Schlagwort: Glauben

„Und wenn ich mit Menschen zu tun habe, deren Gewissen empfindlich ist, verzichte ich auf meine Freiheit“

Und wenn ich mit Menschen zu tun habe, deren Gewissen empfindlich ist, verzichte ich auf meine Freiheit, weil ich auch diese Menschen gewinnen möchte. In jedem einzelnen Fall nehme ich jede nur erdenkliche Rücksicht auf die, mit denen ich es gerade zu tun habe, um jedes Mal wenigstens einige zu retten. Das alles tue ich wegen des Evangeliums; denn ich möchte an dem Segen teilhaben, den diese Botschaft bringte.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1. Kor 9,22–23

Und wenn ich mit Menschen zu tun hatte, deren Glaube noch schwach war, wurde ich wie sie und machte von meiner Freiheit keinen Gebrauch – nur um sie für Christus zu gewinnen.
Ich stellte mich allen gleich, um überall wenigstens einige zu retten. Das alles tue ich für die Gute Nachricht, damit ich selbst Anteil bekomme an dem, was sie verspricht.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1. Korinther 9,22–23

Weil ich also von allem frei sein wollte und von niemandem abhängig, habe ich mich zum Sklaven aller gemacht, damit ich möglichst viele Menschen für Jesus gewinnen kann: Für die Juden bin ich ein Jude geworden, damit ich die Juden für Christus erreiche. Für diejenigen, die auf die strenge Einhaltung des mosaischen Gesetzes achten, bin ich jemand geworden, der genauso die Gesetze einhält, obwohl er durch Christus längst von dem Zwang des Gesetzes befreit wurde. Warum? Um auch diese Menschen zu Jesus zu führen. Genauso habe ich mich gegenüber den nichtjüdischen Völkern verhalten, die sich nicht an das Gesetz gebunden fühlen: Für sie wurde ich wie einer von ihnen, um sie unter das Gesetz Jesu zu bringen. Ich bin für die Anfänger im Glauben ein Anfänger geworden, um sie zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um wenigstens einige zu retten. Das alles habe ich gern getan, weil es mich an der Frohen Botschaft Jesu teilhaben lässt.
Fred Ritzhaupt – Willkommen daheim – 1. Kor. 9:19–23

weitere Übersetzungen des Verses….hier

Sein großes Ziel war, so viele Menschen wie möglich zum Heiland zu führen. Für dieses Ziel war er zu den größten Opfern bereit. Welch ein Beispiel für uns, die wir oft so träge, so gleichgültig und auch so selbstbewusst sind, ohne zu merken, dass wir dadurch ein Hindernis für die Verbreitung des Evangeliums sind!
Seine Haltung erläutert Paulus nun an einigen Beispielen (V. 20-22). Er passte sich seinen Zuhörern so weit wie möglich an, ohne jedoch dadurch seine Abhängigkeit vom Herrn aufzugeben. Wenn er den Juden das Evangelium verkündigte, dann tat er es als Jude, der er ja von Geburt war. Einem möglichen Einwand, dass dies ja nichts Besonderes sei, begegnet er mit dem folgenden Beispiel:
„… denen, die unter Gesetz sind, wie unter Gesetz (obwohl ich selbst nicht unter Gesetz bin), damit ich die, die unter Gesetz sind, gewinne …“ So ließ er Timotheus um der Juden willen beschneiden, obwohl er selbst bei einer anderen Gelegenheit verkündigte, dass die Beschneidung für den Christen keinerlei Bedeutung hat (Apg 16,3; L Kor 7,19). Bei den Heiden, die das Gesetz nicht kannten, setzte er weder die Kenntnis des Gesetzes voraus, noch verhielt er sich wie einer, der unter Gesetz steht. Wenn er auch nicht mehr wie früher als Jude unter dem Gesetz vom Sinai stand, so bedeutete das nicht, dass er gesetzlos war, denn auch jetzt war er vor Gott nicht ohne Gesetz, sondern er war Christus gesetzmäßig unterworfen. Zwischen ihm und seinem Herrn bestand ein festes und enges Band, denn er war ein Sklave Christi. Als drittes Beispiel erwähnt er die Schwachen, von denen er bereits in Kapitel 8 zu den Korinthern gesprochen hatte. Wenn sie sich über ihre schwachen Brüder hinwegsetzten, so ging Paulus auf schwache Ungläubige ein. Alles dies tat er, um so auf jede mögliche Weise Menschen durch das Evangelium der Gnade zu erreichen und zu retten, damit er sich an dessen Früchten erfreuen könnte.

Hilfe und Nahrung – 2000

In seinem Verweis auf die Juden und Heiden in den vorhergehenden Versen hat Paulus erklärt, daß er freiwillig darauf verzichtet, die Freiheit, die er eigentlich hat, in Anspruch zu nehmen, wenn er auf diese Weise Ungläubigen das Evangelium nahebringen kann. Nach Ansicht mancher Exegeten bezieht sich der Ausdruck „die Schwachen“ in diesem Vers auf die Ungläubigen – sowohl unter den Juden als auch unter den Heiden, und Paulus faßt hier gewissermaßen nochmals seine zuvor geäußerten Überzeugungen zusammen (vgl. Röm 5,6 ,wo „die Schwachen“ ebenfalls „Ungläubige“ genannt werden).
Plausibler ist allerdings, daß er nur von den Schwachen in Korinth spricht (vgl. 1Kor 8,9-11; vgl. Juden, Griechen und die Gemeinde Gottes in 1Kor 10,32). Sein Bemühen, sie zu gewinnen, bezieht sich diesmal nicht auf die Rechtfertigung allein durch den Glauben, zu dem Judenund Heiden ( 1Kor 9,20-21 ) erst einmal bekehrt werden mußten, sondern hier geht es ihm darum, die Korinther für die Heiligung und Reife in Christus zu gewinnen (vgl. Mt 18,15) – und sie auf diese Weise für Gottes weiteres Wirken in ihrem Leben zu retten. (vgl. 1Kor 5,5; 8,11). Daher paßt er sich den Vorschriften und Bräuchen der Verschiedenen Gruppierungen (vgl. „jedermann“ in 9,19) soweit als möglich an, und zwar je nach Situation, denn es wäre unmöglich, sowohl Juden als auch Heiden gleichzeitig zufriedenzustellen.
Er tut dies freiwillig, um so viele Hörer wie möglich für das Evangelium zu gewinnen und so als Gottes Mitarbeiter an seinem Segen teilzuhaben (1Kor 3,9) und mit Freuden die Ernte der vielen für Christus Gewonnenen einzubringen (vgl. Joh 4,36).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Auch in der Gemeinschaft innerhalb der Gemeinde gilt für Paulus solche Dienstbarkeit aus Freiheit. Er geht auch den Weg der »Schwachen« mit, die noch Hilfen in der Nachfolge brauchen. Er will auch ihnen zu voller Freiheit helfen, sie »gewinnen« für ein ganz vom Geist Gottes durchpulstes Leben. Deshalb setzt er sich für sie in besonderer Weise ein (vgl. Röm 14; 15,1–13; und 1 Kor 8,7 ff.): »Ich bin allen alles geworden«, so faßt der Apostel seine in werbender, dienender Liebe gelebten Schritte mit den Menschen zusammen mit der Zielangabe: »damit ich auf alle Weise etliche rette«. Nicht alle werden so für das Evangelium gewonnen, aber einige. Sehr nüchtern sieht der Apostel auch die Grenzen solchen Bemühens. Es gibt keine Methode, nach der alle gläubig werden. Das ist und bleibt allein Gottes erbarmende Tat (vgl. Röm 9,14ff.), aber es gibt sehr wohl für den Boten des Evangeliums Möglichkeiten, nicht selbst zum Hindernis für die Botschaft zu werden.

Um »des Evangeliums willen«, um der Rettung und Erlösung seines eigenen Lebens willen handelt und dient der Apostel so. Auch ein Apostel, auch ein Verkündiger des Evangeliums hat die Rettung nicht als sicheren Besitz, er ist nicht automatisch »teilhaftig« (wörtlich: »Mitteilhaber«) der Rettungsgnade. In großer Demut spricht hier der Völkerapostel, in die so sicheren Korinther beschämender Demut. Das gibt unserem Dienste seine persönlichste Gewichtigkeit und unserem Tun Verbindlichkeit, daß wir »dem vorgesteckten Ziel« »nachjagen« dürfen (vgl. Phil 3,14), nämlich dem vollendeten Heil im Gottesreich.

Edition C Bibelkommentar

Wie er sich „jedermann zum Knecht gemacht“ hat, verdeutlicht er nun mit mehreren Beispielen. Um …
• … Juden zu gewinnen, berücksichtigt er jüdische Sitten und Gebräuche.
• … Menschen, die „unter dem Gesetz sind“ zu gewinnen, lebt er wie einer, der einer von ihnen ist – obwohl er gar nicht „unter dem Gesetz“ ist, das Gesetz für ihn kein Weg zum Heil ist (Röm 10,4).
• … Menschen, „die ohne Gesetz sind“ zu gewinnen, lebt er auch wie einer von ihnen – obwohl er „nicht ohne Gesetz … vor Gott“ ist, weil er „in dem Gesetz Christi“ ist, also dem Liebesgebot verpflichtet ist (Gal 5,13-15; 6,2).
• … die „Schwachen“ (8,9) zu gewinnen, also die Christen mit einem schwachen Gewissen (8,7) für die der Verzehr von Götzenopferfleisch ein Problem ist, verzichtet er darauf (8,13).
Paulus ist „allen alles geworden“. Das zeigt, dass „die Akkommodation [Anpassung] um des Evangeliums willen grundsätzlich keine Begrenzungen kennt und durch nichts im voraus festzulegen ist.“ (Schrage, 347).

Warum geht Paulus so weit? „Um des Evangeliums willen, um an ihm teilzuhaben“. Er „möchte vom Heilsgeschehen des Evangeliums mitgerissen werden, mit dessen freien Lauf durch die Welt Schritt halten und nicht zurückbleiben“ (Schrage, 349).
Menschen zu „gewinnen“ und am Evangelium „teilzuhaben“ ist mit Kampf und Verzicht verbunden.

Mainka – 1. Korintherbrief

Unter allen Verschiedenheiten, auf die Paulus in seiner Arbeit stieß, war keine so tief und schwer zu überwinden wie die, die die Juden und Heiden trennte. Jene hatten im Gesetz ihren Herrn, der ihr Verhältnis zu Gott bestimmte; für diese gab es kein Gesetz Gottes. Da brauchte die Liebe Adlersflügel, um zu beiden zu gelangen, und zwar zu beiden gleichzeitig, nicht so, dass Paulus jetzt mit den Juden, hernach mit den Heiden lebte, jetzt Judenmissionar und später Heidenmissionar war; er hatte während seiner ganzen Arbeit sowohl den Juden als den Heiden zu geben, was sie verstanden und bedurften, und das Vertrauen beider zugleich zu gewinnen. Das konnte er nur so, dass er selbst in seinem eigenen Verhältnis zu Gott weder zu dieser noch zu jener Gruppe gehörte, weder dem Gesetz unterworfen noch von ihm geschieden war, sondern im Gesetz Gottes stand, wie es Christus für uns gültig machte, und den Willen Gottes als seinen eigenen Willen in sich trug.

Wäre Paulus im Streit mit dem Gesetz gestanden, so hätten die Juden zu ihm kein Vertrauen gefasst; sie hätten ihn als einen Abtrünnigen und Verächter des Gesetzes verworfen. Nun trat er zu ihnen als Jude, bekannte sich zum göttlichen Ursprung des Gesetzes und zu seiner unverletzlichen Heiligkeit, pries die Erwählung Israels so gläubig wie sie, stützte sich auf die ihnen gegebene Verheißung und schloss sich völlig an die jüdische Sitte an auch in den Stücken, die an ihr kleinlich und vergänglich waren. Die Not der Juden sah Paulus darin, dass sie am Gesetz ihren Herrn hatten und dennoch unfähig waren, sich ihm völlig zu unterwerfen; sie verbanden mit ihrem Gesetzesdienst zugleich die Auflehnung gegen das Gesetz und seine Übertretung und lebten in der heimlichen Angst vor Gott und zugleich in der beständigen Versuchung zu einer eingebildeten Gerechtigkeit. Ihnen konnte Paulus dazu helfen, dass sie sich dem Gesetz völlig untergaben, auf alle Entschuldigungen verzichteten, vom Christus die Rechtfertigung empfingen und durch ihn glauben lernten. Wäre Paulus unter dem Gesetz gestanden, so hätten die Heiden zu ihm kein Vertrauen gefasst, sondern in ihm nur den harten Bußprediger gesehen, der ihnen nehmen wolle, was sie hatten, aber nichts zu geben vermöge. Nun aber trat er unter die Heiden als ihresgleichen, rechnete ihnen ihre Gottlosigkeit und Sünde nicht vor, verkündigte ihnen vielmehr die volle Vergebung und lebte mit ihnen nach ihrer Sitte, ohne ihnen Lasten aufzulegen und sie einem äußeren Gesetz zu unterwerfen. So half er ihnen, die ohne Gesetz in der Geschiedenheit von Gott lebten, dazu, dass sie Gottes gewiss wurden, seinem Willen sich unterwarfen und für ihn ihr Leben führten.

Wer Paulus zusah, mochte sich oft wundern, wie er so verschiedenen Lagen gerecht werden konnte. Bald sah er wie ein Jude aus, bald wie ein Grieche; jetzt hielt er den Sabbat, vollzog die Beschneidung und ging nach Jerusalem in den Tempel; jetzt hielt er den Sabbat nicht, verbot die Beschneidung und war von allem Jüdischen gänzlich frei. Doch das waren keine Schwankungen, vielmehr erwuchs alles aus demselben Grund: Paulus stand im Gesetz des Christus und gehorchte ihm. Durch Christus ist dem Apostel die Liebe gegeben; in ihrer Kraft kann er weder zum Feind der Juden noch zum Feind der Heiden werden; er kann wegen der jüdischen Sünde nicht die Israel verliehene Gabe Gottes verachten und wegen der heidnischen Sünde nicht die Berufung der Heiden für unmöglich halten. Allen zeigt er Christus, in dem alles vollendet wird, was Gott den Menschen gab, und alles geheilt wird, was die Menschen verdarben. Darum vermag Paulus so Verschiedenes; denn er ist zu allem bereit und fähig, nur zu dem einen nicht, dass er das Gesetz Jesu zerbricht.

Darum sieht Paulus auch auf die Schwachen nicht mit Verachtung herab und kehrt im Verkehr mit ihnen nicht seine Stärke hervor; er achtet vielmehr darauf, wie ihr verwirrtes Gewissen urteilt, was ihre dunkle Erkenntnis fassen und ihre geringe Kraft leisten kann, und hält mit ihnen gleichen Schritt. Nichts gibt es im menschlichen Leben, was ihm für sein eigenes Verhalten gleichgültig bliebe, worauf er nicht achtete und was er nicht benützte. Mit allen tritt er in Gemeinschaft in allem. Er kann nicht fortfahren: damit ich alle gewinne; denn das ist im Auftrag, den er von Jesus hat, nicht eingeschlossen. Die Berufung, die jetzt an die Menschen ergeht, stellt eine Auswahl her. Aber das ist sein Ziel, dass er ja gewiss einigen die Hilfe bringe, die ihnen im Christus bereitet ist.

Indem die Liebe allen alles wird, trägt sie die Last der anderen. Sie kann ihre Arbeit, wie Paulus sie beschrieben hat, nicht tun ohne Anstrengung, Kampf und Schmerzen. Aber das Ziel, auf das sie schaut, überwiegt alle Bedenken und trägt über alle Beschwerden hinweg. Es handelt sich für Paulus bei seiner Apostelarbeit darum, dass die gute Botschaft auch ihm gelte, dass Christus auch für ihn gekommen, auch für ihn gestorben und verherrlicht sei und sich auch an ihm zu seinem Heil offenbare. Gilt ihm das Evangelium denn nicht schon längst? Gewiss! Schon längst hat er es gehört, und nicht nur gehört, sondern geglaubt, und weil er es glaubt, begehrt er, seiner teilhaft zu werden. Das Wort Jesu gibt uns aber ein Ziel, an das wir erst dann gebracht sind, wenn wir einst vor ihm stehen und sein Urteil empfangen. Dann wird das, was uns durch die Sendung Jesu, durch sein Kreuz, durch seine Auferstehung und durch seinen Geist bereitet ist, unser Eigentum. Darum verlangt es von uns Fleiß und Arbeit, eine solche Führung des Lebens, die uns zu unserem Ziel bringt. Dazu rechnet Paulus auch die volle, treue Ausrichtung seines Amts. Er kann seinen Christen-Stand nicht für sich allein, losgelöst von seiner Arbeit im Dienst Jesu sehen, als wäre die Art, wie er seinen Dienst tut, für seinen Heilsstand gleichgültig. Weil ihm der Herr sein Amt gegeben hat, bleibt Paulus ihm nur dann verbunden, wenn er es mit Treue vollführt, und die gute Botschaft würde ihm nicht mehr gelten, wenn er seinen Dienst versäumte. Das gibt der Liebe des Paulus ihre Reinheit. Er tritt mit allen in Gemeinschaft, damit er sie gewinne; aber sein Wille bleibt von der Überhebung frei, die nur den anderen sagt, dass sie in Gefahr sind und der Errettung bedürfen; vielmehr behält die Heilsfrage wie für sie, so auch für ihn ihren vollen Ernst. Er sorgt dadurch, dass er die anderen rettet, für sein eigenes Heil. So hat Paulus auch den Korinthern gesagt, dass sie, wenn sie die Schwachen verderben, ihren eigenen Anteil an Christus verlieren.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Jesu Auferstehungsleib ?

In einer Telegrammgruppe wurde gefragt:
Welchen Körper hatte Jesus nach seiner Auferstehung?
https://t.me/bibel_forscher/2337

Hier nun ein paar Antworten:

Zum Ort sagt Johannes: »Als nun die Türen dort verschlossen waren, wo sich die Jünger befanden.« »Die Jünger befanden sich« offensichtlich »dort, wo« Maria Magdalena die beiden Jünger Petrus und Johannes getroffen hatte und wohin diese beiden nach der Besichtigung des leeren Grabes wieder zurückgekehrt waren (V. 2.10). Wir haben es also mit einem ganz bestimmten Haus in Jerusalem zu tun. Ist es das in Apg 1,13 genannte? Und ist es zugleich das in Apg 12,12 erwähnte? Also das des Johannes Markus? Oder das des Abendmahlssaales (Joh 13,1ff.)? Wir wissen es nicht. Aber Johannes schreibt so bestimmt, dass es vor seinem inneren Auge gestanden haben muss. Eins können wir mit großer Wahrscheinlichkeit sagen: Die Jünger hatten schon damals ein bestimmtes Versammlungshaus in Jerusalem.
An jenem Abend »waren die Türen verschlossen aus Furcht vor den Juden«. Es handelte sich also um ein Privathaus, sehr wahrscheinlich gehörte auch der Besitzer zum Jüngerkreis. Die kleine Bemerkung »aus Furcht vor den Juden« reißt den ganzen Horizont der leidvollen Geschichte von Juden und Christen auf. Am Anfang waren es die Christen, die vor den Juden Angst haben mussten. Dann kam eine viel längere Zeit, in der die Juden sich vor den Christen fürchten mussten. Die Furcht vor den Juden durchzieht das Johannesevangelium von Joh 7,13 an (vgl. Joh 9,22.34; 12,42; 16,2; 19,38). Damals drohte der Synagogenbann (vgl. Joh 9,22; 12,42; 16,2). Aber Jesus hatte auch schon geweissagt, dass seinen Jüngern der Tod drohe (Joh 16,2). Daher müssen wir vermuten, dass die im Haus versammelten Jünger nach der Hinrichtung des Meisters um ihr eigenes Leben fürchteten. Betrachtet man Apg 7,54ff.; Apg 8,1ff.; Apg 9,2.23-29; 12,1ff., dann war diese Furcht keineswegs grundlos.
Dann geschieht das Unerwartete: »Jesus kam«! Das wird so schlicht gesagt, als sei eben irgendein Besucher hereingekommen. „Er trat in die Mitte« (vgl. Lk 24,36). Das widerspricht der Theorie, es habe sich nur um Visionen gehandelt. Ein Gespenst, ein Geist (vgl. Lk 24,37), eine visionäre Erscheinung tritt kaum »in die Mitte«. Offenbar sitzen die Jünger im Kreis (vgl. Joh 8,3). Wie kann Jesus bei »verschlossenen Türen« hereinkommen? Antwort: Jesu Auferstehungsleib ist nicht materieller Art gewesen und nicht mehr wie ein irdischer Körper an Raum und Zeit gebunden (vgl. V. 26).

Edition C

Bei einigen Gelegenheiten erkannten die Jünger den auferstandenen Jesus nicht mehr. (Matthäus 28:16, 17; Lukas 24:15, 16; Johannes 20:14-16; 21:4-12) Die Erklärung hierfür finden wir im 16. Kapitel des Markusevangeliums, Vers 12, ganz gleich, ob wir diesen Text in der lateinischen Vulgata, in der englischen King James-Bibel, in der deutschen katholischen Allioli-Übersetzung oder in der Luther-Bibel nachlesen. Nach der Übersetzung von Luther lautet dieser Vers: „Danach offenbarte er sich unter einer anderen Gestalt zweien von ihnen unterwegs, da sie über Land gingen.“ Das griechische Wort, das hier mit „Gestalt“ wiedergegeben wird, ist morphe und bedeutet nach dem griechisch-deutschen Wörterbuch „Form, Gestalt, äußere Erscheinung, Äußeres“. Aber selbst ohne die Erklärung nach Markus 16:12 könnte der aufrichtige Forscher — er braucht gar kein Sherlock Holmes zu sein — durch eine sorgfältige Betrachtung der Berichte über die Erscheinungen des Auferstandenen erkennen, daß Jesus verschiedene, den Umständen angepaßte Leiber annahm. Mindestens zweimal erschien er in einem Leib, der dem glich, mit dem er an den Pfahl geschlagen worden war. (Lukas 24:38-40; Johannes 20:20-27) Bei anderen Gelegenheiten dagegen erweckte die Gestalt, die er materialisiert hatte, bei den Jüngern im ersten Moment Zweifel.
9 Einige unserer Leser denken nun vielleicht daran, wie Jesus seine Jünger vor seiner Himmelfahrt zum Ölberg hinausführte, wie er dann vor ihren Augen emporgehoben und von einer Wolke, die ihn ihren Blicken entzog, aufgenommen wurde, ja wie dann zwei Engel zu ihnen sagten: „Dieser Jesus, der aus eurer Mitte in den Himmel emporgehoben worden ist, wird in derselben Weise kommen, wie ihr ihn in den Himmel habt auffahren sehen!“ (Apostelgeschichte 1:9-11, Me) Mit dem Ausdruck „Weise“ in den Worten „in derselben Weise“ wird nicht das griechische Wort morphe, sondern tropos wiedergegeben. Die Engel sagten also nicht, Jesus werde in derselben Form oder Gestalt wiederkommen; sie sagten, er komme in derselben Weise wieder. Sie sagten auch nicht, jene Jünger würden ihn kommen sehen.
Jesus hätte mit seinem menschlichen Leib nicht durch den Van-Allen-Strahlengürtel und durch den Weltraum hindurch in den Himmel gelangen können. Paulus sagte in seinen Ausführungen über die Auferstehung ausdrücklich: „Dies aber sage ich, Brüder, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können, auch die Verwesung nicht die Unverweslichkeit ererbt.“ Das stimmt auch mit seinen vorangehenden Worten überein: „Es wird gesät in Verwesung, es wird auferweckt in Unverweslichkeit.“ (1 Korinther 15:42, 50) „Ja“, werden nun einige Leser sagen, „Jesus vergeistigte aber seinen Fleischesleib, als er in den Himmel auffuhr.“ Wir fragen aber: Vergeistigten dann auch die Engel, die am Auferstehungstag und am Tag der Himmelfahrt Christi Menschengestalt angenommen hatten, um den Jüngern zu erscheinen, ihren Leib, als sie in das unsichtbare geistige Reich zurückkehrten? Vergeistigte Jesus auch die Kleider, in denen er seinen Jüngern erschienen war?
Jesus muß Kleider materialisiert haben, denn die Kleider, die er trug, bevor er an den Pfahl geschlagen wurde, verteilten die Soldaten hinterher unter sich, und den nahtlosen Leibrock verlosten sie. Die Grabtücher, in die seine Leiche eingehüllt gewesen, und das Tuch, das auf sein Haupt gelegt worden war, lagen nach seiner Auferstehung noch in der Gruft. (Johannes 19:23, 24; 20:5-7) Wenn der auferweckte Jesus neue Kleider materialisieren konnte, dann konnte er doch bestimmt auch jedesmal einen passenden Leib materialisieren, wenn er seinen Jüngern erschien, und ihn danach wieder entmaterialisieren. Er brauchte ihn also nicht zu vergeistigen!

DAS OPFER NICHT VOM ALTAR ZURÜCKGENOMMEN
Was bedeutete es, wenn Jesus mit seinem Leib von Fleisch, Blut und Knochen in den Himmel aufgefahren wäre und nun dort immer noch darin lebte? Es bedeutete, daß niemand von den Toten auferstünde. Warum nicht? Weil Jesus dann sein Opfer wieder vom Altar zurückgenommen hätte!
Jesus sagte: „I c h bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herniedergekommen ist; wenn jemand von diesem Brote ißt, so wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das i c h geben werde, ist mein Fleisch, welches i c h geben werde für das Leben der Welt. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und i c h werde ihn auferwecken am letzten Tage; denn mein Fleisch ist wahrhaftig Speise, und mein Blut ist wahrhaftig Trank.“ (Johannes 6:51, 54, 55) Wie könnten wir sein Fleisch essen und sein Blut trinken, um ewiges Leben zu haben, wenn er doch sein Fleisch und sein Blut benötigte, um im Himmel zu leben? Schon ein altbekanntes Sprichwort sagt: Man kann den Kuchen nicht essen und ihn gleichzeitig haben!
Angenommen, Jesus sei in seinem irdischen, menschlichen Leib im Himmel, dann wüßten wir, wie Gott aussieht, denn Geistliche, die lehren, daß Jesus mit seinem menschlichen Leib in den Himmel aufgefahren sei, lehren auch, daß Jesus Gott selbst sei. Gott sähe demnach so aus wie Jesus, als er auf der Erde war. Er wäre wahrscheinlich etwa 1,8 Meter groß, hätte eine jüdische Nase, vielleicht einen Bart, Geschlechtsorgane wie ein Mensch und wöge etwa zweihundert Pfund oder hundert Kilo. Vielleicht sähe er so aus wie in Michelangelos Darstellung des Jüngsten Gerichts in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans. Jesus sagte jedoch zu den Juden: „Der Vater, der mich gesandt hat, der hat von mir gezeugt. Ihr habt niemals weder seine Stimme gehört noch seine Gestalt [morphe̱] gesehen.“ (Johannes 5:37, Lu) Und der Apostel Johannes schrieb an Christen: „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ (1 Johannes 3:2, Lu) Wäre Jesus mit seinem menschlichen Leib in den Himmel aufgefahren, dann stimmten diese Worte des Johannes nicht, denn dann wüßten wir, wie Christen nach ihrer Auferstehung von den Toten im Himmel aussehen werden.
Noch etwas: Wäre Jesus in seinem Fleischesleib im Himmel, so hätte er auch ein vollständiges Verdauungssystem samt Mund und Magen. Auch seine treuen Jünger, die in den Himmel kommen, wären dann mit diesen Organen ausgestattet. Wir erinnern uns, daß Jesus zu ihnen einmal sagte: „I c h verordne euch, gleichwie mein Vater mir verordnet hat, ein Reich, auf daß ihr esset und trinket an meinem Tische in meinem Reiche.“ (Lukas 22:29, 30) Nach dem Essen und Trinken würden Speise und Trank durch den Verdauungskanal befördert, und dann? Jesus sagte: „Begreifet ihr noch nicht, daß alles, was in den Mund eingeht, in den Bauch geht und in den Abort ausgeworfen wird?“ (Matthäus 15:17) Demnach müßte es nun im Himmel auch Aborte geben, öffentliche und private, und Jesus, der nach der Auffassung vieler Geistlicher Gott selbst sein soll, müßte wie ein Mensch seine Notdurft verrichten, etwas, was er vor seiner Menschwerdung nie tun mußte. So müßte es sein, wenn wir ihre Argumente bis zur letzten Konsequenz verfolgen.
Wie vernünftig ist dagegen doch die Bibel, wenn sie sagt, daß „Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können“! (1 Korinther 15:50) In seinen erläuternden Ausführungen über den Versöhnungstag (Jom Kippur), den die Juden jährlich feierten, beweist der jüdisch-christliche Paulus, daß Jesus Christus seinen Fleischesleib nicht in den Himmel mitnahm, sondern ihn als ein menschliches Schlachtopfer zurückließ.
Nach dem 16. Kapitel des 3. Buches Mose ging der jüdische Hohepriester am jährlichen Versöhnungstag mit dem Blut des geopferten Farren oder jungen Stieres und des geopferten Bockes in das Allerheiligste des von Menschen errichteten heiligen Zeltes oder Tempels hinein. Die Häute, das Fleisch und der Mist des Farren und des Bockes mußten beseitigt werden, indem sie außerhalb des Lagers oder der Gemeinde verbrannt wurden. Der Farren und der Bock stellten den sündlosen Jesus Christus als menschliches Schlachtopfer dar. Das Allerheiligste, in das das Blut des Farren und des Bockes hineingebracht wurde, stellte den Himmel selbst dar, in dem Gott, der Schöpfer, wohnt.
Hören wir, was Gottes Wort selbst darüber sagt: „Christus aber, gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter, in Verbindung mit der größeren und vollkommeneren Hütte, die nicht mit Händen gemacht (das heißt nicht von dieser Schöpfung ist), auch nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blute, ist ein für allemal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erlangt hatte. Denn der Christus ist nicht eingegangen in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen; auch nicht, auf daß er sich selbst oftmals opferte, wie der Hohepriester alljährlich in das Heiligtum hineingeht mit fremdem Blut; sonst hätte er [Christus] oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an; jetzt aber ist er e i n m a l in der Vollendung der Zeitalter geoffenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer.“ — Hebräer 9:11, 12, 24-26.
Wie wurden die Leiber der am Versöhnungstag geopferten Tiere beseitigt? Hebräer 13:10-13 antwortet: „Wir [Christen] haben einen Altar, von welchem kein Recht haben zu essen, die der Hütte dienen. Denn von d e n Tieren, deren Blut für die Sünde in das Heiligtum hineingetragen wird durch den Hohenpriester, werden die Leiber außerhalb des Lagers verbrannt. Darum hat auch Jesus, auf daß er durch sein eigenes Blut das Volk heiligte, außerhalb des Tores gelitten. Deshalb laßt uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend.“
Dem Bild entsprechend, das am Versöhnungstag dargestellt und von Jesus Christus erfüllt wurde, nahm der Sohn Gottes seinen menschlichen Leib nicht in das wirkliche Allerheiligste, den Himmel oder die Gegenwart Gottes, mit. So wie am Versöhnungstag die Leiber der beiden Opfertiere beseitigt wurden, wurde der irdische Leib Jesu nach Gottes Willen beseitigt oder so darüber verfügt, daß gehorsame Menschen durch Glauben davon „essen“ können.
Jesus nahm auch sein buchstäbliches vergossenes Blut nicht in den Himmel mit, sondern nur das, was es versinnbildlichte. Gottes Wort sagt: „Die Seele [das Leben, Lu; nefesch] des Fleisches ist im Blute, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu tun für eure Seelen [nefesch in der Mehrzahl]; denn das Blut ist es, welches Sühnung tut für die Seele [nefesch].“ (3. Mose 17:11, Fußnote) Demnach war Jesu vergossenes Blut ein Sinnbild seines dahingegebenen menschlichen Lebens. Es stellte den Wert seines geopferten Lebens dar. Der jüdische Hohepriester, der mit dem Versöhnungsblut durch den inneren Vorhang in das Allerheiligste des Zeltes der Anbetung hineinging, stellte somit den von den Toten auferstandenen Jesus dar, der mit dem Wert seines menschlichen Opfers in den Himmel selbst einging, um ihn dort Gott, seinem Vater, darzubringen. Sein Blut, das Symbol seines Lebens, wurde für unser Leben, das von unserem Blut abhängt, geopfert.

Wachtturm 15.April 1963

eine andere Meinung

In Bezug auf die Beschaffenheit des Auferstehungsleibes Jesu sind viel entscheidender als die Texte über das Erscheinen und Verschwinden Jesu jene Texte, die zeigen, dass Jesus eindeutig einen natürlichen Leib mit „Fleisch und Knochen“ (Lk 24,39) hatte, der essen und trinken, Brot brechen, ein Frühstück zubereiten und betastet werden konnte. Anders als die Schriftstellen über das Erscheinen und Verschwinden Jesu lassen diese Texte keine alternative Erklärung zu, die den natürlichen Leib Jesu leugnet – Harris selbst stimmt zu, dass Jesus in diesen Bibelstellen einen Leib aus Fleisch und Knochen hatte. Doch was sollten diese körperlichen Erscheinungen die Jünger lehren, wenn nicht, dass Jesu Auferstehungsleib eindeutig ein natürlicher Leib war? Wenn Jesus in demselben körperlichen Leib von den Toten auferstanden ist, der gestorben war, und wenn er wiederholt in jenem körperlichen Leib den Jüngern erschien, mit ihnen über vierzig Tage aß und trank (Apg 10,41), und wenn er in demselben natürlichen Leib in den Himmel auffuhr (Apg 1,9) und wenn der Engel sofort den Jüngern sagte: „Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird in derselben Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt in den Himmel auffahren sehen“ (Apg 1,11), dann lehrte Jesus ihnen eindeutig, dass sein Auferstehungsleib ein körperlicher Leib war. Wenn die „gewöhnliche Form“ seines Auferstehungsleibes nichtkörperlich gewesen wäre, dann hätte Jesus sich bei diesen wiederholten körperlichen Erscheinungen dessen schuldig gemacht, die Jünger (und alle nachherigen Leser des Neuen Testaments) zu der fälschlichen Annahme verleitet zu haben, dass sein Auferstehungsleib körperlich geblieben sei, obwohl er es nicht war. Wenn er üblicherweise nichtkörperlich war und bei der Himmelfahrt für immer nichtkörperlich würde, dann wäre es sehr irreführend, wenn Jesus sagte: „Seht an meinen Händen und meinen Füßen, dass ich es bin! Rührt mich an und schaut, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich es habe“ (Lk 24,39). Er sagte nicht: „… Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich es vorübergehend habe“! Es wäre falsch gewesen, die Jünger zu lehren, dass er einen körperlichen Leib hatte, wenn er ihn in seiner gewöhnlichen Daseinsweise in Wirklichkeit gar nicht hatte.
Wenn Jesus die Jünger hätte lehren wollen, dass er nach Belieben erscheinen und verschwinden könne (wie Harris behauptet), dann hätte er leicht vor ihren Augen verschwinden können, sodass sie dieses Ereignis eindeutig hätten aufzeichnen können. Oder er hätte leicht durch eine Wand hindurchgehen können, während sie ihn beobachteten, anstatt bloß plötzlich in ihrer Mitte zu stehen. Kurz gesagt, wenn Jesus und die Schreiber des Neuen Testaments uns hätten lehren wollen, dass der Auferstehungsleib gewöhnlich und wesenhaft nichtmateriell wäre, dann hätten sie dies tun können, doch stattdessen gaben sie viele klare Hinweise, dass er gewöhnlich körperlich und materiell war, obwohl es sich um einen Leib handelte, der vollkommen gemacht, für immer von der Schwachheit, der Krankheit und dem Tode befreit worden war.
Schließlich ist noch eine weitreichende dogmatische Überlegung in Betracht zu ziehen: Die leibhaftige Auferstehung Jesu und sein ewiger Besitz eines körperlichen Auferstehungsleibes liefern eine klare Bestätigung für die Güte der materiellen Schöpfung, die Gott ursprünglich gemacht hatte: „Und Gott sah alles, was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut“ (1. Mose 1,31). Wir als auferweckte Männer und Frauen werden in Ewigkeit in neuen Himmeln und auf einer neuen Erde leben, „in welchen Gerechtigkeit wohnt“ (2. Petr 3,13). Wir werden auf einer erneuerten Erde leben, die „freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbnisses“ (Röm 8,21; Elbf) und wie ein neuer Garten Eden werden wird. Dort wird ein neues Jerusalem sein, „und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Völker in sie bringen“ (Offb 21,26), und dort wird sein ein „Strom vom Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der ausging vom Thron Gottes und des Lammes. In der Mitte zwischen ihrer Straße und dem Strom, von dieser und von jener Seite aus, war der Baum des Lebens, der zwölfmal Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt“ (Offb 22,1–2). In diesem sehr materiellen, physischen, erneuerten Universum scheint es so, dass wir als Menschen mit körperlichen Leibern leben werden, die für das Leben in der erneuerten natürlichen Schöpfung geeignet sein werden. Ausdrücklich bekräftigt der körperliche Auferstehungsleib Jesu die Güte der ursprünglichen Erschaffung des Menschen durch Gott nicht als ein bloßer Geist wie die Engel, sondern als eine Kreatur mit einem natürlichen Leib, der „sehr gut“ war. Wir dürfen nicht dem Irrtum verfallen, annehmen zu wollen, dass immaterielle Existenz in irgendeiner Weise eine bessere Daseinsform für Kreaturen wäre:15 Als Gott uns als den Höhepunkt seiner Schöpfung machte, gab er uns natürliche Leiber. In einem vollkommen gemachten körperlichen Leib erstand Jesus von den Toten auf, regiert er jetzt im Himmel und wird er wiederkommen, um uns auf ewig in seine Gemeinschaft aufzunehmen.

Theologisches Lehr- und Studienmaterial des Martin Bucer Seminars

Dieser und der darauf folgende Abschnitt haben zu Recht eine fruchtbare Debatte ausgelöst. Paulus antwortet schließlich in 1 Kor 15,44, dass Gottes Volk einen „geistlichen Leib“ (sōma pneumatikon) erhalten wird, der „unsterblich“ und „unvergänglich“ ist. Die platonischen Anklänge an „einen geistlichen Leib“ lassen leicht das Bild eines ätherischen, immateriellen Körpers entstehen. Aber das ist wahrscheinlich nicht das, was Paulus im Sinn hat. Hier betont er, dass der Körper, den Gott bei der Auferstehung schenkt, vom Geist angetrieben wird und nicht aus Geist besteht. Eine passende Analogie wäre ein „Dampfschiff“ (so auch Wright 2003, 352). Der letztgenannte Ausdruck bezeichnet kein wispy Boot, das aus Dampf besteht, sondern ein Boot, das durch Dampf angetrieben oder mit Energie versorgt wird. Mit dem „geistlichen Leib“ meint Paulus auch keinen Körper, der aus Geist besteht, sondern einen, der von Gottes Geist angetrieben wird (vgl. Engberg-Pedersen 2010, 28-30). Wright (2003, 283) weist darauf hin, dass „die griechischen Formen, die auf nos enden, sich auf das Material beziehen, aus dem etwas besteht, während die Formen, die auf kos enden, entweder ethisch oder funktional sind und sich auf die Sphäre beziehen, zu der es gehört, oder auf die Kraft, die es belebt“ (siehe auch Moulton 1908-1976, 2:378, zitiert in Wright 2003, 351n120).

Der Sprachgebrauch von Paulus unterstützt diese Schlussfolgerung. Zum Beispiel sagt Paulus in 1 Korinther 3,1 aufgrund der eifersüchtigen Spaltungen unter den Gläubigen, dass sie „fleischlich“ und nicht „geistlich“ (pneumatikois) sind. Hier vergleicht er nicht ihre körperliche Beschaffenheit, sondern die Kraft, die ihre Person und damit ihr Verhalten beseelt. Auch in Gal 5,16-17 unterscheidet Paulus zwischen „Geist“ und „Fleisch“ und ermahnt die verwirrten Galater, sich vom Geist leiten zu lassen, statt sich vom Fleisch verführen zu lassen. Noch einmal: Er ermahnt sie nicht, aus ätherischem Geist und nicht aus Haut zu bestehen; er ermahnt sie, sich der Kraft des Geistes zu unterwerfen und nicht der des feindlichen Fleisches. Deshalb kann er sich in Gal 6,1 an die „Geistlichen“ (hoi pneumatikoi) wenden, also an diejenigen, die aufgrund der Führung des Geistes in der Lage sind, einen in Sünde Gefangenen sanft wiederherzustellen. Zahlreiche weitere Beispiele zeigen einen vergleichbaren Gebrauch (Röm 1,11; 7,14; 1 Kor 2,13-15; 10,3-4; 12,1; 14,1; Eph 1,3; 5,19; Kol 1,9; 3,16).

Das Problem, das Paulus mit dem jetzigen Körper sieht, ist also nicht, dass er physisch und nicht ätherisch ist, sondern dass er dem Tod und dem Verfall unterworfen ist. Die Lösung für dieses Problem besteht also nicht darin, einen ätherischen Körper zu bekommen, sondern einen physischen, der nicht dem Tod und der Verwesung unterworfen ist; oder, um es mit den Worten des Paulus zu sagen: „Dieses Vergängliche muss das Unvergängliche anziehen, und dieses Sterbliche muss die Unsterblichkeit anziehen“ (1 Kor 15,53; siehe auch 2 Kor 5,1-4). Seine Aussage, dass „Fleisch und Blut“ das Reich Gottes nicht erben können, sollte als funktionale Parallele zu seinen Aussagen über „sterbliche“ und „vergängliche“ Körper verstanden werden. Mit anderen Worten: Mit „Fleisch und Blut“ meint er nicht die bloße Körperlichkeit oder den Status der Verkörperung; er bezieht sich auf „Fleisch und Blut“ in seinem Zustand der Unterwerfung unter Tod und Verfall (siehe z. B. Jeremias 1956, 153; Maston 2016, 13). Der Auferstehungsleib wird also körperlich sein, von Gottes Geist belebt und nicht dem Tod und der Verwesung unterworfen. Diese Schlussfolgerungen erlauben es uns, etwas über die Beschaffenheit von Jesu Auferstehungsleib zu sagen. Paulus bringt die Leugnung der zukünftigen Auferstehung durch die Korinther mit einer konsequenten Leugnung der Auferstehung Jesu in Verbindung. Wenn die Leugnung der zukünftigen Auferstehung die Leugnung der Auferstehung Jesu beinhaltet, dann beinhaltet Paulus‘ Beschreibung der zukünftigen Auferstehungsleiber vermutlich auch eine Beschreibung dessen, was seiner Meinung nach mit Jesus geschehen ist. Daher beschreibt er in seiner Darstellung der zukünftigen Auferstehung, was bereits mit Jesus geschehen ist; folglich war der Auferstehungsleib Jesu physisch, vollständig vom Geist belebt und unsterblich (vgl. Moffitt 2011).

Craig A. Evans – Ein Handbuch über die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens

und zum Schluß noch die für mich wichtigste Zusammenfassung:

Die Natur des Auferstehungsleibes

Bezüglich der Natur des Auferstehungsleibes, den Jeschua hatte, gibt es neun spezifische Dinge zu beachten. Erstens wurde er, wie bereits bei der Untersuchung des historischen Abschnitts erwähnt, nicht immer sofort erkannt. Es waren genug Veränderungen an seinem Auferstehungsleib aufgetreten, dass das Erkennen nicht sofort möglich war, aber es gab genug Ähnlichkeiten, dass diejenigen, die ihn kannten, ihn schließlich als genau den erkannten, den sie vorher kannten (Lk. 24:16, 31; Johannes 20:15; 21:7). Es gab viele Veränderungen und doch viele Ähnlichkeiten.
Zweitens hatte Jesus die Fähigkeit, zu erscheinen und zu verschwinden (Lk. 24:31-36; Johannes 20:19).
Drittens: Sein neuer Körper hatte kein Problem mit physischen Barrieren. Er konnte durch Wände und geschlossene Türen hindurchgehen (Johannes 20:19).
Die vierte Sache über die Natur Seines Auferstehungsleibes ist, dass es ein materieller Körper war. Obwohl Er die Fähigkeit hatte, zu erscheinen und zu verschwinden und keinen physischen Schranken unterworfen war, war es ein materieller Körper aus Fleisch und Knochen, wie Jeschua selbst beschrieb (Lk. 24:39-40). Normalerweise würde man erwarten, dass die Lesung „Fleisch und Blut“ lautet, aber der Auferstehungsleib enthält kein Blut. Es ist kein bluthaltiger Körper, sondern ein geisthaltiger Körper. Anstelle von „Fleisch und Blut“ heißt es also „Fleisch und Gebein“.
Fünftens hatte der Auferstehungsleib Jesu immer noch die Nagelabdrücke und die Speerwunde (Johannes 20:24-27). Die Spuren der Kreuzigung waren noch sehr deutlich an seinem Körper zu sehen.
Die sechste Sache über die Natur Seines Auferstehungsleibes ist, dass er nicht nur Geist war. Jeschua aß Fisch und Brot, um zu zeigen, dass Er nicht nur ein Geist, eine Erscheinung oder ein Gespenst war (Lk. 24:41-43).
Siebtens: Sein Auferstehungsleib konnte gefühlt werden. Obwohl Er die Fähigkeit hatte, zu erscheinen und zu verschwinden und durch Wände zu gehen, gab es genug Fleisch- und Knochenmaterial, dass Sein Körper gefühlt werden konnte (Matthäus 28:9; Lk. 24:39; Johannes 20:17).
Achtens: Der Auferstehungsleib von Jesus war sichtbar. Es war ein Körper, den man im Alltag sehen konnte. Es war nicht nur eine Vision oder ein Traum, sondern es war ein normaler, alltäglicher Anblick (Johannes 20:20).
Die neunte Sache über die Natur des Auferstehungsleibes des Messias ist, dass er atmen konnte und tat (Johannes 20:22).

Im Licht dieser neun Dinge können drei Schlussfolgerungen gezogen werden. Erstens: Es war derselbe Körper, der gestorben ist. Das war kein neu geschaffener Körper, sondern derselbe Körper, der in das Grab gelegt worden war. Zweitens: Derselbe Körper erfuhr eine Veränderung, keine absolute, totale Veränderung, aber eine große Veränderung in vielen Bereichen. Es gab genügend Veränderungen, so dass Er nicht sofort erkannt wurde; dennoch blieben genügend Elemente erhalten, so dass Er als derselbe Jeschua erkannt wurde. Drittens: Der Auferstehungsleib des Messias war verherrlicht, doch diese Herrlichkeit war während der vierzig Tage des Dienstes nach der Auferstehung noch verhüllt. Als er erschien, sah er wie ein normaler Mensch aus, wie es bei den Frauen im Garten und bei den beiden Jüngern auf der Emmausstraße der Fall war. Während der vierzig Tage des Dienstes nach der Auferstehung war die Herrlichkeit verhüllt, aber nach seiner Himmelfahrt war sie nicht mehr verhüllt (Philipper 3,21; Offenbarung 1,12-18).

Dies sind die Fakten bezüglich der Natur des auferstandenen Körpers von Jeschua. Es ist nicht immer klar, ob einige Dinge wahr sind, weil es ein auferstandener Körper war oder weil Er Gott ist. Einige Dinge werden für unseren auferstandenen Körper wahr sein, aber einige Dinge werden sicherlich nicht für uns wahr sein. Zum Beispiel wird gesagt, dass unser auferstandener Körper perfekt ist, ohne Anzeichen von Alterung oder Beschädigung, aber der Körper von Jeschua hatte immer noch die Nagelabdrücke. Was also für seinen Auferstehungsleib galt, wird nicht unbedingt auch für unseren gelten, obwohl es viele Ähnlichkeiten geben wird.

Arnold Fruchtenbaum – Die Auferstehung des Messias

und vergiß nicht seine Taten – II

Preise Jahwe, o meine Seele, / Und all mein Innres (Damit sind gemeint das Herz, die Nieren usw., die nach biblischer Anschauung nicht nur dem leiblichen, sondern auch dem seelisch-geistigen Leben dienen.) seinen heiligen Namen!
Preise Jahwe, o meine Seele, / Und vergiß nicht all seiner Segenstaten!
Er vergibt dir all deine Missetat, (Die sündenvergebende Gnade ist dem Dichter die höchste aller göttlichen Segenswohltaten.) / Schafft all deiner Krankheit Heilung.
Ludwig Albrecht – Ps 103,1–3

Mit meiner Seele will ich den Herrn loben und von ganzem Herzen will ich seinen heiligen Namen preisen.
Mit meiner Seele will ich den Herrn loben und das Gute nicht vergessen, das er für mich tut.
Er vergibt mir alle meine Sünden und heilt alle meine Krankheiten.
Neues Leben – Bibel 2006 – Psalm 103,1–3

2020 war die Frage: Was hat ER schon für DICH getan? Zähle doch einmal auf!

Und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! Dieser Satz erinnert daran, dass von Gottes Seite es nie an einem reichen Stoffe fehlt, ihn zu loben, wenn nur nicht unsere Undankbarkeit hindernd dazwischen träte. Erstlich lehrt uns nun der Herr, dass er darum so freundlich mit uns handelt, damit sein Name durch uns gepriesen werde. Zugleich aber straft er unsre eitle Flüchtigkeit, die uns vielmehr anderswohin umtreibt. Denn woher anders kommt es, dass wir in dieser wichtigsten Übung der Frömmigkeit so gleichgültig sind, als dass Gottes unermessliche Wohltaten, die am Himmel und auf der Erde offenkundig sind, sich in unsern Herzen unter einer schändlichen und gottlosen Vergesslichkeit begraben lassen müssen? Indem der Prophet uns lediglich vor diesem Vergessen warnt, zeigt er, dass die Neigung zu unserer Pflicht vorhanden sein müsste, wenn nur das Andenken an Gottes Wohltaten in uns lebendig wäre.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

David gab sich selbst den Befehl ( du meine Seele ), den Herrn von ganzer Seele zu preisen, d. h. sich ganz dem Lobpreis des heiligen Namens Gottes hinzugeben (vgl. Ps 33,21 ). Das war mit Sicherheit angesichts der vielen Wohltaten des Herrn gerechtfertigt.
David pries den Herrn für seine vielen Gnadentaten, für seine Vergebung der Sünden (V. 3 a), für die Heilung von Krankheit (V. 3 b), für die Errettung vom Tod (V. 4 a; Grube ist ein Synonym für Grab), für die Bereicherung seines Lebens durch Gottes Gnade (vgl. V. 8.11.17 ), für sein gnädiges Erbarmen (vgl.V. 8.13 ; Ps 116,5; 119,156 ), für Davids Sättigung ( mit Gutem ; vgl. Ps 104,28;107,9 ) und für die Erneuerung seiner Jugend. Wenn hier gesagt wird, daß Gott uns „krönt“, dann weist dieser Ausdruck auf seine Gnade hin, die er schenkt (so wie in Ps 8,6 ). Der Psalmist erfuhr durch Gott eine geistliche Neubelebung wie ein Adler, der sein ganzes Leben hindurch seine Stärke behält (vgl. Jes 40,31 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Vor Gott zu treten und ihm zu danken (und zum Lobpreisen fortzuschreiten) bedarf eines wachen und bereiten Inneren. Denn der Mensch ist vor Gott nicht ohne weiteres empfangsbereit: »… der Wille zum Aufhorchen, vor Gott zu treten und dem lebendigen Eindruck von ihm die Seele zu öffnen« (Weiser) muß erst kommen. Er kommt zwar durch Gottes Gnade, aber diese wirkt nicht ohne den Selbstentschlußa des Beters.
Man kann allerdings auch sagen, daß hinter der Aufforderung an sich selbst (meine Seele) zuzeiten auch die Freude steht, zu Gott kommen zu dürfen. So wird der Dank an Gott nicht aus einem halbbewußten oder gar unbewußten und zwanghaften Gottesverhältnis geboren, sondern aus einem freien und spontanen Entschluß heraus. Die »Seele« vertritt hier den vitalen Menschen, wie er leibt und lebt, darum heißt das Parallelwort all mein Inneres. Im Preisen, das hier ein konkretes Danken ist, ereignet sich eine Wiederholung der Gottesgeschichte, mit dem Ziel, »Gott gleichsam noch einmal vor sich zu sehen« (Weiser), und zwar alle seine Wohltaten. Persönlicher Dank kann nicht absehen von dem, was Gott seinem Volk getan hat. Vergiß nicht kann der Beter zu sich selbst sagen, weil Gott in seinem Herzen und seinen Gedanken gegenwärtig ist.

Wuppertaler Studienbibel

Danken, nur danken! So schnell sind vergessen Gaben, von oben empfangen, weil wir nur rechnen und weil wir nur messen nach unserm eignen Verlangen. Ach, und wir haben doch Anrecht alleine
nur auf den Zorn, nichts daneben; was kann der Heilige, Mächt’ge und Reine anders den Sündern wohl geben?
Dennoch, Er heilte den blutenden Schaden, zahlte die Menge der Schulden, will sich in Liebe und Güte und Gnaden immer von neuem gedulden.
Und wir vergessen! Wir murren und klagen, fordern und mäkeln ohn‘ Ende, mögen das Kreuz und die ändern nicht tragen, binden Gott selber die Hände!
Sehen nur immer, was Schweres wir haben, was wir verloren, besessen, und Seiner Liebe tagtägliche Gaben, sie sind daneben vergessen!
Danken, nur danken, allzeit und für alles, darin liegt Kraft und Vermögen; nur nicht vergessen, was trotz tiefen Falles alles uns wurde an Segen.
Er hat und will uns doch niemals vergessen, setzt Seiner Liebe nie Schranken; größeren Reichtum hat niemand besessen, drum nicht vergessen, und danken!

Hilfe und Nahrung – 1981

Der Psalmist ermahnt sich selbst, o meine Seele (siehe 42:5, 11; 43:5), Jahwe zu loben, wörtlich zu preisen (siehe 16:7). Dieser Dialog des Psalmisten mit seinem inneren Selbst kann in anderen Sprachen unmöglich oder unnatürlich dargestellt werden; SPCL, FRCL und GECL übersetzen „Ich will den Herrn preisen….“. Dies kann ein gutes Modell sein, dem man folgen kann; oder auch: „Ich verspreche, dass ich den Herrn loben werde….“ Der Ausdruck „alles, was in mir ist“ wird manchmal mit „mein ganzes Innerstes“, „mein ganzes Herz“ oder anderen Körperteilen übersetzt, die die ganze Person repräsentieren.
In Vers 1b heißt es bei FRCL für seinen heiligen Namen „der heilige Gott“. Für Übersetzungsvorschläge zu seinem heiligen Namen siehe 33:21.
Segne den Herrn in Vers 2 ist das dritte Mal, dass dieser Ausdruck in den ersten drei Zeilen dieses Psalms vorkommt. Die Wiederholung dient der Betonung, aber in einigen Sprachen nimmt dieses Stilmittel eine andere Form an als die bloße Wiederholung. Der Übersetzer muss die Struktur verwenden, die die Betonung am natürlichsten wiedergibt.
In Vers 2b übersetzt TEV „wie gütig er ist“ ein Wort, das „(gute) Taten“ bedeutet. Im masoretischen Text steht das Wort im Plural (so die meisten englischen Übersetzungen, his benefits; NJB hat „his acts of kindness“); ein hebräisches Manuskript hat den Singular. Es ist vielleicht besser, genauer zu sein: „und vergiss nicht all die guten Taten, die er getan hat“. Das negative „vergiss nicht“ kann durch das positive „vergiss nie“ ausgedrückt werden.

Bratcher – Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

Dankbarkeit ist unerlässlich für das Leben des Glaubens… Wir lesen in der Tora: ′′ Und du sollst den HERRN, deinen Gott, für das Gute segnen ′′ (Deut. 8:10). Wann immer wir von etwas profitieren oder genießen, werden wir Gott segnen (d. h. Gott für seine Güte danken. Tatsächlich ist der hebräische Ausdruck für Dankbarkeit Hakarat tovah (haká̇raţ twòbáh), eine Redewendung, die bedeutet, ′′ das Gute zu erkennen.“ Das Herz schaut durch die Augen, und deshalb ist das, was wir sehen, letztendlich eine spirituelle Entscheidung: ′′ Wenn dein Auge ′′ Single ist ′′ (i. e., haploûs, ehrlich, konzentriert),“ Yeshua sagte: ′′ Dein ganzer Körper wird mit Licht erfüllt sein ′′ (Matt. 6:22). Wenn wir richtig sehen, werden wir in den kleinen Dingen des Lebens zur Gegenwart Gottes geweckt, diese kleinen Wunder und ′′ Zeichen und Wunder die uns ständig umgeben. Das gute Auge des Glaubens sieht Hunderte von Gründen, Gott für das kostbare Geschenk des Lebens zu segnen (1 Kor. 10:31).
′′ Danke dem HERRN, denn er ist gut; seine Liebe währt ewig ′′ (Psalm 136:1); ′′ danke dem HERRN immer ′′ (Sp. 3:17; Eph. 5:20; 1 Thess. 5:18)… Dankbarkeit ist für unser Leben als Anhänger von Yeshua. Tatsächlich gibt es wirklich nur zwei Gebete, die wir Gott je anbieten, nämlich ′′ Hilfe, HERR!“ und ′′ Danke, HERR.“ Meister Eckhart bemerkte einmal, dass wenn das einzige Gebet, das du in deinem ganzen Leben sprichst, ′′ Danke ′′ wäre, das genügt… Echtes Gebet schlussendlich zu einem Ausdruck des Dankes. Wir sollen ′′ die Brücke, die uns hinüberführt ′′ in die Gegenwart und die Liebe Gottes loben, und diese Brücke ist Yeshua, unser Herr.
Das in der Tora erwähnte ′′ Dankopfer ′′ (d. h. zevach ha-todah: zebaẖ haţ̇wòdád) wird auch im Neuen Testament erwähnt. Im Buch der Hebräer wurden angewiesen, ′′ Gott ständig ein Opfer des Dankes (zebaẖ ţ̇wòdáh) zu bringen, das heißt die Frucht der Lippen, die seinen Namen anerkennen ′′ (Heb. 13:15). Interessant ist, dass das griechische Verb, das früher ′′ angeboten ′′ wurde (d. h. anaphérō) verwendet wird, um das hebräische Verb ′′ zu übersetzen ′′ (karov) in Leviticus zu übersetzen. Mit anderen Worten, das ′′ Dankesopfer ′′ für das Opfer von Yeshua funktioniert als ′′ Korban ′′ und bringt uns Gott nahe. Gott für die persönliche Erlösung zu danken bedeutet ′′ Rechte Opfer ′′ (zibĕẖéy-ẕedeq), während wir uns Gott in der Hoffnung Seiner Liebe nähern (Psalm 4:5; Heb. 7:19).

Hebräisch für Christen

Schmeckt & seht! – II

Kostet und sehet, dass gütig der Ewige ist; Heil dem Manne, der bei Ihm sich birgt.
Zunz 1997 – Ps 34,9

Spürt und seht, wie gütig der HERR ist.
Wohl dem, der bei ihm Zuflucht sucht.
Zürcher Bibel 2007 – Psalm 34,9

Erprobt es doch selbst und erlebt es:b
Der HERR ist gütig!
Wie glücklich sind alle,
die bei ihm Zuflucht suchen!
Gute Nachricht Bibel 2018 – Psalm 34:9

weitere Bibelübersetzungen und zwei Kommentare zu diesem Vers 2020 >>

Frage: welche der zwei folgenden Meinungen sind Deiner Meinung gemäß dieses Psalmwortes richtig?

Meinung 1:

Wir werden ermuntert, nicht nur in der Bibel zu lesen, sondern auch nach dem Gelesenen zu handeln (Psalm 119:2). Zudem fordert uns die Bibel auf: „Schmeckt und seht, daß Jehova gut ist; glücklich ist der kräftige Mann, der zu ihm Zuflucht nimmt“ (Psalm 34:8). Sie lädt uns praktisch ein, Gott auf die Probe zu stellen. Man sollte versuchen, nach Gottes Grundsätzen zu leben, indem man darauf vertraut, daß er weiß, was für einen am besten ist. Erst dann wird man erkennen, daß es sich dabei tatsächlich um den richtigen Weg handelt. Wer so auf Gott vertraut, ist wirklich glücklich.

Die Bibel — Gottes oder Menschenwort?

Hier ein paar Fragen zur Selbstprüfung: Bin ich völlig davon überzeugt, dass Gottes Normen richtig sind? Glaube ich fest daran, dass sie für mich das Allerbeste sind? (Psalm 19:7-10; Jesaja 48:17, 18). Hast du daran den leisesten Zweifel, dann tu etwas dagegen. Denke darüber nach, was es für Konsequenzen hat, wenn man Gottes Gesetze ignoriert. Schmecke und sieh, dass Jehova gut ist, indem du die Wahrheit wirklich lebst und dich auf das konzentrierst, was wahr, gerecht, moralisch einwandfrei, gut und achtbar ist (Psalm 34:8; Philipper 4:8, 9). Du kannst darauf bauen: Je mehr du dich darum bemühst, desto größer wird deine Liebe zu Gott und umso mehr wirst du das lieben, was er liebt, und das hassen, was er hasst.

Bewahrt euch in Gottes Liebe

Meinung 2:

Wer den Retter kennt, sehnt sich danach, von ihm zu anderen zu reden. Sie sagen wie die vier Aussätzigen in Samaria: »Wir tun nicht recht. Dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft. Schweigen wir …, so wird uns Schuld treffen« (2Kö 7,9). Und so rufen sie die gute Botschaft aus: »Schmecket und sehet, dass der HERR gütig ist! Glückselig der Mann, der sich bei ihm birgt.«
Dies ist die maßgebende, dringende Einladung an die Unbekehrten. Wir mögen begründen, argumentieren, uns der Logik bedienen und Beweise für das Christentum heranziehen; aber wenn alles gesagt und getan ist, muss der Mensch für sich selbst »schmecken und sehen«. Murdoch Campbell schreibt:
Wir mögen über Gott diskutieren, über seine Existenz und über äußere Beweise, die aus der Schöpfung und Vorsehung entnommen sind. Doch nur wenn seine Liebe und Gegenwart unsere Herzen berührt, können wir ihn wirklich in seiner unaussprechlichen Güte erkennen.

Dann folgt die Einladung an die Bekehrten. Es ist der Aufruf zum Leben im Glauben. Die Heiligen werden eingeladen, im Glauben und nicht im Schauen zu wandeln und so Gottes wunderbare, wundersame und überreiche Vorsehung zu erleben. Es ist die Botschaft von Matthäus 6,33: »Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden.«

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Schmeckt und seht usw. ist derselbe Gedanke, den der Apostel in I. Petrus 2,3 ausdrückt. Manchmal lehnen Kinder bestimmte Lebensmittel ab, die ihnen angeboten werden, und geben als Grund an, dass sie sie „nicht mögen“. Die Eltern sagen ihnen dann wahrscheinlich, dass sie herausfinden würden, dass sie die Lebensmittel mögen, wenn sie sie nur probieren würden. Genauso verhält es sich in vielen Fällen mit den Kindern Gottes. Sie bilden sich ein, dass sie die Dinge, die ihnen angeboten werden, nicht mögen würden, obwohl sie noch nicht einmal das Interesse hatten, sie zu probieren und zu sehen.

E.M. Zerr – Psalm

Die Gottesfürchtigen können sicher sein, dass Gott auf jede Bezeugung persönlichen Glaubens antwortet. Wenn der Fall es erfordert, sendet Er Seinen Engel zu ihrem Schutz, so dass sie sich trotz der sie umgebenden Gefahren in Sicherheit fühlen (Verse 7 und 8; Ps 35,5.6; Apg 12,11). Das Ergebnis ist, dass ihre Gesichter nicht mehr von Kummer und Sorge geprägt sind, sondern vor Freude strahlen als ein Widerschein der Güte Gottes. Jeder Gläubige, der seine Zuflucht zu Ihm nimmt (Vers 9), wird Erfahrungen machen von dem Glück, in Ihm geborgen zu sein, und dies desto deutlicher, je größer die vorhergehende Not war (Ps 84,12f; Klgl 3,22–26; Jak 5,11; 1. Pet 2,3). Solche geistlichen Erfahrungen kann man von niemand lernen oder übernehmen, sie müssen ganz persönlich im Leben des Gläubigen gemacht werden. Durch das selbst Erlebte lernen wir den Wert der Liebe und Güte unseres Herrn am besten kennen. In der Aufforderung, dies zu „schmecken“, liegt nichts Mahnendes (Vers 9). Der Dichter wünscht seinen Lesern die gleichen segensreichen Erfahrungen, auf die er selbst zurückblicken kann. Wenn der Gläubige auch durch schwere Erprobungen geführt wird, so wird er doch nachher bestätigen: „Keinen Mangel haben, die ihn fürchten“, und: „die den HERRN suchen, ermangeln keines Guten“ (Verse 10 und 11). Durch Glauben ist der Geprüfte überzeugt: „Mir wird nichts mangeln“ (Ps 23,1 und 107,9). Dieses gläubige Vertrauen hat nicht einen garantierten Lebenserfolg und ungestörte Wohlfahrt im Sinn. Auch steht dem Glauben nicht lediglich die Abhilfe vom Mangel vor Augen. Viel wichtiger ist ihm die unendliche Liebe und Allmacht des himmlischen Vaters.

Karl Mebus – Die Psalmen – Eine Auslegung für die Praxis

Der Psalmist ermahnt nun sein Volk, die Güte des Herrn durch persönliches Ausprobieren und Erleben herauszufinden, wörtlich „schmecken und sehen“, was mit „sich selbst versuchen und herausfinden“ übersetzt werden kann (siehe FRCL). 1 Petrus 2,3 verwendet dieselbe Sprache, die auf der Septuaginta-Übersetzung dieses Abschnitts beruht. Das Verb, das normalerweise mit sehen übersetzt wird, wird von Dahood von einer anderen Wurzel abgeleitet, die „tief trinken“ bedeutet, aber sein Vorschlag wurde nicht allgemein akzeptiert. In vielen Sprachen ist es nicht möglich, den Begriff Geschmack in einem anderen Sinne zu gebrauchen als für den Genuss von Speisen oder Getränken. Daher muss man oft sagen: „Schau und lerne“ oder „Sieh und finde heraus“. In einigen Sprachen ist es notwendig, eine Beziehung zwischen dem zweiten und dem ersten Verb anzugeben, z. B. „Schau, um zu lernen“ oder „Hör zu, um zu wissen“.

Für Zuflucht nehmen siehe Kommentare zu 2:12. In einigen Sprachen müssen die Worte „nimmt Zuflucht zu ihm“ übersetzt werden, z. B. „wer zu ihm geht und er ihn beschützt“ oder „wer ihn bittet, ihn zu verteidigen“.

Bratcher – Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

„Schmecket und sehet, dass der HERR gütig ist!“
Psalm 34,8 revElbf

Das Christsein ist eine Lebensweise. Und es ist eine Lebensweise, die eine völlige Hingabe erfordert; es erhebt, wenn man so will, einen totalitären Anspruch. Es bittet uns nicht lediglich darum, dass wir es in Erwägung ziehen und sagen: „Oh ja, ich kann diese Lehre annehmen; dort hat sie einen guten Schwerpunkt, und das werde ich noch zu ihr hinzufügen!“ Nein; es ist nicht etwas, was wir so anwenden könnten, wie, wann und wo wir es meinen. Jesus spricht: „Trachtet aber zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“ (Matthäus 6,33).
Ich möchte es mit anderen Worten wie folgt ausdrücken: Männer und Frauen werden die Wahrheit des Christentums oder die Segnungen, die es schenken kann, nie erkennen, solange sie sich ihm nicht hingegeben haben. Sie können das Christentum von außen untersuchen, aber sie werden es nie kennen lernen; sie werden es nie bekommen. Unser Herr sagt: „Wenn jemand seinen [Gottes] Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist, oder ob ich aus mir selbst rede“ (Johannes 7,17).
Hier haben wir ein großes fundamentales Prinzip dieser Lebensweise: „Schmecket und sehet, dass der HERR gütig ist“ (Psalm 34,8). Sie werden nie erkennen, dass der HERR gütig ist, solange Sie ihn noch nicht geschmeckt haben; bis Sie ihn versucht haben. Manche von uns sind einem Mann gleich, der in einem Obstgarten steht und sich dort einen Apfelbaum oder einen Birnenbaum anschaut, ihn aber nur auf Abstand untersucht. Jemand sagt zu ihm: „Wissen Sie, dieser Baum hat einen ganz wunderbaren Geschmack. Wenn Sie ihn nur probierten, würden Sie sagen, dass es die wunderbarste Frucht ist, die Sie in Ihrem Leben je gegessen haben.“ Doch der Mann schaut nur zu, und er ist nicht ganz zufrieden; er ist nicht überzeugt, und er kann argumentieren und dort bleiben, solange er will, aber er wird die Frucht nie kennen lernen, bis er sie nimmt und sie in seinen Mund legt und sie abbeißt und sie probiert. „Schmecket und sehet, dass der HERR gütig ist!“
Eine theoretische Untersuchung des Christentums wird uns nie irgendwohin bringen. Unser Herr fordert uns immer zu einer Hingabe auf.

Lloyd-Jones – 365 Gute Aussichten

Den Unterschied ist aufgefallen?
Gut! Die Beziehung zum Schöpfer ist wirklich eine Beziehung! Und Jehovah will „Ausschließlichkeit“ wie ein Ehepartner! Und kannst du dich „bemühen“ deinen Ehepartner zu lieben, dich „bemühen“ nett zu ihm zu sein???? Kannst du dich „bemühen“ eine Frucht zu essen? Nein! Diese Dinge muß man nur WOLLEN und dann TUN!
Wer sich „bemühen muß“ – der ist in einer Religion gefangen, die einen selbst und die Umgebung krank machen kann. Jehovah dagegen will dein und mein Bestes – und ist deshalb der Geber aller guten Dinge!

Gnade oder Verdienst?

denn alle sündigten, und sie reichen nicht an die Herrlichkeit Gottes heran; sie werden geschenkweise gerechtfertigt ‹durch› seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist,
Janzen & Jettel – Röm 3,23–24

Denn darin sind die Menschen gleich:  Alle sind schuldig geworden und spiegeln nicht mehr die Herrlichkeit wider, die Gott dem Menschen ursprünglich verliehen hatte. Aber was sich keiner verdienen kann, schenkt Gott in seiner Güte: Er nimmt uns an, weil Jesus Christus uns erlöst hat.
Hoffnung für Alle – Römer 3,22–24

Folgende Aussage war 2020 hier zu lesen:
Habe ich mich zu Gott hingewandt? Oder hat er mich gezogen? Was kann ich tun, damit ich seine Liebe verdiene? Vielleicht mehr mit anderen über IHN reden, damit er mich liebt? Oder aufhören bestimmte Dinge zu tun, die ER nicht mag? – oder verstehe ich die Bibel richtig, dass seine Liebe zuerst da ist – und diese Liebe in mir dann widergespiegelt wird, und ich aus dieser Liebe heraus, bestimmte Dinge tue oder unterlasse??
Alles andere nennt man wohl dann Religion.

Ein wunderbares Ergebnis der Rechtfertigung vor Gott
Nachdem Paulus die Grundlage der Rechtfertigung (Röm 4,25) vorgestellt hat, fährt er in Römer 5,1 fort: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Frieden ist das wunderbare und zutiefst glücklich machende Ergebnis der gottgemäß geordneten Beziehung zwischen Gott und dem Glaubenden.
Das Ruhen in diesem Frieden und der bleibende Genuss dieses Friedens machen uns dankbar und froh.

Rechtfertigung vor Gott – ein Geschenk seiner Gnade
Das göttliche Urteil ist unmissverständlich: „Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm 3,22.23). Aber dann fährt der Apostel Paulus fort: „… und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist“ (Röm 3,24). Es ist ganz und gar unverdient, dass Gott ehemalige Sünder durch seine Gnade rechtfertigt. Verdient hatten wir die ewige Verdammnis – geschenkt wurde uns die ewig gültige und sichere Stellung vor Gott in vollkommener Übereinstimmung mit seiner Gerechtigkeit!
Was für ein bewunderswerter Wechsel!

Im Glauben leben 2017

Im Gegensatz zu Paulus, der argumentiert, dass die Menschheit nicht durch „Werke des Gesetzes“ gerechtfertigt werden kann, sondern durch Gottes Gnade durch die Erlösungstaten Jesu Christi erlöst worden ist (Gal. 2:16; Röm. 3:19-26), verkünden die Schriftrollen vom Toten Meer wiederholt, dass „Werke des Gesetzes“ der Schlüssel zur Aufrechterhaltung einer angemessenen Beziehung zu Gott und zur Sicherung seiner Segnungen aus dem Bund sind (1QS 6.18-19a; 4Q265 4 ii 3-7a; 4Q394 3-7 i 4-5a; 4Q398 14-17 ii 2b-5).2 Aus der Sicht von Qumran hatte Gott es für angebracht gehalten, die Führer der Gemeinschaft mit der Fähigkeit auszustatten, das Gesetz und seine Bedeutungen richtig zu interpretieren (1QpMic frg. 8-10 6-9; 1QpHab 2.1-10a; 7.4-5; CD 4.4b-10; CD-B 20.6-8). Obwohl diese Auslegungen als Grenzmarkierungen zwischen der Gemeinschaft und anderen Juden fungierten, hatte die Halakha von Qumran auch eine eschatologische Komponente: Ihre Einhaltung garantierte den Status eines Gemeinschaftsmitglieds als Sohn des Lichts und seine Befreiung von den Mächten des Bösen am Ende der Tage (1QM). Das soll jedoch nicht heißen, dass die Gnade Gottes in den soteriologischen Bestrebungen der Gemeinschaft keine Rolle spielte. Im Gegenteil, die Mitglieder der Qumran-Gemeinschaft waren sich ihrer eigenen Fehlbarkeit und ihrer Abhängigkeit von Gottes Gnade in allen Aspekten ihrer Beziehung zu ihm sehr bewusst (1QS 2,25b-3,9a; 5,1-6; 11,10b-15; 1QHa 8.26-30; 12.30-34a).

Daniel M. Gurtner – Dieser Welt und der kommenden Welt – Soteriologie im frühen Judentum

Kommt dir bekannt vor : eine Führung, die von Jehovah die Fähigkeit bekommen hat, die Schrift richtig auszulegen??

Nachdem Paulus festgestellt hatte, dass niemand gerecht ist, befasste er sich als Nächstes mit der Manifestation des Offenbarten, indem er die göttliche Antwort auf die allgemeine Schuld formulierte. Diese göttliche Antwort wurde erstmals in 1,17b vorgestellt: „Die Gerechten aber werden aus Glauben leben.

Der Abschnitt beginnt in Vers 21 mit einem betont logischen Übergang: Jetzt aber ist unabhängig vom Gesetz eine Gerechtigkeit Gottes offenbart worden, die durch das Gesetz und die Propheten bezeugt wird. Witmer weist darauf hin, dass die griechische Formulierung für „aber jetzt“, nyni de, „einen scharfen Kontrast zu dem einleitet, was vorher war“. Zweimal spricht der Vers vom Gesetz, das, wie bereits erwähnt, im Griechischen nomos heißt. Im Griechischen wird jedoch nur bei der zweiten Erwähnung von nomos ein bestimmter Artikel vorangestellt. Das hat die Übersetzer der YLT, den Vers wie folgt zu übersetzen: Und nun ist die Gerechtigkeit Gottes unabhängig vom Gesetz offenbart worden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Die erste Erwähnung von nomos bezieht sich auf das Prinzip des Gesetzes und die zweite Erwähnung auf das mosaische Gesetz. Paulus erklärte, dass die Gerechtigkeit Gottes unabhängig von einem Gesetzesprinzip offenbart worden ist. Das mosaische Gesetz und die Propheten zeugten von dieser Gerechtigkeit. Das griechische Wort für „abgesehen von“, chóris, bedeutet nicht „im Gegensatz zu“, sondern „getrennt von“ im Sinne von „unabhängig von“. Unabhängig vom Prinzip des Gesetzes ist Gottes Gerechtigkeit offenbart worden. Die Tatsache, dass das Gesetz und die Propheten dies bezeugten, bedeutet, dass diese Wahrheit bereits in den hebräischen Schriften offenbart wurde. Diese Gerechtigkeit Gottes wird „zugerechnete Gerechtigkeit“ genannt. Etwas zuzurechnen bedeutet, es einer anderen Person zuzuschreiben. Wenn ein Mensch an den Messias glaubt, schreibt Gott diesem Gläubigen die vollkommene Gerechtigkeit seines Sohnes zu (vgl. 2Korinther 5,21). Die vollkommene Gerechtigkeit des Messias wird dem/der Gläubigen forensisch oder gerichtlich zur Rechtfertigung gutgeschrieben. Gott kann die Person dann für rechtmäßig rechtschaffen erklären. Niemand kann diese Art von Gerechtigkeit erlangen, indem er nach seinem Gewissen lebt, auf die allgemeine Offenbarung reagiert oder durch die Werke des mosaischen Gesetzes. Diese Gerechtigkeit wird nicht verdient, sondern ist ein kostenloses Geschenk von Gott.

Die Art und Weise, wie dieses kostenlose Geschenk Gottes dem Gläubigen zugesprochen wird, wird in den Versen 22-23 offenbart. Der Abschnitt beginnt in Vers 22a mit einer Erklärung zum Glauben: die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben an den Messias Jeschua für alle, die glauben. Die Gerechtigkeit Jeschuas wird den Gläubigen durch den Glauben zuteil. In dem Moment, in dem ein Mensch an das glaubt, was der Messias am Kreuz getan hat, wird ihm die Gerechtigkeit des Messias zugerechnet. Das hat zur Folge, dass Gott ihn für nicht schuldig erklärt.

In den Versen 22b-23 wird erklärt, dass diese Art, für gerecht erklärt zu werden, sowohl für Juden als auch für Heiden gilt: Denn es gibt keinen Unterschied; denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit Gottes. In Bezug auf die Errettung gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden. Es gibt nur einen Weg, um gerettet zu werden, und zwar aus Gnade durch den Glauben an Jeschua, den Messias. Der Grund dafür ist, dass alle gesündigt haben und der Herrlichkeit Gottes nicht gerecht werden. Der Heide hat versagt, den Anforderungen der allgemeinen Offenbarung gerecht zu werden, der kultivierte Grieche hat versagt, den Anforderungen seines Gewissens gerecht zu werden, und der Jude hat versagt, den Anforderungen des mosaischen Gesetzes gerecht zu werden. Sie alle haben es versäumt, sich an Gottes Maßstab zu messen. Sie haben vielleicht nicht alle in gleichem Maße gesündigt, aber gesündigt haben sie alle. Folglich sind sie alle hinter der Herrlichkeit Gottes zurückgeblieben. Niemand kann Gottes Gerechtigkeit aufgrund seiner oder ihrer eigenen Werke erlangen, denn diese Gerechtigkeit kann nur durch den Glauben erlangt werden.

In den Versen 24-25 wird Gottes Programm der Gerechtigkeit weiter erläutert und die Rolle, die der Tod des Messias in diesem Programm spielt, hervorgehoben. Wie wir sehen werden, verwendet Paulus hier zwei Schlüsselwörter: Rechtfertigung und Versöhnung. Vers 24 konzentriert sich auf den ersten Begriff: umsonst gerechtfertigt sein durch seine Gnade durch die Erlösung, die in Messias Jeschua ist. Was die Erlösung angeht, ist die Rechtfertigung der wichtigste Rechtsbegriff im Neuen Testament.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Römer

alle Tränen werden abgewischt – II

Denn das Lamm, das mitten vor dem Throne steht, wird sie weiden und sie zu Wasserquellen des (ewigen) Lebens leiten; und Gott wird alle Tränen abwischen von ihren Augen. (a) Off 5:6; 21:4; Ps 23:2; Jes 25:8
Zürcher 1931 – Offb 7,17

da das Lämmlein, das in der Mitte des Thrones ist, sie als Hirte hüten und sie zu Wasserquellen des Lebens leiten wird, und Gott wird jede Träne aus ihren Augen auswischen.
Das neue Testament – Grundtextnah übersetzt von W. Einert – Offb 7,17

Was bedeutet das für dich? Und wann wird das sein?
2020 gepostet

Dieses Kapitel ist eine Einschiebung zwischen dem sechsten und siebten Siegel. Bevor Gott mit seinen Gerichtswegen weitergeht, setzt Er die auf die Seite, die Ihm gehören, und versiegelt sie. Eine erste Gruppe (Verse 4–8) sind die Juden der verschiedenen Stämme. Sie bilden den treuen Ueberrest, dessen Gefühle uns die Psalmen offenbaren. Die zweite Klasse von Personen setzt sich aus einer Volksmenge aus den Nationen zusammen, die dem Evangelium des Reiches geglaubt haben werden (Verse 9 ff.). Wenn Gott uns schon jetzt diese Getreuen vorstellt, ist es, wie wenn Er sagen wollte: diese Strafen sind nicht für sie; sie werden unter meinem Schutz durch die Prüfung hindurchgehen. In gleicher Weise wurden die Israeliten während der Passahnacht ausgesondert und durch das Blut des Lammes vor dem Würgengel geschützt (2 Mose 12,13). In diesem Blut werden die Gläubigen, die «aus der grossen Drangsal» kommen, ihre Gewänder gewaschen und weiss gemacht haben (Vers 14). Das Heil wird ihnen durch kein anderes Mittel zugesichert sein als uns: das kostbare Blut Christi. Dann wird das gleiche Lamm, das sie gereinigt hat, sie weiden, sie schützen und sie zu den Quellen des Wassers des Lebens leiten (Jesaja 49,10). Gott selbst wird ihre Tränen abwischen. Was für Verheissungen! Angesichts einer noch nie dagewesenen Trübsal sind sie ihnen schon im voraus zum Trost gegeben!

Jean Koechlin – Ährenlese im Neuen Testament Offenbarung

Treten Sie ein in diese Szene der Ewigkeit. Sehen Sie sich um, hören Sie genau zu und schauen Sie dann zurück auf Ihr Leben, um zu verstehen, was auf keine andere Art und Weise verstanden werden kann. Offenbarung 7 erlaubt uns, das Lamm auf dem Thron zu sehen und die Stimmen der Heiligen zu hören, die ihre Reise vollendet haben. Sehen Sie sich selbst in der Menge? Diese Heiligen sind Menschen wie Sie. Wie Sie haben sie gelitten unter der brütenden Hitze des irdischen Lebens. Wie Sie gingen sie durch Gottes Prozess der grundlegenden

Veränderung. jetzt haben sie ihre endgültige Bestimmung erreicht. Sie stehen vor Gottes Thron, rein und frei gemacht, bedingungslos willkommen in der Gegenwart des Königs der Könige und Herrn der Herren, ihres Retters, ihres Lammes, von dem sie geweidet werden. Stellen Sie sich vor, Sie seien selbst dort, denn in Gottes Geschichte sind Sie dort. Das ist Ihre Bestimmung. Das ist der Ort, wo Gott Sie hinführt! Sie werden es durch die Hitze hindurch schaffen! Eines Tages werden Sie vor dem Thron stehen. Es wird eine Zeit kommen, da Ihre Stimme zu hören sein wird im niemals endenden Lobgesang. Eines Tages werden Sie überzeugt sein, dass es das alles wert gewesen ist. Das Leben sieht völlig anders aus, wenn es aus dem Blickwinkel der Ewigkeit betrachtet wird.

Timothey S. Lane – Alles anders – aber wie?

Eine herrliche Zukunft auf der Erde
Obwohl die Gerichtszeit noch mehrere Jahre andauern wird, wird Johannes in den Versen 10 bis 17 im Voraus gezeigt, wie diese Knechte Gottes einmal gerettet und mit lauter Stimme Gott loben werden. Sie werden sich auf der Erde befinden, wo sie Gott in seinem Tempel dienen werden und wo Gott sie beschützen wird. Dafür wird Er sein Zelt über ihnen errichten (s. V. 15). Schon David hat von dem Schutz Gottes in seiner Hütte und in seinem Zelt gesprochen (s. Ps 27,5). Im Himmel wird es in dieser Zeit keinen Tempel geben (s. Off 21,22). Das macht deutlich, dass es in Offenbarung 7 um eine Szene auf der Erde geht, obwohl die Knechte Gottes in einer Verbindung zu Gott stehen. Deshalb werden sie als solche gesehen, die vor seinem Thron stehen. Moralisch sind sie verbunden mit dem Thron Gottes im Himmel, körperlich leben sie auf der Erde.
Hunger und Durst wird es dann für diese Knechte nicht mehr geben. In der Gerichtszeit haben sie schreckliche Dinge erleben müssen. Aber sie sind gerettet worden und jetzt völlig frei von jeder Not. Jedes Bedürfnis ist gestillt und der Herr Jesus selbst, das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist, wird sie weiden. Er wird sich als Hirte um sie kümmern und sie zu Quellen voller Lebenswasser führen. Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen. So endet die Beschreibung der herrlichen Zukunft dieser Knechte Gottes (s. Off 7,17).

Die Tränen sind abgewischt
Wenn die Tränen abgewischt sind, dann bedeutet es, dass jede Trauer für immer vorbei sein wird. Stattdessen gibt es völlige und ewige Freude (s. Jes 35,10).
Doch Gott wischt nicht nur die Tränen vom Angesicht ab, wie es in Jesaja 25,8 beschrieben wird. Er tut noch mehr, indem Er die Tränen von den Augen abwischt. Nicht nur die Trauer wird weggetan, auch die Ursache und die Erinnerung an die Trauer! Das wird dadurch angedeutet, dass die Tränen von den Augen, d.h. von dort, woher sie kommen, abgewischt werden. Das, was menschlicher Trost niemals bewirken kann, wird Gott in Vollkommenheit tun.
Es ermutigt uns, dass Er unsere Tränen heute kennt und uns in der Trauer seinen Trost und seine Hilfe gibt. Aber es macht uns unendlich glücklich, dass einmal nicht nur die Trauer, sondern auch die Ursache dafür und die schmerzliche Erinnerung daran für immer weggetan sein werden.

Bleib in mir 2-2019

Hilferuf oder Vertrauen?

Manche schwören auf gepanzerte Wagen,
andere verlassen sich auf Pferde;
doch wir vertrauen auf den HERRN, unseren Gott!
Gute Nachricht Bibel 2018 – Psalm 20,8

Jetzt weiss ich, dass Jehova rettet seinen Gesalbten, ihn erhört von seinem heiligen Himmel, mit kräftigster Rettung durch seine Rechte.
Lass diese sich der Wagen, jene der Rosse, aber wir rühmen uns des Namens Jehova’s, unsers Gottes.
Sie sinken und fallen; aber wir stehen, und halten uns aufrecht.
van Ess – Ps 20,7–9

Nun erkenne ich, daß Jehovah Seinen Gesalbten rettet, daß Er ihm antwortet aus den Himmeln Seiner Heiligkeit, durch die Machttaten des Heils Seiner Rechten.
Diese gedenken der Streitwagen und jene der Rosse, wir aber des Namens Jehovahs, unseres Gottes.
Jene krümmen sich und fallen, wir aber machen uns auf und stehen fest.
Tafelbibel – Psalm 20:7–9

Worauf vertraust du? Musst du heute Angst haben?
Ist der Allmächtige Schöpfer nicht immer noch dazu in der Lage, die Seinen zu beschützen?
Doch! Er wird es weiterhin tun – für SEIN Volk und seine „Freunde“ eintreten.

Im Gegensatz zu denen, die auf ihre militärische Ausrüstung oder auf Pferde ( Ps 33,17 ) vertrauten, vertraute David auf den Herrn. Das Verb für vertrauen heißt eigentlich „im Gedächtnis behalten oder erwägen“ ( zAKar ). Das Nachsinnen über den Herrn schafft Vertrauen in ihn.
Der Gegenstand seines Glaubens war der Name des HERRN . Gottes „Name“ ist sein Wesen, sein Ruf und sein Charakter. Davids Glaube kam aus dem Nachsinnen über das Wesen Gottes.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Jene verlassen sich auf Wagen usw. Gemeint sind nicht bloß, wie man gewöhnlich annimmt, die Feinde Israels, sondern alle Menschen im Gegensatz zu den Gläubigen. Denn offensichtlich ist es allen Menschen angeboren, dass sie genau so viel Mut und Selbstvertrauen besitzen, als sie über Reichtum, Macht oder auch Streitkräfte verfügen. Dagegen bezeugt Gottes Volk, dass es nicht wie andere Menschen seine Hoffnung auf Waffen und Kriegsführung setzt, sondern nur auf die Hilfe des Herrn. Da nun der heilige Geist diese beiden Stücke scharf wider einander setzt, so merken wir uns, dass ein Herz, in welches Vertrauen auf das Fleisch einzieht, folgerichtig Gott vergessen muss. Denn unmöglich kann ein Mensch, der sich im Vertrauen auf eigene Kraft den Sieg verspricht, zugleich auf Gott schauen. Darum sagt der Dichter, dass die Gläubigen an Gott denken, buchstäblich „sich seiner erinnern“. Nur wenn sie sich alles andere aus dem Kopf schlagen, können sie beim Herrn ihre Zuflucht suchen. Und nur wer in dieser Weise gläubig seines Gottes gedenkt, selbst wenn noch so viele Mittel ihm zur Verfügung stehen, hält sich von eitlem Selbstvertrauen frei, indem er alles von Gottes freier Gnade erwartet. Anderseits rufen die Gläubigen auch furchtlos und standhaft den Herrn an, selbst wenn sie von allen Hilfsmitteln entblößt und verlassen sind. Die Gottlosen aber verachten den Herrn sorglos und unbedenklich: denn wenn sie reich sind, lassen sie sich durch Hochmut verblenden. Werden sie aber arm, kommen sie in traurige Angst. Kurz, der heilige Geist empfiehlt uns hier ein Gedenken an Gott, das sich bei Überfluss und Mangel kräftig erweist und die eitlen Hoffnungen, mit denen das Fleisch sich aufbläht, unterdrückt.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Es ist aufschlußreich, daß gerade jetzt, da die Freude über Gottes Eingreifen unüberhörbar ist, das Gebet Unterscheidungen im Gottesverhältnis benennt. Wo die Eindeutigkeit des Vertrauens und das, was dabei herauskommt, besungen wird, tritt die »andere Seite«, eben der Unglaube und das Vertrauen auf Wagen und Rosse grell ans Lichth. Prophetisch sieht der Sprecher schon deren Ende: Sie sind gestürzt und gefallen. Aber er sieht sofort auch das andere: wir aber richteten uns auf und sind aufrecht geblieben. Gott wird die Seinen nicht zu Fall bringen. Das darf David schon jetzt wissen, auch wenn er bald wieder in dunkle Täler geführt wird. Der Sprecher schließt sich darum mit den wahren Gottes Verehrern zu einem »Wir« zusammen. David ist Repräsentant der Gottesgemeinde aller Zeiten.

Wuppertaler Studienbibel

In Vers 7 erscheint das Verb für rühmen im Hebräischen nur einmal, nach „wir“, aber es bezieht sich auf alle drei: einige … einige … wir; es ist der Kausativ des Verbs „sich erinnern“, was bedeutet, etwas als Ursache für den Sieg zu erwähnen, und dies im Sinne von rühmen oder vertrauen zu tun. (Dahood leitet das Verb von einer Form ab, die „männlich sein“ bedeutet, d. h. stark sein.) Anstatt den hebräischen Text „wir werden uns erinnern“ zu akzeptieren, bevorzugen einige eine Vermutung, die von der Septuaginta und dem Syrischen unterstützt wird: „wir sind stark“ (Briggs, NAB). Einige ziehen es vor, zwei Verben zu verwenden: „rely“ in Zeile a und „invoke“ in Zeile b; FRCL tut dies: „TOB, NJV und NJB übersetzen „anrufen“, was auf „sich verlassen“ hindeutet; dies ist vielleicht die beste Übersetzung des Verbs.
Chariots muss in den meisten Sprachen durch einen beschreibenden Ausdruck angepasst werden; zum Beispiel „Kriegswagen“. Der Übersetzer kann sich dafür entscheiden, Prahlerei wie in RSV statt tevs „Vertrauen“ zu verwenden. Rühmen wird oft idiomatisch ausgedrückt als „sich zum Chef machen“ oder „mit geschwollenem Herzen sprechen“. Zeile a würde dann so übersetzt werden: „manche Leute reden mit geschwollenem Herzen über ihre Kriegskarren“ oder „manche Leute benehmen sich wie Häuptlinge, wenn sie über…. sprechen“.
In einigen Sprachen wird es notwendig sein, die Ellipse und einige von Pferden zu vermeiden und entweder das Verb prahlen erneut auszudrücken oder ein naheliegendes Synonym zu verwenden; zum Beispiel: „und andere Leute setzen ihr Herz auf ihre Pferde“.

Der Ausdruck „der Herr, unser Gott“ muss oft mit „der Herr, der unser Gott ist“ übersetzt werden, sonst könnte der Leser fälschlicherweise denken, dass der Herr und Gott zwei Personen sind.
Zusammenbrechen und fallen stellt die militärische Niederlage dar, während aufstehen und aufrecht stehen den Sieg in der Schlacht beschreibt. Sie in Zeile a beziehen sich auf diejenigen, die in Zeile 7a erwähnt werden, und nicht auf diejenigen in 7b (tevs „solche Leute“ ist nicht eindeutig, und der Leser könnte fälschlicherweise annehmen, dass es sich auf den zweiten Teil von Vers 7 bezieht, nicht auf den ersten Teil). Daher wird es manchmal klarer sein, zu sagen: „Menschen, die auf Wagen und Pferde vertrauen, werden stolpern und fallen.“ Aufstehen und aufrecht stehen kehrt die Handlung der vorangegangenen Zeile um. Viele Sprachen unterscheiden zwischen dem Aufstehen aus einer liegenden und dem Aufstehen aus einer sitzenden Position. Ersteres dient in solchen Sprachen dazu, den Gegensatz zum Fallen zu markieren.

Bratcher – Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen