Kategorie: Fragen zur Bibel

Sein Wille – II

Seid also nicht uneinsichtig, sondern begreift, was der Herr von euch erwartet.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Epheser 5,17

Lasst es daher nicht an der nötigen Einsicht fehlen, sondern lernt zu verstehen, was der Herr von euch möchte (- was der Wille des Herrn ist -).
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Epheser 5:17

Lasst euch also nicht verdummen, sondern bemüht euch darum, den Willen von Jesus, dem Herrn, zu erkennen.
Roland Werner – Das Buch – Epheser 5,17

Den Vers 17 hatten wir schon einmal – und auch die Verse davor … von dort dieses Zitat:

Seien wir doch ehrlich! Wenn wir ein persönliches Verhältnis zum Schöpfer haben wollen, werden wir jede „freie Minute“ nutzen, um mehr von IHM zu lernen – um Zeit mit IHM zu verbringen! Wie schon des öfteren erwähnt, braucht man etwas weniger als 90 Stunden um die Bibel laut zu lesen – und bei jedem neuen Lesen der gesamten Bibel, lernen wir wirklich neue Aspekte über Jehovah kennen. Und jedes Mal werden wir SEINE Weisheit bewundern.

https://blog.thomas-pape.de/2023/08/20/verhaltet-euch-klug/

Wozu ist seitdem gelegene Zeit? Wenn wir nur einmal einige Gedanken des Eph aufgreifen, können wir sagen: Es ist gelegene Zeit, um sich von Gott mit reichem Segen beschenken zu lassen (Eph 1,3-14), gelegene Zeit, um die Kraft Christi in Anspruch zu nehmen (Eph 1,19ff.), gelegene Zeit, um das Leben zu führen, für das uns Gott gemacht hat (Eph 2,8-10), gelegene Zeit, um sich an der weltweiten Mission Gottes zu beteiligen (Eph 3,3-11) usw. V. 17 b in unserem Abschnitt sagt es im übrigen ganz allgemein, wie die jetzige »gelegene Zeit« zu nutzen ist: Jeder soll danach fragen, was der Wille des Herrn ist – und den Willen Gottes tun. Darum geht es jetzt. Dazu hat uns Christus erlöst, dass wir den Willen Gottes tun.

Gerhard Maier – Edition C

Deshalb sollten wir »nicht töricht« sein, sondern verstehen, »was der Wille des Herrn ist«. Das ist außerordentlich wichtig. Weil das Böse sich vermehrt und die Zeit kurz ist, könnten wir versucht sein, unsere Zeit in fieberhafter Aktivität zu verbringen, die wir uns selbst wählen. Doch dies wäre nichts als Energieverschwendung. Wichtig ist es, jeden Tag Gottes Willen für uns zu erkennen und ihn zu tun. Nur so können wir effektiv und effizient arbeiten. Es ist nur zu leicht möglich, christlichen Dienst nach unseren eigenen Vorstellungen und aus eigener Kraft zu tun, und uns dabei vollkommen außerhalb des Willens Gottes zu bewegen. Der Pfad der Weisheit besteht darin, Gottes Willen für unser persönliches Leben zu erkennen, um ihm dann voll und ganz zu gehorchen.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Wer dies nicht erkennt, ist töricht und hat kein Verständnis für den Willen des Herrn, der allein maßgeblich ist für unser Tun. Als Er selbst auf der Erde war, kannte Er nur das eine Ziel, den Willen Dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte, und Sein Werk zu vollbringen. Das war Seine Speise (Joh 4,34; 6,38; 8,29). Sein Wille war immer in vollkommener Übereinstimmung mit dem Willen Seines Vaters. Unser Eigenwille macht uns jedoch oft töricht in Bezug auf den Willen unseres Herrn. Deshalb auch der Aufruf, verständig zu sein, was Sein Wille ist. In Vers 10 wurden wir aufgefordert, zu prüfen, was dem Herrn wohlgefällig ist. Hier werden wir angespornt, verständig zu sein, was Sein Wille ist. Im nächsten Vers finden wir die dritte Hilfsquelle für ein Leben nach Seinem Willen: die Leitung des Heiligen Geistes.

Remmers – In Christus gesegnet: Eine Auslegung zum Epheserbrief

… den Willen des Herrn verstehen. Das bedeutet nicht, dass ein Mensch versucht, Gottes geheime Ratschläge (seinen „verborgenen Willen“) zu erkennen, sondern dass er Gottes allgemeine Richtlinien für das Leben, wie sie in der Bibel zu finden sind, anwendet (seinen „offenbarten Willen“; vgl. 5. Mose 29,29 und Anmerkung zu Eph. 5,10).

Die ESV Studienbibel

sei nicht unklug, sondern verstehe: Den Willen des Herrn zu erkennen, ist keine Sache des Gefühls oder der Emotion, sondern des Verstandes, der die Heilige Schrift mit dem Verstand auswertet.

Die Nelson Studienbibel

unklug. Nicht ein Mangel an Intelligenz, sondern ein Mangel an biblischer Weisheit, an Verständnis für den Willen des Herrn. Christen müssen immer Lernende sein, Schüler Christi (Mt 11,29; 17,5).

Die Reformation Heritage KJV Studienbibel

Verstehen, was der Wille des Herrn ist fasst die beiden Lebensphilosophien zusammen, die in V. 1-17 beschrieben werden. Der Lebensstil der Welt ist durch moralische und geistliche Finsternis gekennzeichnet. Die Philosophie für ein gottgefälliges Leben zeichnet sich durch moralisches und geistliches Licht aus, und ihr Ziel ist es, Gott und seine Liebe nachzuahmen.

CSB Studienbibel

Weil wir in dunklen Zeiten leben, müssen wir immer wieder daran erinnert werden, aufzuwachen (V. 14) und aufzupassen (V. 15). Das bedeutet, zu erkennen, was dem Herrn gefällt (V. 10) und in gegensätzlichem Gehorsam zu ihm zu wandeln: nicht unklug, sondern weise (V. 15); nicht töricht, sondern verständig (V. 17); nicht trunken vom Wein, sondern erfüllt mit dem Geist (V. 18). Die Welt will uns in ihre Form pressen (Röm. 12,2), aber uns ist ein anderes Muster gegeben worden.
Obwohl der Zorn Gottes für jeden wahren Gläubigen nicht in der Zukunft liegt, sollten wir nicht davon ausgehen, dass gottlose Handlungen keine Auswirkungen auf uns oder unsere Lieben haben werden. Gott liebt uns genug, um uns den sicheren Weg der Gottesfurcht zu zeigen, und er liebt uns genug, um uns vor den Folgen zu warnen, wenn wir von diesem Weg abkommen.

Gospel Transformation Bible

Dann könnt ihr so leben, wie Gott Bock drauf hat, und viele gute Sachen für ihn machen.

Deshalb hören auch wir nicht auf, von dem Tage an, da wir es gehört haben, für euch zu beten und zu bitten, auf daß ihr erfüllt sein möget mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlichem Verständnis, um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werke fruchtbringend, und wachsend durch die Erkenntnis Gottes,
Elberfelder 1871 – Kolosser 1,9–10

Deshalb hören wir auch seit dem Tag, an dem wir davon erfahren haben, nicht auf, für euch zu beten. Wir bitten Gott, dass er euch durch seinen Geist alle nötige Weisheit und Einsicht schenkt, um seinen Willen in vollem Umfang zu erkennen (- dass ihr mit der Erkenntnis seines Willens erfüllt werdet durch alle geistliche/geistgewirkte Weisheit und Einsicht. -). 10 Dann könnt ihr ein Leben führen, durch das der Herr geehrt wird und das ihm in jeder Hinsicht gefällt. Ihr werdet imstande sein, stets das zu tun, was gut und richtig ist, sodass euer Leben Früchte tragen wird, und werdet Gott immer besser kennen lernen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Kolosser 1:9–10

So hören wir auch seit dem Tage, da wir dies vernommen haben, nicht auf, für euch zu beten und zu flehen, ihr möchtet voll Erkenntnis seines Willens werden in aller Weisheit und in geistigem Verständnis; ihr möchtet dann in allen guten Werken Früchte bringen und so durch die Erkenntnis Gottes wachsen, mit aller Kraft begabt, entsprechend seiner so erhabenen Macht.
Grünwald-Bibel - Kolosser 1,9–11

Das ist es auch, warum wir von dem Tag an, da wir [es] vernahmen, nicht aufgehört haben, für euch zu beten und darum zu bitten, daß ihr in aller Weisheit und in geistigem Verständnis mit der genauen Erkenntnis seines Willens erfüllt werdet, damit ihr Jehovas würdig wandelt, um [ihm] völlig zu gefallen, während ihr fortfahrt, in jedem guten Werk Frucht zu tragen und an der genauen Erkenntnis Gottes zuzunehmen, indem ihr gestärkt werdet mit aller Kraft nach dem Maße seiner herrlichen Macht, um völlig auszuharren und mit Freuden langmütig zu sein,
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Kolosser 1:9–11

