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Soldat Christi?

Nimm teil an den Trübsalen (Eig Leide Trübsal mit; vergl. Kap 1,8) als ein guter Kriegsmann Jesu Christi. Niemand, der Kriegsdienste tut, (O. in den Krieg zieht) verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, auf daß er dem gefalle, der ihn angeworben hat.
Elberfelder 1871 – 2 Tim 2,3–4

Nimm als rechter Soldat Jesu Christi teil am Leiden! Ein Krieger, der ins Feld zieht, wird sich nicht mit all dem häuslichen „Kleinkram“ abgeben können, sonst kann er seinem Herrn, der ihn in den Dienst genommen hat, nicht gefallen.
Bruns 2013 – 2 Timotheus 2,3–4

Als ein guter Kämpfer im Dienst von Jesus Christus musst du so wie ich bereit sein, auch für ihn zu leiden. Kein Soldat, der in den Krieg zieht, darf sich von alltäglichen Dingen ablenken lassen, wenn sein Befehlshaber mit ihm zufrieden sein soll.
Hoffnung für Alle – 2.Tim. 2,3–4

Leide mit Böses als ein edler Kriegsmann Des Gesalbten Jesus. Keiner, der Kriegsdienste tut, verflicht sich in die Geschäftsbetriebe des dem Unterhalt zugewandten Lebens, damit er dem, der ihn für den Kriegsdienst anwarb und einsetzte, gefalle.
Pfleiderer Übersetzung – 2.Timotheus 2:3–4

Vorgestern waren wir noch „ganz friedlich“ – und nun zwei Tage später geht es um Krieger für Christus?
Kann man den als Christ nicht die Hände in den Schoß legen und warten, bis Jesus wiederkommt? Einfach so in den Tag leben?

Paulus ermahnt Timotheus, getrost und ohne Sorge die Verkündigung in den Gemeinden an treue Männer zu übergeben, die die Gabe der Unterweisung haben. Durch drei Beispiele macht er klar, daß es sich jetzt wie überall und immer um einen vollen Einsatz handelt, wie man es beim Soldaten, beim Sportsmann und auch beim Landmann sieht: Alle müssen sich redlich mühen und alles andere zurückstellen. Dann aber werden sie den Siegerkranz bekommen. Es ist, als ob der Apostel sagen wollte: „Sei ganz sein oder laß es ganz sein!“

Bruns – Die Bibel mit Erklärungen

Für die Philosophen war die bedingungslose Hingabe an eine Idee das Kriterium, das sie auswies. Sie verglichen ihre Aufgabe mit dem Handwerk der Soldaten und dem Training der Athleten. Soldaten durften während ihrer Dienstzeit nicht heiraten (viele hatten jedoch an den Orten, an denen sie stationiert waren, Konkubinen), um während der 20 Jahre, auf die sie sich verpflichten mussten, nicht abgelenkt zu sein; allerdings erreichte nur die Hälfte von ihnen die Pensionierung.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Zum Heerdienst, in den Jesus Timotheus gestellt hat, gehört nicht nur sein Lehren und Wirken, sondern auch das Leiden. Dieses ergibt sich notwendig aus dem großen Kampf, in dem Christus mit der Welt steht und bei dem er seine Knechte als seine Krieger braucht. Paulus verwendet das Bild weiter, um auf die Freiheit von äußeren Bindungen hinzuweisen, die Timotheus sich notwendig bewahren muss, wenn er der ins Leiden führenden Pflicht gehorchen will.

Ein Handelsbetrieb oder irgendein auf Gelderwerb gerichtetes Geschäft war für den, der Kriegsdienst tat, ausgeschlossen. Auf dies alles verzichtete der gewöhnliche Soldat, weil er nach dem Beifall seines Heerführers strebte. Timotheus hat sich, um das Lob des Christus zu gewinnen, ebenfalls von allen Nebengeschäften frei zu halten. Schwerlich ist unmittelbar an gewinnbringende Unternehmungen oder an Handwerksarbeit gedacht; was im Bild dem Soldaten verboten ist, muss von Timotheus auf seine eigenen Verhältnisse übertragen werden. Es wird all das dazu gehören, was ihn mit seinem Ort und mit dem irdischen Leben durch feste Klammern verknüpft: eine Freundschaft mit den Brüdern, die die allem vorgeordnete Herrscherstellung des Christus beeinträchtigte, Anhänglichkeit an seine jetzigen Verhältnisse, die preiszugeben ihm ein schmerzliches Opfer würde, ein falsches Gefühl der Unentbehrlichkeit, als müsse er sich für seine Arbeit erhalten, eine übertriebene Vorstellung von ihrer Wichtigkeit, die ihm nicht erlaube, sie abzubrechen, und ähnliches, was leicht in einen feinen, geistlichen Schein gehüllt sein kann. Er hat aber daran zu denken, dass ihm nichts über das Lob des Christus gehen darf und dass er, um dieses zu gewinnen, zu jedem Gehorsam frei sein muss.

Der Gehorsam, den die Hingabe an den Dienst Jesu fordert, ergibt sich ganz der Führung Jesu. Das stellt Paulus in einem zweiten Gleichnis dar.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Für Timotheus war dies eine sehr schmerzhafte und demütigende Erprobung (1 Mose 34,25), wie ein Preis, den er für seinen Dienst bezahlen musste. Von uns wird zweifellos nicht dasselbe gefordert, eines aber doch: Selbstentsagung und Verzicht auf verschiedene Dinge, die allem Anschein nach gut sind; Unverständnis der Umgebung oder lieber Freunde; geistliche Einsamkeit, je nachdem, an welchen Ort der Herr einen sendet; möglicherweise Verzicht auf eine berufliche Tätigkeit, die man gerne ausgeübt hat; Verlust des Ansehens in bestimmten Kreisen, etc. …

Georges André – Timotheus – Diener Jesu Christi

Leide mit als guter Streiter des Messiaskönigs Jesus. Die Verse 3 bis 6 zeigen die Umstände und Bedingungen für den, der das Evangelium weitergibt: die drei Bilder vom Soldaten (3-4), vom Sportler (5) und vom Landmann (6) sollen alle als Ansporn und Ermutigung dienen; sie beleuchten von verschiedenen Seiten die ganze und ungeteilte Beanspruchung derer, denen das Evangelium anvertraut ist. Alle drei sprechen von Anstrengung und Kampf: Das des Soldaten zeigt die Härte des Kampfes (auf Leben und Tod), das des Sportlers die Disziplin im Training und Wettkampf, das des Bauern die Ausdauer. Keine Weitergabe ohne Hingabe, aber auch keine Hingabe an Jesus ohne Weitergabe seines Wortes – Paulus gebraucht dieselben drei Illustrationen in 1 Ko 9,6.7.24-27. wendet sie dort aber auf andere Weise an; auch das ein Zeichen für die paulinische Verfasserschaft der Past.: die gleichen Illustrationen, die uns vertraut sind, in neuer Anwendung verwendet, weil der Zusammenhang ein anderer ist. – !

Das erste, was zu tun ist, ist nicht „Mobilisierung“ und „Aktivierung“; nicht zum Tatendrang, zur „aggressiven Evangelisation“ wird Timotheus aufgefordert, sondern zum Mitleiden des Unrechts – Vgl. dazu Erich Schick, Seelsorge an der eigenen Seele: „Täuschen wir uns nicht: Wir sind gerade mit unserem Besten immer in Gefahr des ungebrochenen Wirkens `mit ganzer Seele‘, in der Gefahr des Gebens aus dem eigenen inneren Gut … Sie, diese Helden im Reiche Gottes, haben an irgendeiner Stelle ihres Wesens eine geheime Botschaft gehört: nicht wirken, sondern sein; nicht wirken, sondern leiden; nicht wirken, sondern opfern.“ – . Paulus will sagen: Werde ein Evangelist, indem du mein Leidensgefährte wirst. Eigentlich steht das Verweigern des Leidens für das Evangelium am Anfang aller Verfälschung und Verhärtung der Botschaft und des Boten. Das Ausweichen in die Form, in die objektive Regelung, in die Machtstellung entspringt der Leidensscheu des natürlichen Menschen. Aber so wenig die Hingabe des Leibes ohne Liebe etwas nützt (hingeben ist das gleiche Verb wie anvertrauen!), ( 1 Ko 13,3) so wenig kann das Anvertrauen der Jesus-Botschaft ohne Liebe und Leiden geschehen. Wahre Theologie ist wie das, was sie bezeugt, aus Liebe und Leid entstanden.

Der rechte Glaube besteht und wird weitergegeben im rechten Handeln als Vorbild des Glaubens und findet seine letzte Bestätigung in „der Gemeinschaft seiner Leiden“. ( Phil 3,10.17) So kann der Grundgehalt der Past zusammengefaßt werden.

Der Streiter (Soldat). Paulus verwendet häufig Bilder aus der Militärsprache – Rö 4,13;7,23;1 Ko 9,7;2 Ko 4,7;Eph 6,11-18. Waffen: Rö 6,13;13,12;2 Ko 4,7; 10,4. – . In 2 Ko 6,7 beschreibt er den Mitarbeiter, der die Heilswahrheit weitergibt in der Kraft Gottes und der mit den Waffen kämpft, die Gott darreicht. (vergleiche:2 Tim 1,1.3;2 Ko 10,3-4) Paulus nennt seine Mitarbeiter auch Mitstreiter – Phil 2,25;Phlm 1,2; vgl. dazu das unter Studenten gebräuchliche Wort Kommilitone = Mitstreiter. – . Auch 1.Tim 1,19;6,12 handelt vom Kampf im Dienst für den König Jesus und zielt dort schon auf das Martyrium, nie aber auf einen Kampf mit menschlichen Machtmitteln oder gar Kriegswaffen zur Ausbreitung des Evangeliums. Denn das führt nur zur Aufrichtung von Herrschaft, nicht aber zur Liebe durch das Dienen. Das Bild vom Kriegsdienst meint nicht die Eroberung, sondern die Bereitschaft zum uneingeschränkten Dienst. Der Soldat ist aufgerufen zum Mit-Leiden – synkakopatheo, zusammen leiden. – . Es gibt durchaus ein mutiges, aktiv kämpferisches Leiden! Martin Luther King hat Schmach, Erniedrigung, Widerstand, Verfolgung und schließlich den Tod durch Mörderhand erlitten, weil er mit den gewaltlosen Waffen der Liebe und des Glaubens gegen das Unrecht für Frieden und Versöhnung aller kämpfte.

Keiner, der im Felde steht, verstrickt ( wie 2 Pet 2,20) sich in die Geschäfte des Lebensunterhaltes, damit er seinem Feldherrn – Stratalogesas, das Wort nur hier. In moderner Kriegssprache: Stratege der logistischen Kriegsführung. Im übertragenen Sinn einer, der die Wortgewalt hat zum gewaltigen Kämpfen. – gefalle. Die falsche Enthaltsamkeit verfolgt eigennützige Ziele. ( 1 Tim 4,3!) Dem Herrn gefallen, ( 1 Ko 7,32-34; Rö 8,8;2 Ko 5,9;1 Jo 3,22) ihm zur Verfügung stehen wollen, gibt den rechten Beweggrund und die letzte Bewegungsfreiheit, gelöst von den Verstrickungen in das Vordergründige. Das Erstrangige muß an erste Stelle gesetzt werden . Ständig will Nebensächliches und Unwichtiges den Anspruch erheben, hauptsächlich und wichtig zu sein. Essen, trinken, sich kleiden, arbeiten und einkaufen – das alles ist nicht verwerflich, aber wenn es den Horizont des Menschen ganz ausfüllt, macht es ihn unmenschlich. ( 1 Tim 6,6-10!) Dieser Text kann nicht verwendet werden, um das Heirats- oder das Handelsverbot für die Priester zu rechtfertigen. Wer angeworben ist, sucht (freiwillig!) seinem Herrn zu gefallen und enthält sich (freiwillig!) alles Störenden. Nicht die Sorge um das Leben, sondern die Sorge um das Wohlgefallen seines Herrn treibt ihn an in seinem Tun und Lassen.

Wuppertaler Studienbibel

Klingt kompliziert?
Eigentlich nicht, wenn sich unser Leben um Jehovah dreht, dann können wir uns NICHT um Politik oder um Sorgen anderer Leute kümmern. Dann sehen wir die Welt, wie Jehovah diese sieht – und kämpfen dafür, dass so viele Menschen (in unserer unmittelbaren Umgebung) wie möglich, den Willen Jehovahs kennen lernen und IHN lieben lernen! Was sollte wichtiger sein als SEIN Wille und die Zukunft, die ER verheißt? Haben wir dann noch Zeit für „Corona-Politik“ oder „Parteien-Politik“?

Über wen sprechen wir mit anderen??

Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Christum Jesum als Herrn, uns selbst aber als eure Knechte um Jesu willen. Denn der Gott, der aus Finsternis Licht leuchten hieß, ist es, der in unsere Herzen
Elberfelder 1871 – 2.Kor. 4,5–6

Denn ich verkünde nicht mich selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn. Ich selbst komme nur als euer Diener in Betracht, und das bin ich, weil ich Christus diene. Gott hat einst gesagt: »Licht strahle auf aus der Dunkelheit!« So hat er auch sein Licht in meinem Herzen aufleuchten lassen und mich zur Erkenntnis seiner Herrlichkeit geführt, der Herrlichkeit Gottes, wie sie aufgestrahlt ist in Jesus Christus.
Gute Nachricht Bibel – 2.Korinther 4,5–6

Bei unserer Verkündigung geht es schließlich nicht um uns, sondern um Jesus Christus, den Herrn; wir sind nur Diener – eure Diener, weil Jesus uns damit beauftragt hat. Denn derselbe Gott, der gesagt hat: »Aus der Finsternis soll Licht hervorstrahlen!«, der hat es auch in unseren Herzen hell werden lassen, sodass wir in der Person von Jesus Christus den vollen Glanz von Gottes Herrlichkeit erkennen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Kor. 4:5–6

Es dreht sich nicht um uns, wenn wir reden, sondern alleine um Jesus Christus, er ist der Chef! Wir wollen hiermit nur noch mal klarmachen, dass wir uns für euch echt den Arsch aufreißen, weil wir euch so mega lieb haben!
Gott hat das mal befohlen: „Im Dunkel soll es hell werden.“ So hat er es auch in unseren Gedanken hell gemacht. Deshalb können wir jetzt kapieren, wie toll und groß Gott ist und dass Jesus wirklich sein Sohn ist.
VolxBibel – 2.Korinther 4:5–6

Aber hier ist die gute Nachricht – Gottes unerschütterliche Liebe zu seinen Kindern wurde ein für alle Mal durch Jeschuas Leben, Tod und Auferstehung festgelegt. Wegen des einen, der den Segen Gottes verkörperte, hört Gottes Angesicht nie auf, auf seine Kinder zu scheinen – selbst wenn seine Kinder das Gefühl haben, dass sie im Dunkeln stehen. Mit den Worten des Paulus hat Gott „sein Licht in unseren Herzen leuchten lassen, das Licht der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes, das im Angesicht des Messias Jeschua leuchtet“ (2 Kor 4,6).
Das ist der Grund, warum am Abend von Jeschuas Rückkehr zu seinem Vater seine Anhänger in den Tempelhöfen jubelten, anstatt am Ölberg Trübsal zu blasen. Sie wussten, dass Gottes Angesicht über ihnen leuchtete, auch wenn Jeschua nicht mehr neben ihnen war.
Natürlich ist das leuchtende Antlitz Gottes keine Garantie dafür, dass unser Leben leichter wird. Nach der Überlieferung starben alle zwölf Talmidim Jeschuas bis auf zwei als Märtyrer. Was das leuchtende Gesicht Gottes jedoch garantiert, ist, dass nichts in der ganzen Schöpfung Gottes Gunst aus dem Leben seiner Kinder entfernen kann.

Was bedeutet das für Ihr tägliches Leben? Es bedeutet, dass Ihre Kinder vielleicht gegen Sie rebellieren und Ihre Abwasserkanäle unter Ihnen zerreißen. Ihr Haus mag um Sie herum einstürzen, und Ihr Geist mag in Ihnen aufschreien. Und doch wird Gottes Angesicht nie aufhören, über Ihnen zu leuchten. Sie können sich sein leuchtendes Gesicht nicht verdienen, und Sie können es nicht ausnutzen. Sie können es nur annehmen, indem Sie den empfangen, dessen Gesicht immer noch „wie die Sonne in voller Kraft“ (Offb 1,16) leuchtet.

Timothy P. Jones – Beten wie der Jude Jesus – Die antiken Wurzeln des neutestamentlichen Gebets wiederentdecken

Der Messias als die neue Manifestation der Gegenwart Gottes wird auch in späteren Schriften des Neuen Testaments gelehrt. Paulus schreibt in 2 Korinther 4,5-6: Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus als Herrn, und uns selbst als eure Knechte um Jesu willen. Denn Gott ist es, der gesagt hat: Licht soll aus der Finsternis leuchten, der in unsere Herzen geleuchtet hat, um das Licht der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi zu geben.
Diese Passage besagt, dass durch Jeschua Licht aus der Finsternis leuchtet, und das Licht ist das der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. Es ist also klar, dass sich die Herrlichkeit Gottes in der Person Jeschuas manifestiert hat, und er war tatsächlich eine neue Manifestation der Gegenwart Gottes.

Arnold Fruchtenbaum – Die Herrlichkeit der Schechinah in Geschichte und Prophezeiung

In diesem einen Vers finden wir, wie das schlechteste und das beste Thema für einen Prediger vereint sind. Das schlechteste Thema sind wir »selbst«, das beste ist Christus Jesus, der Herr.
Offensichtlich predigten die zum Judaismus neigenden Verkündiger viel über sich selbst. Paulus unterscheidet sich von dieser Gesellschaft. Er will nicht die Zeit der Menschen verschwenden, um über ein so unwürdiges Thema zu predigen. Sein Thema war »Christus Jesus«, der »Herr«. Er wollte Männer und Frauen an den Punkt bringen, wo sie bereitwillig ihre Knie vor Jesus Christus beugen und ihm die Ehre als dem Herrn ihres Lebens geben.
Der Apostel stellte sich und seine Mitarbeiter als »eure Sklaven um Jesu willen« vor. Damit gelang es ihm, mit seinen Mitarbeitern im Hintergrund zu bleiben. Sie waren nur Sklaven – bereit, auf jede Art zu helfen, die Menschen zum Herrn Jesus führen würde.
4,6 Paulus vergleicht hier die Bekehrung eines Sünders mit der Erschaffung des Lichtes zu Beginn der Schöpfung.
Gott befahl anfangs: »Aus Finsternis soll Licht leuchten!« Er sagte: »Es werde Licht! Und es wurde Licht« (1. Mose 1,3).
Nun sagt Paulus hier, dass derselbe »Gott«, der im Anfang befahl: »Aus Finsternis soll Licht leuchten! … in unseren Herzen aufgeleuchtet ist.« Das ist eine sehr schöne Aussage. Bei der ersten Schöpfung befahl Gott, dass das Licht scheinen solle. Doch in der neuen Schöpfung scheint »Gott« selbst in unsere Herzen hinein. Wie viel persönlicher ist das doch!
Die Ereignisse zu Beginn des 1. Buches Mose sind ein Bild für die neue Schöpfung. Gott schuf den Menschen ursprünglich im Zustand der Unschuld. Doch die Sünde kam in die Welt, und mit ihr große Finsternis.
Wenn das Evangelium gepredigt wird, dann bewegt der Geist Gottes das Herz des Menschen. In ähnlicher Weise schwebte er nach der Schöpfung über der Fläche der Tiefe

MacDonald 2018 – Kommentar zum Neuen Testament

Nicht am Apostel, in seiner Person entscheiden sich Rettung und Verlorengehen. Er »predigt nicht sich selbst«, redet nicht von sich aus und aus sich. Es sind nicht seine Gedanken, Meinungen und Lehren. Wir sollten das sehr genau hören, denn damit wird alles Verstehen der biblischen Texte – auch unseres Briefes – der Ebene entnommen, dass sie von den Personen der Schreiber her aufgeschlüsselt werden könnten. Sie predigen nicht sich selbst, sondern Jesus Christus. Er ist Inhalt und Geber des Evangeliums. »Dass er der Herr ist«, das wird ausgerufen. Der Apostel ist »Knecht« (wörtlich: »Sklave«), zuerst des Christus (vgl. Mt 10,24ff.; Mt 20,26; Röm 1,1; Gal 1,10; Phil 1,1; Tit 1,1). Paulus setzt aber jetzt hinzu: »… eure Knechte um Jesu willen.« Wie sein Herr, den er ausruft, dient der Apostel der Gemeinde. Er will nicht ihr Herr sein, kann es auch gar nicht, denn Herr ist allein Christus. Der Apostel ist Diener, Sklave der Gemeinde in Korinth »um Jesu willen«, wie sein Herr und weil es sein Herr so ordnet (vgl. 1Kor 3,22; 9,19). Doch ist die Gemeinde nicht sein Herr; für beide, Apostel und Gemeinde, ist und bleibt allein Jesus Herr. Doch der Apostel dient nach seines Herrn Wort als Sklave und Knecht der Gemeinde des Herrn (vgl. bes. Mt 20,25-28). Jeder Vorwurf, der Apostel maße sich die Herrschaft über die Gemeinde an, muss vor diesem »Knechtsbewusstsein« verstummen.

So ist Paulus zum Knecht Jesu Christi geworden. Es war ein Schöpfer-, ein Neuschöpfungshandeln Gottes wie am ersten Schöpfungstag. Dort sprach Gott: »Aus der Finsternis erglänze das Licht« (so wörtlich; vgl. 1Mose 1,3). So sprach der Auferstandene sein Schöpferwort in das Leben des Saulus hinein (vgl. Apg 9,36.15-16). So wird es Christus -licht im Sein des Paulus; griechisch: »Der ist aufgeleuchtet in unseren Herzen.« Christus hat sich dem Paulus offenbart und zog mit seinem Lichtglanz in sein Herz ein, beschlagnahmte seine ganze Person. Darin liegt aber auch die Dienstbeauftragung: »… dass durch uns entstände die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi«, bekennt Paulus (griechisch kürzer: »… zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi«). Das ist das Licht der Neuschöpfung, der Wiedergeburt im Leben des Paulus: Er kann nun in und durch Christus die Herrlichkeit Gottes unverhüllt erkennen. Er, der mit allem Eifer dem Gott seiner Väter diente, durfte in Jesus Christus Gott erkennen, wie er ist, die Herrlichkeit seiner Gnade und Barmherzigkeit.

Mose musste sein Antlitz nach der Gottesbegegnung verhallen. Der Lichtglanz der Gotteserkenntnis im Leben des Paulus strahlt als sein Christuszeugnis weiter; so wird er zum Lichtträger und Lichtbringer. Das ist sein Amt als Apostel: das Christuslicht in der Dunkelheit der Welt anzuzünden.

Gerhardt Maier – Edition C

Und was predige ICH? Was ist das Thema über das ich spreche? Spreche ich über den Gott der Bibel? Spreche ich über den Vater und seinen Sohn? Oder predige ich eine Kirche oder eine Organisation? Falls ich eine Kirche oder Organisation predigen sollte, dann bin ich wohl in die Falle geraten und bin ein falsches Leuchtfeuer geworden…

„Er wollte, dass wir bei seinem neuen göttlichen Leben dabei sind“

Da seine göttliche Kraft uns alles in betreff des Lebens und der Gottseligkeit geschenkt hat durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch Herrlichkeit und Tugend, (O. Tüchtigkeit, geistliche Energie, Entschiedenheit) durch welche er uns die größten und kostbaren Verheißungen geschenkt hat, (O. durch welche uns… geschenkt sind) auf daß ihr durch diese Teilhaber der göttlichen Natur werdet, indem ihr entflohen seid dem Verderben, das in der Welt ist durch die Lust;
Elberfelder 1871 – 2.Petr 1,3–4

In seiner göttlichen Macht hat Jesus uns alles geschenkt, was zu einem Leben in der Ehrfurcht vor ihm nötig ist. Wir haben es dadurch bekommen, dass wir ihn kennen gelernt haben – ihn, der uns in seiner wunderbaren Güte zum Glauben gerufen hat. In seiner Güte hat er uns auch die größten und kostbarsten Zusagen gegeben. Gestützt auf sie, könnt ihr dem Verderben entfliehen, dem diese Welt aufgrund ihrer Begierden ausgeliefert ist, und könnt Anteil an seiner göttlichen Natur bekommen.
Neue Genfer Übersetzung – 2013 – 2.Petrus 1,3–4

Alles, was wir zum Leben brauchen und um so drauf zu sein, wie Gott es gut findet, hat Jesus uns schon lange zur Verfügung gestellt. Durch ihn haben wir Gott kennengelernt. Er hat uns zu einem neuen Leben bestimmt, durch seine unglaubliche Größe und Stärke. So hat er uns die fettesten und allerbesten Sachen versprochen. Er wollte, dass wir bei seinem neuen göttlichen Leben dabei sind, indem wir vor den schlechten Dingen aus der Welt, die uns nur kaputt gemacht haben, fliehen.
VolxBibel – 2.Petrus 1:3–4

