Ehre (H. verherrliche) deinen Vater und deine Mutter, wie dir Jehovah, dein Gott, geboten hat, auf daß deine Tage verlängert werden und daß es dir wohl gehe auf dem Boden, den Jehovah, dein Gott, dir geben wird.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 5.Mose 5:16
Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie der Ewige, dein Gott, dir geboten, damit sich deine Tage verlängern und damit es dir wohl ergehe auf dem Erdboden, welchen der Ewige, dein Gott, dir geben wird.
Die Philippson-Bibel – 5.Mose 5:16
Du sollst Respekt vor deinem Vater und deiner Mutter haben. Das wird gut für dich sein, dann wirst du in dem Land, wo Gott dich hinbringen wird, voll lange leben.
VolxBibel – Deuteronomium 5,16
Nun vermuten ja die älteren Menschen immer, dass sie früher ja Respekt vor den Eltern gehabt hätten, und nur die jetzige Jugend respektlos wäre – aber so war das wohl schon immer – und wir vergessen einfach, wie ungehorsam wir als Kinder und Jugendliche waren.
Da Gott sich als unser Vater bezeichnet, macht das Gebot, unsere Eltern zu ehren natürlich einen doppelten Sinn – denn wenn ich meine leiblichen Eltern respektlos behandele, so wird mein Denken und Handeln zum himmlischen Vater wohl nicht anders sein. Als bestes Beispiel sehe ich da die Menschen, die Aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Organisation den Kontakt zu ihren Eltern oder Kindern abbrechen – und eigentlich damit zeigen, wie sehr sie den Gott der die Familie gestiftet hat, mißverstehen. Und wenn man dann ganz genau hinschaut, so stellt man schnell fest: die Leitung der Organisation ist deren Mitglieder wirklich viel wichtiger, als das, was der Gott der Bibel sagt und fordert.
Seine Eltern zu ehren bedeutet, sie hoch zu schätzen oder zu preisen. Kinder, die zu Hause leben, tun dies, wenn sie ihren Eltern gehorchen. Dieses Gebot war für das Bestehen des Volkes von großer Bedeutung: Damit ihr lange leben möget (vgl. 5Mo 6,2; 11,9; 25,15; 32,47 ) und auf daß es euch gut gehen möge in diesem Land . Eltern, besonders Väter, sollen vielmehr als die religiösen Leiter die Bedeutung des Bundes ihren Kindern vermitteln.
Walvoord Bibelkommentar
Auf der Grenze zwischen den beiden Teilen des Dekalogs steht das 5. Gebot mit seiner Forderung, die Eltern zu ehren: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage in dem Land, das der HERR dir geben will, lang seien“ (Ex 20,12; vgl. Dt. 5,16; Lev 19,3; Mal 1,6). Sieht man die Gebote der zweiten Tafel des Dekalogs als darin zusammengehörend an, dass sie alle zwischenmenschliches Verhalten betreffen, kann man das Gebot der Ehrung der Eltern mit zu ihr rechnen. Von der Sache her aber ergibt es durchaus einen Sinn, wenn schon Philo dies Gebot als insofern zwischen den beiden Teilen des Dekalogs stehend versteht, als sich in der Ehrung der Eltern die Ehrung Gottes als des Schöpfers spiegelt und bewährt (decal 106–120).
Burkhardt – Das gute Handeln: Materialethik
Das Wort „ehren“ ist Wiedergabe einer Form des hebr. Wortes kabed („schwer sein“), und zwar seiner Intensivform mit der Bedeutung „jemandem Gewicht verleihen, als gewichtig anerkennen“.
Die neuere Exegese vertritt wohl mit Recht die Auffassung, dass das Gebot sich ursprünglich nicht an unmündige Kinder, sondern an erwachsene Israeliten richtet (Schmidt 99). Allerdings wäre es sicher eine zu weit gehende Schlussfolgerung, wenn man Kinder deshalb ausschließen würde. Wo in diesem Zusammenhang von Züchtigung des Kindes die Rede ist (z.B. Dt 21,18ff; vgl. Eph 6,4), dürfte kaum an Erwachsene zu denken sein.
Der Nachsatz wird in den Katechismen meist in verkürzter und damit sinnveränderter Form wiedergegeben („auf dass du lange lebest auf Erden“). Aber im biblischen Text geht es nicht um langes Leben schlechthin, sondern um ein langes Verbleiben des Volkes Israel im Land der Verheißung. Dahinter steht die drohende Möglichkeit der Verbannung (Dt 11,17; 28,64).
Wie ernst die Bibel dies Gebot nimmt, zeigen nähere Gesetzesbestimmungen: So kann mit dem Tod bestraft werden, wer seine Eltern schlägt oder ihnen flucht (Ex 21,15.17; vgl. Lev 20,9). Sogar der Ungehorsam des Sohnes kann unter die gleiche Strafe fallen (Dt 21,18–21). Auch die alttestamentliche Spruchweisheit schärft das Gebot immer wieder ein (Spr 19,26; 20,20; 30,17).
Das Neue Testament übernimmt das 5. Gebot. Jesus verteidigt seine Gültigkeit ausdrücklich gegen Versuche pharisäischer Auslegung, das Gebot in scheinbar frommer Absicht zu umgehen (Mt 14,4ff mit Zitat von Ex 20,12 und 21,17; vgl. auch Mt 19,19).
