Schlagwort: Jesus

Jesu Werk

Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, welches du mir gegeben hast, daß ich es tun sollte.
Elberfelder 1871 – Joh 17,4

 Ich habe das Werk vollendet, das du mir aufgetragen hast: Ich habe hier auf der Erde deine Herrlichkeit offenbart.
Neue Genfer Übersetzung – Joh 17,4

Ich habe hier auf der Erde deine Herrlichkeit sichtbar gemacht und alles getan, was du mir aufgetragen hast.
Hoffnung für Alle – Johannes 17:4

Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.

Jesus folgte dem Weg seines Vaters, erreichte den Zustand vollkommener Reife und erfüllte den einzigartigen Plan, den Gott für sein Leben hatte. Er erwies allen Menschen vollkommene Liebe.

Hunt – Schlüssel zur biblischen Seelsorge

Als der Herr diese Worte sprach, redete er, als ob er schon gestorben, begraben und wiederauferweckt worden sei. Er hatte den Vater durch sein sündloses Leben »verherrlicht«, durch seine Wunder, durch sein Leiden und seinen Tod und durch seine Auferstehung. Er hat »das Werk« der Erlösung »vollbracht«, das der Vater ihm gegeben hat. Ryle drückt das so aus:
Die Kreuzigung verherrlichte den Vater. Sie verherrlichte seine Weisheit, Treue, Heiligkeit und Liebe. Sie zeigte, dass er weise ist, indem er einen Plan vorsieht, durch den er gerecht und gleichzeitig der Rechtfertiger der Sünder sein konnte. – Sie zeigte, dass er treu ist, seine Verheißung zu halten, wonach der Same der Frau der Schlange den Kopf zertreten wird. – Sie zeigte seine Heiligkeit, indem die rechtmäßigen Forderungen des Gesetzes durch unseren Stellvertreter erfüllt wurden. – Sie zeigte, dass er die Liebe ist, weil er den sündigen Menschen einen solchen Mittler, Erlöser und Freund wie seinen Sohn schenkte, der wie er bereits vor aller Ewigkeit lebte.
Die Kreuzigung verherrlichte auch den Sohn. Sie verherrlichte seine Barmherzigkeit, seine Geduld und seine Macht. Sie zeigte, dass er äußerst barmherzig ist, indem er für uns starb, an unserer Stelle litt und es zuließ, dass er zur Sünde und zum Fluch für uns gemacht wurde. Sie stellte sein Erbarmen auch dadurch unter Beweis, dass er mit dem Preis seines eigenen Blutes unsere Erlösung erkaufte. – Sie bewies, dass er äußerst geduldig war, indem er nicht den normalen Tod der meisten Menschen starb, sondern sich willentlich solchen Schmerzen und solch unerhörter Pein aussetzte, die sich kein Mensch vorstellen kann, während er doch mit einem Wort die himmlischen Heerscharen seines Vaters hätte herbeirufen können, um sich befreien zu lassen. – Sie zeigt, dass er die größte Macht hat, denn er nahm die Last aller Übertretungen der Seinen auf sich und bezwang Satan, indem er ihm seine Beute abnahm.47

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Ich habe dich auf der Erde verherrlicht, indem ich das Werk vollendet habe, das du mir übertragen hast, dass ich es tun sollte. (5) Und nun verherrliche du mich, Vater, bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.«

Aus Dankbarkeit spricht Jesus die Worte: »Ich habe dich auf der Erde verherrlicht.« Zugleich spricht er im Bewusstsein des Sieges über den Fürsten dieser Welt (vgl. Joh 14,30-16,33). »Auf der Erde«: Das war der Kampfplatz, auf den er hinabgestiegen ist. Diese selbe Erde wird seine Wiederkunft sehen (Lk 18,8), sie wird auch an der Erneuerung der ganzen Schöpfung teilhaben (2 Petrus 3,13; Offb 21).

Jesus sagt weiter, wie er dem Vater Ehre erworben, wie er ihn groß gemacht (»verherrlicht«) hat: »indem ich das Werk vollendet habe, das du mir übertragen hast, dass ich es tun sollte«. Dieses »Vollenden« war seine Sehnsucht (vgl. Joh 4,34; 5,36; 19,28.30). »Das Werk« ist eine zusammenfassende Bezeichnung für sein gesamtes Erlösungshandeln. Es umfasst seine Worte und seine Taten und gipfelt im Sühnetod am Kreuz. Jesus betet also schon in der Gewissheit, bis zum Tode durchzuhalten (»ich habe vollendet«). Die Formulierung »das du mir übertragen hast« (wörtlich: »das du mir gegeben hast«) lässt erkennen, dass Jesus nicht unter Zwang, sondern aus freien Stücken gehorsam war (vgl. Heb 5,7ff.; Heb 12,2).

Drittens aber stellt V. 4 eine Rechenschaft dar, die der gehorsame Gottessohn dem Vater ablegt. Der Vater in seiner Heiligkeit (vgl. V. 11) hat Anspruch auf den Gehorsam des Sohnes. Von diesem Gehorsam sprechen auch andere Stellen im NT (z. B. Phil 2,8; Heb 5,8).

Gerhard Maier – Edition C

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen TestamentIch habe dich auf der Erde verklärt und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, dass ich es tue.

Der Tat des Vaters entsprach die des Sohnes. Der Vater gab dem Sohn die Macht über uns, damit uns durch ihn ewiges Leben und Erkenntnis Gottes zuteil werde; so machte der Sohn am irdischen Ort unter denen, die Gott nicht kennen, die Herrschaft des Vaters sichtbar. Jetzt steht der Sohn am Ziel. Mehr zu tun hat ihm der Vater nicht gegeben; was ihm dagegen gegeben war, hat er ganz getan. Er war ganz gehorsam und machte aus seiner Liebe eine ganze Tat. Nicht als Last erscheint ihm das Werk Gottes, das er zu tun hatte, sondern als Gabe. Sein Gehorsam war mit der vollen Freude und Freiheit eigenen ·71116115 eins. Bisher hatte er kein anderes Mittel, Gott auf Erden zu verherrlichen, sondern hat dies dadurch erreicht, dass er sich den Menschen als den erwies, der sich der Sendung Gottes nicht entzog und das Werk, das ihm gegeben war, nicht ungetan ließ, sondern es vollendete. Nun liegt es wieder dem Vater ob, zu handeln. Weil Jesus mit seinem Dienst am Ziel ist, bittet er den Vater um die neue Gabe.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Wenn aber der Herr wünscht, seinen Vater an dem neuen Platz im Himmel zu verherrlichen, hat Er dies auf seinem Weg auf dieser Erde und in seinen Leiden am Kreuz schon getan. Wer ausser dem Herrn konnte zum Himmel aufschauen und zum Vater sagen: «Ich habe dich verherrlicht auf der Erde.»? Ach! Der gefallene Mensch hat Gott auf der Erde verunehrt. Er war nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen worden, damit er ein wahrer Vertreter Gottes vor dem Universum wäre. Wenn aber nun, nachdem der Mensch gefallen ist, die Welt sich ihre Vorstellung von Gott nach dem Menschen bildete, würde das zur Schlussfolgerung führen, dass Gott ein unheiliges, eigensüchtiges, grausames und rachsüchtiges Wesen sei, ohne Weisheit, Liebe und Erbarmen. Das ist in der Tat der schreckliche Schluss, zu dem die Heiden gelangt sind, weil sie annehmen, Gott sei so, wie sie selbst. So haben sie sich Götter gemacht, die, wie sie selbst, unrein, grausam und selbstsüchtig sind. Sie haben «die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes von einem verweslichen Menschen» (Röm 1,23). So hat der Mensch Gott auf der Erde verunehrt, statt Ihn durch eine wirkliche Darstellung Gottes zu verherrlichen. Wenn wir uns aber vom gefallenen Menschen zu dem Menschen Christus Jesus wenden – dem Sohn –sehen wir Einen, der auf jedem Schritt seines Weges Gott verherrlicht hat. Als Er in diese Welt geboren wurde, konnten die himmlischen Heerscharen beim Anblick ihres Schöpfers sagen: «Herrlichkeit Gott in der Höhe» (Lk 2,14). Jetzt, beim Abschluss seines Weges, kann der Herr sagen: «Ich habe dich verherrlicht auf der Erde.» Er machte das Wesen Gottes vollkommen bekannt und hielt an allem fest, was Gott zukam; Er hielt seine Herrlichkeit vor dem ganzen Universum hoch. In Christus wurde Gott im Fleisch offenbart, gesehen sowohl von Engeln als auch von Menschen.
Ferner verherrlichte Christus Gott nicht nur auf seinem Weg auf der Erde, sondern vor allem am Kreuz, denn Er kann sagen: «Das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.» Dort hielt Er die Gerechtigkeit Gottes in Bezug auf die Sünde aufrecht und offenbarte die Liebe Gottes zu dem Sünder.
Hier spricht Christus entsprechend der vollkommenen Menschheit, die Er angenommen hatte. Als Mensch hatte Er Gott verherrlicht und das Werk vollbracht, das Gott Ihm zu tun aufgetragen hatte. Als Gläubige ist es unser Vorrecht, so zu wandeln, wie Er gewandelt hat – hier zu sein zur Verherrlichung Gottes und um das Werk zu vollenden, das Er uns zu tun aufgetragen hat; wobei wir aber nie vergessen dürfen, dass das Werk, für das Er kam und das Er am Kreuz vollbrachte, für immer allein dastehen muss. Niemand als der Sohn konnte dieses grosse Werk übernehmen und vollbringen.

Halte fest 1983

Wie weit wir von aller „Gnosis“ ebenso wie von aller „Mystik“ entfernt sind, zeigt sofort der nächste Satz. „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde, indem ich das Werk vollendet habe, das du mir gegeben hast, damit ich es tue.“ Jesus spricht von dem „Werk“, das er auf dieser Erde „vollendet hat“. Er spricht so davon, als ob das schwerste Stück dieses „Werkes“, das Kreuz, schon hinter ihm liege; so gewiss ist Jesus der Vollendung. Aber er wird das „Es ist vollendet“ erst rufen, wenn er das Haupt neigt und stirbt (19,30). Jetzt sieht er zurück auf die Jahre das Wirkens und des Kampfes. Wir könnten im Blick auf die Verse 4,6,8,12,14,22,26 sagen, dass das Beten Jesu in diesem Rückblick zu einem heiligen Rechenschaftsbericht des Sohnes vor dem Vater wird. In allem, was diese Jahre füllte, hat er Gott „verherrlicht“. Nicht in denkendem Sinnen, nicht in mystischer Versenkung, sondern im „Tun“ bestand sein „Werk“. Das Werk war ihm vom Vater „gegeben“, „damit er es tue“. Es war nicht eine Last, sondern war ihm eine „Gabe“ des Vaters. Wie gern hat der Sohn dieses Werk getan und den Vater „auf der Erde verherrlicht“.

Wuppertaler Studienbibel

Und – werden WIR als seine Nachfolger auch des Vaters Willen tun? Oder eher versuchen, unsere Wünsche durchzusetzen?

wir alle???

Wir gingen alle in der Irre, wie die Schafe (Kleinvieh), wir wandten uns, jeder Mann auf seinen eigenen Weg; und Jehovah ließ auf Ihn stoßen unser aller Missetat. 1Pe 2,25; 2Kor 5,21.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jes 53,6

Wir Alle verirrten uns wie Schafe, Jeder ging seinen eigenen Weg; Jehova aber warf auf ihn die Strafe für uns Alle.
van Ess 1858 – Jesaja 53,6

Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns ein jeder auf seinen Weg; und Jehova hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit.
Elberfelder 1871 – Jes 53,6

Wir waren total durcheinander, wir hatten uns alle verlaufen, so als wären wir in einer fremden Stadt ohne Stadtplan. Jeder hat getan, was er gerade für richtig hielt. Trotzdem hat Gott ihn für unseren ganzen Mist bluten lassen.
VolxBibel – Jesaja 53:6

Echt? Wir alle? Oder gibt es eine Ausnahme, wenn man Mitglied in xy.z ist? Oder die Eltern einen als Christen erzogen haben? Oder wenn…?

Was ist das Evangelium?

