Schlagwort: Bibel

Inhalt unseres redens

Verkünde den Menschen das Wort Gottes*.
Tritt dafür ein,
ob es ihnen gelegen kommt oder ungelegen.
Ziehe sie zur Rechenschaft,
weise sie zurecht
und ermutige sie.
Tu das mit aller Geduld
und wie die Lehre es fordert.
BasisBibel – 2.Timotheus 4,2

Predige das Wort, halte darauf (And üb.: tritt auf, tritt hinzu) in gelegener und ungelegener Zeit; überführe, strafe, ermahne mit aller Langmut und Lehre
Elberfelder 1871 – 2. Tim 4,2

Predige das Wort, halte damit an zur gelegenen oder ungelegenen Zeit, rüge, warne, ermahne mit aller Langmut und Lehre. 2Tim 2,24; 3,10; Apg 20,20.31; 24,25; 1Tim 5,20.21; 4,11.13; 6,2; Tit 1,9.11; Jes 58,1.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 2 Timotheu 4,2

Erzähle den Menschen überall und zu allen erdenklichen Tageszeiten von Jesus! Tu es mit allen Mitteln, die dir zur Verfügung stehen, überall voller Hingabe und zu jeder Zeit. Wenn es sein muss, bedroh die Leute. Zeig ihnen den richtigen Weg in aller Klarheit. Hab aber auch Geduld mit ihnen. Bring es ihnen einfach bei!
VolxBibel – 2 Tim 4,2

Nun folgt der Inhalt dessen, was Paulus feierlich bezeugt. Dies sind die Imperative in diesem Vers. Er bezeugt vor Gott, dass Timotheus das Wort Gottes verkündigen, dafür einstehen soll, ob es passt oder ob es nicht passt, d.h. zu allen Gelegenheiten. Am Ende gebraucht Paulus eine instrumentale bzw. modale Angabe, die besagt, womit bzw. wie die Handlungen ausgeführt werden: Mit jeder Form der Langmut und der Lehre aus Gottes Wort.

Peter Streitenberger

Ausrufen soll Timotheus das Wort Jesu wie ein Herold, damit es jedermann höre. Die freie, öffentliche Verkündigung soll nach dem Willen des Paulus zwar nicht mit Leidenschaftlichkeit betrieben werden, sondern in aller Besonnenheit; sie darf aber auch nicht mit einer heimlichen Pflege des Worts vertauscht werden, die nur hin und her durch die Häuser schleicht. Das Wort Jesu geht die Menschheit an und muss mit klarem Mut vor aller Welt vertreten sein. {Matthäus 10,27} Die Frage, ob auch die schickliche Lage oder der günstige Zeitpunkt vorhanden sei, darf Timotheus nicht hindern. Sicherlich sind dies wichtige Erwägungen, und der Geist der Verständigkeit wird ihn niemals gegen sie gleichgültig machen. Allein sie können sich ihm auch als Hindernis in den Weg stellen und die Freudigkeit und Vollständigkeit seiner Arbeit schmälern. Unsere menschlichen Berechnungen darüber, was richtige und was unrichtige Zeit sei, sind immer unzulänglich. Das oberste Ziel muss in Geltung bleiben, dass das Wort gesagt wird, Christus den Menschen vor die Augen tritt und ihr Blick auf Gott gerichtet wird. Ob es zur günstigen oder ungünstigen Zeit geschieht, ist die zweite Sorge. Einfacher, aber auch weniger tief wird das Wort, wenn wir es auf Timotheus beziehen: ob es ihm gelegen oder ungelegen sei, in allen Fällen, sowie man es von ihm begehrt, soll er des Wortes warten. Die Mahnung des Apostels schließt auch diesen Gedanken ein; nur liegt für einen ernsten Mann die größere Schwierigkeit darin, dass die Hörer oft finden, jetzt sei nicht die gelegene Zeit, so dass er das Wort auf die Gefahr hin sagen muss, dass es unter diesen Umständen umsonst gesagt ist, nicht aber darin, dass er dabei seine eigene Bequemlichkeit hintansetzen muss.

Die Verkündigung Jesu enthüllt die menschliche Schuld und bricht durch alle Lügen und Entschuldigungen durch. Sie macht die Schwere, Schande und Verderbensmacht des Bösen erkennbar, zerbricht den Trotz und pflanzt die Furcht Gottes. Sie führt aber auch den Schuldigen und Gebeugten aufwärts und vorwärts in den Gehorsam und bringt ihn zum Tun des Guten. So haben wir wieder den heiligen Streit mit dem Bösen vor Augen, der die Arbeit des Timotheus beständig erfüllt. Dazu ist er aber nur dann ausgerüstet, wenn er die unbegrenzte Fähigkeit besitzt, zu vergeben und zu tragen; ebenso braucht er hierzu die Weisheit, die nicht nur fordert, sondern auch belehrt und den guten Weg Gottes wirklich zeigen kann.

Jetzt ist für Timotheus die Tür noch offen; sie wird sich aber schließen. Die Gelegenheit, die ihm jetzt gegeben ist, bleibt ihm nicht immer. Deshalb ist die Mahnung des Apostels so ernst.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Laßt auch uns diesen >Samen< benutzen und alle Worte dieses Lebens reden! Es müssen „alle“ Worte sein, damit nicht die eine oder andere Seite unberücksichtigt bleibt. So darf auch das Wort zur Buße nicht fehlen, der „Buße zum Leben“ (Apg 11,18). Und laßt uns dabei bleiben, diese Worte zu „reden“! >Reden< bedeutet eben nicht >spielen<. Spiele, Vorführungen und musikalische Darbietungen mit biblischem Hintergrund sind nicht das unverfälschte Wort Gottes, sind auch nicht Sein Weg zur Errettung sündhafter Menschen. Oder wo fänden wir in der Heiligen Schrift, daß der Herr Jesus oder Seine Apostel oder irgendwelche andere Knechte Gottes mit christlichen Musikveranstaltungen vor die Menschen getreten wären oder gar Schauspiele vor ihnen aufgeführt hätten, um ihnen auf diese Weise das Evangelium nahezubringen? Das heilige Wort Gottes zu „spielen“ statt es in der Kraft des Heiligen Geistes zu „verkündigen“ stellt ein ernstes Abweichen von dem Weg der Wahrheit dar. Warum neigen wir dazu, es trotzdem zu tun – und sei es nur in Ansätzen? Weil wir die Einfalt gegen den Christus Gottes verloren und uns weitgehend dem Geschmack des natürlichen Menschen – sagen wir es unumwunden: weil wir uns der christlichen Welt angepaßt haben. Natürlich sollen wir nicht so grob und ungeschlacht wie möglich auf die Menschen zugehen. Ganz im Gegenteil! Paulus war, um so viele wie möglich zu gewinnen, den Juden wie ein Jude, den Schwachen wie ein Schwacher geworden, ja er war allen alles geworden (1 Korinther 9,19ff). Er stellte sich -und das bedeuten diese Worte – auf sein Gegenüber ein, begegnete den verschiedenen Menschen auf ihrem Boden, trug ihren Bedenken und der Art ihres Denkens und Empfindens Rechnung. Aber keineswegs wandte er sich an das religiöse Fleisch seiner Zuhörer. Nie verlor er das Ziel und den Weg Gottes aus dem Auge, und nie machte er durch menschliche Zutaten „das Kreuz Christi zunichte“. Und was gebot er am Ende seines Lebens, die >letzten Tage< und >schweren Zeiten< vor Augen, seinem treuen Kind Timotheus? Empfahl er ihm, auf neue, wirksamere Methoden der Verbreitung des Evangeliums zu sinnen, da nun einmal die Menschen die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich zu den Fabeln hinwenden würden? Tausendmal nein! Ernstlich bezeugt er ihm „vor Gott und Christo Jesu, der da richten wird Lebendige und Tote …: Predige das Wort“ (2 Timotheus 4,1-4). Wie einfach, wie schön, aber auch wie überaus tröstlich für uns und unsere Tage!
Deswegen, geliebte Freunde, kehren wir – sowohl was den Inhalt der Predigt als auch die Art und Weise der Verkündigung angeht – zum Anfang zurück! Vertrauen wir nicht auf moderne menschliche Methoden in der Darbietung des Wortes, sondern auf die Macht des Wortes Gottes selbst! Dieses Wort richtet sich in erster Linie an das Gewissen des Menschen. Nur ein durch die Pflugschar des göttlichen Wortes aufgerissenes Gewissen ist bereit und fähig, den Samen der Wiedergeburt aufzunehmen. Menschliche „Ersatzlösungen“ der genannten Art dagegen sprechen weit eher die Sinne des Menschen, seine Gefühle, seinen Intellekt an als sein Gewissen, und das führt absolut in die falsche Richtung.

Ermunterung und Ermahnung 1995

und was mache ich?

„im Haus des Vaters“

In dem Hause meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, würde ich es euch gesagt haben; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten.
Elberfelder 1871 – Johannes 14,2

Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen, und ich gehe jetzt hin, um dort einen Platz für euch bereit zu machen. Sonst hätte ich euch doch nicht mit der Ankündigung beunruhigt, dass ich weggehe. (und ich gehe jetzt hin …: wörtlich wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt, dass ich hingehe, um euch einen Platz zu bereiten?)
Gute Nachricht Bibel 2018 – Joh 14,2

In Meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wäre dem nicht so, Ich hätte es euch gesagt. Ich gehe hin, euch eine Stätte (einen Ort) zu bereiten. Mt 25,34; Lk 14,22; 2Kor 5,1.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Johannes 14,2

Joh 14:2 : Des »Vaters Haus« war der Tempel ( 2,16 ), in dem Gott für immer bei seinem Volk wohnen wollte ( Hes 43,7.9; 48,35 ; vgl. Joh 8,35 ). Die »Wohnungen« könnten zwar eine Anspielung auf die Zelte sein, die für das Laubhüttenfest errichtet wurden, wahrscheinlich sind aber die Wohnräume im neuen Tempel gemeint, in dem nur die Priester, die nicht verunreinigt sind, einen Platz haben ( Hes 44,9-16 ; vgl. 48,11 ). Wahrscheinlich ist das Ganze eine Metapher für das Sein in Christus, in dem die Gegenwart Gottes wohnt ( 2,21 ). Die einzige andere Stelle im Neuen Testament , an der sich derselbe griechische Begriff für »Wohnungen« findet, ist 14,23 ; dort bezieht er sich auf die Gläubigen als Wohnort Gottes (vgl. auch das Verb »bleiben« in 15,4-7 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Joh 14,2a: Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen.

Gott hat bei sich nicht bloß Raum für den einigen Sohn, sondern auch für die Seinigen, und für sie wiederum nicht bloß in ihrer irdischen, sondern auch in ihrer zukünftigen Lebensgestalt. Sie haben aus Jesu Hand Platz und Kindesrecht im Haus des Vaters empfangen; dies wird ihnen nicht verlorengehen, auch wenn sie die Wohnung, die ihnen jetzt angewiesen ist, verlassen müssen. Wohnungen gibt es im Haus des Vaters noch mehr; aus diesem werden sie nie ausgeschlossen.

Joh 14,2b: Wäre es nicht so, so hätte ich euch gesagt, dass ich hingehe, um euch den Ort zu bereiten.

Es ist aber nicht nötig, dass Jesus so spricht, nicht nötig, dass er die Jünger erst auf seinen eigenen Dienst hinweist, als ob erst er ihnen beim Vater Raum bereitete. Die vielen Wohnungen sind da, der Vater hat selbst von Ewigkeit her in seinem Hause für sie Platz geschaffen. {Matthäus 25,34} und in seiner eigenen Liebe sie zu sich berufen; er nimmt auch sie zu seiner Zeit dort auf, wohin Jesus jetzt geht.

Gleichwohl konnte Jesus auch mit zutreffender Wahrheit sagen, dass er durch seinen eigenen Hingang zum Vater den Jüngern dort den Ort rüstet; denn sein Eingang in die Herrlichkeit des Vaters bewirkt ihre Aufnahme bei ihm. Aus seiner Sohnschaft kommt ihre Kindschaft zu Gott; in ihrer Verbundenheit mit dem Sohn besteht ihr Anrecht an das Haus des Vaters. Weil der Sohn in der Herrlichkeit Gottes steht, treten auch sie einst in diese ein. Darum fährt Jesus fort

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

würdig wandeln?

Wandelt (O. Betraget euch) nur würdig des Evangeliums des Christus, auf daß, sei es daß ich komme und euch sehe, oder abwesend bin, ich von euch (Eig das euch Betreffende) höre, daß ihr feststehet in einem Geiste, indem ihr mit einer Seele mitkämpfet mit dem Glauben des Evangeliums
Elberfelder 1871 – Phil 1,27

Passt auf, dass eure ganze Gemeinde so draufkommt, wie es Gottes Sache entspricht! Egal, ob ich bei euch leibhaftig vor Ort bin oder aus der Entfernung zu euch rede, ich möchte auf jeden Fall, dass ihr total zusammenhaltet! Ihr sollt gemeinsam dafür kämpfen, dass immer mehr Leute ihr Vertrauen auf Jesus setzen!
VolxBibel – Philipper 1,27

So wandelt nur würdig des Evangeliums Christi, auf daß, ob ich komme und euch sehe, oder abwesend von euch höre, ihr fest steht in einem Geiste und einem Sinn, und samt uns kämpft für den Glauben an das Evangelium. Phil 2,2; Apg 4,32; Röm 15,30; 1Kor 7,20; Kol 1,10; Jud 3; 1Tim 1,18.19.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Phil 1,27

Vor allem seht darauf, daß euer Gemeindeleben im Einklang sei mit Christi Froher Botschaft! Denn wenn ich komme, möchte ich an euch sehen, und wenn ich fern bin, möchte ich von euch hören, daß ihr in einem Geiste fest zusammensteht, einmütig kämpfend für den Glauben, den die Frohe Botschaft wirkt.
Ludwig Albrecht – Philipper 1,27

Bereits im A.T. war prophezeit worden, dass dieses Geheimnis, Christus, den Nicht-Juden offenbart werden sollte (z.B. Jes 66,19 ), und diese Prophezeiung wurde jetzt erfüllt ( 1,25 ). Im A.T. heißt es oft, dass Gott »unter« seinem Volk Israel ( 4.Mose 35,34 ) bzw. auf einer persönlicheren Ebene »in« bestimmten Menschen wohnt ( 1.Mose 41,38; 4.Mose 27,18; Dan 4,8.18; 5,11.14; 1.Petr 1,11 ; häufiger in der Formulierung »erfüllen, ruhen auf«). Niemand aber erwartete, dass er unter den Nicht-Juden, ja sogar in ihnen wohnen würde ( Kol 2,12; 3,4.16 )!

Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

„Gemeinschaft“ ist ein Wort aus dem Neuen Testament, das die Aktivität der gläubigen Gemeinschaft beschreibt. Sich umeinander zu kümmern, ist Teil der biblischen Gemeinschaft, denn wenn Gläubige zusammenkommen, können Bedürfnisse erkannt und erfüllt werden. Das heißt, wir brauchen eine kurze Diskussion über Gemeinschaft, um über andere Dinge zu sprechen, die Jünger tun.


Viele Christen setzen heute „Gemeinschaft“ mit gemeinsamem Spaß haben gleich. Sicherlich stärkt es die Beziehungen, wenn man gemeinsam Spaß hat. Die Gesellschaft von Menschen zu genießen, baut Bindungen auf. Aber das ist nicht wirklich biblische Gemeinschaft im Sinne des Jüngerwerdens.


Der grundlegende Unterschied zwischen gemeinsamen Unternehmungen und biblischer Gemeinschaft besteht darin, dass es in der Gemeinschaft nicht nur darum geht, Zeit miteinander zu verbringen. Sie ist viel bewusster.


Das Ziel der Gemeinschaft ist letztlich „ein Geist zu werden“ um Jesus herum, damit wir „seinen Geist in uns haben.“ Mit anderen Worten, das Ziel der Gemeinschaft ist Jüngerschaft. Ein paar Verse aus dem Philipperbrief fangen die Idee ein:

Nur euer Lebenswandel soll des Evangeliums Christi würdig sein, damit ich, ob ich komme und euch sehe oder abwesend bin, von euch höre, dass ihr fest steht in einem Geist, einmütig strebend nach dem Glauben des Evangeliums Seite an Seite. (Phil 1,27)


Wenn es also irgendeine Ermutigung in Christus gibt, irgendeinen Trost der Liebe, irgendeine Teilnahme am Geist, irgendeine Zuneigung und Sympathie, dann vervollständigt meine Freude, indem ihr eines Sinnes seid, dieselbe Liebe habt, einmütig und einträchtig seid.... Habt diesen Sinn unter euch, der euer ist in Christus Jesus. (Phil 2:1-2, 5)

Was bedeutet es, den Geist Christi zu haben und dann als Gemeinschaft von Gläubigen einer Meinung zu sein? Bedeutet es, dass alle bis ins kleinste Detail dasselbe glauben? Nein. Die Bibel spricht von Einigkeit, nicht von Uniformität. Ein besserer Weg, „einmütig sein“ zu verstehen, ist, dass jedes Mitglied der Gemeinschaft das gleiche Ziel verfolgt: wie Jesus zu sein. Das Ziel ist Harmonie, nicht Einmütigkeit, im Streben nach Christusähnlichkeit und im Zusammenleben in der Gemeinschaft als Gläubige.

Frühe gläubige Gemeinschaften unternahmen eine Reihe von Aktivitäten, um auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Sie beteten, fasteten, beteten an und studierten die Heilige Schrift. Da all diese Aktivitäten Dinge sind, die Jünger sowohl einzeln als auch gemeinsam tun, werde ich im weiteren Verlauf über jede einzelne sprechen.

Michael S. Heiser – Was will Gott?

Es war für den Apostel viel Grund vorhanden, für die Gläubigen in Philippi zu danken; aber er wusste auch, dass Satan immer auf der Lauer liegt. Daher vergass er nicht, sie zu ermahnen, dass ihr Wandel mit der Botschaft, die sie verkündigten, in Übereinstimmung sein müsse. Nichts schadet dem Zeugnis eines Christen mehr, als ein Wandel, der seinen Worten widerspricht. Bei den Philippern sehen wir, dass Streitsucht, das Suchen eigener Ehre und Uneinigkeiten einzudringen drohten. Daher die Ermahnung: «Steht fest in einem Geist, indem ihr mit einer Seele mitkämpfet mit dem Glauben des Evangeliums» (Phil 1,27). – Solche Ermahnungen haben auch wir nötig. Nichts aus Streitsucht tun, den anderen höher achten als uns selbst, die Gesinnung Christi offenbaren – fällt uns so schwer. Selbst in der Arbeit, die wir durch Gottes Gnade für den Herrn tun, können wir so leicht die eigene Ehre im Auge haben. Unser eigenes «Ich» im praktischen Leben gekreuzigt zu halten, müssen wir täglich lernen. Der Herr helfe uns zu einem Wandel:
• «würdig der Berufung, mit der wir berufen worden sind» (Eph 4,1);
• «würdig des Gottes» (1 Thessalonicher 2,12);
• «würdig des Herrn» (Kol 1,10);
• «würdig des Evangeliums» (Phil 1,27).

Der Glaube des Evangeliums
(Phil 1,27)
In Einmütigkeit sollten die Philipper mit dem Glauben des Evangeliums mitkämpfen. Die frohe Botschaft stellt uns nichts Sichtbares vor, sondern fordert Glauben an die Verkündigung von Dingen, die nicht gesehen werden. Und wo der Mensch geneigt ist, wie Thomas, das Evangelium erst anzunehmen, nachdem etwas Sichtbares oder Greifbares wahrgenommen werden kann, da haben wir für den Glauben des Evangeliums zu kämpfen. Nicht kämpfen in eigener Kraft, sondern im Glauben des Evangeliums. Wenn wir dies tun und uns nicht erschrecken lassen durch die Widersacher, dann ist dies für alle Feinde des Evangeliums der Beweis, dass sie ihrem Verderben entgegengehen, auch wenn sie ihre Augen davor verschliessen. Für uns aber ist es der Beweis, dass wir das Heil erben werden. Gott bezeugt uns dadurch, dass wir selbst würdig geachtet sind, für Christus zu leiden. Das ist der Kampf, den wir im Leben des Apostels Paulus sehen können und wozu auch wir berufen sind.

Halte fest 1973

Hilfe von Menschen …

Schaffe uns Hülfe aus der Bedrängnis! (O. vom Bedränger) Menschenrettung ist ja eitel. Mit Gott werden wir mächtige Taten (Eig Mächtiges) tun; und er, er wird unsere Bedränger zertreten.
Elberfelder 1871 – Psalm 108,13–14

Komm du uns in unserer Not zu Hilfe;
auf Hilfe von Menschen ist kein Verlass!
Mit Gott auf unserer Seite
vollbringen wir Großes;
denn er wird unsere Feinde zertreten.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Ps 108,13–14

Wir haben grad totale Probleme, o weh! Hilf uns, Gott, kein Mensch bringt es jetzt.
Aber mit Gott werden unsere Gegner zerfetzt. Wir werden dann noch krassere Sachen machen und mit Gott zusammen darüber lachen.
VolxBibel – Psalm 108,13–14

Ohne den Herrn ist die Lage aussichtslos, nichts anderes könnte helfen. David hat lange genug gelebt, um zu wissen: Menschenhilfe ist wertlos. Er bittet den mächtigen Gott, sich der Sache Israels wieder anzunehmen und ihnen auf dem Schlachtfeld beizustehen.
108,14 Sobald er den Platz des Beters räumt, beginnt er ein Siegeslied zu singen. »Mit Gott werden wir mächtige Taten tun!« Denn er ist es, der alle Gegnerschaft zerschlagen und seinen Geliebten den Sieg geben wird
Kommentar zum Alten Testament

Wir dürfen uns nicht im Gebet entmutigen lassen oder aufhöhren an Gott festhalten, selbst wenn die Vorsehung uns in manchen Situationen ihr zorniges Gesicht gezeigt hat. Wir müssen bei Gott Hilfe suchen und jedes Vertrauen in geschaffene Dinge aufgeben (Vers 13). „Menschenhilfe ist ja nichtig!“ Hilfe von Menschen ist wertlos. „Das ist wirklich so, deshalb sind wir verloren, wenn du uns nicht hilfst. Wir wissen, dass es so ist, deshalb sind wir von deiner Hilfe abhängig und haben noch mehr Grund dazu, sie zu erwarten.“ Wir müssen unseren Teil tun, doch wir können nichts aus uns selbst heraus tun. Nur „mit Gott werden wir Gewaltiges vollbringen“ (Vers 14), den Sieg erringen.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Worauf vertraue ich? Auf meine Freunde? Und was, wenn diese nicht da sind? Oder vertraue ich auf Gott, der immer da sein wird? Laßt uns alle, nicht auf menschliche Organisationen vertauen, sondern direkt dem Schöpfer! Und mit IHM an unserer Seite, sind wir auch in der Lage, über Sein Wort nachzudenken und Schritte in unserem Leben auszuführen.

Kritik oder Lob auf den Lippen?

Herr, tue meine Lippen auf, und mein Mund wird dein Lob verkünden.
Elberfelder 1871 – Psalm 51,17

Herr, nimm die Schuld von mir und löse mir die Zunge,
dann kann ich deine Güte vor allen rühmen.
Gute Nachricht Bibel – Ps 51,17

Herr, öffne meine Lippen und mein Mund sagt an Dein Lob. Ps 71,8.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Psalm 51,17

David sagte, daß er, wenn Gott ihm vergäbe, singen und Gott preisen wollte. Nur wenn er von seiner Blutschuld befreit war, konnte er in das Lob Gottes einstimmen.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

göttlicher Frieden

Jehova, du wirst uns Frieden geben, denn du hast ja alle unsere Werke für uns vollführt.
Elberfelder 1871 – Jesaja 26,12

Uns aber, Jehova! wirst du Frieden geben; denn alle unsere Werke thuest du für uns.
van Ess 1858 – Jes 26,12

Jehovah, Du bestellst Frieden für uns; denn auch alles unser Tun hast Du für uns gewirkt.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jesaja 26,12

So fand der Mensch durch Gericht zum Leben. Es ist nicht Frucht seiner Tat, es ist das Geschenk der Barmherzigkeit auf Grund der Vergebung. Durch Gericht wurde der Mensch los von sich selbst, durch Gnade gebunden an Gott. Nun erlebt er den Frieden als Geschenk, die Neuheit seines Lebens als eine Schöpfung göttlicher Wirkungen. Zurückschauend auf die Vergangenheit muss das aus seiner Galuthzeit herausgerettete Volk sagen:

Kroeker – Das lebendige Wort

Dass Gott in vielen Fällen große Dinge für sie getan hat (Vers 12): „Uns aber, HERR, wirst du Frieden schaffen; denn auch alle unsere Werke hast du für uns vollbracht“ bzw. in uns. Welches gute Werk auch immer durch uns getan wird, es geschieht durch ein gutes Werk, das Gottes Gnade in uns vollbracht hat. Besonders (Vers 15): „ ‚Du hast, o HERR, zum Volk hinzugetan‘, sodass ein kleines Volk zu Tausenden geworden ist. In Ägypten mehrten sie sich stark und später in Kanaan so sehr, dass sie das Land erfüllten. Darin hast du dich ‚herrlich erwiesen‘ “, als treu zu seinem Bund mit Abraham (1.Mose 17,7).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

wessen Geistes Kind sind wir?

Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, auf daß wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind
Elberfelder 1871 – 1 Korinther 2,12

Wir haben nun aber nicht den Geist der Welt-den Geist, aus dem die Weisheit der Welt entspringt; vgl. Eph 2,2.- empfangen, sondern den Geist, der von Gott ausgeht, um das zu erkennen, was uns von Gott aus Gnaden geschenkt worden ist.
Ludwig Albrecht – 1 Korinther 2,12

Wir aber haben empfangen, nicht den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, auf daß wir wüßten, was uns von Gott verliehen worden ist. Eph 2,2; Phlm 6.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 1 Kor 2,12

Gott hat uns nicht die Einstellungen verordnet, die man in der Welt so vorfindet. Er will, dass wir durch seine Kraft in der Lage sind zu verstehen, was er uns alles geschenkt hat!
VolxBibel – 1 Kor 2,12

Nur der Geist Gottes kennt Gottes Herz, doch da die Gläubigen den Geist Gottes besitzen, kennen auch sie sein Herz. Das war eine ungeheuerliche Aussage für das antike Judentum, zumal die meisten jüdischen Lehrer der Ansicht waren, dass der Geist in ihrer Zeit nicht mehr am Werk sei. Der Begriff »Geist« hatte ein immenses Bedeutungsspektrum, darunter auch die von »Einstellung«, »Neigung«; deshalb muss der Ausdruck »Geist der Welt« sich nicht zwangsläufig auf ein bestimmtes Geistwesen beziehen (im Gegensatz zum Geist Gottes).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Was sind zum Beispiel Merkmale des Geistes der Welt, vor denen wir uns hüten müssen?
1 Kor 2:12: „Nun haben wir nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der von Gott ist, damit wir die Dinge erkennen könnten, die uns Gott gütigerweise gegeben hat.“ (Wenn der Geist der Welt in die Gedanken und Wünsche eines Menschen eindringt, sind die Folgen bald an den Handlungen zu erkennen, die diesen Geist kennzeichnen. Um vom Geist der Welt frei zu werden, muß man nicht nur unchristliche Handlungen und Ausschweifungen meiden, sondern auch das Übel an der Wurzel packen, indem man eine Haltung entwickelt, die Gottes Geist und echte Liebe zu seinen Handlungen widerspiegelt. Das sollte man im Sinn behalten, während man die folgenden Kennzeichen des Geistes der Welt durchdenkt.)
Tun, was man will, ohne Gottes Willen zu berücksichtigen
Satan drängte Eva, selbst zu entscheiden, was gut und was böse ist (1 Mo 3:3-5; im Gegensatz dazu siehe Sprüche 3:5, 6). Viele, die dem Lauf Evas folgen, wissen nicht, worin Gottes Wille hinsichtlich der Menschheit besteht, und sind auch nicht daran interessiert, es zu erfahren. Sie tun einfach, was sie wollen. Wer Gottes Anforderungen kennt und versucht, sich danach auszurichten, muß sich vorsehen, daß der Geist der Welt ihn nicht veranlaßt, in Angelegenheiten, die er für geringfügig hält, den Rat aus Gottes Wort bewußt außer acht zu lassen (Luk 16:10; siehe auch „Unabhängigkeit“).
In bestimmten Situationen stolz reagieren
Satan war der erste, der zuließ, daß sein Herz aufgrund von Selbstüberschätzung verderbt wurde. (Vergleiche Hesekiel 28:17; Sprüche 16:5.) Stolz ist in der Welt, deren Herrscher er ist, eine entzweiende Kraft, die bewirkt, daß Menschen sich für besser halten als Angehörige anderer Rassen, Völker, Sprachgruppen und Schichten. Selbst wer Gott dient, muß vielleicht die Überbleibsel solcher Gefühle ausmerzen. Er muß auch auf der Hut sein, daß Stolz ihn nicht veranlaßt, aus Kleinigkeiten große Streitfragen zu machen. Auch darf er sich nicht dagegen sperren, die eigenen Fehler zu erkennen und Rat anzunehmen, denn sonst kann er aus der liebevollen Hilfe, die Jehova durch seine Organisation bietet, keinen Nutzen ziehen (Röm. 12:3; 1 Pet 5:5).
Eine rebellische Einstellung zur Autorität
Die Auflehnung begann mit Satan, dessen Name „Widerstandleistender“ bedeutet. Durch seinen Widerstand gegen Jehova zeigte Nimrod, dessen Name vielleicht „Wir wollen uns empören“ bedeutet, daß er ein Kind Satans war. Diesen Geist zu meiden wird gottesfürchtige Personen davor bewahren, sich gegen weltliche Herrscher aufzulehnen (Röm. 13:1). Es wird Minderjährigen helfen, sich der Autorität ihrer Eltern, die Gott ihnen verliehen hat, zu unterwerfen (Kol 3:20). Es ist ein Schutz davor, mit Abtrünnigen zu sympathisieren, die Personen mißachten, die Jehova in seiner sichtbaren Organisation mit Verantwortung betraut hat (Jud. 11;Heb 13:17).
Den Begierden des gefallenen Fleisches freien Lauf lassen
Diese Verhaltensweise ist überall zu beobachten. Man muß ständig davor auf der Hut sein (1 Joh 2:16;Eph 4:17, 19;Gal 5:19-21). Gedanken und Begierden, die dazu führen können, daß man einen weiteren Schritt in diese Richtung macht, zeigen sich in den Gesprächen, die jemand führt, in den Witzen, die er erzählt, den Liedertexten, die er sich anhört, den Tänzen, die er tanzt, oder den unsittlichen Fernsehsendungen, die er sich ansieht. Dieser Aspekt des Geistes der Welt zeigt sich durch Drogenmißbrauch, Trunkenheit, Ehebruch, Hurerei und Homosexualität. Er offenbart sich auch dadurch, daß sich ein Verheirateter, entgegen den biblischen Geboten, aber vielleicht in Einklang mit dem weltlichen Gesetz, scheiden läßt und dann jemand anders heiratet (Mal 2:16).
Sein Leben von der Begierde beherrschen lassen, das zu besitzen, was man sieht
Diesen Wunsch nährte Satan in Eva, indem er sie verleitete, etwas zu tun, wodurch ihr Verhältnis zu Gott zerstört wurde (1 Mo 3:6; 1 Joh 2:16). Jesus widerstand einer solchen Versuchung entschlossen (Mat 4:8-10). Wer Jehova gefallen möchte, darf nicht zulassen, daß die Geschäftswelt einen solchen Geist in ihm fördert. Wenn man sich davon beherrschen läßt, wird großer Kummer und geistiger Ruin die Folge sein (Mat 13:22; 1 Tim 6:7-10).
Angeberei mit Besitz und angeblichem Können
Auch diese Verhaltensweise „stammt von der Welt“, und wer ein Diener Gottes wird, muß sie aufgeben (1 Joh 2:16). Sie wurzelt in Stolz. Andere werden dadurch in geistiger Hinsicht nicht erbaut, sondern in ihnen wird der Wunsch nach materiellen Gütern und weltlichem Erfolg geweckt (Röm. 15:2).
Schimpfworte und Tätlichkeiten
Das sind „Werke des Fleisches“, gegen die viele ernstlich ankämpfen müssen. Wenn sie echten Glauben haben und der Geist Gottes ihnen hilft, werden sie nicht zulassen, daß dieser Geist ihr Leben beherrscht, sondern sie können dann die Welt besiegen (Gal 5:19, 20, 22, 23;Eph 4:31; 1 Kor 13:4-8; 1 Joh 5:4).
Die Hoffnungen und Ängste auf Menschenwerk gründen
Für einen nicht religiösen Menschen zählt nur das, was er sehen und berühren kann. Seine Hoffnungen und Ängste beruhen auf den Versprechungen und Warnungen anderer Menschen. Er erwartet von menschlichen Herrschern Hilfe und ist enttäuscht, wenn sie versagen (Ps 146:3, 4;Jes 8:12, 13). Für ihn ist mit seinem jetzigen Leben alles vorbei. Er läßt sich leicht von Todesfurcht übermannen. (Siehe im Gegensatz dazu Matthäus 10:28; Hebräer 2:14, 15.) Der Sinn der Menschen, die Jehova kennenlernen, die seine Verheißungen in Sinn und Herz aufnehmen und die lernen, sich in jeder Notlage an ihn zu wenden, wird hingegen von einer neuen Kraft angetrieben (Eph 4:23, 24;Ps 46:1; 68:19).
Menschen und Dingen Ehre erweisen, die an Anbetung grenzt und daher nur Gott gebührt
Der „Gott dieses Systems der Dinge“, Satan, der Teufel, fördert die verschiedensten Praktiken, durch die die von Gott verliehene Neigung des Menschen zur Anbetung fehlgeleitet wird (2 Kor 4:4). Einige Herrscher sind wie Götter verehrt worden (Apg 12:21-23). Millionen beten Idole an. Weitere Millionen vergöttern Schauspieler und hervorragende Athleten. Durch Feiern wird häufig Einzelpersonen ungebührliche Ehre erwiesen. Dieser Geist ist so weit verbreitet, daß Personen, die Jehova wirklich lieben und ihm ausschließlich ergeben sein möchten, sich ständig vor diesem Einfluß schützen müssen

Unterredungen anhand der Schriften

Wenn man diesen letzten Kommentar in Ruhe liest, und auf die Herausgeber anwendet, merkt man schnell, wessen Geisteskind diese sind.

Aber schauen wir auf uns selbst: wessen Ziele, wessen Glücklichsein liegt mir besonders am Herzen?

Wir aber empfingen nicht den Geist der Welt, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir wissen, was uns von Gott geschenkt worden ist.

Von innen her ist Paulus von der Welt getrennt, nicht nur von außen her; er hat einen anderen Geist als sie, nicht den, der das menschliche Leben, wie es überall ist, hervorbringt und die Weisheit gewährt, die die gegenwärtige Welt begreift. An diesem Geist hat jeder in seinem Maß teil, der in das gemeinsame Leben der Menschheit hineingeboren wird. Es gibt aber einen Geist, der uns als Gottes Gabe zuteil wird, weil wir mit Christus verbunden sind. Aus seiner Wirksamkeit in uns entsteht ein neues, höheres Wissen, nicht ein Wissen, das uns unser Wollen und Tun bewusst macht, sondern das uns zeigt, was Gott will und schafft. Durch ihn entsteht auch eine neue Liebe in uns, nicht die Liebe, die nach dem begehrt, was uns selbst beglückt, sondern die, die nach dem trachtet, was Gottes ist und seine Größe offenbart. Aus dieser neuen Erkenntnis entsteht auch ein neues Lehramt, das nicht mit demjenigen Unterricht zu vergleichen ist, der in die irdische Weisheit einführt.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Für Paulus ist es im Blick auf sich selbst und auf die ganze bluterkaufte und geistgetaufte Gemeinde gewiß: „Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist aus Gott.“ Noch einmal weist Paulus darauf hin, daß die einzelnen Menschen nicht so selbständig sind, wie sie meinen. Es gibt einen „Geist der Welt“, der „den Geist des Menschen, der in ihm ist“ bestimmt und formt. Darum die überraschende Ähnlichkeit im Denken und Leben aller Menschen über alle Unterschiede und Gegensätze hinweg. Und dieser „Geist der Welt“ ist blind und taub und tot für Gott. Mitten in dieser Welt aber gibt es Menschen, die nicht mehr unter diesem Geist der Welt stehen, sondern „den Geist aus Gott empfangen haben“ A . Bei ihnen formt und bestimmt dieser Geist aus Gott das ganze Denken und Leben. Darum sind sie bei aller Verschiedenheit ihrer völkischen und persönlichen Art, bei aller weiten Trennung von Raum und Zeit einander im Innersten gleich, „allzumal einer in Christus (Gal 3,28), und verstehen sich sofort in einer wunderbaren Einheit über alle Unterschiede hinweg, der Schwarze mit dem Weißen, der Arbeiter mit dem Professor, der moderne Mensch mit dem Mann des Altertums.

A) Es ist eine der entscheidenden Fragen an die Christen von heute, ob sie das noch bekennen können. Wie unbekannt ist der 3. Artikel in weiten Teilen der Christenheit. Wie fremd und unverstanden bleibt das Pfingstfest. Hier liegt die eigentliche Wurzel der ganzen Not und Ohnmacht der Christenheit heute. Man hat geradezu Angst, hier ein klares Bekenntnis abzulegen wie Paulus.

Durch den Geist Gottes haben wir Anteil an dem Blick in die Tiefen Gottes. Nun brauchen wir nicht mehr zu fürchten, daß wir nur ein menschliches Bild von Gott haben, das Gottes wirkliches Wesen gar nicht erreicht. So wie wir Gott im Heiligen Geist erkennen, so ist Gott tatsächlich und bis in die Tiefe seines Wesens hinein. Aber dieses Erkennen Gottes bleibt an die Offenbarung Gottes gebunden. Durch den Heiligen Geist „können wir wissen, was uns von Gott gnädig geschenkt ist“. Wir erfassen das Herz und Wesen Gottes in Christus, sehen den Vater im Sohn (Jo 14,9), die Klarheit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi (2 Ko 4,6). Aber der Geist Gottes ist es, der „Jesus verklärt“ und uns Gottes Wesen in dem Menschen Jesus von Nazareth schauen läßt (Jo 16,14). Erst im Heiligen Geist erfassen wir, daß Gott unendlich ernster und heiliger ist, als wir es je denken konnten, und die Sünde haßt, wie wir Sünder es nicht ahnen konnten. Der Geist schafft das erschrockene Gewissen in den vorher so sicheren Menschen. Und nur durch den Geist erkennen wir, daß dieser heilige Gott zugleich die Sünder mit einer bedingungslosen Gewalt liebt, die alles Denken übersteigt. Der Heilige Geist zeigt uns im Kreuzesgeschehen die Einheit dieser Heiligkeit und dieser Liebe Gottes. Er zeigt uns dies alles im Wort der Schrift. Er öffnet uns die Schrift, daß unsere Herzen brennen. Nun erst verstehen wir die Bibel und finden in ihr das geistgewirkte und geisterfüllte Zeugnis der Wahrheit und Gnade Gottes. Vor allem aber tut der Heilige Geist das Wunder, daß ein Mensch im Blick auf das Kreuz unmittelbar das „Für mich! Für mich!“ erfaßt, das er mit keinen eigenen Bemühungen und Anstrengungen je erfassen konnte. Nun können wir wirklich in aller Bestimmtheit und Gewißheit wissen, was uns (wirklich uns selbst) von Gott geschenkt worden ist. Wie unentbehrlich zum tatsächlichen Christsein ist die Gabe des Heiligen Geistes. . Diese eindeutige, klare, in allen Zeiten und an allen Orten übereinstimmende Gewißheit Gottes durch Gottes eigenen Geist steht der Feuerbachschen Religions-Kritik entgegen. Diese Gewißheit ist nicht das Produkt unserer „Furcht“ oder die Projektion unserer „Wünsche“. Hier ist etwas an uns geschehen, was wir selber nicht gewünscht haben. Wir wurden von einer Wirklichkeit bezwungen, von der wir zuvor nichts ahnten. Wirklich, „was ein Auge nicht sah, ein Ohr nicht hörte, was auf eines Menschen Herzen nicht hinaufkam“, das ist uns erschlossen worden. Daher geht es zu dieser Gewißheit auch nicht auf geradem Wege von unserem natürlichen Menschenwesen aus, sondern immer nur durch ein Geschehen, das einen Bruch mit unserem Wesen und eine radikale Wende unseres ganzen Daseins bedeutet.

Wuppertaler Studienbibel