Ebenso nimmt Paulus das Gebot in seine Unterweisung der christlichen Familie in den Haustafeln auf: die Kinder sollen „in jeder Hinsicht“ den Eltern gehorchen (Kol 3,20; vgl. Eph 6,1 mit Zitat aus Dt 5,16). In paulinischen Lasterkatalogen werden die den Eltern Ungehorsamen mit aufgezählt (Röm 1,30 = 2Tim 3,2; vgl. 1Tim 1,9, wobei mit dem „Mord“ an den Eltern vermutlich die Verweigerung des Lebensunterhalts im Alter gemeint ist, vgl. Michel 84). Positiv ermahnt Paulus die Christen, Kinder dazu anzuleiten, sich ihren Eltern dankbar zu erzeigen (1Tim 5,4).
Die Ehrung der Eltern steht an erster Stelle der Pflichten gegenüber anderen Menschen, so wie sie auch an erster Stelle der Gesetze der Heiligkeit in Levitikus 19,3 steht. Ein Aspekt dieser Pflicht ist der Respekt, der den Gehorsam gegenüber den Eltern und die Befolgung ihrer Lehren einschließt und verbietet, sie zu schlagen, zu beleidigen und sich ihnen gegenüber respektlos zu verhalten und ihr Eigentum zu veruntreuen. Ein weiterer Aspekt ist die Fürsorge für die Eltern, wenn sie es verlangen (dieses Gebot richtet sich, wie der gesamte Dekalog, nicht nur an Jugendliche; siehe V. 14). Dieser Aspekt des Gebots wird im Talmud anerkannt: „Was ist ehrenvoll? Sie mit Essen und Trinken zu versorgen, sie zu kleiden und zu decken und sie ein- und auszuführen.“ Die Pflege der alten Eltern ist eine der grundlegenden Pflichten, die in Adoptionsverträgen und anderen Dokumenten des Alten Orients festgehalten sind. Das akkadische Wort kabbed, „Ehre“, ist eines der Verben, mit denen diese Pflege beschrieben wird.
Der JPS Tora-Kommentar – Deuternomium
Die Gegenüberstellung dieses Gebots mit dem Sabbat findet eine Parallele in Levitikus 19,3, wo sie ebenfalls nebeneinander stehen: „Du sollst ein jeder seine Mutter und seinen Vater ehren und meine Sabbate halten: Ich, der HERR, bin euer Gott.“ Dies sind auch die einzigen positiven Gebote im Dekalog und die einzigen, die den Satz „wie der HERR, dein Gott, dir geboten hat“ enthalten. Die Verbindung zwischen diesen beiden Geboten liegt wahrscheinlich in der Vorstellung, dass das Einhalten des Sabbats ein Mittel ist, um Gott zu ehren und somit ein Gegenstück zur Ehre der Eltern darstellt. (Beachte, dass Jes 58,13 auch dazu aufruft, den Sabbat zu „ehren“.) Die Tatsache, dass die Ehre der Eltern unter den ersten fünf Geboten auftaucht, die sich alle mit der Ehre Gottes befassen und seinen Namen erwähnen, zeigt, für wie wichtig man dieses Gebot hielt. Auch in anderen antiken Gesellschaften stand die Ehre der Eltern nach der Ehre der Götter an zweiter Stelle.
Dein Vater und deine Mutter Die Gebote, die sich auf die Ehrung der Eltern beziehen, nennen Vater und Mutter immer gleichberechtigt. Das Gebot, sie zu ehren, in Levitikus 19,3 erwähnt die Mutter zuerst, im Gegensatz zu dem vorliegenden Gebot. Die talmudische Exegese erklärt, dass das Kind seinen Vater von Natur aus mehr verehrt, weil er es die Tora lehrt, und es ehrt seine Mutter von Natur aus mehr, weil sie es mit überzeugenden Worten beeinflusst; dementsprechend betont die Tora, dass es auch notwendig ist, seinen Vater und seine Mutter zu ehren, da beide gleichwertig sind.
wie der HERR, dein Gott, dir befohlen hat Siehe Kommentar zu Vers 12. Frühere Gebote, die sich auf die Ehre der Eltern beziehen, werden in Exodus und Levitikus erwähnt; siehe oben.
dass du lange im Lande bleibst Dies ist das einzige Gebot im Dekalog, für das eine Belohnung versprochen wird, obwohl das Versprechen als verschleierte Drohung gelesen werden kann („sonst werden deine Tage verkürzt“). Die Verheißung, im verheißenen Land zu bleiben, wird auch an anderer Stelle mit anderen Geboten verbunden (z. B. 4. Mose 40; 25,15). Es mag jedoch einen Grund dafür geben, dass der Dekalog dieses Versprechen an dieses besondere Gebot knüpft. In einigen der oben erwähnten Rechtsdokumente wird das Recht der Kinder, das Eigentum ihrer Eltern zu erben, davon abhängig gemacht, dass sie ihre Eltern ehren, indem sie für sie sorgen und für sie sorgen. Hier wendet Gott dieselbe Bedingung auf nationaler Ebene an: Das Recht zukünftiger Generationen von Israeliten, das Land Israel von ihren Eltern zu erben, hängt davon ab, dass sie diese ehren.
damit es dir gut geht Diese Belohnung kommt in der Exodus-Version dieses Gebots (Exod. 20:12) nicht vor. Sie ist charakteristisch für das Deuteronomium (siehe z. B. 4:40; 5:26; 12:25; 22:7).