Ein weiterer Grund, der dazu führt, daß manche Menschen in evangelikalen Gemeinden unerrettet bleiben, ist die Art und Weise, wie ihnen das Evangelium präsentiert wird. Viele hingegebene Christen erklären das Evangelium so, daß ungläubige, unvorbereitete Leute es nicht verstehen, und zwar, daß sie eigentlich nur Gottes Gericht verdienen, daß das Heil allein Gottes Werk ist und das der Sünder selber unfähig ist, irgend etwas zu seiner eigenen Erlösung beizutragen.
Röm 1,3 erklärt uns, daß das Evangelium Gottes Frohe Botschaft von Seinem Sohn, Jesus Christus, unserem Herrn ist. Es ist Gottes Zusicherung „…daß Christus für uns gestorben ist nach den Schriften; und daß Er begraben wurde und daß Er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften“ ( 1.Kor 15,3-4 ).
Das Evangelium bezieht sich in erster Linie und hauptsächlich auf Christus. Es ist die Botschaft über das in Christus vollendete, historische Werk Gottes. Das Evangelium ist einzig und allein das Werk der Gottheit. Christus war „…von Gott geschlagen…“ , „…dem Herrn gefiel es, Ihn zu zerschlagen. Er hat Ihn leiden lassen…“, der Herr hat „…Sein Leben als Schuldopfer eingesetzt…“ ( Jes 53,4-10 ).
Viele verwechseln das Evangelium, Gottes Werk durch Christus FÜR uns, mit Seinem Werk IN uns, bewirkt durch den Heiligen Geist. Das Evangelium ist lediglich eine objektive Tatsache, die außerhalb von uns geschehen ist. Diese Botschaft spricht nicht von der Veränderung, die IN uns stattfinden muß und es ‚passiert‘ auch nicht IN uns. Es wurde durch Christus vor etwa 2000 Jahren vollbracht, völlig unabhängig von uns. Es ist auch in keiner Weise vom Menschen abhängig. Das Evangelium wird verzerrt, wenn wir den Blick der Menschen darauf richten, was sich in ihrem Innern verändern soll. Wir waren und werden am Erlösungswerk Jesu Christi, das historisch abgeschlossen und vollendet ist, beteiligt sein. Dem Sünder muß gesagt werden, daß er völlig von sich selber wegschauen und allein auf Christus und Sein Werk vertrauen muß, um Erlösung zu erlangen.
Der nun folgende Auszug eines Artikels wurde von ernsthaft Gläubigen und ehrlichen Missionaren geschrieben. Dennoch wird darin das Evangelium auf falsche Art und Weise vorgestellt. In diesem Artikel berichten sie über eine Unterhaltung, die sie mit einem Stammesbewohner hatten. Sie schrieben: „Jeden Dienstag abend besuchten wir Biaz‘ Eltern. Wir lasen einen Abschnitt aus dem 1. Buch Mose, sprachen darüber und stellten Fragen. Eines Abends sagte Biaz: ,Ich fürchte mich so, weil das Böse in mir ist und ich möchte nicht, daß Gott mich in die Flammen wirft.'“
Aus diesem Zitat wird deutlich, daß Biaz eine Seele war, die auf das Evangelium vorbereitet war. Dort war eine Erkenntnis der persönlichen Schuld und eine Furcht vor dem Gericht Gottes. Aber wie antworteten die Missionare? Sie sagten zu Biaz: „Wenn du Jesus darum bittest, die bösen Dinge aus deiner Leber (Herzen) herauszuschneiden und dir Seinen Geist zu geben, dann wirst du Sein Eigentum sein, und du brauchst dich nicht länger zu fürchten und du wirst einst zu Ihm gehen.“ Anstatt Biaz die historisch – sachliche Botschaft des Evangeliums als Gottes ausreichende Fürsorge für seine Sündenschuld und das kommende Gericht Gottes zu erklären, lenkten sie seine Aufmerksamkeit auf das, was von Innen geschehen muß. Daher war das, was sie lehrten, nicht das Evangelium.
Unbiblische Bezeichnungen
Wir verdrehen und verzerren das Evangelium im Verständnis der Menschen, wenn wir Worte in unserer Verkündigung verwenden, die die Aufmerksamkeit der Leute darauf lenken, was zu TUN ist, anstatt zu verdeutlichen, was Gott für sie in Christus GETAN hat. Wir sollen Begriffe verwenden, die den bußfertigen Sündern zeigen, daß sie ihr Vertrauen auf das legen sollen, was durch Christus FÜR SIE getan wurde, anstatt ihre Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was IN IHNEN zu tun ist. „Nimm Jesus in dein Herz auf.“, „Übergib Jesus dein Herz.“, „Gib dein Leben Jesus.“, „Öffne dem Herrn die Tür deines Herzens.“, „Bitte Jesus, deine Sünden abzuwaschen.“, „Entscheide dich für Christus.“, „Bitte Jesus, dir ewiges Leben zu schenken.“, „Bitte Gott, dich zu erretten“ – diese modernen und oft allgemein üblichen Phrasen verwirren das Verständnis der Menschen für das Evangelium.
Wenn wir Menschen für das Evangelium vorbereiten, sollen wir sie zu dem Punkt kommen lassen, an dem sie erkennen, daß sie selbst nichts tun können. Doch selbst wenn Menschen erkennen, daß sie hilflos und unfähig sind irgendetwas zu tun, erzählen ihnen viele Evangelisten, Missionare und Verkündiger Dinge wie folgende: „Nun mußt du dein Herz Jesu übergeben.“ Soeben sagten sie den Zuhörern, sie seien unfähig irgend etwas zu tun, nun forderten sie alle auf, etwas zu tun. Mit welchem Ergebnis? Verwirrung in Bezug auf das Evangelium! Denn das Interesse und die Besorgnis der Menschen wird nach Innen, auf ihre eigene Erfahrung gelenkt und nicht nach außen. Sie sollen allein auf Christi Tod, Grablegung und Auferstehung, Dinge, die um ihretwillen geschehen sind, vertrauen.
Methoden und Begrifflichkeiten, die überall auf der Welt in den Evangelisationen verwendet werden, haben das Evangelium so verzerrt, daß der Christenheit aufs Neue die grundlegenden Wahrheiten des Erlösungswerks Gottes durch Christi verkündigt werden müssen, um wiederum das Evangelium nach den Maßstäben des Wortes Gottes lehren zu können. Auch wenn viele Menschen durch die derzeitigen Evangelisationsmethoden errettet worden sind, gibt es viele, die das Evangelium nicht deutlich verstanden haben. Die Botschaft, die sie hörten, betonte so sehr die Rolle des Menschen bei der Bekehrung, daß sie das vollkommene und vollendete Werk Gottes sowie die allumfassende Fürsorge für hilflose Sünder in Christus nicht verstanden und angenommen haben.
Wenn die Aufmerksamkeit der Menschen auf ihr eigenes Tun gelenkt wird, werden selbst diejenigen, die tatsächlich errettet sind, an ihrer mangelnden Heilsgewißheit zweifeln. Sie werden sich immer wieder fragen: „Habe ich es ernst genug gemeint? Habe ich richtig gehandelt? Habe ich wirklich Christus empfangen? Habe ich tatsächlich mein Herz dem Herrn Jesus gegeben?“

Trevor Mc Ilwain – Auf festem Grund gebaut

Hat Christus die Sünden aller getragen?

Wenn der Herr Jesus die Sünden jedes Menschen getragen hätte, gäbe es kein Gericht mehr, weil es schon auf Ihn gefallen ist. Gott würde nicht zweimal Zahlung verlangen, zuerst von der durchbohrten Hand des Gekreuzigten und dann noch von der Hand des Sünders.
Und wenn es kein Gericht mehr gäbe, wäre es nicht nötig, das Evangelium zu verkündigen, denn dann wäre nach dem Tod niemand in Gefahr, verloren zu gehen, was er auch immer gedacht, geredet und getan haben mochte.
Wenn Christus die Sünden von jedermann getragen hat, warum sagt dann das Wort, dass Er «geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen»? (Heb 9,28).
Wenn Christus die Sünden von jedermann getragen hat, warum predigen dann seine Diener noch Buße und Glauben?
Gewiss, der Herr Jesus Christus ist für alle gestorben. Keiner wird gerichtet werden, weil er eine sündige Natur hat. Aber jene, die einst vor dem grossen weissen Thron stehen, werden «nach ihren Werken» gerichtet. Paulus, der die Wahrheit Gottes verkündigte, sagte: «So sei es euch nun kund, Brüder, dass durch diesen euch Vergebung der Sünden verkündigt wird; und von allem … wird durch diesen jeder Glaubende gerechtfertigt» (Apg 13,38.39). «Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott» (Röm 5,1).
Von wem sprach der Prophet in Jesaja 53,4-6? Nicht von denen, die einst erkennen werden, dass der Eine (Jesus Christus), den sie verachtet und verworfen haben, der war, der für sie gestorben ist? Ist dies nicht ein wunderbares Beispiel von Buße und Glauben? Die Übrigen vom Volk Israel, die nicht zu dieser Einsicht, zur Verurteilung ihres früheren bösen Verhaltens zu Christus und zum Glauben an Ihn gelangen, werden um ihrer Sünden willen in der Drangsalszeit von den Gerichten weggerafft.
Der Herr Jesus hat gesagt; «Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen» – ein Grundsatz, der für alle Zeiten gilt (Lk 13,3).
Zu wem sprach der Heilige Geist durch Petrus, wenn er sagt: «Der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat»? Er wendet sich damit nur an die Gläubigen (1 Petrus 2,24).
Es wäre daher falsch, wenn wir in der Wortverkündigung zum Ausdruck brächten, dass der Herr Jesus die Sünden und die entsprechende Strafe von allen, samt und sonders, getragen habe.
Das Evangelium ist zum Heil jedem Glaubenden. Darin wird Gottes Gerechtigkeit offenbart «aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: ‹Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.›» (Röm 1,16.17). Hier zieht der Heilige Geist durch den Apostel eine klare Grenze.
Gott verhüte, dass wir unüberlegt gegen ein Wort der Schrift verstossen. Wir wollen vielmehr die Ermahnung beachten: «Halte fest das Bild gesunder Worte» (2 Timotheus 1,13).

Halte fest 1979

An Jesus zu glauben bedeutet mehr, als sich taufen zu lassen, zur Kirche zu gehen oder zu versuchen, ein guter Mensch zu sein. Keine dieser Aktivitäten kann die Sünden auslöschen, die Sie bereits begangen haben und im Laufe Ihres Lebens weiter begehen werden. An Jesus zu glauben bedeutet erstens, zuzugeben, dass Sie ein Sünder sind und anzuerkennen, dass es keine Möglichkeit gibt, Gottes Anerkennung durch Ihre Werke zu verdienen (Römer 3,20; Epheser 2,8-9). Zweitens bedeutet es zu glauben, dass Jesus die volle Strafe für Ihre Sünden bezahlt hat, als er am Kreuz starb (Jesaja 53,1-12; 1. Petrus 2,24-25). An Jesus zu glauben bedeutet im Grunde genommen, darauf zu vertrauen, dass er mit Ihnen die Akte getauscht hat, als er am Kreuz starb – das heißt, er hat Ihre sündige Akte auf sich genommen und die Strafe für diese Akte vollständig bezahlt und Ihnen seine vollkommene Akte gegeben, die den Weg zum Frieden mit Gott öffnet.

Dieses Evangelium gibt uns das Geschenk des ewigen Lebens. Aber das Evangelium ist mehr als ein Ticket in den Himmel. Es ist nicht nur für Ungläubige. Es ist für jeden Gläubigen an jedem Tag des Lebens. Aber viele Christen haben ein „Zwei-Türen-Evangelium“. Wir betrachten das Evangelium als eine Tür, die wir bei der Bekehrung betreten. Wir stehen außerhalb von Gottes Familie, dann teilt jemand die Gute Nachricht mit uns, und der Heilige Geist öffnet unsere Herzen, um zu verstehen. Wir sehen unsere Not. Wir vertrauen auf Christus. Wir kommen durch die Tür in das Reich Gottes. Wir glauben, und die Strafe der Sünde – die ewige Strafe – ist weggenommen.

Aber dann – allzu oft – behandeln wir das Evangelium wie ein Flugticket, das wir aufsparen, um es an einem fernen Tag in der Zukunft zu benutzen. Nachdem wir durch eine Tür eingetreten sind, stecken wir das Evangelium in unsere Tasche, bis wir zu einer anderen Tür kommen. Wir holen das Evangelium erst heraus, wenn wir im Krankenhaus liegen und nur noch ein paar Tage zu leben haben. Dann sagen wir unseren Kindern friedlich: „Macht euch keine Sorgen. Ich weiß, dass ich in den Himmel komme, weil ich auf Jesus vertraut habe. Ich glaube an das Evangelium und ich habe Hoffnung auf das ewige Leben.“

Ja, das Evangelium bietet großen Trost, wenn wir dem Tod gegenüberstehen. Aber es gibt ein ganzes Leben, das wir zwischen der ersten Tür und der zweiten Tür leben. Wenn wir vergessen, dass das Evangelium für jetzt ist – für Sünden, mit denen wir heute kämpfen, für Bereiche, in denen wir noch wachsen wollen, für Beziehungen, die zerbrochen sind – dann verpassen wir den reichen Schatz, der uns in Christus gehört. Es gibt einen Schatz, der im Himmel für uns aufbewahrt wird, aber Gott will ihn nicht nur für die Ewigkeit reserviert haben. Er schwappt in unser tägliches Leben heute, wenn wir nur unsere Hände ausstrecken und ihn empfangen.

Ken Sande – Die Lösung von Alltagskonflikten

JA ! WIR ALLE waren abgeirrt!
NEIN – wir konnten uns nicht selbst retten! Noch war dazu eine bestimmte Gruppe von Menschen in der Lage! Nur Jehova konnte für die Lösung sorgen!

Und die Freisprechnung von unseren Fehlern und Sünden geschieht auch nicht über eine Gruppe, sondern nur über das persönliche Verhältnis zu Jehova!

Warum schreib ich das schon wieder?
Gestern einen aktuellen Artikel auf n-tv gesehen – der wieder einmal zeigt, dass es nicht hifreich ist, auf andere Kirchen zu schauen – und die Fehler der anderen hervorzuheben! Und dann selber in den eigenen Reihen nach „eigenen Gesetzen“ zu richten – anstatt die Gebote und Gesetze Jehovahs umzusetzen. Und wenn Dinge nicht klar sind – dann eben auf Jehova zu vertrauen! Und NICHT diejenigen mit Intrigen und Lügen aus der Organisation/Kirche auszuschließen, die einen höheren Maßstab haben, als man „von oben anordnet“. Jehova ist ein heiliger Gott, und ER hasst alle Ungerechtigkeit! Kann mich noch sehr gut an so manche Diskussion mit Ältesten erinnern, die Kindesmißbrauch NICHT als „porneia“ betrachteten, mit den betreffenden Konsequenzen für alle, die das nicht so sehen wollten….
Aber wir alle sind nicht besser, als andere! Die eine Kirche ist nicht besser als die andere Kirche – wenn sie nicht den heiligen Maßstab ansetzen will!

