Ich nenne euch nicht mehr Knechte, (O. Sklaven (Sklave)) denn der Knecht (O. Sklaven (Sklave)) weiß nicht, was sein Herr tut; aber ich habe euch Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem (O. von seiten meines) Vater gehört, euch kundgetan habe.
Elberfelder 1871 – Johannes 15,15
Ich bezeichne euch nicht als untergebene Knechte. Denn ein Untergebener weiß nicht, was sein Vorgesetzter tut. Aber euch habe ich als meine Freunde bezeichnet. Und das seid ihr auch! Denn ich habe euch alles wissen lassen, was ich von meinem Vater erfahren habe. Roland Werner – Das Buch – 2009 – Johannes 15:15
Ich bezeichne euch nicht mehr als Sklaven, weil der Sklave nicht darüber Bescheid weiß, was sein Herr unternimmt. Euch aber, euch habe ich bereits Freunde genannt, weil ich euch alles wissen ließ, was ich vonseiten des Vaters vernommen habe.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Joh 15,15

Warum bezeichnen wir Christen als Sklaven Christi, da doch der Gedanke an die Sklaverei heute so unangenehm ist? Er hat gesagt, er nenne uns nicht mehr Sklaven, sondern Freunde. — M. S., Connecticut.
Wachtturm – 15.Oktober 1952
Allerdings hat Jesus gemäss Johannes 15:15 (NW) gesagt: „Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn ein Sklave weiss nicht, was sein Meister tut. Aber ich habe euch Freunde genannt, weil ich alle Dinge, die ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe.“ Jesus hatte eben die Passahfeier beendet und das Gedächtnismahl mit seinen Aposteln eingesetzt, und es war gerade vor seiner Festnahme und seinem Tode. Anlässlich dieser letzten Ermutigung und Stärkung seiner Apostel war er sehr vertraulich, und doch verneinte er nicht, dass sie dennoch Sklaven waren. Fünf Verse später erinnert er sie an das Verhältnis des Meisters zum Sklaven: „Behaltet das Wort im Sinn, das ich euch sagte: Ein Sklave ist nicht grösser als sein Meister. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort beobachtet haben, werden sie auch das eure beobachten.“ Somit schied er den Ausdruck Sklave nicht aus, sondern zeigte, dass seine Nachfolger, wiewohl Sklaven, doch auch seine Freunde waren. Es war nicht die übliche kalte, formelle Beziehung des Meisters zum Sklaven, denn ausser dieser gesetzlichen Beziehung waren sie auch enge Freunde. Aber diese Freundschaft merzte die Tatsache nicht aus, dass Christen nicht sich selbst gehören, sondern mit einem Preis erkauft wurden und Sklaven Christi sind. — 1 Korinther 6:19, 20; 7:23.
Johannes 15,15
Faszination Bibel 2/2019
Aufgrund meiner christlich-orientalischen Herkunft wurde ich durch die Mehrheitsgesellschaft geprägt, die eben islamisch ist. Da ist der Status des Menschen festgelegt: Er ist Knecht, das ist seine schöpfungsmäßige Natur. Denn der Koran sagt: „Und Ich (Allah) habe … die Menschen nur dazu erschaffen, damit sie Mir dienen“ (Sura 51,56). Christen im Orient machten sich diese Demutshaltung als Knechte vor Gott zu eigen. Ihre Frömmigkeit ist durch die Ethik der Kultur geprägt – Werkgerechtigkeit, Gebote und Verbote, Lohn und Strafe. Wir wuchsen daher mit Leistungsdruck auf und hatten Angst vor einem zornigen Gott, der uns für jeden Fehltritt bestraft.
Aber dann entdeckte ich die befreiende Aussage von Jesus: „… euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid.“ Ich musste also kein verängstigter Knecht bleiben, sondern durfte mich Freund Gottes nennen!
Seit meiner Ankunft in Deutschland 1980 ist mir dieser Vers besonders wichtig geworden. Ich musste viele liebe Menschen in meiner Heimat zurücklassen. Ich hatte eine gute Familie und viele Freunde im Libanon gehabt. Durch meine Eheschließung 1982 begann ein neuer Abschnitt in meinem Leben. Neue Freundschaften entstanden.
