschib, der Hohepriester in Israel, für Tobija ein Gästezimmer im Tempel eingerichtet hatte. Dieser Raum war so groß wie ein kleines Lagerhaus. Unglaublich, ein Erzfeind des Volkes Gottes hatte sich im Nervenzentrum Jerusalems niedergelassen. Von dieser Position aus konnte er jeden beeinflussen.
Dies ist eine der ersten Folgen des Bruchs des Gelübdes, sich nicht mit den Heiden zu vermischen. Eljaschib war zum Verräter geworden, weil einer seiner Verwandten mit der Tochter Sanballats verheiratet war (Neh 13,28), und Sanballat und Tobija waren befreundet. Während des gesamten Buches Nehemia war Tobija ein Feind Gottes und ein Dorn in Nehemias Auge. Nehemia hatte schon viele Male mit ihm zu tun gehabt und dafür gesorgt, dass er nie in die Mauern eindringen durfte. Während Nehemias Abwesenheit erlaubte der Hohepriester Tobija nicht nur, die Stadt zu betreten, sondern gab ihm auch die Schlüssel zu einer großen Anzahl von Räumen, in denen die Zehnten und Opfergaben des Volkes aufbewahrt wurden.
Eljaschib war mit einer privilegierten Verantwortung betraut worden, aber durch die Pflege falscher Beziehungen missbrauchte er sein Amt und vereitelte Gottes Werk. Nehemia sah Eljaschibs Handeln als das, was es war – eine Beleidigung eines heiligen Gottes, eine öffentliche Verleugnung der Priorität geistlicher Dinge und ein Akt eklatanten Ungehorsams gegenüber der Heiligen Schrift. In Neh 13,7 nannte Nehemia es „eine böse Sache“.
Die Erkennung des Problems erforderte drastische, öffentliche und sofortige Maßnahmen. Lesen Sie Neh 13:8-9: „Ich war sehr verärgert und warf den gesamten Hausrat Tobias aus dem Zimmer. Ich ordnete an, die Räume zu reinigen, und dann stellte ich die Geräte des Hauses Gottes mit den Speisopfern und dem Weihrauch wieder hinein.“ Nehemia ging auf Tobija los! Er zeigte ihm die Tür und warf dann seine Möbel, den Fernseher, den Computer und die Stereoanlage auf die Straße. Dann ordnete er an, die Räume zu säubern. Nehemia wollte, dass jede Spur von Tobijas Anwesenheit aus dem Tempel entfernt wurde. Er ließ den Raum desinfizieren und ausräuchern, damit niemand mehr sein Parfüm riechen konnte, nachdem er ihn verlassen hatte. Nehemia konnte nicht mit dem Unrecht an einem Ort leben, der für das Recht gebaut worden war.

Brian Bill

Der neue Bösewicht in Nehemia 13:4-14 ist Eljaschib, der Hohepriester, und der alte Bösewicht ist Tobija, den Nehemia zuvor als „Ammoniter“ gegeißelt hatte. (Tobija war in Nehemia 2; 4; 6 und 7 sowohl als Beamter als auch als Mitverschwörer mit Sanballat aufgetreten.) In V. 7 wird dem Hohepriester Eljaschib die administrative Aufsicht über den Tempel zugeschrieben. In dieser Eigenschaft erlaubte er Tobija, in einem Raum im Wohnbereich des Tempels zu wohnen. Er wählte einen Raum aus, in dem die Priester Getreide, Wein und Öl aufbewahren konnten, die von den Gläubigen in das Heiligtum gebracht und dort abgegeben wurden. Offensichtlich wurde der Raum als heilig genug angesehen, um dort Opfer aufzubewahren, und Tobija war kein Priester, unabhängig davon, ob er wirklich ein Ammoniter war oder diese Bezeichnung nur ein Schimpfwort war. Der Laie Nehemia war empört, da er der Meinung war, dass Tobija nicht qualifiziert war, dort zu schlafen, wo er es tat. Der Autor schreibt in der ersten Person Singular (V. 6) und lässt den Leser wissen, dass Nehemia nicht in Jerusalem war, als die Erlaubnis erteilt wurde, sondern in Persien. Als er nach Jerusalem zurückkehrte, erfuhr er, was geschehen war. Nehemia nahm die Sache selbst in die Hand, warf die Besitztümer Tobias hinaus, ließ den Raum säubern und sorgte dafür, dass die Vorratskammern des Tempels wieder ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt wurden, nämlich als Vorratskammern für Speiseopfer und Weihrauch.

Redditt – Smyth & Helwys Bible Commentary

Nehemias alter Feind hatte in den höchsten Kreisen Judas immer Bewunderer und eingeschworene Anhänger gehabt (6,17-19). Er trug selbst einen guten jüdischen Namen (siehe 2,10) und hatte in eine der führenden Familien eingeheiratet, und sein Sohn in eine andere, wie bereits berichtet wurde; jetzt stellt sich heraus, dass der Hohepriester selbst eine Verbindung hatte.
An Dreistigkeit mangelte es Tobija nie. Wo schon ein Zehenspitzenplatz im Tempel eine Eroberung gewesen wäre, verschafft er sich einen Raum von der Größe eines kleinen Lagerhauses und lässt ihn von den religiösen Autoritäten selbst räumen (7). Es war zweifellos eine besondere Genugtuung zu sehen, dass sein persönliches Eigentum Vorrang vor dem Weihrauch für Gott und dem Zehnten für seine Diener hatte; aber vor allem befand er sich im Nervenzentrum Jerusalems, in idealer Lage für Einfluss und Intrigen.
Im Gegensatz zu den Kirchenmännern jener Zeit, die alle Seiten einer Angelegenheit sehen konnten, einschließlich der Seite, die es zu unterstützen galt, stürmte Nehemia so heftig hinein, wie es eines Tages auch sein Meister tun würde. In diesem Kapitel unterscheidet er sich von seinen Zeitgenossen durch seine Weigerung, auch nur einen Moment lang zuzulassen, dass Heiligkeit verhandelbar ist oder dass die Sitte allein etwas heiligen kann.

Kidner – Tyndale Old Testament Commentaries