Schlagwort: Glauben

„Solange wir nicht „aufgeben“ oder „müde werden“, garantiert uns Jehova, dass wir ewiges Leben ernten“ ??

Doch darüber freuet euch nicht, daß euch die Geister untertan sind; freuet euch aber, daß eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind.
Elberfelder 1871 – Lukas 10,20

Doch nicht darüber freuet euch, dass die Geister euch untertan sind; freuet euch vielmehr, dass eure Namen in den Himmeln aufgeschrieben sind! (a) Php 4:3; Heb 12:23; Off 20:12; 21:27
Zürcher 1931 – Lukas 10,20

Doch darüber freuet euch nicht, daß die Geister (Geister ist hier, wie auch sonst immer, im Griechischen sächlich, so daß vielleicht meist besser mit „geistigen Mächte“ zu übersetzen wäre. Dasselbe gilt von dem neutestamentlichen „Dämonion“.) euch untertan sind; freuet euch aber, daß euere Namen in den Himmeln (d. h. bei Gott) aufgeschrieben sind.
Die vier Evangelien des Reinhardt – Lukas 10:20

Aber lasst nicht das den Grund eurer Freude sein, dass euch die Geistesmächte unterlegen sind. Sondern freut euch darüber, dass die Namen von jedem Einzelnen von euch in der unvergänglichen Welt Gottes aufgeschrieben sind.
Roland Werner – Das Buch – Lukas 10,20

Übrigens, an dem freut euch nicht, dass die Geister euch sich unterstellen, freut euch aber, dass eure Namen eingeschrieben sind ein für allemal in den Himmeln.
Pfleiderer Übersetzung – Lukas 10:20

Erfreut euch abgesehen davon nicht daran, dass euch die Geister unterworfen sind! Seid dagegen froh, dass eure Namen bereits in den Himmelswelten eingeprägt worden sind!
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Lukas 10:20

Zurück zur Überschrift:

Die Jünger mussten lernen, sich nicht nur über das zu freuen, was sie erreichten, sondern darüber, dass Jehova ihren Einsatz schätzte.

Diesen Satz würde ich unterschreiben – und alle Übersetzer wohl auch, denn Jesus sagt, dass die Namen Seiner Jünger „eingeschrieben sind“ oder „bereits“ „ein für alle Mal“!
Deshalb würden Seine Jünger natürlich aus Liebe weiter bei Jesus bleiben.
Aber der oben zitierte Kommentar sagt weiter:

Wenn wir nicht aufgeben, werden wir mit ewigem Leben belohnt. Wenn wir fleißig Wahrheitssamen aussäen und bewässern, säen wir gleichzeitig „im Hinblick auf den Geist“. Wir geben ihm die Möglichkeit, ungehindert in unserem Leben zu wirken. Solange wir nicht „aufgeben“ oder „müde werden“, garantiert uns Jehova, dass wir ewiges Leben ernten, selbst wenn wir niemanden zur Taufe führen können

Ups, DAS widerspricht dem, was die Aussage Jesu oben aussagt. Jesus fordert Seine Jünger nicht dazu auf, sich Mühe zu geben – sondern sich zu freuen!

Aber schauen wir uns andere Kommentare an:

Die Jünger kamen von der Reise, zu der sie der Herr zu zwei und zwei ausgesandt hatte, wieder zu Ihm zurück und erzählten Ihm, was sie getan und gelehrt hatten. Wer hätte auch mehr Interesse für ihre Mitteilungen haben können als Er? Wer konnte ihnen besser die Klippen zeigen, an denen sie nach diesem gesegneten Dienst leicht hätten Schiffbruch leiden können? Während sie sich freuten, daß ihnen auch die Geister Untertan gewesen waren, ruft ihnen der Herr Jesus zu: „Doch darüber freuet euch nicht, daß euch die Geister Untertan sind; freuet euch aber, daß eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind“ (Lk 10,20).
Glänzende Siege auf geistlichem Gebiet können einen Knecht des Herrn leicht verleiten, diese Siege nicht dem Herrn anzurechnen, sondern sie zum Gegenstand seiner eigenen Freude zu machen, und sie können ihm Anlaß zu Hochmut sein. Der Herr besitzt Liebe und Weisheit genug, um uns vor solchen Irrungen zu bewahren. Er kennt unsere Herzen und weiß, wie gefährlich es für uns ist, öffentlich aufzutreten.

Ermunterung und Ermahnung 1972

Als die Boten zurückkamen, waren sie voll Freude, daß auch die bösen Geister sich ihnen in Jesu Namen hatten unterwerfen müssen. Jesus antwortete ihnen: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz.“ Damit meinte er nicht, daß der Teufel in ebendiesem Moment aus dem Himmel herabgestürzt wurde, sondern daß seine Macht gebrochen war. Die Wunder, die die ausgesandten Jünger hatten tun können, waren möglich, weil Jesus selbst zuvor den Satan besiegt hatte. Die Macht, die Jesus ihnen gegeben hatte, und die Verheißung, daß ihnen nichts schaden könnte, auch nicht Schlangen und Skorpione, galten allerdings nur für diesen besonderen Auftrag. Jesus ermahnte sie aber auch, sich nicht darüber zu freuen, daß sie in seinem Namen Dämonen austreiben konnten, sondern darüber, daß ihre Namen im Himmel geschrieben waren. Die persönliche Beziehung eines Glaubenden zu Gott ist es, die ihm Grund zur Freude gibt.

Walvoord Bibelkommentar

Der Name Jesus hat sich als Kraft erwiesen, alle Siebzig bezeugen es mit freudigem Dank. Jesus hat an ihren Kämpfen teilgenommen und gesehen, daß der Feind eine erste entscheidende Niederlage erfahren hat. Wichtiger aber als diese Siege sollte für Jünger Jesu der andere Tatbestand sein, daß sie „im Himmel registriert“ sind und als Erlöste davon wissen und zeugen können. Hier auf Erden werden unsere Namen vielleicht sogar verunglimpft oder bald vergessen. Gut, wenn sie bei Gott angeschrieben sind und wir in froher Heilsgewißheit unseren Weg gehen dürfen!

Bruns – Die Bibel mit Erklärungen

Die Besiegung des Teufels ist ein Merkmal des messianischen Zeitalters, wie es die Zuhörer des Lukas verstanden, aber es ist nicht das wichtigste Merkmal und nicht das, was sie hervorheben sollten. Der eigentliche Punkt ist, dass sich Jesus als der wahre Messias erweist und seine Nachfolger daher das wahre Volk Gottes sind; das bedeutet, dass ihre „Namen im Himmel geschrieben sind“.

John H. Walton – Dämonen und Geister in der biblischen Theologie

Inmitten der Freude der Siebzig will V. 20 auf die größte Freude hinweisen: »Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister untertan sind. Sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind«. Natürlich will Jesus den Siebzig ihre Freude nicht nehmen! Aber er will doch eine glasklare Priorität setzen.
»Geister« ist hier ein anderer Name für »Dämonen« (V. 17). Es handelt sich also um reale Wesen einer überirdischen Welt. Die bösen »Geister«, um die es hier geht, haben mit dem Satan den Abfall von Gott vollzogen und dienen ihm jetzt in seiner Auflehnung gegen Gott und bei seinem Hass gegen alles Göttliche (vgl. 1 Mo 6,1ff.; Jes 24,21ff.; Dan 10,13; 1 Kor 6,3; Eph 6,11 f; 2 Petrus 2,4; Offb 9,11). Jesus bezeugt ihre Existenz, auch wenn er keine »Geister-Lehre« in allen Einzelheiten vorgetragen hat.
»Dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind« bezieht sich auf das Lebensbuch. Von einem solchen Lebensbuch ist in der Bibel häufig die Rede (2 Mo 32,32ff.; Ps 69,29; Jes 4,3; Dan 12,1; Mal 3,16; Phil 4,3; Heb 12,23; Offb 3,5; 13,8; 17,8; 20,12ff.; Offb 21,27). Worum handelt es sich? Es handelt sich darum, dass Gott die »Namen« derjenigen Menschen festhält, die ins ewige Gottesreich aufgenommen werden. Es sind also die Namen derer, die durch Jesu Blut erlöst sind (»Lebensbuch des Lammes«, Offb 13,8; 21,27). Ob dieses »Aufschreiben im Himmel« real in ein himmlisches Schriftstück oder sinnbildlich ins Gedächtnis Gottes erfolgt, muss offen bleiben. Auf jeden Fall bestätigt Jesus das Vorhandensein eines solchen Lebensbuches. Und das Wichtigste für ihn ist, dass seine Jünger (»eure Namen«) dort drinstehen, dass sie ein ewiges Leben im Reiche Gottes haben. Alles andere ist zweitrangig – auch ihre Herrschaft über die Dämonen. Denn es kann ja sein, dass Menschen im Namen Jesu Dämonen austreiben – und dennoch verdammt werden (Mt 7,22ff.). Auch Judas hatte solche Erfolge! Hier tritt ganz eindeutig zutage, was das Hauptziel Jesu ist: Unsere Rettung zum ewigen Leben.
Der Leser bleibt nun zurück mit der nachdenklichen Frage: Stehe auch ich im Buch des Lebens? Wer Gewissheit sucht, der bekommt sie durch Joh 6,37. Auf jeden Fall sollten unsere vielen christlichen Aktivitäten die Tatsache nicht verdecken, dass es vorrangig um unsere Rettung zum ewigen Leben geht.

Edition C

„Doch“ ( plän) markiert einen starken Gegensatz. Es wird im NT meist mit „doch“ übersetzt; in Mk 12,32 mit „außer“; in Lk 6,24; 22,22 mit „aber“; in 11,41 mit „vielmehr“; in 12,31 mit „jedoch“; in 23,28 mit „sondern“. 22,42 zeigt dessen Bedeutung schön an: „Vater, wenn du diesen Kelch von mir wegnehmen willst – doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!“ Der Herr Jesus wußte um die vorübergehende Natur der Zeichengaben und wollte, daß die Seinigen sich an den unveränderlichen Dingen freuten. So hatte die Tatsache, daß ihre Namen in den Himmeln angeschrieben waren, die unvergleich größere Bedeutung. Im Himmel finden sich Bücher wie die Aufzeichnungen über alle sündigen Werke (Offb 20,12) und das Buch des Lebens (V.12-15). Hebräer 10,7 mag sich gut auf ein Buch der Ewigkeit beziehen, auf dessen Titelblatt die Aufschrift steht: „Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust; und dein Gesetz ist im Innern meines Herzens“ (Ps 40,8). In einer ständigen Veränderungen unterworfenen Welt ist es eine große Freude und ein Grund unerschütterlicher Zuversicht zu wissen, daß unsere Namen im „Buch des Lebens des Lammes“ (Phil 4,3; Hebräer 12,23; Offb 21,27) eingetragen sind.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Wir gehören zu KEINER irdischen Organisation; jemand könnte daher die Namen aller Sekten aufzählen, und wir würden zu jedem nein sagen. Wir gehören nur der himmlischen Organisation an — ,deren Namen im Himmel eingeschrieben sind‘ (Herbäer 12:23; Lukas 10:20). Alle Heiligen, die jetzt leben oder die während dieses Zeitalters gelebt haben, gehörten zu UNSERER KIRCHENORGANISATION: Sie alle bilden EINE Kirche, und da ist KEINE ANDERE, die der Herr anerkennen würde. Daher ist jegliche irdische Organisation, die nur im geringsten dieser Vereinigung der Heiligen entgegensteht, im Widerspruch zu den Lehren der Schrift und im Gegensatz zum Willen des Herrn — ,auf daß sie alle EINS seien‘ (Joh 17:11).“

englischen Ausgabe des Wacht-Turms vom März 1883 zitiert in WT 1.August 1980

Wenn das Ergebis positiv bleibt

Ich will aber, daß ihr wisset, Brüder, daß meine Umstände mehr zur Förderung des Evangeliums geraten sind, so daß meine Bande in Christo offenbar geworden sind (d. h. als solche, die ich um Christi willen trage) in dem ganzen Prätorium und allen anderen, (O. an allen anderen Orten) und daß die meisten der Brüder, indem sie im Herrn Vertrauen gewonnen haben durch meine Bande, (O. durch den Herrn hinsichtlich meiner Bande Vertrauen gewonnen haben) viel mehr sich erkühnen, das Wort Gottes zu reden ohne Furcht.
Elberfelder 1871 – Philipper 1,12–14

