Wenn ihr wirklich das königliche Gesetz erfüllet nach der Schrift: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, so tut ihr wohl. Wenn ihr aber die Person ansehet, so begehet ihr Sünde, indem ihr von dem Gesetz als Übertreter überführt werdet.
Elberfelder 1871 – Jakobus 2,8
Nun, wenn ihr euch wirklich nach dem königlichen Gesetz (- Od das Gesetz, das der König (Gott) gegeben hat. Gedacht ist wahrscheinlich an das anschließend zitierte Liebesgebot (vergleiche Matthäus 22,36–40; Johannes 13,34; 15,12.17; Römer 13,8–10; Galater 6,2). Nach anderer Auffassung wird mit dem »königlichen Gesetz« das göttliche Gesetz als Ganzes bezeichnet, sodass zu übersetzen wäre: wenn ihr wirklich das königliche Gesetz befolgt, das mit ´dem Gebot` der Schrift übereinstimmt: -) richtet, wie es in der Schrift niedergelegt ist: »Liebe deine Mitmenschen wie dich selbst!« (- 3. Mose 19,18 -), dann handelt ihr gut und richtig. Doch wenn ihr Rang und Ansehen eines Menschen zum Kriterium dafür macht, wie ihr mit ihm umgehti, begeht ihr eine Sünde und werdet vom Gesetz als Gesetzesübertreter überführt.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Jakobus 2:8–9
Wenn ihr jedoch das Gesetz Gottes, unseres Königs, ganz erfüllt, so wie Gottes Buch es sagt: »Du sollst deinem Nächsten Liebe erweisen, so wie du dich selbst liebst!«, dann tut ihr etwas wirklich Gutes und Schönes. Doch wenn ihr die Menschen nach äußerlichen Gesichtspunkten unterschiedlich behandelt, dann seid ihr damit als Übertreter des Gottesgesetzes entlarvt.
Roland Werner – Das Buch – Jakobus 2,8–9
Liebe deine Mitmenschen Jakobus betrachtet die Sünde der Bevorzugung (aufgrund etwa des Rangs oder Ansehens eines Menschen) als einen Bruch des größten Gebotes (3.Mose 19,18; 5.Mose 6,5; Mt 22,36–39), das den Täter zum Gesetzesbrecher werden lässt, wie auch schon Paulus sagt (Röm 13,8–10): Die Liebe zum Mitmenschen ist die Erfüllung des Gesetzes – d.h. die letzten sechs der Zehn Gebote.
Reformations-Studien-Bibel
Christen, die in ihren Gemeindeversammlungen den Reichen bevorzugen, verfehlen sich gegen das Liebesgebot. Jak identifiziert den „Nächsten“ mit dem Armen (vgl. Spr 14,21).
Herder-Übersetzung mit Kommentar und Erläuterungen
Dieser Abschnitt des Briefes befaßt sich damit, wie schwerwiegend es ist, wenn die Versammlung den Reichen aufwertet und den Armen beschämt. Macht es denn etwas aus, wie wir Fremde in den Versammlungsstunden begrüßen? Jakobus bejaht dies nachdrücklich und zieht das ehrwürdige mosaische Gesetz zu Rate. In V.4 stellte Jakobus fest: Ihr habt einen Unterschied gemacht und seid wie Richter aufgetreten. Ihr habt beide Besucher aufgrund ihrer äußeren Erscheinung und nicht aufgrund geistlicher Merkmale beurteilt. Diesbezüglich habt ihr den Armen verunehrt und nicht beachtet, was die Schrift in solchen Situationen sagt. Dies ist die einzige Stelle in der Schrift, wo dieses Gesetz so bezeichnet wird (das königliche Gesetz). Die Versammlungsglieder hatten ein auf der äußeren Erscheinung beruhendes Urteil gefällt, ja, es gibt keinen Hinweis darauf, daß sie die Schrift benutzten. Das ist eine beschämende Situation. Beide Besucher haben Zutritt zu der Zusammenkunft, und doch liegt eine schwere Sünde vor. Inwiefern? Um dies herauszufinden, müssen wir definieren, was das königliche Gesetz ist. Ist es nicht das Mose gegebene, aus zehn Geboten bestehende Gesetz? Eines davon bezieht sich in besonderer Weise auf diese Begebenheit: „‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben … und deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (A.d.Ü.: vgl. Lk 10,27).
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt – Jakobus
Die zehn Worte, die Mose gegeben wurden, in gedrängter Form wiederzugeben, versteht Jakobus meisterhaft. Er legt eindeutig dar, daß Liebe zu Gott Gehorsam gegenüber Seinem Wort und Liebe zu Seinem ganzen Volk mit sich bringt. Die Liebe zu unserem Nächsten soll genauso groß sein wie unsere Eigenliebe. Nehmen wir zur Kenntnis, daß Reiche oder Arme dabei nicht erwähnt werden. An dieser Stelle liegt die Sünde. Sie beinhaltet die unterschiedliche Haltung gegenüber den Reichen und den Armen. Der Reiche wird an einen Ehrenplatz geleitet, weil er wohlhabend aussah, der ärmlich gekleidete Mann dagegen gleichgültig behandelt. Nachdem die Versammlung ein Urteil gefällt hatte, ist deren Richter jetzt das Jakobus als Werkzeug benutzende Wort Gottes. Zuerst bezieht sich Jakobus auf das königliche Gesetz (seine näher beschriebene Eigenschaft) sowie dessen Vollzug und zweitens auf die Schrift im allgemeinen, als er die Art und Weise ihres Verhaltens gegenüber beiden Besuchern verurteilt.
Das Gesetz ist königlicher Art bzw. dem König angemessen. An ihm hängen das ganze Gesetz (die Thora) und die Propheten (die gesamte alttestamentliche Offenbarung). Paulus bringt das Gesetz in Gal 5,14 auf die gleiche Grundaussage, indem er nachdrücklich erklärt, daß das Gesetz in einem Wort erfüllt ist.
Die Urchristen waren alle Brüder. Es konnte rechtmäßig kein Klassenunterschied bestehen. (Jakobus 2:1-9) Christen dürfen sich nämlich nicht zur Anbetung voreinander niederwerfen, wie es Petrus dem Kornelius erklärte. (Apostelgeschichte 10:25, 26) Kein Christ küßte die Hand oder die Zehe des Christus. Statt dessen wusch Christus ihre Füße! „Wenn ich, obgleich ich euer Meister und Lehrer bin, eure Füße wasche, müßt auch ihr euch einander die Füße waschen!“ (Johannes 13:14, NW) Wenn es schriftgemäß wäre, sich niederzuknien und die Zehen zu küssen, müßten gemäß dem Beispiel Jesu dies alle Christen nicht gegenüber einigen ausgewählten, sondern gegenüber allen ihren Brüdern tun. Es ist klar, daß dieser Vorgang nicht schriftgemäß ist. Christus hat kein Beispiel für einen Klassenunterschied gegeben.
Wachtturm – 15.11.1953
Die Urchristen waren alle Laien. Sie hatten keine bezahlte Geistlichkeit. Der Gründer des Christentums war kein Geistlicher, sondern ein Laie. Als Christus in den Synagogen lehrte, waren die Menschen so erstaunt, daß sie die Frage stellten: „Woher hat dieser Mann diese Dinge?“ Und als ihr Erstaunen sich steigerte, fragten sie: „,Das ist doch der Sohn Marias, . . . nicht wahr?‘ So fingen sie an, an ihm Anstoß zu nehmen.“ (Mark. 6:2, 3, NW) Daß Leute an ihm Anstoß nahmen und die Gelegenheit zum Leben verloren, war der Tatsache zuzuschreiben, daß Christus nicht zur Geistlichkeit seiner Tage gehörte.
Lukas erzählt uns, daß die Apostel keine Berufstheologen waren: „Als sie nun den Freimut des Petrus und Johannes sahen, und wahrnahmen, daß sie ungelehrt und gewöhnlich waren, begannen sie sich zu wundern.“ (Apostelgeschichte 4:13, NW) Die Apostel waren eben einfache Leute. Zum Beispiel waren Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes Fischerleute. Matthäus war ein Steuereinnehmer. (Mark. 1:16, 19; Matthäus 9:9) Obgleich der Apostel Paulus religiöse Unterweisung nach der Art der Anbetung der Pharisäer erhalten hatte, verließ er dennoch jene religiöse Unterweisung, um die echte Anbetung Gottes auszuüben! Jesus verwarf die Anbetung der Pharisäer als Fälschung! (Apostelgeschichte 22:1-21; Matthäus, Kapitel 23) Paulus, der Christ, war kein bezahlter Geistlicher, sondern ein Zeltmacher und Lehrer der guten Botschaft. — Apostelgeschichte 18:3; 1 Korinther 9:16.
In diesen Versen macht der Autor klar, welche Handlungen einen Verstoß gegen das königliche Gesetz darstellen. In Vers 8 definiert er das königliche Gesetz: Wenn ihr wirklich das königliche Gesetz – Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst – nach der Schrift erfüllt, so tut ihr recht. Der Ausdruck „wenn ihr wirklich“ modifiziert die vorhergehende Aussage und nimmt ihr einen Teil ihrer Schärfe, weil nicht alle seine Leser diese Sünde begangen haben. Wenn ihr […] das königliche Gesetz […] erfüllt … Das griechische Wort erfüllen bedeutet, etwas in die Praxis umzusetzen und das beabsichtige Ziel zu erreichen. Der Weg zur Erfüllung des beabsichtigten Zieles dieses Gesetzes besteht darin, die Person nicht anzusehen. Das Wort königlich im griechischen Text wird von keinem Artikel abgeschwächt und betont daher Qualität. Es bedeutet, dass dieses Gesetz „majestätisch“ oder „fürstlich“ ist. Die griechische Wortreihenfolge: „Ein Gesetz, das ihr erfüllt, majestätisch oder fürstlich.“ Das Gesetz ist das höchste Gebot menschlicher Beziehungen. Das Wort für Gesetz ist hier nomos, der Leib des Gesetzes. Der Ausdruck königliches Gesetz als solcher, taucht nur in diesem Vers auf; er weist darauf hin, dass dieses Gesetz das höchste Gesetz ist. Das spezifische Gebot, an das Jakobus denkt, gehört nicht zu den Zehn Geboten. Es wird in 3 Mose 19,18 genannt: [Du] sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Dieses Gebot zitierte Jesus in Markus 12,28-31, wo er es zum zweitwichtigsten Gebot im mosaischen Gesetz ernannte. Das Wort Schrift steht für die Anforderung der Erfüllung. Die Gläubigen erfüllen die Anforderung, die Schrift, indem sie die Person nicht ansehen; und damit tut ihr recht – das heißt, es ist eine edle Handlung. Der Hintergrund für Jakobus’ Lehre ist die Bergpredigt; dort wird der Maßstab für Gerechtigkeit im Gesetz dargestellt, wie Jesus, der Messias, ihn gelehrt hat. Das ist das königliche Gesetz: Seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst. Das wird erfüllt, indem man die Person nicht ansieht. Ansehen der Person aufgrund von wirtschaftlicher Stellung verstößt jedoch gegen dieses Gebot.
Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief
Dann erklärt Jakobus in Vers 9, was es bedeutet, nicht recht zu tun: Wenn ihr aber die Person anseht, so begeht ihr Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter überführt. Die Person anzusehen, heißt Sünde zu begehen, weil es an Gottes Maßstab der Gerechtigkeit versagt. Das Wort für die Person ansehen wird in dieser Form nur hier und nirgendwo sonst gebraucht. Im Griechischen spiegelt das Wort Wenn den grundlegenden Zustand, dass dies zu einer gängigen Praxis geworden ist. Das verstößt gegen das königliche Gesetz, und als Ergebnis begeht ihr Sünde. Die griechische Wortfolge betont die Facette Sünde, denn wörtlich heißt es dort: „Sünde tut ihr.“ Diese Praxis versagt und erfüllt nicht die Anforderung des Gesetzes; und sie werden vom Gesetz als Übertreter überführt. Es ist ein bewusster Verstoß gegen die Anforderung. In diesem Vers bezeichnet Gesetz das Gesetz des Mose; und es enthält das königliche Gesetz aus Vers 8. Das Gesetz des Mose überführt den Gesetzesbrecher; es zeugt gegen ihn und befindet ihn für schuldig. Das mosaische Gesetz war zwar nicht länger in Kraft; jedoch waren viele von Jakobus’ judenchristlichen Zuhörern überzeugt, dass es noch Gültigkeit für sie besaß. Das traf zwar nicht mehr zu, doch in diesen frühen Tagen meinten viele, es träfe für sie zu (Apg 21,20). Die vollständige Offenbarung über dieses Thema war zum Abfassungszeitpunkt dieses Briefes noch nicht geschenkt worden. Daher würde sie sogar das Gesetz des Mose überführen, gegen sie zeugen und sie als Übertreter bezeichnen. Das ähnelt dem Prinzip in Römer 2,12. Als Übertreter sind sie Menschen, die eine verbotene Grenze überquert haben. Ansehen der Person überschreitet das bekannte Gebot des Herrn. Der Unterschied zwischen Sünde und Übertretung ist folgender: Das Wort Sünde bezeichnet ein Versagen, die Anforderung zu erfüllen. Das Wort Übertretung bezieht sich auf einen bewussten Verstoß gegen ein bestimmtes Gebot
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