ich habe euch Freunde genannt

Ich nenne euch nicht mehr Knechte, (O. Sklaven (Sklave)) denn der Knecht (O. Sklaven (Sklave)) weiß nicht, was sein Herr tut; aber ich habe euch Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem (O. von seiten meines) Vater gehört, euch kundgetan habe.
Elberfelder 1871 – Johannes 15,15

Ich bezeichne euch nicht als untergebene Knechte. Denn ein Untergebener weiß nicht, was sein Vorgesetzter tut. Aber euch habe ich als meine Freunde bezeichnet. Und das seid ihr auch! Denn ich habe euch alles wissen lassen, was ich von meinem Vater erfahren habe. Roland Werner – Das Buch – 2009 – Johannes 15:15

Ich bezeichne euch nicht mehr als Sklaven, weil der Sklave nicht darüber Bescheid weiß, was sein Herr unternimmt. Euch aber, euch habe ich bereits Freunde genannt, weil ich euch alles wissen ließ, was ich vonseiten des Vaters vernommen habe.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Joh 15,15

Warum bezeichnen wir Christen als Sklaven Christi, da doch der Gedanke an die Sklaverei heute so unangenehm ist? Er hat gesagt, er nenne uns nicht mehr Sklaven, sondern Freunde. — M. S., Connecticut.
Allerdings hat Jesus gemäss Johannes 15:15 (NW) gesagt: „Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn ein Sklave weiss nicht, was sein Meister tut. Aber ich habe euch Freunde genannt, weil ich alle Dinge, die ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe.“ Jesus hatte eben die Passahfeier beendet und das Gedächtnismahl mit seinen Aposteln eingesetzt, und es war gerade vor seiner Festnahme und seinem Tode. Anlässlich dieser letzten Ermutigung und Stärkung seiner Apostel war er sehr vertraulich, und doch verneinte er nicht, dass sie dennoch Sklaven waren. Fünf Verse später erinnert er sie an das Verhältnis des Meisters zum Sklaven: „Behaltet das Wort im Sinn, das ich euch sagte: Ein Sklave ist nicht grösser als sein Meister. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort beobachtet haben, werden sie auch das eure beobachten.“ Somit schied er den Ausdruck Sklave nicht aus, sondern zeigte, dass seine Nachfolger, wiewohl Sklaven, doch auch seine Freunde waren. Es war nicht die übliche kalte, formelle Beziehung des Meisters zum Sklaven, denn ausser dieser gesetzlichen Beziehung waren sie auch enge Freunde. Aber diese Freundschaft merzte die Tatsache nicht aus, dass Christen nicht sich selbst gehören, sondern mit einem Preis erkauft wurden und Sklaven Christi sind. — 1 Korinther 6:19, 20; 7:23.

Wachtturm – 15.Oktober 1952

Johannes 15,15
Aufgrund meiner christlich-orientalischen Herkunft wurde ich durch die Mehrheitsgesellschaft geprägt, die eben islamisch ist. Da ist der Status des Menschen festgelegt: Er ist Knecht, das ist seine schöpfungsmäßige Natur. Denn der Koran sagt: „Und Ich (Allah) habe … die Menschen nur dazu erschaffen, damit sie Mir dienen“ (Sura 51,56). Christen im Orient machten sich diese Demutshaltung als Knechte vor Gott zu eigen. Ihre Frömmigkeit ist durch die Ethik der Kultur geprägt – Werkgerechtigkeit, Gebote und Verbote, Lohn und Strafe. Wir wuchsen daher mit Leistungsdruck auf und hatten Angst vor einem zornigen Gott, der uns für jeden Fehltritt bestraft.
Aber dann entdeckte ich die befreiende Aussage von Jesus: „… euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid.“ Ich musste also kein verängstigter Knecht bleiben, sondern durfte mich Freund Gottes nennen!
Seit meiner Ankunft in Deutschland 1980 ist mir dieser Vers besonders wichtig geworden. Ich musste viele liebe Menschen in meiner Heimat zurücklassen. Ich hatte eine gute Familie und viele Freunde im Libanon gehabt. Durch meine Eheschließung 1982 begann ein neuer Abschnitt in meinem Leben. Neue Freundschaften entstanden.
Als ich 1984 mein Augenlicht verlor, war dieser Vers für mich ein großer Trost. Meine theologische Ausbildung verschaffte mir neue Perspektiven. Beruflich und privat musste ich vieles immer wieder loslassen. Trotz erfolgreichem Dienst fühlte ich mich häufig einsam. Bei meinem Besuch im Libanon im Jahr 2017 wurde mir schmerzlich bewusst, dass meine Jugendfreunde durch den Bürgerkrieg in alle Welt zerstreut waren. Da erinnerte ich mich wieder an diesen Vers. Jesus nennt uns seine wahren Freunde. Ihm dürfen wir uns anvertrauen: geistlich, psychisch und leiblich. Er kündigt die Freundschaft nicht auf. Seinem Vorbild will ich folgen. Auch wenn ich immer wieder loslassen muss: Er bleibt an meiner Seite! •
Dr. Hanna Josua

Faszination Bibel 2/2019

Ihr seid meine Freunde (Johannes 15, 13-17)
Der erste Mensch, den die Schrift Freund Gottes nennt, war Abraham (Jesaja 41, 8; 2. Chron. 20, 7). Gott selbst rief ihn heraus aus Ur in Chaldäa (Apostelgeschichte 7, 2-4; Josua 24, 2. 3) und verpflanzte ihn in das Land Kanaan, da Milch und Honig floß. Gott gab ihm große Verheißungen. Abraham erwiderte diese Freundschaft durch völligen Gehorsam und kindliches Vertrauen. Abraham tat, was Gott ihm befahl und hielt Ihm selbst nicht seinen geliebten Isaak vor. Freundschaft beruht, auf Gegenseitigkeit.
Ein weiteres schönes Freundschaftsverhältnis finden wir zwischen David und Jonathan (1 Samuel 18, 1–4). David hatte sein Leben für Israel eingesetzt und damit auch für Jonathan. Er wußte, daß David ihn von der Sklaverei der Philister bewahrt hatte. Hinfort liebte Jonathan den David wie seine eigene Seele.
Jonathan gab alles Seinem Freunde, ja mehr, er setzte selbst sein Leben für ihn aufs Spiel (1 Samuel 20, 30-34).
In Johannes 15 aber haben wir ein weit größeres alles überragendes Freundschaftsangebot. Jesus sagte seinen Jüngern: „Ihr seid meine Freunde. Eine anderes Mal nennt Er sie Brüder (Matthäus 12, 48; 28, 10). Die Jünger glaubten und erfüllten die Freundschaftsbedingung „$o ihr tut, was ich euch gebiete“. Heute bietet der Herr dir und mir Seine Freundschaft an. Wollen wir sie annehmen?
Wie war unser einstiges Verhältnis zu Ihm? Römer 5, 10; Epheser 2; Titus 3, 3 geben uns Antwort. Wir waren unverständig, ungehorsam und dienten allerlei Lüsten und Vergnügungen, kurz wir waren Feinde Gottes, tot in Sünden. (Epheser 2, 12).
Wie kam es zu dieser Freundschaft? Aus uralter Gnade (Titus 1, 1. 2). Er hat uns je und je geliebt und darum zu sich gezogen. Er sah uns im Blute und sprach: „Lebe!“ (Hesekiel 16, 6).
Unschätzbar ist der Preis, den Jesus zahlte, um uns aus unserer Knechtschaft herauszubringen und zu Seinen Freunden zu machen. Nicht mit Gold noch Silber, sondern durch Sein Blut (Petr. 1, 18; Galater 4, 5) ist es geschehen. Dadurch sind wir in einen Bund mit Ihm gekommen (Hebräer 13, 20). Hier aber bietet Er uns noch mehr an: wahre Freundschaft mit Ihm.
Wie gelangt der Mensch in den Besitz dieses Freundschaftsangebots? Durch das Evangelium. Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit Ihm selber (2 Korinther 5, 20). Wir hörten: „Lasset euch versöhnen mit Gott“, und nahmen das Angebot an.
Durch den Glauben (Römer 5, 1; Johannes 3, 17). Ähnlich dem Kerkermeister, der die Botschaft hörte, glaubte, und dadurch samt seinem ganzen Hause gerettet wurde (Apostelgeschichte 16, 31). Im alten Bunde wurde so ein Freundschaftsvertrag mit einem Festmahl abgeschlossen (1 Mose 31, 54; Lukas 15, 23: 24).
Das große Vorrecht dieser Freundschaft. Weder wir noch Engel vermögen zu erfassen, daß sich der Hohe und Erhabene so tief herabläßt zu uns, die wir Seine Feinde waren, um uns Freunde zu nennen.
Es ist die erhabenste Freundschaft. Sie ist mit dem Sohne Gottes, dem Schöpfer aller Dinge, dem König der Könige und Herrn der Herren. Er ist Herr über alles mit unerschöpflichen Reichtümern, die Er uns anbietet.
Es ist eine sehr nützliche Freundschaft. Sie bringt uns zu einer ungeahnten Einheit mit dem Freunde (1 Korinther 6, 17).
Der Freund ändert sich nie (Hebräer 13, 8). Es ist eine dauernde Freundschaft. Sie enttäuscht nicht, wie das zum Beispiel David oder Hiob erlebten (Psalm 55, 12-14). Jonathan starb, damit endete die Freundschaft mit David. Jesu Freundschaft bleibt (Jesaja 49, 14-16) .
Echte Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit. Sie ist aktiv. Wir sind Jesu Freunde, so wir tun, was Er gebietet. In 1 Johannes 5, 3 lesen wir: «Seine Gebote sind nicht schwer» (Johannes 14, 15). Sein Joch ist sanft und Seine Last ist leicht. Unser einziges Verlangen ist, dem Freunde zu leben, Ihm zu gefallen. Einst gelüstete David nach Wasser aus der Quelle zu Bethlehem. Als dies einige seiner Männer vernahmen, taten sie alles, um ihren König zu erfreuen. Mit Gefahr ihres Lebens durchbrachen sie die feindlichen Linien der Philister und stillten das Verlangen ihres Herrn (2 Samuel 23, 15-17). Der Beweis echter Liebe zum Herrn ist, Seine Wünsche zu erfüllen (Philipper 2, 12). Freunde tun einander nie weh. So betrüben wir Ihn nicht durch Eigenliebe, auch halten wir uns fern von jeglicher Sünde (1 Mose 39, 9). Oder lockt uns die Welt mit großen Angeboten, so schlagen wir sie aus wie Mose (Hehr. 11 24-26). Liebe ist nicht nur Empfänger, sondern vor allem Geber.
Freunde helfen, dienen einander. Unser Freund sorgt beständig für uns Er denkt an uns (Psalm 121, 4). Alle unsere Anliegen macht Er zu den Seinen. Wir müssen uns fragen, was hat Er auch an uns gefunden daß Er sich so unserer annimmt? Wir fragen mit David: „Wie kann ich Ihm alle Seine Wohltaten vergelten“, und wir geben ihm Antwort wie er (Psalm 116, 12-19). Freunde besuchen sich möglichst oft. Besuchen wir unsern Freund? Auch schreiben sich Freunde. Er hat uns lehrreiche Briefe geschrieben wie ein Bräutigam an seine Braut. Lesen wir sie begierig? Freunde helfen einander. Arbeiten wir in Seinem Weinberg? Bringen wir Opfer für Ihn (Hehr. 13, 16), oder sind es solche wie in Maleachi 1, 8-10?
Was machte Abraham zum Freunde Gottes? Kindliches Vertrauen in seinen Freund. Um des Zeugnisses willen konnte er große Opfer bringen (1 Mose 13, 9). Auch verkehrte er viel mit seinem Freunde (1 Mose 18). Diesen Freund machte Gott groß.