Aber ich will euch in Kenntnis setzen, Brüder, dass es durch meine Umstände mehr zum Vorstoßen der guten Botschaft gekommen ist,
Jantzen & Jettel – Philipper 1:12

Meine lieben Brüder und Schwestern! Ihr sollt wissen, dass meine Gefangenschaft die Ausbreitung der rettenden Botschaft nicht gehindert hat. Im Gegenteil!
Hoffnung für Alle – Phil. 1,12

JEHOVA ist nicht ein Gott der Gefangennahme. Er setzt keine seiner Geschöpfe hinter Schloss und Riegel. Er fesselt nicht einmal die Gedankengänge einer Person, sondern gewährt dem Sinn derer, die er erschaffen hat, Denkfreiheit. Er hat weder körperliche noch geistige Roboter ins Dasein gerufen, die sich mechanisch in den von ihm verordneten Bahnen bewegen müssten, sondern hat seine intelligenten Geschöpfe mit einem Sinn versehen, der nicht nur fähig ist, Recht und Falsch zu kennen, sondern auch frei ist, diesen oder jenen Weg zu wählen. Hat er diese Freiheit der Wahl, zusammen mit einem zur Vorsicht mahnenden Rat nicht schon dem ersten Menschenpaar in Eden gegeben? Und taten nicht auch seine Wortführer bei der Nation Israel dasselbe?

Folglich ist es die biblische Wahrheit, welche die Menschheit instand setzen wird, erfolgreich aus Satans Kerkern auszubrechen, wodurch die Menschheit gelöst wird von der Knechtschaft zur Freiheit der Erkenntnis und des Dienstes für den wahren Gott. Mit freiem Sinn können die Glieder des Volkes Jehovas Gott dienen, auch wenn ihre Leiber in Gefängniszellen schmachten oder in Konzentrationslagern leiden. Als der Apostel Paulus eingesperrt war, schrieb er: „Ich möchte euch nun wissen lassen, liebe Brüder, dass die Lage, in der ich mich hier befinde, eher zur Förderung der Heilsverkündigung gedient hat. Es ist nämlich bei der ganzen kaiserlichen Leibwache und sonst überall bekannt geworden, dass ich um Christi willen in Gefangenschaft bin; so haben denn die meisten Brüder in dem Herrn durch meine Gefangenschaft neue Zuversicht gewonnen und wagen deshalb mit wachsender Furchtlosigkeit (ohne Furcht vor den Folgen, Eine Amerik. Übers.) das Wort Gottes zu verkündigen.“ (Philipper 1:12-14, Menge) Frei von Irrtum und von der Furcht vor Folgen kämpft der Sinn, der mit biblischer Wahrheit erfüllt ist, einen gottgemässen Kampf, um andere für den Dienst Jehovas zu befreien.

Wachtturm August 1950

Die jüdischen Führer erkannten, dass sie nach römischem Recht keinen Grund hatten, Paulus anzuklagen. Also entschieden sie sich für eine andere Strategie. Sie erlaubten Paulus, sich an Cäsar zu wenden, erschienen dann aber nicht in Rom, um ihre Anklage vorzutragen. Sie hofften, dass Paulus auf diese Weise wenigstens zwei Jahre lang aus dem „Verkehr“ gezogen und in seinem Dienst unwirksam gemacht werden würde. Aber wie falsch sie lagen! Während seiner Gefangenschaft schrieb Paulus vier wichtige Briefe, die bis heute Einfluss auf die Welt haben: Epheser, Philipper, Kolosser und Philemon. Der Apostel war zwar offiziell ein Gefangener, aber ihm wurde ein großer Teil der Freiheit gewährt. Dazu gehörte auch die Freiheit, in seiner eigenen Wohnung zu leben, anstatt im Gefängnis eingesperrt zu sein. So blieb Paulus in seinem eigenen gemieteten Haus, wo er alle empfing, die zu ihm kamen. Die Zeitform des griechischen Wortes für „empfangen“, apedecheto, ist das mittlere Imperfekt, was nach Robertson bedeutet, dass von Zeit zu Zeit Menschen zu Paulus kamen, und er sie in Ruhe empfangen konnte.
Vers 31 fasst den Dienst des Apostels während dieser zweijährigen Periode zusammen. Er predigte weiterhin das Reich Gottes, d. h. er verkündete Gottes Reichsprogramm. Er fuhr auch fort, die Dinge über den Herrn Jeschua Messias zu lehren, der die Essenz des Evangeliums ist. Paulus tat dies mit aller Kühnheit, und niemand hinderte ihn daran. In Philipper 1,12-14 wird beschrieben, dass sein Dienst in diesen zwei Jahren sogar bis zur Prätorianergarde reichte, einer Eliteeinheit der römischen Armee, deren Mitglieder als persönliche Leibwächter der Kaiser dienten.

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkommentar zur Apostelgeschichte

Mit den Philippern dagegen ist Paulus persönlich und seit Jahren fest verbunden, sie sind ja „seine Teilhaber an der Gnade“ und warten sehnlich auf Nachricht. Sie würden vielleicht seinen Ausführungen gar nicht die volle Aufmerksamkeit entgegenbringen können, wenn sie nicht erst einmal hörten, wie es Paulus geht. Darum läßt Paulus hier dem Dank und der Fürbitte für die Gemeinde sofort ein Wort über seine eigene Lage folgen. Aber – wie tut er es! Es war eine harte Veränderung für ihn eingetreten. Die Vergünstigung einer eigenen Mietwohnung (Apg 28, 30. 31) mit ihrer relativen Freiheit ist ihm entzogen worden, er sitzt nun im „Prätorium“ in Haft. „Prätorium“ ist im Griechischen ein Lehnwort aus dem Latein. Ursprünglich bezeichnet es den Wohnraum des „Prätors“ im Lager und wird dann für die Amtswohnung eines römischen Statthalters gebraucht. So kommt es im Neuen Testament in Mt 27, 27; Mk 15, 16; Jo 18, 28. 33; 19, 9 und Apg 23, 35 vor. Wäre unser Brief noch während der Gefangenschaft des Paulus in Caesarea geschrieben, so schlösse sich die Erwähnung des Prätoriums hier unmittelbar an Apg 23, 35 an. Aber nun sind wir ja in Rom, wo es natürlich keinen „Statthalter“ gab. So werden wir bei dieser Bezeichnung hier an die große Kaserne zu denken haben, in der die Kaiserliche Garde als Besatzung Roms lag, oder auch an die Kaiserliche Garde selbst. Da sich sofort ein Hinweis auf Personen anschließt: „und bei den übrigen allen“, wäre es sprachlich das Gegebene, auch bei der Nennung des „ganzen Prätoriums“ nicht an ein Gebäude, sondern an einen Personenkreis zu denken. „Meine Fesseln sind in Christus offenbar geworden in der ganzen Kaiserlichen Garde und bei den übrigen allen.“ Allerdings hätte es dann nähergelegen, auch „die Kaiserliche Garde“ ebenso wie „die übrigen alle“ in den einfachen Dativ zu setzen; das ausdrückliche „in“ bei „Prätorium“ weist doch wieder auf ein Gebäude. Zu einer endgültigen Entscheidung werden wir in dieser Frage nicht kommen. Aber für die Lage des Apostels werden wir uns doch ein zutreffendes Bild machen können.
Der Prozeß des Paulus war nach langem (Apg 28, 30 „zwei Jahre“) schleppendem Gang nun offenbar in sein kritisches Stadium getreten; Paulus war für die Verhöre und die entscheidenden Verhandlungen in die Kaserne gebracht worden. Wie griff das in seine persönlichen Verhältnisse ein! Eigene Mietswohnung oder eine gewiß nicht sehr freundliche Arrestzelle in einer Kaserne – welch ein Unterschied! Und Paulus war ein alter Mann! Aber von seinem persönlichen Ergehen hören die Philipper und hören wir kein Wort. Nicht einmal die Andeutung einer Klage kommt über seine Lippen. Wie es ihm selber geht, das ist ihm einfach nicht der Rede wert. Nur eine einzige Frage bewegt ihn: Was bedeutet diese Wendung der Dinge für die Botschaft?! Sie schien auch da eine Wendung zum Schlimmen zu sein. Entziehung der eigenen Wohnung, Verlegung in die Kaserne, Verschärfung der Haft – war das nicht eine völlige Verhinderung seiner evangelistischen Arbeit? Die Philipper hatten offenbar von dieser einschneidenden Veränderung in der Lage des Apostels schon gehört. Paulus erzählt sie ihnen hier nicht erst als etwas Neues. Aber wenn sie nun gespannt und besorgt fragen, wie sich das alles nun gestaltet und ausgewirkt habe, dann kann Paulus ihnen antworten, „daß seine Lage mehr zum Fortschritt des Evangeliums geführt hat“.
Wie kann das sein?! Gespannt hören auch wir mit den Philippern zu. Denn diese „Lage“ des Paulus ist uns Heutigen ja nicht mehr eine merkwürdige, ferne Sache, die wir uns mühsam anschaulich zu machen suchen, weil es früher einmal so etwas gegeben hat. Menschen unserer Tage, Brüder und Schwestern aus unserer Mitte, sind in ähnliche „Lagen“ gekommen und werden auch weiterhin noch hineinkommen. Wie wird man mit solcher Lage innerlich fertig, was bedeutet sie für das Evangelium? Warum läßt der Herr Seine Boten in solche Schwierigkeiten geraten? Das sind Fragen von heute. Paulus setzt sich über die Schwierigkeiten nicht einfach hinweg und tut nicht so, als wäre alles erfreulich und schön. Das merken wir an seinem Ausdruck „mehr“ oder „eher“. Aber das darf er nun doch dankbar feststellen, es hat alles doch „mehr“, „eher“ zum Fortschritt der Botschaft geführt. Denn es ergab sich eine neue, unerwartete Missionsmöglichkeit, eben in der Kaserne. Paulus spricht davon nicht in der aktiven Form: „Ich konnte hier Soldaten von Jesus sagen.“ Daß er von Jesus nicht schwieg, war ja selbstverständlich. Wie hätte Paulus irgendwo von Jesus schweigen können. Aber so unbedingt nötig unser Zeugnis ist, über dem Weg des Evangeliums liegt immer das Geheimnis göttlicher Führung und göttlicher Wirkung. Die „Tür des Wortes“ öffnen nicht wir, sondern Gott (Kol 4, 3).

Wuppertaler Studienbibel

Allem voran stellt er in Vers Phil 1, 12 die Tatsache: Wie schlimm es auch um ihn stehen mag, die Sache Jesu schreitet auch durch seine Gefangenschaft voran. Die griechische Briefformel »ich will, dass ihr wisst«, darf hier nicht als bloße Redewendung verstanden werden. Der Zusammenhang zeigt, dass es wirklich der Herzenswunsch des Paulus ist, diese Gemeinde wegen ihrer Teilhabe an seinem Leben und seiner Arbeit über das, was ihm widerfahren ist, zu unterrichten. Wir beobachten die gleiche Wendung ohne »ich will« auch in anderen Gefangenschaftsbriefen (Eph 6,21; Kol 4,7). »Was mich betrifft« meint (wie Vers Phil 1, 13 zeigt) seine Gefangenschaft während der Voruntersuchungen in seinem Prozess. Das Wichtigste ist, dass die Ausbreitung des Evangeliums durch seine Inhaftierung keineswegs ins Stocken geraten, sondern vielmehr durch sie noch gediehen ist. Und dies unter Soldaten und Staatsbeamten, also unter den Ständen, die wenige hundert Jahre später einen entscheidenden Einfluss darauf hatten, dass das Christentum von einer verbotenen Religion zunächst zur anerkannten Religion wurde und schließlich sogar die Vormachtstellung innehatte.

Sie also – Soldaten und Staatsbeamte – sind gemeint, wenn es heißt, dass »in dem ganzen Prätorium« bekannt geworden sei, dass Paulus um Christi willen inhaftiert ist. Das Wort »Prätorium« gehört zu den umstrittensten Begriffen dieses Briefes. Es wurde nämlich im römischen Reich zu unterschiedlichen Zeiten und an verschiedenen Orten jeweils verschieden verstanden. In der Provinz (so z. B. in Ephesus: vgl. Exkurs zur Datierung bei V. 1) bezeichnete es den Palast des römischen Bevollmächtigten oder die vom Senat dorthin abgeordnete Truppe. Im Heereswesen bedeutete es das Hauptquartier. Für Rom selbst kommen drei Möglichkeiten in Betracht: zum einen der kaiserliche Palast, sodann das Hauptquartier des militärischen Oberbefehlshabers, sowie die diesen unterstellten Soldaten (3000 in der Stadt selbst, 6000 außerhalb während der Zeit des Augustus) bzw. deren Kaserne.
Die erste Möglichkeit ist höchst unwahrscheinlich. Die anderen beiden schließen sich aber gegenseitig nicht aus. Beide sind im »Castra Praetoria« (Quartier des Prätoriums) an der Stadtmauer im nordöstlichen Viertel Roms zu suchen. Hier wird die Untersuchungshaft vor Beginn des eigentlichen Prozesses stattgefunden haben. Bis zum Anfang der gerichtlichen Untersuchungen hatte ja Paulus unter einfachem Hausarrest in einer Mietswohnung leben können (Apg 28,16-30). Da seit dem Jahr 41 n. Chr., als die prätorianische Garde Claudius zum neuen Kaiser machte, das Militär die Regierung bestimmte, ist es möglich, dass auch gerade in solchen Fragen das Militär zuständig war, besonders wenn es wie im Falle des Paulus um die Stellung zum Kaiser ging. Bisher hatte allein das Judentum als Religion, die den Kaiser nicht als Gottheit anerkannte, das Existenzrecht besessen. Im Falle des Paulus ging es letztlich darum, wie das Christentum gegenüber dem Judentum zu beurteilen war. War es, da aus dem Judentum hervorgegangen, mit diesem gleichzusetzen, oder war es als neue, andersartige Religion zu betrachten? Da Christen außerdem unter Heiden missionierten, die dem Kaiser opferten, war die Frage, ob das Christentum nicht als verbotene Religion zu verfolgen sei. Schon die Anklage des Paulus und Silas in Philippi als »Juden«, die »eine Weise verkündigen, welche uns nicht ziemt anzunehmen noch zu tun, weil wir Römer sind« zeigt, wie empfindlich die Römer gegenüber der Sonderstellung der Juden waren.

Dass Paulus das ganze Prätorium als seiner Sache kundig nennt, muss nicht auf ein kleines, provinzielles Prätorium hindeuten, sondern kann auch ein Hinweis dafür sein, dass der »Fall Paulus« viel Beachtung gewonnen hatte. Schließlich war ja Paulus von zwei Hegemonen (römische Bevollmächtigte in der Provinz) und von König Agrippa angehört worden, ehe er wegen seiner Berufung auf den Kaiser nach Rom geschickt worden war. Die Wendung »und bei den anderen allen« meint wohl den Rest der am gerichtlichen Prozess Beteiligten, bis hin zu denen »aus des Kaisers Hause« (s. zu Phil 4,22).

Edition C

Alle Umstände zur Ehre des Herrn nutzen!

„Meine Umstände sind mehr zur Förderung des Evangeliums geraten, sodaß meine Bande in Christo offenbar geworden sind in dem ganzen Prätorium und allen anderen, und daß die meisten der Brüder, indem sie im Herrn Vertrauen gewonnen haben durch meine Bande, vielmehr sich erkühnen, das Wort Gottes zu reden ohne Furcht.“ (Phil 1,12-14)
Paulus möchte, daß die Heiligen wissen: Gott ist souverän. Er ist immer Herr der Lage. Die Dinge in unserem Leben geschehen nicht einfach zufällig. Gott läßt sich nicht durch Gefängnismauern behindern. Paulus berichtet, wie sich das Evangelium durch den Bereich des kaiserlichen Palastes hin ausgebreitet hat und daß viele andere als Folge der Gefangenschaft des Apostels in ihrem Zeugnis für den Herrn kühn geworden sind.
Das Leben hat seine Gefängnisse, wie es auch seine Paläste hat. Es bleibt nicht ohne Auswirkungen auf Ungläubige und Gläubige, wie der Diener des souveränen Herrn auf die Umstände des Lebens reagiert.
Kommst du in schwierige Umstände, so frage dich: „Welche Gelegenheiten habe ich hier, meinem Herrn zu dienen?“ Dann nutze sie als treuer Diener, wie Paulus es tat. …. Mache es dir zum Anliegen, deine Umstände, die schlechten wie die guten, als günstige Gelegenheiten zu nutzen, für deinen großen Herrn ein Zeugnis zu sein.
O höre auf, dein Herz zu richten auf Sonnenschein, den Gott versagt. Hält Er ihn fern, mußt du verzichten, wie sehr auch deine Seele zagt. Tritt willig in des Herren Wege, so wirst du fröhlicher gedeihn in Seines Schattens milder Pflege als in des Frühlings Sonnenschein!

Hilfe + Nahrung Jahrgang 1990 – Verfasser: S. J. H.

Die Verurteilung

Folgende Geschichte habe ich in einem Buch „gehört“ und dann gesucht, wo ich diese noch finden kann – und wenn du nach „Der orthodoxe Häretiker und andere unglaubliche Geschichten“ suchst, wirst du eine Leseprobe von dem Buch finden, in der unter anderem diese Geschichte abgedruckt ist.



In einer Welt, in der die Nachfolge Christi als staatsgefährdend und illegal gilt, wirst du als Gläubiger angeklagt, festgenommen und vor ein Gericht gezerrt.
Du wurdest bereits seit einiger Zeit heimlich observiert. So gelang es der Staatsanwaltschaft, ein umfassendes Verfahren gegen dich einzuleiten. Die Staatsanwaltschaft eröffnet den Prozess mit der Vorlage Dutzender Fotos, die dich bei Kirchenveranstaltungen zeigen, dabei, wie du Vorträge bei religiösen Veranstaltungen hältst und an Gebets- und Anbetungsgottesdiensten teilgenommen hast. Anschließend präsentiert die Staatsanwaltschaft eine Auswahl an Dingen, die in deiner Wohnung konfisziert wurden: religiöse Bücher, die du besitzt, Worship-CDs und andere christliche Gegenstände. Dann legt die Staatsanwaltschaft einen Zahn zu, indem sie viele deiner Gedichte, Prosatexte und Tagebucheinträge präsentiert, die du liebevoll über deinen Glauben geschrieben hast.
Schließlich überreicht die Staatsanwaltschaft dem Richter deine Bibel, ein ziemlich abgenutztes Buch mit Kritzeleien, Anmerkungen, Skizzen und unzähligen Unterstreichungen. Beweismaterial, falls nötig, das dokumentiert, dass du diesen heiligen Text wieder und wieder gelesen hast.
Während des Prozesses hast du still und leise dagesessen, zitternd vor lauter Furcht. Tief in deinem Herzen ist dir angesichts der Masse an Beweismaterial bewusst, dass dir womöglich eine lange Gefängnisstrafe oder sogar die Hinrichtung droht. Während des Verfahrens hast du alle Hoffnung verloren und warst kurz davor, aufzustehen und Christus zu verleugnen. Doch obwohl dich dieser Gedanke im Laufe des Verfahrens immer wieder quälte, widerstehst du der Versuchung und bleibst wachsam.
Nachdem die Staatsanwaltschaft ihre Beweise vorgebracht hat, fragt dich der Richter, ob du dem noch etwas hinzuzufügen hast. Doch du schweigst und bleibst entschlossen, hast Angst davor, dass du, sobald du auch nur für einen kleinen Augenblick deinen Mund öffnen würdest, die Anklagepunkte, die gegen dich vorgebracht wurden, leugnen könntest. Wie Christus selbst schweigst du vor deinen Anklägern.
Daraufhin wirst du nach draußen geführt, um zu warten, während der Richter über deinen Fall berät. Die Stunden vergehen schleppend, während du unter Bewachung im Foyer sitzt und darauf wartest, zurückgerufen zu werden. Schließlich erscheint ein junger Mann in Uniform und führt dich zur Verkündigung des Urteils – und deiner Strafe – zurück in den Gerichtssaal.
Nachdem du auf der Anklagebank Platz genommen hast, betritt der Richter – ein harter und kompromissloser Mann – den Raum, bleibt vor dir stehen, schaut dir tief in die Augen und fängt an zu sprechen.
„Ich befinde den Angeklagten in allen Anklagepunkten für nicht schuldig.“
„Nicht schuldig?“ Dein Herz steht still. Dann, im Bruchteil einer Sekunde, werden die Angst und der Schrecken, die wenige Augenblicke zuvor gedroht hatten, dich deiner Standhaftigkeit zu berauben, verschlungen von Verwirrung und Zorn.
Der Umgebung zum Trotz stehst du herausfordernd vor dem Richter und verlangst eine Erklärung dafür, warum du im Licht der Beweise in allen Anklagepunkten für unschuldig befunden wurdest.
„Welche Beweise?“, erwidert er schockiert. „Was ist mit den Gedichten und Prosatexten, die ich geschrieben habe?“, entgegnest du.
„Sie belegen ganz einfach, dass Sie sich für einen Dichter halten, nichts weiter.“
„Aber was ist mit den Gottesdiensten, bei denen ich predigte, den Augenblicken, in denen ich in der Kirche weinte, und mit den langen, schlaflosen Nächten des Gebets?“
„Beweise, dass Sie ein guter Redner und Schauspieler sind, nichts mehr“, erwidert der Richter. „Es ist offensichtlich, dass Sie die Menschen in ihrer Umgebung getäuscht haben. Es ist gut möglich, dass Sie manches Mal auch sich selbst getäuscht haben. Doch sind diese Torheiten nicht ausreichend, um Sie vor einem ordentlichen Gericht schuldig zu sprechen.“
„Aber das ist Wahnsinn!“, schreist du. „Es scheint, als gäbe es keine Beweise, die Sie überzeugen könnten!“
„Dem ist nicht so“, erwidert der Richter, als würde er dir ein großes, lange vergessenes Geheimnis offenbaren. „Das Gericht steht Ihrem Bibellesen und Kirchenbesuch gleichgültig gegenüber; es interessiert sich nicht für Anbetung mit Stift und Worten. Entwickeln Sie Ihre Theologie ruhig weiter und benutzen Sie sie, um Bilder der Liebe zu zeichnen. Uns interessieren solche Sesselkünstler nicht, die ihre Zeit dafür aufwenden, lediglich Bilder einer besseren Welt zu malen. Wir kümmern uns nur um diejenigen, die ihren Pinsel aus der Hand legen, ihr Leben geben und es Christus gleich tun in ihrem Streben nach einer besseren Welt. Daher sind Sie, mein Freund, bis Sie nicht leben wie Christus und seine Jünger es taten, bis Sie nicht dieses System herausfordern und ein Dorn in unserem Auge sind, bis Sie nicht selbst sterben und ihren Körper den Flammen aussetzen, bis dahin nicht unser Feind.“

Peter Rollins – Der orthodoxe Häretiker und andere unglaubliche Geschichten

Bist du der kommen soll, oder sollen (müssen) wir auf einen anderen warten?

Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und verkündet Johannes, was ihr höret und sehet: Blinde werden sehend, und Lahme wandeln, Aussätzige werden gereinigt, und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird gute Botschaft verkündigt; und glückselig ist, wer irgend sich nicht an mir ärgern wird!
Elberfelder 1871 – Matthäus 11,4–6

Und Jesus sagte ihnen antwortend (antwortete ihnen): Geht, um Johannes zu berichten, was ihr hört und seht: Blinde können wieder sehen und Gelähmte können gehen, Aussätzige sind geheilt und Taube hören und Tote werden lebendig und Arme bekommen die gute Nachricht zu hören; und glücklich (glückselig) ist, wer auch immer nicht an mir Anstoß nimmt (wer meinetwegen nicht zu Fall kommt).
offene Bibel – Matthäus 11:4–6

»Bist du wirklich der, dessen Kommen angekündigt wurde, oder sollen wir warten, bis ein anderer kommt?« Jesus gab ihnen diese Antwort: »Geht zurück zu Johannes und berichtet ihm, was ihr gehört und gesehen habt! Erzählt ihm, was hier geschieht: Blinde können wieder sehen und Gelähmte wieder gehen, Aussatzkranke werden wieder gesund und rein, Gehörlose können wieder hören, ja, sogar Tote werden wieder lebendig! Und die, die arm sind, werden von der Botschaft der Hoffnung erfasst, dass Gott auf ihrer Seite ist! Ja, wer mir vorbehaltlos vertraut und an mir keinen Anstoß nimmt, der hat das wahre Glück gefunden!«
Roland Werner – Das Buch – Matt. 11,3–6

Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: «Geht hin und verkündigt dem Johannes, was ihr hört und seht:
Blinde sehen wieder und Lahme, sie gehen, Aussätzige werden rein, und Taube hören, und Tote stehen auf- Jes 29,18; 35,4-6; 42,7; Joh 2,23; 3,2; 5,36; 10,25.38; 14,11 -, und Armen wird Evangelium- Ps 22,23; Jes 61,1; Lk 4,18; Jak 2,5 – gepredigt!
Und glückselig ist, wer sich nicht an Mir geärgert- Jes 8,14.15; Mt 13,57; 26,31; Röm 9,32.33; 1 Kor 1,23; 2,14; Gal 5,11; 1 Petr 2,8. – haben wird!»
Abraham Meister – Matthäus 11,4–6

Inzwischen war Jochanan schon einige Zeit im Gefängnis gewesen. Er hatte immer noch seine eigenen Jünger, und sie berichteten ihm von Jeschuas Aktivitäten. Sie berichteten Jochanan auch, dass Jeschua keine sehr positive Reaktion von der jüdischen Führung bekam, und selbst die Massen, die seine Einzigartigkeit erkannten, hatten ihn nicht als etwas anderes als einen Propheten verkündet. Jochanan verstand, wie die Apostel, nicht, dass der Messias zweimal kommen sollte. Wie die Apostel hatte er erwartet, dass Jeschua gekommen war, um das Königreich einzuläuten. Angesichts dieser negativen Umstände (seine eigene Gefangenschaft, die negative Reaktion der Führer und die Tatsache, dass das Königreich nicht aufgerichtet wurde), setzte ein Element des Zweifels ein. Jochanan schickte zwei seiner Jünger zu Jeschua (vielleicht um die Forderung des mosaischen Gesetzes nach zwei Zeugen zu erfüllen) mit der Frage: Bist du es, der da kommt, oder suchen wir einen anderen? (Matthäus 11:3; Lukas 7:19). Der Sinn der Frage war folgender: Hat Jochanan einen Fehler gemacht und versehentlich den falschen Mann als den Messias bezeichnet? Ist es möglich, dass Jeschua nur ein weiterer Vorläufer wie er selbst war?
In dem Moment, als Jochanans Jünger ankamen, um die Frage zu stellen, war Jeschua gerade dabei, Krankheiten und Plagen zu heilen, Dämonen auszutreiben und den Blinden das Augenlicht wiederzugeben (Lukas 7:21). Statt eines einfachen „Ja“ oder „Nein“, sagte Jeschua: Geht und berichtet Jochanan die Dinge, die ihr hört und seht (Matthäus 11,4; Lukas 7,22). Er befahl ihnen, zwei Dinge zu berichten. Erstens sollten sie Jochanan weitergeben, was sie gehört hatten, und was sie gehört hatten, war seine Verkündigung, die messianische Person zu sein, dass den Armen die frohe Botschaft [das Evangelium] verkündet wird (Matthäus 11:5; Lukas 7:22). Die Verkündigung beinhaltete, dass das Reich der Himmel nahe ist. Zweitens sollten sie Jochanan weitergeben, was sie gesehen hatten, und was sie gesehen hatten, waren seine Wunder. Der Zweck dieser Wunder war es, seine Messiasschaft zu beglaubigen: Blinde werden sehend und Lahme gehen, Aussätzige werden gereinigt und Taube hören, und Tote werden auferweckt (Matthäus 11,5; Lukas 7,22). Jeschua schloss daraus, dass Jochanan nicht über seine Person zu stolpern braucht (Matthäus 11:6; Lukas 7:23).

Arnold Fruchtenbaum – Jeschuah

Jesus wird keinen Augenblick unsicher, er schilt auch in keiner Weise den Täufer. Er bekennt sich vor allen unmißverständlich als der Christus, indem er auf den Propheten Jesaja hinweist, wo genau das geweissagt ist, was er tut. Es gibt nur einen Weg zum Glauben: auf das achten, was Jesus sagt und tut.
Es bleiben allerdings Geheimnisse um ihn, und es werden nicht alle Rätsel sofort gelöst; dann gilt es, im Glauben geduldig zu warten. Jesus stellt keine großen Forderungen an die Zweifelnden, er erwartet von ihnen nur kindliches Vertrauen; dann wird er ihnen zurechthelfen.

Bruns – Die Bibel mit Erklärungen: Erklärungen

Jesus gibt also keine direkte Antwort. Nur im Prozess antwortet er auf die Frage des Kajaphas, ob er der Messias und Gottessohn sei, mit einem direkten Ja (Mt 26,64). Er ist sich darin treu geblieben, dass er nie – auch im Johannesevangelium nicht! – mit dem Selbstbekenntnis auftrat: »Ich bin der Messias.« Das taten nur die falschen Messiasse (vgl. Mt 24,5; Apg 5,36.37). Aber was er tut, ist so eindeutig das »Werk des Messias«, dass man ablesen muss: Er ist’s! Blinde sollen nach der messianischen Weissagung des AT sehen (Jes 29,18; 35,5), Lahme laufen (Jes 35,6), Taube hören (Jes 29,18; 35,5), Tote werden auferweckt (Jes 26,19; Hes 37) und Arme erhalten die gute Botschaft von Erlösung und Gnade Jes 29,19; 35,4; 61,1ff.). Nur die Aussätzigen sind in der messianischen Weissagung nicht speziell erwähnt, aber in Hes 34,4 sowie Jes 29,19; 61,1ff.) eingeschlossen. Wir können an Lk 4,27 auch sehen, dass man hoffte, der Messias werde wie der große Prophet Elisa Aussätzige heilen. Und all das geschieht jetzt durch Jesus! Für die Blinden vgl. Mt 9,27-35; 12,22; 20,29ff.); für die Lahmen vgl. Mt 4,24; 15,31; 21,14 , für die Aussätzigen vgl. Mt 8,2ff.); Lk 17,11ff.), für die Tauben vgl. Mk 7,37; 9,25ff.); für die Totenerweckungen vgl. Mt 9,18ff.); Lk 7,11ff.); Joh 11,1ff.); für die »gute Botschaft« = das Evangelium an die Armen vgl. Mt 4,23; 5,3ff.); Mt 9,35ff.)
Diese Taten Jesu waren nicht eingebildet oder betrügerisch fabriziert. Sie lagen so offen vor aller Augen, dass er schlicht sagen konnte: »Geht hin und berichtet, was ihr hört und seht.« Anspruch und Geschichte, Wille und Tat decken sich bei Jesus. Das ist bei keiner anderen Gestalt der Geschichte der Fall. Johannes wird also nicht durch ein wirklichkeitsfremdes Wort getröstet, sondern kann sich – wie überall in der Bibel! – an Gottes Tat hängen. Die Erkenntnis des Nikodemus wurde so auch für den Täufer wieder neu möglich: »Wir wissen, dass du bist ein Lehrer von Gott gekommen, denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm« (Joh 3,2).
Mit diesem Angebot neuen Glaubens verbindet Jesus aber eine Warnung: »Glücklich ist, wer keinen Anstoß nimmt an mir.« Es ist eine göttliche, endzeitlich geprägte Seligpreisung, die dem gilt, der das Ziel des Dabeiseins im Gottesreich schafft. Es geht für den Täufer also um sein ewiges Hell. Dieses Heil entscheidet sich an der Stellung, die er zu Jesus bezieht. Die Aussage Jesu hier steht ganz nahe bei Joh 14,6: »an mir«, an dem niedrigen, demütigen, angegriffenen Jesus finden wir oder verfehlen wir Gott. Und passen wir auf, dass nicht unser Ärgernis an einem andern Gemeindegenossen oder Mitbruder bzw. einer Mitschwester sich zum Anstoß an Jesus ausweitet! Die Wendung »Anstoß nehmen« ist typisch hebräisch. Sie heißt: auf dem bisherigen Weg scheu werden. Ganz nahe liegt jetzt das »zu Fall kommen«! So haben die heimatlichen Nazarener an Jesus Anstoß genommen (Mt 13,57), so die Jünger bei der Kreuzigung (Mt 26,31), so schließlich die ganze Judenschaft (Röm 9,32ff.); Röm 11,11; 1 Kor 1,23; Gal 5,11), wie schon auf dem Weg zum Kreuz ein großer Teil der Jünger (Joh 6,60ff.). Für Israel ist aus dem Anstoß ein Fall geworden (Röm 11,11). Die Tatsache, dass sogar der Täufer in der Gefahr des Anstoßes und des Falles steht, sollte uns tief ins Gebet um Bewahrung und um Erkenntnis Jesu treiben.

Edition C

Jesus kam nicht auch ins Schwanken, weil Johannes schwankte. Er suchte nicht plötzlich einen anderen Weg, als genügte der bisherige zur Ausrichtung seines Amts und zur Erweckung des Glaubens an ihn nicht, und er machte dem Vater nicht den Vorwurf, er halte sich verborgen und erweise seine Gnade nicht. Das Größte war ihm ja gegeben, so Großes, dass in dem, was jedermann bei ihm sieht und hört, der kräftige Grund, an ihn zu glauben, gegeben ist. Einen anderen Grund konnte Jesus niemand geben, auch dem Täufer nicht. Auch dies musste er wie jedermann im Volk erwägen, ob ihm in dem, was Jesus tat, die Herrlichkeit Gottes so sichtbar sei, dass er sein ganzes Vertrauen auf Jesus richten könne.
Sehen, was Jesus tut, und hören, was Jesus sagt, ist der einzige Weg, der zum Glauben führt. Ein anderes Mittel, uns selbst oder andere zum Glauben zu bringen, gibt es nicht.

Weil Johannes nach der rettenden Macht des himmlischen Königs verlangte, stellte ihm Jesus die errettende Macht vor Augen, die ihm gegeben ist: allerdings nicht zur Ausübung des Gerichts, sondern zur Erweisung des göttlichen Erbarmens und zur Hilfe für die, denen sonst niemand helfen kann. Auch die Armen rechnete er zu diesen und freute sich, dass er ihr Helfer zu werden vermochte. Waren sie auch am irdischen Gut verkürzt und dadurch mit einer schweren Last beladen, auch ihnen war mit Jesus eine Gabe gegeben und eine Freude beschert, die aus ihrem armen Leben ein seliges Leben machte. Denn er hatte für sie die Gnade Gottes und konnte darum, wie er einem Lahmen sagte: „Steh auf und wandle,“ so den Armen sagen: „Freut euch, denn ihr seid reich!“ Wohl teilte er ihnen nicht Geld und Gut aus; aber er zeigt ihnen ihren Gott, und dies so hell und so gnädig, dass ihre Armut sie nicht mehr quälen und drücken musste. Nun soll Johannes bedenken, ob das nicht göttliche Hilfe und ob der, der sie bringt, nicht der Verheißene ist.
Damit ist bei weitem noch nicht alles geschehen, was zur Erfüllung der Verheißung gehört; es bleiben vielmehr in der Art, wie Jesus das Reich Gottes heraufführt, noch große Geheimnisse übrig. Darum kann Jesus niemand den Glauben ersparen, der ihm auch über das hinaus, was vor Augen liegt, traut.

So fügt er die Verheißung hinzu – Mt 11,6: Und selig ist, wer an mir nicht Anstoß nimmt.

Jesus kann allerdings, obwohl ihn Gott in seiner Gnade sendet, doch der Anlass werden, dass jemand an ihm zu Fall kommt. Wir können uns seinetwegen Gott widersetzen und, weil uns seine Knechtsgestalt missfällt, das Himmelreich von uns weisen. Darum war es Jesu Anliegen, den Täufer davor zu bewahren, dass er sich an ihm Fall und Gericht zuziehe. Jedem, der den Unwillen gegen ihn überwindet und sich durch ihn nicht zur Auflehnung gegen den Willen Gottes treiben lässt , darf er die Verheißung geben, dass er selig ist. Sie drückt die Gnade Jesu wunderbar zart aus. Er stellte an den schwankenden Täufer keine hohe Forderung, redete nicht vom Glauben an ihn und vom Bekenntnis zu ihm, nicht von heldenmütiger Aufopferung um seinetwillen, sondern nur davon, dass er ihn nicht zum Grund der Versündigung mache und aus seinem Wirken nicht einen bösen Unwillen gegen Gott schöpfe. Wer an ihm nicht strauchelt, den darf er in die Zahl derer stellen, die er selig heißt. Damit zeigte Jesus dem Täufer den Siegespreis, den der gewinnt, der seine Niedrigkeit nicht schilt, sondern in demütiger Geduld auf seine Offenbarung wartet.
Jesu Antwort an den Täufer war ein deutliches Ja; sie hieß den Fragenden nicht auf einen anderen warten, sondern rief ihn auf, sich an seinen gnädigen Werken zu freuen. Aber dieses Ja gab Jesus nicht in gesetzlicher Weise in der Form eines Befehls, sondern so, dass er alles auf die freie Entscheidung des Glaubens stellte. Darum musste sich der Täufer die Antwort selbst geben und mit sich einig werden, ob er von Jesus alles, auch das ewige Leben, erwarten wollte. Jesus will keine erzwungene Untertänigkeit. Darum konnte er dem angefochtenen Täufer nicht mehr tun, als dass er ihm den Grund zum Glauben zeigte: Gott hilft mächtig durch ihn, und ihn zugleich an den Ernst seiner Entscheidung erinnerte: Wer ihn aufgibt, fällt.
Johannes hatte einst gesagt, der Kommende sei auch für den kleinsten Dienst, den er ihm leisten könnte, viel zu groß. Anders, als er selbst es gedacht hatte, erlebte er nun die Wahrheit dieses Worts. Arm, unscheinbar und schwach stand Jesus da und doch so groß, so rätselhaft, dass er ihn nicht verstehen konnte und nicht vorauszusehen vermochte, wie sein Weg sich wenden wird. Er musste es in der Tat lassen, die Hand auch nur an den Riemen seines Schuhs zu legen. Nur eins blieb ihm übrig: An ihn glauben konnte er.
Jesus hatte die Gewissheit, dass der Vater es nicht zu seinem Beruf mache, den Täufer vor dem Tode zu retten. Er tat aber damals für ihn, was er konnte; er bezeugte dem Volk die Größe seines Amts und Werks und hielt ihm die Schuld vor, die es durch sein Widerstreben gegen den Täufer auf sich lud.

Schlatter – Erläuterungen zum NT

Die Antwort des Herrn mag dunkel scheinen, aber sie genügte vollständig, um um die Fragen des Johannes zu beantworten. Die beiden Jünger sahen in eben diesen Augenblicken die Wunderwerke des Herrn. Das wird aus Lk 7,21 deutlich, wo Wunder vollbracht wurden, nachdem die Jünger des Johannes seine Frage an den Herrn gerichtet hatten, aber bevor Er Seine Antwort darauf gegeben hatte. Diese Wunder beantworteten die Frage des Johannes nach der Identität dessen, der kommen soll. Johannes kannte den Propheten Jesaja gut. Dieser hatte ihn darüber aufgeklärt, daß er selbst die Stimme dessen war, der in der Wüste ruft (Matthäus 3,3; Lk 3,4; Joh 1,23; Jes 40,3). Er kannte auch andere Stellen, wie vom »Lamme, welches zur Schlachtung geführt wird« (Jes 53,7), und besonders: »Dann werden die Augen der blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden; dann wir der Lahme springen wie ein Hirsch, und aufjauchzen wird die Zunge des Stummen« (Jes 35,5.6), Worte, welche das im vorhergehenden Vers Gesagte erläutern: »Er selbst kommt und wird euch retten« (35,4). Der Verheißene war also Gott, der Wunder unter ihnen tat. Johannes würde »glückselig«, makarios, sein, wenn Er diese Wahrheiten zu seinem bereits bestehenden Glaubensschatz hinzufügte. Der Beweis lag für Johannes darin, daß die Wunder vollbracht wurden, welche Jes 35,5.6 angekündigt hatten. Der Herr war also tatsächlich derjenige, der kommen sollte. Es würde kein »anderer« (heteros, ein anderer von unterschiedlicher Art) kommen. Der Herr fügte dem hinzu, daß der Glaube sich an Ihm nicht »ärgern« dürfe. Das Zeitwort skandalizô bedeutet »einen Anstoß in den Weg legen«. Der Glaube darf sich nicht stoßen am Menschen Jesus Christus, als ob Er nicht der im Alten Testament Verheißene sei. Der Beweis des Herrn endet mit einer kostbaren Feststellung: »Und Armen wird gute Botschaft verkündigt.« Das geht über das in Jes 35,6 Gesagte hinaus, aber es ist eine deutliche Anspielung auf Jes 61,1: »um den Sanftmütigen frohe Botschaft zu bringen« (Lk 4,18). Mit andern Worten, die körperlichen Wunderwerke des Herrn waren von Seinem geistlichen Werk begleitet.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Ich persönlich finde es ja spannend, dass sich im Laufe der letzten Jahrzehnten die Predigten und Zeitschriften immer weniger um Jesus drehen. Das was Jesus für Dich und mich getan hat, wird ersetzt mit „wie löse ich persönliche Probleme“, „wie werde ich glücklicher“, „was muß ich tun, …“ oder gar „Umwelt“ und „Politik“! Im Prinzip stößt man sich heute an dem wirklichen Jesus – wie sieht es bei Dir aus? Ja, es stimmt: „der Teufel greift hinterhältig an“ – indem er Jesus vom Zentrum entfernt, und dafür den Menschen hinstellt. Anstatt Jesus als Haupt der Gemeinde zu betrachten, leitet eine Gruppe von ausgewählten „Christen“ die Gemeinde. Durch „Tätigkeiten“ werden wir abgelenkt vom Bibellesen und Gebet. Anstatt auf Jehovah zu vertrauen, soll man einer Gemeindeführung vertrauen. Im Prinzip hat man Jesus als den einzigartigen Gesalbten verworfen!

Frucht der Lippen?

Durch ihn nun laßt uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. (O. segnen)
Elberfelder 1871 – Hebräer 13,15

Durch Jesus wollen wir Gott jederzeit und in jeder Lebenslage Dankopfer darbringen; das heißt: Wir wollen uns mit unserem Beten und Singen zu ihm bekennen und ihn preisen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Hebräer 13:15

Durch ihn – d.h. Jesus (vgl. V. 12) – lasst uns also Gott kontinuierlich ein Lobopfer darbringen, das heißt: eine Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.
byzantinischen Text von Robinson-Pierpont 05 – Leonberger Bibel – Hebr 13,15

Durch ihn (- Durch Christus, der uns so reiche Wohltaten durch seine Lehre und Gnaden gespendet, der für unsere Sünden am Kreuze gestorben ist und zur Erinnerung an seinen Tod das heil. Messopfer eingesetzt hat. -) also (- Folgerung aus allem, was von V. 8 an gesagt ist. Feiern wir Gott um aller uns durch Christus erwiesenen Wohltaten willen nicht durch jüdische Riten, sondern durch fromme Anmutungen, durch Opfer des Herzens. – Eine besondere Art des Friedopfers 3Mose 7,11-15. Der Verfasser überträgt hier Ps 49,14-23 auf das Gebet. -) lasset uns Gott allezeit das Opfer des Lobes darbringen, das ist, die Frucht der Lippen, welche seinen Namen preisen. (- Jemandes Vorzüge anerkennen heißt sie erheben. Der Apostel zeigt, was das Opfer des Lobes ist. – Anspielung darauf, dass die Juden Arme zu den Opfermahlzeiten einzuladen pflegten. – Stillschweigender Gegensatz zwischen den Gott wohlgefälligen Opfern und denen, welche dem Gesetze gemäß dargebracht wurden (über die Hebr 10,5 das Urteil spricht) -)
Joseph Franz von Allioli – Hebräer 13:15

Da wir den Rest des Satzes gerade erst hatten – schau dir auch den Post „meins teilen?“ an.

»Durch ihn« muss betont werden; denn Christus ist der, der uns in die Lage versetzt, »Gott allezeit das Lobopfer darzubringen«, das wir ihm schuldig sind. Überhaupt mag es befremden, dass unser Verfasser es wagt, den Begriff des Opfers nochmals zur Sprache zu bringen. Die atl. Opfer und alles, was Opfer heißt, sind doch durch das vollkommene Opfer Christi hinfällig geworden. Jetzt Opfertiere darzubringen, würde eine offenbare Verletzung des einen und voll ausreichenden Opfers Christi bedeuten. Von blutigen Tieropfern und Opfermahlen kann also keine Rede mehr sein. Nur in übertragener Bedeutung dürfen wir von Opfer reden. Während die Tieropfer eben von befristeter Geltung waren, bleibt das Lob- und Dankopfer »allezeit« in Geltung (vgl. Ps 50,13f.: »Meinst du, dass ich Fleisch von Stieren essen wolle oder Blut von Böcken trinken? Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde«; vgl. auch Ps 116,17f.). So lehren auch jüdische Gelehrte, dass jedes Opfer eines Tages aufhören wird, nur das Dankopfer wird nimmer aufhören; alles Gebet wird aufhören, nur das Dankgebet wird nicht aufhören (vgl. Jer 33,11; Ps 56,13). Schließlich sind die Begriffe aus der Opfersprache auch dem NT durchaus vertraut (vgl. Röm 12,1: »Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist«.
Damit man den wahren Charakter des Lobopfers nicht missversteht, fügt unser Verfasser noch die Erklärung hinzu: »… das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen« (vgl. Hos 14,3; Jes 57,19). »Den Namen Gottes bekennen« heißt eben »Gott loben«. Sagen wir mit dem Psalmisten: »Dir will ich Dank opfern und des Herrn Namen anrufen« (Ps 116,17). Dies sollen wir mit desto größerer Zuversicht tun, weil wir durch ihn, den großen Hohenpriester des Neuen Bundes, Jesus Christus, beten dürfen, dessen Opfer ein für alle Mal dargebracht und angenommen worden ist.

Edition C

Noch einmal greift der Apostel den Gedanken des Opfers auf, der bereits in den Versen 10–12 anklang. Jesus Christus hat mit seinem einzigartigen Opfer die gesamte ATst Opferordnung aufgehoben. Durch ihn tritt ein neuer Opferdienst in Kraft, der sich im Leben der Gotteskinder in Gebet, Zeugnis, praktischer Nächstenliebe und Gehorsam auswirkt. Das Dank- und Lobopfer, das im AT eingesetzt wurde (3 Mo 7, 12), wird im NT nicht aufgehoben, nur seine äußere Gestalt wandelt sich. Es ist ein Opfer, das aus innerstem Antrieb des Herzens kommen soll (2 Chro 29, 31). Im Gottesvolk des Alten Bundes war das Lobopfer die Antwort des Menschen auf besondere Erfahrungen der Güte Gottes (Ps 107, 22; 116, 17). Den Gliedern des neuen Gottesvolkes wird durch Gottes Geist die Kraft zuteil, das Dankopfer, den Lobpreis Gottes im Gebet, in jeder Lage, auch unter den größten Schwierigkeiten darzubringen (Apg 16, 22–25). Das rechte Lobopfer, die „Frucht der Lippen“ (vgl. Hos 14, 2) zeigt sich aber nicht nur im Gespräch des Beters mit Gott (Ps 141, 2), sondern ebenso im Zeugnis von dem erfahrenen Heil in Jesu Namen.

Wuppertaler Studienbibel

Frage: Was ist ein Opfer des Lobes?
„Durch ihn nun laßt uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.“ (Heb 13,15)
Antwort: Wie oft ist dieser Vers am Sonntag morgen gelesen worden! Und mit Recht! Drücken diese Worte doch so treffend aus, was wir in der Stunde der Anbetung tun wollen. Und wir waren dabei befriedigt, denn wir hatten das Gefühl, im Sinne dieses Wortes zu handeln; wir brachten ja Gott ein „Opfer des Lobes dar, das ist die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen“. Aber haben wir uns gefragt, ob Gott, der Empfänger des Lobes, auch befriedigt war?
Die Israeliten durften nach dem Gesetz Gott auch Opfer darbringen: Brandopfer, Friedensopfer usw., und sie taten es. Wieviele Tiere sind im Lauf der Jahrhunderte geschlachtet worden! Im Anfang geschah das Opfern wohl nach der Vorschrift, aber nach und nach opferten sie statt gesunder und fehlerloser Tiere kranke und schwächliche, die wenig Wert hatten (Mal 1,8). In den Augen des Volkes wie auch der Priester schien alles in Ordnung zu sein. Sie handelten ja nach dem Gesetz, wenn sie Lämmer, Böcke, Stiere usw. darbrachten. Aber Gott, dessen Augen Herz und Nieren prüfen, hatte gesehen, daß dieser ganze Kultus nur noch eine Formsache war. Das Volk und auch die Priester hatten vergessen, daß Jehova ein heiliger Gott ist.
Wir sehen ferner, daß die Israeliten nicht leer vor Jehova erscheinen durften (5 Mose 16,16). Wenn sie sich an den Ort begaben, wo Jehova Seinen Namen wohnen ließ, mußten sie etwas mitbringen, eine Opfergabe. Dieses Opfer mußte selbstverständlich den Anforderungen Gottes entsprechen (vgl. 3 Mose 1,3; 3,1), denn es sollte in jedem Fall ein Vorbild von Seinem Sohne sein. Auch die bekannte Stelle in 5 Mose 26,1-11 zeigt uns deutlich, daß der Israelit nicht leer vor Jehova erscheinen durfte. Er mußte einen Korb füllen mit den Erstlingsfrüchten des Landes und diesen an den Ort bringen, den Jehova erwählte, um Seinen Namen daselbst wohnen zu lassen. Diese Erstlingsfrüchte sind ebenfalls ein Vorbild von Christus. (Vgl. 3 Mose 23,10; 1 Korinther 15,20-23).
Mochte es sich nun um ein Tier oder um die Erstlinge der Frucht des Landes handeln, so war es Gottes Willen und Sein Verlangen, daß der Israelit Ihm etwas bringe, das diesem persönlich angehörte und wertvoll war. Und je kostbarer das Tier oder die Erstlinge für den Israeliten waren, desto mehr trug das Dargebrachte den Charakter eines Opfers für den Gebenden, aber auch um so wertvoller war das Opfer in den Augen Gottes.
„Wer Lob opfert, verherrlicht mich, und wer seinen Weg einrichtet, ihn werde ich das Heil Gottes sehen lassen“ (Ps 50,23). Das Opfer des Lobes steht in enger Verbindung mit dem Einrichten des Weges, d. h. mit dem Wandel im Alltag des Opfernden. Wie könnten wir Gott ein Opfer des Lobes darbringen, ein Opfer, das Ihm wohlgefällig ist, wenn wir nicht darauf bedacht sind, unseren Weg in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu gehen!
In all diesen alttestamentlichen Stellen handelt es sich um symbolische Vorbilder, an Hand derer Gott uns Dinge verständlich machen will, die wir sonst kaum erfassen würden.
Wir wollen uns nun fragen: Was opfern wir, und wie opfern wir? Wie wir soeben sahen, soll uns ein Opfer etwas kosten, sonst ist es kein Opfer. Nun, kosten uns die „Opfer des Lobes“, die wir besonders am Sonntagmorgen Gott darbringen, etwas? Es ist einleuchtend, daß das Singen von geistlichen Liedern, deren Worte manchmal so leicht über unsere Lippen gleiten, uns keine Mühe, keine Selbstverleugnung kosten; somit bedeutet dies an und für sich kein Opfer.
Was ist dann ein „Opfer des Lobes“?
Unser Lob in der Stunde der Anbetung trägt den Charakter unseres Wandels während der Woche. Haben wir es uns etwas kosten lassen, für den Herrn zu leben? Haben wir unsere Bequemlichkeit preisgegeben, um etwas für Ihn zu tun? Haben wir, um in Seiner Gemeinschaft bleiben zu können, uns innerlich und äußerlich vom Bösen abgesondert und uns selbst gerichtet? Wenn ja, dann sind wir fähig, Gott wahre „Opfer des Lobes“ darzubringen, die Ihm angenehm sind durch Jesus Christus.
Wenn wir aber die Woche hindurch uns selbst gelebt haben, wenn wir uns nicht bemüht haben, uns vom Bösen zu trennen und Selbstgericht zu üben – dann werden wir zwar mit dem Munde lobsingen, Worte des Dankes aussprechen, aber der Charakter des Opfers wird fehlen. Unsere Umgebung wird vielleicht nichts davon merken, vor Gott kann es aber nicht verborgen bleiben.
Verstehen wir recht! Wir opfern Gott nicht unsere guten Werke, nicht die Mühe, die wir uns gegeben haben, uns vom Bösen zu trennen. Dies wäre ja dem Tun Kains ähnlich, der von den Früchten opferte, die der Erdboden, den er bebaute, hervorbrachte. – Hosea 14,2 zeigt uns den rechten Weg: „Nehmet Worte mit euch und kehret um zu Jehova; sprechet zu ihm: Vergib alle Ungerechtigkeit und nimm an, was gut ist: daß wir die Frucht unserer Lippen als Schlachtopfer darbringen“ (d. h. als Farren erstatten. Elbf. Bibel). Wenn wir danach handeln, so wird bei der Anbetung ein wahres Opfer des Lobes zu Gott emporsteigen, Ihm angenehm durch Jesus Christus.
P. G.

Hilfe und Nahrung 1964

Sucht nicht euren eigenen Vorteil

… ein jeder nicht auf das Seinige sehend, sondern ein jeder auch auf das der anderen.
Elberfelder 1871 – Philipper 2,4

Und ein jeglicher nicht auf das Seine sehe, sondern auch auf das, was des anderen ist. Phil 2,21; Mt 20,26f; Röm 13,9; 1Kor 10,24.33; 13,5.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Philipper 2:4

jeder soll nicht die eigenen [Interessen] berücksichtigen, sondern jeder gerade (- „auch“; hier wohl als Betonung zu verstehen -) die der anderen.
Leonberger Bibel – byzantinischen Text von Robinson-Pierpont – Philipper 2,4

da wir den Vers 3 gerade in den letzten Tagen hatten – und dieser Vers ja eingentlich wenig Sinn ergibt, wenn man ihn aus dem Zusammenhang reißt – schau dir den „alten Beitrag“ ebenfalls an.

in » ein jeder siehe nicht auf das Seine « ist » sehe « hier Skopeo wie in 3 17 und auch Lukas 11,35. In Römer 16,17 wird es mit » achthaben « übersetzt. Es kommt sechsmal im NT vor und hat die Bedeutung » schauen auf « » achthaben « » das Augenmerk richten auf « . Es kann auch den Sinn haben von » die eigenen Interessen Wahren « .
 
1 Das Fehlen des Artikels vor » Geist « hat Ausleger zur Erklärung gebracht daß Paulus hier von » Gemeinschaft der Empfindungen « untereinander spricht. Der Zusammenhang deutet aber eher daraufhin daß der Heilige Geist gemeint ist. Das wird auch in 3, 3 angedeutet und sollte auch in Epheser 1, 17 so interpretiert Werden. In diesen Stellen ist es unmöglich den Heiligen Geist vom Geist des Menschen zu scheiden.
4 Die Elberfelder Bibel verwendet die Einzahl » ein jeder « . Es ist aber besser den Handschriften zu folgen die hier die Mehrzahl bieten (Dekastoi), wird doch im ganzen Brief die Mehrzahl betont. Man beachte die 22 mal die » ihr « vorkommt und den Ausdruck » alle « in 1,1.4.7.8.25; 2,17.26; 4,23.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Vielmehr sind sie Privilegien, die Ihnen von Gott gegeben wurden, und er möchte, dass Sie sie zu seiner Ehre und zum Nutzen anderer einsetzen, insbesondere indem Sie ihnen helfen, Christus kennenzulernen. Als Haushalter ist es auch angebracht, Ihre Bedürfnisse und persönlichen Verantwortlichkeiten zu berücksichtigen (Philipper 2,3-4). Wann immer also eine Frage über Ihre Rechte auftaucht, sollten Sie sich Fragen wie diese stellen:
"Wird die Ausübung meiner Rechte Gott ehren, indem ich die Kraft des Evangeliums in meinem Leben zeige?"
"Wird die Ausübung meiner Rechte Gottes Reich fördern - oder wird sie nur meine Interessen auf Kosten seines Reiches fördern?"
"Wird die Ausübung meiner Rechte anderen nützen?"
"Ist die Ausübung meiner Rechte wesentlich für mein eigenes Wohlbefinden?"

Ken Sande – Der Friedensstifter

So werden wir denn gegen niemand grob oder respektlos sein, auch nicht gegen die schwächste oder unansehnlichste Person unter uns. Wir wollen uns gegenseitig so verhalten, wie sich die Glieder des menschlichen Körpers zueinander verhalten. Kein Glied unseres Leibes missbraucht ein anderes oder behandelt es schändlich. „Im Gegenteil, die scheinbar schwächeren Glieder des Leibes sind notwendig und das, was wir am Leib für weniger ehrbar halten, umgeben wir mit grösserer Ehre; die unanständigen (unansehnlicheren, Kistemaker) Teile werden ja mit grösserem Anstande behütet, was die anständigen [ansehnlicheren] nicht brauchen. Gott aber hat den Leib so eingerichtet, dass er den Gliedern, die für geringer gelten, nur um so grössere Ehre zuerteilte, damit sich keine Spaltung im Leib ergebe, vielmehr die Glieder füreinander in Eintracht Sorge tragen.“ (1 Korinther 12:22-25, Storr) Indem wir einander so behandeln, bewirken wir, dass sich jeder unter uns wohl fühle. Irgend jemanden, der ein Makel für unsere Versammlung sein könnte oder der die Ursache wäre, sie in Verlegenheit und Schande zu bringen, werden wir gnädig in Schutz nehmen, damit Aussenstehende sich nicht stossen. Wir wollen vor allen ehrenhaft wandeln wie am hellen Tage und uns wegen nichts zu schämen haben. Wir wollen ehrenhaft wandeln vor Aussenstehenden. (Römer 13:13; 1 Thessalonicher 4:12) Diese göttliche Eigenschaft ist das, was uns willig macht, uns so zu benehmen, wie es sich ziemt.
Da Liebe nicht das Ihre sucht, ist sie „niemals selbstsüchtig“ (Moffatt). Paulus widerspricht sich nicht, wenn er in Philipper 2:4 sagt: „Keiner sei bloss auf sein Wohl bedacht, sondern auch auf das des andern“ (Rösch) und in 1 Korinther 10:24: „Niemand suche sein eigenes Wohl, sondern das des Nächsten.“ (Rösch) Wenn Liebe selbstlos ist, sucht sie nicht immer oder nur das eigene Wohl, sondern trachtet auch nach dem Wohl und der Auferbauung der andern. Sie wünscht, dass andere den Preis des Lebens gewinnen und sich jetzt der geistigen Segnungen erfreuen, wie auch der guten materiellen Dinge, die Gott heute denen verleiht, welche ihm dienen. So ist denn Liebe nicht lediglich auf den eigenen Vorteil bedacht, sondern ebenso auf den ihres Nächsten. Wenn jedermann dies auf sich selbst bezieht, ungeachtet, wo er sich befinde, wo er wirke oder in welch christlicher Gruppe er anwesend sei, wird er hierin Liebe bekunden. Er wird glücklich sein. Er wird das Leben auf bessere Weise geniessen, und die Liebe, die er andern bekundet, wird ihren Widerhall finden in andern Menschen, indem sie ihm gegenüber dieselbe Eigenschaft an den Tag legen.

Wachtturm März 1950

Ne – wer liebt, denkt nicht an sich, sondern an dem Wohl des anderen! Wenn Liebe „das eigene Wohl sucht“ ist das Egoismus, und spiegelt den Widersacher Gottes wider. Dieser Gedanke, schon 1950 führt die Leser in die Irre! Besser erklärt es der folgende Kommentar;

Paulus weiß darum, dass er den Menschen zum Glauben und im Glauben nur von unten her führen kann. Demut ist die Voraussetzung. Wie Jesus uns in Knechtsgestalt gedient hat, so erwartet er von seinen Jüngern, dass sie sich gegenseitig dienen. Hier steht der Apostel Paulus in einer Linie mit Jesus (Mt 23,11ff.; Mt 20,26-28). Das zweite Gegensatzpaar in Vers 4 setzt diesen Gedankengang fort:
»Nicht ein jeder auf das Seine schauend …« Ein Diener bzw. Sklave ist nicht mit der Pflege und der Sorge um Erhalt von eigenem Hab und Gut beschäftigt. Er setzt sich für einen anderen ein. Strenggenommen hat er gar keinen Besitz, sondern sein Besitz ist der Besitz seines Herrn. Alles, was er tut oder lässt, geschieht zum Vor- bzw. Nachteil seines Herrn. Auf die Gemeinde bezogen finden wir eine Parallele in Apostelgeschichte 4,32-37. War aber dort die gemeinsame Nutznießung auf die irdischen Güter bezogen, so ist hier die Bandbreite dessen, was gemeint ist, viel breiter. »Das Seine« kann alles bedeuten: die materiellen Güter, Freude, Glück, Ehre, Ansehen, kurzum jeden Vorteil, innerlich oder äußerlich. Gemeint ist das Wohlergehen Überhaupt, aber eben das des anderen. Die zweite Hälfte dieses Gegensatzes macht das deutlich.

»… sondern alle (auch) auf das der anderen.« Das ist nichts anderes als das Gebot der Nächstenliebe. Nächstenliebe aber bedeutet Dienst an meinem Nächsten. Gemeint ist nicht Zuneigung, sondern Hingabe. In Philippi gab es genau das gleiche Problem, das an dem Ort, an dem Paulus gefangengehalten war, die Beziehungen zwischen den Mitarbeitern belastete: »Sie suchen alle das ihre, nicht das, was Christi Jesu ist« (s. die Erläuterung zu Phil 2,21). Das ist wohl auch unser Problem heute. Aus diesem Grund ist der Kommentar zu diesem Punkt etwas ausführlicher. Die Einheit in Jesus werden wir nur dann erleben und erfahren, wenn wir diese Anweisungen ernstnehmen und ihnen folgen. Wir können noch so rechtgläubig sein: Wenn wir diese Anweisungen nicht befolgen, werden wir den Sinn des Christenlebens in dieser Welt und den Auftrag der Kirche in dieser Gesellschaft verpassen. Diese Aufforderung gilt jedem. Paulus hat das »jeder« der ersten Hälfte dieses Gegensatzpaares wiederholt, und zwar im Plural. Die Summe der einzelnen soll dies als ihren Auftrag sehen. Dass die anderen aber diese Anweisung nicht befolgen, bietet für mich keine Entschuldigung.
»… sondern alle (auch) auf das der anderen.« Das ist nichts anderes als das Gebot der Nächstenliebe. Nächstenliebe aber bedeutet Dienst an meinem Nächsten. Gemeint ist nicht Zuneigung, sondern Hingabe. In Philippi gab es genau das gleiche Problem, das an dem Ort, an dem Paulus gefangengehalten war, die Beziehungen zwischen den Mitarbeitern belastete: »Sie suchen alle das ihre, nicht das, was Christi Jesu ist« (s. die Erläuterung zu Phil 2,21). Das ist wohl auch unser Problem heute. Aus diesem Grund ist der Kommentar zu diesem Punkt etwas ausführlicher. Die Einheit in Jesus werden wir nur dann erleben und erfahren, wenn wir diese Anweisungen ernstnehmen und ihnen folgen. Wir können noch so rechtgläubig sein: Wenn wir diese Anweisungen nicht befolgen, werden wir den Sinn des Christenlebens in dieser Welt und den Auftrag der Kirche in dieser Gesellschaft verpassen. Diese Aufforderung gilt jedem. Paulus hat das »jeder« der ersten Hälfte dieses Gegensatzpaares wiederholt, und zwar im Plural. Die Summe der einzelnen soll dies als ihren Auftrag sehen. Dass die anderen aber diese Anweisung nicht befolgen, bietet für mich keine Entschuldigung.

Ich persönlich bin als Einzelner angesprochen. Vielleicht braucht meine Gemeinde mein Beispiel? Vielleicht werde ich auch ausgenutzt, wenn ich das Wohlergehen des Nächsten suche. Danach wird hier nicht gefragt. Irgendjemand muss den Anfang machen. Wie aber geschieht das? Das in Klammern befindliche »auch« wird manchmal als Quelle einer Antwort überstrapaziert. Es wird gesagt, ich müsse mich selbst lieben und nach meinem Eigenen schauen, dann könnte ich auch meinen Nächsten lieben und nach dem Seinen schauen. Selbst wenn dieses »auch« zum Urtext gehört – das ist umstritten -, kann es nicht für solch eine Argumentation herangezogen werden. Dafür ist die erste Hälfte dieses Gegensatzes zu eindeutig. Es mag etwas dran sein, wenn man sagt, dass ein Mensch nur dann lieben könne, wenn er sich selbst liebe. Aber die Fähigkeit zu lieben entspringt nicht der Selbstliebe, sondern vielmehr daraus, dass ich geliebt bin. Weil sich Jesus für mich hingegeben hat, kann ich mich auch anderen hingeben. Wenn ich mich aber hingebe, dann kann ich nicht nach dem Meinen schauen. Das wäre ein Widerspruch in sich. Mit diesem Thema beschäftigt sich der nächste Abschnitt. Jesus hielt nicht fest an dem, was ihm gehörte, auch nicht an dem, was ihm gebührte. Er ist das Vorbild, das hier zugrunde liegt.

Edition C

So ist es! Wir lieben unsere Mitmenschen, weil wir von Gott geliebt sind! Weil wir geliebt sind! und nicht weil wir uns selber lieben würden!!!!! Glaubst du den überhaupt, dass Jehovah uns liebt – also dich und mich?

Wer seine Gottlosigkeit verhüllt …

Wer seine Übertretungen verbirgt, wird kein Gelingen haben; wer sie aber bekennt und läßt, wird Barmherzigkeit erlangen.
Elberfelder 1871 – Sprüche 28,13

Wer seine Gottlosigkeit verhüllt, wird nicht erfolgreich sein,
wer aber (seine) Zurechtweisungen ausspricht, wird geliebt werden.
Septuaginta Deutsch – Sprüche 28:13

Menschen, die ihre Verfehlungen verheimlichen, haben keinen Erfolg im Leben; aber alle, die ihr Unrecht bekennen und aufgeben, finden Gottes Erbarmen.
Gute Nachricht 2018 – Sprüche 28,13

Menschen, die niemandem von ihrem Mist erzählen, den sie ständig bauen, haben keinen Erfolg im Leben. Leute, die sich aber ganz offen zu ihren Fehlern bekennen und diese dann auch in Zukunft seinlassen, denen verzeiht Gott gerne.
VolxBibel – Sprüche 28:13

In der Zeit von König Salomo mußte jeder, der eine Vergehung gegen das mosaische Gesetz begangen hatte, zur Stiftshütte bzw. zum Tempel gehen, um dort für seine Vergehung ein Opfer darbringen zu lassen. Jeder, der sich einer Vergehung gegen Gott bewußt wurde, und diese Vergehung nicht vor Gott bezahlte, zerstörte damit sein eigenes Verhältnis zu Jehovah.
Und heute?

Wenn ein Mensch sündigt, dann versucht er vielleicht, diese Tatsache vor Gott und den anderen zu verbergen (vgl. Sprüche 17,9 ). Es zahlt sich aber nicht aus, seine Sünde zu verbergen. Salomos Vater David hatte diese Erfahrung gemacht ( Ps 32,3-4 ). Es ist viel besser, die Sünde zu bekennen und ihr abzuschwören. David hatte erfahren, daß das Bekennen der Sünde Gottes Gnade und Vergebung zur Folge hat ( Ps 34,5; 51,1-12 ).

Walvoord

Zwar soll man nach Sprüche 10,12 die Verfehlungen anderer bedecken, aber wer seine eigene Verfehlung bedeckt, schadet sich damit. Die unvergebene Schuld belastet sein Gewissen. Auch könnte die Überzeugung, daß niemand etwas davon weiß, dazu verleiten, Schuld auf Schuld zu häufen. Wenn jemand gar die Schuld verleugnet, sie entschuldigt und rechtfertigt, stumpft sein Gewissen ab. Die Buße kann also nicht (nur) ein stiller Akt zwischen mir und Gott sein, sondern sie gehört in die Gemeinde. »Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt« (1Jo 1,9).
Aber das Bekenntnis ist nur eine Seite der Buße. Dem Bekennen der Schuld muß das Lassen folgen. Die Buße enthält eine Korrektur der Lebensführung und muß sie enthalten. Deshalb sagt der Herr zu der Ehebrecherin: »Sündige hinfort nicht mehr« (Joh 8,11). Wer also die Verfehlung bekennt und läßt, findet Erbarmen bei Gott. Wir haben den einzigen Spruch vor uns, der von der Barmherzigkeit Gottes redet.

Wuppertaler Stuienbibel

Sollten wir unsere Sünden bekennen? Wenn ja, wem?

KANNST du mit gutem Gewissen sagen, du hättest noch nie unrecht getan? Nein, wir alle machen Fehler. Doch wie fühlst du dich hinterher?
Deine erste Reaktion mag sein, daß du versuchen möchtest, deinen Fehler zu verbergen oder zu vertuschen. Ist es nicht so? Aber dann schlägt dir das Gewissen (1 Johannes 3:4; Römer 2:14, 15). Hast du nicht auch schon festgestellt, daß der Wunsch, ein reines Gewissen zu haben und in Gottes Gunst zu bleiben, dich veranlaßt, die Sache zu bekennen, um Vergebung zu bitten und alles hinter dir zu lassen? Sollten wir aber unsere Sünden bekennen, und wenn ja, wem?
Aus der Bibel geht ganz deutlich hervor, daß man seine Sünden zugeben oder bekennen sollte. Als Johannes der Täufer predigte, man solle seine gegen das Gesetz begangenen Sünden bereuen, wurden viele Juden „von ihm im Jordan-Fluß getauft, indem sie offen ihre Sünden bekannten“ (Mark. 1:4, 5). Jesus forderte seine Nachfolger auf zu beten: „Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben“ (Matthäus 6:12).
Wenn wir gegen Gott gesündigt haben, sollten wir ihm unsere Sünde bestimmt bekennen und ihn um Vergebung bitten. (Vergleiche Psalm 32:3-5.) Was aber, wenn wir unserem Mitmenschen unrecht getan haben? Die Bibel sagt, wir sollten die Angelegenheit mit demjenigen in Ordnung bringen, dem wir unrecht getan haben. Beachte, was Jesus den Juden in seiner Bergpredigt sagte: „Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar und geh weg; schließe zuerst mit deinem Bruder Frieden; und dann, wenn du zurückgekommen bist, bringe deine Gabe dar“ (Matthäus 5:23, 24). Wenn man diesen Rat beachten will, müßte man dem anderen seinen Fehler bekennen und Schritte unternehmen, um sich mit ihm zu versöhnen, auch wenn es ein Glied der Familie ist.

Erwachet! 8.Februar 1975

“Wer seine Verfehlungen verheimlichen will, dem gelingt nichts; wer sein Unrecht bekennt und aufgibt, der findet Gottes Erbarmen.” Sprüche 28,13.
Einfach, gerecht und verständlich sind die Bedingungen, unter denen Gott uns Gnade und Vergebung gewährt. Wir brauchen keine beschwerlichen Wallfahrten zu unternehmen und müssen uns nicht mit Bußübungen quälen, um Gott gnädig zu stimmen. Jeder, der seine Sünden bekennt und läßt, soll Vergebung bekommen. Der Apostel Jakobus schreibt: “Bekennt einander eure Sünden und betet füreinander, daß ihr gesund werdet.” Jakobus 5,16 (LB). Wir werden aufgefordert, unsere Sünden vor Gott zu bekennen, der sie allein vergeben kann, und unsere Fehler einander einzugestehen. Wenn du deinem Mitmenschen Unrecht getan hast, mußt du ihm deine Schuld bekennen. Geschieht das, ist es an ihm, dir zu verzeihen. Doch damit ist der Akt der Vergebung noch nicht abgeschlossen, denn immer ist auch Gott von der Sünde betroffen. Was wir anderen antun, trifft nicht zuletzt ihn, denn alle Menschen sind seine Geschöpfe und Kinder. Deshalb muß jede Verfehlung auch vor Jesus gebracht werden, der für uns als Fürsprecher bei Gott eintritt. Wer sich nicht vor Gott demütigt, hat noch nicht einmal den ersten Schritt getan, um wieder mit ihm ins reine zu kommen. Wer seine Sünde nicht aufrichtig bereut und vor Gott zur Sprache bringt, kann nicht mit Vergebung rechnen. Er wird keinen Frieden finden. Wenn wir spüren, daß alte Schuld noch nicht bereinigt ist, dann liegt das in der Regel daran, daß wir uns nicht vor Gott beugen wollten und den von ihm vorgeschriebenen Weg zur Vergebung nicht gegangen sind. Die Heilige Schrift macht klare Aussagen darüber, wie Vergebung zu erlangen ist. Ein Sündenbekenntnis, ob öffentlich oder unter vier Augen, muß ohne Beschönigung und aus eigenem Antrieb abgelegt werden. Niemals sollte es dem Sünder abgenötigt werden oder leichtfertig und sorglos erfolgen. Es darf auch nicht von jemandem gefordert werden, dem gar nicht klar ist, daß er gesündigt hat. Wenn aber ein Mensch begreift, daß er Schuld auf sich geladen hat, und seine Sünde bekennt, darf er sich der Gnade Gottes gewiß sein.

Ellen Gould White – Der bessere Weg zu einem neuen Leben

Wenn wir als Gläubige sündigen
Psalm 25,11; Sprüche 28,13

Verfasser: Marcel Graf
Was sollen wir tun, wenn uns bewusst wird, dass wir verkehrt gehandelt und gesündigt haben? Gottes Wort weist uns auf zwei Wichtige Punkte hin.
Den ersten finden wir in Sprüche 28,13: «Wer seine Übertretungen verbirgt, wird kein Gelingen haben; wer sie aber bekennt und lässt, wird Barmherzigkeit erlangen.» Auf keinen Fall sollen wir versuchen, die Sache zu vertuschen, und dabei meinen, niemand sehe es. Gott sieht alles. Ihm entgeht nichts in unserem Leben. Wenn wir geschehene Sünden verbergen wollen, muss Er uns seinen Segen entziehen, und wir werden kein Gelingen mehr haben. Es gibt nur einen Weg, auf dem wir Barmherzigkeit und Vergebung finden: das Vorgefallene Gott und wenn nötig den Menschen bekennen und das Böse fortan meiden.
In Psalm 25,11 finden wir noch einen weiteren Punkt zu dieser Frage. Dort hören wir David ausrufen: «Um deines Namens willen, HERR, wirst du ja meine Ungerechtigkeit vergeben; denn sie ist gross.»
Er sagt: gross! Wir hätten erwartet, dass er, wie wir das oft tun, gesagt hätte: «O HERR, vergib meine kleine Unachtsamkeit. Ich wollte bestimmt nichts Verkehrtes tun. Es tut mir leid, aber ich meinte es wirklich nicht so bös.» David aber bat: «Vergib meine Ungerechtigkeit; denn sie ist gross.» Er betrachtete seine Sünde so, wie Gott sie sieht. Für Ihn ist die kleinste Sünde in unserem Leben eine so schwerwiegende Sache, dass sie den Kreuzestod seines Sohnes, unseres Erlösers, nötig machte. Haben wir auch schon daran gedacht? David ahnte etwas davon. Er wusste aber auch, dass nur ein grosser Gott eine grosse Ungerechtigkeit vergeben kann. Deshalb sagte er: «um deines Namens willen» und betete freimütig zu Ihm.

Halte fest – 2003

Sünde ist nicht das Ergebnis davon, dass man nicht weiß, was richtig ist, sondern ist der Zustand, dass man nicht bereit ist, die moralische Wahrheit zu akzeptieren, und deshalb ist es die Weigerung, das Richtige zu tun. Sie ist nicht das Ergebnis von Unwissenheit, sondern von Rebellion. Die Sünde sagt nicht „Ich kann nicht“, sondern eher „Ich will nicht“, und deshalb ist sie eine Sache des Willens, des Herzens, der geheimen Wünsche der Seele… Genauso wie die Gnade für jemanden unzugänglich ist, der sich weigert, ehrlich zu sich selbst zu sein, ist es auch mit der Vergebung. Wenn ein Mensch sich weigert, die Wahrheit über seinen Zustand zu bekennen, ist die Erlösung selbst unmöglich, da Gott buchstäblich die Seele nicht retten kann, die ihr Bedürfnis nach Ihm leugnet. Deshalb sagt die Heilige Schrift nicht umsonst: „Wer seine Übertretungen verbirgt, dem wird es nicht gelingen; wer sie aber bekennt und aufgibt, der wird Gnade finden“ (Spr 28,13). 

Eine Person, die ihre Sünde „verbirgt“ oder „zudeckt“, leugnet sie, entweder durch offenes Verleugnen oder indem sie sie durch selbstbetrügerische Ausreden wegerklärt. Diese Person kann einfach nicht gedeihen – im geistlichen Sinne des Wortes – weil sie nicht in der Realität lebt… In der Tat ist sein Gewissen mit einem „heimlichen Verbot“ belastet, einer inneren Stimme der Verurteilung, die unterdrückt und unterdrückt werden muss. Nur derjenige, der zum Licht kommt, der die Wahrheit seiner Sünde anerkennt und bestrebt ist, sich von ihren Auswirkungen zu befreien, dem wird Barmherzigkeit zuteil (d.h. Rachamim (רַחֲמִים), was von dem Wort Rechem (רֶחֶם), „Schoß“ kommt).

Beachte, dass Gott allein das Vorrecht hat, Sünde zu bedecken oder zu sühnen, als Ausdruck seiner Gnade, aber es ist niemals angemessen, dass jemand seine eigene Sünde sühnt, um sich selbst zu entlasten. Gottes Zorn über die Sünde wird nicht besänftigt, wenn die Sünde verharmlost, abgetan, entschuldigt oder wegrationalisiert wird (obwohl der HERR sich freut, wenn wir die Vergehen anderer übersehen). Das liegt daran, dass jede Sünde ein Vergehen gegen Gott ist und einen Bruch in der Beziehung zwischen dem Sünder und Gott darstellt. Deine Sünde, mit anderen Worten, verletzt nicht nur dich selbst und andere Menschen, sondern vor allem das Herz Gottes selbst, indem sie einen Bruch oder eine Trennung in deiner Beziehung zu Ihm verursacht. Deshalb sehen wir, wie Jeschua anderen die Sünden vergibt, die sie gegen andere Menschen begangen haben, so als wäre Er die beleidigte Partei in der Sünde. Wie C.S. Lewis einmal schrieb: „Er sagte den Menschen, dass ihre Sünden vergeben seien, und wartete nie damit, all die anderen Menschen zu befragen, die ihre Sünden zweifellos verletzt hatten. Er verhielt sich ohne zu zögern so, als wäre Er der Hauptbetroffene, die Person, die bei allen Vergehen am meisten beleidigt wurde. Das macht nur Sinn, wenn Er wirklich der Gott war, dessen Gesetze gebrochen werden und dessen Liebe in jeder Sünde verwundet wird“ (Mere Christianity, 1952).

In dieser bösen Welt mag es manchmal den Anschein haben, dass sich Verbrechen „auszahlt“, aber sicherlich nicht vor der göttlichen Gegenwart, und in der kommenden Welt wird jedes Wort und jede Tat vor dem Richterstuhl von Gottes Gerechtigkeit und Wahrheit vollständig abgerechnet werden. Aber auch in dieser Welt wird der Sünder insgeheim von seinem Gewissen heimgesucht; er wird in den Wahnsinn getrieben, in verborgene Verzweiflung und lebt in Furcht und Angst vor der Wahrheit, die er verbirgt… Es ist gesagt worden, dass das Problem mit dem „davonkommen“ darin besteht, dass du tatsächlich „davonkommst“, was bedeutet, dass deine Sünde dir so hartnäckig folgen wird wie dein eigener Schatten in dieser Welt… Letztlich ist Sünde eine Form der Feigheit, da sie sich in Angst vor dem Licht der Wahrheit versteckt. Uneingestandene Sünde führt zu Angst, Paranoia und Schwäche der Seele…

Ein Mensch, der seine Sünde leugnet oder entschuldigt, kann einfach nicht gedeihen – im geistlichen Sinne des Wortes – weil er sich weigert, in der Realität zu leben… Die Wahrheit über sich selbst zu bekennen – sein Verhalten zuzugeben, persönliche Verantwortung zu übernehmen, sich zu weigern, andere zu beschuldigen, usw., führt zu echtem Wohlstand, geistlichem Segen und wahrem inneren Frieden.

Hebräisch für Christen