Als ich 1984 mein Augenlicht verlor, war dieser Vers für mich ein großer Trost. Meine theologische Ausbildung verschaffte mir neue Perspektiven. Beruflich und privat musste ich vieles immer wieder loslassen. Trotz erfolgreichem Dienst fühlte ich mich häufig einsam. Bei meinem Besuch im Libanon im Jahr 2017 wurde mir schmerzlich bewusst, dass meine Jugendfreunde durch den Bürgerkrieg in alle Welt zerstreut waren. Da erinnerte ich mich wieder an diesen Vers. Jesus nennt uns seine wahren Freunde. Ihm dürfen wir uns anvertrauen: geistlich, psychisch und leiblich. Er kündigt die Freundschaft nicht auf. Seinem Vorbild will ich folgen. Auch wenn ich immer wieder loslassen muss: Er bleibt an meiner Seite! •
Dr. Hanna Josua
Ihr seid meine Freunde (Johannes 15, 13-17)
G. R. Brinke – Ärenlese Jahrgang 17
Der erste Mensch, den die Schrift Freund Gottes nennt, war Abraham (Jesaja 41, 8; 2. Chron. 20, 7). Gott selbst rief ihn heraus aus Ur in Chaldäa (Apostelgeschichte 7, 2-4; Josua 24, 2. 3) und verpflanzte ihn in das Land Kanaan, da Milch und Honig floß. Gott gab ihm große Verheißungen. Abraham erwiderte diese Freundschaft durch völligen Gehorsam und kindliches Vertrauen. Abraham tat, was Gott ihm befahl und hielt Ihm selbst nicht seinen geliebten Isaak vor. Freundschaft beruht, auf Gegenseitigkeit.
Ein weiteres schönes Freundschaftsverhältnis finden wir zwischen David und Jonathan (1 Samuel 18, 1–4). David hatte sein Leben für Israel eingesetzt und damit auch für Jonathan. Er wußte, daß David ihn von der Sklaverei der Philister bewahrt hatte. Hinfort liebte Jonathan den David wie seine eigene Seele.
Jonathan gab alles Seinem Freunde, ja mehr, er setzte selbst sein Leben für ihn aufs Spiel (1 Samuel 20, 30-34).
In Johannes 15 aber haben wir ein weit größeres alles überragendes Freundschaftsangebot. Jesus sagte seinen Jüngern: „Ihr seid meine Freunde. Eine anderes Mal nennt Er sie Brüder (Matthäus 12, 48; 28, 10). Die Jünger glaubten und erfüllten die Freundschaftsbedingung „$o ihr tut, was ich euch gebiete“. Heute bietet der Herr dir und mir Seine Freundschaft an. Wollen wir sie annehmen?
Wie war unser einstiges Verhältnis zu Ihm? Römer 5, 10; Epheser 2; Titus 3, 3 geben uns Antwort. Wir waren unverständig, ungehorsam und dienten allerlei Lüsten und Vergnügungen, kurz wir waren Feinde Gottes, tot in Sünden. (Epheser 2, 12).
Wie kam es zu dieser Freundschaft? Aus uralter Gnade (Titus 1, 1. 2). Er hat uns je und je geliebt und darum zu sich gezogen. Er sah uns im Blute und sprach: „Lebe!“ (Hesekiel 16, 6).
Unschätzbar ist der Preis, den Jesus zahlte, um uns aus unserer Knechtschaft herauszubringen und zu Seinen Freunden zu machen. Nicht mit Gold noch Silber, sondern durch Sein Blut (Petr. 1, 18; Galater 4, 5) ist es geschehen. Dadurch sind wir in einen Bund mit Ihm gekommen (Hebräer 13, 20). Hier aber bietet Er uns noch mehr an: wahre Freundschaft mit Ihm.
Wie gelangt der Mensch in den Besitz dieses Freundschaftsangebots? Durch das Evangelium. Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit Ihm selber (2 Korinther 5, 20). Wir hörten: „Lasset euch versöhnen mit Gott“, und nahmen das Angebot an.
Durch den Glauben (Römer 5, 1; Johannes 3, 17). Ähnlich dem Kerkermeister, der die Botschaft hörte, glaubte, und dadurch samt seinem ganzen Hause gerettet wurde (Apostelgeschichte 16, 31). Im alten Bunde wurde so ein Freundschaftsvertrag mit einem Festmahl abgeschlossen (1 Mose 31, 54; Lukas 15, 23: 24).
Das große Vorrecht dieser Freundschaft. Weder wir noch Engel vermögen zu erfassen, daß sich der Hohe und Erhabene so tief herabläßt zu uns, die wir Seine Feinde waren, um uns Freunde zu nennen.
Es ist die erhabenste Freundschaft. Sie ist mit dem Sohne Gottes, dem Schöpfer aller Dinge, dem König der Könige und Herrn der Herren. Er ist Herr über alles mit unerschöpflichen Reichtümern, die Er uns anbietet.
Es ist eine sehr nützliche Freundschaft. Sie bringt uns zu einer ungeahnten Einheit mit dem Freunde (1 Korinther 6, 17).
Der Freund ändert sich nie (Hebräer 13, 8). Es ist eine dauernde Freundschaft. Sie enttäuscht nicht, wie das zum Beispiel David oder Hiob erlebten (Psalm 55, 12-14). Jonathan starb, damit endete die Freundschaft mit David. Jesu Freundschaft bleibt (Jesaja 49, 14-16) .
Echte Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit. Sie ist aktiv. Wir sind Jesu Freunde, so wir tun, was Er gebietet. In 1 Johannes 5, 3 lesen wir: «Seine Gebote sind nicht schwer» (Johannes 14, 15). Sein Joch ist sanft und Seine Last ist leicht. Unser einziges Verlangen ist, dem Freunde zu leben, Ihm zu gefallen. Einst gelüstete David nach Wasser aus der Quelle zu Bethlehem. Als dies einige seiner Männer vernahmen, taten sie alles, um ihren König zu erfreuen. Mit Gefahr ihres Lebens durchbrachen sie die feindlichen Linien der Philister und stillten das Verlangen ihres Herrn (2 Samuel 23, 15-17). Der Beweis echter Liebe zum Herrn ist, Seine Wünsche zu erfüllen (Philipper 2, 12). Freunde tun einander nie weh. So betrüben wir Ihn nicht durch Eigenliebe, auch halten wir uns fern von jeglicher Sünde (1 Mose 39, 9). Oder lockt uns die Welt mit großen Angeboten, so schlagen wir sie aus wie Mose (Hehr. 11 24-26). Liebe ist nicht nur Empfänger, sondern vor allem Geber.
Freunde helfen, dienen einander. Unser Freund sorgt beständig für uns Er denkt an uns (Psalm 121, 4). Alle unsere Anliegen macht Er zu den Seinen. Wir müssen uns fragen, was hat Er auch an uns gefunden daß Er sich so unserer annimmt? Wir fragen mit David: „Wie kann ich Ihm alle Seine Wohltaten vergelten“, und wir geben ihm Antwort wie er (Psalm 116, 12-19). Freunde besuchen sich möglichst oft. Besuchen wir unsern Freund? Auch schreiben sich Freunde. Er hat uns lehrreiche Briefe geschrieben wie ein Bräutigam an seine Braut. Lesen wir sie begierig? Freunde helfen einander. Arbeiten wir in Seinem Weinberg? Bringen wir Opfer für Ihn (Hehr. 13, 16), oder sind es solche wie in Maleachi 1, 8-10?
Was machte Abraham zum Freunde Gottes? Kindliches Vertrauen in seinen Freund. Um des Zeugnisses willen konnte er große Opfer bringen (1 Mose 13, 9). Auch verkehrte er viel mit seinem Freunde (1 Mose 18). Diesen Freund machte Gott groß.
Ein Knecht (wörtlich: „Sklave“) hat keine enge Beziehung zu seinem Herrn, wie es etwa unter Freunden üblich ist. Er tut, was ihm gesagt wird, ohne seinen Herrn unbedingt zu verstehen. Da Jesus sich jedoch seinen Jüngern offenbart hatte, wurde der Titel „Sklave“ ihrer Beziehung nicht gerecht. (Wenn Paulus von sich selbst als „Knecht [wörtlich: „Sklave“] Gottes“ sprach [Röm 1,1], hatte er ebenfalls etwas anderes im Sinn. Er wollte damit sagen, daß er Gott bereitwillig und demütig diente und gehorchte.) Jesus nannte seine Jünger Freunde, weil er ihnen die Offenbarung seines Vaters enthüllt hatte.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Die elfte Verheißung ist, dass die Gläubigen Jeschuas Freunde sein sollen (Johannes 15,14-15). Das ist nicht Freundschaft anstelle von Dienerschaft, sondern Freundschaft zusätzlich zur Dienerschaft. In den Briefen bezeichnen sich sogar die Apostel selbst als Diener. Der Unterschied zwischen Dienerschaft und Freundschaft besteht darin, dass ein Diener einfach die Befehle seines Herrn befolgt, ohne im Voraus oder im Detail über die Pläne des Herrn informiert zu werden. Er kennt die Pläne nur insoweit, als der Meister sie offenbart, und nur so viel, wie er wissen muss, um an diesen Plänen teilzunehmen. Er kennt weder das Ziel noch sieht er das größere Bild. Genau so hatte Jeschua die Jünger stückweise gelehrt. Erst jetzt würden sie beginnen, die umfassende Wahrheit von Gottes Plan bezüglich der kommenden Dinge zu empfangen. Dieses größere Wissen über seine Pläne erhebt sie in die Position der Freundschaft.
Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive
In diesem Vers müssen wir zwischen „Knechte […] Herr […] Freunde“ unterscheiden. Das Wort für Knecht ist hier doulos, Sklave. Natürlich ist der Gläubige beides, ein Freund und ein Knecht. Simeon nannte sich selbst einen Knecht (Lk 2,29), wie auch die Apostel (Apg 4,29) und Paulus (Röm 1,1 und viele andere Stellen), und auch Epaphras, Jakobus, Petrus und Judas wurden so genannt. Im vorliegenden Vers weist die Bezeichnung Knecht auf soziale Distanz hin, auf Unwissenheit und fehlenden trauten Umgang. Von einem Freund wird hingegen gesagt, daß er nahe ist und die Absichten und Gedanken Christi kennt. Im Laufe dieser Unterredung änderte sich der Stand der Apostel von bloßen Knechten zum gesegneten Stand der Freunde des Herrn. In Gal 4,1-7 wird der Knecht zu einem Sohn, der das Vorrecht hat, sich an den Vater zu wenden. Die Gläubigen dürfen hierbei aber nicht vergessen, daß Trautheit im Umgang mit dem Herrn nicht heißt, daß sie keine Diener mehr seien. Als Dienende sind wir Sklaven des Herrn, als Freunde Seine Vertrauten.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Die erwähnte Freundschaft erklärt, warum der Herr ihnen „alles“, was Er vom Vater empfangen hatte, verkündete. Dieses „alles“ kann nicht alle Ratschlüsse, die in Gott verankert sind, beinhalten. Der Sohn hatte vieles vom Vater empfangen, das Er den Seinigen auf der Erde mitteilen sollte, und von dem hatte Er alles verkündet. Das waren die Wahrheiten, die sie zu jenem Zeitpunkt ertragen konnten (Joh 16,12), bevor der Geist gegeben worden war. Ohne Zweifel ging „der ganze Ratschluß Gottes“, den Paulus in Ephesus verkündet hatte, über das hinaus, was der Herr gelehrt hatte, denn inzwischen wirkte der Heilige Geist in den Herzen der Gläubigen (Apg 20,27).
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