Schlagwort: Glauben

„tiefes Loch“ – und nun? – II

HERR, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, HERR, denn meine Gebeine sind erschrocken, und meine Seele ist sehr erschrocken. Ach du, HERR, wie lange! Wende dich, HERR, und errette meine Seele; hilf mir um deiner Güte willen!

Luther 2012 – Ps 6,3–5

Erbarme dich mein, Jehova! denn ich verschmachte; heile mich, Jehova! denn meine Gebeine zittern.
Und meine Seele zittert sehr, ach du, Jehova! wie lange?
Kehre wieder, Jehova! rette meine Seele, hilf mir um deiner Gnade willen!
van Ess 1858 – Psalm 6,3–5

Sei gnädig mir, Jehovah; denn ich verschmachte. Heile mich, Jehovah; denn meine Gebeine sind bestürzt. Ps 51,10; 41,4; Hos 6,1.
Und meine Seele ist sehr bestürzt. Und Du, Jehovah, wie lange. Ps 13,2.3; 51,10.
Kehre zurück, Jehovah, befreie meine Seele, rette mich um Deiner Barmherzigkeit willen! Ps 86,16; 119,132.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Psalm 6:3–5

Wo ist mein Herz, wenn Probleme mich bedrücken? Der Psalmist zeigt sehr schön, dass auch jemand, der auf Jehovah vertraut, einmal in ein „tiefes Loch“ fallen kann – aber sein Blick ist immer zum Schöpfer gerichtet – er braucht keine Verschwörungstheorie noch ist er ganz ohne Hoffnung.

https://blog.thomas-pape.de/2020/03/23/15410/

In dieser Strophe (Verse 4-5) erneuert der Psalmist sein Flehen und bittet Gott, ihn vor dem drohenden Tod zu retten. Umkehren kann im hebräischen Text entweder bedeuten, sich dem Psalmisten zuzuwenden (TEV; siehe NEB „Turn back“), oder aber die eigene Haltung zu ändern, was RSV ZU MEINEN scheint. Das Verb wird oft verwendet, um einen Sinneswandel, Reue zu bezeichnen. NJB übersetzt „nachgeben“ und GECL „aufhören, zornig zu sein“. Der Gedanke, jemanden um Hilfe zu bitten, kann in einigen Sprachen mit „höre mir zu“ oder „habe ein Auge auf mich“ ausgedrückt werden. Im Sinne eines Sinneswandels oder einer Änderung der Einstellung kann man manchmal sagen: „einen anderen Weg einschlagen“ oder „einen neuen Weg einschlagen“.
Retten und befreien sind Synonyme. Mein Leben heißt übersetzt „mein nefesh“ (siehe 3,2), und die Bitte „rette mein Leben“ bedeutet „bewahre mich vor dem Tod“, „lass mich nicht sterben“; TEV in Zeile b bedeutet also „rette mich vor dem Tod“, was den Weg für den Hinweis auf „die Welt der Toten“ in Vers 5 bereitet.
Erlöse mich in Zeile b, die eine Parallele zur Rettung meines Lebens in Zeile a ist, ist aufgrund des Kontextes spezifischer: um deiner unerschütterlichen Liebe willen. In diesem Sinne zeigt Zeile b eine Intensivierung. Sie kann z. B. wie folgt wiedergegeben werden: „noch mehr, erlöse mich …“ oder „mehr als das, erlöse mich….“.
In einigen Sprachen gibt es Begriffe für retten, die die Begriffe „retten“ und „wiederherstellen“ kombinieren. Andere sind in ihrem Bedeutungsbereich eingeschränkter. Einige Sprachen drücken retten als „zum Leben erwecken“ oder „zum Leben erwecken“ aus.
In einigen Sprachen gibt es Begriffe für retten, die die Begriffe „retten“ und „wiederherstellen“ kombinieren. Andere sind in ihrem Bedeutungsbereich eingeschränkter. Einige Sprachen drücken retten als „zum Leben erwecken“ oder „zum Leben erwecken“ aus.
Zur unerschütterlichen Liebe siehe 5,7. Der Sinn von „um derentwillen“ wird besser durch „wegen“ oder „weil“ ausgedrückt. Die unerschütterliche Liebe Jahwes ist der Grund oder die Grundlage für das Gebet des Psalmisten. In manchen Übersetzungen ist es besser, sie an die erste Stelle zu setzen, wie folgt: „Weil du mich liebst, Herr, rette mich!“ oder „Du liebst mich, Herr, also rette mich!“

Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

Wende dich. Wie David soeben über Gottes Abwesenheit geklagt hat, so bittet er jetzt, dass ihm ein Zeichen seiner Gegenwart gegeben werde. Denn unser Glück besteht darin, dass Gott sich unser annimmt. Wir meinen nämlich, dass Gott uns abhold sei, wenn er es nicht zeigt, dass er für uns sorgt. Aus diesen Worten schließen wir, dass David sich in der größten Not befand; denn er bittet, dass seine Seele aus dem Rachen des Todes errettet und dass ihm geholfen werde. Da hier von einer Krankheit nicht die Rede ist, so enthalte ich mich eines Urteils über die Art seiner Trübsal. Dann bestätigt er aufs Neue, was er schon im zweiten Verse gesagt hat, dass er nämlich seine Erlösung nur von dem Erbarmen Gottes erwarte. Deshalb werden die Menschen auch nie ein Heilmittel gegen ihre Leiden finden, wenn sie ihre eigenen Verdienste, auf die sie in falscher Zuversicht vertrauen, nicht gänzlich fahren lassen und es lernen, ihre Zuflucht zur freien Gnade Gottes zu nehmen.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Achtmal im Psalm spricht David Gott als „HERR-JEHOVA“, den Bundesnamen Gottes, an, und die Anrede in Vers 1 wird in 38,1 wiederholt, und siehe Jeremia 10,24. Wenn Gott mit seinen Kindern umgeht, weist er sie gewöhnlich zuerst zurecht und züchtigt sie dann, so wie Eltern ungehorsame Kinder zuerst warnen und dann züchtigen (Hebräer 12,5-6; Spr 3,11-12). Nach Hebräer 12,1-13 ist die Züchtigung keine Strafe, die von einem zornigen Richter verhängt wird, sondern eine Züchtigung, die von einem liebenden Vater gegeben wird, um seinen Kindern zur Reife zu verhelfen (siehe Offb. 3,19). Manchmal züchtigt Gott uns, um mit unserem Ungehorsam fertig zu werden, aber manchmal züchtigt er uns auch, um uns auf das vorzubereiten, was vor uns liegt. Es ist wie das Training eines Sportlers für ein Rennen. David dachte, Gott sei zornig auf ihn, aber das war nicht unbedingt der Fall. Wenn man jedoch bedenkt, dass er von Feinden (V. 7), Übeltätern (V. 8), und Feinden (10), und dass sein Körper schwach war und Schmerzen hatte und seine Seele aufgewühlt war, kann man verstehen, warum er das Gefühl hatte, eine Zielscheibe auf seinem Rücken zu haben.

Dreimal verwendet er das hebräische Wort bahal, das „schwach, beunruhigt, erschreckt“ bedeutet. In der King James Version wird es mit „ärgerlich“ übersetzt (Vv. 2, 3, 10), aber im 17. Jahrhundert war das Wort „vex“ viel stärker als heute. Die Übersetzer des griechischen Alten Testaments verwendeten tarasso, das Wort, das im Griechischen in Johannes 12:27 verwendet wird: „Nun ist meine Seele betrübt …“ (und siehe Matthäus 26:38 und Markus 14:34). David wusste, dass er weit mehr verdiente als das, was er ertrug, und flehte um Gnade (siehe 103,13-14) und bat Gott, ihm schnell Hilfe zu schicken. Die schmerzliche Frage „Wie lange noch?“ wird in den Psalmen mindestens sechzehnmal gestellt (6,3; 13,1-2; 35,17; 62,3; 74,9-10; 79,5; 80,4; 82,2; 89,46; 90,13; 94,3). Die Antwort auf die Frage lautet: „Ich werde euch so lange züchtigen, bis ihr die Lektion gelernt habt, die ich euch erteilen will, und bis ihr für das Werk gerüstet seid, das ich euch auftragen will.“ Nach Hebräer 12 können wir, wenn Gott uns züchtigt, die Züchtigung verachten, ihr widerstehen, unter ihr zusammenbrechen und aufgeben oder sie annehmen und uns unterordnen. Was Gott will, ist Unterordnung.

David hatte das Gefühl, dass Gott sich von ihm abgewandt und ihn im Stich gelassen hatte, also bat er ihn, zurückzukehren; und dann begann er, mit ihm zu reden. Jeder Jude wusste, dass der Herr „barmherzig und gnädig“ war (2. Mose 34,6-7), und so bat David Gott, ihm diese Barmherzigkeit zu erweisen und sein Leben zu verschonen. Was hätte der Herr außerdem davon, David sterben zu lassen? (Siehe 30,9-10; 88,10-12). König Hiskia wählte einen ähnlichen Ansatz, als er um Befreiung vom Tod betete (Jes 38,18-19). Das Wort „Grab“ in Vers 5 (KJV) ist sheol, ein Wort, das „das Grab“ oder „das Reich der Toten“ bedeuten kann. Hier bedeutet es letzteres. In alttestamentlichen Zeiten hatten die Menschen nicht die klare Offenbarung über das Leben nach dem Tod, die durch Jesus gebracht wurde (2. Tim. 1:10), obwohl es Einblicke in das gab, was Gott für sein Volk auf Lager hatte (16:9-11; 17:15; 49:14-15; 17:2-4). Ein Körper im Grab kann Gott weder loben noch dienen, und David war sich nicht sicher, was sein Geist in der Hölle für den Herrn tun konnte. Fazit: Es wäre klüger, wenn der Herr ihn erlösen und am Leben lassen würde. David hatte noch Arbeit zu erledigen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Ein Leib?

Der Körper des Menschen ist einer und besteht doch aus vielen Teilen. Aber all die vielen Teile gehören zusammen und bilden einen unteilbaren Organismus. So ist es auch mit Christus: mit der Gemeinde, die sein Leib ist. Denn wir alle, Juden wie Griechen, Menschen im Sklavenstand wie Freie, sind in der Taufe durch denselben Geist in den einen Leib, in Christus, eingegliedert und auch alle mit demselben Geist erfüllt worden.
Gute Nachricht Bibel – 1. Kor 12,12–13

Denkt zum Vergleich an den ´menschlichen` Körper! Er stellt eine Einheit dar, die aus vielen Teilen besteht; oder andersherum betrachtet: Er setzt sich aus vielen Teilen zusammen, die alle miteinander ein zusammenhängendes Ganzes bilden. Genauso ist es bei Christus. Denn wir alle – ob Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie – sind mit demselben Geist getauft worden und haben von derselben Quelle, dem Geist Gottes, zu trinken bekommen, und dadurch sind wir alle zu einem Leib geworden.
Neue Genfer Übersetzung – 1.Korinther 12,12–13

Genauso wie ein Körper ein einziges Ganzes bildet und dennoch viele Einzelteile hat oder, andersherum gesagt, obwohl es viele Körperteile gibt und der Körper dennoch eins ist, so ist es auch beim Messias. Ja, wir sind alle in ein und denselben Gottesgeist hineingetauft, in den einen Körper, ganz gleich, ob wir Juden oder Griechen sind, Sklaven oder Freie. Und wir haben auch alle reichlich von der Wirklichkeit des Gottesgeistes zu trinken bekommen.
Roland Werner – Das Buch – 1.Korinther 12:12–14

Dieser Vers enthält eine ausgezeichnete dreiteilige Zusammenfassung der restlichen Verse von Kapitel 12. (a) Der menschliche Leib ist einer (zur Einheit des Leibes Christi vgl. V. 13). (b) Er hat viele Glieder, die zwangsläufig Verschieden sind (vgl. V. 14.20). (c) Alle seine Teile bilden zusammen einen Leib und wirken in wechselseitiger Abhängigkeit, wobei jeder Teil eine ganz bestimmte Funktion erfüllt (vgl. V. 21-26). Ebenso besitzt auch der Leib Christi Verschiedene Teile, die zusammenwirken (V. 27-30).
Der, der die Verschiedenen Gaben verleiht, der Geist, ist auch das Medium, in dem, durch das und mit dem (Verschiedene Übersetzungen der griechischen Präposition en; vgl. Mt 3,11) die Einheit zustandekommt. Alle Gläubigen werden im Augenblick der Rettung mit der Taufe des Geistes getauft (vgl. Röm 8,9) und dabei, ungeachtet ihrer Nationalität („wir seien Juden oder Griechen“) oder ihrer Stellung („Sklaven oder Freie“), Christus gleich („zu einem Leib getauft“); danach nimmt der Heilige Geist in ihnen Wohnung („mit einem Geist getränkt“; vgl.Joh 4,14; 7,38-39 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Paulus benutzt die vielen Teile des einen Körpers als Analogie, um nun deutlich zu machen, wie es mit dem Leib Christi ist, der aus vielen Gläubigen besteht, die jeweils verschiedene Gaben haben, und doch die eine Versammlung bilden, wozu jeder Christ mit der Wiedergeburt gehört. Καθάπερ („genau“) und οὕτως („wie“) gibt das Vergleichsobjekt und die Realität wieder, da Paulus „genau“ benutzt, ist der Vergleich in allen Belangen zutreffend und exakt.

Paulus begründet nun mit γὰρ („denn“), warum es im Leib Christi wie bei einem physischen Körper mit vielen Gliedern ist. Mit ἐν ἑνὶ πνεύματι („durch den einen Geist“) ist eine instrumentale Angabe, die besagt, wer dafür gesorgt hat, dass alle nun zu einem Leib gehören. Alle Glieder sind von demselben Geist bestimmt, d.h. es gibt kein Glied, das nicht auch vom Geist gesteuert wird, sonst würde es nicht zum Leib gehören. Durch den Empfang des Geistes wurden alle Christen zum Leib Christi hinzugefügt, egal, welcher nationalen oder sozialen Herkunft. Die parallelen Einheiten geben Verständnis zur Bedeutung des zweiten Gedankens: Mit πάντες („alle“) meint Paulus die genannten Gruppen, d.h. Christen, egal welcher Nation und Stellung. Sie wurden zudem εἰς ἓν πνεῦμα („zu einem Geist“) getränkt (einer Richtungsangabe), wie sie auch zu einem Leib durch den Geist getauft wurden. Sie waren vorher

nicht im Leib und auch nicht im Geist.
Der Agens im zweitenTeil bleibt ungenannt. Der Geist kann es dieses Mal nicht sein, da er bereits als Ziel der Tränkung angegeben ist, sodass Gott in Frage kommt. Gott hat den Gläubigen allen zu Trinken gegeben, sodass sie in die Sphäre des Geistes kamen.
Was es zu trinken konkret gab, bleibt offen. Ggf. ist die Metapher in Einklang mit der Aussage des Herrn „wenn ihr nicht mein Blut trinkt“, sodass es um die Annahme des Opfers Christi geht. Mit seinem Blut getränkt, kamen die Leser in den Bereich des Geistes, d.h. zum Leib Christi. Das Ziel des individuellen Empfangs des Geistes ist εἰς ἓν πνεῦμα („zu einem Leib“), d.h. dass wir durch das Trinken zu dem einen Gist hinzukamen und so auch zu dem einen Leib.

Peter Streitenberger

Paulus macht am Bild vom Leib die Einheit der Gemeinde deutlich (vgl. Röm 12,4ff.; 1 Kor 10,17; Eph 1,23; 4,4ff.; Kol 1,18; 2,19; 3,15). Es ist aber mehr als ein Bild. Darauf weist die Schlußfolgerung hin: »so auch Christus« (nicht, wie zu erwarten: »so auch ihr als die Gemeinde«). »Leib« beschreibt auch die Einheit des erhöhten Herrn mit den Seinen. Die Einheit der Gemeinde beruht auf der Wirklichkeit ihrer Einheit mit dem Christus als dem Haupt (vgl. 1 Kor 11,3; Eph 1,22; 4,15; 5,23; Kol 1,18). Der menschliche Leib ist ein ganzes, und die einzelnen Glieder sind in ihm zu einer Einheit verbunden; das ist Abbild der christlichen Gemeinde. Sie ist in wesenhafter Einheit mit Christus ein Leib, ohne daß die Verschiedenartigkeit der einzelnen »Glieder« dabei verlorengeht. Die Einheit ist nicht Uniformität, sondern Einheit in Vielfalt.

Taufe – als das Datum des neuen Lebens, heute aufzufächern in Taufe, Wiedergeburt, Bekehrung bei unserer volkskirchlichen Säuglingstaufpraxis – und Herrenmahl sind die Taten Gottes durch den »einen Geist«, in denen die Einheit der Gemeinde, ihr neues Sein in der Christusverbindung gewirkt wird. Nicht das eigene Bemühen macht die Gemeinde zum »Leib«; einzig und allein Gottes Tat im Geist schafft und setzt dies. Beide Sakramente haben diese unverzichtbare Spitze: Sie sind Gottes alleiniges Handeln und verweisen uns an den Ort der demütig und dankbar Empfangenden. Das sollten wir neu lernen, vielleicht von dorther wieder einen Zugang zur Kindertaufe gewinnen; eben nicht als Qualitätsaussage, sondern als Platzanweisung. Gott selbst schafft durch den »einen Geist« als seine gegenwärtige Wirkungsmacht Einheit, die menschliche Trennungen im Zusammenleben der Gemeinde, wo Juden und Griechen gemeinsam essen, beten und feiern, aufhebt. Für jüdische Fromme ist das ein Skandal; wo Freie und Sklaven untereinander in brüderlicher Nähe und Liebe Gottesdienst feiern, ist das für Griechen eine tiefe Beleidigung. Doch durch die Wirkung des Gottesgeistes können sie sich annehmen und tragen, denn an ihnen wirkt der eine Geist die Frucht des Geistes, die Liebe (vgl. Gal 5,22; auch Gal 3,28). In der Taufe sind wir alle zu einem Leib verbunden (vgl. Röm 6,3; 1 Kor 10,2; Eph 4,5), und im Herrenmahl wird diese Einheit des Leibes mit dem Herrn und untereinander gelebt und vergewissert. Für die Welt und auch in der Welt bleiben soziale, kulturelle und rassische Verschiedenheiten sicher bestehen, aber sie sind für die Jünger Jesu zunichte gemacht in der Einheit der Gemeinde; sie haben keine letzte und auch keine jetzt trennende Mächtigkeit mehr.

Edition C

Mein Kommentar von 2020 bleibt aktuell:
Schon spannend über diese und die folgenden Verse nachzudenken: Einheit NICHT weil alle gleich sind, oder gleich aussehen oder gleich denken, sondern weil sie zum selben Körper gehören, den selben Blutkreislauf, der selben „Schaltzentrale“ und doch unterschiedliche Aufgaben usw.
Ist der „Andere“ wirklich kein Glied des Körpers, nur weil er so anders aussieht? Oder so anders denkt?

die Weisheit, die von Gott kommt

Aber die Weisheit, die von Gott kommt, ist vor allem rein. Sie sucht den Frieden, ist freundlich und bereit, nachzugeben. Sie zeichnet sich durch Barmherzigkeit und gute Taten aus. Sie ist unparteiisch und immer aufrichtig.
Neues Leben – Bibel 2006 – Jak 3,17–18

Die Weisheit aber, die von Gott kommt, ist lauter und rein. Sie sucht den Frieden. Sie ist freundlich, bereit nachzugeben und läßt sich etwas sagen. Sie hat Mitleid mit anderen und bewirkt immer und überall Gutes; sie ist unparteiisch, ohne Vorurteile und ohne alle Heuchelei.
Hoffnung für alle – 1996 – Jakobus 3,17

Doch die von oben, von Gott, kommende Weisheit hat folgende Eigenschaften: Sie ist vor allem durch und durch echt, danach friedenstiftend, gütig, bereit, sich etwas sagen zu lassen und voll von liebevoller Anteilnahme. Sie bringt gute Ergebnisse hervor, ist unparteiisch und ungeheuchelt.
Das Buch – Roland Werner – Jakobus 3:17

2020 war meine Frage, ob es eine Weltregierung geben könnte, die diese Weisheit widerspiegeln könnte.

Wahre Weisheit ist das Ergebnis einer gezähmten Zunge. In Vers 17 werden die Beweise für wahre himmlische Weisheit gegeben: Aber die Weisheit, die von oben ist. Aber stellt einen Kontrast dar. Es folgt die Aufzählung von sieben Merkmalen der wahren Weisheit.
Er beginnt mit der Feststellung: ist zuerst rein. Indem er es an die erste Stelle setzt, wird rein primär und fundamental. Als innere Qualität der Weisheit ist rein das Wichtigste. Alle anderen beschreibenden Begriffe sind äußerlich für das Herz eines Menschen. Rein zu sein bedeutet, dass es unbefleckt und sauber ist. Als ein Wort, das von Jesus in 1. Johannes 3,3 verwendet wird, ist es frei von allen Eigenschaften falscher Weisheit. Dann folgt eine Aufzählung von äußeren Merkmalen. Beachten Sie, wie sich dann logischerweise, vernünftigerweise aus der inneren Reinheit ergibt.
Die zweite Eigenschaft ist: friedfertig, die den Frieden fördert und versucht, Spaltungen zu heilen, aber nicht auf Kosten der Reinheit.
Die dritte Eigenschaft ist: sanft. Das Griechische bedeutet „sanft“, „rücksichtsvoll“, „nachsichtig“, „vernünftig“, „freundlich“. „nachsichtig“; „höflich“; „vernünftig“; „freundlich“. Es ist eine Veranlagung, die nicht auf ihren eigenen Rechten beharrt; sie bezieht sich auf das, was die Gefühle anderer berücksichtigt und den Begriff der Gerechtigkeit und Fairness trägt.
Die vierte Eigenschaft ist: leicht anzusprechen oder anzusprechen zu sein. Dies ist ein griechisches Wort, das nur in diesem Vers und nirgendwo sonst vorkommt. Außerhalb des Neuen Testaments wurde es für jemanden verwendet, der sich der militärischen Disziplin unterwarf. In dieser Situation vermittelt es Offenheit für die Vernunft; Bereitschaft zum Nachgeben; leicht zu überreden. Umgekehrt steht es im Gegensatz zu starrsinnig und unnachgiebig sein.
Die fünfte Eigenschaft ist: voller Barmherzigkeit, die Mitgefühl, Mitleid, freundliche Handlungen und hilfreiche Taten hervorbringt. Als Ergebnis werden gute Früchte für die Bedürftigen produziert. Dieser Hinweis bezieht sich auf freundliche Handlungen und hilfreiche Taten. Gut modifiziert Früchte im Sinne von nützlich. Das Wort „Früchte“ steht im Plural, weil es zu einer Vielzahl von guten Taten führt.
Das sechste Merkmal ist: ohne Abweichung, ohne Parteilichkeit und Vorurteil. Dieses griechische Wort erscheint nur hier in Vers 17 und nirgendwo sonst im Neuen Testament. Es bezeichnet „ungeteilt sein“, ohne Spaltung oder Zwietracht, und es verstärkt die Beständigkeit im Gegensatz zur unbeherrschten Zunge, die in früheren Versen als unbeständig beschrieben wurde.
Das siebte Merkmal ist: ohne Heuchelei; aufrichtig, echt und frei von jeder Verstellung.
Aufgrund dieser sieben Merkmale wahrer Weisheit erklärt Jakobus/James in Vers 18 die Ergebnisse wahrer Weisheit: Und die Frucht der Gerechtigkeit wird gesät in Frieden für die, die Frieden machen. Die Formulierung „Frucht der Gerechtigkeit“ lässt zwei mögliche Interpretationen zu. Er könnte appositionell sein, d.h. Frucht, die aus Gerechtigkeit besteht. Oder es könnte subjektiv sein und bedeutet Frucht, die die Gerechtigkeit hervorbringt. Es ist in Frieden gesät; es bringt Frieden hervor. Es ist für die, die Frieden machen, oder die Friedensstifter. Die Frucht der Gerechtigkeit wird von den Friedensstiftern gesät, die sich an den Ergebnissen ihrer Arbeit erfreuen. Gerechtigkeit kann nicht hervorgebracht werden, wenn die Verhältnisse voller Streit, Eifersucht und Selbstsucht sind, welche die Produkte falscher Weisheit sind. Die Verse 17-18 enthalten jedoch die Folgen der Weisheit von oben, die das Gegenstück zu den Ergebnissen der schlechten Weisheit aus Vers 16 sind

Arnold Fruchtenbaum – Fragen und Antworten auf ariel.org

Mit keinem Wort wird berührt, was für Erkenntnisse die himmlische Weisheit dem Menschen bringe; einzig von dem wird gesprochen, was sie aus dem Menschen macht. Im Gegensatz zu den verwerflichen Unternehmungen und boshaften Geschäften, durch die sich die falsche Weisheit stark erweist, steht ἁγνή voran. Jenes Denken, das als Gottes Werk im Menschen entsteht, schützt ihn gegen die Befleckungen seines Denkens und die Verwicklungen seines Begehrens; es gibt ihm die inwendige Unverletzlichkeit. Die drei folgenden Adjektive beschreiben die Bemühung des Weisen um die Sicherung und Vollendung der Gemeinschaft. Das steht voran; denn der Weise ist der Führer der Gemeinde, nicht etwa nur der Lehrer einer Schülerschar. Ist er wirklich ein Weiser, dann ist er zu allem bereit, was den Frieden erhält, und besitzt die nachsichtige Duldsamkeit, die auf die eigene Geltung und das eigene Recht verzichten kann, und ist nicht eigensinnig an seinen eigenen Gedanken gebunden, sondern hat das Vermögen, zu hören und die Gründe und Ziele der anderen zu würdigen. Weisheit gibt weiter den hellen Blick für die Not der anderen und verbindet den Weisen mit den Leidenden und macht aus ihm für sie den Helfer. Darum gleicht der Weise dem fruchttragenden Feld oder Baum. Hier spricht Jakobus nicht mehr von Werken, sondern von Früchten, und zwar von heilsamen, wohltuenden Früchten, weil er hier den Wert erwägt, den unser Handeln für die anderen hat. Das Wirken des Weisen dient nicht eigensüchtigen Zielen, sondern wird von der Liebe geleitet. Nun folgt noch, was die Weisheit dem Weisen selbst gewährt. Ihm verschafft sie die von Zweifeln frei gewordene Gewißheit, das Vermögen, sich Gott mit ganzem Willen zu ergeben. Ihr Werk ist es, daß der Mensch glauben kann. Damit ist aufs engste die Ausscheidung aller Unwahrheit verbunden, die sich vor Gott und Menschen in einen falschen Schein versteckt. Sprachlich könnte ἀδιάκριτος auch die Verneinung des διακρίνειν bedeuten: sie macht nicht Unterschiede, kennt keine προσωπολημψία, sondern macht unparteiisch. Da aber διακρίνεσθαι als der Gegensatz zum Glauben von Jakobus stark herausgehoben ist, 1, 6; 2, 4, und zur gemeinsamen Sprache der ersten Christenheit (Paulus, Matthäus) gehört hat, wird ἀδιάκριτος ebenso zu deuten sein wie ἀνυπόκριτος. Dieser ist der, der nicht ὑποκρίνεται, und jener der, der nicht διακρίνεται.

Schlatter – Der Brief des Jakobus

Die Weisheit dagegen, die von oben kommt, ist zuerst keusch, sodann friedlich, nachgiebig, leicht zu überzeugen, voll von Erbarmen und guten Früchten, frei von Zweifel, frei von Heuchelei. Ihr erstes Merkmal ist die reine, unverletzliche Weihe, die sie selber hat und jedem gibt, in dem sie wohnt. Sie erregt nicht glühende Phantasien und wilde Triebe, stellt vielmehr in unserem inwendigen Leben Ordnung her. Einem Mann, der nicht keusch ist, hat es Jakobus nie zugegeben, daß ihm seine Überzeugungen und Pläne durch Gottes Gabe und Wirkung geschenkt seien. Denn an dem, was von oben kommt, haftet stets die Gewißheit, die uns seinen Mißbrauch verbietet und uns sorgsam mit ihm umgehen heißt, in der Furcht, daß wir die göttliche Gabe verlieren, wenn wir sie entweihen. Das Göttliche sieht stets so aus, daß man es nicht mit unsauberen Händen anrühren darf.
Sodann stellt diejenige Weisheit, die durch Gott in uns entsteht, in allen Verhältnissen Frieden her, weil Gottes Gaben keinen Streit entzünden. Sie ist weiter nachgiebig und anspruchslos, weil sie nicht nach der Herrschaft und Macht begehrt. Sie ist offen für den Rat der anderen, während eine selbstische Weisheit eigensinnig macht, da sie den Dünkel bei sich hat, allein weise zu sein, barmherzig, während uns die niedere Weisheit hart und zu strengen Zuchtmeistern gegen die macht, die uns unmündig erscheinen. Mit dem Erbarmen kommen auch die guten Früchte, die für die anderen wohltätigen und heilsamen Erträge, im Unterschied vom nutz- und fruchtlosen Gedankenspiel und Wortgeklingel, in dem sich die falsche Weisheit verzehrt. Damit hat uns Jakobus beschrieben, wie sie sich im Verkehr mit den Menschen bewährt. Die beiden letzten Worte deuten noch auf die Ordnung und den Frieden hin, den sie in unserer eigenen Seele schafft. Sie bringt nicht Zweifel hervor. Fehlt der lebendige Hauch des Geistes in unserer Erkenntnis, so mag es leicht geschehen, daß viele Gedanken viele Zweifel schaffen und mit dem Steigen des Wissens die Gewißheit weicht. Ein weiter Raum liegt offen vor unserem Blick, der uns vieles sichtbar macht, und dieses Viele zieht den Geist hin und her, und er verliert die Einfalt und inwendige Geschlossenheit, so daß er die ihm dargebotene Wahrheit nicht mehr fest ergreifen und bewahren kann. Solcher Schaden stammt nicht aus Gottes Weisheit; sie raubt der Seele die Kraft des Glaubens nicht, stellt sie vielmehr völlig unter Gottes Regiment, so daß sie ungeteilt in Glauben und Gehorsam ihm ergeben ist. Endlich ist sie ohne Heuchelei, während unsere eigene Weisheit leicht aus uns die Schauspieler macht, die mit großer Kunst einen falschen Schein um sich verbreiten. Diejenige Erkenntnis, die aus Gott stammt, braucht keine Hüllen; sie kommt ans Licht.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

Nur du bist im Besitz der Lehren, die uns zu dem künftigen geistigen Leben führen.

 »Herr, zu wem sollten wir gehen?«, antwortete Simon Petrus. »Du hast Worte, die zum ewigen Leben führen, und wir glauben und haben erkannt, dass du der Heilige bist, den Gott gesandt hat.
wörtlich: Du hast Worte ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Joh 6,68–69

Doch Simon Petrus gab ihm die Antwort: »Herr, wo sollten wir uns denn hinwenden? Deine Worte tragen das unzerstörbare, ewige Leben in sich. Und wir haben dir unser Vertrauen geschenkt und sind zu der Erkenntnis gekommen, dass du wirklich der Heilige bist, der, der ganz auf Gottes Seite steht!«
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Johannes 6,68–69

Simon Petrus antwortete ihm: „Herr, zu wem sollen wir überlaufen? Du besitzt Aussprüche über dauerhaftes Leben und so haben wir für unseren Teil bereits darauf vertraut und begriffen, dass du selbst der Geweihte Gottes bist.“
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Joh 6:68–69

2020 war die Frage

Und wer ist für dich der, der Worte ewigen Lebens hat? Etwa jemand auf FaceBook, oder jemand der Bücher schreibt oder jemand der Videos postet? Es gibt nur diesen EINEN – und diesen findest du nur in der Bibel – und ER fordert uns auf, eine persönliche Beziehung mit ihm zu haben.

Sind diese Worte nicht bewegend? Weil Petrus Jesus vertraute, hatte sich bei ihm ein edler Charakterzug ausgeprägt: Treue. Für ihn war klar, dass Jehova keinen anderen Retter gesandt hatte als Jesus und dass Jesu Worte — die Lehren über Gottes Königreich — Rettung bedeuten. Auch wenn Petrus so manches irritierte, stand für ihn doch fest: Nirgendwo anders konnte er Gottes Gunst und ewiges Leben finden.
Denkst du auch so? Leider bleiben heute viele, die vorgeben Jesus zu lieben, unter Belastungen nicht treu. Wenn wir wirklich treu zu Jesus stehen wollen, müssen uns Jesu Lehren genauso viel bedeuten wie Petrus. Wir müssen diese Lehren kennen, verstehen und dann danach leben — selbst wenn sie nicht unseren Erwartungen entsprechen oder uns etwas anderes lieber wäre. Nur wer sich als loyal erweist, darf auf das ewige Leben hoffen, das er jedem von uns wünscht. (Lies Psalm 97:10.)

Ahmt ihren Glauben nach

Petrus als Sprecher der Jünger bekannte seinen Glauben an Jesus. Der Weg mochte schwierig sein, doch er war überzeugt, daß Jesus die Worte des ewigen Lebens hatte. Wir haben geglaubt und erkannt. Petrus war sicher, daß die Apostel ebenso wie er selbst Jesus als den Heiligen Gottes anerkannten. Dieser Titel ist ungewöhnlich (nur ein Dämon sprach Jesus noch so an; Mk 1,24). Er deutet auf Jesu „Transzendentalität“ („der Heilige“) und seine Eigenschaft als Stellvertreter des Vaters (Gottes) hin, ist also ebenfalls ein Messiastitel. Auch Petrus‘ Einsicht an dieser Stelle war das Werk des Vaters (vgl. Mt 16,17).
Johannes

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Welche Stunde der Weltgeschichte! Unter äußerlich denkbar ungünstigen Umständen spricht Petrus das Bekenntnis zum Messias und Gottessohn Jesus aus! Die Jüngerschar ist dezimiert. Die großen Wunder liegen schon einige Zeit zurück. Der Trubel der messianischen Begeisterung ist längst verflogen.
Wenden wir uns den Einzelheiten zu. Petrus erhält hier wie an anderen wichtigen Stellen des Johannesevangeliums die Doppelbezeichnung »Simon Petrus« (vgl. Joh 1,40; 13,6ff.; Joh 18,10; 20,2; 21,2ff.; Joh 21,15ff.). »Simon« ist gewissermaßen sein »bürgerlicher« Name, »Petrus« der Name der Verheißung (Joh 1,42). Das »Wir«, von dem Petrus spricht, deutet darauf hin, dass er »im Namen der Zwölf« und nicht nur als Einzelperson »antwortete«. Auch die Synoptiker schildern Petrus bei dieser und andern Gelegenheiten als Wortführer der Zwölf (vgl. Mt 16,16; Mk 8,29; 10,28; 11,20ff.; Lk 9,20). Die Anrede »Herr« ist hier sicherlich mehr als eine Höflichkeitsform. Sie enthält die Ehrung und Verbindlichkeit, die man dem Messias schuldet. Im Luthertext wird die erste Frage so formuliert:
»Wohin sollen wir gehen?« Im Urtext aber lautet sie:
»Zu wem sollen wir geben?« Biblisch ist eben das Heil nicht an einem Ort oder in einer Sache zu finden, sondern in einer Person! »Zu wem?« heißt:
»zu welchem Heilbringer?«, »zu welchem Lehrer?«. Nur bei Jesus finden sie das Heil. Genauso spricht Petrus später vor dem Hohen Rat (Apg 4,12). Es gibt für uns Christen bis heute das Heil nur bei Jesus, denn er hat »Worte des ewigen Lebens«, Diesen Ausdruck muss man von Vers 63 her verstehen. Petrus meint also:
Nur Jesus zeigt uns durch seine Botschaft, wie wir »ewiges Leben« erlangen, und nur Jesus kann uns durch seine Kraft dieses ewige Leben vermitteln.
Vers 69 ist sicher nicht eine vollständige Wiedergabe dessen, was Petrus damals sagte. Das lässt der Vergleich mit den Synoptikern ohne weiteres erkennen (Mt 16,16; Mk 8,29; Lk 9,20). Jeder der Zeugen berichtet eben nur das, was ihm wichtig war. Deshalb bringt uns Johannes gewissermaßen nur eine Konzentration des damals Gesprochenen. Er hält aber zwei hochinteressante Punkte fest. Der erste liegt in der Aussage »wir haben geglaubt und erkannt« – also »wir«, die Zwölf, nicht nur – Petrus! An dieser entscheidenden Stelle des Evangeliums müssen wir damit rechnen, dass auch die Reihenfolge von »geglaubt und erkannt« etwas deutlich machen soll. Es ist so, wie alte Kirchenlehrer (Cyrill von Alexandrien, Augustin, Thomas von Aquin) oder auch Bengel (im Gnomon) ausgelegt haben:
Die Erkenntnis ist eine Frucht des »Glaubens.« Wer Jesus ist, erkennt man erst in der Glaubensnachfolge. Andererseits ist es wunderbar, dass wir das Experiment der Glaubensnachfolge (vgl. Joh 7,17) machen dürfen und dann am Ende auch eine verstandesmäßig abgeklärte Erkenntnis steht. Unser christliches Glaubensbekenntnis steht nicht neben oder gar unter dem Denken, sondern schließt es ein. Man könnte sogar formulieren:
Erst der Glaube ermöglicht ein umfassendes Denken. Deshalb haben die Glaubenden in der Regel eine echte Herzensbildung, was bekanntlich im reinen Intellektualismus nicht immer der Fall ist.
Der zweite der eben genannten Punkte liegt in der Aussage:
Du »bist der Heilige Gottes.« Hier haben die Abschreiber der Handschriften viel herum korrigiert. Noch die jetzige Lutherbibel bietet als zweite Lesart an: »Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes« (vgl. Bengels Gnomon). Diese zweite Lesart vertreten in der Tat die meisten alten Handschriften. Noch ältere Handschriften jedoch enthalten die sehr wahrscheinlich ursprüngliche Formulierung »du bist der Heilige Gottes«. Entweder hat der Evangelist Johannes hier zusammengefasst, was Petrus nach Matthäus 16,16 ausführlicher sagte, oder er führt eine Aussage aus jener bewegten Stunde des Petrusbekenntnisses an, die die anderen Evangelisten vielleicht ihrer schweren Verständlichkeit wegen – ausgelassen haben. Wir müssen also von dem »Heiligen Gottes« ausgehen. Was bedeutet das? Sowohl nach dem Markus – nach dem Lukasevangelium gebrauchen die Dämonen nebeneinander die Bezeichnungen »der Heilige Gottes« und der »Sohn Gottes« (Mk 1,24; 5,7; Lk 4,34). Sachlich ist also beide Male etwas Ähnliches gemeint:
Jesus ist der Messias und Erlöser. In Johannes 10,36 stellt Jesus selbst »vom Vater geheiligt« und »Sohn Gottes« in Parallele zueinander. Von daher erschließt sich auch Johannes 6,69.
Petrus sagt sachlich nichts anderes als:
»Du bist der Messias und Gottessohn!« (vgl. Offb 3,7 und 1Joh 2,20). Vielleicht helfen die folgenden Beobachtungen zu einem noch tieferen Verständnis. Im AT wird ein Mensch nur ein einziges Mal als »der Heilige Gottes« bezeichnet, nämlich Aaron als der Hohepriester (Ps 106,16). »Der Heilige Gottes« deutet also darauf hin, dass Jesus sich als endzeitlicher und endgültiger Hoherpriester selbst opfert. Ob Petrus damals die ganze Weite seiner Aussage, die Jesus a als »Offenbarung« bezeichnete (Mt 16,17), verstand, muss allerdings offen bleiben. Sodann aber ist »der Heilige« im AT schlechthin Gott selbst (vgl. 3Mose 11,44; 19,2; Ps 22,4; Jes 6,3). Ja, bei den Rabbinen wird »der Heilige« zu einer der häufigsten Gottesbezeichnungen. Täglich betete man schon zur Zeit Jesu im Achtzehngebet:
»Heilig bist du.« Wenn Jesus von Petrus »der Heilige Gottes« genannt wird, dann steckt darin ein Hinweis auf die Göttlichkeit Jesu. Wie Gott der »heilige Vater« ist (Joh 17,11), so ist Jesus als der Sohn in einem einmaligen Sinne »der Heilige Gottes«. (Vgl. Jes 43,10ff.)
Was lernen wir von diesem Bekenntnis? 1. Zum Glauben gehört auch das Bekennen mit den Lippen zur rechten Zeit (Röm 10,10). 2. Nur dasjenige Bekenntnis ist »christlich«, das sich zu Jesus als dem Christus (= Messias) bekennt. 3. Es ist keineswegs gleichgültig, wie ich mir die Person Jesu denke. Vielmehr ist nur das Jesusbild biblisch, das ihn als den sich für die Menschen Opfernden, als den im AT verheißenen Messias und als den Sohn Gottes kennt. 4. Ein echtes Bekenntnis liegt nur dort vor, wo ich es aus persönlicher Überzeugung, auch unter widrigen Umständen, spreche.

Gerhard Maier – Edition C

Genau so ist es! Es gibt keine Gemeinschaft oder Kirche oder org, die die Worte Jehovahs „verwaltet“! Nur Jesus ist der Weg! Wenn du also noch immer einer menschlichen Krücke folgst, bitte um den heiligen Geist, und seh die Aufforderung aus „Ahmt ihren Glauben nach“ für dich persönlich an! Hier noch einmal das Ziatat:
>>Wir müssen diese Lehren kennen, verstehen und dann danach leben — selbst wenn sie nicht unseren Erwartungen entsprechen oder uns etwas anderes lieber wäre. Nur wer sich als loyal erweist, darf auf das ewige Leben hoffen, das er jedem von uns wünscht.<<
Durch die Führung des heiligen Geistes wirst du den himmlischen Vater richtig kennen lernen und auch vieles vom Sohn besser verstehen!

Welcher Name ?

Deshalb hat Gott ihn auch so unvergleichlich hoch erhöht
und hat ihm ´als Ehrentitel` den Namen gegeben,
der bedeutender ist als jeder andere Name.
(Gemeint ist wahrscheinlich der Titel »Herr« (in der Septuaginta die Wiedergabe von »Jahwe«, dem Eigennamen Gottes); nach anderer Auffassung: der Name »Jesus«.)
Und weil Jesus diesen Namen trägt,
werden sich einmal alle vor ihm auf die Knie werfen,
alle, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind.
Alle werden anerkennen,
dass Jesus Christus der Herr ist,
und werden damit Gott, dem Vater, die Ehre geben.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Phil 2,9–11

Deshalb hat ihn Gott auch über alles hochgehoben. Ihn hat er mit dem Namen ausgezeichnet, der hoch über allen anderen Namen steht. So sollen in diesem Namen, Jesus, alle auf ihre Knie niederfallen, alle Wesen, die sich im Himmel, auf der Erde und unter der Erde befinden! Ebenso sollen alle Geschöpfe unüberhörbar bekennen: ›Allein der Messias Jesus ist Herr!‹ So wird Gott der Vater geehrt.
Roland Werner – Das Buch – Philipper 2,9–11

Darum hat ihn Gott auch so wunderbar erhöht und ihm den Namen geschenkt, der höher ist als alle Namen – gemeint ist der Name: Herr (vgl. Apg 2,36).++
In diesem Namen, den Jesus trägt*, sollen sich alle Knie beugen – die Knie derer, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind – gemeint sind die Engel im Himmel, die Menschen auf Erden und die Abgeschiedenen im Totenreiche unter der Erde.++
und zur Ehre Gottes des Vaters -vgl. 1 Kor 15,28- sollen alle Zungen bekennen -vgl. Jes 45,23-: «Jesus Christus ist der Herr!»
Ludwig Albrecht – Philipper 2:9–11

weitere Übersetzungen 2020.

Phil 2:9 : Die Stoiker verstanden Gott in pantheistischem Sinn als erfüllt von allen Dingen; die griechisch sprechenden jüdischen Schriftsteller übernahmen diesen Sprachgebrauch und gebrauchten ihn für die Herrschaft Gottes über alle Dinge. Für Philo ist die »Fülle« die Gesamtsumme der Kräfte, die die Allherrschaft Gottes manifestieren, und bezeichnet sein allumfassendes, allerhaltendes Wesen; die späteren jüdischen Mystiker beschreiben die Himmel um den Thron Gottes als seine »Fülle«. Andere jüdische Denker sprachen davon, dass der Geist Gottes, seine Weisheit oder Herrlichkeit die ganze Welt erfüllt, so im A.T., an das Paulus hier wahrscheinlich denkt.
Was immer Paulus auch mit »Fülle« meinen mag, ganz sicher will er sagen, dass der Zugang zu allem, was Gott ist und tut, nur durch Christus möglich ist – eine Funktion, die das Judentum häufig der göttlichen Weisheit zuschrieb.
Phil 2:10 : Die Formulierung »Gewalt und Macht« (Zürcher, Elberfelder) bzw. »Mächte und Gewalten« (Luther, Gute Nachricht, Einheitsübersetzung) oder »Herrschaft und Gewalt« (Schlachter, Menge) bezieht sich wahrscheinlich auf die Engelmächte, die nach jüdischer Ansicht die Völker regierten (s. 1,16 ; s. auch die Ausführungen zu Eph 1,19-23 ), diese Überzeugung steht offenbar im Mittelpunkt der Lehren der Widersacher des Apostels, die versuchen, Einfluss auf die Christen in Kolossä zu gewinnen (s. die Ausführungen zu 1,16 und die Ausführungen zu 2,18 ). Unter den zahlreichen möglichen Bedeutungen von »Haupt« ( 1,18 ) ist hier wohl »Herrscher« am plausibelsten, wenngleich Jesus natürlich auch Ursprung oder Quelle der »Mächte und Gewalten« ist ( 1,16 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Das Subjekt der folgenden Verse ist Gott Vater; in Vers 6-8 war es Gott Sohn. Aufgrund seines Gehorsams wurde Christus vom Vater auf den höchsten Ehrenplatz im Himmel erhoben. Damit erhöhte und ehrte Gott den, den die Menschen verachtet und zurückgewiesen hatten.
Die Erhöhung Christi und die Tatsache, daß er den Namen empfing, der über alle Namen ist, war die Antwort auf sein hohepriesterliches Gebet (Joh 17,5). Sie vollzog sich in seiner Auferweckung, Himmelfahrt und Verherrlichung zur Rechten des Vaters ( Apg 2,33; Hebräer 1,3). Der „Name“ ist nicht nur ein Titel des Heilands; er steht für Christus selbst und die Würde und Ehre seiner Stellung im Himmel.
Angesichts der Erhöhung Christi und seines hohen Namens sollen (sich) alle Knie in Anbetung beugen. Dieselbe Aussage findet sich auch im Römerbrief (Röm 14,11). Beide Male knüpft Paulus an die Prophezeiung Jesajas (Jes 45,23) über die einzigartige Größe des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs an. Das Ausmaß der souveränen Autorität Christi zeigt sich in der Tirade „die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind“. Kein vernunftbegabtes Wesen im ganzen Universum Gottes – ob Engel oder Heilige im Himmel, ob die Menschen auf Erden, ob Satan, Dämonen oder die Ungeretteten in der Hölle – kann sich ihm entziehen. Sie alle werden sich freiwillig oder gezwungen vor ihm beugen.
Das ganze Universum muß bekennen, daß Jesus Christus der Herr ist. Dieses früheste christliche Glaubensbekenntnis besagt nichts anderes, als daß Jesus Christus der Gott Jahwe ist. Die ganze Schöpfung wird eingestehen müssen, daß er tatsächlich das ist, was zu sein er beansprucht – wahrer Gott vom wahren Gott. Unglücklicherweise wird diese Erkenntnis für viele zu spät kommen, um ihre Seele noch zu retten. Der erhöhte Platz, den der Retter jetzt innehat, und die künftige Verneigung aller Geschöpfe in Anerkennung seiner Herrschaft dient der Ehre Gottes, des Vaters.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Zwei genau entgegengesetzte Geschichten sind in dieser kurzen Gegenüberstellung zusammengefasst: diejenige des ersten Adam, ungehorsam bis zum Tod, gefolgt von seinem ehrgeizigen und widerspenstigen Geschlecht; und diejenige von Christo Jesu, der aus Liebe seine himmlische Herrlichkeit ablegte, sich selbst erniedrigte, bis Er nicht mehrtiefer hinabsteigen konnte -bis zum Tod am Kreuz. Die Gestalt eines Menschen, die Stellung eines Sklaven, der schmähliche Tod eines Übeltäters, das sind die Etappen dieses wunderbaren Pfades. Ja, Gott war es seiner Gerechtigkeit schuldig, Ihn über alle Himmel zu erheben, Ihn mit einem Namen zu ehren, der über jeden Namen ist. Unter diesem Namen Jesu, der sowohl herrlich als auch lieblich ist, den Er angenommen hat, um zu gehorchen, zu dienen, zu leiden und zu sterben, unter diesem Namen wird Er als Herr anerkannt werden und allumfassende Huldigung empfangen. Freund, welchen Wert hat dieser Name für dein Herz?

Jean Koechlin – Ährenlese im Neuen Testament Philipper

Wenn nun unsere Herzen zu Christus gezogen werden, wenn wir die demütige Gnade in Seinem Weg der steten Erniedrigung von der Herrlichkeit bis zum Kreuz sehen, sehen wir in Ihm auch das vollkommene Beispiel der Wahrheit, dass jeder, „der sich selbst erniedrigt, erhöht werden wird“ (Lukas 14,11). Er „erniedrigte sich selbst“, aber „Gott hat ihn auch hoch erhoben“. Wenn Er sich durch Seine demütige Gesinnung unter alles erniedrigt hat, dann hat Gott Ihm „einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist“, und auch einen Platz, der über alles erhaben ist. In der Schrift steht „Name“ für den Ruf einer Person und für den Ruhm, der ihr gebührt. Es hat andere berühmte Personen in der Geschichte dieser Welt und auch unter den Gläubigen gegeben, aber der Ruf und der Ruhm Christi, als Mensch, übersteigt sie alle. Auf dem Berg der Verklärung wollten die Jünger in ihrer Unwissenheit Mose und Elia auf die gleiche Stufe mit Jesus stellen. Aber diese großen Männer Gottes verblassen und verschwinden aus dem Blick, und „Jesus wurde allein gefunden“. Da hören wir auch die Stimme des Vaters sagen: „Dieser ist mein geliebter Sohn.“
Der Name Jesus drückt den Ruhm dieses demütigen Menschen aus. Er bedeutet, wie wir wissen, Heiland und Retter, und als solcher ist es ein Name, der über jeden Namen ist. Können wir nicht sagen, dass es der eine Name ist, aufgrund dessen der Herr von der Herrlichkeit zur Schmach des Kreuzes kommen mußte, um zu retten. Die Überschrift auf dem Kreuz lautete: „Dieser ist JESUS“. Menschen in ihrer Verachtung sagten: „Steige herab vom Kreuz“ (Mt 27,40). Wenn Er es getan hätte, hätte Er den Namen JESUS hinter sich gelassen. Er wäre auch dann noch der Schöpfer gewesen, der allmächtige Gott, aber niemals hätte Er dann weiterhin dieser JESUS sein können, der Heiland. Gesegnet sei Sein Name, Seine demütige Gesinnung führte Ihn dazu, gehorsam bis zum Tod am Kreuz zu sein. Als Folge davon wird sich jedes Knie vor dem Namen Jesus beugen, und jede Zunge bekennen, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.

Hamilton Smith – Der Brief an die Philipper

Aber Gott hat den Auferstandenen nicht nur erhöht, sondern »ihm aus Gnaden den Namen gegeben, der über jedem Namen ist«. Auch diese Aussage hat ungeheure Tragweite. Paulus verwendet hier das gleiche Wort, das er in Phil 1,29 bereits verwendet hat (»denn euch ist die Gnade gegeben …«). Es geht hier um ein unverdientes Geschenk.
Die Aussage dieses Verses bestätigt das, was überall im NT von der Auferstehung und Erhöhung Jesu berichtet wird und im christlichen Bekenntnis enthalten ist: Der auferstandene Jesus ist der »Erstling der neuen Schöpfung«, der verklärte Mensch und das Ebenbild Gottes. Er hat aber in keiner Weise sein Menschsein abgelegt: Er ist heute noch der auferstandene Mensch. Daraus dürfen wir aber nicht den Fehlschluss ziehen, dass er uns in allem gleich ist. Dagegen spricht die Erhöhung »an den höchsten Ort« und die Gabe des »Namens, der über jedem Namen ist«. Die »Erhöhung an den höchsten Ort« bedeutet die Übergabe der Herrschaft. Somit wurde Jesus auch alle Macht übergeben (1Kor 15,26-28). Diese Aussage bezieht sich auf die Prophetie Daniels (Dan 7,13-14). Auch Jesus selbst hat hierauf Bezug genommen (Mt 28,18). Der darauf folgende Aufruf zur Mission ist die sinnvolle Konsequenz aus dieser Herrschaft (Röm 10,13-15).

Was hat es aber mit diesem »Namen« auf sich? Sicher ist zunächst die Bezeichnung von Vers 11 gemeint: »Herr ist Jesus Christus.« In diesen Worten liegt das wohl erste Bekenntnis der Christenheit vor. Hier wird das Wichtigste gesagt. Das Wort »Herr« (kyrios) war in der Antike ein ehrfurchterregendes Wort. Es ist die Bezeichnung für den Alleinherrscher der Welt. Durch seine Erhöhung ist derjenige, der »die Form eines Sklaven annahm«, zum Herrn und Herrscher der Welt geworden. Er ist der »Christus«, der Messias, der Gesalbte Gottes, der als ewiger König von Gott auserwählt war. Die Bezeichnung »der Name, der über jedem Namen ist« beinhaltet aber noch mehr als diese Titulierung. Der antike Mensch hat mit dem Namen sehr eng die Person verbunden. Diese Wendung will zum Ausdruck bringen, dass Jesus als Person über jedem anderen Menschen steht. Es ist keiner, der nicht in seinen Herrschaftsbereich hineingehörte. Dies wird wieder von dem folgenden Vers bestätigt.

Die allumfassende Macht Jesu wird auf zweierlei Weise beschrieben: einmal dadurch, dass »jedes Knie sich beuge« (V. 10) und »jede Zunge bekenne« (V. 11), sowie »in den Himmeln, auf Erden und unter der Erde«. Das Beugen des Knies ist in alter Zeit Zeichen der Unterwerfung gewesen. Dies gilt auch für die biblisehen Zeiten. Der Besiegte beugte sich vor seinem Sieger, damit dieser seinen Fuß auf seinen Nacken setzen und damit zum Ausdruck bringen konnte, dass er Anspruch auf das Leben dieses Menschen hat. Das Beugen des Knies ist also nicht ein Akt der Höflichkeit, sondern des Sich -Ergebens. Die Herrschaft Jesu Christi reicht so weit, dass am Ende sich jeder ihm ergeben wird. Das gilt für die himmlischen Wesen, für alle, die auf dieser Erde leben oder gelebt haben. Dies bedeutet, dass Jesus den Herrschaftsanspruch auf alle Menschen, die je gelebt haben, erhebt. Die parallele Aussage »und jede Zunge bekenne« gilt genauso in diesem Sinne. Dies bedeutet aber keineswegs, dass diese Stelle die Lehre von der sogenannten Allversöhnung stützt. Im Gericht wird jeder die Herrschaft Jesu anerkennen müssen, wird jeder in die Knie gehen müssen vor ihm in seiner Herrlichkeit, auch jede Zunge wird willens sein, seine Herrschaft laut und deutlich zu bekennen; dies besagt aber keineswegs, dass alle gerettet werden. Auch hier gilt es, diese Aussage in ihrem Zusammenhang zu verstehen. Die folgenden Verse (12-13) werden deutlich zeigen, wieviel daran liegt, dass wir die Frage unserer Seligkeit in diesem Leben zu einer Lösung bringen (Röm 10,8ff.).

Gerhard Maier – Edition C

Nur WER kann Sünden vergeben?

Eine Unterweisung Davids.
Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist !
Wohl dem Menschen, dem der HERR die Missetat nicht zurechnet, in des Geist kein Falsch ist!
Luther 1912 – Psalm 32,1-2

Selig diejenigen, deren Gesetzlosigkeiten vergeben und deren Sünden bedeckt sind!
Selig der Mann, dessen Sünde der Herr nicht anrechnet und in dessen Mund kein Trug ist.
Septuaginta Deutsch – Psalm 31,1–2

Von Dawid, eine Eingebungsweise.
O Glück dessen,
dem Abtrünnigkeit getragen,
Versündigung zugehüllt ward!
O Glück des Menschen,
dem eine Verfehlung nicht zurechnet ER,
da in seinem Geiste kein Trug ist!
Buber & Rosenzweig – Ps 32:1–2

Wer kann Sünde vergeben? war die Frage 2020 – und Jesus sagt von sich im NT, dass er die Sünden vergeben kann!

Viele Christen denken ja heute, dass das AT sich so so sehr vom NT unterscheidet, ja, es gibt sogar die Behauptung, dass die Gläubigen des AT ja den Erlöser, den Christus erst kennen lernen müßten. Aber schauen wir uns das AT genauer an, dann stellen wir fest, dass die Opfer die für Sündenschuld aufgebracht wurden, keine Sündenvergebung brachten – und die Menschen damals wußten, dass nur Jehovah ihre Sünden vergeben konnte! und dies nicht durch ein Tieropfer! Ihnen war bewußt, dass das Tieropfer auf ein größeres Opfer hinweisen würde!

Der Psalmist, der Gottes Vergebung für seine Sünden empfangen hatte, drückte seine Freude darüber aus. Gesegnet wird in Ps 1,1 der genannt, der ein makelloses Leben führt. Hier wird derjenige mit demselben Wort bezeichnet, der Vergebung empfängt. Gott schenkt völlige Vergebung, denn er rechnet einem reuigen Sünder seine Sünde nicht zu.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Sie findet in den ersten Versen eine eigenartige Beleuchtung. David nennt Menschen glücklich, denen Übertretungen vergeben, Sünden zugedeckt und Missetaten nicht mehr angerechnet werden. Mithin erklärt er alle für unglücklich, die diese Tat Gottes nicht kennen. Denn dass es hier um ein Tun Gottes geht, ist klar. Kein Mensch kann Sünden vergeben oder Verbrechen wie die eines David zudecken. Das ging bisher in der Geschichte über das Können des Menschen. In wem eines Tages die Schuldfrage erwachte und bei wem sie wie bei David durch das Wort des Propheten Nathan geweckt wurde, der wurde sie nicht mehr los. Ob er auch durch die Flucht von ihr loszukommen suchte, er nahm die Qual mit sich, die in ihm aufgebrochen war.
Es ist ja bekannt, wie Verbrecher sich oft jahrzehntelang nach ihrer verbrecherischen Tat schließlich doch freiwillig dem Gericht Stellen. Sie hatten Gelegenheit, sich der weltlichen Gerechtigkeit zu entziehen. Sie glaubten, damit ihr Leben und ihre Zukunft gerettet zu haben. Aber je länger, desto mehr wurde ihnen das Leben unter dem Druck ihrer Schuld unerträglich. Schließlich kam ihnen die Sühne derselben weit leichter vor als das weitere Leben in der Freiheit. Sie kamen und erklärten sich bereit, jede Strafe auf sich zu nehmen.
Kann dies gesagt werden, wo es sich im Leben eines Menschen um schwerste Verbrechen handelt, d. h. wie bei David um Ehebruch, so gehört es letzthin zum Geheimnis jeder Sünde. In der Seelsorge kann man es oft erleben, dass auch die kleinste Sünde den Menschen fast bis zur Verzweiflung bringen kann, wenn die Erkenntnis der Schuld in ihm erwacht und nicht von Gott her die Lösung im Glauben gesucht wird.
Auch von David werden hier die Sünden in verschiedenen Graden genannt: Übertretungen, Sünde, Missetaten oder auch Verbrechen. Auch die Sünde kennt Steigerungen, Fortschritt, höchste Entfaltung ihrer Energien. Sie kann ausreifen bis zur Lästerung des Heiligen Geistes und bis zum bewussten Kampf wider Gott. Je mehr sie sich selbst behauptet, desto frecher wird sie. Entsprechend mehrt sie aber auch die Qual derer, die sie in ihren Bann und Sklavendienst ziehen konnte.
Wenn heute die Sünde als Schwäche erklärt wird, Schwäche von uns aber überwunden werden kann, so darf uns über den letzten Ausgang solch einer Lösung der Sündenfrage nicht bange sein.
Nicht selten mussten solche Menschen mit am schwersten in ihrem Leben durchkosten, was Sündenknechtschaft und erwachtes Schuldbewusstsein ist. Auf diesem Wege gibt es keine Lösung.
Und es ist psychologisch verständlich, dass die Schuldfrage um so stärker aufbricht, je mehr Gott in das Leben eines Menschen treten kann. Finsternis wird als Finsternis erst erkannt, wenn Licht in sie hineingetragen wird. Verirrungen erhalten ihre Beleuchtung am stärksten durch Menschen, die ihre Tritte in die Fußtapfen Gottes setzen und im Glaubensgehorsam mit Gott wandeln. Jede Unsittlichkeit sieht sich durch ein keusches Leben gerichtet. Daher wird auch verständlich, dass Kinder gläubiger Eltern viel größere Not haben, wenn sie vor Versuchungen stehen, als jene, die auch in ihrem Elternhause nur ein zügelloses Sündenleben kennenlernten. Welch ein Gewissenskampf muss von solchen Kindern erst überwunden werden, bevor auch sie sich hemmungslos dem Sündenleben hinzugeben wagen, in dem andere stehen. Und welche Qualen erlebten sie nach jeder Tat neu, da sie viel tiefer erfassten, was ihnen durch die Sünde genommen worden war.
Es gibt aber eine Lösung der Sünden- und Schuldfrage. Das ist die Vergebung. Sie kann nur ausgehen von dem, der größer ist als die Schuld. Das ist Gott. Daher kennt die Heilige Schrift Sünden-Vergebung auch nur als eine Tat Gottes und als eine Tat dessen, der als Menschensohn Vollmacht hatte, auf Erden Sünden zu vergeben. Er ist in seiner Person, in seiner Sendung und in seinem gegenwärtigen Dienst die Vergebung des Vaters.
Christus konnte daher je und je im Leben eines Menschen ein Neues aufbauen, und zwar auf dem Boden der Vergebung. Bevor dem verlorenen Sohn sich wieder die Tischgemeinschaft im Vaterhause erschloss, bevor er den Siegelring wiedergewonnener Sohneswürde empfing, bevor er die Kleider des Kindes im Unterschied zu den Kleidern der Knechte trug, hatte er vom Vater den Kuss der Vergebung empfangen. Ein Recht auf die Sohneswürde hatte er nicht mehr, nachdem er in der Fremde das ganze Erbe von seinem Vater vergeudet hatte. Auf dem Boden des Rechts gab es für ihn keinen Weg zurück ins Vaterhaus und zur Sohnesstellung. Der Vater in seiner Barmherzigkeit ging aber über das Recht hinweg und schuf den Boden der Vergebung. Das ist aber das Geheimnis von Golgatha. Vom Kreuz spricht nicht das Recht, sondern die Vergebung, jene Tat Gottes, die den eingeborenen Sohn hingab, „auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben“ (Joh 3,15).
Die Gewissheit der Sündenvergebung ist mithin nicht nur als ein psychologischer Vorgang verständlich. Wer sie nur als einen rein innerlichen Seelenvorgang auffasst, der kann sich in seinem Gefühl sehr leicht einer ungeheuren Täuschung hingeben, der eines Tages ein erschütterndes Erwachen folgt. Sündenvergebung beruht auf dem einmaligen Vergebungsakt Gottes in und durch Christus. Sie ist Wirkung seines Geistes, die in uns als Frucht Gewissheit und Friede auslöst. Menschen, die sich auf Grund der handelnden Barmherzigkeit Gottes ihrer Vergebung bewusst wurden, konnten später, so unbegreiflich es auch sein mag, durch keine Macht der Erde und durch keine Redekünste der Menschen in ihrem Frieden erschüttert werden. Sie wussten hinfort von einer Wirklichkeit, die keine Täuschung zuließ. Sie bezeugten mit Paulus: „Da wir nun aus Glaube gerecht gesprochen sind, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus“ (Röm 5,1).

Jakob Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

Bist du wirklich frei? – II

Vor dem Gericht Gottes gibt es also keine Verurteilung mehr für die, die mit Jesus Christus verbunden sind. Denn dort, wo Jesus Christus ist, gilt: Du bist befreit von dem Gesetz, das von der Sünde missbraucht wird und zum Tod führt. Denn du stehst jetzt unter dem Gesetz, in dem der Geist Gottes wirkt, der zum Leben führt. Das Gesetz konnte uns Menschen kein Leben bringen, weil es gegen unsere selbstsüchtige Naturd nicht ankam. Deshalb sandte Gott seinen Sohn in der leiblichen Gestalt von uns selbstsüchtigen, der Sünde verfallenen Menschene und ließ ihn sterben als Opfer für die Sündenschuld. So machte er der Sünde den Prozess ebendort, wo sie ihre Macht entfaltet hatte: in der menschlichen Natur.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Röm 8,1–3

Müssen wir denn nun noch damit rechnen, verurteilt zu werden? Nein, für die, die mit Jesus Christus verbunden sinda, gibt es keine Verurteilung mehr. Denn wenn du mit Jesus Christus verbunden bist, bist du nicht mehr unter dem Gesetz der Sünde und des Todes; das Gesetz des Geistes, der lebendig macht, hat dich davon befreit. Das Gesetz des Mose war dazu nicht imstande; es scheiterte am Widerstand der menschlichen Natur. Deshalb hat Gott als Antwort aufd die Sünde seinen eigenen Sohn gesandt. Dieser war der sündigen Menschheit insofern gleich, als er ein Mensch von Fleisch und Blut war, und indem Gott an ihm das Urteil über die Sünde vollzog, vollzog er es an der menschlichen Natur.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Römer 8,1–3

Folglich ist jetzt für die mit dem Messias Jesus Verbundenen keine Verdammnis vorhanden. Denn die Gesetzmäßigkeit des Lebensgeistes hat dich einmal durch den Messias Jesus von der Gesetzmäßigkeit der Verirrung und des Todes freigesetzt. Während nämlich das Ohnmächtige am Gesetz mittels der menschlichen Natur schwach macht, hat Gott das Urteil über die Verirrung in der menschlichen Natur vollstreckt, da Er den eigenen Sohn mit Ähnlichkeit zur verirrten menschlichen Natur und in bezug auf Verirrung geschickt hat, sodass der Rechtsanspruch des Gesetzes einmal unter uns erfüllt worden ist, die nicht in Rücksicht auf die menschliche Natur, sondern geistgemäß ihr Leben führen.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Römer 8:1–4

weitere Bibelstellen – hier von 2020

Nun fragt man sich natürlich: Muß ein Gläubiger sein ganzes Erdenleben lang enttäuschende Niederlagen gegen die Sünde hinnehmen (Röm 7,21-25)? Gibt es keine Macht, die ihm hilft, sie zu besiegen? Die Antwort auf die erste Frage lautet „nein“, die Antwort auf die zweite „doch“. In Kap.8 beschreibt Paulus das Wirken des Heiligen Geistes, der dem Menschen – neben der Sünde – ebenfalls innewohnt. Er ist die Quelle der göttlichen Macht, er vollbringt die Heiligung im Menschen und ist das Geheimnis für den Sieg des Geistes im Alltagsleben. Doch zunächst erinnert Paulus seine Leser nochmals daran, daß es nun – da wir durch Jesus Christus, unsern Herrn, befreit sind (Röm 7,25) – keine Verdammnis (katakrima, „Strafe“) für die, die in Christus Jesus sind, mehr gibt, da sie an Christus glauben und ihm gleich geworden sind (vgl. Röm 6,13; Joh 5,24). Sie sind gerechtfertigt und für gerecht erklärt, stehen in der Gnade Gottes (Röm 5,2), nicht mehr unter seinem Zorn (Röm 1,18), und besitzen das ewige Leben (Röm 5,17-18.21). Christus gibt all denen Sicherheit, die ihm durch den Glauben gleichgeworden sind.

Das Wort denn (gar) verbindet die Wendung „in Christus Jesus“ in diesem Satz mit derselben Wendung in Vers 1. Auf dem Hintergrund des persönlichen Kampfes mit der Sünde, den Paulus in Röm 7,7-25 beschreibt, ist der „lebendig machende Geist“ in Röm 8,2 eindeutig als der Heilige Geist Gottes zu verstehen und nicht etwa als der Geist des neuen Menschen, zu dem der Glaubende wird. Der Heilige Geist ist diejenige Person der dreieinigen Gottheit, die den Menschen zum Wiedergeborenen macht (Tit 3,5) und ihm ein neues Leben (Joh 3,5-8) – das Leben der Auferstehung Jesu Christi (Röm 6,4.8.11) – schenkt. (In Röm 8,2 ist erstmals seit Röm 5,5 wieder vom Heiligen Geist die Rede, doch dafür wird er zwischen Röm 8,2 und Röm 8,27 achtzehnmal erwähnt.) Das Gesetz des Geistes („Prinzip“; vgl. Röm 7,23) hat dich frei gemacht (der griechische Aorist bezeichnet eine Handlung, die ein für allemal geschehen ist) von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Das „Gesetz der Sünde“ ist gleichzeitig das „Gesetz des Todes“, weil die Sünde, wie Paulus wiederholt sagt, zum Tode führt (Röm 5,15.17.21; Röm 6,16.21.23; Röm 7,10-11.13; Röm 8,6.10.13). Als das Gesetz der Sünde steht es in Gegensatz zum Geist; als das Gesetz, das zum Tod führt, widerspricht es dem Geist, der das Leben gibt. Statt des mit dich übersetzten Pronomens steht in manchengriechischen Handschriften „uns“ oder auch „mich“. Dieser Unterschied ist jedoch unwesentlich; die Wahrheit, von der hier die Rede ist, gilt für alle Gläubigen.

Paulus sagt seinen Lesern auch, wie sie in den Besitz der Freiheit, die die Christen haben, kommen können. Wieder verweist er zunächst auf die Unmöglichkeit, sie auf dem Weg über das mosaische Gesetz zu erlangen. Dem Gesetz war es unmöglich, die Menschen von der Sünde zu befreien. Es war zwar nicht selbst schwach (wie manche Übersetzungen nahelegen), denn es war ja gut (Röm 7,12). Doch weil das Fleisch sündig ist, kann das Gesetz es nicht erlösen. „Sündiges Fleisch“ ist die Übersetzung des griechischen Begriffs sarx, der sich bei Paulus sowohl auf die Verderbtheit als auch auf die Schwäche der Menschen beziehen kann (vgl. Röm 7,5.18.25; Röm 8,3-9;12-13).
Gott aber erlöste die Menschen von der Sünde, indem er seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches sandte. Jesus wurde nicht „in sündigem Fleisch“, sondern „in der Gestalt des sündigen Fleisches“ gesandt. Seine menschliche Natur war vor dem Prinzip der Sünde, das seit Adam alle Menschen quält, geschützt (vgl. Lk 1,35). Er kam um der Sünde willen (peri harmartias); mit anderen Worten, um etwas gegen die Sünde zu unternehmen. Durch seinen Tod am Kreuz verdammte er die Sünde (katekrinen, „sprach ein Urteil über“; vgl. katakrima, „Strafe“, Röm 8,1), so daß die, die in Christus sind, nicht verdammt sind. Das tat er, damit die Gerechtigkeit – ein Leben in Heiligung (3Mo 11,44-45;19,2; 3Mo 20,7) -, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist. Die Erlösung aus der Knechtschaft der Sünde geschah durch den Tod Jesu Christi, doch die Manifestation dieser Befreiung im Alltagsleben wird erst durch die Macht des Heiligen Geistes möglich.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das »also« zu Beginn des Verses verweist offensichtlich zurück. Die Frage ist, wie weit zurück Paulus geht, um die nun folgende Schlußfolgerung zu ziehen. Eine Möglichkeit ist, daß er an den Inhalt von Kap. 6; 7 anknüpft. Wenn diese beiden Kapitel jedoch ein Exkurs sind, der auf die Frage zu Beginn von Kap. 6 eingeht (»Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, auf daß die Gnade überströme?«), dann knüpft der Beginn von Kap. 8 an die beiden Erwähnungen von »Verdammnis« in Kap. 5 (V. 16.18) an. Vine meint, »also« führe Kap. 7 fort und sei eine Schlußfolgerung dessen, was dort erklärt wurde. Dennoch merkt er an, daß der Bezug auch bis 3,19 zurückreichen könne, wo das Gesetz eingeführt wurde und wo das Urteil lautete, jeder Mund solle gestopft und die ganze Welt vor Gott als schuldig befunden werden.
    Wie weit der Anknüpfungspunkt auch zurückliegen mag, auf den Paulus zurückverweisen wollte – und die Kommentatoren haben darüber die unterschiedlichsten Ansichten -, ist eines gewiß: Der Gedankengang ist fortlaufend. Es ist keine Aneinanderreihung isolierter Segmente, sondern eine frei fließende Argumentation, auch wenn es hier und da einen Exkurs zu Illustrationen eines Details gibt. Paulus will die Wahrheit der Glückseligkeit des neuen Lebens in Christus aufzeigen und verdeutlichen, wie Gott dieses neue Leben allen zur Verfügung stellt, die an Christus glauben.
    Verdammnis ist das Urteil über alle, die ihren eigenen Weg gehen wollen und nicht bereit sind, sich auf die Barmherzigkeit Gottes zu werfen. Vertrauen auf das Gesetz kann nicht erretten. Auch verdienstliche Werke nützen nichts. Wenn man das Prinzip des Glaubens ignoriert oder verwirft, muß das Gericht folgen. Wer »in Christus Jesus« ist, den trifft hingegen keinerlei Verdammnis. Wer mit Christus identifiziert wird und wessen geistliche und ewige Stellung mit Ihm verbunden ist, wird niemals in irgendeiner Form vor Gericht stehen. Der Heiland sagte: »Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht« (Johannes 5,24). Nichts könnte eindeutiger sein. Was Paulus hier den Römern schreibt, ist wirklich eine Wiederholung dieser gewaltigen Aussage. Es ist der Rettungsanker der Seele.
    Das kleine Wort »jetzt« ( nyn ) trennt die neue Lebensweise von der alten. Das Vergangene, auf das Paulus sich bezieht, stand unter dem Urteil von Tod und Endgericht. Das Neue, das Paulus nun erläutert, ist frei von jedem Aspekt des Alten, und die großartigen Worte des ersten Verses bestätigen, daß »jetzt keine Verdammnis« ist.
    Der TR bringt noch einen weiteren Teil des Verses, der als Einfügung verstanden und ausgelassen werden sollte (»… die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist«; Luther12). Wir finden ihn in V. 4 wieder, wo sein rechtmäßiger Platz ist. Darby merkt an: »Wäre es ein Teil des Textes, müßte das Griechische übersetzt werden: ‚Da ist keine Verdammnis für jene, die in Christus Jesus nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.’« Dies sollte als Beschreibung des Wandels jedes wahren Gläubigen verstanden werden. Wer in Christus gestorben ist, wandelt nunmehr in Neuheit des Lebens (6,4).

Die Erwähnung von »keine Verdammnis« bringt von Anfang an Frieden für den Geist und bahnt den Weg zur Erkenntnis eines neuen, inneren Gesetzes. In Kap. 7 wurde gesagt, daß das Gesetz des Sinnes aufgrund der Sünde und des Fleisches nichts ausrichten konnte. Nun wird jedoch eine neue Kraft vorgestellt. Das neue Leben hat ein neues Gesetz. Das Gesetz der Sünde und des Todes (7,21-23) führte unweigerlich zur Verdammnis. Nun spricht Paulus von einem neuen herrschenden Prinzip: das Gesetz des Geistes des Lebens. Im Gläubigen gibt es eine Kraft, die alle anderen Gesetze und motivierenden Prinzipien übersteigt. Der innewohnende Geist Gottes ist eine aktive Kraft, die den lebensspendenden Geist auszeichnet. Diese Kraft wirkt im Gläubigen als Gesetz und als belebender Geist. Sie gibt und fördert das Leben. Morris führt mit einem Zitat von Manson einen exzellenten Kommentar über die von Paulus erwähnten Gesetze an: »Das mosaische Gesetz ist gerecht, aber kraftlos; das Gesetz der Sünde hat Kraft, ist aber ungerecht; das Gesetz des Geistes ist beides: kraftvoll und gerecht.«
    Der Ausdruck »in Christus Jesus« wird wiederholt und betont somit wiederum die Verbindung mit Christus. Das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat Freiheit gebracht. Es ist eine befreiende Macht. Es ist eine lebensspendende Kraft. Der Frieden, um den es hier geht, ist keine fortschreitende Erfahrung. Das Verb steht hier im Aorist, was auf eine vergangene Zeit zurückweist, als dieser Frieden erworben wurde. Das geschah, als der Glaubensschritt getan und das neue Leben empfangen wurde, als der Geist im Gläubigen Wohnung nahm. Doch die Freiheit vom Gesetz der Sünde und des Todes kann man erst dann erfahren, wenn man diese Kraft erkennt.
    Das Gesetz der Sünde und des Todes wurde in Kap. 7 als Verderben bringende Macht gesehen. Diese tyrannische Kraft veranlaßte Paulus zu dem Aufschrei: »Ich elender Mensch!« Nun sehen wir, daß sie einer noch viel größeren Macht untergeordnet ist. Sie kann nicht mehr den Gläubigen gewaltsam beherrschen und seinen Willen kontrollieren. Es gibt nun eine größere Macht, die in ihm und für ihn wirkt.
Die Verwendung von »denn« stellt sicher, daß der Gedankenfluß von Paulus‘ Argumentation beständig weitergeht. Er macht nun deutlich, daß das Gesetz eine Schwäche hatte. Es war unfähig, das zu erreichen, wozu es gegeben worden war. Es konnte keine Freiheit bringen und war kraftlos. Nun wird begründet, warum es die erwünschten Ergebnisse nicht erzielen konnte: Es war durch das Fleisch kraftlos. Wie wir in 7,12 lasen, gab es eigentlich nichts Falsches am Gesetz. Es war heilig, gerecht und gut. Doch das Fleisch befolgte nicht seine Verordnungen, sondern rebellierte und verweigerte die Unterwerfung unter das Gesetz. Die Gebote dienten nur zum Anreiz zur Sünde aus Trotz gegenüber den Forderungen des Gesetzes.
    Gott erlitt jedoch durch eine solche Rebellion keine Niederlage; das wäre undenkbar. Die Unfähigkeit des Gesetzes, das erstrebte Ziel zu erreichen, zwang Gott nicht zu Notfallmaßnahmen. Er hatte einen Plan. Er tat, was das Gesetz nicht tun konnte, und Er tat es, indem Er Seinen eigenen Sohn sandte. In Ihm gab es keine innere Schwachheit. Er war Gott und vollkommener Mensch. Die enge Verbindung zwischen dem Vater und dem Sohn wird durch die Verwendung von heautou (»von ihm«, »sein eigen«) betont. Es war kein Engel, den Er sandte, sondern Sein eigener Sohn, und Er kam als Mensch in diese Welt.
    Das Ausdruck »in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde« hat vielen Schwierigkeiten bereitet. Das Wort, das mit »Gleichheit« übersetzt wurde ( homoiôma ), ist bereits dreimal in diesem Brief vorgekommen (1,23; 5,14; 6,5). Wir finden es auch in Philipper 2,7 : »in Gleichheit der Menschen geworden«, und in diesem Sinne verwendet Paulus es offensichtlich hier. »Gleichheit« sollte nicht als »Ähnlichkeit« (Schlachter) verstanden werden. Zwar unterschied Christus sich wesentlich vom Menschen, aber Er war wahrer Mensch, nur ohne Sünde. Zweifellos ist dieser Ausdruck zur Beschreibung Seiner Person sehr reichhaltig, und die Tiefen der Bedeutung sind unergründlich. Aber die Schrift bietet genug Belege, die sowohl Seine Identifikation mit dem Menschen belegen als auch den wesensmäßigen Gegensatz beschreiben. Die erhabene Tatsache bleibt jedenfalls bestehen, daß Gott das tat, was das Gesetz nicht tun konnte. Er tat das, indem Er Seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des sündigen Fleisches sandte.
    Nun wird der Zweck Seines Kommens erklärt. Er kam, um das Problem der Sünde zu lösen. Albrecht fügt hier »als Opfer« ein, was zweifellos dem Sinn entspricht. Der Apostel sagt das jedoch nicht, und vielleicht ist es besser, die beiden Wörter »für Sünde« so zu verstehen, daß sie das ganze Problem der Sünde umfassen. Das Ergebnis Seines Kommens war, daß Er die Sünde verurteilte. Jede Sünde mit allen ihren Aspekten, im Fleisch und in jeder anderen Sphäre, wurde unter das Verdammungsurteil gebracht und zum letzten Gericht bereitet. Das tat Er, indem Er selber Fleisch annahm. Sein unbeflecktes Leben war eine Verurteilung der Sünde, und Sein Opfer am Kreuz war das Sündopfer, durch das Er das Problem der Sünde zur Ehre Gottes löste. Der Schreiber des Hebräerbriefes machte dies deutlich, als er schrieb: »… jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter geoffenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer … also wird auch der Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Male denen, die ihn erwarten, ohne Sünde erscheinen zur Seligkeit« (9,26.28).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Der Inhalt der neuen Verkündigung des Paulus ist hinfort jene gewaltige Botschaft: „Es gibt keine Verurteilung mehr!“ „Sie gilt im vollen Umfang für alle, „die in Christus Jesus sind“. Solange der Mensch sich selbst überlassen bleibt, dient er mit seinem Fleische dem Gesetz der Sünde. Damit steht er aber auch unter dem Gericht der Sünde, unter dem katakrima, unter der Verurteilung. Mit dem Eintritt Christi in das Leben aller Glaubenden wurde das katakrima nun zum „ouden katakrima“, zur „keine Verurteilung mehr“. Was der Mensch zu seiner Erlösung bedarf, ist mithin die totale Aufhebung seiner Verurteilung und des damit verbundenen Gerichts.
Auf sich selbst gestellt, autos ego, oder wie der Mensch in sich selber ist, steht er nach Schlatter unter „einer Mehrzahl göttlicher Verurteilung“. Jede wird aber aufgehoben, sobald Christus durch seinen Ruf Menschen in ihrem bisherigen Fleischesleben überreden und in ihnen sein Sterben und sein Leben wirksam machen kann. Nun wird deren Wollen und Denken von Gott aus bestimmt.
Denn im Gegensatz zum Geist des knechtenden Gesetzes ist das Wirken des göttlichen Geistes schöpferisch. Da er der Geist des Lebens ist, wirkt er das Leben. Sein Wirken muss mithin zur Aufhebung eines jeden verdammenden Urteils werden. Dem Menschen des Glaubens erschließt sich hinfort jene neue Welt, die allein durch die Schöpferkraft des göttlichen Geistes entstehen und wirksam werden kann. Wird von Paulus in allen seinen Ausführungen das Fleisch als das eigentliche Herrschaftsgebiet der Sünde und des Todes bezeichnet, so versteht er unter diesem Fleisch nicht etwa nur des Menschen natürliche Leiblichkeit. Fleisch ist die irdisch gerichtete Gesinnung, die Gestaltung des menschlichen Seins und Lebens ohne Gott. Das Leben des Menschen in seinem unerlösten Zustand ist das Herrschaftsgebiet der Sünde, des Todes und des Gerichts.
Die Welt des Fleisches wird beherrscht durch die Machtentfaltung der Sünde. Sie herrscht hier gleichwie eine Königin und drückt jeder Entfaltung des Lebens ihren Stempel auf. Sie ist ihrem Wesen nach weit mehr als nur eine Summe von Verfehlungen oder als dieser und jener unüberlegte Ungehorsam. Sünde ist Zustand: dauerndes Handeln wider Gott, widergöttliche Kraftentfaltung der Gesinnung und der Energien des menschlichen Geistes. Wo Sünde ist, muss daher auch unbedingt Gesetz sein. Mithin ist die Welt des Fleisches auch der Lebensraum des Gesetzes. In der Welt des Fleisches kann alles Leben und jede Entwicklung nur unter Gesetz auferbaut und erhalten werden. Gesetzlich ist das Verhältnis des Menschen zu Gott, das ganze Gebiet der Religion, also das religiöse Leben. Gesetzlich bestimmt wird auch das Verhältnis von Mensch zu Mensch: die Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft, der Gesellschaft und des staatlichen Lebens, also das ethische Leben. Der Buchstabe aber, sagt Paulus, das Gesetz tötet. Die Welt des Fleisches ist daher auch die Machtsphäre des Todes. Man sucht das Leben zu gewinnen, findet aber den Tod. Wie sich diese drei Machtbereiche in der Welt des Fleisches auswirken, erkennt der Mensch erst dann, wenn er auf den Ruf Gottes hin und im Glauben an eine höhere Kraft den Kampf mit Sünde, Gesetz und Tod aufzunehmen wagt.
Niemand hat diesen inneren Kampf des Menschen so zu schildern vermocht wie der Apostel Paulus. Es liegt ja das, was er in Röm 7 schildert, auf derselben Linie wie das, was er im dritten Kapitel seines Philipperbriefes beschreibt. Auch in jenen Jahren, wo er unter dem Gesetz stand, hatte er versucht, Gott zu dienen. Er vermochte es jedoch nicht; daher auch der tiefe Aufschrei seiner Seele: „Ich unglückseliger Mensch, wer wird mich erlösen von diesem Todesleibe!“ Es war nicht so sehr ein Aufschrei unter seiner schwachen Leiblichkeit: es war der Verzweiflungsschrei seines menschlichen Unvermögens allem Göttlichen gegenüber. Er hatte gefunden, dass das Gesetz als solches ihm keine Erlösung bringen konnte. Bedingungslos und ohne Widerspruch hatte er sich als strenger Pharisäer dem Gesetz unterstellt. Der Versuch war von ihm gemacht worden, durchs Gesetz jene Gerechtigkeit und jene Erlösung zu finden, die vom Alten Bund verheißen waren. Alle seine Anstrengungen waren jedoch vergeblich gewesen. Sein gegenwärtiges, wunderbares Bekenntnis lautet nun: „Gott sei Dank! Er hat’s getan durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ Dies ist das Zeugnis, das wir hinfort dauernd in seinen Ausführungen haben. Ob es sich handelt um des Menschen Rechtfertigung vor Gott – sie ist gebunden an Christus. Ob es sich handelt um den Kampf mit dem Fleisch, auch er ist gebunden an die Person des gekreuzigten und auferstandenen Herrn.
In wunderbarer Kraft führt der Apostel diese innere Wendung seines Lebens in unserem achten Kapitel aus. Ihm hat sich eine andere Welt als die bisherige mit ihren drei Machtbereichen erschlossen: es ist die Welt des Geistes auf Grund der Lebensgemeinschaft mit Christus. Hier herrscht jenes Leben des Glaubens, des Geistes und der Kraft, das aus der Lebensgemeinschaft mit Christus entsteht.
Auf demselben ruht nicht mehr das katakrima, die Verurteilung. Darum kann Paulus am Anfang seiner Ausführungen auch sagen: „Es gibt nun keine Verurteilung mehr für diejenigen, welche in Christus Jesus sind.“ Das ist das Herz des paulinischen Evangeliums. Wohl spricht der Apostel von der Vergebung der Sünden. Er spricht auch von allen anderen Segnungen in Christo und durch Christus. Das Zentrum seiner Botschaft ist aber die korrespondierende Lebens- und Geistesgemeinschaft mit Christus. Alles andere verschloss entweder den Weg zu dieser Gemeinschaft, oder es waren immer nur Begleiterscheinungen dieser Gemeinschaft. Auch innerhalb der Kirche Christi ist man vielfach zu sehr stehengeblieben bei den einzelnen Segnungen. Man hat zu wenig die Erkenntnis gewonnen für jenes eigentliche Zentrum des Evangeliums, aus dem alle Segnungen fließen, nämlich für das Sein in Christus.
Was durch die große Gottestat geschehen sollte, indem der Vater der Barmherzigkeit seinen Sohn gab, und was durch die freiwillige Opfertat vollbracht wurde, die Jesus auf Golgatha vollzog, war unendlich Höheres und Wesentlicheres als den Menschen nur von seinen Sünden zu erlösen. Gott wollte ihn für die neue Kindesstellung erretten und damit in die korrespondierende Gemeinschaft mit Christus, dem Erstgeborenen unter vielen Brüdern, versetzen. In dieser Heils- und Glaubensstellung wollte er alsdann selbst mit denen Gemeinschaft pflegen, die einst verlorene Söhne waren, nun aber den Weg ins Vaterhaus zurückgefunden hatten. Was Gott mithin dauernd herbeisehnt, ist: Umgang mit den heimgefundenen, ihm im Geiste verwandten Söhnen. Denn nur Geistesverwandten kann Gott sich in dem pleroma, in der Fülle seiner Heilsoffenbarung, mitteilen.
Nach diesem Sichanvertrauenkönnen sehnt sich Gott. Er hat noch Unendliches, was er denen, die im Sohnesverhältnis zu ihm stehen, offenbaren möchte. In gewisser Hinsicht herrschen in der ewigen Welt dieselben Gesetze, die bereits auch hier das Leben beherrschen. Unendlich viele tragen einen Reichtum von Erfahrung, von Erkenntnis, von Leben in sich. Vergeblich suchen sie die Möglichkeit, sie auch einem anderen mitzuteilen. Erst dann wird ihnen das möglich sein, wenn sie im Nächsten eine ihrem Geiste verwandte Seele entdecken. Gott muss zunächst einen Menschen zu einer Lebens- und Geistesgemeinschaft mit Christus erlösen können, erst dann ermöglicht sich auch ihm die wahre und lebendige Gemeinschaft mit demselben.

Kroeker – Römerbrief

Römer 7:21-25 lässt den Gläubigen vielleicht mit der Frage zurück, ob er sein ganzes Leben auf der Erde damit verbringen muss, gegen die ihm innewohnende Sünde zu kämpfen. Nachdem er gelernt hat, dass das Gesetz nicht die Kraft hat, ihn zu heiligen, fragt sich der Gläubige vielleicht auch, ob es überhaupt eine Kraft gibt, die ihn von der Sünde befreien kann. Paulus beginnt mit der Beantwortung dieser Fragen, indem er in Vers 1 eine Schlussfolgerung zieht: Es gibt nun keine Verdammnis mehr für die, die in Messias Jeschua sind. Die Kombination der beiden griechischen Begriffe ara („also“) und nun („jetzt“) markiert eine interpretative Schlussfolgerung. Deshalb, d. h. im Lichte dessen, was Paulus zuvor gesagt hatte, stehen die Gläubigen nicht mehr unter dem Urteil der Verurteilung. Die Rechtfertigung hat die Schuld der Sünde beseitigt. Die Heiligung ist der Prozess, der die Macht der Sünde beseitigen wird. Deshalb werden die Gläubigen weder wegen der Schuld der Sünde noch wegen der Macht der Sünde verurteilt. Diese Aussage kann auf die logische Last von Kapitel 7 zurückgehen, oder sie kann auf jede Art von Verurteilung wegen der Schuld der Sünde (Röm. 1-5) und wegen der Macht der Sünde (Röm. 6-7) zurückgehen.

In Vers 2 erklärt Paulus, warum es für Gläubige keine Verurteilung mehr gibt: Denn das Gesetz des Geistes des Lebens im Messias Jeschua hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Das griechische Wort gar („für“) leitet die Erklärung ein. Neben dem Prinzip der innewohnenden Sünde, das im vorherigen Kapitel beschrieben wurde, gibt es ein weiteres Prinzip, das im Gläubigen wirkt: das Prinzip des Gesetzes des Geistes des Lebens im Messias. Dies ist das Gesetz, das den Gläubigen frei gemacht hat. Das griechische Wort für „frei gemacht“, eleutheroó, steht im Aorist, was bedeutet, dass die Befreiung ein einmaliges Ereignis war. Der Gläubige ist für immer von dem Gesetz der Sünde und des Todes befreit worden. Die sündige Natur ist zwar noch im Gläubigen, aber sie hat keine rechtliche Macht mehr über ihn. Der Gläubige ist von ihrer Macht gänzlich befreit worden. Der Geist, der in diesem Vers erwähnt wird, wird von Paulus mit dem griechischen Wort Pneumatos tes zoes bezeichnet, was „Geist des Lebens“ bedeutet. Der Geist besitzt zoe, was „Leben“ bedeutet. Als Geist des Lebens kann er sein Geschenk des Lebens mit seiner Schöpfung teilen. Er schenkt das ewige Leben in Messias Jeschua und macht den Menschen zu einem Teilhaber am göttlichen Leben.

In den Versen 3-4 wendet Paulus die Wahrheit über die Stellung des Gläubigen auf das Gesetz an. Der Abschnitt beginnt in Vers 3 mit einer Begründung für die Freiheit vom Gesetz: Denn was das Gesetz nicht vermochte, weil es schwach war durch das Fleisch, das hat Gott getan, indem er seinen eigenen Sohn sandte in der Gestalt des sündigen Fleisches und für die Sünde und hat die Sünde im Fleisch verurteilt. Paulus begann seine Argumentation, indem er das gesamte Kapitel 7 in einer kurzen Aussage zusammenfasste: Denn was das Gesetz nicht vermochte. Das Gesetz konnte die Heiligung nicht bewirken. Auch hier stellte Paulus klar, dass das Problem nicht beim Gesetz lag, sondern bei denen, mit denen das Gesetz arbeiten musste: den Schwachen. Das mosaische Gesetz selbst war nicht schwach. Es war das Fleisch, das schwach war. Gott löste dieses Problem, indem er seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches sandte. Der griechische Begriff für „Gleichnis“, homoióma, bedeutet „das, was wie etwas anderes gemacht ist“. Er bezieht sich auf eine Form oder Ähnlichkeit, also auf eine Ähnlichkeit. Der Messias hatte kein sündiges Fleisch, aber er sah aus wie jeder andere Mensch, weil er in der Ähnlichkeit des sündigen Fleisches kam. Der griechische Begriff lässt keine Möglichkeit der Sünde im Messias zu. Jeschua kam in der Ähnlichkeit des sündigen Fleisches, ohne tatsächlich sündig zu sein. Er kam nicht nur in der Gestalt des sündigen Fleisches, sondern er kam auch für die Sünde. Der griechische Ausdruck dafür ist peri hamartias, was in der Septuaginta ein Fachausdruck für das Sündopfer ist (z. B. Num 7,16; Ps 40,6). Der Messias kam, um das Problem der Sünde zu lösen. Damit hat er die Sünde im Fleisch verurteilt. Um es ganz persönlich zu machen: Als der Messias für unsere Sünden starb, wurden unsere Sünden auf ihn übertragen, und als der Messias für die Sünde verurteilt wurde, wurde unsere Sünde mit ihm verurteilt. Die Sünde wurde nicht nur in Verbindung mit dem Fleisch beseitigt, sondern sie wurde auch im Fleisch verurteilt. Das Ergebnis ist, dass Gläubige im Messias erfolgreich sein können, wo sie zuvor im Gesetz versagt hatten. Wenn sie versuchen, durch die Kraft des Gesetzes geheiligt zu werden, werden sie scheitern. Aber wenn sie versuchen, durch die Kraft des Geistes geheiligt zu werden, werden sie Erfolg haben.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar

Und wieder die Frage nach der Freiheit: bibst du frei, wie Jehvoah es will, oder mußt du noch immer bestimmte Dinge unbedingt tun, um IHM zu gefallen?