Schlagwort: Glauben

„Höre die Worte der Weisen“

Neige dein Ohr und höre die Worte der Weisen, und richte dein Herz auf mein Wissen!
Elberfelder 1871 – Sprüche 22,17

Hör mir zu! Ich will dir weitergeben, was weise Lehrer gesagt haben. Nimm dir ihre Worte zu Herzen!
Gute Nachricht Bibel 2018 – Sprüche 22:17

Neige dein Ohr und höre die Reden der Weisen,
dein Herz richte auf meine Erkenntnis,
Buber & Rosenzweig – Sprüche 22,17

Die Ermahnungen in Vers 17 , aufzumerken (vgl. Sprüche 4,1.20;5,1;7,24 ), zu hören (vgl. Sprüche 1,8;4,1.10.20;5,1.7;7,24;8,32-33 ) und sein Herz zu wenden (vgl. Sprüche 2,2 ), sind Aufrufe, dem zu folgen und das zu befolgen, was in den 30 Sprüchen dargeboten wird. Die Gründe für die Ermahnungen werden in Vers 18-19 genannt: es ist lieblich , sich an die Sprüche zu erinnern ( behalte sie in deinem Herzen ) und sie zitieren und darüber sprechen zu können ( führe sie auf deinen Lippen) , denn sie ermutigen die Menschen, dem Herrn zu vertrauen.

Walvoord

Die Septuaginta hat Worte der Weisen als Überschrift und im Text dafür »meine Worte«. Meine Erkenntnis ist Hinweis auf die folgenden Kapitel. Der Spruch ähnelt sehr 2,2. Bei Amenemope beginnt das erste Kapitel (3,9f): »Gib deine Ohren, höre, was gesagt wird. Gib dein Herz daran, es zu verstehen.«

Wuppertaler Studienbibel

Geht es um die Worte von „irgend einem Weisen der alten Zeit“? oder um die Worte von „Weisen des 21.Jahrhunderts“ ???

Gott schuf den Menschen nicht als unwissendes Geschöpf, und er will auch nicht, daß er der Unwissenheit zum Opfer falle, denn das hat keine guten Folgen. „Auch daß die Seele ohne Erkenntnis ist, ist nicht gut, und wessen Füße hastig sind, der sündigt.“ (Sprüche 19:2, NW) Die Erkenntnis sollte uns davon zurückhalten, in Unkenntnis überstürzt einen bestimmten Weg einzuschlagen und so gegen Gott zu sündigen. „Jeder Kluge wird mit Erkenntnis handeln, aber der Tor wird Narrheit ausbreiten.“ (Sprüche 13:16, NW) Da der inspirierte Schreiber der Sprüche wußte, wie wertvoll die Erkenntnis Gottes ist, spornte er alle, die nach dieser Erkenntnis trachten, an, seinen Worten in diesem Buche der Bibel Gehör zu schenken. „Neige dein Ohr und höre die Worte der Weisen, damit du dein Herz auf meine Erkenntnis richtest.“ — Sprüche 22:17, NW.
Jehova Gott besaß während seines ganzen ewigen Daseins, …, umfassende Kenntnisse und Erkenntnis. Als er mit seinem Schöpfungswerk begann, wandte er diese an. Damals machte er von der Weisheit Gebrauch oder offenbarte sie. Die Weisheit ist aktiv. Sie ist die Fähigkeit, Erkenntnis richtig anzuwenden, sie also auf eine Weise zu gebrauchen, daß man gute Ergebnisse erzielt und sein Vorhaben durchführt. Weise zu sein bedeutet, mit Einsicht zu handeln, und setzt Erkenntnis voraus. „Die Weisen bewahren Erkenntnis auf, aber der Mund des Narren ist nahendes Verderben.“ Die Weisheit wendet Erkenntnis an. „Die Zunge der Weisen wirkt Gutes mit Erkenntnis, aber der Mund der Toren sprudelt Torheit hervor. Die Lippen der Weisen streuen fortwährend Erkenntnis aus, aber das Herz der Toren ist anders.“ — Sprüche 10:14; 15:2, 7, NW.

Der Wachtturm 1.Februar 1958

Also dreht es sich nicht um die Worte von Menschen, auf die ich hören soll – sondern ausschließlich auf die Worte die Jehovah dem Schreiber der Sprüche in den Mund legte!

meins teilen ??

Des Wohltuns aber und Mitteilens vergesset nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen.
Elberfelder 1871 – Hebräer 13,16

Hört nicht auf, Gutes zu tun und andere großzügig mit in euer Leben einzubeziehen. Denn solche Opfer sind es letztlich, die Gott wirklich wohlgefällig sind.
Roland Werner – Das Buch – Hebr. 13,16

Überdies, vergeßt nicht, Gutes zu tun und die Dinge mit anderen zu teilen, denn solche Schlachtopfer sind Gott wohlgefällig.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Hebräer 13:16

Wie? Ich soll Dinge, die ich mir hart erarbeitet habe, mit anderen teilen? Was soll das?

Gleichklang im Schlusslaut
εὐποιΐας καὶ κοινωνίας
„Wohltun und Mitteilen“ (Hebr 13,16, ELB)
Die Auslaute von „Wohltun“ (εὐποιΐας eupoiias) sind die gleichen wie in „Mitteilen“ (κοινωνίας koinōnias). Die Ähnlichkeit zwischen den Auslauten dieser Wörter erzeugt das Wortspiel.

Wortpiel in der Bibel – Faithlife

Mit anderen teilen
Zu der Freigebigkeit eines Christen gehört auch das, was in Hebräer 13:16 erwähnt wird: „Übrigens, vergeßt nicht, Gutes zu tun und die Dinge mit anderen zu teilen, denn solche Schlachtopfer sind Gott wohlgefällig.“
Bist du Autobesitzer? Bestimmt kennst du jemand, der sich freuen würde, wenn du ihn gelegentlich mitnehmen oder mit ihm eine Fahrt ins Grüne machen würdest. Oder vielleicht kennst du jemand, der fast Tag und Nacht arbeitet, um seine reparaturbedürftige Wohnung in Ordnung zu bringen, oder der sich auf diese Weise abmüht, eine andere notwendige Arbeit zu bewältigen. Wäre er nicht dankbar, wenn ihm jemand helfen würde? Auch könntest du für jemand, der schon älter oder der körperbehindert ist, Besorgungen machen. Schon dadurch, daß man das, was man besitzt, mit anderen teilt oder daß man ihnen anbietet, eine bestimmte Arbeit zu verrichten, für die man besonders geschult ist, kann man Freude bereiten.
Eine andere Möglichkeit, jemandem Freude zu machen, besteht darin, ihm Zeit zu widmen. Kennst du Personen, die sich einsam fühlen oder denen vor kurzem jemand gestorben ist? Man kann dadurch, daß man solche Leute besucht und sich ihre Probleme bereitwillig anhört, sehr viel Gutes tun. Dabei kostet es einen keinen Pfennig.

Erwachet! 22.Dezember 1975

Immer wieder ist es dem Apostel darum zu tun, Glaube und Heiligung, rechte Lehre und rechtes Tun, Bekenntnis mit Worten und Bekenntnis durch den Lebenswandel den Lesern seines Briefes als eine unlösbare Einheit vor Augen zu stellen. Zur „Frucht der Lippen“ gehört auch die helfende Tat. Dort, wo im Leben und in der Frömmigkeit des AT die vielen Opfer standen, steht im Leben der Gemeinde die Lebenshingabe an Gott im praktischen Dienst am Nächsten. Die Liebeswerke haben weder sühnenden noch verdienstlichen Charakter. Aber gegenüber den gesetzlichen Opfern, die der Gläubige nicht mehr bringen soll, bleiben die Werke der Barmherzigkeit rechte, Gott wohlgefällige Opfer. Damit kehrt der Apostel wieder zum Ausgangspunkt seiner Ermahnungen zurück und betont, daß Liebe zum Herrn und Liebe zum Bruder unlösbar zusammengehören.

Wuppertaler Studienbibel

Die Opferbereitschaft der Christen soll sich als »Opfer der Wohltätigkeit und Mitteilung« auswirken: »Gutes zu tun und mit andern zu teilen, vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.« Der natürliche Mensch neigt immer wieder dazu, vor allem an die eigene Not zu denken. Erst in zweiter Linie nimmt er auf den Nächsten Rücksicht und schenkt ihm ein Scherflein. Diese allgemeinmenschliche Gesinnung muss aus dem Herzen der Gemeinde verbannt werden. In der christlichen Gemeinde darf es keine Vergesslichkeit im Bereich der Nächstenliebe geben; denn das leuchtende Beispiel Christi fordert zur Nachahmung heraus.
Im Textzusammenhang bilden »Wohltun und Mitteilen« ein Begriffspaar, das mit dem Lobopfer (V. 15) eng verknüpft ist. Die Urgemeinde war eben dadurch gekennzeichnet, dass Geistliches und Materielles zusammengehalten wurden. So war der urchristliche Gottesdienst mit materiellen Darbringungen verbunden. Diese mit der Abendmahlfeier verbundenen Darbringungen wurden nach dem Gottesdienst unter die Armen verteilt (vgl. Apg 2,42; 6,1). So führt diese Stelle uns zu den tiefsten Wurzeln christlicher Gemeinschaft. Nicht gegenseitige Sympathie macht die Gemeinde aus. Ihr Fundament ist die Liebe Christi, die zu vermitteln die Christen berufen sind. Die ewig gültige Richtschnur ist diese: Wie der Herr Jesus uns gedient und uns einen »neuen und lebendigen Weg« (Heb 10,20) eröffnet hat, so sind auch wir schuldig, unsre Mitmenschen zu lieben (vgl. Joh 13,15). »Solche Opfer gefallen Gott«, der Quelle des Lebens und der Liebe bleibt.

Edition C

Hier haben wir weitere Opfer, die aus Herzen kommen, die Gott gegenüber dankbar sind. Das Lob bezieht sich direkt auf Ihn; aber auch die Liebe gegenüber unseren Brüdern, die sich durch Wohltun und Mitteilen kundgibt, ist eine Ihm wohlgefällige Sache. Sie entspricht seiner Natur, sie zeigt die Gleichförmigkeit unserer Gefühle mit den Seinen, in denen Er nicht aufhört, seine Wohltaten auszuschütten. Wer Gott anbetet und an ihm freut, dessen Herz ist auch geneigt zum Wohltun. Die Liebe Gottes, wovon es erfüllt ist, fliesst über und richtet sich auch auf unsere Brüder und die anderen Menschen. An solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen. Wohltun ist die Neigung des Herzens; anderen von seinen Gütern mitteilen ist das Ergebnis. Man könnte auch durch einen gesetzlichen Grundsatz von seinen Gütern mitteilen; aber dann hätte Gott kein Wohlgefallen daran. Wenn ich alle meine Habe austeilte, aber nicht Liebe habe, so nützt es mir nichts (1 Korither 13,3). Das Wohltun wird sich nicht nur in der Verteilung von Gaben an die Bedürftigen zeigen. Es wird sowohl moralisch als auch physisch wohltun; der Name sagt es schon.
Beim Lesen von 5 Mose 26,1-15 wird man bemerken, dass auch dort diese beiden Gedanken in der gleichen Ordnung zu finden sind: Dank und Lob gegenüber dem HERRN; Wohltun gegenüber den Leviten, den Fremden, den Waisen und Witwen, also gegenüber denen, die nichts hatten.

Halte fest 1966

Das Zweite, das Gläubige opfern, wird in Vers 16 genannt. Sie sollen in Form von guten Taten opfern: Das Wohltun … vergesst nicht. Das Wort Wohltun bedeutet, jedweden freundlichen Dienst auszuüben. Die Ausübung jedweden freundlichen Dienstes wird die Anforderungen von Vers 1 (die Bruderliebe) erfüllen. Das Wort Mitteilen (teilen) bezeichnet speziell das Geben von Almosen für die Bedürftigen. Den Bedürftigen Almosen zu geben, wird die Anforderungen von Vers 2 erfüllen (nämlich den Fremden Liebe zu erweisen). Das alles sind Opfer und an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen.

Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief

Es gibt ein heiliges Priestertum und ebenso ein königliches Priestertum (1 Petrus 2,5.9). Das heilige Priestertum geht zur Anbetung in das Heiligtum ein. Das königliche Priestertum geht zum Zeugnis zu den Menschen hinaus. Nachdem wir zu einem Dienst des Lobes und der Danksagung am Heiligtum ermahnt worden sind, werden wir jetzt zu einem überaus praktischen Dienst ermuntert. Das Wohltun und Teilen mit anderen in materiellen Dingen dürfen wir nicht vergessen. Von zwei Menschen im Neuen Testament wird gesagt: „Der war ein guter … Mann“ (Lk 23,50; Luther ’56) und: „Er war ein guter Mann“ (Apg 11,24). Dies sollte man wahrheitsgemäß und freimütig von jedem Gläubigen sagen können. Als wir in unseren Sünden waren, standen wir unter jenem furchtbaren Verdammungsurteil: „Da ist keiner, der Gutes tue, da ist auch nicht einer“ (Röm 3,12). Doch es kam Der, von dem gesagt wurde, daß Er „umherging und wohltat“ (Apg 10,38; Rev. Elberf), und seit wir Ihn nun erkannt haben, verlangt uns danach, Ihm gleich zu sein. „Des Wohltuns … vergesset nicht“. Es ist unsere Pflicht als Christen, allen Menschen gegenüber Gutes zu wirken, besonders denen gegenüber, welche die Hausgenossen des Glaubens sind (Gal 6,10). Wir können das tun, indem wir mit anderen jene materiellen Annehmlichkeiten teilen, womit wir von Gott gesegnet worden sind. Solche Opfer sind Gott wohlgefällig, und Jakobus erinnert uns ernstlich daran, daß es dem, der Gutes zu tun weiß und es nicht tut, Sünde ist (Jak 4,17).
  So gilt demnach: Wir gehen zu Gott mit dem Opfer des Lobes ein und zu den Menschen hinaus, indem wir als Opfer unseren Besitz mit ihnen teilen.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Jesus und seine Mutter

Dann spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. (Eig in das Seinige)
Elberfelder 1871 – Johannes 19,27

Folglich sagt er dem Schüler: „Schau hin, deine Mutter!“ Und so nahm der Schüler sie von jener Stunde an in sein Privatleben auf.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Johannes 19,27

Hierauf sprach er zu dem Jünger: Siehe da, deine Mutter! (- Siehe, wie ehrt der Heiland den Jünger, da er ihn, seiner Mutter ihn zum Sohne gebend, zu seinem Bruder macht! So gut ist es, bei dem Kreuze zu stehen und auszuharren bei dem leidenden Heiland (Theoph.). In mystischem Sinne sagt Rupertus (12. Jahrhundert): Johannes war unterm Kreuze der Vertreter aller Gläubigen, ja aller Menschen, und alle hat Jesus damals seiner heil. Mutter empfohlen, allen sie zur Mutter gegeben. Diese Worte enthalten eine Wahrheit, welche jetzt alle Katholiken glauben und bekennen. Sind wir nicht Adoptivbrüder des Herrn, der Mensch geworden ist, und also auch Adoptivkinder seiner heiligsten Mutter? -) Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. (- Dass seine eigene Mutter noch lebte, konnte für den heil. Johannes kein Hindernis sein. Er hatte wohl in Jerusalem eine Unterkunft. Da der heil. Joseph schon vor der öffentlichen Tätigkeit des Herrn gestorben war und nun auch ihr göttlicher Sohn diese Erde verlässt, hat Maria keine eigene Heimat mehr. Aber sie gehört nun der Kirche an, für welche sie, als Jungfrau zugleich und als Mutter, deren reinstes Bild und ein kostbares Kleinod ist, das wir durch das Testament unseres gekreuzigten Herrn für alle Zeiten ererbt haben. -)
Joseph Franz von Allioli – Johannes 19:27

Warum kümmert sich Jesus in den letzten Minuten noch um seine Mutter?

Bessarion kommentiernt (In verbum evangelii: Sic eum volo manere, quid ad te?, Joh 4,4.17): „εἰς τὰ ἴδια: οἰκίαν δηλονότι, ὀλίγοι Λατίνων ‚ἔλαβεν αὐτήν φασιν εἰς ἰδίαν‘, μητέρα δηλονότι“. „Das bedeutet in’s Haus, einige wenige lateinische (Handschriften) sagen: er nahm sie zu seiner eigenen, das bedeutet: zur Mutter“. Damit ist es klar, da der griechische Text hier eindeutig „εἰς τὰ ἴδια“ liest, dass der Jünger Maria mit in sein Haus aufnahm, nachdem der Herr Jesus eine Mutter-Sohn Beziehung angeordnet hatte und für ihre Versorgung und Unterbringung zuständig war. Auch Cyrill kommentiert (Commentarii in Joannem 3.91,32: „ἀπάγειν δὲ οἴκαδε κελεύει“ („er befiehlt nun, sie mit nach Hause zu nehmen“.

Streitenberger – Johannesevangelium

In schroffem Kontrast zu der Grausamkeit und Gleichgültigkeit der Soldaten beobachtete eine Gruppe von vier Frauen, die Jesus gefolgt waren und ihn liebten, tiefbekümmert die Vorgänge am Kreuz. Der Schmerz der Mutter Jesu war die Erfüllung der Prophezeiung von Simeon: „Und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen“ (Lk 2,35). Jesus, der ihren Kummer sah, ehrte seine Mutter, indem er sie der Fürsorge von Johannes, dem geliebten Jünger, anvertraute. Seine Brüder und Schwestern lebten in Galiläa und waren nicht in der Lage, für sie zu sorgen oder sie zu trösten. Jesu Worte zu Maria und zu dem Jünger, den er lieb hatte, waren seine dritte Äußerung am Kreuz (die erste, von der Johannes berichtet). In den anderen Evangelien hatte er bereits den römischen Soldaten, die ihn kreuzigten, und auch dem einen der beiden Diebe, die mit ihm gekreuzigt wurden, vergeben (vgl. Lk 23,34.42-43).

Walvoord

Dann wendet Er sich an den Apostel: „Siehe, deine Mutter!“ Was er damit sagen wollte, ist deutlich: Johannes wurde die Verantwortung der Versorgung Seiner Mutter übertragen. Johannes bekam diesen Auftrag, weil er dem Herrn nahe war. Der Herr gibt den Seinigen Aufträge, wenn ihre Herzen stille sind und so Seine Stimme vernehmen können; aber es kommt auch vor, daß einige solche Aufträge nie vernommen werden, weil die Herzen der Gläubigen mehr auf die Welt abgestimmt sind.
 Johannes „nahm […] sie zu sich“, das heißt in sein Haus. Es ist gut, wenn unsere Häuser für die Hausgenossen Gottes offen sind, wann immer sie bedürftig sein sollten. Paulus fand im Haus von Aquila und Priscilla ein Heim, als er als Fremdling nach Korinth gekommen war (Apg 18,2). Vielleicht ist das aber nicht die Bedeutung der Worte eis ta idia (wie Elberf wörtlich in der Fußnote: „in das Seinige“). Johannes hatte seine Wurzeln in Galiläa, viele Meilen nordwärts; daß er ein Haus in Jerusalem gehabt hätte, vernehmen wir nirgends. Wie wir zuvor bereits vermerkt haben, und was auch mit den Ereignissen nach der Auferstehung gut übereinstimmt, glauben wir, daß Johannes die Mutter des Herrn in den (am Vorabend verlassenen) Obersaal mitnahm; denn die Apostel und viele andere hielten sich in den Tagen zwischen der Auferstehung und der Gabe des Geistes am Pfingsttage dort auf.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Vier Frauen standen am Fuß des Kreuzes: seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Mirjam, die von Klophah, und Mirjam Magdalit (Joh 19,25c). Wenn man Jochans Bericht mit dem von Markus (15,40) und Matthäus (27,56) vergleicht, kann man die Namen der vier Frauen ableiten. Die prominenteste war Jeschuas eigene Mutter, Mirjam. Die zweite Frau hieß ebenfalls Mirjam, und sie wird als Mutter von Jakobus und Judas, zwei von Jeschuas Jüngern, bezeichnet. Sie war die Frau von Kleopas (Johannes 19:25), der nach kirchlicher Tradition der Bruder von Jeschuas Stiefvater Josef war. Wenn das stimmt, dann waren Jakobus und Judas die Stiefcousins von Jeschua. Kleopas war auch einer von zwei Jüngern auf dem Emmausweg. Die dritte Frau wurde Salome genannt. Sie war die Mutter der Söhne des Zebedäus, Jakobus und Jochanan, zwei weiteren Mitgliedern der apostolischen Gruppe. Sie war auch die Schwester von Jeschuas Mutter (Johannes 19,25), was sie zu seiner Tante und Jakobus und Jochanan zu seinen Cousins ersten Grades machte. Die vierte Frau war Miriam Magdalena. In dieser Gruppe von vier Frauen stand der Apostel Jochanan, der einzige, der diesen Vorfall aufzeichnet.

In seiner dritten Aussage vom Kreuz aus sprach Jeschua seine Mutter an und sagte: „Frau, siehe, dein Sohn“ (Joh 19,26b), womit er Jochanan meinte. An den Apostel gewandt, sagte Er: „Siehe, deine Mutter“ (Joh 19,27a), womit Miriam gemeint ist. Mit diesen Worten erfüllte Jeschua eine jüdische Erwartung, denn es war die Verantwortung des erstgeborenen Sohnes, für das leibliche Wohl seiner verwitweten Mutter zu sorgen. Jeschua war dabei, die Erde zu verlassen, und keiner Seiner vier Halbbrüder glaubte noch an Ihn. Er beschloss, das Wohlergehen Seiner Mutter in den Händen von Jochanan, einem Gläubigen, zu lassen. Der Apostel sollte Jeschuas Mutter wie seine eigene betrachten und sich um ihr körperliches Wohlergehen kümmern, und von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu seinem eigenen (Johannes 19:27b).

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua

Von den Soldaten wandert der Scheinwerferkegel des Berichts zu denen, die Jesus am nächsten stehen: zur Familie und zu den Jüngern.

»Es standen aber beim Kreuz Jesu seine Mutter usw.«: Dass Frauen zu Zeugen der Kreuzigung wurden, sagen alle Evangelien (Mt 27,55ff.parr). Es sind sogar mehr gewesen, als Johannes aufzählt. Denn Matthäus und Markus sprechen von »vielen« Frauen (Mt 27,55; Mk 15,41). Dass nicht nur Frauen dabei waren, ergibt sich aus Lk 23,49, wonach »alle seine Bekannten« anwesend waren. Insofern ist also Johannes nicht der Einzige, der von den Frauen und einem Jünger erzählt. Vergleicht man mit den Synoptikern, dann darf man die Worte »beim Kreuz« nicht zu eng fassen. Denn nach Mt 27,55 parr haben die Betreffenden »von ferne« zugeschaut. Ob sie auf der Stadtmauer oder vor der Mauer »standen«, müssen wir offen lassen. Wir wissen auch nicht mehr, was die Familie und die Jünger in der Zeit zwischen Verhandlung und Hinrichtung unternommen haben.

Anwesend ist zunächst »seine Mutter«. Johannes nennt niemals ihren Namen Maria. Er kann diesen Namen bei seinen Lesern voraussetzen. Wir sind der Mutter Jesu bisher nur bei der Hochzeit von Kana (Joh 2,1ff.) begegnet. In 6,42 wurde sie kurz erwähnt. Johannes ist auffallend zurückhaltend im Blick auf Maria. Ebenso zurückhaltend ist er im Blick auf sich selbst. Vermutlich möchte er diejenigen, die ihm besonders vertraut waren, nicht allzu sehr in den Vordergrund rücken.

Sodann wird »die Schwester seiner Mutter« genannt. Wer ist das? Die Ausleger sind zerstritten, eine sichere Antwort ist nicht möglich. Ist es, wie ein Vergleich mit Mt 27,56 und Mk 15,40 nahelegt, Salome, die Mutter der Zebedäussöhne? Johannes und Jakobus wären dann Vettern Jesu. Dass Johannes Maria als seine Tante zu sich nimmt, wäre gut erklärlich. Aber wir kommen hier über Vermutungen nicht hinaus. Die alte Christenheit wusste noch mehr. Drittens wird »Maria, die Frau des Klopas« genannt. »Maria«, hebräisch Mirjam, ist ein außerordentlich häufiger Name. Deshalb wird sie als »Maria, die des Klopas« (so wörtlich) bezeichnet, was die Tochter, die Mutter, die Schwester oder die Ehefrau des Klopas sein kann. Nach dem überwiegenden Sprachgebrauch nimmt man an, dass es sich um »die Frau des Klopas« handelt. Für diesen »Klopas« sind wir wieder auf Vermutungen angewiesen. Er soll nach alter judenchristlicher Überlieferung ein Bruder des Joseph, des Mannes der Mutter Jesu, gewesen sein. Sein Sohn Simeon, also ein Vetter Jesu, sei später Bischof von Jerusalem geworden. Ist es derselbe, der in Lk 24,18 »Kleopas« genannt wird, also einer der Emmausjünger? Vielleicht ist Kleopas (Abkürzung für Kleopatros) nur die griechische Namensform für den semitischen Namen Klopas. Treffen diese Vermutungen zu, dann hätten wir im Falle des Klopas und seiner Frau Maria wieder ein Beispiel vor uns, dass sich ganze Familien an Jesus anschlossen (andere Beispiele: Petrus und seine Familie, die Familie der Zebedaiden, die Bethanien -Geschwister).

Der vierte Name ist der der bekannten »Maria aus Magdala« bzw. »Maria Magdalena«. Sie stammt aus Magdala, damals mit 40 000 Einwohnern die größte Stadt am See Genezareth – eine Stadt mit Hunderten von Fischerbooten und bedeutender Textilindustrie. Aus dieser Maria hatte Jesus sieben Dämonen ausgetrieben (Lk 8,2; Mk 16,9). Sie wurde eine treue Jüngerin (Lk 8,1ff.; Mt 27,55ff.), Zeugin der Kreuzigung (Mt 27,56 parr), Zeugin des Begräbnisses (Mt 27,61 parr) und erste Zeugin der Auferstehung (Mk 16,9; Joh 20,1ff.; vgl. Mt 28,1 parr). Eine der eindrücklichsten Frauengestalten der Bibel! Bisher hat sie Johannes nicht erwähnt. Dass er sie jetzt ohne nähere Erklärung nennt, zeigt noch einmal, dass seine Leser mehr wussten als wir und dass das Evangelium nur eine verschwindend kleine Auswahl aus der reichen Geschichte jener Tage bringt (vgl. Joh 21,25).

»Als Jesus nun die Mutter sah« (V. 26): Die am Kreuz Hängenden verloren oft erst nach vielen Stunden das Bewusstsein. Bis dahin erlebten sie die Vorgänge in ihrer Umgebung mit. »Die Mutter«: Das ist nicht nur die Beziehung, die jeder Mensch in einmaliger Weise zu seiner Mutter hat. Das ist auch die Erinnerung an das heilsgeschichtliche Wunder seiner Menschwerdung und an die Erwählung jener Frau, der Gabriel die Verheißung überbrachte (Lk 1,26ff.) und die im Glauben antwortete: »Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast« (Lk 1,38). Jetzt ist Maria nicht mehr die ca. 15 jährige junge Frau, sondern wohl über 50 Jahre alt und gezeichnet von den Führungen und Erfahrungen ihres Lebens (vgl. Mt 2,13ff.; Mt 12,46ff.; Mk 3,31ff.; Lk 1,39ff.; Lk 2,1ff.; Lk 2,22ff.; Lk 2,41ff.; Lk 4,29).

Aber nicht nur die Mutter hat Jesus damals gesehen. Er »sah« auch »den Jünger, den er lieb hatte, dabeistehen«. Mehrfach begegnet uns dieser »Jünger, den er lieb hatte«, im Evangelium (Joh 13,23; 19,26; 20,2; 21,7.20). Haben wir Joh 13,23 richtig erklärt, dann handelt es sich um Johannes, den Sohn des Zebedäus. »Dabeistehen« heißt in diesem Zusammenhang wahrscheinlich: neben der Mutter stehen. Sind die Mutter Jesu und die Mutter des Johannes Schwestern (vgl. die Erklärung zu V. 25), dann begreifen wir dieses »dabeistehen« noch besser. Jedenfalls aber war der Jünger Johannes, der unser Evangelium verfasste, ein Augenzeuge der Kreuzigung! Das ist im Blick auf die Zuverlässigkeit der Überlieferung wichtig.

Obwohl die Kräfte schwinden (vgl. V. 28), sorgt Jesus für die irdische Zukunft seiner Mutter. »Er sagt zu der Mutter: Frau, siehe, dein Sohn!« Überraschenderweise benutzt Jesus die Anrede »Frau«. Dieselbe Anrede benutzt er in Joh 20,15 für Maria Magdalena. Warum sagt er nicht »Mutter«? Ist seine Anrede nicht hartherzig? Aber dass er mit letzter Kraft an die Mutter denkt und ihre Verhältnisse ordnet, ist ein Beweis seiner tiefen Liebe. Vergleicht man mit Joh 2,4, dann ergibt sich als Sinn für die Anrede »Frau«: Er redet schon als der Gottessohn, der sein Werk vollendet hat, der alle Gewalt im Himmel und auf Erden empfängt. Er gibt eine göttliche Weisung und handelt in diesem Falle – trotz oder gerade wegen seiner Liebe zur Mutter! – eben nicht als Familienangehöriger, sondern als der Sohn Gottes, der allen Menschen – auch seiner Mutter! – in Hoheit gegenübersteht. Er nimmt gewissermaßen schon Abschied von der Erde und damit auch von den irdisch – familiären Verhältnissen.

»Siehe, dein Sohn!« setzt voraus, dass beide, Maria und Johannes, ganz nahe beieinander stehen. »Siehe, dein Sohn« heißt: Ab jetzt wird Johannes die Sohnesstelle für mich einnehmen. Damit ist Johannes die Fürsorge für Maria übertragen. Denn nach dem vierten Gebot musste der Sohn für die Eltern in jeder Beziehung, auch in finanzieller, sorgen (vgl. 2 Mo 20,12; Mt 15,4ff.). Es ist aber fraglich, ob es sich um eine juristische Adoption handelt (Mt 12,46 parr spricht dagegen).

Noch einmal spricht der sterbende Jesus ein kurzes Wort. Diesmal geht es an den »Jünger« Johannes: »Siehe, deine Mutter!

(V. 27 a). Im Aramäischen, der Umgangssprache Jesu, sind das nur zwei Wörter. Sie ergänzen die bereits getroffene Verfügung auf der anderen Seite. Für Johannes gilt, dass er von jetzt an für Maria wie für seine »Mutter« sorgen soll.

V. 27 hat aber noch einen weiteren Inhalt. Dieser ist höchst interessant, weil er uns einen Blick in die früheste Kirchengeschichte ermöglicht. In Gestalt eines Kurzkommentars sagt der Evangelist nämlich: »Und von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu sich« (V. 27 b). »Von jener Stunde an«: Heißt das, dass er Maria noch während des qualvollen Sterbens Jesu vom Kreuz wegführte? Vielleicht weil sie zusammenbrach? Der Umstand, dass die Synoptiker (vgl. Mt 27,55ff.parr) die Mutter am Kreuz nicht erwähnen, könnte in diese Richtung deuten. So oder so: »Der Jünger« Johannes gehorchte dem sterbenden Herrn. »Er nahm sie zu sich« könnte man auch übersetzen: »Er nahm sie in sein Haus«, »er nahm sie in seinen Haushalt auf«. »Von« da »an« lebt Maria in der Familie des Johannes. In Apg 1,14 wird sie als Mitglied der ältesten Jerusalemer Gemeinde erwähnt. Alte kirchliche Nachrichten besagen, dass sie später mit Johannes nach Ephesus (Kleinasien) auswanderte und dort begraben liegt. Doch ist ihr späterer Lebensweg unbekannt.

Johannes hat zwei Ereignisse, die Maria betreffen, hell ins Licht gestellt: ihre Gegenwart in Kana (2, 1ff.) und ihre Gegenwart unter dem Kreuz (Joh 19,25ff.). Beide Male legt er Wert darauf, dass Jesus mit ihr in Liebe verbunden und zugleich in göttlicher Würde von ihr unabhängig ist. Deshalb die Anrede (beide Male!) »Frau«. Beide Male ist Maria ein Glaubensvorbild. »Was er euch sagt, das tut« (Joh 2,5), äußert sie in Kana, und das andere Mal kommt sie mutig und bekennend zum Kreuz. Aber beide Male muss sie auch gehorchen lernen: »Frau, was habe ich mit dir zu schaffen?« (Joh 2,4 »Frau, siehe, dein Sohn!« (Joh 19,26). Mutter und Jüngerin ist Maria gewesen. Aber sie ist nicht Miterlöserin, wie es die katholische Kirche lehrt. Vielmehr ist sie wie wir auf den Sühnetod Jesu angewiesen. In einer wunderbaren Ausgewogenheit, bei knappster Erzählung, leitet uns das Johannesevangelium an, wie wir Maria verstehen sollen.
Zuletzt erhebt sich noch die Frage: Warum hat Jesus die Mutter nicht seinen Brüdern anvertraut? Sie lebten doch noch, wie Apg 1,14 bezeugt. Sie kamen später auch zum Glauben an ihn (Apg 1,14; 15,13ff.; 1 Kor 9,5; 15,7; Gal 2,9; Jak 1,1; Jud 1,1). Wir können jene Frage nicht mehr beantworten. Vielleicht war es notwendig, dass Maria gerade jetzt in ihrem tiefsten Schmerz aufgefangen wurde. Und weil die Brüder Jesu weder anwesend noch gläubig waren, hat Jesus Johannes ausgewählt. Aber über Vermutungen kommen wir hier nicht hinaus.

Edition C

Jesus sorgte sich auch in den letzten Minuten um seine Mutter- Sein Verhältnis zu ihr hatte sich nicht verändert. Kein „wir sehen uns ja bald wieder“ – sondern aktive Hilfe für den sofortigen Augenblick.

Wer wird über IHN reden?

Und es wird dieses Evangelium vom Reiche in der ganzen Welt gepredigt werden, allen Völkern zum Zeugnisse, (- So dass alle Völker das Zeugnis von Christus hören; denen, die es nicht annehmen, wird es gleichfalls ein Zeugnis sein, nämlich zur Anklage. – Nicht eher als bis das Evangelium überall verkündet ist. Doch wird nicht gesagt, dass das Ende sogleich nachher kommt. (Aug.) -) und alsdann wird das Ende kommen.
von Allioli – Mt 24,14

Die Gute Nachricht (- Wörtliche Übersetzung von »Evangelium«. Steht für Gottes Willen, die Menschen mit sich zu versöhnen und in Gemeinschaft mit sich leben zu lassen. -) vom Himmelreich (- Wörtlich »Königsherrschaft der Himmel«. Bezeichnet den Herrschaftsbereich, in dem sich Gottes Wille durchsetzt -) wird in der ganzen Welt verkündet werden.
Alle Völker werden davon hören, und erst dann wird das Ende kommen.«
BasisBibel – Matthäus 24,14

Und es wird dieses Evangelium des Königreiches – Mt 4,23; 9,35 – gepredigt werden in dem ganzen Erdkreis – Röm 10,18; Kol 1,6.23 -, zu einem Zeugnis allen den Heiden, und alsdann kommt das Ende!
Abraham Meister – Matthäus 24:14

Reden mit „allen Menschen“ über was?
Darüber, was man tun muss, um wie es die meisten Kirchen lehren, nicht in die Hölle zu kommen?
Darüber, was man tun muss, um „Gottes Krieg von Har-Magedon“ zu überleben?
Schauen wir genauer hin, WAS gepredigt werden wird!

„Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker…“ Obwohl es eine schreckliche Zeit voller Verfolgung sein wird, wird der Herr Diener haben, die die gute Nachricht von Christus und seinem nahe bevorstehenden Reich bezeugen und verbreiten. Ihre Botschaft wird der, die Johannes der Täufer, Jesus und die Jünger am Anfang des Matthäusevangeliums predigten, ähnlich sein, doch diesmal wird sie Jesus ganz eindeutig in seinem wahren Wesen als kommender Messias enthüllen. Sie weicht darin etwas von dem, was die Kirche heute verkündet, ab. Zwar riefen bzw. rufen beide Botschaften die Menschen auf, sich dem Retter zuzuwenden. In der Zeit der Trübsal wird die Betonung jedoch vor allem auf dem kommenden Reich liegen, und die, die sich um Rettung an den Herrn wenden (nach Offb 7,9-10 werden das nicht wenige sein), werden in das Reich eingehen.

Walvoord

In Matthäus 24:14 heißt es: „Und dieses Evangelium des Reiches wird verkündigt werden in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Nationen, und dann wird das Ende kommen.“ Die enterbten Nationen, die beim Gericht von Babel entstanden sind, müssen durch die Evangelisation ihrer Bewohner zurückgewonnen werden. Paulus erinnert uns daran, dass die Einbeziehung der Nichtjuden mit einer Verstockung des Volkes von Jahwes Anteil, Israel, einhergeht (Röm 11,25-29). Paulus lehrte, dass die Vollendung der nichtjüdischen Evangelisation für eine Erweichung und Erlösung seines Volkes, der Juden, notwendig war. Nur wenn die nichtjüdische Evangelisation in Gottes Sinn abgeschlossen ist, wird die Wiederherstellung Israels möglich sein („so wird ganz Israel gerettet werden“, Röm 11,26).
Paulus macht an anderer Stelle deutlich, dass er mit dieser Aussage nicht meint, dass sich jeder letzte Jude auf der Erde zu Jesus als ihrem Messias bekehren wird. Er spricht von einem Überrest: „Es ist aber nicht so, dass das Wort Gottes versagt hat. Denn nicht alle, die von Israel abstammen, gehören zu Israel, und nicht alle sind Kinder Abrahams, weil sie seine Nachkommen sind, sondern ‚durch Isaak sollen eure Nachkommen genannt werden.‘ Das bedeutet, dass nicht die Kinder des Fleisches die Kinder Gottes sind, sondern die Kinder der Verheißung werden als Nachkommenschaft gezählt…. Und Jesaja ruft in Bezug auf Israel aus: ‚Wenn auch die Zahl der Söhne Israels wie der Sand am Meer ist, so wird doch nur ein Überrest von ihnen gerettet werden; denn der Herr wird sein Urteil über die Erde voll und ganz vollstrecken.'“ (Röm 9:6-8, 27-28).

Für die vorliegende Frage bedeutet das, dass die andauernde Aktivität des Satans, der Dämonen und der gefallenen Götter, die noch nicht gefangen sind, Sinn macht, wenn das Ziel darin besteht, die Fülle der Heiden zu verhindern und ihnen zuvorzukommen. Mit anderen Worten, der Widerstand gegen die Weltevangelisation gibt ihnen mehr Zeit, Elend und Zerstörung unter der Menschheit, den Objekten von Gottes Liebe und Plan, zu verbreiten. Dies ist der einzige definierbare „Sieg“, den die Mächte der Finsternis zu erreichen hoffen. Es ist der einzige denkbare Weg, wie sie Gott verletzen und betrüben können. In diesem Zusammenhang ist ihr Widerstand nachvollziehbar.

Michael S. Heiser – Dämonen, was die Bibel wirklich über die Mächte der Finsternis sagt

Ist das der Grund, warum anstatt Gottes Königreich, die Rettung des Menschen oder das „wir sind die wahre Kirche“ in so vielen Predigten im Mittelpunkt steht – nämlich „die Fülle der Heiden zu verhindern“?

»dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt verkündigt werden«. Was heißt »dieses Evangelium vom Reich«? Der Begriff geht auf Jes 52,7, also auf die messianische Freudenbotschaft, zurück. Wir fanden ihn schon in Mt 4,23 und Mt 9,35. Danach handelt es sich um die Botschaft vom hereinbrechenden Gottesreich und die Einladung, an diesem Reich teilzunehmen. Eine Teilnahme ist aber nur durch das Kreuz Jesu und die Tilgung unserer Sünden möglich. So umfasst das »Evangelium vom Reich« ganz selbstverständlich auch das »Wort vom Kreuz« (1 Kor 1,18). Für »Welt« steht hier im Griechischen »oikumene«. Gemeint ist also die Menschenwelt, und zwar die gottferne Menschenwelt. Es fällt auf, dass »Ökumene« mit einer Ausnahme (Hebr 2,5) im gesamten NT die Welt außerhalb des Evangeliums meint. Niemals bedeutet es die Christenheit, niemals trägt es für die Gegenwart einen positiven Akzent. Das ist in der augenblicklichen Diskussion über die »Ökumene« zu beachten. Die Ankündigung, dass das Evangelium »in der ganzen Welt verkündigt« wird, und zwar »zum Zeugnis für alle Völker«, betrifft natürlich die weltwelte Mission. Das ist also Jesu Prophezeiung: Alle Völker werden seine Botschaft hören. Nicht jeder einzelne, viele sind ja gestorben, bevor das Evangelium ein Volk erreichte! Aber »alle Völker« kommen damit in Berührung. Heute fehlen noch welte Gebiete in Asien und im Bereich des Islam. Und noch einmal sollten wir genau hinhören: Die Verkündigung bewirkt nicht die Bekehrung ganzer Völker, sondern sie wird »zum Zeugnis«, d. h., jeder Einzelne muss sich entscheiden, ob er dieses Zeugnis annimmt oder ausschlägt. Das Evangelium provoziert die persönliche Entscheidung. Dass es überall hinkommt, dass keine Macht die Erfüllung der Prophezeiung Jesu hindern kann – das ist ungeheuer tröstlich an diesem Wort.

»Und dann wird das Ende kommen«: Erst »dann«! Die weltwelte Mission ist also Voraussetzung für den Abschluss der Geschichte. Zugleich heißt das: »das Ende« der Geschichte ist unvermeidlich. Wer meint, die Geschichte laufe immer weiter, irrt und steht diametral im Gegensatz zur Botschaft Jesu.

Edition C

Der V.14 spricht vom Zeugnis Gottes, das während dieser kommenden Zeit auf der Erde sein wird. Das Wort für »Evangelium« ist evangelion, »gute Botschaft«. Das dazugehörige Verg evangelizo bedeutet »die frohe Botschaft verkündigen«, oder »evangelisieren«. Das Hauptwort »Evangelium« kommt bei Matthäus nur viermal vor, nämlich in 4,23; 9,35; 24,14; 26,13, während das Verb nur in 11,5 verwendet wird. Der Herr begann Seinen Dienst, indem er »das Evangelium des Reiches« verkündigte (Matthäus 4,23; 9,35). Danach erscheint der Ausdruck lange nicht mehr, bis er hier in diesem prophetischen Umfeld wieder auftaucht.
 Der besondere Inhalt des »Evangeliums« hängt von der besonderen Zeit ab, in der es gepredigt wird. In den Tagen des Paulus gab es nur ein Evangelium (Gal 1,6-9). Dieses Evangelium war die Botschaft der Gnade Gottes, welche nach dem Tod und der Auferstehung des Herrn voll geoffenbart worden war und jetzt durch den Heiligen Geist bekanntgemacht wurde. Das führte zum Entstehen der Gemeinde, die Gott durch das Blut Seines eigenen Sohnes erworben hatte (Apg 20,28). Dessen Ziel war es, daß Christus durch die Gemeinde in alle Ewigkeit verherrlicht werde. Die Botschaft, die Christus predigte, betraf ein Reich, das in schärftem Kontrast stand zu den Reichen der Welt (Dan 2; 7). Die Reiche der Welt lebten von Grausamkeit, Gewalt und Bosheit; das Reich der Himmel hingegen, das von Matthäus 3,3 und 4,17 an gepredigt wurde, lebte von der Gegenwart des Herrn, wobei dessen Untertanen geistlich und sittlich von Ihm bestimmt waren. Das Ziel dieses Evangeliums war es, daß Christus in Seinem Reich auf Erden verherrlicht werde. Die Segnungen dieses Evangeliums beruhten auf dem Blut des neuen Bundes. Diese besondere Botschaft wurde wegen der Haltung der Obersten der Juden von Kap. 12 an nicht mehr verkündigt, wie wir dort ausführten. Danach nahm das Reich die Gestalt des Geheimnisses an, indem es den Weisen und Verständigen verborgen war und Unmündigen geoffenbart wurde und nicht mehr darauf ausgerichtet war, hienieden in Herrlichkeit geoffenbart zu werden. Das Reich wurde zu einer zukünftigen Erwartung, und darum erscheint die Predigt des Evangeliums des Reiches erst wieder in diesem prophetischen Abschnitt. Die Substanz dieser zukünftigen frohen Botschaft wird noch immer die Wirksamkeit des Blutes Christi sein, wie an Versen vie Offb 7,14 und 12,11 deutlich wird, und wie wir daran erkennen, daß der Herr noch immer und mit besonderer Betonung »das Lamm« genannt wird. Dieses Evangelium wird auch das Gericht Gottes beinhalten, das notwendig sein wird, um die Erde zu reinigen, ähnlich wie der Inhalt des »ewigen Evangeliums« (Offb 14,6-7). Dieses Evangelium wird die Herzen der Menschen auf den Frieden und auf die Gerechtigkeit lenken, welche das kommende Reich charakterisieren wird. Die Botschaft wird um die ganze Welt gehen, so wie jetzt die Evangelisten die Botschaft vom Wert des Blutes Christi bis an die Enden der Erde tragen. Besondere Auswirkungen jenes Zeugnisses in Jerusalem werden in Offb 11,3-12 beschrieben, wo die zwei Zeugen getötet werden, aber auferstehen und in den Himmel fahren.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Bemerkt? Es geht beim Evangelium nicht um das Auslegen von „geistlich/geistig zu verstehenden Versen“. Es geht beim Evangelium nicht um „wie ich besser leben kann“, „wie ich meine Ehe richtig gestalten sollte“, „wie ich Gottes Gerichtstag überleben kann“, und auch nicht „warum die Welt heute so schlecht ist“! Worum dann? Hast du es bemerkt???

Ist dieses „Verkündigen der guten Botschaft“ schon im Gange?

Das Evangelium wird in der ganzen Welt verkündet werden. Die Aussage ist sehr eindeutig: Und dieses Evangelium vom Reich wird gepredigt werden in der ganzen Welt zu einem Zeugnis für alle Völker; und dann wird das Ende kommen (Matthäus 24,14). Der Ausdruck in der ganzen Welt könnte als ein allgemeiner Begriff verstanden werden, der nicht unbedingt jedes spezifische Land einschließt. Jeschua fuhr jedoch fort zu sagen, dass das Evangelium zu einem Zeugnis für alle Nationen gepredigt werden wird, was auf eine Gesamtheit hinweist. Einige haben dies als Prophezeiung für die Gemeinde interpretiert und sagen, dass Jeschua wiederkommen wird, nachdem die Gemeinde die ganze Welt evangelisiert hat. Der Kontext konzentriert sich jedoch auf Israel, und die Prophezeiung wird sich durch 144.000 Juden erfüllen, die das Evangelium in der ganzen Welt verkünden (Offenbarung 7,1-8). Myriaden von Heiden aus jeder Nation, jedem Stamm und jeder Sprachgruppe werden aufgrund des Dienstes der 144.000 Juden als Gläubige aus der Trübsal hervorgehen (Offenbarung 7,9-17), nachdem sie ihre Gewänder gewaschen haben . . im Blut des Lammes (Offenbarung 7:14). Das Evangelium wird in der Tat zu allen Nationen hinausgehen, nicht durch die Gemeinde, sondern durch die 144.000 Juden des Buches der Offenbarung.

Arnodl Fruchtenbaum – Jeschua

Welchen Vorteil hat das, wenn Jehovah die 144000 dafür benutzt?

Der zweite Zweck der Trübsal ist es, eine weltweite Erweckung herbeizuführen. Dieser Zweck und seine Erfüllung werden in Offenbarung 7:1-17 beschrieben. In den Versen 1-8 beschreibt Johannes die Mittel, mit denen Gott diese weltweite Erweckung herbeiführen wird, während die Verse 9-17 die Ergebnisse der Erweckung schildern. Offenbarung 7 wird in Kapitel 10 dieses Buches aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden, aber einige Dinge sollten schon jetzt erwähnt werden. In den Versen 1-8 stellt Johannes den Dienst von 144.000 Juden vor, die das Evangelium in der ganzen Welt verkünden werden. Durch diese jüdischen Evangelisten wird Gott die weltweite Erweckung herbeiführen und ein weiteres Ziel der Trübsal erreichen.
Betrachtet man Gottes Programm von einem menschlichen Standpunkt aus, so besteht ein entscheidender Vorteil darin, Juden zu benutzen, um eine weltweite Erweckung in der kurzen Zeitspanne von 3½ Jahren durchzuführen (denn, wie später gezeigt wird, wird diese Erweckung während der ersten Hälfte der Trübsal stattfinden). Im gegenwärtigen System der Ausbildung von Missionaren für die Arbeit der Evangelisation in einem fremden Gebiet muss der Missionar zuerst die Heilige Schrift in einer Bibelschule oder in einem Seminar studieren, was jeweils drei bis vier Jahre dauert. Der Absolvent der Bibelschule oder des Seminars mag zwar darauf vorbereitet sein, das Wort Gottes in seinem eigenen Land zu lehren, aber er ist noch nicht darauf vorbereitet, in einem fremden Gebiet zu dienen. Die nächsten zwei Jahre müssen mit Sprachstudien verbracht werden, denn er muss die Sprache eines anderen Landes lernen, um dort das Wort Gottes weitergeben zu können. Der moderne Missionar muss sich also etwa sechs Jahre lang vorbereiten, bevor er vollständig ausgerüstet ist, um das Evangelium in einer Sprache zu verkünden, die nicht seine eigene ist. Da diese Erweckung jedoch in der ersten Hälfte der Trübsal stattfinden wird, bleibt nicht viel Zeit für die Ausbildung. Hier ist es ein entscheidender Vorteil, jüdische Menschen einzusetzen. Die Juden sind über die ganze Welt verstreut. Alle großen und eine große Anzahl der kleinen Sprachen der Welt werden irgendwo von einigen Juden gesprochen. Mit Ausnahme des amerikanischen Judentums sind die meisten Juden zumindest zweisprachig. Der Autor ist zweisprachig, und die Eltern des Autors waren mehrsprachig und sprachen jeweils fünf Sprachen. Darüber hinaus verfügen die meisten Juden, mit Ausnahme eines großen Teils des amerikanischen Judentums, über ein gutes und grundlegendes Verständnis des Textes des Alten Testaments. Je nach ihrem Hintergrund verfügen sie über mehr oder weniger Kenntnisse der hebräischen Schriften. Daher wird der Herr einige Zeit nach der Entrückung der Gemeinde 144.000 Juden aus der ganzen Welt retten. Diese Juden werden bereits die benötigten Sprachen sprechen. Sie werden bereits ein Grundwissen über die hebräischen Schriften haben. Alles, was sie lernen müssen, ist der Inhalt des Neuen Testaments. So könnten sie schon kurz nach ihrem Glauben an Jeschua mit der Verkündigung des Evangeliums beginnen.
Die Evangelisierung der Welt durch 144.000 Juden während der ersten Hälfte der Trübsal wird die Prophezeiung in Matthäus 24:14 erfüllen: Und dieses Evangelium vom Reich wird gepredigt werden in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker; und dann wird das Ende kommen.
Nach der Vision der 144.000 Juden im ersten Teil von Offenbarung 7 beschreibt Johannes in den Versen 9-17 die Ergebnisse des Dienstes dieser jüdischen Evangelisten. Dieser Abschnitt wird auch in Kapitel 10 untersucht werden. Zusammengefasst spricht er von einer zahllosen Zahl von Heiden und anderen Juden, die während der Trübsal zur rettenden Erkenntnis des Erlösers kommen werden. Das Bindeglied, nach diesen Dingen, in Vers 9 ist chronologisch und zeigt auch eine Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen dem ersten und dem zweiten Teil von Offenbarung 7. So wird Gott durch die 144.000 Juden den zweiten Zweck der großen Trübsal erfüllen, nämlich eine weltweite Erweckung herbeizuführen.

Arnold Fruchtenbaum – die Fußstapfen des Messias – Ausgabe 2020

Und worüber reden wir – also du und ich? Entbindet uns diese Auslegung von dem Reden über Gott? Nein! Wir können, wir müssen, über das reden, was wir von Jehovah erkennen: nämlich was für ein wunderbarer Gott ist – und was wir tun können, um IHM persönlich näher zu kommen!

Jehovah sieht das Herz

Hast du nicht gesehen, wie Achab sich vor mir gedemütigt hat? Weil er sich also meinetwillen verdemütigt hat, will ich das Unglück nicht in seinen Tagen hereinbrechen lassen, sondern in den Tagen seines Sohnes will ich das Unglück über sein Haus kommen lassen. [2Könige 9,26] – Das ganze Unheil soll nicht über Achab kommen, sondern nur ein Teil. Der Herr weist auf die Drohung hin, das Unrecht der Väter an den Kindern bis ins 3. und 4. Glied zu strafen. Die Milderung der Strafe hob das Lecken des Blutes durch die Hunde bei Jezrahel auf; dass sie es bei Samaria taten, war Zeichen des [1Könige 20,42] angedrohten gewaltsamen Todes.
Joseph Franz von Allioli – 1. Könige 21,29

Hast du gesehen, daß Ahab sich vor mir gedemütigt hat? Weil er sich vor mir gedemütigt hat, will ich das Unglück in seinen Tagen nicht bringen; in den Tagen seines Sohnes will ich das Unglück über sein Haus bringen.
Elberfelder 1871 – 1. Könige 21:29

Hast du gesehen, wie sich Achab vor Meinem Angesicht niedergebeugt hat? Darum, daß er sich niederbeugte vor Meinem Angesichte, werde Ich das Böse nicht bringen in seinen Tagen. In seines Sohnes Tagen werde Ich das Böse über sein Haus bringen. 2Kön 9,20; 2Chr 12,7.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 1.Könige 21,29

Muß nicht jemand, der einen Fehler gegenüber Jehovah gemacht hat, seinen Fehler wieder gut machen und Reue zeigen? Oder wie sieht Jehovah dies?

Hast du gesehen, wie Ahab sich vor mir gedemütigt hat? In anderen Zusammenhängen bezieht sich das hebräische Verb „hat sich gedemütigt“ auf die politische Unterwerfung unter eine überlegene militärische Macht, aber hier (und in 2. Könige 22,19) geht es um geistige Unterwerfung. In einigen Sprachen wird es mit „hat sich erniedrigt“ oder „hat sich selbst erniedrigt“ übersetzt.

Vor mir kann mit „in meiner Gegenwart“ oder „vor meinen Augen“ übersetzt werden. Dies sollte jedoch nicht so verstanden werden, dass Ahab sich nur vor Gott demütigte. Die Bedeutung ist vielmehr: „Siehst du, wie sehr Ahab bereut, was er getan hat?“ (CEV).

Weil er sich vor mir gedemütigt hat: Anstatt das Wort „weil“ an den Anfang des zweiten Satzes zu setzen, wird es in einigen Sprachen natürlicher sein, einfach zu sagen: „Ahab hat sich wahrhaftig vor mir gedemütigt“ und dann in einem neuen Satz mit dem Verbindungswort „deshalb“ oder der Formulierung „aus diesem Grund“ zu beginnen, gefolgt von der Verheißung der aufgeschobenen Strafe.

In seinen Tagen … in den Tagen seines Sohnes: Diese wörtliche Wiedergabe bezieht sich auf die Zeit, in der Ahab lebte und sein Sohn lebte.

Sein Haus bezieht sich wiederum auf die Familie Ahabs.

Die Erfüllung dieses Versprechens, Ahabs Familie zu bestrafen, findet sich in 2. Könige 9,26 und 10,6-10.

Handbuch zu Könige – Roger L.Omanson

Elias Voraussage des Gerichts schmetterte Ahab nieder. In aufrichtiger Reue demütigte er sich selbst vor dem Herrn. Sich die Kleidungsstücke zu zerreißen ( Est 4,1; Hi 1,20 ), Sackleinen zu tragen ( 1Mo 37,34; 1Kö 20,31-32; Est 4,1; Neh 9,1; Dan 9,3 ) und zu fasten ( Neh 9,1; Dan 9,3 ) beweist alles einen Geist des Kummers und der Zerknirschtheit. Gott bemerkte Ahabs Sinneswandlung und Verhaltensänderung. Ahabs Leben war tief in Sünde versunken, aber als Antwort auf seine Selbstdemütigung erwies ihm Gott Gnade. Die Zerstörung, die über Ahabs Haus kommen sollte, würde nicht zu seinen Lebzeiten, sondern in den Tagen seines Sohnes Joram vollstreckt werden ( 2Kö 9,24-26;10,17 ). Isebel kehrte allerdings nicht um. Sie erlitt ohne Gnade alles, was Gott ihr angekündigt hatte ( 2Kö 9,30-37 ).

Walvoord Bibelkommentar

Aufgrund der Veränderung bei Ahab geschah das Wort Jahwes erneut zu Elia (vgl. V. 17). Gott reagierte auf Ahabs Buße. Es ist unsicher, ob Ahab noch während Elias Anwesenheit die Bußhandlung vollzog. Da die Begegnung Elias mit Ahab auf Nabots Weinberg geschah (V. 18), ist höchstens davon auszugehen, dass Ahab die Kleider zerriss. Gottes Frage an Elia, »hast du gesehen, dass sich Ahab vor mir gedemütigt hat?«, spricht eher dafür, dass Elia nicht mehr anwesend war.
Mit einer anderen Redewendung teilt Gott Elia Ahabs Buße mit: »Er hat sich vor mir gedemütigt.« Ahab hat Gottes Wort angenommen und seine Schuld eingesehen. Diese Wendung wird bevorzugt für Könige verwendet. So haben sich wie Ahab auch Rehabeam, Hiskia, Josia und Manasse vor Gott gedemütigt, während von Amon und Zedekia gesagt wird, dass sie es nicht taten. Auch für Israel als Ganzes kann diese Wendung verwendet werden.
Die Demütigung vor Gott hat an allen Stellen einen Aufschub oder eine Minderung der Strafe oder einen Neuanfang mit Gott zur Folge. Auf jeden Fall aber vergibt Gott die Schuld dem, der sich vor ihm demütigt. So war es auch bei Ahab. Das Böse wurde aufgeschoben. Es kommt nicht in seinen Tagen, sondern erst in den Tagen seines Sohnes. Damit war nicht aufgehoben, dass Ahab im Kampf fallen wird und das Wort in V. 19 zum Teil in Erfüllung geht. Aber der Aufstand gegen Ahabs Haus fiel erst in die Zeit seines Sohnes Joram.

Wuppertaler Studienbibel

Wenn es eines Beweises für die Wahrheit dieser Erzählung – und, was damit zusammenhängt, für die ganze Geschichte – bedürfte, würde ihn das liefern, was zum Schluss erzählt wird. Denn eine legendäre Geschichte hätte Ahab nicht so dargestellt, dass er bereut und doch nicht von seinem früheren Tun ablässt. Aber auch das entspricht der Wirklichkeit. Wie früher das, was er auf dem Karmel erlebte, so gingen auch jetzt die Worte Elia’s direkt in Ahab’s Herz. Er verbarg die Wahrheit nicht mehr vor sich selbst und versuchte auch nicht, sich durch Gedanken an eine persönliche Feindschaft des Propheten abzulenken. Er hatte sich gegen Jehova versündigt, und vor Jehova demütigte er sich. Wie ein Trauernder zerriss er seine Kleider; wie ein Büßer trug er Sackleinen; wie ein Schuldiger fastete er; und wie einer, der unter einer schweren Last von Kummer und Sünde wankt, ging er leise. (- Das Wort „leise“ könnte den sanften, geräuschlosen Schritt der Trauer oder Demütigung bezeichnen; es wurde aber auch mit „barfüßig“ wiedergegeben, wie bei der Trauer. -) Und das alles öffentlich – vor den Augen aller Menschen. Es war angemessen, wenn wir den Ausdruck wagen dürfen, und in Übereinstimmung mit Gottes vorheriger Gerichtserklärung, dass der lebendige Gott, der das im Verborgenen begangene Verbrechen gesehen und gerächt hatte, auch die in der Öffentlichkeit gezeigte Reue anerkennen sollte. Dementsprechend kam das Wort Jehovas noch einmal zu Elia, um zu erklären, dass die persönliche Reue über die persönliche Sünde den Erlass der persönlichen Strafe gebracht hatte, nicht aber derjenigen, die über das Geschlecht verhängt worden war. Das sichtbare Gericht, an dem alle die Vergeltung der Gerechtigkeit Gottes erkennen sollten, wurde bis zur Zeit seines Sohnes aufgeschoben und wäre noch weiter hinausgezögert worden, wenn er die gleiche Reue gezeigt hätte. Aber nur aufgeschoben – die Vergeltung muss auf eine solche offene Sünde folgen. Und so wurde die Erinnerung daran wachgehalten, und zwar als barmherzige Warnung an Ahabs Sohn. Aber als die Hunde das Blut Ahabs aufleckten, als sie den mit seinem Blut befleckten Wagen wuschen, erinnerten sie an das noch nicht vollzogene Urteil, das wie eine dunkle Wolke über dem Haus Ahabs hing (1. Könige 22,38). Aber dies geschah in Samaria, nicht in Jesreel und auch nicht in dem Teil Naboths, denn wie der Prophet vorausgesagt hatte, brachte Gott in den Tagen Ahabs nicht „das Böse“ selbst, sondern nur die warnende Erinnerung daran. Aber auf Isebel würde es mit der schrecklichen Realität einer buchstäblichen Erfüllung herabkommen.

Alfred Edersheim – Geschichte der Bibel

Wie ganz anders, „manche Ausleger“ die Fehler innerhalb ihrer eigenen Reihen maßregeln:

Bei der Beurteilung von Reue geht es nicht einfach darum festzustellen, ob der Missetäter schwach oder böse ist. Schwäche ist nicht gleichbedeutend mit Reue. Auch wird die Entscheidung des Rechtskomitees nicht davon bestimmt, wie bekannt das Fehlverhalten geworden ist. Das Komitee sucht nach eindeutigen Werken der Reue, die dem Fehlverhalten entsprechen (2. Kor. 7:10, 11). Das Komitee muss von Folgendem überzeugt sein: Der Sünder hat sich im Herzen geändert; er strengt sich sehr an, das Unrecht wiedergutzumachen; er ist fest entschlossen, das Fehlverhalten nicht zu wiederholen. Er kann nur dann in der Versammlung bleiben, wenn echte Reue eindeutig erkennbar ist. Das trifft auch zu, wenn sich jemand erstmalig vor einem Rechtskomitee verantworten muss.
Die Abweichung von Jehovas Gerechtigkeit kann unterschiedlich stark sein; daher muss logischerweise das Bedauern (die Reue) dem Grad der Abweichung entsprechen. Wurde der Betreffende von einer Situation überrascht und erlag deshalb einer momentanen Versuchung? Oder hatte er sein Fehlverhalten geplant? War ihm die Schwere der Sünde nicht bewußt? Missachtete er bewußt Rat oder warnende Hinweise? Beging er das Fehlverhalten nur einmal oder gewohnheitsmäßig? Je häufiger jemand eine schwere Sünde begeht, umso deutlicher zeigt er natürlich, dass er bösen Menschen gleicht, „die Schädliches treiben“ (Ps. 28:3).
…..
Es folgen einige Anzeichen für Reue. Allerdings darf nicht nur eines davon berücksichtigt werden, um die Reue des Sünders festzustellen:

(1) Legte er von sich aus ein Geständnis ab oder musste er von anderen beschuldigt werden? Einige zögern zu reden, weil sie sich sehr schämen oder es ihnen schwerfallt, sich auszudrucken.
(2) Ist der Betreffende ehrlich? (Apg. 5:1-10). Beantwortet er Fragen offen? Arbeitet er gut mit dem Rechtskomitee zusammen? Das Rechtskomitee muss besonders vorsichtig sein, wenn er sich der Heuchelei schuldig gemacht, gelogen oder bewußt getauscht hat.
(3) Hat er sich an Jehova gewandt und ihn um Vergebung gebeten? Dabei muss bedacht werden, dass es einigen Sundern schwerfallt zu beten, obwohl sie reumütig sind (Jak. 5:14).
(4) Was hat er unternommen, um sein Verhältnis zu Jehova und zu anderen wiederherzustellen, die er durch seine Handlungsweise verletzt hat? Hat er Wiedergutmachung geleistet oder erklärt, dazu bereit zu sein? Hat er sich bei denen entschuldigt, die durch seine Sunde geschädigt wurden, und sie um Vergebung gebeten?
(5) …
(6) Bedauert er von Herzen, sein Verhältnis zu Jehova beeinträchtigt zu haben, und zeigt er dies? (Ps. 32:3-5; 51:1-4).
(7) Ist er im Sinn Gottes traurig oder zeigt er die Traurigkeit der Welt? (2. Kor. 7:8-11). Ist er vor allem darüber traurig, Jehova verletzt und ihm Schmach bereitet zu haben? Oder bedauert er vor allem, dass er Angehörige und Freunde enttäuscht hat und er selbst in einem schlechten Licht dasteht? (Esra 10:1; Luk. 22:59-62). Jeder Mensch empfindet anders und geht mit seinen Gefühlen anders um. Tranen weisen nicht unbedingt auf echte Reue hin; ebenso weist das Fehlen starker Gefühlsäußerungen nicht unbedingt auf mangelnde Reue hin (1. Mo. 25:29-34; 27:34).
(8) übernimmt er Verantwortung für seine Fehler? Oder verharmlost oder rechtfertigt er seine schlechte Handlungsweise? (1. Sam. 15:24; 2. Sam. 12:13).
(9) Erkennt er, dass kleinere Sünden vielleicht zu dem Fehlverhalten geführt haben, und ist er entschlossen, bereits solche zu meiden? Hütet die Herde 2023

Ob Ahab nach diesen Regeln eine Chance gehabt hätte? Vermutlich eher nicht!
Doch schauen wir in unsere eigene Bibel und lesen noch einmal den ganzen Zusammenhang – und vergleichen dann noch einmal den Maßstab, den Jehovah an Ahab angewandt hat, mit dem was menschliche Gemeinden von ihren Mitgliedern erwarten. Und dann laßt uns Jehovah nachahmen, anstatt der Maßstäbe von Menschen, die „Bibelmikado spielen“.

Sein Wille

Darum seid nicht töricht, sondern verständig, was der Wille des Herrn sei.
Elberfelder 1871 – Epheser 5,17

Darum werdet nicht unvernünftig, sondern verständig fasst zusammen, was der Wille des Kyrios.
Pfleiderer Übersetzung – Epheser 5:17

Deshalb hört auf, unvernünftig zu werden, sondern nehmt weiterhin wahr, was der Wille Jehovas ist.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Epheser 5:17

Vor einigen Tagen hatten wir die vorangehenden Verse.

Manchmal sagt Gott „Nein“, weil wir egoistische Wünsche oder Bitten haben. Jakobus sagt in seinem Brief in Kapitel 4,3: „Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, damit ihr es in euren Begierden vergeudet.“
Wir müssen uns bei unseren Bitten fragen, welche Motive uns bewegen, ob sie zum Beispiel auf die Vermehrung unseres Reichtums oder unseres Ansehens in dieser Welt gerichtet sind. Wird Gott in seiner Weisheit vielleicht solche Gebete nicht erhören, weil es für uns zum Schaden sein könnte?
Auch im geistlichen Bereich kann es Bitten geben, die unangemessen sind. Der Wunsch, mehr geistliches Verständnis über die Bibel zu bekommen, ist gut. Wenn dahinter aber das Motiv steht, besser zu sein als andere, dann ist das egoistisch und selbstsüchtig. Paulus ermuntert die Gläubigen in Ephesus: „Darum seid nicht töricht, sondern verständig, was der Wille des Herrn sei“ (Eph 5,17).
Der König Saul war ungehorsam und Samuel musste ihm sagen: „Weil du das Wort des Herrn verworfen hast, so hat er dich verworfen, dass du nicht mehr König sein sollst“ (1 Samuel 15,23b). Wir hören anschließend ein Bekenntnis, aber leider ohne wirkliche Demütigung. Saul sagt dann in Vers 30: „Ich habe gesündigt! Nun ehre mich doch vor den Ältesten meines Volkes und vor Israel“. Das war eine Bitte, die nur das eigene „Ich“ im Auge hatte.
Ein anderes Beispiel ist Elia. Er hatte eine segensreiche Zeit mit seinem Gott erlebt (s. 2. Kön 18). Als er dann erfuhr, dass Isebel, die Frau des gottlosen Königs Ahab, ihn töten wollte, war er sehr niedergeschlagen. Er setzte sich unter einen Ginsterstrauch und bat darum, sterben zu dürfen: „Es ist genug; nimm nun, Herr, meine Seele“ (1. Kön 19,4). Aber Gott sagte „Nein“. Es gab noch Aufgaben für seinen Diener, die er ausführen sollte. Außerdem hatte Gott ein besseres Ende für Elia vorgesehen, als den einsamen Tod in der Wüste.
Gebete, die nur um unser eigenes „Ich“ kreisen, sind nie gut. Wir sollten dankbar sein, wenn Gott „Nein“ dazu sagt. Es ist ein Ausdruck seiner Liebe zu uns.

Bleib in mir – 2021 Gebet – Sonderheft

»Darum« stellt eher eine Verbindung zu V. 16 als eine Zusammenfassung von V. 15 dar. In V. 15 ist der Gegensatz zwischen »Unweisen« (àsophos) und »Weisen« (sophòs) ; in V. 17 ist der Gegensatz zwischen »töricht« (àphron, unverständig, ohne Vernunft) und »verständig sein« (syniemi, verstehen, erfassen) betont. Wir werden aufgefordert, wachsam zu sein, weil die Tage böse sind, damit wir verstehen, was der Wille des Herrn sei – nicht der Wille Gottes (1,1.5.9.11), sondern der Wille des Herrn für das tägliche Leben.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Darum werdet nicht unverständig. Wer Tag und Nacht in Gottes Gesetz nachdenkend sich übt, wird leicht alle Schwierigkeiten, die Satan ihm macht, überwinden. Denn wie kommt es, dass einige irre gehen, andere fallen, andere anstoßen, noch andere zurückweichen? Kommt es nicht daher, dass wir uns von Satan verfinstern lassen und so Gottes Willen, an den wir doch immer denken müssten, aus den Augen verlieren? So wollen wir uns denn noch einmal einprägen, dass Paulus es für Weisheit erklärt, zu verstehen, was da sei des Herrn Wille. Auch David sagt (Psalm 119, 9): „Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält nach deinen Worten.“ Das gilt aber nicht bloß von jungen Leuten, sondern ist auch die Klugheit der Greise.

Jean Calvin – der Brief an die Epheser

Statt unverständig (aphrones) oder „unweise“ (asophoi, V. 15) zu sein, sollen die Christen verstehen (syniete, „mit dem Verstand begreifen“), was der Wille des Herrn ist. Nur wer versteht, was Gott wohlgefällig ist (V. 1), kann den Willen Gottes in seinem Leben erfüllen.

Walvoord

Der Apostel beginnt mit einer Mahnung: „Seid nicht unverständig.“ Luther übersetzt: „Werdet nicht unverständig“, was sprachlich durchaus richtig ist. Die Mahnung geht einmal an die, welche unverständig sind, welche in die Torheit eines menschlichen, irdisch gerichteten Denkens zurückgefallen sind. Die gibt es auch unter den Gotteskindern. Paulus richtet ja gerade an solche in seinen Gemeinden diese Mahnung. Zum andern geht die Mahnung aber auch an die „noch in Glauben Stehenden, an die Gläubigen selbst“. Nicht einzelne unter ihnen, sondern alle in ihrer Gesamtheit, alle stehen sie in der Gefahr, unverständig zu werden. Alle stehen sie in der Gefahr des Abgleitens. Es gibt eben in diesem Sinne kein Christentum der Sicherheit, der Geborgenheit, der Garantien, des Immunseins gegen Rückgang, Rückfall und Abfall. Nein, sondern überall lauert das Verderben, überall besteht die Möglichkeit, daß wir auf einen falschen Weg kommen, daß wir von dem schmalen Grad des Glaubensgehorsams abstürzen, Es gibt eben keinen, dem nicht diese Mahnung gelte.

Paulus sagt nicht im einzelnen, worin nun dieser „Unverstand“, die „Unweisheit“ besteht. Das muß aus dem Zusammenhang abgelesen werden. Oben war schon davon gesprochen, daß in dem täglichen Wandel des Gläubigen die göttliche Weisheit zu einer Verwirklichung kommen soll. Wo nicht eine solche Verwirklichung durch den Wandel erfolgt, da ist „Unverständigkeit“ am Platze, da ist man unverständig. Da hat man nicht das Geheimnis des Christenlebens verstanden, das aus nichts anderem besteht, als den Heiligen Geist, Christus und das Wort Gottes an sich selber wirken und arbeiten zu lassen. Wer nicht die Weisungen Gottes und Christi erfüllt, der ist ein „aphron“, ein „Unverständiger“, der achtet nicht auf die Stimme des Meisters, sondern hört auf die vielen Lockstimmen der Welt, des eigenen Ichs und Temperaments. „Unverständig sein“, das ist kein Mangel an Schlauheit, an Begabung, das ist vielmehr Mangel an „Glaubensgehorsam“. Da reißt sich der Mensch bzw. der Gläubige von Gott los in seiner eigenen Klugheit, mit seinem Verstande. Mit den eigenen Kräften will er das Reich Gottes bauen.

Die Menschen umgeben das eigene Streben mit dem Glorienschein dichterischer, volltönender Worte.

Worin dieser Unverstand, in dem die Welt befangen ist und dem jeder Gläubige ausgesetzt ist, im einzelnen besteht, geht weiterhin auch aus dem Gegensatz zu der positiven Forderung hervor, die Paulus hier aufstellt: „Sondern versteht, was das Wollen des Herrn ist.“ Der Nachdruck liegt auf dem Wollen bzw. dem Willen des Herrn. Der Mensch, der noch nicht in seiner Bekehrung die Neuwerdung erfahren hat, der muß und kann gar nicht anders, als daß er immer seinem eigenen Willen untertan ist. Erst in der Wiedergeburt hat der Mensch einen neuen Willen bekommen, nämlich dem Willen des Herrn leben zu wollen. Er lebt nun nicht mehr sich selber, sondern seinem Heiland!

Und doch stellt Paulus diese Forderung: „Versteht, was das Wollen des Herrn ist“ an die Gläubigen. Er weiß, wie die Dinge in Wirklichkeit oft aussehen, gerade bei der Arbeit für den Heiland, gerade im Dienst für Gott. Da schleicht sich oft der eigene Wille, das eigene Ich ein. Da entsteht dann das Christentum, das nur auf Personen ruht, sich zu Personen bekehrt hat, das durch die Zugkraft bestimmter Führer existiert.

Aber wir wollen nicht auf andere sehen. Ist es nicht auch so bei uns? Wir meinen, ohne uns könne die Arbeit in dieser oder jener Gemeinde oder Gemeinschaft, in diesem oder jenem Zweig, in diesem oder jenem Gebiet, in das ich gerade hineingestellt bin, nicht zurechtkommen. Wer in sein eigenes Glaubensleben hineinsieht, der wird zu seinem Erschrecken feststellen, wie weitgehend sich doch der eigene Wille in die Welt des Glaubens hineingeschlichen hat, wo doch nur der Wille des Herrn regieren sollte.

Paulus sagt weiter: „Und verstehet.“ Er sagt nicht: „Ihr habt verstanden.“ Er meint auch nicht, daß man nur einmal verstehen, man kann auch sagen: verständig sein soll. Er gebraucht die Befehlsform der dauernden, wiederholten Handlung, den Imperativ Präsens. Es ist eine fortlaufende Aufgabe, die hier dem Christen gestellt wird. Man kann auf so manches andere leichter verzichten, etwa auf Reichtum, Ehre, Bequemlichkeit, aber den eigenen Willen aufgeben, das kommt dem alten Menschen schwer an, da beginnt eigentlich erst der Kampf! All das, worauf man an äußerlichen Dingen um des Heilandes willen verzichtet hat, all das war nur Vorgeplänkel.

„Aber verstehet“, ruft der Apostel, nehmt diesen Kampf auf gegen den eigenen Willen – mit Christus! Jeden Tag, in jeder Morgenstunde sollte sich der Gläubige den Vers betend vergegenwärtigen: „Vor meines Herzens König leg eine Gab ich hin, und ist’s auch arm und wenig, ich weiß, es freut doch Ihn. Es ist mein eigner Wille, den geb ich in den Tod, auf daß mich ganz erfülle Dein Wille, Herr, mein Gott.“

Wer den göttlichen Willen erkannt hat, der wird von diesem mitgerissen, denn ein größerer, mächtigerer Wille als der eigene ist dieser Wille Gottes, der über den Gläubigen gekommen ist! Und das Verstehen dieses göttlichen Willen führt zur Tat, gleichsam naturnotwendig. Das liegt auch in der häufigen Sprachwendung der Bibel, den Willen Gottes tun (Ps 40,9;Hebräer 10,7;Johannes 4,34;6,38;Mt 7,21;12,50;Markus 3,35;1 Johannes 2,17;Hebräer 10,36;13,21).

Worin nun im einzelnen das Wollen des Herrn besteht, sagt Paulus hier nicht. Er überlaßt es dem eigenen Glaubensurteil des Gläubigen, dem er überhaupt weitgehend die Entscheidung über die Einzelheiten in der konkreten Situation überläßt. Doch auch allgemeine Hinweise gibt die Schrift, ich verweise neben den genannten Stellen auf 1 Th 4,3 und 5,18.

Wuppertaler Studienbibel

Jehovah stand ihm bei

Aber es war Jehova mit Joseph und wandte Ihm Gnade zu und wirkte Seine Huld in den Augen des Obersten des Turmhauses.
Pfleiderer Übersetzung – Genesis 39,21

Aber der Ewige war mit Josef und wandte ihm Gnade zu und gab ihm Gunst in den Augen des Obersten des Gefängnisses.
Die Philippson-Bibel – Genesis 39:21

Der Ewige aber war mit Josef und wandte ihm Liebe zu und verlieh ihm Gunst in den Augen des Aufsehers des Gefängnisses.
Neftali-Herz-Tur-Sinai – 1.Mose 39:21

Kann Jehovah einzelne Menschen die IHM dienen, wirklich unterstützen und behüten?
Braucht der Allmächtige dafür nicht unbedingt eine Organisation oder Gemeinde oder Kirche?

Wir haben in unserer letzten Betrachtung gesehen, was der Mensch mit dem Zeugen Gottes getan hat, den Gott zu ihm gesandt hatte. Und Joseph selbst? Es ist beachtenswert, dass hier – genau wie damals, als man ihn in die Grube warf und dann zum Sklaven verkaufte – wohl mit ihm gehandelt wird, er selbst aber weder handelnd noch redend hervortritt. Joseph schweigt! Ein einziges Wort von ihm hätte vielleicht seinen Herrn aufhorchen lassen und das ganze Lügengewebe zerrissen! …
Das war es, was Joseph tat, und er bewies damit, dass nicht nur wahre Gottesfurcht, sondern auch einfältiges Gottvertrauen in seiner lauteren Seele wohnte. Er besaß eine Offenbarung Gottes, und diese Offenbarung Gottes verhieß ihm einen hohen Platz (Kap. 37,5 ff.), und wenn ihm auch das völlige Gegenteil von dem widerfuhr, was Gott verheißen hatte, so zweifelte er doch nicht, sondern harrte aus, „bis zur Zeit, da sein Wort eintraf; das Wort des HERRN läuterte ihn“ (Ps 105,19). Wie ermunternd ist für uns das Bild dieses gottesfürchtigen, Gott hingegebenen jungen Mannes! Das Wort des HERRN redete zu ihm von Gottes Macht, die ihn aus der Prüfung befreien würde; aber solange dies ausblieb, vermittelte es ihm Gottes erziehende Liebe und Gottes Mitgefühl, das das Herz auch im „Tale des Todesschattens“ so glücklich macht und“ tröstet“

Fritz von Kietzell – der Abgesonderte unter seinen Brüdern

Josef erging es im Gefängnis durch die Gnade Gottes gut. So betraute der Gefängniswärter Josef mit der Aufsicht über das Gefängnis. Josef war in Potifars Haus unter Gott gediehen und dort als Verwalter eingesetzt worden. Hier fand er wieder unter Gott Gedeihen und hatte bald das Gefängnis unter sich. Viermal versichert dieses Kapitel, daß der HERR mit Josef war (V. 2-3.21.23 ).
Das Kapitel zeigt, daß Josef ein treuer Diener Gottes war. Er behielt die Träume über seine Zukunft im Gedächtnis ( 1Mo 37,6-7.9 ) und blieb Gott gegenüber treu, anstatt der Versuchung beim ersten Anzeichen seines Aufstieges zur Macht nachzugeben. Weise Herrscher erkennen, daß der Gehorsam gegen Gott die erste Voraussetzung für einen vorbildlichen König darstellt. Israel erfuhr ebenfalls, daß es treu beim Herrn bleiben sollte, trotz der Folgen, die der Gerechte leidend in Kauf nehmen mußte.
Die Geschichte ist dem Ratschlag ähnlich, der von König Salomo häufig in den Sprüchen gegeben wird. Es ist töricht, der Versuchung einer schmeichlerischen Frau oder eines Mannes nachzugeben und alle Aussichten eines Lebens im Dienst für Gott zu zerstören. Der Weg der Weisheit ist, die Kosten der Sünde zu bedenken. Josef gab der Versuchung nicht nach, weil er überzeugt war, daß Gott für ihn eine wunderbare Aufgabe hatte. Josef warf nicht den Segen Gottes für die Freuden der Sünde fort. Er war auch nicht verdrossen, weil er für seine Treue litt. Gott würde ihn letztendlich auszeichnen, wie er es verheißen hatte.

Walvoord

Josephs Schicksal war wirklich hart: Seine ungerechte Verführerin beschuldigte ihn fälschlicherweise vor ihrem leichtgläubigen Ehemann, der seinen treuen und tugendhaften Diener aus seiner Gegenwart verbannte und ihn im königlichen Gefängnis einsperrte! Aber es ist gut und glücklich, für gute Taten zu leiden: Josef trug in seinen Kerker etwas mit sich, was viele Mächtige und Edle auf der Erde nie erfahren haben: den Frieden Gottes in seinem Gewissen und die Gunst dessen, der arm und reich macht, der erniedrigt und erhöht. Es wird sehr schön gesagt (Verse 20, 21): „Er war dort im Gefängnis. Aber der Herr war mit Josef und erbarmte sich seiner und schenkte ihm Gnade vor dem Gefängniswärter.“ Wie unmöglich ist es, dass äußere Umstände die wahren Diener des Höchsten verletzen können! Gott ist in Wahrheit mit ihnen, und wer kann ihnen schaden, wenn er auf ihrer Seite ist? Josef wurde zum Aufseher des Gefängnisses, „und was er tat, das ließ der Herr gelingen“. Aber er war immer noch ein Gefangener: Es ist nicht genau bekannt, wie lange er in Haft war, sicherlich einige Jahre lang – Jahre, die für ihn eine langwierige und harte Bewährungszeit waren. Er spürte seine Gefangenschaft sehr stark, aber er murrte nicht, machte niemandem Vorwürfe und sprach auch nicht über die Bosheit seiner Brüder oder die Falschheit von Potiphars Frau: Er bat lediglich den obersten Diener, nach seiner Freilassung dem Pharao von seinem Fall zu berichten, damit er befreit würde. Aber der undankbare Mann, dem Josef in seiner Schmach so viel Aufmerksamkeit geschenkt und dessen Vision er erklärt hatte, war kaum in der Gunst seines Herrschers wiederhergestellt, als er Josef „vergaß“ und noch zwei Jahre lang die züchtigende Hand Gottes ertragen musste. Schließlich wurde seine Befreiung durch das unmittelbare Eingreifen des Allmächtigen bewirkt, der den Pharao Träume träumen ließ, die niemand außer Josef deuten konnte. Nach seiner Erhebung war seine Frömmigkeit am Hof genauso auffällig wie im Gefängnis; er gab Gott die Ehre und wollte sich nicht für seine Weisheit oder sein Talent rühmen: „Es liegt nicht an mir“, sagte er zum König, „Gott wird dem Pharao eine Antwort des Friedens geben.“ Von diesem Zeitpunkt an änderte sich sein ganzes Leben; nach vielen Jahren der Not und des Leids verbrachte er den Rest seiner Tage in ununterbrochenem Wohlstand, Nützlichkeit und Frieden. Die einzigen überlieferten Einzelheiten seines Verhaltens lassen uns glauben, dass er seine Erhöhung mit Sanftmut ertrug und durch seine Weisheit Gott in seiner hohen Stellung verherrlichte, wie es die schwere Prüfung, die er durchgemacht hatte, eigentlich erwarten ließ.

Fracis Close – das Buch Genesis

Lernen zu warten (39:21-23). „Man hat ihm die Füße mit Fesseln beschlagen und den Hals in Eisen gelegt“, sagt der Psalmist (Ps 105,18), aber davon ist in der Genesis nicht die Rede. Vielleicht war Josef für kurze Zeit gefesselt, aber es dauerte nicht lange, bis der Gefängniswärter ihn freiließ und ihm die Verantwortung für die anderen Gefangenen übertrug. Wie Potiphar vor ihm übergab der Aufseher alles an Josef und sah zu, wie die Arbeit in seinen Händen gedieh.
Gott ließ zu, dass Josef ungerecht behandelt und ins Gefängnis gesteckt wurde, um seinen Charakter zu stärken und ihn auf die vor ihm liegenden Aufgaben vorzubereiten. Das Gefängnis sollte eine Schule sein, in der Josef lernte, auf den Herrn zu warten, bis seine Zeit gekommen war, ihn zu rächen und seine Träume zu erfüllen. Josef hatte Zeit zum Nachdenken und Beten und zum Nachdenken über die Bedeutung der beiden Träume, die Gott ihm geschickt hatte. Er würde lernen, dass Gottes Verzögerungen nicht Gottes Verweigerungen sind.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Mose 39,21-23 berichtet über den göttlichen Segen, der in Vers 21 mit Josephs Beziehung zum Gefängniswärter beginnt. Die göttliche Quelle von Josephs Segen war: Aber Jehova war mit Josef. Die Folge von Gottes Gegenwart bei Josef war: Er erwies ihm seine Güte; Gott erwies Joseph seine Güte und schenkte ihm Gunst in den Augen des Gefängniswärters. Joseph erhielt Gunst; er beeindruckte den Gefängniswärter auf eine gute Art und Weise. Was zuvor mit Potiphar geschehen war, geschah nun mit dem Gefängniswärter. Psalm 105,18-19 füllt einige Lücken im Bericht über Josefs Gefangenschaft. Nach diesem Psalm wurde Josef zunächst körperlich gequält und gefoltert; aber irgendwie bewirkten Josefs Reaktion auf seine Folter und Josefs Handlungen, dass der Gefängniswärter sein Verhalten gegenüber Josef änderte, und so geschah es dann auch. Die Verse 22-23 berichten dann von Josephs Erhöhung, wobei Vers 22 das Handeln des Gefängniswärters behandelt: Und der Gefängniswärter übergab alle Gefangenen, die im Gefängnis waren, in Josefs Hand; und was sie dort taten, das tat er auch. Was hier beschrieben wird, ist der Situation des Potiphar in Vers 4 sehr ähnlich. Potiphar bemerkte Josephs Fähigkeiten und übertrug ihm die Verantwortung; der Wärter bemerkte Josephs Fähigkeiten und übertrug ihm die Verantwortung. In Vers 23 schließlich wird das Ausmaß der Erhöhung und des Vertrauens des Gefängniswärters in Joseph deutlich: Der Gefängniswärter schaute nicht auf das, was unter seiner Hand war; mit anderen Worten: Er machte sich nicht die Mühe, Josephs Arbeit zu überprüfen. Auch hier war das Vertrauen vollkommen. Der Grund dafür war die göttliche Quelle: Jehova war mit ihm, und was er tat, ließ Jehova gedeihen. Auch hier sind die Ähnlichkeiten mit der Situation mit Potiphar in Vers 6 auffällig.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

Nein, Joseph war nicht bei „seiner Familie“! Nein, Joseph war nicht im verheißenen Land! Aber auf die Umstände kam es Jehovah NICHT an! So ist es auch noch heute! Baue ein persönliches Verhältnis zu Jehovah auf – und lese täglich in der Bibel & lerne zu beten – „das reicht“ um unter Seinem Schutz zu sein.