Manchmal sagt Gott „Nein“, weil wir egoistische Wünsche oder Bitten haben. Jakobus sagt in seinem Brief in Kapitel 4,3: „Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, damit ihr es in euren Begierden vergeudet.“ Wir müssen uns bei unseren Bitten fragen, welche Motive uns bewegen, ob sie zum Beispiel auf die Vermehrung unseres Reichtums oder unseres Ansehens in dieser Welt gerichtet sind. Wird Gott in seiner Weisheit vielleicht solche Gebete nicht erhören, weil es für uns zum Schaden sein könnte? Auch im geistlichen Bereich kann es Bitten geben, die unangemessen sind. Der Wunsch, mehr geistliches Verständnis über die Bibel zu bekommen, ist gut. Wenn dahinter aber das Motiv steht, besser zu sein als andere, dann ist das egoistisch und selbstsüchtig. Paulus ermuntert die Gläubigen in Ephesus: „Darum seid nicht töricht, sondern verständig, was der Wille des Herrn sei“ (Eph 5,17). Der König Saul war ungehorsam und Samuel musste ihm sagen: „Weil du das Wort des Herrn verworfen hast, so hat er dich verworfen, dass du nicht mehr König sein sollst“ (1 Samuel 15,23b). Wir hören anschließend ein Bekenntnis, aber leider ohne wirkliche Demütigung. Saul sagt dann in Vers 30: „Ich habe gesündigt! Nun ehre mich doch vor den Ältesten meines Volkes und vor Israel“. Das war eine Bitte, die nur das eigene „Ich“ im Auge hatte. Ein anderes Beispiel ist Elia. Er hatte eine segensreiche Zeit mit seinem Gott erlebt (s. 2. Kön 18). Als er dann erfuhr, dass Isebel, die Frau des gottlosen Königs Ahab, ihn töten wollte, war er sehr niedergeschlagen. Er setzte sich unter einen Ginsterstrauch und bat darum, sterben zu dürfen: „Es ist genug; nimm nun, Herr, meine Seele“ (1. Kön 19,4). Aber Gott sagte „Nein“. Es gab noch Aufgaben für seinen Diener, die er ausführen sollte. Außerdem hatte Gott ein besseres Ende für Elia vorgesehen, als den einsamen Tod in der Wüste. Gebete, die nur um unser eigenes „Ich“ kreisen, sind nie gut. Wir sollten dankbar sein, wenn Gott „Nein“ dazu sagt. Es ist ein Ausdruck seiner Liebe zu uns.
Bleib in mir – 2021 Gebet – Sonderheft
»Darum« stellt eher eine Verbindung zu V. 16 als eine Zusammenfassung von V. 15 dar. In V. 15 ist der Gegensatz zwischen »Unweisen« (àsophos) und »Weisen« (sophòs) ; in V. 17 ist der Gegensatz zwischen »töricht« (àphron, unverständig, ohne Vernunft) und »verständig sein« (syniemi, verstehen, erfassen) betont. Wir werden aufgefordert, wachsam zu sein, weil die Tage böse sind, damit wir verstehen, was der Wille des Herrn sei – nicht der Wille Gottes (1,1.5.9.11), sondern der Wille des Herrn für das tägliche Leben.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Darum werdet nicht unverständig. Wer Tag und Nacht in Gottes Gesetz nachdenkend sich übt, wird leicht alle Schwierigkeiten, die Satan ihm macht, überwinden. Denn wie kommt es, dass einige irre gehen, andere fallen, andere anstoßen, noch andere zurückweichen? Kommt es nicht daher, dass wir uns von Satan verfinstern lassen und so Gottes Willen, an den wir doch immer denken müssten, aus den Augen verlieren? So wollen wir uns denn noch einmal einprägen, dass Paulus es für Weisheit erklärt, zu verstehen, was da sei des Herrn Wille. Auch David sagt (Psalm 119, 9): „Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält nach deinen Worten.“ Das gilt aber nicht bloß von jungen Leuten, sondern ist auch die Klugheit der Greise.
Jean Calvin – der Brief an die Epheser
Statt unverständig (aphrones) oder „unweise“ (asophoi, V. 15) zu sein, sollen die Christen verstehen (syniete, „mit dem Verstand begreifen“), was der Wille des Herrn ist. Nur wer versteht, was Gott wohlgefällig ist (V. 1), kann den Willen Gottes in seinem Leben erfüllen.
Walvoord
Der Apostel beginnt mit einer Mahnung: „Seid nicht unverständig.“ Luther übersetzt: „Werdet nicht unverständig“, was sprachlich durchaus richtig ist. Die Mahnung geht einmal an die, welche unverständig sind, welche in die Torheit eines menschlichen, irdisch gerichteten Denkens zurückgefallen sind. Die gibt es auch unter den Gotteskindern. Paulus richtet ja gerade an solche in seinen Gemeinden diese Mahnung. Zum andern geht die Mahnung aber auch an die „noch in Glauben Stehenden, an die Gläubigen selbst“. Nicht einzelne unter ihnen, sondern alle in ihrer Gesamtheit, alle stehen sie in der Gefahr, unverständig zu werden. Alle stehen sie in der Gefahr des Abgleitens. Es gibt eben in diesem Sinne kein Christentum der Sicherheit, der Geborgenheit, der Garantien, des Immunseins gegen Rückgang, Rückfall und Abfall. Nein, sondern überall lauert das Verderben, überall besteht die Möglichkeit, daß wir auf einen falschen Weg kommen, daß wir von dem schmalen Grad des Glaubensgehorsams abstürzen, Es gibt eben keinen, dem nicht diese Mahnung gelte.
Paulus sagt nicht im einzelnen, worin nun dieser „Unverstand“, die „Unweisheit“ besteht. Das muß aus dem Zusammenhang abgelesen werden. Oben war schon davon gesprochen, daß in dem täglichen Wandel des Gläubigen die göttliche Weisheit zu einer Verwirklichung kommen soll. Wo nicht eine solche Verwirklichung durch den Wandel erfolgt, da ist „Unverständigkeit“ am Platze, da ist man unverständig. Da hat man nicht das Geheimnis des Christenlebens verstanden, das aus nichts anderem besteht, als den Heiligen Geist, Christus und das Wort Gottes an sich selber wirken und arbeiten zu lassen. Wer nicht die Weisungen Gottes und Christi erfüllt, der ist ein „aphron“, ein „Unverständiger“, der achtet nicht auf die Stimme des Meisters, sondern hört auf die vielen Lockstimmen der Welt, des eigenen Ichs und Temperaments. „Unverständig sein“, das ist kein Mangel an Schlauheit, an Begabung, das ist vielmehr Mangel an „Glaubensgehorsam“. Da reißt sich der Mensch bzw. der Gläubige von Gott los in seiner eigenen Klugheit, mit seinem Verstande. Mit den eigenen Kräften will er das Reich Gottes bauen.
Die Menschen umgeben das eigene Streben mit dem Glorienschein dichterischer, volltönender Worte.
Worin dieser Unverstand, in dem die Welt befangen ist und dem jeder Gläubige ausgesetzt ist, im einzelnen besteht, geht weiterhin auch aus dem Gegensatz zu der positiven Forderung hervor, die Paulus hier aufstellt: „Sondern versteht, was das Wollen des Herrn ist.“ Der Nachdruck liegt auf dem Wollen bzw. dem Willen des Herrn. Der Mensch, der noch nicht in seiner Bekehrung die Neuwerdung erfahren hat, der muß und kann gar nicht anders, als daß er immer seinem eigenen Willen untertan ist. Erst in der Wiedergeburt hat der Mensch einen neuen Willen bekommen, nämlich dem Willen des Herrn leben zu wollen. Er lebt nun nicht mehr sich selber, sondern seinem Heiland!
Und doch stellt Paulus diese Forderung: „Versteht, was das Wollen des Herrn ist“ an die Gläubigen. Er weiß, wie die Dinge in Wirklichkeit oft aussehen, gerade bei der Arbeit für den Heiland, gerade im Dienst für Gott. Da schleicht sich oft der eigene Wille, das eigene Ich ein. Da entsteht dann das Christentum, das nur auf Personen ruht, sich zu Personen bekehrt hat, das durch die Zugkraft bestimmter Führer existiert.
Aber wir wollen nicht auf andere sehen. Ist es nicht auch so bei uns? Wir meinen, ohne uns könne die Arbeit in dieser oder jener Gemeinde oder Gemeinschaft, in diesem oder jenem Zweig, in diesem oder jenem Gebiet, in das ich gerade hineingestellt bin, nicht zurechtkommen. Wer in sein eigenes Glaubensleben hineinsieht, der wird zu seinem Erschrecken feststellen, wie weitgehend sich doch der eigene Wille in die Welt des Glaubens hineingeschlichen hat, wo doch nur der Wille des Herrn regieren sollte.
Paulus sagt weiter: „Und verstehet.“ Er sagt nicht: „Ihr habt verstanden.“ Er meint auch nicht, daß man nur einmal verstehen, man kann auch sagen: verständig sein soll. Er gebraucht die Befehlsform der dauernden, wiederholten Handlung, den Imperativ Präsens. Es ist eine fortlaufende Aufgabe, die hier dem Christen gestellt wird. Man kann auf so manches andere leichter verzichten, etwa auf Reichtum, Ehre, Bequemlichkeit, aber den eigenen Willen aufgeben, das kommt dem alten Menschen schwer an, da beginnt eigentlich erst der Kampf! All das, worauf man an äußerlichen Dingen um des Heilandes willen verzichtet hat, all das war nur Vorgeplänkel.
„Aber verstehet“, ruft der Apostel, nehmt diesen Kampf auf gegen den eigenen Willen – mit Christus! Jeden Tag, in jeder Morgenstunde sollte sich der Gläubige den Vers betend vergegenwärtigen: „Vor meines Herzens König leg eine Gab ich hin, und ist’s auch arm und wenig, ich weiß, es freut doch Ihn. Es ist mein eigner Wille, den geb ich in den Tod, auf daß mich ganz erfülle Dein Wille, Herr, mein Gott.“
Wer den göttlichen Willen erkannt hat, der wird von diesem mitgerissen, denn ein größerer, mächtigerer Wille als der eigene ist dieser Wille Gottes, der über den Gläubigen gekommen ist! Und das Verstehen dieses göttlichen Willen führt zur Tat, gleichsam naturnotwendig. Das liegt auch in der häufigen Sprachwendung der Bibel, den Willen Gottes tun (Ps 40,9;Hebräer 10,7;Johannes 4,34;6,38;Mt 7,21;12,50;Markus 3,35;1 Johannes 2,17;Hebräer 10,36;13,21).
Worin nun im einzelnen das Wollen des Herrn besteht, sagt Paulus hier nicht. Er überlaßt es dem eigenen Glaubensurteil des Gläubigen, dem er überhaupt weitgehend die Entscheidung über die Einzelheiten in der konkreten Situation überläßt. Doch auch allgemeine Hinweise gibt die Schrift, ich verweise neben den genannten Stellen auf 1 Th 4,3 und 5,18.
Aber es war Jehova mit Joseph und wandte Ihm Gnade zu und wirkte Seine Huld in den Augen des Obersten des Turmhauses. Pfleiderer Übersetzung – Genesis 39,21
Aber der Ewige war mit Josef und wandte ihm Gnade zu und gab ihm Gunst in den Augen des Obersten des Gefängnisses. Die Philippson-Bibel – Genesis 39:21
Der Ewige aber war mit Josef und wandte ihm Liebe zu und verlieh ihm Gunst in den Augen des Aufsehers des Gefängnisses. Neftali-Herz-Tur-Sinai – 1.Mose 39:21
Kann Jehovah einzelne Menschen die IHM dienen, wirklich unterstützen und behüten? Braucht der Allmächtige dafür nicht unbedingt eine Organisation oder Gemeinde oder Kirche?