Die Wendungen »göttliche Kraft« und »göttliche Natur« spielten seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle im griechischen Denken und waren auch bei vielen jüdischen Diasporaschriftstellern bereits zum Standard geworden. Viele Griechen versuchten in der damaligen Zeit, der materiellen, dem Untergang und Verfall geweihten Welt, die sie umgab, zu entfliehen; sie glaubten, dass die Seele göttlich und unsterblich sei und in den reinen und vollkommenen Bereich des Himmels gehöre – das entsprach Vorstellungen, wie sie von bestimmten griechischen Denkern und religiösen Kulten als Hoffnungsträger für die großen Massen der Unterdrückten entwickelt worden waren.
Viele griechische Schriftsteller, manche jüdischen Autoren wie z.B. Philo und später auch bestimmte Gnostiker argumentierten, dass der Mensch zum Gott werden könne, und zwar entweder bereits im Leben oder aber im Tod; in manchen Fällen beinhaltete diese Vergöttlichung die Auflösung im Göttlichen. Das antike Judentum lehnte derartige Vorstellungen jedoch größtenteils ab; nach jüdischer Auffassung gibt es nur einen einzigen Gott (vgl. 1.Mose 3,5 ; auch Philo verstand die Vergöttlichung in einem ganz speziellen Sinn). Viele Schriften der jüdischen Diaspora bedienten sich zwar ähnlicher Formulierungen, wie sie Petrus in der vorliegenden Passage gebraucht, beschrieben damit jedoch fast immer die Vorstellung von der Unsterblichkeit, nicht von der Vergöttlichung des Menschen. (Petrus kleidet so die christliche Auffassung in Worte, dass jeder, der an Jesus glaubt, eine neue Natur erhält; siehe die Ausführungen zu 1.Petr 1,23 ). Im Zusammenhang des monotheistischen frühen Christentums, das von zahlreichen polytheistischen Kulten umgeben war, sollten mit diesem bei den »Gegnern« entliehenen Sprachgebrauch die Ansprüche all derjenigen in die Schranken gewiesen werden, die sich unter dem Einfluss fremden Gedankenguts eine vollständige Vergöttlichung des Menschen erhofften. Dass das unmittelbare kulturelle Umfeld des 2. Petrusbriefes das Diasporajudentum ist und nicht das griechische Heidentum, zeigt sich schon daran, wie der Apostel die Verfallenheit des Körpers an die Verderbtheit der Welt und damit an den Tod definiert: Ihr Ursprung ist die »Begierde« (V. 4 ; vgl. 2,14; 3,3 ). Die Unsterblichkeit ist zwar eine reale Möglichkeit für den Menschen, wie die Griechen es sich erhofften, aber sie wird nur durch die Reinigung von der Sünde erlangt ( 1,9 ), und die griechische Vorstellung von der Unsterblichkeit wird qualifiziert durch die biblische Hoffnung auf das Gottesreich und die künftige Auferstehung (vgl. 1,11 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Wenn wir davon ausgehen, dass die göttliche „Identität“ durch ein Verständnis des menschlichen Selbst als nicht teilbar definiert ist, werden wir zwangsläufig auf Grund laufen, wenn wir auf Primärtexte stoßen, die mit einer teilbaren göttlichen Identität arbeiten. Im Gegensatz dazu kann es durchaus sein, dass die Kirchenväter mit ihrer Entscheidung, die Sprache der göttlichen Natur zu verwenden, in Kontinuität zu einer biblischen und jüdischen Tradition standen, die davon ausging, dass Gott seine Identität, sein Leben und sein Sein mit (einigen speziell ausgewählten) Wesen, insbesondere mit menschlichen Wesen, teilen will. Wir sollten die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Kirchenväter von der göttlichen Natur Christi sprachen, und zwar nicht, weil sie sich griechischen Kategorien unterwarfen, sondern gerade weil sie glaubten, dass die Vergöttlichung Gottes ursprüngliche Absicht für die Menschheit von Anfang an widerspiegelte (bevor die Sünde in die Geschichte eintrat und ein Bedürfnis nach Erlösung schuf), und dass sie in diesem Glauben in begrifflicher, theologischer Kontinuität mit dem Alten Testament selbst standen.150
Sie standen mit Sicherheit in Kontinuität mit dem Neuen Testament, insofern als 2 Petr 1,4 davon spricht, dass die Gläubigen „der göttlichen Natur teilhaftig“ werden; eine Aussage, die, wie die neuere Forschung gezeigt hat, eine positive Bejahung einer spezifisch christlichen Art von gegenwärtiger, diesseitiger Vergöttlichung ist, die in vielerlei Hinsicht mit der Form der paulinischen Soteriologie übereinstimmt.151
Die Plausibilität und die genaue Ausgestaltung eines alternativen Modells zu dem von Bauckham vertretenen würde eine ausführlichere Diskussion erfordern, nicht zuletzt deshalb, weil es wahrscheinlich ist, dass vor Ort, auf der Ebene der Straßen des ersten Jahrhunderts, verschiedene jüdische Gruppen unterschiedliche Positionen zu dem Ausmaß und der Art und Weise vertraten, in der der eine Gott seine Identität mit anderen teilte. Ich führe sie hier teilweise ein, um den Weg für das neue Paradigma zu ebnen, das in späteren Bänden skizziert wird, die mehr Farbe und Details zu dieser ersten Skizze beitragen werden. Noch wichtiger ist jedoch, dass ich diese Möglichkeiten jetzt in den Raum stelle, um Gehör für ein Verständnis des jüdischen Monotheismus zu finden, das einen dritten Weg zwischen den derzeit konkurrierenden Positionen darstellt.

Jesus Monotheismus: Christological Origins: The Emerging Consensus and Beyond

Petrus beginnt seine Ausführungen, indem er sich mit der Grundlage des Wachstums befasst. Diese Grundlage ist zweifach. Das erste Fundament fürs Wachstum ist in Vers 3 zu finden; es handelt sich um die Macht Gottes: Gott hat uns alles zum Leben und zur Gottesfurcht geschenkt. Das ist die Herrlichkeit dessen, der uns berufen hat durch seine eigene Herrlichkeit und Tugend. Gott hat die göttliche Befähigung zum geistlichen Wachstum verheißen. Das zweite Fundament des Wachstums steht in Vers 4; es handelt sich um Gottes Verheißungen. Durch Gottes Verheißungen können Gläubige zu Teilhabern der göttlichen Natur werden und auf diesem Wege den Lüsten des Fleisches entkommen. Zu den Verheißungen Gottes gehört, dass er den Gläubigen die göttliche Befähigung zum Überwinden geben wird; so können sie dem Verderben entfliehen, das durch die Begierde in der Welt ist.

Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe

Hier steht »alles, was Gottes Kraft uns »geschenkt hat«, um ein Leben der Heiligung führen zu können. Dazu gehören auch seine »kostbaren und größten Verheißungen« in seinem Wort. Man schätzt, dass die Bibel mindestens 30 000 Verheißungen enthält. John Bunyan hat einmal gesagt: »Der Pfad des Lebens ist so reichlich mit den Verheißungen Gottes bestreut, dass es unmöglich ist, einen Schritt zu tun, ohne auf eine von ihnen zu treten.«
Die »Verheißungen« Gottes sind das letzte von sieben Gütern, die Petrus in seinen Briefen »kostbar« nennt. Unser Glaube ist kostbarer als Gold (1. Petr 1,7). Das Blut Christi ist kostbar (1. Petr 1,19). Christus, der lebendige Stein, ist in Gottes Augen kostbar (1. Petr 2,4). Er ist auch als Eckstein kostbar (1. Petr 2,6). Er ist allen kostbar, die an ihn glauben (1. Petr 2,7). Der unvergängliche Edelstein eines sanften und stillen Geistes ist in Gottes Augen kostbar (1. Petr 3,4), und schließlich sind noch die »Verheißungen« Gottes »kostbar« (2. Petr 1,4).
Wir sollten über einige der Verheißungen nachdenken, die es bezüglich unserer Heiligung gibt: 1. Freiheit von der Herrschaft der Sünde (Röm 6,14); 2. in jeder Beziehung hinreichende Gnade (2. Kor 12,9); 3. Kraft, seinen Geboten zu gehorchen (Phil 4,13); 4. Sieg über den Teufel (Jak 4,7); 5. Auswege aus der Versuchung (1. Kor 10,13); 6. Vergebung, wenn wir unsere Sünden bekennen (1. Joh 1,9) (sowie Gottes Zusage, dass er nicht mehr an sie denken wird; Jer 31,34); 7. Antwort, wenn wir rufen (Ps 50,15).
Es verwundert nicht, dass die Verheißungen Gottes nach den Worten des Petrus kostbar und überaus groß sind! Diese Verheißungen ermöglichen es dem Gläubigen, »dem Verderben, das durch die Begierde in der Welt ist«, zu entfliehen. Gott hat uns alles Nötige zum Widerstand gegen die Versuchung verheißen. Wenn Begierden aufkommen, dann können wir die Verheißungen in Anspruch nehmen. Sie ermöglichen es uns, der Verderbnis dieser Welt zu entkommen – vor ihrer Sünde auf sexuellem Gebiet, ihrer Trunkenheit, ihrem Schmutz, ihrem Elend, ihrem Verrat und ihrem Streben.
Die positive Seite daran ist, dass wir durch dieselben Verheißungen »Teilhaber der göttlichen Natur« werden können. Dies findet in erster Linie bei unserer Bekehrung statt. Wenn wir dann in den praktischen Genuss der Verheißungen Gottes kommen, werden wir immer mehr in Jesu Bild umgestaltet. So hat er uns z. B. verheißen, dass wir ihm immer ähnlicher werden, je mehr wir über ihn nachsinnen (2. Kor 3,18). Wir verwirklichen diese Verheißung, indem wir das Wort lesen, das darin geoffenbarte Wesen Christi studieren und ihm dann folgen. Wenn wir dies tun, so verwandelt uns der Heilige Geist in Jesu Bild, und zwar von einer Herrlichkeit zur nächsten.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Petrus drückt dieses »große« Geheimnis (Eph 5,32) mit den Worten »Teilhaber der göttlichen Natur« aus. Gedacht ist nicht an eine neue Substanz oder einen vorweisbaren Verdienst, sondern an die Erneuerung der Gottesebenbildlichkeit (1 Mo 1,27). Der gefallene Mensch ist nicht mehr das Bild Gottes. Aber Gott will sich mit uns ganz neu durch seinen Geist verbinden, der nicht mehr von uns genommen wird (Ps 51,13). Bei der Wiederkunft Jesu wird uns das geschenkt werden (2 Petrus 3,13). Denselben Gedanken finden wir bei Paulus, der auf dem Areopag in seiner Rede auf die (wie er es dort nennt) »Verwandtschaft des Menschen mit Gott« hinweist. An anderer Stelle betont Paulus, dass diese Verwandtschaft Gottes durch die Adoption des Menschen durch Gott zur Kindschaft führen wird (Röm 8,14; 1 Joh 3,1), wenn wir an ihn glauben und seinen Geist empfangen. Es geht hier nicht um die Vergöttlichung des Menschen, sondern um die Gottesnähe und die daraus folgende Heiligkeit (vgl. Mt 5,8). Alles liegt in der Zukunft. Die Verheißungen gehen in Erfüllung, wenn Jesus die Seinen auferwecken wird vom Tod (Phil 3,21). Dann wird in uns das Ebenbild Gottes in Reinheit wieder hergestellt sein. Dann werden wir »ihm gleich sein« und »ihn sehen, wie er ist« (1 Joh 3,2; Röm 8,29).

Aber schon hier beginnt im Glauben, was uns für die Zukunft verheißen ist. Wer in Jesus bleibt (Joh 15,5), bringt viel Frucht. Wer in Jesus lebt, an dem wirkt sein Geist, so dass wir geheiligt werden (Joh 17,23; Gal 2,20). Der Prozess der Heiligung beginnt hier, zum Ende mit Herrlichkeit kommt er bei der Auferstehung der Toten.

Dem »Verderben« werden wir »entfliehen«. Mit »Verderben« ist die sittliche Verderbnis samt der aus ihr folgenden Sterblichkeit (1 Mo 2,17) gemeint. Wie die Klugheit eine Folge des Glaubensgehorsams ist (Ps 111,10) und der Ungehorsam den Tod bringt, so folgt aus der Gemeinschaft mit Jesus das ewige Leben (1 Thess 1,10). Der Heilige Geist bringt in uns den Willen hervor, dem Verderben zu entfliehen. Um den Willen zu stählen, benutzt er das Wort der Hl. Schrift, die uns immer wieder auffordert, bestimmten Versuchungen zu entfliehen (1 Tim 6,11; 2 Tim 2,22). Beides gehört eng zusammen, und in dem Wort »entfliehen« steckt doppeldeutig: Wir entgehen dem Tod durch das Wirken Jesu, und wir gehen bewusst weg von dem, was den ewigen Tod dem bringt, der die rettende Gnade Jesu nicht annimmt.

»Durch die Gier in der Welt« kommt die Verderbnis. Die Gier ist der Hang zu den geschaffenen Gütern in der Welt. Das Gegenteil von Gier ist die Liebe zum Schöpfer im Himmel. Die Liebe macht uns froh, zieht uns nach oben, bindet uns an ihn, während die Gier sich an die vergänglichen Güter (»Fleisch«, 2 Petrus 2,20) klammert und, je mehr sie entgehen, desto mehr nach ihnen gierig macht und dabei uns selbst zerstört. Vor der »Gier« warnt die ganze Hl. Schrift. Sie spricht von »gottlosem Begehren« (4 Mo 11,4; 5 Mo 9,22), warnt uns davor, uns nicht gelüsten zu lassen, nicht neidisch zu werden (2 Mo 20,17), statt- dessen Gott zu lieben (5 Mo 6,5). Die Gier ist die Grundwesensart des Menschen. Erst der Hl. Geist bringt eine Gegenbewegung, wodurch der Kampf im Menschen zwischen seinem Geist der Gier und Gottes Heiligem Geist, dem Fleisch und dem Geist, entsteht (Gal 5,16; Eph 4,23 ; vgl. 1 Petrus 2,11 mit 2 Petrus 2,18.20).
Das Wesen der Gier ist die »Ausschweifung« (s. 2 Petrus 2,2) und die »Befleckung« (s. 2 Petrus 2,20).
Das Ziel der Gier ist die Herrschaft des Bösen. Dies aber zerstört den Menschen (Jak 1,15; Röm 7,5.10).
Noch einmal, aber mit anderen Worten als in Vers 3 , betont Petrus, was Gott uns schenkt: die »Verheißungen«. Sie haben ein Ziel: »damit« wir »Teilhaber der göttlichen Natur werden«. Dieses Wort »damit« ist auffällig. Warum sagt Petrus nicht einfach: »Gott schenkt die Teilhabe an der göttlichen Natur« usw.? Für Petrus ist wichtig, dass Gottes Geschenk uns jetzt noch nicht zur Verfügung steht. Es ist uns verheißen. Er wendet sich gegen die Sekte der Gnostiker, die glaubten, in diesem irdischen Leben hätten wir schon die ganze Fülle der Heilsgaben (1 Kor 15,19). Anteil zu haben an der göttlichen Natur, d. h. mit Gott verbunden zu sein, führt nicht zur Weltflucht, sondern lässt uns dem Zwang dieser Welt entgehen, nur an sich zu denken, und macht uns frei, für Gott in dieser Welt zu wirken (vgl. Joh 17,15: in der Welt, nicht von der Welt).

Gerhardt Maier – Edition C

Wenn ich über den obrigen Bibelvers nachdenke, dann finde ich es schon „lustig“ wie man uns das früher beigebracht hat – dass nur eine „handvoll Personen“ dieses Geschenk erhalten, und eine „besondere Verheißung bekommen werden“ – aber komischer Weise alle anderen Christen sich auch an die Maßstäbe halten sollen – oder aber ausgeschlossen werden. Was würde Petrus wohl über solche „Spaltung der Hoffnung“ sagen?

Glauben = Beten ??

Und Isaak sprach zu seinem Vater Abraham und sagte: Mein Vater! Und er sprach: Hier bin ich, mein Sohn Und er sprach: Siehe, das Feuer und das Holz; wo aber ist das Schaf zum Brandopfer? Und Abraham sprach: Gott wird sich ersehen das Schaf zum Brandopfer, mein Sohn Und sie gingen beide miteinander.
Elberfelder 1871 – Genesis 22,7–8

Jizchak sprach zu Abraham seinem Vater, er sprach:
Vater!
Der sprach:
Da bin ich, mein Sohn.
Er sprach:
Da ist nun das Feuer und die Hölzer,
aber wo ist das Lamm zur Darhöhung?
Abraham sprach:
Gott ersieht sich das Lamm zur Darhöhung, mein Sohn.
So gingen die beiden mitsammen.
Buber & Rosenzweig – 1.Mose 22,7–8

Isaak sagte zu Abraham: „Du, Papa?“ – „Ja, was willst du?“, antwortete Abraham. „Wir haben Benzin und Feuerzeug eingepackt, aber wo ist das Schaf, das wir für Gott verbrennen sollen?“
„Gott wird schon für ein Schaf sorgen, das wir nehmen können“, antwortete er. Dann gingen sie den Weg weiter.
VolxBibel – 1.Mose 22:7–8

Versetzt euch einmal in Isaaks Lage.
Zweifelsohne hatte er schon viele Opferungen gesehen.
Er konnte nicht verstehen, warum sie kein Schaf zum Opfern mitgenommen hatten.
Abraham hatte Isaak nicht gesagt, was Gott ihm befohlen hatte.
LIES 1 Mo 22,8
Hebräer 11,17-19
Abraham vertraute Gott.
Gott zu glauben ist die wichtigste Sache, die wir tun können.
Einfach nur einer Predigt zuzuhören oder die Worte der Bibel zu lesen, wird uns nicht aus der Herrschaft Satans befreien.
Wir müssen Gottes Worte annehmen und Ihm vertrauen.

Vergleiche:
Stellt euch vor, ihr wärt krank und der Arzt würde euch eine bestimmte Medizin verschreiben. Was würde es nützen, wenn er euch einfach nur von der Heilkraft dieser Medizin erzählen würde, ohne daß ihr sie selber einnehmt?
Die Worte Gottes einfach nur zu hören, wird uns nicht helfen. Wenn wir nur zuhören, aber uns weigern zu glauben, dann handeln wir so, wie Satan Eva gegenüber: wir stellen Gott als Lügner hin. Gott wird diejenigen niemals annehmen, die sich weigern Ihm zu glauben. Stattdessen nimmt Gott diejenigen an, die Seinen Aussagen glauben und auf Ihn allein vertrauen, so wie Abraham es tat.

Trevor Mc Ilwain – Auf festem Grund gebaut

Als er in der Gegend von Morija den Ort sah (V. 2 ; später der Tempelberg; 2Chr 3,1 ), nahm er nur Isaak und ließ die zwei Knechte zurück. Seine Erklärung, wir wollen anbeten und dann werden wir zurückkehren ( 1Mo 22,5 ), ist erstaunlich. Alles, was Abraham wußte, war , daß Gott die Zukunft im Umfeld Isaaks plante und , daß Gott wollte, daß er Isaak opferte. Er konnte nicht beides miteinander in Einklang bringen, aber er würde in jedem Fall gehorchen. Das ist Glaube. Als Antwort auf die Frage Isaaks: Wo ist das Schaf? , offenbarte Abraham wieder seinen Glauben: Gott selbst wird dafür sorgen (V. 8 ; vgl. V. 14 ). Isaak war zweimal »von den Toten« hergebracht worden – einmal aus dem toten Schoß Saras und dann wieder von einem Hochalter (vgl. Hebräer 11,17-19 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Heute würden ja viele Christen nicht weiter gehen – sondern beten, beten, beten… nach Weisheit, Geist und was auch immer…. Aber schau: Abraham GEHT – weil es der Auftrag von Jehovah an ihn war. So einfach 😉 Aufrag ausführen! so einfach?

Wir haben nichts anderes zu tun, als das Holz, das Feuer und das Messer zu bringen, wir haben uns nur bereit zu stellen zu jeglichem Opfer; was Er sich ersehen wird, was geschehen wird, wird nur geschehen, weil es Gottes Wille ist: wir wollen das Gott überlassen. Und damit hatte ihm Abraham alles gesagt, was er zu wissen hatte, was er zu wissen brauchte. „Wir haben den Altar zu bauen und Gott die Einsicht zu überlassen, sich das Opfer zu wählen, das nach Seiner Einsicht das rechte ist“ — und sie gingen beide zusammen. —

Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Kommentar auf die Genesis

Und ganz zum Abschluß heute noch ein Kommentar, der zeigt, warum ich immer und immer wieder bei messianischen Juden schaue: die kennen die hebräische Sprache und verstehen, was da WIRKLICH steht:

1 Mose 22,7-8 zeichnet ein Gespräch zwischen Abraham und Isaak auf, das mit Isaaks Anrede an seinen Vater beginnt: Und Isaak sprach zu Abraham, seinem Vater, und sagte: Mein Vater. Abraham antwortete: Hier bin ich, mein Sohn. Dann kam Isaacs Anfrage: Und er sprach: Siehe, das Feuer und das Holz; wo ist aber das Lamm zum Brandopfer? Abrahams Antwort war: Und Abraham sprach: Gott wird selbst für das Lamm zum Brandopfer sorgen, mein Sohn. Im Hebräischen heißt es yireh-lo, was zwei Möglichkeiten zulässt. Die erste Option ist, dass Gott sich selbst versorgen wird, oder zweitens, dass Gott sich selbst als Opfer zur Verfügung stellen wird. Es war so oder so eine göttliche Bestimmung. Isaak fragte nicht weiter nach, und: Also gingen sie beide zusammen.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

befreit um frei zu sein???

Jesus sprach nun zu den Juden, welche ihm geglaubt hatten: Wenn ihr in meinem Worte bleibet, so seid ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.
Elberfelder 1871 – Joh 8,31–32

[Es] sagte also {der} Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn Ihr in meinem Wort bleibt, seid Ihr wirklich (wahrhaftig) meine Jünger und Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird Euch befreien (frei machen).
offene Bibel – Johannes 8,31–32

Jesus sagte einmal zu den Menschen: „Alle, die das, was ich sage, für sich als richtig akzeptieren und ihr Leben danach ausrichten, gehören wirklich zu meinen Leuten.
Erst dann werdet ihr kapieren, was wirklich wahr ist und was nicht. Und das wird euch die Möglichkeit geben, wirklich frei zu sein.“
VolxBibel – Johannes 8:31–32

Die Wahrheit wird euch frei machen. Zur Erkenntnis seines Evangeliums lockt der Herr nun auch damit, dass er auf die Frucht oder den Erfolg davon hinweist, auf das unvergleichlich hohe Gut der Freiheit. Daraus folgt, dass es nichts Besseres gibt, nichts, wonach man inniger verlangen muss, als die Erkenntnis des Evangeliums. Alle Menschen wissen und gestehen es: Sklaverei ist ein großes Unglück. Wenn das Evangelium uns nun aus der Sklaverei befreit, so folgt daraus, dass es ein kostbares Geschenk ist, das uns ein glückseliges Leben verschafft. Doch wollen wir nicht übersehen, an welcherlei Befreiung Christus denkt: an die, welche uns aus der Gewalt der drei Tyrannen Satan, Sünde und Tod erlöst. Wird uns das durchs Evangelium zuteil, so ist klar: von Natur sind wir alle Knechte der Sünde. Weiter gilt es zu beachten, wie die Befreiung zustande kommt. So lange wir uns von den eigenen Gedanken und Einfällen regieren lassen, sind wir der Sünde leibeigen. Wenn aber der Herr aus uns durch seinen Geist neue Menschen macht, dann schenkt er uns eben damit die Freiheit; aus den Stricken des Satans, in denen wir schmachteten, sind wir nun heraus und gehorchen willig der Gerechtigkeit. Aus dem Glauben kommt die Wiedergeburt. Daraus geht hervor: aus dem Evangelium kommt die Freiheit. So schlägt Christi Wort alle Träumereien von einem eigenen freien Willen nieder: nur Christus vermag uns zu befreien. Zu bemerken ist noch, dass diese Freiheit ihre Stufen hat, und zwar nach dem Maße des Glaubens; Paulus seufzte noch nach der völligen Freiheit, als er längst aus der Knechtschaft befreit war (Röm. 7, 24).

Jean Calvin – Das Johannes-Evangelium

Bin ich frei – nur weil ich die „Wahrheit kenne“ und „in der Wahrheit bin“? Was ist denn diese Freiheit, von der Jesus redet? Meinte Jesus wirklich die Freiheit, nicht mehr Angst vor bösen Geistern und dem Tod zu haben?

Freiheit. Die Befreiung aus Ägypten, dieses wichtigste Ereignis der Heilsgeschichte, wird zur Aufforderung an Israel, Unfreiheitsverhältnisse in seinem Bereich wenigstens von Zeit zu Zeit zu lösen (Dtn 15,12–15; ➛ Erlösung). Beim jährlichen ➛ Paschafest wurde der Befreiung von allerlei bösen Mächten gedacht (vgl. Ps 2,3); solche Feiern bestärkten die Hoffnung auf endzeitliche Erlösung (Jes 25,6–9). Freiheit, um frei von äußeren Zwängen sein Leben selbst gestalten zu können, nennt das AT als Ideal meist „Ruhe“ (z.B. Ps 95,11).
In der hell. Umwelt ist die Freiheit zu einem zentralen Thema weltanschaulicher Auseinandersetzungen geworden. Nach klassischem griech. Verständnis ist frei, wer Verfügungsgewalt über sich selbst hat. Aber wie sollte man dies verwirklichen angesichts der Gebrochenheit des Menschseins (Thema der Tragödien) und der Zwänge, die Welt und Gesellschaft bestimmen? Diese Frage wurde unterschiedlich beantwortet: Freiheit als innere Freiheit des Individuums, als Freiheit des Kynikers gegenüber den Konventionen, des stoischen Weisen, der seine Freiheit durch Unterwerfung unter den Welt-Logos gewinnt, oder als Weltverneinung und Gewinnung eines Wissens um die jenseits alles Materiellen liegende ewige Heimat der Seele (in der Gnosis).
Das NT schließt sich keiner dieser Antworten an, sondern bietet eine grundsätzlich andere Position. Ausgangspunkt ist dabei nicht der Mensch, sondern Gott: Freiheit ist nicht Unabhängigkeit, sondern die Aufhebung der Entfremdung des Menschen von Gott. Indem der Mensch zu Gott nein sagt, verfällt er der Macht der Sünde und gerät damit in einen Unheils- und Unfreiheitszustand. Davon hat Jesus, der einzig freie Mensch (weil er in Gemeinschaft mit Gott steht), befreit (Joh 8,31–36). So ist Freiheit v.a. Freiheit von der Sünde (Röm 6,15–23) und vom Gesetz (Röm 7,5 f). Die wirklich Freien sind also nur die Glaubenden; diese sind aus Unfreien zu „Söhnen“ Gottes gemacht worden (Gal 4,1–7), d.h. aber zugleich: zu verantwortlichen Teilhabern an Gottes Gaben, zu Mitvollstreckern seines Willens. Christliche Freiheit ist letztlich endzeitlich: Sie nimmt – als Möglichkeit und Aufgabe! – vorweg, was der gesamten Schöpfung vorherbestimmt und verheißen ist (Röm 8,18–30). ➛

Herders Neues Bibellexikon

Jeschua sagte zu den Juden, die glaubten: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaftig meine Jünger (Joh. 8:31). Während ihr Glaube sie rettete, würde das Bleiben in seinem Wort sie zu wahren Jüngern machen. Wenn sie die Wahrheit kennenlernten, würde sie sie befreien (Joh. 8:32). Als neue Gläubige waren sie jedoch noch nicht frei von der pharisäischen Lehre, wie ihre Reaktion zeigt: Wir sind Avrahams Same und waren noch nie jemandem untertan; wie sagt ihr: Ihr sollt frei werden? (Joh 8,33).[63] Dies spiegelt ihr Festhalten an der grundlegenden pharisäischen Überzeugung wider, dass ganz Israel an dem kommenden Zeitalter Anteil haben wird. Beim Studium einiger weniger Quellen wird jedoch deutlich, dass sie zu dieser Zeit tatsächlich in der Knechtschaft Roms waren. In „Der jüdische Krieg“ schreibt Josephus:
„Da wir vor langer Zeit, meine großzügigen Freunde, beschlossen haben, niemals den Römern zu dienen, noch irgendeinem anderen als Gott selbst, der allein der wahre und gerechte Herr der Menschheit ist, ist nun die Zeit gekommen, die uns verpflichtet, diesen Vorsatz in der Praxis wahr zu machen.“

An die weitere Zuhörerschaft gerichtet, sagte Jeschua, wenn diese Lehre wahr wäre, wären sie nicht versklavt, wie sie es waren, denn das Prinzip lautet: Jeder, der Sünde begeht, ist der Sünde Knecht (Joh. 8:34). Sie mussten befreit werden, indem sie den Glauben an den Messias ausübten (Joh. 8:35). Wenn sie glaubten, würde das Ergebnis Freiheit sein: Wenn nun der Sohn euch frei macht, so werdet ihr wirklich frei sein (Joh 8,36). Sie waren vom physischen Samen Abrahams, nicht von seinem geistlichen Samen, was sich in ihrem Wunsch zeigte, Jeschua zu töten (Joh 8,37) und in ihrem Versagen zu erkennen, dass er die Worte seines Vaters sprach, während sie die Worte ihres Vaters, Satans, sprachen (Joh 8,38).

Als Jeschua sagte, euer Vater, führte das zu dieser Antwort: Unser Vater ist Avraham (Joh 8,39a), worauf Jeschua erwiderte: Wenn ihr Avrahams Kinder wärt, würdet ihr die Werke Avrahams tun (Joh 8,39b). Was war Abrahams Hauptwerk? Er setzte seinen Glauben auf Gott: Und er glaubte an Jehova; und er rechnete es ihm als Gerechtigkeit an (1Mo 15:6). Wahre Kinder Abrahams suchen ihre Errettung auf dieselbe Weise wie Abraham: aus Gnade durch Glauben, unabhängig von Werken. Abraham ging nicht davon aus, dass er kraft seiner Geburt automatisch Gerechtigkeit besaß. Sie versäumten es, die Werke Abrahams zu tun, was sich in ihrem Wunsch zeigte, ihn zu töten: Nun aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit gesagt hat, die ich von Gott gehört habe; das hat Avraham nicht getan (Joh. 8:40). Ihr Wunsch, Jeschua zu töten, bewies ihre Gebundenheit an die Sünde. Hätten sie geglaubt, hätten sie entdeckt, dass Jeschua der wahre Erlöser von der Sünde war und ist: Wenn nun der Sohn euch frei macht, so seid ihr wirklich frei (Joh 8,36).

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Haben sie nicht die Wahrheit erkannt, wenn sie zum Glauben an Jesus kamen? Glauben an Jesus auf Grund seines Wortes gibt es nicht ohne Erkenntnis. Aber wir sahen schon bei 6,69, wie aus dem „Glauben“ eine neue, eine tiefere „Erkenntnis“ erwächst. „Die Wahrheit“ ist so unerschöpflich, so groß, so umfassend, dass es für ihre Erkenntnis beim Bleiben in Jesu Wort keine Grenzen gibt. Jesus meint mit „Erkenntnis der Wahrheit“ nicht das bloße Wissen von Tatbeständen und das Feststellen von Richtigkeiten, sondern meint die wesenhafte, lebendige Wahrheit, die uns zeigt, wer Gott wirklich ist und wer wir Menschen eigentlich sind. Sie zeigt uns, wie wir zum äonischen Leben kommen, welche herrlichen Ziele Gott mit der ganzen Schöpfung hat und wie Gott diese seine Ziele verwirklicht. Diese ganze Wahrheit ist nicht mit der eigenen Verstandeskraft zu erfassen, sondern wird vom Heiligen Geist (16,13) denen immer mehr erschlossen, die im Wort Jesu bleiben. Jesus wird es seinen Jüngern später sagen, dass er selber in Person diese Wahrheit „ist“ ( Joh 14,6). Durch das Bleiben in seinem Wort kommen sie daher mit der lebendigen Wahrheit Gottes in wesenhafte Verbindung.

Daß die „Wahrheit“, von der Jesus spricht, eine Wirklichkeit ist, die ihr ganzes Leben umgestaltet, das zeigt sich in der weiteren Verheißung, die Jesus an das Erkennen der Wahrheit knüpft. Er verspricht: „Und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Die freimachende Kraft der „Wahrheit“ erfahren wir auch sonst schon in unserm Leben. Sowohl Täuschung und Irrtum wie auch Lüge und Falschheit machen unsicher und unfrei. Jeder Mensch erlebt eine tiefe Befreiung, auch unter Schmerzen, wenn in seinem Leben die Wahrheit zum Durchbruch kommt und Irrtum und Lüge überwindet. Aber was wir in Anfängen bereits abgesehen von Gott an befreiender Kraft der Wahrheit erleben können, das erfüllt sich da, wo die ganze und letzte Wahrheit auch ganze und völlige Freiheit bringt. Wieder kann Paulus uns als das Bild dieser Freiheit vor Augen stehen. Er hat an sich selbst erlebt, wie Christus uns zur „Freiheit befreit“ und will darum auch die Gemeinde in dieser „Freiheit eines Christenmenschen“ sehen (Gal 5,1).

Wuppertaler Studienbibel

»Ihr werdet die Wahrheit erkennen.« Demnach er gibt sich die Erkenntnis aus dem Glauben und nicht umgekehrt (ebenso Joh 6,69)! Aber was ist »die Wahrheit«? Diese Frage wird Pilatus später in voller Schärfe stellen (Joh 18,38). Die »Wahrheit« ist nach dem Johannesevangelium der Gott, der in Jesus sichtbar erschienen ist (Joh 14,6.9). Darin sind Gottes Wille und Plan, die Tora und die Eschatologie (Erwartung und Hoffnung der Zukunft) eingeschlossen. Entscheidend ist hier, dass »die Wahrheit« Person geworden ist. Demnach verspricht Jesus dem beständigen und treuen Jünger, dass er ihn selbst (= den Gottessohn und Messias) und den Vater, der in ihm erschienen ist, mehr und mehr »erkennen« d. h. kennen lernen und praktisch erfahren wird. Diese »Wahrheit« lehnt die Mehrzahl der Juden ab. Infolgedessen mangelt ihnen die wahre Erkenntnis Gottes und seines Sohnes, des Messias. Lohnt es sich aber nicht für die Jünger, um dieser »Wahrheit« willen alles auf sich zu nehmen?

»Die Wahrheit wird euch frei machen«, nämlich frei von Sünde, Tod, Teufel und Verdammnis. Das vollbringt »die Wahrheit« in Person, nämlich Jesus, am Kreuz (vgl. Röm 6,18.22; 1Kor 7,22; 9,1.19; 2Kor 3,17; Gal 4,31; 5,13; 1Petr 2,16). Wie flach sind demgegenüber alle Formeln und Sprichwörter, die uns ein »Frei«-werden versprechen, wie flach auch alle Begriffe politischer »Freiheit«, die nur das neue Herren – und Sklaventum verschleiern!

Gerhard Maier – Edition C

Habe ich die Wahrheit – sprich wer und was Jesus wirklich ist, erkannt? Oder folge ich, wie die Zuhörer damals den religiösen Lehrern? Wem glaube ich – den religiösen Lehrern oder dem „größten Lehrer“?

„Ab jetzt wird Gott die Kontrolle über diese Welt übernehmen…“

Und der siebte Engel posaunte: und es geschahen laute Stimmen in dem Himmel, welche sprachen: Das Reich der Welt unseres Herrn und seines Christus ist gekommen, und er wird herrschen in die Zeitalter der Zeitalter.
Elberfelder 1871 – Offb 11,15

Und der siebente Bote posaunte.
Und es geschahen große, ‹laute› Stimmen in dem Himmel, die sagten: „Die Königreiche der Welt sind unseres Herrn und seines Gesalbten geworden, und er wird ‹als König› herrschen in ‹alle› Ewigkeit.
Jantzen & Jettel 2017 – Offb 11,15

Und der siebente Engel blies: Da wurden mächtige Stimmen im Himmel laut, die riefen: Die Königsherrschaft über die Welt ist unserm Herrn und seinem Christus zuteil geworden. Er wird als König herrschen durch alle Zeitalter hindurch.
Bruns 2013 – Offenbarung 11,15–16

Dann ließ der siebte Engel die Trompete erschallen.
Da erhoben sich im Himmel laute Stimmen.
Sie riefen:
»Jetzt gehört die Herrschaft über diese Welt
endgültig unserem Herrn und seinem Christus.
Er wird nun für immer ihr König sein.«
BasisBibel 2012 – Offb. 11:15

Als Letztes blies dann der siebte Engel in seine Posaune. Aus dem Himmel konnte man laute Stimmen hören, die sagten: „Ab jetzt wird Gott die Kontrolle über diese Welt übernehmen, und Christus wird für immer das Sagen haben.“
VolxBibel – Offenbarung 11:15

Nun ja, die einen meinen, dass Jehovah schon die Kontrolle übernommen hätte – die anderen, dass dieses Ereignis noch aussteht. Wer meint, dass ER schon die vollständige Kontrolle übernommen hätte, der sollte sich vielleicht fragen, ob er wirklich meint, dass es so ewig weiter gehen sollte? oder ob er sich vielleicht doch in der Zeit geirrt hat und dieses Ereignis noch aussteht!

Ein wichtiger Teil des jetzt im Fortgang der Entfaltung befindlichen Planes des großen Baumeisters muss noch unvollendet sein, sonst würde der neue Fürst und die neue Heilszeitordnung längst eingeführt worden sein. Warum es auf eine bestimmte Zeit hinausgeschoben worden ist, und ebenso die Art und Weise, wie die gegenwärtige Herrschaft des Bösen unter Satan auf die Herrschaft der Gerechtigkeit unter Christum übergehen soll, sind Fragen von hohem Interesse, die weiter unten genauer erörtert werden sollen. Für jetzt genüge es, zu sagen, dass die Reiche dieser Welt, die jetzt Satan untertan sind, zur geeigneten Zeit die Reiche unseres Herrn und seines Christus werden sollen (Offenbarung 11:15). Der Zusammenhang zeigt, dass der Übergang durch eine allgemeine Zeit der Drangsal bewirkt werden wird. Hierauf sich beziehend, sagt der Herr Jesus: „Niemand aber kann in das Haus des Starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken bindet, und alsdann wird er sein Haus berauben.“ (Mark. 3:27) Da werden wir also belehrt, dass Satan zuvor gebunden, unschädlich gemacht, abgesetzt werden muss, ehe Christi Regierung der Gerechtigkeit und des Frieden aufgerichtet werden kann. Daher wird auch das Binden Satans, des Starken, als das erste Werk der neuen Heilszeitordnung dargestellt.

Charles Taze Russell im Jahr 1886 – Der göttliche Plan der Zeitalter

Die große Posaune, durch diejenige vorgeschattet, die unter den Juden das Jubeljahr verkündete, die „siebente Posaune“ ist so wenig wie die sechs vorhergehenden (Offenbarung 11:15-18) in der Luft vernommen worden. Sie ertönt für solche, die Ohren haben zu hören, seit Oktober 1874 und wird bis zum Ende des Millennium ertönen. Mit dem Beginn dieser Posaune begann die Ernte dieses Zeitalters und das Einernten und die Trennung, die fortdauern muss, bis die „Auserwählten“, der „Weizen“, aus den gegenwärtigen Himmel (den Namenkirchen) heraus gesammelt sein wird, hin zu dem Herrn. Die „Engel“ (Boten) sind diejenigen, die die Botschaft von des Herrn Wort weitertragen, und welche die Trennung und die Sammlung seiner Auserwählten zu ihm hin bewirken.

Charles Taze Russell im Jahr 1897 – Der Krieg von Harmagedon

Nein Herr Russell – so schwach ist der Schöpfergott Jehovah nicht, dass ER über 150 Jahre braucht, um die Herrschaft anzutreten 😉 und Dinge auf der Erde zu verändern. ER der mit einem Wort Dinge erschafft – wird nicht Jahre benötigen um diese Erde zu übernehmen. Hier liegt Ihr Fehler, Herr Russel – hier hätten sie das Ruder rumreißen und den Denkfehler – ihren Denkfehler – eingestehen sollen, anstatt weiterhin an dem Gedanken zu basteln und weitere falsche Lehren einzuführen…

Und sie sprachen: Es ist die Königsherrschaft der Welt unseres Herrn und seines Gesalbten geworden. Im Mittelpunkt dessen, was geschehen ist, stand eine Königsherrschaft. Sie wird näher bezeichnet als die der Welt. In Mt 4,8 bietet der Teufel die „Königreiche der Welt“ an. Offb 17,18 besitzt die „Hure Babel“ die „Königsherrschaft über die Könige der Erde“. Hier aber ist etwas eingetreten, was diese Weltherrschaft in die Hände Gottes und Christi gebracht hat. Es kann sich nicht um ein innergeschichtliches Ereignis handeln, sondern nur um die endgültige Niederwerfung der bisherigen Besitzer durch das Kommen Christi zum Gericht.

„Gott ist König“ meinte nie etwas anderes, als dass er Großkönig sei. Er gehört nicht etwa in die Reihe der lokalen Stadt – oder Volksfürsten. Sie sind vielmehr die Unterkönige Gottes, des „Königs der Könige und Herrn der Herren“ der ganzen Erde (vgl. Offb 1,5; 17,14; 19,16 ). Diese seine universale Herrschaft wird gerade am Sinai, wo er sich ein einzelnes Volk aussucht, vorausgesetzt: „Die ganze Erde ist mein“ (2 Mo 19,5 ). Israel unterscheidet sich von den anderen Völkern nicht durch sein Eigentumsverhältnis zu Gott, sondern lediglich durch seine Priesterfunktion. Diese Weltweite der Herrschaft seines Gottes hat sich auch das ntst Israel beständig vor Augen zu halten. Unter diesem Gott geht es nie nur um die Gläubigen. Er blickt nicht etwa herzenswarm auf die Gemeinde und sternenkalt auf die sonstige Menschheit, auf ungerechte Verhältnisse, auf Verführung, Unterdrückung, Hunger und Sterben. Zum Reden vom Königsein Gottes gehört immer der Durchbruch zum Umfassenden, der Bezug auf die ganze Menschheit.

Zum anderen blieb den Propheten bewusst, dass dieses Königsein Gottes im Vollsinne etwas ist, was erst noch kommen muss. „Dein Reich komme!“ Es darf also nicht mit dem allgemeinen, gegenwärtigen Weltregiment Gottes verwechselt werden. So gewiss es bleibt, dass Gott zu keiner, auch nicht der dunkelsten Zeit abgetreten ist, so dass sein Thron leer stände, so gewiss muss eines doch erst noch kommen: seine Verherrlichung auf dem Thron. Das ist das Grundproblem der Gegenwart: die Nichtverherrlichung des Herrn aller Herren und die Verherrlichung der Nichtherren oder Unterherren, also dieses Knien an der falschen Stelle. Diese Nichtverherrlichung Gottes erschüttert seine Herrschaft zwar nicht (Ps 2,4 ), aber er will Antwort auf seine Herrlichkeit. Auch seine Gemeinde leidet darunter, dass der Herr und die Verherrlichung auseinandergerissen sind, zwei Größen, die doch zusammengehören. Diese Urspaltung zieht alle anderen Spaltungen in der Schöpfung nach sich, nämlich zwischen Mann und Frau, Vätern und Kindern, Volk und Volk, Ost und West, Nord und Süd, Mensch und Natur. Es kann darum nichts heil werden, wenn diese Urspaltung nicht behoben wird und Gott nicht seine Ehre bekommt. Eine Menschheit, die mit einem Munde Gott lobt (Rö 15,6 ), wird eine wiedervereinigte, heile, freie, gerechte und frohe Menschheit sein. In zwei der drei Hauptstellen über dieses Königwerden Gottes (K. 11 und 19) ist dies Ereignis deswegen mit dem Sturz Babels verknüpft. Babel ist ja die große Verführerin zur Nichtverherrlichung Gottes und zur Anbetung des Tieres.

Wuppertaler Studienbibel

(1) »Der siebente Engel posaunte« (Offb 11,15):
Die Lage der an Jesus Glaubenden scheint aussichtslos (Offb 13). Die widergöttlichen Mächte lehnen sich gegen Jesus Christus auf, geraten dann aber in einen schrecklichen Strudel (Offb 13; 16). Ein zum Feind übergelaufener Teil der Weltchristenheit triumphiert über die stille, scheinbar ohnmächtige Schar der wahrhaft Glaubenden und wird dann von den eigenen Freunden und Liebhabern erbarmungslos bekämpft und zunichte gemacht (Offb 17 und Offb 18).

(2) »Und es erhoben sich große Stimmen im Himmel«:
Gerade wo nun auf der Erde alles so schrecklich verworren und für die Sache Gottes aussichtslos erscheint, wird »im Himmel«, wo alles durchschaut und überblickt wird, bereits die große abschließende Feststellung getroffen – dies eben schließt die siebte, die »letzte« Posaune (1 Kor 15,52) auch mit ein:

(3) »Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden«:
a) Die Weltreiche sind zu Gottes Reich geworden. Was ist es um dieses »Reich Gottes«? (Vgl. auch das zu Offb 20,1ff.Gesagte).

aa) Weil Gott die Welt schuf, gehört sie ihm. Und er hat die schöne Provinz Erde im Ganzen seines Kosmos dem Menschen als »Oberpräsidenten« anvertraut (1 Mose 1,28). Doch der Mensch hat den Feind Gottes und der Menschen eingelassen, sich auf ihn eingelassen, sich ihm unterstellt, indem er ihm folgte (1 Mose 3). Seitdem ist der Feind »der Fürst dieser Welt« (Joh 12,31; 14,30; 16,11). Doch Gott hat uns Menschen nicht nach der erbarmungslosen Regel, wie man sich bettet, so liegt man, uns selbst überlassen. Nach seiner ewigen Weisheit hat er unsere Erlösung in die Wege geleitet. Und weil er das Recht keines Geschöpfes übergeht, auch nicht des Satans, hat er die Welt sozusagen von innen her zurückerobert.

bb) Gott hat dazu mit der Menschheitsgeschichte noch einmal neu begonnen, mit seinem neuen »Adam«, sozusagen mit der »Neuausgabe« Mensch (Röm 5,12-19). Dazu ist der ewige Sohn Gottes Fleisch, Mensch, geworden (Joh 1,14). Er hat dieselbe Prüfung noch einmal gemacht, in der der erste Adam durchgefallen ist (Mt 4,1-4 im Vergleich zu 1 Mose 3,1-6).

cc) Jesus war mit seinem Leben inmitten der Menschenwelt im Vollsinn »Reich Gottes«, Herrschaftsbereich, wo Gott ganz zu seinem Recht kam, wo ihm in ganzer Willigkeit gedient wurde. »Reich Gottes« ist nach der Schrift allein da, wo man Gott mit Willen dient. Jesus konnte zu den ihn umringenden Gegnern sagen: »Das Reich Gottes ist mitten unter euch« (Lk 17,21). Er selbst war der Anfang dieses neuartigen Reiches Gottes.

dd) Und nun hat seit Pfingsten der auferstandene und gegenwärtige Herr sich Menschen angegliedert, seine Gemeinde, Menschen, in denen Gott durch seinen Geist ganz zu seiner Herrschaft kommt. So schreibt Paulus für diese Weltzeit seit Pfingsten: »Das Reich Gottes ist Gerechtigkeit und Friede und Freude durch den Heiligen Geist« (Röm 14,17). Die Arbeit für das Reich Gottes von Pfingsten bis zur Wiederkunft Jesu ist die Sammlung von noch verhüllten (Kol 3,3.4) Stützpunkten der großen kommenden guten Herrschaft Gottes in Jesus Christus auf dieser Erde. Diese Sammlung und Zubereitung der Gemeinde Jesu ist das zwar verborgene, aber beherrschende Thema dieser Weltzeit.

b) Inzwischen geht der Kampf in dieser Welt und nach Art dieser Welt weiter. Die Reiche der Großen dieser Welt kommen und gehen. Unter ihnen ist eine wilde Jagd nach Verwirklichung des »Reichs«, wie sie sich das denken, ihrer Weltherrschaft, im Gang. Dem Letzten, Größten, am meisten Dämonisierten von ihnen, dem Antichrist, wird es einen Augenblick gelingen, Weltherrschaft im wahren Sinn zu verwirklichen (Offb 13,8). Doch wenn die Seifenblase am schillerndsten ist, kommt sie zum Platzen. Und dann bricht der Tag an, an dem ganz am Tag ist: »Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.«

c) »Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden.« Das heißt: »Nun ist es so weit. Auch wenn es auf dieser Erde noch einige Augenblicke verhüllt ist. Wir in der himmlischen Welt sehen es schon.« Seit Karfreitag und Ostern ist der Feind entrechtet, nun wird er auch entmächtigt. Die Reiche der Welt sind dann, wenn Jesus kommt, »Seines Christus«, d. h. des Christus Gottes, »geworden« und nicht des »Christus des Feindes«, nicht des Antichrists. Jesus enthüllt dann sich, sein Werk, seine Leute, sein Reich (Kol 3,4).

d) »Er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit«,
wörtlich: »in die Äonen der Äonen hinein«, das heißt, für immer. »in die Äonen der Äonen hinein«, mit dem bestimmten Artikel »die«, hat in der Offenbarung immer die Bedeutung der auf jeden Fall absolut unbegrenzten Zeit (vgl. auch Offb 20,10; 22,5 und das zu diesen Schriftstellen Gesagte). Die Regierungszeit des Antichrists dagegen währt, von der Ewigkeit her gesehen, nur einen Augenblick; gleich wird alles überstanden sein. Dann ist Gott mit dem Plan seiner Liebe zu seinen Menschenkindern, mit seiner Heilsgeschichte, nach der schweren Katastrophe der Sünde zum Ziel gekommen. Durch den ewigen Sohn (Ps 2), durch seinen Gesalbten Christus Jesus, übt Gott die Herrschaft über diese Erde dann unmittelbar aus. »Es kann nicht Friede werden bis deine Liebe siegt und bis der Kreis der Erden zu deinen Füßen liegt« (Albert Knapp).

Gerhardt Maier – Edition C

ist es nah oder da oder nicht nah?

Nachdem aber Johannes überliefert war, kam Jesus nach Galiläa, predigte das Evangelium des Reiches Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe gekommen. Tut Buße und glaubet an das Evangelium.
Elberfelder 1871 – Markus 1,14–15

»Die von Gott bestimmte Zeit ist da.
Sein Reich wird sichtbar in der Welt.
Ändert euer Leben
und glaubt dieser Guten Nachricht.«
BasisBibel 2012 – Mark 1,15

„Es geht los, Leute! Es hat eine neue Zeit begonnen, eine Zeit, in der Gott das Sagen hat. Hört auf, Dinge zu tun, die Gott nicht will! Setzt euer Vertrauen auf diese neue gute Nachricht!“
VolxBibel – Markus 1:15

und sagte -sagte Temporal-modales Ptz. conj. (Partizip Präsens aktiv), das durch und mit dem Partizip predigte aus dem letzten Vers verbunden ist und auch so aufgelöst wurde. Die Konstruktion weist die folgende direkte Rede als die Kernbotschaft von Jesu Verkündigung aus.- {dass}: „Die Zeit ist eingetreten (gekommen, erfüllt) – Die Zeit ist eingetreten (gekommen, erfüllt) Gemeint ist eine heilsgeschichtliche Erfüllung, also dass ein ganz bestimmter Zeitpunkt eingetreten ist (Guelich 1989, 43; vgl. Delling, πληρόω, 294f.). Vgl. GNB »Es ist so weit«, NLB, HfA »Jetzt ist die Zeit gekommen« (ebenso NIV). Bei den beiden Verben eingetreten und nahegekommen handelt es sich um Perfekte. Das Perfekt betont den gegenwärtigen Zustand, man könnte betonen: »Die Zeit ist da, Gottes Herrschaft ist nahe.« Die beiden Aussagen stehen parallel zueinander und erhellen einander. – und Gottes Königsherrschaft (Königreich) ist nahegekommen. Kehrt um (tut Buße) und glaubt an das Evangelium!“
offene Bibel – Markus 1:15

Dies dokumentiert die erste von mehreren Predigttouren in und um Israel. Nachdem er in Jerusalem an die Öffentlichkeit getreten war, begann Jeschua nun einen sehr aktiven Dienst, in dem er sich selbst als den messianischen König verkündete und dieser Generation von Juden das messianische Königreich anbot. In dieser Rolle erfüllte er drei Funktionen: die eines Rabbiners, eines Lehrers und eines Propheten. In Markus 1,15 heißt es, dass ein Teil von Jeschuas Botschaft war, dass die Zeit erfüllt ist. Dies war die Zeit in Gottes Programm für die offizielle Darbringung des messianischen Königreichs und des Messias als dessen König. Jeschua würde nun von Stadt zu Stadt und von Synagoge zu Synagoge reisen.
In der jüdischen Geschichte war Jeschua die erste Person, die behauptete, der Messias zu sein, und es verging ein Jahrhundert, bevor es einen zweiten Anspruchsteller gab (Simon Bar Kosiba oder Bar Cochba). Diese Beobachtung wird auch von Brown gemacht:
Wenden wir uns den antiken Begriffen zu, so ist die wissenschaftliche Literatur über die politische Situation im 1. Jh. voll von Hinweisen auf jüdische „messianische“ Figuren, obwohl … der Begriff „Messias“ (christos) von Josephus nie auf einen Juden außer Jesus angewandt wird. Offensichtlich würden einige Gelehrte jeden Führer oder jede Bewegung, die soziale oder politische Unruhen verursachte, als „messianisch“ bezeichnen, wobei diese Bezeichnung manchmal mit eschatologisch gleichgesetzt wird.
Brown bemerkt, dass diese breite Verwendung des Begriffs „Messias“ irreführend ist. Jeder könnte selbsternannte Propheten oder politische Figuren als messianisch bezeichnen, auch wenn ihre eigenen Anhänger das nicht taten. Jeschuas Jünger hingegen riefen ihn als Messias aus, und indem sie deutlich auf seine davidische Abstammung hinwiesen, bewiesen die Evangelien, dass er die biblischen Voraussetzungen für die Messiasschaft erfüllte. Außerdem ähnelte keine andere Bewegung der Nachfolge Jeschuas.

Matthäus lieferte den grundlegenden Inhalt von Jeschuas Botschaft, die zweierlei war. Erstens war sie soteriologisch, also heilszentriert: Tut Buße (Mt. 4,17b). Markus fügte hinzu: und glaubt an das Evangelium (Mk. 1,15b). Das Wort Evangelium bedeutet „gute Nachricht“. In 1. Korinther 15,1-4 definiert Paulus die drei Punkte des heutigen Evangeliums: Erstens: Der Messias ist für unsere Sünden gestorben; zweitens: Er wurde begraben; und drittens: Er ist am dritten Tag auferstanden. Dieses Evangelium konnte jedoch erst verkündigt werden, nachdem der Messias gestorben war. Da Jeschua noch nicht gestorben war, war dies offensichtlich nicht die gute Nachricht, die er und seine Jünger verkündeten. Das Evangelium, das sie an diesem Punkt der Geschichte verkündeten, war, dass Jeschua der messianische König war. Der Inhalt des Evangeliums war also nicht immer derselbe. In der Tat, später, als Jeschua anfing, seinen Tod und seine Auferstehung zu verkünden, wurden dieselben Jünger davon überrascht.

Zweitens, der Inhalt der Botschaft des Messias war: Die Zeit ist erfüllt, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen (Mk. 1,15; Mt. 4,17). Es war eine eschatologische Botschaft; sie befasste sich mit der Endzeit, denn das Reich Gottes, das messianische Reich, war der Höhepunkt der gesamten alttestamentlichen Prophetie. Den hebräischen Propheten wurde keine Offenbarung gegeben, die über das messianische Reich hinausging, also war das Reich, auf das alle Juden warteten, das von den alttestamentlichen Propheten prophezeite Reich, das Reich des Messias. Jeschua ging nicht näher auf die Natur dieses kommenden Königreichs ein. Dies zeigt, dass keine Erklärung nötig war.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

„Das Reich Gottes ist nahe!“ Das Neue Testament offenbart, dass das Reich Gottes sowohl hier als auch noch nicht hier ist. Gottes Reich ist nahe oder gegenwärtig (3,2; 4,17; 12,34; Lukas 17,21), und es wird noch in seiner Fülle kommen (25,1; Johannes 18,36; Apostelgeschichte 1,6-7). Heute kommt das Reich Gottes sofort, wenn auch nur zum Teil. Die Menschen können Frieden in ihren Herzen haben, auch wenn der Weltfrieden und tikkun olam (eine „wiederhergestellte Welt“) noch nicht vollständig verwirklicht sind.

The Complete Jewish Study Bible: Notes

Jochanans Botschaft ist hier identisch mit der von Jeschua in 4,17. 
Himmelsreich. Das Wort "Himmel" wurde in frommer Vermeidung des Wortes "Gott" verwendet (siehe 1:20N); und bis heute ersetzt das hebräische malkhut-haShammayim ("Königreich des Himmels") in der jüdischen religiösen Literatur das "Königreich Gottes", ein Ausdruck, der im Neuen Testament häufig vorkommt, zuerst in 6:33 unten. Im jüdischen Neuen Testament wird "Himmel" großgeschrieben, wenn es sich auf Gott bezieht; "Himmel" wird klein geschrieben, wenn es sich auf den Himmel oder das Paradies bezieht. 
Sowohl in Jochanans als auch in Jeschuas Predigt (4:17) ist der Grund für die Dringlichkeit zur Umkehr, dass das Himmelreich nahe ist. Das Konzept des Reiches Gottes ist für das Verständnis der Bibel von entscheidender Bedeutung. Er bezieht sich weder auf einen Ort noch auf eine Zeit, sondern auf einen Zustand, in dem die Herrschaft Gottes von der Menschheit anerkannt wird, einen Zustand, in dem Gottes Verheißungen eines wiederhergestellten Universums frei von Sünde und Tod erfüllt werden oder zu erfüllen beginnen. 
In Bezug auf das Reich Gottes lässt sich die Geschichte in vier Perioden einteilen: vor Jeschua, zu seinen Lebzeiten, das gegenwärtige Zeitalter (das ˓olam hazeh) und das zukünftige Zeitalter (das ˓olam haba). In gewisser Weise war das Reich Gottes schon vor Jeschuas Geburt vorhanden; Gott war tatsächlich König über das jüdische Volk (siehe 1 Samuel 12,12). Jeschuas Ankunft brachte einen Quantensprung in der irdischen Ausprägung des Reiches Gottes: "Denn in ihm lebt leibhaftig die Fülle alles dessen, was Gott ist" (Ko 2,9). 
Das Neue Testament lehrt zwei scheinbar widersprüchliche Dinge über das Reich Gottes: dass es nahe oder gegenwärtig ist (dieser Vers, 4:17, 12:34; Lk 17:21), und dass es erst noch kommen wird (25:1, Yn 18:36, Apg 1:6-7). Der Theologe George Ladd hat diesen Konflikt hervorgehoben und gelöst, indem er sein Buch über das Reich Gottes "The Presence of the Future" nannte.
Heute kommt das Reich Gottes unmittelbar und wahrhaftig - aber teilweise - zu allen, die ihr Vertrauen auf Jeschua und seine Botschaft setzen und sich damit verpflichten, das heilige Leben zu führen, das Gottes Herrschaft verlangt. Ein Beispiel für die "Teilhaftigkeit" ist, dass sie Frieden in ihren Herzen haben, obwohl es in der Welt keinen Frieden gibt. Aber in der Zukunft, am Ende des gegenwärtigen Zeitalters der Geschichte, wenn Jeschua wiederkommt, wird er das Reich Gottes wahrhaftig und vollständig einführen (Rv 19,6); dann wird Gott den Rest seiner Reichsverheißungen erfüllen. 
Eines der tiefgreifendsten geistlichen Studien, die ein Mensch in der Bibel unternehmen kann, ist das Studium des Reiches Gottes sowohl im Tanach als auch im Neuen Testament. 

Ziatat aus „Stern – Jewish New Testament Commentary : a companion volume to the Jewish New Testament“

„FOLGE MIR“
Markus‘ Bericht über die frohe Botschaft des Messias beginnt in der Wüste, aber er bleibt nicht lange dort; schon bald verfolgt er Jeschuas Schritte zurück nach Galiläa, der dicht besiedelten Heimat seiner Jugend, wo er sein öffentliches Wirken beginnen wird.
   Nachdem Jochanan verhaftet worden war, kam Jeschua nach Galiläa, verkündete die gute Nachricht von Gott und sagte: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen; tut Buße und glaubt an das Evangelium.“ (Markus 1,14-15)

Wie wir gesehen haben, ist das hebräische Wort für „gute Nachricht“ besorah. Es steht in Jesaja 40, einige Verse nach der „Stimme in der Wüste“, die wir in unserem letzten Kapitel betrachtet haben. „Steig auf einen hohen Berg, Zion, du Verkünder der frohen Botschaft; erhebe deine Stimme mit Kraft, Jerusalem, du Verkünder der frohen Botschaft, erhebe sie, fürchte dich nicht; sage den Städten Judas: Hier ist dein Gott! “ (Jesaja 40,9).

„Herold der frohen Botschaft“ ist ein Wort aus dem Hebräischen, das auf derselben Wurzel wie besorah basiert. Ein Herold ist jemand, der eine königliche Verkündigung bringt, meistens von guten Dingen. Das Wort taucht zweimal in 40,9 und zweimal in 52,7 auf: „Wie schön sind auf den Bergen die Füße des Boten, der Schalom verkündet, der eine gute Nachricht bringt, der das Heil verkündet, der zu Zion sagt: ‚Dein Gott regiert.‘ „In Samuel taucht der Wortstamm wiederholt auf, um einen Bericht zu beschreiben, der in der Regel positiv ist und frisch vom Schlachtfeld kommt (1 Sam 31,9; 2 Sam 1,20; 4,10; 18,19). Wir können uns vorstellen, dass der Herold zum Lager des Königs oder zu einer belagerten Stadt eilt, um zu verkünden, dass soeben ein Sieg errungen wurde, um die Rettung zu verkünden und um zu verkünden, dass der König regiert, wie in Jesaja 52,7. Das Wort taucht in Jesaja 61 wieder auf, in dem Abschnitt, den Jeschua in seiner Heimatsynagoge in Nazareth vorliest und seinen eigenen Dienst ankündigt: „Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt; er hat mich gesandt, damit ich den Bedrängten eine gute Nachricht bringe, damit ich die Zerbrochenen verbinde, damit ich den Gefangenen die Freiheit verkünde und die Entlassenen freilasse …“ (Jesaja 61,1).

Der Kommentator William Lane schreibt, der Inhalt von Besorah sei „ein historisches Ereignis, das eine neue Situation für die Welt einleitet“. Er fährt fort:
    Besonders in Jesaja beziehen sich die hebräischen Begriffe, die „gute Nachricht“ bedeuten, auf die Ankündigung des zukünftigen Heils oder der Zeit des Heils. In diesem Zusammenhang ist die Verkündigung des Heils im Auftrag Gottes selbst ein schöpferischer Akt; sie weiht gewissermaßen die Wirklichkeit ein, von der sie spricht.

Die frohe Botschaft der Umkehr
Eine solche Ankündigung erfordert natürlich eine Antwort, und dieses Element der Besorah wird zu einem wesentlichen Teil ihrer Bedeutung. So verbindet Jeschua seine Verkündigung der frohen Botschaft mit einem Aufruf zur Umkehr: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen; tut Buße und glaubt an die frohe Botschaft“. Dieser Aufruf zur Umkehr steht jedoch nicht allein, sondern führt zu einer weiteren Aufforderung. Unmittelbar nachdem er „Tut Buße!“ gerufen hat. begegnet Jeschua zwei Brüdern, Simon und Andreas, die sich um ihre Fischernetze kümmern. Er sagt zu ihnen: „Folgt mir nach, und ich werde euch dazu bringen, Menschen zu fischen“ (Markus 1,15-17). In seinem parallelen Bericht schildert Matthäus die gleiche Abfolge von Umkehr und Nachfolge, als Jeschua aus der Wüste nach Galiläa zurückkehrt, um seinen Dienst zu beginnen:

    Von diesem Zeitpunkt an begann Jeschua zu verkünden: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ Als er am See Genezareth entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt wird, und seinen Bruder Andreas, die ein Netz ins Meer warfen – sie waren Fischer. Und er sagte zu ihnen: „Folgt mir nach, und ich werde euch dazu bringen, Menschen zu fischen.“ (Mt 4,17-19)

Der Ruf zur Umkehr ergeht an alle, und Jeschua wird ihn „von da an“ verkünden. „Folgt mir nach“ ist ein konkreter persönlicher Aufruf, den er jedem Einzelnen gegenüber wiederholen wird. Der Aufruf zur Umkehr wiederholt die Botschaft der hebräischen Propheten, die ausgiebig von der Umkehr, oder wie es im Hebräischen heißt, der Rückkehr, sprachen. Denken Sie zum Beispiel an die Worte von Hosea, auf den wir in unserem nächsten Kapitel zurückkommen werden:

   Kommt, lasst uns umkehren zum Herrn; denn er hat uns zerrissen, und er wird uns heilen; er hat uns geschlagen, und er wird uns verbinden. (Hos. 6:1)
    Du aber kehre um zu deinem Gott, halte fest an der Liebe und an der Gerechtigkeit und warte immer auf deinen Gott. (Hos. 12:7 [Hos. 12:6 in christlichen Bibeln2])
   Kehre um, Israel, zum HERRN, deinem Gott; denn du bist gestrauchelt wegen deiner Missetat. Nimm Worte mit dir und kehre zum HERRN zurück; sprich zu ihm: „Nimm alle Schuld weg; nimm an, was gut ist, und wir wollen die Frucht unserer Lippen darbringen.“ (Hos. 14:2-3 [Hos. 14:1-2])

Die Umkehr ist eine wesentliche jüdische Botschaft und ein wesentlicher Bestandteil der guten Nachricht, die Jeschua verkündet. Es kann keinen echten Glauben und keine echte Antwort auf Gott geben, wenn wir uns nicht von unserem alten Verhalten abwenden und ein neues Verhalten annehmen. Der griechische Begriff für Umkehr ist metanoia, was wörtlich mit „Sinneswandel“ übersetzt werden kann. Bibelstudenten denken manchmal, dass es sich um einen Sinneswandel handelt, der zu einer Änderung des Verhaltens führt. Aber im hebräischen Text und in der daraus abgeleiteten jüdischen Sichtweise konzentriert sich die Buße auf die Änderung des Verhaltens selbst. Wenn wir dem jüdischen Jesus folgen wollen, müssen wir bereit sein, unser Verhalten zu überdenken und nicht nur unsere Überzeugungen zu ändern.

Die umgestaltende Ethik Jesu ist eine Lebensweise, die wir nicht nur diskutieren, sondern der wir folgen sollen. Jeschua unterscheidet immer wieder zwischen Nachfolgern und Anhängern – jenen, die sich zum Glauben an Jeschua bekennen, aber wenig Anzeichen dafür geben, dass sie in seine Fußstapfen treten wollen. Der Unterschied zwischen Anhängern und Nachfolgern zieht sich in der Tat durch die gesamte Geschichte seit den Tagen des Messias. Einer der wichtigsten jüdischen Einwände gegen Jeschua als Messias lautet: „Die Propheten sagen, dass, wenn der Messias kommt, Frieden auf Erden herrschen wird, dass Gerechtigkeit herrschen wird und dass die ganze Menschheit den wahren Gott anbeten wird. Nichts von alledem ist geschehen, also ist der Messias offensichtlich noch nicht gekommen, und deshalb kann Jesus nicht der Messias sein.“ Um den Titel dieses Buches aufzugreifen, könnten wir diesen Einwand so umschreiben: „Die Propheten sagen, dass der Messias, wenn er kommt, eine göttliche Umkehrung der Bedingungen dieses Zeitalters bringen wird, um wahren Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen.“

Wenn wir dieses traditionelle jüdische Argument genauer untersuchen, können wir einen anderen Argumentationsstrang erkennen. Nicht nur, dass Frieden und Gerechtigkeit noch nicht eingetreten sind, die Anhänger Jesu tragen auch noch zu Unfrieden und Ungerechtigkeit bei, wie jeder andere auch. Eine der größten Persönlichkeiten des mittelalterlichen Judentums, Nachmanides, brachte dieses Argument vor fast siebenhundertfünfzig Jahren vor. „Von den Tagen Jesu bis heute ist die ganze Welt voller Gewalt und Plünderung, und die Christen sind die größten Blutvergiesser unter allen anderen … „


Unter Umkehr versteht Jochanan eindeutig eine Handlung, nicht nur eine veränderte Geisteshaltung. Es bedeutet, sich Gott zuzuwenden und sich von der Sünde abzuwenden – nicht als abstrakter Zustand, sondern als die konkreten hässlichen, falschen Dinge, die wir im wirklichen Leben tun. Seine Antwort auf die Frage „Was sollen wir tun?“ stellt uns direkt in den jüdischen Raum. Jahrhunderte später lehrte einer der Weisen des Talmuds: „Wenn der Mensch zum Gericht geführt wird, wird er gefragt: Hast du treu gehandelt …? (Schab. 31a). Rabbi Telushkin erklärt: „Der Talmud schlägt vor, dass die erste Frage, die das himmlische Gericht jemandem stellt, der gestorben ist, lautet: „Hast du deine Geschäfte ehrlich geführt? “ Ebenso scheint Jochanan von vielen, die zu ihm kommen, um unterzutauchen, zu verlangen, dass sie in ihren finanziellen und beruflichen Geschäften „treu“ handeln. Die Steuereintreiber bleiben Steuereintreiber, und die Soldaten bleiben Soldaten. Umkehr bedeutet, dass sie zu ehrlichen Steuereintreibern und Soldaten werden müssen, was natürlich schwierig genug ist. Im Gegensatz dazu hören wir heute manchmal die frohe Botschaft des Messias so verkündet, als hätte sie überhaupt nichts mit unserem Verhalten zu tun: „Glaubt nur“, wird uns gesagt, mit dem Hinweis, dass der Glaube eine rein innerliche Angelegenheit ist.

Resnik – Divine Reversal: Die transformierende Ethik von Jesus

Doch was war nun der Inhalt der Predigt Jesu? Markus hat uns nur wenige Stichworte und Kernsätze aufgeschrieben. Das erste Stichwort lautet: »das Evangelium Gottes« (Mk 1, 14). Offensichtlich ist damit gemeint, dass jetzt die frohe Botschaft von Jes 52,7 auf der Tagesordnung steht. »Gott« selbst hat ihn, Jesus, gesandt, um diese frohe Botschaft (griech. »euangelion«) zu verkündigen. Beachten wir, dass es hier heißt, »er predigte« oder »er machte bekannt« (nach dem Vorbild eines Herolds). Jesus legte also nicht nur Jes 52,7 und ähnliche Stellen aus, sondern sagte: »Heute fängt es damit an« (vgl. Lk 4,21), »die messianische Endzeit beginnt jetzt – mit mir!« In diese Kerbe schlägt auch die Fortsetzung: »Die Zeit ist erfüllt« (Mk 1, 15). Was für eine Kühnheit! Jesus beansprucht hier, dass er die Stunde auf Gottes Uhr richtig erkannt habe. Er setzt voraus, dass es einen göttlichen Heilsplan mit ganz bestimmten »Zeiten« gibt. Das ist übrigens die Aussage der ganzen Bibel (vgl. Dan 2,36ff.; Dan 7,16ff.; Dan 9,24ff.; Apg 3,20; Gal 4,4; 1 Thess 5,1ff.; Offb 1,1-3). Gerade jetzt, sagt Jesus, ist »die Zeit erfüllt«, dass der längst verheißene Messias auftritt und das Werk der Erlösung in Gang gesetzt wird.
Wir sollten hier einen Augenblick stehen bleiben und die Bedeutung dieses Satzes für unser eigenes Leben bedenken. Nicht immer ist für alles »Zeit«. Man sollte z. B. seine Bekehrung nicht aufschieben. Wer weiß, ob Gott noch einmal so mächtig in unserem Leben redet (vgl. Hiob 33,29; Hebr 3,7ff.)? Es gibt auch sehr verschiedene Zeiten, in denen geistlich einmal das eine und einmal das andere dran ist. Es gibt die guten und die bösen Tage (Ps 27,5; Pred 7,14; 12,1). Hoffentlich geht es uns nicht wie Jerusalem, über das Jesus klagte: »Wenn doch auch du erkenntest zu dieser Zeit, was zum Frieden dient!« (Lk 19,42).
Zurück zur Predigt Jesu. Sie enthält die weitere Aussage: »Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.« Die Lutherbibel (Fassung 1984) stimmt hier nicht, wenn sie übersetzt: »Das Reich Gottes ist herbeigekommen«. Vielmehr muss es heißen: »Es hat sich genähert«, »es ist nahe herbeigekommen«. Was also meint Jesus? Er bringt zum Ausdruck, dass »Gottes Reich« ganz nahe ist. Es beginnt schon mit ihm (Lk 17,21). Aber es vollendet sich jetzt noch nicht. Denn es steht ja noch seine Wiederkunft aus, es stehen auch das Jüngste Gericht und die Neuschöpfung aus. Mit anderen Worten: Seit Jesus leben wir im beginnenden Reich, aber noch nicht im vollendeten Reich. Deshalb beten wir nach wie vor: »Dein Reich komme.« Doch was ist »das Reich Gottes«? Das ist nichts, was Menschen machen, sondern dies ist Gottes Herrschaft, die das Böse besiegt und ausschaltet. Diese Aufrichtung der Herrschaft Gottes geschieht jetzt in einer geistlichen Weise, und zwar in der Form, dass Menschen zum Glauben kommen und sich als Angehörige des Reiches Gottes in der Gemeinde Jesu sammeln. Die Aufrichtung der Herrschaft Gottes geschieht aber am Ende der Geschichte auch in einer sichtbaren Weise, und zwar so, dass Jesus den Antichrist und den Teufel sichtbar besiegt und ausschaltet, das Weltgericht hält und danach der dreieinige Gott die neue Schöpfung heraufführt, in der alle Erlösten leben.
Aus dieser Nähe des Reiches Gottes zieht Jesus die Konsequenz für die Hörer: »Kehrt um und glaubt dem Evangelium!« (Mk 1, 15). Manche übersetzen auch: »glaubt an das Evangelium!« (Mk 1, 15), andere übersetzen: »Glaubt auf Grund des Evangeliums« oder »in der Sphäre des Evangeliums« oder »glaubt, wenn das Evangelium erschallt«. Die griech. Grammatik legt jedoch die Übersetzung »glaubt dem Evangelium« bzw. »setzt euer Vertrauen auf das Evangelium« nahe.

»Kehrt um!« oder »Bekehrt euch!« – wie oft schon erschallte dieser Ruf in Israels Geschichte: bei Samuel (1 Sam 7,3), bei Salomo (1.Kö 8,33ff.), bei den späteren Propheten (Jes 55,7; Jer 4,1ff.; Hes 18,32; Hos 14,2; Joel 2,12; Am 4,6ff.; Sach 1,3ff.; Mal 3,7) und zuletzt beim Täufer (Mt 3,2). Jesus steht also in der Linie der Propheten, wenn er so predigt. »Kehrt um« heißt im Hebr. eigentlich: »Wendet euch um (vom falschen Weg)«, und im Griech.
»Verändert eure ganze Gesinnung«. Deshalb ist die Übersetzung »Tut Buße« viel zu eng. Man könnte ja dieses »Tut Buße« so verstehen, als müsse man einfach für bestimmte Fehlleistungen Reue empfinden, eventuell Schadensersatz leisten. Die Bibel meint aber eine totale Veränderung des gesamten Lebens. Es soll sich in Zukunft ganz auf Gott richten, statt auf die eigenen Wünsche oder auf die Götzen.
»Kehrt um!« Das sagt Jesus innerhalb Israels. Die Angesprochenen waren bereits Mitglieder der Gemeinde Israel. Müssen sich also auch Mitglieder der Gemeinde noch bekehren? Ja, wenn sie bisher nur im formalen Sinne Mitglieder waren. Das gilt auch für Christen, sofern sie nur namensmäßig Christen sind, aber nicht wesensmäßig wiedergeboren durch den Heiligen Geist.
Jesus lädt mit Nachdruck zur Alternative ein: »Glaubt dem Evangelium!«, »Vertraut der frohen Botschaft!« Wer das tut, der braucht keine Angst vor dem Jüngsten Gericht mehr zu haben. Er weiß, dass er in Gottes Reich dabeisein und ewiges Leben haben wird. Weil Jesus als der Messias selbst das Evangelium verkörpert, ist der Ruf »Glaubt dem Evangelium!« zugleich der Ruf: »Glaubt an mich!«
Dieses »Evangelium« bleibt dasselbe, bis Jesus wiederkommt (vgl. Mk 8,35; 10,29; 13,10; Mt 24,14; 1 Kor 15,1ff.). Wer ein anderes Evangelium predigt, wird von Paulus verflucht (Gal 1,8ff.). Als Christen können wir also das Evangelium weder »verändern« noch »fortschreiben«.
Bedenkt man Mk 1,14-15, dann wird deutlich, worum es Jesus ging. Es ging ihm um Bekehrung, Glauben und Aufnahme ins ewige Gottesreich. Wer in der heutigen Zeit erfassen will, was das alles heißt, der wird auch die Frage stellen müssen, worum es Jesus nicht ging. Es ging ihm nicht um ein politisches messianisches Reich. Es ging ihm nicht um die Veränderung der sozialen Umstände durch humanitär-soziale Aktionen. Es ging ihm also auch nicht um den Kampf gegen die Römer, den viele vom Messias erwarteten. Jesus wusste um die Probleme dieser Welt. Aber er sah die Lösung dieser Probleme in der Erlösung: nämlich in der Erlösung von Sünde, Tod und Teufel durch seinen Sühnetod und durch den Glauben, der sich an Jesus anschließt und Jesus als Gottessohn und Messias bekennt.

Edition C