Schlagwort: Glaube

„denen die das Gefühl haben dumm zu sein“

Zu jener Zeit hob Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast, und hast es Unmündigen geoffenbart. Ja, Vater, denn also war es wohlgefällig vor dir.
Elberfelder 1871 – Mt 11,25-26

Zur selben Zeit (bestimmten Zeit) antwortete Jesus und sprach: Ich bekenne Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß Du dies vor den Weisen und Verständigen verborgen (hinweg verborgen) und den Unmündigen geoffenbart hast; Mt 18,3; Lk 10,21f; Joh 7,48; Ps 8,3
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Matthäus 11,25

Und Jesus fing an, vor allen mit Gott zu reden: „Hey, Papa, du regierst über das ganze Universum. Danke, dass du den Leuten, die meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, nicht erzählt hast, was wirklich abgeht. Aber denen, die das Gefühl haben, dass sie dumm sind und nichts begreifen, denen hast diese Sachen gezeigt. Yes, Daddy, du willst, dass es so passiert und nicht anders.
VolxBibel – Matthäus 11:25-26

Damals erklärte Jesus: „Ich preise dich öffentlich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das alles vor den Weisen und Intellektuellen verborgen und es kleinen Kindern mitgeteilt hast. Ja, Vater, denn genau so hast du es gewollt.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Matth. 11:25,26

Du hast studiert um die Bibel besser zu verstehen? Dann hast du wahrscheinlich gelernt, dass der Name Jehova falsch wäre, dass nicht Mose, Josua usw die Bibelbücher geschrieben hätten, sondern erst Jahrhunderte später vielleicht Esra. Auch heute noch, ist die biblische Wahrheit den „Weisen und Klugen“ verborgen!

Der Herr Jesus hatte die meisten Wunder in den Städten von Galiläa vollbracht. Aber wie Jesaja es vorausgesagt hatte, waren die Herzen verschlossen geblieben: «Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm Jehovas offenbar geworden?» (Jesaja 53,1). Auf diese Frage kann der Herr Jesus aber «zu jener Zeit» (Vers 25) doch eine Antwort geben und seinen Vater preisen: «Du hast dies vor Weisen und Verständigen verborgen und hast es Unmündigen geoffenbart.» Dann wendet Er sich an die Menschen und ruft ihnen zu: «Kommst her zu mir»; kommt mit diesem kindlichen Glauben. Kein anderer als ich kann euch den Vater offenbaren. Und lernet nicht nur von meinen Worten, sondern von mir, von meinem Beispiel, denn ich bin «sanftmütig und von Herzen demütig» (Epheser 4,20.21).

Jean Koechlin – Ährenlese im Neuen Testament Matthäus

»In jener Zeit« besagt sicherlich, dass die folgenden Worte Jesu gesprochen wurden, als das Ringen schon begonnen hatte und die Ablehnung in Galiläa zu Tage trat. Dann können wir die Redewendung: er »antwortete und sagte«, die sonst einfach den Beginn einer Rede ausdrückt, auch wörtlich verstehen. Es handelt sich hier wirklich um die Antwort, die Jesus auf diese Situation des Kampfes und der Ablehnung fand. Worin besteht seine Antwort? Im Lobpreis des Vaters! Das »Ich preise dich» enthält Anbetung, Dank und Anerkennung in einem. Es war ein schwerer Weg, den ihm der Vater auferlegte. Aber er schleudert keine Empörung heraus, er betet nicht in Verzweiflung und Irrewerden, sondern er stellt sich kindlich unter den Willen des Vaters (vgl Hebr 5,8). Die Anrede »Vater, Herr des Himmels und der Erde« vereinigt in wunderbarer Weise zwei für Jesus entscheidende Gesichtspunkte. Einmal ist es der himmlische »Vater«, der nur Gutes wollen kann (Röm 8,28; Jak 1,17) und dem Jesus deshalb ganz und freudig zustimmt.

Zum andern ist es der »Herr des Himmels und der Erde», der die ganze Schöpfung beherrscht und dessen Pläne von niemandem vereitelt werden können. Jesus weist also jeden Gedanken, dass Gott »gebremst« werden könne oder sogar an den damaligen Verhältnissen scheitere, radikal ab. Misslingt die Mission in Israel, dann wird der allmächtige Vater und Herr gerade so seine Wege vollenden! Das Misslingen ist in Gottes Pläne schon einbezogen! Übrigens wurde Gott als »Herr des Himmels und der Erde« seit alters her von den Glaubenden bekannt (1 Mose 24,3; Jona 1,9; Apg 17,24). Nun hören wir konkret den Grund des Lobpreises: »dass du dies vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Kindern offenbart hast«. Was wir mit »Kindern« übersetzten, gibt der Luthertext durch »Unmündige« wieder und wird von Ps 8,3; Mt 21,16 mit den »Säuglingen« zusammengeordnet. Es heißt auch nach dem griechischen Sprachgebrauch »kleine Kinder«. Aber was bedeutet hier Jesu Aussage? Es gibt im AT eine alte Linie, wonach Gott wunderbare Wege einschlägt, unerwartete Führungen schenkt, weil die Weisen – auch die religiösen Weisen! – dieser Weit sich im Hochmut versperren (vgl. Jes 29,14; Spr 16,18; Joh 7,49; 1 Kor 1,19; 2,6).

Nur den Demütigen gibt er die Gnade der Erkenntnis (vgl. Spr 3,34; 1 Petr 5,5; 1 Kor 1,19ff.). Diese Demütigen, ganz von ihm Abhängigen nennt Jeus hier die »Kinder«, die »den Weisen und Klugen» gegenübergestellt werden. Den Feinden bestreitet Jesus also ihre Weisheit bzw. Klugheit nicht. Aber sie können, gerade weil sie durch ihre Weisheit selbstbewusst und unbußfertig geworden sind, Gottes Wahrheit nicht erkennen. Neben die schon genannte Linie des AT tritt jetzt eine zweite biblische Linie. Sie besagt, dass Gotteserkenntnis nur durch göttliche Offenbarung verschafft wird. Niemals ist der Mensch – ganz abgesehen von der Frage nach seinem sündigen Hochmut! – in der Lage, Gott genügend zu erkennen. Er kann Gott ahnen, im Gewissen spüren (Röm 1,19ff.). Aber die Vernunft kann Gott nicht genügend entdecken. Gotteserkenntnis ist nur als Gabe von oben, eben als Offenbarung, möglich (Mt 16,17; 2 Kor 4,6; 2 Petrus 1,21; 1 Joh1,1ff.); Off 1,1ff.). Jesus preist also den Vater dafür, dass er den hochmütigen Weisen Israels keine Erkenntnis zuteilt. Zugleich preist er ihn dafür, dass er sich denen »offenbart«, die »Kinder« im geistlichen Sinne sind. Doch was ist »dies«, das »verborgen« bzw. »offenbart« wurde? Die Lösung kann nur aus dem Zusammenhang gefunden werden. Dieser Zusammenhang, vor allem Mt 11, 27, ergibt, dass damit Jesu Gottessohnschaft gemeint ist. Trotz der Wunder haben Chorazin, Bethsaida und Kapernaum ihn nicht als Messias und Gottessohn erkannt, weil sie keine Umkehr zu Gott vollzogen haben und weil Gott ihnen daraufhin Jesu Gestalt »verborgen« hat.

Das »Ja, Vater» drückt sich in Jesu Gebet in Schlichtheit, ohne Abstriche und mit königlicher Klarheit aus. Kein Mangel des Vertrauens, keine Zurückhaltung, kein Widerstreben wird hier sichtbar. Was er uns im Vaterunser lehrte: »Dein Wille geschehe«, was er in Gethsemane nochmals in blutiger Anfechtung im Tiefsten durchkämpfte: »Nicht wie ich will, sondern wie du willst« (Mt 6,10; 26,39.42), das tritt auch jetzt hervor. Das Ja zum Vater durchzieht Jesu Leben wie eine Königslinie. Auch unsere Anbetung, unser Lobpreis können ohne den Frieden dieses Ja nicht leben. »So«, wie die Dinge jetzt verlaufen, entsprechen sie dem Plan des Vaters. Damit stoßen wir auf das Rätsel der göttlichen Prädestination (Vorbestimmung). Die Bibel hält zwei Pole fest, die für menschliches Denken immer in Spannung stehen werden. Der eine Pol ist die Tatsache, dass nichts gegen Gottes Willen geschehen kann. Denn Gott hält alle Dinge in seiner Hand. Der zweite Pol ist die Tatsache, dass die Menschen aufgrund ihrer Gottebenbildlichkeit verantwortlich für ihr Handeln sind.

Vorbestimmung und Willensfreiheit gehören für die Bibel – nicht für unsere begrenzte Logik – zusammen. Man kann sagen, dass Gott mit freien menschlichen Entscheidungen, nicht mit leblosen Robotern, seine Pläne macht. Vgl. Joh 6,35-37.44; Phil 2,12ff.); Mt 18,7 . Der Begriff »wohlgefällig« ist schwierig zu verstehen. In der Weihnachtsgeschichte bei Lukas steht der Satz: »Friede auf Erden bei den Menschen des Wohlgefallens« (so der älteste Text). Jedenfalls ist der Begriff frei von Willkür, obwohl man im Deutschen diesen Sinn heraushören könnte. Vielmehr bezeichnet das Wort, das im Hebräischen dahinter steht, den beschließenden und tatkräftigen Willen. Die Beifügung »vor dir« ist zwar schlechtes Deutsch, aber eine feierliche hebräische Wendung. Hier kommt Gottes Prüfen und Erwägen zum Ausdruck. Jesus sagt also sinngemäß: »Denn so hat dein prüfender Wille den Weg in der Geschichte gestaltet«. Ob wir unsere persönliche Geschichte auch in diesem Licht sehen können?

Edition C

In diesem Geist und in dieser Freude hat Jesus eigentlich überhaupt zu seinen Jüngern von dem geredet, was sie vom angebrochenen Reiche Gottes empfangen und was sie demselben werden sollten.
Er, wusste, mein Vater ist der Gott der großen Dinge.
Sein Wirken endet immer mit der Vollendung des Ganzen, mit dem Sabbat ohne Abend, mit dem Psalm seiner Schöpferseele: „Und siehe, es war sehr gut!“ Daher sah Jesus bereits in den kleinsten Anfängen die kommenden Auswirkungen in den schwankenden Fischern die werdenden Apostel, in den einzelnen Segnungen den Endtriumph der angebrochenen Gottesherrschaft. Jeder Misserfolg erschloss ihm „das Ungeheure“ der Sache seines Vaters: ließ ihn hinter den Leiden die Auferstehung, hinter der Verwerfung die Erhöhung, hinter dem Tode das Leben sehen. Die Katastrophen der Geschichte erschütterten Ihn nicht, die Feindschaft der Frommen machte Ihn nicht irre, das Versagen seiner Jünger ließ Ihn nicht mutlos werden. Für Ihn waren nicht die Frommen die schöpferische Kraft im angebrochenen Reiche der Himmel, sondern der Vater. Ihn sah Er wirken und in seinem Lichte wirkte auch Er. Mochten auch, so und so viele aus dem Reiche Gottes herausfallen und nicht mehr mit Ihm wandeln, mochten auch ein Petrus Ihn verleugnen, ein Judas Ihn verraten, die Synagoge Ihn verklagen und der Staat Ihn kreuzigen -alles konnte das Wirken seines Vaters nicht aushalten. Die einzelnen und vielen mögen im Laufe der Geschichte fallen, das Königreich der Himmel fällt nicht. Er wird nicht getragen vom Arm des Fleisches, nicht inspiriert vom Geist der Zeit, nicht gebaut durch den Eifer der Jünger, nicht vollendet durch Machtmittel der Vergänglichkeit. Eures „Vaters“ Wohlgefallen ist es, euch das „Königreich“ zu geben. Gottes Walten trug aber immer in sich die Garantie des Vollbringens, Gottes Wort war immer auch schöpferische Tat. Hätte Jesus nicht in diesem Geiste gewirkt, nicht in diesem Lichte gesprochen, auch seine Messiasseele wäre unter dem Druck des Bestehenden zusammengebrochen.
So überwand Jeus im Geiste seines Vaters Vergänglichkeit, Raum und Zeit. Er sprach vom Standpunkte der schöpferischen Gottestat und des triumphierenden Werdens aus. Er wusste, dass alles Wirken seines Vaters auf Vollendung angelegt ist, dass alles Schaffen Gottes der Art seines göttlichen Wesens entspricht. Da Gott aus seiner Ruhe heraus wirkt, muss alles im Sabbat der Vollendung enden.