Wir haben in unserer letzten Betrachtung gesehen, was der Mensch mit dem Zeugen Gottes getan hat, den Gott zu ihm gesandt hatte. Und Joseph selbst? Es ist beachtenswert, dass hier – genau wie damals, als man ihn in die Grube warf und dann zum Sklaven verkaufte – wohl mit ihm gehandelt wird, er selbst aber weder handelnd noch redend hervortritt. Joseph schweigt! Ein einziges Wort von ihm hätte vielleicht seinen Herrn aufhorchen lassen und das ganze Lügengewebe zerrissen! … Das war es, was Joseph tat, und er bewies damit, dass nicht nur wahre Gottesfurcht, sondern auch einfältiges Gottvertrauen in seiner lauteren Seele wohnte. Er besaß eine Offenbarung Gottes, und diese Offenbarung Gottes verhieß ihm einen hohen Platz (Kap. 37,5 ff.), und wenn ihm auch das völlige Gegenteil von dem widerfuhr, was Gott verheißen hatte, so zweifelte er doch nicht, sondern harrte aus, „bis zur Zeit, da sein Wort eintraf; das Wort des HERRN läuterte ihn“ (Ps 105,19). Wie ermunternd ist für uns das Bild dieses gottesfürchtigen, Gott hingegebenen jungen Mannes! Das Wort des HERRN redete zu ihm von Gottes Macht, die ihn aus der Prüfung befreien würde; aber solange dies ausblieb, vermittelte es ihm Gottes erziehende Liebe und Gottes Mitgefühl, das das Herz auch im „Tale des Todesschattens“ so glücklich macht und“ tröstet“
Fritz von Kietzell – der Abgesonderte unter seinen Brüdern
Josef erging es im Gefängnis durch die Gnade Gottes gut. So betraute der Gefängniswärter Josef mit der Aufsicht über das Gefängnis. Josef war in Potifars Haus unter Gott gediehen und dort als Verwalter eingesetzt worden. Hier fand er wieder unter Gott Gedeihen und hatte bald das Gefängnis unter sich. Viermal versichert dieses Kapitel, daß der HERR mit Josef war (V. 2-3.21.23 ). Das Kapitel zeigt, daß Josef ein treuer Diener Gottes war. Er behielt die Träume über seine Zukunft im Gedächtnis ( 1Mo 37,6-7.9 ) und blieb Gott gegenüber treu, anstatt der Versuchung beim ersten Anzeichen seines Aufstieges zur Macht nachzugeben. Weise Herrscher erkennen, daß der Gehorsam gegen Gott die erste Voraussetzung für einen vorbildlichen König darstellt. Israel erfuhr ebenfalls, daß es treu beim Herrn bleiben sollte, trotz der Folgen, die der Gerechte leidend in Kauf nehmen mußte. Die Geschichte ist dem Ratschlag ähnlich, der von König Salomo häufig in den Sprüchen gegeben wird. Es ist töricht, der Versuchung einer schmeichlerischen Frau oder eines Mannes nachzugeben und alle Aussichten eines Lebens im Dienst für Gott zu zerstören. Der Weg der Weisheit ist, die Kosten der Sünde zu bedenken. Josef gab der Versuchung nicht nach, weil er überzeugt war, daß Gott für ihn eine wunderbare Aufgabe hatte. Josef warf nicht den Segen Gottes für die Freuden der Sünde fort. Er war auch nicht verdrossen, weil er für seine Treue litt. Gott würde ihn letztendlich auszeichnen, wie er es verheißen hatte.
Walvoord
Josephs Schicksal war wirklich hart: Seine ungerechte Verführerin beschuldigte ihn fälschlicherweise vor ihrem leichtgläubigen Ehemann, der seinen treuen und tugendhaften Diener aus seiner Gegenwart verbannte und ihn im königlichen Gefängnis einsperrte! Aber es ist gut und glücklich, für gute Taten zu leiden: Josef trug in seinen Kerker etwas mit sich, was viele Mächtige und Edle auf der Erde nie erfahren haben: den Frieden Gottes in seinem Gewissen und die Gunst dessen, der arm und reich macht, der erniedrigt und erhöht. Es wird sehr schön gesagt (Verse 20, 21): „Er war dort im Gefängnis. Aber der Herr war mit Josef und erbarmte sich seiner und schenkte ihm Gnade vor dem Gefängniswärter.“ Wie unmöglich ist es, dass äußere Umstände die wahren Diener des Höchsten verletzen können! Gott ist in Wahrheit mit ihnen, und wer kann ihnen schaden, wenn er auf ihrer Seite ist? Josef wurde zum Aufseher des Gefängnisses, „und was er tat, das ließ der Herr gelingen“. Aber er war immer noch ein Gefangener: Es ist nicht genau bekannt, wie lange er in Haft war, sicherlich einige Jahre lang – Jahre, die für ihn eine langwierige und harte Bewährungszeit waren. Er spürte seine Gefangenschaft sehr stark, aber er murrte nicht, machte niemandem Vorwürfe und sprach auch nicht über die Bosheit seiner Brüder oder die Falschheit von Potiphars Frau: Er bat lediglich den obersten Diener, nach seiner Freilassung dem Pharao von seinem Fall zu berichten, damit er befreit würde. Aber der undankbare Mann, dem Josef in seiner Schmach so viel Aufmerksamkeit geschenkt und dessen Vision er erklärt hatte, war kaum in der Gunst seines Herrschers wiederhergestellt, als er Josef „vergaß“ und noch zwei Jahre lang die züchtigende Hand Gottes ertragen musste. Schließlich wurde seine Befreiung durch das unmittelbare Eingreifen des Allmächtigen bewirkt, der den Pharao Träume träumen ließ, die niemand außer Josef deuten konnte. Nach seiner Erhebung war seine Frömmigkeit am Hof genauso auffällig wie im Gefängnis; er gab Gott die Ehre und wollte sich nicht für seine Weisheit oder sein Talent rühmen: „Es liegt nicht an mir“, sagte er zum König, „Gott wird dem Pharao eine Antwort des Friedens geben.“ Von diesem Zeitpunkt an änderte sich sein ganzes Leben; nach vielen Jahren der Not und des Leids verbrachte er den Rest seiner Tage in ununterbrochenem Wohlstand, Nützlichkeit und Frieden. Die einzigen überlieferten Einzelheiten seines Verhaltens lassen uns glauben, dass er seine Erhöhung mit Sanftmut ertrug und durch seine Weisheit Gott in seiner hohen Stellung verherrlichte, wie es die schwere Prüfung, die er durchgemacht hatte, eigentlich erwarten ließ.
Fracis Close – das Buch Genesis
Lernen zu warten (39:21-23). „Man hat ihm die Füße mit Fesseln beschlagen und den Hals in Eisen gelegt“, sagt der Psalmist (Ps 105,18), aber davon ist in der Genesis nicht die Rede. Vielleicht war Josef für kurze Zeit gefesselt, aber es dauerte nicht lange, bis der Gefängniswärter ihn freiließ und ihm die Verantwortung für die anderen Gefangenen übertrug. Wie Potiphar vor ihm übergab der Aufseher alles an Josef und sah zu, wie die Arbeit in seinen Händen gedieh. Gott ließ zu, dass Josef ungerecht behandelt und ins Gefängnis gesteckt wurde, um seinen Charakter zu stärken und ihn auf die vor ihm liegenden Aufgaben vorzubereiten. Das Gefängnis sollte eine Schule sein, in der Josef lernte, auf den Herrn zu warten, bis seine Zeit gekommen war, ihn zu rächen und seine Träume zu erfüllen. Josef hatte Zeit zum Nachdenken und Beten und zum Nachdenken über die Bedeutung der beiden Träume, die Gott ihm geschickt hatte. Er würde lernen, dass Gottes Verzögerungen nicht Gottes Verweigerungen sind.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary
Mose 39,21-23 berichtet über den göttlichen Segen, der in Vers 21 mit Josephs Beziehung zum Gefängniswärter beginnt. Die göttliche Quelle von Josephs Segen war: Aber Jehova war mit Josef. Die Folge von Gottes Gegenwart bei Josef war: Er erwies ihm seine Güte; Gott erwies Joseph seine Güte und schenkte ihm Gunst in den Augen des Gefängniswärters. Joseph erhielt Gunst; er beeindruckte den Gefängniswärter auf eine gute Art und Weise. Was zuvor mit Potiphar geschehen war, geschah nun mit dem Gefängniswärter. Psalm 105,18-19 füllt einige Lücken im Bericht über Josefs Gefangenschaft. Nach diesem Psalm wurde Josef zunächst körperlich gequält und gefoltert; aber irgendwie bewirkten Josefs Reaktion auf seine Folter und Josefs Handlungen, dass der Gefängniswärter sein Verhalten gegenüber Josef änderte, und so geschah es dann auch. Die Verse 22-23 berichten dann von Josephs Erhöhung, wobei Vers 22 das Handeln des Gefängniswärters behandelt: Und der Gefängniswärter übergab alle Gefangenen, die im Gefängnis waren, in Josefs Hand; und was sie dort taten, das tat er auch. Was hier beschrieben wird, ist der Situation des Potiphar in Vers 4 sehr ähnlich. Potiphar bemerkte Josephs Fähigkeiten und übertrug ihm die Verantwortung; der Wärter bemerkte Josephs Fähigkeiten und übertrug ihm die Verantwortung. In Vers 23 schließlich wird das Ausmaß der Erhöhung und des Vertrauens des Gefängniswärters in Joseph deutlich: Der Gefängniswärter schaute nicht auf das, was unter seiner Hand war; mit anderen Worten: Er machte sich nicht die Mühe, Josephs Arbeit zu überprüfen. Auch hier war das Vertrauen vollkommen. Der Grund dafür war die göttliche Quelle: Jehova war mit ihm, und was er tat, ließ Jehova gedeihen. Auch hier sind die Ähnlichkeiten mit der Situation mit Potiphar in Vers 6 auffällig.
Arnold Fruchtenbaum – Genesis
Nein, Joseph war nicht bei „seiner Familie“! Nein, Joseph war nicht im verheißenen Land! Aber auf die Umstände kam es Jehovah NICHT an! So ist es auch noch heute! Baue ein persönliches Verhältnis zu Jehovah auf – und lese täglich in der Bibel & lerne zu beten – „das reicht“ um unter Seinem Schutz zu sein.
Wer ist dir gleich unter den Starken, o Herr? Wer dir gleich, so herrlich in Heiligkeit, so furchtbar und preiswürdig, Wunder verrichtend? Allioli Bibel – Exodus 15,11
Wer ist dir gleich unter den Göttern, Jehova! Wer ist dir gleich, herrlich in Heiligkeit, furchtbar an Ruhm, Wunder! Elberfelder 1871 – Exodus 15:11
Wer gleicht Dir bei den Göttern, Herr? / Wer gleicht Dir, Du Erhabener im Heiligtum, / Furchtbarer, Schrecklicher, Du Wunderwirker Grünewald – übersetzt von Paul Riessler – 2.Mose 15:11
Die Erkenntnis der mächtigen Werke Gottes führte Mose dazu, die Einzigartigkeit des Herrn zu preisen: Wer ist dir gleich? (vgl. Ps 35,10; 71,19; 77,14; 89,7; 113,5; Mi 7,18 ). Keiner ist in bezug auf Heiligkeit und Herrlichkeit wie er.
Walvoord Bibelkommentar
Wir dürfen nicht übersehen, dass der Exodus als ein Sieg über die Götter Ägyptens angesehen wird – böse Geister, die sich gegen Jahwe auflehnen, nachdem Babel die Götter über die Nationen verteilt hat. Nach der Befreiung am Schilfmeer ruft Mose aus: „Wer ist dir gleich, HERR, unter den Göttern?“ (2 Mose 15,11). Gott selbst beschreibt den Tod der Erstgeborenen, die letzte Plage, als einen Sieg über seine übernatürlichen Feinde:
Michael S.Heiser – Dämonen – Was die Bibel wirklich über ie Mächte der Finsternis sagt
Wir können durch die 10 Plagen vorspulen, die speziell auf die Vorräte der ägyptischen Götter abzielten, und stehen mit den erlösten Israeliten auf der anderen Seite des Schilfmeers. Was ist gerade passiert? müssen sie gedacht haben. Moses‘ Auslegung offenbarte die größere Geschichte: „Am Tag nach dem Passahfest zogen die Kinder Israel kühn aus vor den Augen aller Ägypter. Denn die Ägypter waren dabei, alle ihre Erstgeborenen zu begraben, die der HERR unter ihnen getötet hatte. Auch über ihre Götter hatte der HERR Gericht gehalten“ (Num 33,3-4 NKJV). Kein Wunder, dass Mose ausrufen konnte: „Wer ist wie Du, HERR, unter den Göttern? Wer ist dir gleich, herrlich in der Heiligkeit, furchterregend im Lobpreis, Wunder tuend?“ (Exod 15:11 NKJV). Die Nachricht von Israels Gott verbreitete sich bis in die dunkelsten Ecken. Vierzig Jahre später erzählte eine Prostituierte, die in Jericho lebte, zwei israelitischen Spionen: „Wir haben gehört, wie der HERR DAS Wasser des Roten Meeres für euch ausgetrocknet hat, als ihr aus Ägypten gezogen seid. Als wir das hörten, schmolz unser Herz…. Der HERR, euer Elohim, er ist Elohim im Himmel oben und auf Erden unten!“ (Josua 2,10-11). Abrahams Geschichte war also doch ein Erfolg.
Michael S.Heiser – Überirdisch – Was die Bibel wirklich über Gottes himmlishe Herrscharen sagt
Betrachtet man zudem den Höhepunkt von Gottes Befreiungsaktion, bei der die ägyptischen Heerscharen vernichtet und im Meer versenkt wurden, so scheint es, als ob Gottes Gericht als eine Art Entschöpfung Ägyptens verstanden werden kann. Ohne zu versuchen, jede der Plagen als eine Umkehrung eines Schöpfungsaktes Gottes zu betrachten, kann man feststellen, dass jedes der Zeichen und Wunder mit Gottes Macht über die Natur zusammenhängt, aber anstatt sich um des Lebens willen weiterzuentwickeln, führen Gottes Taten zu einer stetigen Zerstörung Ägyptens. Letztendlich wird der Kosmos der ägyptischen Heerscharen von den Wassern des Chaos überflutet (2. Mose 14,26-28), ähnlich wie der ursprüngliche Zustand der Erde vor Gottes lebensspendendem Schöpfungsakt (1 Mose 1,2) und ähnlich wie die Erde mit Noahs Generation nach Gottes Sintflut (1 Mose 7,18-24). Die Welt Ägyptens geht unter und wird vom Kosmos zum Chaos, während die Wasser in einem neuen Schöpfungsakt geteilt werden, damit die Israeliten trockenen Fußes gehen können.
Zweitens haben viele die Zeichen und Wunder Gottes in Bezug auf das ägyptische Pantheon auch als eine Niederlage der ägyptischen Götter verstanden. Dieser Gedanke ist fast unausweichlich, da so viele ägyptische Götter mit der Natur verbunden sind. Die Verwandlung des Nilwassers in Blut könnte zum Beispiel Auswirkungen auf den Gott Khnum, den Schöpfer des Wassers und des Lebens, oder auf Hapi, den Gott des Nils, haben. Auch die Froschplage könnte sich gegen Heket richten, die Göttin der Geburt, die als Frosch dargestellt wurde. Hathor, die Muttergöttin des Himmels, die als Kuh dargestellt wurde, wurde vielleicht durch die Pest gedemütigt. In diesem Sinne kann die Finsternis als Verderben für die mit der Sonne verbundenen Gottheiten verstanden werden: Amon-Re, Aten, Atum und Horus. Möglicherweise richtete sich der Tod der Erstgeborenen auch gegen Osiris, den Richter der Toten und Schutzgott des Pharaos. Auch wenn der Text des Buches Exodus diese Zusammenhänge nicht explizit macht, ist es dennoch denkbar, dass die ursprüngliche Zuhörerschaft Israels solche Assoziationen angenommen hat, ganz zu schweigen von den Ägyptern selbst, die die mächtige Hand Jahwes ertragen mussten. Zumindest im Allgemeinen macht der Text jedoch deutlich, dass Gottes Gerichte seine Überlegenheit über die Götter Ägyptens demonstrieren. In Exodus 12,12 sagt Jahwe mit Blick auf das Passahfest: „Ich werde in dieser Nacht durch das Land Ägypten ziehen und alle Erstgeborenen im Land Ägypten schlagen, vom Menschen bis zum Tier, und über alle Götter Ägyptens werde ich Gericht halten – ich bin Jahwe.“
In Numeri 33,4 heißt es im Pentateuch, dass Jahwe „über ihre Götter (die Götter der Ägypter) Gericht gehalten hat“, so dass die Befreiung durch den Exodus – insbesondere die Tötung der Erstgeborenen an Passah – als Demonstration von Jahwes Vorherrschaft über das ägyptische Pantheon und als göttliches Gericht über dieses verstanden werden muss. Indem er die Schöpfung für seine Zwecke nutzte, demonstrierte Jahwe seine Vormachtstellung über die Objekte der ägyptischen Anbetung, die gar keine Götter waren. Der Exodus erklärt Jahwe sowohl zum Herrn der Schöpfung als auch zum König über alle Götter. Israel hat gesungen: „Wer ist wie du, Jahwe, unter den Göttern?“ (Exodus 15,11; vgl. Psalm 135,5). Als Jethro, der midianitische Schwiegervater von Mose, von der mächtigen Befreiung Israels aus Ägypten hört, freut er sich und sagt: „Jetzt weiß ich, dass Jahwe größer ist als alle Götter“, und er betet Gott mit Opfern an (2 Mose 18,11-12). Eine solche Offenbarung Jahwes, diese Wahrheit, ist das Hauptziel und das höchste Wunder des Exodus, und auch diese Erkenntnis ist für die Völker bestimmt. Es gibt keine wahre Hoffnung und keinen aufrichtigen Trost ohne diese grundlegende Realität – Leben im Überfluss, Hilfe und Wiederherstellung beginnen hier: Jahwe, und nur er, ist Gott. In Numeri 33,4 heißt es im Pentateuch, dass Jahwe „über ihre Götter (die Götter der Ägypter) Gericht gehalten hat“, so dass die Befreiung durch den Exodus – insbesondere die Tötung der Erstgeborenen an Passah – als Demonstration von Jahwes Vorherrschaft über das ägyptische Pantheon und als göttliches Gericht über dieses verstanden werden muss. Indem er die Schöpfung für seine Zwecke nutzte, demonstrierte Jahwe seine Vormachtstellung über die Objekte der ägyptischen Anbetung, die gar keine Götter waren. Der Exodus erklärt Jahwe sowohl zum Herrn der Schöpfung als auch zum König über alle Götter. Israel hat gesungen: „Wer ist wie du, Jahwe, unter den Göttern?“ (Exodus 15,11; vgl. Psalm 135,5). Als Jethro, der midianitische Schwiegervater von Mose, von der mächtigen Befreiung Israels aus Ägypten hört, freut er sich und sagt: „Jetzt weiß ich, dass Jahwe größer ist als alle Götter“, und er betet Gott mit Opfern an (2 Mose 18,11-12). Eine solche Offenbarung Jahwes, diese Wahrheit, ist das Hauptziel und das höchste Wunder des Exodus, und auch diese Erkenntnis ist für die Völker bestimmt. Es gibt keine wahre Hoffnung und keinen aufrichtigen Trost ohne diese grundlegende Realität – Leben im Überfluss, Hilfe und Wiederherstellung beginnen hier: Jahwe, und nur er, ist Gott.
L.Michael Morales – Exodus alt und neu – eine biblische Theologie der Erlösung
Unter den Mächtigen, den Starken, wie (Jech. 17, 13), die Starken des Landes nahm er mit; (Ps. 22, 20) Du, meine Stärke, zu meiner Hilfe eile herbei. Ehrfurchtbar an Ruhm, Du bist gefürchtet, (und man wagt nicht) Deine Ruhmestaten zu verkünden, weil sie dadurch verringert werden könnten, wie es heisst (Ps. 65, 2), vor Dir ist Schweigen Ruhmesverkündung.
Raschi – Kommentar zur Tora
in einer „christlichen Zeitschrift“ hieß es zu dem Vers:
Nachdem Moses die Israeliten durch das Rote Meer geführt hatte, hob er hervor, dass ihr Gott Jehova heilig ist. (Lies 2. Mose 15:1, 11.) Die Anbeter ägyptischer Götter waren alles andere als heilig. Das Gleiche galt für die Anbeter der Götter Kanaans. Zu ihrem Götzenkult gehörten Kinderopfer und abstoßende Sexualpraktiken (3. Mo. 18:3, 4, 21-24; 5. Mo. 18:9, 10). Jehova dagegen würde von seinen Anbetern nie etwas Entwürdigendes verlangen. Er ist der Inbegriff der Heiligkeit.
Ausgabe 12 2021
Nein, Jehovah würde nicht nur so etwas Entwürdigendes verlangen – sondern ER akzeptiert es auch in den Reihen SEINES Volkes nicht! Jeder, der andere Menschen oder Götter anbetet, jeder der Kindesmißbrauch oder andere „abstoßene Sexualprakiken“ in den eigenen Reihen duldet, indem er „zwei oder mehr Augen-Zeugen“ erwartet, wird von Jehovah gehasst und verworfen!
Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen. Elberfelder 1871 – Lukas 15,21
Aber der Sohn sagte (zu) ihm: Vater, ich-sündigte gegen den Himmel und angesichts (von) dir, ich-bin nicht-mehr würdig, dein Sohn genannt-zu-werden. Dies ist der Ausdruck echter Buße: „Ich bin völlig unwürdig vor Gott“. Kommt er gar nicht mehr dazu den Rest auszusprechen („…mache mich wie einen deiner Tagelöhner“), den er sich vorgenommen hatte (V.19b), weil der Vater ihm schon vorher ins Wort fällt und seine nicht ausgesprochenen Worte ins Gegenteil umdreht (vgl. 1Joh 4,18)? Nicht wie ein Tagelöhner soll er sein, sondern wie ein Ehrengast (14,130). Gerhart Kautz – Die Studienübersetzung Neues Testament – Lukas 15:21
Da sagte der Sohn: ›Vater, ich habe gottlos gehandelt gegen Gott und auch gegen dich. Ich bin nicht mehr würdig, als dein Sohn zu gelten!‹ Roland Werner – Das Buch – Lukas 15,21
Godet schrieb zum verlorenen Sohn: »Die Hauptsache ist, dass er, nachdem er den Entschluss einmal gefasst hat, ihn auch ausführt« – zu Recht. »Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater« (V. 20): Jesus schildert nicht die Mühen des Abschieds, die Mühen des Weges, die Mühen, den Entschluss durchzuhalten. Er legt nur Wert auf das Ergebnis: »machte sich auf – kam«. Der Entschluss ist ausgeführt!
Jetzt schwenkt die Kamera des Gleichnisses um. Sie konzentriert sich im nächsten Bild auf den Vater: »Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und das Erbarmen packte ihn, und er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn« (V. 20). Fünf Zeitwörter schildern das Geschehen: »Er sah« – »er hatte Erbarmen« – »er lief« – »er fiel« – »er küsste«. »Sah ihn der Vater« deshalb schon auf eine weite Distanz, weil er insgeheim auf ihn wartete? Weil der Vater im Gleichnis ein Bild für Gott ist, muss man diese Frage bejahen (vgl. Jes 55,7; Jer 3,12ff.; Hes 18,23.27; 33,11; Röm 2,4; 2 Petrus 3,9). »Ihn packte das «: So wie Jesus mit den armen, verlorenen Menschen (Mt 9,36; 14,14; 18,27; Lk 7,13.42; 10,33; 13,10ff.). Dieses Erbarmen Gottes wird in Israels Glaubensbekenntnissen gepriesen (2 Mo 34,6; 4 Mo 14,18; Ps 103,8; Jon 4,2). Auf dieses Erbarmen bauen die Beter (Dan 9,18). Dieses Erbarmen feiert noch heute die christliche Gemeinde in ihren Liedern (z. B. EKG 269, 2ff.; 277). »Er lief«: das ist gegen die Sitte des Orients. Der Würdigere wartet oder geht langsam. Nur Freude und Liebe können diese Sitte durchbrechen (vgl. 1 Mo 33,4). »Er fiel ihm um den Hals«: wie Esau dem heimkehrenden Jakob, wie Josef seinem Bruder Benjamin und seinem Vater Jakob, wie der Vater dem jungen Tobias (1 Mo 33,4; 45,14; 46,29; Tobias 11,11). Dieses »um den Hals fallen« sagt: Du bist wieder in die Familie aufgenommen. »Und küsste ihn«: Gemeint ist der liebevolle Kuss unter Familienmitgliedern oder eng verbundenen Menschen (1 Mo 33,4; 45,15; Tobias 11,11; Apg 20,37). Dieser Kuss sagt: Wir gehören zusammen (vgl. 2Sam 14,33).
Um das Gleichnis an dieser Stelle ganz zu verstehen, muss man auf das Alte Testament hören. Es beschreibt die Bekehrung und ihre Konsequenzen wie folgt: »Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung« (Jes 55,7), oder: »Kehre zurück, du abtrünniges Israel, spricht der Herr, so will ich nicht zornig auf euch blicken. Denn ich bin gnädig, spricht der Herr, und will nicht ewiglich zürnen. Allein erkenne deine Schuld, dass du wider den Herrn, deinen Gott, gesündigt hast« (Jer 3,12ff.), oder: »Ist nicht Ephraim mein teurer Sohn und mein liebes Kind? Denn sooft ich ihm auch drohe, muss ich doch seiner gedenken; darum bricht mir mein Herz, dass ich mich seiner erbarmen muss, spricht der Herr« (Jer 31,20). Viele wesentliche Begriffe, die wir aus dem Gleichnis vom verlorenen Sohn kennen, begegnen uns schon im Alten Testament (»erbarmen«, »gegen Gott (den Himmel) sündigen«, »sehen / blicken«, »Sohn«). Was Gott schon im Alten Bund wollte, das hat Jesus für den Neuen Bund in der anschaulichen Form eines Gleichnisses übernommen. Wer also wissen will, was Bekehrung ist, der studiert am besten das Gleichnis vom verlorenen Sohn.
In den Armen des Vaters »sagte der Sohn« genau das, was er sich vorgenommen hatte (vgl. V. 18): »Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen« (V. 21). Diese Worte zeigen noch einmal, wie wichtig ein klares Schuldbekenntnis ist. Wir erinnern uns, dass es schon im AT gefordert war (vgl. die Bußpsalmen 6; 32; 38; 51; 102; 130; 143 und Spr 28,13; Jer 3,12ff.; Dan 9,3ff.; Jon 3,6ff.). Der Sohn denkt nicht: »Na, nun ist es schon gut …«. Er will reinen Tisch machen. So soll es auch in der Gemeinde Jesu sein (vgl. 1 Joh 1,9; Jak 5,16).
»Aber der Vater sagte zu seinen Knechten« (V. 22): Viele Ausleger nehmen an, dass der »Vater« den Sohn gar nicht mehr ausreden ließ, so dass die Worte: »Mache mich wie einen deiner Tagelöhner!« ungesagt blieben. Vermutlich haben sie recht. Die Knechte verfolgten wohl das Schauspiel der Heimkehr aus respektvoller Entfernung, aber in Rufweite. »Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an, und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße, und bringt das gemästete Kalb, schlachtet es, und lasst uns essen und fröhlich sein!« (V. 22-23) – so lautet der Befehl. »Bringt her!« – »zieht an!« – »gebt!« – »bringt!« – »schlachtet!« – »lasst uns essen!« – »lasst uns fröhlich sein!«: das sind sieben Imperative. Ist dies Zufall? Oder nicht doch ein Hinweis auf die heilige (sieben!) Freude? Eins ist sicher: Hier geht es nicht nur um eine Wiedersehensfreude, um ein Familienfest. Hier geht es um die geistliche Heimkehr zu Gott.
