Fütterung der Unersättlichen

Nach ein paar Tagen von „nassem Wetter“ waren wir gestern wieder am See – und haben nach den Schwänen geschaut.
Interessant, dass die Tiere richtigen Hunger hatten!
Habe mir dann heute noch einmal den „Berliner Wasseratlas 5.2“ herausgesucht. Da die Schwaneneltern bis etwa zur Tiefe von 1,5 Meter gründeln können, stehen laut Wasseratlas den beiden Elterntiere 31,47% des Sees zur Verfügung. Die sieben Jungtiere werden wohl noch nciht so weit kommen? Gehen wir mal davon aus, dass sie bis 1 Meter tief kommen, dann sind es 21,71% des Sees. Der Rest des Sees ist einfach zu tief, um Nahrung hervorzugründeln! (siehe dazu Wasseratlas Seite 98 und 99).
Sehr schön, dass es einige Tierfreunde gibt, die den Tieren durch vernünftige Mengen von „Zubrot“ die Ernährung erleichtern.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Leute, die vermutlich denken sie wären auf der Kirmes 🙁 . Da werden dann Brotteile genommen und versucht die Schwäne damit zu treffen.


der kleine Schwan berichtet:

Endlich war ich satt, und hatte auch mein Gefieder eingefettet – so dass Papa lieb zu mir rüberschaute. Nun war ich aber auch erschöpft und wollte mein wohlverdienten Mittagsschlaf machen. Papa hielt Wache, dass auch ja kein Zahnungeheuer auf vier Pfoten kommen und mich ins Jenseits befördern könnte. Doch dann kamen die Zweibeiner, und bewarfen mich mit Brot! Was soll das? Macht ihr das bei euch auch, und bewerft euch mit Essen, wenn der andere satt ist? Ich finde dass nicht lustig! Nun waren die Spatzen so lieb und haben „Staubsauger“ gespielt – was für ein Glück! Denn ansonsten wären die Ratten gekommen und hätten die Wurfgeschosse gefressen – direkt neben meinem Schlafplatz! Das wäre eklig – und wieder kein Mittagsschlaf! Verhaltet euch doch bitte so, wie ihr es auch bei Besuch unter Euch Zweibeinern tun würdet – und achtet unser Zuhause!

6 Kommentare

  1. Jule sagt:

    Gestern an der Futterstelle habe ich die Leute beobachtet und – nach den Endlosdiskussionen, dass man die Schwäne nicht füttern solle, weil das für die schlecht wäre – versucht herauszufinden, ob das nun eher schlecht oder gut ist und was die Alternative wäre.

    Fakt ist, wie Thom oben schon angeführt hat: Die Schwäne haben nicht genug zu Futtern, denn es ist nur ein sehr geringer Teil des Sees, in dem sie gründeln und somit Futter finden können.

    Nun mögen einige einwenden, dass die Tiere sich ja auch von den Pflanzen im Uferbereich ernähren und dass dies allemal gesünder ist, als Brot zu füttern. Aber wenn wir uns unseren See und den Uferbereich mal genau ansehen: wo genau könnten die Schwäne denn gefahrlos grasen? Laufen nicht überall die Hunde ohne Leine herum und da sie ja den Jagdtinstinkt haben…! Zudem ist im Sommer bei gutem Wetter fast der ganze Uferbereich mit Badegästen und Sonnenhungrigen übersät und da in Ruhe und gefahrlos als Schwanenfamilie grasen? Die anderen Bereiche, wo die Hunde nicht toben und keine Badegäste liegen, haben einen sehr steilen Uferbereich, der sehr schwer für die an Land schwerfältigen Schwäne zu erklimmen ist und zudem ist dort kein Fluchtweg, falls doch leinenlose Hunde kommen. Also wo sollen sie ausreichend Futter finden, das die Natur hervorbringt?

    Ist die Lösung wirklich, dass alle Menschen vom See verbannt werden, weil „alle Menschen sind nur böse und wollen den armen Tieren Böses“?

    Fakt ist, dass auf einschlägigen Seiten, wie der Seite vom Umweltbüro Weissensee oder in dem Buch “Die Wildschwäne Europas” nirgends gesagt wird, dass man Schwäne nicht füttern darf. Sicherlich ist die natürliche Ernährung gesünder, als Toastbrot. Aber zählt hier nicht auch die Geste?

    Wie bringe ich meinen Kindern Respekt und Achtung und Mitgefühl für Tiere bei? Indem ich ihnen die Tiere zeige, darauf hinweise, dass diese auch Hunger haben und essen müssen, dass sie Schmerzen empfinden und auch unter anderen Dingen leiden können. Natürliche Reaktion eines jeden kleinen Kindes: „Da möchte ich aber helfen. Kann ich dem nichts zu Essen geben?“. Meist haben die Eltern ja Brötchen oder Kekse als Verpflegung für die Kleinen dabei und das Kind ist so lieb und will teilen. Familien, die dies öfters machen und auch extra zum Füttern an den See kommen, haben erkannt, dass Kekse vielleicht nicht ganz so optional sind und haben Brot mitgebracht, da sich dies gut teilen und vor die Tiere werfen lässt. Was ist daran falsch? Ist nicht der Lerneffekt ausgesprochen positiv?

    Seit Ende letzten Jahres und spätestens seit wir Ende Januar diesen Jahres vom Tierschutzbund, der den verletzten Jungschwan abgeholt hatte, erfahren haben, dass Brot nicht so gesund für Schwäne und andere Wasservögel ist, sondern man lieber Haferflocken oder gekochte Kartoffeln füttern soll, haben wir wie viele andere hier am See unsere Art des Fütterns umgestellt. Eine Schwanenfreundin hat uns gezeigt, dass wir den Schwänen auch helfen, indem wir Gräser im Uferbereich abschneiden und ihnen hinwerfen, so dass sie diese gefahrlos essen können. Nun wissen WIR dies, aber wir können doch nicht davon ausgehen, dass jeder andere das auch weiß – oder?

    Seither teilen wir dieses Wissen, wenn es angebracht erscheint. Es ist nicht ratsam, sein Wissen jedem aufzudrängen, der sich die Schwäne ansieht oder mal etwas Brot in den See wirft. Aber wenn wir Leute oder Familien sehen, die regelmäßig zum Füttern kommen und ihren Kindern über die Schwäne, ihr Leben und ihr Verhalten aufklären, dann weisen wir taktvoll darauf hin.

    Nun zu der Familie mit den Kleinkindern, die gestern hingebungsvoll die Schwäne mit Toastbrot gefüttert hatten. Erste Reaktion: „au weia, das ist aber nicht so gesund. Sollte ich denen nicht lieber sagen, dass sie lieber Kartoffeln oder Haferflocken füttern sollten?“. Gute Idee, wenn man nicht so genau hinsieht. Aber nun stellen wir uns diese Familie bitte mit einer Tüte Haferflocken vor. Die Kleinen haben schon starke Schwierigkeiten, mit dem Brot in die richtige Richtung zu werfen. Wie sollten sie da Haferflocken verfüttern? Der Wind würde sie wegwehen und das Kind wäre nur gefrustet. Sicherlich keine gute Vorraussetzung, um weiterhin voller Freude zu kommen und sich um das Wohlergehen der Schwäne zu kümmern.

    Ich denke, hier muss man gut abwägen, ob man mit dem „Brot ist nicht gut für Schwäne“ nicht eher Schaden anrichtet. Wenn diese Familie nach dem nächsten, leider sehr frustrierenden, Fütterungsausflug nach Hause kommt – werden die Einzelnen dann beim nächsten Mal wieder die Schwäne füttern? Brot hat man eigentlich immer zu Hause und es ist ein Leichtes, altes und hartes Brot, was wir vielleicht selbst nicht mehr essen, in der Woche zur Seite zu legen und am Wochenende zu verfüttern. Aber extra Kartoffeln kochen (was wir persönlich auch nur in der Winterzeit tun) oder Haferflocken kaufen? „Na, wir gehen zwar an den See, aber das mit dem Füttern ist mir zu kompliziert“ und so geht die Familie wie immer am Wochenende am See spazieren, aber mit der Zeit werden sie den Wassertieren keine besondere Aufmerksamkeit mehr schenken und irgendwann geht die Sensibilität der Kids für die Tiere auch verloren. Immerhin sind das ja Wildtiere und – wie einige immer wieder betonen – sie benötigen uns ja nicht, kommen auch ohne uns bestens zurrecht. Irgendwann werden die Kleinen älter und dann finden sie nichts mehr dabei, mit ihren Kumpels die Tiere zu jagen, mit Steinen nach ihnen zu werfen oder – falls sie mal angeln wollen – gedankenlos die Angelschnüre und -Haken liegen zu lassen.

    Was haben die Tiere damit gewonnen, dass diese Familie ihnen nun kein – ach so schädliches – Brot mehr gibt? Ist es das wert?

    Und ist dieses Brot wirklich so schädlich? Unsere Schwäne hier am See werden seit Jahren mit Brot gefüttert, erst seit Ende Januar hat ein Umdenken stattgefunden und einige Leute füttern lieber Haferflocken statt Brot. Trotzdem sind unsere Schwäne rundum gesund. Dies zeigt sich im Besonderen darin, dass sie auch in diesem Jahr so zahlreichen Nachwuchs haben, die sich auch widerum alle prächtig entwickeln.

    Also: Warum aus der Frage „darf man Brot füttern?“ eine Streitfrage machen?

    1. Thomas sagt:

      nicht zu vergessen, dass an vielen Orten, wo die Tiere „wild leben“ die Tiere sich an den Feldern in der Nähe „den Magen“ vollstopfen – und dann als „Feinde der Bauern“ zum Schießen dem Jäger übergeben werden. Wir haben in Berlin das Glück, dass wir in der Nähe unseres Sees keine Felder von Bauern haben. Aber den großen Nachteil, dass wir gar keine Felder haben, um den Tieren eine gesunde Nahrung zu bieten!

      Die Behauptung, dass das Brot schädlich ist, stammt wahrscheinlich aus der selben Mythenecke, wie die Behauptung, dass man zwei bis drei Liter Wasser zu sich nehmen muss, um gesund zu bleiben.

  2. venaliso sagt:

    Dass die Jungschwäne und gerade in solch einem zarten Alter mit nicht ausgewachsenem „Langhals“ nicht tief gründeln können, ist wohl bekannt. Das steht auch im Buch von E. Rutschke.

    Aber ich bitte Dich, Thomas, verzichte auf ähnliche Titel wie oben, sonst morgen steht eine se-e-ehr große Mannschaft am Ufer mit Riesenmengen von Brot, was mehr Schaden den Jungtieren bring als Nutzen.

    Ein gesunder Kompromiss wird gefragt, d.h. wenn schon so eine große Familie von Schwänen zufüttern, dann mit Körnern. Ob schon jetzt im Juli, bin ich offen gesagt, sehr, sehr skeptisch.

    Die Temperaturen draußen waren in der letzten Zeit auch „nicht so hoch“, so dass meiner Meinung nach, die Pflanzen im See nicht ausgestorben sind. Das passiert eben bei Temperaturen 35-40 Grad, wie wir es im letzten Sommer hatten.
    Gruß.

  3. Jule sagt:

    es geht nicht darum, ob die Wasserpflanzen ausgestorben sind, sondern dass die Tiere den natürlichen Lebensraum nicht so nutzen können, wie es vom Schöpfer vorgesehen ist und sich daher nicht selbst ausreichend mit Nahrung versorgen können.

    Wenn du sehen würdest, wie verhungert die Schwäne sich teilweise auf das Futter stürzen, würdest du verstehen, warum so viele Leute füttern.

    Welches Futter hierbei artgerechter ist, ist in diesem Blog mehrfach erwähnt worden und wird auch – falls es passend ist – bei jeder Gelegenheit den Fütternden mitgeteilt

    Im Übrigen ist das Buch „Die Widlschwäne Europas“ von E. Rutschke genau das Buch, aus dem wir hier seit einiger Zeit interessanten Stoff reinkopieren und aus dem der Artikel „Ernährung bei Familie Schwan“ entnommen ist, den Thom gestern hier rein kopiert hatte

  4. Jule sagt:

    Aber wie bei meinem ersten Kommentar hier gesagt, wollten wir hier keine Plattform bieten, um die Endlosdiskussion „Schwäne füttern – ja oder nein“ weiter zu führen, sondern nur Stoff aus Fachbüchern anführen und sagen, was wir ganz persönlich dazu denken.

    Diese Diskussion wird ja bereits seit einigen Wochen im Blog von Ralf Gräfenstein geführt und das ist unserer Ansicht nach ausreichend – und sollte bei Bedarf auch genau dort weitergeführt werden. Oder sie kann von jedem in seinem eigenen persönlichen Blog nochmals angestoßen werden

  5. Martina sagt:

    Hallo Jule,

    ich habe gerade den Artikel gelesen, in dem Du Dich mit dem Füttern der Schwäne auseinandersetzt. Ich finde Deine Gedanken sehr schön und sehr klug.

    In Hamburg habe ich guten Kontakt zum Vogelhaus im Tierheim Süderstraße. Dort bekommen Wasservögel, die krank sind und gesund gepflegt werden, neben Salat und eingeweichtem Getreide immer auch etwas Brot zum Essen angeboten. Der Leiter des Vogelhauses ist ein ausgebildeter Wildtierpfleger und Tierärztinnen sind dort auch tätig. Es kann also nicht völlig schädlich sein, Wasservögeln Brot zu geben. Einer von den Fachleuten dort, würde das schon bemerken.

    In Hamburg gibt es einen speziellen Betreuer für die Hamburger Schwäne. Er ist Revierförster, heißt Olaf Nieß und wurde schon des Öfteren zum Thema „Brot füttern“ befragt. Seine Antwort darauf ist, dass es Schwänen und Gänsen nicht schadet, wenn sie Brot fressen. Ein Problem ist nur, wenn man zu viel Brot anbietet, das Ratten anlockt oder das im Wasser verschimmelt.

    Auch in Hamburg gibt es einige Stellen (Bezirksämter), die das Füttern von Wasservögeln nicht gerne sehen. Ich habe für mich so einen kleinen Kompromiss gewählt: Ich füttere wenig, meistens abwechselnd grobe Haferflocken und Brot. Manchmal auch kleingeschnittene Äpfel. Ich achte darauf, dass alles sofort gefressen wird. Wenn nicht, sammele ich das Futter wieder ein.

    Naja, jedenfalls gefiel mir sehr, was Du über die Erziehung zum Mitgefühl mit den Tieren geschrieben hast. Das ist ein sehr wichtiges Thema.

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