G. R. Brinke – Ärenlese Jahrgang 17

Ein Knecht (wörtlich: „Sklave“) hat keine enge Beziehung zu seinem Herrn, wie es etwa unter Freunden üblich ist. Er tut, was ihm gesagt wird, ohne seinen Herrn unbedingt zu verstehen. Da Jesus sich jedoch seinen Jüngern offenbart hatte, wurde der Titel „Sklave“ ihrer Beziehung nicht gerecht. (Wenn Paulus von sich selbst als „Knecht [wörtlich: „Sklave“] Gottes“ sprach [Röm 1,1], hatte er ebenfalls etwas anderes im Sinn. Er wollte damit sagen, daß er Gott bereitwillig und demütig diente und gehorchte.) Jesus nannte seine Jünger Freunde, weil er ihnen die Offenbarung seines Vaters enthüllt hatte.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die elfte Verheißung ist, dass die Gläubigen Jeschuas Freunde sein sollen (Johannes 15,14-15). Das ist nicht Freundschaft anstelle von Dienerschaft, sondern Freundschaft zusätzlich zur Dienerschaft. In den Briefen bezeichnen sich sogar die Apostel selbst als Diener. Der Unterschied zwischen Dienerschaft und Freundschaft besteht darin, dass ein Diener einfach die Befehle seines Herrn befolgt, ohne im Voraus oder im Detail über die Pläne des Herrn informiert zu werden. Er kennt die Pläne nur insoweit, als der Meister sie offenbart, und nur so viel, wie er wissen muss, um an diesen Plänen teilzunehmen. Er kennt weder das Ziel noch sieht er das größere Bild. Genau so hatte Jeschua die Jünger stückweise gelehrt. Erst jetzt würden sie beginnen, die umfassende Wahrheit von Gottes Plan bezüglich der kommenden Dinge zu empfangen. Dieses größere Wissen über seine Pläne erhebt sie in die Position der Freundschaft.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

 In diesem Vers müssen wir zwischen „Knechte […] Herr […] Freunde“ unterscheiden. Das Wort für Knecht ist hier doulos, Sklave. Natürlich ist der Gläubige beides, ein Freund und ein Knecht. Simeon nannte sich selbst einen Knecht (Lk 2,29), wie auch die Apostel (Apg 4,29) und Paulus (Röm 1,1 und viele andere Stellen), und auch Epaphras, Jakobus, Petrus und Judas wurden so genannt. Im vorliegenden Vers weist die Bezeichnung Knecht auf soziale Distanz hin, auf Unwissenheit und fehlenden trauten Umgang. Von einem Freund wird hingegen gesagt, daß er nahe ist und die Absichten und Gedanken Christi kennt. Im Laufe dieser Unterredung änderte sich der Stand der Apostel von bloßen Knechten zum gesegneten Stand der Freunde des Herrn. In Gal 4,1-7 wird der Knecht zu einem Sohn, der das Vorrecht hat, sich an den Vater zu wenden. Die Gläubigen dürfen hierbei aber nicht vergessen, daß Trautheit im Umgang mit dem Herrn nicht heißt, daß sie keine Diener mehr seien. Als Dienende sind wir Sklaven des Herrn, als Freunde Seine Vertrauten.

Die erwähnte Freundschaft erklärt, warum der Herr ihnen „alles“, was Er vom Vater empfangen hatte, verkündete. Dieses „alles“ kann nicht alle Ratschlüsse, die in Gott verankert sind, beinhalten. Der Sohn hatte vieles vom Vater empfangen, das Er den Seinigen auf der Erde mitteilen sollte, und von dem hatte Er alles verkündet. Das waren die Wahrheiten, die sie zu jenem Zeitpunkt ertragen konnten (Joh 16,12), bevor der Geist gegeben worden war. Ohne Zweifel ging „der ganze Ratschluß Gottes“, den Paulus in Ephesus verkündet hatte, über das hinaus, was der Herr gelehrt hatte, denn inzwischen wirkte der Heilige Geist in den Herzen der Gläubigen (Apg 20,27).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Bei Gott gibt es keine Parteilichkeit

denn es ist kein Ansehen der Person bei Gott
Elberfelder 1871 – Römer 2,11

Denn Gott ist ein unparteiischer Richter.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Römer 2:11

Denn Gott ist ein unbestechlicher Richter.
wörtlich Denn bei Gott gibt es kein Ansehen der Person.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Röm 2,11

Ein Richter, den man nicht bestechen kann? Ein Richter, bei dem man keinen teuren Anwalt benötigt?

Das führt zum vierten großen Grundsatz des göttlichen Gerichts. „Es ist kein Ansehen der Person bei Gott“ im Gericht. Während Gott den Platz der Juden bestehen lässt, gibt es doch bei Gott kein Ansehen der Person. Daher wird der Jude nicht deshalb dem Gericht entkommen, weil er einer bevorrechtigten Nation angehört. Und ein Heide wird sich nicht darauf berufen können, er sei ja nur ein armer, unwissender Heide.

Hamilton Smith – Der Brief an die Römer

Es ist kein Ansehen der Person. Nachdem der Apostel bisher die Menschheit als Ganzes vor Gottes Gericht gestellt, denkt er nun an die gesonderten Gruppen der Juden und Heiden: mögen die Gegensätze zwischen beiden noch so groß sein -, der ewige Tod droht ihnen ohne Unterschied. Versteckten sich die Heiden hinter ihrer Unwissenheit, rühmten sich die Juden des Gesetzes: so nimmt Paulus den einen die Entschuldigung, den anderen den falschen und eitlen Ruhm. Unter der „Person“, welche Gott nicht ansieht, ist der gesamte äußere Bestand des Lebens zu verstehen, welchem Menschen Wert und Ehre beizulegen pflegen. Lesen wir also, dass Gott die Person nicht ansieht, so heißt dies: Er sieht auf Reinheit des Herzens und innere Unschuld und hält sich nicht bei Dingen auf, an welche die Menschen sich hängen, wie Herkunft, Heimat, Stellung, äußere Mittel und dergleichen. Wenn Gott die Person nicht ansieht, so begründen für sein Urteil alle solche Dinge keinen Unterschied zwischen Volk und Volk. Aus der Tatsache, dass innere Reinheit vor Gott etwas gilt, könnte nun freilich der Schluss sich zu ergeben scheinen, dass Gottes Erwählung nicht mehr auf freier Gnade ruhe. Es ist aber zu erinnern, dass in doppelter Weise von unserer Annahme vor Gott gesprochen werden kann. Einmal beruft uns Gottes Gnade aus dem Nichts und nimmt uns ohne alles Verdienst an. Dann aber, nach der Wiedergeburt, nimmt uns Gott an mit den Gaben, die er uns geschenkt hat: Sein Gnadenblick ruht dann mit Wohlgefallen auf dem Bild seines Sohnes, welches er in uns wieder erkennt.

Calvins Auslegung der Heiligen Schrift

Gott richtet unparteiisch. Wie Paulus diesen Gedanken über Gottes Gericht mit einem alttestamentlichen Bibelwort als Thema begonnen hat, so schließt er ihn mit einem solchen aus 2Chronik 19,7 ab (vgl. auch Apg 10,34; Gal 2,6; Eph 6,9; Kol 3,25; 1Petr 1,17). Der jüdische Anspruch, vor Gott in besonderer Weise dazustehen, wird hiermit niedergeschlagen. Sie halten sich für „Abrahams Kinder“ (Joh 8,33.39; 2Kor 11,22) und sind es auch. Diese Sonderstellung aber stellt sie in besondere Verantwortung und sichert ihnen keine Vorzugsbehandlung im Gericht. „Ansehen der Person“ ist ein negativ gefällter Begriff aus dem Hebräischen, jedem Juden geläufig und meint die parteiische Rücksichtnahme des Richters bei seinem Urteil vor einer Person. Solches gibt es bei Gott nicht.