Von dem Moment an, als der Apostel die gute Nachricht von ihren soliden Fortschritten hörte, begann er unaufhörlich für die jungen Christen in Kolossä zu beten. Vor dem Hintergrund der neuen, falschen Lehre, die im Umlauf ist, wünscht er sich in seinem Gebet nichts Geringeres für sie, als dass sie mit allen Segnungen Gottes in Christus erfüllt werden und dass sie täglich mehr und mehr im Heiligen Geist wachsen.
Dieses Gebet greift die beiden Themen Erkenntnis (9-10) und Kraft (11) auf. Paulus betet, dass die Kolosser mit der Erkenntnis des Willens Gottes durch alle Weisheit und Einsicht, die der Geist schenkt, erfüllt werden (9) und dass sie auch mit aller Kraft gestärkt werden (11). Er wünscht sich sehnlichst, dass die jungen Gläubigen in diesen beiden Bereichen nichts weniger als das volle Maß besitzen und erfahren. Um zu verstehen, wie sich der Wille Gottes auf das tägliche Leben in einer komplexen Welt auswirkt, braucht der Christ all die Weisheit und das Verständnis, die der Geist schenkt (9). Das kann unmöglich nur einigen wenigen vorbehalten sein, denn alle müssen ein Leben führen, das des Herrn würdig ist und ihm in jeder Hinsicht gefällt: Frucht bringen in jedem guten Werk (10). Ein christliches Leben ist nur das, was eines so großen Herrn und Meisters würdig ist. Ein Leben, das Christi würdig ist, bedeutet, in Harmonie mit anderen Christen zu leben; Uneinigkeit in den Kirchen ist seiner unwürdig. Zweitens ist ein christliches Leben ein Leben, das Christus voll und ganz gefällt, frei von dem ungesunden, natürlichen Wunsch, anderen zu gefallen, die besonders einflussreich sind (vgl. 3,22). Drittens: Christliches Leben bedeutet, ständig Frucht zu bringen in jedem guten Werk (10). Die Ernte der Weisheit sind Werke.
Die Befähigung der einfachen Christen ist ausdrücklich für große Ausdauer und Geduld (11). Als Folge ihrer Rettung aus der Herrschaft der Finsternis (13) dankt Paulus Gott dafür, dass sie nun als erlöste und vergebene Menschen am Erbe seines heiligen Volkes teilhaben können (12) (14).

NIV Bible Speaks Today

1:9 Wissen und Weisheit wurden von den falschen Lehrern in Kolossä angeboten (vgl. 2:4, 8, 16-23). Paulus betet, dass die Kolosser die Weisheit und das Verständnis haben, die nur von Gott kommen. Geistlich bedeutet, vom Heiligen Geist gegeben.

1:10 so wie. Die „Weisheit und Einsicht“ (V. 9) würde dann zu einem veränderten Leben führen, denn sie würde diese Christen befähigen, so zu wandeln, wie es dem Herrn würdig ist. „Wandeln“ ist eine jüdische Metapher für das Verhalten oder Benehmen. Es entspricht dem hebräischen Begriff halak. Die Rabbiner hatten eine ganze mündliche Tradition, die später niedergeschrieben wurde (vor allem in der Mischna und den Talmuds) und Halakah genannt wurde, die sie in ihrem Verhalten leitete. Als ehemaliger Rabbiner fordert Paulus die Gläubigen auf, nicht nach den mündlichen Traditionen des Judentums zu wandeln, sondern so, dass sie dem Herrn Jesus Christus vollkommen wohlgefällig sind. Obwohl Christinnen und Christen vom Moment des ersten rettenden Glaubens an vollständig gerechtfertigt sind, sind sie nicht vollständig geheiligt und können jeden Tag Dinge tun, die Gott entweder gefallen oder missfallen. Jedes gute Werk wird hier als Frucht der Erlösung im Leben eines Christen betrachtet, nicht als Voraussetzung für die Aufnahme einer Beziehung zu Christus. Paulus‘ Hinweis auf „Frucht bringen … und wachsen“ erinnert an das Gleichnis vom Sämann (Markus 4:1-9, 13-20). Der Same, der auf den guten Boden gesät wurde, brachte dreißigfache, sechzigfache und hundertfache Frucht.

Die ESV Studienbibel

Paulus‘ Hauptanliegen ist es, dass die Kolosser den Willen Gottes kennenlernen. Der Wunsch, Gott zu dienen, wird vergeblich sein, wenn wir denjenigen nicht richtig verstehen, dem wir dienen wollen. Deshalb betet Paulus, dass die Kolosser mit voller Erkenntnis erfüllt werden, die alle Weisheit und geistliches Verständnis umfasst. Weisheit ist das praktische Ergebnis von Wissen (siehe Jakobus 3:17), und dieses Wissen kann nicht von dem geistlichen Verständnis getrennt werden, das durch die vom Heiligen Geist geschenkte Unterscheidungskraft entsteht.
1:10 Zusätzlich zu der in V. 9 erwähnten vollen Erkenntnis des Willens des Herrn wünscht sich Paulus, dass die Kolosser dem Herrn würdig sind. Paulus wollte, dass die Kolosser so leben, dass sie angemessen widerspiegeln, was Gott für sie getan hat und in ihnen tut. „Gottes würdig sein“ ist ein Ausdruck, der in alten heidnischen Inschriften in ganz Asien vorkommt. Er zeigt, wie das Leben eines Menschen auf einer Waage gewogen wird, um seinen Wert zu bestimmen. Wenn diese Verehrer falscher Götter wussten, dass sie sich würdig verhalten mussten, dann sollten Christen ihr Leben dem lebendigen Gott widmen, um ihm zu gefallen.

Die Nelson Studienbibel

1:9 erfüllt mit der Erkenntnis seines Willens. Die einzige Möglichkeit, die falsche Lehre und die eitle Philosophie zu bekämpfen, die die Gesundheit der Kirche bedrohten, ist, mit der Erkenntnis von Gottes Willen erfüllt zu sein. Gottes Wille ist nicht etwas, das nur einige wenige Eliten kennen. Er ist offenbart und soll von allen Gläubigen erkannt werden. Die Erkenntnis des Willens Gottes steht im Gegensatz zu der von den Irrlehrern versprochenen Erkenntnis. In aller Weisheit und geistlichem Verständnis wird der praktische Gebrauch und die geistliche Einsicht in die Erkenntnis des Willens Gottes hervorgehoben. Das Wissen um Gottes Willen zeigt sich in der Fähigkeit, es in den Situationen des Lebens richtig anzuwenden.

1:10 Damit ihr würdig wandelt. Der ultimative Beweis dafür, dass du Gottes Willen kennst, ist, dass du so lebst, dass du Gott gefällst. Während die Versuchung, anderen zu gefallen, den Gläubigen auf Schritt und Tritt begegnet, ist es das Hauptziel der Christen, Gott zu gefallen.

Die Reformation Heritage KJV Studienbibel

Wissen … Weisheit … Verständnis. Man wird nicht dadurch gerettet, dass man mit solchem Wissen gefüllt ist, aber geistliche Krisen werden durch sein Fehlen verschlimmert. Von Christinnen und Christen wird erwartet, dass sie über die Grundlagen (Hebr 5,12.14) und die Beherrschung grundlegender Fakten hinauswachsen und mehr Einsicht in die göttliche Wahrheit gewinnen. Reifende Weisheit führt zu einer veränderten Beziehung zu Gott und zu anderen Menschen und bietet Schutz vor falschen Lehren.

1:10 Frucht bringen in jedem guten Werk. Er geht davon aus, dass die Christen als Gottes neue Schöpfung nach neuen Maßstäben leben werden, die der endgültigen Wiederherstellung der Güte der Schöpfung entsprechen, und das Verhalten, das die alte Menschheit kennzeichnet, aufgeben (vgl. 3,5-9). Paulus erwartet nicht nur, dass sie das Gute vom Bösen unterscheiden können, sondern auch, dass ihr verwandeltes Leben fruchtbare und nicht vergebliche Wirkungen zeitigt. Kann auch mit „durch die Erkenntnis Gottes wachsen“ wiedergegeben werden und drückt damit die Mittel aus, mit denen sie wachsen. Zu verstehen, wie Gottes Pläne für das Universum durch Christus und seinen Tod verwirklicht werden, ist entscheidend für das Verständnis, wie man leben soll.

NIV Biblical Theology Study Bible

Die meisten von uns wollen gute Frucht bringen (1,10), d.h. ein geistlich produktives Leben führen. Das Problem ist, dass viele Christen zwar von Gott hören und sein Buch mit sich herumtragen, ihn aber nicht wirklich kennenlernen, ihn nicht wirklich erleben. Suche Gott nicht nur am Sonntag für zwei Stunden auf. Sprich die ganze Zeit mit ihm. Und während du gehst oder fährst, „ob du isst oder trinkst oder was immer du tust“ (1. Korinther 10,31), bleibe am Ball. Du brauchst keine Mikrowellenerfahrung mit Gott, du brauchst eine Kochtopferfahrung mit ihm. Lass dich von ihm verwöhnen und hinterlasse im Leben anderer Menschen die Wirkung, die der Herr auf dich hatte.

Die Tony Evans Studienbibel

Frucht bringen: Paulus betet oft, dass Gott die Kolosser mit geistlicher Weisheit und einem tieferen Wunsch, im Glauben zu wachsen, segnet. Er möchte, dass sie den Vater mit ihrem Leben ehren und dem Geist erlauben, ungehindert in ihnen zu wirken (Gal 5,16-24; Phil 2,13).

The Ignatius Catholic Study Bible

Und die Erkenntnis des Willens Gottes wird als geistgewirkte Erkenntnis genannt, die bewirken soll, daß nach 10 die Kolosser würdig des Herrn wandeln, also in dieser Weise ihr Leben führen sollen. ἀγάπη und περιπατῆσαι ἀξίως τοῦ κυρίου sagen demnach Identisches aus. Damit ist auch Entscheidendes über das Wesen der Erkenntnis, der ἐπίγνωις bzw. der σύνεσις in 9 gesagt. Es ist, wie sich bereits zeigte, geistgewirkte, also geschenkte Erkenntnis; es ist aber, wie der Zusammenhang in 9 und 10 zeigt, auch eine Erkenntnis, die das gesamte Verhalten des Glaubenden und Hoffenden bestimmt. Es ist eine Erkenntnis, die den eigenen menschlichen Willen in Gottes Willen gegründet weiß.

Hübner – Handbuch zum Neuen Testament

Wo Erkenntnis des Willens Gottes geschieht, da verändert sich das Leben. Gottes Wille gestaltet unser Leben. Dafür bittet Paulus für die Kolosser, »dass ihr des Herrn würdig lebt«. Der Christ nennt sich nach Christus und deshalb wird sein Leben und Tun an diesem seinem »Herrn« gemessen. Welch eine Würde aber auch für uns Christen! Unser Vorbild, unser Beispielgeber ist unser Herr Jesus Christus selbst. Weniger tut’s nicht. Hier geht es nicht um eine allgemeine Humanität als Lebensregel, sondern um die göttliche Art, die sich jetzt und hier schon bei den Jüngern Jesu Christi ausprägen soll und kann. Jesus selbst sagt: »Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe« (Joh 13,15; vgl. auch Phil 2,5ff.; 1Petr 2,21). Er, unser Herr, ist unser Lebensmaßstab. »Würdig« meint deshalb »geziemend«, ganz wörtlich sogar »aufwiegend«, dass unser Leben gleichgewichtig wird wie das Leben unseres Herrn. Davor zucken wir zunächst zurück. Aber Paulus lehnt hier alle falsche Demut ab und greift nach der ganzen Gestaltung durch den Geist Gottes. Allzu schnell wird die Betonung meines »Sünder-Seins« zur lahmen Entschuldigung für meinen mangelnden Gehorsam und Eifer in der Nachfolge. Der Apostel sagt hier dasselbe wie sein Herr, denn Jesus sagt: »Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist« (Mt 5,48). Das steht nicht nur als unerfüllbare Forderung vor uns, an der wir zur »evangelischen Verzweiflung« kommen, sondern gerade das NT weiß etwas um das Fortschreiten in der Heiligung, das aber nicht als eigene Leistung, vielmehr als Wirkung des Heiligen Geistes am Glaubenden. Wer immer nur sein Versagen betont, denkt gering von der Kraft Gottes und hindert den Heiligen Geist.

Wo wir wie Jesus Christus leben – wo der Heilige Geist uns ihm gleichgestalten kann -, da wird die Fürbitte des Paulus Wirklichkeit, dass »ihr ihm in allen Stücken gefallt« (wörtlich »zu allem Wohlgefallen«). Dieses Urteil verkündete Gott öffentlich über Jesus: »Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe« (Mt 3,17 und Mt 17,5). So sollen auch seine Jünger unter dem »Gefallen« Gottes leben. Das griech. Wort meint eigentlich »passend, angefügt«. Ein geistdurchwirktes Leben in der Jesusnachfolge fügt mich ein in die Lebensgemeinschaft mit dem Herrn, paßt in den Heilsplan Gottes ein.
Es ist ein Leben – und darum bittet der Apostel weiter -, das »Frucht bringt in jedem guten Werk«. Wieder sagt der Apostel dasselbe wie sein Herr, der den Jüngern zuruft: »Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen, und euren Vater im Himmel preisen« (Mt 5,16; vgl. auch Ps 90,17; Joh 14,12; Apg 9,36; 26,20; Röm 13,3; 1Kor 3,13ff.; 2Kor 9,8; Eph 2,10; 1Thess 1,3; 2Thess 2,17; 1Tim 6,18; Tit 2,7; 3,1.8.14; 1Petr 2,12; Heb 10,2ff.; Jak 2,17; Offb 2,5). Damit sind nicht die »Werke des Gesetzes« (Röm 3,28) gemeint. Das sind menschliche Leistungen, aus Furcht getan, um vor Gott etwas vorweisen zu können. Die »guten Werke« des Christen sind gewirkte Werke, Früchte des Geistes, mit denen er freudig und gern den Willen seines Herrn tut. Darum sagt Paulus »fruchtbringend«. Der Baum bringt seine Früchte nicht als eigene Leistung, sondern weil ihm die Wurzeln Nahrung zuführen, die Sonne, Wind und Regen, Blätter und Blüten hervorbringen, Wind und Bienen bestäuben und so schließlich unter der Sonne die Frucht ausreifen kann. Nicht: der Baum bringt Früchte, vielmehr: am Baum werden Früchte gewirkt.

Nicht: der Christ tut gute Werke, vielmehr: am Christen wirkt der Geist Gottes Früchte, gute Werke. So sagt Jesus: »Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun« (Joh 15,5). Wir dürfen unsere Scheu vor guten Werken getrost ablegen. Sie sind die »zwangsläufige« Folge eines Lebens im Geist. Entschlossen sollen wir dagegen dem Selbstruhm auf »meine« guten Werke absagen und der Versuchung, solche gewirkten Werke als Verdienst Gott vorrechnen zu wollen. Gefährdend sind nicht die guten Werke für den Christen, sondern die ständige Versuchung, sie mir zurechnen zu wollen. Gilt doch aber schon in der Natur: Kein Baum frisst seine Äpfel selbst! Wie viel mehr gilt das im Christenleben. Die guten Werke sind Missions -Werke. Die Leute sollen sie sehen und unseren Vater im Himmel preisen. Wo sie uns preisen, geben wir das in Demut und Dank unserem Herrn weiter, denn ohne ihn können wir wirklich nichts tun.

Und Paulus bittet für die Kolosser, dass ihr »wachst in der Erkenntnis Gottes«. Wo ein Leben in der engsten Lebens – und Liebesgemeinschaft mit Jesus Christus Frucht bringt, da »wächst« es auch. Es nimmt zu, wird gemehrt und kräftig (so die griech. Wortbedeutungen). Es wächst zu Gott hin und in ihn hinein. »Erkenntnis« ist wieder im Sinn von »Lebensgemeinschaft« zu verstehen. Den Geliebten lerne ich immer besser kennen in immer engerer Gemeinschaft. So wird dem Christen Gottes Wesen, seine Liebe, sein Plan und sein Heilsziel immer deutlicher. Er wächst hinein, lässt sich hineinziehen in die immer umfassendere, vertrauende Liebesgemeinschaft mit Gott.

Gerhard Maier – Edition C

Macht euch weiter gegenseitig Mut und baut einander auf

Macht also einander Mut und helft euch gegenseitig weiter, wie ihr es ja schon tut.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Thessalonicher 5,11

Darum macht euch gegenseitig Mut und helft einander ´im Glauben` weiter, wie ihr es ja auch jetzt schon tut.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Thessalonicher 5:11

Deshalb ermutigt einander und unterstützt euch gegenseitig darin, so euer Leben aufzubauen! Genau das tut ihr ja schon.
Roland Werner – Das Buch – 1.Thessalonich 5,11

Diesen Vers hatten wir schon 2021 – dort auch weitere Gedanken…
Denn die Frage ist ja „WARUM?“ – denn der Vers fängt mit einem „darum“ bzw. „deshalb“ an. Wenn ich also glaube – mein ganzes Vertrauen darin setzte – dann werde ich auch meinen Mitbruder stärken, erbauen….

Die Thessalonicher werden dazu aufgefordert, auf jenes Ereignis vorbereitet zu sein, das über die Gottlosen völlig unerwartet hereinbrechen wird – den Tag des Herrn (V. 2.4). Paulus nimmt an, dass sowohl Christen als auch Nichtchristen zugleich wieder am leben sein werden, wenn dieser Tag anbricht.

Reformations-Studien-Bibel

Paulus möchte, dass die Thessalonicher die Belehrung über das Ende nutzen, um sich gegenseitig zu ermutigen und aufzubauen (siehe 4:18), und nicht, um Spekulationen über den Zeitpunkt der Rückkehr des Herrn anzuheizen.

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel

Die endgültige Erweckung, auf die alle Gläubigen warten, ist die Verwandlung dieser physischen Körper in geistige Körper in einer heiligen Metamorphose. Die Gläubigen in Thessaloniki hatten keine angemessene Lehre über das zweite Kommen Christi erhalten, und verschiedene eschatologische Missverständnisse hatten bei ihnen große Angst ausgelöst. Der Brief des Paulus beruhigte sie in Bezug auf die Wahrheit und ermutigte sie, nüchtern und wachsam zu sein und einander in Bezug auf diese erweckliche Wahrheit zu ermahnen.

The Revival Study Bible

Leben im Licht des kommenden Tages – 1 Thess 5:1–11
Grundsätzlich gilt, dass der Tag der Wiederkunft Jesu nicht vorher berechenbar ist. Paulus erläutert dies mit einer Anspielung auf das Gleichnis Jesu vom Dieb in der Nacht in Mt 24:43–44. Darum gilt es wachsam und nüchtern zu sein und ein Leben in Glauben, Liebe und Hoffnung zu führen (zum Bild von der Waffenrüstung in V. 8 vgl. Eph 6:14–17). Ein Wortspiel in V. 10 (schlafen = entschlafen sein) unterstreicht noch einmal, dass Gottes Heilshandeln an allen zum Ziel kommt, die sich ihm öffnen, ob sie beim Kommen Jesu noch leben oder schon gestorben sind.

Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel

Die Verfasser von Trostbriefen forderten ihre Leser manchmal auf, sich und andere zu »trösten« (Luther, Einheitsübersetzung, Schlachter, Zürcher, Menge), zu »ermuntern« (Elberfelder) bzw. einander gegenseitig »Mut zu machen« (Gute Nachricht). Auch das Judentum kannte die Vorstellung, dass die vom Eifer für Gott Erfüllten einander ermahnen, im Leiden und sogar im Tod fest zu bleiben ( 2.Makk 7,5 ), und die meisten Schriften der alttestamentlichen Propheten, in denen es anfangs stets um die schreckliche Zeit des Gerichts ging, enthielten auch Worte des Trostes und der Hoffnung für den gerechten Rest. Im Zusprechen der Hoffnung gipfelt denn auch die Aussage des Apostels über die Zukunft seiner Leser, die ja diesem Rest angehören.

Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Jehova schaut mit wachsamem Auge

Siehe, das Auge Jehovas ist gerichtet auf die, so ihn fürchten, auf die, welche auf seine Güte harren, um ihre Seele vom Tode zu erretten und sie am Leben zu erhalten in Hungersnot.
Elberfelder 1871 – Psalm 33,18–19

Da, SEIN Augenmerk ist
auf die ihn Fürchtenden,
die seiner Huld Harrenden,
ihre Seele vom Tode zu retten,
sie in Hungersnot am Leben zu halten.
Buber & Rosenzweig – Psalm 33:18–19

Siehe! Das Auge Jehovas ist auf die [gerichtet], die ihn fürchten,
Auf die, die auf seine liebende Güte harren,
Um vom Tod ihre Seele zu befreien
Und sie in Hungersnot am Leben zu erhalten.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Psalm 33:18–19

Nun gibt es ein Merkmal im Gesicht, das dabei eine ganz besondere Rolle spielt: die Augen. An über hundert Stellen spricht die Bibel von Gottes Augen. Das hebräische Wort für Auge ist ajin. Das Auge steht wesentlich für die Wahrnehmungsfähigkeit und den Blickkontakt. Gott sieht genau hin, er nimmt deutlich wahr. Seine Augen prüfen, was gut ist und was schlecht ist. Gott hat klaren Durchblick und behält stets den Überblick. Und Gott richtet seine Augen achtsam auf uns: „Siehe, des Herrn Auge achtet auf alle, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen, dass er sie errette vom Tode …“ (Psalm 33,18).

Faszination Bibel 3/2023

»Der HERR blickt vom Himmel«: Im Psalm 14 sagt David, dass Gott dann am Menschen nichts als Sünde sieht. Wir fragen uns, warum David hier nicht ebenso fortfährt. Die Ursache wird im vorangegangenen Vers gegeben: Da ist ein glückseliges Volk, das Gott sich zum Erbe erwählt hat. Da wir als seine Erwählten wissen, dass er uns mit Wohlgefallen ansieht, ist es uns ein großer Trost zu wissen, dass der Herr vom Himmel auf die Erde herabblickt. Er sieht uns, während wir ihn nicht sehen. Aus seiner Wohnung überblickt er das Tun »aller Menschenkinder«. Er lenkt ihre Schritte, er wehrt ihren Anschlägen; darum kann nichts und niemand dem Volk, das er sich zum Erbteil erwählt hat, schaden.

Benedikt Peters – Die Psalmen

Wir beten den Herrn an, weil wir uns seiner göttlichen Fürsorge sicher sind (V. 13-19). Er hat nicht nur ein Auge auf seine einzelnen Heiligen (32:8; 34:15; 1. Petrus 3:12), sondern er beobachtet „alle Menschenkinder“ und „all ihre Werke“. Er weiß, was die Heiligen tun und was die Sünder den Heiligen antun! Das Wort, das mit „schauen“ in Vers 14 bedeutet „genau hinschauen“. Wenn Gott schaut, sieht er nicht nur die Handlungen des Körpers, sondern auch die „Gedanken und Absichten des Herzens“ (Hebr 4,12). Er hat das menschliche Herz erschaffen, er versteht es besser als wir (Jer. 17:9), und er kennt unsere Beweggründe (11:4; 34:15; 2. Chron. 16:9). Das Herz eines Königs ist genauso wie das Herz eines jeden anderen Menschen, und kein Volk kann einen Krieg gewinnen, nur weil es eine große Armee und einen großen Vorrat an Waffen und Munition hat. Beim Exodus schaute Gott auf die große ägyptische Armee herab und vernichtete sie (Ex 14,24ff). Gott rettet sein Volk aus Gefahr und Tod, und er erhält es am Leben, wenn die Zeiten schwierig sind. Er sorgt für uns (1. Petrus 5,6-7).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

dessen Blick auf allen ruht Wenn der Herrn vom Himmel herabblickt, dann schaut er nicht nach denjenigen, die stark sind (V. 16), sondern achtet auf diejenigen, die ihn fürchten und ihre Hoffnung auf ihn setzen.

Reformations-Studien-Bibel

Auge des HERRN: Das ist ein besonders warmes Bild für Gottes Fürsorge für sein Volk. Gott wacht über alle Menschen, aber er schaut mit Freude auf die, die ihn fürchten und auf seine Barmherzigkeit hoffen

Die Nelson Studienbibel

ihn fürchten. Diese Furcht vor dem Herrn ist kein Schrecken, der die Menschen von ihm wegtreibt, sondern ein Vertrauen darauf, dass er all das ist, was er zu sein vorgibt, was zu demütiger Anbetung (V. 8) und Hoffnung auf seine Barmherzigkeit führt.

Die Reformation Heritage KJV Studienbibel

Das Auge steht in V. 18 an einer besonders wichtigen Stelle. Wörtlich heißt es „sieh das Auge“ und betont damit, dass Gott sein Volk genau beobachtet. Das ist sogar noch intensiver als die Beschreibungen in den Versen 13-15, denn der Herr hat eine Sorge um sein eigenes Volk, die im Vergleich zu den anderen Nationen einzigartig ist. Hier, wie auch in den vorherigen Versen, geht es nicht nur um sein Wissen, sondern auch um sein Handeln, um sein Volk zu retten und am Leben zu erhalten (es zu schützen).

CSB Studienbibel: Anmerkungen

Gottes Volk sollte sein Vertrauen auf den souveränen Gott setzen und nicht auf Menschen. Viele sind versucht, auf militärische Stärke und nationale Sicherheit zu vertrauen. Könige mögen Armeen aufstellen, Krieger Stärke und Geschicklichkeit entwickeln und Generäle Haudegen versammeln, aber ihre Stärke ist immer unbeständig. Gott richtet seine rettende Aufmerksamkeit auf diejenigen, die ehrfurchtsvoll auf ihn blicken und rechtschaffene Überzeugungen und Lebensstile pflegen, während sie auf seine Erlösung warten.

The NIV Grace and Truth Study Bible

In der ersten Hälfte dieses Psalms hat David uns aufgefordert, dem HErrn, unserm Gott zu singen, zu loben und zu danken, und zugleich angeführt, warum wir singen, loben und danken sollen, und das ist der Grund, daß wir Sein Volk und Erbe sind und Schafe Seiner Weide. Nun fährt er fort: Der HErr schauet vom Himmel, und stehet aller Menschen Kinder. Von Seinem festen Thron siehet Er auf Alle, die auf Erden wohnen. Er lenkt ihnen Allen das Herz, Er merket auf alle ihre Werke. Denket einmal über diese einfachen Worte nach, und dann antwortet mir: Giebt es wohl einen einzigen Menschen auf Erden, der das recht von Herzen glaubt? Ja, mit dem Munde glauben sie. Wenn sie gefragt werden: Glaubst du auch, daß Gott alle Menschenkinder sieht? so kriegt man ein „Ja“ zur Antwort. Glaubst du, daß Er von Seinem festen Thron sieht auf Alle, die auf Erden wohnen? Antwort: Ja, wie sollte ich nicht, weiß ich denn nicht, daß Gott allwissend ist? Aber während so mit dem Munde geantwortet wird, straft sie ihr ganzer Wandel Lügen; sieht man ihren Wandel an, so ist’s lauter Lüge und Maulglaube, und das ist doch gräßlich, daß allenthalben der Maulglaube regiert. Da sagt der Eine: Ich glaube, daß der HErr das Thun aller Menschenkinder sieht, und dann geht er hin und stiehlt; ein Anderer sagt dasselbe und legt sich in’s Hurenbett; der dritte sagt dasselbe, und bölkt auf der Straße, daß es scheint, als ob er Gott erst wach rufen müsse, damit Er merke, daß solch ein Schlingel auch da ist. Das vergessen alle Christen, daß Gott der Allwissende ist, und Keiner ist davon ausgenommen, auch ich nicht; immer, jeden Tag müssen wir wieder daran erinnert werden, daß Gott das Thun aller Menschenkinder sieht. Es giebt keinen Tag, wo nicht auch der wahre Christ es tausend Mal vergißt, und darum oft und viel sündigt. Welch eine Menge sündlicher Worte würden nicht gesprochen, wie viel sündliche Werke nicht geschehn, wie viel böse Gedanken mit der Wurzel aus dem Herzen ausgerottet werden, wenn der Mensch glaubte, daß Gott wirklich Alles sieht und weiß, auch das Wort, noch ehe es gesprochen wird. Aber der Maulglaube, wobei gar nicht einmal der ernste Wille ist, vor dem allmächtigen Gott allezeit zu wandeln, wird am jüngsten Tage den meisten Christen den Hals brechen. Aber welch ein köstliches Wort ist es für den wahren Christen: Der HErr weiß, was wir denken, reden und thun. Bin ich ein wahrer Christ, so will ich nicht sündigen, Gott weiß es, das Greulichste der Greuel ist mir die Sünde; und je mehr ich mir das nun vorhalte: Der HErr stehet und begleitet dich auf allen deinen Wegen, desto mehr werde ich vor der Sünde behütet und hasse sie. Dazu habe ich als wahrer Christ das sehnsüchtige Verlangen, mit meinem Gott in stetem Umgange zu leben; nun weiß ich, Er sieht allezeit aller Menschen Kinder, also jede Minute steht mir der Zugang zu Ihm offen. Ferner: Ich will Ihm gar zu gern Freude machen, da steht Er mir denn eben bei, denn Er sieht mich jeden Augenblick. Dazu habe ich mit tausend Feinden zu kämpfen, mit Satan, Welt und allen Gottlosen, und oft steht man allein, von allen verlassen, in diesem Kampf, so daß man in solchen Zeiten seinen nächsten Freund nicht trauen kann; aber das ist für den wahren Christen nichts, denn er kann sprechen: Der HErr schauet vom Himmel und stehet aller Menschen Kinder. Ist des allmächtigen Gottes Auge auf mich gerichtet, was will mir thun das Brüllen und Toben der Feinde? Ich kann mit Luther singen: Ein‘ feste Burg ist unser Gott, ein‘ gute Wehr und Waffen rc. und ob die Welt voll Teufel war und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es muß uns doch gelingen. Denn habe ich Gott, den Allwissenden, bei mir, was will mir denn ein Heer thun, das sich wider mich legt?

Ludwig Harms – Der Psalter

Wer vertrauenswürdig ist, kann etwas für sich behalten

Wer als Verleumder (O. Ausplauderer) umhergeht, deckt das Geheimnis auf; wer aber treuen Geistes ist, deckt die Sache zu.
Elberfelder 1871 – Sprüche 11,13

Wer mit Klatschkram umherzieht, offenbart auch Geheimnis,
aber wer treuen Geistes ist, hält die Sache verhüllt.
Buber & Rosenzweig – Sprüche 11,13

Die Verläumdung schleicht umher, um Geheimnisse aufzudecken; aber wer verlässigen Sinnes ist, verdeckt die Sache.
van Ess 1858 – Sprüche 11:13

Ein doppelzüngiger Mann tut Beschlüsse in der Versammlung kund,
ein Verlässlicher aber verbirgt dem Atem die Angelegenheiten.
Septuaginta Deutsch – Sprüche 11:13

Wer klatschsüchtig ist, wird auch anvertraute Geheimnisse ausplaudern; ein zuverlässiger Mensch schweigt.
Hoffnung für alle – 1996 – Sprüche 11:13

Wie kann man jemandem vertrauen, der sich verpflichtet fühlt, alles was wichtig ist, „der Gemeindeleitung“ weiterzusagen? Wie kann man „echte Freunde haben“, die nur dann „Freunde sind“, wenn man mit ihm im „selben Club“ mit ihnen ist?

MARIA arbeitet als medizinisch-technische Assistentin in einem Krankenhaus. Sie ist verpflichtet, was sie beruflich erfährt oder beobachtet, als Berufsgeheimnis zu wahren. Auch muß sie dafür sorgen, daß schriftliche Unterlagen und andere Informationen über Patienten nicht an unbefugte Personen weitergegeben werden. In dem Land, in dem sie wohnt, gibt es ein Gesetz, das die Weitergabe von vertraulichen Informationen über Patienten regelt.
Eines Tages saß Maria in einer Zwickmühle. Als sie Krankenberichte bearbeitete, stieß sie auf eine Information, die besagte, daß eine Patientin, eine Mitchristin, eine Abtreibung vornehmen ließ. Hatte sie die biblische Verpflichtung, diese Information an die Ältesten ihrer Versammlung weiterzugeben, obwohl sie dadurch in die Gefahr geriet, ihre Stelle zu verlieren, gerichtlich belangt zu werden oder ihrem Arbeitgeber rechtliche Schwierigkeiten zu bereiten? Oder würde Sprüche 11:13 es rechtfertigen, die Sache geheimzuhalten? Dieser Text lautet: „Wer als Verleumder umhergeht, deckt vertraulich Gesprochenes auf, wer aber treuen Geistes ist, deckt eine Sache zu.“ (Vergleiche Sprüche 25:9, 10.)

Die Umstände können ganz verschieden sein. Es ist daher unmöglich, eine feste Regel aufzustellen, an die es sich in jedem Fall zu halten gilt, so als müßte jeder ein solches Problem in der Weise lösen, wie Maria es getan hat. Jeder Christ, der sich je in einer derartigen Situation befindet, muß alle damit zusammenhängenden Faktoren erwägen und eine Entscheidung treffen, bei der er biblische Grundsätze sowie eventuelle rechtliche Konsequenzen berücksichtigt und bei der er ein gutes Gewissen vor Jehova hat (1Timotheus 1:5, 19). Handelt es sich um unbedeutende Sünden, um Sünden, die mit der menschlichen Unvollkommenheit zusammenhängen, dann gilt der Grundsatz: „Liebe deckt eine Menge von Sünden zu“ (1Petrus 4:8). Sieht es jedoch so aus, als ob eine schwerwiegende Verfehlung vorliege, sollte dann ein loyaler Christ aus Liebe zu Gott und zu seinem Mitchristen die Verfehlung aufdecken, so daß dem eventuellen Sünder geholfen werden kann und die Versammlung rein bleibt?

Wachtturm – 1.September 1987

Ein weiser Spruch lautet: „Wer als Verleumder umhergeht, deckt vertraulich Gesprochenes auf, wer aber treuen Geistes ist, deckt eine Sache zu“ (Sprüche 11:13). Heißt das, daß es Verleumdung wäre, wenn du von einer schwerwiegenden Sünde berichtest, die jemand im geheimen begeht oder begangen hat und von der du Kenntnis hast? Nein. Natürlich solltest du nicht darüber schwatzen. Du solltest mit dem Übeltäter sprechen und ihn auffordern, die Hilfe der Ältesten zu suchen (Jakobus 5:13-18). Wenn er das nicht innerhalb einer vernünftigen Zeit tut, sollte dich die Sorge um die Reinheit der Versammlung bewegen, den Ältesten von der Angelegenheit zu berichten ( 3Mose 5:1).

Wachtturm – 15.Oktober 1989

Sind das wirkliche Freunde?
Schauen wir uns andere Kommentare dazu an:

Der Vers 13a wird in 20,19 (fast) wörtlich wiederholt (siehe auch 10,18 und Ps 15,3). Wer andere verachtet, der hasst sie, und er wird sich nicht scheuen, sie zu verleumden. »Wer als Verleumder umhergeht«, hôlêk râkîl, ist gemäß 3. Mose 19,16 ein Brudermörder. râkîl ist gebildet vom Verb râkal, das als Partizip rôkel den »Krämer, Händler« bezeichnet (Hes 27,3; Nah 3,16). Der Verleumder ist jemand, der, wie Buber übersetzt, »mit Klatschkram umherzieht«. Er »deckt das Geheimnis auf«, also Dinge, die nicht alle wissen sollen. Doch gerade etwas weiterzureichen, was die meisten nicht wissen, bereitet gewissen Menschen besondere Lust. Welch erbärmliche Ware breiten sie vor den Leuten aus, und wie erbärmlich, dass sie immer Leute finden, die sie ihm abkaufen. Wer Verleumdung ausbringt, ist ein Tor (10,18b), und wer Verleumdung aufnimmt, ebenso. »Verleumderisch« und »Verleumder« ist auf Griechisch diabolos, »Teufel«; Frauen und Männer, die sich hergeben, andere zu verleumden (1Tim 3,11; 2Tim 3,3), heißen Teufelinnen bzw. Teufel (siehe Auslegung zu 19,5).
Wer »treuen Geistes« ist, ist jemand, der Gott fürchtet, und wer Gott fürchtet, verabscheut Verleumdung. Er liebt den Nächsten und »deckt die Sache zu« (siehe 10,12; 17,9; 1Petr 4,8).

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche

V. 13 – »Wer als Verleumder umhergeht, deckt das Geheimnis auf«: »Hier wird ein weiteres Vergehen an der Liebe gerügt. Das Evangelium betrifft nicht nur unsere privaten Interessen, sodass wir keinerlei Mitgefühl für unseren Bruder zu zeigen hätten. Wir sind vielmehr eingebunden in eine alle umfassende Bruderschaft der Liebe. Darum wird der Verleumder [Englisch: talebearer = Ausplauderer oder Zuträger], der mit dem Namen und dem Ansehen seines Bruders hausieren geht und Skandalgeschichten feilbietet, verurteilt – sei es, dass er dabei seinen eigenen Nutzen sucht, sei es aus bloßem Mutwillen. Es ist keine ungefährliche Sache, in die Hörweite eines solchen Mannes zu geraten, der rücksichtslos und gedankenlos mit dem Wohl seiner Brüder spielt (Spr 16,28; 26,22). Denn so leichthin dieser die Geheimnisse deines Nächsten dir gegenüber enthüllt, verrät er dein Inneres einem anderen. Alle Bande des Vertrauens und der Freundschaft werden auf diese Weise zerrissen. Solchen gegenüber verschließe man tunlichst Ohr und Mund. Wenn kein Gefäß da ist, das seine verwerfliche Ware aufnehmen will, werden seine Worte auf den Boden fallen und verwehen.
Der Ausplauderer pirscht nach Familiengeheimnissen. Enthüllungen sind ihm wahre Leckerbissen. Jeder Skandal ist ihm ein Kleinod. Ein Streit, der geschlichtet wird, bevor er dazu kam, ihn zu enthüllen, ist ihm eine Enttäuschung. Vertraut ein Freund dir die Ängste seiner Seele an, dann bereite ihm nicht den Schmerz, hören zu müssen, wie die zu dir im Vertrauen gesprochenen Worte aus deinem Mund purzeln. Es ist für unseren Frieden von großem Gewicht, dass unsere Mitbrüder treuen Geistes sind, die man nicht bei jeder Gelegenheit an ihre Schweigepflicht erinnern muss; die unseren Interessen so ergeben sind wie den eigenen; die sich eher weigerten, sich etwas anvertrauen zu lassen, als es zu verraten; deren Busen ein sicherer Verwahrungsort ist. Unbezahlbar ist ein solcher Freund, aber in unserer verlogenen Welt wahrlich selten (Spr 20,6). Zu christlicher Glaubwürdigkeit gehört ein verlässlicher, ein treuer Geist. Wo er gewohnheitsmäßig fehlt, stellt sich die ernste Frage, ob der Geist Christi nicht vollständig fehle« (Charles Bridges, The Book of Proverbs).

V. 13 – »Der ist ein Narr, wenn nicht ein Schurke, der gestohlenes Gut an sich nimmt. Aufs Verleumden so gut wie aufs Rauben passt das Sprichwort: ›Der Hehler ist wie der Stehler.‹ Gäbe es keine begierigen Abnehmer für üble Nachreden, so würde der Handel mit solcher Ware bald ein Ende haben. John Trapp sagt: ›Der Zuträger [talebearer] hat den Teufel auf seiner Zunge, und wer den Reden klatschsüchtiger Leute lauscht [talehearer], hat ihn im Ohr.‹« (Spurgeon in seiner Auslegung zu Ps 15,3).

V. 13b – »Ich glaube, unter dem Anschein der Ehrlichkeit wird hier etwas als ›natürlich‹ ausgegeben, was doch im Grunde ein Symptom der Sünde ist; es ist wirklich ganz analog dem offenen Reden über sexuelle Dinge. ›Wahrhaftigkeit‹ heißt eben doch nicht, dass alles, was ist, aufgedeckt wird. Gott selbst hat den Menschen Kleider gemacht, d. h. in statu corruptionis sollen viele Dinge im Menschen verhüllt bleiben, und das Böse, wenn man es schon nicht ausrotten kann, soll jedenfalls verhüllt werden; Bloßstellung ist zynisch; und wenn der Zyniker sich auch besonders ehrlich vorkommt oder als Wahrheitsfanatiker auftritt, so geht er doch an der entscheidenden Wahrheit, nämlich dass es seit dem Sündenfall auch Verhüllung und Geheimnis geben muss, vorbei« (Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, Hrsg. E. Bethge, München und Hamburg: Siebenstern Taschenbuch Verlag, 1964, S. 87).

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche

In Abwandlung von Vers 12 weist dieser Vers darauf hin, dass die Pflege von Vertrauen Beziehungen stärkt, aber das Geschwätz eines Narren sie zerstört.

The Reformation Study Bible

Ein treuer Freund verbirgt heikle Dinge, die ein untreuer Mensch offenbart. „Die Liebe deckt eine Vielzahl von Sünden zu“ (siehe 10:12; Jakobus 5:20; 1 Petr. 4:8).

Die Nelson Studienbibel

Dies ist ein Nachwort zu den Versen 9-12. Jemandem, der verleumdet, kann man in privaten Angelegenheiten nicht trauen. Wer dagegen im Geiste vertrauenswürdig ist, weiß, wann er etwas vertraulich behandeln muss. Man sollte vorsichtig sein, mit welchen Menschen man vertrauliche Dinge teilt.

Die ESV Studienbibel

eine vertrauenswürdige Person. Jemand, der loyal und treu gegenüber den Interessen anderer ist. ein Geheimnis bewahrt. Gibt keine sensiblen Informationen preis, auch nicht vor Gericht (25:9).

NIV Biblische Theologie Studienbibel

„Wer als Schwätzer umhergeht, verrät Geheimnisse“
(Spr 11,13);

Daher sagt Ben-Sira in seiner unverblümten, aber pointierten Art (man verzeihe mir das Oxymoron):
„Hast du eine Sache gehört? Lass es mit dir sterben;
Sei guten Mutes – es wird dich nicht zerbrechen!“

Judentum und Christentum – das Zeitalter des Übergangs

Ihr dürft in meinem Namen um alles bitten, und ich werde eure Bitten erfüllen, weil durch den Sohn der Vater verherrlicht wird.

Und was irgend ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, auf daß der Vater verherrlicht werde in dem Sohne
Elberfelder 1871 – Johannes 14,13

Worum ihr in meinem Namen bitten werdet, das werde ich euch geben, damit durch die Taten des Sohnes die Herrlichkeit des Vaters sichtbar wird. ( Wörtlich: Und was irgend ihr bittet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater durch den Sohn verherrlicht werde )
Hoffnung für alle – 1996 – Johannes 14:13

Um was ihr dann in meinem Namen bittet (- d.h. nicht nur: um was ihr «unter Berufung auf mich» o. «in meinem Sinne», sondern vor allem: um was ihr «in geistlicher Einheit und voller Gemeinschaft mit mir» bittet. -), das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde in dem Sohne (- d.h. in dem Tun des Sohnes.++ -) !
Ludwig Albrecht – Johannes 14,13

Johannes 14 hatten wir ja schon öfter: also Vers 12und Vers 16 aber auch Vers 2 Vers3Vers 6Vers 6 , Vers 26 , Vers 27.

Der erste ist Johannes 14,13: Und alles, was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn.

In diesem Vers ist das Gebet direkt mit der Ausführung der Tätigkeit verbunden. Es gibt einen Konditionalsatz: Wir können unsere Gebete nur erhört bekommen, wenn wir im Namen Jesu beten.

Arnold Fruchtenbaum – Bestandteile und Inhalt des Gebets

«Was irgend ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun», verheisst der Herr (Vers 13). «In meinem Namen» ist nicht eine blosse Formel, sondern die Voraussetzung, dass Er mit unseren Bitten einverstanden sein kann. Unser Gebet wird dann zum Gebet des Herrn Jesu, auf das wir unweigerlich Antwort bekommen werden. Nicht nur, weil Er uns liebt, sondern in erster Linie, weil es um die Verherrlichung des Vaters geht. Könnte es einen vorzüglicheren Beweggrund geben?

Jean Koechlin – Ährenlese im Neuen Testament Johannes

In meinem Namen (V. 13 – 14) ist keine Zauberformel oder Beschwörung. Doch die Gebete der Gläubigen in ihrer Funktion als Stellvertreter Christi, die sein Amt fortführen, werden erhört werden. Diese Lehre führte Johannes in seinem ersten Brief näher aus. Er schrieb: „Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen … erhalten (wir), was wir von ihm erbeten haben“ (1Joh 5,14-15). In Jesu Namen um etwas zu bitten bedeutet, mit der Bitte im Einklang mit Jesu Willen zu stehen (vgl. „in meinem Namen“ in Joh 15,16;16,23-24.26). Manche Handschriften enthalten hier noch den Zusatz „mich“ (um was ihr mich bitten werdet), was wahrscheinlich korrekt ist. Die Gebete im Neuen Testament sind normalerweise an Gott Vater gerichtet, doch es finden sich auch Gebete an Gott Sohn (z. B. das Gebet des Stephanus an den „Herrn Jesus“; Apg 7,59). Das Ziel der erhörten Gebete ist es, den Vater zuverherrlichen. Auch das „Frucht-Bringen“ ist letztlich eine Verherrlichung des Vaters (Joh 15,8).

Walvoord Bibelkommentar

»Und was ihr in meinem Namen bittet, das werde ich tun« (V. 13). Dieser Vers ist außerordentlich wichtig. Er enthält drei kardinale Aussagen: 1. Die Gebete der Jünger werden erhört. Statt »was ihr bittet« kann man sogar übersetzen: »alles, was ihr bittet« (so z. B. Einheitsübersetzung, Schnackenburg). Das stimmt völlig mit den Synoptikern überein (vgl. Mt 7,7ff.; Mt 21,22; Mk 11,24; Lk 11,5ff.). 2. Die Jünger sollen im Namen Jesu beten (»in meinem Namen«). Das ist Vollmacht und Grenze zugleich. Die Vollmacht besteht darin, dass Jesus seinen wunderbaren Namen zur Verfügung stellt, dass sie unter dessen Schutz und Wirkung zum Vater kommen. Wer in der Vollmacht Jesu betet, braucht keine Fürbitte der Heiligen oder Verstorbenen mehr. Wie ein bestimmter Name bei der Bank allen Kredit ermöglicht, so öffnet sich im Namen Jesu der Zugang zum Vater. Die Grenze besteht darin, dass man im Namen Jesu nichts Gottwidriges oder Unbilliges erbitten kann. Wer Gott aufgrund von Joh 14,13 in einen Automaten oder bedingungslosen Jasager verwandeln will, scheitert. Darum müssen wir uns im Gespräch mit Gott immer wieder prüfen: kann ich das wirklich im Namen Jesu beten? (Vgl. 1 Joh 5,14.) 3. Jesus wird nach dem Gang zum Vater selbst zum Schenkenden. V. 13 enthält ja eine große Überraschung.

Statt dass es heißt: »das wird der Vater tun«, heißt es: »das werde ich tun«! Nur der versteht diesen Ausspruch, der begriffen hat, dass Jesus Gott ist und mit dem Vater eins ist (vgl. V. 9ff.). Gerade diese innere Einheit halten ja die letzten Worte von V. 13 fest: »damit der Vater im Sohn verherrlicht wird.« Was Jesus auf Erden tat – nämlich den Vater verherrlichen – das setzt er im Himmel fort. Und zwar gerade dadurch, dass er als der Sohn die Bitten der Jünger aufnimmt und beantwortet. …

Gerhard Maier – Edition C

Die vierte Verheißung ist, dass Jeschua Gebete erhören wird (Johannes 14,13). Mit diesen Worten hat Jeschua eine neue Grundlage für das Gebet geschaffen: zu beten und zu bitten in seinem Namen. Dies war nicht als Ritual gedacht, jedes Gebet mit „In Seinem Namen beten wir“ zu beenden (obwohl es nicht falsch ist, dies zu tun). In Jeschuas Namen zu bitten bedeutet, auf der Grundlage Seiner Autorität, um Seinetwillen und aufgrund der Beziehung des Gläubigen zu Ihm zu bitten. Was ein Gläubiger in Seinem Namen bittet, das wird Jeschua tun.

Wenn man alle anderen Verse über das Gebet ignoriert, ist es leicht, diesen Vers zu nehmen und zu lehren, dass, wenn ein Gläubiger etwas in Jeschuas Namen bittet, sein Gebet automatisch bejaht wird. Es ist jedoch wichtig, sich an die Gesamtheit der biblischen Lehre über das Gebet zu erinnern. Eine dieser Lehren ist, dass Gott jedes Gebet im Namen Jeschuas beantworten wird, das durch Glauben in Übereinstimmung mit seinem Willen ausgeübt wird. Manchmal werden Gebete nicht bejaht, nicht wegen eines Mangels an Glauben oder weil man falsch gebetet hat, sondern weil es nicht dem Willen des Vaters entsprach. Schließlich weiß der Vater am besten Bescheid. Er kann das Ende vom Anfang her sehen. Er kennt die zukünftigen Folgen der Bitte, und Er weiß, ob ein solches Gebet bejaht werden soll oder nicht. Jeschua hat versprochen, alle Gebete in seinem Namen zu erhören, die mit dem Willen des Vaters übereinstimmen (1 Johannes 5,14). Das göttliche Motiv für die Erhörung von Gebeten ist, dass der Vater im Sohn verherrlicht wird (Johannes 14:13); daher muss es in Übereinstimmung mit seinem Willen sein.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

alles, worum ihr dann in meinem Namen bittet Dies ist keine Garantie dafür, dass Gott alles tun wird, worum wir ihn bitten, wenn wir zu unseren Gebeten lediglich die Worte „in Jesu Namen“ hinzufügen. In Christi Namen zu beten, bedeutet, sich mit der Absicht Christi soweit zu identifizieren, dass sich unser Wille mit dem Willen Gottes im Einklang befindet (15,7; vgl. Mt 6,10; 1.Joh 5,14). Diejenigen, die nicht empfangen, worum sie konkret gebeten haben, sind oft erstaunt über eine andere, aber bessere Antwort – und ein „Nein“ ist manchmal die beste Antwort überhaupt (2.Kor 12,7–10; s. theol. Komm.: Das Gebet; Lk 11).

damit durch den Sohn die Herrlichkeit des Vaters offenbart wird Die enge Beziehung zwischen den einzelnen Personen der Trinität spiegelt sich in der Lehre Jesu über das Gebet wider.

Reformations-Studien-Bibel

In Jesu Namen zu beten bedeutet, auf eine Art und Weise zu beten, die seinem Charakter und seinem Willen entspricht (der Name einer Person stand in der Antike dafür, wie die Person war); es bedeutet auch, in der Autorität Jesu zu Gott zu kommen. Wahrscheinlich sind hier beide Bedeutungen gemeint. Der Zusatz „in Jesu Namen“ am Ende eines jeden Gebets ist weder notwendig noch falsch. Ein wirksames Gebet muss um das bitten und wünschen, woran Jesus Freude hat. Siehe auch die Anmerkung zu 1. Johannes 5,15.

Die ESV Studienbibel

bittet in meinem Namen. Der Name Christi ist eine Abkürzung für Gottes Herrlichkeit, die sich in Christus durch das Evangelium offenbart hat, dem Gegenstand des rettenden Glaubens (1:12; 3:18; 12:28; 17:6, 26; 20:31). Im Namen eines anderen zu handeln, bedeutet, dies als jemand zu tun, der von ihm gesandt oder bevollmächtigt wurde (V. 26; 10:25). In Jesu Namen zu beten (15:16; 16:23-24, 26) bedeutet also, sich durch den Glauben an Christi Person und sein Erlösungswerk an Gott zu wenden, als diejenigen, denen der Vater das Recht gegeben hat, unsere Bitten mutig vorzutragen, weil sein Sohn sie erfüllt.

Die Reformation Heritage KJV Studienbibel

In Christi Namen zu beten bedeutet nicht einfach, den Satz „In Jesu Namen beten wir“ an das Ende eines Gebets zu hängen. In seinem Namen zu beten, bedeutet vielmehr, nach seinem Willen zu beten. Genauso wie ein Abgesandter eines Königs nur dann im Namen des Königs spricht, wenn er das sagt, was der König von ihm erwartet, können auch wir nur dann im Namen Christi beten, wenn wir so beten, wie er es will. Es geht hier nicht darum, Gott dazu zu bringen, unseren Willen zu tun, sondern darum, dass wir lernen, richtig zu beten, nach Gottes Willen (Mt 6,10).

Die orthodoxe Studienbibel

Kommt zu Gott, und Gott wird euch entgegenkommen.

Nahet euch (Eig Habet euch genaht; so auch nachher: Habet gesäubert usw.) Gott, und er wird sich euch nahen. Säubert die Hände, ihr Sünder, und reiniget die Herzen, ihr Wankelmütigen. (O. Doppelherzigen)
Elberfelder 1871 – Jakobus 4,8

Sucht Gott mit allem, was ihr habt! Geht zu ihm, kommt ihm nahe! Dann wird er auch zu euch kommen. Wascht den Dreck von euren Händen! Und wascht eure Gedanken und eure Seele, haltet euer Innerstes sauber, bringt euer Leben in Ordnung! Damit meine ich vor allem die Leute, die sich nicht wirklich entscheiden können.
VolxBibel – Jakobus 4:8

Kommt ihr Gott näher, so wird Er auch euch näher kommen. Säubert eure Hände, ihr Sünder, und reinigt eure Herzen, ihr Menschen mit den zwei Seelen in einer Brust. Fühlet eure Not, trauert und wehklaget!
Johannes Greber – 1936 – Jakobus 4,8

Welche praktischen Schritte will ich heute gehen, um Gott näher zu kommen?

Wenn wir die Vorbilder aus der Vergangenheit betrachten, die uns Gott vor Augen hält, stellen wir fest, daß jene Glaubensmänner ‘mit Gott wandelten’, und sie taten es mit ganzem Herzen. Sie folgten dem Weg der Wahrheit. Sie benötigten keine schriftliche Richtschnur, die ihnen jede Bewegung vorschrieb. Wegen ihrer Liebe zu Gott genossen sie Gottes Gunst und wurden von ihm auf dem Weg, den sie gingen, geleitet, so daß sie nicht strauchelten und so fielen, daß sie sich nicht mehr erheben konnten. Wenn wir uns Jehova nahen, wird er sich uns nahen. (Jakobus 4:8) Um dies zu tun, müssen wir sein Wort studieren. Es enthält eine Fülle von Weisheit. Der Sprücheschreiber personifizierte die Weisheit sogar und ließ sie folgendes sagen: „Ich liebe, die mich lieben; und die mich früh suchen, werden mich finden. Reichtum und Ehre sind bei mir, bleibendes Gut und Gerechtigkeit. Meine Frucht ist besser als feines Gold und gediegenes Gold, und mein Ertrag als auserlesenes Silber. Ich wandle auf dem Pfade der Gerechtigkeit, mitten auf den Steigen des Rechts; um die, die mich lieben, beständiges Gut erben zu lassen, und um ihre Vorratskammern zu füllen. — Sprüche 8:17-21.

Wachtturm - 1.Oktober 1970

Die einzige Möglichkeit, dem Teufel zu widerstehen, besteht darin, sich Gott zu unterwerfen und sich ihm zu nähern (vgl. 1. Korinther 10,13). Satan wird besiegt werden und fliehen müssen, so wie er es vor Christus getan hat (Lk 4,13).

4:8b-9 Reinigen und läutern sind alttestamentliche Begriffe für rituelle Reinheit (z. B. die Priester am Bronzebecken, Ex 30:18) und ethische Reinheit. Das Schmunzeln zeigt, wie lässig die Leser von Jakobus mit ihrer Sünde umgingen. Die einzig angemessene Reaktion auf Gottes bevorstehendes Gericht ist es, jämmerlich zu sein, zu trauern und zu weinen, wie es im Alten Testament häufig vorkommt (z. B. Jes 15,2; 22,4; Jer 6,26).

Die ESV Studienbibel

Komm Gott nahe: Dies ist die Sprache der Freundschaft (2,23) und der Loyalität (1,6-8). – Wascht eure Hände … reinigt eure Herzen: Die Sprache der zeremoniellen Reinigung wird auf die innere Reinheit der eigenen Handlungen und Absichten angewandt (vgl. Markus 7,1-23).

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel

Nähert euch Gott. Nähert euch ihm; das bedeutet nicht, dass der Mensch den ersten Schritt zur Errettung macht, sondern beschreibt eine vom Geist gewirkte Reaktion auf Gottes Wort. Reinigt eure Hände … läutert eure Herzen. Buße über innere und äußere Sünden (Ps 24,3-4). doppelgesinnt. Siehe 1,8.

Die Reformation Heritage

„Nähert euch Gott, und er wird sich euch nähern“. Zunächst sehen wir, dass der Text nicht nur eine Einladung ist, sondern ein Befehl. Wir müssen ihm gehorchen. Wir brauchen keine Angst zu haben, dass wir ein Eindringling sind, wenn Gott in Ausübung seiner gnädigen Souveränität zu uns sagt: „Komm!“ Beachte außerdem, dass er uns nicht zu sich rufen würde, wenn es keinen Weg gäbe, auf dem wir kommen könnten. Einst war eine große Kluft zwischen uns und Gott, aber Jesus hat diese schreckliche Kluft überbrückt. Komm also näher. Der Weg zu Gott ist offen für alle, die an Jesus glauben. Beachte schließlich die ermutigende Verheißung. Es ist nicht die Rede davon, dass er uns verstößt, verschmäht oder zurückweist. Wir werden gnädig aufgenommen und frei geliebt. Die Verheißung ist nachdrücklich: „Er wird sich dir nähern.“

The Spurgeon Study Bible

Dieser Vers sagt, wie wir in unserem Kampf mit dem Teufel den Sieg davontragen können. Im vorhergehenden Vers sollten wir dem Teufel widerstehen, d.h. uns von ihm distanzieren, doch jetzt sollen wir Gott nahen. In der gesamten Schrift gibt es zahlreiche Verse, die uns ermuntern, Gott zu nahen, damit wir mit Seiner Stimme vertraut sind. Beim ersten Anlaß, bei dem wir Ihn wirklich kennenlernten, wurde uns das Heil zuteil. Dies war der erste Schritt, doch nun werden wir ermahnt, ständig herzuzutreten und festzustellen, daß wir stets freudig erwartet werden. Würde Er Sich uns sonst nahen? Dies unterscheidet sich so sehr vom Geschehen am Sinai, als das Volk Israel (Gottes irdisches Volk) Abstand wahren mußte. Was uns eingeschärft wird, ist eindeutig: „Nahet euch“. Dies ist eines der Vorrechte, die jedem Heiligen dieser Haushaltung gehören. Wir brauchen auf Erden keinen Pastor, Priester oder anderen Geistlichen, sondern haben direkten und unmittelbaren Zugang zu Gott. Dessen sollten wir uns besonders dann bewußt sein, wenn wir vom Teufel bedrängt werden. Die Tatsache, daß sich Gott uns naht, ist überaus tröstlich, wenn wir angegriffen werden. Er ist Sonne und Schild, gibt Gnade und Herrlichkeit (Ps 84). Seine Gegenwart bringt auch Anforderungen mit sich: „Säubert die Hände“, d.h. macht sie bereit und brauchbar für Gott. In Ps 24 war Reinheit ein Erfordernis für den Dienst des Hauses Gottes, und das gilt auch heute: Wir müssen Hände haben, die nicht von Sünde beschmutzt sind. Die Tatsache, daß Jakobus die Bezeichnung „Sünder“ gebraucht, könnte daran denken lassen, daß sie in Sünde verstrickt und von ihr beschmutzt waren, so daß sie das Wasser des Wortes benutzen mußten. Sie mußten zum Wasserbad im Wort kommen, damit sie in die Lage versetzt wurden, heilige Hände aufzuheben (1Tim 2,8). Der Hinweis auf unsere Hände deutet auf das hin, was von anderen gesehen werden kann. Dann wendet sich Jakobus dem inneren Menschen zu und fordert Reinheit des Herzens. Das Herz ist der Sitz unserer Regungen einschließlich unserer Liebe, die rein sein muß. Wenn unser Herz hart geworden ist oder unsere Gefühle fehlgeleitet sind, sollten wir die eindringliche Mahnung beachten. Drittens darf unser Geist, der Sitz intellektueller Fähigkeiten, nicht fleischlich ausgerichtet sein. Vielmehr gilt: „Alles, was wahr … ehrbar … gerecht … rein … liebenswert … wohllautend ist … irgendeine Tugend und … irgendein Lob, das erwägt“ ( Phil 4,8 Rev. Elberf). Daher dürfen wir nie auf beiden Seiten hinken. Wer in Gottes Gegenwart tritt, gleicht einem Priester, der vom Opferaltar zum Becken und von dort in das Haus der Gegenwart Gottes geht. Hände, Herz und Geist befinden sich ausnahmslos in einem der Gegenwart Gottes angemessenen Zustand: drinnen das reine, von Liebe erfüllte Herz – für Menschen unsichtbar, aber von Gott im Verborgenen beurteilt; die heiligen und reinen Hände, nachdem wir das Wasser des Wortes benutzt haben (das Becken im äußeren Vorhof des Zeltes der Zusammenkunft), so daß wir Heiliges anrühren und damit umgehen können; und dann der geheiligte, sich des Vorrechts und der Stellung bewußte Verstand – ausschließlich auf Gott ausgerichtet.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die vierte Verpflichtung finden wir in Vers 8a: Naht euch Gott. Das bezieht sich auf eine ernsthafte Suche nach Gott. Weltlichkeit resultiert darin, dass man von Gott abirrt. Der Gläubige jedoch muss Gott suchen; er muss danach trachten, sich Gott zu nahen. Der Satz steht im Aorist Imperativ und nennt als Richtung eine entschiedene, vollständige Rückkehr zu Gott. Das griechische Wort für sich nahen wird in der Septuaginta für „Anbetung“ gebraucht. Es ist der levitische Begriff für Anbetung. Die Verheißung lautet: Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen. Das ist ein Versprechen der Gemeinschaft und Gemeinsamkeit, ein Versprechen des gemeinsamen (Abend)-Mahls.

Vers 8b ist die fünfte Verpflichtung: Säubert die Hände, ihr Sünder, und reinigt die Herzen, ihr Doppelherzigen (oder Doppelbeseelten) – eine Bezugnahme auf persönliche Reinigung. Die Struktur ist ein typisch hebräischer Parallelismus: eine doppelte Linie, wobei die zweite Linie in irgendeiner Weise auf die erste Bezug nimmt. Die erste Linie ist: Säubert eure Hände, ihr Sünder. Die zweite Linie: reinigt die Herzen, ihr Doppelherzigen. Die erste Linie bezieht sich auf äußere Sündentaten; die Sprache ist die der zeremoniellen Reinigung. Erst nach dieser Reinigung durfte sich der Priester Gott nahen. Der Ausdruck ihr Sünder richtet sich an Gläubige, die Reinigung nötig haben. Die zweite Linie – reinigt die Herzen – bezieht sich auf den innerlichen Aspekt der zeremoniellen Reinigung. Das Wort doppelherzig bedeutet (wie schon im vorigen Abschnitt) „mit zwei Seelen“. Man versucht, sich an Gott festzuhalten, und greift trotzdem nach der Welt; es beschreibt einen inneren Kampf zwischen dem Herzen und den Händen. Die Hände erfüllen nicht, was das Herz als richtig erkannt hat. Somit ist der Gläubige schuldig, weil er versucht, zwei Herren zu dienen; das resultiert für ihn in geistlicher Instabilität. Der Ursprung dieser Vorstellungen liegt in Psalm 24,3-4.

Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief

Die Feme Gottes ist unsere Gottesferne. Wir haben uns von ihm entfernt; er ist uns nahe geblieben (vgl. Apg 17,27). Die Feme zu Gott verschwindet in dem Maße, wie wir umkehren und uns auf den Weg zu ihm machen. Die beste Illustration für das, was Jak hier meint, finden wir im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11ff). In der Ferne von Gott kehrt der verlorene Sohn um, und als er sich dem Vaterhaus nähert, läuft ihm der Vater entgegen. Er hat immer schon auf ihn gewartet und seinen Sohn nicht aufgegeben. Der Zielgedanke des Gleichnisses ist identisch mit dem, was Jak sagt: Naht euch Gott und er wird sich euch nahen! Das »Nahen zu Gott« ist kein Weg nach oben, kein Emporstreben, kein Aufschwingen der Seele zu Höherem; es meint vielmehr dasselbe wie »Umkehren«, »Buße tun«.

Wuppertaler Studienbibel