Edition C
Der jüngere Sohn zerriß die Gemeinschaft mit dem Vater. Sein Erbe bekam er und zog mit ihm fort. Dadurch war er für den Vater verloren. Er kam auch nicht wieder, solange sein Erbe reichte. Erst als er am Verhungern war, entschloß er sich zur Rückkehr. Nun aber kam er reuig, mit dem Geständnis, er habe gegen den, der im Himmel wohnt, und gegen den Vater gesündigt, ohne Anspruch auf den Sohnesnamen nur mit der Bitte, daß ihn der Vater als Tagelöhner annehme. Damit beschrieb Jesus den jüdischen Freisinn, denjenigen Teil des Volks, der sein Leben mit dem Erwerb und Genuß der natürlichen Güter füllte und sich nicht ernsthaft um Gott kümmerte. Jesus mißt seine Sünde mit derselben Norm, unter die er das Verhalten des Menschen immer stellt. Der Mensch rafft an sich, was Gott gehört, und mißbraucht seine Gaben. Jesus sah auch in dem, was uns die Natur darbietet, Gottes Gabe. Das gottlos gewordene Leben nannte Jesus Elend, wobei er keineswegs nur an sichtbaren Zusammenbruch dachte. Im Haus der Zöllner, die sich bei ihm einfanden, war von Mangel keine Rede. Dennoch sind sie Darbende; denn nach dem Urteil Jesu verdorrt das Leben den Menschen, wenn er den Zusammenhang mit Gott verlor. Wird ihm das Leben zur Pein, muß er sich selbst verachten, steht er vor der Schuld ratlos und vor dem Tod mit Angst, so empfängt er dadurch den Antrieb, der ihn zur Umkehr beruft. … Der Vater sah, sobald er wiederkam, nur seinen Sohn in ihm, deckt alles, was geschehen ist, mit vollständigem Vergeben, freut sich, daß er ihn als seinen Sohn wiederhat, schmückt ihn mit allen seinen Ehrenzeichen und läßt sich das beste Tier, das im Stall für die festlichen Gelegenheiten bereitgehalten wird, nicht reuen, um seine Heimkehr mit dem fröhlichen Mahle zu feiern. Dadurch hat Jesus den Murrenden sein Herz vollends erschlossen: mit solcher Freude sieht er die Sünder zu sich kommen, und mit solchem Vergeben nimmt er sie auf und ist darin mit dem Vater eins. Sein Auftrag ist es, die zu Gott zurückzurufen, die von ihm gewichen sind, und er darf denen, die den Sohnesnamen, soviel an ihnen liegt, verloren haben, sagen, daß sie wieder Söhne sind. Man hat oft gefragt, wo bei dieser Verkündigung der göttlichen Gnade Jesu Blick auf sein Kreuz bleibe; aber nur Unaufmerksamkeit kann dieses übersehen. Zu Jesus kamen die Sünder, deren Heimkehr er in diesem Bild beschreibt. Dadurch, daß sie zu ihm kamen, traten sie ins Vaterhaus zurück. Dadurch, daß er sie annahm, nahm sie der Vater an; dadurch, daß er ihnen seine Liebe gab, bereitete ihnen der Vater das festliche Mahl. Seinen Dienst an den Verlorenen preist er hier, daß er vergeben und Gottes volle Liebe den Gefallenen bringen darf. Gerade deshalb, weil dies sein Amt war, befand er sich auf dem Kreuzesweg, und weil er auf dem Kreuzesweg war, darum hatte er diese Vollmacht und dieses Amt. Die göttliche Tiefe und Kraft seiner Vergebung beruht darauf, daß er sie in der vollen Einheit mit dem Vater spendet als der, der ihm ganz gehorsam ist, sein Leben für die Sünder läßt und sein Heilandsamt vollbringt, obgleich es ihn ins Sterben führt. Lebend und sterbend war dies sein Wille und Werk, daß die wieder Gott gehören, die für ihn verloren sind.
Schlatters Erläuterungen zum NT
Der Schwerpunkt des dritten Gleichnisses liegt auf der Wiederherstellung, die das Werk von Gott, dem Vater, ist. Die Geschichte ist sehr bekannt und handelt von einem Mann, der zwei Söhne hatte. Der eine Sohn verlangte früh sein Erbe, verließ das Haus und verschwendete sein ganzes Geld mit einem ausschweifenden Leben. Als er mittellos war und die Freunde, die er gewonnen hatte, ihn im Stich ließen, musste er ein Arbeiter werden. Ironischerweise für einen Juden wurde er gezwungen, als Schweinemäster zu arbeiten. Schließlich erkannte er seine Sünde gegen seinen Vater und kehrte nach Hause zurück, in der Hoffnung, ein Knecht zu werden. Als sein Vater ihn von weitem sah, lief er auf ihn zu, begrüßte ihn und hieß ihn wieder willkommen. Seitdem der Sohn von zu Hause weggegangen war, hatte er auf seine Rückkehr gewartet: Als er aber noch in der Ferne war, sah ihn sein Vater (Lukas 15:20).Die Betonung im griechischen Text liegt auf der Formulierung noch in der Ferne. Der Vater erwartete immer, dass der Sohn eines Tages nach Hause zurückkehren würde. Er wusste nicht, wann, aber er lebte in der Erwartung, dass sein Sohn zurückkommen würde.
Obwohl der Sohn bereit war, ein Diener im Haus seines Vaters zu werden, ohne die Privilegien eines Erben zu haben, wollte der Vater nichts davon wissen. Als er seinen Sohn wiederherstellte, gab er ihm drei Dinge (Lukas 15:22): das beste Gewand als Zeichen seines Erstgeburtsrechts, einen Ring als Zeichen der Autorität und zur Demonstration seiner wiederhergestellten Stellung als Sohn im Haus und Schuhe als Zeichen seiner Sohnschaft. Er war vollständig wiederhergestellt. Ein großes Fest wurde gegeben, weil der Sohn in das Haus des Vaters zurückgekehrt war.
Doch die Aufregung um den jüngeren Sohn, der sein Erbe vergeudet hatte, beunruhigte den älteren Sohn (Lukas 15:25). Er beschwerte sich bei seinem Vater, dass er, obwohl er treu und gehorsam gewesen war, nie mit solcher Ehre behandelt worden war. Der Vater antwortete, dass das Erbe immer noch ihm gehöre und er nichts verloren habe. Allerdings war der verlorene Sohn zurückgekehrt, um Teil der Familie zu werden, also sollte im Haus Freude und Jubel herrschen.
Dies spiegelt Gottes Haltung gegenüber Sündern und die Freude im Himmel wider, wenn jemand Buße tut. Die Aussage des Vaters: „Alles, was mein ist, ist auch dein“ (Lukas 15:31), zeigt, dass alle Vorrechte, die dem jüngeren Bruder gegeben wurden, auch dem älteren Bruder zur Verfügung standen; der ältere Bruder weigerte sich jedoch, sich das anzueignen, was ihm zur Verfügung stand. Ebenso versäumten es die Pharisäer, sich anzueignen, was ihnen zur Verfügung stand.
Das Folgende ist eine rabbinische Ähnlichkeit: R. Berekija und R. Abbahu sagten im Namen von R. Jonathan: AUCH HAT ER DIE WELT IN IHR HERZ GESETZT: d.h. eine Liebe zur Welt und eine Liebe zu Kindern hat Er in ihr Herz gesetzt. Womit ist die Sache vergleichbar? Einem König, der zwei Söhne hatte, den einen groß und den anderen klein. Der Ältere behandelte ihn mit Respekt, während der Jüngere sich an ihm gütlich tat; dennoch übertrifft seine Liebe zu dem Jüngeren die des Älteren.
Arnold Fruchtenbaum – Jeschua
Wie schon 2020 auch heute die Frage: Merkst du WOHIN der Sohn zurück kehrt? Geht er zu den Dienern seines Vaters? Geht er zu seinem Bruder? NEIN! Er geht zum Vater – und entschuldigt sich bei seinem Vater! Und DIESER vergibt! Warum diese Frage? Nun – jede Religion möchte, dass du dich bei ihr, anstatt beim himmlischen Vater meldest, und dass du dich bei ihr, anstatt beim himmlischen Vater entschuldigst. Aber was soll das bringen?
daß ihr, was den früheren Lebenswandel betrifft, abgelegt habt den alten Menschen, der nach den betrügerischen Lüsten verdorben wird, (O. sich verdirbt) aber erneuert werdet in dem Geiste eurer Gesinnung und angezogen habt den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit. (O. Frömmigkeit. W. Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit) Elberfelder 1871 – Epheser 4,22–24
Ihr sollt euch von den Sachen, die ihr früher gemacht habt, komplett verabschieden. Die ätzenden Dinge, die euch früher kaputt machen wollten, mit denen habt ihr nichts mehr zu kriegen! Gott will euch durch seinen Geist vollkommen anders draufbringen. Ihr sollt euch einen komplett neuen Style zulegen. Dieser neue Style ist von Gott selber designt worden. Er ist gerecht und etwas ganz Besonderes, er ist eben heilig. VolxBibel – Epheser 4:22–24
dass ihr (nämlich) in Hinsicht auf den frühern Wandel ablegen sollt den alten Menschen, der vermöge der betrügerischen Lüste zugrunde gerichtet wird, (a) Rö 8:13; Ga 6:8; Kol 3:8.9 dagegen erneuert werden sollt durch den Geist in eurem innern Wesen (a) Rö 12:2 und anziehen sollt den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhafter Gerechtigkeit und Heiligkeit. (a) Kol 3:10; Rö 13:14; 1Mo 1:26.27 Zürcher 1931 – Epheser 4,22–24
Hin und wieder stößt der Leser beim Übersetzungsvergleich auf Probleme, die weder auf die Textüberlieferung noch auf die Unterschiede zwischen wort- und sinngetreuer Übersetzung zurückzuführen sind. In Epheser 4,22f zeigen sich beispielsweise solche Differenzen. Das Neue Testament von Ludwig Albrecht schreibt:
»Ihr habt […] den alten Menschen abgelegt […]. Ihr werdet aber jetzt erneuert im Geiste eurer Denkungsart und habt den neuen Menschen angezogen.«
Hier wird vorausgesetzt, dass der »alte Mensch« bereits abgelegt und der »neue Mensch« angezogen ist. Anders lautet die revidierte Elberfelder Bibel in der Ausgabe von 1975. Sie stellt einfach fest:
»dass ihr […] den alten Menschen ablegt […], dagegen erneuert werdet in dem Geist eurer Gesinnung und den neuen Menschen anzieht […].«
In der Ausgabe von 2006 stimmt die Elberfelder Bibel dagegen in der Sache mit der Übersetzung von Albrecht überein. Und die alte Zürcher Bibel hat (mit vielen anderen) die Befehlsform:
»dass ihr […] ablegen sollt den alten Menschen […], dagegen erneuert werden sollt durch den Geist in eurem inneren Wesen und anziehen sollt den neuen Menschen […].«
Alle bemühen sich um den gleichen griechischen Text, und doch wird der Sinn so unterschiedlich gedeutet! In diesem speziellen Fall geht es um ein grammatisches Problem, nämlich darum, wie Infinitiv Aorist und Infinitiv Präsens verstanden und übersetzt werden sollen. Wer in solchen Fällen nicht im Grundtext selbst nachprüfen kann, muss das Problem zunächst einmal zur Kenntnis nehmen und in verschiedenen Kommentaren nachsehen. Bei diesem Beispiel bietet es sich an, die Problemlösung bis zur Untersuchung der Begriffe und ihrer Verbindung in der Texteinheit (Schritt 6) aufzuschieben. Auf eine solche Untersuchung aufbauend lässt sich dann im Rahmen einer gesamtbiblisch-theologischen Betrachtung (Schritt 8) weiter erarbeiten, was das Neue Testament zum alten und neuen Menschen an anderen Stellen lehrt (z. B. Kol 3,9–10). Beim Übersetzungsvergleich ist das genaue Beobachten die unverzichtbare Grundlage für alles weitere exegetische Arbeiten. Die sprachkundigen Übersetzer der Bibel, die sich mit Hebräisch, Aramäisch und Griechisch meist besser auskennen als der durchschnittliche Theologe, haben für den Leser, der die biblischen Grundsprachen nicht beherrscht, den Grundtext heute so erschlossen, dass er gründliche Auslegungsarbeit leisten kann, wenn er sich die verschiedenen Übersetzungen zunutze macht.
Stadelmann Richter – Bibelauslegung praktisch: in zehn Schritten den Text verstehen
Das Lernen des Wortes Gottes ist notwendig, um Jesus zu folgen. Wie sonst können wir etwas über Sünde (zu vermeidende Verhaltensweisen und Einstellungen) und ein geisterfülltes Leben (die Art und Weise, wie wir uns verhalten sollten) lernen? Die Schrift lehrt uns, „euer altes Selbst abzulegen, das zu eurem früheren Leben gehört und durch betrügerische Begierden verderbt ist, und erneuert zu werden im Geist eures Gemüts und das neue Selbst anzuziehen, das nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Eph 4,22-24). Wenn wir durch den Glauben an das Evangelium Teil von Gottes Familie werden, wohnt der Geist in uns (1 Korinther 3,16-17; 6,19-20; 2 Korinther 6,16; Eph 2,22) und hilft uns, ein fruchtbares Leben zu führen
Michael S.Heiser- Was will Gott?
Paulus malt das Bild des Heidentums ungeschminkt: Die Heiden waren bei aller Weisheit doch blind für Gott und seine Sache, sie lebten in Ausschweifung und Unreinheit (so hat es der Apostel in den Städten des Orients und überall vor Augen). Demgegenüber soll es bei Christen ganz anders aussehen: In ihrem Leben wurde Jesus der Herr und bewirkt(e) die Umgestaltung in das Bild Gottes, und zwar durch die tägliche Hingabe der selbstsüchtigen Begierden und des ganzen Lebens.
Bruns – Die Bibel mit Erklärungen
Im Gegensatz (de) zum „alten Menschen“ (V. 17-19) haben die Gläubigen Christus nicht so kennengelernt. Ihr Verstand ist nicht länger verfinstert, ihr Leben nicht mehr entfremdet von Gott, ihre Herzen sind nicht mehr verstockt und unrein. Sie haben von Christus gehört und sind in ihm unterwiesen, wie es Wahrheit in Jesus ist, denn er ist die Wahrheit (Joh 14,6). Der Inhalt dieser Unterweisung war folgender: (1) Ein Gläubiger hat den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet, ab(ge)legt (vgl. Eph 4,17-19 ). Selbstsüchtige Begierden sind trügerisch; sie versprechen Freuden, die letztlich nicht erfüllt werden. (2) Er hat den neuen Menschen angezogen, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit (V. 24). Diese Wahrheit steht in schroffem Kontrast zu der Hinterlist, die ein Mensch, der im Leben nur seinen sündigen Begierden folgt, an den Tag legt (vgl. V. 14-15). Die Gläubigen aber sind erneuert in ihrem Geist und Sinn; ihr Denken ist nicht mehr nichtig, ihr Verstand nicht mehr verfinstert und unwissend (V. 18-19). Paulus spricht hier keine Gebote aus; die Satzkonstruktion an dieser Stelle (und in der Parallelstelle in Kol 3,9-10 ) hat keinen imperativischen Charakter. Es handelt sich vielmehr um Tatsachen, die die Gläubigen erfahren haben, wie auch in Röm 6,2 – 10 und 2Kor 5,17 deutlich wird. Der Gläubige ist ein neuer Mensch in Christus und lebt daher nicht mehr, wie die Heiden leben.
Walvoord Bibelkommentar
Das »ihr aber nicht so« von V. 20, der radikale Bruch zwischen »einst« und »jetzt« bringt ein »Ausziehen« und »Anziehen« mit sich: Da dieser Bruch durch Glaube und Taufe vollzogen wurde, sind die Briefempfänger ihrem früheren Leben bereits abgestorben (vgl. Röm 6,2), haben sie den »alten Menschen« schon »ausgezogen«. Nun geht es darum, sich »der Sünde gestorben zu halten« (Röm 6,11). Solch eine »Haltung des Glaubens« wird stets an bestimmten Punkten der Lebensführung sichtbar. Daher tritt neben den Indikativ der Imperativ: »daß ihr den alten Menschen nach der früheren Lebensart ablegt«. Erwachsene Menschen (vgl. 4,13f) sind in der Lage, sich selbst an- und auszuziehen. In Röm 13,12 spricht Paulus vom »Ablegen der Werke der Finsternis«, in Kol 3,8 werden solche Werke aufgezählt: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte. Möglich ist die entschlossene Abwendung von derartigem Tun, weil eine grundlegende Veränderung vorausgegangen ist: »denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen« (Kol 3,9). In dem bereits genannten Kapitel Röm 6 erwähnt Paulus ebenfalls den »alten Menschen«, der mit Christus gekreuzigt wurde. Das Ziel des »Mitgekreuzigtwerdens« war: »damit der Leib der Sünde vernichtet werde, so daß wir hinfort der Sünde nicht dienen« (Röm 6,6). Damit ist auch die Näherbestimmung des »alten Menschen« – »nach der früheren Lebensart« – bereits erklärt: es ist die in Eph 4,17–19 begründete und dargestellte Existenz ohne Gott (»atheistisch«: 2,12), das Leben »nach dem Fleisch«, in der Sünde. Aus dem Heil, das durch Jesus Christus geschaffen und eröffnet wird, ergibt sich ein Umgang mit dem »alten Menschen«, der auf den ersten Blick widersinnig erscheint: Indem der »alte Mensch« in den Tod Christi gegeben, gekreuzigt, ausgezogen wird, erweckt Gott den Glaubenden zum neuen, wirklichen Leben. Hält der Mensch dagegen am »Leib der Sünde« fest, versucht er, seinen »alten Menschen« zu erhalten, so wird er erkennen müssen, daß dieser »zugrunde gerichtet wird nach den betrügerischen Begierden«. Handelt es sich an unserer Stelle zunächst um das moralische »Zugrundegehen«, so ist doch deutlich, daß damit zugleich der Verfall des Menschen insgesamt im Blick ist. So redet Paulus in Röm 1,27 davon, daß die homosexuelle Praxis als Verkehrung der göttlichen Schöpfung dazu führt, daß die Betroffenen »den Lohn ihrer Verirrung, wie es ja sein mußte, an sich selbst empfangen«, daß »der Tod der Lohn der Sünde ist« (Röm 6,23). Bemerkenswert ist, daß Paulus auch in 2Kor 11,3 das »Zugrundegehen« mit »Betrug«/»Verführung« verbindet: Die Rede ist von der Verführung Evas durch die List der Schlange. In derselben Weise – so befürchtet der Apostel – könnten die Sinne der Korinther zugrundegerichtet werden, weg von der Einfalt und Lauterkeit gegenüber Christus. In Eph 4,22 führt das Nachgeben gegenüber den »betrügerischen Begierden« zum Verfall. Die Leidenschaften (vgl. Eph 2,3) täuschen vor, einen Weg zu vermehrter »Lebensqualität« zu erschließen; in Wahrheit führen sie – wie bereits anläßlich der Verführung durch die Schlange – in die Zerstörung. [23] Mit der Formulierung »und erneuert wurdet im Geist eures Sinnes« schließt Paulus an Röm 12,2 an, wo er von der »Veränderung durch die Erneuerung des Sinnes« spricht. Interessant ist, daß dabei zwei verschiedene Begriffe für »neu« gebraucht werden: »neos« und »kainos«. Möglicherweise tritt zum Gegensatz zwischen »altem« und »neuem« (kainos: Eph 4,23) Menschen das Element des Frischen, Jungen im Wort »erneuern« (griech.: ananeomai) hinzu. Der »Geist« ist der Heilige Geist, der Sinn, Herz und Verstand des Glaubenden zunehmend erfüllen (Eph 5,18; 1Thess 5,19) und damit erneuern soll. Seinem Wirken darf nicht gewehrt werden (1Thess 5,19); daher kann die Wendung im Sinne eines Imperativs zwischen die Aufforderungen zum »Ablegen« und »Anziehen« gestellt werden. [24] Der »neue Mensch« ist nach 2,15 das neue Gottesvolk aus Juden- und Heidenchristen, der eine Leib Christi. In unserem Kontext wird damit jedoch die »neue Schöpfung« (2Kor 5,17; Eph 2,10), die »Neuheit des Lebens« (Röm 6,4) charakterisiert. Diesen neuen Menschen, das neue Leben, gilt es »anzuziehen«. Das Begriffspaar »ausziehen« – »anziehen«, das sich an unserer Stelle auf den Kampf gegen das alte und die Verwirklichung des neuen Lebens bezieht, wird von Paulus auch im Blick auf den Übergang vom vergänglichen zum unvergänglichen Leib gebraucht: In 2Kor 5,1ff bringt er seine Sehnsucht nach dem Leben bei Gott in der Form zum Ausdruck, daß er sich keine »Entkleidung«, sondern eine »Überkleidung« seines Lebens wünscht. Dies bezieht sich nach 1Kor 15,51ff auf die Verwandlung der Glaubenden anläßlich der Wiederkunft Jesu Christi: Sie werden ihres irdischen Lebens nicht durch das Sterben entledigt, vielmehr zieht »das Sterbliche« unmittelbar das »Unsterbliche« an. Vom »Anziehen des Christus« spricht Paulus in Gal 3,27, bemerkenswerterweise im Zusammenhang mit der Taufe: »Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.« Damit wird erneut klar, wie dem Apostel an der Realität der von ihm dargelegten Vorgänge gelegen ist. Er spricht nicht von Ereignissen, die sich auf gedanklicher Ebene vollziehen, sondern von Wirklichkeiten, in die die Glaubenden hineingenommen sind. Daß im Begriff »Anziehen« ebenfalls (vgl. »ablegen«, »mitsterben«, »kreuzigen«) das in der Taufe verliehene neue Leben wie auch die Aufforderung zum neuen Wandel vereint sind, verdeutlicht die Formulierung in Röm 13,14: »Zieht an den Herrn Jesus Christus und sorgt für den Leib nicht so, daß ihr den Begierden verfallt.« Wenn der Ausdruck »den neuen Menschen anziehen« durch die Wendung »den Herrn Jesus Christus anziehen« zu erläutern ist, so wird damit auch der Charakter des »neuen Menschen« beschrieben: Er ist Gabe Gottes und nicht Ergebnis menschlicher Leistung. Indem wir Christus im Glauben empfangen, ziehen wir den neuen Menschen an; denn »Christus ist uns von Gott gemacht zur … Heiligung und zur Erlösung« (1Kor 1,30). Aller sichtbare Ausdruck solcher Heiligung, alles gute Werk wurde uns zuvor von Gott bereitet (Eph 2,10). Trotzdem ist der »neue Mensch« zugleich auch der jeweils individuelle, unverwechselbar geprägte; denn jeder Christ wird durch Gottes Gebot zum ganz persönlichen Gehorsam aufgefordert. Der »neue Mensch« ist »nach Gott geschaffen in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit«. Kol 3,10 erklärt: Der neue Mensch wird erneuert »zur Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn geschaffen hat«. Das Bild Gottes aber ist Christusb, das der Glaubende – anders als der Israelit im Alten Bund: 2Mo 33,20 – anzuschauen vermag, ja, in dessen Bild er sogar hineinverwandelt wird (2Kor 3,18; Röm 8,29). Der Glaubende wird somit von Christus »überformt«, geprägt von seiner Gesinnung (Phil 2,5), bestimmt von seinem Wesen. Solche Schöpfung drückt sich »in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit« aus. Damit sind die bestimmenden Kennzeichen des göttlichen Wirkens genannt. Die Formulierung belegt eindrücklich, wie bei Paulus das rechtfertigende (als Nichtanrechnung der Sünde im Endgericht) und das erneuernde (als Neuschaffung des Lebens durch den Heiligen Geist) Handeln Gottes miteinander verbunden sind. Unsere Stelle wird dabei erneut von Röm 5–6 her illustriert: Nachdem der Glaubende um Christi willen gerechtfertigt wurde (Röm 5,18), soll nun auch »die Gnade herrschen durch die Gerechtigkeit« (5,21). Dies geschieht dadurch, daß der Christ seine Glieder »an den Dienst der Gerechtigkeit hingibt, daß sie heilig werden« 6,19). Er ist »Knecht der Gerechtigkeit« geworden (6,18), der vom Gehorsam gegenüber der »Gerechtigkeit« bestimmt ist (6,16). Die »Gerechtigkeit« (im Gegensatz zur »Gesetzlosigkeit«) vermittelt nach 2Kor 6,14 »dem Christenleben die Prägung«. Daraus ergibt sich die Verbindung mit »Heiligkeit«: aus der gottgegebenen »Gerechtigkeit«, die sich im Leben markant erweisen soll, erwächst die persönliche »Frömmigkeit« als die dem Willen Gottes entsprechende Lebensweise (vgl. 4,1). Noch dreimal begegnet dabei »heilig« in der Verbindung mit »gerecht« im NT. Die in der Übersetzung als Adjektiv wiedergegebene Formulierung (»wahr«) bildet im Griechischen als Genitiv den Abschluß des ganzen Abschnitts: »in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit.« Zu beobachten ist dabei die formale Parallele zu V. 22, der wörtl. endet: »… nach den Begierden des Betrugs.« Damit stellt Paulus dem in die Irre führenden Charakter des zugrundegehenden alten Menschen die Wahrheit der göttlichen Neuschöpfung entgegen. An die Stelle der Nichtigkeit (4,17) tritt die Wirklichkeit und Beständigkeit dessen, was Gott tut. Sein Handeln ist Geschenk und Ziel zugleich: Weil der Glaubende den neuen Menschen angezogen hat, soll er den alten – stets aufs neue! – ablegen und sich mehr und mehr durch den erneuernden Heiligen Geist prägen lassen.
Wuppertaler Studienbibel
Was die Epheser von Christus gehört und gelernt haben, wird mit einem AcI erweitert, nämlich, dass der alte Mensch beseitigt ist, der sich durch Sünden ruinierte und nun eine dauernde Erneuerung im Geist stattfindet. Zudem nach dem Anlegen des neuen Menschen, der nach den Vorstellungen Gottes gestaltet ist, ein entsprechendes Leben führt.
nun erneuert werdet dem Geist eures Verstandes nach, Der Dativ τῷ πνεύματι τοῦ νοὸς ὑμῶν („dem Geist eures Verstandes nach“) zeigt den Bezug an bzw. worauf sich die Erneuerung bezieht.
und den neuen nach Gott erschaffenen Menschen angezogen habend, in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit. τῆς ἀληθείας („der Wahrheit“) ist ein Genitivus qualitatis, der die Haltung der Gerechtigkeit und Heiligkeit als wahrhaftig beschreibt, womit er die Prinzipien von den falschen und unwahren Grundsätzen, die vorher genannt wurden, abhebt
Peter Streitenberger – der Epheserbrief
Der Apostel führt jetzt im einzelnen aus, worin die »Wahrheit in dem Jesus« besteht, die sie gelernt hatten: »Daß ihr, was den früheren Lebenswandel betrifft, abgelegt habt den alten Menschen«, »und angezogen habt den neuen Menschen« (V. 24). Wie uns Römer 6 bestätigt, spricht der Apostel von dem, was bei der Bekehrung geschah. »Der alte Mensch« ist ein nur von Paulus verwendeter Ausdruck (Röm 6,6; Kol 3,9). Unser »alter Mensch« wurde auf Golgatha gekreuzigt (Röm 6,6); alles, was wir von Natur unserer Stellung in Adam gemäß waren, wurde am Kreuz verurteilt und gerichtet. Adam und seine gefallene Nachkommenschaft stehen nicht mehr zur Urteilsfindung vor Gericht; sie sind bereits als unheilbar verderbt verurteilt und daher im göttlichen Gericht auf Golgatha an ihr Ende gebracht worden. Bei der Bekehrung legten wir »den alten Menschen« ab; wir zerschnitten unsere Verbindung mit Adam und zogen »den neuen Menschen« an, knüpften eine Verbindung mit Christus. »Was den früheren Lebenswandel (anastrophè) betrifft… der nach den betrügerischen Lüsten verdorben wird«, woran wir erkennen können, daß der alte Mensch zu keinerlei Hoffnungen mehr Anlaß geben kann; sein Lebenswandel ist von fortschreitender Verderbtheit befallen, die daher rührt, daß er sich beständig durch Lüste selbst betrügt. 23 »Aber erneuert werdet in dem Geist eurer Gesinnung«; wenn der »alte Mensch« sich immer mehr selbst verdirbt, dann wird das Kind Gottes beständig erneuert im Geist seiner Gesinnung, so daß es in seinem ganzen Denken ein neuer Mensch wird im Gegensatz zu den Heiden, die »in Eitelkeit ihres Sinnes« wandeln (V. 17). Der Geist der Gesinnung steht im Gegensatz zu allem bloß Gefühlsmäßigen. 24 »Und angezogen habt den neuen Menschen«, wobei der Apostel wie in V. 22 den Infinitiv Aorist verwendet. Bei der Bekehrung wurde die Lebensverbindung mit Christus hergestellt; und aufgrund eines göttlichen Werkes in der Seele (2,4-6) charakterisiert alles, was im Leben Jesu ans Licht gebracht wurde und mitteilbar ist, den wiedergeborenen Menschen, »…der nach (katà, gemäß) Gott«, gemäß Seinem Willen, »geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit.« Zu »Heiligkeit« (hosiòtes) siehe Lukas 1,75. Adam, der Erkenntnis weder des Guten noch des Bösen besaß, wurde unschuldig geschaffen. Der neue nach Gott geschaffene Mensch wird durch »Wahrheit« charakterisiert, wobei diese Wahrheit – in ihrer Beziehung zu Gott wie zum Menschen – nicht nur als recht, sondern als heilig erkannt wird.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Um dauerhafte Veränderungen in unserer Lebensweise zu erlangen, muss deshalb zuerst eine wirkliche Veränderung in unserem Herzen stattfinden (siehe Eph 4,22-24). Das Wort Herz hat in der Bibel eine umfassendere Bedeutung als nur den Sitz der Gefühle. Dieser Begriff bezieht sich oft auf unser gesamtes inneres Leben, einschließlich der Gedanken und Einstellungen (Hebr 4,12). Wenn die Bibel also von einer Herzensänderung spricht, ruft sie zu Änderung unserer Gefühle, Wünsche, Auffassungen, Erwartungen, Gedanken und Einstellungen auf. Wenn wir Christus als unseren Herrn und Retter annehmen, findet eine übernatürliche Umwandlung unserer Herzen statt und anschließend wirkt Gott in uns, um den Veränderungsprozess fortzuführen. Gott hat verheißen: ….
Einer der wichtigsten Punkte, die ich herausstellen möchte, ist die Tatsache, dass Menschen sich verändern können. Die Persönlichkeit des Menschen ist flexibel. Ganz gleich, mit wie vielen schlechten Gewohnheiten Sie (oder Ihr Gegner) heute zu kämpfen haben, können diese durch Gottes Gnade durch bessere Eigenschaften ersetzt werden. Mit Gottes Hilfe können Sie sich verändern und sich in Zukunft eines wesentlich besseren Lebens erfreuen (siehe 1Kor 6,9-11; Kol 3,5-11). Bedeutsame Veränderung geschieht nicht, indem man einfach nichts Falsches tut. Wirkliche Veränderung ist positiv ausgerichtet – sie erfordert, dass geistliche Gewohnheiten an die Stelle unserer sündigen Verhaltensweisen treten (Eph 4,22-32).
Ken Sande – Sei ein Friedensstifter
Da haben wir wieder das Problem:
Aber das ist die Botschaft! Im Evangelium geht es um Gnade. Religion sagt Dir, was Du für Gott tun musst. Das Evangelium sagt Dir, was Gott für Dich getan hat. Religion sagt Dir, was Du für Gott leisten musst. Das Evangelium sagt Dir, was Gott für Dich geleistet hat – im … Christi. Dieser Botschaft müssen wir treu bleiben. Und wir müssen Jesus, dem Herrn, treu bleiben. Er hat uns berufen. Er war nicht überrascht, als Sie Christ geworden sind. Er hat Sie berufen und er hat Sie mit diesem Evangelium beauftragt.
Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, daß der Vater, der mich gesandt hat, ihn ziehe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage Elberfelder 1871 – Joh 6,44
„Keiner kann mit mir was anfangen, wenn ihm der Vater nicht gezeigt hat, wo es längsgeht. Alle Menschen, die er zu mir schickt, werde ich am letzten Tag dieser Erde lebendig machen. VolxBibel – Johannes 6,44
Denn niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich in die Welt gesandt hat, ihn nicht zu mir hinzieht. Solch einen Menschen werde ich am Ende der Zeit zum Leben erwecken. Roland Werner – Das Buch – Johannes 6:44
Ja, ich muß durch meine Handlungen – und wenn das nicht reicht, durch Worte, auf die Schönheit des himmlischen Vaters und seines Sohnes aufmerksam machen – aber was daraus wird, liegt ganz allein in der Hand des himmlischen Vaters!
Der Herr antwortete nicht auf die Frage der Juden. Außer den Worten „der Vater, der mich gesandt hat“, war der Gegenstand zu heilig, als daß er Ungläubigen hätte vorgelegt werden können. In der Aussage, daß jemand zu Ihm kommt und auferweckt wird, wiederholt Er die Worte von V.37.39. Aber Er fügt hinzu: „Es sei denn, daß der Vater […] ihn ziehe“, woraus geschlossen werden muß, daß die Juden vom Vater nicht gezogen worden waren. Mit anderen Worten, ein Mensch kann nicht kommen, es wirke denn eine Kraft von außen – das Ziehen des Vaters. Dieses Verb „ziehen“ ( helkyo) kommt im Johannesevangelium fünfmal vor, dreimal im handgreiflichen Sinn vom Ziehen des Schwertes oder des Netzes (18,10; 21,6.11) und zweimal im geistlichen Sinn: „[…] werde ich alle Menschen zu mir ziehen“ (12,32). Keine Gewalt wohnt dieser Handlung inne; anders verhält es sich mit dem Verb syro, das den Aufwand großer Kraft beinhaltet (in 21,6 steht ersteres, in 21,8 letzteres).
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Jesus war ein wunderbarer Unterweiser. Er belehrte seine Jünger darüber, wie sie die Lehrtätigkeit durchführen sollten. Vor allem benutzte man stets die Heilige Schrift. Auf diese Weise kann man andere über Jehova, den wahren Gott, unterrichten. Möchte jemand ewiges Leben erlangen, so muß er etwas über den Schöpfer des Lebens, den Vater, und seine Lehren erfahren. Seine Lehren sind in seinem Worte, der Bibel, dargelegt, die Jehova gerade für unsere Tage und zu unserer Ermahnung und Belehrung aufschreiben und bewahren ließ. Jesus sagte: „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich sandte, ihn zieht, und ich werde ihn am letzten Tage auferwecken. Es steht in den Propheten geschrieben: ‚Und sie werden alle von Jehova belehrt sein.‘ Jeder, der das, was der Vater lehrt, gehört und gelernt hat, kommt zu mir.“ (Johannes 6:44, 45, NW) Wir sehen also, wie notwendig es ist, vor allem das kennenzulernen oder anzuhören, was Jehova zu sagen hat. Und wenn wir jemals das hören wollen, was Jehova zu sagen hat, müssen wir zu seinem Worte greifen und es studieren. Wer die Lehren Gottes, Jehovas, kennenlernt, wird natürlich zu Christus Jesus geführt, und weil er etwas aus der Bibel lernt, wird er auf Christus Jesus als den einzigen Erlöser der Menschheit blicken, der imstande ist, durch das Verdienst seines Opfers Leben zu geben. Christus wird den Gläubigen „auferwecken am letzten Tage“. — Johannes 6:54.
Der Wachtturm – 15.Januar 1958
WIR BRAUCHEN GOTTES HILFE, UM SEIN WORT ZU VERSTEHEN Diese Behauptung ist deswegen wahr, weil Gott in jedem Menschen, der aufrichtig in seinem Wort forscht, etwas Gutes sieht. Deshalb öffnet er den Sinn solcher Menschen, damit sie sein Wort verstehen. Jesus sagte: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, der Vater, der mich gesandt hat, ziehe ihn“ (Johannes 6:44). Ohne die Hilfe des Geistes Gottes, seiner unsichtbaren wirksamen Kraft, die deinen Sinn beeinflussen und lenken kann, kannst du Gottes Vorsätze nicht verstehen.
Das Leben hat doch einen Sinn
Jesus machte keinen Versuch, ihrer Unwissenheit abzuhelfen. Er tadelte sie lediglich für ihr Murren und wies sie darauf hin, daß Gott ständig bemüht sei, sie zu sich zu „ziehen“, und ihnen viele Lehrer gegeben hatte, die ihnen von ihm erzählten. Es steht den Menschen deshalb nicht zu, über Gottes Tun zu richten. Ohne Gottes klärende Hilfe wird jede Beurteilung des Boten Gottes sich als falsch erweisen. Niemand kann zu Jesus kommen oder an ihn glauben ohne die Hilfe des Vaters. Die Menschen sind so festgefahren im Treibsand der Sünde und des Unglaubens, daß ihre Lage aussichtslos ist, es sei denn, Gott selbst zieht sie heraus (vgl. V. 65). Und er zieht nicht nur einige wenige heraus. Jesus sagte: „Ich (will) alle zu mir ziehen“ (12, 32). Das heißt nicht, daß alle gerettet werden, sondern daß Griechen (d. h. Heiden; Joh 12,20) ebenso gerettet werden werden wie Juden. Wer gerettet ist, wird auch auferstehen (vgl. Joh 6,39-40).
Walvoord Bibelkommentar
Vers 44 stellt die Hörer vor die beunruhigende Frage: Gehören sie wirklich zu Gott, wenn sie nicht im Glauben »zu« Jesus »kommen«? In »Jedem«, der zu ihm kommt, wirkt ja Gott – das sagte schon Vers 37. Aber nun wirft Vers 44 ein besonderes Problem auf. Was heißt denn »der Vater zieht ihn«? Das griechische Wort für »ziehen« bedeutet auch »schleppen«, »zerren«, »misshandeln«, »holen«. Besagt also Vers 44, dass Gott die Glaubenden ohne Rücksicht auf ihre eigene Entscheidung zu Jesus »zerrt«? Und besagt dann die Stelle zugleich, dass die Nichtglaubenden eben nicht von Gott »geschleppt« »gezerrt« werden, so dass sie nicht zu Jesus kommen können, auch wenn sie es wollten? Oder schafft Gott am Ende den Willen, so oder so zu handeln? Sowohl der Vergleich mit Jeremia 31,3 als auch der Zusammenhang von Johannes 6 ergeben eine Lösung dieser Fragen. In Jeremia 31,3 redet der Herr Israel an: »Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.« Dieses »Ziehen« schließt keinesfalls die willentliche, selbstverantwortliche Umkehr aus. Man kann in Kürze so formulieren: Gott allein ermöglicht die Bekehrung. Aber ob wir uns tatsächlich bekehren, ist in unsere eigene Entscheidung gestellt. In einer geheimnisvollen Weise durchdringen sich göttlicher und menschlicher Wille so, dass wir keinen von beiden ausschließen dürfen (vgl. Phil 2,12ff.). Auch in Johannes 6,44 will also das »Ziehen« des Vaters unsere Rettung ermöglichen, aber das »Kommen« zu Jesus bleibt dennoch unsere eigene Entscheidung. Zum selben Ergebnis nötigt uns der Zusammenhang von Johannes 6, denn in Vers 45 werden als Voraussetzungen des Kommens das Hören und das Lernen genannt – beides ohne Zweifel willentliche und eigene Entscheidungen. Formulieren wir noch einmal positiv: Gott will, dass wir zu Jesus kommen (vgl. 1Tim 2,4), ja er »schleppt« uns sogar zu ihm hin, aber zuletzt müssen wir ein eigenes Ja zum Glauben und zur Nachfolge finden. Diejenigen Ausleger haben also Recht, die das »Ziehen« des Vaters als ein »inneres, gnadenhaftes Ziehen« oder als ein »liebevolles Ansichziehen« bezeichnen. Augustin merkte zu unserer Stelle an: »Wirst du noch nicht gezogen? Bete, dass du gezogen wirst!« – Zum dritten Mal (vgl. V. 39.40) hören wir die Verheißung: »Ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage«, nämlich zum ewigen Leben.
Edition C
Jeder, der vom Vater hört und lernt, kommt zu mir. Jesus kann nichts tun, wenn ihm nicht das Werk des Vaters im Inneren des Menschen vorangeht. Faßt der Vater den Menschen inwendig, setzt er ihn in Bewegung, dann wendet sich sein Auge auf Jesus, und sein Verlangen streckt sich zu ihm, und dann nimmt ihn Jesus dankbar und freudig bei sich auf. Was der Prophet verhieß, daß jeder von Gott selbst für sich die Unterweisung empfangen werde, das bildet die feste Regel, die den Lebenslauf aller bestimmt. Zu jedem tritt Gott inwendig in ein besonderes, persönliches Verhältnis und macht sich zu seinem Lehrer, und er allein ist derjenige Lehrer, aus dessen Unterweisung wirklich Glaube wird. Wo er nicht lehrt, wird nichts verstanden, und ohne sein Ziehen entsteht keine Kraft. Der aber, mit dem der Vater geredet hat, so daß er hörte und lernte, der ist inwendig zum Jünger Jesu bereitet, tritt zu ihm hinzu und empfängt nun von ihm das ewige Leben. So vollzieht sich das Werk des Vaters und des Sohnes in der vollkommenen Eintracht ganzer Übereinstimmung. Für den Sohn bereitet der Vater die Menschen, und dieser schätzt und vollendet in ihnen des Vaters Werk. Wie Jesus seinen Verklägern in Jerusalem gesagt hat: Nicht mein Zeugnis, sondern einzig das Zeugnis des Vaters reicht zum Beweise hin, daß mein Wort Wahrheit sei, ebenso sagt er hier der Gemeinde von Kapernaum: Nicht mein Ziehen, Werben und Arbeiten, sondern einzig das Ziehen des Vaters stiftet Verbundenheit mit mir. Indem er dadurch deutlich macht, wie seine Liebe zum Menschen in seiner Liebe zum Vater ihren Grund hat, wird zugleich sichtbar, wie sein Heilands- und sein Richteramt von ihm mit einem einträchtigen Willen erfaßt werden. Er schwankt nicht zwischen Gnade und Gericht ohne Grund und Regel hin und her, sagt uns vielmehr, wann und weshalb er trotz seiner unerschöpflichen Liebe den Menschen als Richter widerstehen und sich ihnen entziehen muß. Lieb sind wir ihm darum, weil Gott sein Werk in uns tut; somit hört da seine Gemeinschaft mit uns auf, wo der Vater sich uns entzieht. Für seine Zuhörer lag darin ein eindringendes, sie aufrüttelndes Bußwort. Sie haben an ihrer Unwilligkeit, sich Jesus ernstlich und ganz zu ergeben, den Beweis ihrer Entfremdung von Gott vor Augen. Wenn sie noch erwachen können, muß sie dies zum ernsten Erschrecken bringen.
Schlatters Erläuterungen zum NT
Jeschua fährt fort zu erklären, dass sie sein Fleisch essen und sein Blut trinken müssen, wenn sie ewiges Leben haben wollen (Johannes 6:46-51). Er bezog sich in diesem Zusammenhang nicht auf die Kommunion. Tatsächlich ist das Jochanan-Evangelium das einzige, das keinen Bericht über die Zeremonie von Brot und Kelch gibt. Vielmehr bedeutete, wie Jeschua es in diesem Zusammenhang definierte, sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken, zu glauben, dass er der von Gott gesandte Messias ist. Das Abendmahl bringt kein ewiges Leben hervor. Jeschua erklärte, was ewiges Leben hervorbringt: Wer glaubt, hat ewiges Leben (Johannes 6:47). Diese Art von Leben wird nur in der Person des Messias gefunden, und sie müssen glauben, dass er diese messianische Person war.
Jeschua – Das Leben des Messias aus messiannisch-jüdischer Perspektive
Mit dem Modalwort δύναται („er kann“) wird das Unvermögen ausgedrückt, ohne Ziehen des Vaters zum Sohn zu kommen. Mit ἐὰν μὴ („wenn nicht“) leitet Johannes eine Ausnahmebedingung ein, unter der es doch möglich ist zu Jesus zu kommen, nämlich das Ziehen des Vaters zum Sohn. In anderen Worten kann ein Mensch zu Jesus kommen, wenn und weil der Vater ihn zieht, was offensichtlich für die murrenden Zuhörer nicht galt. Das im Konditionalsatz gebrauchte Prädikat ἑλκύσῃ („er ziehe“) kann semantisch auch in die Richtung „anziehen“ gehen. Vgl. Platon, Respublica 550b.5: „εἰς τὸ μέσον ἑλκόμενος ὑπ’ ἀμφοτέρων τούτων ἦλθε“. „er kommt in die Mitte, weil er von diesen beiden angezogen wurde“. Wie der Vater hingegen zieht, dass Menschen zum Sohn kommen, wird im nächsten Vers erklärt.
P.Streitenberger – Das Johannesevangelim
In Johannes 6:44 sagte Jesus jedoch auch: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, der Vater, der mich gesandt hat, zieht ihn“ (NASB). Diejenigen, die zu Christus kommen, tun dies als Ergebnis des gnädigen Wirkens Gottes in ihren Herzen; es ist Gott, der Vater, der sie zu Gott, dem Sohn, als ihrem Retter und Herrn zieht. Das lehrt uns, dass wir Gott die ganze Ehre und den ganzen Ruhm für den Impuls in unserem Herzen geben müssen, dem Ruf Christi zu folgen, wenn uns das Evangelium präsentiert wird. Andernfalls könnten wir uns sagen: „Nun, in gewisser Weise habe ich Gottes Gnade verdient, denn ich habe geantwortet, als er mich rief – anders als der reuelose Mann, der auf dem Platz neben mir saß und nicht nach vorne gehen wollte, als die Einladung ausgesprochen wurde.“ Nein, in der Frage unserer Erwählung ist kein Platz für persönliche Verdienste. Es ist alles eine Sache von Gottes „reinem Wohlgefallen“, und er erhält die ganze Ehre, wenn ein Sünder gerettet wird. Wer den Herrn Jesus ablehnt, muss die ganze Schuld dafür tragen, dass er verdammt und verloren bleibt, aber wer gerettet wird, muss Gott alle Ehre und Herrlichkeit für seine Errettung und sein neues Leben in Christus geben.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Gott von Ewigkeit her diejenigen auswählt, die gerettet werden sollen; und die einzige Grundlage seiner Wahl ist sein reines Wohlgefallen, so wie die einzige Grundlage für Freispruch und Rechtfertigung das Verdienst des Sühnetodes Christi ist. Dennoch erwählt Gott niemals diejenigen, die nicht an Christus glauben und auch nicht glauben werden; nur diejenigen, die es tun, bringt er zu Christus, um gerettet zu werden. Was aber einen Sünder dazu bringt, sein Herz für Gottes Wahrheit zu öffnen und zum Glauben bereit zu sein, wird in der Heiligen Schrift nicht wirklich dargelegt. Wir können nur sicher sein, dass Gott, „der nicht will, dass jemand umkommt, sondern dass alle zur Buße kommen“ (2 Petrus 3,9), die Entscheidung nicht für sie getroffen hat. Jeder Mensch trägt die volle Verantwortung für seine eigene Entscheidung; und als jemand, der nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde (und daher mit moralischer Verantwortung ausgestattet ist), und als jemand, der vom Heiligen Geist Gottes gewirkt wird (der allein einen wahren und rettenden Glauben hervorrufen kann), muss er für sich selbst zwischen Leben und Tod, zwischen Segen und Fluch entscheiden – „So wähle das Leben, damit du lebst!“ (Dtn 30,19).
Gleason L.Archer – neue Internationale Enzyklopädie der Bibelschwierigkeiten
Also was muss ICH tun? Ich muss einfach aufrichtig in der Bibel forschen – dass sieht Jehovah – und mit Hilfe mit dem heiligen Geist, kann ER mir helfen Gottes Wort wirklich verstehen!
Den Geist löschet nicht aus; (O. unterdrücket, dämpfet nicht) Weissagungen verachtet nicht; prüfet aber alles, das Gute haltet fest. Von aller Art des Bösen haltet euch fern. Elberfelder 1871 – 1. Thessalonicher 5,19–22
Den (heiligen) Geist laßt in euch nicht erlöschen (= unterdrückt oder dämpft nicht); prophetische Reden (vgl. Röm 12,6) verachtet nicht. Prüfet alles, behaltet das Gute; meidet das Böse in jeder Gestalt! Menge 2003 – 1.Thessalonich 5:19–22
Löscht das Feuer des Geistes nicht aus. Verachtet Prophezeiungen nicht. Prüft alles. Haltet am Guten fest. Meidet jede Art Schlechtigkeit. neue Welt Übersetzung – 2018 – 1Thessalonicher 5:19–22
Wie kann der heilige Geist in der Versammlung/Gemeinde wirken? Das scheint das Thema zu sein – aber da die meisten gern „Bibelmikado“ spielen, greifen sie den Vers heraus „prüft alles – das Gute behaltet!“. Also werden wir uns heute einmal nur darauf konzentrieren. Paulus sagt also: wenn der heilige Geist nicht behindert wird, müssen wir trotzdem das gesagte/gehörte überprüfen! Und was dann folgt (und meist weggelassen wird) – das Böse meidet!
Gewöhnlich gehen solche, die debattieren wollen, mehr darauf aus, Aufmerksamkeit zu gewinnen für ihre Ansichten und dafür Propaganda zu machen, als die Wahrheit darzulegen. Von Personen, die einer Debatte zuhören, wird nicht notwendigerweise der Wahrheit als Siegerin geklatscht. Volksmengen handeln nicht immer nach Vernunft. Sie lassen sich durch bombastische Redekunst und auffallende Beredsamkeit hinreißen, die mehr an die Gefühle als an die Vernunft appellieren. In einer Debatte wird ebensoviel Irrtum wie Wahrheit vorgebracht, und wenn an Gefühle und persönliche Vorurteile appelliert wird, mögen die endgültigen Schlußfolgerungen vieler Hörer oft dem Irrtum den Vorzug geben. In der gespannten Atmosphäre einer Debatte werden Vernunft und Logik häufig außer acht gelassen, ausgenommen von jemandem, der den Geist Jehovas besitzt. Ein gesetzlich oder juristisch geschulter Sinn kann Gefühl von Tatsachen unterscheiden und etwas richtig einschätzen, aber Zuhörerschaften sind im allgemeinen nicht so objektiv. Eine ruhigere Atmosphäre ist für unvoreingenommenes Denken erforderlich. Jede Seite denkt im allgemeinen, sie habe gewonnen, und oft finden solche, die neutral oder unentschieden waren, daß sie nach der Debatte noch verwirrter sind. Um festzustellen, ob eine Lehre schriftgemäß sei oder nicht, müssen wir zur Bibel greifen und ruhig all die Texte erwägen, die sich auf den fraglichen Punkt beziehen. Der ideale Ort, dies zu tun, ist in einer Privatwohnung, wenn die zwei oder paar Personen, die in Frage kommen, mit geöffneten Bibeln um den Tisch sitzen und leidenschaftslos die Beweise erwägen, um sich zu ‚vergewissern über alle Dinge und an dem festzuhalten, was recht ist‘. (1 Thessalonicher 5:21, NW) Wer über eine Lehre im Zweifel ist, der kann einen Pfarrer von der Religion, die sie vertritt, in sein Haus kommen lassen, um sie zu besprechen. Am nächsten Abend kann er einen Prediger von einer Gruppe kommen lassen, die sagt, sie sei falsch. Oder vielleicht mag er sogar den Wunsch haben, daß von jeder Gruppe ein Prediger am selben Abend komme, und er kann Fragen stellen und die Diskussion anhören. Auf diese Weise ist es wahrscheinlicher, daß der wahren wie auch der falschen Ansicht ruhige, sorgfältige Aufmerksamkeit geschenkt werde. Aufrichtige Personen, die die Wahrheit ehrlich suchen, werden den Vorteil erkennen, den diese Methode hat, während jene, die sich mehr für aufregende Streitgespräche interessieren und Propaganda für ihre Sache in der Öffentlichkeit machen wollen, die rednerische, gefühlsmäßige Debatte anpreisen.
Der Wachtturm 15.Oktober 1954
Über einige andere Personen, die aufrichtig ihre Religion ausübten, schrieb Paulus: „Ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer für Gott haben, aber nicht gemäß genauer Erkenntnis.“ Die Folge davon war, daß sie ‘sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterwarfen’ (Römer 10:2, 3). Aufrichtigkeit und Güte sind zwar wichtige Eigenschaften, aber sie allein bewirken nicht, daß der Glaube, den man ausübt, Gott wohlgefällig ist. Man kann trotz aller Aufrichtigkeit im Irrtum sein.
Was ist denn erforderlich? Jesus sagte: „Gott ist ein GEIST, und die ihn anbeten, müssen ihn mit Geist und Wahrheit anbeten“ (Johannes 4:24). Die Anbetung, die Gott wohlgefällig ist, darf sich nicht nur auf eine aufrichtige, ehrfürchtige Einstellung oder auf einen solchen „Geist“ beschränken. Sie muß auch in Übereinstimmung sein mit der „Wahrheit“, die Gott in seinem Wort geoffenbart hat. In Gottes Augen hat jeder Mensch die Pflicht, das, was er glaubt, im Lichte der biblischen Wahrheit zu prüfen. Und was sollte er tun, wenn eine solche Prüfung ergibt, daß seine Religion mit der Bibel nicht übereinstimmt? Nun, wie verhielten sich Abraham, Ruth, Petrus, Paulus und andere treue Diener Jehovas gegenüber der Religion, die sie früher gepflegt hatten? Denke an das Gebot Gottes, das wir in 1 Thessalonicher 5:21 finden: „Vergewissert euch aller Dinge; haltet an dem fest, was vortrefflich ist.“
Das bedeutet, daß man sich von dem, was verkehrt ist, abwenden muß. In Offenbarung 18:4 wird in bezug auf das Weltreich der falschen Religion, „Babylon die Große“, geboten: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt.“
„Was würden meine Angehörigen, meine Freunde und meine Nachbarn über mich denken, wenn ich meinen Glauben wechselte?“ mag jemand sagen. Wie denkst du darüber? Ist es vernünftig, Menschen zu gefallen zu suchen, anstatt Gott zu gehorchen? Die Bibel sagt: „Vor Menschen zu zittern ist das, was eine Schlinge legt, wer aber auf Jehova vertraut, wird beschützt werden“ (Sprüche 29:25).
Erwachet! 8.Februar 1974
Die Trübsal in Thessalonich war anscheinend so furchtbar geworden, dass einige Christen sich fragten, ob der Tag des Herrn schon begonnen hatte (2 Thess 2,2). Wie kamen die Thessalonicher auf diese falsche Idee? Paulus war nicht sicher, aber er schlug in 2 Thess 2,2 drei mögliche Ursachen vor: (1) Vielleicht durch einen [bösen] Geist (dia pneumatos). (2) Vielleicht durch eine Rede (dia logou), die eine verkehrte Auslegung der Schrift oder andere falsche Informationen beinhaltet. (3) Vielleicht durch einen betrügerischen Brief (dia epistoles), als ob Paulus oder ein anderer anerkannter Leiter ihn gesandt hätte. „Der Versucher“ (1 Thess 3,5) hat viele Methoden, Gottes Volk in Verwirrung zu bringen. Er verwendet beides, sowohl Verfolgung als auch Verfälschung, um Gemeinden und einzelne Christen anzugreifen. Deshalb schrieb Paulus in 1 Thess 5,21: „Prüfet aber alles, und das Gute behaltet.“ Eine Auswirkung der Ansicht, dass der Tag des Herrn schon angefangen habe, war, dass einige aufhörten zu arbeiten (2 Thess 3,6-12). Vielleicht dachten sie, dass Jesus bald wiederkommen muss, wenn der Tag des Herrn schon da war. Und wenn Jesus bald wiederkommt, warum sollte man weiter arbeiten? Für andere war die Situation verwirrend, weil sie verstanden hatten, dass sie am Tag des Herrn gerettet werden sollten und nicht leiden müssten (1 Thess 1,10).
ERF – Bibelkunde NT – II
Prüfen der Prophetie ist etwas anderes als Geisterunterscheiden. Während es beim Letzteren um falschen oder Heiligen Geist geht, handelt es sich hier um Prüfung der Botschaft von Christen, die den Geist Gottes haben. Wenn die Bibel von Prüfung der prophetischen Äußerungen redet, geht sie davon aus, dass die Prophetie im Rahmen der Gemeinde geschehen ist. Dort gehört sie ja grundsätzlich hin, wie könnte sie sonst die Gemeinde erbauen! In der Regel sind die Propheten auch Glieder der Gemeinde und als geistliche Persönlichkeiten bekannt. Prophetie im intimen Kreis muss schon durch die Teilnehmer selbst geprüft werden oder muss den Verantwortlichen der Gemeinde zur Prüfung vorgelegt werden. Bei einem unbekannten, gemeindefremden Propheten ist Prüfung besonders nötig. Die Gabe der Prophetie bedarf sowohl der Wertschätzung wie auch der Prüfung. Die Prüfung soll nicht nur zwischen echter und falscher Inspiration unterscheiden, sondern auch zwischen Gutem und menschlichem Beiwerk. Das lesen wir in 1Thess 5,19–20: „Den Geist löscht nicht aus. Prophetisches Reden verachtet nicht. Prüfet aber alles, das Gute haltet fest.“ Das Prüfen der Prophetie ist zunächst einmal ganz positiv gemeint. Die Weissagung soll geprüft werden, um aus ihr das Positive, das Wichtige, festzuhalten. Das Hauptanliegen der Prüfung ist ein Dienst der Förderung, eine Hilfe zur besseren Entfaltung der Geistesgabe.
Geistesgaben in Lehre und Praxis – Der Umgang mit den Charismen des heiligen Geistes
Mit diesen Feststellungen geraten wir allerdings in die Schußlinie von Thiedes Argumentation mit dem aus dem Zusammenhang herausgerissenen Teil des Verses 1 Thess 5,21: „Prüfet aber alles und das Gute behaltet“. Diese Argumentation gehört jedoch in den Bereich der Verführung und ist Mißbrauch von Gottes Wort. Der von Thiede weggelassene Anfang des Verses lautet: „Weissagung verachtet nicht.“ Dementsprechend ist es nicht erlaubt, die Fortsetzung auf alles Beliebige zu beziehen, um dadurch zum Ersten einen Freibrief auszustellen, sich damit nach Belieben zu befassen und zum Zweiten von vornherein vorauszusetzen, daß dabei etwas Gutes gefunden werden kann. Das Gute, das nach 1 Thess 5,21 behalten werden soll, ist allein die in geistlicher Prüfung als echt erkannte Weissagung. Auch wenn damit zu rechnen ist, daß nicht jede Weissagung ganz durch den Heiligen Geist gewirkt ist, sollen deshalb die Weissagungen nicht insgesamt verachtet werden, sondern sind geistlich zu prüfen. Carsten Peter Thiede benutzt jedoch den Versteil, um dadurch nicht nur gegen Vorurteile nichtchristlicher Literaturwissenschaftler zu argumentieren, sondern in eins damit auch Brüder und Schwestern ins Unrecht zu setzen, welche die Gefahren des Umgangs mit nichtchristlicher Literatur noch erkennen.
Linnemann – Wissenschaft oder Meinung? Anfragen und Alternativen
»Prüft« ist dokimazete. Imperativ Präsens von dokimazô, »versuchen, prüfen, testen, mit dem Ziel einer Urteilsbildung« (Vgl. 2,3; 3,5). Es bedeutet also »etwas auf den Prüfstand stellen zum Zweck einer Billigung«. Dies ist anscheinend ein eindeutiger Hinweis auf den vorhergehenden Vers. Der Gläubige darf nicht blauäugig und leichtgläubig sein. Zu jeder Zeit gab es Verführer und falsche Propheten. Während es wahr ist, daß bestimmte Glieder des Leibes Christi die besondere Gabe der Geisterunterscheidung haben (1.Kor 12,10), so haben doch alle, in denen der Heilige Geist wohnt, eine Salbung von dem Heiligen (1.Joh 2,20-27), die sie befähigt, bei jeder Belehrung zu erkennen, was echt ist und was falsch. Johannes fordert uns auf, die Geister zu prüfen, ob sie aus Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen. Sein Prüfstein ist die Person Christi: »Jeder Geist, der Jesus Christus im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott. Seine wahre Gottheit und sündlose Menschheit müssen anerkannt werden. Ein Standardtest für jede Lehre ist: »Zum Gesetz und zum Zeugnis! Wenn sie nicht nach diesem Wort sprechen, so gibt es für sie keine Morgenröte« (Jes 8,20). Da wir die vollständige Offenbarung Gottes besitzen, wörtlich inspiriert und autoritativ, müssen wir jede Lehre und Praxis ablehnen, die dem Wort Gottes widerspricht. Nach dem Prüfen muß das, was als gut und in Übereinstimmung mit dem geoffenbarten Wort erkannt wurde, hartnäckig festgehalten werden. »Das Gute« ( to kalon ) ist das Echte im Gegensatz zur Fälschung. »Die Spreu muß vom Weizen getrennt werden« (Findlay). 22 »Haltet euch fern« kommt von apechô, »jemand ab-, fern-, zurückhalten«. Wenn es im Medium gebraucht wird, wie hier, dann bedeutet es »sich selbst von etwas fernhalten«. Die Thessalonicher sollten sich so weit wie möglich fernhalten von jeglicher sichtbaren äußeren Form, in der sich das Böse zeigte. »Böse« ist ponêros, was sich auf »Böses« in aktivem Gegensatz zu allem, was gut ist, das, was verderbenbringend ist« bezieht. Es wird auf Satan (Mt 5,37) und auf Dämonen (Lk 7,21) angewandt. »Vers 22 formuliert und die negative Umkehrung von V. 21 und erweitert das Prinzip zum Einschluß aller Lebensbereiche. Jeder Anschein und jede sichtbare Form des Bösen, sollte vom Christen vermieden werden« (Ryrie, S. 82). Böses kann sich in vielen verschiedenen und oft heimtückischen Formen offenbaren. Eine der schlimmsten ist falsche Lehre, die auf attraktive Weise präsentiert wird. Der Gläubige sollte sein Zeugnis niemals kompromittieren, indem er auf eine religiöse Gemeinschaft hört oder sie gar mit seiner Gegenwart beehrt, die Lehren vertritt, die erwiesenermaßen der Person Christi abträglich oder dem geoffenbarten Wort entgegengesetzt sind.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Keineswegs aber bejaht er die prophetische Rede, wie auch andere Geistesäußerungen, bereits aufgrund ihrer übernatürlichen Vermittlung. Nicht die Form – und mag diese noch so beeindruckend sein – ist Ausweis der Wahrheit, sondern allein ihr Inhalt. Von ihm aber gilt: »Prüft alles!« Maßstab für die Prüfung ist die »Übereinstimmung (Analogie) mit dem Glauben« (Röm 12,2), d.h. das Bekenntnis »Herr ist Jesus!« (1. Kor 12,3). Entscheidendes Kriterium aller Rede im Bereich der Gemeinde ist, ob in ihr das »Wort vom Kreuz« (1. Kor 1,18; 2,2) im Mittelpunkt steht, ob daher auch zum Glauben an diesen Jesus Christus aufgerufen wird, ob sein Geist die Glaubenden erfüllt. Dort, wo die Übermacht der Geistesäußerungen den einzelnen oder die Gemeinde von diesem Evangelium fortreißt, besteht die Gefahr der Verführung zu einem anderen Jesus, Geist und Evangelium (2. Kor 11,4). Daher ist alles an diesem Wort zu prüfen und »das Gute«, das die Gemeinde im Evangelium von Jesus Christus bereits kennengelernt hat, festzuhalten.
Die Gemeinde darf das, was den Test nicht besteht und damit nicht zur Auferbauung dient, in ihrer Mitte nicht dulden. In jeder Gestalt ist das Böse zu meiden: »Haltet euch fern von allem Schein des Bösen!« Im Zusammenhang unseres Textes bezieht sich diese Aufforderung konkret auf den Umgang mit den Geistphänomenen. Damit hat Paulus den Rahmen für die sachgemäße Einordnung dieses Bereichs in die Gesamtheit des Christenlebens abgesteckt: Im Heiligen Geist ist der Glaubende mit Jesus Christus verbunden; daher kann er in jeder Lage Freude, Lob und Dank gegenüber seinem Gott zum Ausdruck bringen (vgl. Kol 3,16). Das Wirken und die Gaben dieses Geistes dürfen in keiner Weise unterdrückt werden. Angesichts der Möglichkeit der Verführung kann jedoch keine Geistesäußerung als solche bereits angenommen werden. Vielmehr ist zuvor alles zu prüfen. Allein dadurch ist gewährleistet, daß nicht ein anderer, sondern allein Jesus Christus Grund, Mitte und Ziel seiner Gemeinde bleibt. Denn nur er vermag sie zu retten. Abseits vom Glauben an ihn findet sich allein das Böse; dieses aber ist in jeder Art, eben auch in der pneumatischen, zu meiden.
Edition C
Wenn wir die Prüfungen von Jesus im Hinterkopf haben, dann werden wir verstehen, dass der Teufel gern Verse aus dem Zusammenhang reißt, um gläubige Christen von Jehovah wegzuziehen! Ein Vers hier, ein Vers da, aus dem Zusammenhang gerissen – „sollte Gott wirklich gesagt haben?“ Und dann brauchen „wir ja nur zu schauen“ – wie war es mit den anderen Aussagen dieses „Propheten“?? Hat der „Prophet“ schon öfter geirrt? Stimmen seine Angaben mit der gesamten Bibel überein? Hat sich die Gruppe um den Propheten schon öfter geiirt – dann gilt 5.Mose 28:22! dazu passt: kann der Prophet irren? und sollte Gott wirklich gesagt haben?
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