Gerhard Maier – Edition C

Gott ist nicht parteiisch. Es werden alle Menschen gerecht gerichtet werden (wenn auch nicht notwendigerweise zum gleichen Zeitpunkt), und eines ist gewiss: Bei Gott ist kein Ansehen der Person.
    Das ist eine deutliche Anspielung auf 5.Mo. 10,17, gestützt von 2.Chr. 19,7. Paulus nennt im Epheserbrief und im Kolosserbrief das gleiche Prinzip, wo er von Herren und Knechten spricht. Für alle gilt das gleiche: Gott kennt kein Ansehen der Person. Gott kann sich selbst nicht verleugnen und muß daher gerecht richten, das heißt alle nach dem selben Maßstab.
    Es genügt für den Juden nicht, fleißig zu hören (2.Mo. 15,26), sondern er muss das Befohlene tun, denn nicht die Hörer, sondern die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden (V. 13).
    Als Mose die Kinder Israel lehrte, daß Gott »die Person nicht ansieht und keine Geschenke annimmt«, erinnerte er sie daran, daß sie sich nicht für die Einzigen halten sollten, um die Gott bekümmert ist. Das Gesetzt sagt deutlich, daß Gott den Fremden liebt und daß auch für ihn Vorsorge getroffen worden ist. Gott ist nicht an eine bestimmte Nation gebunden, er kennt kein Ansehen der Person. Josaphat erinnerte die Richter in Israel an die gleiche Wahrheit. Und nun erinnert Paulus die Juden an die gleiche Wahrheit. Gott sieht im Gericht keines Menschen Person an.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

»Ansehen der Person«, prosōpolēmpsia, wörtlich: »Gesicht-Annehmerei«, von prosōpon, »Gesicht«, und lambanō, »annehmen«. Außer hier kommt das Wort noch vor in Eph 6,9; Kol 3,25 und Jak 2,1. Das Hauptwort »Anseher der Person«, prosōpolēmptēs, findet sich in Apg 10,34; das Verb »die Person ansehen« ( Das Wort setzt sich zusammen aus prosōpon, »Gesicht«, und lēmpteō (von lambanō), »annehmen«. ), prosōpolēmpteō ( Mehrheitstext: prosōpolēpteō ), in Jak 2,9. Gott richtet einen jeden Menschen nach seinen Werken, sei er Jude oder Heide oder Christ; Gott rettet keinen Menschen, weil er Jude oder Heide ist.

Benedikt Peters – Der Brief an die Römer

Wer hat Recht? Laßt uns steiten? – II

Nur eine Wahrheit!?! Das Thema hatten wir schon einmal: 2020

Habe in einem Kommentar zum Johannesevangelium folgende interessante Aussage gefunden:

Im Übrigen ist die Tatsache, dass es vier verschiedene Berichte über das Leben und Wirken Jesu in der Bibel gibt, ein Hinweis darauf, dass es nicht nur einen gültigen Weg gibt, sich mit geistlichen Dingen zu befassen – und auch nicht nur ein richtiges Denkschema. Dieses Wissen kann uns davor bewahren, einer gewissen „Entweder-oder-Mentalität“ zu verfallen, in der sich viele bewegen, sobald sie theologische Fragen diskutieren. Aufgrund unserer begrenzten menschlichen Erkenntnisfähigkeit ist keine theologische Aussage absolut vollkommen. Alle Versuche, Christi Wesen und Werke zu beschreiben und darzustellen, müssen immer ausgewogen und mit gewissen Einschränkungen betrachtet werden.
Wenn man sich in einer Gemeinde bei bestimmten theologischen Themen nicht einig ist, sollte man mit der Entscheidung, wer „Recht“ hat und wer „nicht Recht“ hat, sehr vorsichtig sein. Was auf den ersten Blick wie Irrlehre oder Abfall aussieht, stellt sich bei genauem Hinsehen oft ganz anders dar. Es kann sich nämlich auch um eine Wahrheit handeln, die wir nur nicht erkennen, weil sie außerhalb unseres bisherigen Denkschemas liegt oder nicht unseren Vorstellungen entspricht. Die Tatsache, dass es vier verschiedene Evangelien gibt, dürfte ein Hinweis darauf sein, dass die „ganze Wahrheit“ nicht unbedingt immer auf einer bestimmten Seite zu finden ist. Wenn es also unterschiedliche theologische Auffassungen gibt, dann sollten die Kontrahenten sich darum bemühen, gemeinsam eine ausgewogenere und reichere Sicht der Dinge zu gewinnen, als es jedem für sich allein möglich wäre.

Jon Paulien – Advent-Verlag – Studienreihe zur Bibel – Das Johannes-Evangelium

Eva steht unter dem Einfluss von frommen Gefühlen.

Adam hatte nun Verkehr mit Eva, seiner Frau, und sie wurde schwanger. Im Laufe der Zeit gebar sie Kạin und sagte: „Ich habe mit der Hilfe Jehovas einen Mann hervorgebracht.“
„Ich habe . . . hervorgebracht“. Hebr.: qaníthi (von qanáh, „hervorbringen“).
1.Mose 4:1 – neue Welt-Übersetzung Rbi8

Adam hatte nun sexuelle Beziehungen mit seiner Frau Eva und sie wurde schwanger. Als sie Kain zur Welt brachte, sagte sie: „Ich habe mit der Hilfe Jehovas einen Sohn geboren.“ 
Wtl. „Mann hervorgebracht“.
1.Mose 4:1 – neue Welt-Übersetzung nwtsty

Der Mensch aber erkannte Hawwa, sein Weib; und sie ward schwanger und gebar Kain, und sie sprach: «Ich habe einen Mann geschaffen mit dem Ewigen!»
Neftali-Herz-Tur-Sinai – Genesis 4:1

Der Mensch erkannte Chawwa sein Weib,
sie wurde schwanger, und sie gebar den Kajin.
Da sprach sie:
Kaniti –
Erworben habe ich
mit IHM einen Mann.
Buber & Rosenzweig – Genesis 4,1

Adam hatte mit seiner Frau Eva geschlafen. Nun wurde sie schwanger und gebar Kain. Da sagte sie: „Ich habe einen Mann erworben: Jahwe.“
Eva meinte offenbar, sie hätte mit ihrem ersten Sohn schon den versprochenen Retter Jahwe geboren, der als erwachsener Mann der Schlange den Kopf zertreten wird. Andere übersetzen: durch Jahwe oder: mit Hilfe Jahwes.
NeÜ bibel.heute Stand 2019 – Genesis 4:1

weitere Gedanken hatten wir schon:
die erste Religion
Unterschied der Ansicht

Schon merkwürdig, dass „Studienbibeln“ diesen wichtigen Vers nicht so wiedergeben, dass wirklich klar wird, was dort Eva aussagt! Aber das liegt weniger an den Übersetzern, als an der Quelle, die die Übersetzer benutzen.

Aber schauen wir uns an, was es bedeutet, wenn „Bibel.heute“ richtig übersetzt: Eva glaubte der Verheißung, dass der Same der Schlange den Kopf zertreten würde! Und dieser Glaube wurde von allen „gläubigen Frauen der Bibel“ aufrecht erhalten. Nun versthen wir, warum Maria nicht schockiert ist, als Gabriel ihr sagt, dass sie ein Kind bekommen würde – denn das war der Wunsch all der Frauen (über Sara und Rebecca usw usf) – sie wollten „Jehovah“ zur Welt bringen, den Samen der der Schlage endlich ein Ende bereiten würde!
Eine Erklärung wie es zu der „mit Hilfe“ kam, finden wir bei Arnold Fruchtenbaum:

Vers 1 beginnt mit der Geburt von Kain: Der Mann kannte Eva, seine Frau. Das Wort „kannte“ bedeutet „aus Erfahrung kennen“. Dies ist ein sexuelles Kennen. Sie hatten Geschlechtsverkehr: und sie wurde schwanger, eine Erfüllung von Genesis 3:16, und [sie] gebar Kain. Und gebar Kain verwendet eine hebräische Konstruktionsform mit dem Zeichen des direkten Objekts, wobei das direkte Objekt Kain ist. Daher ist die richtige Übersetzung, um dies zu verdeutlichen, dass sie Kain gebar. Das hat Bedeutung für den nächsten Satz: und sprach: Ich habe einen Mann bekommen mit der Hilfe Jehovas, was nach der Diskussion über die Namensgebung ihres Sohnes untersucht werden wird. Die Verwendung des Wortes für „bekommen“ in Verbindung mit Kains Namen stellt ein weiteres hebräisches Wortspiel dar. Das Wort gotten ist kaniti, und das hebräische Wort für Kain ist Kaian. Das Wort kaniti (d. h. „bekommen“) stammt von der hebräischen Wurzel kanah, die „erwerben“ bedeutet. Der Name Kaian (Kain) kommt jedoch von einer anderen Wurzel, kin, die „gestalten“, „formen“, „Form geben“ bedeutet. Diese Wurzel wird in Psalm 139:13 verwendet: Du hast mein Inneres geformt, und in Sprüche 8:22: Jehova hat mich im Anfang geformt. Adams erster Sohn ist ein Geschöpf, das geformt wurde oder dem eine Gestalt gegeben wurde. Die sprachliche Verbindung zwischen dem Namen und dem Werden beruht nicht auf der gleichen Wurzel, sondern ausschließlich auf der Klangähnlichkeit im Hebräischen. Die Tatsache, dass sie auf der Ähnlichkeit der Laute beruht, zeigt jedoch erneut, dass die ursprüngliche Sprache Hebräisch war. Die Verwendung des Wortes für ish unterstreicht die Menschlichkeit Kains.
Um auf die sprachliche Bedeutung der Verwendung des direkten Objekts in 4:1 zurückzukommen, lautet der nächste Satz in der American Standard Version (ASV): with the help of Jehovah, aber der Satz the help of ist in der ASV kursiv gesetzt, um zu zeigen, dass er im hebräischen Text nicht vorkommt. Tatsächlich ist die hebräische Konstruktion für Jehova dieselbe wie in dem vorherigen Satz: gebar Kain. Auch hier wird das direkte Objekt [Mensch] verwendet, gefolgt von Gottes vierbuchstabigem Namen. Wörtlich heißt es also: „Ich habe einen Mann bekommen: YHVH.“ Da Übersetzer im Allgemeinen keine Theologen sind, übersehen sie, was hier wirklich passiert. Sie denken, dass Mose ein wenig Hilfe brauchte, um sich auszudrücken, und fügen Sätze wie „mit der Hilfe von“ hinzu. Andere Übersetzungen haben andere Lesarten. Im Hebräischen heißt es jedoch wörtlich: „Ich habe einen Mann bekommen: Jehovah.“ Es ist wichtig, den hebräischen Text genau beizubehalten, denn das Hebräische zeigt, dass Eva Genesis 3:15 so verstand, dass der Erlöser, der aus dem Samen der Frau kommen würde, ein Gottmensch sein sollte: „Ich habe einen Mann bekommen: Jehovah.“ Wegen dieser sehr offensichtlichen Konnotation wird versucht, die offensichtliche Bedeutung des Verses umzudeuten. Die englische Übersetzung mit Hilfe von (oder was auch immer) basiert nicht auf dem Hebräischen. Sie basiert auf der Septuaginta, in der es dia ton Theou heißt, was „durch Gott“ bedeutet. Darauf folgte die lateinische Vulgata, in der es heißt: Per Deum, was „durch Gott“ bedeutet. Der Jerusalemer Targum, die aramäische Übersetzung des hebräischen Textes, übersetzte dies mit: „Ich habe einen Mann bekommen, den Engel Jehovas“. Die Rabbiner kamen der richtigen Bedeutung näher und erkannten hier etwas Übernatürliches. Im Targum Pseudo-Jonathan heißt es: „Ich habe den Engel des Herrn für einen Menschen geholt“. Im Targum Onkelos heißt es „vor dem Herrn“. Diese Übersetzungen und aramäischen Paraphrasen verstehen also besser, was das Hebräische sagt, und versuchen daher entweder, den Vers umzuschreiben oder von seiner klaren Aussage, dass es sich um einen Hinweis auf den Gott-Menschen handelt, abzulenken. Eine recht interessante rabbinische Tradition lautet wie folgt:
Rabbi Ismael fragte Rabbi Akiba: „Da du Nahum von Gimzo zweiundzwanzig Jahre lang gedient hast, [und er lehrte], dass jedes ach und rach eine Begrenzung ist, während jedes et und gam eine Ausdehnung ist, sag mir, was ist der Zweck des hier geschriebenen et?“ Er antwortete: „Wenn es hieße: ‚Ich habe einen Menschen, den Herrn, geholt‘, wäre es schwer zu deuten. Daher ist das et mit der Hilfe des Herrn erforderlich.

In der Fußnote zu diesem Midrasch heißt es: „Es könnte bedeuten, dass sie den Herrn gezeugt hat.“ Die Rabbiner haben die Tragweite der Konstruktion klar erkannt und mussten daher die notwendigen Anpassungen vornehmen. Die Peshitta lautet: „Ich habe einen Mann für den Herrn gezeugt.“ Ein führender Rabbiner, Saadia Gaon, las es so: „vom Herrn“. Raschi übersetzte es mit „mit dem Herrn“ und Nachmanides übersetzte es mit „zum Herrn für den Dienst des Herrn“. Auch hier wird versucht, das Offensichtliche zu umgehen. Wenn man den hebräischen Text wörtlich liest, versteht Eva die Prophezeiung in 3,15 so, dass sie sich auf einen Gottmenschen bezieht. Dennoch nahm sie in 1. Mose 4,1 an, dass Kain dieser Gottmensch sei. Evas Interpretation von Kains Geburt ist ein gutes Beispiel für richtige Theologie mit falscher Anwendung. Kain war nicht der Gottmensch, aber die Geburt Kains ließ die erste Hoffnung aufkommen.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

Warum die Änderung? Nun da hat wohl „jemand“ Interesse daran, zu verschleiern, wer wirklich später als Mensch geboren werden soll – was der wirkliche Plan Gottes ist. Deshalb werden solche „mit Hilfe Gottes“ auch in anderen Religionen eingeführt:


Der Mann wusste, dass „Erkenntnis“ in der Bibel keine im Wesentlichen intellektuelle Tätigkeit ist, nicht einfach die objektive Betrachtung der Realität. Vielmehr ist sie erfahrungsbezogen, emotional und vor allem beziehungsorientiert. Wenn Gott in 18:19 über Abraham sagt: „Ich habe ihn auserwählt“, oder in Amos 3:2 über Israel: „Ich habe dich aus allen Familien der Erde auserwählt“, bedeutet dies also in Wirklichkeit: „Ich bin eine besondere Beziehung mit dir eingegangen.“ Aus diesem Grund kann der hebräische Wortstamm y-d-ʿ eine Reihe von Bedeutungen umfassen, darunter Beteiligung, Interaktion, Loyalität und Verpflichtung. Es kann für die intimsten und heiligsten Beziehungen zwischen Mann und Frau und zwischen Mann und Gott verwendet werden. Bezeichnenderweise wird das Verb nie für die Kopulation von Tieren verwendet.
Die hier verwendete hebräische Konstruktion deutet in der Regel auf einen Pluperfekt hin, d. h. sie würde normalerweise mit „der Mann hatte gewusst“ wiedergegeben werden. Dies führt Rashi zu der Schlussfolgerung, dass der Koitus bereits im Garten Eden vor der Vertreibung stattgefunden hatte, eine Interpretation, die in 3:20 Unterstützung findet.

Es gibt nichts, was die Vorstellung stützen würde, dass sexuelle Aktivitäten erstmals außerhalb von Eden stattfanden. Ein Text wie 1.Samuel 1:19 – „Elkana erkannte seine Frau Hanna“ – zeigt, dass der hebräische Ausdruck in unserem Text nicht implizieren muss, dass es sich hier um das erste Auftreten sexueller Erfahrungen handelt.

Wie in 2:23 erklärt ein Midrasch, der auf Assonanz basiert, die Wahl des Namens.

Ich habe das hebräische kaniti, das von einem Stamm k-n-h abgeleitet ist, hier mit dem Namen „Kain“ in Verbindung gebracht, der nur mit k-y-n in Verbindung gebracht werden kann. Das erstgenannte Verb bedeutet normalerweise „erwerben, besitzen“, während das letztere in mehreren semitischen Sprachen „formen, gestalten, schmieden“ bedeutet. ( Für k-n-h, „erschaffen“, vgl. 5. Mose 32:6; Ps. 104:24; 139:13; Spr. 8:22. Für den Namen Elkana, vgl. 2. Mose 6:24; 1. Sam. 1:18 usw. UT 51.I.23; III.26, 30, 35; IV.32. Siehe M. Pope, El in the Ugaritic Texts (Leiden: E. J. Brill, 1955), 49–54; N. C. Habel, „Yahweh, Maker of Heaven and Earth: Eine Studie zur Traditionskritik“, JBL 91 (1972): 321–339; I. M. Kikawada, ‚Zwei Anmerkungen zu Eva‘, JBL 91 (1972): 35–37. ) Tatsächlich bedeutet kayn im Arabischen und Aramäischen „Schmied“. Es gibt jedoch Hinweise auf einen sekundären Stamm, k-n-h, der „produzieren, erschaffen“ bedeutet und im Hebräischen, Ugaritischen und Phönizischen vorkommt. Es ist in dem göttlichen Beinamen in Genesis 14:19 enthalten, der in Exkurs 8 besprochen wird, sowie im Namen Elkana. Im Ugaritischen trägt die Göttin Ašera die Bezeichnung qnyt ilm, „Stammmutter der Götter“.

Ein männliches Kind, hebräisch ʾish, „Mann“, bezieht sich nie auf ein Neugeborenes. ( Hiob 3:3 und 1. Sam. 1:11 sind nicht wirklich analog. ) Der Gebrauch hier wird durch Adams Jubelruf in 2:23 bei der Erschaffung der Frau beeinflusst. Eva sagt nun im Grunde: „Ich, die Frau (ʾish(sh)ah), wurde aus dem Mann (ʾish) erschaffen; nun habe ich, die Frau, wiederum einen Mann erschaffen.“

mit der Hilfe des HERRN Im Hebräischen ʾet YHVH; das Zeichen des Akkusativs hat oft die Bedeutung von „zusammen mit“. Ein ähnlicher Ausdruck wird im akkadischen Atraḫasis-Epos verwendet, wenn die Muttergöttin Mami, der befohlen wurde, den Menschen zu erschaffen, antwortet, dass sie dies nur mit der Hilfe des Gottes Enki tun kann (itti Enki-ma).
Die Rolle Gottes bei der menschlichen Fortpflanzung wird in der Bibel häufig anerkannt. ( Vgl. Gen 17,16; 1 Sam 1,11.20. ) In Niddah 31a heißt es: „Es gibt drei Mitwirkende bei der Zeugung eines Menschen: Gott, Vater und Mutter.“

Der HERR Der heiligste göttliche Name YHWH wird hier zum ersten Mal von einem Menschen, einer Frau, ausgesprochen.

The JPS Torah Commentary

Hier wird also der Name Jehovah das erste Mal von einem Menschen – einer Frau! – ausgesprochen! Und wer sieht den auferstandenen Jesus als erstes? Wieder eine Frau!

Weisheit zeigt sich an ihren Taten

Der Sohn des Menschen ist gekommen, der da ißt und trinkt, und sie sagen: Siehe, ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder; -und die Weisheit ist gerechtfertigt worden von ihren Kindern.
Elberfelder 1871 – Matthäus 11,19

Der Sohn des Menschen, der isst und trinkt, ist gekommen und man verbreitet: »Siehe da: Jemand, der ein Fresser und Weintrinker ist, ein Freund von Zolleintreibern und vor Gott schuldigen Menschen.» Und doch ist die Weisheit infolge ihrer Wirkungen für berechtigt gehalten worden.“
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Matthäus 11:19

Denn Johannes ist gekommen: Er isst und trinkt nicht; und sie sagen: Er hat einen Dämon. Der Sohn des Menschen ist gekommen: Er isst und trinkt; und sie sagen: Siehe: Ein Fressmensch und Säufer, Freund von Steuereintreibern und Sündern!
Und Recht hat die Weisheit von ihren Werken her bekommen.“
Das neue Testament – Übersetzt von Peter Knauer – Matth 11,18–19

Fresser und Weinsäufer, Anspielung auf den widerspenstigen Sohn (Dtn 21,20).
Zöllner und Sünder, vgl. Anm. zu 5,46 und 9,10.
Weisheit, gr. sophia; hebr. chochma, ist die weibliche Erscheinungsform des Göttlichen (Spr 1–9 [besonders Kap. 8]); Weish 7,21–8,1).

Das Neue Testament – jüdisch erklärt

Während das Verabreichen der Taufe kein durchgängiges Merkmal von Jesu öffentlichem Wirken war, muss man das Gegenteil davon sagen, dass er mit seinen Jüngern und mit sozial Ausgestoßenen aß, sogar mit denen, die öffentliche Sünder waren. Dass er mit seinen Jüngern aß, war nicht nur bei ihm so. Gruppen von Pharisäern kamen zu gemeinsamen Mahlzeiten zusammen, um das Gebot der rituellen Reinheit besser einhalten zu können (siehe Lk 7:36; 11:37-39). Auch die Essener hatten gemeinsame Mahlzeiten, die als Vorwegnahme des messianischen Festmahls in der Endzeit angesehen wurden. In den Evangelien ist Jesus oft Gast bei den Mahlzeiten (Mk 1,29-31; 14,3; Lk 7,34; 11,37; 14,1) und es gibt Hinweise darauf, dass er auch andere zu sich eingeladen hat (Mk 2,15; Lk 15,1-2). Die Mahlzeiten Jesu waren so bekannt, dass er von seinen Gegnern beschuldigt wurde, „ein Vielfraß und Trunkenbold, ein Freund der Zöllner und Sünder“ zu sein (Mt 11,19). Ein solcher Ausdruck hat höchstwahrscheinlich eine solide historische Grundlage: Es muss den Evangelisten sicherlich gegen den Strich gegangen sein, eine solch unfreundliche Einschätzung festzuhalten, aber da sie in der Überlieferung begründet ist, konnte sie nicht so einfach eliminiert werden.

Es ist die Bedeutung der Mahlzeiten Jesu, die am wichtigsten ist. Für die Menschen in der Kultur Jesu bedeutete das gemeinsame Essen ein Band der Einheit, ein Teilen des eigenen Lebens. Mehr noch, die Tischgemeinschaft im Judentum bedeutete Gemeinschaft vor Gott: Wer bei Tisch das Brot brach, nahm am Segen teil, den das Oberhaupt des Haushalts über das Brot aussprach.

Den Pharisäern war es fremd, mit bekannten Sündern beim Essen zu sitzen. Jesus tat es trotzdem und benutzte wahrscheinlich Gleichnisse wie das vom verlorenen Schaf, von der verlorenen Münze, vom verlorenen Sohn (Lk 15) und von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1-16), um sein Handeln zu rechtfertigen. Die Mahlzeiten Jesu mit seinen Jüngern, die eng mit seinen Predigten und Lehren verbunden waren, sollten ein Symbol dafür sein, dass Gott sein Volk beim Festmahl der Endzeit umarmt (siehe Mk 2,19; 10,35-40; Mt 22,1-10; 25,10; Lk 22,30). Die Mahlzeiten Jesu waren der Kern seiner Botschaft und seiner Mission

Frederick J. Cwiekowski – Die Anfänge der Kirche

Wie hat Jesus gelebt? Darf man ihn als Genießer bezeichnen? Hatte der Sohn Gottes, der eine heilige Mission hier auf dieser Welt zu vollbringen hatte, Zeit für so etwas „Banales“ wie Genuss? War sein Tag nicht mit vielen Wichtigkeiten gefüllt, ähnlich wie der einer Außenministerin oder eines mächtigen Firmenchefs? In der Bibel finden wir tatsächlich keinen Absatz über „Tipps von Jesus zur Freizeitgestaltung“. Wenn wir aber tiefer in die Evangelien eintauchen, dann sehen wir einen Jesus, der sich Gutes gönnte: Essen und Trinken, Feiern, Schlaf, Stille und immer wieder Natur. Offenbar lechzte er aber nicht danach wie ein Erschöpfter, der auf seinen Urlaub hinlebt. Hoffend, dort wieder aufgemöbelt zu werden. Sondern die Genüsse waren ein natürlicher, selbstverständlicher Teil seines Alltags.
Viele biblische Geschichten zeigen Jesus als einen Mann, der von der zukünftigen Tischgemeinschaft sprach (Matthäus 8,11) und während seines irdischen Lebens gerne Tischgemeinschaft hatte. Beispielsweise sein Besuch bei Zachäus: „Denn ich muss heute Gast in deinem Haus sein“ (Lukas 19,5). Letztlich kam es durch den Lebensstil von Jesus sogar zu dem Urteil: „Der Menschensohn trinkt und feiert, und von ihm sagt ihr: ‚Er ist ein Schlemmer und Säufer und die schlimmsten Leute sind seine Freunde!‘“ (Matthäus 11,19). Jesus war natürlich kein Schlemmer und Säufer, obwohl er gern mitfeierte. Er war offensichtlich innerlich frei und hatte keine Angst vor dem Genuss. Er geriet auch nicht in falsche Abhängigkeiten. In seiner Beziehung zu seinem Vater im Himmel war er immer so gefestigt und gestärkt, dass ihn nichts von seinem Lebensmittelpunkt wegreißen konnte. Wir merken außerdem, dass auf Essen und Trinken nicht sein Hauptfokus lag. Er ging nicht zu den Verachteten, um es sich nun mal endlich richtig gut gehen zu lassen. Um mit Genuss seine Überlastung, seinen Frust oder seine Mangelerfahrung auszugleichen. Vielmehr aß und trank er mit den Sündern, um das Reich Gottes zu ihnen zu bringen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nicht isoliert irgendwo am Rand saß. Nein, Jesus war mittendrin. Lachte. Fragte. Antwortete. Feierte. Stärkte sich. Genoss die Güte seines Vaters im Himmel. Mitten im Feiern war er immer ein Vorbild: unabhängig, frei, genießerisch.
Feiern zu können, bedeutet auch, sich tief im Herzen freuen zu können. Auch dazu fordert Jesus immer wieder auf. Beispielsweise im Gleichnis von der verlorenen Münze: „Und wenn sie sie gefunden hätte, würde sie nicht ihre Freundinnen und Nachbarinnen rufen, damit sie sich mit ihr freuen, dass sie ihre verlorene Münze wiedergefunden hat?“ (Lukas 15,9). Jesus sagt das, weil er Anstifter und Anführer zum Leben ist. Das Wesentliche, nämlich eine innere Umkehr, ist laut Jesus ein Freudenfest wert. Anselm Grün schreibt: „Leider verstehen viele Christen Jesus nicht als Anführer zum Leben, sondern eher als Zuflucht vor dem Leben. Weil sie Angst vor dem Leben und seinen Auseinandersetzungen haben, fliehen sie zu ihm. Doch damit verfälschen sie Jesus und sein Anliegen. Jesus ist dort, wo Leben ist […].“

SCM – Dran 5/2022

Daß der Herr sich unter die Leute mischte und mit ihnen aß und trank, behagte ihnen aber auch nicht; er sei »ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder«. Ja, der Herr ging in das Haus des Zöllners Matthäus (Matthäus 9,10) und des Pharisäers Simon (Lk 7,36), in das Heim in Bethanien (Lk 10,38) und in das Haus des Oberzöllners Zachäus (Lk 19,5). Daran nun nahmen die Pharisäer willentlich Anstoß. Die Weisheit aber »ist gerechtfertigt worden von ihren Kindern«: Die Früchte des Dienstes sowohl des Täufers als auch des Sohnes Gottes bewiesen, daß sie das taten, was vor Gott recht war. Die Buße und die Errettung würden bleibende Frucht bringen, und zwar dreißig-, sechzig- und hundertfältig (Matthäus 13,8). Selbst die Pharisäer mußten schließlich befürchten, daß »alle an ihn glauben« (Joh 11,48).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Wenn Johannes kam »als einer, der weder aß noch trank«, dann bedeutet das regelmäßiges Fasten (vgl. Mt 3,4), nicht aber, dass er nie aß und trank. In dem »er ist gekommen« drückt sich wie in Mt 8,29; 9,13; 10,34ff.) die göttliche Sendung aus. So wollte ihn also Gott haben, wie er als Faster lebte. Aber die Masse hat weder Einsicht noch geistliches Urteilsvermögen. Das zeigt sich schon daran, dass sie ihr Urteil an etwas Äußerlichem bildete, eben am Fasten. Das zeigt sich aber auch an der Feststellung: »Er hat einen Dämon«, mit der viele seine Enthaltsamkeit zu erklären versuchten. Johannes stand für sie also unter einer dämonischen Macht. So einfach kann man der eigenen Betroffenheit in Glaubensdingen ausweichen! Wie oft tut man auch bei uns Christen ab mit dem Urteil: »Er ist verrückt.« Übrigens traf das Urteil: »Er hat einen Dämon« später sogar Jesus (vgl. Joh 7,20.8.48.52; 10,20 ; vgl. Apg 26,24 für Paulus).

Der nächste Vers ist schon deshalb interessant, weil er wie Mt 8,20; 9,6 zeigt, dass Jesus sich selbst als den »Menschensohn« aus Dan 7,13 betrachtete. Zweitens jedoch geht aus ihm hervor, dass Jesus sehr normal aß und »Wein« trank. Nach Mt 9,14ff.) wurden in seinem Jüngerkreis und d. h. wohl auch bei ihm persönlich nicht einmal die 2 Fasttage eingehalten, die die Pharisäer gemäß den »Aufsätzen der Ältesten« hielten (vgl. zu Mt 9,14ff.); dazu Lk 18,12). Was das Weintrinken betrifft, so müssen wir uns in Mitteleuropa daran erinnern, dass Wein in Israel kein Luxus war, sondern ein Tagesgetränk für arm und reich. Manchmal ist Wein in den trockenen Ländern des Südens leichter zu bekommen als gutes Wasser. Es war des Vaters Wille, dass der Sohn in aller Unauffälligkeit und Schlichtheit als Mensch lebte. Denn er »musste in allen Dingen seinen Brüdern gleich werden, dass er barmherzig würde« (Hebr 2,17). So ist der Menschensohn zu uns »gekommen als einer, der isst und trinkt«. In hässlicher Verdrehung der Tatsachen – Jesu war niemals ein Schlemmer oder Säufer, vgl. Joh 8,46; Jes 5,11ff.); 5 Mose 31,20 – machten böse Zungen daraus einen »Fresser und Weinsäufer«.

Also auch Verleumdung hat Jesus zu seinen Lebzeiten kosten müssen! Das tröstet uns in alledem, was man über uns erzählt – »so sie daran lügen«. Möglicherweise hat die Fastenfrage, die in Mt 9,14ff.) von den Johannesjüngern an Jesus herangetragen wurde, einem solchen Urteil einen gewissen Wahrheitskern gegeben. Es ist ja immer das Traurige an den Verleumdungen in dieser Welt, dass um 10-20 Prozent Wahrheit ein Gebäude von Lügen gebaut wird. Ist die Fastenfrage für die prophetische Bewegung der Johannesjünger wichtig gewesen, so stammt der Vorwurf »ein Zöllner und Sünderfreund« vermutlich aus pharisäischen Kreisen (vgl. Mt 9,11). Auch hier wird grausam Wahres und Erdichtetes gemischt. Jesus ist ja nicht in der Weise ein Freund der »Zöllner und Sünder« – die Zusammenstellung ist typisch pharisäisch! (vgl. zu Mt 9,9ff.) – geworden, dass er mit ihnen sündigte. Aber gerade das will uns ja die Wortverbindung »Fresser Weinsäufer – Sünderfreund« einreden. Nein, Jesus war in der Weise Sünderfreund, dass er Sünderheiland wurde. D.h., er befreite die Sünder zu einem neuen Leben in seiner Nachfolge, aber er teilte nicht ihre Sünde. Um dies konkret auf die Mahlgemeinschaft anzuwenden: Wenn Jesus mit Zöllnern und Sündern am Tisch sitzt, dann macht er nicht schlechte Witze, säuft, lächelt zu Unreinem, biedert sich nicht an, will nicht gewissermaßen als Prediger »Mensch sein«, sondern er zeigt seine Liebe und wirbt um Nachfolge.

Der letzte Satz ist schwer und auch von den Handschriften her nicht ganz durchsichtig. Denn die meisten Handschriften haben: »Und doch wurde die Weisheit von allen ihren Kindern her gerechtfertigt.« Wer ist diese »Weisheit«? Nach Lk 11,49; 1 Kor 1,24ff.) kann es nur die Weisheit Gottes sein, die sich im göttlichen Plan der Heilsgeschichte niederschlägt. Diese Weisheit hat Geheimnisse, sie sich nur dem Glauben und dem Gehorsam erschließen. Von da aus verstehen wir das Wort in beiden Fassungen. Die »Werke« des Täufers waren trotz seiner Zweifel und Schwächen gottgemäß. Und auch die »Werke« des Gottessohnes schufen, was dem Willen des Vaters entsprach. So lebte in beiden wirklich Gottes Weisheit: im Fasten des Täufers und in der Alltäglichkeit des Gottessohnes. Nur Gottes Sohn konnte so alltäglich sein – nicht der prophetische Täufer Gottes Weisheit rechtfertigte sich im beiderseitigen Ergebnis. Fasst man dieses Ergebnis personal, nämlich im Täufer und Jesus selbst bzw. ihren Jüngern, dann gilt noch einmal: auch an diesen »Kindern« kommt heraus, dass Gottes heilsgeschichtliche Weisheit am Wirken war. Unser Satz steht also dem anderen Satz des NT nahe: »an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen« (Mt 7,20 im Luthertext). Fazit: Die bösen Zungen im Volk gehen an der Realität vorbei. Gottes Weisheit aber zeigt sich allem menschlichen Klugseinwollen überlegen und kommt sowohl beim Täufer als auch bei Jesus an ihr Ziel. Was bei ihr herauskommt, wird zum Beweis ihrer Wahrheit.

Gerhard Maier – Edition C

Kleidet euch mit der neuen Persönlichkeit

und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bilde dessen, der ihn erschaffen hat;
Elberfelder 1871 – Kolosser 3,10

und habt den neuen Menschen angezogen: den Menschen, der in der Weise erneuert ist, dass er nun Gott erkennt und weiß, was Gott will – der erneuert ist nach dem Bild dessen, der ihn am Anfang nach seinem Bild geschaffen hat!
Gute Nachricht Bibel 2018 – Kolosser 3:10

und habt das neue Gewand angezogen – den neuen, von Gott erschaffenen Menschen, der fortwährend erneuert wird, damit ihr Gott immer besser kennen lernt und seinem Bild ähnlich werdetl.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Kol 3,10

Und ihr habt euch in euer neues Ich gekleidet. In dieser neuen Lebenswirklichkeit werdet ihr immer wieder neu bestärkt. Dabei ist der euer Vorbild, der diese neue Identität erschaffen hat. Ihn wollt ihr vollkommen erkennen.
Das Buch – 2009 – Kol 3:10

Muss ich, oder macht Gott? Und wenn ich mich anstrengen muß, warum scheitern doch so viele Menschen?
(Gedanken von 2023 hier)

Jakobus betonte auch, daß zu der „Form der Anbetung, die vom Standpunkt unseres Gottes und Vaters aus rein und unbefleckt ist“, unter anderem gehört, „sich selbst von der Welt ohne Flecken zu bewahren“ (Jakobus 1:27). Wir sollten uns bemühen, das zu tun. Da Christen mitten in einer gewalttätigen und verderbten Welt leben und ihren Intrigen, ihrer Politik und ihrem Nationalismus ausgesetzt sind, ist es für sie natürlich nicht leicht, davon völlig unberührt zu bleiben. Selbst der ergebenste Christ kann Fehler machen, während er sich bemüht, sich von der Welt ohne Flecken zu bewahren. Deshalb müssen Christen stets daran arbeiten, sich zu verbessern (Kolosser 3:5-10). Die Frage ist jedoch: Was wollen wir?
Stellen wir uns zum Beispiel zwei Männer vor, die gerade zu Mittag essen. Der eine bekommt zufällig einen Soßenfleck auf die Krawatte. Der andere taucht seine Krawatte absichtlich in die Soße; er will es so. Wem von beiden gleichen wir? Zeigen wir dadurch, welchem Einfluß wir uns aussetzen, und durch unsere Entscheidungen, daß wir ein Freund der Welt sein wollen? Oder beweisen wir, daß wir ein Freund Gottes sein wollen?
Man kann auf verschiedene Weise erkennen, ob jemand ein Freund der Welt ist. Einige sind von ihren Angehörigen oder ihren Nachbarn so abhängig, daß sie manches billigen oder sich sogar an Dingen beteiligen, von denen sie wissen, daß Gott sie nicht gutheißt, zum Beispiel unbiblische Feste, übermäßiges Trinken, unanständige Späße oder Rassendiskriminierung (1 Petrus 4:3, 4; Epheser 5:3-5; Apostelgeschichte 10:34, 35). Wenn wir Gott wohlgefallen wollen, dann wird uns seine Gunst wichtiger sein als die unserer Angehörigen (Lukas 14:26, 27; 11:23).

Der Weg zu wahrem Glück

Klingt biblisch fundiert – oder?

lm Kolosserbrief überschneidet sich unsere Fülle mit den neuen Kämpfen, die auftreten, wenn wir Christen werden. In Kolosser 3,5-11 fügt Paulus hinzu: „5 Tötet daher eure Glieder, die auf Erden sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist; 6 um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams; 7 unter ihnen seid auch ihr einstgewandelt, als ihr in diesen Dingen lebtet. 8 jetzt aber legt auch ihr das alles ab — Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, hässliche Redensarten aus eurem Mund. 9 Lügt einander nicht an, da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen 10 und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis, nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat; 11 wo nicht Grieche noch Jude ist, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, noch Barbar, Skythe, Knecht, Freier — sondern alles und in allen Christus“ (Ko! 3,5-11).

Nichts wird beschönigt bezüglich des Krieges, der im Leben als Christ wütet. Es wimmelt von Anfechtungen und Versuchungen. aber wir reagieren auf sie aus einem neuen Blickwinkel. J.C. Ryle erfasst das aktive Vertrauen auf Christus. das für unsere Heiligung nötig ist. Heiligkeit muss mit Christus beginnen. Zuerst müssen wir ihm gehören.
„Möchten Sie heilig sein? Möchten Sie eine neue Kreatur werden? Dann müssen Sie bei Christus beginnen. Sie werden einfach überhaupt nichts und keinerlei Fortschritte machen, bis Sie nicht Ihre Sünde und Schwachheit spüren und zu ihm fliehen. Er ist die Wurzel und der Anfang aller Heiligkeit, und um heilig zu sein. muss man im Glauben zu ihm kommen und mit ihm verbunden sein Die Menschen versuchen oft, zuallererst aus eigener Kraft heilig zu werden, und machen ein trauriges Geschäft daraus. Sie plagen sich und mühen sich und beginnen immer wieder von Neuem und verändern sich ständig, und doch geht es ihnen wie der Frau mit dem Blutfluss, bevor sie zu Christus kam, sie spüren keine Besserung, sondern dass es ‚noch schlimmer‘ mit ihnen geworden ist (siehe Mk 5,26). Sie laufen vergeblich und arbeiten vergeblich, und das ist kein Wunder, denn sie beginnen am falschen Ende. Sie bauen eine Mauer aus Sand; ihr Werk fällt so schnell zusammen. wie sie es aufbauen. Sie schöpfen Wasser aus einem undichten Gefäß; das Loch holt sie ein, nicht sie das Loch Trail! drückt es drastisch, aber richtig aus: ‚Weisheit außerhalb von Christus ist verfluchte Torheit; Gerechtigkeit außerhalb von Christus ist Schuld und Verdammnis; Heiligung außerhalb von Christus ist Schmutz und Sünde; Erlösung außerhalb von Christus ist Knechtschaft und Sklaverei.‘
Möchten Sie Heiligkeit erreichen? Spüren Sie heute ein echtes, herzliches Verlangen, heilig zu sein? Möchten Sie Teilhaber an der himmlischen Schöpfung sein? Dann gehen Sie zu Christus Warten Sie auf nichts. Warten Sie auf niemanden. Zögern Sie nicht. Glauben Sie nicht, Sie könnten sich selbst dafür bereitmachen. Gehen Sie und sagen Sie es ihm mit den Worten dieses wunderschönen Liedes: ‚Nichts in meiner Hand ich bringen kann, ich schmieg nur an dein Kreuz mich an; nackt und bloß, —— o kleid mich doch! Hilflos. ach -— erbarm dich doch!‘ Wir werden keinen einzigen Stein in dem Werk unserer Heiligung legen. bis wir zu Christus gehen.“ (J.C. Ryle, Seid heilig! Der Schlüssel zum erfüllten Leben, 3L Verlag GmbH, Friedberg 2005, S. 99—100)

Timothey S. Lane – Alles anders – aber wie?

Was ist nun richtig?

in der Wendung » und den neuen angezogen habt « ist endysamenoi das Aoristpartizip des Verb endyo (» sich bekleiden «). Der Herr verwendet es in Luk 24,29 für den Heiligen Geist, wo Er von der Beziehung zwischen dem Heiligen Geist und solchen, die Ihn aufnehmen, spricht. Das Wort kommt auch in der LXX mit ähnlicher Bedeutung vor (Ri 5, 34). Der Gläubige wird als jemand angesehen, der in der Taufe Christus angezogen hat (Gal 3,27). Es wird von ihm gesagt, er habe den neuen Menschen angezogen (Eph 4,24 und hier), und weiter unten wird er aufgefordert, Güte und Erbarmen anzuziehen. Paulus drückt in Röm 13 ,14 den gleichen Gedanken aus: » Zieht den Herrn Jesus Christus an « . Als der Gläubige ein Krieger Gottes wurde (2.Tim 2,4), wurde er in passende Rüstung eingekleidet, welche, da er sie einmal angezogen hat, immer getragen werden muß (Röm 13,12; 2.Kor 6,7; Eph 6,11; 1.Thess 5,8). Wenn der Herr kommt, um die Seinen aus der Welt zu holen, werden die Lebenden Unsterblichkeit und die Toten Unverweslichkeit anziehen (1.Kor 15,53.54; 2.Kor 5,3). Wir sind wie verlorene Söhne, die zum Vater in Buße zurückgekehrt sind, in die besten Gewänder eingekleidet worden.
    Der Text in Kolosser hat das Wort » Mensch « nicht, weshalb auch Elbf. lediglich sagt » und den neuen angezogen habt « . Aber » Mensch « ist natürlich gemeint und wird deshalb von verschiedenen Übersetzungen zu recht ergänzt. Ein Vergleich zwischen diesem Abschnitt und Eph 4 wird nützliche Ähnlichkeiten zeigen, aber auch Unterschiede, so die verschiedenen griechischen Wörter für » neu « . In Kolosser haben wir neos, neu in Bezug auf sich selbst. In Eph 4 ist das Wort kainos, neu in Bezug auf andere Dinge. Die Unterscheidung bewährt sich hier eigentlich nicht, denn die Bedeutung wird beide Male durch das Antonym palaios, » alt « , bestimmt. Zudem geht die in Epheser genannte Erneuerung der Erwähnung des neuen Menschen voraus, während hier die Erneuerung nachher genannt wird. Schaut man wieder in den Text, stellt man fest, daß das Wort für Erneuerung in Eph 4,23 die verbale Ableitung von neos ist, wo es vom Adjektiv kainos befolgt wird, während in unserem Abschnitt das Adjektiv neos von der verbalen Ableitung von kainos befolgt wird. wie wir auch die verschiedene Bedeutung zu definieren suchen, Paulus will ganz offensichtlich beide Male auf die gleiche Grundbedeutung hinaus.
    Den neuen Menschen angezogen zu haben, bedeutet, daß der Gläubige von allem getrennt worden ist, was er in Adam war, dem gemeinschaftlichen Haupt der alten Menschheit, und jetzt Teil hat an der neuen Menschheit, dessen Haupt der letzte Adam, Christus, ist.
    Er ist eine neue Schöpfung, wie Paulus in 2.Kor 5,17 sagt, das richtig ausgelegt die beste Erklärung unseres vorliegenden Abschnittes ist. In » der erneuert wird zur Erkenntnis « bezieht sich das Relativpronomen (ton) auf den vorhergenannten » neuen Menschen « , sodaß die hier genannte Erneuerung nicht im Gläubigen persönlich vor sich geht, sondern vielmehr vom Wirken Gottes spricht, der die gesamte neue Menschheitsordnung zu voller Erkenntnis führt. Das Endergebnis übersteigt bei weitem die alte Herrlichkeit im Garten Eden. So wunderbar dort alles war, besaß der Mensch dort nicht volle Erkenntnis. Als Adam sie gegen Gottes Gebot begehrte, fiel er und damit seine ganze Nachkommenschaft. Der letzte Adam vertritt eine neue Menschheit, welche zur vollen Erkenntnis des Vorsatzes Gottes geführt wird. Der Prozeß ist beständig, wie die Zeitform des Verbums nahelegt. Das Subjekt ist nicht der Gläubige, sondern der neue Mensch, und das Muster ist » das Bild dessen, der ihn erschaffen hat « . In Titus 3,5 spricht Paulus von der » Erneuerung durch den Heiligen Geist « , der anfänglichen Operation. Das beginnt mit der Bekehrung, der Wiedergeburt. Die Erneuerung ist geistlich. Das ergibt sich ganz deutlich aus dem Kontrast von 2.Kor 4,16 zwischen dem » äußeren Menschen « , dem leiblichen, und dem » inneren Menschen « , dem geistlichen. Das dort hinzugefügte » von Tag zu Tag « unterstreicht das Fortwährende des Prozesses. Die persönliche Erneuerung betrifft die Gesinnung (Röm 12,2), wie auch Paulus in Eph 4,23 bestätigt: » Indem ihr erneuert werdet in dem Geiste eurer Gesinnung « .
    » Nach dem Bilde dessen, der ihn erschaffen hat « ist eine Anspielung auf 1 Mose 1,26.27, welches freilich kaum der entscheidende Text zur korrekten Auslegung des Ausdrucks sein dürfte. Hätten wir den Ausdruck von 1,15 nicht, müßten wir freilich 1 Mose die Auslegung bestimmen lassen. Nun aber wirft 1,15 sein Licht auf diese Worte und es wird klar, daß die beständige Erneuerung des neuen Menschen gemäß der Gleichheit Christi ist, welcher das Bild des unsichtbaren Gottes ist. Durch einen Akt göttlicher Macht hat Gott eine neue Schöpfung ins Dasein gerufen, eine neue Menschheit. Er bewirkt auch dessen beständige Erneuerung gemäß dem Haupt, Christus. Paulus zeigt in Eph 4,7-16, daß das höchste und letzte gemeinschaftliche Ziel Christus ist.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Fortwährend bezieht sich der Apostel auf die neue Schöpfung. Der Grund ist, dass wir erst dann Kraft haben, das Böse zulassen und das Gute zu tun, wenn wir verstanden haben, dass wir in Christus neue Menschen sind. Nur der neue Mensch wandelt im Licht und beurteilt alles nach diesem Licht. Nirgends in der Schrift werden wir ermahnt den alten Menschen aus- und den neuen Menschen anzuziehen, überall finden wir, dass dies eine vollbrachte Sache ist, wir haben den alten Menschen ausgezogen und den neuen angezogen. Und darum werden wir ermahnt, das Böse zu lassen und im Guten zu wandeln. Und dieser neue Mensch wird erneuert zur Erkenntnis, nach dem Bild dessen, der ihn erschaffen hat. Gott selber ist für den Christen der Maßstab von Gut und Böse. Christus ist das vollkommene Muster dieses Bildes, der Typus des neuen Menschen. Aus Ihm wird der neue Mensch praktisch erneuert, so dass er die Natur Gottes offenbart. Alles andere ist verschwunden. Es bleibt nichts als der alte Mensch, den der Gläubige als tot betrachtet. Für den neuen Menschen ist Christus alles, so dass man Ihn allein sehen und erkennen sollte (Vers 11). Und da Christus sowohl ihr Leben als auch ihr Vorbild ist, so ziehen die Gläubigen „als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte an herzliches Erbarmen, Güte, Niedriggesinntheit, Milde, Langmut“ (Vers 12) sie ertragen einander und vergeben andern, wenn sie beleidigt werden, gleichwie Christus ihnen vergeben hat (Vers 13). Und über dies alles ziehen sie an die Liebe, das Band der Vollkommenheit, das den obgenannten Eigenschaften den göttlichen Charakter gibt (Vers 14). Man findet in der menschlichen Natur vieles, das einigen dieser Eigenschaften des göttlichen Lebens gleicht, doch die Kraft des Geistes, das Band der göttlichen Liebe, die im Herzen eines jeden wirkt, der mit Gott Gemeinschaft hat, mangelt gänzlich. Ohne das Bewusstsein der Gegenwart Gottes, ohne die Liebe entarten die christlichen Zuneigungen in bloß natürliche Sympathie, die uns durchaus nicht vor dem Bösen bewahrt. Im Gegenteil, sie lässt uns häufig das Böse annehmen. Nur die göttliche Liebe, das Band der Vollkommenheit, erhebt uns über das eigene Ich und folglich über das, was unsere Eigenliebe verletzten könnte. Die Liebe allein gibt den oben erwähnten Eigenschaften Vollkommenheit, Feingefühl und Kraft, „Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott in ihm.“

Hermanus Cornelis Voorhoeve – Der Brief an die Kolosser

Statt dessen hat der Christ den neuen Menschen (ein neues Leben, eine neue Haltung) angezogen (vgl. V. 12) und muß nun auch sein Leben seiner neuen Position entsprechend gestalten. Der „neue Mensch“ braucht ständige Erneuerung und Überwachung – er (wird) erneuert (Präsens) -, um siegreich über die Sünde bleiben zu können. Den gleichen Gedanken fortwährender Erneuerung vertritt Paulus auch in 2Kor 4,16 („wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert“), in Röm 12,2 („ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes“) sowie in Eph 4,23 („erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn“).
Diese Erneuerung des „neuen Menschen“ geschieht zur Erkenntnis (eis epignOsin; vgl. Kol 1,9;2,2 ), wenn der Gläubige zu einer persönlichen, tiefen Gotteserkenntnis und zu einer echten Gemeinschaft mit Christus findet. Sie vollzieht sich nach (kat‘; „gemäß“) dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat; ihr Ziel ist es, den Gläubigen Christus gleichförmig zu machen, denn der „neue Mensch“ ist „nach Gott geschaffen“ (Eph 4,24). Adam wurde nach dem Bild Gottes geschaffen (1Mo 1,27), das heißt, daß er Gott auch in seinen moralischen und geistigen Fähigkeiten glich. Diese Ebenbildlichkeit wurde zwar durch den Sündenfall ( 1Mo 9,6; Jak 3,9) nicht völlig ausgelöscht (sondern nur überschattet), aber sie wurde verdorben und bedarf deshalb der Wiederherstellung und Erneuerung. Die Christen werden im Prozeß der Erneuerung ihrer neuenNatur dem Herrn immer ähnlicher, indem sie sich dem heiligenden Wirken des Geistes öffnen. In der Auferstehung schließlich werden sie „das Bild des himmlischen [Christus] tragen“ (1Kor 15,49). Dann wird die Wiederherstellung der Gottebenbildlichkeit vollendet sein, denn dann „werden wir ihm gleich sein“ (1Joh 3,2).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

einen anderen Boten, wie er mit einer dauerhaften frohen Botschaft am Zenit schwebte

Und ich sah einen anderen Engel inmitten des Himmels fliegen, der das ewige (O. ein ewiges) Evangelium hatte, um es denen zu verkündigen, (Eig zu evangelisieren) die auf der Erde ansässig sind, und jeder Nation und Stamm und Sprache und Volk, indem er mit lauter Stimme sprach: Fürchtet Gott und gebet ihm Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen; und betet den an, der den Himmel und die Erde gemacht hat und das Meer und die Wasserquellen.
Elberfelder 1871 – Offrnbarung 14,6–7

Und ich sah einen anderen [himmlischen] Boten; der flog inmitten des Himmels. Er hatte ewige gute Botschaft, um sie denen zu [ver]künden, die auf der Erde wohnen, und jedem Volk und [jedem] Stamm und [jeder] Sprache und Volksschar.  Mit großer, ‹lauter› Stimme sagte er:
„Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre, weil die Stunde seines Gerichtes gekommen ist! Und betet den an ‹und huldigt dem›, der den Himmel und die Erde machte und [das] Meer und [die] Wasserquellen.“
Jantzen & Jettel 2017 – Offenbarung 14:6–7

Und nun sah ich einen anderen Boten, wie er mit einer dauerhaften frohen Botschaft am Zenit schwebte, um zu denen, die sich auf der Erde aufhalten, und bis hin zu jeder Nation, jedem Stamm, jeder Sprachgruppe und dem ganzen Bundesvolk gute Nachricht zu bringen, wobei er mit lauter Stimme kundtat: „Habt Respekt vor Gott und erweist Ihm Ehre, weil der Zeitpunkt Seines Gerichts gekommen ist, und fallt ehrerbietig vor dem auf die Knie, der den Himmel und die Erde, Meer und Wasserquellen geschaffen hat!“
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Offb 14,6–7

ein richtiger Engel ist dann für die Menschen zu hören? oder ist es „nur symbolisch“ wie vieles in der Offenbarung, und Johannes meint hier, dass Menschen im Auftrag des einen Engels eine „gute Botschaft“ verkünden? Aber auch wenn die meisten Kommentatoren der Meinung sind, dass es sich nur um eine symbolische Schilderung handelt, würde ich nicht erstaunt sein, wenn diese Verse buchstäblich sich erfüllen werden 😉

Das spezifische Ziel des satanischen Geheimnisses ist das Werk der Täuschung. In Bezug auf die Ungläubigen sagt er: mit allem Betrug der Ungerechtigkeit für die, die verloren gehen. Der Grund ist: weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben. Dies bezieht sich auf Menschen, die das Evangelium, das ihnen in der ersten Hälfte der Trübsal verkündet wurde, abgelehnt haben. Das Evangelium wird in der ersten Hälfte der Trübsal auf drei Arten verkündigt werden:
durch die 144.000 Juden aus Offenbarung 7,
durch die zwei Zeugen aus Offenbarung 11
und durch die Engelsstimme, die aus der Atmosphäre in Offenbarung 14:6-7 spricht
.
Jeder wird also das Evangelium mindestens zwei- oder dreimal gehört haben, bevor der Antichrist sich als Gott ausgibt. Es sind diejenigen, die die Verkündigung des Evangeliums in der ersten Hälfte des Leidens ablehnen, nachdem sie es mindestens zweimal gehört haben, die nun durch das satanische Geheimnis verführt werden und deshalb den Antichristen anbeten, sein Zeichen annehmen und den „Punkt ohne Wiederkehr“ erreichen. Sie werden das Evangelium, durch das sie gerettet werden könnten, abgelehnt haben.

Arnold Fruchtenbaum – Die acht Geheimnisse des Neuen Testaments

In den Augen der Mormonen ist dies eine biblische Prophezeiung über den Besuch des Engels Moroni bei Joseph Smith. Die LDS-Kirche hat ihre Anhänger gelehrt, dass „das ewige Evangelium“ nicht von den christlichen Kirchen verkündet wird, sondern dass es bald nach dem Tod Christi von der Erde verschwunden ist. Und so musste es durch einen Engelsboten wiederhergestellt werden. Eine Fußnote zu Offenbarung 14:6 in der LDS-Bibel verweist die Leser auf die Überschriften „Buch Mormon“ und „Wiederherstellung des Evangeliums“ im thematischen Leitfaden des Bandes. Unter der letztgenannten Überschrift wird im Bibel-Lexikon erklärt, dass es „in den letzten Tagen eine Wiederherstellung des Evangeliums Jesu Christi auf der Erde geben wird, mit den Mächten, Verordnungen, Lehren, Ämtern und allen Dingen, wie sie in früheren Zeitaltern bestanden haben.“

Zur Widerlegung dieser Lehre siehe Apostelgeschichte 3:20, 21; 20:30; Galater 1:8; 2 Thessalonicher 2:3; 1 Timotheus 4:1, 2; und Hebräer 5:6; 7:1.

David A. Reed_John R. Farkas – Antworten an Mormonen – Vers für Vers

Nachdem uns das Gemälde vom Berg Zion gezeigt worden ist, welches das Geschehen nach Ende der Drangsalszeit und beim Eingang ins Tausendjährige Reich festhält, kehren wir hier wieder zurück in die Zeit der Drangsal. Der Engel, der im „Mittelhimmel“ fliegt (RV), ist der erste von sechs Engeln, welche bis zum Ende des Kapitels auftreten werden, wobei sie alle um den Menschensohn geschart sind. Drei Engel erscheinen, bevor Er eingeführt wird (V. 6.8.9), und drei folgen auf Sein Erscheinen (V. 15.17.19). Diese Symmetrie will bewusst hervorheben, dass Christus in der Mitte ist.
Der „Mittelhimmel“, mesouranêma , ist fast so etwas wie ein Fachausdruck für den südlichen Himmel, wie er sich von Zion aus am Mittag präsentiert. Der letzte Engel, den wir gesehen hatten, war der siebte der posaunentragenden Engel in 11,15. „anderer“ will den hier erwähnten Engel ganz einfach von jener Gruppe unterscheiden. Man beachte den Gegensatz zwischen dem Engel von 8,13 mit seinem dreifachen Weheruf und diesem Engel, der „das ewige Evangelium“ hat. Das Adjektiv „ewig“, aiônios , kommt im NT 70 mal vor, in diesem Buch aber nur an dieser einen Stelle. Im vorliegenden Zusammenhang wäre die Übersetzung „zeitlos“ angemessen, um anzuzeigen, dass diese Botschaft keine zeitliche Beschränkung kennt, sondern für alle Zeitalter gültig ist. Das Evangelium ist grundsätzlich gleich in jedem Zeitalter. Die Grundlage der guten Nachricht ist immer das Werk Christi, und auf einer anderen Grundlage ist noch nie jemand errettet worden, und es wird nie einer anders errettet werden. Verschieden gesetzte Schwerpunkte haben den Menschen in den verschiedenen Zeitaltern geholfen, die immer gleichbleibende Wahrheit zu erfassen. „Das Evangelium der Gnade Gottes“ legt das Schwergewicht auf das Kreuz Christi, während „das Evangelium des Reiches“ das Kommen Christi besonders hervorhebt; aber beidemal wird die gleiche Botschaft präsentiert. „Das zeitlose Evangelium“ ist erneut die gleiche Botschaft, unterstreicht aber die Verantwortung des Geschöpfes, den Schöpfer anzubeten. Das wird von zugespitzter Wichtigkeit werden in der Drangsalszeit, weil die Menschen dann jeden Gedanken an einen Schöpfer ausgeschlossen haben und ein Geschöpf als Gott anbeten (2.Thes 2,3-4).
Die Menschen, welchen die frohe Botschaft verkündigt wird ( evangelizó ), sind „die auf der Erde ansäßig sind“. Damit ist nicht die gleiche Gruppe von Menschen gemeint, welche in diesem Buch zwölfmal als „die auf der Erde wohnen“ bezeichnet werden (3,10; 6,10; 8,13; 11,10.10; 12,12; 13,8.12.14). Jene haben sich zum Tier gestellt, und von ihnen heißt es, sie „wohnen“, katoikeó , während es von diesen hier heißt, sie „sitzen“, kathémai . Das ist eine andere Art, jene zu beschreiben, die sich auf der Erde ansäßig gemacht haben, womit vielleicht angedeutet werden soll, dass sie hier ganz zufrieden sind und nicht gestört werden wollen. An diese weithin gleichgültigen Menschen ergeht nun eine letzte Aufforderung, die letzte Gelegenheit zu ergreifen. Das Wort „und“ führt nicht eine neue Zuhörerschaft dieser frohen Botschaft ein, sondern erklärt, dass diese Menschengruppe auf alle Nationen, Stämme und Sprachen und Völker verteilt ist. Diese vierfältige Umschreibung aller Menschen auf der Erde (sie kommt auch von in 5,9; 7,9; 10,11; 17,15) zeigt, dass es sich hier um die Erfüllung jenes Geschehens handelt, das der Herr in Mt 24,14 angekündigt hat: „Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis.“
Einige haben eine Schwierigkeit darin sehen wollen, dass ein Engel das Evangelium verkündigt. Das ist kein wirkliches Problem. Es wird anerkannt, dass Gott keinen Engeln erlaubt hat, das Evangelium während der Gemeindezeit zu verkündigen, noch auch während der Drangsalszeit. Es handelt sich hier um eine symbolische Repräsentation, denn es ist nicht anzunehmen, dass einer der sechs Engel dieses Kapitels hier das Evangelium verkündigt. Der Engel repräsentiert Menschen, die Gott auf der Erde als Seine Werkezeuge verwendet. Er ist ein Symbol göttlich beauftragter Boten, die das Evangelium verkündigen. Wie wir in Kap. 7 gesehen haben, werden die 144 000 Verkündiger sein, und zweifelsohne werden auch alle, die durch sie errettet werden, die Heilsbotschaft verbreiten.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt