Öffne meine Augen, damit ich Wunder schaue in (Eig aus) deinem Gesetz! Elberfelder 1871 – Ps 119,18
Öffne meine Augen und ich werde schauen die Wundertaten aus deiner Weisung. Die Philippson-Bibel – Psalm 119:18
Mache meine Augen bar, daß ich erblicke Wunder aus deiner Weisung. Buber & Rosenzweig – Psalm 119,18
Was? Ich brauche nur Gott um den heiligen Geist bitten, und kann dann „ohne Erklärbär“ die Bibel verstehen? Ich soll einfach Gott um Hilfe bitten, wenn ich SEIN Wort lese – und ich brauche dann keine religiösen Führer, die viel Geld damit verdienen, ihre Zeitschriften, Bücher und Vorträge mir „zu verkaufen“? OH! Ich brauche also Glauben, um die Dinge in Gottes Wort zu erkennen – und diesen schenkt Gott allen, die IHN darum bitten…
Alle Tage, wenn man den Schlaf ans den Augen reibt, sollte man auch um ein Geisteslicht seufzen; denn es ist immer noch viel Blindheit an uns, daß wir nicht genug sehen, was wir sehen sollten und könnten. Vieles sehen wir gar nicht, anderes nur halb, wieder anderes verworren, und nur weniges mit einer genügenden Klarheit. „Die Wunder an Deinem Gesetz,“ sagt David, d.h. an Deiner Offenbarung, an dem, was Du uns kund getan hast. Eine völlige Einsicht wird uns freilich immer gebrechen, weil all unser Wissen nur Stückwerk bleibt. Aber vieles könnten wir besser wissen, wenn wir mehr Verlangen danach hätten. So sehen die meisten nur das Oberflächlichste, und bleiben viel zu ungeschickt, um in die Tiefen hineinzublicken, nur auch, so weit diese ihnen offen stünden. Auch das Gesetz, im eigentlichen Sinne genommen, hat seine Tiefen, die verborgen bleiben, weswegen ein feines Gewissen gar selten angetroffen wird. Mangel an Einsicht in Gesetz und Evangelium ist auch Ursache, daß vieler Gang so unsicher ist, ihr Wesen nur ein halbes Wesen, ihre ganze Art, nicht wie sie seyn sollte. Da dürfte man doch wohl fleißiger mit David beten: „Öffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an Deinem Gesetz.“ Denn wenn es uns nur auch in den Sinn kommt, um Erleuchtung der Augen wirklich zu beten, so meine ich, dürften wir schon eine Wirkung des erleuchtenden Geistes bei uns verspüren. Dagegen bei vielen hats den Anschein, als meinten sie alles zu wissen, alles zu durchschauen; und diese bleiben in einer erlahmenden ungemütlichen Gleichförmigkeit stehen, bei welcher auch das Licht, das sie haben, nicht als Licht wirken kann. Sie haben ja kein Verlangen, weiter zu vernehmen, tiefer zu schauen, wollen mit dem, was sie einmal haben, in allem durchkommen und alles fertig bringen, sind auch wohl selbstgefällig darin, als ob sie sehend und andere Leute blind wären; und bei all dem wird ihr Wesen langweilig und unerbaulich, andern mehr lästig, als förderlich, weil diese nicht viel an ihnen haben können. Widrig können sie sogar werden, wenn sie immer nur das Wort führen wollen, und nur gleich widersprechen, wenn’s ein wenig anders klingt, als sie’s gewohnt sind. Wohl mögen sie oft viel Worterkenntnis besitzen; aber was hilft dieses ohne helle Augen, wenn sie des Wortes Kraft nicht sehen? Da kann einer mit wenigerem Wissen oft hellere Augen haben, als ein Anderer, der, ob er auch die ganze Bibel, wie man sagt, kennt, doch noch blind ist. Zu der Bitte freilich: „HErr, öffne mir die Augen,“ gehört Demuth, und Gefühl eigener Schwachheit, Untüchtigkeit und Unwissenheit; und solches kommt vielen leicht abhanden, wenn sie einmal in ihrem Christentum sich fühlen gelernt haben. Wie weit war doch David? und doch bittet er: „HErr, öffne mir die Augen.“ Wird er umsonst gebetet haben? Ach, wären wir nur nach Verhältnis sehend, wie er’s um seines demütigen Bittens willen geworden ist.
Christoph Blumhardt – Andachten zu biblischen Büchern
Öffne meine Augen. Gib mir Einblicke, die meine Fähigkeiten übersteigen. wundersame Dinge. Wahrscheinlich die wundersamen Werke, die dort aufgezeichnet sind und was sie von Gott selbst offenbaren (vgl. V. 27; Ex 3,20; Jos 3,5; Ps 78,32; 145,5).
Die ESV Studienbibel
Öffne du meine Augen. Beseitige die geistliche Blindheit, die mich daran hindert, Gottes Herrlichkeit und Schönheit im Wort zu sehen (5. Mose 29,4; 1. Korinther 2,14; 2. Korinther 3,14-18; 4,4-6). wundersame Dinge. Außergewöhnliche, oft wundersame Dinge, die über menschliche Fähigkeiten hinausgehen (V. 27).
Die Reformation Heritage KJV Studienbibel
wunderbare Dinge Das hebräische Wort niphla’oth, das hier verwendet wird, wird normalerweise mit Jahwes mächtigen Taten für Israel während des Exodus in Verbindung gebracht (siehe Exodus 7,3). Mit dem Anblick dieser Wunder deutet der Psalmist an, dass Gottes Volk einen höheren Status erlangt hat, weil er ihm seine Anweisungen gegeben hat.
Faithlife Studienbibel
WUNDERSAME DINGE. Es gibt wunderbare Schätze der Wahrheit, die in Gottes Wort verborgen sind. Gläubige müssen darum beten, dass der Heilige Geist ihnen die Augen öffnet, damit sie sie sehen und sich inspirieren lassen können.
Life Connections Studienbibel
Wir sind nicht nur Diener, sondern auch Schüler (V. 18), und unser grundlegendes Handbuch ist das Wort Gottes. Doch wenn Gott uns nicht die Augen öffnet, werden wir die wunderbaren Dinge, die in diesem Wort verborgen sind, nie sehen (Eph 1,17-18). Gottes Wort ist wunderbar (V. 129), seine Werke sind wunderbar (107:8, 15, 21, 24, 31), und seine Liebe ist wunderbar (31:21, NIV), und wir müssen über das Wunder seiner Person, seiner Wahrheit und seiner mächtigen Werke nachdenken. Die Augen haben einen Appetit (Vv. 82, 123; 1 Johannes 2:16), und wir müssen darauf achten, worauf wir sie richten (V. 37). Augen, die sich an den Eitelkeiten dieser Welt weiden, werden niemals die Wunder in Gottes Wort sehen.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Da haben wir auch den Grund, warum Menschen, die nur die Zeitschriften lesen, oder nur Vorträge sich anhören, keine wirklichen Fortschritte erkennen lassen, erkennen lassen können!
Und Mose gebot ihnen und sprach: Am Ende von sieben Jahren, zur Zeit (Eig zur bestimmten Zeit) des Erlaßjahres, am Feste der Laubhütten, wenn ganz Israel kommt, um vor Jehova, deinem Gott, zu erscheinen an dem Orte, den er erwählen wird, sollst du dieses Gesetz vor dem ganzen Israel lesen, vor ihren Ohren. Versammle das Volk, die Männer und die Weiber und die Kindlein, und deinen Fremdling, der in deinen Toren ist; auf daß sie hören, und auf daß sie lernen, und Jehova, euren Gott, fürchten und darauf achten, alle Worte dieses Gesetzes zu tun. Und ihre Kinder, die es nicht wissen, sollen es hören, damit sie Jehova, euren Gott, fürchten lernen alle Tage, die ihr in dem Lande lebet, wohin ihr über den Jordan ziehet, um es in Besitz zu nehmen. Elberfelder 1871 – Deuteronomium 31,10–13
Mosche gebot ihnen, sprechend: Am Ende von sieben Jahren zur Gezeit des Ablockerungsjahrs, am Fest der Hütten, wann alles Jissrael kommt, sich vor SEINEM deines Gottes Antlitz sehen zu lassen, an dem Ort, den er wählen wird, sollst du diese Weisung ausrufen allem Jissrael gegenüber, in ihre Ohren. Versammelt das Volk, die Männer, die Weiber, die Kleinen und die Gastschaft, die in deinen Toren ist, damit sie hören, damit sie lernen – und fürchten IHN euren Gott, wahren zu tun alle Worte dieser Weisung, gar ihre Kinder, die nicht wissen, sollen hören, sollen lernen, um IHN euren Gott zu fürchten alle Tage, die ihr lebt auf dem Boden, dahin ihr den Jordan überschreitet, ihn zu ererben. Buber & Rosenzweig – Das Buch REDEN 31,10–13
Und Mose gebot ihnen und sprach: Am Ende von sieben Jahren zur bestimmten Zeit des Erlaßjahres, am Feste der Laubhütten, 5Mo 14,28; 15,1f; 16,13; 3Mo 23,33f. Da ganz Israel kommt, zu sehen das Angesicht Jehovahs, deines Gottes, an dem Orte, den Er erwählen wird, sollst du vorlesen dieses Gesetz in Gegenwart von ganz Israel vor ihren Ohren. Neh 8. Versammle das Volk, die Männer und die Weiber und die Kindlein und deinen Fremdling, der in deinen Toren ist, auf daß sie hören und auf daß sie lernen, und Jehovah, euren Gott fürchten, und halten und tun alle Worte dieses Gesetzes; Und ihre Söhne, die davon nichts wußten, sollen hören und lernen fürchten Jehovah, euren Gott, alle Tage, die ihr lebt auf dem Boden, dahin ihr über den Jordan übergeht, ihn einzunehmen. 5Mo 4,10; 6,7. Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 5.Mose 31:10–13
Das Gesetz und seine öffentliche Verlesung wurden den Priestern anvertraut; eine Aufgabe der Priester bestand darin, die Menschen das Gesetz zu lehren. Die Priester sollten das Gesetz beim Laubhüttenfest im Jahr des Schuldenerlasses, das alle sieben Jahre kam, öffentlich verlesen (September/Oktober; vgl. den Kommentar zu 5Mo 16,13-15 ). Nur die Männer waren zur Pilgerreise zu den drei Hauptfesten am zentralen Heiligtum verpflichtet (vgl. 5Mo 16,16 ), obwohl Familienmitglieder oft mitkamen. Aber auch die Frauen und Kinder sollten an dieser besonderen Zeremonie alle sieben Jahre teilnehmen. Diese Erfahrung war aus zwei Gründen wichtig. Erstens war es für einen einzelnen ungewöhnlich, eine eigene Kopie der Schriften zu besitzen. Ein Mensch erlangte durch die Lehre seiner Eltern und der Priester und durch die öffentliche Verlesung zu Zeiten wie dieser Wissen aus den Schriften. Daher war die öffentliche Verlesung des Gesetzes von großer Bedeutung. Zweitens erweckte die Erfahrung der Pilgerreise zum zentralen Heiligtum – was bedeutete, daß sie Gott ihre zurückgelassenen Häuser und ihre Reise anvertrauen mußten – wieder etwas von ihrem ursprünglichen Auszug aus Ägypten zum Leben. Es war eine ideale Zeit, das Wort in einem Geist des Vertrauens aufzunehmen, so daß sie lernen konnten, den HERRN zu fürchten (vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,10 ) und dem ganzen Gesetz sorgsam zu folgen . Die Gebote zu halten ist eine Ermahnung, die häufig in den vorhergehenden Kapiteln dieses Buches vorkommt ( 5Mo 16,12; 17,19; 19,9; 24,8; 28,1.13.15.58; 29,8; 31,12 ). Diese Wiederholung zeigt Moses Sorge um strikten Gehorsam. Kinder würden ebenso wie sie Nutzen daraus ziehen, weil sie durch das Hören lernten, den Herrn zu fürchten.
Walvoord Bibelkommentar
Nachdem Mose die Lehre (siehe 1,5), die er bisher mündlich weitergegeben hat, fertiggestellt hat, schreibt er sie auf und sorgt für ihre regelmäßige öffentliche Verlesung, damit das Volk regelmäßig an ihren Inhalt erinnert wird und zukünftige Generationen sie lernen können. Dies waren Schritte von weitreichender Bedeutung. Die Niederschrift der Lehre war Teil des Prozesses, der schließlich zur Entstehung der Heiligen Schrift – der Bibel – führte, die das Herzstück des Judentums ist. Die öffentliche Lesung der Lehre ist Teil des „demokratischen“ Charakters der biblischen Religion, die sich mit ihren Lehren und Forderungen an alle ihre Anhänger wendet, ohne zwischen Priestern und Laien zu unterscheiden, und die eine allgemeine Erziehung der Bürger in Recht und Religion fordert. Diese Phänomene werden im Exkurs 28 behandelt.
Mose schrieb diese Lehre Die Gesetze und andere Teile des Deuteronomiums auf. Siehe Kommentare zu 1:5; 17:18; und 27:3. gab sie den Priestern … und allen Ältesten Die religiösen und zivilen Führer des Volkes, die dafür verantwortlich sein sollten, die Angelegenheiten des Volkes nach der Lehre zu lenken und sie alle sieben Jahre öffentlich vorzulesen. Die Priester sollten den Text in der Lade aufbewahren, die ihnen anvertraut war (siehe V. 25-26 und 10:8). die Priester, Söhne Levis, die die Lade trugen Siehe Kommentare zu 10:8 und 18:1.
am Fest der Laubhütten Siehe 16:13-15. Dieses Fest war der günstigste Anlass für die Lesung, weil es die meisten Pilger anzog und mit sieben Tagen das längste der Feste war. Da es stattfand, nachdem die Ernte verarbeitet und eingelagert worden war, konnten sich die Menschen sicher fühlen, was ihre Lebensmittelversorgung für das kommende Jahr anging, und die Lehren der Lesung unbesorgt aufnehmen. vor dem HERRN zu erscheinen Siehe Kommentar zu 16:16.
an dem Ort, den er auswählen wird, wo das Laubhüttenfest gefeiert wurde (16:16) und wo laut 1. Könige 8:1-9 die Bundeslade aufbewahrt wurde. Zu lernen, den Herrn zu verehren – das Ziel der Lesung (V. 12-13) – ist eines der regelmäßigen Ziele der Besuche an dem ausgewählten Ort (14:23).
ihr sollt lesen Da Mose sich an die Priester und Ältesten wendet (V. 9), meint er vermutlich, dass sie es sind, die es lesen oder lesen lassen müssen. Die Einzahlform von „lesen“ (tikraʾ) veranlasste frühe Ausleger zu der Annahme, dass eine einzelne Person gemeint war, entweder Josua und später der König, oder der Hohepriester. Mose spricht jedoch oft das ganze Volk in der Einzahl an, sodass die Grammatik nicht unbedingt auf eine einzelne Person schließen lässt.
diese Lehre Siehe Kommentar zu Vers 9. Das gesamte Deuteronomium kann in drei bis vier Stunden laut vorgelesen werden. Den talmudischen Quellen zufolge bestand die Lesung, die als „Lesung des Königs“ (parashat ha-melekh) bezeichnet wird, aus einigen wenigen Auszügen aus dem Buch, aber es gibt keinen Grund, die Bedeutung so einzuschränken.
Sammle hebräisch hakhel (ausgesprochen hak-hel), wovon der traditionelle Name dieses Gebots, mitsvat hakhel, abgeleitet ist. Dasselbe Verb wird in 4,10 verwendet, als Gott Mose befiehlt, das Volk am Horeb zu versammeln, um den Dekalog zu hören, und zwar zu demselben Zweck, der hier genannt wird: „damit sie lernen, mich zu verehren, solange sie auf der Erde leben, und damit sie ihre Kinder so lehren.“ Siehe auch Kommentar zu Vers 28, unten.
Männer, Frauen, Kinder und Fremde Obwohl normalerweise nur erwachsene männliche Israeliten verpflichtet sind, zum Fest zu erscheinen, müssen bei dieser Gelegenheit auch Frauen, Kinder und Fremde teilnehmen, damit alle ihre Pflichten und Rechte vorgelesen bekommen und in Ehrfurcht vor Gott versetzt werden. Vergleiche 29:9-10. Der Vers macht keinen Unterschied zwischen der Notwendigkeit für Männer und Frauen, die Lehre zu lernen. Einige Autoritäten im Talmud behaupten, dass es keine Verpflichtung gibt, Frauen die Tora zu lehren; Rabbi Elazar ben Azariah sagt, dass Männer kommen, um zu lernen, Frauen aber nur, um zu hören. Aber solche Meinungen sind Produkte der griechisch-römischen Sichtweise von Frauen als intellektuell schwach, die in der hellenistischen Periode in jüdischen Quellen auftauchte. Im Gegensatz dazu vertrat der talmudische Weise Simeon ben Azzai die Ansicht, dass ein Mann verpflichtet ist, seine Tochter in der Tora zu unterrichten.
Fremde Siehe Kommentar zu 29:10. damit sie hören und so lernen, den HERRN zu verehren … und zu beachten Der Bericht der Lehre über Gottes mächtige Taten für Israel und die Darstellung seiner Gebote wird das Volk dazu inspirieren, ihn zu verehren und die Gebote zu befolgen. Siehe 4:32-40; 6:2-3; 11:2-9; und die einleitenden Kommentare zu 1:6-3:29.
Auch ihre Kinder, die diese Erfahrung nicht gemacht haben Das heißt, vor allem ihre Kinder,17 die die Erfahrungen der heutigen Generation nicht gemacht haben, müssen von diesen Erfahrungen und den Lektionen, die sie gelehrt haben, hören. Siehe einleitender Kommentar zu 11:1-9. Dass die Wirkung der Lesung auf die Kinder hervorgehoben wird, spiegelt das wiederholte Anliegen des Deuteronomiums wider, ihren Charakter zu formen, und Moses‘ gegenwärtiges Anliegen, sich auf die Zukunft vorzubereiten. Die beeindruckende öffentliche Lesung alle sieben Jahre durchzuführen, würde bedeuten, dass keine Generation bis zum Erwachsenenalter warten müsste, um diese Erfahrung zu machen; jedes Kind würde sie bald nach Erreichen des erziehungsfähigen Alters machen.
Der JPS Tora-Kommentar – Deuternomium
Weil Gottes Gebot vom Volk gelernt werden soll (wie dieses Buch in immer neuen Wendungen zum Ausdruck gebracht hat), ist es schriftlich niederzulegen. Für uns erstaunlich ist, daß die Verlesung nur alle sieben Jahre erfolgen soll (zum Erlaßjahr = Sabbatjahr vgl. 15,1ff). Aber wie andere Stellen erweisen, wird das schriftgewordene Wort Gottes auch bei unzähligen anderen Gelegenheiten zur Sprache gebracht. Wahrscheinlich geht es hier nur darum, daß bei allen anderen Festen Israel nicht als Gesamtheit aus allen seinen Wohnsitzen zu dem einen von Gott erwählten Ort Zusammenkommen kann (auch nicht beim Passa-Fest, vgl. 16,1ff). Doch das Jahr der großen Freilassung mit seinem Hinweis auf die Freilassung aus der ägyptischen Gefangenschaft soll dem Volk als ganzem noch einmal seine Verpflichtung kundmachen; darum auch der betonte Hinweis auf Frauen, Kinder und Fremdlinge. Dann hat jedermann zu erscheinen. Die levitischen Priester fungieren hier, wie auch an anderen Stellen, nicht als kultische Beamte, die sich um das Opferwesen kümmern, sondern als Gehilfen bei Verlesung der Bundesverpflichtung.
Wuppertaler Studienbibel
„Lehrer des Gehorsams“ „Und das ist die Liebe: dass wir in Gehorsam gegen seine Gebote wandeln. Wie ihr von Anfang an gehört habt, lautet sein Gebot, dass ihr in der Liebe wandelt.“ 2. Johannes, 6 (NIV)
Einer der Bereiche der christlichen Pflicht und Tätigkeit ist das Lehren des Wortes Gottes in der Gemeinde. In der letzten Generation und darüber hinaus wurde die Lehre über das Wie und Warum dieser Tätigkeit vernachlässigt, ja sogar ignoriert und pervertiert. Zumindest ein Teil davon ist auf den fehlgeleiteten Wunsch nach einer größeren Gemeinschaft zurückzuführen, ja sogar darauf, dass man sich auf unsolide Lehren und Praktiken eingelassen hat. Zum Teil ist es eine eklatante Missachtung von Gottes einfachen und leicht verständlichen Anweisungen.
Schon vor der christlichen Ära war es Gottes Plan, dass bei der Verlesung des mosaischen Gesetzes sein ganzes Volk gemeinsam unterrichtet werden sollte: Männer, Frauen und Kinder. Sogar die Fremden, die unter ihnen lebten, sollten einbezogen werden. In Dtn 31,10-13 wies Mose die Kinder Israels an, als sie gerade in das Gelobte Land einziehen wollten: „Und Mose gebot ihnen und sprach: Am Ende aller sieben Jahre, am Fest des Jahres der Freilassung, am Laubhüttenfest, wenn ganz Israel kommt, um vor dem Herrn, deinem Gott, zu erscheinen an dem Ort, den er erwählen wird, sollst du dieses Gesetz vor ganz Israel vorlesen, damit sie es hören. Versammle das Volk, Männer, Frauen und Kinder, und die Fremden, die in deinen Toren sind, damit sie hören und lernen, den Herrn, deinen Gott, zu fürchten und alle Worte dieses Gesetzes zu halten: Und dass ihre Kinder, die noch nichts wissen, es hören und lernen, den Herrn, euren Gott, zu fürchten, solange ihr in dem Land wohnt, in das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen.“
Und das taten sie auch, wie in Josua berichtet wird. 8:35: „Es gab kein Wort von allem, was Mose geboten hatte, das Josua nicht vor der ganzen Gemeinde Israels las, mit den Frauen, den Kleinen und den Fremden, die unter ihnen waren.“
In seinem Kommentar zu Jos. 8:35 schrieb Adam Clarke: „Es war notwendig, dass alle wissen, dass sie in gleicher Weise zum Gehorsam verpflichtet sind; sogar die Frauen werden vorgeführt, nicht nur wegen ihrer persönlichen Verantwortung, sondern weil ihnen hauptsächlich die Erziehung der Kinder anvertraut wurde. Auch die Kinder sind Zeugen dieses feierlichen Vorgangs, damit die heilsame Furcht, Gott zu beleidigen, schon früh, gewissenhaft und tief in ihre Herzen eingeprägt wird. Auf diese Weise wird jede Vorsichtsmaßnahme getroffen, um den Gehorsam gegenüber den göttlichen Geboten zu gewährleisten und somit das Glück des Volkes zu fördern; denn dies ist bei jeder Anordnung Gottes bemerkenswert, da er stets dafür sorgt, dass das Interesse und die Pflicht seiner Anhänger Hand in Hand gehen.“
Außerdem hatten die Eltern den göttlichen Auftrag, ihre Kinder im Alltag zu Hause fleißig das Wort Gottes zu lehren. In 5. Mose 6,6-7 heißt es dazu: „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein: Und du sollst sie deine Kinder fleißig lehren und von ihnen reden, wenn du in deinem Haus sitzt, wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.“
Die frühe Kirche, die Kirche des Neuen Testaments, benutzte nicht das Klassensystem des Unterrichts, das allgemein als Sonntagsschule bekannt ist. Die frühe Kirche hätte es verwenden können, tat es aber nicht. Alle Elemente, die für das Klassensystem nötig waren, waren vorhanden, aber Gott hielt es nicht für angebracht, ihre Verwendung zu genehmigen. In seiner Ansprache an die Ältesten der Gemeinde in Ephesus in Apostelgeschichte 20,20 erklärte der Apostel Paulus: „Ich habe euch nichts vorenthalten, was euch nützt, sondern habe es euch gezeigt und euch öffentlich und von Haus zu Haus gelehrt.“
Er lehrte in ihren Synagogen und auf ihren Straßen, wo immer er eine Zuhörerschaft finden konnte; er lehrte sie in ihren Häusern. Er lehrte sie alles über Gottes Willen und hielt nichts zurück. Es gibt jedoch keine Aufzeichnungen darüber, dass er jemals ein System verwendet oder gelehrt hat, bei dem er seine Zuhörerinnen und Zuhörer in Gruppen nach Alter oder Geschlecht aufteilte, um in einer Versammlung oder einem Lehrdienst der Kirche zu lehren.
In seinem zweiten Brief an Timotheus schrieb er: „Alle Schrift ist durch Gottes Eingebung gegeben und nützlich zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Unterweisung in der Rechtschaffenheit: damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allen guten Werken geschickt“ (2. Tim. 3,16-17). Er sagte, er sei komplett eingerichtet. Vollständig eingerichtet. Es fehlt nichts. Alles, was wir für die Lehre brauchen – für das, was wir glauben sollen – ist da. Alles, was wir brauchen, um auf unsere Fehler und Versäumnisse hinzuweisen, ist da. Alles, was uns zeigt, wie wir unser Leben korrigieren und ausrichten können, ist da. Die Heilige Schrift stattet uns vollständig mit den Mitteln und der Ausrüstung aus, um gute Werke für Gott zu tun. Aber sie stattet uns nicht mit der Sonntagsschule oder einem ähnlichen System aus. Die Sonntagsschule wurde erst viel später von Menschen erfunden und ist nicht nützlich, weil sie dem Willen und dem Wort Gottes zuwiderläuft. Sie wurde den Gemeinden Christi von Menschen aufgezwungen, die die Führung des Heiligen Geistes ablehnten.
Der Heilige Geist leitete den Apostel Paulus, als er in 1. Korinther 14 an die Gemeinde in Korinth schrieb, und gab ihm konkrete und klare Regeln für die Lehrtätigkeit in der Gemeinde. Lies dieses Kapitel sorgfältig durch und beachte dann die folgenden Anweisungen, die dort gegeben werden:
Basic Christianity Journal Archiv 2 – 2006-2007
Die Furcht, die uns befreit Paraschat Wajelech, Deuteronomium 31
Die jüdische Souveränität im Land Israel ist in unserer Zeit wiederhergestellt worden, aber viele Gebote der Tora müssen auf die Wiederherstellung des Tempels und der Priesterschaft warten, bevor sie erfüllt werden können. Ein solches Gebot ist das Gesetz des Hak’hel, die Versammlung, um die Tora einmal alle sieben Jahre öffentlich zu lesen. In den Tagen, als der Tempel stand, sollte diese Versammlung während des Jahres der Befreiung stattfinden. Ganz Israel, Männer, Frauen und Kinder, sowie die Ausländer, die im Land lebten, sollten sich am Fest Sukkot versammeln, um die Tora zu hören. Jede nachfolgende Generation, so sagte Mose, würde „hören und lernen, den Herrn, euren Gott, zu fürchten, solange ihr in dem Land lebt, das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen“ (Dtn 31:13, NKJV).
Nach der Mischna (Sotah 7:8) las der König von einem Holzpodest aus, das im Hof des Tempels aufgestellt war. Er las nicht die gesamte Tora, sondern lange Passagen aus dem Buch Deuteronomium und schloss mit den Segnungen und Flüchen von Kapitel 27.
Da Israels fortwährende Präsenz im Land vom Gehorsam gegenüber der Tora abhing, wurde hak’hel gegeben, um den Gehorsam zu fördern und dadurch diese Präsenz zu sichern. Passenderweise scheint hak’hel wieder eingeführt worden zu sein, als Esra die Exilanten Israels aus Babylon zurück in das Land führte. Im Jahr der Wiederherstellung Jerusalems versammelte sich das Volk auf dem offenen Platz vor dem Wassertor und bat Esra, die Tora vorzulesen. Esra las von morgens bis mittags, auf einer hölzernen Plattform auf dem Platz stehend, während seine Mitschreiber dem Volk halfen, die Bedeutung des Gehörten zu verstehen (Neh. 8:1-8).
Esra wich jedoch vom strengen Buchstaben des Gesetzes von hak’hel ab, denn er begann seine Lesung nicht während Sukkot, sondern an Rosch HaSchanah, dem ersten Tag des siebten Monats. Das Volk war gerade nach siebzig Jahren Exil in das Land Israel zurückgekehrt. Vielleicht waren sie so erpicht darauf, die Tora wieder an ihren zentralen Platz zu stellen und ihre Anwesenheit im Land zu sichern, dass sie nicht bis Sukkot, dem fünfzehnten Tag des siebten Monats, warten konnten. Stattdessen fingen sie an, Tora zu lernen, sobald der siebte Monat kam.
Auf jeden Fall ist die Reaktion des Volkes auf diese Lesung bemerkenswert und wirft ein Licht auf eines der Schlüsselkonzepte der Tora, die Furcht des Herrn. Als Mose die Anweisung gab, die Tora alle sieben Jahre öffentlich zu lesen, sagte er den Israeliten zweimal, dass sie dies tun sollten, damit sie lernen würden, „den Herrn zu fürchten.“ Dies war eindeutig das Ziel der öffentlichen Lesung.
Heute hören wir oft, dass Gottesfurcht in einer negativen Art und Weise bezeichnet wird, als etwas, dem wir entwachsen, wenn wir eine reifere Spiritualität entwickeln, als Mose sie im Sinn hatte. Aber zu Esras Zeiten, als das Volk die Worte der Tora in der heiligen Stadt öffentlich dargelegt hörte, mussten sie die Furcht vor dem Herrn nicht schüren. Sie ergab sich als natürliche Reaktion: „Denn das ganze Volk weinte, als es die Worte der Tora hörte“ (Neh. 8:9). Die Furcht vor dem Herrn erzeugte in ihnen ein Gefühl für seine Heiligkeit und ihre eigene Unwürdigkeit, und sie trauerten.
Eine solche Reaktion erscheint besonders passend, wenn wir uns daran erinnern, dass dies der erste Tag des siebten Monats war, Rosch HaSchana, der Beginn der Tage der Ehrfurcht. Das Volk beklagte sein eigenes Versagen und seine Unzulänglichkeit in der Gegenwart des Ehrfurcht einflößenden Gottes. Die Führer jedoch sagten ihnen: „Dieser Tag ist dem Herrn, eurem Gott, heilig; trauert nicht und weint nicht…. nicht, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke“ (Neh. 8:9-10). Warum sagten die Führer zu Beginn der Tage der Ehrfurcht, wenn wir unsere Herzen prüfen und Buße tun sollen, dem Volk, dass es nicht trauern, sondern sich freuen soll? War es nicht angemessen, dass sie trauerten und weinten, als sie die Tora hörten und erkannten, wie tief ihr Versagen war, sie auszuführen?
Die Antwort liegt in dem Konzept der Gottesfurcht. Die Gottesfurcht stachelt uns zum Gehorsam an, Gott und seine Tora an die erste Stelle in unserem Leben zu setzen. Sie öffnet uns die Augen für unsere eigenen Unzulänglichkeiten und tatsächlich für unsere Schwäche und Unzulänglichkeit vor Gott. Aber wir sollten uns das nicht als eine kauernde, unterwürfige Reaktion vorstellen. Die Furcht vor Gott lähmt uns nicht. Nein, David sagt: „Die Furcht des Herrn ist rein“ (Psalm 19,10); sie befreit uns von allen anderen Ängsten. Es ist bezeichnend, dass das Hak’hel, das Israel die Furcht vor Gott einflößen sollte, im Jahr der Befreiung stattfand.
Der Messias lehrte die gleiche Wahrheit über die Furcht des Herrn: Darum fürchtet euch nicht vor ihnen [euren Verfolgern]…. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, aber die Seele nicht töten können. Sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib in der Gehenna verderben kann. Werden nicht zwei Sperlinge um ein Kupferstück verkauft? Und nicht einer von ihnen fällt zu Boden ohne den Willen eures Vaters…. Fürchtet euch also nicht; ihr seid mehr wert als viele Sperlinge. (Matt. 10:26-31, NKJV)
Die Furcht vor Gott befreit uns von allen anderen Ängsten. Wenn wir während der Tage der Ehrfurcht wirklich in Ehrfurcht vor Gott sind, werden wir von nichts anderem ehrfürchtig sein – nicht einmal von unseren eigenen Sünden. Die Führer sagten dem Volk, es solle sich freuen, weil dies kein Tag sei, an dem sie sich mit ihren Unzulänglichkeiten beschäftigen sollten, sondern mit Gott. „Dieser Tag ist dem Herrn, eurem Gott, heilig.“ Die Furcht vor Gott bewegte sie dazu, sich allein auf seine Heiligkeit und Vergebung zu verlassen.
Während des Taschlich-Gottesdienstes an Rosch HaSchanah, wenn wir symbolisch unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen, rezitieren wir Psalm 130: Wenn du, Herr, Ungerechtigkeiten markieren solltest, Oh Herr, wer könnte das aushalten? Aber bei Ihnen gibt es Vergebung, Damit Sie gefürchtet werden.
Wir Modernen fühlen uns oft unwohl mit dem Konzept der Gottesfurcht. Wir würden uns lieber eine völlig akzeptierende Gottheit vorstellen, die keine negativen Emotionen in uns auslöst. Aber eine solche Gottheit wäre ein von Menschen gemachter Gott, ein Götze. Die Furcht vor Gott befreit uns von solchem Götzendienst.
Der Gott Israels ist ein heiliger Gott, der seinen eigenen Standard der Heiligkeit auf diejenigen anwendet, die ihn anbeten wollen. Die Furcht vor Gott befreit uns von der Illusion, dass wir Gottes Standard aus eigener Kraft erreichen können. Wenn wir uns Gott und seiner Tora mit der richtigen Furcht nähern, finden wir die Befreiung und Vergebung, die uns von der Furcht befreien. Wenn wir die Tage der Ehrfurcht begehen, mögen wir wie das Volk zur Zeit Esras sein, das zuerst „weinte, als es die Worte der Tora hörte“, und dann „sich sehr freute, weil es die Worte verstand, die ihm verkündet wurden.“ (Neh. 8:9, 12
Russell Resnik – Tore zur Tora
Kannst du dir vorstellen – etwa 20 Stunden die Vorlesung der 5 Bücher Mose zu lauschen – und es geht mal nicht um „was du tun musst“ oder „was wir tun können“ – sondern es dreht sich alles um Jehovah? SEINE Geschichte mit den Menschen! Heute drehen wir uns ständig um Auslegungen, was der und der Vers für mich bedeutet, was ich tun muss, wie ich Nutzen ziehen kann – aber hier ging es darum IHN kennenzulernen! IHN zu fürchten! Eine persönliche Beziehung zu IHM aufzubauen! Uns ein Beispiel zu nehmen, an der Hauptperson, und den Freunden, von denen die ersten Bücher der Bibel sprechen: da sind Abel, Henoch, Noah, Abraham, Joseph, Mose, Josua – – und sie alle hatten sich durch eine Beziehung zu Jehovah ausgezeichnet, nicht das sie „Mitglied in einer Kirche/Gemeinde oder Klub“ waren! Deshalb sooooo wichtig: lies die Bibel im Zusammenhang – so richtig als Buch (und nicht Verse aus dem Zusammenhang gerissen – und nicht durch einen „Erklärbär“).
Ich aber, Gott zu nahen ist mir gut; ich habe meine Zuversicht auf den Herrn, Jehova, gesetzt, um zu erzählen alle deine Taten Elberfelder 1871 – Psalm 73,28
Was aber mich betrifft, so ist es für mich gut, mich Gott zu nahen. Zu dem Souveränen Herrn Jehova habe ich meine Zuflucht genommen, Um all deine Werke zu verkünden. neue Welt Übersetzung – Bi12 – Psalm 73:28
Aber mir ist die Nähe Gottes mein Glück; ich setze auf den Herrn Jehova mein Vertrauen, damit ich erzähle alle deine Werke. van Ess 1858 – Psalm 73,28
Vers 25 und 26 hatten wir ja schon…. Was ist mein Zentrum? Worum dreht sich mein Leben? Was ist wirklich wichtig? Was ist wirklich bleibend? und WORÜBER spreche ich mit anderen? Mir fallen in den Sozialen Medien immer wieder „Christen“ auf, deren einzige Zielsetzung es ist, andere Christen zu entmutigen. Da gibt es zum Beispiel einen, der alle die nicht in seinem Club sind, als „gefährliche Sekten“ beschimpft – egal ob katholisch, evangelisch – aber „sein Club“ nun wirklich in dem was er den anderen vorwirft, nicht Eindeut besser ist. Aber die Fehler bei „meinem Bruder“ fällt mir natürlich eher auf, als der eigene Fehler! Und nun schauen wir uns den Vers noch einmal an: WORÜBER will der Psalmist reden? Über die eigenen Taten? Über die Taten seiner „Mitbrüder“? Über die Taten der „Konkurenz“? NEIN! Er will über die Taten Jehovahs! über die Werke Jehovahs! über die Versprechen Jehovahs! und was kenne ich von den Taten, Werken und Versprechungen Jehovahs?
Mit dieser Wertschätzung der Gemeinschaft mit Gott lässt er sein Glaubensbekenntnis ausklingen. Tausende von Jahren sind darüber vergangen, seine Töne sind aber noch nicht verklungen. Unzählige Werte sind durch die Vergangenheit vernichtet und begraben worden, des Sängers Hohelied von der Gottesgemeinschaft überdauert die Zeiten. Es ist aus der Ewigkeit geboren, daher gehört es den Ewigkeiten. Gesegnet waren daher stets jene dunklen Zeiten, die der Welt solche Männer schenkten! Sie wurden die Träger einer neuen Geschichte, denn das ist das Verheißungsvolle solcher dunklen Zeiten mit ihren schweren Glaubensnöten und Seelenkonflikten, dass unter ihren Wehen stets jenes Licht geboren wurde, das kommenden Geschlechtern neue Einblicke in die unendlichen Heilspläne Gottes zu geben vermochte. Durch das Leben solcher Glaubenden würbe verwirklicht, was der Sänger sich vorgenommen: „Alle deine Taten will ich erzählen!“ Die von ihnen erlebten Gottestaten wurden jene großen Zeugnisse in der Geschichte, die später so gewaltig von dem gerechten Walten und Wirken Gottes redeten.
Jakob Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen
»Gott zu nahen« und damit Gott zu haben »ist mein Gut«. Das kann nur der Heilige sagen. So oft er gestrauchelt sein mag, er kommt immer wieder darauf zurück: Gott ist mein Teil, ihn zu haben und bei ihm zu sein ist mein höchstes Glück (vgl. Mi 7,8). Für »Gut« steht hier das gleiche Wort wie in V. 1 (»Gott ist Israels Gut«). Am Ende seiner bitteren Erfahrung ist Asaph reicher geworden und kann andere reicher machen. Er weiß jetzt, wovon er redet, wenn er seine »Zuversicht auf Gott den Herrn gesetzt« hat. Wie hoch die Gottlosen auch emporkommen mögen, sie werden doch fallen, und wie wenig die Heiligen in dieser Welt auch gelten mögen, Gott wird sie bei sich in Ehren aufnehmen. Darum sind sie zufrieden mit ihrem Teil. Beim Kind Gottes ist es so, dass jedes Straucheln oder Irren es nach seiner Rückkehr zur Einsicht stärker gemacht hat, wie der Herr zu Petrus sagte: »Wenn du zurückgekehrt bist, stärke deine Brüder« (Lk 22,32). Nachdem Asaph im Heiligtum gewesen und dort etwas von der Herrlichkeit Gottes gesehen hat, hat er jetzt den Brüdern und den Mitmenschen etwas »zu erzählen«, nämlich die Taten Gottes. Das alles erinnert uns an 1. Petrus 2. Dort sagt der Apostel zuerst, dass wir als heilige Priester mit Opfern des Lobes ins Heiligtum eintreten (V. 4–5). Haben wir das getan, können wir als königliche Priester hinausgehen und den Menschen von den Tugenden des Gottes erzählen, dem wir im Heiligtum begegnet sind (V. 9).
Benedikt Peters – Die Psalmen
Als der Gottesdienst zu Ende war und Asaph mit seinen Füßen fest im Glauben stand, verließ er den Altarraum und erzählte allen, was er gelernt hatte. Er hatte sich Gott genähert, er hatte Gott vertraut, und nun war er bereit, Gottes Werke zu verkünden. „Doch in all dem sind wir mehr als Sieger durch den, der uns geliebt hat“ (Röm 8,37, NKJV).
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Der springende Punkt ist, ob man Gott nahe (28) oder fern (27) von ihm ist. Ersteres ist das wahre und dauerhafte Gut, das in dem kleinen Glaubensbekenntnis aus V. 1 schon immer da war.
Was sind deine größten Fragen oder Zweifel in Bezug auf deinen Glauben an Gott? Hast du diese schon einmal jemand anderem gegenüber geäußert? Wie leicht ist es, in der Kirche Fragen zu stellen oder Zweifel an deinem Glauben zu äußern? Was können wir als Seelsorger tun, um denjenigen zuzuhören und sie zu unterstützen, die Fragen und Zweifel haben?
NIV Bible Speaks Today
es ist gut für mich. Der hebräische Akzent (paseḳ) unterstreicht das Pronomen „ich“. Andere mögen sich „weit von dir entfernen“ (V. 27), aber „ich werde mich dir nähern“ (vgl. V. 23). Das „Gute“ zeigt sich in dem doppelten Ergebnis: (1) Ich finde eine Zuflucht bei ihm; (2) ich verkünde sein Lob. mein Vertrauen setzen = Zuflucht suchen. Hebr. ḥāṣah. Ap. 69. II.
The Companion Bible
Der Kontrast zwischen den Worten „vergehen“ und „zu Gott kommen“ erklärt den Kern des Psalms. Es gibt Menschen, die heute vielleicht großen Reichtum und Ruhm genießen, aber nichts, was sie haben oder tun, wird für immer bestehen bleiben. Deshalb schließt Asaph, dass er sein Vertrauen auf Gott, den Herrn, gesetzt hat. Nur die, die ihr Vertrauen auf Gott setzen, werden ewiges Leben und ewigen Frieden finden.
Die Nelson Studienbibel
Die Spannung zwischen Glaube und Erfahrung ist im christlichen Leben weit verbreitet. Wir glauben, dass der treue Mensch gesegnet ist (1,1-3), aber manchmal scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Asaph rang wie viele vor und nach ihm mit diesem Problem und fand die Antwort im Heiligtum. Dort erinnerte ihn das priesterliche Opferwerk an die Heiligkeit Gottes, das Verhängnis, das über Sünder hereinbricht, und die Gnade Gottes für Gläubige. Dort wurde er daran erinnert, dass das Leben der Gottlosen in Trauer enden wird und ihr Wohlstand wie der Traum eines wachen Mannes verschwinden wird. Was folgen wird, ist göttliche Vergeltung. Gott wird ihnen weder Liebe noch Mitleid entgegenbringen. Für die Gläubigen wird es ganz anders sein. Sie genießen das Leben der Gnade, in dem sie Gottes Gegenwart, Unterstützung und Führung erfahren, und eines Tages werden sie in das Leben der Herrlichkeit eingeführt werden, um Gott für immer zu genießen.Wie können wir eine ewige Perspektive nutzen, um Zweifel und Fragen über die Güte Gottes zu überwinden?
Die Reformation Heritage
CAESARIUS VON ARLES: Was ist so endlich und begrenzt wie eine Erfüllung [des Gesetzes]? Deshalb: Was immer du tust, tue es aus Liebe zu Christus, und lass die Absicht oder das Ziel all deiner Handlungen auf ihn schauen. Tu nichts um des menschlichen Lobes willen, sondern alles aus Liebe zu Gott und dem Wunsch nach dem ewigen Leben. Dann wirst du das Ziel aller Vollkommenheit sehen, und wenn du es erreicht hast, wirst du dir nichts mehr wünschen…. [D]er Apostel sagt: „Christus ist die Vollendung des Gesetzes zur Erreichung der Gerechtigkeit“ [siehe Mt 5,17-20]. Wenn du zu etwas anderem kommst, geh darüber hinaus, bis du das Ende erreichst. Was ist das Ende? „Für mich aber ist es gut, Gott nahe zu sein.“ Hast du dich an Gott gehalten? Du hast deine Reise beendet und bleibst in deinem wahren Land. SERMON 137.1.
Ancient Faith Study Bible
Der Psalm endet mit einem Gefühl des Abschlusses – nicht weil die endgültige Gerechtigkeit bereits vollzogen ist, sondern weil der Glaube dem Psalmisten hilft, den fernen Horizont zu sehen. Das Ende ist nahe, und die Zukunft ist klar: Gott wird diejenigen richten, die seine guten Wege ablehnen. Der Psalm schließt mit der erneuten Verpflichtung, Gott nahe zu bleiben, ihm zu vertrauen und ihn zu loben. Trotz aller Zweifel und Ängste wusste der Psalmist die ganze Zeit, dass Gott „gut“ ist (V. 1).
The NIV Grace and Truth Study Bible
Er ist nur ein Pilger auf dem Weg zum ewigen Glück. Das sucht er, aber er will es erreichen: I. DER MENSCH BRAUCHT ZU ALLEN ZEITEN UND IN ALLEN PHASEN SEINES WACHSTUMS EINEN FÜHRER. 1. Wenn wir den Menschen betrachten, werden wir das sehen. Die Schwalbe fliegt aus Instinkt über den Ozean. Tiere wandern. Ameisen lagern instinktiv Nahrung. Der Mensch hat keinen. Er hat keine Weitsicht. Er kann nicht weit vor sich sehen. [Er ist den Weg noch nie gegangen. Er hat keine Besonnenheit, keine Weisheit, wenig Kraft, ist dem Tod verfallen. 2. Der Weg ist voller Schwierigkeiten und Gefahren: Berge, Flüsse, Wälder, blumige Verlockungen, Nebenpfade, Hinterhalte, Straßenräuber. 3. Viele sind ruiniert, die sich gut geschlagen haben.
DIESER FÜHRER SOLLTE GUT AUSGEWÄHLT SEIN. Er muss Erfahrung, Weitsicht, Kenntnis des Weges, Klugheit, Stärke, Treue und die Fähigkeit haben, den ganzen Weg zu gehen. Viele Führer, die Menschen wählen, sind nutzlos: Führer Passion. Führer Vernunft ist oft ein selbstgefälliger Narr. Führer Priester ist ein Hochstapler. Führer Philosoph. Leitfaden Moral dieser Welt.
GOTT IST DER EINZIGE FÜHRER, AUF DEN DIESE BESCHREIBUNG ZUTRIFFT. Er hat ewige Erfahrung, Allwissenheit, Klugheit, Allmacht, Treue, Ewigkeit. Die Heiligen, erlöste Zeugen. Dieser Himmel gehört ihm, und er wird ihm Einlass gewähren x 1. Alle sollten sich vorbehaltlos in seine Hand begeben. 2. Christen, die das getan haben, sollten sich auf ihn verlassen. 3. Ewige Herrlichkeit soll den Weg beflügeln. x Er führt sein Volk: 1. Durch die Gebote der Bibel. 2. Durch die Vorsehung. 3. Durch geistliche Beeinflussung im Gebet.
The Spurgeon Study Bible
Asaph begann diesen Psalm mit den Worten: „Aber was mich betrifft, so wären meine Füße fast ausgerutscht“ (73,2). Er endet mit: „Aber was mich betrifft, so ist Gottes Gegenwart mein Heil (73,28). Was geschah also zwischen den Versen 2 und 28? Er begegnete Gott in der Anbetung. In der Gegenwart Gottes fand er die Wahrheit, die Hoffnung und die Kraft, die er brauchte. Deshalb wünscht er sich nichts sehnlicher, als anderen von Gott zu erzählen (73,28). Lass dich von der Verwirrung des Lebens zu Gott treiben, nicht von ihm weg.
Die Tony Evans Studienbibel
Deshalb: geh in die Anbetung – studiere deine Bibel gebetsvoll, und berichte was DU MIT GOTT erlebt hast!
MUTIG sein — in unserer Zeit? Wieso denn? Welchen Grund haben wir, mutig zu sein? Die Welt geht der schlimmsten Katastrophe entgegen, die sie je erlebte, und wenn die Politiker, die Militärsachverständigen, die Großindustriellen, die Gewerkschaftsführer und die Geistlichen nichts dagegen tun können, was sollten wir dagegen tun können? Wir müssen sie einfach kommen lassen, ob wir sie überleben oder nicht. Warum sich heute schon darüber Sorgen machen? Nehmen wir jeden Tag, wie er kommt! Es gibt für die Menschheit in dieser entzweiten und beiderseitig mit Kernwaffen gerüsteten Welt sowieso keinen Ausweg, darum halten wir uns lieber an das jahrhundertealte Sprichwort: „Laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“ Was bleibt uns anderes übrig? So denken heute viele. Die Welt kann ihnen in ihrer trostlosen Lage nichts bieten, was sie zu einer Gesinnungsänderung bewegen könnte. Vom weltlichen Standpunkt aus besteht für die Menschen kein Grund, mutig in die Zukunft zu blicken. Die Welt erweckt in ihnen bewußt falsche Hoffnungen. Ihre vielen Götter und Götzen bringen keine Hilfe, erhören keine Gebete, können keine Probleme lösen und erweisen sich als nichtige Götter. Darum nimmt auch der Atheismus immer mehr überhand und wird der Einfluß der traditionellen Religion immer geringer. Wer kann denn da so zuversichtlich sagen: „Sei mutig“? Der allein wahre und lebendige Gott. Er ließ seine muteinflößende Botschaft niederschreiben und erhielt sie uns in einem unvergänglichen Buch, das heute in Hunderten von Millionen Exemplaren vorhanden ist — in der Heiligen Schrift. In diesem Buch zeigt uns der Allmächtige, der Gott des ganzen Universums, warum wir allen Grund haben, mutig zu sein. Es ist ein Buch, das uns die Hoffnung einflößt, die wir in der heutigen Zeit gerade benötigen. Mut erweckt Freude, eine Freude des Herzens, die uns selbst der Gedanke an die Katastrophe von Harmagedon nicht rauben oder dämpfen kann. Die Welt wird dieser kommenden Katastrophe allerdings nicht gewachsen sein, aber wir können uns freuen in der Gewißheit, daß Gott, der Allmächtige, ihr gewachsen sein wird. Sie wird für ihn kein Problem sein. Er sieht ihr mutig entgegen. Er wird in diesem universellen Krieg der Hauptkämpfer sein und den Sieg davontragen, obwohl es sich dabei um eine Auseinandersetzung handelt zwischen ihm und allen himmlischen und irdischen Streitkräften, die gegen ihn in den Kampf ziehen. Es wird für ihn ein großer Tag sein.
Wachtturm 1.Februar 1962
Nun sind 62 Jahre vergangen – und wir schauen uns den Vers aus einer anderen Sicht an:
Beim Lesen der Psalmen begegnen wir öfter dem Ausdruck: «auf den HERRN harren». Man kann diese Worte, die wir heute kaum noch benutzen, auch mit «Vertrauen» übersetzen. Es geht also darum, dem Herrn unser ganzes Vertrauen zu schenken, weil Er uns nie im Stich lässt. Psalm 27 schliesst mit den Worten: «Harre auf den HERRN! Sei stark, und dein Herz fasse Mut, und harre auf den HERRN!» (V. 14). Diesen Psalm hat David in einer schwierigen Zeit geschrieben. Um ihn her waren die Feinde, die nach seinem Leben trachteten. Er musste jeden Augenblick damit rechnen, in die Hände seiner Hasser zu fallen. Dennoch beginnt er den Psalm nicht mit einem Angstschrei, nicht mit dem Ruf nach Hilfe, auch nicht mit Gedanken der Rache und der Vergeltung. Vielmehr bekennt er vertrauensvoll: «Der HERR ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Stärke, vor wem sollte ich erschrecken?» David hatte uneingeschränktes Vertrauen in seinen Gott, der ihn noch nie enttäuscht hatte. Er schreibt fast den ganzen Psalm in der «Ich-Form». Er spricht von seinen persönlich gemachten Erfahrungen. In den Versen 7-12 betet er persönlich zu Gott. Doch am Ende des Psalms wechselt der Stil plötzlich. Da spricht David nicht mehr von sich, sondern fordert andere auf, das ganze Vertrauen auf den HERRN zu setzen, stark zu sein und Mut zu fassen. Diese Aufforderung des Psalmisten spricht uns alle an. Sie zielt direkt in unser Leben hinein. Zweimal sagt er: «Harre auf den HERRN!» Da drängt sich die Frage auf: Wem schenken wir eigentlich unser Vertrauen?Stützen wir uns auf eigenes Können und Geschick? Vertrauen wir auf unsere Erfahrung oder auf Menschen? Oder lehnen wir uns vertrauensvoll wie David auf unseren Herrn, der uns liebt, uns bewacht und für uns sorgt? Vertrauen bringt Stärke. Wieder stellt sich die Frage: In wem finden wir sie? Wie oft fühlen wir uns – persönlich und gemeinschaftlich – in den Lebensumständen schwach und kraftlos. Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll und wer uns helfen kann. Gerade dann kommt der Herr zu uns, um uns Kraft zu geben. Als Paulus wegen des Doms im Fleisch zum Herrn betete, hörte er die Worte: «Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht» (2 Korinther 12,9). Paulus lehnte sich gegen diese Antwort nicht auf. Er verstand, was Gott ihm sagen wollte, und fügte hinzu: «Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.» Was auf den ersten Blick einem Widerspruch gleicht, ist für den Glauben kein Problem. Wenn wir unsere eigene Schwachheit erkennen und akzeptieren, dann kann der Herr uns helfen. «Und dein Herz fasse Mut.» Kraftlosigkeit und Mutlosigkeit sind nahe Verwandte. Das haben wir alle schon erlebt. Doch der Herr will nicht nur Kraft, sondern auch Mut schenken. Wir brauchen keine Angst vor dem zu haben, was vor uns liegt, oder vor dem, was andere Menschen uns antun mögen. Der Herr ist da. Er möchte uns ermuntern und Mut und Lebensfreude ins Herz geben. Es lohnt sich wirklich, dieser Person unser ganzes Vertrauen zu schenken und auf Ihn zu harren.
Der Glaube kann ruhig und gelassen durch den Sturm gehen; er schaut nicht auf die Umstände, um von ihnen Hilfe zu erlangen, sondern er hält sich an Gott und stellt fest: Gott ist größer als die Umstände. Der Glaube kann warten, und zwar so lange, bis Gott handelt. Mangelndes Vertrauen hingegen ist ungeduldig und unruhig und möchte die Dinge Gott aus der Hand nehmen und das Gewünschte vor der Zeit erhalten.
ruft er zuletzt noch seiner Seele zu. Denn alle seine Erwartungen sind auf Gott gerichtet. Die Quellen seiner Kraft ruhen allein in Ihm. Er will nicht stehen bleiben bei der Stärke der Feinde, nicht die Kraft in seinem zagenden Herzen suchen. Er will Zeuge sein, wie Gott sein Vertrauen rechtfertigen und die Geschichte seines Lebens krönen wird mit neuer Gnade und Herrlichkeit. Welche Wandlungen vollziehen sich doch in der Seele eines Menschen im Gebetsumgang mit Gott! Sie erweisen sich nicht etwa nur als eine Wandlung seelischer Stimmungen, sie bewähren sich als eine neue Glaubens- und Lebenshaltung inmitten der Stürme und Strömungen der Zeit. Nie hätten die alttestamentlichen Propheten ihren verantwortlichen Dienst tun und ihren einsamen Prophetenweg gehen können, wenn sie nicht zur rechten Stunde immer neu diese Wandlungen erlebt hätten. Sie wären an ihrem Prophetsein zerbrochen. Nun gingen sie aber trotz ihrer menschlichen Schwachheit und trotz der Größe ihrer Aufgaben von Hingabe an Hingabe, von Kraft zu Kraft und trugen Gottes Heils-oder Gerichtsgedanken unter ihr Volk. Dem Wesen nach deckt sich mit dem auch der Dienst der neutestamentlichen Gemeinde. Hätte sie nicht in den Zeiten innerer Anfechtungen, dienstlicher Niederlagen, Schwerer Aufgaben, weltlicher Feindschaft neue Kraft und Zuversicht, neue Sendung und Hingabe im Umgang mit Gott gewonnen, sie hätte längst aufgehört, in der Welt eine Prophetin Gottes und eine Zeugin Jesu Christi zu sein. Wenn sie aber heute noch ist, wozu sie sich berufen weiß, dann verdankt sie ihr Bestehen und Dienen, ihr Glauben und Hoffen allein dem Gott, der durch Christus auch sie in seine Gemeinschaft gezogen hat. Sie bestätigt mit ihrer Glaubenshaltung das Zeugnis des Apostels Paulus: „Er sprach zu mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung So will ich mich denn am liebsten meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkomme.“ (2 Kor, 12,9).
Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen
Der letzte Vers ist eine Ermahnung, geduldig und mutig auf die Erlösung durch den Herrn zu warten. Das Wort „warten“ (קַוֵּה, s.v., Ps. 25:3) deutet auf eine zuversichtliche Erwartung hin, wenn auch mit einer gewissen Spannung oder Unruhe als Teil des Wartens. Der Imperativ wird in dem Vers wiederholt, aber seine beiden Vorkommen werden durch die Aufforderung, stark zu sein, getrennt. Der zweite Doppelpunkt lautet „sei stark (חֲזַק) und lass dein Herz stark sein (וְיַאֲמֵץ)“. Obwohl es möglich ist, „der Herr“ als Subjekt des Jussivs zu verstehen („er möge dein Herz stärken“), ist „dein Herz“ wahrscheinlich das Subjekt, weil es besser mit der Zeile harmonieren würde.
Allen P. Ross – Ein Kommentar zu den Psalmen 1-89
Die Bedeutung dieser Aufforderung ist die: Wenn das Hosanna auf unserer Zunge verstummt ist, dann nur, weil wir nicht mit Jahwe begonnen haben (V. 1–6). Wenn wir in der Stunde der Gemeinschaft zuerst ihn gesehen und gerühmt haben, dann werden wir mit großer Zuversicht ihm all unseren Kummer ins Ohr sagen können und wissen, dass die betende Seele nicht abgewiesen wird« (Morgan).
Benedikt Peters – Die Psalmen
Anstatt vorzueilen, wartete David ruhig auf den Herrn, denn Glaube und Geduld gehören immer zusammen (Jes 28,16; Hebr 6,12; 10,36). Vielleicht wendet er sich in Vers 14 an seine Soldaten, denn die Männer brauchten Mut und Kraft für die nächste Schlacht und für die Reise, die vor ihnen lag. Diese Ermahnung erinnert uns an die Worte des Mose an Josua (Dtn 31,7, 23), die Worte Gottes an Josua (Jos. 1:6-7, 9) und die Ermutigung Josuas durch die jüdischen Führer (Jos. 1:18). Stuart Hamblin schrieb in einem seiner bekannten Lieder: „Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, / aber ich weiß, wer die Zukunft bringt.“ Wenn Jesus Ihr Retter und Herr ist, dann ist die Zukunft Ihr Freund, und Sie haben nichts zu befürchten.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Psalmen
Ein schöner Satz – oder : „Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, / aber ich weiß, wer die Zukunft bringt.“ So ist es: die Zukunft liegt genauso in Gottes Händen, wie es die Vergangenheit und die Gegenwart waren! Deshalb laß dir von keiner Gemeinde erzählen, was heute zu tun wäre, sondern lese selbst deine Bibel und habe eine persönliche Beziehung zu deinem liebevollen Schöpfer!
Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder Elberfelder 1871 – Epheser 5,1
Nehmt also Gott zum Vorbild! Ihr seid doch seine geliebten Kinder! Gute Nachricht Bibel 2018 – Epheser 5:1
Lebt am besten so, wie Gott es euch vorgemacht hat! Ihr seid seine Kinder, die er wie verrückt liebt. VolxBibel – Epheser 5,1
WERDET nun Nachahmer – Mt 5,45.48; Lk 6,36; Eph 4,32 – Gottes als geliebte Kinder! Abraham Meister – Epheser 5:1
„Seid Gottes Jünger wie liebe Kinder.“ Eph 5,1. Lasst uns arbeiten und danach streben,dass unser Leben dem Leben Christi gleicht. Wenn es nichts anderes gäbe, um den falschen Christen zu widerlegen, könnte das Beispiel Christi dies wirksam und in hohem Maße tun. Wenn wir bedenken, dass Christus, unser Herr, sein Leben in Kummer und Schmerz verbracht hat, sollten wir uns schämen, unser Leben in Bequemlichkeit und Vergnügen zu verbringen. Wenn der Soldat seine eigene Bequemlichkeit vergisst, wenn er sieht, wie sein Hauptmann bis zum Tod kämpft, solltest du dann nach weltlichen Vergnügungen und Ehren streben, wenn dein Fürst so schändlich behandelt und um deinetwillen ans Kreuz genagelt wurde? Ist das nicht ein Zeichen dafür, dass du in Wirklichkeit nicht unter seinem Banner kämpfst?
Johann Arndt – Das wahre Christentum
Nachahmer Gottes „Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder, und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“ (Eph 5,1). Die Aufforderung, Nachahmer Gottes zu sein, könnte einige Fragen aufwerfen, zum Beispiel: • Wie können wir Gott, den wir nicht mit unseren natürlichen Augen sehen können, nachahmen? • Als Menschen sind wir weder allmächtig noch allwissend noch allgegenwärtig, sondern sehr begrenzt. Was bedeutet es dann, Gott nachzuahmen? • Wir sind schwach und mangelhaft. Gott nachzuahmen setzt voraus, dass wir überhaupt befähigt sind, diese hohe Aufgabe auszuführen. Inwiefern verfügen wir über diese Befähigung? • Was bezweckt Gott mit diesem Auftrag? Es lohnt sich, anhand der Belehrungen des Epheserbriefes und auch anderer Bibelstellen über diese Fragen nachzudenken. Immerhin handelt es sich um einen sehr bedeutsamen Auftrag Gottes. Und der geht uns als Gläubige alle an.
Das Vorbild kennen Wenn wir den oben zitierten Bibelvers genauer betrachten, fällt uns auf, dass das Adverb nun den Blick auf den unmittelbar vorangegangenen Bibelvers lenkt: „Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat“ (Eph 4,32). Wir sollen so sein und handeln, wie Gott uns gegenüber in Christus gehandelt hat. Das, was wir in Christus von Gott als unserem Vater erkannt und erfahren haben, sollen wir in dieser gottfeindlichen Welt ausstrahlen: Güte, Mitleid und Vergebungsbereitschaft. Hier können wir von unserem Herrn lernen. Er, als der vollkommene Lehrer, entfaltet vor uns ein Panorama von göttlichen Eigenschaften und Tätigkeiten, die wir nachahmen sollen. Ermuntern wir uns daher gegenseitig dazu, uns intensiv mit dem Herrn Jesus zu beschäftigen.
Wesenszüge Gottes Wenn wir aufgefordert werden, „Nachahmer Gottes“ zu sein, dann bezieht sich das nicht auf Gottes göttliche Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwart; es geht um seine Wesenszüge. Epheser 5 stellt uns verschiedene göttliche Eigenschaften vor, die wir in unserem Leben, in unserem Verhalten widerspiegeln sollen. Dabei ist immer wieder Christus selbst, der Gott völlig offenbart hat, unser Lehrer und Vorbild:
Im Glauben leben 2017 – Heft 3
Der erste Vers steht mit dem vorherigen Kapitel in Verbindung. „Wie Gott euch vergeben hat, vergebet einander!“ „Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder!“ Die allgemeine Regel lautet: „Seid Nachahmer Gottes; folgt Ihm; wandelt in Seinen Fußstapfen; handelt nach denselben Grundsätzen wie Er!“ Insofern wir die Familie Gottes bilden, sollten wir wie Gott, unser Vater, sein. Es liegt etwas sehr Schönes in dieser Grundwahrheit – ganz anders als im Gesetz. Sie ruft im Herzen ganz andere Gefühle hervor. Es geht um Zuneigungen, es geht um die Güte Gottes, die uns im Wandel beeinflußt. Der Apostel führt hier einen Grundsatz ein, der dem letzten Vers des vorstehenden Kapitels entströmt. Das bedeutet, daß wir in Liebe wandeln, Gott nachahmen und Christus folgen sollen. Wenn Gott Liebe ist, dann ist Christus der Ausdruck dieser Liebe gegen uns. Auch wir sollten alles für unsere Brüder aufgeben (1 Johannes 3,16). Die Beweggründe dieses Verhaltens werden im ersten und zweiten Vers, die wir gerade gelesen haben, ausgedrückt. Wir sollten Gott dem Herzen eines Kindes entsprechend nachahmen; und die Wirkung dieser Liebe Gottes im Herzen eines Christen besteht darin, daß er sich für die Bedürfnisse seiner Brüder opfert. Das wurde an Christus gesehen. Da wir das Leben Christi, die göttliche Natur und die Kraft Christi besitzen, sollten wir uns Gott opfern (Römer 12,1). Es muß hier auch angemerkt werden, daß das, was von Gott in Liebe herabkommt, immer in Liebe und Hingabe an Ihn zu Ihm hinaufsteigt. Was für ein gesegneter Gedanke! Warum leben wir nicht ihm entsprechend? – Denn dieses ist es, was wir in unserem Dienst für Gott sein sollten.
John Nelson Darby – Bemerkungen zum Epheserbrief
Am Verhalten Gottes bekommen wir die Regel, nach der wir aneinander handeln, wodurch Gottes einzige und für uns undenkbare Hoheit in keiner Weise verdunkelt wird. Nicht das mutet uns Paulus zu, daß wir uns wie kleine Götter benehmen, sondern er richtet unseren Blick einzig darauf, wie Gott am Menschen und an uns selbst handelt, und daran haben wir die Regel, die für unser Urteil über die anderen und für unser Benehmen gegen sie ohne Widerrede gilt. Wir kommen mit jedem boshaften und rachsüchtigen Gedanken mit Gott in Streit und bleiben bei seiner Weise nur durch die Güte und das Vergeben. Kinder haben an der Weise des Vaters ihr Vorbild, und geliebte Kinder sind um so mehr dazu verpflichtet, daß sie nicht mit dem Vater den Streit beginnen, sondern mit ihm einträchtig denken und handeln, je mehr Liebe sie empfangen haben. Wir tun dies nur dadurch, daß wir gegeneinander gütig sind.
Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament
Liebe nach Gottes Vorbild (V. 1-2): Mit V. 1 beginnt eine neue Sinneinheit. Es geht nun um die Liebe. Man könnte zwar auch die Auffassung vertreten, dass hier kein neuer Gedankengang beginnt, sondern das »Nun« von V. 1 an den vorangehenden Vers (Eph 4,32) anknüpft und V. 1 den Gedanken von Eph 4,32 weiterführt. Dort war gesagt worden, dass Gott uns in Christus vergeben hat. Man müsste dann zunächst den Gedanken der Liebe Gottes (als Voraussetzung seines Vergebens) in Eph 4,32 hineinlesen, um V. 1 an diesen Liebesgedanken anknüpfen zu lassen. Besser ist es aber, V. 1 als einen Neueinsatz zu sehen. Das »Nun« weist entsprechend nicht nach rückwärts, sondern nach vorwärts. Der Gedanke ist: »Werdet nun, nämlich als Gotteskinder, die von ihrem himmlischen Vater geliebt sind, Nachahmer Gottes und lebt entsprechend selbst in der Liebe!« Eine tiefe Einsicht klingt damit an: Nur Geliebte können lieben! Liebe (im Sinne der biblischen Agape) ist nicht eine Leistung, die wir von uns aus erbringen können. Unser Lieben kann nur Widerspiegelung der göttlichen Liebe sein. Als »(von Gott) geliebte Kinder« sollen wir es nun genau so machen, wie Gott es mit uns gemacht hat: Wir sollen lieben.
Gerhard Maier – Edition C
„So seid nun Gottes Jünger, wie liebe Kinder“. Der Mensch ist ein Geschöpf, das für die Gesellschaft und zur Nachahmung geschaffen ist. Er wird etwas nachahmen, aber es gibt nichts Vollkommenes und nichts, das so nachahmenswert ist wie das, was Paulus uns gibt: „Gott“. Einige seiner Eigenschaften sind unnachahmlich. Bei anderen wäre es töricht zu behaupten, sie zu haben. Zum Beispiel: Macht über die Elemente und über den Verstand. Macht, Regenmacher, Verfolger, Wissen über zukünftige Dinge, über Geheimnisse, über das Herz, über Gauner, über dumme Bücher. Die Souveränität gehört nur ihm, nicht den Thronen oder Herrschern. Universelle Herrschaft. Die Ewigkeit. Wir müssen sterben. Wir können nicht danach streben, für immer zu leben. Wir können auch keine seiner Eigenschaften in seinem Maßstab nachahmen. Weder seine Gerechtigkeit, noch seine Heiligkeit, noch seine Barmherzigkeit, noch seine Güte. Wir machen ein kleines Bild: I. GERECHTIGKEIT. Er ist absolut gerecht. Sein Gesetz, seine Taten. Er hat weder Sodom noch die Welt ohne Rückfrage zerstört. Das wird er auch nicht tun. Die Menschen rettet er nicht ohne Gerechtigkeit. So müssen wir unserem Land, allen Menschen und Gott gegenüber gerecht sein. II. HEILIGKEIT. Gott kann kein Unrecht tun, aber er hasst jede Sünde. Er setzt sich für die Heiligkeit ein. Deshalb sollten wir konsequent heilig sein und die Sünde hassen usw. III. WAHRHEIT UND TREUE. Keine Übertreibung, keine Zweideutigkeit bei ihm. Kein Bruch des Versprechens. So soll das Wort des Xn sein Schwur sein. IV. Barmherzigkeit gegenüber denen, die beleidigen, Nachsicht bei Verletzungen, Langmut gegenüber anderen und Vergebung bis zu siebenundsiebzig Mal. V. GÜTE. Zu den Heiligen: Liebe. Gegenüber der Welt: Mitleid, Freundlichkeit, Wohlwollen, große Freigebigkeit. Das Argument für ein solches Verhalten ist die Adoption, die Erwählung, die Erlösung, die wirksame Berufung, und alle Taten der Gnade sind die stärksten Argumente für die Heiligkeit. Lasst uns sehen, ob wir den Beweis haben, „liebe Kinder“ zu sein. Nachahmung unseres lieben Vaters.
Denn gerade ist Jehovahs Wort, und all Sein Tun in Wahrheit. Ps 19,10; 146,6; 2Sam 7,28 Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Psalm 33,4
Denn gerade ist das Wort Jehovas, und all sein Werk in Wahrheit. (O. Treue) Elberfelder 1871 – Psalm 33,4
Denn das, was Gott sagt, das ist nicht nur ein Spruch. Das steht fest, ist stabil, musst du lesen im Buch. VolxBibel – Psalm 33:4
Und weil alles was Jehovah sagt, zu 100 % eintrifft, kann man der gesamten Bibel vertrauen – man muss sie nur regelmäßig „so als Buch“ lesen!
Gottes Wort (oder Offenbarung) ist es wert, gepriesen und gelobt zu werden, weil es vertrauenswürdig ist
CSB Studienbibel
Gottes Treue ist mehr als eine abstrakte Eigenschaft. Treue drückt sich im Handeln aus. Gottes Handlungen haben einen Zweck. Sie setzen seine verlässlichen Versprechen und Drohungen in die Tat um. Siehe Anmerkungen zu Gen 8,1; Nm 26,65; Dtn 10,11.22; Jos 1,6.
CSB Studienbibel für Jünger
Des Herrn Wort ist recht und all sein Tun geschieht in Treue. Dieser Satz deutet auf die allumfassende Vorsehung, mit welcher Gott die Welt regiert. Der Sinn ist: Gott übt in allen seinen Werken sein Regiment also aus, dass überall die höchste Billigkeit und Treue leuchtet. Manche Ausleger beziehen Gottes „Wort“ und „Tun“ auf dieselbe Sache. Ich möchte dagegen so unterscheiden, dass das Wort Gottes Rat oder Befehl bedeutet, das Tun jedoch die wirkliche Durchführung. Es geschieht ja in solchen parallelen Satzgliedern öfters, dass das zweite immerhin noch eine kleine Weiterführung des ersten bringt. Also: was Gott beschließt und verordnet, ist recht, was er tut und durchführt, treu und wahrhaftig. Das „Wort“ hat also hier nichts mit der Lehre zu schaffen, sondern beschreibt die Weise der göttlichen Weltregierung.
Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar
Nachdem die ersten drei Verse zum Lob Gottes aufgerufen haben, beginnt Vers 4 mit der Beschreibung Seiner Werke, durch die Gott Seine Weisheit und Macht offenbart hat. Alsdann ist die Rede von Seinem Wort, durch das Er die Welten erschuf. Und durch Sein Wort hat Gott Sich an die Menschen gewandt und ihnen die Wahrheit verkündet. In den Versen 4 bis 9 steht dieses „Wort des HERRN“ besonders im Blickfeld, das Seine Grundsätze darlegt und durch das Er gewaltige Wirkungen hervorgebracht hat. Zunächst wird das Wort selbst als „gerade“ charakterisiert. Es ist immer zielgerichtet; es beugt sich vor nichts und niemand. Niemals ist es widersprüchlich, es ist stets makellos wahr und geradlinig. Das Wort ist recht und richtig und immer vertrauenswürdig, denn „Er liebt Gerechtigkeit und Recht“ (Vers 5). Gottes Wort ist allem anderen Wort vorzuziehen als die beste Richtschnur für das Denken und Handeln der Menschen (Spr 22,21; Jes 28,17), es ist ein zuverlässiger Führer für alle (Ps 19,8f; Spr 8,6–9). Wie in jeder anderen Hinsicht, so bleibt Gott Seinem Wort in allem Wirken treu. Er wird immer so handeln, wie Er es zugesagt oder angekündigt hat. Sein Wort und Seine Taten entsprechen einander vollkommen, denn beide sind der Ausdruck Seiner Absichten. Wer sich auf das Wort als uneingeschränkte Gewissheit verlässt, wird nie enttäuscht (4 Mose 23,19; 5 Mose 32,4). Er ist der Gott der Wahrheit. Jedes Seiner Worte steht unerschütterlich fest und erfüllt sich; keins von ihnen fällt dahin. Darum bildet die Heilige Schrift die wahre, sichere Grundlage für das Recht, und Gott liebt das Recht, denn Er ist das Licht. Es geziemt sich für jedes geschaffene Wesen, sich vor Seiner Majestät in Ehrfurcht zu scheuen (Vers 8; Jes 64,1–3). Wem dies wirklich zum Bewusstsein kommt und es sich zu Herzen nimmt, fürchtet sich zu Recht.
Karl Mebus – Die Psalmen – Eine Auslegung für die Praxis
Diesen ganzen Vers hat Luther besonders schön gedeutscht: »Denn des HERRN Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss.« »gerade«: jâšar, das gleiche Wort, das ich in Vers 1 mit »redlich« übersetzt habe. »Wahrheit«: ᵓæmûnâh, das vom gleichen Verbalstamm ᵓâman, »wahr / treu / fest / gewiss sein« gebildet ist (wie das synonyme ᵓæmæt). Dies ist der erste Beleg dieses Wortes im Psalter; die weiteren Belege sind: 36,6; 37,3; 40,10; 88,12; 89,1.3.6.9.25.34.50; 92,3; 96,13; 98,3; 100,5; 119,30.75.86.90.138. Elb übersetzt es meist mit »Treue«.
Benedikt Peters – Die Psalmen
Gottes Wort ist »gerade«. Das ist der erste Grund, warum die Gerechten Gott loben. Sie haben es an sich erfahren, wie dieses Wort die Kraft hatte, sie ihrer Sünde zu überführen: Gemessen an der Geradheit des Wortes erkannten sie, wie krumm sie selbst sind. Aber das Wort hatte auch die Macht sie vom bösen Gewissen zu befreien (siehe Ps 32). Sie hatten auf dieses Wort vertraut, und es erwies sich als wahr. Es wirkte das, was es sagt. Gottes Wort ist so, wie er selbst ist. Sein Wort ist gerade und schneidend wie ein Schwert (Hebr 4,12). »all sein Tun in Wahrheit«: Alle Werke des Herrn, in der Schöpfung (V. 6–9), in der Regierung und in der Erlösung (V. 10–19) sind Beweise seiner Wahrheit.
Benedikt Peters – Die Psalmen
Wahrheit bedeutet Wahrhaftigkeit, was in Bezug auf Gott bedeutet, dass sein Wesen und sein Wissen ewig miteinander übereinstimmen. Wahrhaftigkeit ist in Übereinstimmung und konsistent mit allem, was von Gott selbst repräsentiert wird. Es ist Gottes Wissen, Erklärungen und Darstellungen, die mit der Realität übereinstimmen. Es bedeutet, dass Gott in sich selbst konsistent ist, was zur Tatsache führt, dass er wahr ist.
Es gibt vier Implikationen dieses Attributs. (1) Wahrheit ist das, was der Fiktionalität oder dem, was eingebildet ist und dem wahren Gott widerspricht, entgegengesetzt ist. 2. was es bezweckt, ist das, was seinem Ideal vollständig entspricht. 3. Sie entspricht genau der Realität; Gott ist das, was er von sich behauptet, und seine Erklärungen entsprechen der Realität. 4. auf Gott kann man sich verlassen, denn er ist schließlich unveränderlich und damit wahr.
Es gibt drei Bereiche der Wahrheit Gottes. 1. Gottes Wege sind wahr (Psalm 25:10; Offenbarung 15:3). 2. die Werke Gottes sind wahr (Psalm 33:4; 111:7-8; Daniel 4:37). 3. die Worte Gottes sind wahr (2 Sam. 7,28; 1 Könige 17,24; Psalm 19,9; 138,2; Johannes 17,17; 2 Korinther 6,7; Epheser 1,13).
Arnold Fruchtenbaum – Was WIR über Gott wissen
Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was Er zugesagt, das hält Er gewiß. Nicht bloß den Erzvätern und dem Volke Israel gab Gott Verheißungen; auch uns sind deren gegeben, Zusagen, die uns auf unserer Pilgerbahn allüberall begleiten und wie ein Gesänge in der Nacht, wo wir gehen und stehen, beschwichtigend und entzückend uns umtönen. Nichts Geringeres verheißt uns der Herr, als: „Wir werden nimmermehr umkommen. Niemand wird uns aus Jesu Händen reißen. Berge werden stürzen; aber nicht der Bund des Friedens. Hügel werden von ihrer Stelle weichen; aber seine Gnade weichet nimmer von uns. Der Same Gottes wird bei uns bleiben ewig, der Geist nicht mehr von uns genommen werden. Der Herr will uns bewahren, wie seinen Augapfel, Er will uns tragen, wie auf Adlers Flügeln. Der Arge soll uns nicht antasten, die Pforten der Hölle uns nicht überwältigen. Der Herr will bei uns sein im Feuer der Anfechtung, daß uns die Flamme nicht verbrenne. Über Vermögen sollen wir nicht versucht werden. Wenn Er eine Last uns auflegt, will Er auch selbst sie uns tragen helfen. Wir sollen zur rechten Stunde getröstet werden, wie Einen seine Mutter tröstet.“ Selbst auf das leibliche Dasein und alle äußerlichen Verhältnisse und Lagen, in denen wir uns befinden mögen, erstrecken sich die göttlichen Verheißungen: daß Er sein wolle der Armen Schutz, der Kranken Arzt, der Witwen Richter, der Waisen Vater und eine feurige Mauer um die Seinen her in jeder Gefahr. O wie erhebend und stärkend ist da die Gewißheit: Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was Er zusagt, das hält er gewiß! – Wohlan, so wollen wir uns denn mit diesen Gottes-Zusagen bekannt machen, wollen sie gleichsam als ein Amulett um den Hals tragen, und alle Pfosten und Wände unserer Häuser und Kammern damit bestreichen. Wie Sterne, die Tag und Nacht nicht untergehen, sollen sie über unserm Haupte strahlen. Mit David wollen wir sprechen: „Deine Zeugnisse, o Gott, sind mein ewiges Erbe.“ – Vor Allem wollen wir sie uns aneignen durch den Glauben! Gott ist getreu und kann sich selbst nicht leugnen. Fürwahr, wo seine Verheißungen die Sprossen an der Leiter bilden, auf der wir betend zu Gott emporsteigen: da werden wir uns auch nimmer ohne die begehrte Wohltat und Hülfe zurückkehren sehen. Der Arm des Herrn ist noch nicht verkürzt und seine Güte hat noch kein Ende. Er ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit, und was Er einst zu Martha sagte, das gilt uns Allen: „Ich sage dir, so du glauben würdest, du solltest die Herrlichkeit Gottes sehen.“
damit ihr prüfen möget, was das Vorzüglichere sei, auf daß ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag Christi, Elberfelder 1871 – Philipper 1,10
Und darum bete ich, daß eure Liebe je mehr und mehr reich werde in Erkenntnis und aller Erfahrung, daß ihr das Unterschiedene prüfen möget, und daß ihr seid lauter und unanstößig auf den Tag Christi, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus geschieht, zu Ehre und Lob Gottes. von Soden 1889 – Philipper 1:9–11
Dann könnt ihr euch in allen offenen Fragen ein klares Urteil bilden und so vorbildlich und untadelig leben in der Erwartung des großen Tages des Messias. Roland Werner – Das Buch – Philipper 1:10
Die Liebe muss auf Erkenntnis, nämlich des Willens Gottes, und Lebensklugheit, die sich den vielfältigen Anforderungen des Alltags als gewachsen erweist, aufbauen.
Herder-Übersetzung mit Kommentar und Erläuterungen
Die Liebe ist eine Frucht des Geistes Christi in ihnen (Röm 5,5; Gal 5,22). – Wachsen in Erkenntnis und Verständnis: So können die Gläubigen verstehen, worauf es wirklich ankommt (vgl. Röm 12,2) und ein reines und untadeliges Leben führen bis zum Tag der Wiederkunft Christi (vgl. 1 Thess 3,12-13; 5,23).
Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel
dass du es gut findest: Dieses Verb wird in der antiken Literatur für die Prüfung von Gold verwendet, um seine Reinheit zu bestimmen, und für die Prüfung von Ochsen, um ihre Nützlichkeit für die anstehende Aufgabe zu beurteilen. Der Zweck des Wachsens in der Liebe, kontrolliert durch Wissen, ist es, Menschen und Situationen richtig einschätzen zu können. aufrichtig: Dieser Begriff, der wörtlich „vom Sonnenlicht beurteilt“ bedeutet, bedeutet nicht „sich ehrlich bemühen“, sondern rein, unvermischt und frei von Falschheit. Jeder Fleck in einem Kleidungsstück oder jede Unvollkommenheit in einer Ware konnte erkannt werden, wenn man den Gegenstand gegen das Sonnenlicht hielt. Christus ist gestorben, um die Kirche von jedem Makel zu befreien (Eph. 5,27). ohne Anstoß: Mit einem weiteren anschaulichen Begriff, der den Christen beschreibt, vermittelt Paulus das Gefühl, dass er niemanden angreift. Hier bedeutet der Ausdruck, dass man andere nicht durch sein eigenes Verhalten zur Sünde verleitet. tag Christi: Das Ziel, das dem Gläubigen bevorsteht, ist der Tag Christi, an dem er zur Beurteilung vor dem Erlöser stehen wird, der der treue und wahre Zeuge ist (siehe V. 6; 1. Korinther 1,8; 5,5). Diese freudige und doch ernüchternde Aussicht sollte uns motivieren, unser eigenes Leben zu reinigen (siehe 1. Johannes 2,28; 3,2.3).
Die Nelson Studienbibel
Für die Gegenwart wünscht Paulus sich jedoch zunächst nur, daß die Philipper prüfen (dokimazO; bei dem Verb schwingt bereits die Vorstellung des Billigens mit; es wurde im Griechischen für die Prüfung von Metallen oder Münzen benutzt, die auf ihren Reinheitsgehalt untersucht werden) können, was das Beste sei. Für die Zukunft aber hofft er, daß sie lauter und unanstößig sind für den Tag Christi. „Lauter“ ist die Übersetzung des griechischen Wortes eilikrineis, das außer an dieser Stelle nur noch in 2 Petrus 3,1 steht. Es ist aus den Begriffen für „Sonne“ und „richten“ zusammengesetzt, bezeichnet also eine Reinheit, die auch im Sonnenlicht besteht. Paulus möchte, daß seine Leser im rechten Verhältnis zu Gott stehen und Gemeinschaft mit ihm haben. Aber auch ihre Beziehungen zu ihren Mitmenschen sollen mit dem Willen Gottes in Einklang stehen. Das Wort aproskopoi, hier mit „unanstößig“ wiedergegeben, findet sich auch in 1Kor 10,32 wo Paulus drängt: „Erregt keinen Anstoß.“ Was er sich hier für seine Freunde in Philippi wünscht, sollte eigentlich ein Anliegen aller Gläubigen sein: moralische Integrität, die anderen nicht zum Fallstrick wird.
Walvoord Bibelkommentar
Wodurch wächst die Liebe? „Durch Erkenntnis und alles Feingefühl“. „Liebe macht blind“, das gilt wohl von aller ichhaften Liebe. Sie muß die Augen vor all dem schließen, was am andern unerfreulich und notvoll ist. Denn sie will ja nicht „gestört“ werden, sie will den Genuß und die Bereicherung am andern haben. Aber die „Agape“, die Liebe in der Herzlichkeit des Christus meint wirklich den andern, sie will ihm helfen, ihn ans Ziel bringen. Darum braucht sie „Erkenntnis“, den klaren Blick in das Wesen und die Lage des andern, klare Wahrnehmung der Mittel, durch die dem andern äußerlich oder innerlich wirklich zu helfen ist. Das Wort „aisthesis“ (unser „Ästhetik“ ist davon abgeleitet), das wir mit „Feingefühl“ übersetzen, ist auch mit „Wahrnehmung“ wiederzugeben. Das Ziel dabei beschreibt Paulus mit einer Wendung, die wörtlich so auch Rö 2, 18 steht und im Deutschen nicht leicht nachzubilden ist: „dokimazein ta diapheronta“. „Dokimazein“ bezeichnet das „Prüfen“, aber auch sein Ergebnis: „etwas als bewährt annehmen“. „Ta diapheronta“ ist „das Unterscheidende“, von da aus auch „das Wesentliche“. Unsere theologische Fachsprache hat darum die „Mitteldinge“, die unsrer Freiheit überlassen bleiben, „A-diaphora“ („Un-wesentliches“) genannt. Paulus hat hier also den Philippern eine Liebe gewünscht, die durch „Erkenntnis“ und „Feingefühl“ oder „Wahrnehmung“ „die Unterschiede zu prüfen“ oder „das Wesentliche richtig zu erfassen“, d. h. an unwichtigen und unzulänglichen Hilfeleistungen vorbei das für den andern wirklich Wichtige und Gute zu erfassen und durchzusetzen vermag. Wessen nach Rö 2, 18 der „Jude“, vor allem der Schriftgelehrte sich fälschlich rühmt, was auch keine bloße Schriftgelehrsamkeit geben kann, das darf die Liebe in der Gemeinde wirklich besitzen und wirksam werden lassen. Und zwar „damit ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag des Christus“. Noch einmal fällt der Blick auf das Ziel! Wir stoßen hier auf einen ganz tiefen Unterschied, der das ganze Leben und Denken der Männer des Neuen Testamentes von unserm heutigen Christentum trennt. Unser ganzes Herz gehört der Gegenwart, den Anforderungen und der Lebenserfüllung, wie sie heute vor uns stehen; die Zukunft bleibt für uns sehr unbestimmt und beschäftigt uns kaum ernstlich. Im Neuen Testament aber ist gerade diese Zukunft das Entscheidende, auf das alles Denken und Tun gerichtet ist. Die Gegenwart ist immer nur „Weg“, der völlig vom Ziel bestimmt ist. Der ersehnte „Tag des Christus“ kommt, und es liegt alles daran, daß die Gemeinde dann „lauter und unanstößig“ ist. Damit sie es aber dann ist, muß sie es schon heute sein. Wir ermessen, welch eine Kraft und welch ein Ernst uns verlorengegangen sind, weil uns die Zukunft, der „Tag des Christus“ in undeutlichen Fernen entschwand. Wenn wir nur die Aufgaben heute sehen und von ihnen völlig hingenommen sind, dann werden wir nicht recht „das Unterscheidende prüfen“ können, dann werden wir uns dabei gründlich verschätzen und verrechnen und das „Wesentliche“ über viel Unwesentlichem versäumen. Dann muß unserm Christenstand jene Anspannung aller Kraft und jene lebendige Freude fehlen, die nur großes und klares Ziel verleihen kann. Damit hängt es wohl auch zusammen, daß uns das, was Paulus über den Zustand der Gemeinde angesichts des Tages Jesu sagt, so fremd und erschreckend vorkommt. Es widerspricht unserm ganzen gewohnten Denken in der Kirche. Aus den Erkenntnissen der Rechtfertigungslehre und aus der tiefen Angst vor dem „Hochmut“ ist bei uns die Vorstellung entstanden, die Gemeinde und auch der einzelne Christ könne, ja dürfe nichts aufzuweisen haben, was vor Christus an Seinem Tage etwas taugt. Nicht „lauter und unanstößig und erfüllt mit Frucht“, sondern „befleckt, bettelarm, leer“ stehen nach unsrer Meinung Gemeinde und Christen an jenem Tage da. Auch der erlöste Mensch bleibt der elende Sünder, dessen Wesen und Leben bestenfalls ein unentwirrbares Gemisch von Gutem und Bösem ist, immer „simul iustus et peccator“ (zugleich gerecht und Sünder). So allein kann am Tage des Christus (der in unserer kirchlichen Vorstellungswelt mit dem „jüngsten Gericht“ in eins gesetzt wird) jemand selig werden: aus reiner Gnade wird auch dort der in sich selbst völlig verlorene Mensch zum ewigen Leben zugelassen. Wir müssen sehen, daß Paulus eine ganz andere Vorstellung hat. Er erbittet und erwartet, daß die Philipper „lauter und unanstößig sind auf den Tag des Christus, erfüllt mit Frucht der Gerechtigkeit“. Das Wort „lauter“ = „eilikrines“ ist zusammengesetzt aus „Sonne“ und „richten“ und bezeichnet so die reine Klarheit und Durchsichtigkeit. Die „Heiligen“ sind also wirklich Menschen, die nicht nur „Gott gehören“, sondern die in dieser Zugehörigkeit zu Gott auch klar und durchsichtig geworden sind und keinem mehr einen Anstoß zur Sünde geben. Paulus erwartet, daß der prüfende Blick des Christus auf Seine Gemeinde, der wie die Sonne alles durchleuchtet und durchforscht, eine lautere und unanstößige Schar finden werde. Zu diesem Ziel gelangt die Gemeinde nach der Aussage des Paulus nicht etwa durch eine zauberhafte Verwandlung, die mit dem Tode oder nach ihm eintritt, sondern durch das immer reichere Wachstum der Liebe jetzt und hier. Wir mögen das von unserer Dogmatik aus ganz falsch finden, wir mögen „Hochmut“ oder „Perfektionismus“ fürchten – wir müssen aber lesen, was Paulus hier schrieb. Und wir werden uns fragen müssen, ob wir uns, von Paulus aus gesehen, mit unserer Dogmatik und mit unserer „Demut“ nicht in ein gefährlich bequemes und trügerisches Christentum geflüchtet haben.
Wuppertaler Studienbibel
Das griechische ta diapheronta (V. 10) (Luther: »das Beste«) bedeutet eigentlich das, was sich als unterschiedlich von allem anderen abhebt: das Wesentliche. Um dieses geht es im christlichen Leben. In Römer 12,2 werden wir aufgefordert: »Passt euch nicht dieser Welt an (lebt nicht nach dem Schema dieser Weltzeit), sondern werdet umgewandelt durch die Erneuerung (eures) Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der Wille Gottes ist, das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.« Die Umwandlung unseres Sinnes ist die Voraussetzung. Der Wille Gottes – das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene – hebt sich nämlich von dem ab, was wir normalerweise als solches betrachten. Das ist auch der Grund, warum Buße bzw. Bekehrung im Griechischen »Umdenken« heißt.
Nur wo dies anerkannt ist, gibt es die »Transparenz« und Unanstößigkeit, die als Ziele angegeben sind. Hatten wir das griechische eilikrineis mit »Reine« übersetzt, so ist das nicht moralisch zu verstehen. Wie schon oben angemerkt wurde, geht es um die Durchsichtigkeit, die erst mit der Entlarvung des Menschen kommt. Wenn Paulus hier einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Urteilsvermögen und dieser Reinheit und Unanstößigkeit sieht, dann ist diese Tatsache der beste Beweis dafür, dass es sich nicht um einen Zustand der objektiven Makellosigkeit handeln kann. Makellos werden wir in den richtenden Augen Gottes nur deswegen sein, weil das Blut Jesu unsere Schuld bedeckt, nicht weil wir es von uns aus wären. Der vor Gott »Unanstößige« ist der, der sich seiner Gnadenbedürftigkeit bewusst ist und an der Gnade teilhat (V. 7). Die neue Blickrichtung, die dem Menschen des Neuen Bundes geschenkt ist, ist nicht mehr die der Werkgerechtigkeit und der Sündlosigkeit, die beide ethisch lähmen und selbstzufrieden werden lassen, wenn man sein »Soll« erfüllt hat. Sie ist vielmehr die Blickrichtung der Liebe, die ethisch motiviert, indem sie das Ziel immer höher steckt und bei wachsender Liebe immer mehr erkennen lehrt, wie unendlich mehr Liebe möglich und nötig wäre. Das ist die »Frucht der Gerechtigkeit, welche durch Jesus Christus zur Ehre und zum Lob Gottes wächst«,. Sie wächst zum Lob und zur Ehre Gottes durch Jesus Christus, weil er das Wachstum schenkt. Dieses Thema kehrt dann in verschärfter Weise wieder (Phil 2,12ff.). An dieser Stelle halten wir fest, dass die einzige Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, die ist, welche er verleiht.
Gerhard Maier – Edition C
Wohl für kein Buch der Weltliteratur ist „relecture“ von so großer Bedeutung wie für die Bibel: Sie will immer wieder neu gelesen werden. Das hängt mit ihrem Charakter zusammen. Sie ist geschrieben für Menschen einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Situation. Aber ihre Botschaft gilt allen Generationen und Zeitaltern. Sie will von jeder Generation neu gelesen, neu verstanden und angeeignet werden. Dabei beginnt keine Generation am Nullpunkt. Wir lesen die Bibel zunächst so, wie unsere Vorfahren sie gelesen haben. Wir lesen sie mit den Augen unserer Lehrer. Wir stehen in einer Tradition. Wenn wir einer kreativen Generation angehören, werden wir beim Lesen neue Einsichten haben und neue Erkenntnisse gewinnen, die wir an die nachfolgenden Generationen weitergeben. Dann geschieht, wofür der Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Philippi betet, nämlich, „dass eure Liebe immer reicher an Einsicht und Verständnis wird, damit ihr beurteilen könnt, worauf es ankommt.“ (Phil 1,9f, EÜ) Aber die Erkenntnisse werden nicht nur von Generation zu Generation weitergegeben und vertieft, es schleichen sich auch Fehler ein. Irgendjemand versteht ein Wort der Bibel nicht ganz richtig und bildet sich seinen Reim. Den Nachkommen erscheint diese Deutung plausibel, so dass sie sie übernehmen und weitergeben. Dann wird „relecture“, erneutes Lesen, wichtig. Der Irrtum kann entdeckt und ein neues Verständnis überliefert werden. Es gibt drei Hauptgründe dafür, dass der Sinn einer biblischen Aussage missverstanden wird. Sprache verändert sich im Lauf der Zeit, und Worte erhalten einen neuen Sinn. Ein Beispiel aus der deutschen Sprache: Wer heute eine Frau als „Weib“ bezeichnet, will sie verächtlich machen. Früher diente dieses Wort dazu, einer Frau Ehrerbietung entgegenzubringen. Eine ähnliche Wandlung machte das griechische Wort für „Welt“ durch, das im Neuen Testament häufig erwähnt wird: In der Sprache der alten Griechen meint Kosmos die Schönheit und Ordnung der Schöpfung. Es ist ein positiver Begriff. In der späteren hellenistischen Zeit steht Kosmos plötzlich für die Welt, die von dämonischen Strukturen verdorben ist. Was für ein Wandel! Ein weiteres Beispiel: Wenn der Apostel Paulus von Menschen spricht, die „fleischlich gesinnt sind“ (Röm 8,5), meint er etwas vollkommen anderes, als das, was ein Mensch unserer Zeit unter diesen Worten versteht. Paulus denkt in dem Zusammenhang nicht vor allem an sexuelle Begierden. Ihm stehen Menschen vor Augen, die sich um sich selbst drehen und nicht offen sind für Gott und für andere. Auf jeden Fall ist bei Paulus damit keinerlei Abwertung der körperlichen Seite des Menschen verbunden (Näheres in Kapitel II,5). Wer nicht mit einem möglichen Bedeutungswandel eines Wortes rechnet, wird einen Text leicht missverstehen. Eine zweite mögliche Fehlerquelle hängt damit zusammen, dass eine Aussage der Bibel nie isoliert dasteht, sondern Teil eines Textes ist, ein Faden in einem größeren Gewebe. Ein Wort erhält seinen Sinn durch den Satz, in dem es steht. Die Bedeutung eines Satzes erschließt sich, wenn wir ihn im Zusammenhang der Geschichte sehen, die uns erzählt wird. Eine einzelne Geschichte verstehen wir besser, wenn wir wissen, wovon das biblische Buch handelt, in dem sie steht. Jedes Buch wiederum ist zu interpretieren im Zusammenhang aller Bücher der Bibel. Heute erkennen wir deutlicher als frühere Generationen: Das Neue Testament verstehen wir nur in Zusammenhang mit dem Alten Testament, wie sich umgekehrt das Alte Testament erst im Licht des Neuen Testaments erschließt. Wer eine Aussage der Bibel für sich nimmt und nicht den Zusammenhang mitdenkt, gerät leicht in Gefahr, den Sinn dieser Aussage zu verfehlen. Eine dritte Fehlerquelle ergibt sich daraus, dass niemand von uns einen Text unvoreingenommen liest. Wir alle gehen, oft ohne uns dessen bewusst zu sein, mit einem Vorverständnis an einen Text heran. Wir haben schon ein Urteil, mit dem wir das Gelesene betrachten. Wir tragen unsere eigenen Ideen, Vorstellungen, Wünsche und Sehnsüchte beim Lesen in den Text ein. Wissenschaftlich formuliert: Wir treiben nicht Exegese (Auslegung/Deutung), sondern Eisegese (Hineinlegung/Unterstellung). Letzteres bedeutet: Wir lesen aus dem Text nicht heraus, was er selbst zum Ausdruck bringen will. Vielmehr tragen wir unbewusst vieles in ihn ein, was uns selbstverständlich erscheint. Das kann gar nicht anders sein. Daher ist es wichtig, dass wir uns bei jeder Lektüre selbstkritisch fragen, ob wir die Aussage eines Textes würdigen und ihn zu uns sprechen lassen oder ob wir ihn in unserem Sinn verstehen. Das lässt sich leicht prüfen, indem wir die Bibel nicht nur ganz allein lesen, sondern unsere Einsichten auch mit anderen austauschen.
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