Schlagwort: Glauben

Dass wir uns auf unsere tollen Taten sonst was einbilden und uns dabei immer mit den anderen vergleichen, also, Leute, das haben wir doch echt nicht mehr nötig!

Blinder Ehrgeiz, der nur unsere Eitelkeit befriedigt, gegenseitige Kränkungen und Neid dürfen bei uns keine Rolle mehr spielen.
Hoffnung für alle – 1996 – Galater 5,26

Werden wir nicht solche, die auf leere Herrlichkeit (- leeren Ruhm -) aus sind, die einander herausfordern, die einander beneiden!
Jantzen & Jettel – Die Bibel in deutscher Fassung – Galater 5:26

Lasst uns also nicht das Ziel verfolgen, von den Menschen geehrt zu werden. Das ist doch nur ein leerer Betrug! So versuchen wir nur, einander zu übertrumpfen und werden dann noch neidisch aufeinander!
Roland Werner – Das Buch – Galater 5,26

Wir wollen nicht egoistisch werden, nicht miteinander wetteifern oder uns gegenseitig beneiden. – hatten wir im August diesen Jahres schon.

γινώμεθα Konj. γίνομαι, adhortativer Konj. (A254) lasst uns nicht sein. κενό-δοξος11 prahlerisch, voll eitler Ruhmsucht, nach vergänglicher Ehre strebend. προ-καλούμενοι Ptz. Med. -καλέω Med. (zum Streit) herausfordern; mod. φθονοῦντες Ptz. φθονέω m. Dat. beneiden, neidisch sein auf; mod.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Konkret bedeutet das z.B., innerhalb der Gemeinde nicht auf eigene Ehre aus zu sein. Das geschieht, wenn man sich gegenseitig herausfordert – also sich gegenseitig beweisen will, dass man besser und frömmer als der Andere ist. Und es geschieht, wo man neidisch aufeinander ist.
„Die Neigung der Galater zur Annahme des Gesetzes machte eine solche Warnung durchaus nötig. Der Gegensatz von Gruppen in der Gemeinde (Gal 5,15) konnte sie leicht dazu verführen, wechselseitig die eigenen Vorzüge hervorzuheben. Gerade für die, die dabei waren, zur Beobachtung gesetzlicher Bestimmungen überzugehen, lag es nahe, sich über die anderen zu erheben, sich ihnen gegenüber des Gesetzes zu rühmen …“ (Rohde, 254).
„Man rühmt sich selbst, wie gesetzestreu man sich doch verhält, fordert sich gegenseitig zu noch mehr Gesetzestreue heraus und ist neidisch, wenn man sieht, dass jemand die Satzungen und Gebote noch genauer befolgt als man selbst. Paulus hält die Grundlage, auf der solches Prahlen, Herausfordern und Beneiden geschieht, jedoch für nichtig. Nicht das peinlich genaue Befolgen der Satzungen und Gebote hält er für wesentlich, sondern die Nächstenliebe.“

Mainka – Galaterbrief

Nunmehr folgen besondere Ermahnungen, die den Galatern nötig waren, aber auch nicht weniger für unsere Zeit passen. Die Mutter vieler Übel, sowohl in der ganzen menschlichen Gesellschaft, als zumal in der Kirche ist die Ehrsucht, vor der ein Christ sich also hüten soll. Mögen die Weltweisen immerhin nicht jeden Ehrgeiz verurteilen, so ist für einen Christen doch die Ruhmsucht unter allen Umständen verwerflich, weil sie den Gesichtspunkt dafür verrückt, wo man eigentlich wahren Ruhm zu suchen hat: allein bei Gott! Losgelöst von Gott ist alles eitel. – Dass die Menschen einander entrüsten und hassen, ist die Folge ihres Ehrgeizes. Wer selbst nach der höchsten Stufe strebt, kann ja anderen nichts gönnen. Daraus kommen dann Verkleinerungen des anderen, Kränkungen und Reibungen.

Jean Calvin – Der Brief an die Galater

In diesem Vers werden drei Haltungen genannt, die wir meiden sollten:

Eitle Ehre – »Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten«, womit wörtlich gemeint ist: Wir sollen keine falsche oder realitätsferne Meinung (von uns selbst) besitzen. Gott möchte nicht, dass Christen sich brüsten oder prahlerische Angeber sind. Dies passt nicht zu der Tatsache, dass wir Sünder sind, die durch die Gnade errettet wurden. Unter dem Gesetz lebende Menschen werden oft stolz auf ihre kleinen Erfolge und verspotten diejenigen, die nicht an ihre Maßstäbe heranreichen. Gesetzliche Christen überschütten häufig andere Gläubige mit ihrer Kritik, wenn für diese nicht die gleiche Liste der unter Christen verschieden gesehenen »Zwischendinge« maßgeblich ist, die von ihnen verurteilt werden.

Herausforderung – »… indem wir einander herausfordern«. Wir verleugnen unser geisterfülltes Leben, wenn wir andere Menschen auffordern oder veranlassen, unseren privaten Ansichten zu entsprechen. Man kennt niemals die Probleme und Versuchungen, unter denen der andere leidet, denn wir stecken nicht in seiner Haut.

Neid – »… indem wir … einander beneiden«. Neid ist insbesondere die Sünde, etwas zu wollen, das jemand anderem gehört und worauf man selbst kein Anrecht hat. Man neidet dem anderen den größeren Erfolg, seine Talente, seinen Besitz oder sein gutes Aussehen. Menschen, die wenige Talente oder einen schwachen Charakter besitzen, tendieren dazu, diejenigen zu beneiden, die scheinbar erfolgreicher das Gesetz halten. All diese Merkmale haben mit der Gnade jedoch nichts zu tun. Ein wahrer Gläubiger sollte andere höher achten als sich selbst. Gesetzestreue wollen fälschlicherweise Ehre für sich selbst einfordern. Es ist echte Größe, wenn man dient und arbeitet, ohne bemerkt und gesehen zu werden.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

    Deshalb ist es so wichtig: schau auf den himmlischen Vater und schau auf Jesus Christus, anstatt auf deinen Nachbarn! Konzentriere dich auf die Liebe, die ER dir zeigt, und spiegel diese Liebe weiter – anstatt negativen Gedanken raum zu geben!

    „wie Kinder ohne Eltern“

    Und als Jesus aus dem Schiffe trat, sah er eine große Volksmenge und wurde innerlich bewegt über sie; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing an, sie vieles zu lehren.
    Elberfelder 1871 – Markus 6,34

     Und als er ausstieg, sah er eine große Menge und hatte Erbarmen mit ihnen, weil sie(- Mt 9,36;
    Num 27,17; 1 Kön 22,17; Ez 34,5; Mt 9,36 -) „wie Schafe waren, die keinen Hirten haben“.
    Und er begann, sie vieles zu lehren.
    Das neue Testament – Übersetzt von Peter Knauer – Markus 6:34

    Als Jesus aus dem Boot steigen wollte, sah er die vielen Menschen. Diese Leute taten Jesus voll leid, sie kamen ihm vor wie Kinder ohne Eltern. Er nahm sich sehr viel Zeit für sie und brachte ihnen eine Menge Sachen bei.
    VolxBibel – Markus 6,34

    Kennst du auch Menschen, die auf der Suche nach der Wahrheit sind, aber solchen „Bauernfängern“ auf den Leim gegangen sind, die alle „ihre Schafe“ anbetteln, um Spenden bitten anstatt für „feste Nahrung“ zu sorgen? Fällt besonders dann auf, wenn die „Hirten“ aufgrund von Alter „erneuert werden“ – also andere „die Schafherde übernehmen“. Bei vielen führt das Beobachten dieser Situation zu Spott zu den Schafen. Andere überlegen, ob sie nicht „an die Wolle der Schafe kommen“ – natürlich ohne die Schafe wirklich zu weiden.
    Aber schauen wir auf Jesus:

    »Und als er (Jesus) ausstieg, sah er eine große Menge« (Mk 6, 34). Wo »stieg« Jesus »aus«? Noch immer ist die Vermutung des alten Landeskenners Gustav Dalman die beste, wonach Jesus in der Nähe der Einmündung des Wadi Samach, ein paar Kilometer südöstlich von Betsaida landete (vgl. Lk 9,10). Schickt Jesus die Menge weg? Das Gegenteil geschieht: »das Erbarmen mit ihnen packte ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben, und er begann, sie ausführlich zu lehren«. Wir blicken hier hinein in einen der wichtigsten Vorgänge in der Gottheit. »Erbarmen« ist eines der Hauptkennzeichen des biblischen Gottes (vgl. 2 Mo 34,6; 4 Mo 14,18; Ps 103,8; Jon 4,2). »Erbarmen« ist folglich auch ein Grundzug des Wesens Jesu (Mt 9,36; 14,14; 15,32; 20,34; Mk 1,41). Und nun erleben wir, wie Gottes Sohn aus Erbarmen sogar seine Pläne ändert. Auch er wollte »allein sein« (Mk 6, 32). Aber nun nimmt er die Leute auf (Lk 9,11). Ja, »er lehrte sie ausführlich« (vgl. Joh 6,3).

    Edition C

    Als Jesus die große Menge sah, wurde er keineswegs ärgerlich, sondern sie jammerte ihn. Aus diesem Gefühl heraus konnte er nicht anders, als ihnen zu helfen (vgl. z. B. Mk 6,39-44). Er sah sie als Schafe, die keinen Hirten haben, verloren und hilflos, ohne Führung, Nahrung und Schutz. In vielen Passagen des Alten Testaments (4Mo 27,17; 1Kö 22,17; Hes 34,5.23-25) ist das Bild vom Hirten und den Schafen mit der „Wüste“ (erEmos; vgl. Mk 6,31-32) assoziiert. Die ratlose Menge, das Sinnbild des Volkes Israel, wurde des Erbarmens von Jesus, dem guten Hirten (vgl. Joh 10,1-16), teilhaftig und wurde von ihm lange über das Gottesreich belehrt (vgl. Lk 9,11) und liebevoll versorgt (Mk 6,35-44).

    Walvoord Bibelkommentar

    Die Menge war „wie Schafe ohne Hirten“ – das heißt, sie waren „verloren und hilflos, ohne Führung, Nahrung oder Schutz“. Jesus „hatte Mitleid mit ihnen“ (Markus 6,34) – er identifizierte sich persönlich mit ihrer Notlage und beschloss, etwas dagegen zu tun. Wie eine Quelle es ausdrückt: „Bei [Jesus] ist Mitleid nicht nur ein Gefühl. Es ist ein zärtliches Gefühl, das sich in hilfreiches Handeln verwandelt“. Wie bei Matthäus und Lukas berichtet wird, heilte Jesus auch die Kranken in der Menge, und natürlich waren solche wundersamen körperlichen Heilungen ein normaler Bestandteil des Dienstes Jesu. Es gibt zwar mehrere alttestamentliche Parallelen zum Begriff des Hirten, aber drei davon sind besonders bemerkenswert:

    1. Bei der Beauftragung Josuas bat Mose Gott, „‚einen Mann über die Gemeinde zu setzen, der vor ihnen aus- und eingeht, der sie hinausführt und einführt, damit die Gemeinde des Herrn nicht wie Schafe ist, die keinen Hirten haben'“ (Numeri 27,16-17). (Führen/rausgehen und führen/einführen ist eine militärische Symbolik. )
    2. Als David zum König von Israel ernannt wurde, bekräftigten „alle Stämme Israels“ seine Berufung: „Da kamen alle Stämme Israels zu David nach Hebron und sagten: ‚Siehe, wir sind dein Bein und dein Fleisch. Früher, als Saul König über uns war, warst du es, der Israel aus und ein geführt hat. Und der Herr hat zu dir gesagt: Du sollst mein Volk Israel weiden, und du sollst ein Herrscher über Israel sein.'“ Da kamen alle Ältesten Israels zum König nach Hebron, und der König David schloss mit ihnen einen Bund vor dem Herrn in Hebron; dann salbten sie David zum König über Israel“ (2. Samuel 5,1-3).
    3. Und in demselben Abschnitt der Heiligen Schrift, den Johannes der Täufer zitiert („Macht den Weg frei für den Herrn in der Wüste …“), sagt der Prophet Jesaja das Kommen des Herrn zu seinem Volk voraus: „Wie ein Hirte wird er seine Herde hüten, auf seinem Arm wird er die Lämmer versammeln und sie in seinem Schoß tragen; die säugenden Mutterschafe wird er sanft führen“ (Jesaja 40,11). (alle NASB)

    Jesus „ist der verworfene niedrige Hirte, barmherzig, aber stark im Geist und mächtig im Handeln, durch den Gott die bösen Hirten entlarven und seine Herde treu auf ihrer Weide hüten wird. … In Jesus erfüllen sich nicht nur die Hirtenhoffnungen eines neuen Mose, eines neuen Josua, eines neuen David und vielleicht des isaitischen Knechtes, sondern auch Jahwe selbst ist auf geheimnisvolle Weise in einzigartiger Weise unter sein Volk gekommen

    Greg Williamson – Das Evangelium nach Markus

    Als der Herr aus dem Schiff steigt und die große Volksmenge sieht, kann Er nicht anders: Er ist innerlich bewegt über sie. Er sieht eine große Herde ohne Hirten. Ihre religiösen Führer sind keine Hirten, sondern Mietlinge, Diebe und Räuber. Sie machen sich überhaupt keine Sorge um die Herde, sondern wollen gerade von der Herde profitieren (Joh 10,8.12; Hes 34,2). Der Herr hingegen ist der gute Hirte (Joh 10,11).
    In seinem Erbarmen fängt der Herr an, die große Volksmenge viele Dinge zu lehren. Menschen, die in Not sind, brauchen vor allem gesunde Belehrung für ihren Geist, noch mehr als gesunde Nahrung für ihren Körper, obwohl der Herr auch dieses Bedürfnis nicht vergisst.
    Die Jünger sind Menschen ihrer Zeit und sie sind praktisch. Sie meinen, ihren Herrn darauf hinweisen zu müssen, dass das Ort öde ist und dass es schon spät geworden ist. Was ihnen fehlt, ist das Erbarmen, das Er hat. Ihr Rat ist, die Volksmenge wegzuschicken, denn dann könnten sie noch etwas zu essen kaufen. Spricht dieser Rat nicht auch von Sorge für die Menschen? Das könnte so aussehen, jedoch teilen sie nicht das Erbarmen des Herrn für die Volksmengen. Darüber hinaus fehlt ihnen auch der Glaube an einen Herrn, der auch die leiblichen Bedürfnisse stillen kann. Könnte Er wohl die Volksmenge wegschicken, nachdem Er ihren Geist erquickt hat, ohne dass Er sie auch körperlich erfrischt hat? Sie gleichen Ihm noch nicht, aber Er setzt seine Belehrungen fort. Deswegen bezieht Er sie mit ein.

    Ger de Koning – Das Evangelium nach Markus

    Schon der erste Satz (V 34) zeigt uns, um was es bei dieser Geschichte geht. Es ist ja nicht die irdische Not dieser Menschen, etwa der Aufenthalt an dieser einsamen Stätte (fern ihrem Zuhause dem Hunger ausgeliefert), sondern das Erbarmen des Herrn gilt in erster Linie der geistlichen Not des Volkes. Es jammerte Ihn der verirrten Schafe. Aber waren diese Menschen nicht das auserwählte alttestamentliche Volk Gottes? Besaßen sie nicht die Worte Gottes durch das Gesetz und die Propheten und damit auch die Leitung Gottes? Warum dann doch verirrt und ohne Führung? Das Bild, unter dem Jesus diese Menschen sah, war dennoch klar und wahr: Wie Schafe, die keinen Hirten haben. Das, was dieses Volk hatte, war leer und ohne Kraft geworden, ihr Gottesglaube war zur bloßen Form erstarrt, ohne Geist und Leben. Sie sahen nur noch das Äußere, den Schein, aber nicht mehr das innere Wesen, den Geist.

    Darum stellt Sich Jesus voll Erbarmen der Menge des Volks und lehrt sie, bis der Tag sich neigt. Markus vermerkt hier, wie sehr der Heiland zum guten Hirten wird, der Sich Seiner Herde annimmt mit dem ganzen Erbarmen (- „splangchnizomai“ = sich erbarmen; „ta splangchna“ = das Innere, das Herz, das Erbarmen fühlt. -) des Herzens. Auch Matthäus weist im Zusammenhang seines 9. Kapitels, V 36, darauf hin. Die Evangelisten (nicht nur bei Markus) sehen sich dabei erinnert an die Gedanken des Propheten Hesekiel (siehe Kap. 34).

    Das Wichtigste aber ist dem Herrn Jesus die Verkündigung. Es wird uns nicht gesagt, über welche Dinge der Herr das Volk so lange und ausführlich belehrt. Wir wissen auch so, ohne daß es ausführlich gesagt wird, daß Er das Königreich Gottes, das Reich der Himmel, das Gottesreich verkündigte.

    Wuppertaler Studienbibel

    Jeschua fuhr fort, auf spezifische persönliche Bedürfnisse einzugehen. Markus beschreibt seinen Blick auf die Menschen: Und er trat heraus und sah eine große Volksmenge und hatte Mitleid mit ihnen, weil sie wie Schafe waren, die keinen Hirten hatten (Markus 6,34). Die Frage, mit der die Schar noch rang, war: „Sollen wir den alten Hirten folgen oder dem neuen?“ Ihre Unentschlossenheit machte sie wie Schafe ohne einen Hirten. Jeschua hatte Mitleid mit ihnen und setzte seinen Dienst des Heilens (Matthäus 14,14) und Lehrens (Markus 6,34; Lukas 9,11) aufgrund der persönlichen Bedürfnisse der Menschenmenge fort. Als Vorbild für die Arbeit eines geistlichen Hirten übte er den Dienst eines Hirten-Lehrers aus, indem er die Herde in der Wahrheit unterwies und sich um sie kümmerte, indem er sie heilte und speiste und so ein bestimmtes körperliches Bedürfnis stillte. Es ist nicht die Aufgabe der Schafe, nach Nahrung zu suchen; vielmehr ist es die Aufgabe des Hirten, die Herde zu weiden.

    Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

    „Solange wir nicht „aufgeben“ oder „müde werden“, garantiert uns Jehova, dass wir ewiges Leben ernten“ ??

    Doch darüber freuet euch nicht, daß euch die Geister untertan sind; freuet euch aber, daß eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind.
    Elberfelder 1871 – Lukas 10,20

    Doch nicht darüber freuet euch, dass die Geister euch untertan sind; freuet euch vielmehr, dass eure Namen in den Himmeln aufgeschrieben sind! (a) Php 4:3; Heb 12:23; Off 20:12; 21:27
    Zürcher 1931 – Lukas 10,20

    Doch darüber freuet euch nicht, daß die Geister (Geister ist hier, wie auch sonst immer, im Griechischen sächlich, so daß vielleicht meist besser mit „geistigen Mächte“ zu übersetzen wäre. Dasselbe gilt von dem neutestamentlichen „Dämonion“.) euch untertan sind; freuet euch aber, daß euere Namen in den Himmeln (d. h. bei Gott) aufgeschrieben sind.
    Die vier Evangelien des Reinhardt – Lukas 10:20

    Aber lasst nicht das den Grund eurer Freude sein, dass euch die Geistesmächte unterlegen sind. Sondern freut euch darüber, dass die Namen von jedem Einzelnen von euch in der unvergänglichen Welt Gottes aufgeschrieben sind.
    Roland Werner – Das Buch – Lukas 10,20

    Übrigens, an dem freut euch nicht, dass die Geister euch sich unterstellen, freut euch aber, dass eure Namen eingeschrieben sind ein für allemal in den Himmeln.
    Pfleiderer Übersetzung – Lukas 10:20

    Erfreut euch abgesehen davon nicht daran, dass euch die Geister unterworfen sind! Seid dagegen froh, dass eure Namen bereits in den Himmelswelten eingeprägt worden sind!
    Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Lukas 10:20

    Zurück zur Überschrift:

    Die Jünger mussten lernen, sich nicht nur über das zu freuen, was sie erreichten, sondern darüber, dass Jehova ihren Einsatz schätzte.

    Diesen Satz würde ich unterschreiben – und alle Übersetzer wohl auch, denn Jesus sagt, dass die Namen Seiner Jünger „eingeschrieben sind“ oder „bereits“ „ein für alle Mal“!
    Deshalb würden Seine Jünger natürlich aus Liebe weiter bei Jesus bleiben.
    Aber der oben zitierte Kommentar sagt weiter:

    Wenn wir nicht aufgeben, werden wir mit ewigem Leben belohnt. Wenn wir fleißig Wahrheitssamen aussäen und bewässern, säen wir gleichzeitig „im Hinblick auf den Geist“. Wir geben ihm die Möglichkeit, ungehindert in unserem Leben zu wirken. Solange wir nicht „aufgeben“ oder „müde werden“, garantiert uns Jehova, dass wir ewiges Leben ernten, selbst wenn wir niemanden zur Taufe führen können

    Ups, DAS widerspricht dem, was die Aussage Jesu oben aussagt. Jesus fordert Seine Jünger nicht dazu auf, sich Mühe zu geben – sondern sich zu freuen!

    Aber schauen wir uns andere Kommentare an:

    Die Jünger kamen von der Reise, zu der sie der Herr zu zwei und zwei ausgesandt hatte, wieder zu Ihm zurück und erzählten Ihm, was sie getan und gelehrt hatten. Wer hätte auch mehr Interesse für ihre Mitteilungen haben können als Er? Wer konnte ihnen besser die Klippen zeigen, an denen sie nach diesem gesegneten Dienst leicht hätten Schiffbruch leiden können? Während sie sich freuten, daß ihnen auch die Geister Untertan gewesen waren, ruft ihnen der Herr Jesus zu: „Doch darüber freuet euch nicht, daß euch die Geister Untertan sind; freuet euch aber, daß eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind“ (Lk 10,20).
    Glänzende Siege auf geistlichem Gebiet können einen Knecht des Herrn leicht verleiten, diese Siege nicht dem Herrn anzurechnen, sondern sie zum Gegenstand seiner eigenen Freude zu machen, und sie können ihm Anlaß zu Hochmut sein. Der Herr besitzt Liebe und Weisheit genug, um uns vor solchen Irrungen zu bewahren. Er kennt unsere Herzen und weiß, wie gefährlich es für uns ist, öffentlich aufzutreten.

    Ermunterung und Ermahnung 1972

    Als die Boten zurückkamen, waren sie voll Freude, daß auch die bösen Geister sich ihnen in Jesu Namen hatten unterwerfen müssen. Jesus antwortete ihnen: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz.“ Damit meinte er nicht, daß der Teufel in ebendiesem Moment aus dem Himmel herabgestürzt wurde, sondern daß seine Macht gebrochen war. Die Wunder, die die ausgesandten Jünger hatten tun können, waren möglich, weil Jesus selbst zuvor den Satan besiegt hatte. Die Macht, die Jesus ihnen gegeben hatte, und die Verheißung, daß ihnen nichts schaden könnte, auch nicht Schlangen und Skorpione, galten allerdings nur für diesen besonderen Auftrag. Jesus ermahnte sie aber auch, sich nicht darüber zu freuen, daß sie in seinem Namen Dämonen austreiben konnten, sondern darüber, daß ihre Namen im Himmel geschrieben waren. Die persönliche Beziehung eines Glaubenden zu Gott ist es, die ihm Grund zur Freude gibt.

    Walvoord Bibelkommentar

    Der Name Jesus hat sich als Kraft erwiesen, alle Siebzig bezeugen es mit freudigem Dank. Jesus hat an ihren Kämpfen teilgenommen und gesehen, daß der Feind eine erste entscheidende Niederlage erfahren hat. Wichtiger aber als diese Siege sollte für Jünger Jesu der andere Tatbestand sein, daß sie „im Himmel registriert“ sind und als Erlöste davon wissen und zeugen können. Hier auf Erden werden unsere Namen vielleicht sogar verunglimpft oder bald vergessen. Gut, wenn sie bei Gott angeschrieben sind und wir in froher Heilsgewißheit unseren Weg gehen dürfen!

    Bruns – Die Bibel mit Erklärungen

    Die Besiegung des Teufels ist ein Merkmal des messianischen Zeitalters, wie es die Zuhörer des Lukas verstanden, aber es ist nicht das wichtigste Merkmal und nicht das, was sie hervorheben sollten. Der eigentliche Punkt ist, dass sich Jesus als der wahre Messias erweist und seine Nachfolger daher das wahre Volk Gottes sind; das bedeutet, dass ihre „Namen im Himmel geschrieben sind“.

    John H. Walton – Dämonen und Geister in der biblischen Theologie

    Inmitten der Freude der Siebzig will V. 20 auf die größte Freude hinweisen: »Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister untertan sind. Sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind«. Natürlich will Jesus den Siebzig ihre Freude nicht nehmen! Aber er will doch eine glasklare Priorität setzen.
    »Geister« ist hier ein anderer Name für »Dämonen« (V. 17). Es handelt sich also um reale Wesen einer überirdischen Welt. Die bösen »Geister«, um die es hier geht, haben mit dem Satan den Abfall von Gott vollzogen und dienen ihm jetzt in seiner Auflehnung gegen Gott und bei seinem Hass gegen alles Göttliche (vgl. 1 Mo 6,1ff.; Jes 24,21ff.; Dan 10,13; 1 Kor 6,3; Eph 6,11 f; 2 Petrus 2,4; Offb 9,11). Jesus bezeugt ihre Existenz, auch wenn er keine »Geister-Lehre« in allen Einzelheiten vorgetragen hat.
    »Dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind« bezieht sich auf das Lebensbuch. Von einem solchen Lebensbuch ist in der Bibel häufig die Rede (2 Mo 32,32ff.; Ps 69,29; Jes 4,3; Dan 12,1; Mal 3,16; Phil 4,3; Heb 12,23; Offb 3,5; 13,8; 17,8; 20,12ff.; Offb 21,27). Worum handelt es sich? Es handelt sich darum, dass Gott die »Namen« derjenigen Menschen festhält, die ins ewige Gottesreich aufgenommen werden. Es sind also die Namen derer, die durch Jesu Blut erlöst sind (»Lebensbuch des Lammes«, Offb 13,8; 21,27). Ob dieses »Aufschreiben im Himmel« real in ein himmlisches Schriftstück oder sinnbildlich ins Gedächtnis Gottes erfolgt, muss offen bleiben. Auf jeden Fall bestätigt Jesus das Vorhandensein eines solchen Lebensbuches. Und das Wichtigste für ihn ist, dass seine Jünger (»eure Namen«) dort drinstehen, dass sie ein ewiges Leben im Reiche Gottes haben. Alles andere ist zweitrangig – auch ihre Herrschaft über die Dämonen. Denn es kann ja sein, dass Menschen im Namen Jesu Dämonen austreiben – und dennoch verdammt werden (Mt 7,22ff.). Auch Judas hatte solche Erfolge! Hier tritt ganz eindeutig zutage, was das Hauptziel Jesu ist: Unsere Rettung zum ewigen Leben.
    Der Leser bleibt nun zurück mit der nachdenklichen Frage: Stehe auch ich im Buch des Lebens? Wer Gewissheit sucht, der bekommt sie durch Joh 6,37. Auf jeden Fall sollten unsere vielen christlichen Aktivitäten die Tatsache nicht verdecken, dass es vorrangig um unsere Rettung zum ewigen Leben geht.

    Edition C

    „Doch“ ( plän) markiert einen starken Gegensatz. Es wird im NT meist mit „doch“ übersetzt; in Mk 12,32 mit „außer“; in Lk 6,24; 22,22 mit „aber“; in 11,41 mit „vielmehr“; in 12,31 mit „jedoch“; in 23,28 mit „sondern“. 22,42 zeigt dessen Bedeutung schön an: „Vater, wenn du diesen Kelch von mir wegnehmen willst – doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!“ Der Herr Jesus wußte um die vorübergehende Natur der Zeichengaben und wollte, daß die Seinigen sich an den unveränderlichen Dingen freuten. So hatte die Tatsache, daß ihre Namen in den Himmeln angeschrieben waren, die unvergleich größere Bedeutung. Im Himmel finden sich Bücher wie die Aufzeichnungen über alle sündigen Werke (Offb 20,12) und das Buch des Lebens (V.12-15). Hebräer 10,7 mag sich gut auf ein Buch der Ewigkeit beziehen, auf dessen Titelblatt die Aufschrift steht: „Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust; und dein Gesetz ist im Innern meines Herzens“ (Ps 40,8). In einer ständigen Veränderungen unterworfenen Welt ist es eine große Freude und ein Grund unerschütterlicher Zuversicht zu wissen, daß unsere Namen im „Buch des Lebens des Lammes“ (Phil 4,3; Hebräer 12,23; Offb 21,27) eingetragen sind.

    Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

    Wir gehören zu KEINER irdischen Organisation; jemand könnte daher die Namen aller Sekten aufzählen, und wir würden zu jedem nein sagen. Wir gehören nur der himmlischen Organisation an — ,deren Namen im Himmel eingeschrieben sind‘ (Herbäer 12:23; Lukas 10:20). Alle Heiligen, die jetzt leben oder die während dieses Zeitalters gelebt haben, gehörten zu UNSERER KIRCHENORGANISATION: Sie alle bilden EINE Kirche, und da ist KEINE ANDERE, die der Herr anerkennen würde. Daher ist jegliche irdische Organisation, die nur im geringsten dieser Vereinigung der Heiligen entgegensteht, im Widerspruch zu den Lehren der Schrift und im Gegensatz zum Willen des Herrn — ,auf daß sie alle EINS seien‘ (Joh 17:11).“

    englischen Ausgabe des Wacht-Turms vom März 1883 zitiert in WT 1.August 1980

    Wenn das Ergebis positiv bleibt

    Ich will aber, daß ihr wisset, Brüder, daß meine Umstände mehr zur Förderung des Evangeliums geraten sind, so daß meine Bande in Christo offenbar geworden sind (d. h. als solche, die ich um Christi willen trage) in dem ganzen Prätorium und allen anderen, (O. an allen anderen Orten) und daß die meisten der Brüder, indem sie im Herrn Vertrauen gewonnen haben durch meine Bande, (O. durch den Herrn hinsichtlich meiner Bande Vertrauen gewonnen haben) viel mehr sich erkühnen, das Wort Gottes zu reden ohne Furcht.
    Elberfelder 1871 – Philipper 1,12–14

    Aber ich will euch in Kenntnis setzen, Brüder, dass es durch meine Umstände mehr zum Vorstoßen der guten Botschaft gekommen ist,
    Jantzen & Jettel – Philipper 1:12

    Meine lieben Brüder und Schwestern! Ihr sollt wissen, dass meine Gefangenschaft die Ausbreitung der rettenden Botschaft nicht gehindert hat. Im Gegenteil!
    Hoffnung für Alle – Phil. 1,12

    JEHOVA ist nicht ein Gott der Gefangennahme. Er setzt keine seiner Geschöpfe hinter Schloss und Riegel. Er fesselt nicht einmal die Gedankengänge einer Person, sondern gewährt dem Sinn derer, die er erschaffen hat, Denkfreiheit. Er hat weder körperliche noch geistige Roboter ins Dasein gerufen, die sich mechanisch in den von ihm verordneten Bahnen bewegen müssten, sondern hat seine intelligenten Geschöpfe mit einem Sinn versehen, der nicht nur fähig ist, Recht und Falsch zu kennen, sondern auch frei ist, diesen oder jenen Weg zu wählen. Hat er diese Freiheit der Wahl, zusammen mit einem zur Vorsicht mahnenden Rat nicht schon dem ersten Menschenpaar in Eden gegeben? Und taten nicht auch seine Wortführer bei der Nation Israel dasselbe?

    Folglich ist es die biblische Wahrheit, welche die Menschheit instand setzen wird, erfolgreich aus Satans Kerkern auszubrechen, wodurch die Menschheit gelöst wird von der Knechtschaft zur Freiheit der Erkenntnis und des Dienstes für den wahren Gott. Mit freiem Sinn können die Glieder des Volkes Jehovas Gott dienen, auch wenn ihre Leiber in Gefängniszellen schmachten oder in Konzentrationslagern leiden. Als der Apostel Paulus eingesperrt war, schrieb er: „Ich möchte euch nun wissen lassen, liebe Brüder, dass die Lage, in der ich mich hier befinde, eher zur Förderung der Heilsverkündigung gedient hat. Es ist nämlich bei der ganzen kaiserlichen Leibwache und sonst überall bekannt geworden, dass ich um Christi willen in Gefangenschaft bin; so haben denn die meisten Brüder in dem Herrn durch meine Gefangenschaft neue Zuversicht gewonnen und wagen deshalb mit wachsender Furchtlosigkeit (ohne Furcht vor den Folgen, Eine Amerik. Übers.) das Wort Gottes zu verkündigen.“ (Philipper 1:12-14, Menge) Frei von Irrtum und von der Furcht vor Folgen kämpft der Sinn, der mit biblischer Wahrheit erfüllt ist, einen gottgemässen Kampf, um andere für den Dienst Jehovas zu befreien.

    Wachtturm August 1950

    Die jüdischen Führer erkannten, dass sie nach römischem Recht keinen Grund hatten, Paulus anzuklagen. Also entschieden sie sich für eine andere Strategie. Sie erlaubten Paulus, sich an Cäsar zu wenden, erschienen dann aber nicht in Rom, um ihre Anklage vorzutragen. Sie hofften, dass Paulus auf diese Weise wenigstens zwei Jahre lang aus dem „Verkehr“ gezogen und in seinem Dienst unwirksam gemacht werden würde. Aber wie falsch sie lagen! Während seiner Gefangenschaft schrieb Paulus vier wichtige Briefe, die bis heute Einfluss auf die Welt haben: Epheser, Philipper, Kolosser und Philemon. Der Apostel war zwar offiziell ein Gefangener, aber ihm wurde ein großer Teil der Freiheit gewährt. Dazu gehörte auch die Freiheit, in seiner eigenen Wohnung zu leben, anstatt im Gefängnis eingesperrt zu sein. So blieb Paulus in seinem eigenen gemieteten Haus, wo er alle empfing, die zu ihm kamen. Die Zeitform des griechischen Wortes für „empfangen“, apedecheto, ist das mittlere Imperfekt, was nach Robertson bedeutet, dass von Zeit zu Zeit Menschen zu Paulus kamen, und er sie in Ruhe empfangen konnte.
    Vers 31 fasst den Dienst des Apostels während dieser zweijährigen Periode zusammen. Er predigte weiterhin das Reich Gottes, d. h. er verkündete Gottes Reichsprogramm. Er fuhr auch fort, die Dinge über den Herrn Jeschua Messias zu lehren, der die Essenz des Evangeliums ist. Paulus tat dies mit aller Kühnheit, und niemand hinderte ihn daran. In Philipper 1,12-14 wird beschrieben, dass sein Dienst in diesen zwei Jahren sogar bis zur Prätorianergarde reichte, einer Eliteeinheit der römischen Armee, deren Mitglieder als persönliche Leibwächter der Kaiser dienten.

    Arnold Fruchtenbaum – Bibelkommentar zur Apostelgeschichte

    Mit den Philippern dagegen ist Paulus persönlich und seit Jahren fest verbunden, sie sind ja „seine Teilhaber an der Gnade“ und warten sehnlich auf Nachricht. Sie würden vielleicht seinen Ausführungen gar nicht die volle Aufmerksamkeit entgegenbringen können, wenn sie nicht erst einmal hörten, wie es Paulus geht. Darum läßt Paulus hier dem Dank und der Fürbitte für die Gemeinde sofort ein Wort über seine eigene Lage folgen. Aber – wie tut er es! Es war eine harte Veränderung für ihn eingetreten. Die Vergünstigung einer eigenen Mietwohnung (Apg 28, 30. 31) mit ihrer relativen Freiheit ist ihm entzogen worden, er sitzt nun im „Prätorium“ in Haft. „Prätorium“ ist im Griechischen ein Lehnwort aus dem Latein. Ursprünglich bezeichnet es den Wohnraum des „Prätors“ im Lager und wird dann für die Amtswohnung eines römischen Statthalters gebraucht. So kommt es im Neuen Testament in Mt 27, 27; Mk 15, 16; Jo 18, 28. 33; 19, 9 und Apg 23, 35 vor. Wäre unser Brief noch während der Gefangenschaft des Paulus in Caesarea geschrieben, so schlösse sich die Erwähnung des Prätoriums hier unmittelbar an Apg 23, 35 an. Aber nun sind wir ja in Rom, wo es natürlich keinen „Statthalter“ gab. So werden wir bei dieser Bezeichnung hier an die große Kaserne zu denken haben, in der die Kaiserliche Garde als Besatzung Roms lag, oder auch an die Kaiserliche Garde selbst. Da sich sofort ein Hinweis auf Personen anschließt: „und bei den übrigen allen“, wäre es sprachlich das Gegebene, auch bei der Nennung des „ganzen Prätoriums“ nicht an ein Gebäude, sondern an einen Personenkreis zu denken. „Meine Fesseln sind in Christus offenbar geworden in der ganzen Kaiserlichen Garde und bei den übrigen allen.“ Allerdings hätte es dann nähergelegen, auch „die Kaiserliche Garde“ ebenso wie „die übrigen alle“ in den einfachen Dativ zu setzen; das ausdrückliche „in“ bei „Prätorium“ weist doch wieder auf ein Gebäude. Zu einer endgültigen Entscheidung werden wir in dieser Frage nicht kommen. Aber für die Lage des Apostels werden wir uns doch ein zutreffendes Bild machen können.
    Der Prozeß des Paulus war nach langem (Apg 28, 30 „zwei Jahre“) schleppendem Gang nun offenbar in sein kritisches Stadium getreten; Paulus war für die Verhöre und die entscheidenden Verhandlungen in die Kaserne gebracht worden. Wie griff das in seine persönlichen Verhältnisse ein! Eigene Mietswohnung oder eine gewiß nicht sehr freundliche Arrestzelle in einer Kaserne – welch ein Unterschied! Und Paulus war ein alter Mann! Aber von seinem persönlichen Ergehen hören die Philipper und hören wir kein Wort. Nicht einmal die Andeutung einer Klage kommt über seine Lippen. Wie es ihm selber geht, das ist ihm einfach nicht der Rede wert. Nur eine einzige Frage bewegt ihn: Was bedeutet diese Wendung der Dinge für die Botschaft?! Sie schien auch da eine Wendung zum Schlimmen zu sein. Entziehung der eigenen Wohnung, Verlegung in die Kaserne, Verschärfung der Haft – war das nicht eine völlige Verhinderung seiner evangelistischen Arbeit? Die Philipper hatten offenbar von dieser einschneidenden Veränderung in der Lage des Apostels schon gehört. Paulus erzählt sie ihnen hier nicht erst als etwas Neues. Aber wenn sie nun gespannt und besorgt fragen, wie sich das alles nun gestaltet und ausgewirkt habe, dann kann Paulus ihnen antworten, „daß seine Lage mehr zum Fortschritt des Evangeliums geführt hat“.
    Wie kann das sein?! Gespannt hören auch wir mit den Philippern zu. Denn diese „Lage“ des Paulus ist uns Heutigen ja nicht mehr eine merkwürdige, ferne Sache, die wir uns mühsam anschaulich zu machen suchen, weil es früher einmal so etwas gegeben hat. Menschen unserer Tage, Brüder und Schwestern aus unserer Mitte, sind in ähnliche „Lagen“ gekommen und werden auch weiterhin noch hineinkommen. Wie wird man mit solcher Lage innerlich fertig, was bedeutet sie für das Evangelium? Warum läßt der Herr Seine Boten in solche Schwierigkeiten geraten? Das sind Fragen von heute. Paulus setzt sich über die Schwierigkeiten nicht einfach hinweg und tut nicht so, als wäre alles erfreulich und schön. Das merken wir an seinem Ausdruck „mehr“ oder „eher“. Aber das darf er nun doch dankbar feststellen, es hat alles doch „mehr“, „eher“ zum Fortschritt der Botschaft geführt. Denn es ergab sich eine neue, unerwartete Missionsmöglichkeit, eben in der Kaserne. Paulus spricht davon nicht in der aktiven Form: „Ich konnte hier Soldaten von Jesus sagen.“ Daß er von Jesus nicht schwieg, war ja selbstverständlich. Wie hätte Paulus irgendwo von Jesus schweigen können. Aber so unbedingt nötig unser Zeugnis ist, über dem Weg des Evangeliums liegt immer das Geheimnis göttlicher Führung und göttlicher Wirkung. Die „Tür des Wortes“ öffnen nicht wir, sondern Gott (Kol 4, 3).

    Wuppertaler Studienbibel

    Allem voran stellt er in Vers Phil 1, 12 die Tatsache: Wie schlimm es auch um ihn stehen mag, die Sache Jesu schreitet auch durch seine Gefangenschaft voran. Die griechische Briefformel »ich will, dass ihr wisst«, darf hier nicht als bloße Redewendung verstanden werden. Der Zusammenhang zeigt, dass es wirklich der Herzenswunsch des Paulus ist, diese Gemeinde wegen ihrer Teilhabe an seinem Leben und seiner Arbeit über das, was ihm widerfahren ist, zu unterrichten. Wir beobachten die gleiche Wendung ohne »ich will« auch in anderen Gefangenschaftsbriefen (Eph 6,21; Kol 4,7). »Was mich betrifft« meint (wie Vers Phil 1, 13 zeigt) seine Gefangenschaft während der Voruntersuchungen in seinem Prozess. Das Wichtigste ist, dass die Ausbreitung des Evangeliums durch seine Inhaftierung keineswegs ins Stocken geraten, sondern vielmehr durch sie noch gediehen ist. Und dies unter Soldaten und Staatsbeamten, also unter den Ständen, die wenige hundert Jahre später einen entscheidenden Einfluss darauf hatten, dass das Christentum von einer verbotenen Religion zunächst zur anerkannten Religion wurde und schließlich sogar die Vormachtstellung innehatte.

    Sie also – Soldaten und Staatsbeamte – sind gemeint, wenn es heißt, dass »in dem ganzen Prätorium« bekannt geworden sei, dass Paulus um Christi willen inhaftiert ist. Das Wort »Prätorium« gehört zu den umstrittensten Begriffen dieses Briefes. Es wurde nämlich im römischen Reich zu unterschiedlichen Zeiten und an verschiedenen Orten jeweils verschieden verstanden. In der Provinz (so z. B. in Ephesus: vgl. Exkurs zur Datierung bei V. 1) bezeichnete es den Palast des römischen Bevollmächtigten oder die vom Senat dorthin abgeordnete Truppe. Im Heereswesen bedeutete es das Hauptquartier. Für Rom selbst kommen drei Möglichkeiten in Betracht: zum einen der kaiserliche Palast, sodann das Hauptquartier des militärischen Oberbefehlshabers, sowie die diesen unterstellten Soldaten (3000 in der Stadt selbst, 6000 außerhalb während der Zeit des Augustus) bzw. deren Kaserne.
    Die erste Möglichkeit ist höchst unwahrscheinlich. Die anderen beiden schließen sich aber gegenseitig nicht aus. Beide sind im »Castra Praetoria« (Quartier des Prätoriums) an der Stadtmauer im nordöstlichen Viertel Roms zu suchen. Hier wird die Untersuchungshaft vor Beginn des eigentlichen Prozesses stattgefunden haben. Bis zum Anfang der gerichtlichen Untersuchungen hatte ja Paulus unter einfachem Hausarrest in einer Mietswohnung leben können (Apg 28,16-30). Da seit dem Jahr 41 n. Chr., als die prätorianische Garde Claudius zum neuen Kaiser machte, das Militär die Regierung bestimmte, ist es möglich, dass auch gerade in solchen Fragen das Militär zuständig war, besonders wenn es wie im Falle des Paulus um die Stellung zum Kaiser ging. Bisher hatte allein das Judentum als Religion, die den Kaiser nicht als Gottheit anerkannte, das Existenzrecht besessen. Im Falle des Paulus ging es letztlich darum, wie das Christentum gegenüber dem Judentum zu beurteilen war. War es, da aus dem Judentum hervorgegangen, mit diesem gleichzusetzen, oder war es als neue, andersartige Religion zu betrachten? Da Christen außerdem unter Heiden missionierten, die dem Kaiser opferten, war die Frage, ob das Christentum nicht als verbotene Religion zu verfolgen sei. Schon die Anklage des Paulus und Silas in Philippi als »Juden«, die »eine Weise verkündigen, welche uns nicht ziemt anzunehmen noch zu tun, weil wir Römer sind« zeigt, wie empfindlich die Römer gegenüber der Sonderstellung der Juden waren.

    Dass Paulus das ganze Prätorium als seiner Sache kundig nennt, muss nicht auf ein kleines, provinzielles Prätorium hindeuten, sondern kann auch ein Hinweis dafür sein, dass der »Fall Paulus« viel Beachtung gewonnen hatte. Schließlich war ja Paulus von zwei Hegemonen (römische Bevollmächtigte in der Provinz) und von König Agrippa angehört worden, ehe er wegen seiner Berufung auf den Kaiser nach Rom geschickt worden war. Die Wendung »und bei den anderen allen« meint wohl den Rest der am gerichtlichen Prozess Beteiligten, bis hin zu denen »aus des Kaisers Hause« (s. zu Phil 4,22).

    Edition C

    Alle Umstände zur Ehre des Herrn nutzen!

    „Meine Umstände sind mehr zur Förderung des Evangeliums geraten, sodaß meine Bande in Christo offenbar geworden sind in dem ganzen Prätorium und allen anderen, und daß die meisten der Brüder, indem sie im Herrn Vertrauen gewonnen haben durch meine Bande, vielmehr sich erkühnen, das Wort Gottes zu reden ohne Furcht.“ (Phil 1,12-14)
    Paulus möchte, daß die Heiligen wissen: Gott ist souverän. Er ist immer Herr der Lage. Die Dinge in unserem Leben geschehen nicht einfach zufällig. Gott läßt sich nicht durch Gefängnismauern behindern. Paulus berichtet, wie sich das Evangelium durch den Bereich des kaiserlichen Palastes hin ausgebreitet hat und daß viele andere als Folge der Gefangenschaft des Apostels in ihrem Zeugnis für den Herrn kühn geworden sind.
    Das Leben hat seine Gefängnisse, wie es auch seine Paläste hat. Es bleibt nicht ohne Auswirkungen auf Ungläubige und Gläubige, wie der Diener des souveränen Herrn auf die Umstände des Lebens reagiert.
    Kommst du in schwierige Umstände, so frage dich: „Welche Gelegenheiten habe ich hier, meinem Herrn zu dienen?“ Dann nutze sie als treuer Diener, wie Paulus es tat. …. Mache es dir zum Anliegen, deine Umstände, die schlechten wie die guten, als günstige Gelegenheiten zu nutzen, für deinen großen Herrn ein Zeugnis zu sein.
    O höre auf, dein Herz zu richten auf Sonnenschein, den Gott versagt. Hält Er ihn fern, mußt du verzichten, wie sehr auch deine Seele zagt. Tritt willig in des Herren Wege, so wirst du fröhlicher gedeihn in Seines Schattens milder Pflege als in des Frühlings Sonnenschein!

    Hilfe + Nahrung Jahrgang 1990 – Verfasser: S. J. H.

    Die Verurteilung

    Folgende Geschichte habe ich in einem Buch „gehört“ und dann gesucht, wo ich diese noch finden kann – und wenn du nach „Der orthodoxe Häretiker und andere unglaubliche Geschichten“ suchst, wirst du eine Leseprobe von dem Buch finden, in der unter anderem diese Geschichte abgedruckt ist.



    In einer Welt, in der die Nachfolge Christi als staatsgefährdend und illegal gilt, wirst du als Gläubiger angeklagt, festgenommen und vor ein Gericht gezerrt.
    Du wurdest bereits seit einiger Zeit heimlich observiert. So gelang es der Staatsanwaltschaft, ein umfassendes Verfahren gegen dich einzuleiten. Die Staatsanwaltschaft eröffnet den Prozess mit der Vorlage Dutzender Fotos, die dich bei Kirchenveranstaltungen zeigen, dabei, wie du Vorträge bei religiösen Veranstaltungen hältst und an Gebets- und Anbetungsgottesdiensten teilgenommen hast. Anschließend präsentiert die Staatsanwaltschaft eine Auswahl an Dingen, die in deiner Wohnung konfisziert wurden: religiöse Bücher, die du besitzt, Worship-CDs und andere christliche Gegenstände. Dann legt die Staatsanwaltschaft einen Zahn zu, indem sie viele deiner Gedichte, Prosatexte und Tagebucheinträge präsentiert, die du liebevoll über deinen Glauben geschrieben hast.
    Schließlich überreicht die Staatsanwaltschaft dem Richter deine Bibel, ein ziemlich abgenutztes Buch mit Kritzeleien, Anmerkungen, Skizzen und unzähligen Unterstreichungen. Beweismaterial, falls nötig, das dokumentiert, dass du diesen heiligen Text wieder und wieder gelesen hast.
    Während des Prozesses hast du still und leise dagesessen, zitternd vor lauter Furcht. Tief in deinem Herzen ist dir angesichts der Masse an Beweismaterial bewusst, dass dir womöglich eine lange Gefängnisstrafe oder sogar die Hinrichtung droht. Während des Verfahrens hast du alle Hoffnung verloren und warst kurz davor, aufzustehen und Christus zu verleugnen. Doch obwohl dich dieser Gedanke im Laufe des Verfahrens immer wieder quälte, widerstehst du der Versuchung und bleibst wachsam.
    Nachdem die Staatsanwaltschaft ihre Beweise vorgebracht hat, fragt dich der Richter, ob du dem noch etwas hinzuzufügen hast. Doch du schweigst und bleibst entschlossen, hast Angst davor, dass du, sobald du auch nur für einen kleinen Augenblick deinen Mund öffnen würdest, die Anklagepunkte, die gegen dich vorgebracht wurden, leugnen könntest. Wie Christus selbst schweigst du vor deinen Anklägern.
    Daraufhin wirst du nach draußen geführt, um zu warten, während der Richter über deinen Fall berät. Die Stunden vergehen schleppend, während du unter Bewachung im Foyer sitzt und darauf wartest, zurückgerufen zu werden. Schließlich erscheint ein junger Mann in Uniform und führt dich zur Verkündigung des Urteils – und deiner Strafe – zurück in den Gerichtssaal.
    Nachdem du auf der Anklagebank Platz genommen hast, betritt der Richter – ein harter und kompromissloser Mann – den Raum, bleibt vor dir stehen, schaut dir tief in die Augen und fängt an zu sprechen.
    „Ich befinde den Angeklagten in allen Anklagepunkten für nicht schuldig.“
    „Nicht schuldig?“ Dein Herz steht still. Dann, im Bruchteil einer Sekunde, werden die Angst und der Schrecken, die wenige Augenblicke zuvor gedroht hatten, dich deiner Standhaftigkeit zu berauben, verschlungen von Verwirrung und Zorn.
    Der Umgebung zum Trotz stehst du herausfordernd vor dem Richter und verlangst eine Erklärung dafür, warum du im Licht der Beweise in allen Anklagepunkten für unschuldig befunden wurdest.
    „Welche Beweise?“, erwidert er schockiert. „Was ist mit den Gedichten und Prosatexten, die ich geschrieben habe?“, entgegnest du.
    „Sie belegen ganz einfach, dass Sie sich für einen Dichter halten, nichts weiter.“
    „Aber was ist mit den Gottesdiensten, bei denen ich predigte, den Augenblicken, in denen ich in der Kirche weinte, und mit den langen, schlaflosen Nächten des Gebets?“
    „Beweise, dass Sie ein guter Redner und Schauspieler sind, nichts mehr“, erwidert der Richter. „Es ist offensichtlich, dass Sie die Menschen in ihrer Umgebung getäuscht haben. Es ist gut möglich, dass Sie manches Mal auch sich selbst getäuscht haben. Doch sind diese Torheiten nicht ausreichend, um Sie vor einem ordentlichen Gericht schuldig zu sprechen.“
    „Aber das ist Wahnsinn!“, schreist du. „Es scheint, als gäbe es keine Beweise, die Sie überzeugen könnten!“
    „Dem ist nicht so“, erwidert der Richter, als würde er dir ein großes, lange vergessenes Geheimnis offenbaren. „Das Gericht steht Ihrem Bibellesen und Kirchenbesuch gleichgültig gegenüber; es interessiert sich nicht für Anbetung mit Stift und Worten. Entwickeln Sie Ihre Theologie ruhig weiter und benutzen Sie sie, um Bilder der Liebe zu zeichnen. Uns interessieren solche Sesselkünstler nicht, die ihre Zeit dafür aufwenden, lediglich Bilder einer besseren Welt zu malen. Wir kümmern uns nur um diejenigen, die ihren Pinsel aus der Hand legen, ihr Leben geben und es Christus gleich tun in ihrem Streben nach einer besseren Welt. Daher sind Sie, mein Freund, bis Sie nicht leben wie Christus und seine Jünger es taten, bis Sie nicht dieses System herausfordern und ein Dorn in unserem Auge sind, bis Sie nicht selbst sterben und ihren Körper den Flammen aussetzen, bis dahin nicht unser Feind.“

    Peter Rollins – Der orthodoxe Häretiker und andere unglaubliche Geschichten

    Bist du der kommen soll, oder sollen (müssen) wir auf einen anderen warten?

    Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und verkündet Johannes, was ihr höret und sehet: Blinde werden sehend, und Lahme wandeln, Aussätzige werden gereinigt, und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird gute Botschaft verkündigt; und glückselig ist, wer irgend sich nicht an mir ärgern wird!
    Elberfelder 1871 – Matthäus 11,4–6

    Und Jesus sagte ihnen antwortend (antwortete ihnen): Geht, um Johannes zu berichten, was ihr hört und seht: Blinde können wieder sehen und Gelähmte können gehen, Aussätzige sind geheilt und Taube hören und Tote werden lebendig und Arme bekommen die gute Nachricht zu hören; und glücklich (glückselig) ist, wer auch immer nicht an mir Anstoß nimmt (wer meinetwegen nicht zu Fall kommt).
    offene Bibel – Matthäus 11:4–6

    »Bist du wirklich der, dessen Kommen angekündigt wurde, oder sollen wir warten, bis ein anderer kommt?« Jesus gab ihnen diese Antwort: »Geht zurück zu Johannes und berichtet ihm, was ihr gehört und gesehen habt! Erzählt ihm, was hier geschieht: Blinde können wieder sehen und Gelähmte wieder gehen, Aussatzkranke werden wieder gesund und rein, Gehörlose können wieder hören, ja, sogar Tote werden wieder lebendig! Und die, die arm sind, werden von der Botschaft der Hoffnung erfasst, dass Gott auf ihrer Seite ist! Ja, wer mir vorbehaltlos vertraut und an mir keinen Anstoß nimmt, der hat das wahre Glück gefunden!«
    Roland Werner – Das Buch – Matt. 11,3–6

    Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: «Geht hin und verkündigt dem Johannes, was ihr hört und seht:
    Blinde sehen wieder und Lahme, sie gehen, Aussätzige werden rein, und Taube hören, und Tote stehen auf- Jes 29,18; 35,4-6; 42,7; Joh 2,23; 3,2; 5,36; 10,25.38; 14,11 -, und Armen wird Evangelium- Ps 22,23; Jes 61,1; Lk 4,18; Jak 2,5 – gepredigt!
    Und glückselig ist, wer sich nicht an Mir geärgert- Jes 8,14.15; Mt 13,57; 26,31; Röm 9,32.33; 1 Kor 1,23; 2,14; Gal 5,11; 1 Petr 2,8. – haben wird!»
    Abraham Meister – Matthäus 11,4–6

    Inzwischen war Jochanan schon einige Zeit im Gefängnis gewesen. Er hatte immer noch seine eigenen Jünger, und sie berichteten ihm von Jeschuas Aktivitäten. Sie berichteten Jochanan auch, dass Jeschua keine sehr positive Reaktion von der jüdischen Führung bekam, und selbst die Massen, die seine Einzigartigkeit erkannten, hatten ihn nicht als etwas anderes als einen Propheten verkündet. Jochanan verstand, wie die Apostel, nicht, dass der Messias zweimal kommen sollte. Wie die Apostel hatte er erwartet, dass Jeschua gekommen war, um das Königreich einzuläuten. Angesichts dieser negativen Umstände (seine eigene Gefangenschaft, die negative Reaktion der Führer und die Tatsache, dass das Königreich nicht aufgerichtet wurde), setzte ein Element des Zweifels ein. Jochanan schickte zwei seiner Jünger zu Jeschua (vielleicht um die Forderung des mosaischen Gesetzes nach zwei Zeugen zu erfüllen) mit der Frage: Bist du es, der da kommt, oder suchen wir einen anderen? (Matthäus 11:3; Lukas 7:19). Der Sinn der Frage war folgender: Hat Jochanan einen Fehler gemacht und versehentlich den falschen Mann als den Messias bezeichnet? Ist es möglich, dass Jeschua nur ein weiterer Vorläufer wie er selbst war?
    In dem Moment, als Jochanans Jünger ankamen, um die Frage zu stellen, war Jeschua gerade dabei, Krankheiten und Plagen zu heilen, Dämonen auszutreiben und den Blinden das Augenlicht wiederzugeben (Lukas 7:21). Statt eines einfachen „Ja“ oder „Nein“, sagte Jeschua: Geht und berichtet Jochanan die Dinge, die ihr hört und seht (Matthäus 11,4; Lukas 7,22). Er befahl ihnen, zwei Dinge zu berichten. Erstens sollten sie Jochanan weitergeben, was sie gehört hatten, und was sie gehört hatten, war seine Verkündigung, die messianische Person zu sein, dass den Armen die frohe Botschaft [das Evangelium] verkündet wird (Matthäus 11:5; Lukas 7:22). Die Verkündigung beinhaltete, dass das Reich der Himmel nahe ist. Zweitens sollten sie Jochanan weitergeben, was sie gesehen hatten, und was sie gesehen hatten, waren seine Wunder. Der Zweck dieser Wunder war es, seine Messiasschaft zu beglaubigen: Blinde werden sehend und Lahme gehen, Aussätzige werden gereinigt und Taube hören, und Tote werden auferweckt (Matthäus 11,5; Lukas 7,22). Jeschua schloss daraus, dass Jochanan nicht über seine Person zu stolpern braucht (Matthäus 11:6; Lukas 7:23).

    Arnold Fruchtenbaum – Jeschuah

    Jesus wird keinen Augenblick unsicher, er schilt auch in keiner Weise den Täufer. Er bekennt sich vor allen unmißverständlich als der Christus, indem er auf den Propheten Jesaja hinweist, wo genau das geweissagt ist, was er tut. Es gibt nur einen Weg zum Glauben: auf das achten, was Jesus sagt und tut.
    Es bleiben allerdings Geheimnisse um ihn, und es werden nicht alle Rätsel sofort gelöst; dann gilt es, im Glauben geduldig zu warten. Jesus stellt keine großen Forderungen an die Zweifelnden, er erwartet von ihnen nur kindliches Vertrauen; dann wird er ihnen zurechthelfen.

    Bruns – Die Bibel mit Erklärungen: Erklärungen

    Jesus gibt also keine direkte Antwort. Nur im Prozess antwortet er auf die Frage des Kajaphas, ob er der Messias und Gottessohn sei, mit einem direkten Ja (Mt 26,64). Er ist sich darin treu geblieben, dass er nie – auch im Johannesevangelium nicht! – mit dem Selbstbekenntnis auftrat: »Ich bin der Messias.« Das taten nur die falschen Messiasse (vgl. Mt 24,5; Apg 5,36.37). Aber was er tut, ist so eindeutig das »Werk des Messias«, dass man ablesen muss: Er ist’s! Blinde sollen nach der messianischen Weissagung des AT sehen (Jes 29,18; 35,5), Lahme laufen (Jes 35,6), Taube hören (Jes 29,18; 35,5), Tote werden auferweckt (Jes 26,19; Hes 37) und Arme erhalten die gute Botschaft von Erlösung und Gnade Jes 29,19; 35,4; 61,1ff.). Nur die Aussätzigen sind in der messianischen Weissagung nicht speziell erwähnt, aber in Hes 34,4 sowie Jes 29,19; 61,1ff.) eingeschlossen. Wir können an Lk 4,27 auch sehen, dass man hoffte, der Messias werde wie der große Prophet Elisa Aussätzige heilen. Und all das geschieht jetzt durch Jesus! Für die Blinden vgl. Mt 9,27-35; 12,22; 20,29ff.); für die Lahmen vgl. Mt 4,24; 15,31; 21,14 , für die Aussätzigen vgl. Mt 8,2ff.); Lk 17,11ff.), für die Tauben vgl. Mk 7,37; 9,25ff.); für die Totenerweckungen vgl. Mt 9,18ff.); Lk 7,11ff.); Joh 11,1ff.); für die »gute Botschaft« = das Evangelium an die Armen vgl. Mt 4,23; 5,3ff.); Mt 9,35ff.)
    Diese Taten Jesu waren nicht eingebildet oder betrügerisch fabriziert. Sie lagen so offen vor aller Augen, dass er schlicht sagen konnte: »Geht hin und berichtet, was ihr hört und seht.« Anspruch und Geschichte, Wille und Tat decken sich bei Jesus. Das ist bei keiner anderen Gestalt der Geschichte der Fall. Johannes wird also nicht durch ein wirklichkeitsfremdes Wort getröstet, sondern kann sich – wie überall in der Bibel! – an Gottes Tat hängen. Die Erkenntnis des Nikodemus wurde so auch für den Täufer wieder neu möglich: »Wir wissen, dass du bist ein Lehrer von Gott gekommen, denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm« (Joh 3,2).
    Mit diesem Angebot neuen Glaubens verbindet Jesus aber eine Warnung: »Glücklich ist, wer keinen Anstoß nimmt an mir.« Es ist eine göttliche, endzeitlich geprägte Seligpreisung, die dem gilt, der das Ziel des Dabeiseins im Gottesreich schafft. Es geht für den Täufer also um sein ewiges Hell. Dieses Heil entscheidet sich an der Stellung, die er zu Jesus bezieht. Die Aussage Jesu hier steht ganz nahe bei Joh 14,6: »an mir«, an dem niedrigen, demütigen, angegriffenen Jesus finden wir oder verfehlen wir Gott. Und passen wir auf, dass nicht unser Ärgernis an einem andern Gemeindegenossen oder Mitbruder bzw. einer Mitschwester sich zum Anstoß an Jesus ausweitet! Die Wendung »Anstoß nehmen« ist typisch hebräisch. Sie heißt: auf dem bisherigen Weg scheu werden. Ganz nahe liegt jetzt das »zu Fall kommen«! So haben die heimatlichen Nazarener an Jesus Anstoß genommen (Mt 13,57), so die Jünger bei der Kreuzigung (Mt 26,31), so schließlich die ganze Judenschaft (Röm 9,32ff.); Röm 11,11; 1 Kor 1,23; Gal 5,11), wie schon auf dem Weg zum Kreuz ein großer Teil der Jünger (Joh 6,60ff.). Für Israel ist aus dem Anstoß ein Fall geworden (Röm 11,11). Die Tatsache, dass sogar der Täufer in der Gefahr des Anstoßes und des Falles steht, sollte uns tief ins Gebet um Bewahrung und um Erkenntnis Jesu treiben.

    Edition C

    Jesus kam nicht auch ins Schwanken, weil Johannes schwankte. Er suchte nicht plötzlich einen anderen Weg, als genügte der bisherige zur Ausrichtung seines Amts und zur Erweckung des Glaubens an ihn nicht, und er machte dem Vater nicht den Vorwurf, er halte sich verborgen und erweise seine Gnade nicht. Das Größte war ihm ja gegeben, so Großes, dass in dem, was jedermann bei ihm sieht und hört, der kräftige Grund, an ihn zu glauben, gegeben ist. Einen anderen Grund konnte Jesus niemand geben, auch dem Täufer nicht. Auch dies musste er wie jedermann im Volk erwägen, ob ihm in dem, was Jesus tat, die Herrlichkeit Gottes so sichtbar sei, dass er sein ganzes Vertrauen auf Jesus richten könne.
    Sehen, was Jesus tut, und hören, was Jesus sagt, ist der einzige Weg, der zum Glauben führt. Ein anderes Mittel, uns selbst oder andere zum Glauben zu bringen, gibt es nicht.

    Weil Johannes nach der rettenden Macht des himmlischen Königs verlangte, stellte ihm Jesus die errettende Macht vor Augen, die ihm gegeben ist: allerdings nicht zur Ausübung des Gerichts, sondern zur Erweisung des göttlichen Erbarmens und zur Hilfe für die, denen sonst niemand helfen kann. Auch die Armen rechnete er zu diesen und freute sich, dass er ihr Helfer zu werden vermochte. Waren sie auch am irdischen Gut verkürzt und dadurch mit einer schweren Last beladen, auch ihnen war mit Jesus eine Gabe gegeben und eine Freude beschert, die aus ihrem armen Leben ein seliges Leben machte. Denn er hatte für sie die Gnade Gottes und konnte darum, wie er einem Lahmen sagte: „Steh auf und wandle,“ so den Armen sagen: „Freut euch, denn ihr seid reich!“ Wohl teilte er ihnen nicht Geld und Gut aus; aber er zeigt ihnen ihren Gott, und dies so hell und so gnädig, dass ihre Armut sie nicht mehr quälen und drücken musste. Nun soll Johannes bedenken, ob das nicht göttliche Hilfe und ob der, der sie bringt, nicht der Verheißene ist.
    Damit ist bei weitem noch nicht alles geschehen, was zur Erfüllung der Verheißung gehört; es bleiben vielmehr in der Art, wie Jesus das Reich Gottes heraufführt, noch große Geheimnisse übrig. Darum kann Jesus niemand den Glauben ersparen, der ihm auch über das hinaus, was vor Augen liegt, traut.

    So fügt er die Verheißung hinzu – Mt 11,6: Und selig ist, wer an mir nicht Anstoß nimmt.

    Jesus kann allerdings, obwohl ihn Gott in seiner Gnade sendet, doch der Anlass werden, dass jemand an ihm zu Fall kommt. Wir können uns seinetwegen Gott widersetzen und, weil uns seine Knechtsgestalt missfällt, das Himmelreich von uns weisen. Darum war es Jesu Anliegen, den Täufer davor zu bewahren, dass er sich an ihm Fall und Gericht zuziehe. Jedem, der den Unwillen gegen ihn überwindet und sich durch ihn nicht zur Auflehnung gegen den Willen Gottes treiben lässt , darf er die Verheißung geben, dass er selig ist. Sie drückt die Gnade Jesu wunderbar zart aus. Er stellte an den schwankenden Täufer keine hohe Forderung, redete nicht vom Glauben an ihn und vom Bekenntnis zu ihm, nicht von heldenmütiger Aufopferung um seinetwillen, sondern nur davon, dass er ihn nicht zum Grund der Versündigung mache und aus seinem Wirken nicht einen bösen Unwillen gegen Gott schöpfe. Wer an ihm nicht strauchelt, den darf er in die Zahl derer stellen, die er selig heißt. Damit zeigte Jesus dem Täufer den Siegespreis, den der gewinnt, der seine Niedrigkeit nicht schilt, sondern in demütiger Geduld auf seine Offenbarung wartet.
    Jesu Antwort an den Täufer war ein deutliches Ja; sie hieß den Fragenden nicht auf einen anderen warten, sondern rief ihn auf, sich an seinen gnädigen Werken zu freuen. Aber dieses Ja gab Jesus nicht in gesetzlicher Weise in der Form eines Befehls, sondern so, dass er alles auf die freie Entscheidung des Glaubens stellte. Darum musste sich der Täufer die Antwort selbst geben und mit sich einig werden, ob er von Jesus alles, auch das ewige Leben, erwarten wollte. Jesus will keine erzwungene Untertänigkeit. Darum konnte er dem angefochtenen Täufer nicht mehr tun, als dass er ihm den Grund zum Glauben zeigte: Gott hilft mächtig durch ihn, und ihn zugleich an den Ernst seiner Entscheidung erinnerte: Wer ihn aufgibt, fällt.
    Johannes hatte einst gesagt, der Kommende sei auch für den kleinsten Dienst, den er ihm leisten könnte, viel zu groß. Anders, als er selbst es gedacht hatte, erlebte er nun die Wahrheit dieses Worts. Arm, unscheinbar und schwach stand Jesus da und doch so groß, so rätselhaft, dass er ihn nicht verstehen konnte und nicht vorauszusehen vermochte, wie sein Weg sich wenden wird. Er musste es in der Tat lassen, die Hand auch nur an den Riemen seines Schuhs zu legen. Nur eins blieb ihm übrig: An ihn glauben konnte er.
    Jesus hatte die Gewissheit, dass der Vater es nicht zu seinem Beruf mache, den Täufer vor dem Tode zu retten. Er tat aber damals für ihn, was er konnte; er bezeugte dem Volk die Größe seines Amts und Werks und hielt ihm die Schuld vor, die es durch sein Widerstreben gegen den Täufer auf sich lud.

    Schlatter – Erläuterungen zum NT

    Die Antwort des Herrn mag dunkel scheinen, aber sie genügte vollständig, um um die Fragen des Johannes zu beantworten. Die beiden Jünger sahen in eben diesen Augenblicken die Wunderwerke des Herrn. Das wird aus Lk 7,21 deutlich, wo Wunder vollbracht wurden, nachdem die Jünger des Johannes seine Frage an den Herrn gerichtet hatten, aber bevor Er Seine Antwort darauf gegeben hatte. Diese Wunder beantworteten die Frage des Johannes nach der Identität dessen, der kommen soll. Johannes kannte den Propheten Jesaja gut. Dieser hatte ihn darüber aufgeklärt, daß er selbst die Stimme dessen war, der in der Wüste ruft (Matthäus 3,3; Lk 3,4; Joh 1,23; Jes 40,3). Er kannte auch andere Stellen, wie vom »Lamme, welches zur Schlachtung geführt wird« (Jes 53,7), und besonders: »Dann werden die Augen der blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden; dann wir der Lahme springen wie ein Hirsch, und aufjauchzen wird die Zunge des Stummen« (Jes 35,5.6), Worte, welche das im vorhergehenden Vers Gesagte erläutern: »Er selbst kommt und wird euch retten« (35,4). Der Verheißene war also Gott, der Wunder unter ihnen tat. Johannes würde »glückselig«, makarios, sein, wenn Er diese Wahrheiten zu seinem bereits bestehenden Glaubensschatz hinzufügte. Der Beweis lag für Johannes darin, daß die Wunder vollbracht wurden, welche Jes 35,5.6 angekündigt hatten. Der Herr war also tatsächlich derjenige, der kommen sollte. Es würde kein »anderer« (heteros, ein anderer von unterschiedlicher Art) kommen. Der Herr fügte dem hinzu, daß der Glaube sich an Ihm nicht »ärgern« dürfe. Das Zeitwort skandalizô bedeutet »einen Anstoß in den Weg legen«. Der Glaube darf sich nicht stoßen am Menschen Jesus Christus, als ob Er nicht der im Alten Testament Verheißene sei. Der Beweis des Herrn endet mit einer kostbaren Feststellung: »Und Armen wird gute Botschaft verkündigt.« Das geht über das in Jes 35,6 Gesagte hinaus, aber es ist eine deutliche Anspielung auf Jes 61,1: »um den Sanftmütigen frohe Botschaft zu bringen« (Lk 4,18). Mit andern Worten, die körperlichen Wunderwerke des Herrn waren von Seinem geistlichen Werk begleitet.

    Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

    Ich persönlich finde es ja spannend, dass sich im Laufe der letzten Jahrzehnten die Predigten und Zeitschriften immer weniger um Jesus drehen. Das was Jesus für Dich und mich getan hat, wird ersetzt mit „wie löse ich persönliche Probleme“, „wie werde ich glücklicher“, „was muß ich tun, …“ oder gar „Umwelt“ und „Politik“! Im Prinzip stößt man sich heute an dem wirklichen Jesus – wie sieht es bei Dir aus? Ja, es stimmt: „der Teufel greift hinterhältig an“ – indem er Jesus vom Zentrum entfernt, und dafür den Menschen hinstellt. Anstatt Jesus als Haupt der Gemeinde zu betrachten, leitet eine Gruppe von ausgewählten „Christen“ die Gemeinde. Durch „Tätigkeiten“ werden wir abgelenkt vom Bibellesen und Gebet. Anstatt auf Jehovah zu vertrauen, soll man einer Gemeindeführung vertrauen. Im Prinzip hat man Jesus als den einzigartigen Gesalbten verworfen!

    Frucht der Lippen?

    Durch ihn nun laßt uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. (O. segnen)
    Elberfelder 1871 – Hebräer 13,15

    Durch Jesus wollen wir Gott jederzeit und in jeder Lebenslage Dankopfer darbringen; das heißt: Wir wollen uns mit unserem Beten und Singen zu ihm bekennen und ihn preisen.
    Gute Nachricht Bibel 2018 – Hebräer 13:15

    Durch ihn – d.h. Jesus (vgl. V. 12) – lasst uns also Gott kontinuierlich ein Lobopfer darbringen, das heißt: eine Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.
    byzantinischen Text von Robinson-Pierpont 05 – Leonberger Bibel – Hebr 13,15

    Durch ihn (- Durch Christus, der uns so reiche Wohltaten durch seine Lehre und Gnaden gespendet, der für unsere Sünden am Kreuze gestorben ist und zur Erinnerung an seinen Tod das heil. Messopfer eingesetzt hat. -) also (- Folgerung aus allem, was von V. 8 an gesagt ist. Feiern wir Gott um aller uns durch Christus erwiesenen Wohltaten willen nicht durch jüdische Riten, sondern durch fromme Anmutungen, durch Opfer des Herzens. – Eine besondere Art des Friedopfers 3Mose 7,11-15. Der Verfasser überträgt hier Ps 49,14-23 auf das Gebet. -) lasset uns Gott allezeit das Opfer des Lobes darbringen, das ist, die Frucht der Lippen, welche seinen Namen preisen. (- Jemandes Vorzüge anerkennen heißt sie erheben. Der Apostel zeigt, was das Opfer des Lobes ist. – Anspielung darauf, dass die Juden Arme zu den Opfermahlzeiten einzuladen pflegten. – Stillschweigender Gegensatz zwischen den Gott wohlgefälligen Opfern und denen, welche dem Gesetze gemäß dargebracht wurden (über die Hebr 10,5 das Urteil spricht) -)
    Joseph Franz von Allioli – Hebräer 13:15

    Da wir den Rest des Satzes gerade erst hatten – schau dir auch den Post „meins teilen?“ an.

    »Durch ihn« muss betont werden; denn Christus ist der, der uns in die Lage versetzt, »Gott allezeit das Lobopfer darzubringen«, das wir ihm schuldig sind. Überhaupt mag es befremden, dass unser Verfasser es wagt, den Begriff des Opfers nochmals zur Sprache zu bringen. Die atl. Opfer und alles, was Opfer heißt, sind doch durch das vollkommene Opfer Christi hinfällig geworden. Jetzt Opfertiere darzubringen, würde eine offenbare Verletzung des einen und voll ausreichenden Opfers Christi bedeuten. Von blutigen Tieropfern und Opfermahlen kann also keine Rede mehr sein. Nur in übertragener Bedeutung dürfen wir von Opfer reden. Während die Tieropfer eben von befristeter Geltung waren, bleibt das Lob- und Dankopfer »allezeit« in Geltung (vgl. Ps 50,13f.: »Meinst du, dass ich Fleisch von Stieren essen wolle oder Blut von Böcken trinken? Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde«; vgl. auch Ps 116,17f.). So lehren auch jüdische Gelehrte, dass jedes Opfer eines Tages aufhören wird, nur das Dankopfer wird nimmer aufhören; alles Gebet wird aufhören, nur das Dankgebet wird nicht aufhören (vgl. Jer 33,11; Ps 56,13). Schließlich sind die Begriffe aus der Opfersprache auch dem NT durchaus vertraut (vgl. Röm 12,1: »Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist«.
    Damit man den wahren Charakter des Lobopfers nicht missversteht, fügt unser Verfasser noch die Erklärung hinzu: »… das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen« (vgl. Hos 14,3; Jes 57,19). »Den Namen Gottes bekennen« heißt eben »Gott loben«. Sagen wir mit dem Psalmisten: »Dir will ich Dank opfern und des Herrn Namen anrufen« (Ps 116,17). Dies sollen wir mit desto größerer Zuversicht tun, weil wir durch ihn, den großen Hohenpriester des Neuen Bundes, Jesus Christus, beten dürfen, dessen Opfer ein für alle Mal dargebracht und angenommen worden ist.

    Edition C

    Noch einmal greift der Apostel den Gedanken des Opfers auf, der bereits in den Versen 10–12 anklang. Jesus Christus hat mit seinem einzigartigen Opfer die gesamte ATst Opferordnung aufgehoben. Durch ihn tritt ein neuer Opferdienst in Kraft, der sich im Leben der Gotteskinder in Gebet, Zeugnis, praktischer Nächstenliebe und Gehorsam auswirkt. Das Dank- und Lobopfer, das im AT eingesetzt wurde (3 Mo 7, 12), wird im NT nicht aufgehoben, nur seine äußere Gestalt wandelt sich. Es ist ein Opfer, das aus innerstem Antrieb des Herzens kommen soll (2 Chro 29, 31). Im Gottesvolk des Alten Bundes war das Lobopfer die Antwort des Menschen auf besondere Erfahrungen der Güte Gottes (Ps 107, 22; 116, 17). Den Gliedern des neuen Gottesvolkes wird durch Gottes Geist die Kraft zuteil, das Dankopfer, den Lobpreis Gottes im Gebet, in jeder Lage, auch unter den größten Schwierigkeiten darzubringen (Apg 16, 22–25). Das rechte Lobopfer, die „Frucht der Lippen“ (vgl. Hos 14, 2) zeigt sich aber nicht nur im Gespräch des Beters mit Gott (Ps 141, 2), sondern ebenso im Zeugnis von dem erfahrenen Heil in Jesu Namen.

    Wuppertaler Studienbibel

    Frage: Was ist ein Opfer des Lobes?
    „Durch ihn nun laßt uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.“ (Heb 13,15)
    Antwort: Wie oft ist dieser Vers am Sonntag morgen gelesen worden! Und mit Recht! Drücken diese Worte doch so treffend aus, was wir in der Stunde der Anbetung tun wollen. Und wir waren dabei befriedigt, denn wir hatten das Gefühl, im Sinne dieses Wortes zu handeln; wir brachten ja Gott ein „Opfer des Lobes dar, das ist die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen“. Aber haben wir uns gefragt, ob Gott, der Empfänger des Lobes, auch befriedigt war?
    Die Israeliten durften nach dem Gesetz Gott auch Opfer darbringen: Brandopfer, Friedensopfer usw., und sie taten es. Wieviele Tiere sind im Lauf der Jahrhunderte geschlachtet worden! Im Anfang geschah das Opfern wohl nach der Vorschrift, aber nach und nach opferten sie statt gesunder und fehlerloser Tiere kranke und schwächliche, die wenig Wert hatten (Mal 1,8). In den Augen des Volkes wie auch der Priester schien alles in Ordnung zu sein. Sie handelten ja nach dem Gesetz, wenn sie Lämmer, Böcke, Stiere usw. darbrachten. Aber Gott, dessen Augen Herz und Nieren prüfen, hatte gesehen, daß dieser ganze Kultus nur noch eine Formsache war. Das Volk und auch die Priester hatten vergessen, daß Jehova ein heiliger Gott ist.
    Wir sehen ferner, daß die Israeliten nicht leer vor Jehova erscheinen durften (5 Mose 16,16). Wenn sie sich an den Ort begaben, wo Jehova Seinen Namen wohnen ließ, mußten sie etwas mitbringen, eine Opfergabe. Dieses Opfer mußte selbstverständlich den Anforderungen Gottes entsprechen (vgl. 3 Mose 1,3; 3,1), denn es sollte in jedem Fall ein Vorbild von Seinem Sohne sein. Auch die bekannte Stelle in 5 Mose 26,1-11 zeigt uns deutlich, daß der Israelit nicht leer vor Jehova erscheinen durfte. Er mußte einen Korb füllen mit den Erstlingsfrüchten des Landes und diesen an den Ort bringen, den Jehova erwählte, um Seinen Namen daselbst wohnen zu lassen. Diese Erstlingsfrüchte sind ebenfalls ein Vorbild von Christus. (Vgl. 3 Mose 23,10; 1 Korinther 15,20-23).
    Mochte es sich nun um ein Tier oder um die Erstlinge der Frucht des Landes handeln, so war es Gottes Willen und Sein Verlangen, daß der Israelit Ihm etwas bringe, das diesem persönlich angehörte und wertvoll war. Und je kostbarer das Tier oder die Erstlinge für den Israeliten waren, desto mehr trug das Dargebrachte den Charakter eines Opfers für den Gebenden, aber auch um so wertvoller war das Opfer in den Augen Gottes.
    „Wer Lob opfert, verherrlicht mich, und wer seinen Weg einrichtet, ihn werde ich das Heil Gottes sehen lassen“ (Ps 50,23). Das Opfer des Lobes steht in enger Verbindung mit dem Einrichten des Weges, d. h. mit dem Wandel im Alltag des Opfernden. Wie könnten wir Gott ein Opfer des Lobes darbringen, ein Opfer, das Ihm wohlgefällig ist, wenn wir nicht darauf bedacht sind, unseren Weg in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu gehen!
    In all diesen alttestamentlichen Stellen handelt es sich um symbolische Vorbilder, an Hand derer Gott uns Dinge verständlich machen will, die wir sonst kaum erfassen würden.
    Wir wollen uns nun fragen: Was opfern wir, und wie opfern wir? Wie wir soeben sahen, soll uns ein Opfer etwas kosten, sonst ist es kein Opfer. Nun, kosten uns die „Opfer des Lobes“, die wir besonders am Sonntagmorgen Gott darbringen, etwas? Es ist einleuchtend, daß das Singen von geistlichen Liedern, deren Worte manchmal so leicht über unsere Lippen gleiten, uns keine Mühe, keine Selbstverleugnung kosten; somit bedeutet dies an und für sich kein Opfer.
    Was ist dann ein „Opfer des Lobes“?
    Unser Lob in der Stunde der Anbetung trägt den Charakter unseres Wandels während der Woche. Haben wir es uns etwas kosten lassen, für den Herrn zu leben? Haben wir unsere Bequemlichkeit preisgegeben, um etwas für Ihn zu tun? Haben wir, um in Seiner Gemeinschaft bleiben zu können, uns innerlich und äußerlich vom Bösen abgesondert und uns selbst gerichtet? Wenn ja, dann sind wir fähig, Gott wahre „Opfer des Lobes“ darzubringen, die Ihm angenehm sind durch Jesus Christus.
    Wenn wir aber die Woche hindurch uns selbst gelebt haben, wenn wir uns nicht bemüht haben, uns vom Bösen zu trennen und Selbstgericht zu üben – dann werden wir zwar mit dem Munde lobsingen, Worte des Dankes aussprechen, aber der Charakter des Opfers wird fehlen. Unsere Umgebung wird vielleicht nichts davon merken, vor Gott kann es aber nicht verborgen bleiben.
    Verstehen wir recht! Wir opfern Gott nicht unsere guten Werke, nicht die Mühe, die wir uns gegeben haben, uns vom Bösen zu trennen. Dies wäre ja dem Tun Kains ähnlich, der von den Früchten opferte, die der Erdboden, den er bebaute, hervorbrachte. – Hosea 14,2 zeigt uns den rechten Weg: „Nehmet Worte mit euch und kehret um zu Jehova; sprechet zu ihm: Vergib alle Ungerechtigkeit und nimm an, was gut ist: daß wir die Frucht unserer Lippen als Schlachtopfer darbringen“ (d. h. als Farren erstatten. Elbf. Bibel). Wenn wir danach handeln, so wird bei der Anbetung ein wahres Opfer des Lobes zu Gott emporsteigen, Ihm angenehm durch Jesus Christus.
    P. G.

    Hilfe und Nahrung 1964