Du, du bist furchtbar, und wer kann vor dir bestehen, sobald du erzürnst!
Du ließest Gericht hören von den Himmeln her; die Erde fürchtete sich und ward stille.
Als Gott aufstand zum Gericht, um zu retten alle Sanftmütigen des Landes.
Elberfelder Bibel 1905 – Ps 76,7–9
Du, ja, du bist Schrecken erregend!
Wer kann vor dir bestehen, wenn du deinem Zorn freien Lauf lässt?
Vom Himmel her lässt du dein Gerichtsurteil hören,
Furcht ergreift die Erde, und sie wird ganz still.
Ja, das geschieht, wenn Gott aufsteht, um Recht zu sprechen,
um den Unterdrückten im Land Rettung zu bringen.
Neue Genfer Übersetzung_2013 – Ps 76,8–10
Du allein bist Ehrfurcht einflößend.
Wer kann deinem heftigen Zorn standhalten?
Vom Himmel her hast du das Urteil gesprochen.
Die Erde fürchtete sich und schwieg,
als Gott aufstand, um das Urteil zu vollstrecken,
um alle Sanften der Erde zu retten.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Ps 76,7–9
Gott, du bist heftig, wer kann’s wagen,auch nur ’nen Pieps gegen dich zu sagen?
Wenn du nur anfängst, mit uns zu reden,dann fängt hier alles an zu beben.Wenn du begonnen hast zu richten,dann ist’s vorbei auch mit dem Dichten.
Als du begonnen hast mit ’m Gericht,und dann begannst, mitten im Licht,all die Kaputten aufzusammelnund denen zu helfen, die nur stammeln,die nix mehr sagen können vor Schmerzen,du fingst sie dann mal an zu herzen.
VolxBibel – Ps 76,8–10
Gott, der furchtbare Richter
Ps 76:1–4
Dieser Psalm gehört zu den Zionsliedern (s. Einführung; Asaf s. Erklärung zu 50:1). Er preist den auf dem Zionsberg thronenden Gott und seine weltweite Macht. Ähnlich wie die Psalmen 46 und 48 rechnet er mit einem Ansturm vieler Völker gegen die Gottesstadt, der aber scheitern muss, weil Gott selbst eingreift (V. 4, 6–7, 11). Salem ist ein altertümlicher Name für Jerusalem, ebenso wie Zelt für den Tempel, wobei sicher die Erinnerung an das frühere Zeltheiligtum (→Stiftshütte) mitwirkte.Ps 76:5–7
Um die Feinde zurückzuschlagen, genügt Gottes bloßes Wort, sein Schelten (V. 7). Gott Jakobs s. Erklärung zu 46:8. Der folgende Abschnitt (V. 8–11) sieht voraus auf den endgültigen Sieg Gottes über die Völker.Ps 76:8–11
Das mit furchtbar übersetzte hebräische Wort (V. 8; ebenso V. 12–13) wird in 66:3 mit »wunderbar« wiedergegeben (zu diesem Doppelaspekt s. Erklärung).Ps 76:12–13
Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel
Wahrscheinlich werden hier die Völker und ihre Könige angeredet. Alle Nachbarn Israels (die ihr um ihn her seid) sollen sich dem Gott Israels zuwenden und ihn ehren (vgl. 68:30; 96:8; Jes 19:21).
Denselben Gedanken bestätigt der Psalmist aufs Neue, indem er sagt, vor dem Schelten Gottes seien Wagen und Ross betäubt worden. Mit anderen Worten: Was die Feinde an Tüchtigkeit besaßen, wurde durch einen einzigen Wink Gottes niedergeworfen. Ob uns also auch alle Hilfsmittel verlassen, – die Gunst Gottes soll uns genug sein. Er bedarf ja nicht großer Kriegsscharen, um die Angriffe selbst einer ganzen Welt zurückzuwerfen: mit einem bloßen Hauch kann er sie zerstreuen.
Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar
V. 8. Du, du bist erschrecklich. Das wiederholte „du“ hat einen ausschließenden Sinn, wie wenn es hieße, alle Macht auf Erden werde ohne Mühe ausgeblasen und sinke in nichts zusammen, wenn Gott sich kundgibt. Also sei mit Recht nur er zu fürchten. Das wird auch bestätigt durch die Vergleichung, die in den folgenden Worten ausgesprochen ist. Da sagt nämlich der Psalmist: wenn auch die Gottlosen zum Bersten voll Hochmut sind, so können sie doch Gottes Anblick nicht von fern aushalten. Aber weil Gott sich zuweilen den Anschein gibt, als sei er ein müßiger Zuschauer, so betont der Prophet mit Nachdruck, dass allen Gottlosen, sobald Gott anfängt zu zürnen, der Zusammenbruch bevorstehe. Wenn sie also auch eine Zeitlang nicht nur bestehen, sondern mit ihrer Raserei sich bis über die Wolken erheben, so ermahnt uns der Prophet, die Zeit der Offenbarung des göttlichen Zorns abzuwarten. Auch dies wollen wir uns einprägen, dass er den Gottlosen mit dem Schrecken droht, um die Gläubigen freundlich zum Herrn zu locken.
V. 9. Wenn du das Urteil lässest hören vom Himmel usw. Dass Gottes Urteil „vom Himmel“ ergeht, deutet mit großem Nachdruck auf seine unverkennbare Deutlichkeit: man kann es nicht auf Rechnung des Zufalls oder menschlicher Bemühungen setzen. Manchmal übt nämlich Gott seine Gerichte im Verborgenen aus, wie wenn sie aus irdischen Zuständen erwüchsen. Wenn er z. B. einen frommen und verständigen Fürsten erweckt, so ist die reine und gesetzestreue Regierung, die alsdann in Kraft tritt, auch eine gnädige Heimsuchung Gottes; aber diese erscheint dann nicht als ein glänzendes, vom Himmel hervorgehendes Gericht. Weil also jene Hilfstat Gottes von ungewöhnlicher Art war, wird sie auch mit besonderer Lobpreisung ausgezeichnet. Darauf bezieht es sich auch, dass Gott sein Gericht „hören“ lässt. Denn es ist wirksamer, wenn die göttlichen Gerichte mit deutlichem Schalle, wie etwa mit Donnergetöse ergehen und mit Krachen an aller Ohren dringen, als wenn sie nur mit den Augen geschaut würden. Nach meiner Überzeugung spricht aber der Prophet von einer innerlichen Erschütterung, wo die Menschen vor Furcht wie angedonnert sind. Denn wenn es heißt, dass das Erdreich stille werde, so geht das eigentlich auf die Gottlosen, die in ihrem Schrecken dem Herrn den Sieg zuerkennen und nicht mehr wagen, sich gegen ihn aufzulehnen, wie es sonst ihr Brauch ist. Da sie sich also nur durch Furcht zur Ordnung zwingen lassen, so bezeichnet der Psalmist richtig ihr Stillewerden als die Folge ihres Schreckens. Denn sie fügen sich nicht freiwillig, sondern Gott zwingt sie wider ihren Willen dazu. Kurz, wenn Gott aus dem Himmel sich hören lässt, dann legt sich der Aufruhr, den die Frechheit der Gottlosen in schlimmen Zeiten angerichtet hat. Zugleich aber werden wir daran erinnert, was Menschen durch ihre Halsstarrigkeit erreichen, indem Gottes Blitze jeden treffen müssen, der Gottes väterliche Stimme verachtet.
Der Psalmist erläuterte dann, daß Gott in seinem Zorn seine souveränen Absichten mit seinen Widersachern verfolgt. Keiner kann vor diesem furchtbaren (vgl. V. 12-13 ) Gott bestehen bleiben. Als das Gericht Gottes vom Himmel erging, um die Gerechten ( die Bedrückten ) zu erretten, war die Erde stille, und sie fürchtete sich. Gottes Zorn gegen die Gottlosen führt die Gläubigen zum Lobpreis Gottes und schreckt diejenigen, die nicht vertilgt worden sind, von der völligen Hingabe an ihre Sünden ab.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Auch wenn Christen heute nicht vor Krankheiten beschützt werden – wenn Gott eingreift, dann tut er das mit einem Wort (in der Offenbarung hat Christus ein Schwert in seinem Mund)! Er hat keine Angst vor Verschwörungen oder Macht von Menschen! Er konnte auch seinen Sohn auferwecken, ohne an seine Grenzen zu gelangen! Er ist nicht der „Kuschelopa“ – sondern der, der die wirkliche Macht in seinen Händen hält!