Wir gingen alle in der Irre. Um die Wohltat des Todes Christi dem Menschenherzen besser einzuprägen, zeigt der Verfasser, wie nötig die vorher erwähnte Heilung sei. Ist uns unser Elend und unser Verhängnis nicht völlig klar, so werden wir ja nicht erkennen, wie sehr wir nach dem uns von Christus beschafften Heilmittel zu trachten haben, und werden niemals mit dem brennenden Verlangen zu ihm kommen, das hier am Platze ist. Wenn wir aber einsehen, dass wir verloren sind, wird dieses Bewusstsein unseres Elends uns treiben, mit Eifer das Heilmittel anzunehmen, das uns sonst wertlos scheint. Damit wir also an Christus Geschmack bekommen, muss jeder auf sich selbst achten und sich prüfen; dann wird er einsehen, dass er verloren ist, bis Christus ihn findet. Hier ist niemand ausgenommen, das Wort des Propheten trifft alle; das ganze Menschengeschlecht ging zu Grunde, hätte Christus nicht Hilfe gebracht. Ja, er nimmt auch die Juden nicht aus, die sich mit einer falschen Einbildung von Erhabenheit trugen, sondern spricht ihnen ebenso wie den anderen das Verderben zu. Dass wir wie Schafe sind, wird nicht gesagt, um unsere Schuld gering und nur wie einen unschuldigen Irrtum erscheinen zu lassen. Vielmehr soll dadurch umso klarer werden, dass es Christi eigenstes Werk war, solche Menschen aus der Zerstreuung zu sammeln, die den unvernünftigen Tieren glichen. Dass „ein jeglicher“ auf seinen Weg sah, führt die Rede aus der umfassenden Allgemeinheit auf die persönliche Anwendung hinüber: jeder einzelne soll bei sich bedenken, ob es nicht wirklich so ist. Denn ein allgemeiner Satz berührt uns viel weniger als eine Rede, von der jeder merkt, dass sie ihn persönlich angeht. So möge denn ein jeder sein eigenes Gewissen erwecken und sich selbst vor Gottes Richtstuhl stellen, damit er sein Elend erkenne. Was die „Irre“ bedeutet, sagt der Prophet jetzt deutlich: jeder geht den Weg, den er sich selbst gesucht hat, lebt nach seiner eigenen Einsicht. Damit ist ausgedrückt, dass es für uns nur einen rechten Lebensweg gibt; wer davon abweicht, geht notwendigerweise „in der Irre“. Hier ist nicht von einzelnen Werken die Rede, sondern von unserer Natur selbst, die uns immer irreführt. Könnten wir, geleitet vom natürlichen Trieb oder von unserer Klugheit, uns selbst vom Irrtum befreien, so wäre Christus nicht nötig. Wir haben uns also alle aus eigener Schuld selbst zu Grunde gerichtet, Christus allein rettet uns. Und je mehr wir uns auf unsere Klugheit und eigenes Tun verlassen, desto mehr und desto schneller ziehen wir uns das Verderben zu. Daher zeigt der Prophet, was für Leute wir sind, bevor wir durch Christus erneuert werden. Alle sind unter der gleichen Verdammnis, denn niemand ist gerecht, niemand ist verständig, da ist keiner, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen und untüchtig geworden; da ist nicht, der Gutes tut, auch nicht einer – wie des Weiteren von Paulus auseinandergesetzt wird (Röm. 3, 10).
Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn. Ein feiner Gegensatz! Aus uns selbst stammt die Zerstreuung, in Christus besteht die Sammlung; wir gehen von Natur in der Irre und eilen unserem Verderben zu, in Christus finden wir den Weg, der uns zum sicheren Hafen bringt; uns vernichten unsere Sünden, aber sie werden auf Christus gelegt, der uns entlastet. Da wir also dem Verderben geweiht waren und, los von Gott, der Hölle zueilten, nahm Christus den ganzen Haufen unserer Sünden auf sich, um uns vom ewigen Verderben zu befreien. Dabei müssen wir lediglich daran denken, dass er Schuldverhaft und Strafe auf sich nahm: denn von der Schuld selbst war er durchaus frei. Darum erwäge ein jeder bei sich sorgfältig seine eigenen Sünden, damit er wirklich die Erfahrung solcher Gnade machen und die Frucht des Todes Christi empfangen könne.

Jean Calvin – Jesaja

schau auf den ewigen König

Deine Augen werden den König schauen in seiner Schönheit, sehen werden sie ein weithin offenes Land.
Elberfelder 1871 – Jes. 33,17

Einst werdet ihr Gott als König sehen
in seiner ganzen Pracht und Schönheit;
eure Augen erblicken ein weites Land.
Gute Nachricht Bibel – Jesaja 33,17

Dann wird ein Zeitpunkt kommen, wo du den Chef, eben Gott selbst, live sehen wirst. Du wirst seine geniale Schönheit bewundern. Es wird so sein, als würde man von einem Berg auf ein ganz weites Land runtersehen. Alles, was einem früher an ätzenden Sachen passiert ist, hat man dann vergessen: „Wie war das noch, damals? War das wichtig? Wo ist der Typ, dem ich früher mein Geld abdrücken musste? Wo ist der Typ, der immer alles kontrolliert hat? Hmm?“ Diese nervigen Leute, die immer komische unverständliche Dinge gesagt haben, sind dann ganz weit weg.
VolxBibel – Jesaja 33:17–19

Im richtigen Augenblick wird der HERR aufstehen, um an seinen Feinden zu handeln. In bitterem Spott beschreibt er die Assyrer als solche, die mit Heu schwanger gehen und Stoppeln zur Welt bringen. Mit anderen Worten: Ihre Vorstellungen werden zunichte. Derselbe Zorn, den sie anderen zuwandten, wird sich gegen sie wenden und sie gänzlich verzehren. Gebrannter Kalk und brennende Dornen sind ein Bild des endgültigen Gerichts.
33,13–16 Ein Wort geht aus an die gottlosen Heiden (»ihr Fernen«) und an die abgefallenen Juden (»ihr Nahen«). Im Feuer göttlichen Gerichts, im Brennen von Gottes Zorn werden die einzigen Überlebenden die sein, die in Gerechtigkeit leben und sich von jeder Form des Bösen absondern.
33,17 Dann wird der gläubige Überrest den König in seiner Schönheit schauen und das Land, dessen Grenzen erweitert sind.
A.J. Gordon hat diesen Vers für eines seiner Lieder benutzt:
Ach, den König in seiner Schönheit
Werd’ ich schau’n in dem Land voller Licht.
Wenn die Schatten endlich entflohen,
Und der strahlende Tag anbricht.
Herrlich wird er dann erscheinen,
Einst das Lamm, das für uns starb!
Wie werd’ ich mit all den Seinen
Rühmen, was er uns erwarb!
Halleluja, Halleluja!
Preis dem Lamm, das für uns starb!
Halleluja, Halleluja! Amen.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Die Schönheit des Königs und ein offenes Land
Deine Augen werden den König schauen in seiner Schönheit, sehen werden sie ein weithin offenes Land (Jesaja 33,17).
Die Hoffnung des irdischen Volkes Gottes hat zwei grosse Schwerpunkte: der Herr Jesus als König Israels, und Kanaan, das verheissene Land.
Den König anschauen
Wenn Christus für die glaubenden Israeliten wiederkommen wird, werden sie Ihn anschauen und seine Herrlichkeit bewundern. Die Söhne Korahs haben diese Schönheit bereits beschrieben:
• «Du bist schöner als die Menschensöhne» (Ps 45,3). Damit sprechen sie die alles überragende Schönheit seiner Person an. Er ist ausgezeichnet vor Zehntausenden.
• «Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen» (Ps 45,3). Was der Herr Jesus mit seinem Mund spricht, macht einen wichtigen Teil seiner Schönheit aus. Für die Glaubenden aus Israel sind die Worte seiner Gnade besonders schön und lieblich.
• «Myrrhe und Aloe, Kassia sind alle deine Kleider» (Ps 45,9). Seine Kleider strömen eine besondere Duftmischung aus. Myrrhe verbreitet den Geruch seiner Leiden. «Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben» (Sach 12,10). Aloe verströmt den Duft des Wohlgefallens, das Gott an seinem Christus hat. «Bei Gott aber auserwählt, kostbar» (1 Petrus 2,4). Mit Kassia breiten seine Kleider den Geruch der Rettung aus. «Ein Erlöser wird kommen für Zion» (Jes 59,20).
Seine Person, seine Worte und seine Kleider zeigen, wie schön und erhaben Er einmal als König für das Volk Israel sein wird.

Halte fest 2018

Nun gibt Jesaja folgende begeisternde Vorschau: „Einen König in seiner Schönheit werden deine Augen erblicken; sehen werden sie ein fernes Land. Dein eigenes Herz wird in gedämpftem Ton ein Schrecknis erörtern: ‚Wo ist der Sekretär? Wo ist der Auszahlende? Wo ist der die Türme Zählende?‘ Kein freches Volk wirst du sehen, ein Volk von zu tiefer Sprache, um darauf zu hören, von stammelnder Zunge, unverständlich für dich“ (Jesaja 33:17-19). Die Verheißung des messianischen Königs und seines Königreiches wird treue Juden in den langen Jahrzehnten des Exils in Babylon stärken, selbst wenn sie dieses Königreich lediglich von fern sehen können (Hebräer 11:13). Ist die Herrschaft des Messias schließlich einmal Realität, wird die babylonische Tyrannei nur noch dunkel in Erinnerung sein. Überlebende des Angriffs der Assyrer werden freudig sagen: „Wo sind nun die fremden Vögte, die das Frongeld verlangten, und die Beamten, die das Gold abwogen?“ (Jesaja 33:18, Bruns).
Jesajas Worte garantieren zwar eine Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft, doch die einzelnen jüdischen Exilanten werden bis zur Auferstehung warten müssen, um die vollständige Erfüllung dieses Teils der Prophezeiung zu erleben. Wie verhält es sich mit Gottes Dienern der heutigen Zeit? Seit 1914 kann Jehovas Volk den messianischen König, Jesus Christus, in all seiner geistigen Schönheit „erblicken“ oder erkennen (Psalm 45:2; 118:22-26). Daraufhin sind sie von der Unterdrückung und Beherrschung durch Satans böses System befreit worden. Unter Gottes Königreich, das seinen Sitz in Zion hat, erfreuen sie sich wahrer geistiger Sicherheit.

Die Prophezeiung Jesajas — Licht für alle Menschen

Echt? Diese Verheißung hat sich schon erfüllt? Warum dann die ganzen Vorträge gegen Aussteiger und die „Welt“ wenn „ihr schon in geistiger Sicherheit“ seit?

So auch unser Prophet, der Worte fand, die Dinge Gottes in ihrer wahren Größe zu künden. Er rief seinem angesichts der großen Geschichtsereignisse in seiner Seele bebenden Volke zu:
„Den König in seiner Schöne möchten deine Augen schauen, möchten sehen das in Fernen liegende Land; da sinnt denn ängstlich dein Herz: Wo ist der Zähler, wo der Wäger, wo der Zähler der Festungstürme! Auf ein machtstolzes Volk sieh nicht aus, nicht auf ein Volk zu tiefer Lippe für Verständnis. Zion schau, die Burg unserer Bestimmung, da sehen deine Augen Jeruschälaim, eine sicher ruhende Stätte. Ein Zelt, das sie nicht gesteckt hat, nicht immer selbst ausreißt seine Pflöcke, und von dessen Seilen keins reißt. Denn wenn dort Gott Majestät uns ist, ein Flussgebiet weitgeuferter Ströme, wird doch kein [324] Streitschiff es befahren, kein stolz Gefährt es durchkreuzen, denn Gott unser Richter, Gott unser Gesetzgeber, Gott unser König, der wird uns helfen 138!“
Das sind Prophetenblicke und Glaubensahnungen für das Kommende, wie sie nur von Persönlichkeiten geschaut werden können, die mit dem Wesen und Charakter Gottes vertraut geworden sind. Von Gott aus schließen sie auch auf das, was Gott schaffen wird. Ihre Inspirationen decken sich mit dem ganzen Wesen und Charakter Gottes, und sie erwarten in dem Kommenden dieselben göttlichen Wesenszüge wiederzufinden, die sie in Gott gefunden haben. Wer diesen Geist des prophetischen Schauens und der prophetischen Hoffnung in sich trägt, erwartet das Heil der Völker und der Zukunft nicht mehr von einer im Geiste Kains aufgebauten Städtekultur und einem im Geiste Nimrods gepflegten Königtum. Seine ganze Sehnsucht geht auf eine Theokratie auf Erden, auf die Herrschaft des Geistes über den Stoff, auf die Herrschaft des Gesalbten über den Menschen.
Diese wird mehr und mehr sichtbar für die Sehenden, bleibt aber verhüllt den Träumenden. Und wie mit unwiderstehlicher Notwendigkeit aus dem Innern des auf sich selbst eingestellten Völkerlebens Gericht um Gericht, Katastrophe [325] um Katastrophe kam, so kommt mit derselben unwiderstehlichen, inneren Notwendigkeit die Herrlichkeit jenes Gottesstaates, in welchem die Völker bezeugen werden:
„Denn Gott ist unser Richter,
Gott ist unser Gesetzgeber,
Gott ist unser König,
Der wird uns helfen!“

Kroeker – Das lebendige Wort Band 2

Genau! Unser Blick auf Jehovah – auf Seine Größe und Macht, läßt uns auch an Seine Verheißungen glauben! Deshalb wissen wir, dass Sein Wort in Erfüllung geht, und nicht irgendwie „geistig schon geschehen wäre“. Wir müssen uns deshalb nicht auf die Fehler von irgendwelchen Regierungen noch auf die Fehler von irgendwelchen orgs konzentrieren – sondern unser Blick schaut auf den König, der sich bereit machen wird, uns zu befreien!
Und worauf wirst du dich freuen, wenn du auf IHN schaust?

„Wir dachten uns, dass er das verdient hat“

Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Und wir, wir hielten ihn für bestraft, (Eig für einen von göttlicher Strafe Getroffenen) von Gott geschlagen und niedergebeugt;
Elberfelder 1871 – Jes 53,4

In Wahrheit aber hat er die Krankheiten auf sich genommen, die für uns bestimmt waren, und die Schmerzen erlitten, die wir verdient hatten. Wir meinten, Gott habe ihn gestraft und geschlagen;
Gute Nachricht Bibel 2000 – Jes. 53,4

Dabei war es unsere Krankheit, die er auf sich nahm; er erlitt die Schmerzen, die wir hätten ertragen müssen. Wir aber dachten, diese Leiden seien Gottes gerechte Strafe für ihn. Wir glaubten, dass Gott ihn schlug und leiden ließ, weil er es verdient hatte.
Hoffnung für Alle – Jesaja 53,4

Aber er hat die Bestrafung für unsere Fehler übernommen. Wir dachten uns, dass er das verdient hat, dass das eine Bestrafung von Gott wäre und dass der ihn schlägt und runterdrückt. Dadurch ging es ihm auch echt dreckig.
VolxBibel – Jesaja 53:4

Nachdem Jesaja seine Erniedrigung und Erhöhung zusammengefasst hat und sich dann mit seiner grundlegenden menschlichen Entwicklung befasst hat und damit, wie er während seines Lebens verachtet wurde, beschäftigt er sich in dieser dritten Strophe mit dem Konzept der Stellvertretung.
Vom stellvertretenden Leiden des Knechtes Jehovas ist in Vers 4 die Rede: „Er hat unsere Schmerzen getragen und unsere Leiden mit sich herumgeschleppt, und wir haben ihn für einen Geschlagenen gehalten, für einen von Gott Geschlagenen, für einen Bedrängten.
Jesaja verwendet in diesem Vers zweimal das Pluralpronomen unser, um zu betonen, dass sein Leiden stellvertretend war. Der Knecht nahm unsere Krankheiten und unsere Schmerzen auf sich. In der Heiligen Schrift kann das Wort „Krankheit“ in einem körperlichen oder geistlichen Sinn oder in beiden verwendet werden. Während Jesus hier auf der Erde war, heilte er als Teil seiner messianischen Legitimation eine große Anzahl von körperlichen Krankheiten. Er heilte alle, die tatsächlich zu ihm kamen, und aus diesem Grund zitiert Matthäus diesen Vers (Matthäus 8:16-17). Dies wird auch bei seiner Wiederkunft der Fall sein. Die Anwesenheit des Messias bringt immer größere Vorteile mit sich als seine Abwesenheit. Aber die Tatsache, dass Jeschua alle, die zu ihm kamen, physisch heilte, während er anwesend war, bietet keine solche Garantie, jetzt, wo er abwesend ist. Der Hauptzweck Seines Kommens war es, sich mit dem Thema Sünde zu befassen, und das ist der zentrale Punkt dieser Passage. Er steht im Zusammenhang mit der Sünde und wie der Messias mit ihr umgehen wird. Die Krankheit ist die geistliche Krankheit, die Er zu heilen kam, indem Er sich mit der Grundursache befasste: dem Problem der Sünde.
Zweitens: Und doch hielten wir ihn für angeschlagen, von Gott geschlagen und geplagt. Dieser Satz besagt, dass Israel beim Anblick Seiner Leiden annahm, dass Er für Seine eigenen Sünden litt; dass Sein Leiden eine Strafe Gottes war. Das hebräische Wort, das mit „geschlagen“ übersetzt wird, ist ein Wort, das „mit etwas Schockierendem behaftet sein“ bedeutet, „mit einer hasserfüllten Krankheit behaftet sein“. Sie sahen ihn als von Gott mit einer sehr schrecklichen Krankheit geschlagen an. Deshalb wissen wir, dass das Wort „Krankheit“ in einem geistlichen und nicht in einem körperlichen Sinn verwendet wird. Jeschua starb nicht an einer körperlichen Krankheit. Er starb durch Hinrichtung mittels Kreuzigung. In diesem Vers wird die Hinrichtung Jesu so betrachtet, als ob er mit einer schockierenden und hasserfüllten Krankheit behaftet gewesen wäre. Die Krankheit konnte nicht körperlich sein, einfach weil Jeschua nicht an einer Krankheit starb. Die Krankheit muss hier eine geistliche Krankheit sein, also Sünde. Sie glaubten, dass Er ein Sünder war, ein Übertreter. Sie glaubten, er würde für seine eigenen Sünden leiden. In Wirklichkeit litt er aber für ihre Sünden. Daher starb Jesus an einer Krankheit – nicht an einer körperlichen, sondern an einer geistlichen. Die Sünden der Welt wurden auf Ihn gelegt und wegen und für diese Sünden ist Er gestorben. In diesem Sinne ist Jeschua an einer Krankheit gestorben. In diesem Zusammenhang waren die „Krankheiten“, die Jesus auf sich nahm, geistlich, nicht körperlich.
Während in Vers 4 ein stellvertretendes Leiden stattfand, gibt es in Vers 5 einen stellvertretenden Tod: Aber er wurde um unserer Übertretungen willen verwundet, er wurde um unserer Missetaten willen gequält; die Strafe unseres Friedens lag auf ihm, und durch seine Striemen sind wir geheilt.
Es werden vier Aussagen über seinen stellvertretenden Tod gemacht. Erstens: Er wurde für unsere Übertretungen verwundet. Das hebräische Wort für verwundet bedeutet „durchbohren“. Es bezieht sich immer auf einen gewaltsamen Tod, nicht nur auf eine leichte Fleischwunde. Warum wurde Er durchbohrt? Es war wegen unserer Übertretungen. Die Übertretungen aus Vers 5 sind die „Krankheiten“ aus Vers 4, und auch hier ist von geistlichen Krankheiten die Rede, also von Sünden. Zweitens: Er wurde um unserer Missetaten willen zermalmt. Das hebräische Wort für zerschlagen bedeutet „zermalmt werden“. Er wurde um unserer Missetaten willen zermalmt. Drittens: Die Strafe unseres Friedens lag auf ihm. Wörtlich heißt es im Hebräischen: „Die Strafe, die zum Frieden führt, lag auf ihm.“ Sein stellvertretender Tod wird zu persönlichem Frieden führen. Sein Leiden war notwendig, um geistlichen Frieden für die Gläubigen herbeizuführen. Viertens: Durch seine Striemen sind wir geheilt. Das Wort „Striemen“ bezieht sich auf Striemen, die sich auf der Haut bilden, als natürliche Folge der Geißelung. Das Wort „geheilt“ bezieht sich auf die Heilung von geistlicher Krankheit, nicht von körperlicher Krankheit; genauso wie die vorherigen Sätze von geistlicher Krankheit handelten, nicht von körperlicher Krankheit. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass Matthäus 8,16-17 nur eine Anwendung und nicht eine exakte Erfüllung ist, denn zu der Zeit, als die Ereignisse von Matthäus 8,16-17 stattfanden, hatte Jeschua noch nichts von den Dingen in dieser Strophe erlitten, obwohl es diese Dinge sind, durch die die Heilung kommt.

Arnold Fruchtenbaum – Der Knecht Jehovas

Dieser trägt unsere Sünden …: Die LXX stellt den ganzen Abschnitt V.4–6 unter das Thema »Sünde« (ἁμαρτίας ἡμῶν). Für den MT geht es zunächst um »Krankheit und Leiden«. Genauer ist der Bezug wohl Ex 4,6–8, wonach Moses Hand aussätzig und wieder geheilt wird. Auslösender Faktor ist nach Ex 4,1 der Unglaube des Volkes. Dazu gehört auch Num 10–12 mit dem Aufbruch vom Sinai, dem »Murren des Volkes« (Num 11), dem Aussatz Mirjams (Num 12). In Num 12,7–8 ist von »meinem Knecht Mose« die Rede. Nach dem Sündenbekenntnis Aarons (Num 12,11) wird Mirjam durch die Fürbitte des Mose geheilt. Dort ist Mose der »tragende und leidende« Knecht Gottes. Wenn die LXX in V.4 ergänzt »Mühe … (Unglücks-)Schlag … Elend«, so weitet sie den Blick. Es geht um Hilfe »in allen Nöten«. Ihr besonderes Anliegen ist dabei:

Septuaginta Deutsch: Erläuterungen und Kommentare zum griechischen Alten Testament

Seht, wie mein Knecht Erfolg haben wird!“ Diese Passagen bieten die detaillierteste Skizze des Leidens und der Erhöhung des Knechtes in diesem Buch: Er würde nicht unter Königen aufwachsen (53:2); er würde intensives Leiden erfahren (52:14; 53:3); er würde verachtet (53:3), geschlagen (53:4), zerschlagen (53:5), unterdrückt (53:7) und getötet (53:8) werden, obwohl er nichts Unrechtes getan hatte (53:9). Der Zweck seines Leidens war es, „viele Völker aufzuschrecken“ (52:15; das hebräische Wort yaz’zeh kann entweder mit „aufschrecken“ oder „besprengen“ übersetzt werden). Laut dem messianisch-jüdischen Gelehrten Michael Rydelnik ist angesichts des Gesamtzusammenhangs von Jesa. 52-53 von Jeschua als dem leidenden Gottesknecht, ist die genauere Übersetzung „besprengen“: „Dies ist dasselbe Wort, das im Levitikus für das Besprengen von Opferspeisen verwendet wird (Lev. 4:6; 16:14, 19), was darauf hindeutet, dass der entstellende Tod des Gottesknechts als Opfer für viele Völker dienen würde“ (Rydelnik und Vanlaningham 1087-88). Darüber hinaus sollte das Leiden des Messias als Schuldopfer die Sorgen, den Kummer und die Sünden des Volkes tragen (53:4-6, 10, 12) und viele rechtfertigen (53:11). Aber der Knecht würde schließlich erhöht werden und einen großen Lohn erhalten (52:13; 53:10b-12). In V. 52:13 wird der Diener ADONAIs „Erfolg haben“ oder „weise handeln“. Dieses aufopferungsvolle Werk des Knechtes bildet die Grundlage für die Erlösung und Wiederherstellung des Volkes Israels und der Heiden sowie für die Errichtung des messianischen Reiches (54,1-57,21). Victor Buksbazen stellt fest: „Die Prophezeiung von Jesaja 52,13-53,12 ist das Herzstück des zweiten Teils des Jesajabuches. Hier erreicht die messianische Vision ihren Höhepunkt. [Seit fast zwei Jahrtausenden streiten jüdische und christliche Gelehrte über die Frage, ob der Prophet von sich selbst spricht oder von Isra’el, der unschuldig für die Völker der Welt leidet.“ Zur Unterstützung der modernen jüdischen Auslegung von 53,3, „das Volk verachtete und mied ihn“, bemerkt Raschi, dass der leidende Knecht Jesajas das Volk Israels ist: „So ist die Gewohnheit dieses Propheten; er nennt ganz Isra’el als einen Mann, z.B. ‚Fürchte dich nicht, Mein Knecht Ya’akov‘ [4:2]; ‚Und nun, höre, Ya’akov, Mein Knecht‘ (44:1). Obwohl Raschi und andere Rabbiner den leidenden Knecht zunächst als den kommenden Messias interpretierten, änderten die Weisen Israels später aufgrund der Verfolgung durch die „Christen“ ihre Interpretation. Für sie war der leidende Gottesknecht das jüdische Volk, das durch seine Leiden die Sünden der Völker trug, die es verfolgten. Dies widerspricht jedoch dem gesamten früheren jüdischen Verständnis dieser Passage (siehe Driver und Neubauer). Sanhedrin 98b bezieht sich auf den Messias als „den Lepragelehrten“: „Die Rabbiner sagten: Sein Name ist ‚der aussätzige Gelehrte‘, denn es steht geschrieben: ‚Er hat unsere Schmerzen getragen und unsere Leiden mit sich herumgeschleppt, und doch haben wir ihn für einen Aussätzigen gehalten, der von Gott geschlagen und geplagt wurde.‘ “ In Bezug auf den Messias, der „wegen unserer Verbrechen verwundet“ ist (V. 5), heißt es im Midrasch Rut Rabba 45:6 (Soncino ed.): „Nach der fünften Auslegung [von Rut 2,14] bezieht sich das auf den Messias. ‚Komm her, tritt an den königlichen Stand heran und iss von dem Brot‘, bezieht sich auf das königliche Brot, und ‚tauche deinen Bissen in den Essig‘, bezieht sich auf seine Leiden, wie es heißt, aber er wurde um unserer Verbrechen willen verwundet.“ Schließlich heißt es in Zohar 2:212a: „In einem Garten Eden gibt es einen Palast der Söhne des Unglücks. Diesen Palast betritt der Messias, und er ruft jeden Schmerz und jede Pein von Isra’el herbei. Sie alle kommen und fallen über ihn her. Und hätte er sie nicht auf sich genommen, so hätte kein Mensch die Pein Israels für die Übertretungen der Tora ertragen können; denn es steht geschrieben, dass er unsere Krankheiten trug“ (53,4).

The Complete Jewish Study Bible: Notes

MESSIANISCHE PROPHEZEIUNG
Der leidende Gottesknecht
Jesaja 53:1-12 Historisch gesehen glaubten die Rabbiner, dass Jesaja 53 auf den Messias hinweist. In Sanhedrin 98b fragen die Weisen: „Wie lautet der Name des Messias?“ Die Rabbiner antworten: „Der große Rabbiner, Kommentator und Grammatiker des zwölften Jahrhunderts, Ibn Esra, stimmt dem zu: Alle Heiden werden auf mich schauen, um zu sehen, was ich denen antun werde, die den Messias, den Sohn Josephs, durchbohrt haben. „Eine letzte Überlegung, die auf ein „zweites Kommen“ des Messias hindeutet, findet sich im Midrasch Rabbah Numeri zu 11,2:
Wie der erste Erlöser, so wird auch der letzte Erlöser sein. Der erste Erlöser war Mose, der ihnen erschien und dann verschwand…. Der endgültige Erlöser wird ihnen ebenfalls erscheinen und dann verschwinden…. Denn er ist der Aussätzige, denn es steht geschrieben: „Er hat unser Leid getragen, er hat unsere Schmerzen getragen; und doch haben wir ihn für einen Aussätzigen gehalten, von Gott geschlagen und geplagt.“ In Bezug auf dieselbe Stelle sagen die Weisen: „Er spricht von dem König Messias, wie es heißt: ‚Aber er wurde um unserer Übertretungen willen verwundet, um unserer Missetaten willen gequält.‘ “ Targum Jonathan sagt zu 52,13: „Siehe, mein Knecht Messias wird gedeihen; er wird hoch sein und wachsen und sehr stark sein.“ Selbst in der jüdischen Mystik heißt es: „Wahrlich, unsere Krankheiten hat er getragen und unsere Schmerzen hat er getragen“ (Zohar 2:212a).
Der jüdische Gelehrte Raphael Loewe weist darauf hin: „Die überlieferte jüdische Exegese bis zum Ende der amoräischen Periode (500 v. Chr.) deutet darauf hin, dass man damals häufig, vielleicht sogar allgemein und ohne zu hinterfragen davon ausging, dass es sich bei der erwähnten Gestalt um den Messias handelt“ (Orlinsky 17).
Doch im Mittelalter änderten der große Rabbiner Raschi und andere die Auslegung dieser Passage. Infolge ihrer neuen Auslegung wurde das Volk Israels zum leidenden Gottesknecht von Jesaja 53 und nicht zum Messias. Viele Christen verfolgten die Juden „im Namen Jesu“. Aufgrund der Besorgnis der Rabbiner, dass die Juden demjenigen folgen könnten, der ein Feind zu sein schien (angesichts dessen, was Jeschuas so genannte Anhänger seinem Volk antaten), änderte sich diese Auslegung von Jesaja 53. Auch wenn nicht alle Rabbiner dieser neuen Auslegung folgten, hat sie sich im Judentum über Jahrhunderte hinweg durchgesetzt.
Die Prophezeiung des leidenden Gottesknechts Jeschajahu ist jedoch, wie Walter C. Kaiser feststellt, „das große Bekenntnis zum stellvertretenden und ersetzenden Charakter des Werkes des Gottesknechts“ (Der Messias im Alten Testament 180). Dies wird in Apostelgeschichte 8,32-33, Galater 1,4 und 1. Petrus 2,24 bestätigt, und die Passage wird auch in den Evangelien angedeutet und/oder zitiert, in denen es heißt, dass Jeschua, der Messias, sich selbst für die Sünde gegeben hat“. Es war üblich, dass der Hohepriester stellvertretend für den sündigenden Menschen seine Hände auf den Kopf des Tieropfers legte und die Sünden des Bußfertigen stellvertretend auf das unschuldige Tier übertrug. So erfüllt auch Jeschua Jesaja 53, der das stellvertretende Sühneopfer des Messias voraussagt.

The Complete Jewish Study Bible: Notes

„Wer will es wagen, uns fertigzumachen?“

wer ist, der verdamme? Christus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der auch auferweckt, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet.
Elberfelder 1871 – Röm 8,34

Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt.
Luther 1984 – Röm. 8,34

Wer wollte es wagen, sie zu verurteilen? Keiner, denn Jesus Christus ist für sie gestorben, ja, mehr noch: Er ist vom Tod auferweckt worden und hat seinen Platz an Gottes rechter Seite eingenommen. Dort tritt er jetzt vor Gott für uns ein.
Hoffnung für Alle – Römer 8,34

Wer ist der, der ständig verdammt? Der Messias, der einmal hingerichtet wurde, ist da, um so mehr als Auferweckter, als der Er sich sogar an Gottes rechter Seite befindet und als der Er sich auch dauernd für uns verwendet.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Römer 8,34

κατα-κρινῶν Fut. Ptz. -κρίνω V. 3; subst.; τίς ὁ κατακρινῶν wer (ist da), der (uns) verurteilen könnte? (vgl. V. 33). ἀποθανών Aor. Ptz. -θνῄσκω, subst. der, der gestorben ist. μᾶλλον δέ ja vielmehr (B μᾶλλον 3d), mehr noch. ἐγερθείς Aor. Ptz. Pass. ἐγείρω, subst. ἐν-τυγχάνω V. 27.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Dass aber die Verteidiger des freien Willens Christus verleugnen, beweist nicht bloß diese Schriftstelle, sondern auch ihr Leben selbst. Somit haben sie sich Christus nicht mehr zum milden Mittler, sondern zum furchtbaren Richter gemacht, den zu besänftigen sie sich bemühen durch die Fürbitten der Mutter und der Heiligen wie auch durch die vielen erfundenen Werke, gottesdienstlichen Gebräuche, Orden und Gelübde. Mit dem allen bezwecken sie, dass Christus ihnen versöhnt die Gnade verleihe. Sie glauben aber nicht, dass er sie bei Gott vertrete (Röm 8,34) und ihnen durch sein Blut die Gnade erwerbe, ja, Gnade um Gnade, wie es hier heißt. Und wie sie glauben, so haben sie auch. Denn indem sie ihn als den gnädigen Mittler und Erlöser verlassen und sein Blut und seine Gnade für weniger wert halten als das Bemühen und Bestreben des freien Willens, ist Christus ihnen wahrhaft und zurecht ein unerbittlicher Richter.

Luther – Vom unfreien Willen

„Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja Vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns.“

Das Urteil ist gesprochen. Wer will noch verurteilen, nachdem der Richter uns gerecht gesprochen hat? Denn das Urteil ist an einem andern, an unserer Statt, vollzogen worden: an Christus, und er ist gestorben. Ja „noch mehr“: Der Tod hatte gerade nicht das letzte Wort. Jesus ist „auferweckt“, und er tritt jetzt als der lebendige Herr, als unser Fürsprecher, für uns vor Gott ein, er „vertritt uns“, ist unser Anwalt, dem Gott den Ehrenplatz zu seiner „Rechten“ gegeben hat (vgl. Ps 110,1). Jesus ist nicht gegen uns, sondern für uns, so wie Gott selbst für uns ist. In ihrer rettenden Liebe erweist sich das Einssein des Sohnes mit dem Vater. Seine Fürsprache trifft auf die volle Liebe Gottes (vgl. 1Joh 2,1; Heb 7,25; 9,24).

Edition C

Es folgt ein ähnlicher Gedankengang wie 31-32. Wer erhebt Anklage gegen die Auserwählten Gottes? Gott (ist ja) der Gerechtsprechende! Wer (ist) der (sie) Verurteilende? Christus (ist) der (für sie) Gestorbene. Aber dann spitzt Paulus anders zu: Christus ist vielmehr der Auferweckte, der auch da ist zur Rechten Gottes, der auch Fürsprache für uns einlegt! In V. 32 und 34a ist er derjenige, an dem gehandelt wird, in V. 34b dagegen der Handelnde. Die Aussage über Christus leitet Paulus hier mit einem „vielmehr“ ein und entfaltet daraus ein zweifaches „nicht nur, sondern auch“: Er ist nicht nur gestorben, sondern erstens auch auferweckt und zweitens auch als Erhöhter tätig. Dadurch ist der Wert seines Sterbens in gar keiner Weise herabgestuft; das „vielmehr“ besteht darin, dass es sich wirksam in die Gegenwart hinein verlängert. Ein Christus, der nur früher einmal da war und starb, später einmal wiederkommt und dazwischen Pause hat, wäre nicht der biblische Christus. Den urchristlichen Glauben beschäftigte zentral Jesu gegenwärtige Rolle zur Rechten Gottes, dem Platz des Mitregenten. Die Wendung stammt aus Ps 110,1, ein Basisvers für das NT, den es häufiger zitiert als jedes andere Schriftwort. Nach diesem Psalm ist der Herr zu unserer Zeit nach zwei Seiten tätig. Einerseits legt er im Rahmen des Weltgeschehens einen Feind nach dem anderen zu seinen Füßen nieder (1Kor 15,25). Andererseits aber steht er als Priester für seine Gemeinde ein (Heb 4,15-16; 7,25; Joh 14,16.17; 17,9-17; 1Joh 2,1; Jes 53,12: Hi 19,25-29). Von einer Sekunde zur anderen verdankt sie sich diesem seinem Wirken. In keiner Befindlichkeit steht sie vor Gott allein, allein als die, die sie in sich selber ist, sondern immer als die, die sie in Christus ist.

Wuppertaler Studienbibel

Wer wird Auserwählte Gottes verklagen? Gott ist der, der gerecht spricht. {Jesaja 50,8} Wer ist der, der verurteilen wird? Christus Jesus ist der, der starb, mehr noch, der, der auferweckt wurde, der zur Rechten Gottes ist, der uns auch vertritt. {1 Petrus 3,22; 1 Johannes 2,1; Hebräer 9,24}

Unsere Schuld bringt uns nicht das Verderben. Denn Gott hat uns in seiner Gnade für sich erkoren und zu seinem Eigentum ausgesondert und weist uns den Platz der Gerechten an. Christus hat seinen Tod und mehr noch als seinen Tod, seine Auferstehung und Erhöhung für uns vollbracht; als der Verklärte tritt er jetzt für uns ein. Da ist kein Raum mehr für Anklagen, die unsere Sünden ins Licht stellten und ein verdammendes Urteil gegen uns erwirkten. Durch Gottes Rechtfertigung und Jesu Heilandswerk ist unsere Sünde begraben; sie wird nicht mehr wider uns auferstehen.

Die andere Schwierigkeit liegt in der Not des Christenstandes.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Eine dritte Folge der Himmelfahrt des Herrn finden wir in der bekannten Schriftstelle Römer 8,34: „Christus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der auch auferweckt, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet.“ Welch ein Gedanke! Im Himmel wird von unserem Herrn für uns gebetet! Und das nicht dann und wann, sondern immerwährend! Um dies zu ermöglichen, mußte Er in den Himmel gehen. Hier auf Erden starb Er für uns, droben lebt Er für uns. Wir haben keine Fürbitte durch einen Heiligen nötig, wir haben einen Fürsprecher und Fürbitter in unserem Herrn selbst. Das ist eine der herrlichsten Folgen Seiner Himmelfahrt.
Was bittet Er für uns? Er kennt unsere Schwachheit, weiß um alle unsere Bedürfnisse und sieht jede Gefahr, wenn wir noch nichts davon wissen, und bittet für uns. Er bittet, daß unser Glaube nicht aufhöre. Er bittet, daß wir in der Welt bewahrt werden vor dem Bösen. Ständig sind Seine Hände für uns gehoben, niemals werden sie müde. Was würde aus uns werden, wenn dies von unserem Beten abhinge? Wir haben es nötig, zum Gebet ermahnt zu werden, und vieles vergessen wir in unseren Gebeten. Er aber betet aus der Fülle Seines liebenden Herzens allezeit und für alles. Was das für uns bedeutet, können wir nur schwach verstehen. Wenn wir einmal alle Gefahren hinter uns haben werden und uns im Lichte des Himmels befinden, werden wir erkennen, was die Fürbitte Christi für uns gewesen ist.

Ermunterung und Ermahnung 1969

In Römer 8,31-39 endet der lehrmäßige Teil des Briefs mit einer Reihe von „Wer-Fragen“:
• Frage 1: Wer ist gegen uns? Es gibt tatsächlich Feinde, die gegen uns sind. Doch als Gläubige sollen wir wissen, dass die Feinde uns nicht von Gott trennen können, weil Er für uns ist. Das hat Er bewiesen, als Er seinen Sohn für uns gegeben hat (Röm 8,31.32). Das ist ein festes Fundament, auf dem der Glaube ruht.
• Frage 2: Wer wird gegen uns Anklage erheben? Das tut der Teufel, doch es muss uns nicht beunruhigen. Der Richter erklärt, dass Er keine Schuld an uns findet. Er rechtfertigt uns und das bringt jede Anklage zum Schweigen (Röm 8,33.34).
• Frage 3: Wer ist es, der verdamme? Menschen mögen gegen uns sein und der Teufel mag uns anklagen. Verdammen könnte nur der Richter. Doch solche, die „in Christus“ sind, werden nicht verdammt, weil der gerechte Richter ein solches Urteil niemals aussprechen würde. Gott straft nicht zweimal. Unsere Strafe trug unser Heiland am Kreuz. Unsere Sicherheit liegt in Christus, in dem, was Er getan hat und immer noch tut (Röm 8,34).
• Frage 4: Wer wird uns von der Liebe des Christus scheiden? Nichts (kein Umstand) und niemand (keine Person) wird das je tun können (Röm 8,35-39).

Im Glauben leben 2021

Frage 4: Wer ist es, der verdamme?
Paulus stellt eine vierte Frage und gibt auch sogleich die wunderbare Antwort: «Christus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der auch auferweckt worden, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet» (V. 34).
Es gibt niemand mehr, der uns verdammen könnte. Gott ist für uns. Wir sind seine Auserwählten. Er hat uns gerechtfertigt. Aber nicht nur das. Auch Christus ist für uns. Alles, was Er tat, tat Er für uns. Er ist gestorben, Er ist auferweckt worden, und Er ist jetzt zur Rechten Gottes, um sich dort für uns zu verwenden. Es ist herrlich, sich damit zu beschäftigen, was Christus tat. Darin sehen wir seine Herrlichkeit, und die wird uns gross.
Doch was Paulus uns hier aufs Herz legen möchte ist, dass Er es für uns tat. Es ist die Seite Gottes, dass Er Ihn hingegeben hat. Es ist die Seite des Herrn Jesus, dass Er es selbst tat. Sein Tod gibt uns die Sicherheit, dass unsere Sünden gesühnt sind. Seine Auferweckung gibt uns die Gewissheit, dass Gott sein Werk angenommen hat und wir gerechtfertigt sind. Jetzt ist Er als Sieger von Golgatha zur Rechten Gottes. Aber auch jetzt ist Er noch für uns tätig. Er verwendet sich dort für uns, die wir noch durch eine Welt gehen, die für den Glaubenden eine Wüste ist. Wir haben nicht nur den Heiligen Geist als göttliche Person in uns wohnen, der sich hier von der Erde aus für uns verwendet. Nein, wir kennen auch den Sieger von Golgatha, der zur Rechten Gottes ist und sich dort ebenfalls für uns verwendet. Tag für Tag tut Er diesen Dienst für uns, bis wir das Ziel erreicht haben.

Halte fest 2007

„meiden“ oder „befreiende Vergebung“

Und ich danke (Eig bin dankbar) Christo Jesu, unserem Herrn, der mir Kraft verliehen, daß er mich treu erachtet hat, indem er den in den Dienst stellte, der zuvor ein Lästerer und Verfolger und Gewalttäter war; aber mir ist Barmherzigkeit zuteil geworden, weil ich es unwissend im Unglauben tat. Über die Maßen aber ist die Gnade unseres Herrn überströmend geworden mit Glauben und Liebe, die in Christo Jesu sind. (O. ist) Das Wort ist gewiß (O. zuverlassig, treu; so auch Kap 3,1;4,9 usw.) und aller Annahme wert, daß Christus Jesus in die Welt gekommen ist, Sünder zu erretten, von welchen ich der erste bin.
Elberfelder 1871 – 1 Tim 1,12–15

Ich bin voll Dank gegenüber Jesus Christus, unserem Herrn, der mir für meinen Auftrag die Kraft gegeben hat. Denn er hat mich für vertrauenswürdig erachtet und in seinen Dienst genommen, obwohl ich ihn doch früher beschimpft, verfolgt und verhöhnt habe. Aber er hat mit mir Erbarmen gehabt, weil ich nicht wusste, was ich tat. Ich kannte ihn ja noch nicht. Er, unser Herr, hat mir seine Gnade im Überfluss geschenkt und mit ihr den Glauben und die Liebe, die aus der Verbindung mit ihm erwachsen.
Es ist ein wahres Wort und verdient volles Vertrauen: Jesus Christus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Unter ihnen bin ich selbst der Schlimmste.
Gute Nachricht Bibel – 1.Timotheus 1,12–15

Ja, Jesus Christus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu retten. Auf dieses Wort ist Verlass; es ist eine Botschaft, die vollstes Vertrauen verdient. Und einen größeren Sünder als mich gibt es nicht!
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Tim. 1,15

Ihr könnt euch hundertprozentig darauf verlassen, dass Jesus Christus zu uns in die Welt gekommen ist, um Menschen zu retten, die ohne Gott leben! Ich bin da das beste Beispiel für.
VolxBibel – 1.Tim 1:15

Darum geht es in Vers 15 und 16, die das Herzstück dieses Abschnitts sind. Paulus war der schlimmste Sünder, sozusagen der „Chef-Sünder“. Im Rückblick sieht sich Paulus in dieser Rolle! Nicht, dass er das damals wusste: Er glaubte, Gottes Willen zu tun. Aufrichtigkeit ist aber nicht genug. Er sieht nun ein, dass seine zornigen Worte gegen die frühen Christen Blasphemie waren, eine Verleumdung der Menschen, die Jesus folgten, und dass seine zornigen Taten, die er dabei begangen hatte, genau die Verfolgungen waren, die Gottes Volk schon immer zu ertragen hatte. Er tat Gottes Volk genau das an, was die verderbten Heiden in der Vergangenheit Israel angetan hatten. Die Tatsache, dass er glaubte, Israel gegen Ketzerei zu verteidigen, machte es nur noch schlimmer. Dieser Mann war er gewesen. Die Christen, die sich vor seinen Gewaltattacken schützen mussten, werden ihn mit Sicherheit als jemanden angesehen haben, der außerhalb der Reichweite der Barmherzigkeit Gottes lebte.
Aber niemand befindet sich außerhalb des Reichweite der Liebe. Paulus fügt eine interessante Bemerkung an, ähnlich der über seine jüdischen Mitbürger im 10. Kapitel des Römerbriefs (Verse 2 und 3): Er handelte „unwissend; in Unglauben“. Wie Jesus betete, Gott möge den römischen Soldaten vergeben, die ihn ans Kreuz nagelten, weil sie nicht wussten, was sie taten (Lukas 23,34), so blickt Paulus zurück und erkennt, dass er keine Ahnung hatte, was er wirklich tat. Zweifellos würde er dasselbe über andere in der gleichen Situation sagen. Und Gott liebt es, gerade solchen Menschen zu zeigen, wie geduldig und nachsichtig er ist (Vers 16). So wird Paulus zum Muster, zum Modell für die Art und Weise, auf die Gott seine Liebe auch den unglaublichsten Menschen zeigt und sie zum Glauben bringt. Und, wie immer bei Paulus, wird der Glaube zum Schlüssel zur Mitgliedschaft im „kommenden Zeitalter“, dem neuen Zeitalter, nach dem sich die Juden sehnten. Paulus hatte ursprünglich geglaubt, der gotteslästerliche Unsinn der christlichen Botschaft könnte den Tag hinausschieben, an dem Gottes neues Zeitalter für Israel und die Welt anbrechen sollte. Jetzt weiß er, dass diese Botschaft in Wahrheit dieses neue Zeitalter beschreibt, das mit Jesus angebrochen ist und sein Licht nun auf alle Völker überträgt.
Paulus ist einer der wichtigsten Träger dieses Lichtes geworden. Er spürt nun, wie in ihm die Kraft wächst für alle Aufgaben, die Gott ihm aufgetragen hat, und er weiß: All das kommt allein von Jesus, dem König (Vers 12). Darüber hinaus weiß er, dass dies ein Zeichen dafür ist, dass Gott ihn als vertrauenswürdig ansieht. In einer Welt der Verdächtigungen, Lügen und Gegen-Lügen ist Gottes Projekt zur Rettung der Welt auf Vertrauen aufgebaut. Das scheint unglaublich riskant: Kann es ein, dass Gott schwachen, fehlerhaften Menschen vertraut? Aber auch das ist Teil des seltsamen Weges Gottes, des Weges der Liebe. Und wegen dieses Anfangsvertrauens ist dieser Paulus nun wiederum in der Lage, anderen zu vertrauen, ihm bei seiner Arbeit zu helfen. Das ist ein Teil dessen, worum es in den Pastoralbriefen geht.
Wie so oft beschreibt dieser Abschnitt, in dem sich alles um Paulus zu drehen scheint, in Wirklichkeit Gott und seine Gnade und Liebe. So ist es auch angemessen, dass Paulus mit einer Lobeshymne auf den einen wahren Gott endet. Sie ist berühmt geworden in der großen Hymne von W. Chalmers Smith (1824–1908) „Immortal, invisible, God only wise“ („Unsterblich, unsichtbar, Gott allein der Weise“). Wenn Ihre Gedanken sich fokussieren auf den Lobpreis des einen und wahren Gottes, dann sind Sie sicher, dass Er Ihnen vertraut und Sie mit dem Rüstzeug für seinen Dienst ausstattet. Das ist einer der Gründe für die zentrale Rolle des Lobpreises in jedem echten christlichen Leben.

Wright – Paulus für heute—Die Pastoralbriefe

Zuverlässig ist das Wort – pistos ho logos, so nur in den 1.Tim 3,1;4,9;2.Tim 2,11;Tit 3,8; pistos (Glaube) ist ein Grundwort der Past, das 17mal vorkommt.- . Diese Formel führt nicht ein Schriftzitat an, sondern weist auf eine vorgeprägte Aussage der Urchristenheit, wahrscheinlich auf liturgische Wendungen aus dem Gottesdienst. „Das Wort“ kann aber auch die Zusammenfassung des Evangeliums, die Summe der Heilsbotschaft bezeichnen. Sein Wort ist und bleibt gewiß und deshalb aller Annahme wert – nur noch in I 4,9: „alle“, kann auch mit „ganz“ übersetzt werden: das Wort annehmen; seine ganze Einwilligung geben. Vgl. 5,2: in aller Keuschheit. – . Annehmen hat den Sinn von anerkennen, gutheißen, aufnehmen.

Der Messias Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu erretten. Die Aussage erinnert an Lk 19,10: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, um das Verlorene (zu suchen und) zu erretten.“ Mit diesem Bekenntnis faßt der Apostel das Herzstück des Evangeliums zusammen, das ist dessen wahrer Inhalt – Vgl. das Lied: „Jesus nimm die Sünder an. Saget doch dies Trostwort allen, welche von der rechten Bahn auf verkehrten Weg verfallen. Hier ist, was sie retten kann: Jesus nimmt die Sünder an“ (E. Neumeister). –
Daß Christus Sünder erlöst, ist frohe Botschaft, nicht Vorwurf, Anklage, Drohung an die Welt; daß Sünder gerettet werden müssen durch Gottes Eingreifen in Christus, ist klarstellende |67| :Bd10/1,67 Botschaft, denn sie zeigt den verlorenen Zustand der Welt an. Der Mensch kann nur durch Gott zu Gott heimfinden. Daran ändern die Jahrtausende nichts. Nicht das Christentum oder von ihm beeinflußte Kulturen, nicht die Kirche oder ihr gesellschaftlicher Einfluß, nicht die Christen oder ihre missionarische Entschiedenheit – Christus allein rettet Sünder. Das apostolische Bekenntnis, auf dem die Gemeinde aufgebaut wird, gründet auf dem einzigen Grund: Christus. (1 Ko 3,11;Eph 2,10) Alles kommt darauf an, daß dieser Grund nicht verdeckt, verschoben, verlassen werde.
Ich bin der größte unter ihnen . Ich bin der hauptsächlichste Sünder, der durch die Größe seiner Sünde völlig verscherzt hat, Apostel genannt zu werden, (1 Ko 15,9) der von allen Heiligen den untersten und geringsten Platz einnimmt. (Eph 3,8) Das Selbstbekenntnis im Anschluß an das allgemeine Bekenntnis steht ganz in Übereinstimmung mit der seelischen Eigenart des Paulus, wie sie aus den andern Briefen bekannt ist.

Wuppertaler Studienbibel

Die am Leben des Paulus deutlich gewordene Grundregel für alle: Jesus macht Sünder selig (V. 15)
3.7.1 Nachdem Paulus hier das Wunder der Gnade zusammenfassend im Blick auf sein eigenes Leben ausgesprochen hat (V. 14), bringt er nun die große Botschaft des Evangeliums allgemein, für alle, auf den Nenner: »Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen« (V. 15 a). Es kann auch übersetzt werden: »Zuverlässig ist das Wort und aller Annahme wert: dass Christus Jesus gekommen ist in die Welt, Sünder zu retten.« Das war’s, was unser Herr schon in seinen Erdentagen immer wieder als Zweck und Ziel seines Kommens in die Welt bezeichnete, wenn er gerade auch nach den offenkundigen Sündern griff, wenn er bei ihnen einkehrte (Mt 9,9ff.; Lk 19,1-10). Er beschränkte sich keinesfalls auf die anerkannt Frommen, auf die »religiös Intakten«.

3.7.2 Gewiss, Jesus konnte auch erfreut feststellen: »Ein rechter Israelit, in dem kein Falsch ist«

(Joh 1,47). Vielleicht befand sich jener junge, auf den Messias wartende Nathanael »unter dem Feigenbaum« mit seinen weit herabhängenden Zweigen eben in einem Gebetsringen mit Gott um das baldige Kommen des Messias, wie sein VorfahrJakob/Israel (1Mose 32,27ff.).

3.7.3 Doch Jesus überschritt unablässig auch die Grenze hin zu den Sündern, auch zu den offenkundigen – nicht, um sich mit ihrer Sünde zu solidarisieren und sie darin zu bestätigen, sondern gerade, um sie aus ihrer Sünde herauszuretten: »Sündige hinfort nicht mehr« (Joh 8,11). Sünder – wie überhaupt alle Menschen, da ja alle Sünder sind – werden allein gerettet und so auch ewig selig, wenn sie sich aus ihrer bisherigen Welt der Sünde heraus zu Jesus rufen lassen, wenn sie sich aus der Herrschaft der Finsternis retten lassen (vgl. Kol 1,13) und sich durch Buße und Glauben hinein in die Gemeinschaft mit Jesus »versetzen« lassen, wo sie seiner guten, heilsamen Herrschaft unterstellt sind. Dann erzieht er auch und »heiligt durch und durch« (1Thess 5,23f.; Heb 12,14); dann macht er neu, gestaltet um in sein Wesen (Gal 4,19) und gebraucht vollmächtig und fruchtbar in seinem Dienst (Joh 15,4f.), besonders auch dem einen, mit ihm und in seinem Auftrag »zu suchen und zu retten was verloren ist«.

3.8 Gottes besondere Absicht mit der Berufung des Paulus: Er wollte ein Exempel statuieren (V. 15ff.)
3.8.1 Paulus kommt noch einmal auf sich selbst zu sprechen: Er redet von »Sündern« und fügt hinzu:«… Unter denen ich der erste bin« (V. 15 b). Paulus bleibt der Mann mit dieser Lebensgeschichte, dieser ungewöhnlichen, auch nachdem ihm seine Sünden vergeben sind. Besonders schwer hat er sich vergangen. Und besonders wunderbar hat ihn der Herr in seinen Dienst gestellt. Der Gedanke daran ist ihm selbst unablässig ein Anlass zur Beugung und zur Demut, zum Dank und zur Anbetung, wie im besonderen V. 17 zeigt.

Gerhardt Maier – Edition C

Die Tatsache, dass Gläubige immer noch Sünden begehen, wird von der Heiligen Schrift klar gelehrt. In 1 Timotheus 1,15 sagt Paulus zu Timotheus, dass er, Paulus, der größte Sünder ist. Paulus war ein Apostel, und er erreichte vielleicht den Inbegriff der Geistlichkeit, die ein Mensch in diesem Leben erreichen kann. Dennoch benutzte er nicht die Vergangenheitsform, als er den Brief an Timotheus gegen Ende seines Lebens schrieb. Er sagte nicht: „Ich war“ oder „ich war einmal“ der Oberste der Sünder. In Bezug auf Sünder benutzte Paulus die Gegenwartsform: „Ich bin der Haupt. Er betrachtete sich selbst immer noch als einen Sünder, der von Natur aus sündigt, und sah sich selbst als Sünder an.

Eine Schlüsselstelle, die über Sünde im Leben des Gläubigen spricht, ist 1. Johannes 1,8-10: Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir aber sagen, daß wir nicht gesündigt haben, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.

Das Buch 1 Johannes wurde an Gläubige geschrieben und spricht über Gläubige. In Vers 8 wies Johannes auf die Tatsache hin, dass Gläubige noch die Sündennatur haben. In Vers 9 erwähnt er, dass Gläubige bestimmte Sünden begehen, die sie bekennen müssen. In Vers 10 erwähnte er die Tatsache der persönlichen Sünden: Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns. Durch die Verwendung des Pronomens wir schließt Johannes sich selbst in diese Aussage ein. Nach der Heiligen Schrift begehen Gläubige persönliche Sünden; es gibt Sünde im Leben des Gläubigen.

Arnold Fruchtenbaum – Was die Bibel über die Sünde lehrt

Jesus ist unser Vorbild. Da er in die Welt kam, um Sünder zu retten, sollten wir sein Beispiel nachahmen. Wie langmütig er war, sehen wir zum Beispiel an seiner Handlungsweise mit Saulus von Tarsus. Saulus war, wie er selbst zugab, ein Lästerer, ein Verfolger der Christen, ein schmählich handelnder Mensch, der der Ermordung des Christen Stephanus zugestimmt hatte. Dennoch neigte sich Christus zu ihm herab und machte ihn zu einem christlichen Sonderbeauftragten, zu einem Apostel, den wir heute als den Apostel Paulus kennen. An Timotheus schrieb Paulus: „Mir [wurde] deshalb Barmherzigkeit erwiesen, damit Christus Jesus vornehmlich durch mich seine ganze Langmut als Musterbeispiel für jene zeigen könnte, die ihren Glauben zum ewigen Leben in ihn setzen werden.“ (1 Timotheus 1:12-16) Mögen wir uns an der Langmut Christi gegenüber Saulus ein Beispiel nehmen, wenn wir uns fragen, wie weit wir in unserer Langmut einander gegenüber gehen sollten. — Matthäus 6:14, 15; 18:21, 22; Psalm 103:13, 14.

Wachtturm 1.Oktober 1966

Jup! Aber Paulus war ein „Feind“ der ersten Christen – und Jesus hat ihn trotzdem benutzt! Und wie steht es HEUTE bei „euch“ mit denen, die „ihr als eure Feinde“ betrachtet? Ist da auch „Barmherzigkeit“ oder ist da „echtes Ausgeschlossen sein“??

Der Erste der Sünder
Lasst uns ihn also zuerst als den Ersten der Sünder betrachten:
„Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, Sünder zu erretten, von denen ich der erste bin“ (1 Timotheus 1,15). Beachte insbesondere, dass der Geist über Saulus von Tarsus sagt, dass er der Erste der Sünder ist. Es ist nicht der Ausdruck der Demut des Paulus, obwohl das Bewusstsein seiner Vergangenheit ihn ohne Zweifel demütig sein ließ. Wir sollen uns nicht mit den Gefühlen eines inspirierten Schreibers beschäftigen, sondern mit den Aussagen des Heiligen Geistes, der ihn inspirierte. Es ist gut, das zu bedenken.
Die Art und Weise, wie sehr viele Leute von den Gefühlen der verschiedenen inspirierten Schreiber sprechen, führt dazu, dass die Bedeutung der kostbaren Wahrheit der wörtlichen Inspiration der Heiligen Schrift geschwächt wird. Sie mögen das nicht beabsichtigen, aber in Zeiten, in denen so vieles dem Verstand oder menschlicher Spekulation entspringt, können wir nicht wachsam genug gegen alles sein, was irgendwie, und sei es auch nur scheinbar, die Integrität des Wortes Gottes angreift. Wir wünschen sehr, dass unsere Leser die Heilige Schrift nicht als Ausdruck menschlicher Gefühle, so fromm und lobenswert sie auch sein mögen, sondern als Schatzkammer der Gedanken Gottes betrachten. „Denn die Weissagung wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Menschen Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist“ (2 Petrus 1,21).
Deshalb dürfen wir beim Lesen von 1 Timotheus 1,15 nicht an menschliche Empfindungen denken, sondern daran, dass es ein göttlicher Bericht ist, der sagt, dass Paulus der Erste der Sünder war. Das wird von keinem anderen gesagt. Zweifellos wird sich, in einem weiteren Sinn, jeder Bekehrte als der Schuldigste unter allen ihm bekannten Menschen vorkommen, aber das ist ein anderes Thema. Der Heilige Geist hat dies von Paulus gesagt, und die Tatsache, dass Er uns dies durch die Feder von Paulus mitgeteilt hat, schmälert oder beeinträchtigt in keiner Weise die Wahrheit oder den Wert dieser Aussage. Paulus war der Erste der Sünder. Egal wie schlecht irgendjemand sein mag, Paulus sagt: „Ich bin der Erste.“ Egal wie weit entfernt von Gott sich irgendjemand vorkommen mag – egal wie tief versunken in der Grube der Vernichtung – es kommt eine Stimme von einem noch tieferen Punkt an sein Ohr: „Ich bin der Erste.“
Doch lasst uns das Ziel aller Bemühungen um den Ersten der Sünder beachten. „Aber darum ist mir Barmherzigkeit zuteilgeworden, damit an mir, dem ersten, Jesus Christus die ganze Langmut erzeige, zum Vorbild für die, die an ihn glauben werden zum ewigen Leben“ (1 Timotheus 1,16). Der Erste der Sünder ist im Himmel. Wie ist er dorthin gekommen? Allein durch das Blut Jesu. Und außerdem ist er der „Präzedenz-Fall“ Christi. Alle sollen auf ihn blicken und sehen, wie sie gerettet werden sollen. Denn so wie der „Erste“ gerettet wurde, müssen auch alle „Untergeordneten“ gerettet werden. Die Gnade, die den Ersten erreichte, kann alle erreichen. Das Blut, das den Ersten reinigte, kann alle reinigen. Das Anrecht, durch das der Erste in den Himmel eintrat, ist auch allen anderen zugänglich. Es gibt keinen Sünder diesseits des Tors zur Hölle, keinen Abtrünnigen, gar keinen, der für die Liebe Gottes, das Blut Christi oder das Zeugnis des Heiligen Geistes unerreichbar ist.

Im Glauben leben 2020

Glücklicherweise hat Gott einen Weg für uns bereitgestellt, unsere angeborene Schwäche als Friedensstifter zu überwinden und zu lernen, auf Konflikte konstruktiv zu reagieren. Seine Lösung ist das Evangelium, die gute Nachricht, dass „Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten“ (1 Timotheus 1,15). Gott sandte seinen Sohn, um durch seinen Tod und seine Auferstehung den Preis für unsere Sünden zu bezahlen. Wenn wir das glauben und unser Vertrauen auf Jesus setzen, vergibt Gott uns alle unsere Sünden. Durch das Evangelium befähigt er uns auch zu lernen, wie wir der Versuchung widerstehen, seinen Geboten gehorchen und ein Leben führen können, das ihn ehrt.

Diese wunderbare Nachricht kann die Art und Weise, wie wir auf Konflikte reagieren, radikal verändern. Durch das Evangelium, das grundlegende G, befähigt uns der Herr, die vier Gs des Friedensstiftens zu leben. Wenn wir in Ehrfurcht vor seiner unvergleichlichen Gnade stehen, finden wir mehr Freude daran, Gott zu verherrlichen, als unsere eigenen egoistischen Ziele zu verfolgen. Wenn wir erkennen, dass Gott sich derer erbarmt, die ihre Sünden bekennen, hebt sich unsere Abwehrhaltung und wir sind fähig, unsere Fehler zuzugeben. Wenn wir die Art und Weise akzeptieren und davon profitieren, wie das Evangelium uns liebevoll unsere Sünde zeigt, werden wir inspiriert, andere, die Unrecht getan haben, sanft zu korrigieren und wiederherzustellen. Und wenn wir uns an der befreienden Vergebung Gottes erfreuen, werden wir befähigt, anderen auf die gleiche Weise zu vergeben. Durch das Evangelium liefert Gott sowohl das Modell als auch die Motivation zum Friedenstiften!

Ken Sande – Der Friedensstifter – Ein biblischer Leitfaden zum Lösen von persönlichen Konflikten

Genau so ist es! Anstatt Trennung und Feindschaft zu säen, ist wahres Christentum verbindend! Weil wir die befreiende Vergebung Gottes erfahren haben und diese deshalb weitergeben können!

„ich lebe davon, dass zu tun…“

Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist, daß ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe. (O. vollende)
Elberfelder 1871 – Joh. 4,34

Da erklärte Jesus: „Meine Nahrung ist, dass ich den Willen Gottes tue, der mich gesandt hat, und das Werk vollende, das er mir aufgetragen hat.
Neue evangelistische Übersetzung – Johannes 4,34

Jesus erklärte das dann so: „Ich lebe davon, das zu tun, was Gott möchte. Ich will seinen Auftrag erfüllen und bis zu Ende durchziehen.
VolxBibel – Johannes 4:34

„Meine Speise ist“ – „Mein Lebensziel ist“ ???

Habe folgendes gefunden:

Jehova hat Jesus den Auftrag gegeben, die gute Botschaft bekannt zu machen. Wie dachte Jesus darüber? Lies Johannes 4:34. Dazu die Fragen:
• Gutes Essen hält uns am Leben und macht uns glücklich. Warum verglich Jesus es mit Nahrung, den Willen Gottes zu tun – wozu auch das Predigen gehört?
• Was kann man Schönes erleben, wenn man mit anderen über die gute Botschaft spricht?
Tipps
○ In der Zusammenkunft unter der Woche darauf achten, wie man Gespräche beginnen kann.
○ Überlegen, ob man in der Zusammenkunft unter der Woche bei Schulungsaufgaben mitmachen möchte. Die Aufgaben sind eine gute Vorbereitung, mit anderen über die Bibel zu sprechen.
○ Mit den Aussagen und Fragen unter „Manche sagen“ und „Jemand könnte fragen“ kann man üben, wie man jeweils reagieren würde.
JEMAND KÖNNTE FRAGEN: „Was gibts Neues bei dir?“
• Wie könntest du diese Frage nutzen, um über etwas zu sprechen, was du aus der Bibel gelernt hast?

Glücklich – für immer. Ein interaktiver Bibelkurs

Echt, ist das euer Ernst, dass dies das Ziel des Lebens Jesu war?
Oder ist das Bibelstellenmikado?
Oder meinte Jesus eher das hier, als sein / unser Lebensziel?

Wir sind durch ein hohes Lösegeld erlöst worden. Nur wenn wir die Größe dieses Lösegeldes erkennen, können wir uns von dem Ergebnis desselben einen Begriff machen. Auf dieser Erde, der Erde, deren Boden durch die Tränen und das Blut des Sohnes Gottes befeuchtet worden ist, sollen die köstlichen Früchte des Paradieses hervorgebracht werden. Im Leben der Kinder Gottes sollen sich die Wahrheiten seines Wortes in ihrer Herrlichkeit und Vortrefflichkeit offenbaren. Durch seine Gemeinde wird Christus seinen Charakter und die Grundsätze seines Reiches kundtun. Satan versucht dem Werke Gottes entgegenzuwirken und er dringt beständig auf die Menschen ein, seine Grundsätze anzunehmen. Er stellt das erwählte Volk Gottes als betörte Menschen dar. Er ist ein Verkläger der Brüder und richtet seine Anklagen und Beschuldigungen gegen die, welche Gerechtigkeit wirken. Der Herr will durch die Seinen die Anklagen Satans beantworten, indem er die Folgen des Gehorsams gegen rechte Grundsätze zeigt. Diese Grundsätze sollen im einzelnen Christen, in der Familie und der Gemeinde und in jeder zur Förderung des Werkes Gottes begründeten Anstalt offenbart werden. Alle sollen Erkennungszeichen sein, was für die Welt getan werden kann. Sie sollen Vorbilder sein von der rettenden Kraft des Evangeliums.

Ellen Gould White – Christi Gleichnisse

Ach, dass konntet „ihr“ auch einmal – siehe hier 1953.

Ferner lesen wir über das Beispiel, das Jesus uns gab: „Seht aufmerksam auf den Anführer und Vollender unseres Glaubens, Jesus. Für die Freude, die vor ihm lag, erduldete er einen Marterpfahl, indem er die Schande als gering erachtete, und hat sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt.“ (Hebräer 12:2, NW) Was war diese Freude, die vor Jesus lag und die ihn befähigte, all die Schmach und das Leid zu tragen? Es war die Freude, das Herz seines Vaters dadurch froh zu machen, daß er ihn rechtfertigte. „Sei weise, mein Sohn, und erfreue mein Herz, damit ich Antwort geben könne meinem Schmäher.“ Und wie der Psalmist Jesu Empfindungen prophetisch ausdrückte: „Ich habe die Gerechtigkeit verkündet in der großen Versammlung: siehe, meine Lippen hemmte ich nicht — Jehova, d u weißt es! Deine Gerechtigkeit habe ich nicht verborgen im Innern meines Herzens; deine Treue und deine Rettung habe ich ausgesprochen, deine Güte und deine Wahrheit nicht verhehlt vor der großen Versammlung.“ — Sprüche 27:11; Psalm 40:9, 10.
Der Name seines Vaters bedurfte der Ehrung und Rechtfertigung, weil durch den schirmenden Cherub, der später Satan der Teufel wurde, viel Schmach auf ihn gehäuft worden war. Anstatt an der Ausübung des Willens Gottes Freude zu haben, hatte jener den Sinn voller Gesetzlosigkeit, und anstatt einem weisen Lauf der Demut und des Gehorsams zu folgen, wie es Jesus tat, verdarb er seine Weisheit durch Hochmut und Auflehnung. Durch seinen eigenen bösen Lauf und durch seinen Einfluß auf andere, den gleichen Weg einzuschlagen, häufte er Schmach auf den Namen Jehova. — Hiob, Kapitel 1 und 2.
In krassem Gegensatz zu diesem aufrührerischen Cherub liebte Christus Jesus seinen himmlischen Vater und eiferte für die Ehre seines Namens. Er war sich völlig über den Grund seines Kommens zur Erde bewußt und nützte jede Gelegenheit aus, ihm Ehre zu erweisen, indem er anderen erzählte, wie gut und liebend sein Vater ist. Oft lesen wir, wie er in den Heimen der Menschen, in ihren Synagogen, im Tempel, am Bergabhange und am Seegestade predigte. Sogar während der Rast an einem Brunnen machte er guten Gebrauch von der Gelegenheit, zu einem samaritischen Weibe mit schlechtem Ruf zu predigen, was zu einem großen Zeugnis in ihrer Stadt wurde. — Johannes 4:6-42.
Da die Ehre und die Rechtfertigung des Namens seines Vaters in seinem Sinn als das Höchste galt, war Jesus von brennendem Eifer erfüllt, solche bloßzustellen, die ihn schmähten. Gerade deswegen geißelte er immer wieder die Schriftgelehrten, Pharisäer und Gesetzesgelehrten und jagte in seinem gerechten Zorn die Geldwechsler zu Beginn und zum Schluß seines irdischen Dienstes zum Tempel hinaus. Rief er doch mit lauter Stimme: „Es steht geschrieben: ‚Mein Haus wird ein Haus des Gebets genannt werden‘, ihr aber macht es zu einer Räuberhöhle.“ — Matthäus 21:12, 13; 23:1-39; Johannes 2:13-17, NW.
Da Jesus den Willen Gottes für seine Person genau kannte, schulte er seinen Willen, um die unbeugsame Entschlossenheit zu besitzen, nichts zuzulassen, was ihn vom Wege abbringen könnte. Die Pfeile der Spitzfindigkeit und Schmeichelei des Teufels prallten beim Zusammentreffen mit ihm in der Wüste an seinem Glaubensschild ab, ohne Schaden zu verursachen. Er ließ auch nicht zu, daß die jüdische Volksmenge ihn mit Gewalt ergriff und ihn zum König machte, denn er wußte, daß dies nicht Gottes Wille für ihn war, und er war auch nicht von dem Ehrgeiz getrieben, sich selbst zu erhöhen. Als Petrus versuchte, ihm von dem demütigen Leidenslauf abzuraten, der durch seinen himmlischen Vater für ihn vorgezeichnet war, tadelte er ihn: „Geh hinter mich, Satan! du bist mir ein Stein des Anstoßes, denn du hast nicht Gottes Gedanken, sondern die der Menschen.“ Er war sich völlig bewußt, was seiner wartete, und „setzte sein Angesicht fest darauf, nach Jerusalem zu gehen“, als die Zeit gekommen war. — Matthäus 4:1-10; 16:23; Lukas 9:51; Johannes 6:15, NW.
Um den Zweck seines Kommens zur Erde ganz klar zu machen, sagte Jesus während seines Verhörs zu Pontius Pilatus: „Zu diesem Zweck bin ich geboren worden und zu diesem Zweck bin ich in die Welt gekommen, damit ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“ Und daß diese Wahrheit in erster Linie den Namen seines Vaters betraf, z e i g t e Jesus in seinem Gebet zu seinem Vater in der Nacht seines Verrats: „Ich habe dich auf der Erde verherrlicht, indem ich das Werk vollendet habe, welches du mir zu tun gegeben hast. Ich habe deinen Namen kundgemacht den Menschen, die du mir aus der Welt gabest.“ — Johannes 17:4, 6; 18:37, NW.
Die Geisteseinstellung Jesu ist in den Worten des Propheten Jesaja (42:19) gut zusammengefaßt: „Wer ist blind, als nur mein Knecht? und taub wie mein Bote, den ich sende? Wer ist blind wie der Vertraute, und blind wie der Knecht Jehovas?“ Ja, Jesus war sowohl den Schmeicheleien als auch den Vorwürfen und Drohungen Satans und seiner Gimpel gegenüber blind und taub. Alles, was er sah und hörte, wollte sein Vater von ihm beachtet und getan wissen.

Wachtturm 1.Januar 1953

Die richtige Haltung für eine solche besondere Zeit mit Gott ist: „Herr, wie denkst du über mein Leben?“ Betrachten Sie Ihre Hauptziele und überlegen Sie, wie sie mit dem Willen Gottes übereinstimmen. Jesus sagte: „Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk“ (Johannes 4,34). Ist es Ihnen wichtiger als alles andere, den Willen Gottes zu tun?
Denken Sie über Ihre Aktivitäten nach. Wie passen sie mit Ihren Zielen zusammen? Gott möchte möglicherweise, dass Sie Ihren Zeitplan umstellen. Vielleicht werden Sie Dinge streichen, die zwar gut, aber nicht die besten sind. Eventuell zeigt er Ihnen, dass Sie Ihre Abende oder Ihre Samstage sinnvoller verbringen können und dabei gleichzeitig die nötige Erholung bekommen.
Schreiben Sie während des Gebets Ihre Gedanken in ein Notizbuch und planen Sie, Ihre Zeit besser zu nutzen. Vielleicht fällt Ihnen ein, dass Sie sich besser auf den Hauskreis vorbereiten sollten, dass eine bestimmte Person auf Ihren Besuch wartet oder dass Sie jemandem in besonderer Weise helfen könnten. Schreiben Sie alles auf.

ERF – Gott erleben in der Stille

Was Jesus der samaritischen Frau getan hat, hieß jeder Zuschauer bedeutungslos. Was ändert ein Gespräch mit einer Frau aus der untersten Schicht des kleinen und verachteten samaritischen Völkleins am Lauf der Weltgeschichte? Auch die Jünger begriffen nicht, dass er sich mit ihr einlassen mochte. Jesus nannte dagegen das, was geschehen war, seine Speise. Daraus strömt ihm Kraft zu, die die Müdigkeit von ihm nimmt und ihn inwendig stärkt. Denn er hat jetzt den Willen des Vaters getan, und das ist sein Lebensmittel, die unentbehrliche Bedingung und wirksame Gewährung des Lebens. Gottes Wille war es, dass die dürstende Frau das belebende Wasser empfange, und Gottes Wille war es, dass der boshafte Zank zwischen den Juden und den Samaritern, aus dem in nie endender Flut immer neue Versündigung entstand, ein Ende finde und die neue Gemeinde entstehe, die in der Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit geeinigt ist. Jesus sprach aber nicht nur vom Willen, sondern auch vom Werk Gottes. Der Vater gibt ihm nicht nur das Gebot, das der Sohn durch seinen Gehorsam zum eigenen Willen macht, sondern er ist der für Jesus Wirkende, wodurch es zum Beruf Jesu wird, das Werk des Vaters fertig zu machen und zum Ziel zu bringen. Gottes Wirken bereitet ihm den Raum, in den er sein eigenes Werk hineinstellt, und darum, weil er es auf das Werk des Vaters aufbaut, hat es Kraft und trägt es Frucht. Um in der samaritischen Frau Gottes Werk wahrzunehmen, war freilich der Blick Jesu nötig. Er aber sah die Hand des Vaters nicht nur darin, dass sie gerade jetzt zum Brunnen Jakobs kam, sondern darin, dass sie auf sein Wort aufmerkte, ihm standhielt und sich von Jesus dahin leiten ließ, dass er ihr seine königliche Salbung sagen konnte. Sie war eine zertretene Frau mit ihrer wilden Geschichte. Damit war aber für den Blick Jesu nicht verhüllt, was ihr der Vater gegeben hat, und dass er nun das, was der Vater vorbereitet und begonnen hatte, vollenden konnte, das hieß Jesus die Quelle seiner Kraft.
Ich bedarf der natürlichen Nahrung, Herr, Gott, nach Deiner Schöpferordnung; aber ich lebe nicht vom Brot allein, sondern durch Dein Wort und dieses wird meine Nahrung, wenn es mir Deinen Willen zeigt und ich ihn zu tun vermag. Dieses wahrhafte Brot, das mir das wahrhafte Leben gibt, suche ich bittend bei Dir. Amen.

Adolf Schlatter – Andachten 2018

Als Jesus der armen Frau half, tat er den Willen dessen, der ihn sandte; er vollbrachte Gottes Werk, indem er ihr im Geist und in der Wahrheit half. Da liegt nicht eins außer und neben dem anderen; beides ist in ihm eine herrliche, ungestörte Einheit. Daraus fließt die Kraft der Liebe Jesu samt ihrer durchdringenden Rückwirkung auf ihn selbst, sei es ihm zum Schmerz, wenn sie gehemmt bleibt, sei es ihm zur Kraft, wenn sie ihr Werk ausrichten kann. In den Willen des Vaters legt Jesus ein ungeteiltes, ganzes Herz. Dieser Wille beherrscht und erfüllt ihn völlig. Darum ist es ihm Lebensbedürfnis, den Willen Gottes zu tun, und Lebenserhaltung, wenn er ihn zu tun vermag.

Auf das Tun legt Jesus hier den Nachdruck. Inwendig ist er immer mit dem Willen des Vaters eins, mögen die Menschen ihn verstehen oder verwerfen, seine Gabe annehmen oder verstoßen. Von ihrem Verhalten ist jedoch abhängig, was er zu tun vermag, ob er den Willen des Vaters ungetan lassen muss oder vollführen kann. Diesmal war es ihm vergönnt zu handeln. Eine Tat ist geschehen, die mit fortwirkender Macht den Lebenslauf dieser Frau, und nicht nur den ihrigen, bestimmt. Solches Handeln ist für Jesus Speise im wahrhaften Sinn des Worts. Der Wille dessen, der ihn sandte, steht als vollkommene Gnade vor seinem Blick; er hat ihn durch das vollbracht, was er der Frau in seiner Gnade gab. Wir sehen, wozu er sich gesandt weiß. Seines Vaters Wille ist, dass er das lebendige Wasser allen gebe, die ihn bitten.

Mit dem hohen Wissen Jesu, dass er den Willen Gottes vollführt und seiner Gnade als Werkzeug dient, verbindet sich in fester Einheit die Demut des Sohns, der seine Größe nur in der Unterordnung unter den Vater hat. Sein Beruf ist, das Werk Gottes auszuführen. Er spricht nicht nur von dem Willen Gottes, zu dem sein Dienst die Tat fügt, sondern auch von dem Werk Gottes, an das er mit seinem Dienst gebunden bleibt. Geht diesem Dienst nicht das Wirken Gottes voran, so ist er unmöglich und bleibt vergeblich. Nur da, wo Gott selbst im Menschen sein Werk tat, ist Jesus der Raum bereitet, in den er seine Gabe legen kann. Jesus sieht darum auf diese Frau mit freudigem Dank gegen den Vater: „Hier hast du schon dein Werk getan, und ich durfte es vollenden.“ Scheinbar war sie freilich von aller göttlichen Leitung und Begnadung verlassen: sie war ja ganz und gar Samariterin, in die trüben Leidenschaften ihres Volkes eingetaucht und war auch in ihrem eigenen Lebensgang der Versuchung erlegen und tief gesunken. Dennoch tat Gott auch an ihr sein gnädiges Werk. Dass sie für Jesus ein offenes Ohr und ein Auge für ihre Sünde hatte, so dass sein Bußwort bei ihr Eingang fand und sie noch Wahrhaftigkeit genug besaß, um der Wahrheit die Ehre zu geben, — dass die Verheißung der Schrift vom kommenden Christus und die Sehnsucht nach Gott, den sie anbetet, ohne ihn zu kennen, auch in ihr lebendig war, das hatte der Vater in diesem zerrütteten und verarmten Herzen gewirkt. Er machte dem Wort Jesu Bahn, dass es ergriff. Und nun ist es die Speise Jesu, das, was der Vater begonnen hat, zu vollenden, die Gnade, die ihr nahe war, ihr zu zeigen, das Verlangen, das sich in ihr regte, zu erfüllen und sie an das Ziel zu führen, zu dem das Werk des Vaters sie bereitet hat. Das gilt wie von dieser Frau so vom ganzen Verkehr Jesu mit allen Menschen. Wo er das Werk des Vaters wahrnimmt, da sieht er sich zur Heilandstat berufen; wo er dieses nicht findet, da schweigt er und zieht sich zurück.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

In Hebräer 5,8 heißt es, dass Er, „obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte“. Bei Ihm war es indes nicht – wie bei uns so oft – ein Gehorsam aus Zwang, sondern Gehorsam aus Liebe zu seinem Gott und Vater. Der Wille des Vaters war sein Motiv für alles, was Er tat. Er lebte nicht von Brot allein, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausging (vgl. Mt 4,4; Lk 4,4). Seine Speise war es, den Willen dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte, und sein Werk zu vollbringen (Joh 4,34).
Als der Herr Jesus über diese Erde ging, erfüllte stets der Friede Gottes sein Herz, weil Er allezeit das dem Vater Wohlgefällige tat (Joh 8,29). Jedes Wort, das Er sprach, jeden Schritt, den Er ging, jeder Gedanke, den Er hatte – alles war zur Freude und zum Wohlgefallen seines Vaters. Am Anfang und am Ende seines Dienstes konnte der Vater über Ihn sagen: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17; 17,5). Was für eine Freude muss es für den Vater gewesen sein, auf der Erde einen Menschen nach seinem Herzen zu sehen, einen, der weder zur Rechten noch zur Linken abwich, sondern mitten auf den Steigen des Rechts voranging (vgl. 2. Chr 34,2; Spr 8,20). Wie hatte Gott sich nach so einem Menschen gesehnt! Jahrtausende lang hatte Er vom Himmel auf die Erde geschaut, um zu sehen, ob es einen gäbe, der Gott suche, einen Gerechten, einen, der Gutes tue. Doch Er fand keinen, auch nicht einen. Alle waren abgewichen, alle waren untauglich geworden (Röm 3,10-12). Schließlich kam der Sohn auf die Erde – der Einzige, der ein Leben zur Freude und zum Wohlgefallen des Vaters führte. Wie sehr wurde der Vater durch seinen Gehorsam verherrlicht!

Im Glauben leben 2016

Meine Speise ist usw. Jesus will damit nicht bloß sagen, dass es sein höchstes Anliegen ist, des Vaters Willen zu tun, sondern auch, dass es nichts gibt, was ihm mehr Freude machen könnte, oder womit er sich lieber und begieriger beschäftigen möchte. So sagte David zur Empfehlung des göttlichen Gesetzes nicht bloß, dass es für ihn köstlich gewesen sei, sondern sogar süßer als Honig (Ps. 19, 11). Wollen wir rechte Nachfolger Christi sein, so müssen wir nicht nur mit inniger Begier uns Gott hingeben, sondern so willig sein in der Ausrichtung seiner Befehle, dass uns keine Arbeit zu sauer wird. Indem Christus fortfährt: und vollende sein Werk, gibt er genügenden Aufschluss darüber, worauf des Vaters Wille gerichtet war, dem er sich mit solcher Hingebung widmet, nämlich darauf, dass Jesus das ihm befohlene Amt ausführen sollte. So hat jeder auf seine besondere Berufung zu achten, damit keiner einen göttlichen Auftrag vorschütze, während er doch nach seinem eigenen Dafürhalten ohne Beruf etwas unternimmt. Übrigens ist ja zur Genüge bekannt, was Christo oblag: er sollte das Reich Gottes ausbreiten, verlorene Seelen wieder ins Leben rufen, das Licht des Evangeliums erstrahlen lassen, kurz der Welt das Heil bringen. Daran lag ihm alles! So konnte er trotz seiner Ermattung und seines Hungers Essen und Trinken vergessen. Überaus tröstlich für uns! Hat Christus so sehr das Heil der Menschen sich angelegen sein lassen, dass es für ihn die höchste Wonne war, sich darum zu bemühen, dann wohl uns! Denn zweifellos ist er heute noch ebenso gesinnt gegen uns, wie damals.

Jean Calvin – Das Johannes-Evangelium

„Jesus sagt zu ihnen: Meine Speise ist, dass ich tue den Willen dessen, der mich sandte, und sein Werk vollende.“ Nun erfahren wir mit den Jüngern, was es heißt, „der Sohn“ zu sein, und worin die „Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater“ (1,14) liegt. Sie liegt nicht darin, über alle irdischen Bedürfnisse erhaben zu sein und Müdigkeit und Hunger nicht zu kennen. Sie liegt auch nicht in einem glanzvollen Leben, das in reichem Maße Sättigung und Ruhe zur Verfügung hat. „Sohn“ sein heißt „gesandt sein“ und nun in dieser Sendung völlig für den Willen des Vaters zu leben. Und dieses so, dass es nicht ein harter Dienst wird, den der Sohn mit einem mühsamen Gehorsam leistet, sondern so, dass dieser Dienst selber zu „Speise“ wird, also zu dem, wovon er lebt, was ihn sättigt, stärkt, nährt und beglückt. Und dabei ist es durchaus „Gehorsam“. Nicht seinen eigenen Willen tut Jesus, sondern „den Willen dessen, der ihn sandte“; ihn aber tut er mit dem ganzen freien, eigenen Willen. Nicht sein eigenes Werk vollbringt Jesus, das ihn als das seine begeistern und über alles hinwegtragen mochte. Es ist des Vaters Werk, das er „vollendet“. Aber es ist darin so die Sache seiner eigenen Liebe und Hingabe, dass er Müdigkeit und Hunger völlig vergisst. Wir lernen hier am „Sohn“, was „Liebe“ ist, Liebe, die völlig vom Gehorsam durchdrungen ist und die umgekehrt den Gehorsam zu einer lebendigen und glückseligen Sache macht. Das ist das radikale Gegenstück zum Wesen der „Welt“ und erweist, wie recht der Täufer hatte: Hier ist der eine, der nicht „von der Erde ist“ (3,31).

Wuppertaler Studienbibel

Die Samariterin ließ ihre Wasserkanne zurück, kehrte in die Stadt zurück und verkündete den Einwohnern, dass sie einen Mann getroffen hatte, der ihr alles sagte, was sie je getan hatte. Er konnte ihre Gedanken lesen! Er konnte genau sehen, wer und was sie war. Sie schloss daraus: Kann das der Messias sein? (Joh. 4:29). Währenddessen boten die Jünger Jeschua etwas von den frischen Lebensmitteln an, die sie gekauft hatten. In dem darauf folgenden Gespräch ging Jeschua wieder vom Körperlichen zum Geistlichen über und sagte, dass er bereits gegessen habe: Meine Speise ist, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu vollenden (Joh 4,34). In seinem Gespräch mit der samaritanischen Frau, das sie zum rettenden Glauben brachte, hatte er tatsächlich das Werk des Vaters getan, und das war seine Speise.
Jeschua lehrte nun seine Jünger das Prinzip der Evangelisation und der Errettung (Joh. 4:36-38): Die einen säen und die anderen ernten. Beide sollen sich gemeinsam darüber freuen, dass die Frucht des ewigen Lebens hervorgebracht worden ist. Auf die Jünger angewandt, sagte Jeschua: Ich habe euch gesandt, das zu ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt (Joh 4,38). Sie waren bereits dabei, zu ernten (Joh 4,1-4), denn Jeschua gewann mehr Jünger als Jochanan der Täufer, und die Jünger tauften diese neuen Anhänger. Sie waren also am Ende des Prozesses, denn sie ernteten, was andere, wie Jochanan, vor ihnen gesät hatten.


So wie die Nahrung, die in den Körper aufgenommen wird, ein Teil des Körpers wird, wird der Messias ein Teil der Person, die ihren Glauben an ihn setzt. Er wird in dieser Person leben, und diese Person wiederum wird im Messias leben. Jeschua wiederholte, dass er das Brot ist, das vom Himmel herabgekommen ist und ewiges Leben hervorbringen wird (Joh. 6:58). Das Manna sorgte für das physische Leben in der Wüste, aber es gab kein ewiges Leben.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive