Schlagwort: Gott

„Papa, ich hab großen Mist gebaut!“

Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen.
Elberfelder 1871 – Lukas 15,21

Aber der Sohn sagte (zu) ihm: Vater, ich-sündigte gegen den Himmel und angesichts (von) dir, ich-bin nicht-mehr würdig, dein Sohn genannt-zu-werden.
Dies ist der Ausdruck echter Buße: „Ich bin völlig unwürdig vor Gott“. Kommt er gar nicht mehr dazu den Rest auszusprechen („…mache mich wie einen deiner Tagelöhner“), den er sich vorgenommen hatte (V.19b), weil der Vater ihm schon vorher ins Wort fällt und seine nicht ausgesprochenen Worte ins Gegenteil umdreht (vgl. 1Joh 4,18)? Nicht wie ein Tagelöhner soll er sein, sondern wie ein Ehrengast (14,130).
Gerhart Kautz – Die Studienübersetzung Neues Testament – Lukas 15:21

Da sagte der Sohn: ›Vater, ich habe gottlos gehandelt gegen Gott und auch gegen dich. Ich bin nicht mehr würdig, als dein Sohn zu gelten!‹
Roland Werner – Das Buch – Lukas 15,21

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Das Thema um den „verlorenen Sohn“ oder „die verlorenen Söhne“ hatten wir hier schon einmal – also die ersten Verse. Heute schauen wir ein paar Verse weiter an.

Godet schrieb zum verlorenen Sohn: »Die Hauptsache ist, dass er, nachdem er den Entschluss einmal gefasst hat, ihn auch ausführt« – zu Recht.
»Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater« (V. 20): Jesus schildert nicht die Mühen des Abschieds, die Mühen des Weges, die Mühen, den Entschluss durchzuhalten. Er legt nur Wert auf das Ergebnis: »machte sich auf – kam«. Der Entschluss ist ausgeführt!

Jetzt schwenkt die Kamera des Gleichnisses um. Sie konzentriert sich im nächsten Bild auf den Vater: »Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und das Erbarmen packte ihn, und er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn« (V. 20). Fünf Zeitwörter schildern das Geschehen: »Er sah« – »er hatte Erbarmen« – »er lief« – »er fiel« – »er küsste«. »Sah ihn der Vater« deshalb schon auf eine weite Distanz, weil er insgeheim auf ihn wartete? Weil der Vater im Gleichnis ein Bild für Gott ist, muss man diese Frage bejahen (vgl. Jes 55,7; Jer 3,12ff.; Hes 18,23.27; 33,11; Röm 2,4; 2 Petrus 3,9). »Ihn packte das «: So wie Jesus mit den armen, verlorenen Menschen (Mt 9,36; 14,14; 18,27; Lk 7,13.42; 10,33; 13,10ff.). Dieses Erbarmen Gottes wird in Israels Glaubensbekenntnissen gepriesen (2 Mo 34,6; 4 Mo 14,18; Ps 103,8; Jon 4,2). Auf dieses Erbarmen bauen die Beter (Dan 9,18). Dieses Erbarmen feiert noch heute die christliche Gemeinde in ihren Liedern (z. B. EKG 269, 2ff.; 277). »Er lief«: das ist gegen die Sitte des Orients. Der Würdigere wartet oder geht langsam. Nur Freude und Liebe können diese Sitte durchbrechen (vgl. 1 Mo 33,4). »Er fiel ihm um den Hals«: wie Esau dem heimkehrenden Jakob, wie Josef seinem Bruder Benjamin und seinem Vater Jakob, wie der Vater dem jungen Tobias (1 Mo 33,4; 45,14; 46,29; Tobias 11,11). Dieses »um den Hals fallen« sagt: Du bist wieder in die Familie aufgenommen. »Und küsste ihn«: Gemeint ist der liebevolle Kuss unter Familienmitgliedern oder eng verbundenen Menschen (1 Mo 33,4; 45,15; Tobias 11,11; Apg 20,37). Dieser Kuss sagt: Wir gehören zusammen (vgl. 2Sam 14,33).

Um das Gleichnis an dieser Stelle ganz zu verstehen, muss man auf das Alte Testament hören. Es beschreibt die Bekehrung und ihre Konsequenzen wie folgt: »Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung« (Jes 55,7), oder: »Kehre zurück, du abtrünniges Israel, spricht der Herr, so will ich nicht zornig auf euch blicken. Denn ich bin gnädig, spricht der Herr, und will nicht ewiglich zürnen. Allein erkenne deine Schuld, dass du wider den Herrn, deinen Gott, gesündigt hast« (Jer 3,12ff.), oder: »Ist nicht Ephraim mein teurer Sohn und mein liebes Kind? Denn sooft ich ihm auch drohe, muss ich doch seiner gedenken; darum bricht mir mein Herz, dass ich mich seiner erbarmen muss, spricht der Herr« (Jer 31,20). Viele wesentliche Begriffe, die wir aus dem Gleichnis vom verlorenen Sohn kennen, begegnen uns schon im Alten Testament (»erbarmen«, »gegen Gott (den Himmel) sündigen«, »sehen / blicken«, »Sohn«). Was Gott schon im Alten Bund wollte, das hat Jesus für den Neuen Bund in der anschaulichen Form eines Gleichnisses übernommen. Wer also wissen will, was Bekehrung ist, der studiert am besten das Gleichnis vom verlorenen Sohn.

In den Armen des Vaters »sagte der Sohn« genau das, was er sich vorgenommen hatte (vgl. V. 18): »Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen« (V. 21). Diese Worte zeigen noch einmal, wie wichtig ein klares Schuldbekenntnis ist. Wir erinnern uns, dass es schon im AT gefordert war (vgl. die Bußpsalmen 6; 32; 38; 51; 102; 130; 143 und Spr 28,13; Jer 3,12ff.; Dan 9,3ff.; Jon 3,6ff.). Der Sohn denkt nicht: »Na, nun ist es schon gut …«. Er will reinen Tisch machen. So soll es auch in der Gemeinde Jesu sein (vgl. 1 Joh 1,9; Jak 5,16).

»Aber der Vater sagte zu seinen Knechten« (V. 22): Viele Ausleger nehmen an, dass der »Vater« den Sohn gar nicht mehr ausreden ließ, so dass die Worte: »Mache mich wie einen deiner Tagelöhner!« ungesagt blieben. Vermutlich haben sie recht. Die Knechte verfolgten wohl das Schauspiel der Heimkehr aus respektvoller Entfernung, aber in Rufweite. »Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an, und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße, und bringt das gemästete Kalb, schlachtet es, und lasst uns essen und fröhlich sein!« (V. 22-23) – so lautet der Befehl. »Bringt her!« – »zieht an!« – »gebt!« – »bringt!« – »schlachtet!« – »lasst uns essen!« – »lasst uns fröhlich sein!«: das sind sieben Imperative. Ist dies Zufall? Oder nicht doch ein Hinweis auf die heilige (sieben!) Freude? Eins ist sicher: Hier geht es nicht nur um eine Wiedersehensfreude, um ein Familienfest. Hier geht es um die geistliche Heimkehr zu Gott.

Edition C

Der jüngere Sohn zerriß die Gemeinschaft mit dem Vater. Sein Erbe bekam er und zog mit ihm fort. Dadurch war er für den Vater verloren. Er kam auch nicht wieder, solange sein Erbe reichte. Erst als er am Verhungern war, entschloß er sich zur Rückkehr. Nun aber kam er reuig, mit dem Geständnis, er habe gegen den, der im Himmel wohnt, und gegen den Vater gesündigt, ohne Anspruch auf den Sohnesnamen nur mit der Bitte, daß ihn der Vater als Tagelöhner annehme.
Damit beschrieb Jesus den jüdischen Freisinn, denjenigen Teil des Volks, der sein Leben mit dem Erwerb und Genuß der natürlichen Güter füllte und sich nicht ernsthaft um Gott kümmerte. Jesus mißt seine Sünde mit derselben Norm, unter die er das Verhalten des Menschen immer stellt. Der Mensch rafft an sich, was Gott gehört, und mißbraucht seine Gaben. Jesus sah auch in dem, was uns die Natur darbietet, Gottes Gabe. Das gottlos gewordene Leben nannte Jesus Elend, wobei er keineswegs nur an sichtbaren Zusammenbruch dachte. Im Haus der Zöllner, die sich bei ihm einfanden, war von Mangel keine Rede. Dennoch sind sie Darbende; denn nach dem Urteil Jesu verdorrt das Leben den Menschen, wenn er den Zusammenhang mit Gott verlor. Wird ihm das Leben zur Pein, muß er sich selbst verachten, steht er vor der Schuld ratlos und vor dem Tod mit Angst, so empfängt er dadurch den Antrieb, der ihn zur Umkehr beruft.

Der Vater sah, sobald er wiederkam, nur seinen Sohn in ihm, deckt alles, was geschehen ist, mit vollständigem Vergeben, freut sich, daß er ihn als seinen Sohn wiederhat, schmückt ihn mit allen seinen Ehrenzeichen und läßt sich das beste Tier, das im Stall für die festlichen Gelegenheiten bereitgehalten wird, nicht reuen, um seine Heimkehr mit dem fröhlichen Mahle zu feiern. Dadurch hat Jesus den Murrenden sein Herz vollends erschlossen: mit solcher Freude sieht er die Sünder zu sich kommen, und mit solchem Vergeben nimmt er sie auf und ist darin mit dem Vater eins. Sein Auftrag ist es, die zu Gott zurückzurufen, die von ihm gewichen sind, und er darf denen, die den Sohnesnamen, soviel an ihnen liegt, verloren haben, sagen, daß sie wieder Söhne sind.
Man hat oft gefragt, wo bei dieser Verkündigung der göttlichen Gnade Jesu Blick auf sein Kreuz bleibe; aber nur Unaufmerksamkeit kann dieses übersehen. Zu Jesus kamen die Sünder, deren Heimkehr er in diesem Bild beschreibt. Dadurch, daß sie zu ihm kamen, traten sie ins Vaterhaus zurück. Dadurch, daß er sie annahm, nahm sie der Vater an; dadurch, daß er ihnen seine Liebe gab, bereitete ihnen der Vater das festliche Mahl. Seinen Dienst an den Verlorenen preist er hier, daß er vergeben und Gottes volle Liebe den Gefallenen bringen darf. Gerade deshalb, weil dies sein Amt war, befand er sich auf dem Kreuzesweg, und weil er auf dem Kreuzesweg war, darum hatte er diese Vollmacht und dieses Amt. Die göttliche Tiefe und Kraft seiner Vergebung beruht darauf, daß er sie in der vollen Einheit mit dem Vater spendet als der, der ihm ganz gehorsam ist, sein Leben für die Sünder läßt und sein Heilandsamt vollbringt, obgleich es ihn ins Sterben führt. Lebend und sterbend war dies sein Wille und Werk, daß die wieder Gott gehören, die für ihn verloren sind.

Schlatters Erläuterungen zum NT

Der Schwerpunkt des dritten Gleichnisses liegt auf der Wiederherstellung, die das Werk von Gott, dem Vater, ist. Die Geschichte ist sehr bekannt und handelt von einem Mann, der zwei Söhne hatte. Der eine Sohn verlangte früh sein Erbe, verließ das Haus und verschwendete sein ganzes Geld mit einem ausschweifenden Leben. Als er mittellos war und die Freunde, die er gewonnen hatte, ihn im Stich ließen, musste er ein Arbeiter werden. Ironischerweise für einen Juden wurde er gezwungen, als Schweinemäster zu arbeiten. Schließlich erkannte er seine Sünde gegen seinen Vater und kehrte nach Hause zurück, in der Hoffnung, ein Knecht zu werden. Als sein Vater ihn von weitem sah, lief er auf ihn zu, begrüßte ihn und hieß ihn wieder willkommen. Seitdem der Sohn von zu Hause weggegangen war, hatte er auf seine Rückkehr gewartet: Als er aber noch in der Ferne war, sah ihn sein Vater (Lukas 15:20).Die Betonung im griechischen Text liegt auf der Formulierung noch in der Ferne. Der Vater erwartete immer, dass der Sohn eines Tages nach Hause zurückkehren würde. Er wusste nicht, wann, aber er lebte in der Erwartung, dass sein Sohn zurückkommen würde.

Obwohl der Sohn bereit war, ein Diener im Haus seines Vaters zu werden, ohne die Privilegien eines Erben zu haben, wollte der Vater nichts davon wissen. Als er seinen Sohn wiederherstellte, gab er ihm drei Dinge (Lukas 15:22): das beste Gewand als Zeichen seines Erstgeburtsrechts, einen Ring als Zeichen der Autorität und zur Demonstration seiner wiederhergestellten Stellung als Sohn im Haus und Schuhe als Zeichen seiner Sohnschaft. Er war vollständig wiederhergestellt. Ein großes Fest wurde gegeben, weil der Sohn in das Haus des Vaters zurückgekehrt war.

Doch die Aufregung um den jüngeren Sohn, der sein Erbe vergeudet hatte, beunruhigte den älteren Sohn (Lukas 15:25). Er beschwerte sich bei seinem Vater, dass er, obwohl er treu und gehorsam gewesen war, nie mit solcher Ehre behandelt worden war. Der Vater antwortete, dass das Erbe immer noch ihm gehöre und er nichts verloren habe. Allerdings war der verlorene Sohn zurückgekehrt, um Teil der Familie zu werden, also sollte im Haus Freude und Jubel herrschen.

Dies spiegelt Gottes Haltung gegenüber Sündern und die Freude im Himmel wider, wenn jemand Buße tut. Die Aussage des Vaters: „Alles, was mein ist, ist auch dein“ (Lukas 15:31), zeigt, dass alle Vorrechte, die dem jüngeren Bruder gegeben wurden, auch dem älteren Bruder zur Verfügung standen; der ältere Bruder weigerte sich jedoch, sich das anzueignen, was ihm zur Verfügung stand. Ebenso versäumten es die Pharisäer, sich anzueignen, was ihnen zur Verfügung stand.

Das Folgende ist eine rabbinische Ähnlichkeit:
R. Berekija und R. Abbahu sagten im Namen von R. Jonathan: AUCH HAT ER DIE WELT IN IHR HERZ GESETZT: d.h. eine Liebe zur Welt und eine Liebe zu Kindern hat Er in ihr Herz gesetzt. Womit ist die Sache vergleichbar? Einem König, der zwei Söhne hatte, den einen groß und den anderen klein. Der Ältere behandelte ihn mit Respekt, während der Jüngere sich an ihm gütlich tat; dennoch übertrifft seine Liebe zu dem Jüngeren die des Älteren.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua

Wie schon 2020 auch heute die Frage: Merkst du WOHIN der Sohn zurück kehrt? Geht er zu den Dienern seines Vaters? Geht er zu seinem Bruder? NEIN! Er geht zum Vater – und entschuldigt sich bei seinem Vater! Und DIESER vergibt!
Warum diese Frage? Nun – jede Religion möchte, dass du dich bei ihr, anstatt beim himmlischen Vater meldest, und dass du dich bei ihr, anstatt beim himmlischen Vater entschuldigst. Aber was soll das bringen?

Gott gibt jedem alles??

Bittet, und es wird euch gegeben werden; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgetan werden.
Elberfelder 1871 – Matthäus 7,7

BITTET, so wird euch gegeben werden; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan werden! (a) Joh 14:13.14; Jak 1:5
Zürcher 1931 – Mattäus 7:7

Habt Vertrauen! Wenn ihr Gott um etwas bittet, sagt ihm mit einfachen Worten, was ihr nötig braucht. Er weiß, wie er euren Bitten und Fragen am besten begegnet. Nehmt zum Vergleich eine normale Familie. Wenn eure Kinder euch als Eltern um Brot bitten, werdet ihr ihnen dann einen Stein in den Mund schieben? Oder wenn sie euch um einen Fisch bitten, werdet ihr ihnen dann Angst einjagen, indem ihr ihnen einen gefährlichen Skorpion vorsetzt? Selbst bei all eurer Neigung zur Bosheit: Ihr würdet nicht einmal im Traum an so etwas denken. Kurz gesagt: Ihr verhaltet euch gegenüber euren Kindern wie normale Eltern. Meint ihr nicht, dass Gott, der euch aus Liebe erschaffen hat, nicht doch noch um ein Vielfaches besser ist als ihr?
Fred Ritzhaupt – Willkommen daheim – Mattäus 7,7–11

Sagt zu ihnen: Bittet Gott, bittet, und euch soll gegeben werden, sucht, und ihr sollt finden, klopft an, und euch soll geöffnet werden.
Joseph Smith Übersetzung

Bittet um die Erkenntnis, und sie wird euch gegeben werden; suchet Gott, und ihr werdet ihn finden; klopft an das Tor des Geisterreiches Gottes, und es wird euch geöffnet werden. 8 Denn jeder, der um die Erkenntnis bittet, empfängt sie; wer Gott sucht, der findet ihn, und wer an das Tor des Geisterreiches Gottes anklopft, dem wird es geöffnet.
Johannes Greber NT – 1936 – Mattäus 7,7–9

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Zum Thema Gebet lies auch die alten Beiträge: Was ist Gebet? und Sprechen oder Beeinflussen?

Bedeuten die Worte Jesu jedoch, daß uns alles, worum wir bitten, gewährt wird? Nein, wie der Jünger Jakobus schreibt, wird manch ein Gebet nicht erhört, weil der Betende „für einen falschen Zweck bittet“. (Jakobus 4:3) Und Jesus wies in einem dramatischen Augenblick auf die Gefahr hin, für etwas zu beten, was nicht nach dem Willen Gottes ist, denn er sagte, als er im Garten Gethsemane betete: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Becher an mir vorüber. Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ (Matthäus 26:39) Es nützt nichts, wenn man einerseits Worte betet, wie sie in Psalm 25:4 zu finden sind: „Deine Wege, Jehova, tue mir kund, deine Pfade lehre mich!“, andererseits aber sich nicht bemüht, Gottes geschriebenes Wort, die Bibel, zu erforschen, um mehr über Gottes Willen kennenzulernen.
Zu klären wäre auch die Frage, ob ein Christ um Unglück für seine Feinde beten darf. Jesus lehrte seine Nachfolger: „Liebt eure Feinde unablässig und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr euch als Söhne eures Vaters erweist, der in den Himmeln ist.“ — Matthäus 5:44, 45.

Erwachet! 8.Mai 1971

Jeschua hatte bereits vier Lektionen über das Gebet gelehrt, indem er sagte, dass das Gebet keine Zeit sein sollte, um rednerische Fähigkeiten zur Schau zu stellen, dass es nicht vorgeschrieben werden sollte, dass es nicht planlos sein sollte und dass man mit einem Geist der Vergebung beten sollte. Jetzt kommt eine fünfte Lektion: Das Gebet sollte beharrlich sein. Die Formulierung „wie viel mehr“ deutet darauf hin, dass Jeschua wieder ein kal v’chomer-Argument verwendete.

Ausdauerndes Gebet wird durch die Schlüsselwörter bitten, suchen und anklopfen definiert (Matthäus 7,7). Im Griechischen stehen diese Verben im Präsens und betonen das kontinuierliche Handeln. Der Sinn ist: Bitten Sie weiter, suchen Sie weiter und klopfen Sie weiter an. Mit anderen Worten: Im Gebetsleben sollte man ausdauernd sein. Eine Person sollte so lange im Gebet verharren, wie das Problem besteht oder wie die Last dafür da ist. Da es immer noch aus dem Herzen kommt, ist dies keine eitle Wiederholung.

An diesem Punkt sagte Jeschua nichts über das Beten in Seinem Namen, weil Er sich mit der Frage der Gerechtigkeit unter dem mosaischen Gesetz befasste. Unter diesem Gesetz war Sein Name nicht die Grundlage des Gebets. Später, als er weitere Wahrheiten über das Gebet lehrte und es mit dem Gesetz des Messias und dem Zeitalter der Gnade verband, ermahnte er seine Jünger, in seinem Namen zu beten (Joh 14,13-14)

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua

Vielleicht kommt es uns so vor, als würde sich die Antwort verspäten. Doch Jehova hat versprochen, unsere Gebete „zur richtigen Zeit“ zu erhören (Heb. 4:16). Deshalb dürfen wir Jehova keinen Vorwurf machen, wenn etwas nicht so schnell eintrifft, wie wir dachten.

Ob es vielleicht an unserer Art zu Beten liegt – und NICHT an Jehovah?
Beten wir vielleicht für etwas, was gar nicht Jehovahs Willen entspricht – und nur weil andere Menschen uns dazu aufgefordert haben, in unseren Gebeten auftaucht?

Bitte, und du wirst empfangen.“ Warum funktioniert diese Verheißung nicht immer?

Diese Verheißung gehört zu den am häufigsten von den Vertretern der Wohlstandslehre zitierten Bibelstellen. Wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen wird, dann kann sie als „Blankoscheck“ für Christen interpretiert werden, in den sich jeder beliebige Betrag einsetzen lässt. Die Antwort auf die Frage: „Warum funktioniert diese Verheißung bei mir nicht?“ ist für alle entscheidend, die sich um ein exaktes Verständnis dessen bemühen, was wir von Gott erbitten sollen – und was er von uns erbittet.

Positives Bekenntnis: Du wirst erhalten, worum du Gott bittest. Er wird es dir geben. Schließlich hat er genau das in Matthäus 7,7–8 versprochen:
MATTHÄUS 7,7–8
Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden! Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird geöffnet werden.

Biblische Richtigstellung: Wenn das der Fall ist, dann müssten wir eigentlich sofort zum Milliardär werden können, in einem Rolls Royce umherchauffiert werden und in unserem Privatjet rund um die Welt fliegen (außer der Chauffeur hat ebenfalls darum gebetet, ein Milliardär zu werden)!
Diese Stelle wird häufig in Gemeinden zitiert, die das Wohlstandsevangelium verkünden, um die Behauptung biblisch zu untermauern, dass wir „im Glauben bitten können, worum wir wollen – und wir werden es empfangen.“

Doch das Problem ist, dass dieses Prinzip nur zeitweise funktioniert.
Und es gibt ein noch größeres Problem: Wenn Gott nämlich versprochen hat, dass wir empfangen werden, worum wir bitten, doch wir bekommen es nicht, dann wäre Gott ein Lügner – ein wankelmütiger Gott, der Spaß daran hat, unserer Hoffnung zu schüren, nur um sie gegen die rauen Felsen der Wirklichkeit zu schleudern.

Ist das Problem vielleicht unser mangelnder Glaube?
Es muss doch jeder in der Lage sein, zumindest so viel Glauben aufzubringen wie ein winziges Senfkorn:
LUKAS 17,6
Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maulbeerfeigenbaum sagen: Entwurzele dich und pflanze dich ins Meer! Und er würde euch gehorchen.

Wenn wir also den festen Glauben haben, dass Gott uns geben wird, worum wir bitten, doch dann bekommen wir es nicht, so stellt sich die Frage, warum er mit unserer Hingabe und unseren Gefühlen spielt, wie ein Vater, der zu seinen Kindern heute freundlich und morgen grausam ist, und das aus keinem anderen Grund, außer über sie Macht auszuüben?

Was müssen wir tun, wenn wir die Bedeutung dieser anscheinend so klaren, aber problematischen Stelle verstehen wollen? Es muss doch eine logische, vernünftige Erklärung geben!

Die Lösung hat nichts mit dem Wesen Gottes oder dem Maß unseres Glaubens zu tun, sondern mit der Interpretation dieser Stelle.

Hätte es einen Sinn, wenn der unendliche, allwissende, allmächtige Gott uns eine vorbehaltlose Verheißung geben würde, uns und alles zu geben, worum wir bitten? Nein, mit Sicherheit nicht!

Würde Gott uns auffordern, zu bitten, worum wir wollen, um uns dann in Römer 8,26 zu sagen, dass „wir nicht wissen, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt“? Natürlich nicht!

Die Lösung ist in der folgenden Stelle zu finden:
1.JOHANNES 5,14–15
Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, daß er uns hört, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten. Und wenn wir wissen, daß er uns hört, was wir auch bitten, so wissen wir, daß wir das Erbetene haben, das wir von ihm erbeten haben.

Um zu empfangen, worum wir Gott bitten, müssen wir nach seinem Willen bitten. Das „Gebet des Glaubens” ist somit ein Gebet, in dem es darum geht, dass der Wille Gottes getan wird.

Und genau das ist die Art des Gebetes, die Jesus seinen Jüngern lehrte:
MATTHÄUS 6,10
Dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden!

Jesus selbst betete so, als er im Garten von Getsemane war und mit seinem unmittelbar bevorstehenden schrecklichen Tod am Kreuz konfrontiert wurde. Er wollte von der Schande und der Qual verschont bleiben, die vor ihm lag, doch dennoch betete er:
LUKAS 22,42
Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir weg – doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!

Und als sich der Apostel Paulus durch den Geist Gottes veranlasst sah, nach Jerusalem zu gehen, und ihn die anderen nicht davon abbringen konnten, sagten sie schließlich:
APOSTELGESCHICHTE 21,14
Der Wille des Herrn geschehe!

Statt um Gesundheit, Reichtum, Macht oder Einfluss zu bitten, konzentriere dich darauf, vom Herrn abhängig zu sein; dann wird er dir all die guten Dinge geben, die er für dich vorbereitet hat, und das sogar ohne, dass du darum bitten musst. Denn…
PSALM 84,12
… Gott, der HERR, ist Sonne und Schild. Gnade und Herrlichkeit wird der HERR geben, kein Gutes vorenthalten denen, die in Lauterkeit wandeln.

June Hunt – Schlüssel zur biblischen Seelsorge

der Schlinge entronnen?

und wieder einen klaren Kopf bekommen und sich so aus der Falle des Zerstörers befreien, mit der er sie gefangen hat, damit sie das tun, was er will.
Roland Werner – Das Buch – 2.Timotheus 2,26

und sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels, die von ihm gefangen sind, für seinen (W. für jenes; bezieht sich wahrscheinlich auf „Gott“ v 25) Willen.
Elberfelder 1871 – 2.Timotheus 2,26

Dann werden sie aus den Fallen Satans befreit werden. Der hält nämlich immer noch viele Menschen gefangen und missbraucht sie für seine Zwecke.
VolxBibel – 2.Timotheus 2:26

Einige Glieder der Versammlung von Ephesus waren offensichtlich nicht wachsam genug gewesen. Sie waren von der Wahrheit abgewichen. Paulus schrieb an Timotheus, er solle solche Christen unterweisen und ihnen helfen, damit „sie wieder zur Besinnung kommen mögen, aus der Schlinge des Teufels heraus“. (2 Timotheus 2:24-26) Gewöhnlich steckt man nicht absichtlich den Kopf in eine Schlinge. Eine Schlinge wird so gelegt, daß man sie nicht sieht. Plötzlich hat sich das ahnungslose Opfer darin gefangen und kann sich ohne fremde Hilfe nicht mehr daraus befreien. So ist es mit den Schlingen, die Satan legt, die Opfer geraten hinein, ohne es zu merken. Oder, was noch schlimmer ist, jemand mag sich in der Schlinge Satans gefangen haben, ohne sich dessen bewußt zu sein. Er mag unabsichtlich den Zwecken Satans dienen, weil er durch Täuschung zu dem Glauben veranlaßt worden ist, er handle richtig.

Erwachet! 22.August 1971

Wie ein Tier in einer heimtückisch gelegten Schlinge gefangen wird, so werden Menschen vom Satan mittels solcher Modegedanken, die in aller Mund sind, und mittels der dahinter stehenden Dämonien wie mit Schlingen gefangen. Und er legt es dabei vor allem auf die bereits Glaubenden an, will sie versklaven und für seinen Willen mißbrauchen, insbesondere dazu, die Mitchristen der Betreffenden, ihre ganzen Gemeinden zu verwirren und zu verführen. Aber wenn Jesus einen Menschen ruft und ihn dadurch befreit, zu ihm zu treten, dann vermag ihn nichts davon zurückzuhalten, Jesu Ruf zu folgen und nun Gottes Willen zu tun. Dann brechen die Bande des Feindes, welcher Art sie immer auch sein mögen, wie versengte Fäden (Joh 8,34.36). So konnte auch der Zöllner Matthäus dem Ruf Jesu: »Folge mir!« von seinem einträglichen Posten weg folgen, und kein »Geldteufel«, kein Mammon konnte ihn davon abhalten (Mt 9,9; vgl. Mt 6,24). Auch im Blick auf weit abgekommene Leute wollen wir »ausharren und bei den Verheißungen bleiben« (J. Chr. Blumhardt). In unserem Beten, Zeugen und Hoffen für sie wollen wir der biblischen Aufforderung folgen: »Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt« (Hebr 10,35f.).
Mit dem allem gilt es der List des Feindes zu begegnen, der mit Kräften der Verführung und mit seinen mißbrauchten Werkzeugen die Stützpunkte des kommenden Gottesreiches, die Gemeinden hin und her, von innen her zu verwirren, aufzubrechen und zu verwüsten droht. Gerade auch für die Gemeinde der angefochtenen Endzeitgeneration gilt: »Sie haben ihn (den Satan) überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses …« (Offb 12,11).

Edition C

Das Perfekt Passiv von ἐζωγρημένοι („lebendig gefangen geworden“) zeigt, dass die Gefangennahme in der Vergangenheit stattgefunden hat und noch anhält. Die Gefangenschaft zeigt sich darin, dass sie den Willen Satans tun. Davon sollten die Widersacher wieder ernüchtern, wie jemand der betrunken war, und so aus der Falle Satans entkommen. Dies geschieht über die Buße, wie es Vers 25 deutlich macht.

Peter Streitenberger

Aber Gott gibt sich nicht mit dem zufrieden, was ist; er will uns heilen und dem Zugriff Satans entziehen. Das hat seinen Preis. Die Voraussetzung für dieses Neuwerden heißt: Hingabe. Der Kampf gegen das eigene Ich ist der härteste, den es auszufechten gilt. Unser Ich hingeben und alles dem Willen Gottes unterordnen, kostet Überwindung. Aber ein Mensch kann erst dann zu einem geheiligten Leben geführt werden, wenn er dazu bereit ist und sich vor Gott beugt. In diesem Zusammenhang muß allerdings einem Mißverständnis vorgebeugt werden. Hingabe an Gott hat nichts mit Zwang oder Unterwürfigkeit zu tun. Satan möchte uns zwar glauben machen, daß Gott gerade das verlangt, aber das ist nicht wahr. Gott setzt uns nicht unter Druck, sondern wendet sich an unsere Vernunft und unser Gewissen. “Kommt her, laßt uns prüfen, wer von uns recht hat, ihr oder ich!” (Jesaja 1,18) lautet seine Einladung. Er will von uns keine Anbetung, die wir ihm nicht aus freien Stücken darbringen. Eine erzwungene Unterwerfung würde dem widersprechen, wozu der Mensch von der Schöpfung her bestimmt ist: zum Ebenbild Gottes. Zur Würde des Menschen gehört nicht nur die Vernunft, sondern auch die eigene Willensentscheidung. Wir sind nicht nur Geschöpfe, sondern auch Kinder Gottes; deshalb wird er uns nie zu bloßen Befehlsempfängern herabwürdigen. Zwang in jeder Form hindert den Menschen daran, sich so zu entfalten, wie Gott es möchte. Gott will uns segnen und mit seiner Gnade beschenken. Dazu ist es nötig, für seine Gaben offen zu sein. Es liegt an uns, ob wir frei werden von der Herrschaft der Sünde und die wunderbare Freiheit der Kinder Gottes erlangen. Hingabe an Gott bedeutet, alles aufzugeben, was uns von ihm trennen könnte. Das meinte Jesus, als er sagte: “Keiner von euch kann mein Jünger sein, wenn er nicht zuvor alles aufgibt, was er hat.” Lukas 14,33. Was unsere Herzen von Gott wegzieht, müssen wir loslassen. Für viele ist Wohlstand und Besitz zum Götzen geworden. Die goldene Kette, mit der Satan sie an sich gebunden hat, heißt Geld und Gut. Anderen wiederum sind Ansehen und Ehre so wichtig, daß sie dafür alles opfern. Manchem geht es vor allem um Bequemlichkeit oder um das Freisein von jeglicher Verantwortung. All diese versklavenden Bindungen müssen zerrissen werden. Wir können nicht halb Gott und halb der Welt gehören. Wir sind nicht Gottes Kinder, wenn wir es nicht ganz sein wollen. Viele, die vorgeben Gott zu dienen, verlassen sich in ihrem Bemühen, seine Gebote zu halten, ein rechtschaffenes Leben zu führen und die Seligkeit zu erlangen, zu sehr auf ihre eigene Kraft. Sie sind zwar fromm, aber ihr Herz ist nicht erfüllt mit der Liebe Christi. Trotzdem versuchen sie alles zu tun, was sie für die Pflicht eines Christen halten. Wenn man sie anschaut, gewinnt man den Eindruck, als hinge es nur von ihrem Tun ab, ob sie den Himmel gewinnen. Solche Art Frömmigkeit ist wertlos. Ganz anders ist es, wenn Christus in unserem Herzen wohnt. Dann brauchen wir Liebe und Freude nicht vorzutäuschen, sondern sie erfüllen und bestimmen uns wirklich. Die innere Übereinstimmung mit ihm macht es uns leicht, unser Ich zu vergessen. Plötzlich bestimmen nicht mehr Dinge oder Menschen unser Tun, sondern die Liebe Christi. Wer etwas von dieser Liebe verspürt hat, fragt nicht zuerst danach, was es ihn kostet, Gottes Willen zu erfüllen; er sucht auch nicht mehr den Weg des geringsten Widerstandes, sondern bittet: Herr hilf mir, deinen Weg zu gehen! Ein Bekenntnis zu Christus ohne die tiefe Liebe zu ihm ist nur leeres Gerede oder frommes Getue. Vielleicht denkst du, es sei ein zu großes Opfer, sich ganz Gott hinzugeben. Dann solltest du dich fragen: Was gab Christus für mich? Alles — sein Leben, seine Liebe, sich selbst — setzte der Sohn Gottes für unsere Erlösung ein!

Ellen Gould White – Der bessere Weg zu einem neuen Leben

Der Aufbau von Vers 26 ist schwierig, was zu verschiedenen Auffassungen geführt hat. Das Problem ist, ob sich die Worte „für seinen Willen“ auf Gott oder auf Satan beziehen. Wenn das erste der Fall ist, müssen wir den Satz folgendermaßen lesen: „… und sie aus dem Fallstrick des Teufels wieder nüchtern werden für seinen (d. i. Gottes) Willen“. Das bedeutet also, dass sie nach ihrer Wiederherstellung in Zukunft von dem Willen Gottes geleitet werden. Wenn die Worte sich auf den Teufel beziehen, müssen wir den letzten Teil so lesen: „… aus dem Fallstrick des Teufels, die von ihm für seinen Willen gefangen sind.“ Der Grundgedanke dieses Verses wird jedoch in beiden Fällen klar: Es ist möglich, dass sogar solche, die der Wahrheit widerstehen, durch Gottes Gnade aus diesem Fallstrick des Teufels befreit werden können.
Welch ein ernster Gedanke, dass alle, die der Wahrheit Gottes widerstehen – wie angesehen sie auch sein mögen –, nichts anderes als Werkzeuge Satans sind (Mt 16,23). Sie sind von ihm verführt und zu Fall gebracht worden. Wie sollte es das Bemühen eines jeden treuen Knechtes des Herrn sein, sie in Milde, Duldsamkeit und Sanftmut zurechtzubringen, damit sie wieder durch den Heiligen Geist Gottes belehrt und geleitet werden können!

Du aber … – Eine Auslegung des ersten und zweiten Timotheusbriefes

Satan fördert den Konflikt auf viele Arten. Unter anderem verführt er uns, damit wir der Gier und Unehrlichkeit nachgeben (Apostelgeschichte 5,3), er täuscht uns und führt uns in die Irre (2 Timotheus 2,25-26), und er nutzt ungelösten Ärger aus (Epheser 4,26-27). Am schlimmsten ist, dass er falsche Lehrer einsetzt, um Werte und Philosophien zu propagieren, die Selbstsucht fördern und zu Streitigkeiten anregen (1 Timotheus 4,1-3). Hier sind einige der Ausdrücke, die oft die Lügen und den Einfluss des Teufels widerspiegeln:

„Achten Sie auf die Nummer 1.“
„Gott hilft denen, die sich selbst helfen.“
„Sicherlich erwartet Gott nicht, dass ich in einer unglücklichen Situation bleibe.“
„Ich vergebe dir, aber ich werde nicht vergessen.“
„Werde nicht wütend, räche dich.“
„Ich verdiene etwas Besseres als das.“

Satan zieht es vor, dass wir seine Rolle in unseren Konflikten nicht erkennen. Solange wir andere Menschen als unsere einzigen Gegner sehen und unsere Angriffe auf sie konzentrieren, werden wir keinen Gedanken daran verschwenden, uns vor unserem gefährlichsten Feind zu schützen. Sowohl Jakobus als auch Petrus waren sich dieser Gefahr bewusst, und sie warnen uns, den Machenschaften des Satans aktiv zu widerstehen (Jakobus 4,7; 1 Petrus 5,9). Paulus gibt eine ähnliche Warnung und erinnert uns daran, dass „unser Kampf nicht gegen Fleisch und Blut ist, sondern gegen die Herrscher, gegen die Gewalten, gegen die Mächte dieser finsteren Welt und gegen die geistlichen Mächte des Bösen in den himmlischen Bereichen“ (Epheser 6,12). Dann beschreibt er die Waffen, die man braucht, um der Macht Satans zu widerstehen: Wahrheit, Gerechtigkeit, das Evangelium, Glaube, die Schrift und das Gebet.

Natürlich wäre es ein schwerer Fehler, alle Konflikte auf Satan zu schieben. Wir müssen die Verantwortung für unsere Sünden übernehmen und andere ermutigen, das Gleiche zu tun. Und wir müssen uns den praktischen Problemen stellen, die Konflikte aufwerfen, und realistische Lösungen entwickeln. Aber wir sollten uns auch der Ziele Satans bewusst sein und uns vor seinen Einflüssen hüten. Indem wir das tun, können wir vermeiden, in unseren Bemühungen, den Frieden wiederherzustellen und zu erhalten, in die Irre geführt zu werden.

Ken Sande – Der Friedensstifter

Wie sieht das bei MIR aus? Habe ich meinen Kopf vielleicht auch in der Schlinge?
Bin ich vielleicht in eine der vielen religiösen Gruppen „gefangen“, die mir vorschreiben wollen, dass ich nur über sie zu Jehovah kommen kann? Oder in einer der religiösen Gruppen, die in den Zeitschriften nicht mehr Jehovah sondern den Menschen im Mittelpunkt haben? Worum drehen sich die Zeitschriften, die du liest? Sind das Themen die sich um den Menschen drehen, darum, was du tun mußt – oder dreht es sich um Jesus und den himmlischen Vater?
( unter anderem denke ich an den Post vor ein paar Jahren und Unrecht ertragen)

nur wen der Vater zieht …

Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, daß der Vater, der mich gesandt hat, ihn ziehe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage
Elberfelder 1871 – Joh 6,44

„Keiner kann mit mir was anfangen, wenn ihm der Vater nicht gezeigt hat, wo es längsgeht. Alle Menschen, die er zu mir schickt, werde ich am letzten Tag dieser Erde lebendig machen.
VolxBibel – Johannes 6,44

Denn niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich in die Welt gesandt hat, ihn nicht zu mir hinzieht. Solch einen Menschen werde ich am Ende der Zeit zum Leben erwecken.
Roland Werner – Das Buch – Johannes 6:44

Ja, ich muß durch meine Handlungen – und wenn das nicht reicht, durch Worte, auf die Schönheit des himmlischen Vaters und seines Sohnes aufmerksam machen – aber was daraus wird, liegt ganz allein in der Hand des himmlischen Vaters!

Der Herr antwortete nicht auf die Frage der Juden. Außer den Worten „der Vater, der mich gesandt hat“, war der Gegenstand zu heilig, als daß er Ungläubigen hätte vorgelegt werden können. In der Aussage, daß jemand zu Ihm kommt und auferweckt wird, wiederholt Er die Worte von V.37.39. Aber Er fügt hinzu: „Es sei denn, daß der Vater […] ihn ziehe“, woraus geschlossen werden muß, daß die Juden vom Vater nicht gezogen worden waren. Mit anderen Worten, ein Mensch kann nicht kommen, es wirke denn eine Kraft von außen – das Ziehen des Vaters. Dieses Verb „ziehen“ ( helkyo) kommt im Johannesevangelium fünfmal vor, dreimal im handgreiflichen Sinn vom Ziehen des Schwertes oder des Netzes (18,10; 21,6.11) und zweimal im geistlichen Sinn: „[…] werde ich alle Menschen zu mir ziehen“ (12,32). Keine Gewalt wohnt dieser Handlung inne; anders verhält es sich mit dem Verb syro, das den Aufwand großer Kraft beinhaltet (in 21,6 steht ersteres, in 21,8 letzteres).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Jesus war ein wunderbarer Unterweiser. Er belehrte seine Jünger darüber, wie sie die Lehrtätigkeit durchführen sollten. Vor allem benutzte man stets die Heilige Schrift. Auf diese Weise kann man andere über Jehova, den wahren Gott, unterrichten. Möchte jemand ewiges Leben erlangen, so muß er etwas über den Schöpfer des Lebens, den Vater, und seine Lehren erfahren. Seine Lehren sind in seinem Worte, der Bibel, dargelegt, die Jehova gerade für unsere Tage und zu unserer Ermahnung und Belehrung aufschreiben und bewahren ließ. Jesus sagte: „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich sandte, ihn zieht, und ich werde ihn am letzten Tage auferwecken. Es steht in den Propheten geschrieben: ‚Und sie werden alle von Jehova belehrt sein.‘ Jeder, der das, was der Vater lehrt, gehört und gelernt hat, kommt zu mir.“ (Johannes 6:44, 45, NW) Wir sehen also, wie notwendig es ist, vor allem das kennenzulernen oder anzuhören, was Jehova zu sagen hat. Und wenn wir jemals das hören wollen, was Jehova zu sagen hat, müssen wir zu seinem Worte greifen und es studieren. Wer die Lehren Gottes, Jehovas, kennenlernt, wird natürlich zu Christus Jesus geführt, und weil er etwas aus der Bibel lernt, wird er auf Christus Jesus als den einzigen Erlöser der Menschheit blicken, der imstande ist, durch das Verdienst seines Opfers Leben zu geben. Christus wird den Gläubigen „auferwecken am letzten Tage“. — Johannes 6:54.

Der Wachtturm – 15.Januar 1958

WIR BRAUCHEN GOTTES HILFE, UM SEIN WORT ZU VERSTEHEN
Diese Behauptung ist deswegen wahr, weil Gott in jedem Menschen, der aufrichtig in seinem Wort forscht, etwas Gutes sieht. Deshalb öffnet er den Sinn solcher Menschen, damit sie sein Wort verstehen. Jesus sagte: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, der Vater, der mich gesandt hat, ziehe ihn“ (Johannes 6:44). Ohne die Hilfe des Geistes Gottes, seiner unsichtbaren wirksamen Kraft, die deinen Sinn beeinflussen und lenken kann, kannst du Gottes Vorsätze nicht verstehen.

Das Leben hat doch einen Sinn

Jesus machte keinen Versuch, ihrer Unwissenheit abzuhelfen. Er tadelte sie lediglich für ihr Murren und wies sie darauf hin, daß Gott ständig bemüht sei, sie zu sich zu „ziehen“, und ihnen viele Lehrer gegeben hatte, die ihnen von ihm erzählten. Es steht den Menschen deshalb nicht zu, über Gottes Tun zu richten. Ohne Gottes klärende Hilfe wird jede Beurteilung des Boten Gottes sich als falsch erweisen. Niemand kann zu Jesus kommen oder an ihn glauben ohne die Hilfe des Vaters. Die Menschen sind so festgefahren im Treibsand der Sünde und des Unglaubens, daß ihre Lage aussichtslos ist, es sei denn, Gott selbst zieht sie heraus (vgl. V. 65). Und er zieht nicht nur einige wenige heraus. Jesus sagte: „Ich (will) alle zu mir ziehen“ (12, 32). Das heißt nicht, daß alle gerettet werden, sondern daß Griechen (d. h. Heiden; Joh 12,20) ebenso gerettet werden werden wie Juden. Wer gerettet ist, wird auch auferstehen (vgl. Joh 6,39-40).

Walvoord Bibelkommentar

Vers 44 stellt die Hörer vor die beunruhigende Frage:
Gehören sie wirklich zu Gott, wenn sie nicht im Glauben »zu« Jesus »kommen«? In »Jedem«, der zu ihm kommt, wirkt ja Gott – das sagte schon Vers 37.
Aber nun wirft Vers 44 ein besonderes Problem auf. Was heißt denn »der Vater zieht ihn«? Das griechische Wort für »ziehen« bedeutet auch »schleppen«, »zerren«, »misshandeln«, »holen«. Besagt also Vers 44, dass Gott die Glaubenden ohne Rücksicht auf ihre eigene Entscheidung zu Jesus »zerrt«? Und besagt dann die Stelle zugleich, dass die Nichtglaubenden eben nicht von Gott »geschleppt« »gezerrt« werden, so dass sie nicht zu Jesus kommen können, auch wenn sie es wollten? Oder schafft Gott am Ende den Willen, so oder so zu handeln? Sowohl der Vergleich mit Jeremia 31,3 als auch der Zusammenhang von Johannes 6 ergeben eine Lösung dieser Fragen. In Jeremia 31,3 redet der Herr Israel an:
»Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.« Dieses »Ziehen« schließt keinesfalls die willentliche, selbstverantwortliche Umkehr aus. Man kann in Kürze so formulieren:
Gott allein ermöglicht die Bekehrung. Aber ob wir uns tatsächlich bekehren, ist in unsere eigene Entscheidung gestellt.
In einer geheimnisvollen Weise durchdringen sich göttlicher und menschlicher Wille so, dass wir keinen von beiden ausschließen dürfen (vgl. Phil 2,12ff.). Auch in Johannes 6,44 will also das »Ziehen« des Vaters unsere Rettung ermöglichen, aber das »Kommen« zu Jesus bleibt dennoch unsere eigene Entscheidung. Zum selben Ergebnis nötigt uns der Zusammenhang von Johannes 6, denn in Vers 45 werden als Voraussetzungen des Kommens das Hören und das Lernen genannt – beides ohne Zweifel willentliche und eigene Entscheidungen. Formulieren wir noch einmal positiv:
Gott will, dass wir zu Jesus kommen (vgl. 1Tim 2,4), ja er »schleppt« uns sogar zu ihm hin, aber zuletzt müssen wir ein eigenes Ja zum Glauben und zur Nachfolge finden. Diejenigen Ausleger haben also Recht, die das »Ziehen« des Vaters als ein »inneres, gnadenhaftes Ziehen« oder als ein »liebevolles Ansichziehen« bezeichnen. Augustin merkte zu unserer Stelle an:
»Wirst du noch nicht gezogen? Bete, dass du gezogen wirst!« – Zum dritten Mal (vgl. V. 39.40) hören wir die Verheißung:
»Ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage«, nämlich zum ewigen Leben.

Edition C

Jeder, der vom Vater hört und lernt, kommt zu mir. Jesus kann nichts tun, wenn ihm nicht das Werk des Vaters im Inneren des Menschen vorangeht. Faßt der Vater den Menschen inwendig, setzt er ihn in Bewegung, dann wendet sich sein Auge auf Jesus, und sein Verlangen streckt sich zu ihm, und dann nimmt ihn Jesus dankbar und freudig bei sich auf. Was der Prophet verhieß, daß jeder von Gott selbst für sich die Unterweisung empfangen werde, das bildet die feste Regel, die den Lebenslauf aller bestimmt. Zu jedem tritt Gott inwendig in ein besonderes, persönliches Verhältnis und macht sich zu seinem Lehrer, und er allein ist derjenige Lehrer, aus dessen Unterweisung wirklich Glaube wird. Wo er nicht lehrt, wird nichts verstanden, und ohne sein Ziehen entsteht keine Kraft. Der aber, mit dem der Vater geredet hat, so daß er hörte und lernte, der ist inwendig zum Jünger Jesu bereitet, tritt zu ihm hinzu und empfängt nun von ihm das ewige Leben. So vollzieht sich das Werk des Vaters und des Sohnes in der vollkommenen Eintracht ganzer Übereinstimmung. Für den Sohn bereitet der Vater die Menschen, und dieser schätzt und vollendet in ihnen des Vaters Werk.
Wie Jesus seinen Verklägern in Jerusalem gesagt hat: Nicht mein Zeugnis, sondern einzig das Zeugnis des Vaters reicht zum Beweise hin, daß mein Wort Wahrheit sei, ebenso sagt er hier der Gemeinde von Kapernaum: Nicht mein Ziehen, Werben und Arbeiten, sondern einzig das Ziehen des Vaters stiftet Verbundenheit mit mir. Indem er dadurch deutlich macht, wie seine Liebe zum Menschen in seiner Liebe zum Vater ihren Grund hat, wird zugleich sichtbar, wie sein Heilands- und sein Richteramt von ihm mit einem einträchtigen Willen erfaßt werden. Er schwankt nicht zwischen Gnade und Gericht ohne Grund und Regel hin und her, sagt uns vielmehr, wann und weshalb er trotz seiner unerschöpflichen Liebe den Menschen als Richter widerstehen und sich ihnen entziehen muß. Lieb sind wir ihm darum, weil Gott sein Werk in uns tut; somit hört da seine Gemeinschaft mit uns auf, wo der Vater sich uns entzieht. Für seine Zuhörer lag darin ein eindringendes, sie aufrüttelndes Bußwort. Sie haben an ihrer Unwilligkeit, sich Jesus ernstlich und ganz zu ergeben, den Beweis ihrer Entfremdung von Gott vor Augen. Wenn sie noch erwachen können, muß sie dies zum ernsten Erschrecken bringen.

Schlatters Erläuterungen zum NT

Jeschua fährt fort zu erklären, dass sie sein Fleisch essen und sein Blut trinken müssen, wenn sie ewiges Leben haben wollen (Johannes 6:46-51). Er bezog sich in diesem Zusammenhang nicht auf die Kommunion. Tatsächlich ist das Jochanan-Evangelium das einzige, das keinen Bericht über die Zeremonie von Brot und Kelch gibt. Vielmehr bedeutete, wie Jeschua es in diesem Zusammenhang definierte, sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken, zu glauben, dass er der von Gott gesandte Messias ist. Das Abendmahl bringt kein ewiges Leben hervor. Jeschua erklärte, was ewiges Leben hervorbringt: Wer glaubt, hat ewiges Leben (Johannes 6:47). Diese Art von Leben wird nur in der Person des Messias gefunden, und sie müssen glauben, dass er diese messianische Person war.

Jeschua – Das Leben des Messias aus messiannisch-jüdischer Perspektive

Mit dem Modalwort δύναται („er kann“) wird das Unvermögen ausgedrückt, ohne Ziehen des Vaters zum Sohn zu kommen. Mit ἐὰν μὴ („wenn nicht“) leitet Johannes eine Ausnahmebedingung ein, unter der es doch möglich ist zu Jesus zu kommen, nämlich das Ziehen des Vaters zum Sohn. In anderen Worten kann ein Mensch zu Jesus kommen, wenn und weil der Vater ihn zieht, was offensichtlich für die murrenden Zuhörer nicht galt. Das im Konditionalsatz gebrauchte Prädikat ἑλκύσῃ („er ziehe“) kann semantisch auch in die Richtung „anziehen“ gehen. Vgl. Platon, Respublica 550b.5: „εἰς τὸ μέσον ἑλκόμενος ὑπ’ ἀμφοτέρων τούτων ἦλθε“. „er kommt in die Mitte, weil er von diesen beiden angezogen wurde“. Wie der Vater hingegen zieht, dass Menschen zum Sohn kommen, wird im nächsten Vers erklärt.

P.Streitenberger – Das Johannesevangelim

In Johannes 6:44 sagte Jesus jedoch auch: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, der Vater, der mich gesandt hat, zieht ihn“ (NASB). Diejenigen, die zu Christus kommen, tun dies als Ergebnis des gnädigen Wirkens Gottes in ihren Herzen; es ist Gott, der Vater, der sie zu Gott, dem Sohn, als ihrem Retter und Herrn zieht. Das lehrt uns, dass wir Gott die ganze Ehre und den ganzen Ruhm für den Impuls in unserem Herzen geben müssen, dem Ruf Christi zu folgen, wenn uns das Evangelium präsentiert wird. Andernfalls könnten wir uns sagen: „Nun, in gewisser Weise habe ich Gottes Gnade verdient, denn ich habe geantwortet, als er mich rief – anders als der reuelose Mann, der auf dem Platz neben mir saß und nicht nach vorne gehen wollte, als die Einladung ausgesprochen wurde.“ Nein, in der Frage unserer Erwählung ist kein Platz für persönliche Verdienste. Es ist alles eine Sache von Gottes „reinem Wohlgefallen“, und er erhält die ganze Ehre, wenn ein Sünder gerettet wird. Wer den Herrn Jesus ablehnt, muss die ganze Schuld dafür tragen, dass er verdammt und verloren bleibt, aber wer gerettet wird, muss Gott alle Ehre und Herrlichkeit für seine Errettung und sein neues Leben in Christus geben.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Gott von Ewigkeit her diejenigen auswählt, die gerettet werden sollen; und die einzige Grundlage seiner Wahl ist sein reines Wohlgefallen, so wie die einzige Grundlage für Freispruch und Rechtfertigung das Verdienst des Sühnetodes Christi ist. Dennoch erwählt Gott niemals diejenigen, die nicht an Christus glauben und auch nicht glauben werden; nur diejenigen, die es tun, bringt er zu Christus, um gerettet zu werden. Was aber einen Sünder dazu bringt, sein Herz für Gottes Wahrheit zu öffnen und zum Glauben bereit zu sein, wird in der Heiligen Schrift nicht wirklich dargelegt. Wir können nur sicher sein, dass Gott, „der nicht will, dass jemand umkommt, sondern dass alle zur Buße kommen“ (2 Petrus 3,9), die Entscheidung nicht für sie getroffen hat. Jeder Mensch trägt die volle Verantwortung für seine eigene Entscheidung; und als jemand, der nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde (und daher mit moralischer Verantwortung ausgestattet ist), und als jemand, der vom Heiligen Geist Gottes gewirkt wird (der allein einen wahren und rettenden Glauben hervorrufen kann), muss er für sich selbst zwischen Leben und Tod, zwischen Segen und Fluch entscheiden – „So wähle das Leben, damit du lebst!“ (Dtn 30,19).

Gleason L.Archer – neue Internationale Enzyklopädie der Bibelschwierigkeiten

Also was muss ICH tun? Ich muss einfach aufrichtig in der Bibel forschen – dass sieht Jehovah – und mit Hilfe mit dem heiligen Geist, kann ER mir helfen Gottes Wort wirklich verstehen!

Prüfet alles??

Den Geist löschet nicht aus; (O. unterdrücket, dämpfet nicht) Weissagungen verachtet nicht; prüfet aber alles, das Gute haltet fest. Von aller Art des Bösen haltet euch fern.
Elberfelder 1871 – 1. Thessalonicher 5,19–22

Den (heiligen) Geist laßt in euch nicht erlöschen (= unterdrückt oder dämpft nicht); prophetische Reden (vgl. Röm 12,6) verachtet nicht. Prüfet alles, behaltet das Gute; meidet das Böse in jeder Gestalt!
Menge 2003 – 1.Thessalonich 5:19–22

Löscht das Feuer des Geistes nicht aus. Verachtet Prophezeiungen nicht. Prüft alles. Haltet am Guten fest. Meidet jede Art Schlechtigkeit.
neue Welt Übersetzung – 2018 – 1Thessalonicher 5:19–22

Wie kann der heilige Geist in der Versammlung/Gemeinde wirken? Das scheint das Thema zu sein – aber da die meisten gern „Bibelmikado“ spielen, greifen sie den Vers heraus „prüft alles – das Gute behaltet!“.
Also werden wir uns heute einmal nur darauf konzentrieren.
Paulus sagt also: wenn der heilige Geist nicht behindert wird, müssen wir trotzdem das gesagte/gehörte überprüfen! Und was dann folgt (und meist weggelassen wird) – das Böse meidet!

Gewöhnlich gehen solche, die debattieren wollen, mehr darauf aus, Aufmerksamkeit zu gewinnen für ihre Ansichten und dafür Propaganda zu machen, als die Wahrheit darzulegen. Von Personen, die einer Debatte zuhören, wird nicht notwendigerweise der Wahrheit als Siegerin geklatscht. Volksmengen handeln nicht immer nach Vernunft. Sie lassen sich durch bombastische Redekunst und auffallende Beredsamkeit hinreißen, die mehr an die Gefühle als an die Vernunft appellieren. In einer Debatte wird ebensoviel Irrtum wie Wahrheit vorgebracht, und wenn an Gefühle und persönliche Vorurteile appelliert wird, mögen die endgültigen Schlußfolgerungen vieler Hörer oft dem Irrtum den Vorzug geben. In der gespannten Atmosphäre einer Debatte werden Vernunft und Logik häufig außer acht gelassen, ausgenommen von jemandem, der den Geist Jehovas besitzt. Ein gesetzlich oder juristisch geschulter Sinn kann Gefühl von Tatsachen unterscheiden und etwas richtig einschätzen, aber Zuhörerschaften sind im allgemeinen nicht so objektiv. Eine ruhigere Atmosphäre ist für unvoreingenommenes Denken erforderlich. Jede Seite denkt im allgemeinen, sie habe gewonnen, und oft finden solche, die neutral oder unentschieden waren, daß sie nach der Debatte noch verwirrter sind.
Um festzustellen, ob eine Lehre schriftgemäß sei oder nicht, müssen wir zur Bibel greifen und ruhig all die Texte erwägen, die sich auf den fraglichen Punkt beziehen. Der ideale Ort, dies zu tun, ist in einer Privatwohnung, wenn die zwei oder paar Personen, die in Frage kommen, mit geöffneten Bibeln um den Tisch sitzen und leidenschaftslos die Beweise erwägen, um sich zu ‚vergewissern über alle Dinge und an dem festzuhalten, was recht ist‘. (1 Thessalonicher 5:21, NW) Wer über eine Lehre im Zweifel ist, der kann einen Pfarrer von der Religion, die sie vertritt, in sein Haus kommen lassen, um sie zu besprechen. Am nächsten Abend kann er einen Prediger von einer Gruppe kommen lassen, die sagt, sie sei falsch. Oder vielleicht mag er sogar den Wunsch haben, daß von jeder Gruppe ein Prediger am selben Abend komme, und er kann Fragen stellen und die Diskussion anhören. Auf diese Weise ist es wahrscheinlicher, daß der wahren wie auch der falschen Ansicht ruhige, sorgfältige Aufmerksamkeit geschenkt werde. Aufrichtige Personen, die die Wahrheit ehrlich suchen, werden den Vorteil erkennen, den diese Methode hat, während jene, die sich mehr für aufregende Streitgespräche interessieren und Propaganda für ihre Sache in der Öffentlichkeit machen wollen, die rednerische, gefühlsmäßige Debatte anpreisen.

Der Wachtturm 15.Oktober 1954

Über einige andere Personen, die aufrichtig ihre Religion ausübten, schrieb Paulus: „Ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer für Gott haben, aber nicht gemäß genauer Erkenntnis.“ Die Folge davon war, daß sie ‘sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterwarfen’ (Römer 10:2, 3). Aufrichtigkeit und Güte sind zwar wichtige Eigenschaften, aber sie allein bewirken nicht, daß der Glaube, den man ausübt, Gott wohlgefällig ist. Man kann trotz aller Aufrichtigkeit im Irrtum sein. Was ist denn erforderlich? Jesus sagte: „Gott ist ein GEIST, und die ihn anbeten, müssen ihn mit Geist und Wahrheit anbeten“ (Johannes 4:24). Die Anbetung, die Gott wohlgefällig ist, darf sich nicht nur auf eine aufrichtige, ehrfürchtige Einstellung oder auf einen solchen „Geist“ beschränken. Sie muß auch in Übereinstimmung sein mit der „Wahrheit“, die Gott in seinem Wort geoffenbart hat. In Gottes Augen hat jeder Mensch die Pflicht, das, was er glaubt, im Lichte der biblischen Wahrheit zu prüfen. Und was sollte er tun, wenn eine solche Prüfung ergibt, daß seine Religion mit der Bibel nicht übereinstimmt? Nun, wie verhielten sich Abraham, Ruth, Petrus, Paulus und andere treue Diener Jehovas gegenüber der Religion, die sie früher gepflegt hatten? Denke an das Gebot Gottes, das wir in 1 Thessalonicher 5:21 finden: „Vergewissert euch aller Dinge; haltet an dem fest, was vortrefflich ist.“ Das bedeutet, daß man sich von dem, was verkehrt ist, abwenden muß. In Offenbarung 18:4 wird in bezug auf das Weltreich der falschen Religion, „Babylon die Große“, geboten: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt.“ „Was würden meine Angehörigen, meine Freunde und meine Nachbarn über mich denken, wenn ich meinen Glauben wechselte?“ mag jemand sagen. Wie denkst du darüber? Ist es vernünftig, Menschen zu gefallen zu suchen, anstatt Gott zu gehorchen? Die Bibel sagt: „Vor Menschen zu zittern ist das, was eine Schlinge legt, wer aber auf Jehova vertraut, wird beschützt werden“ (Sprüche 29:25).

Erwachet! 8.Februar 1974

Die Trübsal in Thessalonich war anscheinend so furchtbar geworden, dass einige Christen sich fragten, ob der Tag des Herrn schon begonnen hatte (2 Thess 2,2). Wie kamen die Thessalonicher auf diese falsche Idee? Paulus war nicht sicher, aber er schlug in 2 Thess 2,2 drei mögliche Ursachen vor:
(1) Vielleicht durch einen [bösen] Geist (dia pneumatos).
(2) Vielleicht durch eine Rede (dia logou), die eine verkehrte Auslegung der Schrift oder andere falsche Informationen beinhaltet.
(3) Vielleicht durch einen betrügerischen Brief (dia epistoles), als ob Paulus oder ein anderer anerkannter Leiter ihn gesandt hätte.
„Der Versucher“ (1 Thess 3,5) hat viele Methoden, Gottes Volk in Verwirrung zu bringen. Er verwendet beides, sowohl Verfolgung als auch Verfälschung, um Gemeinden und einzelne Christen anzugreifen. Deshalb schrieb Paulus in 1 Thess 5,21: „Prüfet aber alles, und das Gute behaltet.“
Eine Auswirkung der Ansicht, dass der Tag des Herrn schon angefangen habe, war, dass einige aufhörten zu arbeiten (2 Thess 3,6-12). Vielleicht dachten sie, dass Jesus bald wiederkommen muss, wenn der Tag des Herrn schon da war. Und wenn Jesus bald wiederkommt, warum sollte man weiter arbeiten? Für andere war die Situation verwirrend, weil sie verstanden hatten, dass sie am Tag des Herrn gerettet werden sollten und nicht leiden müssten (1 Thess 1,10).

ERF – Bibelkunde NT – II

Prüfen der Prophetie ist etwas anderes als Geisterunterscheiden. Während es beim Letzteren um falschen oder Heiligen Geist geht, handelt es sich hier um Prüfung der Botschaft von Christen, die den Geist Gottes haben. Wenn die Bibel von Prüfung der prophetischen Äußerungen redet, geht sie davon aus, dass die Prophetie im Rahmen der Gemeinde geschehen ist. Dort gehört sie ja grundsätzlich hin, wie könnte sie sonst die Gemeinde erbauen! In der Regel sind die Propheten auch Glieder der Gemeinde und als geistliche Persönlichkeiten bekannt. Prophetie im intimen Kreis muss schon durch die Teilnehmer selbst geprüft werden oder muss den Verantwortlichen der Gemeinde zur Prüfung vorgelegt werden. Bei einem unbekannten, gemeindefremden Propheten ist Prüfung besonders nötig.
Die Gabe der Prophetie bedarf sowohl der Wertschätzung wie auch der Prüfung. Die Prüfung soll nicht nur zwischen echter und falscher Inspiration unterscheiden, sondern auch zwischen Gutem und menschlichem Beiwerk. Das lesen wir in 1Thess 5,19–20: „Den Geist löscht nicht aus. Prophetisches Reden verachtet nicht. Prüfet aber alles, das Gute haltet fest.“ Das Prüfen der Prophetie ist zunächst einmal ganz positiv gemeint. Die Weissagung soll geprüft werden, um aus ihr das Positive, das Wichtige, festzuhalten. Das Hauptanliegen der Prüfung ist ein Dienst der Förderung, eine Hilfe zur besseren Entfaltung der Geistesgabe.

Geistesgaben in Lehre und Praxis – Der Umgang mit den Charismen des heiligen Geistes

Mit diesen Feststellungen geraten wir allerdings in die Schußlinie von Thiedes Argumentation mit dem aus dem Zusammenhang herausgerissenen Teil des Verses 1 Thess 5,21: „Prüfet aber alles und das Gute behaltet“. Diese Argumentation gehört jedoch in den Bereich der Verführung und ist Mißbrauch von Gottes Wort.
Der von Thiede weggelassene Anfang des Verses lautet: „Weissagung verachtet nicht.“ Dementsprechend ist es nicht erlaubt, die Fortsetzung auf alles Beliebige zu beziehen, um dadurch zum Ersten einen Freibrief auszustellen, sich damit nach Belieben zu befassen und zum Zweiten von vornherein vorauszusetzen, daß dabei etwas Gutes gefunden werden kann. Das Gute, das nach 1 Thess 5,21 behalten werden soll, ist allein die in geistlicher Prüfung als echt erkannte Weissagung. Auch wenn damit zu rechnen ist, daß nicht jede Weissagung ganz durch den Heiligen Geist gewirkt ist, sollen deshalb die Weissagungen nicht insgesamt verachtet werden, sondern sind geistlich zu prüfen. Carsten Peter Thiede benutzt jedoch den Versteil, um dadurch nicht nur gegen Vorurteile nichtchristlicher Literaturwissenschaftler zu argumentieren, sondern in eins damit auch Brüder und Schwestern ins Unrecht zu setzen, welche die Gefahren des Umgangs mit nichtchristlicher Literatur noch erkennen.

Linnemann – Wissenschaft oder Meinung? Anfragen und Alternativen

»Prüft« ist dokimazete. Imperativ Präsens von dokimazô, »versuchen, prüfen, testen, mit dem Ziel einer Urteilsbildung« (Vgl. 2,3; 3,5).
Es bedeutet also »etwas auf den Prüfstand stellen zum Zweck einer Billigung«. Dies ist anscheinend ein eindeutiger Hinweis auf den vorhergehenden Vers. Der Gläubige darf nicht blauäugig und leichtgläubig sein. Zu jeder Zeit gab es Verführer und falsche Propheten. Während es wahr ist, daß bestimmte Glieder des Leibes Christi die besondere Gabe der Geisterunterscheidung haben (1.Kor 12,10), so haben doch alle, in denen der Heilige Geist wohnt, eine Salbung von dem Heiligen (1.Joh 2,20-27), die sie befähigt, bei jeder Belehrung zu erkennen, was echt ist und was falsch. Johannes fordert uns auf, die Geister zu prüfen, ob sie aus Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen. Sein Prüfstein ist die Person Christi: »Jeder Geist, der Jesus Christus im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott. Seine wahre Gottheit und sündlose Menschheit müssen anerkannt werden. Ein Standardtest für jede Lehre ist: »Zum Gesetz und zum Zeugnis! Wenn sie nicht nach diesem Wort sprechen, so gibt es für sie keine Morgenröte« (Jes 8,20). Da wir die vollständige Offenbarung Gottes besitzen, wörtlich inspiriert und autoritativ, müssen wir jede Lehre und Praxis ablehnen, die dem Wort Gottes widerspricht. Nach dem Prüfen muß das, was als gut und in Übereinstimmung mit dem geoffenbarten Wort erkannt wurde, hartnäckig festgehalten werden. »Das Gute« ( to kalon ) ist das Echte im Gegensatz zur Fälschung. »Die Spreu muß vom Weizen getrennt werden« (Findlay).
22 »Haltet euch fern« kommt von apechô, »jemand ab-, fern-, zurückhalten«. Wenn es im Medium gebraucht wird, wie hier, dann bedeutet es »sich selbst von etwas fernhalten«. Die Thessalonicher sollten sich so weit wie möglich fernhalten von jeglicher sichtbaren äußeren Form, in der sich das Böse zeigte. »Böse« ist ponêros, was sich auf »Böses« in aktivem Gegensatz zu allem, was gut ist, das, was verderbenbringend ist« bezieht. Es wird auf Satan (Mt 5,37) und auf Dämonen (Lk 7,21) angewandt. »Vers 22 formuliert und die negative Umkehrung von V. 21 und erweitert das Prinzip zum Einschluß aller Lebensbereiche. Jeder Anschein und jede sichtbare Form des Bösen, sollte vom Christen vermieden werden« (Ryrie, S. 82). Böses kann sich in vielen verschiedenen und oft heimtückischen Formen offenbaren. Eine der schlimmsten ist falsche Lehre, die auf attraktive Weise präsentiert wird. Der Gläubige sollte sein Zeugnis niemals kompromittieren, indem er auf eine religiöse Gemeinschaft hört oder sie gar mit seiner Gegenwart beehrt, die Lehren vertritt, die erwiesenermaßen der Person Christi abträglich oder dem geoffenbarten Wort entgegengesetzt sind.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Keineswegs aber bejaht er die prophetische Rede, wie auch andere Geistesäußerungen, bereits aufgrund ihrer übernatürlichen Vermittlung. Nicht die Form – und mag diese noch so beeindruckend sein – ist Ausweis der Wahrheit, sondern allein ihr Inhalt. Von ihm aber gilt: »Prüft alles!« Maßstab für die Prüfung ist die »Übereinstimmung (Analogie) mit dem Glauben« (Röm 12,2), d.h. das Bekenntnis »Herr ist Jesus!« (1. Kor 12,3). Entscheidendes Kriterium aller Rede im Bereich der Gemeinde ist, ob in ihr das »Wort vom Kreuz« (1. Kor 1,18; 2,2) im Mittelpunkt steht, ob daher auch zum Glauben an diesen Jesus Christus aufgerufen wird, ob sein Geist die Glaubenden erfüllt. Dort, wo die Übermacht der Geistesäußerungen den einzelnen oder die Gemeinde von diesem Evangelium fortreißt, besteht die Gefahr der Verführung zu einem anderen Jesus, Geist und Evangelium (2. Kor 11,4). Daher ist alles an diesem Wort zu prüfen und »das Gute«, das die Gemeinde im Evangelium von Jesus Christus bereits kennengelernt hat, festzuhalten.

Die Gemeinde darf das, was den Test nicht besteht und damit nicht zur Auferbauung dient, in ihrer Mitte nicht dulden. In jeder Gestalt ist das Böse zu meiden: »Haltet euch fern von allem Schein des Bösen!« Im Zusammenhang unseres Textes bezieht sich diese Aufforderung konkret auf den Umgang mit den Geistphänomenen.
Damit hat Paulus den Rahmen für die sachgemäße Einordnung dieses Bereichs in die Gesamtheit des Christenlebens abgesteckt:
Im Heiligen Geist ist der Glaubende mit Jesus Christus verbunden; daher kann er in jeder Lage Freude, Lob und Dank gegenüber seinem Gott zum Ausdruck bringen (vgl. Kol 3,16). Das Wirken und die Gaben dieses Geistes dürfen in keiner Weise unterdrückt werden. Angesichts der Möglichkeit der Verführung kann jedoch keine Geistesäußerung als solche bereits angenommen werden. Vielmehr ist zuvor alles zu prüfen. Allein dadurch ist gewährleistet, daß nicht ein anderer, sondern allein Jesus Christus Grund, Mitte und Ziel seiner Gemeinde bleibt. Denn nur er vermag sie zu retten. Abseits vom Glauben an ihn findet sich allein das Böse; dieses aber ist in jeder Art, eben auch in der pneumatischen, zu meiden.

Edition C

Wenn wir die Prüfungen von Jesus im Hinterkopf haben, dann werden wir verstehen, dass der Teufel gern Verse aus dem Zusammenhang reißt, um gläubige Christen von Jehovah wegzuziehen!
Ein Vers hier, ein Vers da, aus dem Zusammenhang gerissen – „sollte Gott wirklich gesagt haben?“
Und dann brauchen „wir ja nur zu schauen“ – wie war es mit den anderen Aussagen dieses „Propheten“?? Hat der „Prophet“ schon öfter geirrt? Stimmen seine Angaben mit der gesamten Bibel überein? Hat sich die Gruppe um den Propheten schon öfter geiirt – dann gilt 5.Mose 28:22!
dazu passt: kann der Prophet irren? und sollte Gott wirklich gesagt haben?

ewiges Leben

DIESES redete Jesus, und Er hob Seine Augen auf gen Himmel, und Er sprach: «Vater, die Stunde- Joh 12,23 – ist gekommen; verherrliche- Joh 13,32 – Deinen Sohn, daß Dein Sohn Dich verherrliche, wie Du Ihm Vollmacht-Dan 7,14; Mt 11,27; 28,18; Joh 3,35; 5,27; 1 Kor 15,25.27; Phil 2,9-11; Hebräer 2,8 – gegeben hast über alles Fleisch, daß Er ihnen allen, die Du Ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe! Das aber ist das ewige Leben-Jes 53,11 -, daß sie Dich, den allein wahren Gott, erkennen- Jer 9,23; 1 Kor 3,3.4; 1 Thess 1,9 -, und Den Du gesandt- Joh 3,34; 5,36.37; 7,29 – hast in diese Welt, Jesum Christum.
Abraham Meister – Neues Testament – Johannes 17,1–3

Jesus redete diese Dinge und erhob seine Augen zum Himmel und sprach: „Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrliche, so wie du ihm Gewalt über alles Fleisch gegeben hast, damit er der ganzen [Anzahl] derer, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe. Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Johannes 17,1–3

Nachdem Jesus das gesagt hatte, blickte er zum Himmel auf und betete: „Vater, die Stunde ist gekommen. Offenbare die Herrlichkeit deines Sohnes, damit auch der Sohn deine Herrlichkeit offenbar machen kann. Du hast ihm die Macht über alle Menschen anvertraut, damit er denen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das ewige Leben besteht ja in der Gemeinschaft mit dir, dem einzig wahren Gott, und mit dem, den du gesandt hast, Jesus Christus.
NeÜ bibel.heute Stand 2023 – Johannes 17:1–3

Diesen Vers hatten wir schon 2021 -deshalb nur ergänzende Gedanken.
Schauen wir uns den Vers 3 im Zusammenhang an – anstatt diesen Vers aus dem Zusammenhang zu reißen, dann lesen wir: es liegt nicht an uns, ob andere Menschen „das ewige Leben ergreifen“ – denn diese „Gabe“ ist ein Geschenk, dass Jesus denen gibt, die IHM wiederum der Vater gegeben hat! Also egal ob du „anderen das Gefühl gibst, willkommen zu sein“ oder ob du diese Menschen wirklich Willkommen heißt – es liegt nicht an der Person und nicht an dir und mir!

Es gibt Spiele, für die es unterschiedliche Spielregeln gibt. Wenn die Spieler sich nicht vorher auf bestimmte Regeln einigen, dann gibt es früher oder später Streit oder Frustration. Statt Freude erleben die Teilnehmer Ärger und Enttäuschung. Ähnlich ist es mit der geistlichen Gemeinschaft und liebevollen Beziehungen. Gott selbst hat diese Gemeinschaft gestiftet und seine Gebote sind die Spielregeln für das Gelingen der Gemeinschaft. Das Beachten dieser Gebote (Regeln) bewirkt Freude und Segen. Das Missachten dieser Gebote (Regeln) führt zu Verletzungen, Streit, Frustration und Trennungen.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Erkenntnis Gottes und dem Halten seiner Gebote? (2,3-4) Lesen Sie hierzu auch Joh 17,3.

ERF -Bibelkunde NT II

Was ist „ewiges Leben“? „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Joh 17,3). Ewiges Leben bedeutet eine ewige Verbindung mit Gott, und ewiger Tod bedeutet eine ewige, unwiderrufliche Trennung von Gott (Joh 3,16.36; 5,24; Siehe auch Mt 25,46).

ERF – Bibelkunde NT I

Wenn Jesus dem Vater Ehre erwirbt und ihm zu Ehren Heil schafft, dann will er dabei ganz in der Linie des Vaters bleiben. Eben dies besagt V. 2. Das kleine Wörtchen »wie« besitzt drei Bedeutungen: a) »ebenso wie«, b) »in dem Maße wie«, c) »weil«. Die »Macht«, von der hier die Rede ist, bedeutet sowohl die Vollmacht als auch die Kraft zur Ausführung. »Alles Fleisch« ist eine typisch jüdische Redewendung und bezeichnet die gesamte Menschenweit. Liest man V. 2
»Du hast ihm Macht über alles Fleisch gegeben« im Zusammenhang, dann drängen sich zwei Parallelen auf. Die erste Parallele ist Mt 28,18

»(Von Gott) ist mir gegeben alle Macht.« Diese Parallele macht deutlich, dass Jesus in Joh 17,2 an die Zukunft denkt. Der Sinn seiner Aussage ist also der: »Du hast ihm nach vollbrachtem Kreuzestod Macht über alles Fleisch gegeben.« Die zweite Parallele ist Dan 7,14; »Gott gab ihm (= dem Menschensohn bzw. Messias) Macht …, dass ihm alle … dienen sollten.« Jesus weiß also, dass sich Dan 7,14 bald erfüllen wird.

Aber es ist eine eigenartige »Macht«, von der er hier in Joh 17,2 redet, nämlich die Macht, »allen ewiges Leben« zu geben. Sie entspricht jedoch genau der Aufgabe, die Christus vor seiner Wiederkunft hat! Wir lernen also, dass Dan 7,14 eine mehrfache Bedeutung besitzt: Einmal ist es die Macht des Glaubens und der Gabe des ewigen Lebens, die der Messias hat; sodann ist es die sichtbare Macht, die der Messias nach seiner Wiederkunft in seinem Reich ausübt (vgl. noch Joh 3,27.35; 13,3 und Mt 9,6 par; Mt 11,27 par). Wichtig ist auf jeden Fall das »Du«: »Du hast ihm Macht gegeben.« Vom Vater kommt sie, vom Vater will Jesus sich bestimmen lassen. Auch hier könnte man einen Einwand machen. Ist es denn wahr, dass alle Menschen ewiges Leben empfangen? Laufen denn nicht viele herum, die von Christus und dem ewigen Leben überhaupt nichts wissen wollen? In dieser Richtung bringt der Schluss von V. 2 eine Klärung. Der Ausdruck »alle« wird nämlich eingegrenzt; es handelt sich um »alle, die du (= der Vater) ihm (= dem Sohn) gegeben hast«. Damit ist klar, dass es sich nur um die Jünger Jesu handelt. Das wird auch durch den Vergleich mit Joh 6,37.39ff.bestätigt. Und gerade von Joh 6,37ff.her ergibt sich, dass dieses »die du ihm gegeben hast« nicht im Sinne einer reinen Vorherbestimmung (Prädestination) gemeint ist, sondern beides umschließt: aus eigener Entscheidung zum Glauben kommen dürfen und vom Vater Jesus anvertraut werden.

Im ganzen Evangelium ist es Jesu einzigartige Möglichkeit, »ewiges Leben zu geben« (vgl. Joh 3,15ff.; Joh 5,24; 6,40.47; 10,10.28; 11,25ff.; Joh 20,31). Nun aber gibt Joh 17,3 eine atemberaubende Begriffsbestimmung: »Das aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den einzigen, wahren Gott und den, den du gesandt hast, Jesus, den Messias, erkennen.« Das Hauptwort in dieser Aussage heißt: »erkennen«. Läuft also unsere Rettung über den Kopf? Ist Jüngerschaft nur etwas für die Intelligenz? Das wäre ein katastrophales Missverständnis. Jenes »erkennen« kommt nicht aus der Philosophie des Abendlandes, sondern aus der Sprache der Bibel und bedeutet »praktisches Kennenlernen« (vgl. z. B. 1 Mo 4,1) bzw. »Wissen, wie man mit diesem oder jenem dran ist«. Das heißt: Jesus lädt hier nicht zur Theorie, sondern zur Praxis ein. Die Parallele zu Joh 7,17 ist unübersehbar. Wer ihm praktisch nachfolgt, der hat Gott und den Messias erkannt. Und aus dieser Nachfolge erwächst »das ewige Leben«!

Aber nun dürfen wir nicht zu schnell über Einzelheiten hinweglesen. Denn die praktische Jesusnachfolge führt zu zwei präzisen Erkenntnissen. Die eine betrifft »dich, den einzigen, wahren Gott«. Nur einer, ein »einziger«, ist Gott. Das besagt schon das Glaubensbekenntnis Israels in 5 Mo 6,4. Er ist der »wahre Gott«, und zwar in einem doppelten Sinne: a) im Gegensatz zu den Götzen, die eben nicht »Gott« sind (vgl. Ps 115,4ff.; Ps 135,15ff.; Jes 44,10ff.; 1 Thess 1,9; 1 Joh 5,20); b) als der Zuverlässige, auf den man vertrauen kann (vgl. 2 Mo 34,6; Offb 6,10; 16,7). Die zweite Erkenntnis betrifft »den, den du gesandt hast, Jesus, den Messias«. Die meisten Übersetzungen haben hier: »Jesus Christus«. Das griechische Wort »Christos« ist aber selbst schon eine Übersetzung, und zwar für das hebräische »Messias«. Deshalb muss man hier auf die hebräische Grundbedeutung »Messias« zurückgehen, ebenso wie in Joh 20,31.

Diese Worte lösen eine ganze Reihe von Fragen aus. Warum fügt sie Jesus dem »einzigen, wahren Gott« hinzu? Weil man Gott an seinen Werken erkennt (vgl. Röm 1,20) und die Sendung des Sohnes Gottes Hauptwerk darstellt (»den du gesandt hast«). Wer an der Sendung Jesu vorübergeht, kann Gott nicht angemessen begreifen. Gott wird am Sohn erkannt! Deshalb hat keine andere Religion ein stämmiges Gottesbild. Warum gebraucht Jesus gerade den Titel »Messias«? Weil es hier um sein Erlösungswerk geht, und der Erlöser im Judentum am häufigsten unter der Bezeichnung »Messias« angekündigt wird. Warum nennt Jesus hier seinen eigenen Namen (»Jesus, den Messias«)? Warum sagt er nicht einfach: »mich als den Messias«? Diese Frage ist am schwersten zu beantworten. Die kritische Theologie sagt: Joh 17 ist gar nicht von Jesus gebetet, sondern eine »Komposition« der späteren Kirche, deshalb sei der »Jesus«-Name von diesem späteren Standpunkt her eingefügt. Doch ist diese kritische Theorie für uns unannehmbar. Denn wir können keinen einzigen Fall nachweisen, in dem die spätere Gemeinde eine Rede Jesu erfunden und nachträglich dem historischen Jesus in den Mund gelegt hat. Eine denkbare Antwort auf die oben genannte Frage wäre, dass Jesus bei seinem Abschiedsgebet im Jüngerkreis den Titel am Kreuz (Lutherbibel: »Überschrift«, Joh 19,19ff.) vor Augen hatte. Er wusste, dass er gekreuzigt werden sollte. Und er kannte auch sicherlich die römische Gewohnheit, den Namen des Hingerichteten sichtbar ans Kreuz zu heften. Und gerade dieser geschmähte »Jesus« Name ist der Name des gottgesandten Erlösers, den zu erkennen das ewige Leben bedeutet! So könnte man sich Jesu Ausdrucksweise gut erklären. Wir müssen es aber offen lassen, ob diese Erklärung oder eine andere zutrifft.

Wesentlich bleibt: Wer den Vater und den Sohn praktisch in der Nachfolge kennen lernt, der erwirbt das ewige Leben. Der Vater und Jesus als Messias gehören zusammen; man kann sie nicht trennen.

Edition C

Jesus kann der Erhörung dieser Bitten so gewiß sein, weil diese Verherrlichung des Sohnes im Leiden nur die Vollendung einer Hoheit ist, die dem Sohn schon längst zuteil wurde: „Wie du ihm Vollmacht über alles Fleisch gegeben hast.“ Der schon im AT vielfach verwendete Ausdruck „alles Fleisch“, umfaßt das gesamte kreatürliche Sein, die ganze Schöpfung, meint aber ganz besonders die Menschheit in ihrer Kreatürlichkeit und Vergänglichkeit. „Vollmacht über alles Fleisch“ ist recht eigentlich die Macht Gottes. Schon Mose und Aaron beten Gott an als den „Gott der Geister alles Fleisches“ (4 Mo 16, 22). Und Gott sagt es selber dem Propheten Jeremia: „Ich bin ein Gott alles Fleisches“ (Jer 32, 27). Diese Gottesvollmacht hat der Vater Jesus übertragen. Jesus sieht darin den Grund, der ihn um die „Verherrlichung“ in Gewißheit beten läßt. Das „kathos = wie“ hat auch hier begründenden Sinn. Diese Vollmacht ist aber nicht einfach „Macht“ an sich, sondern dient dem Liebeswillen Gottes und dem Heil der Menschen; Jesus besitzt sie, „damit er allem, was du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe“. Was „Fleisch“ ist, ist eben damit vergängliche Kretur, die „ewiges Leben“ gerade nicht besitzt (3, 6). Aber durch Jesus sollen Menschen „ewiges Leben“ erhalten. Der uns so schwere Erwählungsgedanke von 6, 37 schimmert auch hier erneut hindurch. Jesus spricht nicht einfach von der Vollmacht über alles Fleisch, damit er allem Fleisch ewiges Leben gebe. Der umständliche, eigentliche Wortlaut „damit alles, was du ihm gegeben hast, er ihnen ewiges Leben gebe“ zeigt noch deutlicher, daß es nur eine „Auswahl“ von Menschen ist, denen die unerhörte Gabe zuteil wird. Diese Gabe des ewigen Lebens kommt aber nur dadurch zu den Erwählten, daß der Sohn Gottes sich am Kreuz zur Sünde machen läßt (3, 15).
[3] Worin besteht dieses „ewige Leben“? Wir erstaunen über die Anwort: „Das aber ist das ewige Leben, daß sie erkennen dich, den alleinigen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus.“ Das „ewige Leben“ besteht im „Erkennen“. Ist das nicht typisch die Grundansicht der „Gnosis“? Aber im Mund Jesu ist dieses Wort nicht „gnostisch“ gemeint und das „Erkennen“ nicht dem bloßen „Glauben“ als ein Höheres übergeordnet. Es ist einfach „biblisch“ gefaßt und schon in 6, 69 dem Glauben nicht entgegengestellt, sondern mit dem Glauben fest verbunden. Wir müssen die Fülle der Stellen vor Augen haben, in denen das „Erkennen Gottes“ als Mittelpunkt des Lebens gesehen ist. Vor allem hat der von Jeremia geweissagte „Neue Bund“ gerade darin seine Herrlichkeit, daß alle Gott „erkennen werden“ (Jer 31, 34). Sehr bezeichnend ist hier das „Erkennen“ nicht an höhere Erkenntniskräfte, sondern an die Vergebung der Sünden und die Auslösung der Schuld gebunden. Von diesem „Erkennen“ spricht Jesus. Es ist darum „ewiges Leben“, weil es den höchsten und den ewigen Inhalt hat. Hier wird „der alleinige wahre Gott“ erkannt. Wir könnten auch übersetzen: „Der einzig wirkliche Gott.“ Menschliche Gottesbilder und falsche, unechte „Götter“ gab und gibt es in der Menschheit reichlich. „Ewiges Leben“ finden wir bei ihnen nicht. Sie können uns nur mit Lebenslügen verführen und täuschen. Im „Erkennen“ des Einen, der wirklich Gott ist, wird uns ein Leben zuteil, das so ewig und unausschöpfbar ist wie Gott selbst. Dabei ist das „Erkennen“ nicht das bloße Denken richtiger Gedanken über Gott. „Erkennen“ meint in der Bibel ein wesenhaftes Erfassen in lebendiger Hingabe und Verbundenheit. Es kann der wahre, der heilige und lebendige Gott nie Objekt unseres verstandesmäßigen Erkennens, unserer wissenschaftlichen Forschung sein. Personen erkennen wir schon im menschlichen Bereich auf völlig andere Weise: durch die „Begegnung“ in Liebe, Vertrauen und Gehorsam. Gott aber schenkt uns die Begegnung mit sich in dem, „den er gesandt hat, Jesus Christus“. Das „und“ in dem Gebetssatz Jesu ist darum kein addierendes, das zwei verschiedene Größen zueinanderfügt. Wir erkennen nicht erstens Gott und zweitens Jesus Christus, sondern in „Jesus“ finden wir „den alleinigen wahren Gott“. Jesus faßt hier nur zusammen, was er in 14, 6–11 eingehend dargelegt hat. Jesus sieht dabei das große Geschehen, das aus seinem Kreuzesopfer erwächst, so lebendig vor sich, daß er von sich selber in der dritten Person spricht. Ungezählte Menschen in aller Welt finden in Jesus Christus den wirklichen Gott und darum ewiges Leben.

Wuppertaler Studienbibel

Erstens bat er ausdrücklich um seine Verherrlichung: Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn (Johannes 17,1b). Jeschuas erster Grund für seine Bitte war, dass er Gott, den Vater, verherrlichen sollte (Johannes 17,1c). Der Zweck und das Ziel allen Gebets ist es, den Vater zu verherrlichen. Jeschua wies darauf hin, dass der Sohn den Vater verherrlicht, indem er ewiges Leben schenkt (Johannes 17,2). Zweitens hatte er das Werk vollendet, das der Vater ihm aufgetragen hatte (Johannes 17,4), und stand nun vor seinem Tod.
Die zweite Bitte Jeschuas war die Wiederherstellung der Herrlichkeit, die seit der Menschwerdung verhüllt war: Und nun, Vater, verherrliche mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war (Johannes 17,5). Das war seine einzigartige Schechinah-Herrlichkeit, die helle und leuchtende Herrlichkeit, die er in aller vergangenen Ewigkeit besaß, die aber durch seinen physischen Körper verhüllt war. Nun würde Er die Erde verlassen und in den Himmel zurückkehren, und so betete Er um die Wiederherstellung Seiner Schechinah-Herrlichkeit. Er gab wieder einen Grund für seine Bitte an: Er hatte den Aposteln den Vater offenbart (Joh 17,6), eines der beiden Unterthemen des Johannesevangeliums, und deshalb bat Er um die Wiederherstellung der Schechinah-Herrlichkeit.

Zwei Prinzipien bezüglich der Art und Weise, wie Jeschua betete, sollten beachtet werden. Erstens waren seine Bitten spezifisch, und Gläubige sollten Gott ihre spezifischen Bitten durch Gebet bekannt machen. Zweitens: Er gab Gründe für seine Bitten an. Gläubige sollten Jeshuas Beispiel folgen und dasselbe tun. Die Gründe können gültig oder ungültig sein. Wenn sie ungültig sind, wird Gott sie nicht gewähren. Gläubige sollten wissen und erklären, warum sie eine Bitte äußern und sie dann Gott überlassen. Im Fall von Jeschua erfüllte Gott, der Vater, seine beiden Bitten. Der Messias wurde durch seine Auferstehung verherrlicht, und seine vorherige Herrlichkeit wurde ihm bei seiner Himmelfahrt wiedergegeben.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua

Wie beschreibt Jehovah sich selbst?

Und Jehova ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Jehova, Jehova, Gott, (El) barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit, der Güte bewahrt auf Tausende hin (O. Tausenden,) der Ungerechtigkeit, Übertretung und Sünde vergibt, -aber keineswegs hält er für schuldlos (O. läßt er ungestraft) den Schuldigen, -der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, am dritten und am vierten Gliede.
Elberfelder 1871 – Ex 34,6–7

Als nun Jehova vor ihm vorüber ging, da rief er: Jehova, Jehova! ein barmherziger und gnädiger Gott! langmüthig und von grosser Güte und Treue! der Tausenden Gnade bewahrt, der Missethat, und Frevel, und Sünde vergibt, doch ungestraft nichts lässt, der die Missethat der Väter heimsucht an den Kindern und an den Kindes Kindern bis in’s dritte, und vierte Glied!
van Ess 1858 – 2.Mose 34:6–7

Und Jehovah zog vorüber vor seinem Angesicht und rief: Jehovah, Jehovah, Gott, erbarmungsvoll und gnädig, langmütig (H. lang zum Zorn) und groß (H. viel) an Barmherzigkeit und Wahrheit.
Bewahrend Barmherzigkeit Tausenden, tragend Missetat und Übertretung und Sünde, aber nicht ungestraft lassend, heimsuchend die Missetat der Väter an den Söhnen und an der Söhne Söhnen bis ins dritte (H. bis an die dritten und vierten) und vierte Glied (H. bis an die dritten und vierten). 2Mo 20,5-7; 5Mo 24,16; Ps 130,4.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Ex 34,6–7

 Jetzt zog Gott mit seiner oberkrassen Art an Mose vorbei. Er sagte total laut: „Ich bin Gott! Ich bin so, wie ich immer schon war. Und das ist auch mein Name. Ich bin der Gott, der die Menschen voll liebt und total gerne hat. Ich verzeihe sehr viel. Und ich bin entspannt und hab viel Geduld. Und ich bin zuverlässig, ich bin immer treu.
Ich liebe die Menschen, und ich werde sie immer lieben. Ich bin freundlich zu ihnen.
Wenn sie Scheiße bauen, werde ich es verzeihen. Wenn sie gegen mich kämpfen, bin ich für sie. Wenn sie mit ihrem Leben danebenliegen, vergebe ich gerne. Aber ich lasse nicht mit mir Spielchen spielen, und wer gegen mich handelt, muss dafür bezahlen. Diese Schuld wird weitervererbt auf die Kinder und Enkel, bis in die vierte Generation.“
VolxBibel – Exodus 34:6–7

Auf dem Berg erlebte Mose ein neues Gesicht der Herrlichkeit Gottes als Erblasser des Bundes. Gott erfüllte seine Verheißung ( 2Mo 33,19 ) und offenbarte Mose seinen Namen (sein Wesen). Er sagte zu Mose, daß sein Name Jahwe ( der HERR ) bedeute, daß er ein Gott des Erbarmens, der Gnade, der Treue ( HeseD , Liebe , zweimal in V. 6-7 ), der Aufrichtigkeit ( ?MmeT , »Verläßlichkeit«) und der Vergebung sei. Diese Angaben treten zu dem hinzu, was schon früher über seinen Namen gesagt worden war (vgl. den Kommentar zu 2Mo 3,13-14 ). Jahwe ist der Name, der Gottes Beziehung mit seinem Volk bezeichnet. Einige oder sogar alle diese Attribute Gottes werden sieben weitere Male im AT gemeinsam erwähnt ( 4Mo 14,18; Neh 9,17; Ps 86,15; 103,8; 145,8; Joe 2,13; Jon 4,2 ).
In der Entfaltung seiner großen Güte ist es das Attribut der Gerechtigkeit, das auch die Bestrafung jedes Menschen erforderlich macht, der seinem gerechten Wesen zuwiderhandelt ( er straft , 2Mo 34,7 ).

Walvoord Bibelkommentar

Wo ist hier Gottes Barmherzigkeit zu sehen?“ (2 Mose 34:6) Man sollte daran denken, daß Barmherzigkeit nicht bedeutet, Gesetzlosigkeit zu verzeihen und vorsätzliche Übertreter des Gesetzes Gottes ungestraft ausgehen zu lassen. Dadurch aber, daß Adam und Eva die Erlaubnis erhielten, noch eine Zeitlang zu leben und Eltern zu werden, handelte Jehova Gott denen gegenüber barmherzig, die nicht durch ihren eigenen Willen, sondern durch ihr Erbe von ihrem Vorvater zu Sündern wurden. Jehova ließ nicht nur zu, daß sich Adams Nachkommen eine begrenzte Zeit des Lebens erfreuen konnten, sondern er traf sogar auf der Grundlage des Opfers seines liebsten Sohnes für alle die Vorkehrung, von Sünde und Tod befreit zu werden. (Johannes 3:16; 1 Timotheus 2:3-6) Als barmherziger Gott hat er geduldig genügend Zeit eingeräumt, so daß die Menschen die Gelegenheit haben konnten, seine Vorkehrungen kennenzulernen und sich zu entschließen, seinen Willen zu tun. „Er [will] nicht . . ., daß irgend jemand vernichtet werde, sondern will, daß alle zur Reue gelangen.“ (2 Petrus 3:9) Aber diejenigen Nachkommen Adams, die sich weigern zu bereuen und die nicht den Wunsch haben, Diener Jehovas Gottes zu werden, werden der Strafe nicht entgehen. (Vergleiche 2 Mose 34:6, 7.)

Erwachet! 22.Oktober 1973

Wie Raschi erklärt, bewahrt Gott die Freundlichkeit eines Menschen fünfhundert Mal länger als seine Übertretungen. Diese Betonung der Barmherzigkeit erinnert an das talmudische Diktum: „Man soll immer mit der linken Hand wegstoßen und mit der rechten Hand näher kommen“ (Bavli Sotah 47a). Wenn Eltern einem Kind beibringen, was richtig und was falsch ist, sollen sie in erster Linie freundlich handeln. Die stärkere (rechte) Hand ermutigt das Kind liebevoll. Wenn Disziplin notwendig ist, wird sie mit der schwächeren (linken) Hand gemildert.
Diese Betonung des Positiven ähnelt einem beliebten modernen Erziehungsansatz, der darauf abzielt, das Kind bei seinem guten Verhalten zu ertappen und es dann zu loben, um es zu weiterem guten Verhalten zu ermutigen. Dieser Ansatz geht zwar nicht ausdrücklich auf negatives Verhalten ein, aber die Absicht ist, dass die Konzentration auf wünschenswertes Verhalten die Neigung des Kindes zu weniger wünschenswertem Verhalten verringern wird.

Der JPS Rashi Diskussions Tora-Kommentar

Für Hill geht es bei dem Zitat im Matthäusevangelium nicht nur darum, dass Gott wünscht, dass die Menschen Barmherzigkeit zeigen, sondern dass sie (wie in Hosea) ihre Treue zu JHWH in konkreten Taten der Barmherzigkeit ausdrücken. Hill geht davon aus, dass Matthäus direkt vom hebräischen Text ausging,36 , aber auch in der LXX geht es in erster Linie um Bundestreue. Das griechische ἔλεος ist wie das hebräische חֶסֶד sowohl in Hosea 6:4 als auch in 6 in erster Linie an JHWH gerichtet. Wenn wir uns Matthäus zuwenden, ist es nicht weniger bedeutsam, dass Jesu eigene Treue zu JHWH und seinem Bund in 9,9-13 implizit kritisiert wird. In seiner Antwort beruft sich Jesus auf das, woran JHWH selbst Gefallen findet, um seinen Umgang mit Zöllnern und Sündern zu verteidigen. Aber vielleicht können wir noch mehr sagen.
ἔλεος / חֶסֶד taucht so häufig in Beschreibungen von Israels Gott auf, dass es, wenn es als Bundesbegriff für das verwendet wird, was JHWH von Israel verlangt (wie in Hosea 6), unweigerlich an den Charakter des Bundesgottes erinnert. Von den vielen Dutzenden von Texten, die dies belegen, wollen wir nur drei anführen:
Ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott … aber ich erweise unerschütterliche Liebe (ποιῶν ἔλεος / וְעֹשֶׂה חֶסֶד) bis in das tausendste Glied derer, die mich lieben und meine Gebote halten. (Exod. 20:5-6)
Der HERR ging vor ihm her und verkündete: „Der HERR, der HERR, ein Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn, und reich an unerschütterlicher Liebe und Treue (καὶ πολυέλεος καὶ ἀληθινὸς / וְרַב-חֶסֶד וֶאֱמֶת), der unerschütterliche Liebe (ποιῶν ἔλεος / נֹצֵר חֶסֶד) bewahrt für das tausendste Geschlecht.“ (Exod. 34:6-7)
Denn der HERR ist gut, und seine Liebe (τὸ ἔλεος αὐτοῦ / חַסְדּוֹ) währt ewig (Ps. 100:5; vgl. 1 Chron. 16:34, 41; 2 Chron. 5:13; 7:3, 6; 20:21; Esra 3:11; Pss. 106,1; 107,1; Jer. 33,11)
Zu dem Refrain („sein ἔλεος / חֶסֶד währt ewig“) , der sich durch diese letzte Gruppe von Texten zieht, bemerken Baer und Gordon: „Diese Aussage scheint zu der Zeit, als diese Texte in den kanonischen Rahmen eingearbeitet wurden, einen fast glaubwürdigen Status angenommen zu haben.“ Israels Gott ist der Gott des ἔλεος / חֶסֶד. Wenn JHWH also zu ἔλεος / חֶסֶד aufruft, wie er es in Hosea 6:6 tut, ruft er zu einem Spiegelbild seines eigenen Charakters auf. Dass wir Hosea 6,6a tatsächlich so lesen sollten, wird durch Hosea 6,6b bestätigt: Die unerschütterliche, treue Liebe, an der sich JHWH erfreut, ist in der Tat in der Erkenntnis Gottes selbst verwurzelt, des Gottes, der seinem Volk gegenüber eine unerschütterliche, treue Liebe pflegt.
All dies ist besonders relevant für die Verteidigung der Mission Jesu in Matthäus 9,13.40 Wie ein Arzt, der sich zu den Kranken hingezogen fühlt, umarmt Jesus Israels Zöllner und Sünder; er tut dies jedoch nicht nur aus Mitleid oder nur, weil Bundestreue sich in Barmherzigkeit ausdrückt (so Hill), sondern auch (und grundlegender), weil die unerschütterliche Liebe, an der JHWH sich erfreut, eine Antwort auf JHWHs eigene unerschütterliche, bundestreue Liebe ist. In seiner messianischen Mission spiegelt Jesus perfekt JHWHs eigene Bundestreue wider. Dieser Punkt wird in Matthäus 12,1-8 noch einmal deutlich gemacht, diesmal mit einem noch spezifischeren Bezug zur Tora.

Ethik der Torah und frühchristliche Identität

Ein göttliches Übermaß. 34,7. Schon der eröffnende Partizipialausdruck (wörtl.: »Huld bewahrend«), der Gott von seinem Wirken her zu erfassen sucht, erweist sich deutlich durch die Aufnahme des Zentralbegriffs »Gnade / Huld« (חסד) von V 6 in V 7 als »Auslegung« oder »Erklärung« der vorausgegangenen Formel. Die dann folgende Gegenüberstellung erschließt sich von den Adressaten her: Tausende (Generationen) auf der einen Seite und die »Kinder und Kindeskinder« der dritten und vierten (Generation) auf der anderen Seite. Der menschlich kaum überschaubaren Seite von tausenden Generationen wird das Gnadenhandeln und die Vergebungsbereitschaft Gottes zugeordnet, der – vermittelt durch den Hinweis, dass Gott nicht einfach freispricht – das »Prüfen« bzw. »Heimsuchen« der Schuld der Väter bei den darauf folgenden drei bis vier Generationen gegenübergestellt wird (s.o. zu Ex 20,5–6). Es geht hier also um das Übermaß der göttlichen Barmherzigkeit gegenüber seiner Strafgerechtigkeit. Die Aussage dieses Textstückes leugnet die Strafgerechtigkeit nicht, ordnet sie aber deutlich gegenüber der göttlichen Barmherzigkeit ein: Dabei ist die Barmherzigkeit Gottes menschlich nicht zu erfassen, denn kein Mensch kann tausend Generationen überschauen – andererseits beschränkt sich die Strafgerechtigkeit Gottes auf ein menschliches Maß, nämlich die drei bis vier Generationen, die maximal unter einem Dach zusammenleben können. Die Beschränkung beim Strafen auf die Generationenzahl, die in der altisraelitischen Großfamilie höchstens zusammenleben kann, passt zu dem Basisverständnis der Aussage, dass es nicht – wie durch viele Übersetzungen unterstellt wird – um ein Bestrafen der nachfolgenden Generation für die Vergehen der vorausgehenden geht, sondern um ein Prüfen, ob die Sünden der einen Generation bei den Nachgeborenen wieder begegnen (vgl. A. Schenker, Versöhnung, 85–87). Was hier im Motiv vom Übermaß der göttlichen Barmherzigkeit und Gnade ausgedrückt ist, hat seine Entsprechung im Motiv der »Selbstbeherrschung« Gottes beim Propheten Hosea. Dort lässt Gott seinem Zorn zum Gericht nicht freien Lauf, sondern will und kann Israel eben gerade deshalb nicht vernichten, weil er von sich selbst sagt: »denn Gott bin ich, nicht Mensch, in deiner Mitte der Heilige« (Hos 11,9) (vgl. Scoralick, Gottes Güte, 156).
Das ist es also, was die Namensoffenbarung Gottes zum Ausdruck bringt: Dieser Gott JHWH ist ein barmherziger und gnädiger Gott, dessen Vergebungsbereitschaft menschlich unfassbar bleibt.

Herders Theologischer Kommentar

Ein Aspekt von Gottes Großzügigkeit ist sein Mitgefühl und seine Barmherzigkeit. Er vergibt Sündern. Seine Geschöpfe müssen sich auch so verhalten. Du sollst dich nicht an den Söhnen deines eigenen Volkes rächen und ihnen nichts nachtragen, sondern du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Lev 19,18). Dass Vergebung ein göttliches Attribut ist, das der Mensch nachahmen sollte, wird in der Geschichte von Jakob und Esau deutlich. Als Jakob von Paddan-Aram zurückkommt, um Esau zu treffen, behandelt er Esau wie Gott. Er schickt ihm ein minḥah, normalerweise eine Art Opfer, denn er dachte: „Ich kann vor ihm Sühne leisten“ (Gen 32:20). Dann läuft Esau Jakob entgegen und begrüßt ihn mit offenen Armen, woraufhin Jakob sagt: „Dein Gesicht zu sehen, ist wie das Gesicht Gottes zu sehen“. Mit anderen Worten: Esau hat sich wie Gott verhalten, indem er Jakobs Vergehen so großzügig vergeben hat. Josef zeigt ähnliche Großzügigkeit, indem er seinen Brüdern vergibt.

Der HERR ist „ein Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an beständiger Liebe und Treue; er bewahrt beständige Liebe zu Tausenden und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber er spricht die Schuldigen nicht frei“. So fasst Exodus 34,6-7 den Charakter Gottes zusammen, der in der gesamten biblischen Erzählung dargestellt und in fast jedem Psalm besungen wird. Doch genau diese Eigenschaften wünscht sich Gott von seinem Volk: Sie sollen seinen Charakter widerspiegeln, ja sogar positiv nachahmen. Israel soll liebevoll und treu sein: „Israel, was verlangt der HERR, dein Gott, von dir, dass du den HERRN, deinen Gott, fürchtest, in allen seinen Wegen wandelst, ihn liebst und dem HERRN, deinem Gott, dienst von ganzem Herzen und von ganzer Seele“ (Dtn 10,12). Die Patriarchen haben diese Hingabe in ihrem eigenen Leben oft vorgelebt.

Diese Tugenden sollten nicht nur in der vertikalen Gott-Mensch-Beziehung praktiziert werden, sondern auch in den horizontalen zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Treue innerhalb der Familie und zu den Nachbarn war so selbstverständlich, dass das Gesetz sie kaum erwähnt, außer in Situationen, in denen die Treue zu Gott Vorrang haben muss (Dtn 13,7-11). Die Genesis neigt dazu, Loyalität als selbstverständlich zu betrachten und schockiert ihre Leser eher durch ihren Bruch als durch ihre erwartete Ausübung, sei es in der Geschichte von Kain und Abel, Jakob und Esau oder Josef und seinen Brüdern. Aber die Versöhnung von Jakob mit Esau und Josef mit seinen Brüdern zeigt, was eigentlich der Fall sein sollte. Zu Judas Rede, in der er anbietet, anstelle von Benjamin zu bleiben, bemerkt Sternberg: „Das ist nichts weniger als eine Verwandlung, von subnormaler zu abnormaler Solidarität.

Aber dieser treue, großzügige und vergebende Gott hat seine Grenzen: „Er wird die Schuldigen auf keinen Fall freisprechen“. Das wird in der Genesis immer wieder deutlich. Die Sintflut und die Zerstörung Sodoms zeigen das göttliche Gericht im großen Maßstab, das Leiden Jakobs als Folge seines Betrugs an Isaak und die vorübergehende Unfruchtbarkeit der Frauen von Gerar zeigen es auf individueller Ebene (20,18). Und obwohl das Gesetz die menschlichen Richter ermutigt, bei der Bestrafung von Sünden ebenso hart zu sein (Exod 23:7; Deut 13:9; 19:21; 25:12), gibt die Genesis nur wenige Beispiele dafür, dass Menschen Rache in die eigenen Hände nehmen: scheint mehr daran interessiert zu sein, zum Friedensschluss zu ermutigen als Rache zu rechtfertigen.

Geschichte der Torah – Das AT ethisch lesen

Gottes Gnade für die Menschen entspringt der Fülle seines Wesens. Er ist gnädig. Als Gott Mose erschien, nannte er seinen Namen, Jahwe, „Ich bin, der ich bin“, und fasste damit sein ewiges Wesen zusammen. Zu diesem Wesen gehört seine Eigenschaft der Gnade: „Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue“ (Ex 34,6). J. I. Packer spricht davon, dass Gnade einfach die Liebe Gottes sei, die er an denen erweist, die das Gegenteil verdient haben. Gottes Gnade ist sein Leben, das gute Gaben gibt, und diese Gabe ist er selbst.

Olivero – Grundriss der Dogmatic

6-7. Diese Verse sind die göttliche Antwort auf die beiden Bitten des Mose: dass er Gottes Wege „erkennt“ (33:13) und dass er seine Gegenwart „sieht“ (33:18). Das geheimnisvolle Vorbeigehen Gottes vor Mose entspricht der zweiten Bitte, die Aufzählung der göttlichen Eigenschaften der ersten. Bezeichnenderweise fehlt in der Beschreibung der Theophanie ein visuelles Element. Gottes Selbstoffenbarung beschränkt sich auf eine mündliche Verkündigung seiner moralischen Eigenschaften. Diese sind das Wesen seines Charakters und sie zu „kennen“ bedeutet, eine höhere Vorstellung von der Gottheit zu erlangen.

In der jüdischen Tradition werden diese Verse die Dreizehn Eigenschaften Gottes genannt (hebr. shelosh ʿesreh middot). Sie spielen eine wichtige Rolle in der jüdischen Liturgie, wo sie in der Synagoge an Festen und anderen heiligen Tagen (außer an Sabbaten) laut rezitiert werden, wenn die Lade geöffnet wird, um die Torarolle für die entsprechende Tora-Lesung herauszunehmen. Sie werden auch während der Tora-Lesungen an Fastentagen und in den Seliḥot – den Bußgebeten, die zu diesen Anlässen und während des Hohen Feiertags gesprochen werden – laut gesungen. Diese Praxis beruht auf Rabbi Johanans Bemerkung in Rosch ha-Schana 17b, dass Gottes Aufzählung seiner moralischen Qualitäten das Muster für Israels künftige Bitten an Gott vorgeben sollte. Es gibt Belege dafür, dass die liturgische Verwendung dieser Verse schon vor der Zeit des Zweiten Tempels stattfand und in Israel eine lange Geschichte hatte, denn sie werden in der einen oder anderen Form häufig in der Bibel zitiert. Eine solch anhaltende und weit verbreitete Popularität konnte nur aus den Formen des institutionellen Gottesdienstes stammen.
Es sollte betont werden, dass die Einbeziehung der Dreizehn Attribute in die Liturgie nicht als ein automatisch wirksames Mittel zur Erlangung der Vergebung der Sünden zu verstehen ist. Vielmehr geht es darum, dass der Mensch Gottes moralische Eigenschaften nachahmt: Mitgefühl, Gnade, Nachsicht, Freundlichkeit, Treue und Vergebung.

der HERR! der HERR! Der hebräische Text erlaubt es auch, das erste YHVH als Subjekt des antezedenten Verbs „verkündet“ zu verstehen; so wurde es von Saadia und Maimonides verstanden. Ibn Esra entgegnet, dass die Wiederholung des Namens in Beschwörungen oder Anrufungen nicht unüblich ist.

barmherzig und gnädig Im Gegensatz zu der Reihenfolge im Dekalog (20,5-6) werden hier Gottes großherzige Eigenschaften betont und bevorzugt, statt seine richtenden Handlungen.

Güte und Treue Hebräisch ḥesed ve-ʾemet erscheint häufig als Wortpaar um ein einziges Konzept auszudrücken. Jede der Komponenten hat eine große Bandbreite an Bedeutungen. Ḥesed beinhaltet Wohltaten, Gegenseitigkeit und oft auch Verpflichtungen, die sich aus einer rechtlichen Beziehung ergeben. Siehe Kommentar zu 15:13. ʾEmet, meist mit „Wahrheit“ übersetzt, umfasst Zuverlässigkeit, Beständigkeit und Treue. Die Kombination der Begriffe drückt Gottes absolute und ewige Verlässlichkeit bei der Verteilung seiner Wohltaten aus.

Freundlichkeit Siehe Kommentar zu 20:6. Die Formulierung kann entweder Gottes kontinuierliche und unveränderliche ḥesed12 oder die Vorstellung ausdrücken, dass der Verdienst für die ḥesed, die die Menschen leisten, über ihre eigene Generation hinaus andauert.

Tausendste Generation Hebräisch ʾalafim, wie in 20,6.

Er erlässt die göttliche Nachsicht nicht, was nicht bedeutet, dass Sünder erwarten können, den Folgen ihrer Missetaten gänzlich zu entgehen. In 13Yoma 86a wird der Satz so interpretiert: „Er erlässt die Strafe für die Reumütigen, aber nicht für die Unbußfertigen.“ Aus diesem Grund schließt die liturgische Rezitation der dreizehn Attribute mit „freisprechend“ (für den Reumütigen) und lässt das negative Element weg.

Der JPS-Tora- Kommentar

Das Vorüberziehen Jahwes ist mehr als ein bloßes Vorbeigehen. Wird »Vorüberziehen« (hebräisch: ‛āḇar) von Gott oder seinem Boten ausgesagt, dann bleibt dies nicht ohne Konsequenzen. Es kann Heil oder Unheil anzeigen, Rettung oder Gericht. Genau darum geht es, wenn Jahwe an Mose vorüberzieht, um ihm seine Herrlichkeit zu offenbaren. Was Mose zu sehen bekommt außer der Wolke – auch von dem »Nachher« Gottes (2Mo 33,23), das er erlebt – wird nichts berichtet. Aufgezeichnet sind nur die Namen und die Worte, in welchen ihm das Geschaute gedeutet wird.
Zuerst ruft Gott, wie er es Mose zugesagt hatte (2Mo 33,19), seinen Namen aus: »Jahwe, Jahwe«, anders übersetzt: »Der Herr, der Herr« oder: »ER ist ER«. Damit verkündigt Jahwe die Tragweite seines Namens. Es ist das Dasein und das Dabeisein Jahwes. Er, der da war und der da ist, wird dableiben.
Er, der Weltenschöpfer und Weltenlenker, kümmerte sich um den Menschen, bevor dieser sündigte, und er tut dasselbe, nachdem der Mensch gegen ihn rebellierte und sich von ihm emanzipierte.
Der große Name, den Gott ausruft, ist die Erfahrung seiner Zuwendung. In allem, was nun folgt, wird nichts über Gottes Sein ausgesagt, aber über das Entscheidende seines Wirkens. Es geht nicht um Gottes Eigenschaften, sondern um seine Wirkungen. Diese werden mit sechs Wendungen gekennzeichnet:

– Er ist der Erbarmende.
Das Partizip »der Erbarmende« oder »der Erbarmungsvolle« (hebräisch: raiḥûm) ist wie das Verb »sich erbarmen«, »barmherzig sein« und das Substantiv »Erbarmen« und »Barmherzigkeit« am besten zu erklären in der Zusammenschau mit dem Begriff »Mutterleib« (hebräisch: ræḥæm). Im akkadischen Bereich zum Beispiel sind »Mutterleib« und »Erbarmen« ein und dasselbe Wort, das heißt, Erbarmen ist nichts anderes als die denkbar höchste liebende Zuneigung. Das Grundmuster des Erbarmens ist die Beziehung der Mutter zur Frucht ihres Mutterschoßes. Eine Mutter verläßt das in ihr Gewachsene und mit Kraft und Bewegung ausgestattete Kind nicht. Sie sorgt sich um das von ihr Geborene, denn es ist das Kind ihrer Liebe. Sollte der unmenschliche Fall eintreten, daß sie das in ihr wachsende Kind tötet oder das von ihr Geborene verstößt, das heißt ihm Liebe und Erbarmen aufkündigt, dann bleibt dies ein menschlicher Fall. Für Gott ist ein solches Handeln undenkbar (vgl. Jes 49,15). Gott bleibt nicht kalt und unbewegt, wenn er an seine verlorenen und verirrten Kinder denkt. Von Gottes erbarmendem Wirken gilt:
»Es ist das ewige Erbarmen, das alles Denken übersteigt; es sind die offnen Liebesarme des, der sich zu dem Sünder neigt, dem allemal das Herze bricht, wir kommen oder kommen nicht.«
Gottes Erbarmen ist seine ganze Zuwendung zur menschlichen Schwachheit.

– Er ist gnädig.
Auch die zweite Wirkungsweise Gottes wird mit einem Partizip im Passiv umschrieben und damit als eine »dauernde Wirkungsweise« Gottes gekennzeichnet.
Ist das Erbarmen die Güte, die eine Mutter dem Sproß ihres Mutterleibes erweist, so ist das Adjektiv »gnädig« (hebräisch: ḥannûn) ein Ausdruck der väterlichen Güte. Ein Mann kann nur dann mit Recht Vater genannt werden, wenn er mit seinen Kindern Mitleid hat und sich ihnen wohlwollend zuwendet. Für Gott ist diese Zuwendung zu seinen Menschen unerschütterlich. Zu ihm ruft man nicht umsonst: »Sei mir gnädig« (Ps 86,16). Er ist gnädig (Ps 145,8). Weil er gnädig ist, kann er es nicht zulassen, wenn ein Mensch dem andern nicht das Überleben ermöglicht (2Mo 22,26). In seinem Gnadenwirken ist Gott vergleichbar mit einem guten König. Dieser nützt seine Position nicht aus, um seine Untertanen auszubeuten oder gar zu versklaven. Er beschenkt sie vielmehr und macht sie glücklich. Gott ist gnädig heißt: Er wird nicht müde, die bereits verbrauchte oder auch verscherzte Kraft immer aufs neue zu schenken und die bereits verliehene Kraft durch immer neue Begabungen zu bereichern. Er ist gnädig heißt: Er steht den Betrübten helfend und tröstend bei und richtet die Niedergedrückten auf.

– Er ist langmütig.
»Langmütig« (hebräisch: ’æræṣ ’ap̱aîm) heißt wörtlich übersetzt: »lang an den Nasenlöchern«. Da Nase und Zorn (hebräisch: ’ap̱) ein und dasselbe Wort sind, bedeutet langmütig: langsam zum Zorn. Langmütig sein heißt eine Frist gönnen, in Sachen Strafe nicht schnell sein, gerne warten, um dem Sünder Gelegenheit zur Umkehr zu geben. »Er ist langmütig« ist ein Grundtenor der jüdischen Gebete. So heißt es zum Beispiel in den Bußgebeten am Großen Versöhnungstag: »Dein Weg ist es, unser Gott, langmütig zu sein bei den Schlechten und den Guten. Dir gereicht dies zum Ruhm.« Luther, der aus der sogenannten Judenschule des 15. und 16. Jahrhunderts die jüdische Art des Betens kannte, sagte einmal: »Ich gäbe zweihundert Goldgulden, wenn ich beten könnte wie die Juden.« »Er ist langmütig« heißt: Gott gibt jedem Menschen eine Frist zur Umkehr »und schlägt nicht zu, wo er könnte und wohl müßte, sondern wartet und läßt sich Zeit mit uns von einer Enttäuschung bis zur andern, bis zur Stunde«.

– Er ist reich an Treue und Wahrheit.
Treue und Wahrheit sind zwei zusammengehörende Wirkungsweisen Gottes mit der Qualität der Einheit. Treue (hebräisch: ḥæsæḏ) hat die Grundbedeutung von »Güte, Huld und Freundlichkeit«, »Loyalität und Liebe«. Treue ist nicht nur eine Gesinnung, sondern stets die aus dieser Gesinnung fließende lebenserhaltende, lebensfördernde und gemeinschaftsstärkende Tat. Wahrheit (hebräisch: ’æmæt) heißt soviel wie »Festigkeit, Zuverlässigkeit, Beständigkeit, Dauer«. Dem Begriff Treue nachgestellt und zugeordnet bringt Wahrheit die Festigkeit, Zuverlässigkeit und andauernde Gültigkeit der Treueerweise Gottes zum Ausdruck. »Er ist reich an Treue und Wahrheit« heißt: Er erfüllt in einer wirklich zuverlässigen Treue seine guten Zusagen. Wenn es heißt, seine Treue und Wahrheit ist reich, so bedeutet dies: Sie ist unerschöpflich in ihrer Mannigfaltigkeit und reicht bis in die tausendste Generation. Gott steht treu und zuverlässig zu seinen Zusagen – auch in Situationen, wenn das Gemeinschaftsverhältnis zwischen ihm und seinen Menschen schweren Belastungen ausgesetzt ist. Immer wieder in allen Generationen behält seine Treue und Wahrheit die Oberhand. Von seiner Treue und Wahrheit gilt: Sie bricht immer wieder durch wie eine Blüte aus der Knospe oder wie ein Sproß aus einer Wurzel. Das Zeitwort »bewahren« (hebräisch: nāṣar) beschreibt die bleibende, dem Menschen heilsam zugewandte Tätigkeit Jahwes und kennzeichnet Jahwe als den »Huldbewahrer«. Gottes Treue und Wahrheit sind keine Grenzen gesetzt. Für Gott gibt es keine gnadenlose Generation. Gott schließt keinen aus, auch die Sorgenkinder nicht.

– [7] Er trägt das Vergehen, die Auflehnung und die Verfehlung.
Das in der Regel mit »wegnehmen« übertragene Wort (hebräisch: naśā’) heißt wörtlich übersetzt: »tragen«. Gott selbst trägt die Schuld der Menschen. Gott geht in seiner Zuwendung zum Menschen so weit, »daß er Last und Schaden, die der Mensch in der Verletzung seines eigenen Existenzgrundes gewirkt hat, stellvertretend auf sich lädt, um den Menschen erneut in das Gemeinschaftsverhältnis mit ihm einsetzen zu können«.
Die nun folgenden drei Begriffe bringen die ganze Breite des menschlichen Unrechtes zur Sprache.
1) Vergehen (hebräisch: ʽāwon) ist abgeleitet von einem Verb, das soviel heißt wie »sich vergehen, schuldig werden gegenüber Menschen und Gott« (hebräisch: ʽāwāh). Das Vergehen hat seine Wurzel in der bösen Gesinnung und schließt immer das Bewußtsein von dem Schuldhaften ein. Das Vergehen ist die mit Absicht begangene Schuld. Gott trägt stellvertretend das Vergehen der Menschen.
2) Auflehnung (hebräisch: pæšaʽ) ist abgeleitet von einem Verb, das soviel heißt wie »sich empören, eine völkerrechtliche Vereinbarung brechen, sich verselbständigen« (hebräisch: pāšaʽ). Es gehört zunächst zur politischen Sprache und beschreibt ein rebellisches Verhalten (1Kön 12,19; 2Kön 3,7; 8,20). Im Verhältnis zwischen Gott und Mensch bedeutet der Begriff »Auflehnung« soviel wie »Empörung«, »Rebellion«, »Losreißung von Gott«, »Eigentumsbestreitung« und ist »ohne Frage das schwerste Wort für Sünde«. Es handelt sich um eine geplante, gewollte und bewußte Auflehnung, in der der Mensch bestreitet, Gottes Eigentum zu sein. Wenn Gott die Auflehnung des Menschen trägt, so macht er sich den Menschen wieder zu eigen. Er erklärt ihn zu seinem Eigentum, »zu einem unveräußerlichen Besitztum«.
3) Verfehlung (hebräisch: ḥatṭa’ah) kommt von einem Verb, das soviel heißt wie »ein Ziel verfehlen« (hebräisch: ḥāṭā’)l, »den richtigen Punkt verfehlen«, »die markierten Punkte bzw. die gewünschten Markierungen verfehlen« und wird so für alle Verfehlungen Gott gegenüber gebraucht. Eine Verfehlung ist eine unbewußte oder aber auch eine bewußte Abirrung von dem Gott Wohlgefälligen. Wenn Gott die Verfehlungen des Menschen trägt, stellt er das von seiten des Menschen bewußt oder unbewußt gebrochene Gemeinschaftsverhältnis wieder her.
Die stellvertretende Tat Gottes übersteigt jede menschenübliche Verhaltensweise. Sie schließt jedoch seine freie Souveränität nicht aus. In Gottes unendlicher Schöpferkraft schließen sich Gnade und Gerechtigkeit nicht aus.

– Er läßt nicht straffrei.
Der Gott der Gnade erweist sich bis ins tausendste Geschlecht. Gott tritt nicht achtlos zur Seite, wenn die Umkehr ausbleibt und hartnäckig verweigert wird.
Dabei trifft die Strafe Gottes nie einen Unschuldigen.m Sie trifft allein die – und das über vier Generationen hinweg –, die Gott hassen. Gott hassen heißt »sich weigern, auf Jahwes Seite zu treten«. Haß ist der Entzug bzw. die Vorenthaltung der Gott schuldigen Liebe. Gott hassen heißt »leben auf eigene Faust«. Im biblischen Sprachgebrauch ist hassen keinesweg emotional gefärbt. Hassen heißt soviel wie jemanden oder etwas Gott vorziehen und damit Gott an zweite Stelle setzen. Wenn die Nachkommen am Haß ihrer Vorfahren festhalten, indem sie Gott die ihm schuldige Liebe vorenthalten, trifft sie die Strafe Gottes. Sie müssen für ihre eigene Schuld und für die ihrer Väter, wenn sie sich diese zu eigen gemacht haben, leiden. Wenn aber das Hassen aufhört, wenn sie sich entschließen, auf die Seite Jahwes zu treten, wandelt sich der Zorn Gottes in Segen. Gott ist nicht der harmlose »liebe Gott«. Er prüft, ob die nachfolgenden Generationen »den Abfall der Väter nach vollziehen« oder ob sie umkehren und sich auf Gottes Seite stellen. Das Angebot der ewigen Gnade ist keineswegs ein ewiges Lächeln Gottes. Der Tag des Gerichtes bleibt nicht aus.

Die sechs Wendungen, mit denen Gott seine Wirkungen kennzeichnet, sind nichts anderes als die Entfaltung seines Namens Jahwe. Daß Gott in der Entfaltung seiner sechs Wirkungsweisen keinen Bezug auf Israel nimmt, ist kein Zufall. Angesichts des Wirkens Gottes werden »Gott und Menschheit gleich universal verstanden«.

Wuppertaler Studienbibel

Diese messianische Bibelarbeit über das, was die Bibel über die Gnade Gottes lehrt, wird das Thema in elf Kategorien behandeln.

I. DIE HEBRÄISCHEN UND GRIECHISCHEN WÖRTER
Diese Kategorie befasst sich mit den ursprünglichen hebräischen und griechischen Wörtern, aus denen der Lehrinhalt über die Gnade abgeleitet ist. Es gibt zwei hebräische Wörter und ein griechisches, die untersucht werden müssen.

A. Chen
Das erste hebräische Wort ist chen. Im Alten Testament wird es insgesamt zweihundertfünfundzwanzig Mal verwendet. Aus dem umfangreichen Gebrauch dieses Wortes ist es offensichtlich, dass eine Reihe von verschiedenen Facetten in den Begriff der Gnade Gottes involviert sind. Zehn Beispiele für seine verschiedenen Verwendungen können genannt werden.
Erstens bedeutet dieses Wort, chen, „reine, unverdiente Gunst von einem Überlegenen zu einem Unterlegenen“. Diese Verwendung findet sich in Exodus 33:19 und 34:6-9, wo Gott als der Überlegene seine unverdiente Gunst auf die Menschen ausdehnt, die unterlegen sind.
Zweitens bedeutet es „göttliche Gunst“ (Jeremia 31:2).
Drittens: Die Quelle dieser unverdienten, göttlichen Gnade ist Gott selbst (Sacharja 12,10).
Viertens wird chen im Sinne von Gnade für die Armen verwendet und enthält darin einen Sinn für Barmherzigkeit (Ex 22,27).
Fünftens ist es eine Gnade, die ausharrt (Psalm 116,5).
Sechstens: Es ist eine Gnade, die versorgt (Psalm 111,4-5).
Siebtens: Es ist eine Gnade, die barmherzig ist, auch wenn sie provoziert werden könnte (2 Mose 34,7).
Achtens: Es ist eine Gnade, die einen reuigen Sünder erhört (2 Chronik 30,9; Joel 2,13).
Neuntens ist es eine Gnade, die mit geistiger Erlösung verbunden ist (Hiob 33:24; Psalm 26:11).
Und zehntens ist es eine Gnade, die mit physischer Erlösung von Feinden, von Kriegen und von Sünden verbunden ist (Psalm 4:1; 9:13; 25:16; 30:10; 31:9; 56:1; 57:1; 86:1-3; 119:132, 134; 123:3).

Der beste Weg, die Verwendung des Wortes chen zusammenzufassen, ist, dass es die unverdiente Gunst eines Vorgesetzten gegenüber einem Untergebenen ist; in diesem Fall drückte Gott, der Vorgesetzte, die Gnade gegenüber dem Menschen gewöhnlich in zeitlichen oder gelegentlich in geistigen Segnungen aus, sowie in Erlösung und Befreiung, sowohl im physischen als auch im geistigen Sinne.

B. Chesed
Das zweite hebräische Wort, von dem der Begriff der Gnade Gottes stammt, ist chesed. Es wird insgesamt zweihundertfünfzig Mal im Alten Testament verwendet. Die Grundbedeutung von chesed ist „treue Liebe“. Es trägt die Vorstellung von Intensität in Güte und Liebe. Es hat die Vorstellung von einer Beziehung derer, die an Taten der Güte beteiligt sind. Dieses Wort hat auch im hebräischen Alten Testament eine Reihe von verschiedenen Facetten.
Insgesamt gibt es neun verschiedene Arten, wie das Wort chesed verwendet wird, wobei alle irgendwie mit der Gnade Gottes zusammenhängen. Erstens bedeutet es „Gemeinschaft mit Gott“ (Psalm 5,6-7). Zweitens betont dieses Wort für Gnade die Bundesbeziehung zu Gott (Dtn 7,12). Drittens betont es die Gnade in der Befreiung (Psalm 6,4). Viertens bedeutet es „die Gnade der Befähigung“ (Psalm 85,6-7). Fünftens trägt es den Begriff der Gnade in der Erleuchtung (Psalm 119,64.124). Sechstens ist es eine Gnade, die Vergebung gewährt (Psalm 51,1). Siebtens ist es eine Gnade, die sich in Hoffnung zeigt oder Hoffnung erzeugt (Ps 130,7). Achtens: Sie ist eine Gnade, die Lobpreis hervorbringt (Ps 13,5). Und neuntens ist sie eine Gnade, die Bewahrung verheißt (Ps 22,11.19; 23,6).

Um das Wort chesed zusammenzufassen, ist es jene feste Güte, die Gott den Menschen gegenüber zum Ausdruck bringt, besonders in den Bündnissen, die Gott mit seinem Volk geschlossen hat und die durch seine Verheißung fest garantiert sind. Die Grundbedeutung ist „treue Liebe“, wie sie besonders in den Bündnissen zum Ausdruck kommt. Dieses Wort für Gnade wird mit dem mosaischen Bund (2 Mose 20,6; 34,6-7; 5 Mose 5,10) und mit dem davidischen Bund (2 Samuel 7,15; 1 Chronik 17,13; 2 Chronik 1,8; 6,14, 42; Psalm 61,6-7; 89,33-34, 49) in Verbindung gebracht.

C. Charis
Das dritte Wort ist ein griechisches Wort, charis. Dies ist der wichtigste griechische Begriff für das Konzept der Gnade Gottes, und auch er wird auf verschiedene Weise verwendet.
Erstens bedeutet es manchmal „das, was Freude, Vergnügen, Entzücken, Charme und Lieblichkeit bietet“. Diese Gnade zu haben bedeutet, Freude, Vergnügen, Entzücken, Charme und Lieblichkeit zu haben. Das ist seine Bedeutung im klassischen Griechisch, wo es nicht speziell auf Gott bezogen war. Seine klassische Bedeutung findet sich in Lukas 4,22 und Epheser 4,29.
Zweitens bedeutet es „Wohlwollen“, „Güte“, „Gunst“ und „Gnade“ (Lk. 1,30; 2,52; Römer 11,6; 2 Korinther 4,15; 6,1; 9,14).
Drittens ist diese Gnade auch ein Ausdruck des Dankes (1 Korinther 10,30; 1 Timotheus 1,2; 2 Timotheus 1,3).
Viertens betont dieses besondere Wort für Gnade manchmal den Nutzen der Gnade, wie z.B. den Nutzen des gesamten geistlichen Zustandes (Römer 5:2; 1 Petrus 5:12); die Gnade, die gibt (1 Korinther 16:3; 2 Korinther 8:6-7); irdische Segnungen (2 Korinther 9:8); oder rettende Gnade (Johannes 1:17; 1 Korinther 15:8-10; 2 Korinther 8:9; 1 Petrus 1:10, 13).
Eine fünfte Verwendung ist eine etwas andere Form derselben Wurzel und bedeutet „Gnade erweisen“. Gläubige sind in der Lage, jemand anderem Gnade zu schenken (Lk. 1,28; Epheser 1,6).
Die sechste Art, wie es verwendet wird, ist die Betonung einer Gnadengabe. Es gibt zwei Arten von Gnadengaben: erstens die Gabe der Erlösung (Römer 6,23); und zweitens den Gebrauch der geistlichen Gaben. Das zeigt sich in einer anderen Form desselben griechischen Wortes, das die Gaben des Heiligen Geistes betont (Römer 12,3-8; 1 Korinther 7,7; 12,1-31; Epheser 4,8-11 und 1 Petrus 4,10).

Dies sind drei ursprüngliche Wörter, zwei hebräische und ein griechisches, und ihre verschiedenen Verwendungen, die man kennen muss, um zu einer Erkenntnis dessen zu kommen, was die Gnade Gottes bedeutet.

Arnold Fruchtenbaum – DIe Gnade Gottes