Gehorsam lernen

obwohl er Sohn (Siehe v 5) war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte;
Elberfelder 1871, Hebräer 5,8

´Allerdings` blieb es selbst ihm, dem Sohn Gottes, nicht erspart, durch Leiden zu lernen, was es bedeutet, gehorsam zu sein.
Neue Genfer Übersetzung – Hebr 5,8

Obwohl Jesus der Sohn von Gott war, musste er auch erst lernen, nur das zu tun, was Gott will, trotz ätzender Sachen, die dabei passieren.
VolxBibel – Hebräer 5,8

Dennoch musste auch Jesus, der Sohn Gottes, durch sein Leiden Gehorsam lernen.
Hoffnung für Alle – Hebr 5,8

Website: Familienhandbuch

Ja, Gehorsam wird heute eher „klein geschrieben“ – denn Gehorsam ist ja laut Wörterbuch:
1.sich dem Willen einer Autorität unterordnend“ein gehorsamer Untertan“
2. als Kind die Autorität einer Respektsperson anerkennend und ihren Forderungen sofort und pünktlich nachkommend; brav, folgsam….
Müssen wir als Christen den Gehorsam lernen?

καί-περ obwohl. ὤν Ptz. εἰμί, konz. (s. καίπερ). υἱός Präd.-Nom. ohne Art. (A80). ἔ-μαθεν Aor. μανθάνω157 lernen. ἀφʼ ὧν = ἀπὸ τούτων ἅ durch (vgl. B ἀπό V2) das, was (A358). ἔ-παθεν Aor. πάσχω. ὑπ-ακοή Gehorsam.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Die ganze Erfahrung, von der zuvor berichtet wurde, war für Jesus eine Art Lernprozeß, bevor er selbst seinem leidenden Volk diente. Ungeachtet seiner einzigartigen Beziehung zu Gott (obwohl er Gottes Sohn war) mußte er wirklichen Gehorsam im Sinne von Leiden lernen. Dadurch wurde er für seine Aufgabe als Herrscher und Hoherpriester seines Volkes vollendet. Es ist nicht abzuleugnen, daß in all diesem ein Mysterium verborgen ist, doch es ist kein größeres Mysterium als das, das in den Worten des Lukas zum Ausdruck kommt: „Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen“ (Lk 2,52). Auch wenn dieses ganze Geschehen nicht restlos begreifbar ist, so erfuhr der bereits vollkommene Sohn Gottes durch seine Menschwerdung in tiefstem Sinne an sich selbst, was es heißt, ein Mensch zu sein. Das Leiden wurde für ihn zu einer Realität, die er selbst erfahren hat. Von daher kann er vollkommen mit seinen Anhängern mitfühlen. (Vers 8 enthält im Griechischen ein interessantes Wortspiel mit den beiden Verbformen (er hat) gelernt (emathen) und er litt (epathen).
Auf diese Gewißheit gründet sich die Feststellung des Briefschreibers: Und als er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber (aitios) des ewigen Heils geworden. Das „Heil“, von dem hier die Rede ist, läßt sich nicht von dem „ererbten“ Heil in Hebräer 1,14 unterscheiden und kann mit dem „ewigen Erbe“ in Hebräer 9,15 gleichgesetzt werden. Es darf allerdings nicht mit der Erlangung des ewigen Lebens verwechselt werden, die nicht vom Gehorsam, sondern vom Glauben abhängt (vgl. Joh 3,16 u. a.). Einmal mehr geht es dem Briefschreiber an dieser Stelle um die Befreiung von allen Feinden und den endgültigen Sieg mit seiner anschließenden „Herrlichkeit“, an der die vielen Söhne und Töchter teilhaben. Dieses Heil ist ausdrücklich mit dem Gehorsam der Gläubigen verknüpft, einem Gehorsam, der sich ganz am Gehorsam Jesu, der ebenfalls litt, orientiert. So steht es in engem Zusammenhang mit dem Wort des Herrn: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten“ ( Mk 8,34-35 ).
Der Hohepriester ist zum „Urheber“ dieses besonderen Heils geworden, das denen zufällt, die bereit und willens sind, im Gehorsam vor Gott zu leben. Mit dieser Bezeichnung wollte der Briefschreiber in erster Linie auf die Hilfe hinweisen, die den Gläubigen aus dem priesterlichen Dienst Christi erwächst und die es ihnen überhaupt erst ermöglicht, ein Leben des Gehorsams zu führen. Welches Leiden den Christen auch quälen mag, der Hohepriester versteht ihn, fühlt mit ihm und läßt ihm jenes Erbarmen und jene Gnade zukommen, die er braucht, um ausharren zu können. Oder, wie der Briefschreiber es an einem späteren Ort sagt, „daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie“ (Hebräer 7,25). Zu diesem Zweck ist Christus ggenannt von Gott ein Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Blicken wir auf den Lebensgang Jesu. Wie deutlich tritt hier ans Licht, dass er nicht eigenwillig und eigenmächtig sein Amt an sich riss, sondern es aus Gottes Händen entgegennahm! Er hat während seines irdischen Lebens nie, wenn ihm das Sterben nahe trat, zur Selbsthilfe gegriffen, sondern Gott allein als den geehrt, der ihn vom Tode erretten konnte. Er hielt sich ans Bitten und wartete auf die Erhörung. Gott hat ihn auch nicht umsonst bitten lassen; Jesus ist erhört worden. Der Tod hatte keine Gewalt über ihn, sondern das Kreuz wurde für ihn die Pforte zum ewigen Leben. Aber wie musste er die Erhörung suchen? So, dass er sich sorgsam und folgsam völlig der Regierung Gottes unterwarf. Die Hilfe Gottes wurde ihm zuteil, weil er nicht nach der Regung seines eigenen Willens keck zufuhr, sondern sein Verlangen unter die Regel stellte: wenn der Vater es will! Wenn dieses auch rein und recht war, hielt er es dennoch zurück, bis der Vater geredet und der Vater geholfen hatte, und gab sich in seine Hände. Weil er nur auf diesem Weg die Erhörung suchen durfte und finden konnte, darum wurde ihm das Leiden nicht erspart; er musste vielmehr im Leiden bewähren, dass er Gott nicht in Ungeduld und Eigenwillen Vorgriff, und so im Leiden eine Schule des Gehorsams durchlaufen, eine Übung der völligen Ergebung in Gott, und dieser Gehorsam hat ihn zum Priester gemacht.

