Schlagwort: Glaube

Neugeborne?

die ihr nicht wiedergeboren (O. wiedergezeugt) seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes;
1 Petrus 1,23 (Elberfelder 1871)

Ihr seid doch als neue Menschen wiedergeboren worden, aber diesmal nicht gezeugt durch den Samen von sterblichen Menschen, sondern durch das Wort Gottes, das lebt und für immer bestehen bleibt.
Gute Nachricht Bibel 2000 – 1.Petrus 1:23

als Neugeborne, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, durch das lebendige und ewige Wort Gottes.
van Ess 1858 – 1 Petr 1,23

Ihr habt ja einen kompletten Neustart hingelegt, ihr seid wie neugeboren! Und diese neue Geburt hatte ja nichts mit dem Samen von eurem Vater zu tun. Der Same kam durch Worte, die Gott in euer Leben gesprochen hat, Worte, die immer gelten, die lebendig sind und lebendig bleiben.
VolxBibel – 1.Petrus 1,23

und schon wieder das Thema „Wiedergeburt“ – und wohl jeder hat sein eigenes Bild, was die Bibel damit meinen könnte.
Wie kann es sein, dass Petrus hier von unvergänglichem Samen spricht? Würde dass heißen, dass wir doch nicht sterben? Oder nur ein Teil? Oder ist diese Sicht, die Petrus beschreibt, die Sicht eines unsichtbaren Schöpfers, der „über Raum und Zeit“ steht, und deshalb einen ganz anderen Blick auf uns hat, als wir mit unseren Vorstellungen?

ἀρτιγέννητος*
(→ νεόφυτος)

Neugeboren, selten, doch nachgewiesen bei Luc Alex 13; Longus 1, 9; 2, 4.
Im NT in der Verbindung αρτιγέννητα βρέφη 1 Pt 2, 2, eine übliche Wendung, wie Luc Dial Marit 12, 1: βρέφος αὐτῆς ἀρτιγέννητον beweist. Über die hinter der Wendung stehende Wiedergeburtsvorstellung des 1 Pt → ἀναγεννάω, über die Vergleichung des eben übergetretenen Proselyten mit einem neugeborenen 25 Kinde → γεννάω 664, 28ff. Ob die Leser eben erst bekehrt sind oder der Brief bzw 1, 3–4, 11 gar eine Taufansprache ist1, bleibt fraglich. Denn im Blick auf das ewige Wort Gottes (vgl 1, 23–25) sind alle Menschen ebengeborene.

Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament 1933

Wiedergeburt. In Joh 3,3 erklärt Jesus dem Nikodemus, der nachts zu ihm kommt: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen“; er meint damit Geburt aus dem Geist (und „von oben“). Vorstellungen von Wiedergeburt gab es schon bei den Pythagoreërn, Stoikern und verschiedenen Mysterienreligionen. Das AT (und daher auch Qumran) denken an eine Wiederherstellung des Volkes Israel (eine Erneuerung von Grund auf). Mt 19,28 verheißt für die Zeit, „wenn die Welt neu geschaffen wird“, den Aposteln die zwölf Throne. Man spricht in der Übernahme des hier verwendeten griech. Vokabels von Palingenese (= Wiedergeburt).
Ähnlich klingt das zweimalige paulinische Wort von der „Neuschöpfung“ (2 Kor 5,17; Gal 6,15). Der Mensch muss also durch Glaube und Taufe in eine neue Existenz hineingenommen werden; dies vermag nicht das „Fleisch“ (der irdische Mensch), sondern nur Gottes neues Wirken im Geist (1 Petr 1,3.23). Diese Wiedergeburt beinhaltet die Fähigkeit, aber auch die Verpflichtung zu einem praktischen Leben aus dem Geist und in geschwisterlicher Liebe. ms

Herders Neues Bibellexikon – 2008

Geboren, aus Gott geboren, von neuem geboren
• Siehe auch Bekehren, Bekehrung; Gezeugt; Kinder Christi; Natürlicher Mensch; Söhne und Töchter Gottes; Taufe, taufen
Eine mächtige Wandlung im Herzen, durch den Geist des Herrn verursacht, sodass der Mensch kein Verlangen mehr hat, Böses zu tun, sondern nach dem zu trachten, was von Gott ist.

Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Schriftenführer

In diesem Abschnitt werden Menschen, deren Leben von Schlechtigkeit geprägt ist, als „Kinder des Teufels“ bezeichnet, ein Gegensatz zu den geistlichen „Kindern Gottes“. Dies ist eine geistliche Abstammung, da die Kinder Gottes „Gottes Samen“ in sich wohnen haben, ein Hinweis auf den Heiligen Geist. Petrus greift denselben Gedanken in 1 Petrus 1,23 auf, wo er die Wiedergeborenen (wörtlich: „von oben“) als nicht als sterbliche Nachkommen oder Samen, sondern als „unvergänglichen Samen“ durch das Wort Gottes beschreibt. Die Sprache deutet also auf die geistige Nachfolge Jahwes oder auf das Beispiel des ursprünglichen Rebellen, des Nachasch, hin.

Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich

Nun haben ja einige Leser hier früher gelernt, dass es nur eine „kleine Gruppe von wiedergeborenen“ gibt. Das würde ja dann bedeuten, dass die „große Volksmenge“ weiterhin Kinder des Rebellen wären, wenn nur die „144000“ zu Kindern Jehovas werden – oder?

Wiedergeburt ist aber auch die Frucht des schöpferisch en Wortes. Oder ist es eine Wiederholung wenn es im 3. Verse heißt: „Wiedergeboren durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“, und andererseits der Apostel hier in Vers 23 die Wiedergeburt zurückführt auf das lebendige, ewige Gotteswort?
Diese Zurückführung der Wiedergeburt einerseits auf die Tatsache „der Auferstehung Jesu Christi“ und andererseits auf „das lebendige Gotteswort“ ist weder eine Wiederholung noch ein innerlicher Widerspruch. Petrus zeigt vielmehr, in welch eine Lebenssphäre wir durch das lebendige Gotteswort, das sich in uns als eine schöpferische Gottestat auswirkte, hineinversetzt worden sind, nämlich in die Lebenssphäre des Auferstandenen. Wie klar bezeugt der Apostel Paulus besonders im Epheser- und Kolosserbrief immer wieder, dass dieser Christus, der zwar gekreuzigt, aber auferstanden ist, hinfort gesetzt worden ist zum Haupt seiner Gemeinde.
Oder sollte das Leben des Hauptes in einer anderen Geistes- und Lebenssphäre liegen als das Leben der Glieder? Sollte nicht vielmehr die Kraft, die sich in dem Auferstandenen auswirkt, auch das Leben derer sein, die sich mit Ihm der Welt gekreuzigt, aber auch mit Ihm auferweckt wissen für dasselbe Leben? Das Christus leben des Auferstandenen ist auch der Anbruch des neuen Lebens in den Christusjüngern.
Wenn das wahr ist, dass die Tat des Erbarmens in unserer Wiedergeburt immer wieder der Tiefe des Falles und der Ohnmacht unseres Zustandes entsprach, was will uns das sagen? Nun nichts anderes, als was wir im Liede bekennen: „Da wir zu Ihm nicht konnten kommen, kam Er zu uns von oben her.“ Wir wurden von Gott gefunden in der Ohnmacht, in der wir uns befanden. Gott stieg durch sein Wort hinab in unsere Gebundenheit, in der auch wir lebten. Dort hat uns sein ewiges Erbarmen ausgesucht und zu uns gesprochen. Denn Gott suchte einst einen Kain als Mörder. Er fand einen David als Ehebrecher. Er begegnete einem Judas und sprach zu ihm: „Verrätst du des Menschen Sohn mit einem Kuss?“ Er trat einem fanatischen Pharisäer von Tarsus in den Weg und rief ihm ins Gewissen: „Saul, Saul, was verfolgst du mich ?“ Er fragte einen Petrus: „Hast du mich lieber, denn mich diese haben?“ Das war das Erbarmen, das hinabstieg in die Ohnmacht der Betreffenden, um sie aus ihrem Fall zurück in die Gemeinschaft mit Gott zu führen.
Und wenn Gott zu uns sprach, dann sprach Er in der Sprache, in der wir Ihn verstehen konnten. Nur ein Satz, eine Erklärung, eine Anregung und es fiel auch uns gleich einem Saul von Tarsus wie Schuppen von unseren Augen, dass wir Ergriffene von Jesus Christus geworden seien.

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

Nachdenken
Christen werden durch das Wort neu geboren (1 Petrus 1,23). Man denkt bei „Gottes Wort“ automatisch an die Bibel. Petrus aber hat kein geschriebenes Wort im Blick, sondern ein verkündigtes (1 Petrus 1,25). Dieses Wort ist wie ein Same ins Herz gefallen und aufgegangen. Welch ein Wunder: Aus einem kleinen Samenkorn wächst eine ganze, große Pflanze. Welch ein Wunder: Aus einem verkündigten Wort (das natürlich in der Bibel seine wichtigste Quelle hat), wächst ein ganzes, großes Leben. Alles ist bereits im Samen angelegt. Es wartet nur darauf, voll entfaltet zu werden. Dazu gehört auch die Fähigkeit zur Liebe (1 Petrus 1,22). Diese muss ich nicht selbst entwickeln, ich darf sie entfalten. Und meine Liebe ist das sicherste Zeichen dafür, dass der Same „aufgegangen“ ist (vgl. 1 Johannes 3,14; 1 Johannes 4,7-12).
Christen erhalten das Leben aus dem Wort. Und sie entfalten das Leben mit dem Wort. Ein Baby „weiß“, dass es Milch braucht und verlangt entsprechend energisch danach. So sollen auch Christen sich nach dem ausstrecken, was Leben fördert. (1 Petrus 2,2). Dazu kann es nötig sein, sich dem zu entziehen, was Leben zerstört: betrügen, boshaft sein, … (1 Petrus 2,1).
Gottes Wort bleibt in Ewigkeit (1 Petrus 1,25). Auch die Liebe bleibt in Ewigkeit (vgl. 1 Korinther 13,13). Wer also die Liebe in seinem Leben „kultiviert“ (V. 22), hat Zukunft!
Weiterdenken
„Es ist so eingerichtet, dass die Muttermilch nicht von selbst in den Mund des Säuglings fließt, dass das Kind sie vielmehr saugen muss. Das ist’s, was ein Mensch im Gebet für seine geistliche Nahrung tut.“ (Saddhu Sundar Sin

