Kategorie: Fragen zur Bibel

„du bist würdig“

Du bist würdig, o unser Herr und unser Gott, zu nehmen die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht; denn du hast alle Dinge (O. das All) erschaffen, und deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden.
Elberfelder 1871 – Offb 4,11

»Dich, unseren Herrn und Gott, beten wir an. Du allein bist würdig, Ehre und Ruhm zu empfangen und für deine Macht gepriesen zu werden. Denn du hast alles erschaffen. Nach deinem Willen entstand die Welt und alles, was auf ihr lebt.«
Hoffnung für alle – Offenbarung 4,11

Nun steht an dieser Stelle in der Offenbarung in hebräischen Bibeln NICHT der Name Jehovah. Also wer ist hier gemeint? Haben diejenigen Recht, die einfach überall wo Herr steht einfach Jesus einfügen?
Oder wird aus dem Zusammenhang nicht klar und deutlich, dass der Vater gemeint ist?

Und noch wichtiger: WAS ist Anbetung? Und warum steht diese NUR IHM zu?
Darf ich denn auch meine menschliche Regierung anbeten?

Erschaffen zur Freude Gottes
 
Eine Frage zum Nachdenken
• Welche alltägliche Aufgabe kann ich ab heute so erledigen, als ob ich sie direkt für Christus täte?
Du allein bist würdig, dass wir dich ehren und rühmen, uns deiner Macht unterordnen. Denn du hast alles erschaffen. Nach deinem Willen entstand die Welt und alles, was auf ihr lebt.
Offenbarung 4,11

ERF – 40 Tage Leben mit Vision

Anbetung ist ein Sich-Niederbeugen vor Gott. Damit ist nicht unbedingt eine Körperhaltung, sondern eine innere Einstellung der Ehrerbietung gemeint. Wir verbeugen uns vor Gott, indem wir Ihn anerkennen und seine Würde zum Ausdruck bringen: Wir verehren seine Person, seine Eigenschaften und seinen Charakter. Ein Beispiel dazu gibt uns Offenbarung 5,9, wo es heisst: «Du bist würdig.» In diesem Sinn beinhaltet Anbetung auch, dass wir Gott etwas bringen oder etwas vorstellen.
Anbetung hat einen zentralen Platz im christlichen Leben – sowohl im persönlichen als auch im gemeinsamen. Wir sind errettet worden, um Anbeter zu werden – schon auf der Erde (Joh 4,23), aber auch in alle Ewigkeit (Off 4,10.11; 5,9-14).

Halte fest 2015

… werden wir uns täglich mit einer Schriftpassage beschäftigen, die Anbetung zum Inhalt hat. …. Wir sollten Gott nicht etwas opfern, was uns nichts gekostet hat (2Sam 24,24).
….
Tag l: Ps 103
Tag 2: Ps 95,1-6; 96,1-10
Tag 3: Offb 4,8-11; 5,9-14
Tag 4: Ps 139
Tag 5: Lk 1,46-55
Tag 6: Ps 145

Jean Gibson – Training im Christentum

Anbetung. Ein angelsächsischer Begriff, der Wertschätzung, Dankbarkeit und Lob für jemanden bedeutet, der sich für solchen Respekt und diese Anbetung als würdig erwiesen hat. Es leitet sich vom altenglischen Wert ab und bezieht sich auf die Wertigkeit des Kultgegenstandes. Das lateinische Wort, das in Bezug auf den Gottesdienst in der mittelalterlichen Kirche am häufigsten verwendet wurde, war Leiturgia, von der das englische Wort Liturgie abgeleitet ist. Liturgie ist eine Strategie oder ein Handlungsmuster für ein ausgewähltes Ziel. Das Muster oder die Strategie wird aus dem zu erreichenden Ziel abgeleitet. So kommt in liturgischer Form von der Art und Form des Inhalts der Handlung. Dies gilt im Gottesdienst und in der täglichen Arbeit. Wir können uns auf die Liturgie der Arbeit oder des Gottesdienstes beziehen, aber der heutige Standardgebrauch beschränkt sich hauptsächlich auf den Gottesdienst. Christliche Anbetung ist weder ein Programm zur Vermittlung der christlichen Wahrheit noch eine emotionale Aufmunterung, bei der man seine spirituellen Batterien aufladen kann. Anbetung ist die Feier der historischen Tatsachen, dass Gott einzigartig in Jesus von Nazareth war und die Welt mit sich selbst versöhnte und dass Gott seine Schöpfung immer und weiterhin in gnädiger Vorsehung und ewiger Liebe bewahrt und hütet. Die Feier der Anbetung ergibt sich aus der individuellen und gemeinschaftlichen Freude und Erleichterung, diese beiden historischen Tatsachen zu kennen. Anbetung ist daher das Fest der Dankbarkeit und Hoffnung. Es ist die Handlung und Erfahrung, die Natur und das Verhalten Gottes tiefgreifend und dankbar zu berücksichtigen: Er ist für uns, nicht gegen uns. Er ist keine Bedrohung, sondern unser Trost. Das psychologische Prinzip, das dem Erlösungswert der Anbetung zugrunde liegt, ist, dass Menschen, die dankbar sein können, gesund sein können und Menschen, die nicht dankbar sein können, nicht gesund sein können. Der Zweck der Anbetung ist es, die geistige Ganzheit, die emotionale Gesundheit und das kreativ heilige Leben zu fördern und gleichzeitig Gott zu danken. Das Erleben und Feiern der Freude und Erleichterung der Gnade Gottes in Vergebung und Vorsehung führt zur Erfüllung dieses Zwecks.

Baker Encyclopedia of Psychology & Counseling

Wenn Anbetung ist, dass ich verstehe „dass Gott seine Schöpfung immer und weiterhin in gnädiger Vorsehung und ewiger Liebe bewahrt und hütet“ – warum gibt es dann heute so viele, die einen Tanz um einen Virus oder eine Wahl machen, anstatt um „Jehovah zu tanzen“? Welche Person oder Sache gibt uns den Leben oder Lebenssinn? Ist es eine Kirche oder nur eine wirkliche persönliche Beziehung mit Jehovah?

„Deine Worte werden Wahrheit“

Und nun, Herr, Jehova, du bist es, der da Gott ist, (O. du bist, der da ist, (w. du bist er, oder derselbe) der Gott) und deine Worte sind Wahrheit, und du hast dieses Gute zu deinem Knechte geredet.
Elberfelder 1871 – 2. Samuel 7,28

Und nun, Herr, Jehovah, Du bist der Gott, und Deine Worte werden Wahrheit sein, und Du hast Deinem Knechte solch Gutes geredet. 1Kön 8,26; Ps 19,10; 33,4.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 2 Sam 7,28

Und nun, o Souveräner Herr Jehova, du bist der [wahre] Gott; und was deine Worte betrifft, mögen sie sich als Wahrheit erweisen, da du deinem Knecht dieses Gute verheißt.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – 2 Sam 7,28

David hatte sich im Herzen vorgenommen, Gott ein Haus zu bauen. Nun aber kehrte Gott dieses Begehren um und verhiess ihm ein beständiges Haus und Königtum. Im Blick auf diese weittragenden Verheissungen betete der König: «Und nun, Herr, HERR, du bist es, der da Gott ist (= derselbe), und deine Worte sind Wahrheit.»
Was nützten die herrlichsten Zusagen, wenn keine Gewähr für ihre Erfüllung bestände! Der Herr aber, dessen Name «Derselbe» ist, wird jede Verheissung wahrmachen, so dass wir getrost in die Zukunft blicken können.

Halte fest 1959

Praktische Gemeinschaft mit Gott (2 Samuel 7)
Im Leben Davids finden wir viele praktische Hinweise für unseren Glaubensweg. Besonders schön ist dabei die Begebenheit in 2 Samuel 7. Dort wird uns die lebendige Gemeinschaft mit Gott in prüfenden Umständen vorgestellt. Was ereignete sich in diesem Kapitel?
Damals hatte David den Wunsch, für Gott ein prachtvolles Haus zu bauen. Seine Überlegungen beruhten dabei nicht auf eigenem Interesse. David wollte dieses Bauwerk allein zur Ehre und Verherrlichung Gottes errichten (s. 2 Samuel 7,2).
Doch obwohl dieser selbstlose Beweggrund dem Vorhaben Davids zugrunde lag, musste Gott seinem Knecht Einhalt gebieten. Durch den Prophet Nathan teilte Er David mit, dass erst sein Sohn Salomo den Tempel bauen sollte.

Gemeinschaft mit Gott – eine wechselseitige Beziehung
Gott konnte also die Vorstellungen Davids nicht erwartungsgemäß erfüllen. Er hatte in seinem Ratschluss etwas Besseres vorgesehen. Vor diesem Hintergrund erfahren wir nun, wie wertvoll und segensreich die vertraute Gemeinschaft mit Gott ist. Denn allein auf der Basis einer ungetrübten Gemeinschaft mit Gott kann Er seinen Ratschluss offenbaren und seine Gedanken mitteilen.
Die Gemeinschaft mit Gott ist immer durch eine wechselseitige Beziehung gekennzeichnet. Im weiteren Verlauf unseres Kapitels finden wir dies in anschaulicher Weise dargestellt. Zuerst redet Gott zu seinem Knecht durch den Propheten Nathan (s. 2 Samuel 7,5-17). Dann wendet sich David selbst im Gebet an Gott (s. 2 Samuel 7,18-29). Beide Seiten sind mit großem Segen für den Glaubenden verbunde

Bleib in mir 2017

Die Lobpreisung ist gewiß eine edle und erhabene Art des Gebets. Sie gebührt dem Schöpfer wegen seiner Eigenschaften und Leistungen. Als der „[Souveräne] Herr Jehova“ ist er an Gewalt ohnegleichen (2Sam 7:28). Da Jehova Gott weder einen Anfang noch ein Ende hat, ist er der unvergleichliche „König der Ewigkeit“ (1Tim 1:17). Seine Herrlichkeit ist so groß, daß kein Mensch ihn sehen und dennoch leben kann (2Mose 33:20). Dem Höchsten kommt niemand gleich, denn er verfügt über eine ungeheure Macht und Weisheit, er ist absolut gerecht und die selbstlose Liebe in Person (5Mose 32:4; Hiob 37:23; Röm 11:33; 1Joh 4:8). Er hat alles erschaffen, und daher gehört ihm das ganze Universum (1Mose 1:1, 31; Ps 50:10). Sein Name und sein Ruhm sind unvergleichlich. Nur er kann mit Recht sagen: „ICH WERDE MICH ALS SEIEND ERWEISEN.“ Er allein trägt den Namen Jehova, der wahrscheinlich „Er läßt werden“ bedeutet (2Mose 3:14; 6:3). Nur er kann mit Recht sagen: „Wem wollt ihr mich gleichstellen oder mich gleichmachen oder mich vergleichen, damit wir einander ähnlich seien?“ „Ich [bin] der Göttliche . . ., und da ist kein anderer Gott noch irgendeiner wie ich“ (Jes 46:5, 9). Ein solch unvergleichlicher, einzigartiger Gott verdient vor allem anderen Lobpreis. Von 2Mose 15:11 bis Offenbarung 19:6 wird somit passenderweise dazu ermuntert, Jehova zu lobpreisen. Wir sollten den Höchsten deshalb nicht nur ständig in unseren Gebeten lobpreisen, sondern auch in unseren täglichen Gesprächen, indem wir die Aufmerksamkeit nicht auf uns, sondern auf ihn lenken. Schließlich haben wir nichts, was wir nicht empfangen haben, und ohne ihn können wir in Wirklichkeit nichts erreichen (Ps 127:1; 1Kor 4:7).

Wachtturm Studienausgaben 1.Sept. 1980

Unsere Definition bekräftigt auch, dass Gottes Worte sowohl wahr als auch der letztgültige Wahrheitsmaßstab sind. Dies bedeutet, dass Gott in seinen Worten zuverlässig und treu ist. In Bezug auf seine Verheißungen tut Gott immer das, was er zu tun verheißt, und wir können uns darauf verlassen, dass er seinen Verheißungen niemals untreu wird. Also ist er „ein Gott der Treue“ (5. Mose 32,4). Tatsächlich wird dieser spezielle Aspekt der Wahrhaftigkeit Gottes sogar manchmal als eine eigene Eigenschaft gesehen: Die Treue Gottes bedeutet, dass Gott immer das tun wird, was er gesagt hat, und erfüllen wird, was er verheißen hat (4. Mose 23,19; vgl. 2. Sam 7,28; Ps 141,6 u. a.). Auf ihn kann man sich verlassen, und er wird sich denjenigen, die dem vertrauen, was er gesagt hat, niemals als untreu erweisen. In der Tat ist es das Wesen des wahren Glaubens, dass er Gott bei seinem Wort nimmt und sich darauf verlässt, dass er das tut, was er verheißen hat.
Zusätzlich zu der Tatsache, dass Gott seinen Verheißungen treu ist, müssen wir auch bekräftigen, dass alle Worte Gottes über sich selbst und über seine Schöpfung vollkommen der Realität entsprechen. Das heißt, Gott sagt immer die Wahrheit, wenn er redet.

Biblische Dogmatik: Eine Einführung in die Systematische Theologie

Davids Dankgebet (7: 18–29). Davids überschwängliche Antwort auf das Erntedankfest erklärt diese spezifischen Elemente und zeigt, dass diese Versprechen eine ewige und weltweite Erfüllung haben (Block 2003, 40–41). Obwohl „für immer“ (ad olam) eine unbestimmte Zeitspanne bedeuten kann und sich auch auf bedingte Versprechen bezieht, verwendet David diesen Ausdruck in seiner Antwort, um sich auf andere ewige und unwiderrufliche Versprechen zu beziehen. In 7:24 bezieht sich der gleiche Satz auf Gottes Wahl der Nation Israel. In 7:25 bittet David Gott, die Verheißungen „für immer“ zu bestätigen, damit Gottes Name „für immer“ verherrlicht wird. Der Ruf der Nation Israel und das Lob des Namens Gottes betreffen beide die ganze Zeit und die ganze Welt. Davids Antwort verbindet die Verheißungen mit der Gründung der Nation im Exodus und der Mission der Nation, den Namen Jahwes auf Erden zu verherrlichen. Insbesondere besagt 7:19, dass dieses Versprechen die gesamte Menschheit betrifft (Kaiser 1995, 80). Obwohl hier wegweisend, werden sowohl die ewigen als auch die universellen Aspekte der Verheißungen später in den Propheten und Psalmen erweitert.

Ein Handbuch über die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens

Das elfte Gebet ist in 2 Samuel 7: 18-29, insbesondere in Vers 27: Denn du, Jehova der Heerscharen, der Gott Israels, hast deinem Diener offenbart und gesagt: Ich werde dir ein Haus bauen; darum hat dein Diener in seinem Herzen gefunden, um dieses Gebet zu Ihnen zu beten. In diesem Zusammenhang schloss Gott den Davidischen Bund mit David und versprach vier ewige Dinge: erstens ein ewiges Haus oder eine Dynastie; zweitens ein ewiger Thron; drittens ein ewiges Königreich; und viertens ein ewiger Nachkomme. Davids Gebet war eine Antwort auf Gottes Bund mit ihm und in diesem Fall ein Dankgebet.

Fruchtenbaum

Deshalb laßt uns, unsere Zeit nutzen, von IHM zu lernen, über IHN zu reden und IHN zu preisen!

„Weil wir uns in Jesu Menschwerdung …getragen wissen…“

Doch dann ist die Güte Gottes, unseres Retters, und seine Liebe zu uns Menschen sichtbar geworden, und er hat uns gerettet – nicht etwa, weil wir so gehandelt hätten, wie es vor ihm recht ist, sondern einzig und allein, weil er Erbarmen mit uns hatte. Durch das Bad der Wiedergeburt hat er den Schmutz der Sünde von uns abgewaschen und hat uns zu neuen Menschen gemacht. Das ist durch die erneuernde Kraft des Heiligen Geistes geschehen, den Gott durch Jesus Christus, unseren Retter, in reichem Maß über uns ausgegossen hat.
neue Genfer – Titus 3,4-6

Als jedoch die Güte Gottes, unseres Retters, und seine Liebe zur Menschheit offenbar wurden (nicht weil wir irgendwelche gerechten Taten vollbracht hatten, sondern wegen seiner Barmherzigkeit), rettete er uns durch das Bad, das uns zum Leben brachte, und durch unsere Erneuerung durch heiligen Geist.  Diesen Geist goss er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich über uns aus,  damit wir, nachdem wir durch seine unverdiente Güte für gerecht erklärt worden sind, das ewige Leben erben, auf das wir hoffen.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Titus 3:4–7

Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien, errettete er uns, nicht aus (O. auf dem Grundsatz von) Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, welchen er reichlich über uns ausgegossen hat durch Jesum Christum, unseren Heiland, auf daß wir, gerechtfertigt durch seine Gnade, Erben würden nach der Hoffnung des ewigen Lebens. (O. der Hoffnung nach Erben des ewigen Lebens würden)
Elberfelder 1871 – Titus 3,4-7

Bist du ein Christ? Bist du also durch den heiligen Geist getauft?
Oder glaubst du, dass nur wenige durch Gott den heiligen Geist erhalten würden?
Was ändert dieser heilige Geist in jedem Christen?
Aber wir ändern unsere Eigenschaften nicht, indem wir uns anstrengen oder ganz viel Mühe geben, sondern wir werden erneuert. Denn nicht unsere Anstrengungen sind es, die uns retten, sondern diese Rettung kommt von Gott. Die Veränderungen sind nur die Auswirkung.

Diese Situation veränderte sich jedoch radikal, als die Freundlichkeit und Menschenliebe (philanthrOpia) Gottes, unseres Heilandes, … erschien. Der Gegensatz zum vorigen Zustand ist frappierend: Während in Vers 3 der Mensch der Handelnde ist, ist er in Vers 4 – 7 nur der Empfänger, und Gott handelt. Was der Mensch auf keinen Fall für sich selbst tun kann, hat Gott für ihn unternommen. (Zu dem Verweis auf Gott als „Heiland“ vgl. den Kommentar zu 1Tim 1,1.)
Gott in seiner Gnade rettet diejenigen, die an ihn glauben, nicht wegen ihrer eigenen Gerechtigkeit (vgl. Röm 3,21-24; Eph 2,8-9; 2Tim 1,9), sondern nach seiner Barmherzigkeit. Die drei Begriffe „Freundlichkeit“, „Menschenliebe“ und „Barmherzigkeit“ (Tit 3,4-5) sind jeweils verschiedene Aspekte der göttlichen Gnade. Der zweifache Vorgang der Gnade, durch den Gott diese Rettung vollendet, umfaßt (1) die Wiedergeburt, die hier als ein Bad beschrieben wird, in dem alle Sünden abgewaschen werden, und (2) die Erneuerung im Heiligen Geist (vgl. 2Kor 5,17). Die Rolle des Glaubens wird an dieser Stelle offenbar deshalb nicht erwähnt, weil Paulus sich ganz auf das Handeln Gottes konzentriert und die menschliche Reaktion auf dieses Handeln nicht miteinbezieht.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wegen ihres jetzigen Zustandes. „Wir sind durch kein eigenes Verdienst oder durch eigene Kraft aus solch einem elenden Zustand errettet worden.“ Der Apostel legt wieder die Umstände unserer Errettung dar (Vers 4–7).
Der hauptsächliche Urheber unserer Errettung: Gott der Vater, der hier deshalb „Gott(es), unser(es) Retter(s)“ genannt wird. Alle Dinge, die zur neuen Schöpfung und zur Wiederherstellung der gefallenen Menschheit zum Leben und zur Seligkeit gehören, kommen von Gott dem Vater. Der Vater beginnt, der Sohn lenkt und der Heilige Geist wirkt und vollendet alles.
Ihr Ursprung: „die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes“. Wir sind vom Anfang bis zum Ende aus Gnade gerettet. Dies ist der Grund und das Motiv. Der Anlass für diese Gnade liegt in der Menschheit, nämlich unserem Elend und Unglück. Weil die Sünde dieses Elend brachte, hätte eher Zorn als Barmherzigkeit die Folge sein können, doch Gott wollte sich lieber erbarmen und retten statt zu vernichten. Er hat Lust an der Gnade (Mi 7,18).
Das Mittel: Das Aufleuchten dieser Liebe und Gnade Gottes im Evangelium, „als aber … erschien“. Durch den Heiligen Geist hat das Erscheinen der Liebe und Gnade große Kraft, Menschen zu verändern und zu Gott zu bekehren.
Falsche Gründe werden entfernt: „Da hat er uns – nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hätten, sondern aufgrund seiner Barmherzigkeit – errettet.“ Es muss bei denen Werke geben, die errettet sind, doch diese befinden sich nicht unter den Motiven für die Rettung; sie sind der Weg des Reiches Gottes, nicht der Kaufpreis, mit dem man es sich verdient. Der Glaube und alle rettenden Gnadengeschenke sind Gottes freie Gabe und sein Werk; der Beginn, das Wachstum und ihre Vollendung in der Herrlichkeit kommen alle von ihm.
Die formale Ursache der Errettung, oder worin sie besteht: die Neugeburt oder geistliche Erneuerung, wie sie hier genannt wird. Ein neues bestimmendes Prinzip der Gnade und Heiligkeit wird eingeführt, welches den Menschen zu einer neuen Schöpfung macht (Gal 6,15), mit neuen Gedanken, Wünschen und Empfindungen. Er hat uns errettet (Vers 5): Was auf diese Weise begonnen wird, wird sicherlich zur rechten Zeit vollendet, und dies wird so ausgedrückt, als wäre es dies bereits. Wir müssen zuerst jetzt durch die Neugeburt gerettet werden, wenn wir guten Grund haben wollen, die vollständige Errettung im Himmel zu erwarten. Die Veränderung wird dann dem Grade nach sein, nicht der Art nach. Gnade ist begonnene Herrlichkeit, genauso wie Herrlichkeit einfach Gnade in ihrer Vollendung ist.
Ihr äußerliches Zeichen und Siegel in der Taufe, welche wegen ihrer Äußerlichkeit „das Bad der Wiedergeburt“ genannt wird. Das Werk selbst ist innerlich und geistlich, doch es wird äußerlich in diesem Ritual angezeigt und besiegelt. Die Taufe rettet bildlich und sakramental, wo sie richtig angewendet wird. Zeigen Sie gegenüber diesem äußerlichen Zeichen und Siegel keine Verachtung, aber vertrauen Sie nicht auf die äußerliche Waschung. Der mit der Taufe besiegelte Bund überträgt der Person Pflichten, wie er ihr auch Vorteile und Vorrechte vermittelt; wenn die Pflichten nicht verrichtet werden, wartet man vergeblich auf die Vorteile.
Die hauptsächliche Ursache, „die Erneuerung des Heiligen Geistes“. In dem Plan unserer Rettung wird der Teil der Anwendung und Wirkung besonders dem Heiligen Geist zugeschrieben. Es heißt, dass wir aus dem Geist geboren sind (Joh 3,8), dass er uns lebendig macht (2.Kor 3,6) und wir durch den Geist geheiligt sind (2.Thess 2,13), von ihm geleitet (Gal 5,18) und geführt werden (Joh 16,13), von ihm gestärkt werden (Eph 3,16) und uns durch den Geist geholfen wird (Röm 8,26). Deshalb muss man ihn leidenschaftlich suchen und sorgfältig auf ihn achtgeben, damit wir seine heiligen Regungen nicht dämpfen, bzw. auslöschen (1.Thess 5,19). Wir können erwarten, dass er so mit uns umgeht, wie wir mit ihm umgehen; wenn wir seine Aktivitäten missachten, ihnen widerstehen oder uns ihnen widersetzen, wird er sie verringern; wenn wir ihm weiterhin Kummer bereiten, wird er sich zurückziehen.
Wie Gott diesen Geist in seinen Gaben und Gnadenwirkungen mitteilt: nicht mit einer geizigen Hand, sondern sehr freigebig und reichlich: „… den er reichlich über uns ausgegossen hat.“ Es wird mehr vom Heiligen Geist in seinen Gnadengaben und Gnadenwirkungen unter dem Evangelium ausgegossen, als es unter dem Gesetz wurde. Die Gemeinde hatte zu allen Zeiten ein Maß des Geistes, doch seit dem Kommen Christi mehr als zuvor. In der frühen Gemeinde gab es einen großen Überfluss an gemeinsamen Gnadengaben der Erleuchtung, der äußerlichen Berufung und des äußerlichen Bekenntnisses sowie des allgemeinem Glaubens, und auch von spezielleren Gnadengaben der Heiligung, wie Glaube, Hoffnung und Liebe. Lassen Sie uns daran teilhaben! Was würde es bedeuten, wenn viel ausgegossen wird, wir aber trocken bleiben? Auf diese Weise teilt Gott seine Gnade und alle Segnungen unter dem Evangelium mit – reichlich; er ist uns gegenüber nicht begrenzt.
Der vorherrschende Kanal von allem, nämlich Christus: „… durch Jesus Christus, unseren Retter.“ Alles kommt durch ihn und durch ihn als Retter. Deshalb wollen wir Gott vor allem für ihn loben; lasst uns durch ihn zum Vater gehen. Haben wir Gnade? Dann wollen wir ihm und auch dem Vater und dem Heiligen Geist dafür danken und in ihr immer mehr wachsen und zunehmen (2.Petr 3,18).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Christliche Freiheit stellt daher für uns eine Herausforderung in der Begegnung
mit anderen dar, denn sie fordert uns auf zu beweisen, ob wir wirklich „Christi Sinn“
haben.74 Wenn wir beständig und aufrichtig ‚an ihm als dem Haupt festhalten‘,
werden wir niemals darin versagen, uns als in Eintracht lebende „Glieder, die als
einzelne zueinander gehören“, in seiner Nachfolgerschaft zu erweisen.75

Raymond Franz – Auf der Suche nach christlicher Freiheit

Das Mittel zur Regeneration ist der Heilige Geist. Dies zeigt die berühmteste Passage über die Neugeburt, Johannes 3: 5–6: Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn einer nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes eintreten . Was aus dem Fleisch geboren wird, ist Fleisch; und das, was aus dem Geist geboren wird, ist Geist. Die gleiche Wahrheit wird in Titus 3: 5 gelehrt, der den Begriff „Regeneration“ verwendet und das Werk dem Heiligen Geist zuschreibt: nicht durch Werke, die in Gerechtigkeit getan wurden, die wir selbst getan haben, sondern gemäß seiner Barmherzigkeit rettete er uns durch die Waschen der Regeneration und Erneuerung des Heiligen Geistes. Es ist der Heilige Geist, der das Mittel zur Regeneration ist. Der Glaube selbst ist nicht das Mittel der Regeneration, aber der Glaube ist das menschliche Erfordernis, das es dem Heiligen Geist ermöglicht, das Werk der Regeneration zu tun. Wenn man Jeschua als seinen Messias glaubt und akzeptiert und Glauben ausübt, erlaubt dieser Glaube dem Heiligen Geist, das Werk der Regeneration zu tun. In Wirklichkeit finden Glaube und Regeneration gleichzeitig statt, weil man in dem Moment, in dem man glaubt, regeneriert wird. Das Wort Gottes ist auch nicht das Mittel zur Regeneration, aber es liefert den Inhalt des Glaubens. Es sagt, woran man glauben muss, um vom Heiligen Geist wiedergeboren zu werden.
Die Basis der Regeneration
Die Basis der Regeneration ist der Glaube. Der Glaube ist nicht das Mittel, aber es ist die menschliche Anforderung, die es dem Heiligen Geist ermöglicht, das Werk der Regeneration zu tun. Dies wird in Johannes 1: 12–13 gelehrt: Aber so viele ihn aufgenommen haben, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, auch denen, die an seinen Namen glauben: die geboren wurden, weder aus Blut noch aus dem Wille des Fleisches, noch des Willens des Menschen, sondern Gottes. Dies wird auch in Johannes 3:16 gelehrt: Denn Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern ewiges Leben hat.
Die Redewendungen zur Regeneration
Die Bibel verwendet zwei Redewendungen zur Regeneration. Die Zahlen sind: „wiedergeboren“ oder „neugeboren“ (Joh. 3: 3–7) und „geistige Auferstehung“ (Röm. 6: 1–6; Eph. 2: 5–6).

Fruchtenbaum – Die Sammlung messianischer Bibelstudien


Weil wir in Jesu Menschheit uns selbst angenommen und getragen wissen, darum besteht nun auch unser neues Menschsein darin, daß wir die Not und die Schuld der andern tragen. Der Menschgewordene macht seine Jünger zu Brüdern aller Menschen. Die Philanthropie‘ (Tit. 3,4) Gottes, die in | der Menschwerdung Christi offenbar wurde, begründet die Bruderliebe der Christen zu allem, was Mensch heißt auf Erden. Es ist die Gestalt des Menschgewordenen, die die Gemeinde zu dem Leibe Christi werden läßt, auf den die Sünde und die Not der ganzen Menschheit fällt und durch den allein sie getragen wird.

Dietrich Bonhoeffer – Nachfolge

„ich danke dir …“

Ich danke dir dafür, daß ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin;
wunderbar sind deine Werke,
und meine Seele erkennt das wohl!
Schlachter 2004 – Psalm 139,14

Ich danke dir (oder ich bekenne dir Lob) dafür, dass ich auf eine furchtgebietende Weise wunderbar (ausgesondert/ausgezeichnet/vorzüglich) bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt es sehr wohl.
Jantzen – Psalm 139,14

Dafür danke ich dir,
es erfüllt mich mit Ehrfurcht.
An mir selber erkenne ich:
Alle deine Taten sind Wunder!
Gute Nachricht Bibel – Psalm 139,14

Ich preise dich darüber, daß ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl.
Elberfelder 1871 – Ps 139:14

Wie diese und Dutzende weiterer Bibelstellen zeigen, hat Gott die letzte Kontrolle über alles, was in dieserWelt geschieht.
Doch übt er diese Macht nicht von ferne aus und sieht uns nicht als eine Menge anonymer Menschen. Er zeigt vielmehr persönliches Interesse an einzelnen Menschen und
kennt die kleinsten Details unseres Lebens (Ps 8,3-4; 139,1-18;
Spr 16,1.9.33; 19,21; Mt 10,30-31). Eine derartige Macht und
Aufmerksamkeit übersteigt unser Vorstellungsvermögen. Als König David versuchte, das Wunder von Gottes persönlichem
Eingreifen in sein Leben zu verstehen, konnte er nur schlussfolgern: »Zu wunderbar ist die Erkenntnis für mich, zu hoch: Ich vermag sie nicht zu erfassen«

Ken Sande – Sei ein Friedensstifter

Hier wird der Hauptgedanke von Vers 13-18 genannt: Der Herr (das du wird im Hebr. wiederum betont; vgl. V. 2 ) erschuf ihn im Schoß seiner Mutter. Mit bildhaften Ausdrücken beschrieb der Psalmist in diesen Versen Gottes Leitung des natürlichen Vorganges der Entstehung und Geburt eines Menschen (vgl. Hi 10,11 ).
Über dem Gedanken, wie wunderbar er gemacht war, brach der Psalmist in Lobpreis aus. Sogar die unzureichende Kenntnis Davids über die Wunder des menschlichen Körpers führte ihn zur Furcht und zum Staunen. Die Worte ausgezeichnet und spiegeln das Wissen von Gottes Allmacht wider ( Ps 139,6 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das Gerüst des menschlichen Leibes baut sich aus 222 Knochen auf und 440 Muskeln bilden den Bewegungsapparat. Was hat allein die Hand mit ihren 29 Knochen und 38 Muskeln an herrlichen Wunderwerken in Kunst und Technik geschaffen sie ist das Urbild aller Werkzeuge, des Hammers, der Zange, des Bohrers, eines Tellers, des Löffels usw. Im Herzen haben wir einen Motor, dessen Leistungsfähigkeit keinesgleichen hat. Nur 300–400 Gramm schwer, ist es ein fabelhaftes Pumpwerk, das im Tage 100.800mal, in 70 Jahren 2,5 Milliarden mal schlägt und rund 150 Millionen Liter Blut bewegt hat. Nicht ein einziges Mal darf es in dieser Zeit aussetzen. Könnte man die Blutadern unsres Körpers alle aneinander reihen, so würde es ein Rohr von 2.500 Kilometer Länge ergeben! Die 5 Liter Blut, die der gesunde Mensch hat, enthalten 25 Billionen rote Blutkörperchen! Im Gehirn sitzt das komplizierteste Telegraphenamt mit 3 Millionen Zellen. Von da aus wird der ganze Betrieb des Leibes durch 1.200 Millionen Nervenzellen und 4.800 Millionen Nervenfasern blitzschnell gesteuert. Hier im Gehirn sind aber auch Millionen und aber Millionen von Eindrücken im Gedächtnis aufbewahrt Dabei wiegt das ganze Gehirn 1.300–1.400 Gramm! In einem fingerhutgroßen Raum, dem Kehlkopf, bilden 11 Knorpel und 4 Stimmbänder eine glänzende Orgel. Hast du nicht auch schon eine vollklingende Sopranstimme bewundert und dich gefreut an der Klangschönheit eines männlichen Basses? Um diese Tonfülle zu erreichen, müsste man eine Violine mit 170 Saiten bauen. Der innerste Teil unseres Ohres ist die “Schnecke”. Sie ist nur 2 Zentimeter groß, enthält aber eine “Harfe” mit 24.000 Saiten, die nie gestimmt werden müssen! Ein Flügel hat 240 Saiten, die Schnecke also hundertmal mehr, ist aber dabei eine Million mal kleiner. Unsere Augen erfüllen die kühnsten Forderungen, die an einen Photo- oder Filmapparat gestellt werden können. Wir sehen mit ihnen farbig, plastisch und bewegt, so rasch, dass wir in der Minute 30–50 Bilder erhalten. Die Behausung all dieser Wunder, der Körper, ist nur aus zwei Zellen entstanden, die so klein sind, dass wir sie mit dem bloßen Auge gar nicht wahrnehmen können. In zwei allerkleinste Keimzellen hat der Schöpfer alles hineingelegt, was unsere Eigenart ausmacht: Form, Farbe, Größe, Temperament, die ganze seelische und geistige Veranlagung.

CMV-Materialsammlung

Ist das was wir haben, nicht ein Grund uns dankbar an unseren himmlischen Vater zu wenden? Zumal sich unser Körper immer und immer wieder „selbst repariert“ – und trotz der vielen negativen Umstände – wie Umwelt und Krankheiten – weiterhin gut und bis ins hohe Alter gut funktioniert.

Gehorsam lernen

obwohl er Sohn (Siehe v 5) war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte;
Elberfelder 1871, Hebräer 5,8

´Allerdings` blieb es selbst ihm, dem Sohn Gottes, nicht erspart, durch Leiden zu lernen, was es bedeutet, gehorsam zu sein.
Neue Genfer Übersetzung – Hebr 5,8

Obwohl Jesus der Sohn von Gott war, musste er auch erst lernen, nur das zu tun, was Gott will, trotz ätzender Sachen, die dabei passieren.
VolxBibel – Hebräer 5,8

Dennoch musste auch Jesus, der Sohn Gottes, durch sein Leiden Gehorsam lernen.
Hoffnung für Alle – Hebr 5,8

Website: Familienhandbuch

Ja, Gehorsam wird heute eher „klein geschrieben“ – denn Gehorsam ist ja laut Wörterbuch:
1.sich dem Willen einer Autorität unterordnend“ein gehorsamer Untertan“
2. als Kind die Autorität einer Respektsperson anerkennend und ihren Forderungen sofort und pünktlich nachkommend; brav, folgsam….
Müssen wir als Christen den Gehorsam lernen?

καί-περ obwohl. ὤν Ptz. εἰμί, konz. (s. καίπερ). υἱός Präd.-Nom. ohne Art. (A80). ἔ-μαθεν Aor. μανθάνω157 lernen. ἀφʼ ὧν = ἀπὸ τούτων ἅ durch (vgl. B ἀπό V2) das, was (A358). ἔ-παθεν Aor. πάσχω. ὑπ-ακοή Gehorsam.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Die ganze Erfahrung, von der zuvor berichtet wurde, war für Jesus eine Art Lernprozeß, bevor er selbst seinem leidenden Volk diente. Ungeachtet seiner einzigartigen Beziehung zu Gott (obwohl er Gottes Sohn war) mußte er wirklichen Gehorsam im Sinne von Leiden lernen. Dadurch wurde er für seine Aufgabe als Herrscher und Hoherpriester seines Volkes vollendet. Es ist nicht abzuleugnen, daß in all diesem ein Mysterium verborgen ist, doch es ist kein größeres Mysterium als das, das in den Worten des Lukas zum Ausdruck kommt: „Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen“ (Lk 2,52). Auch wenn dieses ganze Geschehen nicht restlos begreifbar ist, so erfuhr der bereits vollkommene Sohn Gottes durch seine Menschwerdung in tiefstem Sinne an sich selbst, was es heißt, ein Mensch zu sein. Das Leiden wurde für ihn zu einer Realität, die er selbst erfahren hat. Von daher kann er vollkommen mit seinen Anhängern mitfühlen. (Vers 8 enthält im Griechischen ein interessantes Wortspiel mit den beiden Verbformen (er hat) gelernt (emathen) und er litt (epathen).
Auf diese Gewißheit gründet sich die Feststellung des Briefschreibers: Und als er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber (aitios) des ewigen Heils geworden. Das „Heil“, von dem hier die Rede ist, läßt sich nicht von dem „ererbten“ Heil in Hebräer 1,14 unterscheiden und kann mit dem „ewigen Erbe“ in Hebräer 9,15 gleichgesetzt werden. Es darf allerdings nicht mit der Erlangung des ewigen Lebens verwechselt werden, die nicht vom Gehorsam, sondern vom Glauben abhängt (vgl. Joh 3,16 u. a.). Einmal mehr geht es dem Briefschreiber an dieser Stelle um die Befreiung von allen Feinden und den endgültigen Sieg mit seiner anschließenden „Herrlichkeit“, an der die vielen Söhne und Töchter teilhaben. Dieses Heil ist ausdrücklich mit dem Gehorsam der Gläubigen verknüpft, einem Gehorsam, der sich ganz am Gehorsam Jesu, der ebenfalls litt, orientiert. So steht es in engem Zusammenhang mit dem Wort des Herrn: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten“ ( Mk 8,34-35 ).
Der Hohepriester ist zum „Urheber“ dieses besonderen Heils geworden, das denen zufällt, die bereit und willens sind, im Gehorsam vor Gott zu leben. Mit dieser Bezeichnung wollte der Briefschreiber in erster Linie auf die Hilfe hinweisen, die den Gläubigen aus dem priesterlichen Dienst Christi erwächst und die es ihnen überhaupt erst ermöglicht, ein Leben des Gehorsams zu führen. Welches Leiden den Christen auch quälen mag, der Hohepriester versteht ihn, fühlt mit ihm und läßt ihm jenes Erbarmen und jene Gnade zukommen, die er braucht, um ausharren zu können. Oder, wie der Briefschreiber es an einem späteren Ort sagt, „daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie“ (Hebräer 7,25). Zu diesem Zweck ist Christus ggenannt von Gott ein Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Blicken wir auf den Lebensgang Jesu. Wie deutlich tritt hier ans Licht, dass er nicht eigenwillig und eigenmächtig sein Amt an sich riss, sondern es aus Gottes Händen entgegennahm! Er hat während seines irdischen Lebens nie, wenn ihm das Sterben nahe trat, zur Selbsthilfe gegriffen, sondern Gott allein als den geehrt, der ihn vom Tode erretten konnte. Er hielt sich ans Bitten und wartete auf die Erhörung. Gott hat ihn auch nicht umsonst bitten lassen; Jesus ist erhört worden. Der Tod hatte keine Gewalt über ihn, sondern das Kreuz wurde für ihn die Pforte zum ewigen Leben. Aber wie musste er die Erhörung suchen? So, dass er sich sorgsam und folgsam völlig der Regierung Gottes unterwarf. Die Hilfe Gottes wurde ihm zuteil, weil er nicht nach der Regung seines eigenen Willens keck zufuhr, sondern sein Verlangen unter die Regel stellte: wenn der Vater es will! Wenn dieses auch rein und recht war, hielt er es dennoch zurück, bis der Vater geredet und der Vater geholfen hatte, und gab sich in seine Hände. Weil er nur auf diesem Weg die Erhörung suchen durfte und finden konnte, darum wurde ihm das Leiden nicht erspart; er musste vielmehr im Leiden bewähren, dass er Gott nicht in Ungeduld und Eigenwillen Vorgriff, und so im Leiden eine Schule des Gehorsams durchlaufen, eine Übung der völligen Ergebung in Gott, und dieser Gehorsam hat ihn zum Priester gemacht.

So fehlte ihm auch das höhere Gegenbild zu jener Schwachheit nicht, die Aaron mit allen anderen Gliedern der Gemeinde teilte, und zu jenen Opfern, die der Priester für sich selbst darzubringen hatte. „Ärgert euch doch nicht,“ sagt der Brief, „an der Erniedrigung Jesu! Er hat sich allerdings euch völlig gleichgestellt. Auch er ist vor Gott als der Bittende gelegen; auch seine Stimme ist zum lauten Ruf geworden, der Gottes Ohr gesucht und Gottes Hilfe begehrt hat; auch in sein Gebet haben sich die Tränen gemischt. Er bittet nicht nur für euch; er hat auch für sich selbst gebeten.“ Das war sein Opfer, das er Gott darbrachte. Gehorsam gab er ihm; seinen Willen ließ er ihm ganz und gar, und dieses innerlichste, wahrhaftige Opfer brachte er nicht nur im Blick auf uns dar, sondern auch im Blick auf seine eigene Person, auf den Ausgang seines eigenen Lebens. Es ist somit auch bei ihm wahr: aus den Menschen wird der genommen, der Priester sein soll, ein solcher, der ihre Schwachheit an sich selbst trägt. Jesus aber hat sich durch seine Schwachheit nicht von Gott scheiden lassen, sondern in ihr den Gehorsam geübt. Daher hat er seine priesterliche Macht.

Wir werden besonders an die Stunde in Gethsemane denken und an die Bitten Jesu am Kreuz, obwohl dieses sein Flehen und Bitten, diese sorgsame Zurückhaltung, diese Gehorsamsübung im Leiden nicht nur auf seine letzten Stunden einzuschränken ist. Der Vorblick auf das Leiden, wie er schon längst vor Jesu Seele offen lag, war auch schon Leiden; jene Nächte des Gebets, von denen uns die Evangelien erzählen, all die sorgsame Zurückhaltung, in der er vom Anfang seiner Arbeit an durch keinen Erfolg sich blenden ließ, nach keinem augenblicklichen Vorteil haschte, sondern sich geduldig schmähen, verkennen und anfechten ließ und in stiller Gelassenheit mit ansah, wie die Dinge sich mehr und mehr dem Kreuz zuwandten: das alles gehörte auch zur Gehorsamsschule und zum Gebetsopfer, von dem hier gesprochen wird.

Die Schwere dieses Weges lag darin, dass er im Gegensatz zur Sohnesstellung Jesu stand. „Obgleich er der Sohn ist, lernte er durch sein Leiden das Gehorchen.“ In der Bahn des Sohnes lag freilich nicht Ungehorsam, aber auch nicht eine solche Gehorsamsschule, sondern ein freies, volles Zusammenstimmen des väterlichen Willens mit dem seinigen, ein Verhalten des Vaters zum Sohn, das ihm Macht und Raum gab, ohne Hemmung und Not dem Willen des Vaters zu dienen, ein Auftrag des Vaters, der dem Sohn den Gehorsam zum Leben machte, nicht aber ihn in den Tod führte, zur Ehre, nicht aber zur Erniedrigung. Aber nicht einmal seinen Sohnesnamen machte Jesus gegen die Entscheidung des Vaters geltend; er überließ es dem Teufel, zu folgern: „Weil du Gottes Sohn bist, so schaffe dir allewege Brot!“ Vielmehr schöpfte Jesus aus seinem Sohnesnamen Trieb und Kraft zu einer Hingebung, die ihn auch im Tod nur auf den Vater blicken und nur im Bitten die Errettung suchen ließ.

Dieser neue Blick auf Jesu Leiden ergänzt und erklärt dessen erste Betrachtung, die das zweite Kapitel enthält. Dort war uns gezeigt, was Jesus zu uns zieht; hier, was ihn mit dem Vater verbunden hält. Dort sahen wir im Leiden den Bruder, der mit seinen Brüdern alles teilt; hier den Sohn, der dem Vater alles übergibt. Nun sehen wir auch deutlicher, worin die Versuchung Jesu bestand: er war wie wir auf das bloße Gehorchen gewiesen. Damit kennen wir auch den Grund seiner Macht, an der der Tod und der Satan scheitern und die Sünden vergehen müssen. Seine Liebe zu den Brüdern, mit der er sich uns gleichgestellt hat, und sein Gehorsam gegen den Vater, in dem er dem Vater und seiner Leitung untergeben geblieben ist, das sind die beiden Edelsteine, die das Kreuzesbild Jesu schmücken und ihm vor Gott, Engeln und Menschen eine Herrlichkeit geben, die nie vergeht.

Jesus hat gelitten und gehorcht; so wurde er vollendet. So ist er an das Ziel gekommen, wo ihm nichts mehr gebricht und fehlt. Seine Einheit mit dem Vater ist vollkommen geworden. Er hat ihm Gehorsam erzeigt bis ans Ende; darum ist er ins himmlische Wesen erhöht worden. Nun erlöst und errettet er uns. Wir empfangen auf demselben Weg das Heil, auf dem er es uns erworben hat. War er gehorsam, so kann auch uns nur der Gehorsam helfen. Denn er, der gehorsam geworden ist, zieht nicht die Widerspenstigen zu sich. Ihm sollen wir gehorsam werden, wie er es dem Vater war. Dann fällt uns die Frucht seines Gehorsams, der ihn in die Vollkommenheit erhob, dadurch zu, dass er uns die ewige Errettung verschafft. Weil er dies kann und soll, darum hat Gott ihm auch den Priesternamen gegeben, und dies nicht nur so, dass er ihn Aaron gleichstellte; vielmehr hat Gott Jesus ein Priestertum von neuer und höherer Art zugeteilt, das nicht in Aaron, sondern in Melchisedek seinen Namen und sein Vorbild empfangen hat.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Disziplin – auch Schläge – war ein wichtiges Element in der griechischen Erziehung. Nach Ansicht der klassischen griechischen Schriftsteller spielte das Leiden beim Lernen eine wichtige Rolle, und im A.T. und in den späteren jüdischen Weisheitsschriften gelten göttliche Züchtigungen als Zeichen der Liebe Gottes. Die Paronomasie (Wortgleichklang) an dieser Stelle, emathen aph‘ hon epathen, »hat… an dem, was er litt, Gehorsam gelernt«, war bereits in der Literatur der Antike ein bekanntes Wortspiel. Im vorliegenden Vers allerdings geht es um die Abgrenzung gegen die griechische Vorstellung, dass der höchste Gott (mit dem der Verfasser den Sohn in gewisser Weise identifiziert, 1,9; 3,3-4 ), unfähig sei, Gefühle, Schmerz oder wahres Mitleid zu empfinden. Jesu Teilhabe am menschlichen Leiden qualifizierte ihn für die Aufgabe des höchsten Hohen Priesters; in der griechischen Übersetzung des A.T., der Septuaginta , wird der hier mit »zur Vollendung gekommen war« (Zürcher) übersetzte Begriff (V. 9 ) für die Priesterweihe gebraucht.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

8.1 Die Erfüllung dieses Amtes des Priestertums (Vers 7). Beachten Sie:
Er nahm Fleisch an; er wurde ein sterblicher Mensch.
„In den Tagen seines Fleisches“ unterwarf Christus sich dem Tod. Er war ein versuchter, blutender, sterbender Jesus!
Gott, der Vater, konnte ihn aus dem Tod erretten, doch was wäre aus uns geworden, wenn Gott Christus vor dem Sterben gerettet hätte? Es geschah aus Güte uns gegenüber, dass der Vater nicht erlauben wollte, dass dieser bittere Kelch an ihm vorübergeht, denn wenn er es wäre, hätten wir seine Hefe trinken müssen.
Christus brachte in den Tagen seines Lebens auf der Erde seinem Vater Bitten und Flehen dar. Wir haben sehr viele Beispiele dafür, dass Christus betete. Dieser Vers bezieht sich auf sein Beten in seiner Qual (Mt 26,39; 27,46) und auf sein Beten vor seiner Qual (Joh 17).
Das Bitten und Flehen, welches Christus darbrachte, war mit lautem Rufen und mit Tränen verbunden und gab uns damit ein Beispiel. Wie viele trockene und wie wenige nasse Gebete bringen wir Gott dar!
Christus „ist auch erhört worden um seiner Gottesfurcht willen“ (wurde aufgrund seiner ehrfürchtigen Unterordnung erhört). Ihm wurde durch unmittelbare Hilfe in seiner Qual geantwortet, indem er gut durch den Tod hindurch gebracht worden ist, und indem er durch eine glorreiche Auferstehung von ihm errettet wurde. Er wurde durch den Tod hindurchgetragen, und es gibt keine echte Rettung vor dem Tod, außer, dass man gut durch ihn hindurchgetragen wird. Wir können oft von Krankheit wiederhergestellt werden, doch wir sind nie vor dem Tod gerettet, bis wir gut durch ihn hindurchgetragen wurden.
8.2 Die Folgen dieser Erfüllung seines Amtes (Vers 8–9).
Durch dieses sein Leiden hat er, „obwohl er Sohn war … den Gehorsam gelernt“ (Vers 8). Es möge darum niemand, der durch Adoption Kind Gottes ist, völlige Freiheit von Leid erwarten. Obwohl er nie ungehorsam war, hat er nie eine solche Tat des Gehorsams vollbracht wie jene, in der er bis zum Punkt des Todes gehorsam war, ja bis zum Tod am Kreuz. Wir sollten durch all unsere Heimsuchungen lernen, dem Willen Gottes demütig zu gehorchen.
Indem er dies tat, ist er der Urheber ewigen Heils für die Menschheit geworden. Dieses Heil wird wirklich niemandem gegeben außer denen, die Christus gehorchen. Wir müssen auf sein Wort hören und ihm gehorchen. Er ist genauso als Herrscher erhöht, um über uns zu herrschen, wie er ein Heiland ist, um uns zu retten, und er wird für niemanden ein Heiland sein, außer für die, für die er ein Herrscher ist. Doch für diejenigen, die ihm gehorchen, wird er der Urheber – griech. aitios, der Grund oder die Ursache – ihres Heils.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

zuerst geliebt

Was uns betrifft, so lieben wir, weil er uns zuerst geliebt hat.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – 1.Johannes 4,19

Wir, wir lieben, weil Er sich seinerseits zuerst für uns hingegeben hat.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – 1 Johannes 4,19

Der tiefste Grund für unsere Zuversicht liegt in Gottes Liebe zu uns: Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1 Joh 4,19

Am 2.September war diese Bibelstelle schon einmal – mit der Frage: Liebst du Gott?

Deswegen heute mal eine andere Sicht: Wie zeigt den Jehovah seine Liebe zu uns? Inwiefern hat ER uns zuerst geliebt? Und was ändert sich dadurch?
In der Zeitschrift : Faszination Bibel Ausgabe 04-2019 wird die Liebe Gottes schön auf den Punkt gebracht:

Johannes definiert hier, was Liebe ist:
„Gott ist Liebe“ – nicht „Liebe (und alles, was wir so nennen) ist göttlich“. Liebe ist Einsatz für den anderen bis hin zum Opfer – nicht einfach Sympathie oder Nettigkeit (und schon gar nicht jede sexuelle Anziehungskraft). Liebe gibt dem anderen, was er wirklich braucht. Und das kann manchmal auch gerade das sein, was erst mal Grenzen setzt oder weh tut: wie die Warnung, nicht in den Kaktus zu fassen, oder das Entfernen der Stacheln, wenn man es doch getan hat.

Was macht diese Liebe mit uns? Ich finde es spannend, Menschen auf FB und im realen Leben zu treffen, die ungerecht behandelt wurden, aber trotzdem nicht voller Haß sind, sondern nur enttäuscht. Aber die Liebe des himmlischen Vaters baut sie wieder auf! So sehen sie die Fehler der „Mitbrüder“ aber können vergeben und ohne Haß über die Sorgen berichten.

Wenn ein Gläubiger mit Bangen auf den Richterstuhl Christi blickt, dann ist Gottes Liebe in ihm noch nicht vollkommen (vgl. 1Joh 2,5;4,12 ) geworden. Die gereifte Erfahrung der göttlichen Liebe (die durch die praktische Liebe untereinander erreicht wird) ist unvereinbar mit einer furchtsamen Haltung und vertreibt die Furcht aus den Herzen.
Die Wendung „denn die Furcht rechnet mit Strafe“ heißt wörtlich „auf die Furcht folgt die Strafe“. Furcht trägt ihre eigene Strafe in sich. Ironischerweise erlebt ein Gläubiger, der der Liebe ermangelt, gerade deshalb Strafe, weil er sich schuldig fühlt und sich davor fürchtet, vor seinen Richter zu treten. Eine solche Angst verhindert das Vollkommenwerden der Liebe (wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe). Ein Christ, der wahrhaft liebt, hat dagegen nichts zu fürchten und entrinnt damit auch der inneren Qual, die der Mangel an Liebe mit sich bringt. Trotzdem bleibt die Liebe der Gläubigen im wesentlichen eine „sekundäre“ Liebe, die aus einer anderen folgt.
Laßt uns lieben (die meisten Handschriften fügen hier das Wort „ihn“ hinzu), denn er hat uns zuerst geliebt. Ein Gläubiger, der seine Glaubensbrüder liebt, liebt auch Gott und tritt deshalb, wenn er vor seinen Richter tritt, einer geliebten Person gegenüber. Eine solche Begegnung hat nichts Furchteinflößendes, aber sie bringt die Erkenntnis, daß seine Liebe zu Gott ihren Ursprung in Gottes Liebe zu ihm hat.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Komm & Geh

Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Schiffe und wandelte auf den Wassern, um zu Jesu zu kommen. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich! Alsbald aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und spricht zu ihm: Kleingläubiger, warum zweifeltest du? Und als sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind. Die aber in dem Schiffe waren, kamen und huldigten ihm und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!
Elberfelder 1871, Matthäus 14,29–33

Er sagte: „Komm!“ Darauf stieg Petrus vom Boot herab, schritt über die Wasser und ging Jesus entgegen. Als er aber auf den Windsturm blickte, wurde ihm angst, und als er zu sinken anfing, schrie er: „Herr, rette mich!“ Sofort streckte Jesus seine Hand aus, faßte ihn und sprach zu ihm: „Du Kleingläubiger, warum hast du dem Zweifel Raum gegeben?“ Und nachdem sie in das Boot gestiegen waren, ließ der Windsturm nach. Die im Boot waren, huldigten ihm dann, indem sie sprachen: „Du bist wirklich Gottes Sohn.“
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Matthäus 14:29–33

Jesus sagte nur: „Komm her!“ Gesagt, getan, Petrus stieg aus dem Boot aus, und das Unglaubliche passierte: Er konnte tatsächlich auf dem Wasser zu Jesus gehen! Plötzlich bemerkte Petrus aber die großen Wellen, die um ihn herum waren. Er verlor Jesus aus dem Blick und bekam plötzlich voll die Panik. „Hilfe, Jesus, ich ertrinke!“, schrie er und ging unter. Jesus ging schnell zu ihm hin, packte seine Hand und zog ihn aus dem Wasser raus. Er sagte dann zu Petrus: „Hast du so wenig Vertrauen, Petrus? Ich hab’s dir doch gezeigt! Mir kannst du echt glauben!“ Beide gingen dann zusammen zum Boot. Sobald sie an Bord waren, verschwand der Wind von selber. Die anderen waren alle schwer beeindruckt, knieten sich vor Jesus hin und sagten: „Ganz sicher, du bist wirklich Gottes Sohn!“
Volxbibel – Matthäus 14,29-33

Mt 14:22-36
(Mk 6,45-56; Joh 6,16-21) Nach dem Speisungswunder schickte Jesus seine Jünger in einem Boot voraus, und nachdem er das Volk hatte gehen lassen, stieg er allein auf einen Berg, um zu beten (vgl. Joh 6,15). Mit dem Wegschicken der Jünger bezweckte er zweierlei: zum einen entfernte er sie dadurch von der Menge, und zum anderen gab er ihnen Gelegenheit, über das, was soeben durch sie geschehen war, nachzudenken. Sie gerieten bald darauf in einen Sturm, und irgendwann zwischen drei und sechs Uhr morgens (in der vierten Nachtwache) kam Jesus zu ihnen und ging auf dem See zu ihrem Boot. Es handelte sich dabei um eine Entfernung von etwa 5 Kilometern (vgl. Joh 6,19 „als sie nun etwa eine Stunde gerudert hatten“). Was hier geschah, war ein Beweis für die Macht Jesu über die Naturelemente, mehr noch aber war es eine Lehre für den Glauben der Jünger. Ihre anfängliche Furcht, ein Gespenst zu sehen (Mt 14,26), legte sich erst, als Jesus mit ihnen sprach.
Doch Petrus genügte diese Bestätigung nicht, er wollte einen stärkeren Beweis dafür, daß es wirklich der Herr war. Er sagte: „Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser.“ Der Herr sagte einfach: „Komm her!“ Petrus‘ erste Reaktion spricht sehr für seinen Glauben, denn er stieg aus dem Boot und kam auf Jesus zu. (Petrus‘ Gang auf dem Wasser wird nur bei Matthäus erwähnt.) In der ganzen Geschichte der Menschheit, soweit sie aufgezeichnet wurde, gingen nur zwei Menschen auf dem Wasser: Jesus und Petrus. Aber der Glaube des Jüngers geriet ins Wanken, als er den starken Wind, d. h. das vom Sturm aufgewühlte Wasser, sah. Er begann zu sinken und schrie: „Herr, hilf mir!“ Sogleich streckte Jesus die Hand aus und ergriff ihn. Er tadelte Petrus jedoch für seinen Kleinglauben (vgl. Mt 6,30;8,26;16,8), der ihn beinahe hatte untergehen lassen.
Als die beiden das Boot erreichten, beruhigte sich der Sturm und die erstaunten Jünger fielen nieder und beteten Jesus an. Ihr Bild von Jesus hatte eine neue Dimension hinzugewonnen, sie erkannten ihn nun als Gottes Sohn an. Ganz anders die Leute aus Genezareth (Mt 14,34), einer fruchtbaren Ebene südwestlich von Kapernaum: Als sie hörten, daß Jesus angekommen sei, brachten sie alle Kranken zu ihm, damit er sie heile. Daß sie nur den Saum seines Gewandes berühren wollten, erinnert an die Frau mit dem Blutfluß aus dieser Gegend, die ebenfalls gesund geworden war, weil sie Jesu Gewand berührt hatte (Mt 9,20). Diese Menschen sahen in Jesus einen großen Heiler, doch wer er wirklich war, konnten sie nicht ganz begreifen. Das Verständnis der Jünger für seine wahre Identität wuchs dagegen ständig.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Es war etwas später, an einem anderen Tag. Als es Abend wurde, sagte Jesus zu seinen Jüngern, sie sollten ein Boot besteigen und ihm voraus auf die andere Seite des Sees fahren. Dann stieg Jesus allein auf den Berg. Es war ein ruhiger Ort, wo er zu seinem Vater, Jehova Gott, beten konnte.
Die Jünger stiegen in das Boot und segelten dann über den See. Aber bald begann ein Wind zu wehen. Er blies immer heftiger. Es war nun schon Nacht.
Die Männer zogen das Segel ein und begannen zu rudern. Aber sie kamen nicht sehr weit, weil sie starken Gegenwind hatten. Das Boot wurde von den hohen Wellen hin und her geworfen, und das Wasser spritzte hinein. Die Männer arbeiteten hart, um das Ufer zu erreichen, doch gelang es ihnen nicht.
Jesus war immer noch allein auf dem Berg. Er war lange dort gewesen. Jetzt aber konnte er sehen, daß seine Jünger in den hohen Wellen in Gefahr waren. So kam er vom Berg herunter an das Ufer des Sees. Er sprang nicht ins Wasser, um zu schwimmen, noch watete er hinein. Nein, sondern Jesus begann, über den stürmischen See zu gehen, so wie wir über einen grünen Rasen gehen würden!
Was würde geschehen, wenn du versuchtest, auf dem Wasser zu gehen? Weißt du es? — Du würdest sinken, und du könntest ertrinken. Aber bei Jesus war es anders. Er hatte besondere Kräfte.
Jesus hatte eine lange Strecke von etwa fünf bis sechs Kilometern zu gehen, um das Boot zu erreichen. So war es um die Morgendämmerung, als die Jünger Jesus über das Wasser auf sich zukommen sahen. Aber sie konnten nicht glauben, was sie sahen. Sie fürchteten sich sehr und schrien in ihrer Furcht.
Dann sprach Jesus zu ihnen: „Faßt Mut, ich bin’s; fürchtet euch nicht.“
Sobald Jesus in das Boot hereinkam, hörte der Sturm auf. Die Jünger waren wiederum überrascht. Sie fielen vor Jesus nieder und sagten: „Du bist wirklich Gottes Sohn.“ — Matthäus 14:23-33; Johannes 6:16-21.
Wäre es nicht wunderbar gewesen, damals zu leben und zu sehen, wie Jesus solche Dinge tat? — Nun, wir dürfen zu einer Zeit leben, da Jesus Dinge tun wird, die ebenso wunderbar sind.

Auf den großen Lehrer hören

Mt 14,28: Aber Petrus antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, dann gebiete mir, über das Wasser zu dir zu kommen.

Im Anblick der Macht Jesu hob sich das Herz des Petrus hoch. Nichts soll ihn von Jesus scheiden dürfen. Er begehrt, an der Macht Jesu über die Natur teilzuhaben, zu ihm zu kommen und neben ihm zu stehen. Nicht darum bittet er: „Lass mich über die Wellen gehen!,“ sondern darum: „Lass mich zu dir kommen über das Wasser hin!“ Darum wagt er es nicht, in Hoffart, ohne die Erlaubnis Jesu in den See zu springen. Er weiß, dass er an der Macht Jesu nur teilhat, wenn Jesus ihm an ihr Anteil gibt, und bittet deshalb zuerst um Jesu Befehl.

Mt 14,29a: Er sagte: Komm!

Jesus freut sich, wenn sich der Jünger durch das, was er an ihm sieht, zu einem starken Glauben, der an seine Seite tritt, emporheben lässt . Er hat seine Gemeinschaft mit dem Vater nicht deshalb den Jüngern in Werken der Macht gezeigt, um sie in der Erkenntnis, dass er unendlich größer sei als sie, niederzubeugen, sondern um sie aufzurichten; denn er stellt sie neben sich in das Reich seines Vaters. Aber Petrus muss zuerst lernen, was Glaube ist.

Mt 14,29b-31: Und Petrus stieg aus dem Schiff und ging über das Wasser und kam zu Jesus. Als er aber den Wind sah, erschrak er und fing an zu sinken und schrie: Herr, rette mich! Aber Jesus streckte sofort seine Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Kleingläubiger, wozu hast du gezweifelt?

Als er Jesus vor sich auf dem See stehen sah, wünschte Petrus sich neben ihn zu stellen; als er aber den Sturm sah, vergaß er Jesu Nähe und Befehl und sank, so dass Jesus ihn retten muss. Jesus macht ihm den Grund deutlich, weshalb sein Gang für ihn gefährlich wurde. Er war es für den Kleingläubigen, für den, der des Sturmes wegen das Wort Jesu für schwach hielt und es ihm nicht zutraute, dass er ihn auch jetzt erhalte. Ohne Grund und Nutzen hat er seine Gedanken geteilt, sowohl die Macht des Sturmes als die Macht Jesu erwogen und nicht nur an den Befehl Jesu, sondern auch an die Gefährlichkeit seines Ganges gedacht. Er hätte sich ohne Teilung seines Herzens mit festem Griff an das Wort Jesu halten sollen.

Mt 14,32-33: Und als sie in das Schiff einstiegen, legte sich der Wind. Die aber, die im Schiff waren, warfen sich vor ihm nieder und sagten: Du bist wahrhaftig Gottes Sohn.

In dieser Stunde brachten die Jünger Jesus die Anbetung dar; sie sahen von seinen Taten zu dem Grund seiner Macht empor und wurden gewiss, dass er aus Gott hervorgegangen ist und mit seinem ganzen Leben an ihm hängt.

Schlatter, Erläuterungen zum Neuen Testament

Siegesstimmung
Ein gewaltiges Zeichen hatte Jesus getan. 5000 Menschen hatte er satt gemacht. Aus Johannes 6,15 erfahren wir, dass das Volk in seiner Begeisterung auf der Stelle den Herrn Jesus zum König ausrufen wollte.
Wie war wohl das Herz der Jünger in dieser Stunde mit Freude erfüllt! Endlich begannen die Massen zu begreifen, wie herrlich ihr Heiland war. Sie waren in dieser Stunde sicher bereit, ihm alles zuzutrauen und jedes Opfer für ihn zu bringen.
Jeder gläubige Christ kennt diese hohen Stunden, in denen das Herz singt: »Jesus Christus herrscht als König, / alles wird ihm untertänig …«

Die abgebrochene Siegeslinie
Es ist merkwürdig, dass Jesus in diesem Augenblick seine Jünger in das Schiff »trieb«. Er bittet sie nicht, er redet ihnen nicht zu, er befiehlt ihnen nicht. Er schickt sie weg wie kleine Kinder, die man abends ins Bett schickt. Und dann treibt er das Volk ebenso von sich. Seltsam! Hätte Jesus nicht allen Grund gehabt, diese Erweckungsstimmung auszunützen? So denkt unsere Vernunft. Aber Jesus tut genau das Gegenteil. Albrecht Bengel hat gesagt: »Für die Vernunft sieht es aus, als verstände Gott sich schlecht auf seinen Vorteil.«
Jeder Jesusjünger kennt diese Enttäuschung, wenn so eine Siegeslinie plötzlich abgebrochen wird – wenn nach einer Evangelisation auf einmal alles armseliger zu sein scheint als vorher – oder wenn in unserem eigenen Leben es aussehen will, als seien wir wieder auf die Anfänge unseres Christenlebens zurückgeworfen.
Warum handelt Jesus so? In Johannes 12,24 erklärt er: »Es sei denn, dass das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, so bleibt’s allein; wo es aber erstirbt, so bringt es viele Früchte.« Sowohl das Christenleben als auch das Leben der Gemeinde Jesu trägt immer das Kreuzeszeichen. »Es geht durch Sterben nur.«

Widerwärtigkeiten
»Sie litten Not von den Wellen; denn der Wind war ihnen zuwider.« Grauester Alltag! Alles scheint verkehrt zu gehen. Wo ist nun die Siegesfreude vom Nachmittag? Jetzt ist sie wenige Stunden später in tiefe Depression verwandelt.
Ich erinnere mich, wie ich einmal in der »Hammerhütte« in Siegen eine herrliche Segensstunde erlebte. Mein Glaube war so groß, dass ich dachte, ich könnte allen Gewalten der Hölle trotzen. Aber als ich meinen Wagen nach Hause steuerte, ging es immerzu durch dicken Nebel. Man kam nicht vorwärts. Und dann wurde es meinem jungen Begleiter schlecht. Das zwang mich, immer wieder den Wagen anzuhalten. Und mit Schrecken entdeckte ich, wie schnell mein großer Glaubensmut vom Nachmittag verflogen war.
Da musste ich an Paulus denken, der mit Silas zerschlagen im Kerker sitzt und doch Loblieder singt. Erst der, der die Loblieder singt, auch wenn der Wind zuwider ist, hat das Evangelium richtig begriffen.

Die Not der Herzen
Das ist eine Not, wenn unsere Glaubensfreude durch die alltäglichen Widrigkeiten so gedämpft wird, dass nur noch Verzagtheit da ist. Aber das war nicht die einzige Not der Jünger.
Es kam noch etwas anderes dazu:
Sie hatten Jesus aus den Augen verloren. Es gibt nichts Schrecklicheres für Menschen, die gewohnt sind, mit Jesus zu leben, als wenn seine Gegenwart ihnen verdunkelt wird. Und nun kommt die tiefste Not: In dieser dunklen Stunde kam auf einmal das Unterste der Herzen wieder zum Vorschein: »Sie sprachen:
Es ist ein Gespenst! Und schrien vor Furcht.«
War denn durch die Gegenwart Jesu der alte Aberglaube nicht längst abgetötet? War die tiefe Furcht, die ganz unten im Menschenherzen sitzt, nicht ausgerottet?
Das ist eine schreckliche Not, wenn Christen auf einmal merken, dass die »alte Sünde« wieder auftaucht; dass das Tiefste des Herzens noch gar nicht umgewandelt ist.
Und das geschah den Jüngern ausgerechnet nach dem Siegesnachmittag. Es ist eine alte Erfahrung, dass Jesusjünger nach besonders reichen Segenstagen an sich selber die tiefsten Enttäuschungen erleben.
Das könnte beinahe so aussehen, als sei im Leben der Jünger überhaupt nichts geändert worden. Nun, so ist es nicht. Wer Jesus gehört, erfährt wohl noch schmerzlich die Macht der Sünde. Aber er dient ihr nicht mehr. Er sieht sie als seinen Feind an. Paul Humburg sagte einmal: »Ein bekehrter Jesusjünger ist nicht sündlos. Aber vor seiner Bekehrung sündigte er fahrplanmäßig. Nach seiner Bekehrung ist die Sünde ein Eisenbahnunglück.«

Geborgen!
Wie mag wohl den Jüngern zumute gewesen sein, als in ihren ganzen Jammer hinein das Wort des Herrn tönte: »Seid getrost, ich bin’s! Fürchtet euch nicht!« So kann in der ganzen Welt niemand sprechen außer dem Herrn Jesus selbst. Und: »So er spricht, so geschieht’s; so er gebeut, so steht’s da.«
Wenn Jesus einem Herzen und Gewissen sagt: »Fürchte dich nicht!«, dann ist die Furcht wirklich verschwunden, und der Friede kehrt ein. Die ganze Geschichte zeigt zwischen den Zeilen, wie mit einem Schlag die Situation der Jünger verändert war. »Ach, mein Herr Jesu, / dein Nahesein / bringt großen Frieden ins Herz hinein. / Und dein Gnadenanblick / macht uns so selig, / dass Leib und Seele darüber fröhlich / und dankbar wird.« Da heißt es nun wirklich: »Die Freude am Herrn ist eure Stärke.«

Glaubensmut
So dachte auch Petrus. Alle Depression ist verschwunden. David sagte: »Mit meinem Gott kann ich über die Mauern springen.« Und Petrus: Mit meinem Herrn Jesus will ich über die wilden Wellen gehen.
Es würden wohl keine großen Dinge in der Welt geschehen, wenn nicht Christenherzen immer wieder diesen fröhlichen Glaubensmut fassen könnten, der ihnen sagt, dass mit Jesus das Unmögliche möglich wird.

Wieder eine Niederlage
Nach den bisherigen Erfahrungen dieses Tages hätte man dem Petrus wohl zutrauen müssen, dass er nun auf dieser Glaubenshöhe bleibt. Wir sehen ihn über das Wasser schreiten. Sein Blick ist auf den Herrn gerichtet. Ach, wäre er doch dabei geblieben, unverwandt auf seinen Herrn zu schauen! Aber er erlebt, was auch wir so oft erleben, dass die Dinge dieser Welt sich sehr geräuschvoll bemerkbar machen. »Er sah aber einen starken Wind; da erschrak er und hob an zu sinken.« Auf einmal ist die Natur nur noch drohend und schrecklich. Auf einmal sieht er nur noch eine Umwelt, die sich gegen ihn verschworen hat. Blitzartig fängt sein Gehirn an zu berechnen, welche entsetzliche Tiefe unter seinen Füßen ist. Er ist jetzt bloß noch ein Mann der Vernunft, der rechnet, wie ein Mensch rechnet, und der die Macht des Herrn in keiner Weise mehr einkalkuliert.
Schreckliche Stunden sind das, die keinem Christenleben erspart bleiben, wo die Welt mit ihren Drohungen und Sorgen bereitenden Wellen viel mächtiger zu sein scheint als der Herr.

Ein Gebet aus Herzensgrund
Als die Wogen über Petrus zusammenschlagen wollen, besinnt er sich auf seinen starken Herrn. Und nun kommt ein Schrei aus seinem Mund: »Herr, hilf mir!«
Es gibt mancherlei Gebete. Da sind die Gebete in der kirchlichen Agende. Wenn der Pfarrer sagt: »Lasst uns beten!«, dann faltet die Gemeinde die Hände und beugt das Haupt. Wenn ich das sehe, frage ich mich manchmal erschrocken: »Wie viele werden wohl jetzt richtig mit dem Herrn reden?« Und dann gibt es das Gebet des Pharisäers, der dem Herrn alle seine Tugenden ausbreitet. Es gibt Tischgebete, die so leer sind, dass einmal ein christlicher Mann darüber spottete: »Es ist nur ein Wa-wa-wa über dem Suppenteller.«
Wie anders das Gebet des Petrus! Da ist die Verzweiflung über die eigene Ohnmacht und das Vertrauen zu der Stärke des Herrn. Da ist das Wissen um die Abgründe unter seinen Füßen und das Vertrauen zu der starken Hand Jesu. Dass wir doch dies Gebet recht lernten: »Herr, hilf mir!« So sollten wir rufen in den Nöten unseres Lebens. »Herr, hilf mir!« sollten wir rufen, wenn die Anfechtungen der Sünde zu stark werden. »Herr, hilf mir!« – das ist die Antwort des Glaubens auf das Evangelium.

Erfahrung der Errettung
»Jesus aber reckte alsbald die Hand aus und ergriff ihn.« So hat der Herr Jesus wieder die Hand ausgestreckt und hat den Petrus ergriffen, als der nach der Auferstehung Jesu meinte, er sei nicht mehr tüchtig zum Jüngersein und Apostelamt. Davon erzählt Johannes 21. Errettung, die man erfahren hat – das ist die
Melodie der ganzen Bibel. Israel wird aus Ägypten errettet. Und die Gemeinde Jesu wird errettet durch das Blut Jesu von Sündenschuld und Sündenmacht, vom drohenden Gesetz und von der Verlockung der Welt, von der Macht Satans und vom ewigen Verderben.

Jesus allein
Welche Temperaturschwankungen hat der Glaube der Jünger in kurzer Zeit durchgemacht! Es ist tröstlich, das zu lesen; denn jeder Jesusjünger leidet unter diesen Temperaturschwankungen des Glaubens. Davon weiß ein unbekehrter Mensch nichts. Aber einer, der sich aufgemacht hat, Jesus nachzufolgen, weiß davon um so mehr. Und er lernt über all den Schwankungen: »Mein Heil beruht nicht in mir, sondern allein in Jesus und dem, was er für mich getan hat.« So lernt man dann als reifste Erfahrung seines Glaubenslebens singen: »Auf dem Lamm ruht meine Seele.

Wilhelm Busch, – In der Seelsorge Gottes

Wo wären wir? Wäre ich überhaupt mit im Boot? Und hätte ich den Mut, aus dem Boot auszusteigen?