So fehlte ihm auch das höhere Gegenbild zu jener Schwachheit nicht, die Aaron mit allen anderen Gliedern der Gemeinde teilte, und zu jenen Opfern, die der Priester für sich selbst darzubringen hatte. „Ärgert euch doch nicht,“ sagt der Brief, „an der Erniedrigung Jesu! Er hat sich allerdings euch völlig gleichgestellt. Auch er ist vor Gott als der Bittende gelegen; auch seine Stimme ist zum lauten Ruf geworden, der Gottes Ohr gesucht und Gottes Hilfe begehrt hat; auch in sein Gebet haben sich die Tränen gemischt. Er bittet nicht nur für euch; er hat auch für sich selbst gebeten.“ Das war sein Opfer, das er Gott darbrachte. Gehorsam gab er ihm; seinen Willen ließ er ihm ganz und gar, und dieses innerlichste, wahrhaftige Opfer brachte er nicht nur im Blick auf uns dar, sondern auch im Blick auf seine eigene Person, auf den Ausgang seines eigenen Lebens. Es ist somit auch bei ihm wahr: aus den Menschen wird der genommen, der Priester sein soll, ein solcher, der ihre Schwachheit an sich selbst trägt. Jesus aber hat sich durch seine Schwachheit nicht von Gott scheiden lassen, sondern in ihr den Gehorsam geübt. Daher hat er seine priesterliche Macht.

Wir werden besonders an die Stunde in Gethsemane denken und an die Bitten Jesu am Kreuz, obwohl dieses sein Flehen und Bitten, diese sorgsame Zurückhaltung, diese Gehorsamsübung im Leiden nicht nur auf seine letzten Stunden einzuschränken ist. Der Vorblick auf das Leiden, wie er schon längst vor Jesu Seele offen lag, war auch schon Leiden; jene Nächte des Gebets, von denen uns die Evangelien erzählen, all die sorgsame Zurückhaltung, in der er vom Anfang seiner Arbeit an durch keinen Erfolg sich blenden ließ, nach keinem augenblicklichen Vorteil haschte, sondern sich geduldig schmähen, verkennen und anfechten ließ und in stiller Gelassenheit mit ansah, wie die Dinge sich mehr und mehr dem Kreuz zuwandten: das alles gehörte auch zur Gehorsamsschule und zum Gebetsopfer, von dem hier gesprochen wird.

Die Schwere dieses Weges lag darin, dass er im Gegensatz zur Sohnesstellung Jesu stand. „Obgleich er der Sohn ist, lernte er durch sein Leiden das Gehorchen.“ In der Bahn des Sohnes lag freilich nicht Ungehorsam, aber auch nicht eine solche Gehorsamsschule, sondern ein freies, volles Zusammenstimmen des väterlichen Willens mit dem seinigen, ein Verhalten des Vaters zum Sohn, das ihm Macht und Raum gab, ohne Hemmung und Not dem Willen des Vaters zu dienen, ein Auftrag des Vaters, der dem Sohn den Gehorsam zum Leben machte, nicht aber ihn in den Tod führte, zur Ehre, nicht aber zur Erniedrigung. Aber nicht einmal seinen Sohnesnamen machte Jesus gegen die Entscheidung des Vaters geltend; er überließ es dem Teufel, zu folgern: „Weil du Gottes Sohn bist, so schaffe dir allewege Brot!“ Vielmehr schöpfte Jesus aus seinem Sohnesnamen Trieb und Kraft zu einer Hingebung, die ihn auch im Tod nur auf den Vater blicken und nur im Bitten die Errettung suchen ließ.

Dieser neue Blick auf Jesu Leiden ergänzt und erklärt dessen erste Betrachtung, die das zweite Kapitel enthält. Dort war uns gezeigt, was Jesus zu uns zieht; hier, was ihn mit dem Vater verbunden hält. Dort sahen wir im Leiden den Bruder, der mit seinen Brüdern alles teilt; hier den Sohn, der dem Vater alles übergibt. Nun sehen wir auch deutlicher, worin die Versuchung Jesu bestand: er war wie wir auf das bloße Gehorchen gewiesen. Damit kennen wir auch den Grund seiner Macht, an der der Tod und der Satan scheitern und die Sünden vergehen müssen. Seine Liebe zu den Brüdern, mit der er sich uns gleichgestellt hat, und sein Gehorsam gegen den Vater, in dem er dem Vater und seiner Leitung untergeben geblieben ist, das sind die beiden Edelsteine, die das Kreuzesbild Jesu schmücken und ihm vor Gott, Engeln und Menschen eine Herrlichkeit geben, die nie vergeht.

Jesus hat gelitten und gehorcht; so wurde er vollendet. So ist er an das Ziel gekommen, wo ihm nichts mehr gebricht und fehlt. Seine Einheit mit dem Vater ist vollkommen geworden. Er hat ihm Gehorsam erzeigt bis ans Ende; darum ist er ins himmlische Wesen erhöht worden. Nun erlöst und errettet er uns. Wir empfangen auf demselben Weg das Heil, auf dem er es uns erworben hat. War er gehorsam, so kann auch uns nur der Gehorsam helfen. Denn er, der gehorsam geworden ist, zieht nicht die Widerspenstigen zu sich. Ihm sollen wir gehorsam werden, wie er es dem Vater war. Dann fällt uns die Frucht seines Gehorsams, der ihn in die Vollkommenheit erhob, dadurch zu, dass er uns die ewige Errettung verschafft. Weil er dies kann und soll, darum hat Gott ihm auch den Priesternamen gegeben, und dies nicht nur so, dass er ihn Aaron gleichstellte; vielmehr hat Gott Jesus ein Priestertum von neuer und höherer Art zugeteilt, das nicht in Aaron, sondern in Melchisedek seinen Namen und sein Vorbild empfangen hat.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Disziplin – auch Schläge – war ein wichtiges Element in der griechischen Erziehung. Nach Ansicht der klassischen griechischen Schriftsteller spielte das Leiden beim Lernen eine wichtige Rolle, und im A.T. und in den späteren jüdischen Weisheitsschriften gelten göttliche Züchtigungen als Zeichen der Liebe Gottes. Die Paronomasie (Wortgleichklang) an dieser Stelle, emathen aph‘ hon epathen, »hat… an dem, was er litt, Gehorsam gelernt«, war bereits in der Literatur der Antike ein bekanntes Wortspiel. Im vorliegenden Vers allerdings geht es um die Abgrenzung gegen die griechische Vorstellung, dass der höchste Gott (mit dem der Verfasser den Sohn in gewisser Weise identifiziert, 1,9; 3,3-4 ), unfähig sei, Gefühle, Schmerz oder wahres Mitleid zu empfinden. Jesu Teilhabe am menschlichen Leiden qualifizierte ihn für die Aufgabe des höchsten Hohen Priesters; in der griechischen Übersetzung des A.T., der Septuaginta , wird der hier mit »zur Vollendung gekommen war« (Zürcher) übersetzte Begriff (V. 9 ) für die Priesterweihe gebraucht.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

8.1 Die Erfüllung dieses Amtes des Priestertums (Vers 7). Beachten Sie:
Er nahm Fleisch an; er wurde ein sterblicher Mensch.
„In den Tagen seines Fleisches“ unterwarf Christus sich dem Tod. Er war ein versuchter, blutender, sterbender Jesus!
Gott, der Vater, konnte ihn aus dem Tod erretten, doch was wäre aus uns geworden, wenn Gott Christus vor dem Sterben gerettet hätte? Es geschah aus Güte uns gegenüber, dass der Vater nicht erlauben wollte, dass dieser bittere Kelch an ihm vorübergeht, denn wenn er es wäre, hätten wir seine Hefe trinken müssen.
Christus brachte in den Tagen seines Lebens auf der Erde seinem Vater Bitten und Flehen dar. Wir haben sehr viele Beispiele dafür, dass Christus betete. Dieser Vers bezieht sich auf sein Beten in seiner Qual (Mt 26,39; 27,46) und auf sein Beten vor seiner Qual (Joh 17).
Das Bitten und Flehen, welches Christus darbrachte, war mit lautem Rufen und mit Tränen verbunden und gab uns damit ein Beispiel. Wie viele trockene und wie wenige nasse Gebete bringen wir Gott dar!
Christus „ist auch erhört worden um seiner Gottesfurcht willen“ (wurde aufgrund seiner ehrfürchtigen Unterordnung erhört). Ihm wurde durch unmittelbare Hilfe in seiner Qual geantwortet, indem er gut durch den Tod hindurch gebracht worden ist, und indem er durch eine glorreiche Auferstehung von ihm errettet wurde. Er wurde durch den Tod hindurchgetragen, und es gibt keine echte Rettung vor dem Tod, außer, dass man gut durch ihn hindurchgetragen wird. Wir können oft von Krankheit wiederhergestellt werden, doch wir sind nie vor dem Tod gerettet, bis wir gut durch ihn hindurchgetragen wurden.
8.2 Die Folgen dieser Erfüllung seines Amtes (Vers 8–9).
Durch dieses sein Leiden hat er, „obwohl er Sohn war … den Gehorsam gelernt“ (Vers 8). Es möge darum niemand, der durch Adoption Kind Gottes ist, völlige Freiheit von Leid erwarten. Obwohl er nie ungehorsam war, hat er nie eine solche Tat des Gehorsams vollbracht wie jene, in der er bis zum Punkt des Todes gehorsam war, ja bis zum Tod am Kreuz. Wir sollten durch all unsere Heimsuchungen lernen, dem Willen Gottes demütig zu gehorchen.
Indem er dies tat, ist er der Urheber ewigen Heils für die Menschheit geworden. Dieses Heil wird wirklich niemandem gegeben außer denen, die Christus gehorchen. Wir müssen auf sein Wort hören und ihm gehorchen. Er ist genauso als Herrscher erhöht, um über uns zu herrschen, wie er ein Heiland ist, um uns zu retten, und er wird für niemanden ein Heiland sein, außer für die, für die er ein Herrscher ist. Doch für diejenigen, die ihm gehorchen, wird er der Urheber – griech. aitios, der Grund oder die Ursache – ihres Heils.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

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