Schlagwort: Gott

„Dieser Gott tut heftige Wunder, man kann das überall auf der Erde und auch im Universum sehen.“

Alsdann schrieb der König Darius an alle Völker, Völkerschaften und Sprachen, welche auf der ganzen Erde wohnten: Friede euch in Fülle!
Von mir wird Befehl gegeben, daß man in der ganzen Herrschaft meines Königreichs bebe und sich fürchte vor dem Gott Daniels; denn er ist der lebendige Gott und besteht in Ewigkeit, und sein Reich wird nie zerstört werden, und seine Herrschaft währt bis ans Ende; der da rettet und befreit, und Zeichen und Wunder tut im Himmel und auf der Erde: …
Elberfelder 1871 – Daniel 6,27–29a

Hierauf schrieb der König Darius an alle Völker, Volksstämme und Zungen, die auf der ganzen Erde wohnten: »Heil möge euch in Fülle zuteil werden!  Hiermit ergeht der Befehl von mir, daß man im ganzen Bereich meiner königlichen Herrschaft vor dem Gott Daniels zittern und ihn fürchten soll; denn er ist der lebendige Gott, der in Ewigkeit bleibt; sein Reich (oder: Königtum) ist unzerstörbar, und seine Herrschaft nimmt kein Ende.  Er errettet und befreit und vollführt Zeichen und Wunder am Himmel und auf Erden, er, der Daniel aus der Gewalt der Löwen errettet hat.«
Menge 2003 – Daniel 6,26–28

Der Präsident Darius setzte dann ein Schreiben auf, das in viele Sprachen übersetzt und dann an alle Nationen und Länder verschickt wurde. In dem Schreiben stand drin: „Liebe Leute! Ich wünsche euch das Allerbeste! Ich ordne hiermit ein neues Gesetz an, wovon jeder wissen soll. Und zwar muss man ab sofort überall in meinem Reich Respekt vor dem Gott von Daniel haben! Dieser Gott ist real, und er ist nicht totzukriegen. Niemand ist in der Lage, seine Macht zu beenden, sie wird immer weitergehen. Er kann jeden aus einer gefährlichen Situation retten, er kann jeden befreien. Dieser Gott tut heftige Wunder, man kann das überall auf der Erde und auch im Universum sehen. Und er hat Daniel vor den Zähnen der Kampfhunde gerettet.“
VolxBibel – Daniel 6:26–28

Krieg in Europa – und viele Menschen haben Angst. Wie geht es weiter? Werden die Verheißungen der Bibel nun über den Haufen geworfen – oder hat der Gott der Bibel noch alles in Seiner Hand?
Wie sieht mein Handeln und mein Denken aus? Vertraue ich IHM weiterhin? Oder suche ich nun in „eigene Weisheit“?

Jedes Mal, wenn Sie in einen Konflikt geraten, werden Sie unweigerlich zeigen, was Sie wirklich von Gott halten. Wenn Sie zeigen wollen, dass Sie ihn „von ganzem Herzen und von ganzer Seele und von ganzem Gemüt“ (Mt 22,37) lieben, dann bitten Sie ihn, dass er Ihnen hilft, ihm zu vertrauen, zu gehorchen, ihn nachzuahmen und anzuerkennen, vor allem, wenn es schwierig ist, dies zu tun. Dieses Verhalten ehrt Gott und zeigt anderen, wie würdig er Ihrer Hingabe und Ihres Lobes ist.

Gott zu verherrlichen wird auch Ihnen zugute kommen, besonders wenn Sie in einen Konflikt verwickelt sind. Viele Streitigkeiten beginnen oder verschlimmern sich, weil eine oder beide Seiten ihren Gefühlen nachgeben und Dinge sagen oder tun, die sie später bereuen. Wenn Sie sich darauf konzentrieren, Gott zu vertrauen, zu gehorchen, ihn nachzuahmen und anzuerkennen, werden Sie weniger geneigt sein, auf diese Weise zu stolpern. Wie es in Psalm 37,31 heißt: „Das Gesetz seines Gottes ist in seinem Herzen; seine Füße wanken nicht.“
Der andere Vorteil eines gottzentrierten Ansatzes zur Konfliktlösung ist, dass er Sie weniger abhängig von Ergebnissen macht. Selbst wenn andere auf Ihre Bemühungen, Frieden zu schließen, nicht positiv reagieren, können Sie Trost in dem Wissen finden, dass Gott mit Ihrem Gehorsam zufrieden ist. Dieses Wissen kann Ihnen helfen, in schwierigen Situationen durchzuhalten.
Es ist wichtig zu erkennen, dass, wenn Sie Gott nicht verherrlichen, wenn Sie in einen Konflikt verwickelt sind, Sie unweigerlich jemanden oder etwas anderes verherrlichen werden. Durch Ihr Handeln werden Sie entweder zeigen, dass Sie einen großen Gott haben oder dass Sie ein großes Selbst und große Probleme haben. Anders ausgedrückt: Wenn Sie sich nicht auf Gott konzentrieren, werden Sie sich unweigerlich auf sich selbst und Ihren Willen oder auf andere Menschen und die Bedrohung durch deren Willen konzentrieren.

Ken Sande – Der Friedensstifter – Ein biblischer Leitfaden zum Lösen von persönlichen Konflikten

Das war die köstliche Frucht, die Daniel durch seine Leiden in der Welt bewirkte. Sie bedeutete für Darius und seine Zeit unendlich mehr, als es uns erscheinen mag. Von ihr hing Israels fernere Zukunft ab. Daniel hatte nicht nur für sich, er hatte für sein ganzes Volk gelitten und den Weg geebnet, dass die Stunde der Befreiung für die Schmachtenden und Weinenden an den Bächen Chebars nahen konnte.
Wäre Daniel umgekommen, oder hätte er sich in jenem Umgang mit Gott nicht bewährt, der zu diesem Leiden führte, die Feinde Daniels hätten gesiegt. Unter deren Einfluss wäre die nächste Zukunft der Herrschaft Darius’ unter eine Israel feindliche Haltung gekommen. Menschlich gesprochen hätte bei solch einer politischen Entwicklung auch der persische Großkönig Cyrus nicht daran denken können, die gefangenen Juden in ihre Heimat zu entlassen, damit sie daselbst die Stadtmauer Jerusalems wiederherstellen und den Tempel Gottes wieder auferbauen konnten.
Da jedoch Daniel sein Leben Gott zur Verfügung stellte, damit es Ihm als ein Gefäß der Barmherzigkeit und der Offenbarung diene, so konnte Gott auf ganz natürlichem Wege in den Gang der politischen Ereignisse eingreifen. Die Feinde Israels offenbarten ihre Blöße, verloren das Vertrauen des Königs, wurden bestraft um ihrer List und ihres Betruges willen, und „Daniel ging es fortan gut unter der Königsherrschaft des Darius und unter derjenigen des Kores, des Persers“.
Wir gehen wohl in der Annahme nicht fehl, dass all diese Ereignisse jene hochpolitische Basis mit vorbereiten halfen, dass bald darnach der merkwürdige und hochherzige Erlass des Cyrus herausgegeben wurde, welcher den Gefangenen aus Juda die Heimkehr aus dem Land der Knechtschaft in das Land der Väter gestattete. War durch die Schuld der Führenden innerhalb des jüdischen Volkes einst das. ganze Land samt dem heiligen Überrest unter die Herrschaft Babels und der Welt gekommen, durch die Bewährung und durch den Dienst des heiligen Überrestes erlangte nun das ganze Volk seine Freiheit und seine Heimat wieder.
So waltet Gott im großen Weltgeschehen! Nach dem Bericht eines in den Ruinen von Merka gefundenen Tonziegels nahm Cyrus nach dem Tode des Darius auch über Babel die Königswürde für sich selbst in Anspruch. Das brachte Daniel offenbar auch in nähere Fühlung und Bekanntschaft mit dem persischen Großkönig. Demselben blieb jedenfalls nicht verborgen, wie Gott Daniel all seinen Feinden gegenüber als seinen Knecht gerechtfertigt hatte.

Kroeker – Das lebendige Wort Band

Umkehr und dann …?

„Kommt und laßt uns zu Jehova umkehren; denn er hat zerrissen und wird uns heilen, er hat geschlagen und wird uns verbinden. Er wird uns nach zwei Tagen wieder beleben, am dritten Tage uns aufrichten; und so werden wir vor seinem Angesicht leben. So laßt uns Jehova erkennen, ja, laßt uns trachten (Eig jagen) nach seiner Erkenntnis! Sein Hervortreten ist sicher wie die Morgendämmerung; und er wird für uns kommen wie der Regen, wie der Spätregen die Erde benetzt.“
Elberfelder 1871 – Hosea 6,1–3

»Laßt uns gehn,
wir wollen umkehren zu IHM,
denn selber er hat zerfleischt,
er wird uns heilen,
er hat geschlagen,
er wird uns verbinden,
nach einem Tagepaar belebt er uns wieder,
läßt erstehn uns am dritten Tag,
daß wir in seinem Angesicht leben.
Erkennen wollen wir,
nachjagen SEINER Erkenntnis.
Wie das Nachtvergrauen
urgewiß ist seine Ausfahrt,
er kommt uns wie der Erguß,
wie der Lenzregen feuchtet das Land er.«
Buber & Rosenzweig 1976 – Hosea 6:1–3

Kommet, werden sie sagen, wohlan, lasset uns zu Jehova wiederkehren! Er hat uns zerrissen, und wird uns wieder heilen; er hat uns wund geschlagen, und wird uns wieder verbinden. Nach zwei Tagen lässt er uns genesen; am dritten Tage richtet er uns wieder auf, so dass wir vor ihm leben. Lasset uns zur Erkenntniss kommen, lasset uns trachten, Jehova zu verehren! gewiss tritt er hervor, der Morgenröthe gleich, und wie ein Regen kommt er zu uns, wie ein Spatregen, der das Land erfrischt.
van Ess 1858 – Hosea 6,1–3

Ist dieser Abschnitt nicht ein Wort der Hoffnung für das schuldige und niedergeschlagene Volk? Ist es nicht ein Heilmittel für die Wunden, welche die Hand des HERRN ihm zugefügt hat?
Der HERR, der selbst geredet hatte, um das Gericht anzukündigen (Kap. 5,14), verkündet nun, dass er an seinem Ort bleiben würde, bis sein Volk seine Schuld bekennen und zu ihm umkehren würde (Kap. 5,15). Die äußerste Not würde das Volk auf den Weg der Buße leiten. Es würde dem HERRN nicht mehr mit vergeblichen Opfern nahen (Kap. 5,6), sondern in Reue mit einem bußfertigen Herzen (Mich 6, 6–8).
„Sie werden mich eifrig suchen “ (Kap. 5,15). Nach der langen Nacht der Erprobung erhebt sich ein Morgen ohne Wolken für ein bußfertiges Volk (2 Samuel 23,4). Dieses Werk der Gnade am Herzen des Überrestes wird durch den Heiligen Geist geschehen, auf Grund des Todes dessen, den sie durchstochen haben: Christus (Sach 12,10–14).
Diese Verheißung Gottes veranlasst den Propheten zu seinem bewegenden Aufruf an das Volk, durch welchen er es ermuntert, von nun an mit ihm zum HERRN zurückzukehren (Kap. 6,1–3). Die Quelle des Glaubens besteht stets darin, sich dem zuzuwenden, der uns zu unserem Guten schlägt, damit er uns heilen kann: „Denn er bereitet Schmerz und verbindet, er zerschlägt, und seine Hände heilen“ (Hiob 5,18).
Der dritte Tag ist in erster Linie eine verschleierte Anspielung auf die Auferstehung Christi, der „auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften“ (1 Korither 15,4). Das ist das Zeichen Jonas: Der Sohn des Menschen war drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde (Mt 12,39.40). Aber Jona ist auch ein Bild des jüdischen Überrestes, der „über Bord“ geworfen wird, während das Schiff der Nationen seinen Weg auf dem Meer fortsetzt, welches ein Bild der Unruhe der Völker ist. Am dritten Tag kommt er aus den Wassern der Todeserprobung hervor und wird lebend auf die Erde zurückgeworfen. Der Prophet deutet so die nationale Auferstehung Israels an, die erst durch die Auferstehung Christi möglich wurde. Die Vision der verdorrten Gebeine, die in ein großes Heer lebendiger Wesen verwandelt werden, die auf ihren Füßen stehen (Hes 37,1–10), bestätigt diese Verheißung.

Der Regen des Segens (Kap. 6,3)
Die Prophezeiung Hoseas geht noch weiter und hat die geistliche Auferweckung des Volkes durch das Ausgießen des Heiligen Geistes (dargestellt durch den Regen) zum Inhalt. Dies sind die Vorrechte des neuen Bundes, die das Volk von Anbruch des tausendjährigen Reiches an genießen wird. Die Schrift redet vom Früh- und Spätregen (Jak 5,7):
1. Der Frühregen stellt das Ausgießen des Heiligen Geistes über die himmlische Versammlung in Jerusalem am Tag der Pfingsten dar, was eine teilweise Erfüllung der Prophezeiung Joels ist (Apg 2,1–4; Joel 3,1–4). Dieser Regen begleitet die Saat und schließt die Saatkörner in der Erde ein.
2. Der Spätregen spielt auf den vom Himmel auf die Erde herabkommenden Segen an. Er redet vom erneuten Ausgießen des Heiligen Geistes zu Gunsten des irdischen Volkes Gottes. Durch ihn wird die Frucht bis zum Zeitpunkt der Ernte zur Reife gebracht.
Aber alles ist zur Freude des göttlichen Sämanns, der seine Garben in seinem Schoß heimträgt (Ps 126,5.6; Ps 129,7).

Jean Muller – Betrachtung über den Propheten Hosea

Diese Verse enthalten die Worte, die die bußfertige Generation der Zukunft sagen wird, wenn sie den Herrn sucht. Die Botschaft besteht aus zwei Kreisen, von denen jeder eine Aufforderung (V. 1 a. 3 a) und eine motivierende Verheißung (V. 1 b – 2.3 b) enthält.
Im Gegensatz zu der Torheit der Vergangenheit (vgl. Hos 5,13 ) wird sich Israel dem Herrn als seiner Quelle der Heilung und des Lebens zuwenden (vgl. 5Mo 32,39 ). Assyrien konnte Israel nicht heilen ( Hos 5,13 ), aber der Herr kann es, auch wenn er wie ein Löwe ist ( Hos 5,14 ). Er hatte es in Stücke gerissen. Nun wartete das Volk vertrauensvoll auf seine kommende Erneuerung seiner nationalen Lebenskraft. Die gleichbedeutenden Ausdrücke “ nach zwei Tagen “ und “ am dritten Tag “ sprechen von einer kurzen Zeitperiode, die bald eintreten wird. Israel wird die Autorität des Herrn anerkennen (im Gegensatz zu Hos 4,1.6; 5,4 ). Das Wort für “ trachten “ heißt wörtlich „folgen“ oder „nachjagen“. Es zeigt die Intensität der neugewonnenen Hingabe Israels.
Der Herr wird auf diese Treue ganz sicher antworten. Sein Hervortreten aus seinem Versteck (vgl. Hos 5,6.15 ) ist so sicher wie der Sonnenaufgang. Er wird seinen Segen ausgießen auf sein Volk, so wie der Winter- und Frühlingsregen die Erde bewässert und die landwirtschaftliche Fruchtbarkeit sichert. Dieser Vergleich ist besonders treffend, denn die Regelmäßigkeit dieser Regenfälle galt als ein Zeichen der Gunst Gottes (vgl. 5Mo 11,13-15 ).

Walvoord Bibelkommentar

Was Jahwe den beiden Völkern in 5,4 vorgeworfen hatte: »sie kennen mich nicht«, wird in diesem Bußgebet aufgenommen. Ephraim und Juda versprechen Jahwe, sie wollen sich bemühen, ja »sich beeilen, ihn zu erkennen« (6,3). Das heißt, sie wollen seinen Willen in der Thora Moses und den Schriften erforschen, um eine immer klarere Vorstellung von ihrem Gott und seinem heiligen und guten Willen zu erhalten. Es sind typische Versprechen von Menschen in Not. Jetzt erkennen sie ihre mangelhafte Gotteserkenntnis. Sie lebten an Jahwe vorbei, dienten andern Göttern und ließen sich von falschen Vorstellungen über Gott und die Welt leiten. Das brachte sie auf Abwege, die zu ihrem Verderben führten, sodass sie in diese verzweifelte Lage gerieten. Jetzt kommt die Einsicht!
Nochmals bekräftigen sie ihre Hoffnung auf das rettende Eingreifen Jahwes. Dabei werden zwei verschiedene Bilder verwendet, das eine vom »Morgenlicht«, das ganz sicher hervorbricht und den neuen Tag ankündigt, das andere vom »Regen«, der die Erde benetzt:
»Licht« ist im Orient neben dem wörtlichen Sinn auch im übertragenen bekannt, z.B. als Symbol für Leben (  Jes 9,1; Ps 36,10) – und »Finsternis« als Symbol für den Tod (  Jes 9,1; Ps 56,14). Der Begriff »Licht« ist unter anderem aber auch in der Rechtssprache verankert. Dort dient es als Symbol für die Gerechtigkeit – und die Ungerechtigkeit ist Finsternis (2Sam 23,4; Jes 5,20; 59,9; Mi 7,9; Zef 3,5 etc.). Zudem ist die Hilfe, die man Armen und Unterdrückten bringt, »Licht« (  Jes 58,7–8.10; 60,1–3). Der Begriff kann aber auch Sieg in einer kriegerischen Auseinandersetzung bedeuten (Ps 27,1), wie man z.B. schon im 18. Jahrhundert v.Chr. in Hammurabis Selbstlob nachlesen kann: »Ich bin derjenige, den der Gott Enlil in der Schlacht überragend groß gemacht hat, die ›große Mauer‹ der Truppen, das Sonnenlicht, das seinem Lande aufgeht, bin ich« (Sjöberg, 53). Im Zusammenhang mit dem Tag der Züchtigung (Hos 5,9) oder dem Tag Jahwes (Am 5,18–20) bedeutet es, dass sich Gottes Volk an diesem Gerichtstag nach Rettung sehnte. Ephraim und Juda erwarten hier als Schuldige das »Hervortreten« des obersten Richters Jahwe, der für sie wie »Morgenlicht« sein wird, weil er sie begnadigt und aus ihrer Not befreit.
Die Bilder des »Regens« und des »Taus« finden sich auch im ugaritischen Baalszyklus, wo die so wichtige Feuchtigkeit mit dem Wettergott Baal in Verbindung gebracht wird. Nachdem die jungfräuliche Göttin Anat in einem Blutrausch Menschen umgebracht hatte, »schöpfte sie Wasser und wusch sich mit Tau des Himmels, Fett der Erde, Sprühregen des Wolkenfahrers«, d.h. ihres Bruders Baal, »Tau, den der Himmel für sie ausgegossen, Sprühregen den die Sterne für sie ausgegossen haben« (TUAT III, 1140/38–41). Dieselben Worte werden wiederholt, als sie sich Baal näherte, um mit ihm zu essen und sich auf den Kampf mit El vorzubereiten (TUAT III, 1146/42–44).
Das Regenbild ist in Israel wegen der dort oft herrschenden Trockenheit geläufig. Man sehnt sich im Herbst nach dem ersten Regen im Oktober. Im Frühling, etwa Ende April bis Mitte Mai, erwartet man den Spätregen, der den Weizen und die Früchte zur vollen Reife bringt. Ob sich die beiden Völker von Vorstellungen des Mythos ihres Götzen Baal verleiten ließen, ihr Gebet so zu formulieren? Nein, denn Hosea legt ein durchaus »orthodoxes«, rechtgläubiges Gebet in ihren Mund und lässt sich dabei vom bekannten Moselied (5Mo 32) leiten. Dort finden sich zu Beginn an prominenter Stelle die Worte Moses: »Merkt auf, ihr Himmel, ich will reden, und die Erde höre die Rede meines Mundes. Meine Lehre rinne wie der Regen, und meine Rede riesele wie Tau, wie der Regen auf das Gras und wie die Tropfen auf das Kraut« (5Mo 32,2; Ps 72,6). Dem Volk legt Hosea die Erwartung in den Mund, Jahwe »werde für sie kommen wie Regen, wie Spätregen, der die Erde benetzt«. Die beiden Völker hofften somit, Jahwe werde die Worte Moses wahr machen. Dessen prophetische Rede sollte durch Jahwes »Kommen wie Regen und wie Spätregen benetzt werden« (Hos 6,3) und Frucht bringen, damit sie sich bald erfüllte. Sie erwarteten vor allem, dass Jahwe sie heilen und wieder beleben werde (Hos 6,1–2), wie Jahwe es in 5Mo 32,39 angekündigt hatte.
Der Vers 2 zu Beginn des Bundesliedes 5Mo 32 hat seine Wirkungsgeschichte: Neben Hosea 6,3 und 13,3 finden sich beide Bilder vom Licht und Regen im Lied der letzten Worte Davids: Dort ist ein gerechter Herrscher »wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, am Morgen ohne Wolken. Und wie das Gras nach dem Regen aus der Erde bricht« (2Sam 23,4). Auch Jesaja nimmt das Regen- und Fruchtbarkeitsbild auf. Er spricht vom »Wort Jahwes«, das wie »Regen« und Schnee vom Himmel herabkommt und auf dieser Erde die Frucht reifen lässt (  Jes 55,10–11). Dann wird auch Jesus sich im Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld von 5Mo 32,2 inspiriert haben lassen. Sein »Wort« wird Frucht bringen, dreißig-, sechzig- oder gar hundertfältig (Mt 13,3–9).

Edition C Bibelkommentar Altes Testament

»Er hat zerrissen«: Not treibt bisweilen zur Gotteserkenntnis. Die Ursache des Leides ist bei Gott zu suchen. Ein Zeichen echter Buße ist, daß nicht die Not, sondern deren Ursache im Mittelpunkt steht.
»Laßt uns zu Jahwe zurückkehren«: Eine gewisse Gotteserkenntnis ist da, wie sie einst Israel hattea und wie sie andere Propheten später lehrtenb, auch der Ansatz zu gehorchen (»zurückkehren«). Aber der Gehorsam geht nicht tief; wir hören nichts von echtem Sinneswandel, von der Abkehr von ihrem Lebensstil. Was ändert sich? Gottvertrauen in der Not ist da, aber keine Liebe; sie reden von ihrer Not, aber nicht von ihrer Schuld! Dieses Gottvertrauen zerstiebt, sobald die Notlage behoben ist.
[2] »Er wird uns beleben«: Diese Hoffnung ist durchaus dem Glauben gemäß4.
»… nach dem zweiten Tag … am dritten Tag«: Calvin hat diese Worte als Verheißung auf das Volk Gottes bezogenc, während Luther an die Auferstehung Jesu von den Toten dachte. Andere Ausleger denken an eine Redewendung, die einen kurzen Zeitraum bezeichnet. Wer die Verse 1–3 als eilfertiges Bußlied ohne tiefgreifende Buße der Priester deutet, kann hier keine Prophetie auf Jesus oder seine Gemeinde erkennen. Der muß diese Worte als Zeichen theologischer Verwilderung und Religionsvermischung sehen. Denn im Umkreis Israels herrschte im Mythos die Vorstellung, daß Adonis am Tage nach dem ihm zugedachten Opfer wieder auferstehe (Byblos), Osiris am dritten Tag nach seinem Tod wieder auferstehe (Ägypten).
Im Munde der Priester bekommt dieses Auferstehungswort einen bedrückenden Nebensinn: Sie trösten sich nicht mit dem wahren Glauben an Gott, sondern mit Gedanken heidnischer Mythologie, die vom Propheten als Zeichen des Abfalls von Gott zu tadeln sind.
[3] »Laßt uns erkennen«: Sie nehmen Hoseas Predigtgedanken auf. Sie äußern die Bereitschaft, Gott kennenzulernen und mit ihm Erfahrungen zu machen. Aber ihre vollmundige Redensweise verrät sie (»nachjagen«; Hosea spricht von »suchen«): Sie nehmen Hoseas Predigt nur oberflächlich auf. Von Gehorsam ist noch immer nicht die Rede. Dadurch gerät auch ihre Hoffnung in Verdacht:
»Sein Aufbruch«: Sie warten auf Gott selbst. Das »Morgenrot« kündigt den Tag des Heils and. Gott selbst kommte. Interessanterweise fehlen diese Bilder bei Hosea.
Was erwarten die Zeitgenossen von Gott?
»Regen« (Winterregen im Dezember/Januar), vor allem der »Spätregen« (im März/April) ist für Blüte und Körnerbildung des Getreides so wichtig und deshalb so ersehntf. Sie erhoffen also Wohlergehen, während zu echter Buße nach Hosea das Zittern vor Gottg gehört, ferner die Nachfolge in der Wüste, wo die materielle Hilfe sich erst später zeigth. Ebenso lehrt Hosea, daß zur wahren Buße Schulderkenntnis und die Bitte um Vergebungi gehört.
»Wie Morgenrot … wie Regen«: Der Vergleich mit den in der Natur regelmäßig wiederkehrenden Vorgängen ist hier, wo es um Gottes unverdiente, überraschende Vergebung gehen sollte, verdächtig. Die Bilder der Natur sind verwandt mit der kanaanäischen Naturreligion und sind fehl am Platz, wo es um Gottes freiwillige innige Liebe gehtk. Die Bilder aus der Natur drücken auch nicht die Heilsgewißheit sachgemäß aus; denn sie stammt aus der »Bundestreue« Gottes. Dieses Wort fehlt auffälligerweise hier im Bußlied, findet sich aber in Gottes Tadel (Vers 4–6).
Das Bußlied sieht auf den ersten Blick der echten Buße täuschend ähnlich. Aber bei genauerem Zusehen erkennt man, wie eilfertig es ist, und warum Gott es tadelt.

Wuppertaler Studienbibel

Die vierte Phase: Die Heere des Antichristen bei Bozra Die Juden und ihre Führer werden sich nicht mehr in Jerusalem oder Israel, sondern vor allem in Bozra aufhalten, im alttestamentlichen Land Edom und heutigen Südjordanien. Da der Feldzug von Harmagedon das Ziel verfolgt, die Juden völlig zu vernichten, werden sich die Armeen der Welt von Jerusalem aus nach Süden wenden –nach Bozra, wie aus Jeremia 49,13-14 hervorgeht: „Denn ich habe bei mir selbst geschworen, spricht der Herr, daß Bozra zu einer verwüsteten, beschimpften, versengten und verfluchten Stätte werden soll, ja, alle ihre Städte sollen zu ewigen Trümmern werden. Ich habe eine Kunde vernommen von dem Herrn, es ist ein Bote zu den Heiden gesandt worden: Versammelt euch und ziehet wider sie und stehet auf zum Streit!“
In Bozra sammeln sich die Armeen der Welt, um den Überrest Israels zu vernichten, der sich dort gesammelt hat. Mit dem Abschluß des vierten Stadiums brechen die drei letzten Tage des Feldzuges von Harmagedon und der großen Trübsal an.
Die fünfte Phase: die nationale Wiedergeburt Israels
Wir haben schon im vorigen Kapitel darauf hingewiesen, daß zu der grundlegenden Voraussetzung für die Wiederkunft Christi zwei Aspekte gehören. Zuerst muß Israel die Sünde bekennen, die es als Volk begangen hat (3. Mose 26,40-42; Jeremia 3,11-18; Hosea 5,15); zweitens muß es den Messias um seine Rückkehr bitten (Sacharja 12,10; Matthäus 23,37-39). Wenn die Heere des Antichristen nach Bozra ziehen, werden nach Hosea 6,1-3 die letzten drei Tage des Feldzuges von Harmagedon beginnen:
„Kommt, wir wollen wieder umkehren zum Herrn! Er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns verwundet, er wird uns auch verbinden; nach zwei Tagen wird er uns lebendig machen,
am dritten Tage wird er uns aufrichten, daß wir vor ihm leben; und laßt uns erkennen, ja,
eifrig Ihm:Iden nach dem Erkennen des Herrn! Sein Erscheinen ist so sicher wie das (Aufgehen) der Morgenröte, und er wird zu uns kommen wie ein wie ein Spätregen, der das Land benetzt!“

Diese Stelle ist in Wirklichkeit eine Fortsetzung von Hosea 5. Unglücklicherweise unterbricht gerade hier der Anfang eines neuen Kapitels den Gedankengang. Es wird davon gesprochen, daß die Menschen ihre Sünde erkennen, wie es in Hosea 5,15 gefordert wird. In den Versen 1-3 rufen die jüdischen Führer nun das Volk auf, Buße zu tun und seine Sünde zu bekennen (Vers 1-2). Nur dann wird Israel wieder den äußeren Segen zurückgewinnen, dessen es sich früher erfreute (Vers 3). Am Ende werden auch die Führer Israels erkennen, warum die große Trübsal über sie kommen mußte. Ob dies durch das Studium der Heiligen Schrift, durch die Predigt der 144 000 oder die beiden Zeugen (das dritte Zeichen des Jona, auf das die Juden von Jerusalem schon geantwortet hatten) oder schließlich durch den Dienst des Elia geschehen wird, ist nicht klar zu erkennen. Höchstwahrscheinlich werden alle diese Faktoren zusammenwirken; den Führern des Volkes wird irgendwie die nationale Sünde Israels bewußt werden. So, wie die Führer einst das Volk dazu verleiteten, Jesus als den Messias zu verwerfen, werden sie dann dem Volk dabei helfen, ihn als den Messias anzunehmen, und diesen Aufruf von Hosea 6,1-3 erlassen. Das Sündenbekenntnis des Volkes wird zwei Tage dauern, in denen das ganze Volk zum Glauben an Jesus kommt und gerettet wird.

Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie

als das Haus Juda gegen das Haus Israel in den Krieg ziehen wollte

Und (2. Chron 11) Rehabeam kam nach Jerusalem; und er versammelte das ganze Haus Juda und den Stamm Benjamin, 180000 auserlesene Krieger, um mit dem Hause Israel zu streiten, damit er das Königreich an Rehabeam, den Sohn Salomos, zurückbrächte. Da geschah das Wort Gottes zu Schemaja, dem Manne Gottes, also: Sage zu Rehabeam, dem Sohne Salomos, dem König von Juda, und zu dem ganzen Hause Juda und Benjamin und zu dem übrigen Volke, und sprich: So spricht Jehova: Ihr sollt nicht hinaufziehen und nicht mit euren Brüdern, den Kindern Israel, streiten; kehret um, ein jeder nach seinem Hause, denn von mir aus ist diese Sache geschehen. Und sie hörten auf das Wort Jehovas und zogen wieder zurück nach dem Worte Jehovas.
Elberfelder 1871 – 1.Könige 12,21–24

So spricht der Ewige: Zieht nicht hinauf und kämpft nicht mit euren Brüdern, den Kindern Jisraël, kehrt um, jeder zu seinem Haus, denn vom mir ist diese Sache geschehen.» Da hörten sie auf das Wort des Ewigen, kehrten um und gingen von dannen, nach dem Wort des Ewigen.
Neftali-Herz-Tur-Sinai – 1.Könige 12:24

So spricht Jehovah: Ziehet nicht hinauf und streitet nicht mit euren Brüdern, den Söhnen Israels, jeder Mann kehre in sein Haus zurück; denn solches ist von Mir geschehen. Und sie hörten auf das Wort Jehovahs, und kehrten zurück, daß sie hingingen nach dem Worte Jehovahs.
Tafelbibel – 1.Könige 12,24

Krieg gegen den eigenen Nachbarn? Darf man denn nicht das Nachbarvolk angreifen, wenn es die Religion verlangt? Sollte man denn überhaupt in den Krieg ziehen?
Als nach Salomos Tod das „große Reich“ durch Gottes Willen in zwei Reiche zersplitterte, wollte einer der beiden Könige, die Spaltung wieder rückgäng machen – und das mit Waffengewalt.
Manches erinnert an die Kriege der Welt – wenn Herrscher ins Nachbarland einrücken, um „alte Ungerechtigkeit“ wieder gut zu machen, indem gemordet wird! Und Gottes Blick auf die Geschichte?
Hatte Jehovah eine Meinung zu diesen Kriegen? Und sollten wir uns nach Seinem Willen ausrichten, wenn es um heutige Konflikte geht??

Es ist auch wichtig zu sehen, dass in dem Maße, wie das Königtum verfällt, der Dienst der Propheten in den Vordergrund rückt. Wir haben Achija bereits mit einer Botschaft für Jerobeam in der Zeit der großen Untreue Salomos (1Kön 11,29) getroffen. In dieser Zeit hören wir auch von den Propheten Nathan und Jedo (2Chr 9,29). Jetzt hören wir von Schemaja. Durch Propheten spricht Gott in seiner Gnade in Zeiten des Verfalls weiterhin zu seinem Volk. Sie sind sozusagen die Verbindung zwischen Ihm und seinem Volk, eine Verbindung, die zuerst von den Priestern gebildet wurde. Das Wort Gottes bleibt für uns, gerade in Zeiten des Niedergangs, die Verbindung zwischen der Seele und Gott. Auf diese Weise sagt Er uns seine Gedanken über den Weg, den wir inmitten des Verfalls gehen sollten.
Es ist eine große Ermutigung, dass wir von jeder Sache wissen, dass der HERR sagt: „Von mir aus ist diese Sache geschehen.“ Das bedeutet, dass Ihm nichts in unserem Leben außer Kontrolle gerät. Alle unsere Worte, Taten und Überlegungen kennt Er. Vor Ihm ist nichts verborgen (Ps 139,1–6). Er kennt auch die Konsequenzen von allem, was wir tun. Er weiß alles in seinen Plan mit unserem Leben einzufügen, ohne unsere Verantwortlichkeit zu schmälern. Ereignisse aus unserem Leben, an die wir uns mit Scham erinnern (vgl. Röm 6,21), weiß Er für seine Ziele zu nutzen. Es wird zu unserem Wohle sein, wenn wir uns seinen Plänen mit unserem Leben fügen und unser Leben dementsprechend gestalten.

Ger de Koning – Das erste Buch der Könige – Ausgelegt & angewandt – Königtum in Verfall

Rehabeam wollte sich mit der Teilung des Königreichs nicht abfinden und hatte das Ziel, das Königtum an Rehabeam zurückzubringen. Nachdem der Verhandlungsweg nicht zuletzt durch sein Verschulden gescheitert war, suchte er die militärische Lösung und wollte mit dem Haus Israel kämpfen. Ein schneller Angriff hatte gute Aussicht auf Erfolg, da sich Israel zuerst neu organisieren musste. So ergriff Rehabeam sofort, als er nach Jerusalem zurückgekommen war, die Initiative dazu. Er versammelte das ganze Haus Juda und den Stamm Benjamin.
Unklar ist, warum und in welchem Umfang sich der Stamm Benjamin zu Juda hielt (vgl. zu 11,32). Eigentlich zählte Benjamin zu den nördlichen Stämmen. Die Herkunft des ersten Königs Saul aus dem Stamm Benjamin hatte nach Sauls Tod die Verbindung zu den nördlichen Stämmen eher gefestigt und es blieb ein gespanntes Verhältnis gegenüber Juda. Scheba, der unter David zur Reichsteilung aufrief, war Benjaminita (vgl. 16,5). Wie ist der Umschwung zu erklären? Da die Quellen darüber schweigen, können nur Vermutungen angestellt werden. Benjamin grenzte im Norden unmittelbar an Juda an und die Hauptstadt Jerusalem lag eigentlich auf benjaminitischem Gebiet. Es ist nicht auszuschließen, dass sich aus diesem Grunde, vor allem auch durch den Bau des Tempels, eine stärkere Hinkehr zu Juda vollzogen hatte. Andererseits musste Juda daran interessiert sein, dass Jerusalem nicht direkt an der Grenze zu Israel lag, sondern durch nördlich angrenzendes Gebiet einen gewissen Schutz hatte. Da Benjamin strategisch von großer Bedeutung war, war es in den kommenden Jahrzehnten bis zur Regierung Omris immer wieder umkämpftb.
Die genannte Zahl von 180000 Kriegern scheint vielen Auslegern unrealistisch hoch zu sein. Vergleicht man sie jedoch mit 2Sam 24,9, so erscheint sie nicht zu groß. Rehabeam versuchte sicherlich, jeden wehrfähigen Mann aufzubieten, um sofort einen durchschlagenden Erfolg zu erzielen.
[22] In die Phase der Mobilmachung hinein geschah das Wort Gottes zu Schemaja, dem Mann Gottes. Der Titel »Mann Gottes« wird auch für Mosec, Samueld, Davide, namentlich unbekannte Prophetenf, Eliag, Elisah und andere verwendet. Vorrangig werden Propheten so bezeichnet. Nicht selten stehen sie im Zusammenhang mit Wundererzählungeni. Viele von den Benannten tragen beide Titel (z.B. wird Schemaja in 2Chr 12,5.15, Elia in 18,22.36 Prophet genannt). Man muss davon ausgehen, dass die Terminologie in Israel vor allem in der frühen Zeit nicht einheitlich war, es ist sowohl mit regionalen Unterschieden als auch mit geschichtlichen Entwicklungen zu rechnenj. Der Titel »Mann Gottes« bringt eine besondere Beziehung des so Bezeichneten zu Gott zum Ausdruck. Vom Propheten Schemaja wissen wir um ein weiteres Auftreten vor Rehabeam aus 2Chr 12,5.7.15.
[23] Der Auftrag, den ein Prophet von Gott erhält, richtet sich zunächst an ein ganz bestimmtes Gegenüber, hier Rehabeam, das Haus Judas und Benjamins sowie den Rest des Volkes, also die in V. 21 Genannten. Es ist daraus zu schließen, dass Schemaja nicht nur vor dem König auftritt, sondern in der Öffentlichkeit, sehr wahrscheinlich vor dem sich formierenden Heer.
[24] Es folgt die Botschaft, die Schemaja im Auftrag Jahwes auszurichten hat. Die Einleitung »so spricht Jahwe« ist typisch für den Beginn prophetischer Rede (s. zu 11,31). Rehabeam verbietet im Namen Gottes den Kampf gegen Israel. Die Begründung ist eine doppelte: (1) Trotz der erfolgten Reichsteilung sind Juda und Israel Brudervölker und gehören eigentlich als das eine Volk Jahwes zusammen. Deshalb lautet die Aufforderung: »Kämpft nicht mit euren Brüdern, den Söhnen Israel.« (2) »Denn von mir ist diese Sache geschehen.« Rehabeam und sein Volk wird nochmals daran erinnert, dass hinter der Reichsteilung letztlich Gott stehtk. Die Teilung und damit Schwächung ist Gottes Strafhandeln wegen Salomos Schuld. Die Entscheidung ist bei Gott gefallen und ist nicht rückgängig zu machen. Gegen sie anzukämpfen ist sinnlosl.
Als praktische Konsequenz bleibt die Aufforderung »kehrt um, jeder in sein Haus«. Ähnlich ist der Aufruf in V. 16 »zu deinen Zelten, Israel«. Er bedeutet dort und hier den Abbruch einer Unternehmung und grundsätzlich das Ende einer Versammlung oder gemeinsamen Aktionm. Das Volk hörte das Wort Jahwes und befolgte es. Sie kehrten um und handelten somit nach dem Wort Jahwes. Damit war die Aktion beendet und die politische Teilung Israels endgültig.

Wuppertaler Studienbibel

Die Enttäuschungen in diesem Leben sind in Wirklichkeit nur Beweise meiner Liebe. Ich habe heute eine Botschaft für dich, mein Kind; ich will sie dir sagen, damit die Sturmwolken, die sich auftürmen, vergoldet und die Dornen, auf die du treten musst, stumpf werden.
Die Botschaft besteht nur aus einem kleinen Satz, aber versenke sie in die Tiefen deines Herzens! Möge sie dir ein Kissen sein, auf dem dein müdes Haupt ruht! Sie heisst: «Von mir aus ist diese Sache geschehen.»
Hast du nie daran gedacht, dass alles, was dich angeht, auch mich betrifft? Wer dich antastet, tastet meinen Augapfel an (Sach 2,8). Weil du teuer und wertvoll bist in meinen Augen, habe ich ein besonderes Interesse an deiner Erziehung. Wenn du in Versuchung gerätst und Feinde über dich kommen, so wisse: «Von mir aus ist diese Sache geschehen.» Ich bin der Gott der Umstände. Du bist nicht zufällig an dem Platz, wo du stehst, sondern weil ich diesen Platz für dich gewählt habe.
Hast du nicht um Demut gebeten? Siehst du, ich habe dich gerade an den Platz versetzt, wo du diese Lektion lernen kannst. Durch die Menschen und Dinge, die dich umgeben, tritt mein Wille in Wirksamkeit. Hast du Geldschwierigkeiten? Weisst du nicht, wie du mit dem Vorhandenen auskommen sollst? «Von mir aus ist diese Sache geschehen.» Ich bin es ja, der Himmel und Erde besitzt. Ich wünsche, dass du alles von mir erbittest und völlig von mir abhängig seiest. Mein Reichtum ist unbeschränkt (Phil 4,19). Setze meine Verheissung auf die Probe, damit nicht von dir gesagt werden muss, dass du in dieser Sache nicht auf Gott vertraust.
Gehst du durch eine Nacht der Trübsal? «Von mir aus ist diese Sache geschehen.» Ich, Jesus, weiss, was das heisst. Ich bin «der Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut» (Jes 53,3). Ich habe dir jede menschliche Stütze weggenommen, damit du dich zu mir wendest und ewigen Trost empfangen mögest (2 Thessalonicher 2,16.17).
Haben dich gewisse Freunde enttäuscht? Einer vielleicht, dem du dein Herz geöffnet hast? «Von mir aus ist diese Sache geschehen.» Ich habe diese Enttäuschung zugelassen, damit du lernen mögest, dass ich, Jesus, dein bester Freund bin. Ich halte dich aufrecht und streite für dich in deinen Kämpfen. Mich verlangt danach, dein Vertrauter zu sein.
Hat jemand Falsches über dich ausgesagt? Lass das liegen und schliesse dich enger an mich an, unter meine Flügel, fern von den Wortgefechten. Wenn dir Unrecht geschieht, will ich «deine Gerechtigkeit hervorkommen lassen wie das Licht, und dein Recht wie den Mittag» (Ps 37,6).
Sind deine Pläne umgestossen worden? Bist du niedergeschlagen und enttäuscht? «Von mir aus ist diese Sache geschehen.» Hast du Pläne gemacht und mich dann gebeten, sie zu segnen? Ich bin es doch, der Pläne macht für dich. «Die Sache ist zu schwer für dich, du kannst sie nicht allein ausrichten» (2 Mose 18,18). Du bist nur ein Werkzeug, nicht der Handelnde.
Hast du sehnlich gewünscht, ein grosses Werk für mich zu tun? Und nun musst du auf einem Leidenslager liegen? «Von mir aus ist diese Sache geschehen.» Es war mir unmöglich, deine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, während du dich eifriger Tätigkeit hingabst. Ich möchte dich doch einige meiner tiefsten Lektionen lehren. Nur wer gelernt hat, geduldig zu warten, kann mir dienen. Meine grössten Mitarbeiter sind oft jene, die nicht am aktiven Dienst teilnehmen können, aber gelernt haben, die Waffe des Gebets zu gebrauchen.
Bist du plötzlich berufen worden, eine schwierige Aufgabe voller Verantwortung zu erfüllen? Schreite mutig vorwärts, zähle auf mich. Ich versetzte dich in diese verantwortungsvolle Stellung, damit du erfährst, dass «der HERR, dein Gott, dich segnen wird in allem, was du tust» (5 Mose 15,18).
Heute gebe ich einen Krug heiligen Öls in deine Hand. Mache freien Gebrauch davon, mein Kind, damit du in all den Umständen deines Pfades jedes Wort, das dich schmerzt, jeden Umstand, der deine Geduld übt, jede Offenbarung deiner Schwachheit mit diesem Öl des Vertrauens und des Trostes salben kannst. Denke daran, dass deine Verlegenheiten Gottes Gelegenheiten zur Hilfe sind. Der Stachel wird in dem Mass verschwinden, wie du in allen Dingen mich erkennst. «Richtet euer Herz auf alle Worte, die ich euch heute bezeuge … es ist euer Leben» (5 Mose 32,46.47).

J.N. Darby – Halte fest 1960 Seite 231 – auch online unter https://www.bibelpraxis.de/a851.html

gesegnet weil ich an Gott glaube?

Und nun, so spricht Jehova der Heerscharen: Richtet eurer Herz auf eure Wege!
Ihr habt viel gesät und wenig eingebracht; ihr esset, aber nicht zur Sättigung; ihr trinket, aber nicht zur Genüge; ihr kleidet euch, aber es wird keinem warm; und der Lohnarbeiter erwirbt Lohn für einen durchlöcherten Beutel.
So spricht Jehova der Heerscharen: Richtet euer Herz auf eure Wege!
Elberfelder 1871 – Haggai 1,5–7

Und jetzt spricht Jehova, des Weltalls Gott, also: Richtet eure Herzen auf eure Wege!
Ihr säet viel, und erntet wenig; ihr esset, und werdet doch nicht satt; ihr trinket, und werdet doch nicht trunken; ihr kleidet euch, und werdet doch nicht erwärmet; und wer um Lohn dienet, der dienet für einen durchlöcherten Beutel.
Darum spricht Jehova, des Weltalls Gott: Richtet eure Herzen auf eure Wege!
van Ess 1858 – Haggai 1:5–7

Nun aber spricht Jehovah der Heerscharen also: Richtet (setzet) euer Herz auf eure Wege!
Ihr sät viel und bringt wenig herein. Ihr esset, und nicht zur Sättigung; ihr trinkt, und nicht zur Trunkenheit, ihr kleidet euch und werdet nicht warm; und was ihr verdient, verdient ihr in einen löchrigen Beutel. Hag 2,17; 5Mo 28,38; 1Mo 43,34; Mi 6,15.
So spricht Jehovah der Heerscharen: Richtet (setzet) euer Herz auf eure Wege!
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Haggai 1,5–7

Und nun: So spricht Jehova der Heerscharen: Richtet euer Herz auf eure Wege!
Gesät habt ihr viel, und das Eingebrachte ist wenig, man isst und nicht ists zur Sättigung; man trinkt, aber nicht um trunken zu sein; man kleidet sich, aber nicht wird einem warm; und der um Lohn sich verdingende, verdingt sich um Lohn in einen löcherigen Beutel.
So spricht Jehova der Heerscharen: Richtet euer Herz auf eure Wege!
Pfleiderer Übersetzung – Haggai 1:5–7

Ich bin doch Christ! – da muß Gott mich doch segnen! Ich gehe regelmäßig zum Gottesdienst! Ich bete doch auch so oft, wie ich etwas von Gott wünsche! Also warum geht es mir nicht besser, als meinem ungläubigen Nachbarn?
Ja, schauen wir einmal, was Haggai zu den Israeliten sagt: ja, sie waren Gottes Volk, sie waren in dem „verheißenen Land“ – und trotzdem hatte Jehovah seinen Segen „abgezogen“. Warum? Nun in Vers 7 sagt Jehovah ganz deutlich: „schau dir doch mal deinen eigenen Weg an“ – und dann geht Haggai ja in den kommenden Versen einige Dinge durch, die „im Argen lagen“.
Und bei mir? Drehe ich mein Leben um IHN? Oder dreht sich mein Leben um MICH – und Jehovah ist nur ein „nötiges Übel“ der ja wenigstens etwas für mich tun kann??

Der Herr ermahnt die Menschen, ihr Verhalten angesichts ihrer gegenwärtigen Armut zu überdenken. “ Achtet doch darauf, wie es euch geht “ heißt wörtlich: „Verlegt eure Herzen darauf“. Noch viermal nimmt Haggai diese Wendung auf: „Achtet doch darauf“ (V. 7 ; Hag 2,15.18 [zweimal]). Die Menschen sollen ihre verdrehten Prioritäten überdenken und endlich Gott und ihrer Beziehung zu ihm den Vorrang geben. Bis jetzt war ihre Handlungsweise verkehrt und zudem vergeblich gewesen. Ihre Selbstbezogenheit hatte ihnen keineswegs zu wirtschaftlicher Stabilität verholfen. Die reichliche Aussaat erbrachte nur magere Ernten (vgl. Hag 1,10-11; 2,16-17.19 ), und sie besaßen nicht einmal das zum Leben unbedingt Notwendige – Nahrung, Trank und Kleidung. Die Inflation, eine Folge dieser Gesamtsituation, ist bildlich dargestellt: “ Wer Geld verdient, der legt’s in einen löchrigen Beutel. “ Die Schlußfolgerung liegt nahe, daß diese wirtschaftlichen Zustände die göttliche Strafe für ihren Ungehorsam sind (vgl. 3Mo 26,18-20; 5Mo 28,38-40 ). Alle ihre Anstrengungen als Bauern und Lohnarbeiter brachten ihnen letztlich nichts ein, weil sie bei ihrem Tun nicht an den Herrn dachten. Ihre Vorfahren, die in Gefangenschaft gehen mußten, hatten dieselbe Vergeltung für ihre Fehler empfangen (vgl. 5Mo 28,41 ), doch von den aus dem Exil Zurückgekehrten hatte Gott Besseres erwartet.

Walvoord Bibelkommentar

Auch wenn all dies zuerst aus der Perspektive der Juden betrachtet werden muss, bleibt für uns der Grundsatz bestehen: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden“ (Mt 6,33). Der Herr soll immer den ersten Platz im Herzen des Gläubigen einnehmen. Wir sollen seine Interessen im Blick haben und ganz ihm geweiht sein. In seiner Gnade trägt er in jeder Hinsicht Sorge für uns. Die Vernachlässigung der Dinge Gottes bringt jedoch immer die gleichen bitteren Enttäuschungen mit sich, nämlich einen ungestillten geistlichen Durst und nicht angefachte geistliche Zuneigungen.

Philippe Laügt – Das Buch Haggai

Haggais zweite Ermahnung forderte das Volk auf, seinen Lebensstil und seine Handlungen im Lichte des Bundes zu prüfen, den Gott mit ihnen geschlossen hatte, bevor das Volk das Land Kanaan betrat (Lev. 26; Deut. 27-28). Das Wort, das im KJV MIT „erwägen“ übersetzt wird, heißt im NIV „sorgfältig nachdenken“ (Hag. 1:5). Es war für das Volk an der Zeit, sich vor dem Herrn ernsthaft selbst zu prüfen.
Gottes Bund besagte eindeutig, dass er sie segnen würde, wenn sie seinem Gesetz gehorchten, und sie bestrafen würde, wenn sie ungehorsam waren. „Wenn ihr mir nicht gehorcht, werde ich euch siebenmal mehr für eure Sünden bestrafen. Ich werde den Stolz eurer Macht brechen; ich werde euren Himmel wie Eisen und eure Erde wie Bronze machen. Und eure Kraft soll umsonst sein; denn euer Land soll keinen Ertrag bringen, und die Bäume des Landes sollen ihre Früchte nicht bringen“ (Lev 26,18-20; vgl. Dtn 28,38-40).
In der Tat, ihre Kraft war vergeblich! Sie säten reichlich, ernteten aber nur eine magere Ernte. Wenn sie aßen und tranken, wurden sie nicht satt und zufrieden. Ihre Kleidung hielt sie nicht warm, und ihr Einkommen deckte ihre Ausgaben nicht. Als die Vorräte knapper wurden, stiegen die Preise, und ein Käufer hätte seinen Reichtum genauso gut in einer löchrigen Brieftasche tragen können!
Ich glaube zwar nicht, dass der alttestamentliche Zehnte vom neutestamentlichen Gläubigen verlangt wird (Apostelgeschichte 5,1-4), aber ich denke, dass der Zehnte ein guter Anfang ist, wenn es um systematische Haushalterschaft geht. Denn wenn ein Jude des Alten Bundes, der unter dem Gesetz steht, dem Herrn gerne den Zehnten gibt, sollte ein Gläubiger des Neuen Bundes, der unter der Gnade steht, weniger tun? Aber der Zehnte ist nur ein Anfang! Die in 2. Korinther 8-9 niedergelegten Grundsätze ermutigen uns, dem Herrn Opfergaben zu geben und ihm alles anzuvertrauen, was wir brauchen (siehe 2. Korinther 8,9).
Weil die Juden im Gehorsam gegenüber dem Herrn in das Land zurückkehrten, dachten sie, er würde ihnen aufgrund ihrer Opfer besondere Segnungen zuteil werden lassen, aber sie wurden enttäuscht (Hag. 1:9). Stattdessen rief der Herr eine Dürre aus und hielt sowohl den Tau als auch den Regen zurück. Er nahm seinen Segen von den Menschen, die auf den Feldern, in den Weinbergen und in den Obstgärten arbeiteten. In Vers 11nennt Haggai die Grundprodukte, die das Volk zum Überleben brauchte: Wasser, Getreide, Wein und Öl (5. Mose 7,13; 11,14).
Einmal mehr enthüllte der Prophet die Ursache ihrer Probleme: Das Volk war mit dem Bau seiner eigenen Häuser beschäftigt und hatte keine Zeit für das Haus des Herrn (Hag. 1:9). Es ist wieder wie in Matthäus 6:33! Hätte das Volk geglaubt, was Gott in seinen Bündnissen versprochen hat, wäre es ihm gehorsam gewesen und hätte seinen Segen genossen.
Wir müssen jedoch darauf achten, dass das Geben nicht zu einem „Geschäft“ wird, denn unser Gehorsam sollte der Beweis für unsere Liebe und unseren Glauben sein. Der christliche Industrielle R.G. LeTourneau pflegte zu sagen: „Wenn du gibst, weil es sich auszahlt, wird es sich nicht auszahlen!“ Er hatte Recht.
Der Herr hat mit der Kirche nie einen „Wohlstandsbund“ geschlossen, wie er es mit Israel tat. Tatsächlich lautet die erste Aussage unseres Herrn in der Bergpredigt: „Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich“ (Mt 5,3). „Selig seid ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes“ (Lukas 6,20). Gott hat es für angebracht gehalten, einige Christen mit Reichtum zu segnen, aber das ist keine Garantie für jeden Gläubigen, auch wenn die heutigen „Wohlstandsprediger“ das behaupten. Wenn wir helfen, die Bedürfnisse anderer zu befriedigen, verspricht Gott, auch unsere Bedürfnisse zu befriedigen (Phil. 4,10-20; 2. Kor. 9,6-10), aber das ist kein Versprechen auf materiellen Wohlstand. Ganz gleich, wie viel Gott uns materiell gibt, wir alle müssen mit Paulus sagen: „wie Arme, aber viele reich machend“ (2. Korinther 6,10).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

V. 6 ließe sich so zusammenfassen: Viel Arbeit und wenig Erfolg. Oder noch besser: Viel Mühe und wenig Segen.
Ihr sät viel, und bringt wenig ein heißt: Es liegt nicht an eurer Faulheit, daß die Ernte so mager ist. Ziehen wir V. 10f zur Erklärung heran, dann sind es Mißwuchs und Dürre, die gute Ernten verhindern. Aber weil Mißwuchs und Dürre aus Gottes Hand kommen (V. 11), deshalb muß man genauer sagen: Gott verweigert das Gedeihen (vgl. 1Kor 3,6).
Ihr eßt, und werdet doch nicht satt (oder noch wörtlicher: man ißt, und doch ist nichts zum Sattwerden da). Ihr trinkt, und bleibt doch durstig (oder: man trinkt, und doch ist nichts zum Satttrinken da). Ihr kleidet euch, und werdet doch nicht warm. Man hat also das Notdürftigste, das Lebensminimum. Aber von einer Stillung auch nur der äußeren Bedürfnisse kann nicht die Rede sein, geschweige denn von einer vollen Zufriedenheit oder einer dankbaren Geborgenheit. Hier wird nicht nur Mangel gelitten. Hier fehlt auch das Gotteslob nach 5Mo 8,10: »Wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den Herrn, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat«. Es ist noch der atl. Begriff des Segens: Wen Gott segnet, den segnet er auch mit äußeren Gütern. Der ntl. Leser muß allerdings aufpassen, daß er hier nicht einer falschen Segenstheologie verfällt. Denn in der Nachfolge Jesu geht es entscheidend um den »geistlichen Segen in himmlischen Gütern durch Christus« (Eph 1,3), und es kann sehr wohl sein, daß Segen in der Christusnachfolge geradezu von äußerem Mißerfolg und Mangel begleitet ist (vgl. Phil 4,12). Diese Einsichten brechen aber nichts an der Botschaft des Haggai ab. Damals war der äußere Mangel eindeutig eine Folge mangelnden Segens. Ja, man kann in Hag 1,6 sogar das Urbild gott-losen Schaffens erkennen: Man müht sich, und es bleibt doch vergebliche Mühe. Noch beunruhigender ist, daß die Schilderung in Hag 1,6 nahe an den Fluch vom Ebal streift: »Du wirst viel Samen auf das Feld säen, aber wenig einsammeln …« (5Mo 28,38ff; vgl. Hos 4,10; Mi 6,14f).
Das Bild rundet sich durch den Schlußsatz von V. 6: Und wer arbeiten geht, schafft in einen löchrigen Beutel. Für arbeiten gehen kann man auch übersetzen: »sich um Lohn verdingen«, wie es Handwerker, Söldner und Tagelöhner tun. Bei schaffen ist dasselbe hebräische Wort gebraucht wie bei »arbeiten gehen«. Neben die Landwirtschaft mit ihrer Dürre treten also das Handwerk und die übrige Wirtschaft.150 Auch da: viel Mühe und wenig Erfolg. Es ist ein geradezu klassisches Bild, dieses Bild vom löchrigen Beutel. Der Beutel ist das, was man früher die »Geldkatze« nannte, der Ort, wo man Münzen oder Wertsachen aufbewahrte. Der Beutel, der ein Loch aufweist, verliert die Münzen. Eine wahre Sisyphus-Arbeit, wenn man diesen löchrigen Beutel füllen will! So also ist der Mensch ohne Gott. Was er tut, kann wohl Ehre und Auszeichnungen bringen, vielleicht sogar vergänglichen Reichtum. Aber am Ende gilt wortwörtlich, was Jesus so ausdrückte: »Sie haben ihren Lohn dahin« (Mt 6,2 u.ö.). Es fehlen die Schätze bei Gott (Mt 6,20; Lk 12,21). Deshalb kommt trotz aller Mühe am Ende nichts heraus.
Wollt ihr so euer Leben führen? ist die Frage, die Gott durch Haggai stellt.

Wuppertaler Studienbibel

Die Ermahnung war: Bedenke deine Wege. Das Hebräische bedeutet wörtlich: „Legt euer Herz darauf und meditiert darüber“ oder „schenkt dem besondere Aufmerksamkeit.“ Sie sollten auf die vergangenen fünfzehn Jahre zurückblicken, während der Tempel nicht wieder aufgebaut wurde, und sorgfältig überlegen, was geschehen war.
In Vers 6 wurde ein offensichtlicher Mangel an Wohlstand festgestellt: Ihr habt viel gesät und bringt wenig ein; ihr esst, aber ihr habt nicht genug; ihr trinkt, aber ihr werdet nicht satt; ihr kleidet euch, aber es ist nichts Warmes da; und wer Lohn verdient, der tut ihn in einen löchrigen Sack.
Es fehlte an Produktivität, es fehlte an Kleidung und es fehlte an ausreichenden Löhnen. Der idiomatische Ausdruck, dass derjenige, der den Lohn verdient, ihn in einen Sack mit Löchern steckt, betont, dass die Inflation so schlimm war, dass, egal wie viel sie an Lohn gewannen, der Lohn so schnell wegging, wie sie ihn gewonnen hatten. Dieser Mangel an Produktivität, der Mangel an Kleidung und der Mangel an ausreichendem Lohn war etwas, von dem das mosaische Gesetz sagte, dass es passieren würde, wenn das Volk ungehorsam wäre (5 Mose 28:38-40). Nach dem mosaischen Gesetz brachte Gehorsam Wohlstand. Heute wird das mosaische Gesetz oft benutzt, um die Lehre zu lehren, dass Gott möchte, dass die Gläubigen materiellen Wohlstand haben; man darf das mosaische Gesetz in diesem Fall jedoch nicht anwenden. Das mosaische Gesetz wurde den Juden gegeben, nicht der Gemeinde. Für die Gemeinde gibt es keine Garantie für Wohlstand. Man muss aufpassen, dass man die Heilige Schrift nicht falsch anwendet, indem man Verheißungen, die einer bestimmten Gruppe von Menschen für einen bestimmten Zeitraum gegeben wurden, auf eine andere Gruppe von Menschen zu einem anderen Zeitpunkt anwendet.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch Haggai

Also – bin ich Christ – und erwarte deshalb Segen? Ja – aber Segen in der Zukunft! Segen in der Form, dass ER versprochen hat, dass wir Essen und Obdach haben – aber Überfluss benötigen wir in solch schwierigen Zeiten nicht! Wir erwarten Gottes Königreich – hier! Und deshalb wollen wir heute keinen materiellen Überfluß – der ja gerade in solchen Kriegszeiten so flüchtig ist!
Deshalb nutzen wir heute die Zeit: wir lesen die Bibel – wir reden mit unseren Mitmenschen über Gottes Wort – und wir verstärken unser Verhältnis zum himmlischen Vater!

aber ich mach doch alles, was Gott will?

Ich hasse, ich verschmähe eure Feste, und eure Festversammlungen mag ich nicht riechen: denn wenn ihr mir Brandopfer und eure Speisopfer opfert, habe ich kein Wohlgefallen daran; und das Friedensopfer von eurem Mastvieh mag ich nicht ansehen. Tue den Lärm deiner Lieder von mir hinweg, und das Spiel deiner Harfen mag ich nicht hören.
Aber das Recht wälze sich einher wie Wasser, und die Gerechtigkeit wie ein immerfließender Bach!
Elberfelder 1871 – Am 5,21–24

Tu mir das Geplärr deiner Lieder hinweg,
dein Lautenspiel will ich nicht hören.
Rauschte nur wie die Wasser Gerechtigkeit auf,
Wahrhaftigkeit wie urständige Bachflut!
Buber Rosenzweig 1976 – Amos 5,23-24

Gott sagt: „Ich hasse eure religiösen Feste, und auf eure Partys hab ich überhaupt keinen Bock. Eure Abfackelopfer gefallen mir nicht, und eure Essensopfer finde ich total öde. Auch das Dankopfer gefällt mir null. Die Kuh, die dort geschlachtet wird, kann ich echt nicht mehr sehen. Eure Lieder kommen mir zu den Ohren raus, und wenn ich noch einmal eine Akustikgitarre höre, wird mir übel.
Was ich mag, ist, wenn es korrekt bei euch zugeht! Das ist wie ein fließender Bach mit kristallklarem Wasser, der sich durch das Land schlängelt.
VolxBibel – Amos 5:21–24

In den Mosebüchern finden wir die Regeln, wann und wie viel geopfert werden sollte – und nun auf einmal will Gott diese Opfer nicht mehr? Was ist passiert? Hatte sich Gott geändert?

Gottes brennender Zorn richtet sich im wesentlichen gegen die religiöse Heuchelei Israels. Er haßt, er verachtet (die Wiederholung macht die Stärke und Vehemenz deutlich) dessen religiösen Feste – die drei Pilgerfeste der ungesäuerten Brote, der Ernte (das Fest der Wochen) und der Einsammlung (Laubhütten), die jährlich im Heiligtum gefeiert wurden ( 2Mo 23,14-17; 34,18-24; 3Mo 23; 5Mo 16,1-17 ). Er kann die Opfer dessen Versammlungen nicht ertragen (wörtl.: „riechen“). Obwohl es ihm ständig Brandopfer ( 3Mo 1 ) und Speiseopfer ( 3Mo 2 ) bringt, wird er diese nicht als wirkliche Opfer annehmen . Obwohl es fette Dankopfer ( 3Mo 3 ) bringt, mag er diese nicht ansehen . Alle Teile dessen religiösen Gottesdienstes sind ihm ein Greuel (vgl. die Anmerkungen zu Am 4,4-5 ).

In Vers 23 – 24 stehen die Verben „Tu weg“ und „laß strömen“ im Singular, während in Vers 21 – 22 die Pronomen „euer“ und „euch“ Plural sind. Dies zeigt einen Übergang von der nationalen Anklage (V. 21 – 22 ) zu der persönlichen Einladung (V. 23 – 24 ) auf.
Gott fordert die Menschen auf, das beschwerliche Geplärr ihrer Loblieder weg zu tun. Er will auf die begleitende Musik ihrer Harfen nicht hören . Er hat seine Nase verschlossen (wie in V. 21 b gesagt), und er wird auch seine Ohren verschließen.

Statt Ritual und Äußerlichkeit möchte Gott eine herzliche Hingabe an Recht und Gerechtigkeit (vgl. die Anmerkungen zu V. 7 ). Er möchte ein barmherziges Bemühen um die Rechte der Armen, ein Bemühen, das wie ein immer fließender Fluß strömt, wie ein nie versiegender Strom , der nicht austrocknet. Gott will ein alltägliches Leben, das vor Lauterkeit und Güte überfließt. Nur solch ein äußerer Beweis innerer Gerechtigkeit könnte den Israeliten die Möglichkeit eröffnen, am Tag des Herrn zu überleben (vgl. V. 6.14 – 15 ).

Walvoord Bibelkommentar

So hatte sich Amos des göttlichen Auftrags erledigt. Er brachte seinem Volke die große Kunde: Gott ist ein Gott der Gerechtigkeit! Nicht äußerlich gepflegte, religiöse Kulte regeln das Verhältnis zu Gott und zum Nächsten, sondern die sittliche Herzensstellung, in der der Mensch vor Gott wandelt. Nicht das bloße Sichverlassen auf Gottes schützende Macht erhält den Staat, sondern die Pflege der von Gott geoffenbarten Gerechtigkeit. Das war Morgendämmerung! Das war die Ankündigung eines neuen Tages durch den Anbruch einer wahren Gotteserkenntnis.
Damit stand Amos am Anfang jener Stufe des Gottesdienstes und der Gottesverehrung, die Jahrhunderte später Jesus so unvergleichlich tief mit den Worten bezeugte: „Weib, glaube mir, es kommt die Stunde, und ist schon jetzt, wo diejenigen, die den Vater anbeten, Ihn anbeten werden im Geist und in der Wahrheit.“ Amos verlegte somit das Schwergewicht des Verhältnisses des Menschen zu Gott in das innerste Heiligtum des Menschen: in dessen Seele und Gesinnung.
Durch seinen prophetischen Dienst durchbrach Amos mithin die nationalen Schranken der israelitischen Volksreligion. Er eröffnete seinen Brüdern nach dem Fleisch den Blick für eine Gottesverehrung, wie sie von Gott herbeigesehnt wurde, und zwar nicht nur für Israel allein, sondern für alle Völker. Nicht die kultische Gesetzesreligion eines Mose, sondern die prophetische Herzensfrömmigkeit eines Amos konnte daher allein auch das Erbe jener Völker werden, die sich nach wahrer Gotteserkenntnis und beseligender Gottesverehrung in den kommenden Jahrhunderten und Jahrtausenden sehnen würden. Amos ist daher eine der größten und bedeutendsten prophetischen Persönlichkeiten auf dem Boden der göttlichen Offenbarungsgeschichte. Durch ihn wurde die Menschheit vom kultischen Gottesdienst auf die innerliche Geistesgemeinschaft geführt, in die Gott unser Leben hineinziehen will. Denn Gott ist es zu tun um den Umgang von Person zu Person, um die Gemeinschaft des Geistes mit denen, die Er liebt, und die Ihn lieben. Ihnen ist Er der Gebende, sie sind Ihm die Empfangenden. So baut sich alsdann im Leben der Glaubenden ein Umgang mit Gott auf, in welchem nicht entscheidend die kultische Handlung vor Gott ist, sondern die Gemeinschaft des Geistes zwischen dem menschlichen Ich und dem göttlichen Du.

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

Als Nächstes schaute sich Amos in seiner Botschaft um (Amos 5,21-24) und wies auf die Sünden des Volkes hin, die es völlig unvorbereitet auf den Tag des Herrn machten. Er begann mit ihrer heuchlerischen Anbetung (V. 21-22), die er schon früher erwähnt hatte (4,4-5). Sie ehrten besondere Tage im jüdischen Kalender, beriefen heilige Versammlungen ein, brachten Opfer dar, brachten Gaben und sangen Anbetungslieder. Ihre Versammlungen sahen so schön und heilig aus, doch Gott weigerte sich nicht nur, ihre Anbetung anzunehmen, er sagte, er verachte und hasse sie! (Siehe Jes 1,10-20.)
Die zweite Anklage des Propheten richtet sich gegen ihre Sorglosigkeit gegenüber anderen (Amos 5,24). Dies ist ein Schlüsselvers im Buch Amos, denn er offenbart Gottes Anliegen, dass sein Volk in seinem Charakter rechtschaffen und in seinem Verhalten gerecht ist. Wir haben bereits festgestellt, dass Amos in seinen Botschaften die Gerechtigkeit betont und dass die Führer des Landes den reinen Fluss der Gerechtigkeit in einen giftigen Strom verwandelt hatten (5,7; siehe 6,12). Egal, an wie vielen „religiösen Aktivitäten“ wir teilnehmen, wenn wir unseren Bruder und unseren Nächsten nicht lieben, können wir den Herrn nicht aufrichtig anbeten und ihm dienen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Hassen ist die stärkste Form der Ablehnung. Einleuchtend ist, daß Gott die Übeltäter haßt (Ps 5,6), auch die Freunde der Gewalttat (Ps 11,5) und die Verehrer der Götzen (Ps 31,7).
Mit den Festen, die doch Gott versöhnen sollen, haßt Gott auch Israel, d.h. verwirft er sein Volk (Ps 78,59.67; vgl. 1Sam 15,23; Hos 4,6; 2Kön 17,20; 23,27).a Mit den Festen (chagejkim) sind die drei jüdischen Hauptfeste gemeint: das siebentägige Mazzenfest (2Mo 23,14–17; 34,18.22ff), das Ernteoder Wochenfest für die erste Ernte (2Mo 23,16.19; 4Mo 28,26; 5Mo 16,9.16) und das Erntebzw. Leseoder Laubhüttenfest (2Mo 23,16; 5Mo 16,16). Die Zeremonie für den ersten Sichelschnitt (Omer: 3Mo 23,10; 5Mo 16,9) war wohl angehängt an das Passahfest. Die ursprünglichen Heilsfeste, die gm Gottes Taten beim Auszug aus Ägypten erinnerten, verbanden sich später mit den landwirtschaftlichen Festen des Kulturlandes Kanaan, der heidnischen Umwelt.
Das gleiche Urteil fällt auf die Festversammlungen (cetserotheihäm), d.h. auf die spezielle gottesdienstliche Zusammenkunft bei den großen Festen; z.B. am siebten Tag des Mazzenfestes (5Mo 16,8) oder gim achten Tag des Laubhüttenfestes (3Mo 23,36). Dabei fand wahrscheinlich auch ein Umzug mit Weihrauch statt. Ich mag nicht riechen – Gott läßt sich durch keine religiösen Feste mehr »begütigen« (1Sam 26,19); er hat an ihnen kein »Wohlgefgdlen« (Jes 11,2). Das Wort riechen spielt auf den Rauch beim Opfer an,b der Gott versöhnen soll (1Mo 8,21; 3Mo 26,31; 1Sam 26,19).
Gott nennt die Feste sgunt deren Gottesdienst abweisend eure Feste. Denn was haben sie noch mit ihm zu tun?
Wie Amos werden auch die jüngeren Propheten das äußere Feiern ohne Gehorsaun, besser ohne persönliche Hingabe, ohne die innere demütige, sich vor Gott beugende Gesinnung ablehnen (1Sam 15,22; Jes 1,10–16; 29,13f; 58,1–8; Hos 6,6; Mi 6,5–8; Jer 6,20; Joel 2,13; Sach 7,4–6).c Gott erwartet unser Herz. Ohne Liebe will er auch keine Opfer.
[22] In diesem Vers sind die beiden Opferarten genamnt: Dankopfer (colah), Speisopfer (minchab) und (Schluß)-Opfer (schäläm). Erstere wurden täglich zweimad dargebracht, wobei mindestens sieben Tage adte Tiere (Schafe, Ziegen oder Rinder) verbramnt wurden, nachdem ihr Blut aun Altarfuß ausgegossen und ihre Haut zugunsten der Priester abgezogen worden wau. Bei den Speisopfern wurde Hartweizengrieß mit Öl saunt Weihrauch und eine Hamdvoll der Lebensmittel ins Altairfeuer, der Rest den Priestern zum eigenen Verzehr übergeben. Das Opfer wau mit einer Mahlzeit verbunden. Nur ein Teil wurde von den Anwesenden verzehrt, teils vor einem Krieg (1Sam 10,8; 13,9) oder bei der Einweihung eines Heiligtums (2Sam 16,17f) oder beim Bundesschluß (2Mo 24,5) oder bei traurigen Ereignissen (Ri 20,26; 21,4) oder ads Sühnemittel (Hes 45,15.17f). Es sind lauter religiöse Feste, bei denen die Menschen nicht zu kurz kommen: eure Feste! Gott hat nichts davon, wenn nicht aus Liebe zu ihm geopfert wird.
Sie gefallen mir nicht, d.h. Gott anerkennt sie nicht (vgl. 3Mo 19,7; auch V. 5f; 7,18; 22,23.27; beachte: Hes 20,41). Warum erwähnt Amos hier nicht das Schuldopfer (ʽascham)? Wurde das in Bethel und in Gilgal nicht gefeiert? Hielten sie dieses Opfer für nicht so nötig? Hielt man sich in Israel damals für gut und reich wie später in Laodicea (Offb 3,17), wo man nicht einsah, wie »elend und jämmerlich« man war, »arm, blind und bloß«? Es fehlte ihnen an Einsicht in ihre Schuld. Darum staunte auch keiner über die Liebe Gottes, der den Sünder nicht verwirft! Während David ahnt: Gott liebt den Sünder, der Gott um Vergebung bittet: »ein geängstigtes, zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten« (Ps 51,8); haben die Zeitgenossen des Amos für ihre Schuld kein Verständnis? D.h. nicht, daß sie nicht auch so dahergeredet haben: »Wir sind alle Sünder! Keiner ist so, wie er sein sollte!« Das Opfer eurer Mastkälber sehe ich nicht an, sagt Gott – kein Wunder! Davon bekommt Gott ja nichts zu sehen. Den leckeren Braten essen die Leute selber (vgl. 6,4)!
[23] Weg von mir: Nun wird Israel als ganzes angesprochen, nicht nur die Priester (oder ein verantwortlicher Priesterd), und die anderen, die an den Opfermahlzeiten genüßlich es sich schmecken ließen: Deine (!) Lieder – der Rest des Volkes durfte wenigstens noch mitsingen oder freute sich am Kunstgenuß. Die Lieder sollen Gott loben (Ps 33,2f; 57,8f; 71,22; 98,1; 108,2f; 144,9; 150,3). Das Wort Lärm deutet das Regengeplätscher bzw. -geprassel (1Kön 18,41) an, und das Getümmel der Volksmenge (1Sam 4,14; 14,19) vielleicht auch das Geldgeklimper (Ps 37,16). Der ästhetische Wohlgenuß, an dem sich die Gottesdienstbesucher erfreuen und erheben, wird schärfstens abgelehnt. Die Leute singen und musizieren zu ihrer eigenen Freude. Sie denken dabei nicht an Gott. Seiner wird höchstens am Rande noch gedacht.
Das Saitenspiel gehörte zum Gottesdienst (1Chr 16,40; 23,5; 25). Es war wohl die Musik einer Art Gitarre (Jes 51,3; Ps 18,3; 98,5). Das Wortspiel (s. Zur Übersetzung), daß die auf der »Harfe« Spielenden »betrunken« sind und darum, weil sie Gott übersehen, »Narren« sind, spricht eine deutliche Sprache.
Nicht der »selbstgewählte Weg des Menschen zu Gott« (Weiser), nicht zu wenig oder falsch gefeiertes Opfer, nicht der Übereifer, nicht der Vorrang des Kultes, sondern die Gleichgültigkeit gegen Gott seitens des Menschen, der selbst die Religion noch mißbraucht für seine eigenen Interessen und sich dabei für fromm hält, verwirft Gott. Gott lehnt nicht den Gottesdienst im allgemeinen ab, sondern die religiösen Feiern, wo der Mensch sich abseits von Gott untereinander freut und, während er festet, so tut, als ob er für Gottes Ehre tätig wäre.
Wie wenig Gott bei diesen Festen im Mittelpunkt steht, zeigt sich darin, daß statt Jahwe irgend ein anderer Götze ohne Schwierigkeit eingesetzt werden könnte. Der Gott Israels ist mit anderen Göttern austauschbar (V. 26). Da diese »Frommen« nur ihre (!) Freude und Freunde im Gottesdienst suchen, will Gott rein gar nichts hören von ihrer Musik.
[24] Wer Recht und Gerechtigkeit im Sinne der Ethik mißversteht, den stört V. 24 an dieser Stelle, und der ist zu einer Umstellung genötigt, eventuell mit dem Hinweis, daß der Gedanke zu einem anderen Fest, etwa einem gedachten »Fruchtbarkeitskult für das Gedeihen der Saaten« gehöre, bei dem Wasser erbeten worden wäre. Mit Recht (mischpat s. 5,7) ist hier nicht das von Menschen zu übende Recht gemeint, dazu ist der Mensch zu böse (Jer 13,23; 1Mo 8,21) sondern eher: Gott muß das Recht schaffen und schenkene, wahrscheinlicher das Gericht (vgl. die Septuaginta; sie übersetzt das Wort »Recht« mit krima, dem Strafgee Jes 9,11 rieht, das wie die Sintflut alles dauernd überflutet [Jes 10,22]). Gerechtigkeit (tsedaqah) dagegen umschreibt die helfende Gottesgerechtigkeit, die durch das Gericht neuschafft, aufbaut, zu-recht-bringt (Ps 5,9; 22,32; 89,17), wie es uns am klarsten im Gericht Gottes über Jesus als dem Sündenbüßer am Kreuz vor Augen steht. Diese Heilstat Gottes ist wie ein immerfließender Bach (5Mo 21,4; vgl. auch die Worte Jesu wie das vom »lebendigen Wasser«: Joh 4,10; 7,38).

Wuppertaler Studienbibel


Und wieder einmal kommen wir zu dem Schluß: es kommt nicht darauf an, irgendwelche Rituale einzuhalten, Mitglied in einer bestimmten org zu sein, sondern ein persönliches aufrichtiges Verhältnis mit dem Schöpfer zu haben.

einfach Kommunikation

Denn welche große Nation gibt es, die Götter hätte, welche (O. einen Gott, welcher) ihr so nahe wären, wie Jehova, unser Gott, in allem, worin wir zu ihm rufen?
Elberfelder 1871 – Deuteronomius 4,7

Denn wo ist eine Völkerschaft so groß, dem Gott nahe ist, wie Jehovah, unser Gott, so oft wir zu Ihm rufen? 5Mo 33,29; 2Mo 33,16; 2Sam 7,23; Ps 34,19; 145,18; 1Kön 3,7f.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 5.Mose 4,7

Hey, es gibt echt kein Volk auf der ganzen Erde, das so einen echten Gott hat, der immer sofort am Start ist, wenn man Hilfe braucht! Egal wann wir zu ihm beten, er ist immer da.
VolxBibel – 5.Mose 4:7

Haben wir nicht einen wundervollen Gott? Eigentlich waren die Götter zu beschwichtigen – man brachte Opfer dar, um den Zorn oder die Wut des Gottes zu mildern, und wenn man „Glück hatte“ war dann am Ende von vielen Opfern der Gott „wohlgesonnen“.
Wie anders der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs: dieser besuchte Abraham, dieser wollte Kommunikation und war nicht zu manipulieren! Und so ist es bis heute geblieben! Er will unser Herz, Er will Kommunikation – persönliche Kommunikation und nicht „im Team“!

Ein Ziel des Gesetzes war es, den Israeliten Leben in Fülle zu schenken, wenn sie Gott gehorchten (V. 1-4 ). In Vers 5-8 wird ein anderes Ziel des Gesetzes offenbart, nämlich Israel moralisch und geistlich einzigartig gegenüber allen Völkern zu machen und dadurch andere Völker zu dem Herrn zu führen. Im Gegensatz zu allen anderen Völkern sollte sich Israel nicht durch seine natürlichen Resourcen, seinen Wohlstand oder seine militärische Macht von anderen Völkern unterscheiden, sondern durch seine moralischen Fähigkeiten und seine vertraute Beziehung zu Gott. Beides sollte aus dem Gehorsam gegenüber seiner moralischen Grundlage erwachsen. Wenn Israel dem Gesetz gehorchen würde, würde es den Neid aller Völker erwecken. Die Völker würden es (a) als weise und verständig, (b) mit einem Gott, der ihm nahe ist, und (c) im Besitz der gerechten Verordnungen und Gesetze ansehen.

Walvoord Bibelkommentar

RASHBAM
Wann immer wir Ihn anrufen. „Gott hörte ihr Stöhnen“ (2 Mose 2,24); „Die Israeliten schrien zum HERRN … ‚Warum schreit ihr zu mir?'“ (Exod. 14:10, 15). Und Gott antwortete weiterhin auf ihre Schreie mit Manna, mit Wachteln und mit Wasser.
IBN EZRA
Denn welches große Volk hat schon einen Gott, der so nah ist? Um alles zu beantworten, worum sie bitten – wenn sie weise fragen.
NAHMANIDES
Ein Gott, der so nah ist wie der HERR, unser Gott, wann immer wir ihn anrufen. Auch das ist eine direkte Folge und ein großer Nutzen der Gebote.
ZUSÄTZLICHE KOMMENTARE
Wann immer wir ihn anrufen. Der hebräische Ausdruck kommt an anderer Stelle nur in Psalm 20:10 (Masorah) vor. Nicht „wenn“, sondern „mit allem“, was wir anrufen: wenn wir ihn mit aller Kraft anrufen (Hizkuni). Vielmehr „mit allem, was wir anrufen“, worum wir Ihn bitten (Gersonides)

Deuteronomium – Einführung und Kommentar

Denn welches große Volk ist da, das einen Gott hat, der ihm so nahe ist wie der HERR, unser Gott, wenn wir ihn anrufen? Oder welche große Nation gibt es, die so gerechte Satzungen und Urteile hat wie dieses ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege? (NASB)
Das mosaische Gesetz diente als Gottes Maßstab der Gerechtigkeit. Wenn ein Jude im Alten Testament wissen wollte, was der gerechte Standard Gottes war, hatte er das mosaische Gesetz, an das er sich wenden konnte, und diese beiden Verse weisen darauf hin, dass es nur für Israel gegeben war.
Daraus können wir zwei Dinge ablesen: (1) Gott hat sich Israel in einer Weise offenbart, wie er sich keiner anderen einzelnen Nation offenbart hat. (2) Gott gab Israel in einzigartiger Weise das Gesetz, das die primäre Heilige Schrift jener Zeit war. Mit der Vollendung des Gesetzes gab Gott die ersten fünf Bücher der Heiligen Schrift, und eine Zeit lang waren dies die einzigen Schriften.

Fragen und Antworten auf ariel.org

Hierin liegt das Geheimnis der Größe jedes Volkes, jeder Familie, ja, jedes Einzelnen. Welches Vorrecht ist es, dem lebendigen Gott so nahe zu sein, in allen Umständen zu ihm rufen zu dürfen, überzeugt zu sein, dass Er in seiner Macht und seiner Gnade unaufhörlich für uns da ist und dass Er mit Wohlgefallen auf uns sieht. Welch ein Vorzug ist es, wenn die gerechten Satzungen und heiligen Gebote unser praktisches Leben verändern und wir erfahren, dass Gott selbst sich uns offenbart und Wohnung bei uns machen will.
Welch eine Quelle von Segnungen ist das! Und doch sind sie in der göttlichen Gnade für jedes Kind Gottes auf der ganzen Erde vorhanden.
Doch nicht jedes Kind Gottes erfreut sich dieser Segnungen. Nur diejenigen kennen sie, die dem göttlichen Wort aufrichtig gehorchen. So war es damals in Israel, und so ist es auch heute noch in der Versammlung. Das Wohlgefallen Gottes ist der Lohn, der einem gehorsamen Kind Gottes in diesem Leben zuteilwird.

Charles Henry Mackintosh – Betrachtungen über das fünfte Buch Mose

kein Hass im Herzen

Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen. Du sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld (Eig Sünde; and. üb.: und sollst Sünde auf ihm nicht ertragen) tragest. Du sollst dich nicht rächen und den Kindern deines Volkes nichts nachtragen, und sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin Jehova.
Elberfelder 1871 – Levetikus 19,17–18

Wenn du einen Hals hast gegen einen aus der Familie, dann zieh dir das nicht zu lange rein. Quatsch dich mit dem aus; wenn du das nicht machst, bist du nicht korrekt für mich. Rache geht schon mal überhaupt nicht, ich will nicht, dass du so drauf bist. Trage keinem seine Fehler hinterher. Liebe die Leute, die mit dir leben, genauso, wie du dich selber auch liebst! Ich bin Gott!“
VolxBibel – 3.Mose 19:17–18

Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern sollst deinen Nächsten (H. Mitmenschen) rügen (H. rügend rügen), daß du darob keine Sünde tragest. Ps 141,5; Mt 18,15.
18. Du sollst dich nicht rächen und den Söhnen deines Volkes nichts nachtragen, und sollst deinen Genossen lieben, wie dich selbst. Ich bin Jehovah. 3Mo 19,34; Jes 58,7; 2Mo 20,16.17.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 3.Mose 19,17–18

Der erste Satz ist noch ein »nicht«-Satz: »Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen« (V. 17). Der »Bruder« ist hier, nach dem Zusammenhang zu schließen, so viel wie der »Nächste« oder »Volksgenosse«. Wer 3 Mo 19,17 aufmerksam liest, der merkt, daß Jesus in Mt 5,43 ganz im Einklang steht mit dem Alten Testament. Sachlich ist auch in 3 Mo 19,17 klar, daß der Nächste, selbst wenn er sich feindlich benimmt, nicht mit Haß behandelt werden darf. Der von Jesus zitierte Satz: »Du sollst deinen Feind hassen«, steht also nicht im Alten Testament, sondern ist eine Erfindung einzelner jüdischer Ausleger gewesen, wie man z.B. an Qumran nachweisen kann.s
Der zweite Satz ist ein positives Gebot: »Du sollst deinen Nächsten zurechtweisen« (V. 17). »Zurechtweisen«? – steht das wirklich in der Bibel? Allerdings. Wer es nicht tut, »lädt« sogar »Schuld auf sich«. Um dies zu verstehen, muß man zweierlei beachten: erstens den Wortsinn, und zweitens den biblisch-theologischen Zusammenhang. Nach dem Wortsinn ist hier eine erziehende Zurechtweisung gemeint, die wieder auf den rechten Weg bringt. Man soll dem Nächsten also zum Guten helfen. Im biblisch-theologischen Zusammenhang hat dieses gegenseitige Zurechthelfen einen wichtigen Platz. Darauf baut z.B. die Gemeinderegel Jesu in Mt 18,15ff auf. Vielleicht ist das Jesuswort in Lk 17,3 (»Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht«) sogar in direkter Anlehnung an 3 Mo 19,17 gesprochen. Man denke auch an das Pauluswort in Gal 6,1: »Wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist.«t Einen Menschen einfach in die falsche Richtung laufen zu lassen, ohne ihn zu warnen, gilt als lieblos, sogar als schwere »Schuld«u.1399 Wie geht der moderne Leser mit diesem Sachverhalt um? Sein Individualismus macht es ihm schwer, sich um andere zu kümmern. Sein Individualismus macht es ihm auch schwierig, Zurechtweisung von anderen anzunehmen. So bleibt in der Praxis 3 Mo 19,17 oft den berufsmäßigen Kritikern und Querköpfen überlassen, die mangels Liebe wenig helfen können.
[18] V. 18 spricht zunächst von dem aufgestauten Haß, der ein Ventil sucht: »Du sollst nicht Rache nehmen und nicht grollen gegen die Kinder deines Volks.« »Rache« ist hier eine Art der Vergeltung, die den anderen demütigen will. Typisch dafür ist das uralte Lamechlied: »Kain soll siebenmal gerächt werden, aber Lamech siebenundsiebzigmal« (1 Mo 4,24; vgl. Spr 6,34). Gott verbietet eine solche Haltung. Aber wenn man »nicht Rache nehmen« soll, wer sorgt dann für die Gerechtigkeit und für die notwendige Vergeltung? Zunächst Gott selbst.v Sodann die staatliche Gemeinschaft.w Anarchie würde alle friedwilligen Menschen der Bosheit ausliefern.
Es ist die Aufgabe der allgemeinen Rechtspflege, subjektiven Rachegefühlen und Rachegedanken zu wehren und zu einem ausgewogenen Urteil zu kommen. Aber wenn es sich nicht um einen Prozeß handelt? Dann bleibt dem einzelnen immer noch die Möglichkeit der Vergebung.
Neben das Stichwort »Rache« tritt in V. 18 als zweites Stichwort »grollen«. Statt »grollen« könnte man auch übersetzen »nachtragen«. Nachtragen ist böse! Wir bemerken ausdrücklich, daß die Mitwirkung an der allgemeinen Rechtspflege natürlich noch kein »Rache nehmen« oder »nachtragen« darstellt – selbst wenn ich bei nüchternem Abwägen gegen jemand aussagen muß.
3 Mo 19,18 hat ebenso wie 3 Mo 19,17 die um 150 v.Chr. entstandene Qumran-Gemeinschaft sehr stark beschäftigt. So heißt es z.B. nach dem Zitieren von 3 Mo 19,18a in der Damaskusschrift: »Und jeder Mann von denen, die in den Bund eingetreten sind, der gegen seinen Nächsten eine Sache vorbringt, ohne ihn vor Zeugen zurechtgewiesen zu haben, oder der in grimmigem Zorn sie vorbringt oder sie seinen Ältesten erzählt, um ihn verächtlich zu machen, der ist einer, der sich rächt und Groll bewahrt« (CD 9,2f).
In V. 18 stoßen wir nun auf diejenige Aussage, die von den Auslegern »zum Höchsten, was die atl. (= alttestamentliche) Ethik hat leisten können«, gerechnet wird. Es handelt sich um das Gebot: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« Was bedeutet hier das Wort »lieben«? Das hebräische Wort, das dafür benutzt wird, entspricht »in der Weite des Bedeutungsumfangs« dem deutschen Wort »lieben«. Es ist also keine spezielle Liebe gemeint, sondern die umfassende. Allerdings steht nach E. Jenni die Aussage von 3 Mo 19,18 »im AT ganz vereinzelt da«. Sie ist also so etwas wie eine Spitzenaussage. Vom Wortlaut her ist sie zunächst begrenzt auf den »Nächsten« im Sinne des Volksgenossen und des Fremden, der in Israel wohnt (vgl. V. 34). Allerdings heißt es nicht: Du sollst »nur« deinen Volksgenossen und den in Israel Wohnenden lieben! Eine geistliche Ausweitung auf andere ist vielmehr durchaus möglich. »Lieben wie dich selbst«: das setzt einen hohen Maßstab. Denn auf der menschlichen Ebene gibt es keine stärkere Liebe als die zu »sich selbst«. Liebe, die man sich selbst erweisen würde, soll also nach Gottes Gebot auch dem Nächsten erwiesen werden.
Sozusagen weltberühmt wurde 3 Mo 19,18 dadurch, daß Jesus es an entscheidender Stelle zitierte – und zwar mehrfach. Er nannte 3 Mo 19,18 nach dem Gebot der Gottesliebe das größte Gebotx. Er hat es ferner in der Bergpredigt benutzty und auch im Zusammenhang mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariterz und im Gespräch mit dem reichen Jüngling.a Darüberhinaus scheint 3 Mo 19,18 Anknüpfungspunkt für weitere Aussagen Jesu zu sein, z.B. in Joh 13,34 oder in der Goldenen Regel in Mt 7,12. Jedenfalls haben die Apostel die einzigartig hohe Wertung von 3 Mo 19,18 im Sinne Jesu fortgesetzt.b Was bei Jesus erfolgte, das war die Anwendung des Begriffes »Nächster« auf jeden Menschen, sogar auf den Feind.c Und zwar eine Anwendung nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis. Er selbst starb aus Liebe zu uns, als wir noch seine Feinde waren.d 3 Mo 19,18 erfüllte sich im tiefsten und umfassendsten Sinne am Kreuze.
An dieser Stelle sollten wir aufmerksam den Schluß von V. 18 registrieren. Es sind die in 3 Mo 19 häufigen Worte: »Ich bin Jahwe.« Sie bedeuten hier ein Doppeltes: a) Die Nächstenliebe von 3 Mo 19 ist »nicht Humanität, sondern ein Verhalten, das Gottes Ordnung gebietet«. Sie wurzelt also in der Übereinstimmung mit Gott und in der Kraft, die diese Gottesbeziehung gibt. b) Die Nächstenliebe von 3 Mo 19 hat ihren Maßstab in Gottes Liebe. So wie Gott liebt, sollen auch wir lieben (vgl. wieder Mt 5,43ff). Damit wird jede falsche Liebe ausgeschlossen, z.B. die Verwechslung von Toleranz mit dieser Liebe.
Schließlich steht der nachdenkliche Leser vor der Frage: Wer hat diese Liebe? Im Grunde werden wir hier alle schuldig. Die Lösung dieser Problematik liegt nur in der Erlösung durch Jesus.f
»Tue deinem Nächsten wohl!« – so konnte man V. 17–18 überschreiben. Die nächste Aussagegruppe, die achte in unserer Zählung, umfaßt nur einen Vers – nämlich V. 19.

Wuppertaler Studienbibel

Die Gottlosen sind Zuschauer, die nichts tun, wenn Verbrechen begangen werden. Gott klagt sie an für ihre Passivität, wo Verbrechen begangen werden, und für ihre Aktivität bei Verleumdungen. Sie sehen zu und sehen Diebstahl und Ehebruch und tun nichts, aber sie geben ihren Mund zu Bösem und Betrug. Solche Menschen sind Bundesbrecher und haben keinen Sinn für Gemeinschaft; sie werden ihre eigenen Verwandten verleumden.
Das Wort „Schwätzer“ kommt von einem Wort, das Hausierer bedeutet. Der Schwätzer ist ein Hausierer von Verleumdungen. In 1 Petrus 4,15 heißt es: „Aber keiner von euch soll leiden wie ein Mörder oder wie ein Dieb oder wie ein Übeltäter oder wie ein Wichtigtuer in anderer Leute Angelegenheiten.“ Der Verleumder ist in der Regel ein Wichtigtuer.
Zweimal in diesen drei Versen und vierzehnmal in diesem Kapitel erklärt Gott: „Ich bin der HERR.“ Weil er heilig ist, muss das Bundesvolk heilig sein, und die Heiligkeit manifestiert sich in den Aktivitäten und Beziehungen des täglichen Lebens. Wenn wir das nicht erkennen, führt das zu falschen Lehren über Heiligkeit.
Wir kommen nun zu V. 17, der in der wörtlichen Übersetzung von Robert Young lautet: „Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen; du sollst deinen Nächsten gewiss zurechtweisen und keine Sünde an ihm dulden.“ Die Pointe wird hier wie anderswo von Bibelwissenschaftlern übersehen. Ihre Kenntnisse und Qualifikationen übertreffen die meinen bei weitem, aber ihre gemeinsame Schwäche ist, dass sie solche Texte isoliert von anderen betrachten; deshalb sehen sie diese Aussage als einen Satz, nicht als Teil eines einheitlichen Gesetzeswerkes. In V. 17 haben wir keinen bloßen Ratschlag: Wir haben ein Gesetz, und das Gesetz hat einen Anwendungskontext. Unser Herr bezieht sich sehr deutlich auf dieses Gesetz. In Matthäus 18,11-14 erklärt er, dass sein Kommen dazu da ist, „zu retten, was verloren war.“ Er erzählt uns von dem Hirten mit einer Herde von hundert Schafen, der auf die Jagd nach den verirrten Schafen geht, und schließt: „So ist es auch nicht der Wille eures Vaters im Himmel, dass eines von diesen Kleinen verloren gehe.“ Was dies von uns verlangt, erklärt er dann:
Und wenn sich dein Bruder an dir versündigt, so gehe hin und sage ihm seine Schuld zwischen dir und ihm allein; so er dich hört, so hast du deinen Bruder gewonnen.
Will er dich aber nicht hören, so nimm noch einen oder zwei mit dir, auf daß ein jegliches Wort durch den Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werde.
Und wenn er sie nicht hören will, so sage es der Gemeinde; wenn er aber die Gemeinde nicht hören will, so soll er dir wie ein Heide und Zöllner sein.
Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, das wird im Himmel gebunden sein; und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird im Himmel gelöst sein.
Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch übereinstimmen in einer Sache, die sie erbitten, so wird sie ihnen von meinem Vater im Himmel erfüllt werden.
Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. (Matthäus 18:15-20)
Dies ist eindeutig Gesetz: Der Rechtsweg ist erklärt. Der Hinweis bezieht sich auf die Struktur der Ältesten über zehn Familien, über fünfzig Familien, über Hunderte und weiter bis hin zum großen Rat. Diese war vor der Gesetzgebung eingerichtet worden, um alle Streitigkeiten zu schlichten (2 Mose 18,13-26; 5 Mose 1,9-18). Dieses Erfordernis war in Judäa zur Zeit unseres Herrn vernachlässigt worden, als Gesetzesexperten diese Funktionen übernahmen und das Verfahren legalistisch und lieblos wurde. Dasselbe ist der Fall, seit die kirchlichen Gerichte hart und legalistisch geworden sind; sie sind der Theonomie feindlich gesinnt, widmen sich aber intensiv dem Kirchenrecht. Unser Herr legt die Forderung von Levitikus 19,17 und Exodus 18,13-26 im Zusammenhang mit dem Gleichnis vom verlorenen Schaf dar. Matthäus 18,15-17 ist ohne seinen Kontext ungültig. Dieser Kontext besteht darin, die Verlorenen zu retten, die erlösende Gnade Christi zu manifestieren und die Extrameile zu gehen, um die Verlorenen zu retten. Nur wenn diese Bedingungen erfüllt werden, in strikter Treue zu Gottes jedem Wort (Mt 4,4) und als Manifestation von Gottes Gnade und Liebe, gilt Matthäus 18,18-20. Dann und nur dann hat das Urteil des Menschen die bindende Kraft, die im Himmel gebunden ist, weil es in Wort und Geist treu zu Gottes Gesetz ist.
In der christlichen Ära haben die Anforderungen von Exodus 18,13-26, Deuteronomium 1,9-18 und Levitikus 19,17 im Judentum einen neuen Stellenwert erhalten. Auch hier haben Gelehrte meines Wissens den Einfluss des Christentums auf das Judentum nicht untersucht, aber es gibt Grund zu der Annahme, dass die rabbinischen Gelehrten umfassend beeinflusst wurden; sie übernahmen viel vom Christentum, während sie Christus ablehnten. Der Talmud zeigt ein Bewusstsein für Christus und seine Lehren. Es ist jetzt bekannt, dass eine möglicherweise ursprüngliche hebräische Version des Matthäus-Evangeliums, mit einigen Verfälschungen, noch immer in einem hebräischen Traktat des Rabbi Shem-Tob Ben Shaprut aus dem vierzehnten Jahrhundert enthalten ist. Das Traktat wird „Even Bohan“, der Prüfstein, genannt. 4 Wir wissen, dass es über die Jahrhunderte hinweg viele Kontakte zwischen Kirche und Synagoge gab, sowohl feindliche als auch freundschaftliche. Es ist Unsinn anzunehmen, dass es keinen Einfluss des einen auf den anderen gab, oder dass der Einfluss nur in eine Richtung ging.

In Lukas 17,3-4 findet sich auch ein Echo auf Levitikus 19,17, ebenso wie in Jakobus 5,19-20. Nach Lukas 17:3-4,
Gebt Acht auf euch selbst: Wenn dein Bruder sich an dir versündigt, so schelte ihn; und wenn er es bereut, so vergib ihm.
Und wenn er sich siebenmal an einem Tage an dir versündigt und siebenmal an einem Tage sich zu dir bekehrt und spricht: Es reut mich, so sollst du ihm vergeben.

Das Verb tadeln ist das griechische epitimeson, tadeln oder zurechtweisen; es hat einen etwas juristischen Bezug. Seine einzige Substantivform im Neuen Testament ist in 2 Korinther 2,6, epitimia, wo es sich auf die gerichtliche Bestrafung von jemandem bezieht und mit „Strafe“ übersetzt wird. Buße tun in Lukas 17,3 ist metanoese, und „umkehren“ in Lukas 17,4 ist epistreke, sich bekehren. Im Fall von metanoese (metanoia) ist die Bedeutung, umzukehren, den Kurs des eigenen Lebens in Wort, Gedanke und Tat zu ändern. Epistrepho bedeutet Bekehrung, eine grundlegende Veränderung und eine Hinwendung zum Herrn. So sagt uns unser Herr, wenn der Übeltäter durch die Zurechtweisung wirklich bekehrt ist, soll ihm vergeben werden. Wenn er seine Sünde wiederholt, soll er Wiedergutmachung leisten und sich wieder dem Beleidigten zuwenden. Solange er wirklich bereut, was eine Wiedergutmachung erfordert, soll ihm vergeben werden und ihm als Bruder im Herrn geholfen werden.

Paulus bezieht sich auch bei anderen Gelegenheiten auf diese Anforderung des Bundeslebens:
Und werdet erneuert im Geist eures Verstandes; und daß ihr den neuen Menschen anzieht, der nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit.
Darum legt die Lüge ab und redet ein jeglicher mit seinem Nächsten die Wahrheit; denn wir sind untereinander Glieder.
Seid zornig und sündigt nicht; laßt die Sonne nicht untergehen über eurem Zorn:
Gebt auch dem Teufel nicht Raum. (Epheser 4:23-27)
Gegen einen Ältesten nimm keine Anklage auf, sondern vor zwei oder drei Zeugen.
Diejenigen, die sündigen, weise vor allen zurecht, damit auch andere sich fürchten.
Ich beschwöre dich vor Gott und dem HERRN Jesus Christus und den auserwählten Engeln, daß du dies alles beachtest, ohne einen vor dem andern zu bevorzugen, und nichts tust aus Parteilichkeit. (1 Timotheus 5:19-21)
Wieder haben wir Hinweise auf das gleiche Verfahren der Konfrontation und Wiederherstellung. Im Epheserbrief stellt Paulus dieses Erfordernis der rechtmäßigen und erlösenden Rechtsprechung in den Kontext unseres Lebens im Heiligen Geist. Wenn wir zu Recht zornig sind, sollen wir unseren Zorn nicht stillen, sondern sofort im Sinne von Matthäus 18,11-20 handeln, anstatt dem Teufel Platz zu machen, indem wir seinem Kurs folgen, statt dem von Gott geforderten Vorgehen. Unter den vielen neutestamentlichen Verweisen auf Levitikus 19:17 sind die folgenden:

Brüder, wenn jemand in einer Schuld überfallen wird, so helft ihm, die ihr geistlich seid, im Geiste der Sanftmut, indem ihr an euch selbst denkt, auf daß ihr nicht auch versucht werdet.
Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Galater 6:1-2)
Und macht euren Füßen gerade Wege, damit das Lahme nicht vom Weg abkomme, sondern geheilt werde. (Hebräer 12:13)
Brüder, so jemand unter euch von der Wahrheit abirrt, und einer bekehrt ihn;
Er soll wissen, dass derjenige, der den Sünder von seinem Irrtum bekehrt, eine Seele vom Tod errettet und eine Menge von Sünden verbirgt. (Jakobus 5:19-20)

Das Neue Testament ist die Offenbarung des Erlösers, des menschgewordenen Gottes, und ein Kommentar zu seinem Gesetzeswort, dem Alten Testament, durch Gott den Sohn und Gott den Geist.
In V. 18 kommen wir zu den bekannten Worten „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Unser Herr beschäftigt sich in Matthäus 5,43 mit den Perversionen dieses Gesetzes. Die Perversionen waren sehr real, aber es ist ein Fehler, anzunehmen, dass die wahre Bedeutung von Levitikus 19,18 unbekannt war. Ein weiterer Fehler ist die verbreitete Annahme, dass „Nächster“ in diesem Gesetz nur einen Mitisraeliten meinte. In Levitikus 19,33-37 wird deutlich, dass diese Anforderungen für alle gelten. Fremde sollen die gleiche Gerechtigkeit erhalten wie alle Israeliten. Der Talmud erklärt: „Wenn ein Mann sowohl einen Freund als auch einen Feind in Not findet, soll er zuerst seinem Feind helfen, um seine böse Neigung zu unterdrücken. „

Levitikus 19:18 erscheint wiederholt im Neuen Testament, wie in Matthäus 22:39; Lukas 10:27; Römer 13:9; Galater 5:14; Jakobus 2:8; usw.
Dieses Gesetz hat drei Aspekte. Erstens ist es verboten, einen Groll zu hegen. Unser Gedächtnis soll geläutert werden und unsere Sichtweise dadurch verändert werden. Wir betrachten Menschen und Ereignisse in Bezug auf unser Gedächtnis. In dieser Hinsicht ist das Gedächtnis ein unschätzbares und notwendiges Werkzeug zum Lernen, denn unser Wissen über die Vergangenheit gibt uns Unterscheidungsvermögen für die Gegenwart und Zukunft. Wenn also ein Mensch bereut und Wiedergutmachung geleistet hat, verletzen wir uns selbst, indem wir weiterhin einen Groll hegen. Dieser Aspekt von Levitikus 19:18 befasst sich mit unserem Verstand und unserem Gedächtnis.
Zweitens: Bevor wir die Reinigung unseres Geistes fordern, wird unser Handeln befohlen: keine Rache. Die Rache gehört Gott (5 Mose 32,35; Psalm 99,8; Jeremia 50,15; Hesekiel 25,14.17; Nahum 1,2; 2 Thessalonicher 1,8) und wird entweder durch sein Gesetz oder unabhängig von menschlichen Kräften, in Zeit oder Ewigkeit, geübt.
Der dritte Aspekt dieses Gesetzes ist die Forderung, den Nächsten zu lieben, das Gesetz Gottes ihm gegenüber einzuhalten, denn die Liebe ist die Erfüllung oder Inkraftsetzung des Gesetzes (Römer 13,8-10).
Dann wird der Grund genannt, warum wir dieses Gesetz befolgen müssen: „Ich bin der HERR.“ Es ist Sein Vorrecht, uns zu befehlen, weil Er es ist, der uns gemacht hat.
Einen sehr interessanten Einblick in die Bedeutung dieses Verses geben sowohl Porter als auch Knight, die die Schlüsselworte „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ als jemanden interpretieren, der wie du ein Geschöpf Gottes, ein Sünder und genauso gnadenbedürftig ist wie du. 6 Eine solche Auslegung bindet die Bedeutung an den Bund, an das Gliedsein untereinander und an das Erfordernis der Gnade und Barmherzigkeit gegenüber den Unbekehrten.
Ein Kommentar zur Bedeutung von Levitikus 19:18 wird von unserem Herrn gegeben. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist eine Antwort auf die Frage: „Und wer ist mein Nächster?“ Unser Herr definiert die Bedeutung der Liebe in Bezug auf das Handeln und den Nächsten in Bezug auf alle Menschen (Lukas 10,25-37). Calvin bemerkte:
Nicht nur die, mit denen wir in irgendeiner Verbindung stehen, werden unsere Nächsten genannt, sondern alle ohne Ausnahme; denn das ganze Menschengeschlecht bildet einen Leib, von dem alle Glieder sind. Und folglich sollten wir durch gegenseitige Bande miteinander verbunden sein; denn wir müssen bedenken, dass wir auch die, die uns am meisten entfremdet sind, wie unser eigenes Fleisch pflegen und unterstützen sollten; denn wir haben an anderer Stelle gesehen, dass Gastarbeiter und Fremde in dieselbe Kategorie (mit unseren Verwandten) gesetzt werden; und Christus bestätigt dies ausreichend im Fall des Samariters. (Lukas 10:3)
Gottes Absicht durch seine neue Menschheit, das Bundesvolk, wird klar und offen. Die neue Menschheit soll die Völker dieser Welt umfassen, mit all ihrer Herrlichkeit (Offb 21,24-26). Die Anfänge dieser neuen Menschheit liegen in Gottes Bund und dem Bundeserlöser. Indem wir sein Gesetz, seine Regierung durch die Familie und die Ältesten, durch unsere Zugehörigkeit zueinander aufrichten und durch seine Gnade alle Dinge neu ordnen, erweitern wir die neue Menschheit und die neue Schöpfung.

Rousas John Rushdony – Kommentare zum Pentateuch

den Vers 16 hatten wir schon einmal.

„Du sollst deinen Nächsten lieben…“ Malamat (1990) schlägt vor, dass ʾāhab lə (im Alten Testament viermal vorkommend, einschließlich des vorliegenden Verses) im Gegensatz zum allgemeineren ʾāhab ʾet bedeutet, „nützlich zu sein“ , nützlich zu sein, zu helfen oder. “Vielleicht wäre es auf der Grundlage der anderen von Malamat zitierten Texte (1 Kön 5: 1 [5:15], 2 Chr 18: 28–19: 2) besser den Satz in Bezug auf die Bundesbeziehung zu verstehen (Moran 1963).
Mat. 5:43; 19:19; 22:39, 40. Mar. 12:31–34. Lu. 10:27–37. Ro. 13:9. Ga. 5:14. Ja. 2:8.
Benjamin Franklin schrieb einmal: „Wer gut für Ausreden ist, ist selten für etwas anderes gut.“ Während viele Menschen der Meinung sind, dass eine Person, die Ausreden übertreibt, sie falsch reibt, ermutigt uns ein Vers aus der Parascha, Ausreden zu lesen – und alle anderen – im positiven Licht.
  לֹא תִקֹּם וְלֹא תִטֹּר אֶת בְּנֵי עַמעַ וְאָהָבַתָּ לְרְ כָּמוֹךָ אֲנִי יְהֹוֹה׃ (ויקרא יט, יח)
  Du sollst dich nicht rächen und deinen Landsleuten keinen Groll erweisen. Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst: Ich bin der Herr. (3. Mose 19:18)
Raschi kommentiert die Mizwa (Gebot), Ihren Mitmenschen wie sich selbst zu lieben:
  ואהבת לרעך כמוך׃ אמר רבי עקיבא זה כלל גדול בתורה׃ (רש“י, שם)
  Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst: Rabbi Akiva sagte: „Dies ist ein grundlegendes Prinzip der Tora.“ (Raschi, Lev. 19:18)
Bestimmte Gebote im Judentum, wie das Halten des Sabbats und das Einhalten des Kashrut (der Ernährungsgesetze), gelten speziell für Juden. Andere, wie „liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst“, haben universelle Relevanz. Beachten Sie, dass Raschi die Notwendigkeit betont, diesen universellen Befehl, andere zu lieben, wie wir uns selbst lieben, einzuhalten, indem er Rabbi Akivas Kommentar zitiert: „Dies ist ein grundlegendes Prinzip der Tora.“
Wie kann dieses Ideal angesichts der Komplexität der zwischenmenschlichen Beziehungen möglicherweise in die Praxis umgesetzt werden? Es kann hilfreich sein, zu verstehen, wie Menschen sich selbst entschuldigen. Schließlich sind fast alle von uns Experten geworden, wenn es darum geht, sich zu entschuldigen. Wenn wir zu spät zu einem Termin kommen, beginnen einige von uns mit langen Geschichten, die alle Ereignisse beschreiben, die zu unserer Verspätung geführt haben. So wie es legitime Ausreden für unser unvollkommenes Verhalten gibt, kann es auch legitime Ausreden für das weniger als einwandfreie Verhalten anderer Menschen geben. Anderen Menschen den gleichen Spielraum zu geben, den wir uns auf natürliche Weise geben, kann eine andere Möglichkeit sein, die Liebe zu einem Mitmenschen als uns selbst auszudrücken.