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

Es ist so traurig, wenn wir uns auf meschliche Weisheit oder auf eine menschliche Körperschaft verlassen, anstatt das wir die Bibel selbst vollständig lesen und auf die Wirkung des heiligen Geistes vertrauen.

Paraklet

Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote; und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Sachwalter (O. Fürsprecher, Tröster) geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr aber kennet ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
Elberfelder 1871 – Johannes 14,15–17

Dann werde ich den Vater bitten, daß er an meiner Stelle jemanden – Wörtliche Bedeutung: Der Herbeigerufene, der einem anderen beistehen soll; der Anwalt, der Fürsprecher, der Tröster – zu euch senden soll, der euch helfen wird und euch nie verläßt.
Dies ist der Geist der Wahrheit. Die Welt kann ihn nicht aufnehmen, denn sie ist blind für ihn und erkennt ihn deshalb nicht. Aber ihr kennt ihn, denn er lebt schon jetzt bei euch, und einmal wird er in euch sein. – Wörtlich: Ihr kennt ihn; denn er bleibt bei euch und wird in euch sein –
Hoffnung für alle – 1996 – Joh 14,16–17

Dann will ich den Vater bitten, und er wird euch einen andern Helfer-das gr. Wort -+parakletos- heißt genau: ein (zur Hilfe) Herbeigerufener (lat. -+Advocatus-), daher zunächst im eig. gerichtlichen Sinne «Anwalt» (der eines andern Sache führt); geht dann über in die allgemeine Bed. «Beistand, Helfer».- geben, damit er ewig bei euch bleibe:
den Geist der Wahrheit. Den kann die Welt nicht empfangen, denn sie hat für ihn kein Auge und erkennt ihn nicht -1 Kor 2,14-. Ihr erkennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
Ludwig Albrecht – Johannes 14,16–17

Dies ist die erste mehrerer Äußerungen über den Heiligen Geist, die im Zusammenhang mit den Lehren in jenem „oberen Raum“, in dem das letzte Abendmahl stattfand, fielen. Bisher wurde im Johannesevangelium wenig über den Geist ausgesagt. Die Worte an Nikodemus (Joh 3,5-8) waren nur für diesen bestimmt, und Joh 7,39 ist ein Vorverweis auf Pfingsten. Der Heilige Geist soll ein Tröster (paraklEtos; vgl. Joh 14,26; 15,26; 16,7; s. a. den Kommentar zu Joh 16,7) sein. In gewissem Sinn ersetzt er uns heute die physische Anwesenheit Jesu; er bringt den Gläubigen Gott nahe. Der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit (vgl. Joh 15,26; 16,13) und Führer der Apostel, wird in Ewigkeit bei den Menschen sein (vgl. Röm 8,9). Er ist unsichtbar (den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht), und doch ist er real und bewirkt vieles. Wie Radiowellen ohne Radio unbemerkt bleiben, wird auch der Heilige Geist von den Verlorenen, die keine „Antenne“ für ihn haben, nicht wahrgenommen. Die Jünger hatten bereits einige Erfahrung mit dem Geist (wenn sie predigten und Wunder vollbrachten) gemacht, doch jetzt sollte ihnen sein Wirken sehr viel vertrauter werden.
Warum sagte Jesus, daß der Heilige Geist bei ihnen sein wird (Futur)? Im Alten Testament kam der Geist nur für bestimmte Aufgaben auf ganz bestimmte Gläubige herab, doch nach Pfingsten wird er für immer in jedem Gläubigen wohnen (Röm 8,9; 1Kor 12,13).

Walvoord Bibelkommentar

Ja, der heilige Geist wohnt in den Gläubigen – und dies zeichnet diese aus. Sie müssen nicht mit angelesen Wissen protzen, und sie fühlen sich auch nicht größer als andere – weil sie wissen, das Jehovahs Geist sie erfüllt hat, und dadurch zu dem geworden sind, was sie sind.

Aber ab welchem Zeitpunkt würde sich Jesu Worte erfüllen? Gab es nicht schon die Gemeinde im AT (so wie einige vor ein paar Tagen in einer Telegrammgruppe diskutierten)? Wo war der Unterschied, den hatten die Apostel nicht schon Gottes Geist????

Die Bedeutung von Johannes 7:37-39 wird durch Johannes 14:16-17 erklärt: Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit, nämlich den Geist der Wahrheit, welchen die Welt nicht empfangen kann; denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht; ihr aber kennt ihn; denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
Nach dieser Passage war der Heilige Geist zu diesem Zeitpunkt bei dem Gläubigen. Später würde er in dem Gläubigen sein. Während der Heilige Geist bereits bei den Jüngern war, zu denen Jeschua (Jesus) sprach, würde der Heilige Geist in der Zukunft in ihnen sein. Das ist der entscheidende Unterschied.
Ab Apostelgeschichte 2 wohnt der Heilige Geist allen Gläubigen bei. Vor Apostelgeschichte 2 bewohnte er nicht alle Gläubigen, obwohl er einige bewohnte (Num. 11:17, 25; 27:18). Es gab eine ausgewählte Innewohnung, indem der Heilige Geist einigen Gläubigen im Alten Testament innewohnte, aber nicht allen. 2 Könige 2,9-12 lehrt deutlich, dass sein Dienst der Innewohnung im Alten Testament nicht universell unter den Gläubigen war.
Außerdem hatten diejenigen, die die Innewohnung des Heiligen Geistes hatten, diese Innewohnung nicht unbedingt dauerhaft. In 1 Samuel 16,14 zum Beispiel ging der Heilige Geist von Saul weg. In Psalm 51,11 betete König David: Nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir. Der Heilige Geist wohnte zwar in David, aber der Heilige Geist konnte David auch verlassen. Davids Gebet war also ein gültiges alttestamentliches Gebet, aber es ist kein gültiges neutestamentliches Gebet.
Der Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Testament ist ein zweifacher. Erstens, im Alten Testament wohnte der Heilige Geist einigen Gläubigen bei; im Neuen Testament, ab Apostelgeschichte 2, wohnt er allen Gläubigen bei. Ein zweiter Unterschied ist, dass im Alten Testament diejenigen, die den innewohnenden Geist hatten, ihn nicht unbedingt dauerhaft hatten. Im Neuen Testament, ab Apostelgeschichte 2, wohnt der Heilige Geist dem Gläubigen für immer inne. Mehr zu diesem Punkt wird in Abschnitt IV gesagt werden.

Arnold Fruchtenbaum – Die Ämter des Heiligen Geistes

Mit V. 16 taucht erstmals ein Wort auf, das für die johanneischen Schriften typisch ist und das wir zuerst erklären müssen. Wo wir übersetzen: »Beistand«, da hat die Lutherbibel »Tröster«. Manche Ausleger belassen es beim griechischen Ausdruck »Paraklet«. Dieses griechische Wort »Paraklet« haben auch die Juden als Fremdwort übernommen. Die deutsche Bedeutung ist: »Beistand«, »Mittler«, »Fürsprecher«, »Helfer«. Im NT deckt die Übersetzung »Beistand« alle Seiten ab. Wie schon angedeutet, kommt dieses Wort im NT nur bei Johannes vor und bezeichnet entweder Jesus (Joh 14,16; 1 Joh 2,1) oder den Heiligen Geist (Joh 14,16.26; 15,26; 16,7). Aus dieser Beobachtung kann man schließen, dass Johannes und Jesus dieselbe Überzeugung hatten wie Paulus: »Der Herr ist der Geist« (2 Kor 3,17). Der Einheit von Vater und Sohn entspricht also die Einheit von Sohn und Geist.
Was aber der »Beistand« im Einzelnen ist, ergibt sich aus den Versen 16ff.
In V. 16 sagt Jesus: Für die Jünger, die ihn lieben und seine Gebote halten (V. 15), »werde ich den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben«. Er will also ganz gezielt um diesen »anderen Beistand« »bitten«. Wenn er selbst den Vater bittet, ist die Zusage des Vaters absolut sicher. Aber wer ist der geheimnisvolle »andere Beistand«?
Schon die letzten Worte von V. 16 »damit er in Ewigkeit bei euch sei«, schließen aus, dass es sich um einen Menschen handelt. Es gibt also keinen menschlichen »Stellvertreter Christi«, der sich auch nur entfernt mit diesem Beistand vergleichen dürfte. Ferner wird uns klar, dass die Jünger keinen wechselnden Beistand erhalten, sondern bis zur Vollendung des Reiches Gottes (»in Ewigkeit«) immer denselben. Das ist ein Trost. Sodann hat die Bezeichnung »Beistand« einen mutmachenden Charakter. Als Helfer kommt der Betreffende, nicht als Tyrann oder Verkläger, und wir erinnern uns unwillkürlich an Sach 9,9 bzw. Joh 12,15, wo der Messias »ein Gerechter und ein Helfer« genannt wird. Und schließlich bedeuten die Worte »einen anderen Beistand«, dass er ähnlich wie Jesus wirken wird. Denn wenn Jesus vom »anderen« (= zweiten) spricht, dann bezeichnet er sich selbst stillschweigend als den ersten. Merken wir noch die Parallele zu Mt 28,20 an, wo Jesus sagt: »Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.« Aus dieser Parallele geht wiederum die Einheit von Sohn und Geist hervor, die allerdings verschiedene Personen der einen Gottheit darstellen.
V. 17 nennt jetzt einen zweiten Namen: »den Geist der Wahrheit«. Jesus hat diese Bezeichnung offenbar gerne gebraucht (vgl. Joh 15,26; 16,13). Weil »Wahrheit« in der Bibel die Übereinstimmung mit dem Willen Gottes bedeutet, steckt in dem Namen »Geist der Wahrheit« zweierlei: a) Es ist der Geist, der ganz mit Gott übereinstimmt, also der Heilige Geist; b) es ist der Geist, der Gottes Willen bekannt macht. Beiden Dimensionen werden wir später begegnen. Doch müssen wir noch eine dritte Beobachtung anfügen. Wenn Jesus sich in V. 6 selbst »die Wahrheit« nennt, dann ist klar, dass der »Geist der Wahrheit« zugleich auch sein Geist ist.

Jesus sagt von ihm, dass ihn »die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt (oder: erkennt) ihn nicht«. »Empfangen« heißt hier: annehmen und in sich aufnehmen. Der Geist wohnt also in den Empfängern. Das ist eine weitere Klärung. Sodann zeigt sich hier in aller Schärfe, dass »die Welt« gottfeindlich ist (vgl. Joh 1,10ff.; Joh 8,12). Dan die Welt aber dennoch von Gott geliebt ist, und zwar mit einzigartiger Retterliebe (Joh 3,16), gibt es für jeden Menschen die Möglichkeit, sich von der Welt zu lösen und ein Jünger Jesu zu werden. Aber eines ist dabei glasklar: Gemeinde und »Welt« sind verschiedene Größen. Wer noch zur Welt gehören will, gibt dem Heiligen Geist keinen Raum bei sich. Die Worte: »sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht« drücken eine Schuld aus und kein Verhängnis. Wir betonen also noch einmal: Man kann von der Welt zur Gemeinde überwechseln. »Ihr freilich« – und damit arbeitet Jesus den Gegensatz scharf heraus »kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.« Das besagt, dass man den Geist nur dann »kennt«, wenn man ihn aufgenommen und mit ihm Erfahrungen gemacht hat. Sonst bleibt er eine leere Formel. Das besagt ferner, dass der Geist tatsächlich »in euch«, d. h. in den Jüngern, wohnen »wird«. Es gibt also gewissermaßen nicht nur eine »Außensteuerung« durch Bibel, Gebet, Brüder usw., sondern auch eine »Innensteuerung«, d. h. ein inneres Reden des Geistes, das sich durch die Übereinstimmung mit der Bibel als solches erweist.

Edition C

Einheit zwischen Jesus und dem Geist? Eine Person oder zwei Personen? Da sind wir wieder bei meiner Frage – welches Gottesbild wir haben – und welches von den vielen christlichen Gottesbildern das Bild ist, welches wir auch in der Bibel finden. ( in dem Zusammenhang auch bitte gern die Umfrage ausfüllen…http://www.thomas-pape.de/polls )

Von jetzt an wird uns bis zum Kapitel 16 der Heilige Geist vor Augen gestellt. Es werden Sein Charakter beschrieben, wie Er aufgenommen wird und wie Er in der Seele wirkt. Die Gabe des Heiligen Geistes sollte die große göttliche Vorsorge für die Gläubigen nach dem Weggang des Herrn sein. Dieser Vers enthält die drei Personen der Dreieinheit: Der Sohn bittet den Vater, der den Geist gibt. Dieser Vers enthält nicht den Plan, den Geist zu geben; er zeigt, wie es die Mittlerschaft des Sohnes vor dem Vater ist, welche nach Seiner Himmelfahrt den Plan ins Werk setzt.
 Dieser Vers und der V.26, in denen wir lesen, daß es der Vater ist, der den Geist sendet, widersprechen 15,26 und 16,7 nicht, wo wir den Sohn sehen, der den Geist sendet. Es ist einzig durch den Geist, daß die Glaubenden mit dem Vater in Verbindung stehen können. Die Reihenfolge muß mithin sein: Der Vater trifft die Vorsorge für die Menschen; der Sohn empfängt den Geist vom Vater (Apg 2,33); der Sohn ist es, der den Gläubigen eigentlich den Geist sendet („er [hat] dieses ausgegossen“, Apg 2,33), womit Er die Menschen zum Vater in Beziehung setzt und sie befähigt, „Abba, Vater“ zu rufen.
 Das Wort „anderer“ ist allos, das heißt ein anderer der gleichen, nämlich göttlichen Art. Die Bezeichnung „Sachwalter“ (Luther: „Tröster“, wie AV „Comforter“) bezieht sich auf jemanden, der als Hilfe zur Seite gerufen wird. Es weist auch auf die beständige Gegenwart des Geistes hin. Der Titel „Sachwalter“ wird auch auf den Herrn „Jesus Christus, den Gerechten“ (1Jo 2,1) angewendet (Luther: „Fürsprecher“). Er ist unser Sachwalter oder Fürsprecher, wenn wir in Sünde gefallen sind. Der Heilige Geist ist unser Beistand und Tröster (Paraklet), der unserer Schwachheit aufhilft (Röm 8,26), und das bedeutet, daß Er uns vor Sünde bewahrt.
17 Der Titel „Geist der Wahrheit“ steht im absoluten Gegensatz zum „Geist des Irrtums“ (1Jo 4,6). Dieser Geist des Irrtums wirkt in den „falschen Propheten“, welche in die Welt ausgegangen sind (V.1); es ist der Geist des Antichrists, welcher leugnet, daß Jesus Christus im Fleisch gekommen ist (V.3). Dieser Geist des Irrtums wirkt in den falschen Lehrern, welche den Herrn verleugnen (2 Petrus 2,1), und er verführt die Menschen, „Fluch über Jesum“ zu sagen. Der Heilige Geist befähigt hingegen die Menschen, Jesus als Herrn zu bekennen (1Kor 12,2-3).
 Der Geist der Wahrheit ist der Welt vollständig fremd. Menschen, die mit dem Weltsystem der Religion, mit Politik, Unterhaltung, gesellschaftlicher Ausschweifung und Unmoral beschäftigt sind, können Ihn weder sehen noch erkennen; Er (und die Wahrheit, die Er enthüllt) wird geistlich erkannt. Die genannten Ideale und Beschäftigungen der Menschen sind vom Glauben und allem Himmlischen getrennt. Solche Menschen können den Geist nicht empfangen, wie sie auch den Herrn Jesus nicht aufnahmen (1,11), noch können sie Dinge des Geistes Gottes annehmen (1Kor 2,14).

Was die Bibel lehrt

Johannes 14:16-17
Und ich will den Vater bitten, daß er euch einen andern Tröster gebe, daß er bei euch sei ewiglich, 17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann; denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht; ihr aber kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
Beachten Sie wieder die drei Personen, die in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Eine Person ist der Sprecher, Jeschua, der durch das Pronomen Ich identifiziert wird. Die zweite Person ist der Vater, zu dem er beten wird. Die dritte Person ist der [Heilige] Geist, der gesandt werden wird.

Arnold Fruchtenbaum – Was WIR über Gott wissen

Daß die Jünger in ihrem Dienst für Jesus nicht mehr unter dem Gesetz stehen, sondern eine ganz neue Existenz erhalten, zeigt sogleich die anschließende Verheißung. „Und ich meinerseits werde den Vater bitten, und er wird euch einen andern Anwalt geben, damit er mit euch sei in Ewigkeit.“ Wir kennen und lieben nach der LÜ in diesem Satz wie auch weiterhin in den Abschiedsreden die Bezeichnung des Heiligen Geistes als des „Trösters“. Und ganz gewiß hat der Geist auch das Trostamt. Aber es geht im Christenleben und erst recht im Jüngerdienst nicht zuerst um „Trost“. Die Jünger brauchen in der „Welt“ draußen einen „Anwalt“, also den, der ihre Sache führt, der für sie eintritt, sie leitet und schützt. Bisher war Jesus selbst dieser ihr „Anwalt“. Aber dieser Anwalt konnte als der Mensch Jesus nur eine kurze Zeit bei ihnen sein. Der „andere Anwalt“, den der Vater auf die Bitte des Sohnes hin geben wird, ist in Ewigkeit mit den Jüngern.
Er ist nicht etwa der „Anwalt“ der Jünger vor Gott! Dort brauchen sie keinen „andern Anwalt“; dort ist und bleibt Jesus selbst, das Lamm Gottes, das unsere Sünde trug, der einzige und völlig genügende Anwalt der Sünder. So sagt es Johannes selbst in 1 Jo 2, 1; Paulus in Rö 8, 34; Hbr 4, 14–16.
[17] Der „Anwalt“, den Jesus seinen Jüngern für ihren Weg verspricht, ist der „Geist der Wahrheit“. Nichts anderes braucht der Jünger und Bote Jesu in seinem Dienst und Kampf in der „Welt“. Vor dem Weg des Leidens, ja Sterbens soll er nicht bewahrt werden. Besondere Künste der Rede und Diskussion muß der Geist dem Jünger nicht verleihen. Aber jeder Bote Jesu muß es mit Paulus sagen können: „Durch Offenbarung der Wahrheit weisen wir uns aus vor aller Menschen Gewissen im Angesicht Gottes“ (2 Ko 4, 2). Ein solches „Offenbaren der Wahrheit“ mit der Kraft, das Gewissen der Menschen zu treffen, steht nicht in unserer eigenen Macht. Allein der Geist kann so wirksam die Wahrheit erschließen, weshalb er „der Geist der Wahrheit“ heißt. Dabei geht es um jene wesenhafte „Wahrheit“, die der Mensch von Natur überhaupt nicht kennen kann. Von ihr „überführt“ allein der Geist die Welt (16, 8ff).
Das heißt freilich nicht, daß die ganze Welt vom Geist Gottes erreicht und innerlich überwunden wird. Gerade weil der Heilige Geist der „Geist der Wahrheit“ ist, kann er nicht mechanisch wirken und die Welt ohne ihren Willen verändern. Die Welt, solange und so weit sie „Welt“ ist, ist „nicht imstande ihn zu empfangen, weil sie ihn nicht sieht und nicht erkennt“. Wohl erlebt die Welt das Wirken des Geistes in Menschen. Aber sie sieht darin nur „seelische Vorgänge“, die sie als Torheit oder Schwärmerei ablehnt. So verschließt sie sich gegen den Geist Gottes und kann ihn nicht „empfangen“. Und doch überwindet der Geist Gottes wieder und wieder auch Ablehnende und Spötter so, daß sie ihn „erkennen“ und aufnehmen, In dem Augenblick, wo dies geschieht, hören diese Menschen auf, „Welt“ zu sein. Sie werden aus „Welt“ zu „Gemeinde“, sie werden „Jünger“, von denen es gilt: „Ihr erkennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.“ Wir erfassen das Geschehen im Heiligen Geist immer nur so, daß wir gleichzeitig sehen: nur wer den Geist aufnimmt und in sich trägt, kann ihn erkennen, und nur, wer ihn sieht und erkennt, kann und wird ihn empfangen. Logisch ist das widersprüchlich. Aber die lebendige Wirklichkeit kann nur in dieser widersprechenden Weise geschildert werden.

Wuppertaler Studienbibel

Und nun die persönliche Frage: welcher Geist beherrscht mein Leben? Was würden meine Mitmenschen von mir sagen? Durch welche Eigenschaften, durch welche Handlungen zeige ich, das Jehovahs Geist in mir wohnt und mein Leben beeinflußt? Oder verschiebe ich das ganze auf eine „geistige Gruppe“ die „allein mit Gottes Geist gesalbt ist“ – und kann deshalb leben wie „die Welt“?

Menschenfischer??

Als er aber am See von Galiläa wandelte, sah er zwei Brüder: Simon, genannt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die ein Netz in den See warfen, denn sie waren Fischer. Und er spricht zu ihnen: Kommet mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen.
Elberfelder 1871 – Matthäus 4,18–19

Als Jesus am Ufer des galiläischen Meeres entlangging, fiel sein Blick auf zwei Brüder: Simon, der auch den Namen Petrus trägt, und Andreas, seinen Bruder. Sie waren dabei, ein Wurfnetz in den See zu werfen, weil sie von Beruf Fischer waren. Er sagte zu ihnen: »Auf, folgt mir nach! Dann werde ich aus euch Menschenfischer machen.«
Das Buch – 2009 – Mt 4,18–19

Jesus lachte die beiden von der Seite an: „Hey, ihr zwei! Mir nach! Ich will euch beibringen, wie man Menschen dazu bringt, mit Gott zu leben! Ihr sollt jetzt nicht mehr Fisch-Fischer sondern Menschen-Fischer sein!“
VolxBibel Matthäus 4:19

Aber vielleicht haben wir ja Hemmungen. Vielleicht müsst Ihr auch schlucken und denken: Menschen fangen, Menschenfischer sein – das klingt furchtbar. Völker zu Jüngern machen – das klingt nach Überwältigung. Was ist denn das Schicksal des Fisches, der ins Netz geht? Er stirbt, und wenn es nicht schnell genug geht, hilft der Hammer nach, er wird geschuppt und gehäutet und entgrätet und gesalzen und gepfeffert und gebraten und verspeist. Menschenfischer? Sorry, aber das ist politisch nicht korrekt!

Ist das nicht genau die Art von Mission, vor der uns alle warnen? Die Mission, vor der gerade kirchenferne Menschen sich fürchten? Ist der Menschenfischer nicht der Nachbar vom Rattenfänger und der Rattenfänger der Nachbar vom Fundamentalisten und der wohnt neben dem Taliban und der neben der armen Socke, die immer mit dem Wachturm vor dem Kaufhaus steht? Ist das nicht alles höchst missverständlich – sorry, lieber Jesus, aber ist das vielleicht ein Bild, das ein bisschen unglücklich ist?

Es erinnert an den Elephanten, der einem Klavierspieler in einer rauchigen Bar zuhört und dem beim Zuhören die Tränen in die Augen treten. Hemmungslos fängt er an zu weinen, so dass der Pianist sich unterbricht und fragt: Was ist los? Erkennst Du das Lieder wieder? Hast Du es schon einmal gehört? Nein, schluchzt der Elephant. Ich erkenne die Klaviertasten wieder.

Ist das nicht Mission? Menschen fangen und dann benutzen, verbrauchen, in Listen eintragen, abkassieren, sich gut fühlen, weil die eigene Schar wieder größer wurde. Ja, wir müssen es zugeben: Auch das war zuweilen Mission.