ERF – 1.Petrus

In den Versen 22-23 spricht Petrus das Gebot der Liebe aus: liebt einander aus [glühendem, innbrünstigem] Herzen. Das griechische Wort für Liebe lautet agape; das ist Liebe, die vom Willen des Menschen hervorgebracht wird. Es soll eine gegenseitige Liebe sein: Liebt einander. Die Quelle dieser Liebe: Sie sollte aus dem Herzen kommen. Die Intensität dieser Liebe: Sie sollte glühend sein. Diese Art der Liebe soll im höchstmöglichen Maße praktiziert werden. Petrus zeigt die Grundlage für dieses Gebot der Liebe auf und weist auf vier Aspekte hin. Der erste Aspekt: ihre gereinigten . . . Seelen. Das befasst sich mit moralischer Reinigung. Sie ist weder zeremoniell noch äußerlich; es handelt sich um eine moralische Reinigung. Ihre Seelen sind gereinigt worden. Der zweite Aspekt ist der Gehorsam gegen die Wahrheit. Das ist der Bereich, in welchem die Reinigung wirkt. Es handelt sich hier um eine erneute Bestätigung von Aussagen, die Petrus bereits in den Versen 2 und 14 gemacht hat. Hier ist nicht das Mittel zur Reinigung angesprochen; das Wort bezieht sich vielmehr auf die menschliche Haltung, die dem Geist die Reinigung ermöglicht – Gehorsam gegen die Wahrheit. Im Griechischen steht vor dem Wort Wahrheit der bestimmte Artikel. Es ist die Wahrheit; das Evangelium. Der Gehorsam ist hier nicht der Werksgehorsam. Es ist der Gehorsam des Glaubens. Der dritte Aspekt: zur ungeheuchelten Bruderliebe. Gemeint ist das Ergebnis, welches die Reinigung in den Herzen hervorbringt. Das griechische Wort lautet philadelphia – ein Wort, das nur für Liebe zwischen Gläubigen im Neuen Testament gebraucht wird. Diese Liebe sollte ungeheuchelt sein; das bedeutet soviel wie »ohne Verstellung«. Aufgrund der philadelphia, der Bruderliebe, sollten Gläubige auch die agape-Liebe besitzen. Der vierte Aspekt: ihr seid wiedergeboren . . . durch das lebendige und bleibende Wort Gottes. Mit anderen Worten: Das erste Mal wurden die Gläubigen aus vergänglichem Samen geboren – dem Samen Adams. Dieser Same des natürlichen Lebens ist dem Verfall und Tod unterworfen. Das ist die natürliche, menschliche Geburt. Doch aufgrund ihrer Wiedergeburt bei der Annahme des Messias wurden diese Gläubigen das zweite Mal geboren – aus unvergänglichem [Samen]; dieser ist das Wort Gottes. Dieses Wort Gottes unterliegt weder Verfall noch Tod. Es ist von derselben Wesensart wie das Erbteil in Vers 4; es ist unvergänglich und kann nicht verblassen; es kann nicht entarten. Hier geht es um eine übernatürliche und göttliche Geburt; eine Wiedergeburt. Das Mittel der Wiedergeburt ist das lebendige und bleibende Wort Gottes. Mit dem Wort lebendig meint Petrus aktives, Besitz ergreifendes Leben. Mit dem Wort bleibend meint er permanent, unwandelbar. Das Wort ist für alle Zeiten relevant. Der griechische Begriff für Wort ist Logos; dieser Begriff betont die Gesamtheit und Ganzheit des Wortes – sowohl in gesprochener als auch in geschriebener Form. Das griechische Wort für Samen lautet hier Sporas. Diese Form wird hier, sonst jedoch nirgends gebraucht. Weil die Gläubigen durch das Wort Gottes wiedergeboren sind, lieben sie.

In den Versen 24-25a liefert uns Petrus den Beweis für diese Wahrheit. Diese Verse enthalten ein Zitat aus Jesaja 40,6-8. In Vers 25 ist der griechische Begriff für Wort nicht Logos, sondern Rhema; das bezeichnet das gesprochene Wort oder die Verkündigung des Evangeliums. Das Zitat aus Jesaja beweist, dass das Wort Gottes lebt und bleibt. Weil die menschliche Existenz – dazu gehört auch die menschliche Herrlichkeit – vergänglich ist wie das Gras, vergeht auch alles, was ein Mensch geschaffen hat; doch das Wort Gottes ist nicht vergänglich.

Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe und Judas

Es scheint gefährlich zu sein, eine Theologie aus ein oder zwei Versen der Bibel zusammenzubasteln. Wir müssen beim lesen der Bibel unbedingt dass ganze Buch im Zusammenhang sehen – und erkennen, dass Petrus und die anderen Schreiber des NT zu 99 % Juden waren und aus dem Blickwinkel des AT schrieben! Und nein – es gibt keine zwei Gruppen, die Jehova dienen – jedenfalls nicht, welche die wiedergeboren und andere die nicht wiedergeboren wären! Die einzigen zwei Gruppen die Jehovah dienen sind die, die Jesus beschrieb: von denen in jener Hürde und die anderen die damals noch nicht in dieser Schafhürde waren: und er meinte damit die Juden und die Nichtjuden als zwei getrennte Gruppen, die er vereinen wollte.

„Kein Anschluß unter dieser Nummer“??

Aus den Tiefen rufe ich zu dir, Jehova! Herr, höre auf meine Stimme! laß deine Ohren aufmerksam sein auf die Stimme meines Flehens!
Elberfelder 1871 – Ps 130,1–2

Herr, aus tiefster Verzweiflung schreie ich zu dir.
Herr, höre mein Rufen und vernimm mein Gebet!
Neues Leben – Bibel 2006 – Psalm 130,1–2

Aus den Tiefen habe ich dich angerufen, o Jehova.
O Jehova, höre doch meine Stimme.
Möge es sich erweisen, daß deine Ohren auf die Stimme meiner flehentlichen Bitten aufmerken.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Psalm 130,1–2

Ich schreie zu dir, denn ich bin seelisch bankrott, Hey! Hörst du meine Stimme, mein Gott? Ich schicke ein lautes Gebet zu dir raus. Zieh dir das rein: Ich bin mies drauf!
VolxBibel – Psalm 130:1–2

Der Psalmist schrie aus der Tiefe (vgl. Ps 30,2;71,20 ) zum Herrn; ein Bild, das von unüberwindlichen Schwierigkeiten spricht, die sogar beinahe den Tod bringen. Der Psalmist betete, daß der Herr seinen Ruf nach Gnade hören möge. Wir erfahren nicht, was die eigentliche Schwierigkeit war. Ps 130,8 gibt einen Hinweis darauf. Das Volk war möglicherweise in einer heiklen Situation, weil Gott es für seine Sünden bestraft hatte.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Aus der Tiefe rufe ich. Von Fluten der Leiden umrauscht lässt der Prophet wie aus einem tiefen Abgrund seine Stimme emporsteigen. Das wollen wir beachten. In der Regel haben Nöte, von denen man kein Ende sieht, Verzweiflung zur Folge, und es gehört zu dem Schwersten, das es gibt, in tiefer Traurigkeit und Niedergeschlagenheit sich zum Gebet aufzuraffen. Wunderbar, bei angenehmen, ruhigen Verhältnissen kommt unser Gebet ins Stocken, weil Sicherheit sich unser bemächtigt, hingegen Leiden, die uns aufrütteln sollten, betäuben uns und lähmen uns so noch mehr. Der Prophet entnimmt nun aber gerade den Widerwärtigkeiten, dem Kummer, den Gefahren, dem Schmerz, worin er versenkt ist, die Zuversicht zum Gebet. Dabei verrät er seine Angst und seine heftige Bewegung durch das Wort „rufen“ oder „schreien“ und durch die Wiederholung, die der zweite Vers enthält. – Bei den Römischen wird der Psalm schnöde gemissbraucht und entweiht. Sie murmeln ihn her zu Gunsten der Verstorbenen, als ob die Lebenden ihn nicht brauchen könnten. So hat der Teufel es fertig gebracht, die überaus wertvollen Lehren unseres Psalms zu entkräften, und der Welt ist ein unvergleichlicher Schatz verloren gegangen.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Bezüglich des Verses in Psalm 145:18, „Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn in Wahrheit anrufen“, bemerkt der Zohar, dass die Worte „in Wahrheit“ bedeuten, im Besitz des vollen Wissens zu sein, das den Verehrer befähigt, „die Buchstaben des Heiligen Namens im Gebet zu vereinen…. Am Erreichen dieser Einheit hängt sowohl die himmlische als auch die irdische Anbetung…. Wenn ein Mensch kommt, um den Heiligen Namen zu vereinigen, aber ohne richtige Konzentration des Geistes und Hingabe des Herzens, damit die himmlischen und irdischen Heerscharen dadurch gesegnet werden, dann wird sein Gebet zurückgewiesen und alle Wesen verurteilen ihn, und er wird zu denen gezählt, von denen der Heilige sagte: ‚Wenn ihr kommt, um mein Antlitz zu sehen, wer hat dies von eurer Hand verlangt, um meine Höfe zu betreten?‘ Alle ‚Antlitze‘ des Königs sind in den Tiefen der Finsternis verborgen, aber für diejenigen, die es verstehen, den Heiligen Namen vollkommen zu vereinigen, werden alle Mauern der Finsternis durchbrochen, und die verschiedenen ‚Antlitze‘ des Königs werden offenbar gemacht und leuchten über allen und bringen den himmlischen und irdischen Wesen Segen.“

Die niederen Dinge sind offensichtlich, die höheren Dinge bleiben unverhüllt. Je höher eine Essenz ist, desto größer ist der Grad ihrer Verborgenheit. Beten bedeutet, „Segen aus der Tiefe der ‚Zisterne‘ zu schöpfen, aus der Quelle allen Lebens…. Gebet ist das Schöpfen dieses Segens von oben nach unten; denn wenn der Alte, der Allverborgene, das Universum segnen will, lässt Er seine Gnadengaben in jener himmlischen Tiefe sammeln, von wo aus sie durch menschliches Gebet in die ‚Zisterne‘ geschöpft werden sollen, damit alle Ströme und Bäche daraus gefüllt werden.“ Der Vers in Psalm 130,1: „Aus der Tiefe habe ich dich angerufen“, soll nicht nur bedeuten, dass der Betende dies aus der Tiefe seiner Seele tun soll, sondern auch, dass er den Segen aus der Quelle aller Quellen anrufen soll.

Jacob Neusner – Rabbinisches Judentum verstehen – Von der talmudischen zur modernen Zeit

Es gibt also beim Gebet nicht die Funktion, die wir vom Handy kennen: kein Empfang, weil wir gerade in einem Funkloch wären 😉 und es gibt auch kein leeres Accu! Wir können zu jeder Tages- und Nachtzeit und in jeder Situation zu Jehovah beten! Es gibt auch keine Überlastung der Leitung, so dass wir zu einer späteren Zeit noch einmal anrufen müßten, weil auf der anderen Seite besetzt sei! Wir müssen uns auch nicht auf wenige Minuten beschränken.

andere Art von Waffen

Und David sprach zu dem Philister: Du kommst zu mir mit Schwert und mit Speer und mit Wurfspieß; ich aber komme zu dir im Namen Jehovas der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, den (O. die) du verhöhnt hast.
… Und diese ganze Versammlung soll erkennen, daß Jehova nicht durch Schwert und durch Speer rettet; denn Jehovas ist der Streit, und er wird euch in unsere Hand geben!
Elberfelder 1871 – 1 Sam 17,45+47

David antwortete ihm: „Du trittst mir mit Schwert und Speer und Wurfspieß entgegen, ich aber trete dir im Namen von Jehova, dem Herrn der Heere, entgegen — dem Gott des Heeres Israels, den du verhöhnt hast. … Alle, die hier versammelt sind, werden erkennen, dass Jehova weder mit Schwert noch mit Speer rettet, denn es ist Jehovas Schlacht, und er wird euch alle in unsere Hand geben.“
neue Welt Übersetzung – 2018 – 1.Sam 17,45+47

David rief ihm aber zu: „Du kommst dir mit deiner Pumpgun wohl ganz toll vor. Aber ich hab die Hilfe von meinem Gott dabei! Und dieser Gott ist der Chef vom ganzen Universum, er ist der Gott von den Israeliten, und den hast du vorhin derbe beleidigt.
Alle Leute sollen kapieren, dass Gott keine großen Waffen braucht, um seine Leute rauszuhauen. Gott legt fest, wer so einen Krieg gewinnt, und er hat beschlossen, dass die Philister von uns eins auf die Mütze kriegen!“
VolxBibel – 1.Samuel 17:45+47

Tzva’ot 1 Samuel 17:45 Die Namen JHWH und Elohim kommen häufig zusammen mit dem Wort tzva’ot („Heerscharen“) vor, z. B. JHWH Elohim Tzva’ot, was „Gott der Heerscharen“ bedeutet. Am häufigsten erscheint es als YHVH of Hosts, „Der Herr der Heerscharen“. Dies kommt mehr als zweihundertvierzig Mal im Tanach vor. ADONAI wird oft als Präfix hinzugefügt, so dass der Titel „Herr JHWH der Heerscharen“ lautet. Dieser zusammengesetzte göttliche Name kommt hauptsächlich in der prophetischen Literatur vor und erscheint überhaupt nicht im Tanach, in Josua oder in den Richtern. Die ursprüngliche Bedeutung von Tzva’ot ist wahrscheinlich in 1 Samuel 17,45 zu finden, wo „ADONAI-Tzva’ot“ als Bezeichnung für „den Gott der Heere Israels“ interpretiert wird (vgl. Jos 5,13-15; Jes 13,4). Der Name „YHVH Tzva’ot“ wird mehr als einmal direkt mit der Bundeslade in Verbindung gebracht, die das Symbol der Gegenwart Gottes inmitten der Heerscharen seines Volkes war (Num. 10:35-36; 1 Sam. 4:4; 2 Sam. 6:2). Später und vor allem im prophetischen Sprachgebrauch wurde Tzva’ot auf die himmlischen Heerscharen übertragen, oder vielmehr wurden die himmlischen den irdischen Heerscharen hinzugefügt. Für diese Vorstellung von himmlischen Heerscharen, die ihre Kräfte mit denen des Volkes Gottes vereinen oder für die Diener Gottes kämpfen, siehe Richter 5:20; 2 Könige 6:16-17; und Psalm 34:7; 68:17.

The Complete Jewish Study Bible: Notes

Mit David verbunden

Hier geht es nicht so sehr um eine bloße Freundschaft, sondern um eine echte Herzensverbindung zwischen Jonathan und David. Hatte der verborgene Umgang mit Gott und das Vertrauen auf Ihn Jonathan eben noch zu seiner eigenen Heldentat befähigt, so war er nun selbst Zeuge eines noch größeren Sieges eines anderen gewesen. Mit atemloser Spannung wird er das Geschehen im Terebinthental verfolgt haben, als dieser anscheinend chancenlose und unterlegene Jüngling David dem scheinbar übermächtigen Philister Goliath entgegentrat. Ob er wohl die Worte Davids hatte hören können, mit denen dieser Goliath begegnete: „Ich aber komme zu dir im Namen des Herrn der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, den du verhöhnt hast“? (1 Samuel 17,45). Das, was ihm selbst die Kraft zu seinem Sieg verliehen hatte, nämlich das Bewusstsein, mit Gott zu handeln und für Seine Interessen und für Sein Volk einzutreten, das erlebte er nun bei diesem David in einer noch weiter reichenden Auseinandersetzung.
Mit was für einer inneren Beteiligung wird er dem Aufeinandertreffen zugesehen haben und Zeuge dieses Sieges und der Befreiung gewesen sein! Und dann kommt David mit dem Haupt des besiegten Feindes und dessen Waffen zurück zu Saul. – Was bewegt Jonathan in diesen Augenblicken? Bewunderung für die Geschicklichkeit, mit der David diesen Sieg errungen hatte? Oder der Gewinn, den dieser Sieg für sein Volk bedeutete? Nein, in weit höherem Maß bewegte ihn derjenige selbst, der diesen Sieg errungen hatte.

Ermunterung und Ermahnung 2011

Er vertraut Gott
«Dein Knecht weidete das Kleinvieh für seinen Vater; kam nun ein Löwe oder ein Bär und trug ein Stück von der Herde fort, so lief ich ihm nach und schlug ihn und entriss es seinem Rachen; und erhob er sich gegen mich, so ergriff ich ihn beim Bart und schlug ihn und tötete ihn» (1 Samuel 17,34.35).
Obwohl David in der Wüste viele eintönige Stunden verbringt, gibt es auch herausfordernde Momente. Er muss seine Herde gegen Löwen und Bären verteidigen. Er entreisst diesen Räubern die Beute und tötet sie schliesslich.
Warum kann er diese «Heldentat» vollbringen? Weil er Gott vertraut! In Psalm 18,30 sagt er: «Mit dir werde ich gegen eine Schar anrennen, und mit meinem Gott werde ich eine Mauer überspringen.» Schon als junger Mann wagt er es, gegen wilde Tiere zu kämpfen, weil er sich ganz auf seinen Gott stützt. Nicht seine Kraft oder seine Taktik sind ausschlaggebend, sondern das Bewusstsein, dass er den Kampf mit seinem Gott führt.
Auch im täglichen Leben jedes jungen Christen ist Gottvertrauen gefragt. In der Schule, beim Studium, bei der Arbeit oder in der Freizeit erleben wir die Angriffe des Teufels:
• Vielleicht versucht er dir im Studium mit wissenschaftlichen Abhandlungen das Glaubensfundament unter den Füssen wegzuziehen, indem er biblische Aussagen lächerlich macht. Dann bete zum Herrn und lies viel in der Bibel. Vertraue einfach seinem Wort. Es ist absolut wahr und bleibt ewig bestehen! So kannst du diesen Angriff abwehren.
• Vielleicht bekommst du eine Einladung für eine Aktivität, an der du als Christ nicht teilnehmen sollst. Doch dir fehlt der Mut, «Nein» zu sagen. Mit deinem Gott geht es. Vertraue Ihm! Er gibt dir die Kraft, die Einladung abzulehnen und die Verachtung zu ertragen.
• Vielleicht erlebst du etwas sehr Schweres. Da greift der Feind dich an, indem er die Liebe Gottes zu dir infrage stellt. Dann vertraue in der Schwierigkeit deinem Gott. Glaub, dass Er dich trotzdem liebt. Er hat ja seinen Sohn für dich in den Tod gegeben. Diesen Liebesbeweis kann dir niemand nehmen!
Solche Kämpfe, die unseren Glauben festigen, fechten wir meist im Verborgenen und im Vertrauen auf Gott aus. Doch Er will uns den Sieg schenken.
Später kommt David ins Heerlager Israels und hört, wie Goliath die Schlachtreihen des lebendigen Gottes verhöhnt. Da will er gegen den Riesen kämpfen. Woher besitzt er den Mut dazu? Er sagt zu Goliath: «Du kommst zu mir mit Schwert und mit Speer und mit Wurfspiess; ich aber komme zu dir im Namen des HERRN der Heerscharen» (1 Samuel 17,45). Weil David mit seinem Gott in der Wüste Erfahrungen gemacht hat, ist er im Kampf gegen Goliath voller Zuversicht. Mit seinem Gott will er diesen Feind schlagen. Zu diesem Gottvertrauen bekennt sich der HERR, indem Er David den Sieg über Goliath schenkt.
Auch heute gilt es, im Volk Gottes den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen. Wie gut, wenn unser Gottvertrauen im Verborgenen gewachsen ist! Dann kann Gott uns zum Nutzen für sein Volk gebrauchen

Halte fest 2011

„Du kommst zu mir mit Schwert und Spieß und Schild, ich aber komme zu dir im Namen Jahves der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, den du gehöhnet hast. Heutigen Tages wird dich Jahve in meine Hände überantworten, dass ich dich schlage und nehme dein Haupt von dir, dass alles Land inne werde, dass Jahve nicht durch Schwert und Spieß hilft. Denn Jahves ist der Streit, und Er wird euch in unsere Hand geben.“
Welch eine Treue und Siegesgewissheit sprach doch aus diesem Bekenntnis! Der Hohn des Philisters hatte David nicht erschüttert. Der Streit war des Herrn, und es handelte sich in demselben um die Freiheit des bedrohten Gottesvolkes. Sein Vertrauen galt nicht seinen Waffen, sondern seinem Gott.
Das war die Quelle seiner Kraft. David hatte das tiefe Geheimnis erfasst: Wer mit Gott im Bunde steht, der hat den Sieg immer auf seiner Seite. Daher rechnete sein Glaube auch mit dem Siege, bevor vom Sieg überhaupt etwas zu sehen war. Und er sah sich in seinen Erwartungen nicht enttäuscht. David siegte auch mit geringen Waffen. Denn nicht die Waffen, sondern Gott ist das Entscheidende in jedem Glaubenskampf. Daher gilt Ihm allein das Lied, das nach dem Sieg der Glaube singt.

Kroeker – Das lebendige Wort Band 5

Auffallend: David ist kein Soldat im Heere Sauls! Und eigentlich ist es Sauls Aufgabe, den Namen Jehovah rein zu erhalten! Saul ist der „größte Israelit“ – er ist einen Kopf größer als alle anderen. Und keiner der Soldaten kämpft! Kein Saul tritt nach vorn!
So ist dass, wenn man sich hinter einer Organisation versteckt! Anstatt einen eigenen Glauben, ein eigenes Verhältnis zum Schöpfer aufzubauen! Aber David hat dieses Verhältnis aufgebaut – und wird nun als das Werkzeug Jehovahs benutzt!

Und wo stehen wir? Wie die Soldaten Sauls? Oder haben wir ein persönliches, eigenständiges Verhältnis zu dem Gott der Heerscharen?

Jehovah und „seine Frau“

Hoch erfreue ich mich in Jehova; meine Seele soll frohlocken in meinem Gott! Denn er hat mich bekleidet mit Kleidern des Heils, den Mantel (Eig Talar) der Gerechtigkeit mir umgetan, wie ein Bräutigam den Kopfschmuck (d. i. den Turban) nach Priesterart anlegt, und wie eine Braut sich schmückt mit ihrem Geschmeide.
Elberfelder 1871 – Jes. 61,10

und dass sie sich wahrlich freuen werden über den Herrn. Es juble meine Seele über den Herrn! Denn er hat mich bekleidet mit dem Obergewand des Heils und mit dem Unterkleid der Freude – der Freude : Am Karsamstag liest man in der ORTH. L. der Freude umgab er mich. – ; wie einem Bräutigam legte er mir einen Kopfschmuck an und wie eine Braut stattete er mich mit Schmuck aus.
Septuaginta Deutsch – Jesaja 61,10

Yes, wir freuen uns richtig! Wir freuen uns über Gott! Aus meinem Innersten sprudelt nur Freude über meinen Gott raus! Er hat mich fit gemacht, er hat alles wiedergutgemacht! Er hat mich mit einer dicken Jacke eingewickelt, um mich zu schützen, er hat mir einen besonderen Pulli angezogen, dermich für ihn wieder korrekt gemacht hat. Wie ein Bräutigam, der ganz nach der Sitte der Priester einen Hut auf den Kopf hat, oder wie eine Braut, die sich mit ihrem Hochzeitsschmuck hübsch macht, so werden wir für ihn fit sein.
VolxBibel – Jesaja 61:10

In der Hingabe zu leben bedeutet, frei zu werden – frei, alles wegzugeben, was wir besitzen; frei, die Werbung zu ignorieren, die unser Glück mit unseren Kaufgewohnheiten in Verbindung bringt; frei, sich an den Andeutungen der Gegenwart unseres Erlösers in jedem Teil unseres Lebens zu erfreuen; frei, in den Himmel zu blicken, die sanfte Liebkosung Gottes zu spüren und in den Wind zu singen: „Ich bin so fröhlich in ADONAI! Meine Seele freut sich an meinem Gott, denn er hat mich mit Heil bekleidet, mich mit einem Triumphgewand gekleidet, wie ein Bräutigam, der einen festlichen Turban trägt, wie eine Braut, die mit ihren Juwelen geschmückt ist“ (Jesaja 61,10). Nur dann haben wir echte Freude erlebt. Nur dann können wir zufrieden sein. Denn nur dann haben wir die weitreichenden Implikationen des einfachen Gebets erfasst: „Gelobt sei Adonai, unser Gott, König des Universums, der Freude und Glück geschaffen hat.“

Beten wie der Jude Jesus – Die antiken Wurzeln des neutestamentlichen Gebets wiederentdecken

In Jesaja 54 verwendet der Prophet erneut das Bild einer Braut, um von der Wiederherstellung Israels in der Endzeit zu sprechen. Jesaja spricht von der zukünftigen Wiederverheiratung Gottes mit seiner verlassenen Frau Zion. Jesaja 54 ist eine Geschichte über eine verlassene Frau, die aus diesem Grund unfruchtbar ist, die aber sowohl von der Verwüstung als auch von der Unfruchtbarkeit befreit werden wird, wenn sie wieder geheiratet wird.20 Die Frau ist Zion, die Stadt Jerusalem. Diese Umkehrung wird dazu führen, dass Jerusalem mit Edelsteinen geschmückt wird.
In Jesaja 61-62 verwendet der Prophet aus demselben Grund erneut das Bild der Braut. Jesaja verkündet:
….
Worauf läuft das alles hinaus? Jesaja stellt das eschatologische Jerusalem, das sowohl das Volk Israel als auch die Stadt repräsentiert, als die neue Braut Gottes dar, mit einer Besonderheit. Die Braut ist nichts anderes als Gottes frühere Frau, die er wegen ihrer Untreue verlassen hat. Gott heiratet seine Frau wieder! Dieses Bild wird verwendet, um die Wiederherstellung Israels am eschatologischen Tag der Erlösung darzustellen.
Eine weitere Beobachtung, die für unser Verständnis der Offenbarung wichtig ist, betrifft die Rolle der heidnischen Völker bei der Wiederherstellung. Nach der Prophezeiung Jesajas (66:19-21) werden die Völker Israel aus dem Exil zurückholen:

„Ich werde ein Zeichen unter ihnen setzen und einige von denen, die überlebt haben, zu den Völkern senden – nach Tarschisch, zu den Libyern und Lydiern (die als Bogenschützen berühmt sind), nach Tubal und Griechenland und zu den fernen Inseln, die noch nichts von meinem Ruhm gehört und meine Herrlichkeit nicht gesehen haben. Sie werden meine Herrlichkeit unter den Völkern verkünden. Und sie werden dein ganzes Volk aus allen Völkern zu meinem heiligen Berg in Jerusalem bringen, um dem Herrn zu opfern – auf Pferden, auf Wagen, auf Maultieren und auf Kamelen“, spricht der Herr. „Sie werden sie in feierlich gereinigten Gefäßen in den Tempel des Herrn bringen, so wie die Israeliten ihre Speiseopfer bringen. Und ich will auch einige von ihnen zu Priestern und Leviten erwählen“, spricht der Herr.

Die heidnischen Völker sind die Träger des zerstreuten Israels. Auch sie sind bei der Hochzeit zwischen Gott und seiner Braut Israel anwesend. Sie feiern die Wiederherstellung von Gottes Volk und seiner Stadt.

Einführung in das messianische Judentum: Sein kirchlicher Kontext und seine biblischen Grundlagen

drüber reden, damit gehört werden kann?

Wie werden sie nun den anrufen, an welchen sie nicht geglaubt haben? wie aber werden sie an den glauben, von welchem sie nicht gehört haben? Wie aber werden sie hören ohne einen Prediger?
Elberfelder 1871 – Röm 10,14

Doch wie sollten sie den zu Hilfe rufen, an den sie nicht glauben? Und wie sollten sie zum Glauben an den kommen, von dem sie noch nichts gehört haben?
Johannes Greber – Röm 10,14

Sie können sich aber nur zu ihm bekennen, wenn sie vorher zum Glauben* gekommen sind. Und sie können nur zum Glauben kommen, wenn sie die Botschaft gehört haben. Die Botschaft aber können sie nur hören, wenn sie ihnen verkündet worden ist.
Gute Nachricht Bibel – Römer 10,14

Wie aber sollen die Menschen zu Gott rufen, wenn sie nicht an ihn glauben? Wie sollen sie zum Glauben an ihn finden, wenn sie nie von ihm gehört haben? Und wie können sie von ihm hören, wenn ihnen niemand Gottes Botschaft verkündet?
Hoffnung für Alle – Römer 10,14

Wie sollen denn die Menschen mit Gott reden können, wenn sie nicht an ihn glauben? Und wie sollen sie an ihn glauben, wenn sie nie von ihm gehört haben? Und wie sollen sie überhaupt von ihm hören, wenn da keiner am Start ist, der es ihnen erzählt?
VolxBibel – Römer 10,14

Das Evangelium
Das Prinzip von Saat und Ernte gilt auch für die Verbreitung des Evangeliums. Ohne Aussaat gibt es keine Ernte und ohne die Verkündigung des Evangeliums keine Bekehrungen. Wenn wir das Evangelium nicht verbreiten, wird auch niemand die gute Botschaft hören und folglich niemand zum Glauben kommen (Röm 10,14; 1 Petrus 1,23). Der Auftrag, den der Herr damals kurz vor seiner Himmelfahrt seinen Jüngern gab, gilt auch uns: «Geht hin in die ganze Welt und predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium» (Mk 16,15). Unsere Verantwortung liegt nicht darin, den «Herzensboden» unserer Mitmenschen auf seine Beschaffenheit hin zu untersuchen, sondern den Samen des Evangeliums auszustreuen. Ist es uns ein tägliches Anliegen, das Evangelium zu verbreiten und unseren Mitmenschen von Jesus Christus zu erzählen?
Wie säen wir?
Es geht nicht nur um die Frage, was wir säen, sondern auch, wie wir säen. In diesem Punkt dienen uns die Vorgänge in der Natur ebenfalls als Vorbild. Nicht nur die Saat an sich, sondern auch die Art und Weise, wie wir säen, entscheidet über die Höhe des Ertrags. Darum ist es ausschlaggebend, wie wir säen.
Reichlich
Wenn der Bauer im Frühjahr seine Äcker sparsam besät, dann wird er im Spätsommer auch wenig ernten. Wenn er dagegen seine Äcker grosszügig besät, dann wird er eine entsprechend reiche Ernte einfahren. Diese «Regel» gilt auch in geistlicher Hinsicht: «Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten» (2 Korinther 9,6). Wer viel sät, indem er sein Leben dem Herrn zur Verfügung stellt und überströmend ist im Werk des Herrn (Röm 12,1; 1 Korinther 15,58), der wird auch viel ernten – nicht unbedingt zu seinen Lebzeiten, aber auf jeden Fall beim Kommen des Herrn Jesus. Wollen wir nicht alle zu denen gehören, die in Bezug auf Gott reich sind (Lk 12,21)?
Mit Ausdauer
Darüber hinaus ist es wichtig, ausdauernd und fleissig zu säen. Wer auf jede Wolke am Himmel achtet und sich durch jeden Umstand beeinflussen lässt, wird kaum in der Lage sein, den Samen auszustreuen (Pred 11,4). Er wird immer einen Grund finden, das Säen auf einen vermeintlich günstigeren Zeitpunkt zu verschieben. Doch beim Säen sollen wir nicht müssig sein, sondern jede Gelegenheit, die sich uns bietet, eifrig nutzen, um für den Herrn und seine Sache zu «säen», denn wir wissen nicht, «welches gedeihen wird: ob dieses oder jenes, oder ob beides zugleich gut werden wird» (Pred 11,6). Selbst wenn die Umstände ungünstig scheinen, dürfen wir die Zeit ausnutzen und den Samen des Wortes ausstreuen (2 Timotheus 4,2).
Mit Tränen
Allerdings geht uns das Säen nicht immer leicht von der Hand. Oft ist es mit grosser Mühe und Sorge verbunden, manchmal sogar mit Tränen. Wenn das der Fall ist, dann kann uns ein Wort aus Psalm 126 neuen Mut machen: «Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Er geht hin unter Weinen und trägt den Samen zur Aussaat; er kommt heim mit Jubel und trägt seine Garben» (V. 5.6). Das, was in Vollkommenheit auf den Herrn zutrifft, dürfen wir auch für uns in Anspruch nehmen: Einmal wird der Augenblick kommen, wo alle Mühen und Beschwerden für immer vergessen sein werden. Dann werden wir in der Gegenwart des Herrn jubeln und uns an den Ergebnissen unserer Arbeit erfreuen.
In Hoffnung
Der Bauer sät, um zu ernten. Er investiert Arbeit und Mühe in der Hoffnung, einige Zeit später ernten zu können. Dabei vergeht zwischen Saat und Ernte normalerweise eine mehr oder weniger lange Zeit. Auch der Gläubige sät auf Hoffnung. Er weiss, dass die Zeit des Erntens bald kommen wird, aber bis dahin geht er geduldig seiner Arbeit nach (Jak 5,7.8). Gott hat uns auf der Erde zurückgelassen, um Ihm zu dienen und Frucht zu bringen. Auch wenn manche Früchte unserer Arbeit bereits auf der Erde sichtbar werden – die gesamte Ernte wird sich erst im Himmel zeigen. Dort wird uns der Herr Jesus einmal für alles belohnen, was wir für Ihn getan haben (Off 22,12).
Wozu säen wir?
Jede Mühe und jede Arbeit, sei sie noch so klein und unbedeutend, werden wir im Himmel einmal wiederfinden. Selbst für einen Becher kalten Wassers, den wir in seinem Namen weitergeben, wird der Herr uns einmal belohnen (Mt 10,42). Gott wird unser Werk und die Liebe, die wir für seinen Namen bewiesen haben, nicht vergessen (Heb 6,10). Vom Hochzeitskleid der himmlischen Braut, das aus feiner Leinwand, glänzend und rein, bestehen wird, heisst es: «Die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten (oder gerechten Taten) der Heiligen.» Alles wird zur Schönheit der Braut und zur Verherrlichung des Herrn beitragen (Off 19,8). An jenem Tag wird der Herr Jesus in seinen Heiligen verherrlicht und in allen denen, die geglaubt haben, bewundert werden (2 Thessalonicher 1,10). Ist es nicht der Mühe wert, jetzt und heute dafür zu arbeiten?
Wie lange säen wir?
Solange wir auf der Erde leben, haben wir die Möglichkeit, zu säen. Doch diese Zeit ist begrenzt. Sie wird mit jedem Tag kürzer. Spätestens beim Kommen des Herrn wird die Zeit des Säens für immer vorbei sein. Gelegenheiten, die wir jetzt ungenutzt verstreichen lassen, werden dann nie mehr nachgeholt werden können und Verlust bedeuten. Darum ist es so wichtig, dass wir die Zeit auskaufen und jede Gelegenheit, die sich uns bietet, mit Ausdauer und Eifer nutzen, um für den Herrn und seine Interessen zu «säen». Heute ist es noch möglich, morgen kann es schon zu spät sein!

Halte fest 2021

Wie sollen sie aber den anrufen. Anrufung Gottes und Glaube gehören unzertrennlich zusammen. Wer Gott anruft, flieht damit zum einzigen Hafen seines Heils, will wie ein Kind im Schoße des besten und liebsten Vaters sich bergen, sucht unter seiner Obhut eine Schutz, bei seiner Verzeihung und Liebe eine Ruhestätte, bei seiner Güte eine Hilfe, bei seiner Kraft eine Stütze. Das kann aber niemand, er hätte denn zuvor in seinem Gemüt eine feste Zuversicht zu Gottes Gnade gefasst, so dass er nun wagt, von ihm etwas zu bitten und zu hoffen. Wer Gott anruft, muss gewisslich glauben, dass bei ihm seine Hilfe steht. Natürlich denkt Paulus hier nur an eine solche Anrufung, welche dem Herrn wohlgefällig ist. Denn auch die Heuchler rufen Gottes Namen an, aber nicht zu ihrem Heil, weil sie es ohne Glauben tun. Hier aber handelt es sich nicht um ungewisse Ahnungen und Vermutungen, sondern um eine völlige Gewissheit über Gottes Gnade, welche das Gemüt aus dem Evangelium schöpft, mit welchem Gott uns die Versöhnung und Kindschaft anbietet. Ohne diese Gewissheit kann man nicht richtig beten, ohne sie steht der Zugang zu Gott nicht offen (Eph. 3, 12). Umgekehrt ergibt sich auch der Schluss: der Glaube ist erst echt, wenn er zur Anrufung Gottes wird. Wer Gottes Güte wirklich geschmeckt hat, kann nicht anders, als mit allen seinen Anliegen stetig zu ihm kommen.
Wie sollen sie aber an den glauben usw. Solange nicht Gottes Gnadenzusage uns den Mund zum Gebet öffnet, müssen wir stumm bleiben. Diese Ordnung enthüllt auch das Prophetenwort (Sach. 13, 9): „Ich will sagen: Es ist mein Volk; und sie werden sagen: Herr, mein Gott!“ Wir selbst können uns keinen gnädigen Gott machen, wenn es uns beliebt. Nur die Erkenntnis, welche er uns in seinem Worte erschließt, ist zuverlässig und echt. Solange bloß unsere eignen Gedanken Gott für gut halten möchten, entsteht kein fester und ungezweifelter Glaube, sondern nur eine unsichere und schwankende Einbildung. Zur rechten Erkenntnis Gottes bedürfen wir seines Wortes. Unter diesem Worte versteht der Apostel die mündliche Predigt des Evangeliums: sie ist das Mittel, durch welches Gott seine Erkenntnis mitzuteilen beschlossen hat. Wollte aber jemand daraus schließen, dass Gott den Menschen diese Erkenntnis überhaupt auf eine andere Weise nicht mitteilen könne, so wäre dies nicht im Sinne des Apostels: Paulus wollte hier lediglich die ordentliche Weise ins Auge fassen, wie Gott Gnade austeilt, nicht aber seiner Gnade ein Gesetz vorschreiben.

Calvin – Römerbrief

Doch solch ein Evangelium setzt eine allgemeine Verkündigung voraus. Welchen Nutzen hat eine Errettung, die den Heiden und den Juden angeboten wird, wenn sie davon nicht hören? Hier haben wir das Herzstück jeder christlichen Mission!
In einer Folge von dreimal »Wie?« (»wie werden sie … anrufen … glauben … hören ohne einen Prediger«) geht der Apostel über die Stufen zurück, die ihn zum Heil von Juden und Heiden geführt haben. Vielleicht wird es deutlicher, wenn wir die Reihenfolge folgendermaßen umkehren:
Gott sendet seine Diener.
Sie predigen die Gute Nachricht vom Heil.
Die Sünder hören Gottes Angebot, in Christus ewiges Leben zu erhalten.
Einige der Zuhörer glauben der Predigt.
Diejenigen, die glauben, rufen den Herrn an.
Diejenigen, die den Herrn anrufen, werden gerettet.
Hodge verweist darauf, welches Prinzip diesem Argument zugrunde liegt: Wenn Gott eine Absicht hat, stellt er auch die Mittel bereit, um diese Absicht zu erreichen. Der Vers ist, wie wir gesagt haben, die Grundlage der christlichen Missionsbewegung. Paulus verteidigt hier die Tatsache, dass er den Heiden das Evangelium gepredigt hat, eine Vorgehensweise, die die ungläubigen Juden für unentschuldbar hielten.

MacDonald . Kommentar zum Neuen Testament

So klar ist Israel die Rettung angeboten, und nicht erst jetzt. Von dem Wort Jesaja 52,7 aus erweist sich der Eifer Gottes um Israel. Er sendet und sandte viele Boten des Evangeliums zu seinem Volk. Israel könnte mitjubeln: „Wie lieblich sind die Füße derer, die gute Botschaft verkündigen!“ Dieses Bild der „lieblichen Füße“ gebraucht Jesaja, um schon an der Gestalt des Boten den überwältigenden Inhalt, „die gute Botschaft“ anzukündigen. Israel hat eine lange Kette von Gottes Zeugen (vgl. Mt 21,33-41). In vier Fragesätzen zeigt Paulus die in Fülle gebotene Gelegenheit für Israel, Jesus Christus zu erkennen. Dabei wird der Prozess der Verkündigung entfaltet, in rückläufiger Weise: Sendung, Verkündigung, Hören, Glauben, Anrufen. Am Anfang stehen die, die Gott sendet, die er mit seinem göttlichen Wort beauftragt. „Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?“, so hört und empfängt Jesaja (Röm 6,8) seinen Auftrag. Gott sendet Menschen mit seinem Wort, ganz gewiss auch für Israel. Diesem Volk sandte er sogar seinen Sohn (vgl. 2Mose 3,13; Jes 19,20; 48,16; 61,1; Jer 1,7; 7,25; Mt 10,5.16; 15,24; 23,37; 28,18ff.; Lk 4,18; 11,49; Joh 8,16; 11,42; Apg 13,26; 22,21; Röm 8,3; Gal 4,4; 1Joh 4,9f.)

Verkündigung, Predigt, bevollmächtigtes Wort Gottes gibt und gab es für Israel überreich. „So spricht der Herr“ – das begleitet die Geschichte dieses Volkes bis zu Jesus, der sagt: „Meine Lehre ist nicht mein, sondern des, der mich gesandt hat“ Joh 7,16), und zu seinen Jüngern spricht er: „Wer euch hört, der hört mich“ (Lk 10,16). Israel kann hören, aber es will nicht (vgl. 5Mose 1,17; 4,1; 6,3f.; 5Mose 12,28; Jes 1,10; 42,20; Jer 7,13; Mt 5,21; 7,24; 11,15; 13,13-17; Apg 2,33.37). Sie könnten hören, aber sie glauben nicht! Wie viel haben sie von Jesus gehört, von ihm selbst sogar, und doch glaubten sie nicht (vgl. Mt 21,32; Joh 5,38; 7,5; 10,25ff.; Joh 12,36-39). Wo aber kein Glaube ist, da gibt es auch kein Anrufen. Israel hatte und hat alles Angebot – aber es will nicht.

Gerhardt Maier – Edition C

In Form von vier Fragen, die fest verbundenen Kettengliedern gleichen, führt Paulus vor, was Gott alles getan hat, damit Glaube auch wirklich entstehen kann. An alles ist gedacht, Gott hat es an nichts fehlen lassen: Sendung – Botendienst – Hören – Möglichkeit zum Glauben – Anrufen. Paulus gleitet diese Abfolge allerdings rückwärts entlang. Auf diese Weise stehen am Ende die christlichen Träger der Frohbotschaft werbend vor Israel. Zugleich aber steht es auch Heidenchristen gut an, Gottes Kettenschlüsse zu Herzen zu nehmen und nicht zu zerstören. Wie freilich werden sie den anrufen, an den sie nicht zum Glauben kamen? Ein Unding, sich unter die Verehrer Christi zu mischen ohne wahren Glauben. Und wie werden sie (an den) zum Glauben kommen, von dem sie nichts gehört haben? Ein Unding, zum Glauben aufzufordern, ohne Christus zentral vor die Augen zu malen (Gal 3,1). Ebenso ein Unding, glauben zu wollen ohne das hörende Herz (1Kön 3,9-12; 5Mo 10,16; Jer 3,10; 29,13; Hes 11,19.20), das sich bereitwillig unter die christliche Verkündigung stellt. Niemand in der Bibel glaubt von selbst, aus eigenem Entschluss und Wagnis oder im menschlichen Kraftakt. „Höre!“ ist im AT und NT ein Schlüsselwort (5Mo 6,5; Mk 4,9; 9,7; Offb 2,7.12.17.29; 3,6. 13.22). Wie aber werden sie hören ohne Verkünder? Ein Unding, „sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer zu suchen, die den Ohren schmeicheln“ (2Tim 4,3). Wie aber werden (die Verkünder) verkünden (s. zu V. 8b), wenn sie nicht gesandt sind? Ein Unding, Sendung durch Studium ersetzen zu wollen und ohne Berufung seine Stimme im Namen Gottes zu erheben. Doch Gott sorgt für wahre Freudenboten (Eph 4,11-12). Wie geschrieben ist (Jes 52,7): „Wie schön die Füße derer, die Gutes als Evangelium bringen!“ Indem Gott seinen Fuß in die Welt setzte, brachte er Sesshafte auf die Beine und die Füße von Meldegängern in Bewegung, machte sie hurtig und ließ sie Berge von Hindernissen und Täler von Finsternissen überwinden. Indem sie kommen, ist der Herr da (Lk 10,16) und spricht befreiend, erfreuend und rettend. Sollte Israel sie nicht mit offenen Armen empfangen? Trotz der allgemeinen Redeweise mit „sie“ hat Paulus schon hier bei V. 14-18 Israels Verhalten im Auge (s. V. 19).

Wuppertaler Studienbibel

Und ich? Verkündige ich das Wort Gottes? Oder rede ich nur über mich und meine Belange? Ist das, was ich anderen „bebringe“, sind meine Gespräche bibelzentriert? Oder drehen sich meine Gespräche um eine Kirche? Oder gar nur um Arbeit, Gesundheit, Probleme und Sorgen, Kinder und Familie, Angst und Alltag?

„Wir dachten uns, dass er das verdient hat“

Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Und wir, wir hielten ihn für bestraft, (Eig für einen von göttlicher Strafe Getroffenen) von Gott geschlagen und niedergebeugt;
Elberfelder 1871 – Jes 53,4

In Wahrheit aber hat er die Krankheiten auf sich genommen, die für uns bestimmt waren, und die Schmerzen erlitten, die wir verdient hatten. Wir meinten, Gott habe ihn gestraft und geschlagen;
Gute Nachricht Bibel 2000 – Jes. 53,4

Dabei war es unsere Krankheit, die er auf sich nahm; er erlitt die Schmerzen, die wir hätten ertragen müssen. Wir aber dachten, diese Leiden seien Gottes gerechte Strafe für ihn. Wir glaubten, dass Gott ihn schlug und leiden ließ, weil er es verdient hatte.
Hoffnung für Alle – Jesaja 53,4

Aber er hat die Bestrafung für unsere Fehler übernommen. Wir dachten uns, dass er das verdient hat, dass das eine Bestrafung von Gott wäre und dass der ihn schlägt und runterdrückt. Dadurch ging es ihm auch echt dreckig.
VolxBibel – Jesaja 53:4

Nachdem Jesaja seine Erniedrigung und Erhöhung zusammengefasst hat und sich dann mit seiner grundlegenden menschlichen Entwicklung befasst hat und damit, wie er während seines Lebens verachtet wurde, beschäftigt er sich in dieser dritten Strophe mit dem Konzept der Stellvertretung.
Vom stellvertretenden Leiden des Knechtes Jehovas ist in Vers 4 die Rede: „Er hat unsere Schmerzen getragen und unsere Leiden mit sich herumgeschleppt, und wir haben ihn für einen Geschlagenen gehalten, für einen von Gott Geschlagenen, für einen Bedrängten.
Jesaja verwendet in diesem Vers zweimal das Pluralpronomen unser, um zu betonen, dass sein Leiden stellvertretend war. Der Knecht nahm unsere Krankheiten und unsere Schmerzen auf sich. In der Heiligen Schrift kann das Wort „Krankheit“ in einem körperlichen oder geistlichen Sinn oder in beiden verwendet werden. Während Jesus hier auf der Erde war, heilte er als Teil seiner messianischen Legitimation eine große Anzahl von körperlichen Krankheiten. Er heilte alle, die tatsächlich zu ihm kamen, und aus diesem Grund zitiert Matthäus diesen Vers (Matthäus 8:16-17). Dies wird auch bei seiner Wiederkunft der Fall sein. Die Anwesenheit des Messias bringt immer größere Vorteile mit sich als seine Abwesenheit. Aber die Tatsache, dass Jeschua alle, die zu ihm kamen, physisch heilte, während er anwesend war, bietet keine solche Garantie, jetzt, wo er abwesend ist. Der Hauptzweck Seines Kommens war es, sich mit dem Thema Sünde zu befassen, und das ist der zentrale Punkt dieser Passage. Er steht im Zusammenhang mit der Sünde und wie der Messias mit ihr umgehen wird. Die Krankheit ist die geistliche Krankheit, die Er zu heilen kam, indem Er sich mit der Grundursache befasste: dem Problem der Sünde.
Zweitens: Und doch hielten wir ihn für angeschlagen, von Gott geschlagen und geplagt. Dieser Satz besagt, dass Israel beim Anblick Seiner Leiden annahm, dass Er für Seine eigenen Sünden litt; dass Sein Leiden eine Strafe Gottes war. Das hebräische Wort, das mit „geschlagen“ übersetzt wird, ist ein Wort, das „mit etwas Schockierendem behaftet sein“ bedeutet, „mit einer hasserfüllten Krankheit behaftet sein“. Sie sahen ihn als von Gott mit einer sehr schrecklichen Krankheit geschlagen an. Deshalb wissen wir, dass das Wort „Krankheit“ in einem geistlichen und nicht in einem körperlichen Sinn verwendet wird. Jeschua starb nicht an einer körperlichen Krankheit. Er starb durch Hinrichtung mittels Kreuzigung. In diesem Vers wird die Hinrichtung Jesu so betrachtet, als ob er mit einer schockierenden und hasserfüllten Krankheit behaftet gewesen wäre. Die Krankheit konnte nicht körperlich sein, einfach weil Jeschua nicht an einer Krankheit starb. Die Krankheit muss hier eine geistliche Krankheit sein, also Sünde. Sie glaubten, dass Er ein Sünder war, ein Übertreter. Sie glaubten, er würde für seine eigenen Sünden leiden. In Wirklichkeit litt er aber für ihre Sünden. Daher starb Jesus an einer Krankheit – nicht an einer körperlichen, sondern an einer geistlichen. Die Sünden der Welt wurden auf Ihn gelegt und wegen und für diese Sünden ist Er gestorben. In diesem Sinne ist Jeschua an einer Krankheit gestorben. In diesem Zusammenhang waren die „Krankheiten“, die Jesus auf sich nahm, geistlich, nicht körperlich.
Während in Vers 4 ein stellvertretendes Leiden stattfand, gibt es in Vers 5 einen stellvertretenden Tod: Aber er wurde um unserer Übertretungen willen verwundet, er wurde um unserer Missetaten willen gequält; die Strafe unseres Friedens lag auf ihm, und durch seine Striemen sind wir geheilt.
Es werden vier Aussagen über seinen stellvertretenden Tod gemacht. Erstens: Er wurde für unsere Übertretungen verwundet. Das hebräische Wort für verwundet bedeutet „durchbohren“. Es bezieht sich immer auf einen gewaltsamen Tod, nicht nur auf eine leichte Fleischwunde. Warum wurde Er durchbohrt? Es war wegen unserer Übertretungen. Die Übertretungen aus Vers 5 sind die „Krankheiten“ aus Vers 4, und auch hier ist von geistlichen Krankheiten die Rede, also von Sünden. Zweitens: Er wurde um unserer Missetaten willen zermalmt. Das hebräische Wort für zerschlagen bedeutet „zermalmt werden“. Er wurde um unserer Missetaten willen zermalmt. Drittens: Die Strafe unseres Friedens lag auf ihm. Wörtlich heißt es im Hebräischen: „Die Strafe, die zum Frieden führt, lag auf ihm.“ Sein stellvertretender Tod wird zu persönlichem Frieden führen. Sein Leiden war notwendig, um geistlichen Frieden für die Gläubigen herbeizuführen. Viertens: Durch seine Striemen sind wir geheilt. Das Wort „Striemen“ bezieht sich auf Striemen, die sich auf der Haut bilden, als natürliche Folge der Geißelung. Das Wort „geheilt“ bezieht sich auf die Heilung von geistlicher Krankheit, nicht von körperlicher Krankheit; genauso wie die vorherigen Sätze von geistlicher Krankheit handelten, nicht von körperlicher Krankheit. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass Matthäus 8,16-17 nur eine Anwendung und nicht eine exakte Erfüllung ist, denn zu der Zeit, als die Ereignisse von Matthäus 8,16-17 stattfanden, hatte Jeschua noch nichts von den Dingen in dieser Strophe erlitten, obwohl es diese Dinge sind, durch die die Heilung kommt.

Arnold Fruchtenbaum – Der Knecht Jehovas

Dieser trägt unsere Sünden …: Die LXX stellt den ganzen Abschnitt V.4–6 unter das Thema »Sünde« (ἁμαρτίας ἡμῶν). Für den MT geht es zunächst um »Krankheit und Leiden«. Genauer ist der Bezug wohl Ex 4,6–8, wonach Moses Hand aussätzig und wieder geheilt wird. Auslösender Faktor ist nach Ex 4,1 der Unglaube des Volkes. Dazu gehört auch Num 10–12 mit dem Aufbruch vom Sinai, dem »Murren des Volkes« (Num 11), dem Aussatz Mirjams (Num 12). In Num 12,7–8 ist von »meinem Knecht Mose« die Rede. Nach dem Sündenbekenntnis Aarons (Num 12,11) wird Mirjam durch die Fürbitte des Mose geheilt. Dort ist Mose der »tragende und leidende« Knecht Gottes. Wenn die LXX in V.4 ergänzt »Mühe … (Unglücks-)Schlag … Elend«, so weitet sie den Blick. Es geht um Hilfe »in allen Nöten«. Ihr besonderes Anliegen ist dabei:

Septuaginta Deutsch: Erläuterungen und Kommentare zum griechischen Alten Testament

Seht, wie mein Knecht Erfolg haben wird!“ Diese Passagen bieten die detaillierteste Skizze des Leidens und der Erhöhung des Knechtes in diesem Buch: Er würde nicht unter Königen aufwachsen (53:2); er würde intensives Leiden erfahren (52:14; 53:3); er würde verachtet (53:3), geschlagen (53:4), zerschlagen (53:5), unterdrückt (53:7) und getötet (53:8) werden, obwohl er nichts Unrechtes getan hatte (53:9). Der Zweck seines Leidens war es, „viele Völker aufzuschrecken“ (52:15; das hebräische Wort yaz’zeh kann entweder mit „aufschrecken“ oder „besprengen“ übersetzt werden). Laut dem messianisch-jüdischen Gelehrten Michael Rydelnik ist angesichts des Gesamtzusammenhangs von Jesa. 52-53 von Jeschua als dem leidenden Gottesknecht, ist die genauere Übersetzung „besprengen“: „Dies ist dasselbe Wort, das im Levitikus für das Besprengen von Opferspeisen verwendet wird (Lev. 4:6; 16:14, 19), was darauf hindeutet, dass der entstellende Tod des Gottesknechts als Opfer für viele Völker dienen würde“ (Rydelnik und Vanlaningham 1087-88). Darüber hinaus sollte das Leiden des Messias als Schuldopfer die Sorgen, den Kummer und die Sünden des Volkes tragen (53:4-6, 10, 12) und viele rechtfertigen (53:11). Aber der Knecht würde schließlich erhöht werden und einen großen Lohn erhalten (52:13; 53:10b-12). In V. 52:13 wird der Diener ADONAIs „Erfolg haben“ oder „weise handeln“. Dieses aufopferungsvolle Werk des Knechtes bildet die Grundlage für die Erlösung und Wiederherstellung des Volkes Israels und der Heiden sowie für die Errichtung des messianischen Reiches (54,1-57,21). Victor Buksbazen stellt fest: „Die Prophezeiung von Jesaja 52,13-53,12 ist das Herzstück des zweiten Teils des Jesajabuches. Hier erreicht die messianische Vision ihren Höhepunkt. [Seit fast zwei Jahrtausenden streiten jüdische und christliche Gelehrte über die Frage, ob der Prophet von sich selbst spricht oder von Isra’el, der unschuldig für die Völker der Welt leidet.“ Zur Unterstützung der modernen jüdischen Auslegung von 53,3, „das Volk verachtete und mied ihn“, bemerkt Raschi, dass der leidende Knecht Jesajas das Volk Israels ist: „So ist die Gewohnheit dieses Propheten; er nennt ganz Isra’el als einen Mann, z.B. ‚Fürchte dich nicht, Mein Knecht Ya’akov‘ [4:2]; ‚Und nun, höre, Ya’akov, Mein Knecht‘ (44:1). Obwohl Raschi und andere Rabbiner den leidenden Knecht zunächst als den kommenden Messias interpretierten, änderten die Weisen Israels später aufgrund der Verfolgung durch die „Christen“ ihre Interpretation. Für sie war der leidende Gottesknecht das jüdische Volk, das durch seine Leiden die Sünden der Völker trug, die es verfolgten. Dies widerspricht jedoch dem gesamten früheren jüdischen Verständnis dieser Passage (siehe Driver und Neubauer). Sanhedrin 98b bezieht sich auf den Messias als „den Lepragelehrten“: „Die Rabbiner sagten: Sein Name ist ‚der aussätzige Gelehrte‘, denn es steht geschrieben: ‚Er hat unsere Schmerzen getragen und unsere Leiden mit sich herumgeschleppt, und doch haben wir ihn für einen Aussätzigen gehalten, der von Gott geschlagen und geplagt wurde.‘ “ In Bezug auf den Messias, der „wegen unserer Verbrechen verwundet“ ist (V. 5), heißt es im Midrasch Rut Rabba 45:6 (Soncino ed.): „Nach der fünften Auslegung [von Rut 2,14] bezieht sich das auf den Messias. ‚Komm her, tritt an den königlichen Stand heran und iss von dem Brot‘, bezieht sich auf das königliche Brot, und ‚tauche deinen Bissen in den Essig‘, bezieht sich auf seine Leiden, wie es heißt, aber er wurde um unserer Verbrechen willen verwundet.“ Schließlich heißt es in Zohar 2:212a: „In einem Garten Eden gibt es einen Palast der Söhne des Unglücks. Diesen Palast betritt der Messias, und er ruft jeden Schmerz und jede Pein von Isra’el herbei. Sie alle kommen und fallen über ihn her. Und hätte er sie nicht auf sich genommen, so hätte kein Mensch die Pein Israels für die Übertretungen der Tora ertragen können; denn es steht geschrieben, dass er unsere Krankheiten trug“ (53,4).

The Complete Jewish Study Bible: Notes

MESSIANISCHE PROPHEZEIUNG
Der leidende Gottesknecht
Jesaja 53:1-12 Historisch gesehen glaubten die Rabbiner, dass Jesaja 53 auf den Messias hinweist. In Sanhedrin 98b fragen die Weisen: „Wie lautet der Name des Messias?“ Die Rabbiner antworten: „Der große Rabbiner, Kommentator und Grammatiker des zwölften Jahrhunderts, Ibn Esra, stimmt dem zu: Alle Heiden werden auf mich schauen, um zu sehen, was ich denen antun werde, die den Messias, den Sohn Josephs, durchbohrt haben. „Eine letzte Überlegung, die auf ein „zweites Kommen“ des Messias hindeutet, findet sich im Midrasch Rabbah Numeri zu 11,2:
Wie der erste Erlöser, so wird auch der letzte Erlöser sein. Der erste Erlöser war Mose, der ihnen erschien und dann verschwand…. Der endgültige Erlöser wird ihnen ebenfalls erscheinen und dann verschwinden…. Denn er ist der Aussätzige, denn es steht geschrieben: „Er hat unser Leid getragen, er hat unsere Schmerzen getragen; und doch haben wir ihn für einen Aussätzigen gehalten, von Gott geschlagen und geplagt.“ In Bezug auf dieselbe Stelle sagen die Weisen: „Er spricht von dem König Messias, wie es heißt: ‚Aber er wurde um unserer Übertretungen willen verwundet, um unserer Missetaten willen gequält.‘ “ Targum Jonathan sagt zu 52,13: „Siehe, mein Knecht Messias wird gedeihen; er wird hoch sein und wachsen und sehr stark sein.“ Selbst in der jüdischen Mystik heißt es: „Wahrlich, unsere Krankheiten hat er getragen und unsere Schmerzen hat er getragen“ (Zohar 2:212a).
Der jüdische Gelehrte Raphael Loewe weist darauf hin: „Die überlieferte jüdische Exegese bis zum Ende der amoräischen Periode (500 v. Chr.) deutet darauf hin, dass man damals häufig, vielleicht sogar allgemein und ohne zu hinterfragen davon ausging, dass es sich bei der erwähnten Gestalt um den Messias handelt“ (Orlinsky 17).
Doch im Mittelalter änderten der große Rabbiner Raschi und andere die Auslegung dieser Passage. Infolge ihrer neuen Auslegung wurde das Volk Israels zum leidenden Gottesknecht von Jesaja 53 und nicht zum Messias. Viele Christen verfolgten die Juden „im Namen Jesu“. Aufgrund der Besorgnis der Rabbiner, dass die Juden demjenigen folgen könnten, der ein Feind zu sein schien (angesichts dessen, was Jeschuas so genannte Anhänger seinem Volk antaten), änderte sich diese Auslegung von Jesaja 53. Auch wenn nicht alle Rabbiner dieser neuen Auslegung folgten, hat sie sich im Judentum über Jahrhunderte hinweg durchgesetzt.
Die Prophezeiung des leidenden Gottesknechts Jeschajahu ist jedoch, wie Walter C. Kaiser feststellt, „das große Bekenntnis zum stellvertretenden und ersetzenden Charakter des Werkes des Gottesknechts“ (Der Messias im Alten Testament 180). Dies wird in Apostelgeschichte 8,32-33, Galater 1,4 und 1. Petrus 2,24 bestätigt, und die Passage wird auch in den Evangelien angedeutet und/oder zitiert, in denen es heißt, dass Jeschua, der Messias, sich selbst für die Sünde gegeben hat“. Es war üblich, dass der Hohepriester stellvertretend für den sündigenden Menschen seine Hände auf den Kopf des Tieropfers legte und die Sünden des Bußfertigen stellvertretend auf das unschuldige Tier übertrug. So erfüllt auch Jeschua Jesaja 53, der das stellvertretende Sühneopfer des Messias voraussagt.

The Complete Jewish Study Bible: Notes

„Wir dürfen uns nicht nur seine Kinder nennen“

Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, daß wir Kinder Gottes heißen sollen! Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.
Elberfelder 1871 – 1 Joh 3,1

Seht, wie viel Liebe unser himmlischer Vater für uns hat, denn er erlaubt, dass wir seine Kinder genannt werden — und das sind wir auch! Doch die Menschen, die zu dieser Welt gehören, kennen Gott nicht; deshalb verstehen sie auch nicht, dass wir seine Kinder sind.
Neues Leben – Bibel 2006 – 1.Johannes 3,1

Kriegt ihr das mit, wie riesengroß die Liebe ist, die Gott für uns hat? Wir dürfen uns nicht nur seine Kinder nennen, wir sind es auch tatsächlich! Darum will die Welt auch nichts von uns wissen, weil sie eben Gott nicht kennt.
VolxBibel – 1.Johannes 3:1

1Jh 3,1 ἴδετε Aor. Imp. ὁράω. ποταπός (etwa = [ὁ]ποῖος18; att. ποδαπός) was für ein, von welcher Beschaffenheit/Art. δέ-δωκεν Pf. δίδωμι. κληθῶμεν Aor. Konj. Pass. καλέω; ἵνα τέκνα θεοῦ κληθῶμεν dass wir Gottes Kinder heißen sollen (beabsichtigte Folge; A328; 340) od. … Kinder heißen (eintretende Folge). καὶ ἐσμέν und wir sind (es auch). διὰ τοῦτο deswegen, deshalb, entweder zurückweisend (d. h. weil wir Gottes Kinder sind) od. (wohl besser) mit ὅτιNS als App. (A353) dazu verbunden (διὰ τοῦτο … ὅτι deswegen … [näml.] weil …). κόσμος hier die Menschen, die Gott unwissend od. feindlich gegenüberstehen. ἔ-γνω Aor. γινώσκω, in diesem Vers: jmdn. erkennen (als das, was er ist).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament


Sehet usw. Ein zweiter Grund dafür, dass wir nach einem heiligen und reinen Leben streben müssen, hergenommen von der Erhabenheit und Vortrefflichkeit unserer Berufung. Der himmlische Vater hat uns keiner gewöhnlichen Ehre gewürdigt, als er uns zu Kindern annahm. Diese so große Gnade muss das Streben nach Reinheit in uns anzünden, dass wir ihm ähnlich seien. Und es ist unmöglich, dass der sich nicht reinigt, der sich als eins der Kinder Gottes erkennt. Damit die Mahnung mehr Gewicht habe, stellt der Apostel die Gnade Gottes in ihrer ganzen Größe hin. Denn dass der Vater uns Liebe erzeigt hat, deutet an, dass es reine, freie Gunst ist, wenn Gott uns als Kinder ansieht. Woher anders soll uns so große Würde kommen als aus der Liebe Gottes? Johannes preist die Liebe als eine freie. Kurz, er deutet an, je reicher Gottes Güte über uns ausgegossen ist, umso mehr seien wir ihm verpflichtet, wie auch Paulus die Römer (12, 2) bei der Barmherzigkeit Gottes beschwört, dass sie sich ihm als reine Opfer darstellen sollten. Wir werden auch belehrt, dass die Annahme an Kindesstatt aller Frommen, wie gesagt, eine freie ist und nicht von irgendwelcher Rücksicht auf Werke abhängt. Denn wenn die Sophisten sagen, dass die angenommen werden, die Gott als würdig vorausgesehen hat, so wird dies offenbar durch diese Worte widerlegt. Auf diese Weise wäre es kein freies Gnadengeschenk. Dies Kapitel der Lehre festzuhalten, ist besonderer Mühe wert. Denn da die Annahme an Kindesstatt die einzige Ursache unseres Heils ist und der Apostel bezeugt, sie fließe einzig und allein aus der Liebe Gottes, so bleibt hier nichts übrig für unsere Würdigkeit oder für Verdienst der Werke. Warum sind wir Kinder? Weil Gott anfing, uns umsonst zu lieben, da wir viel eher des Hasses als der Liebe wert sind. Da aber der Geist das Pfand unserer Kindschaft ist, so folgt daraus, dass wir das Gute, das etwa in uns ist, nicht der Gnade Gottes gegenüberstellen dürfen, sondern es im Gegenteil auf ihre Rechnung setzen müssen. Dass wir Gottes Kinder heißen sollen, ist übrigens kein leerer Titel. Denn Gott ist es, der uns mit seinem Munde zu Kindern erklärt.
Darum kennt euch die Welt nicht. Diese Versuchung greift den Glauben hart an, nämlich dass wir so wenig für Kinder Gottes gehalten werden und dass man so gar kein Kennzeichen einer solchen Herrlichkeit an uns erblickt, dass wir vielmehr fast der ganzen Welt zum Gespött dienen. Also aus dem gegenwärtigen Zustand kann kaum geschlossen werden, dass Gott unser Vater ist; auch setzt der Teufel alles in Bewegung, um diese Wohltat zu verdunkeln. Diesem Ärgernis hilft Johannes ab, indem er sagt: wir werden heute noch nicht als die anerkannt, die wir sind, weil die Welt Gott nicht erkennt; so ist es nicht wunderbar, wenn sie seine Kinder verachtet. Ein Beispiel dafür sind Isaak und Jakob. Beide waren von Gott erwählt; aber den einen verfolgte Ismael mit seinem Lachen und seinen Spöttereien und den andern Esau mit seinen Drohungen und mit dem Schwert. Mögen wir also in der Welt wie völlig unterdrückt erscheinen, so steht nichtsdestoweniger unser Heil fest und unversehrt.

Jean Calvin – 1.Johannesbrief

Keiner der Gläubigen, die mit Johannes darin übereinstimmten, dass die Christen Kinder Gottes sind, hätte diese Aussage bestritten. Ein etwa um dieselbe Zeit lebender jüdischer Lehrer – Rabbi Akiba – schrieb: »Geliebt sind die Menschen, denn sie sind nach dem Bilde Gottes erschaffen; noch größer aber ist die Liebe, die sich darin zeigt, dass Gott den Menschen geoffenbart hat, dass sie nach seinem Bild geschaffen sind.« Und Rabbi Meir verkündete im 2. Jh.: »Geliebt ist Israel, denn … sie sind die Kinder Gottes.«

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Gibt es tatsächlich solche Menschen? Johannes antwortet: „Seht, war für eine Liebe uns der Vater geschenkt hat, dass wir Kinder Gottes genannt werden, und wir sind es.“ Es gibt Kinder Gottes! Und es gibt sie nicht nur irgendwo unter andern Menschen. Johannes spricht jetzt gerade nicht mehr von „jedem, der…“, sondern spricht von „uns“. „Wir“ werden Kinder Gottes genannt, und „wir“ sind es! Wer sich in dieses „Wir“ nicht einzureihen wagt, muss mit Ernst nachprüfen, wie es um ihn bestellt ist und wie er dann zu Gott steht? Es geht nicht um unsere Frömmigkeit und Vortrefflichkeit, mit der wir uns selbst zu Gottes Kindern machen könnten oder sollten. Dann würden wir uns freilich niemals zu den „Wir“ zählen können, von denen Johannes hier spricht. In Wahrheit aber ist es ganz anders. Wir dürfen so, wie wir sind, zu Jesus kommen und uns Jesus übergeben. Dann „nennt“ uns der Vater Jesu Christi augenblicklich seine Kinder und gibt uns in Jesus und um Jesu willen seine Liebe und sagt es uns, dass wir nun sein geliebtes Kind sind.

Johannes ruft uns mit Recht zu: „Seht, was für eine Liebe uns der Vater geschenkt hat“! Der Ausdruck „Was für eine Liebe“ meint nicht nur ihre bloße“ „Größe; das freilich auch. Der Ausdruck weist – genau wie das „So“ in Joh 3,16 – auf die besondere Art dieser Liebe. Uns Feinde Gottes, uns entstellte, beschmutzte Menschen seine Kinder „nennen“, das kann nur eine leidende, tragende, blutende Liebe. „Was für eine Liebe“ ist das! Es ist zunächst eine „Adoption“, die hier geschieht. Unserm Wesen nach sind wir noch gar nicht Kinder Gottes. Aber eine wirkliche Adoption gibt uns die volle Kindesstellung, das ganze Kindesrecht – Johannes geht hier ganz parallel mit der „Rechtfertigungslehre“ des Paulus. So wie in dieser die Gerechtsprechung im Vordergrund steht, unentbehrlich tröstlich für uns, so beginnt Johannes auch unsere Gotteskindschaft mit dem Kindesnamen, den wir erhalten. Freilich, es muss bei Paulus wie bei Johannes gesehen werden, dass für sie Gottes „Sprechen“ und „Nennen“ die schöpferische Realität in sich hat. Wer von Gott gerecht gesprochen ist, der „ist“ vor ihm gerecht. Wen Gott sein geliebtes Kind „nennt“, der „ist“ auch wirklich sein Kind. – . Wenn wir vor Gott seine Kinder „genannt werden“, wird uns nicht nur ein Etikett aufgeklebt und ein leerer Name angehängt. Darum setzt Johannes hinzu: „Und wir sind es.“ – Dieser kurze Satz findet sich in den Handschriften von Koine nicht, darum hat ihn auch Luther in seiner Übersetzung nicht. Die rev. LÜ bringt ihn mit Recht. Die Bezeugung in bedeutenden Handschriften ist stark. Seine Weglassung lässt sich aus dem sprachlich schlechten Anschluß des Satzes erklären. – Unsere Gewissheit darüber stammt nicht aus dem was wir selber an uns beobachten und feststellen können, sondern aus dem Wissen, dass Gottes Sagen und Nennen mit innerer Notwendigkeit ein schöpferisches Wirken ist. „Denn wenn er spricht, so geschiehts; wenn er gebietet, so stehts da“ (Ps. 33,9) – Es ist unbegreiflich, dass wir uns nicht anz anders täglich und stündlich darüber freuen! Ist es uns schon so zur bloßen Gewohnheit geworden? Oder glauben wir es noch gar nicht wirklich? –

Aber muss es dann nicht doch irgendwie als „Wirklichkeit“ zu merken sein? Johannes bejaht diese Frage und fügt einen eigentümlichen Beweis dafür an. „Deswegen erkennt die Welt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.“ Wenn wir uns selbst betrachten und untersuchen, werden wir vielleicht sehr wenig von Gotteskindschaft an uns entdecken und kaum einen Unterschied von andern Menschen in uns sehen. Aber merkwürdig: „die Welt“ spürt sofort an uns das ihr Fremde und Andersartige! Sie „erkennt uns nicht“ in unserem Wesen. Dabei ist hier wie überall in der Bibel mit „Erkennen“ mehr gemeint als nur ein verstandesmäßiges Begreifen. Es geht um ein Offensein für den andern und um ein liebendes Erfassen. Darum bedeutet umgekehrt ein „Nicht erkennen“ nicht nur einen Mangel an Einsicht, sondern eine Verschlossenheit für den andern, eine innere Ablehnung, die bis zur Feindschaft gehen kann. Gerade das, was uns das Kostbarste und Wesentlichste in unserm Leben ist, ärgert die „Welt“ und stößt sie ab. Das ist uns oft recht schwer. Aber Johannes sagt uns: Freut euch doch darüber! Hier habt ihr einen objektiven, nicht von euch selbst erfundenen Beweis dafür, dass ihr „anders“ seid, von Gott geboren und von ihm bestimmt. Die Welt kann uns nicht „erkennen“, nicht verstehen und schätzen, „weil sie ihn nicht erkannt hat“. Bei dem „Erkennen“ Gottes ist es vollends klar, dass es dabei nicht um gedankenmäßige Einsichten über Gott, um „Gottesbeweise“ und dergleichen geht. Gott wird nur da „erkannt“, wo er sich selber lebendig offenbart und wir uns dieser Offenbarung in Jesus öffnen und hingeben. Johannes hat darum immer neu betont, dass dieses „Nichterkennen“ Gottes auf einem verborgenen Nichtwollen, auf einer Ablehnung seines Lichtes und seiner Liebe beruht und „Schuld“ ist. Wer sich vor Gottes Offenbarung verschließt, kann die Züge der Gotteskindschaft an Menschen nicht erkennen, bzw. diese Züge werden ihm zum Anstoß.

Wuppertaler Studienbibel

Den Namen „Kinder Gottes“ empfangen die Glieder der Gemeinde durch Jesus; er ist das Geschenk Gottes, mit dem er uns sagt, was Gott für uns sein will und was wir vor ihm sind. Ihm gelten wir als seine Kinder, die er zum Leben gebracht hat, damit sie für ihn leben. Damit hat er uns Liebe erzeigt, und welch große Liebe! Johannes steht mit tiefem Staunen vor ihr; er heißt sie unbegreiflich groß, und wer das nicht in irgendeinem Maß mit dem Apostel empfindet, hat ein verkehrtes Herz. Näher, völliger, wirksamer kann Gott uns nicht zu sich erheben als so, dass er uns seine Kinder heißt. Nicht mich oder dich allein heißt Gott sein Kind. Uns, den Gliedern der’ Gemeinde Jesu, hat Gott diese wunderbare Liebe erwiesen, dass wir seine Kinder heißen. Darin besteht erst die ganze Größe der Liebe Gottes, dass sie nicht einen hier, den andern dort, sondern jeden in Gemeinschaft mit vielen Brüdern Gottes Kind nennt. Auf diesen Namen, den Gott uns verliehen hat, schaut Johannes, ohne sogleich bei sich selbst in der Gestalt seines Lebens die Merkmale und Spuren der göttlichen Liebe zu suchen. Er baut und traut auf das Wort, das Gott sagt, baut darauf, wie Gott uns heißt. Wie er den Namen Jesu als das vollgültige Zeugnis wertet, das denen, auf die er gelegt ist, die göttliche Gnade zuträgt, {1 Johannes 2,12} so sieht er auch in dem Namen, den Gott den an Jesus Glaubenden gibt, Gottes herrliches Geschenk, das er staunend preist. Denn die Liebe Gottes spricht sich in diesem Namen aus, und ihr Wort vertreibt jeden Zweifel: es wirkt, was es sagt. Darum fahrt Johannesdankbar fort: „Und wir sind es.79“ Wer Gottes Kind heißt, ist es auch. Was Gott von uns sagt, gibt unserem Leben und Geschick seine Art, weist uns unseren Platz vor Gott an und erschließt unserem Weg das gewisse Ziel. Ich soll den Namen, den

Gott mir gibt, als für mich gültig ergreifen und bejahen; es ist so, wie Gott es sagt. Diese dankbare Freude an dem von Gott geschenkten Namen, die ihn als ein kostbares Geschenk und eine wirksame Kraft schätzt, weil Gott nach diesem Namen an uns auch handeln wird, ist Zeichen und Ausdruck des Glaubens. Eben noch legte Johannes allen Nachdruck auf unser Werk, auf die Gerechtigkeit, die wir tun. Jetzt freut er sich daran und dankt dafür, dass wir Gottes Kinder heißen. So stehen bei ihm Glaube und Werk in völliger Harmonie beisammen, und keines beeinträchtigt das andere.

1 Joh 3,1b: Deshalb erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannte.

Die Anbetung und Freude, die Gottes Liebe anschaut und nicht ausmessen kann, verwandelt auch den Schmerz und Ernst des Christenlebens in einen Grund der Freude und des Dankes und lässt uns auch darin die Größe der göttlichen Liebe sehen. „Gerade deshalb, weil ihr Gottes Kinder seid, weiß die Welt nicht, wer ihr seid, und versteht sie nicht, was ihr wollt.“ Johannes kennzeichnet immer deutlicher die Lage der Christenheit in der Menschheit. Das erste, was er über die Menschheit sagte, war, dass sie mit der Gemeinde unter der Gnade des Christus steht, der die Versöhnung für ihre Sünden ist. {1 Johannes 2,2} Dann sprach er von ihrer verlockenden Kraft: sie will uns verführen, unsere Liebe an das zu hängen, was nicht aus dem Vater stammt. {1 Johannes 2,15} Aber die Menschen um uns her locken uns nicht nur; sie können auch Gegner werden. Sie widersprechen uns und widerstehen uns. Dabei wird mannigfach sichtbar, dass sie uns nicht verstehen. Dagegen will Johannes die Gemeinde festigen.

Weil Gott und die Welt gegeneinander sind, ergibt sich aus der Weise, wie Gott sich zu uns hält, auch die Art, wie die Welt sich gegen uns stellt. Weil Gott uns als seine Kinder kennt, sind wir für die Welt unverständlich geworden. Gott hat die Scheidung aufgehoben, die uns von ihm trennte; die Folge ist, dass nun ein Gegensatz gegen die Welt sichtbar wird. Daraus erwachsen unvermeidlich manche Missverständnisse und Vorwürfe.

Jeder misst die anderen nach seinem Maß; wer ohne Glauben ist, wem Gott und Christus nichts gelten, der urteilt notwendig schief und ungerecht über den, dessen Leben gerade in diesem Glauben seine Wurzel und seine Kraft hat. Wir dagegen können die anderen verstehen, weil ihre sündliche Art auch in uns ist und der Trieb des Fleisches, der sie bewegt, uns nicht unbekannt ist. Wir sind aber von der Herrschaft der Sünde frei geworden durch Gott, der uns seine Liebe geschenkt und uns zu seinen Kindern gemacht hat. In dieses Neue haben die, die ohne Gott leben, keinen Einblick; darum urteilen sie unrichtig über uns und handeln gegen uns verkehrt.

Auch das ist ein Zeichen der göttlichen Liebe und kann uns darum in unserer Freude an der Gabe Gottes nicht stören. Die Liebe Gottes bindet und löst zugleich; sie bindet an Gott und löst von den Menschen; sie führt zu Gott hin und weg von denen, die ihn nicht kennen. Der Gegensatz des Christen gegen alles, was die Welt als „Welt“ kennzeichnet, kommt daher, dass Gott ihr unbekannt blieb. Wer das bedenkt, wird still und ruhig, auch wenn man ihn Jesu wegen verachtet und missversteht. Wir dürfen von dem kein Lob erwarten, der für Gott weder Lob noch Anbetung hat; wir dürfen nicht verlangen, dass uns der nicht widerspricht, der dem Christus widerspricht und ihn leugnet, und müssen uns willig von denen als töricht betrachten lassen, die Gott nirgends spüren und sich eine Welt zurechtmachen ohne Gott oder mit einem entstellten Gott, der nicht dem gleicht, der Jesus zu uns gesandt hat.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament