Monat: April 2020

Angst vor was?

Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe, reichlich gefunden in Drangsalen.
Darum werden wir uns nicht fürchten, wenngleich gewandelt würde die Erde, und wenn die Berge wankten im Herzen des Meeres,

Elberfelder Bibel 1905 – Ps 46,1–2

Gott ist für uns Zuflucht und Schutz,
in Zeiten der Not schenkt er uns seine Hilfe mehr als genugd.
Darum fürchten wir uns nicht,
wenn auch die Erde bebt und wankt
und die Berge mitten ins Meer sinken,

Neue Genfer Übersetzung – Ps 46,2–3

Gott ist unsere Zuflucht und Stärke,
eine Hilfe, die in der Not leicht zu finden ist.
Darum werden wir keine Angst haben,
auch wenn die Erde Veränderungen durchmacht,
auch wenn die Berge in die Tiefen des Meeres stürzen

neue Welt Übersetzung – 2018 – Ps 46,1–2

Bei unserm Gott kann man sich immer gut verstecken, denn er ist stark, und er beschützt uns vorm Verrecken.
Wir haben keinen Schiss, auch wenn es mal ein Beben gibt, selbst wenn die Zugspitze wegfliegt und sich ins Meer begibt.

Martin Deyer – Ps 46,2–3

Gott ist unsere Zuflucht und Stärke. Dieser Psalm drückt das Vertrauen des Psalmisten aus, dass ADONAI auch in Zeiten des Aufruhrs und des Umbruchs treu ist. Gott ist für Israel ein Zufluchtsort vor Naturphänomenen (Verse 2–4), vor den Nationen der Welt (Verse 5–7) und vor natürlichen und nationalen Mächten (Verse 8–12).

Die vollständige jüdische Studienbibel: Notizen

Der Prophet beginnt mit der umfassenden Erklärung: Gott ist unsre Zuversicht, ehe er auf die einzelnen Stufen, in denen sich die Befreiung vollzog, eingeht. Gott sei stark genug, so meint er, die Seinen zu erretten; ihre Hoffnungen seien wohlbegründet. Das liegt alles in dem Wort „Zuversicht“. Die zweite Vershälfte führt in die Vergangenheit. Der Prophet rühmt Gottes Macht und Güte gegen die Seinen und preist seine Hilfe, die stets zur rechten Stunde kommt, damit man nicht im Bann der Angst anderswohin schaue, sondern allein mit seinem Schutz zufrieden sei. Jedes Glied der Gemeinde soll wissen, dass Gott insonderheit sein Beschützer ist. Es herrscht kein Zweifel, dass das erwählte Volk damit von den heidnischen Völkern geschieden und die Bedeutung des Kindschaftsrechtes hervorgehoben wird, dessen Gott die Kinder Abrahams gewürdigt hatte. So gilt auch der aus unserem Vers zu entnehmende allgemeine Grundsatz nicht für alle Personen, wohl aber für alle Zeiten: es wird uns gezeigt, wie Gott sich all den Seinigen gegenüber zu verhalten pflegt. Der Prophet zieht daraus den Schluss: die Gläubigen hätten keinen Grund zur Furcht, da Gott immer bereit sei, sie zu erretten, und zwar mit unüberwindlicher Gewalt. Der Dichter stellt uns vor Augen, wie wahr und echt der Untergrund der Hoffnung sei, wenn man selbst unter so verzweifelten Verhältnissen, wo der Himmel einzustürzen, die Erde zu wanken und die Berge in ihren Grundfesten zu weichen scheinen, doch mit ruhiger, gefasster Seele dastehen könne. Es ist ja keine Kunst, großes Vertrauen zu zeigen, so lange keine Gefahr droht. Aber wenn uns die Erde durch ihr Wanken in Bestürzung versetzt und unserer Seele die Ruhe raubt, so leuchtet es wohl ein, dass Gottes Macht alle Ehrerbietung verdient.
Wenn es weiterhin heißt (V. 3): wir fürchten uns nicht, so ist damit nicht gesagt, fromme Menschen seien frei von jeder Furcht und Unruhe, sondern vielmehr: ihre Herzen würden, was auch kommen möge, nie von der Furcht übermannt, sondern sammelten ihre Kräfte, um die Furcht zu überwinden. Dass die Welt untergeht und die Berge ins Meer sinken, sind bildliche Ausdrücke für die völlige Umkehrung des Erdkreises.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Der Psalmist erklärte, daß Gott die Zuflucht ( maHseh , „Schutz vor Gefahr“; vgl. den Kommentar zu Ps 14,6 ) und Stärke (vgl. den Kommentar zu Ps 18,2 ) der Gläubigen ist. Mit anderen Worten, sie bekommen Sicherheit und Mut, wenn sie dem vertrauen, der zu jeder Zeit gegenwärtig ist, um ihnen in ihren Nöten beizustehen (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ). Also brauchen sich die Heiligen nicht zu fürchten, auch wenn ihnen viele Gefahren drohen. Es werden hier sehr starke Ausdrücke benutzt, um die Gefahren in ihrer ganzen Größe darzustellen, die auf sie zukommen können. Was immer auch geschehen mag, wer auf ihn vertraut, ist in wirklicher Sicherheit.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Warum sollten Christen also Furcht haben? Jehovah läßt sich von allen Menschen finden, wenn WIR nach ihm suchen und seine Hilfe auch annehmen.
Und gerade nach den Feiertagen sollten wir doch alle daran denken: wer den Tod besiegt hat, hat doch über den größten Feind des Menschen gesiegt – wovor sollte man sich dann noch fürchten? Er hat alles in Seiner Hand! Nichts entgeht seinem Plan.

Calberlah – Straßenbemahlung

Ganz häufig ist momentan ein Regenbogen auf den Auffahrten zu sehen:

auch oft mit dem Zusatz „alles wird gut“

Heute Nacht war aber vor einigen Häusern ein viel viel besseres Zeichen (mit Kreide) auf die Straße gemahlt – die „Jugend“ von der Evangelisch-Lutherischen Kirche waren gestern spät abend unterwegs:

DANKE! Super Idee!
Und ja – alle anderen Menschen sind noch tot – und werden zu SEINEM Ruf reagieren! Aber JESUS ist auferstanden…nach nur „wenigen Stunden“ im Grab – am 3.Tag!!

„Gott, du bist heftig, wer kann’s wagen,auch nur ’nen Pieps gegen dich zu sagen?“

Du, du bist furchtbar, und wer kann vor dir bestehen, sobald du erzürnst!
Du ließest Gericht hören von den Himmeln her; die Erde fürchtete sich und ward stille.
Als Gott aufstand zum Gericht, um zu retten alle Sanftmütigen des Landes.
Elberfelder Bibel 1905 – Ps 76,7–9

Du, ja, du bist Schrecken erregend!
Wer kann vor dir bestehen, wenn du deinem Zorn freien Lauf lässt?
Vom Himmel her lässt du dein Gerichtsurteil hören,
Furcht ergreift die Erde, und sie wird ganz still.
Ja, das geschieht, wenn Gott aufsteht, um Recht zu sprechen,
um den Unterdrückten im Land Rettung zu bringen.

Neue Genfer Übersetzung_2013 – Ps 76,8–10

Du allein bist Ehrfurcht einflößend.
Wer kann deinem heftigen Zorn standhalten?
Vom Himmel her hast du das Urteil gesprochen.
Die Erde fürchtete sich und schwieg,
als Gott aufstand, um das Urteil zu vollstrecken,
um alle Sanften der Erde zu retten.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Ps 76,7–9

Gott, du bist heftig, wer kann’s wagen,auch nur ’nen Pieps gegen dich zu sagen?
Wenn du nur anfängst, mit uns zu reden,dann fängt hier alles an zu beben.Wenn du begonnen hast zu richten,dann ist’s vorbei auch mit dem Dichten.
Als du begonnen hast mit ’m Gericht,und dann begannst, mitten im Licht,all die Kaputten aufzusammelnund denen zu helfen, die nur stammeln,die nix mehr sagen können vor Schmerzen,du fingst sie dann mal an zu herzen.

VolxBibel – Ps 76,8–10

Gott, der furchtbare Richter

Ps 76:1–4
Dieser Psalm gehört zu den Zionsliedern (s. Einführung; Asaf s. Erklärung zu 50:1). Er preist den auf dem Zionsberg thronenden Gott und seine weltweite Macht. Ähnlich wie die Psalmen 46 und 48 rechnet er mit einem Ansturm vieler Völker gegen die Gottesstadt, der aber scheitern muss, weil Gott selbst eingreift (V. 4, 6–7, 11). Salem ist ein altertümlicher Name für Jerusalem, ebenso wie Zelt für den Tempel, wobei sicher die Erinnerung an das frühere Zeltheiligtum (→Stiftshütte) mitwirkte.

Ps 76:5–7
Um die Feinde zurückzuschlagen, genügt Gottes bloßes Wort, sein Schelten (V. 7). Gott Jakobs s. Erklärung zu 46:8. Der folgende Abschnitt (V. 8–11) sieht voraus auf den endgültigen Sieg Gottes über die Völker.

Ps 76:8–11
Das mit furchtbar übersetzte hebräische Wort (V. 8; ebenso V. 12–13) wird in 66:3 mit »wunderbar« wiedergegeben (zu diesem Doppelaspekt s. Erklärung).

Ps 76:12–13
Wahrscheinlich werden hier die Völker und ihre Könige angeredet. Alle Nachbarn Israels (die ihr um ihn her seid) sollen sich dem Gott Israels zuwenden und ihn ehren (vgl. 68:30; 96:8; Jes 19:21).

Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel

Denselben Gedanken bestätigt der Psalmist aufs Neue, indem er sagt, vor dem Schelten Gottes seien Wagen und Ross betäubt worden. Mit anderen Worten: Was die Feinde an Tüchtigkeit besaßen, wurde durch einen einzigen Wink Gottes niedergeworfen. Ob uns also auch alle Hilfsmittel verlassen, – die Gunst Gottes soll uns genug sein. Er bedarf ja nicht großer Kriegsscharen, um die Angriffe selbst einer ganzen Welt zurückzuwerfen: mit einem bloßen Hauch kann er sie zerstreuen.
V. 8. Du, du bist erschrecklich. Das wiederholte „du“ hat einen ausschließenden Sinn, wie wenn es hieße, alle Macht auf Erden werde ohne Mühe ausgeblasen und sinke in nichts zusammen, wenn Gott sich kundgibt. Also sei mit Recht nur er zu fürchten. Das wird auch bestätigt durch die Vergleichung, die in den folgenden Worten ausgesprochen ist. Da sagt nämlich der Psalmist: wenn auch die Gottlosen zum Bersten voll Hochmut sind, so können sie doch Gottes Anblick nicht von fern aushalten. Aber weil Gott sich zuweilen den Anschein gibt, als sei er ein müßiger Zuschauer, so betont der Prophet mit Nachdruck, dass allen Gottlosen, sobald Gott anfängt zu zürnen, der Zusammenbruch bevorstehe. Wenn sie also auch eine Zeitlang nicht nur bestehen, sondern mit ihrer Raserei sich bis über die Wolken erheben, so ermahnt uns der Prophet, die Zeit der Offenbarung des göttlichen Zorns abzuwarten. Auch dies wollen wir uns einprägen, dass er den Gottlosen mit dem Schrecken droht, um die Gläubigen freundlich zum Herrn zu locken.
V. 9. Wenn du das Urteil lässest hören vom Himmel usw. Dass Gottes Urteil „vom Himmel“ ergeht, deutet mit großem Nachdruck auf seine unverkennbare Deutlichkeit: man kann es nicht auf Rechnung des Zufalls oder menschlicher Bemühungen setzen. Manchmal übt nämlich Gott seine Gerichte im Verborgenen aus, wie wenn sie aus irdischen Zuständen erwüchsen. Wenn er z. B. einen frommen und verständigen Fürsten erweckt, so ist die reine und gesetzestreue Regierung, die alsdann in Kraft tritt, auch eine gnädige Heimsuchung Gottes; aber diese erscheint dann nicht als ein glänzendes, vom Himmel hervorgehendes Gericht. Weil also jene Hilfstat Gottes von ungewöhnlicher Art war, wird sie auch mit besonderer Lobpreisung ausgezeichnet. Darauf bezieht es sich auch, dass Gott sein Gericht „hören“ lässt. Denn es ist wirksamer, wenn die göttlichen Gerichte mit deutlichem Schalle, wie etwa mit Donnergetöse ergehen und mit Krachen an aller Ohren dringen, als wenn sie nur mit den Augen geschaut würden. Nach meiner Überzeugung spricht aber der Prophet von einer innerlichen Erschütterung, wo die Menschen vor Furcht wie angedonnert sind. Denn wenn es heißt, dass das Erdreich stille werde, so geht das eigentlich auf die Gottlosen, die in ihrem Schrecken dem Herrn den Sieg zuerkennen und nicht mehr wagen, sich gegen ihn aufzulehnen, wie es sonst ihr Brauch ist. Da sie sich also nur durch Furcht zur Ordnung zwingen lassen, so bezeichnet der Psalmist richtig ihr Stillewerden als die Folge ihres Schreckens. Denn sie fügen sich nicht freiwillig, sondern Gott zwingt sie wider ihren Willen dazu. Kurz, wenn Gott aus dem Himmel sich hören lässt, dann legt sich der Aufruhr, den die Frechheit der Gottlosen in schlimmen Zeiten angerichtet hat. Zugleich aber werden wir daran erinnert, was Menschen durch ihre Halsstarrigkeit erreichen, indem Gottes Blitze jeden treffen müssen, der Gottes väterliche Stimme verachtet.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar


Der Psalmist erläuterte dann, daß Gott in seinem Zorn seine souveränen Absichten mit seinen Widersachern verfolgt. Keiner kann vor diesem furchtbaren (vgl. V. 12-13 ) Gott bestehen bleiben. Als das Gericht Gottes vom Himmel erging, um die Gerechten ( die Bedrückten ) zu erretten, war die Erde stille, und sie fürchtete sich. Gottes Zorn gegen die Gottlosen führt die Gläubigen zum Lobpreis Gottes und schreckt diejenigen, die nicht vertilgt worden sind, von der völligen Hingabe an ihre Sünden ab.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Auch wenn Christen heute nicht vor Krankheiten beschützt werden – wenn Gott eingreift, dann tut er das mit einem Wort (in der Offenbarung hat Christus ein Schwert in seinem Mund)! Er hat keine Angst vor Verschwörungen oder Macht von Menschen! Er konnte auch seinen Sohn auferwecken, ohne an seine Grenzen zu gelangen! Er ist nicht der „Kuschelopa“ – sondern der, der die wirkliche Macht in seinen Händen hält!

loslassen ?

Das ist alles SO UNGERECHT! Ich muss mich doch wehren!
Echt? Bist du ein Christ?
Ein sehr schönes Vorbild, der dann auch wirklich bis zu seinem gewaltsamen Mord so gelebt hat: Dietrich Bonhoeffer.

Ist es wirklich wichtig, was der Gesetzgeber für Einschränkungen verfügt? Ist es meine Aufgabe als Christ alles zu hinterfragen? Mal angenommen, es wäre falsch, was der Gesetzgeber von uns fordert – dann gilt trotzdem noch, dass es in Gottes Hand ist!
Aber schauen wir uns Dietrich Bonhoeffers Worte an:

Die Nachfolger Jesu leben um seinetwillen im Verzicht auf das eigene Recht. Er preist sie als die Sanftmütigen selig. Wollten sie, nachdem sie alles aufgegeben haben um seiner Gemeinschaft willen, an diesem einen Besitz festhalten, so hätten sie die Nachfolge verlassen. So geschieht hier nichts mehr als eine Entfaltung der Seligpreisung.
….

Dietrich Bonhoeffer – Nachfolge


Es wird hier deutlich, daß der Nachfolger Jesu, dem Unrecht zugefügt ist, nicht mehr an seinem eigenen Recht hängt als an einem Besitz, den er unter allen Umständen zu verteidigen habe, sondern daß er völlig frei von jeglichem Besitz allein an Jesus Christus gebunden ist und eben, indem er diese seine Bindung an Jesus allein bezeugt, die einzig tragfähige Grundlage der Gemeinschaft schafft und den Sünder in die Hand Jesu gibt.
Die Überwindung des Anderen erfolgt nun dadurch, daß sein Böses sich totlaufen muß, daß es nicht findet, was es sucht, nämlich Widerstand und damit neues Böses, an dem es sich um so mehr entzünden könnte. Das Böse wird darin ohnmächtig, daß es keinen Gegenstand, keinen Widerstand findet, sondern willig getragen und erlitten wird. Hier stößt das Böse auf einen Gegner, dem es nicht mehr gewachsen ist. Freilich nur dort, wo auch der letzte Rest von Widerstand aufgehoben ist, wo der Verzicht, Böses mit Bösem zu vergelten, restlos ist. Das Böse kann hier sein Ziel nicht erreichen, Böses zu schaffen, es bleibt allein.
Das Leiden geht vorüber, indem es getragen wird. Das Übel findet sein Ende, indem wir es wehrlos über uns ergehen lassen. Entehrung und Schmähung wird als Sünde offenbar, indem der Nachfolgende sie nicht auch selbst begeht, sondern sie wehrlos trägt. Vergewaltigung wird darin gerichtet, daß ihr keine Gewalt entgegentritt. Der unrechte Anspruch auf meinen Rock wird dadurch bloßgestellt, daß ich den Mantel noch dazu hingebe, die Ausbeutung meiner Dienstleistung wird als solche sichtbar, daß ich ihr keine Grenze setze. Die Bereitschaft alles zu lassen, wo wir gebeten werden, ist die Bereitschaft mit Jesus Christus allein genug zu haben, ihm allein folgen zu wollen. Im freiwilligen Verzicht auf Gegenwehr bestätigt und bekundet sich die unbedingte Bindung des Nachfolgers an Jesus, die Freiheit, das Entbundensein vom eigenen Ich. Und eben in der Ausschließlichkeit dieser Bindung kann das Böse allein überwunden werden.
Dabei geht es nicht nur um das Böse, sondern um den Bösen. Jesus nennt den Bösen böse. Nicht Entschuldigung und Rechtfertigung des Gewalttätigen, des mich Bedrängenden soll mein Verhalten sein. Nicht als wollte ich mit meinem leidenden Erdulden mein Verständnis für das Recht des Bösen ausdrücken. Mit diesen sentimentalen Erwägungen hat Jesus nichts zu tun. Der entehrende Schlag, die Gewalttat, die Ausbeutung bleibt böse. Der Jünger soll das wissen und er soll es bezeugen, wie Jesus es bezeugte, eben weil anders der Böse nicht getroffen und überwunden wird. Aber gerade weil es das gar nicht zu rechtfertigende Böse ist, das dem Jünger gegenübertritt, darum soll der Jünger nicht widerstehen, sondern leidend das Böse zu seinem Ende bringen und so den Bösen überwinden. Das willige Leiden ist stärker als das Böse, es ist der Tod des Bösen.
Es gibt also auch keine denkbare Tat, in der das Böse so groß und stark wäre, daß es nun doch eine andere Haltung des Christen erforderlich machte. Je furchtbarer das Böse, desto bereitwilliger zum Leiden soll der Jünger sein. Der Böse muß Jesus in die Hände fallen. Nicht ich, sondern Jesus soll mit ihm handeln.

Dietrich Bonhoeffer – Nachfolge

Dann laß uns in die Bibel schauen: da finde ich den Daniel als ein sehr gutes Vorbild: er hielt sich an alle Gebote, solange diese nicht seinem Glaubensleben entgegenstand. Wenn sein Glaube den Gesetzen entgegenstand, verschte er für sich im stillen, seinen Glauben auszuleben – und hatte dabei Gottes Segen: ob es das Speisegesetz war (Versuch in seiner Jugend) bis zum täglichen Gebet (Verbot eine Bitte an einen anderen als an den König zu stellen)…Daniel war immer still und blieb seinem Gott treu ( ohne Demo, ohne Transparent, ohne viele Diskussionen).

Warum das Bibellesen so wichtig ist

Warum wir nicht nur ein paar Bibelstellen aus dem Zusammenhang reißen dürfen, sondern so richtig die Bibel lesen sollten – und dabei mit unseren ganzen Ich dabei sein sollten, bringt Dietrich Bonhoeffer ganz gut auf den Punkt:

Wir bekommen teil an dem, was einst zu unserm Heil geschah, wir ziehen, uns selbst vergessend und verlierend, mit durch das Rote Meer, durch die Wüste, über den Jordan ins gelobte Land, wir fallen mit Israel in Zweifel und Unglauben und erfahren durch Strafe und Buße wieder Gottes Hilfe und Treue; und das alles ist nicht Träumerei, sondern heilige, göttliche Wirklichkeit. Wir werden aus unserer eigenen Existenz herausgerissen und mitten hineinversetzt in die heilige Geschichte Gottes auf Erden. Dort hat Gott an uns gehandelt, und dort handelt er noch heute an uns, an unsern Nöten und Sünden durch Zorn und Gnade. Nicht daß Gott der Zuschauer und Teilnehmer unsers heutigen Lebens ist, sondern daß wir die andächtigen Zuhörer und Teilnehmer an Gottes Handeln in der heiligen Geschichte, an der Geschichte des Christus auf Erden sind, ist wichtig, und nur sofern wir dort dabei sind, ist Gott auch heute bei uns. Eine völlige Umkehrung tritt hier ein. Nicht in unserm Leben muß sich Gottes Hilfe und Gegenwart erst noch erweisen, sondern im Leben Jesu Christi hat sich Gottes Gegenwart und Hilfe für uns erwiesen. Es ist in der Tat wichtiger für uns zu wissen, was Gott an Israel, was er an seinem Sohn Jesus Christus tat, als zu erforschen, was Gott heute mit mir vorhat. Daß Jesus Christus starb, ist wichtiger, als daß ich sterbe, und daß Jesus Christus von den Toten auferweckt wurde, ist der einzige Grund meiner Hoffnung, daß auch ich auferweckt werde am jüngsten Tag. Unser Heil ist „außerhalb unser selbst“ (extra nos)31, nicht in meiner Lebensgeschichte, sondern allein in der Geschichte Jesu Christi finde ich es. Nur wer sich in Jesus Christus finden läßt, in seiner Menschwerdung, seinem Kreuz und seiner Auferstehung, der ist bei Gott und Gott bei ihm.

Gemeinsames Leben; Das Gebetbuch der Bibel – Dietrich Bonhoeffer