Und zugleich müssen wir sagen: Nichts wäre weiter weg von dem, was Jesus wollte. Und unsere Mission zu unserem Nächsten ist nur dann auch gerechtfertigt, wenn wir an Jesus selbst Maß nehmen. Dabei helfen übrigens in diesem Fall ein paar Griechischkenntnisse. Jesus gebraucht hier ein ungewöhnliches Wort, wenn er davon spricht, dass wir Menschen fangen sollen. Die englische Übersetzung macht es sich leicht: catch, sagt sie, catch men. Im Griechischen aber steht ein Wort, das heißt soviel wie: fang lebendig, bewahre lebendig, belebe, belebe aufs Neue. Und Adolf Schlatter, ein Greifswalder Professor für Neues Testament vor 130 Jahren, sagte: Petrus „wird Jesus bei seiner Arbeit helfen, Menschen zu sammeln, denen dadurch, dass Jesus sie an sich bindet, die höchste Wohltat widerfährt“. Wenn Menschen das bei unserer Mission auch spüren und bezeugen, dann ist es o.k., sonst nicht.

Allerdings steckt im Fangen auch ein ernster Kern: Es geht nicht um nette Kontakte, es ist nicht unser Ziel, nur mit nicht-christlichen Freunden abzuhängen. Es ist nicht genug, dass sie am Ende eine Ahnung von Jesus haben. Jesus ist nicht am Ziel, wenn sie uns cool, einen Glaubenskurs anregend oder eine Meditation anrührend oder ein Theaterstück witzig fanden. Jesus ist am Ziel, wenn Menschen umkehren, die falsche Lebensrichtung aufgeben und zum Vater heimkehren. Darauf müssen wir alles überprüfen: Verfolgt das, was wir tun, dieses Ziel, oder nicht?

Michael Herbst Predigtarchiv

Wir hatten einen ähnlichen Vers schon, an dem man erkennt, das die beiden wirklich von Herzen Fischer waren.

Aus Apg 4,13 ergibt sich ferner, dass Simon keine rabbinische, d. h. weder eine pharisäische noch eine essenische, schon gar keine sadduzäische Schulung genossen hatte. Alle 4 Evangelisten bezeugen, dass Simon von Beruf »Fischer« war. Fischer zu sein bedeutete ein geachtetes Gewerbe: »Mittelschicht« würde man heute sagen. Die Brüder arbeiteten im Familienbetrieb.

Schon beim ersten Kennenlernen am Jordan – also noch vor der in Lk 5 berichteten Bekehrung – hatte Jesus dem Simon in prophetischer Weise den Zunamen »Kephas« gegeben. Dieses hebräische Wort bedeutet Fels. Seine griechische Form lautet »Petros«, die lateinische »Petrus« (Joh 1,42). In der lateinischen Form ist es auch im Deutschen geläufig geworden, da wir vom weströmischen Katholizismus her missioniert wurden. War der Zuname einstweilen eine Art ungedeckter Scheck, so wurde er realisiert beim Petrusbekenntnis in der Nähe von Cäsarea Philippi (Mt 16,13ff.). Damals sagte Jesus: »Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.« Die Verleugnung Jesu drohte die Verheißung in Frage zu stellen. Doch die Begegnung mit dem Auferstandenen am gleichen »Meer von Galiläa«, an dem die erste Berufung erfolgt war, brachte die Vergebung und erneute Berufung (Joh 21,15ff.). In der ersten Hälfte der Apostelgeschichte ist Petrus die beherrschende Figur. Er war gewissermaßen der erste Bischof der Urgemeinde in Jerusalem. Vor Herodes wunderbar gerettet, muss Petrus mit seiner Familie außer Landes (Apg 12,1ff.). Er wird jetzt Missionar im Westen (1 Kor 9,5), schreibt an die Christen in Kleinasien (1 Petr 1,1), zieht Markus, den späteren Evangelisten, als seinen Begleiter und Dolmetscher heran (1 Petr 5,13) und kommt gegen Ende seines Lebens nach Rom.


Die Worte, die Jesus sprach, klingen im Griechischen ungewöhnlich; das aramäische Original klingt noch durch. Sie finden sich so bei Lukas 5,1ff.) nicht. Das spricht jedoch nicht gegen ihre Ursprünglichkeit. Vielmehr ist Matthäus darin genauer, dass er Andreas mit berücksichtigt, während Lukas sich einseitig auf Petrus konzentriert. Dann aber trifft das von Matthäus überlieferte Jesuswort in einmalig passender Weise mit der Situation zusammen.

Das Wort hat zwei Grundelemente, die sich ebenso im grundlegenden Gotteswort an Abraham in 1 Mose 12,1-3 finden. Das erste Grundelement ist der befehlende Ruf, das zweite die Verheißung. Neben die Aufgabe tritt die Gabe, neben die Forderung die Ausrüstung. Der Vergleich mit dem Ruf an Abraham macht deutlich, dass es auch bei Jesus darum geht, dass Menschen aus dem alten Leben aufbrechen, um ein neues zu beginnen. Wie Gott durch Abraham sich ein Volk des Bundes berief, so Jesus durch die Jünger das Volk des Neuen Bundes.

Der Bezug sowohl auf das Alte Testament als auch auf die Sammlung des neuen Bundesvolkes wird noch klarer, wenn wir die Verheißung: »Ich will euch zu Menschenfischern machen« näher betrachten. Nach Jer 16,16 sendet Gott zu Beginn der Heilszeit »viele Fischer« aus, die das zerstreute Israel »fischen« und ins verheißene Land zurückbringen sollen. Dann kommt also in Jesu Wort zum Ausdruck: Jetzt ist der Beginn der Heilszeit, jetzt sollt ihr Mitarbeiter in Gottes Heilswerk werden.

Demnach ist ein doppelter Vergleich gegeben: der Vergleich mit der alttestamentlichen Prophetie, die sich durch Jesus erfüllt, und der Vergleich mit dem bisherigen Beruf. Simon und Andreas sollen Fischer bleiben und werden. Aber nicht mehr die kleinen Fische dieser Welt, das rasch faulende und wertmäßig begrenzte Gut dieser Welt soll ihre Beute sein, sondern Menschen für Gott, die ewiges Leben haben und zu unaussprechlicher Herrlichkeit bestimmt sind. Von dem Wort: »Ich will euch zu Menschenfischern machen« läuft eine direkte Linie zum Missionsbefehl am Ende des Evangeliums: »Machet zu Jüngern alle Völker« (Mt 28,19). Wir sehen, wie sich das im Leben der Missionare Petrus und Andreas erfüllt hat. Wie weitet sich unser Leben, wenn wir unter die Verheißungen des Herrn treten!
Schon im irdischen Leben geht es nach Ps 18,20: »Er führte mich hinaus ins Weite, er riss mich heraus, denn er hatte Lust zu mir.«
Wir kommen noch einmal auf den Vergleich mit der Abrahamsgeschichte zurück. Sie stößt uns auf zwei Überlegungen. Bei Abraham war das verheißene Land die Richtung, die Heil brachte. Bei Andreas und Petrus ist es die Richtung auf die Person Jesu, die Heil bringt. An die Stelle des Landes Israel tritt also im Neuen Bund die Person Jesu. Wir haben als Christen kein Land mehr. Wir haben auch keine geweihten Orte der Anbetung mehr Joh 4,21ff.). Aber wir hängen an Jesus, der jetzt als der Auferstandene und Heiland der Welt überall durch seinen Geist gegenwärtig ist, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind (Mt 18,20). Weil man diesen Unterschied von Altem und Neuem Bund nicht beachtet hat, sind viele fehlgeleitete Christen nach Palästina gezogen in der Meinung, dort besonderen Segen zu erhalten oder die Endkatastrophe zu überleben. Ein Beispiel aus unserer württembergischen Heimat ist die Tempelgesellschaft Christoph Hoffmanns und Hardeggs, schlicht die »Templer« genannt.

Noch tiefer führt die zweite Überlegung. Bei Abraham gab Gott die Verheißung. Jetzt sprich Jesus von sich: »Folgt mir nach! Und ich will euch zu Menschenfischern machen!« Er tritt also an die Stelle Gottes, der auch in Jer 16,16 sagte: »Ich will viele Fischer aussenden.« Damit stoßen wir auf die geheime Gottessohnschaft Jesu, die in seinem Prozess offen bekannt wird. Insofern haben die Juden völlig recht, wenn sie vor Pilatus aussagen: »Er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht« Joh 19,7). Nur hat Jesus diese Sohnschaft nicht eigenmächtig beansprucht, sondern von Ewigkeit her innegehabt und auf Erden nicht zur Schau gestellt. Jesus wollte, dass die Juden ihn als Gottessohn an seinen Worten und Taten erkennen sollten. So liegt schon in seinem Wort an Andreas und Simon eine unvergleichliche messianische Würde. Hier spricht der, der in Gottes Namen sprechen darf.

Edition C – NT

Und bin ich ein Menschenfischer? Und wenn ja – für WEN fische ich? Werbe ich für einen Youtube-Kanal? Für eine Website, einen Telegrammkanal, für oder gegen eine Behandlungsmethode? Oder „fische ich für Christus“? Ehrlich! Hand aufs Herz! Wofür fischt du wirklich? Wie stand es oben im Zitat :Jesus ist am Ziel, wenn Menschen umkehren, die falsche Lebensrichtung aufgeben und zum Vater heimkehren.
Und das bedeutet, dass wir die Menschen zu Jehovah führen! Raus aus Kirchenbänken, raus aus Räumen voller Stühle, und einer Bühne von der aus gelehrt wird – HIN ZUM VATER. Das ist unser Job, den Jesus uns gab – und das ist unsere Lebensaufgabe.

Unser Auftrag als Geschöpf?

Alles, was Odem hat, lobe Jah! Lobet Jehova! (Hallelujah!)
Elberfelder 1871 – Ps 150,6

Alles, was Oden hat, lobe Jah! (Der ganze Psalter schließt mit einem allgemeinen Halleluja. „Alle Klagen wie alle Kämpfe enden in einem jubelnden Lobe des Herrn, der alles wohlgemacht.“ – Ps. 150 ist zugleich die Schlußlobpreisung des fünften Psalterbuches.) / Lobet Jah!
Ludwig Albrecht – Psalm 150,6

Alles, was atmet, soll mit lauter Stimme Gott ehren. Danke, Gott, ja, du bist als der große Chef immer da, du bist gigantisch gut, man ruft dann auch „Halleluja“.
VolxBibel – Psalm 150:6

Der Aufruf zum Lobpreis erging bisher an Unbenannte, aber wie die gehäuften Instrumentnamen zeigen vorzugsweise an Israel. Nun verallgemeinert er sich auf „die Gesamtheit des Odems“ d. i. alle die Wesen, welche von Gott mit נִשְׁמַח חַיִּים begabt sind d. i. auf die ganze Menschheit.
Mit diesem volltönenden Finale endet der Psalter. Wie auf fünf Stufen emporgestiegen schwebt er in diesem Schlußpsalm auf der seligen Höhe des Endes, wo, wie Gregor von Nyssa sagt, alle Kreatur, nachdem die von der Sünde angerichtete Zertrennung und Verwirrung hinweggethan, harmonisch zu Einem Reigen (εἰς μίαν χοροστασίαν) geeinigt und der Chor der Menschheit mit dem Engel-Chor concertirend zu Einer Cymbela göttlichen Lobes geworden und Gotte dem Triumphator (τῷ τροπαιούχφ) das schließliche Epinikion zujauchzen wird. Einer besonderen Schlußberacha bedarf es nun nicht. Dieser ganze Schlußpsalm ist eine solche. Nicht einmal eines אָמֵן (106, 48 vgl. 1 Chr. 16, 36) bedarf es. Das הללויה schließt es in sich und überbietet es.

Delitzsch – Biblischer Commentar über das Alte Testament

Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Dieser Gedanke könnte auf alle lebenden Wesen bezogen werden, wie wir bei den früheren Psalmen sahen, dass auch den vernunftlosen Geschöpfen das Amt, Gott zu loben, zugewiesen wird. Aber wie ja unter der Bezeichnung „Fleisch“ oft speziell die Menschen verstanden werden, so wird die Vermutung wohl begründet sein, dass hier die Menschen angeredet werden. Denn trotzdem sie den Lebensodem mit den Tieren gemein haben, heißen sie doch in besonderem Sinne mit Atem, d. h. Leben, begabt. Zu dieser Auffassung bewegt mich folgender Grund: nachdem der Prophet bisher das an gesetzliche Zeremonien gebundene Bundesvolk zum Lobe Gottes aufgefordert hat, wendet er sich zuletzt an die ganze Menschheit und weist damit zugleich auf eine künftige Zeit hin, wo allerwärts dieselben Lieder ertönen werden, die damals nur in Judäa zu hören waren. Und durch diese Weissagung sind wir mit den Juden zum selben gemeinsamen Gesang vereinigt, damit Gott auch unter uns mit unablässigem Lobopfer verehrt werde, bis wir im Himmelreich zusammenkommen und mit den auserwählten Engeln das ewige Halleluja anstimmen.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Und wozu nutze ich meinen Atem und meine Zeit? Um über Politik und Gesundheit zu diskutieren? Oder um andere Menschen schlecht zu machen? Oder verherrliche ich Menschen – und folge diesen nach?
Oder ist mein Herz bei Jehova? – und singe ich deshalb „Lobpreis gehört Jehova“?

Oben, unten – wo ist mein Platz?

Und er kam nach Kapernaum, und als er in dem Hause war, fragte er sie: Was habt ihr auf dem Wege verhandelt? Sie aber schwiegen; denn sie hatten sich auf dem Wege untereinander besprochen, wer der Größte (W. größer) sei. Und nachdem er sich niedergesetzt hatte, rief er die Zwölfe; und er spricht zu ihnen: Wenn jemand der Erste sein will, so soll (O. wird) er der Letzte von allen und aller Diener sein.
Elberfelder 1871 – Markus 9,33–35

Sie kamen nach Kapernaum. Als sie im Haus waren, fragte Jesus die Jünger: »Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?« Doch sie schwiegen verlegen; denn sie hatten sich darüber gestritten, wer von ihnen der Wichtigste sei. Jesus setzte sich, rief die zwölf Jünger zu sich und sagte: »Wer der Erste sein will, der soll sich allen unterordnen und ihnen dienen.«
Er rief ein kleines Kind, stellte es in ihre Mitte und schloss es in die Arme. 37 Dann sagte er: »Wer solch ein Kind mir zuliebe aufnimmt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt damit Gott selbst auf, der mich gesandt hat.«
Hoffnung für Alle – Mk 9,33–37

Da kam er nach Kapernaum. Und als er im Haus angekommen war, fragte er sie: »Was habt ihr auf dem Weg miteinander diskutiert?« Keiner sagte etwas, denn sie hatten sich auf dem Weg darüber unterhalten, wer von ihnen der Bedeutendste ist. Da setzte Jesus sich hin und rief seine zwölf engsten Gefährten zu sich. Ihnen sagte er: »Wenn einer der Anführer von allen sein will, muss er der Letzte werden, ja, der Diener von allen!«
Das Buch – 2009 – Markus 9:33–35

Jesus und seine Jünger kamen, zum letzten Mal, nachdem sie mehrere Monate fortgewesen waren,nach Kapernaum (vgl. Mk 8,13.22.27). Als sie daheim (vgl. Mk 2,1-2;3,20;7,17) waren, fragte Jesus sie, worüber sie auf dem Weg (en tE hodO; vgl. den Kommentar zu Mk 1,2) gesprochen hätten. Wieder bildete eine Frage von ihm die Einleitung für eine bestimmte Aussage (vgl. Mk 8,27.29).
Die Jünger schämten sich zuzugeben, daß sie miteinander darüber verhandelt hatten, wer der Größte unter ihnen sei. Derartige Fragen nach dem Rang des einzelnen waren für die Juden sehr wichtig (vgl. Lk 14,7-10), daher war es ganz natürlich, daß auch die Jünger darüber nachdachten, welche Stellung sie in dem kommenden messianischen Reich einnehmen würden. Die Vorrechte, die Petrus, Jakobus und Johannes eingeräumt worden waren (vgl. Mk 5,37;9,2), hatten die Diskussion vielleicht etwas angeheizt; doch was auch immer der Anlaß war, der Streit der Jünger zeigte, daß die Zwölf die Bedeutung der Leidensankündigung Jesu (V. 31) für sie selbst weder verstanden noch akzeptiert hatten.
Nachdem Jesus sich gesetzt hatte – die traditionelle Pose eines jüdischen Lehrers (vgl. Mt 5,1; Mk 13,1) -, rief er die Zwölf zu sich. Er lehrte sie das Wesen wahrer Größe: Wenn jemand will (vgl. Mk 8,34) der Erste sein, also die höchste Stellung unter den „Großen“ im Gottesreich innehaben will, der soll (aus freiem Willen und Entschluß) der Letzte sein von allen und aller Diener. Der Begriff „Diener“ (diakonos) versinnbildlicht hier eine Person, die die Nöte und Bedürfnisse anderer freiwillig lindert und nicht, weil sie in einer dienenden Position (doulos, Sklave) ist. Jesus verurteilte damit nicht den Wunsch, eine bessere Stellung im Leben zu erringen, machte aber deutlich, daß Größe in seinem Reich nicht eine Frage des Status, sondern des Dienens ist (vgl. Mk 10,43-45).

Walvoord Bibelkommentar

Nach langer Zeit »kamen« Jesus und seine Jünger endlich wieder »nach Kapernaum« (Mk 9, 33). Das »Haus«, das ihn dort erwartet, ist immer noch das des Petrus (Mk 1,29; 2,1). In diesem »Hause« angelangt, ergreift Jesus die Initiative zu einem Gespräch. Er leitet es ein mit der Frage: »Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?« Er hatte also das Gespräch mitbekommen, vermutlich durch den heiligen Geist, der in ihm wohnte (vgl. Mk 2,8; 8,17; Joh 2,24ff.). Nebenbei stoßen wir hier auf die Tatsache, dass es nicht nur Jüngergespräche mit Jesus gab, sondern auch Gespräche der Jünger untereinander. Und zwar geistliche bzw. theologische Gespräche (vgl. Mk 4,41; 8,16; 9,10; 9,32). An dieser Stelle sollten wir selbst dankbar werden für die vielen Möglichkeiten hilfreicher Gespräche, die wir mit Glaubensgeschwistern führen können. »Unterwegs« heißt: während der Wanderung von Mk 9, 30 ff.

Betroffen »schwiegen« die Jünger (vgl. Mt 22,12; Mk 3,4; Lk 14,4; 20,26). »Denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer der Größte sei.« Sie schwiegen also aus Scham. Es fällt auf, dass die Jünger damals Jesus gegenüber häufig schwiegen (vgl. Mk 8,16 f; Mk 9,10; 9,32.34). Im modernen Deutsch würde man sagen: Damals herrschte eine Phase von Kommunikationsstörungen. Verursacht war sie durch den Gegensatz zu ihrem Meister. Während Jesus sich auf die Passion vorbereitete, bereiteten sie sich zum Herrschen im Reich des Messias vor. Denn die Frage, »wer der Größte sei«, zielt natürlich auf das in Bälde erwartete messianische Reich (vgl. Mt 18,1ff.; Lk 9,46ff.; Mk 10,35ff.; Lk 19,11; 22,24; Apg 1,6). Sie hat die Jünger mehrfach umgetrieben, wie zumindest Lk 22,24 bezeugt, aber auch Mt 18,1-5.

Rangstreit unter den Jüngern – gibt es das heute noch? Sicherlich. Und zwar sowohl unter Liberalen als auch unter Evangelikalen. Fragen des Protokolls bekommen hier eine wichtige Bedeutung. Wer was machen oder eröffnen oder vertagen oder planen oder entwerfen oder repräsentieren darf, kann zu endlosen Diskussionen führen. Vielleicht waren die Jünger damals eher an der Ewigkeit interessiert als wir. Besser sind wir jedenfalls nicht geworden. So stellen diese Jünger einen Spiegel unserer eigenen Seele dar.

Jesus greift diese Angelegenheit mit Ruhe und Besonnenheit auf. »Er setzte sich«, berichtet Markus, »und rief die Zwölf« (Mk 9, 35). Wie wir wissen, lehrten die jüdischen Lehrer im Sitzen (vgl. Mt 5,1; Mk 3,9.32; 4,1). Wenn es heißt »er rief die Zwölf«, dann ist anzunehmen, dass er das Problem der »Zwölf« intern behandeln und nicht in die Öffentlichkeit tragen wollte. Ein solches Verhalten sollte uns Vorbild sein. Was im kleinen Kreis oder gar unter vier Augen besprochen werden muss, sollte nicht in den öffentlichen – manchmal auch »frommen«! – Klatsch oder in die Leserbriefspalten geraten.

Was Jesus hier zu sagen hat, drückt ein geistliches Grundgesetz aus: »Wenn jemand der Erste sein will, dann soll er von allen der Letzte sein und aller Diener.« Das heißt: Eine hohe Verantwortung im Reich Gottes wird nur demjenigen verliehen, der demütig ist und der dient. Interessanterweise erklärt Jesus nicht: Es gibt keine »Ersten«. Doch! Es gibt tatsächlich »Erste« (vgl. dazu Lk 19,16ff. und Mt 19,28). Aber der Weg dahin ist völlig anders als in der Welt. In der Welt zählen Energie, Ellenbogen, Ehrgeiz. Im Reiche Gottes zählen die geistliche Gnade, der Verzicht auf Ellenbogen und die Treue im Kleinen. »Von allen der Letzte« heißt in diesem Zusammenhang: »allen« andern in puncto Ehre den Vortritt lassen. Das ist sozusagen die passive Seite. Die aktive Seite aber besteht in dem Dienst, den man anderen erweist: »Aller Diener« soll derjenige sein, der im Reich Gottes als ein »Erster« Verantwortung übernehmen will. Dabei kommt es selbstverständlich nicht auf einen Titel an – z. B. heißt der Papst »servus servorum« (»Diener der Diener«) -, sondern auf das Tun. »Diener« (griech. diakonos) wollte Jesus ja selber sein (Mk 10,45), und nicht sich bedienen lassen. Von daher könnte man sagen: Leben, wie Jesus gelebt hat, macht uns zu »Ersten« im Reich Gottes. Dass dies eine schwierige Lektion ist, zeigt die mehrfache Wiederholung der Aussage Jesu in Mk 10,43ff.; Mt 20,26; 23,11 und Lk 22,26 ff.

Edition C

Jesu Antwort auf die Frage der Jünger, wer der Größte unter ihnen sei, hat im Bericht des Matthäus den unerbittlichen Ernst, der das ganze erste Evangelium erfüllt. Die Jünger richten selbst ihre Frage an Jesus; nun trifft sie seine Antwort vollends niederschmetternd: So kommt ihr gar nicht in das Himmelreich; erst müsst ihr umkehren. Wohin sie ihre Umkehr bringen muss, beschreibt er mit dem kleinen und geringen Kind; nur so kleine Leute gehen ins Himmelreich ein. Markus zeigt auch bei diesem Anlass die milde Freundlichkeit Jesu, damit niemand sich vor ihm fürchte und den Mut zum Glauben verliere. Er erläutert zunächst, wie die Frage der Jünger vor Jesus kam. Sie war nicht für sein Ohr bestimmt, sondern wurde nur im Kreise der Jünger unterwegs besprochen. Jesus ließ sie aber nicht heimlich in ihrem Herzen gären, da sie ihr Verhältnis zu ihm und zueinander vergiftet hätte, sondern zog sie ans Licht mit der Frage, was sie miteinander besprochen hätten. Als die Jünger beschämt schwiegen, weil sie wohl empfanden, dass ihr Streit nicht nach Jesu Sinn war, legte er ihnen die Regel der echten, wirklichen Größe vor.

Ehrgeiziges Großseinwollen schändet und erniedrigt in den Augen Jesu, weil es nicht aus der Liebe stammt und darum zur Sünde führt. Auf diesem Wege bereiten wir uns unsere Größe dadurch, dass wir die anderen drücken und schwächen, gründen unsere Ehre auf die Erniedrigung der anderen, unsere Stärke auf ihre Schwäche und unseren Reichtum auf ihre Armut. Solcher Größe wird Jesus zum Widersacher; er stößt sie um. Auf seinem Weg gehen diejenigen, die es verstehen zu dienen; sie tun seinen Willen und sind deshalb in seinen Augen die Großen, auf die er sein Lob und seine Ehre legt. Darum darf es in seiner Gemeinde kein anderes Streben nach dem Vorrang geben als so, dass wir uns von uns selbst abwenden und nicht uns selbst leben; wir sollen als die Letzten in der Reihe stehen wollen, wenn für uns selbst Ehre, Ruhm, Genuss und Gewinn in Frage kommen, und die Ersten zu sein trachten, wenn es gilt, die anderen mit Wort und Tat zu heben, zu tragen und zu begaben.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Der Hintergrund der Lektion in diesen Versen betraf einen Streit unter den Jüngern: Und es entstand ein Streit unter ihnen, wer von ihnen der Größte sei (Lk. 9:46). Matthäus liefert den Zeitpunkt dieses Streits: In jener Stunde kamen die Jünger zu Jeschua und sprachen: Wer ist denn der Größte im Himmelreich? (Mt. 18,1). Der Streit folgte unmittelbar auf die Lektion des Petrus (In jener Stunde), wobei Jeschua dafür sorgte, dass Petrus‘ Steuer zusammen mit seiner eigenen bezahlt wurde. Infolgedessen könnte der Apostel das Gefühl gehabt haben, dass er in einer privilegierten Position stand. Dieses Ereignis folgte auch auf die Erfahrung der Verklärung, bei der Jeschua nur drei der zwölf Apostel als Zeugen auswählte. So könnten sich Petrus, Jakobus und Jochanan privilegiert gefühlt haben. Nun debattierten die Jünger nicht nur über ihren gegenwärtigen Status, sondern auch über ihren Status im messianischen Reich. Sie glaubten immer noch, dass Jeschua dieses Reich bald errichten würde, und debattierten darüber, wer unter ihnen die höchste Position einnehmen würde.
Der Streit fand auf dem Weg statt. Nachdem sie das Haus betreten hatten, fragte Jeschua sie: Was habt ihr auf dem Weg überlegt? (Mk. 9,33). Er wusste es, wollte aber auf den Punkt bringen, dass das Problem die gefühlte Überlegenheit der apostolischen Gruppe war. Von einer sitzenden Position aus (Mk. 9,35a) rief Jeschua ein kleines Kind zu sich, stellte es in ihre Mitte und sagte: „Wahrlich, ich sage euch: Es sei denn, dass ihr umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr auf keinen Fall in das Reich der Himmel eingehen (Mt. 18,2-3). Die Lektion war, dass sie wie Kinder sein müssen, mit kindlichem Glauben, um in das Königreich zu gelangen. Kinder sind von ihren Vätern abhängig, und so müssen Gläubige eine kindliche Abhängigkeit von ihrem himmlischen Vater zeigen. Matthäus fügte hinzu: „Wer nun demütig wird wie ein kleines Kind, der ist der Größte im Himmelreich“ (Mt. 18,4). Während nur der Glaube und das Vertrauen in Jeschua erforderlich sind, um in das Königreich einzutreten, wird die Position eines Gläubigen im Königreich davon bestimmt, wie er seinen Glauben während seines Lebens auslebt. Ein kleines Kind erkennt, dass es keine Autorität im Haus hat, sondern dem Willen des Vaters unterworfen ist. Folglich muss man, um eine große Position im Königreich zu erhalten, erkennen, dass man wie ein Kind keine eigene Autorität hat und Gott unterworfen ist.
Jeschua erklärte: Wer der Erste sein will, der soll der Letzte von allen sein und der Diener aller (Mk. 9:35b). Ein Mensch, der einen höheren Platz im Reich Gottes anstrebt, darf in diesem Leben nicht darum kämpfen, die höchste Position zu erreichen. Er muss sich stattdessen mit der niedrigsten Position und dem Dienst an allen Menschen zufrieden geben. Um ein Herr im Reich Gottes zu werden, muss man jetzt ein Diener sein. Lukas fügt hinzu: Denn wer der Geringste unter euch allen ist, der ist groß (Lk. 9:48). Größe wird durch kindliche Demut erlangt. Kinder kümmern sich nicht um den Status innerhalb des Hauses, denn sie wissen, wer das Haus regiert. Es gibt keine Diskussion über den sozialen Status zwischen dem Kind und den Eltern. In gleicher Weise ist es für einen Gläubigen notwendig, sich umzudrehen und einen kindlichen Glauben und Demut zu erwerben. Man muss einen Geist der Empfänglichkeit für das Unbedeutende haben und bereit sein, ein Kind aufzunehmen: Und wer ein solches Kindlein aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf (Mt. 18,5). Dieser Punkt wird im nächsten Abschnitt näher erläutert.
Zusammenfassend können wir sagen, dass, wie ein Kind von seinem Vater abhängig ist, ein Gläubiger von Gott abhängig sein muss. Das Mittel, um im Reich Gottes Größe zu erlangen, beinhaltet, der Geringste zu werden und ein Diener zu werden.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Scheinbar hat Petrus richtig zugehört! Den beim letzten Passah sitzt er ganz außen – der Sitzplatz für den Diener – und er ist es, dem zuerst die Füße gewaschen werden soll.

Mörderrespekt

Und Jakob erwachte von seinem Schlafe und sprach: Fürwahr, Jehova ist an diesem Orte, und ich wußte es nicht! Und er fürchtete sich und sprach: Wie furchtbar ist dieser Ort! Dies ist nichts anderes als Gottes Haus, und dies die Pforte des Himmels.
Elberfelder 1871 – Genesis 28,16–17

Als Jakob aufwachte, konnte er es kaum fassen. „Yes, Gott ist hier, eindeutig!“, meinte er. „Ich hatte es bis jetzt nicht kapiert! Aber jetzt habe ich echt einen -Mörderrespekt vor diesem Ort, wo ich diesen Traum hatte. Ich bin hier mitten im Haus, wo Gott wohnt! Ich steh direkt an der Tür, wo der Himmel anfängt!“
VolxBibel – 1.Mose 28,16–17

Und es erwachte Jakob aus seinem Schlaf und sprach: „Fürwahr, es weset Jehova an diesem Ort, und ich, nicht hatte ich es erkannt!“ Und er fürchtete sich und sprach: „Wie Staunen und Ehrfurcht erregend ist Diese Stätte, nichts anderes ist Dieser als: Haus Gottes; ja, Dieser ist: Tor der Himmel.“
Pfleiderer – 1.Mose 28:16–17

Wenn ich auf sozialen Medien oder bei bibel.tv manche „Erfahrungen“ von Menschen lese/höre, dann frage ich mich, von welchem Jesus oder von welchem Gott diese Menschen reden. Da wird behauptet, sie hätten Jesus oder Gott gesehen und sich mit ihm unterhalten – alles ganz easy. Aber wenn ich in die Bibel schaue, denke ich zuerst an den Johannes, und seine Reaktion in Offenbarung – er fällt auf seine Knie – und hat Angst. Oder die Bibelstelle heute – Jakob hat „Respekt“, „Ehrfurcht“, „Furcht“ – so ganz anders die Wahrnehmnung, als dass heute einige behaupten. Ob es daran liegt, dass diese Menschen heute nicht den wahren Gott gesehen haben?
Aber schauen wir uns den Vers näher an:

Jakob, der für die Nacht auf seinem Weg zu seinem aramäischen Onkel Laban in Haran in Mesopotamien (vgl. 1Mo 25,20; 28,2 ) angehalten hatte, träumte von Engeln auf einer Leiter, die bis zum Himmel reichte . Der entscheidende Zug der Geschichte ist der, daß Gott mit Jakob war, wohin er auch ging. Dies wurde durch die »Leiter« symbolisiert, die durch die Worte Gottes erklärt (V. 13-15 ) und im Glauben von Jakob erkannt wurde (V. 20-22 ). Gott wiederholte Jakob den Bund, den er mit Abraham und Isaak geschlossen hatte und verhieß ihm das Land, Nachkommen so zahlreich wie der Staub (vgl. 1Mo 13,16; 22,17 ) und einen allgemeinen Segen durch ihn (vgl. 1Mo 12,2-3; 15,5.18; 17,3-8; 22,15-18; 35,11-12 ). Gott verhieß auch, Jakob zu beschützen und mit ihm zu sein, während er außerhalb des Landes war und darauf zu sehen, daß er zurückkehren würde.
Jakobs anbetende Antwort schloß ein, daß er (a) vor dem Herrn Furcht hatte, daß er (b) einen Gedenkstein aufrichtete, daß er (c) den Stein weihte, indem er auf die Spitze Öl goß, daß er (d) den Ort Bethel (»Haus Gottes«) nannte, um das Ereignis in Erinnerung zu rufen, daß er (e) ein Gelübde ablegte, indem er zum ersten Mal seinen Glauben an den Herrn ausdrückte ( der HERR wird mein Gott sein ), und daß er (f) den Zehnten versprach (V. 22 ). All diese Dinge unterstrichen den zentralen Gedanken von Gottes beschützender Gegenwart.
Mehrere spätere Gebräuche liegen in diesem Geschehen begründet. Der bemerkenswerteste ist das Denkmal in Bethel. Später hielten die Israeliten diesen Ort für einen heiligen Platz, wo Gott »geschaut« werden konnte.

Walvoord Bibelkommentar

Das Traumgesicht Jakobs ist »ein ganz stilles und wortloses Traumbild von großer Feierlichkeit«. Es ist die erste Traumoffenbarung im Leben eines Erzvaters. Im ganzen wurden Jakob fünf Gottesoffenbarungen zuteilc. Darunter sind zwei Träume und zwei Wortoffenbarungen und außerdem eine Erscheinung, die eingeleitet ist mit den Worten: »Gott erschien Jakob« (1Mo 35,9).
Zum Traumgesicht in Bet-El kommt die Wortoffenbarung hinzu. Gott redet nicht vom Himmel oder von der Rampe herab, er steht ganz nahe bei Jakob. Er offenbart sich als der Gott Abrahams und Isaaks und spricht Jakob die Mehrungs- und Landverheißung zu. Mit der darauf folgenden Zusage des »Mitseins« und des »Beistandes« übernimmt Jahwe die Fürsorge für Jakobd. Er wird Jakob behüten, wo immer er hingeht. Behüten heißt beschützen und bewahren. Gott wird der Wächter Jakobs sein. Er wird ihn bewahren, wenn er schläft, er wird ihn schützen, wenn er überfallen wird, er wird auch gerade dann bei ihm sein, wenn alles um ihn herum dem zu widersprechen scheint. Gott wird Jakob auch in der Fremde begleiten und wird ihn einmal in dieses Land zurückführen.
In Bet-El begegnet Jakob dem Gott des Trostes. Er erlebt die ausgestreckte Hand Gottes, er ergreift sie und hält sie fest.

(1) Jakob betet Gott an
Die ersten Worte nach dem Erwachen Jakobs sind Worte des Staunens und der Anbetung. Obgleich Gott Jakob Trost und Mut zugesprochen hatte, war dieser doch von Furcht bewegt. »Es ist nicht jener Schrecken, der die Gottlosen ergreift, wenn Gott ihnen vor Augen tritt, sondern es ist die Furcht, welche zur frommen Unterordnung anleitet.« Jakob befiel »ein Gefühl des frommen Schauderns«. Er wußte sich ganz nah an dem Ort, an dem Gott wohnt und den niemand betreten darf. Jakob war es zumute »wie einem, der unwissentlich am Rande eines Abgrundes geschlafen hat«. Er hatte den Platz seiner Nachtruhe erlebt als den Ort, an dem »der Himmel sich dem Menschen öffnet«.

Wuppertaler Studienbibel

Jakob aber muss fliehen, weil er seinen Bruder betrogen hat. Er ist mit leeren Händen hinausgeschickt worden, weil er seinen Vater betrogen hat. Warum zieht er dann die Bewunderung von Engeln auf sich? Jakob hat den Segen Abrahams von seinem Vater Isaak erhalten, „und er soll in der Tat gesegnet werden“, wie Isaak erklärte (27:33). Die Engel steigen auf Jakob herab, weil er den Segen Abrahams trägt, und der ewige Plan Gottes ruht nun auf ihm.

Eine andere Umschreibung der Geschichte bestätigt diese Interpretation. Nathanael, einer der ersten Jünger des Messias Jeschua, äußert sein Erstaunen über dessen große Machttaten. Jeschua antwortet: „Du wirst noch größere Dinge sehen als diese…. Ganz gewiss, ich sage dir, danach wirst du den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Menschensohn“ (Johannes 1:50-51, NKJV). Die Engel steigen herab, um auf Jeschua zu blicken, weil der ewige Plan Gottes nun auf ihm ruht. Und wie die Leiter in Jakobs Traum Himmel und Erde verbindet, so verbindet Jeschua selbst nun Himmel und Erde. Er ist die Leiter, auf der die Engel hinauf- und hinabsteigen.

Als Jakob aus seinem Traum erwacht, sagt er: „Sicherlich ist der HERR an diesem Ort, und ich habe es nicht gewusst…. Wie großartig ist dieser Ort! Dies ist nichts anderes als das Haus Gottes, und dies ist das Tor des Himmels!“ (28:16-17, NKJV) Dann nimmt er den Stein, auf den er seinen Kopf gestützt hatte, und stellt ihn als Säule auf, um den Ort seiner Begegnung mit Gott zu markieren.

Der hebräische Originaltext wiederholt das Wort makom, „Ort“, mehrere Male, um unsere Aufmerksamkeit auf den Ort der Begegnung mit Gott zu lenken. An diesem Ort ist Jakob am Ende seiner eigenen Ressourcen angelangt. Er ist schuldig und mit leeren Händen und besitzt nichts als die Verheißung Gottes. Dies ist der Ort der Begegnung mit Gott, eine Begegnung, die nicht von unseren Ressourcen oder Qualifikationen abhängt, sondern allein von Gottes Segen.

Der Stein, den Jakob hochhebt, bedeutet seine Entdeckung Gottes, ist aber auch eine Erinnerung an seine Armut – er war sein Kopfkissen, bevor er seine Säule wurde! In ähnlicher Weise erinnert uns Jeschua, der selbst unser Ort der Begegnung mit Gott ist, immer wieder daran, dass wir uns selbst überwinden müssen, um Gott zu finden. „Denn das Himmelreich ist gleich einem Schatz, der in einem Acker verborgen ist, den ein Mensch fand und verbarg; und vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker. Denn das Himmelreich gleicht einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte; und als er eine kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie“ (Matthäus 13:44-46, NKJV).

Russell Resnik – Tore zur Tora

Isaaks Sohn Jakob erhält die gleiche göttliche Zustimmung in einer Reihe von visuellen Begegnungen mit Jahwe. Das erste Beispiel ist die bekannte Geschichte von der „Jakobsleiter“ in 1 Mose 28,10-22. Mehrere Details der Vision sind für die Fortsetzung unserer Diskussion bemerkenswert.

Jakob ist auf dem Weg nach Haran (V. 1-2), dem Ort, von dem sein Vorfahre Abraham Jahre zuvor auf Jahwes Befehl hin aufgebrochen war. Jakob ist auf der Flucht vor dem Zorn seines Bruders Esau, nachdem er das Erstgeburtsrecht durch Betrug gestohlen hat (1 Mose 27). Die Gelehrten sind sich im Allgemeinen einig, dass es sich bei der „Leiter“ wahrscheinlich um eine Art Stufenbau handelt, der (in Jakobs Traum) Himmel und Erde verband, vielleicht eine Zikkurat. 3 Jakob sieht „Engel Gottes“ auf der Struktur auf- und absteigen, ein Hinweis auf die Anwesenheit des göttlichen Rates. Jakob sieht auch den sichtbaren Jahwe neben sich stehen (28:13) – die vertraute Sprache für Jahwe in menschlicher Gestalt, die wir bei Abraham festgestellt haben. 4 In Vers 15 verspricht Jahwe Schutz für Jakob und verspricht, ihn an diesen Ort zurückzubringen, in das Abraham verheißene Land. Jakob nennt den Ort Bethel, „Haus Gottes“ (V. 19), und errichtet eine Säule zum Gedenken an sein Gespräch mit Jahwe (V. 18-19).

Jakob sah den sichtbaren Jahwe in Bethel. Wenn man bedenkt, was wir bereits in Genesis gesehen haben, ist das nicht ungewöhnlich. Die Dinge werden in 1 Mose 31 interessanter, der Geschichte, wie Jakob auf Kosten seines Onkels Laban wohlhabend wurde. Jakobs Herden hatten sich auf übernatürliche Weise vermehrt, obwohl Laban versucht hatte, ihn zu betrügen. Als sich ihre Beziehung verschlechterte, hatte Jakob einen Traum.

Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich

1.Mose 28:13-15 berichtet über die eigentliche Bestätigung des Abrahams-Bundes, wobei Vers 13a die erste göttliche Erscheinung vor Jakob beschreibt: Und siehe, Jehova stand über ihm. Gottes Gegenwart wurde an der Spitze der Leiter sichtbar manifestiert, und diese Manifestation war die Schechinah-Herrlichkeit. Dann kam die göttliche Identifikation: Ich bin Jehova, der Gott deines Vaters Abraham. Eigentlich war Isaak Jakobs Vater, aber das zeigt, dass das Wort Vater nicht immer eine direkte Vater-Sohn-Beziehung bedeutet, sondern auch die Vorstellung eines Vorfahren beinhaltet, denn Abraham war eigentlich Jakobs Großvater. Als weitere Identität erklärte Gott, dass er auch der Gott Isaaks sei. Die Verse 13b-15 enthalten die Bestimmungen des Bundes, wobei insgesamt vier Bestimmungen aufgeführt werden. Die erste ist die Verheißung des Landes in Vers 13b: Das Land, in dem du liegst, werde ich dir geben. Das Land wird Jakob einzeln und persönlich versprochen: Dir will ich es geben und deinem Samen, das heißt Jakobs Nachkommen. Die Erwähnung des Samens zeigt, dass es Jakob gelingen wird, eine Frau zu finden. Zweitens, in Bezug auf den Samen, in Vers 14a, soll sein Same zahllos werden: Und dein Same wird sein wie der Staub auf der Erde. Dann erwähnt er die Ausbreitung: und du sollst dich ausbreiten nach Westen und nach Osten und nach Norden und nach Süden. Drittens gibt es die Verheißung des Segens für die Heiden in Vers 14b: Und in dir und in deinem Samen sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden. Alle drei Patriarchen haben also die Verheißung des heidnischen Heils erhalten. Viertens finden sich in Vers 15 die persönlichen Verheißungen an Jakob, die vier Dinge beinhalten: Erstens, Gottes Gegenwart: Ich bin bei dir; zweitens, Gottes Schutz: Er wird dich behüten, wohin du auch gehst; drittens, Gottes Verheißung: Er wird dich wieder in dieses Land bringen, Jakob wird in das Land Kanaan zurückkehren; und viertens, Gottes Zusage: Ich werde euch nicht verlassen, Gottes Gegenwart wird immer bei Jakob sein und bleiben, bis ich das getan habe, wovon ich zu euch gesprochen habe, die Erfüllung der Verheißungen des Bundes.
In 28:16-17 erkannte Jakob, was gerade geschehen war, wobei Vers 16 von der Erkenntnis selbst handelt. Der Zeitpunkt war: Und Jakob erwachte aus seinem Schlaf. Und er sagte: „Wahrlich, Jehova ist an diesem Ort“, was bedeutet: „Dies ist der Ort der Gegenwart Gottes“, und ich wusste es nicht. Dann, in Vers 17, kam Jakobs Furcht. Das war die Tatsache: Und er fürchtete sich; und darauf folgt seine Erklärung: Und er sprach: Wie schrecklich ist dieser Ort; das spiegelt seine Furcht vor Gott wider. Dann gab Jakob eine weitere Erklärung ab: Dies ist nichts anderes als das Haus Gottes; auf Hebräisch heißt das Haus Gottes Beth-El. Jakob nannte also zwei Orte, an denen ihm die Engel Gottes erschienen waren: zuerst Beth-El, das Haus Gottes, und später Mahanaim, die beiden Lager. Seine Schlussfolgerung war: Dies ist das Tor des Himmels. Die Engel erschienen Jakob, als er das Land verließ, und werden ihm später wieder erscheinen, wenn er in das Land zurückkehrt, in Mahanaim.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

„Wer Jehova sucht, dem fehlt es nicht an Gutem“

Die mähnigen jungen Löwen selbst haben gedarbt und gehungert;
Die aber Jehova suchen, sie werden keinen Mangel haben an irgend etwas Gutem.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Psalm 34,10

Die jungen Löwen darben und hungern; aber denen, die nach Jehovah fragen, mangelt es an keinem Gut. Ps 35,17; 91,13; Lk 1,53; 6,24; Jak 5,1f.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Ps 34,11

Jahwe fürchtet, ihr Heiligen sein! / Denn die ihn fürchten, die trifft kein Mangel.
Ludwig Albrecht – Ps 34,10

Junge Löwen darben und hungern, aber die Jehova suchen, ermangeln keines Gute
Elberfelder 1871 – Psalm 34:11

David legt dar, daß der Engel des HERRN (möglicherweise der Herr Jesus selbst; vgl. den Kommentar zu 1Mo 16,9 ) sich um jene herum lagert, die den Herrn fürchten (vgl. Ps 34,10.12 ). In militärischen Bildern sprach David vom göttlichen Schutz (vgl. 1Mo 32,2; 2Kö 6,16 ).
Wer auf den Herrn vertraut, der erfährt wirkliche Freude – wenn er sie schmeckt und sieht . Wer immer den Herrn fürchtet, d. h. wer den Herrn wahrhaftig verehrt, dem wird nichts mangeln (vgl. Ps 23,1 ,), bzw. dem wird nichts Gutes mangeln (vgl. Ps 16,2;84,12 ).

Walvoord Bibelkommentar

nachdem wir heute schon einige Verse, die auf die oben zitierten, folgen, geschrieben haben, aus aktuellen Anlass auch der Vers 10

Mit Jehova an unserer Seite brauchen wir vor nichts, was auf uns zukommt, Angst zu haben. Solange wir unseren Gott an die erste Stelle in unserem Leben setzen, wird er uns nie verlassen. Wir müssen uns jetzt auf schwierige Zeiten vorbereiten und fest darauf vertrauen, dass Jehova uns nie im Stich lässt. Daran möchte uns die leitende Körperschaft erinnern und hat deshalb Psalm 34:10 als unseren Jahrestext für 2022 ausgewählt: „Wer Jehova sucht, dem fehlt es nicht an Gutem.“

Wachtturm Studienausgaben 01-2022

Nunja, dazu muß ich aber ein PERSÖNLICHES Verhältnis zu Jehova aufbauen, und da ist eine Kirche, die mich am persönlichen Bibelstudium und besprechen meiner biblischen Gedanken, sagen wir mal, „hinderlich“.
Also schauen wir, was andere zu dem Vers sagen:

Nach den Vorsätzen des Psalmdichters in den Versen 2 bis 4 soll in seinem weiteren Leben das Loben, Rühmen und Erheben des HERRN nicht mehr zum Erliegen kommen. Sein Mund soll zum Ausdruck bringen, dass Herz und Seele dem HERRN gehören. Darin möchte er anderen ein gutes Vorbild sein. Die sanftmütigen Geduldigen, denen es nicht schwerfällt, sich in Demut zu beugen, sollen seinem Beispiel folgen und in das freudige Lob mit einstimmen (Vers 3; Ps 69,33). Offenbar denkt er an einen öffentlichen Gottesdienst zur Anbetung, wozu sich Gottesfürchtige versammeln, um miteinander den Namen des HERRN zu erhöhen (Vers 4; Ps 35,27 und 40,17). Gott liebt das einmütige, vom Heiligen Geist gewirkte Lob Seiner Kinder (Ps 89,16f und 119,63; Apg 2,46.47). Dem Psalmdichter geht es darum, dass der Glaube des Einzelnen durch geistliche Gemeinschaft beim Loben und Danken gestärkt wird. Es hat den Anschein, dass er in diesem Psalm nicht über seine persönlichen Erfahrungen sprechen möchte. Aus diesem Grund wechselt er in den nun folgenden Versen immer wieder von der Einzahl zur Mehrzahl über, so bei dem Übergang vom fünften zum sechsten Vers, auch vom siebten zum achten Vers und weiterhin. Wie bei ihm als einzelnem Gläubigem, so wird auch der Glaube der Gottesfürchtigen als Gesamtheit nicht enttäuscht werden. Sie alle werden auf ihren Hilferuf hin erleben, wie der HERR ihnen in Güte antwortet, dass Er sie im Glauben stärkt und sie von ihren Ängsten und Besorgnissen befreit (Verse 5 bis 10; Ps 3,5 und 138,3; Mt 7,7–11).
Die Gottesfürchtigen können sicher sein, dass Gott auf jede Bezeugung persönlichen Glaubens antwortet. Wenn der Fall es erfordert, sendet Er Seinen Engel zu ihrem Schutz, so dass sie sich trotz der sie umgebenden Gefahren in Sicherheit fühlen (Verse 7 und 8; Ps 35,5.6; Apg 12,11). Das Ergebnis ist, dass ihre Gesichter nicht mehr von Kummer und Sorge geprägt sind, sondern vor Freude strahlen als ein Widerschein der Güte Gottes. Jeder Gläubige, der seine Zuflucht zu Ihm nimmt (Vers 9), wird Erfahrungen machen von dem Glück, in Ihm geborgen zu sein, und dies desto deutlicher, je größer die vorhergehende Not war (Ps 84,12f; Klgl 3,22–26; Jak 5,11; 1. Pet 2,3). Solche geistlichen Erfahrungen kann man von niemand lernen oder übernehmen, sie müssen ganz persönlich im Leben des Gläubigen gemacht werden. Durch das selbst Erlebte lernen wir den Wert der Liebe und Güte unseres Herrn am besten kennen. In der Aufforderung, dies zu „schmecken“, liegt nichts Mahnendes (Vers 9). Der Dichter wünscht seinen Lesern die gleichen segensreichen Erfahrungen, auf die er selbst zurückblicken kann. Wenn der Gläubige auch durch schwere Erprobungen geführt wird, so wird er doch nachher bestätigen: „Keinen Mangel haben, die ihn fürchten“, und: „die den HERRN suchen, ermangeln keines Guten“ (Verse 10 und 11). Durch Glauben ist der Geprüfte überzeugt: „Mir wird nichts mangeln“ (Ps 23,1 und 107,9). Dieses gläubige Vertrauen hat nicht einen garantierten Lebenserfolg und ungestörte Wohlfahrt im Sinn. Auch steht dem Glauben nicht lediglich die Abhilfe vom Mangel vor Augen. Viel wichtiger ist ihm die unendliche Liebe und Allmacht des himmlischen Vaters.
Der Psalmdichter setzt in Vers 12 und weiterhin seine Aufrufe an die Gottesfürchtigen fort, aber nun im Ton des erfahrenen väterlichen Lehrmeisters. Zur Übung in praktischer Gottesfurcht folgen bis Vers 17 die in 1. Pet 3,10–12 zitierten Worte. Als Erstes gilt es, der Aufforderung „Kommt!“ Folge zu leisten, aber dies nicht erst dann, wenn man bereits zu den Alten gezählt wird, sondern solange man noch zu den „Söhnen“ gehört (Vers 12). Als Zweites geht es um das Zuhören und daraufhin um das willige Befolgen des Wortes. Dann wird Gott zu Seinen Zusagen stehen und „bleibendes Gut“ schenken (Spr 8,17–19; Pred 12,1). Unter dem Begriff ‚Belehrung‘ können Aufklärung über Grundregeln und lehrhafte Zusammenhänge, Begriffsbestimmungen und Unterweisung verstanden werden. Doch allem voran gilt es, „die Furcht des HERRN“ zu lernen, denn „die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang; und die Erkenntnis des Heiligen ist Verstand“ (Spr 9,10). Der Heilige Geist wirkt dort, wo man dem Wort: „Seid heilig, denn ich bin heilig“ nachkommt und wo Gottesfurcht im Herzen wohnt, denn „die Furcht des HERRN ist rein und besteht ewig“ (Ps 19,10; 1. Pet 1,16). Wenn die Liebe zu dem Herrn und Seinen Geboten und das Wirken des Heiligen Geistes fehlen, entsteht selbst bei angestrengtem Lernen lediglich ein hohles Gedankengebäude, dem das geistliche Fundament und die Festigkeit der Glaubensüberzeugung fehlen, insbesondere aber die Nähe zu Gott. Daher wird es bei der unumgänglichen Erprobung und unter Belastung einstürzen.

Karl Mebus – Eine Auslegung der Psalmen für die Praxis

V. 10 u. 11. Fürchtet den Herrn usw. Dieser Vers ermahnt die Gläubigen, der Heiligkeit und Gerechtigkeit nachzujagen, um den Wohltaten Gottes den Zugang zu eröffnen. Wir wissen ja, dass die Menschen meistens für sich zu sorgen pflegen, da ein jeder zum Betruge, zum Raube und zu ungerechten Gewalttaten neigt. So kann es nicht ausbleiben, dass auch die Gläubigen von der Lust gekitzelt werden, sie nachzuahmen, so dass auch sie anfangen mit den Wölfen zu heulen. Ja, wenn sie sich auch gerne von jeder Ungerechtigkeit fernhalten möchten, so reißt doch die allgemeine Sitte sie wie im Sturme mit fort, und dabei glauben sie durch die Not entschuldigt zu sein. Diesen Versuchungen tritt David entgegen, indem er verheißt, dass alles aufs Beste gehen werde, wenn sie immer in der Furcht Gottes bleiben. Diese stellt er allen verkehrten Künsten und Ratschlägen gegenüber. Der große Haufe verdammt alle, die sich der Einfalt befleißigen, als Toren, weil sie nicht auf ihren und der Ihrigen Vorteil bedacht sind; und die Kinder dieser Welt lassen sich, weil sie vor dem Mangel sich fürchten, durch ihren fleischlichen Sinn zu allerlei zweifelhaften Unternehmungen verleiten. Demgegenüber bezeugt David, dass Gott für die Gläubigen sorge, und dass er es nie zulassen werde, dass sie Mangel leiden. Er sagt: Keine Furcht und kein Misstrauen möge euch davon abführen, immer nach dem Rechten zu streben, denn Gott wird die Guten und Braven nie verlassen. Er befiehlt also, Gott die Ehre zu geben, indem sie von ihm allein mehr erwarten als die Gottlosen von ihren unerlaubten Künsten. Da die Bosheit der Welt alle Schranken durchbricht, so wendet er sich besonders an die Heiligen und fordert sie auf, sich zu hüten, weil er bei dem großen Haufen doch nichts erreichen kann. Es klingt unglaublich, und ist doch die Wahrheit, dass die Unschuld der Guten und Einfältigen, obgleich sie der Willkür der Bösen bloßgestellt ist, doch mehr Schutz gewährt als alle verkehrten Mittel. Übrigens ist es wohl am Platz, dass er den Heiligen, die schon aus freien Stücken sich der Unschuld befleißigen, diese Lehre gibt, damit sie nicht von der Furcht Gottes weichen. Wir wissen ja, wie leicht, wenn die Lockungen der Welt uns Hoffnung auf ein glückliches und gutes Leben geben, das Licht der Frömmigkeit bei uns unterdrückt und ausgelöscht wird. Diese Lehre beleuchtet er dann durch einen sehr passenden Vergleich (V. 11). Er weist darauf hin, dass Gott den Seinen alles, was sie nötig haben, darreicht und ihrem Mangel abhilft, während vielleicht junge Löwen trotz ihrer Wildheit, durch die sie alle Räuber der Welt übertreffen, hungrig herumirren. Wenn einige unter den „Löwen“ bildlich Räuber und Gewaltmenschen verstehen wollen, so ist dies gesucht. David will ganz einfach zu verstehen geben, dass man mehr als durch Rauben und Zusammenraffen dadurch erreicht, dass man sich vor aller Ungerechtigkeit hütet, da Löwen und andere wilde Tiere, die auf Beute angewiesen sind, oft hungern, während der Herr die Seinen nährt. Die Meinung ist also, dass eher die Löwen wegen Mangel und Hunger zu Grunde gehen werden, als dass Gott den Rechtschaffenen und Braven den nötigen Lebensunterhalt entzöge, weil diese sich an seinem Segen genügen lassen und ihre Nahrung nur aus seiner Hand suchen. Wer daher seine Sorgen auf Gott wirft und sich fest versichert hält, dass er sein Ernährer und Vater ist, der wird friedlich, still und beruhigt und ohne jeglichen Schaden unter den Menschen verkehren. Sollte jemand entgegnen, dass auch die Guten und Braven oft vor Mangel nicht bewahrt bleiben, so antworte ich, dass Gott zur rechten Zeit, wenn die Not am höchsten gestiegen ist, seine Hand ausstreckt, um ihnen zu helfen, so dass immer der letzte Ausgang zeigt, dass sie nicht umsonst alles, was sie zur Erhaltung des Lebens nötig haben, von ihm erbitten.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Psalm 34
Dieser Psalm setzt den Lobpreis und die Danksagung des vorherigen fort – nur, dass sich der Fokus jetzt auf „allezeit“ geweitet hat. Die Gläubigen des Überrestes Israels fordern nun die ganze Welt auf, sich mit ihnen zu vereinigen, damit sie gemeinsam den Herrn preisen und seinen Namen erheben können (Ps 34,2–4). Sie werden das Evangelium des Reiches predigen und allen Ländern die wunderbare Güte Gottes vorstellen, der sie „aus all ihren Bedrängnissen“ (d. h. aus der Großen Drangsal) errettet hat. Sie werden alle aufrufen, Ihm zu vertrauen. Und sie werden sie ermutigen, zu schmecken und zu sehen, „dass der Herr gütig ist“ (Ps 34,5–9). Israel wird auch für den Herrn als Lehrer der Gerechtigkeit (Jes 2,2–3; 60,17; Mt 28,19–20) die Nationen unterweisen. Es wird sie lehren, den Herrn zu fürchten, auf dass es ihnen wohl ergehe, und sich Ihm zu unterwerfen, damit sie ihr ganzes Leben sowie jeden einzelnen Tag im Königreich genießen mögen. Israel wird die Welt auch vor dem Gericht warnen, dass eilends ausgeführt werden wird („ausrotten“) gegenüber jedem, der unter der Herrschaft Christi das Böse praktiziert (Ps 34,10–23). Vergleiche Psalm 101,3–8, Zeph 3,5 und Sach 5,1–4.

Stanley Bruce Anstey – Prophetische Übersicht über die Psalmen

Ein wahrer Nachfolger wird sich also weder von Spenden ernähren – noch sein gesamtes Geld spenden – sondern auf den Segen Jehovahs vertrauen! Aber der Segen Jehovahs wird nicht bedeuten, dass wir nun „reich werden“ – sondern das zum Leben notwendige haben werden. Vor allen werden wir immer die Möglichkeit haben, uns mit Gottes Wort zu beschäftigen! Und schau – wie viele Übersetzungen heute in unseren Händen liegen! Nicht nur eine Luther – sondern von linear-Übersetzungen bis hin zur Volxbibel haben wir heute für wenige Euros – und zum Teil kostenlos im www – Bibelübersetzungen zur Verfügung, und können die kostbaren Wahrheiten in der Bibel lesen und studieren.