Schlagwort: Jesus

„Liebe Geschwister / Brüder“?

der Versammlung Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christo Jesu, den berufenen Heiligen, samt allen, die an jedem Orte den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, sowohl ihres als unseres Herrn
Elberfelder 1871 – 1 Kor. 1,2

an die Gemeinde Gottes in Korinth, an alle, die durch die Verbindung mit Jesus Christus für Gott ausgesondert und zu seinem heiligen Volk berufend sind. Darüber hinaus gilt unser Brief allen, die sich zu Jesus Christus, unserem gemeinsamen Herrn, bekennen und seinen Namen anrufen, wo sie auch sind.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Kor. 1,2

Paulus, Apostel Jesu Christi, von Gott selbst berufen und beauftragt, an die Gemeinde Gottes in Korinth. Zusammen mit dem Bruder Sosthenes grüße ich euch, die ihr durch Jesus Christus Gottes Eigentum geworden seid. Gott hat euch berufen, und ihr gehört zu seinem heiligen Volk, genauso wie an jedem anderen Ort alle dazugehörena, die den Namen Jesu Christi im Gebet anrufen, den Namen ihres und unseres Herrn.
– wörtlich:
Paulus, berufener Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und der Bruder Sosthenes 2 an die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, die Geheiligten in/durch Christus Jesus, die berufenen Heiligen, mit allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres ´Herrn. – Nach anderer Auffassung bezieht sich ihres und unseres auf Ort, sodass zu übersetzen wäre: … anrufen, ob bei euch ´in der Provinz Achaia oder bei uns hier ´in Ephesus / in der Provinz Asien`.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 1:1–2

an die herausgerufene wesentliche Gottesgemeine in Korinth, ein für allemal Geheiligte in Dem Gesalbten Jesus, berufene Heilige, zusammen mit allen Anrufern des Namens unsres Kyrios Jesus, Des Gesalbten, an jeglichem Ort bei ihnen und bei uns:
Pfleiderer-Übersetzung – 1.Korinther 1:2

Die Heiligen« sind die »Ausgesonderten« ; »Geheiligt« bedeutet soviel wie »ausgesondert für Gott«. Diese Bezeichnung wurde im A.T. für Israel gebraucht, das Volk, das Gott, als er es erlöste, für sich selbst ausgesondert hatte, damit es – im Gegensatz zu den es umgebenden Völkern – ganz für ihn lebe.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

τῇ ἐκκλησίᾳ erg. ἐπιστέλλομεν schreiben, m. flgd. Dat. des Adressaten (A376a). οὔσῃ Ptz. Fem. εἰμί, attr. Κόρινθος ἡ Korinth, Stadt in der röm. Provinz Achaia. ἡγιασμένοις Pf. Ptz. Pass. ἁγιάζω91 heiligen; subst. ἐπι-καλουμένοις Ptz. Med. ἐπι-καλέω37 anrufen, herbeirufen; Med. (für sich) anrufen (B 2b); subst.; σὺν πᾶσιν τοῖς ἐπικαλουμένοις τὸ ὄνομα τοῦ κυρίου ἡμῶν erweitert die Adressatenangabe, also etwa: mit diesen zusammen an alle, die den Namen unseres Herrn anrufen. αὐτῶν καὶ ἡμῶν auf τόπος od. auf κύριος bezogen: bei ihnen und bei uns od. ihres wie auch unseres (Herrn).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Nach dem Absender wird nun der Empfänger dieses Briefes genannt: »Der Gemeinde Gottes zu Korinth.« Was wir von der christlichen Gemeinde in Korinth wissen (vgl. Einleitung), wissen wir eben aus den beiden Korintherbriefen und den knappen Angaben der Apostelgeschichte (vgl. Apg 18,1-8; 19,1). Historisch gesehen stehen wir also bei der Erhellung der damaligen Zeitumstände und Lage dieser Gemeinde in einem Kreis: Wir müssen die geschichtlichen Umstände aus den Briefen des Paulus erheben und sie doch zur Auslegung der Briefe schon zugrunde legen. Das kann nur in größter Zurückhaltung geschehen. Sicher ist der historische Hintergrund für das Verständnis der biblischen Texte unverzichtbar. Doch wird gerade heute in der Bibelauslegung das Historische oft weit überschätzt, ja zur bestimmenden Norm der Auslegung gemacht. Wer die Historie kennt, kennt noch nicht die Wahrheit, und das gilt ganz besonders für das Wort der Offenbarung Gottes, das die Bedingtheiten und Grenzen historischen Geschehens in Zeit und Raum überschreitet. Gott handelt ganz gewiss in der Historie, ebenso gewiss aber ist er nicht Teil der Geschichte; vielmehr: Gott erst setzt Geschichte. Historische Aussagen sind immer Wahrscheinlichkeitsangaben; mit letzter Genauigkeit lässt sich kein vergangenes Ereignis festhalten. Doch gilt: Ohne seine Geschichtlichkeit steht das biblische Wort in Gefahr, unverbindlich zu werden. Deshalb sehen wir die historische Erforschung der biblischen Texte als notwendig an, allerdings nicht als allein bestimmend für das Verständnis des Wortes. Gerade für die historische Gründung der biblischen Berichte gilt der Grundsatz: Nicht Tradition schafft Geschichte, sondern Geschichte schafft Tradition. Die biblischen Berichte stehen auf historisch sicherem Grund – so urteilen gerade heute Historiker, sogar streng orthodoxe Juden.

Wir lassen uns durch Apostelgeschichte und Korintherbriefe hineinnehmen in die historische christliche Gemeinde in der griechischen Hafenstadt Korinth, mit ihren Problemen, Kämpfen und Freuden, und wollen dem allem gewissenhaft nachgehen. Doch sehen wir mehr in diesen Briefen als historische Dokumente; wir hören hier das durch die Zeiten bis heute lebenschaffende, geistdurchhauchte göttliche Wort, ausgerichtet durch den inspirierten Apostel Paulus und geistmächtig auch heute unter uns. In diesem Brief begegnen wir so nicht nur der historischen Gemeinde in Korinth. Wir begegnen hier dem lebendigen Christus, der in seinem Wort unser Leben verwandelt und erneuert. Die Kategorie der Begegnung mit dem biblischen Zeugnis ist personal.

Paulus sagt eben dasselbe in seinen knappen Worten. Zwar ist er der Gründer der christlichen Gemeinde in Korinth; er nennt sich ihr »Vater« (1Kor 4,14ff.; vgl. Apg 18,1-17), doch redet er sie nicht als »seine« Gemeinde an. Historisch geht die christliche Gemeinde auf die Predigt des Paulus zurück; der geistgeleitete Blick aber sieht hinter das Historische: Die Gemeinde ist »Gemeinde Gottes zu Korinth« (wörtlich: »Gemeinde Gottes, die in Korinth ist«). Gott selbst hat sich in der Stadt Korinth Gemeinde erweckt. Er ist und war der Handelnde. Der Apostel war Werkzeug, aber damit Ausführender des göttlichen Willens. Hier ist die geistliche Tiefe der Gründung der christlichen Gemeinde in Korinth aufgedeckt, wo das Historische nur die Oberfläche sieht. Alles historische Geschehen ist erst recht erfasst mit dem Bekenntnis: Gott ist der Handelnde. Gott wirkt Geschichte, Gott allein setzt Geschichte. Mit dieser Kennzeichnung als »Gemeinde Gottes« ist die Gemeinde in Korinth aber auch jeder menschlichen Verfügung entnommen. Schon die wörtliche Bedeutung von Gemeinde« (nämlich: »Herausgerufene«) vermag vor dem Missverständnis zu bewahren, als ob Menschen in der christlichen Gemeinde das Sagen hätten. Christliche Gemeinde ist von ihrem Anfang her, von ihrem Fortgang bis zu ihrer Vollendung, ganz allein Gottes Handeln. »Gemeinde« ist die Schar der von Gott Gerufenen, die seinen Ruf beantwortet. Er allein baut, erhält und vollendet seine Gemeinde (vgl. Ps 74,2; Mt 16,18; Apg 2,47; 1Kor 12,28; Eph 1,22; 5,23-29; Kol 1,18-24).

»In Korinth«, in der sprichwörtlich lasterhaften, Götzen dienenden Hafenstadt (vgl. Einleitung), hat sich Gott Menschen gerufen und damit seiner Herrschaft Ausdruck verliehen. Die Gemeinde Gottes lebt nie im zurückgezogenen, stillen und ausgegrenzten Winkel, sondern inmitten der Welt. Gott greift den Satan an seinen stärksten Bastionen an und baut sein Reich auch und gerade dort, wo der Satan seine größten Triumphe der Verführung und Herrschaft zu feiern scheint (vgl. Offb 2,13). Gottes Gemeinde lebt in der Welt, ist aber nicht von der Welt (vgl. Ps 93,1; Mt 5,14; Joh 8,12.23; 15,19; 17,14-18; 18,36; Röm 12,2; 1Kor 5,10; Phil 2,15; 1Joh 2,15-17; 3,1-13; Jak 1,27; 4,4.8; auch 1Mose 20,1; 21,23-24; Apg 7,6; Eph 2,19; 1Petr 1,1; 2,11; Hebr 11,9-13). Das macht die Grußanrede des Apostels deutlich. Er nennt die Christen in Korinth »Geheiligte in Christus Jesus«. »Heilige« sind herausgerufen aus ihrem alten Sein. Sie sind abgesondert von der Welt und Gott selbst zugeordnet.

»Heilige« sind nicht sündlos (vgl. 1Joh 1,8-10), aber sie dienen nicht mehr der Sünde (vgl. Röm 5,20-21); »Heilige« können nicht auf einen Schatz selbstgeleisteter guter Werte verweisen; sie sind »in Christus Jesus« geheiligt, dessen Werk sie rettet. »Heilige«, das ist keine Oualitätsaussage zuerst, sondern vielmehr eine Beziehungsaussage. Damit ist der neue Herr benannt. »Heilige« sind die Christen in Korinth, weil sie dem Heiligen gehören (vgl. 2Mose 2Mose 15,11; 2Mose 19,6; 22,30; 3Mose 11,44-45; 5Mose 7,6; Jos 24,19; 1Sam 2,2; Ps 71,22; 99,5; Jes 6,3; 43,15; Mk 1,24; Apg 3,14; 1Petr 1,16; 1Joh 2,20; Offb 3,7; 4,8; 15,4). Sie sind zur Gemeinschaft mit Christus berufen. Paulus nennt sie ausdrücklich »die berufenen Heiligen« – sie konnten sich nicht selbst heilig machen. Nur unter der Herrschaft Jesu Chrisi, als Bürger des Reiches Gottes, werden Menschen zu »Heiligen«. Sie leben von Jesus Christus her, umgestaltet vom Heiligen Geist und seinem Dienstauftrag gehorsam. Nur von diesem Herrn her, von »Christus Jesus«, dem König Gottes aus, sind wir als Nachfolger »Heilige«. Das benennt unseren Herrn, der uns selbst heiligt (vgl. Joh 17,17-19).

Mit den »Heiligen« in Korinth grüßt Paulus auch alle die, »die den Namen unsers Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Ort, bei ihnen und bei uns«. Sein Brief ist zwar zunächst an die Gemeinde in Korinth gerichtet und nimmt deren Fragen und Situation auf, doch ist der Empfängerkreis schon von vornherein ausgeweitet. Paulus rechnet ganz offensichtlich damit, dass der Brief auch in anderen Gemeinden gelesen wird, sicher zunächst in den Nachbargemeinden, etwa in der korinthischen Hafenstadt Kenchräa (vgl. Röm 16,1), wohl aber auch darüber hinaus, etwa in ganz Achaja (vgl. 2Kor 1,1), dem heutigen Südgriechenland. Dreierlei wird daran deutlich: Erstens sehen wir, dass die apostolischen Briefe für die ganze Kirche gedacht sind, also von vornherein den Rahmen eines »Situationsschreibens« an einen beschränkten Empfängerkreis sprengen, obwohl der Anlass gewiss historische Situationen konkreter Gemeinden sind (vgl. auch 2Kor 1,1; Gal 1,2; Eph 1,1; Kol 1,2; 1Petr 1,1; 2Joh 1; Jak 1,1; Jud 1,1). Das Wort Gottes redet in die geschichtliche Situation konkret hinein, aber es geht darin nicht auf. Zum zweiten wird in dieser Empfängerangabe deutlich, dass eine Gemeinde nicht für sich allein besteht, sondern zur ganzen Gemeinde, zur universalen Schar der »Herausgerufenen« gehört. Paulus sieht den »Leib Christi« umfassender als eine Ortsgemeinde; Gott baut sein Reich weltweit (vgl. Mt 28,16-20; Apg 1,8). Korinth ist Teil der »Gemeinde Gottes«, aber nicht allein solche Gemeinde.

Darin liegt auch eine demütige Einordnung, und gerade hier wird Paulus den geistlichen Hochmut der Korinther zu tadeln haben (vgl. 1Kor 11,16; 14,34; auch 1Kor 16,1ff.). Und zum dritten wird darin ein Grundsatz der paulinischen »Missionsstrategie« deutlich: Korinth war für ihn Zentrum der Verkündigung für mehr als eineinhalb Jahre (vgl. Apg 18,11). Dann aber zog er weiter, ohne die umliegenden Dörfer und Städte alle zu missionieren. Das war nun Aufgabe der Gemeinde in Korinth. So kann er in Römer 15,23 davon sprechen, dass »er nun nicht mehr Raum habe in diesen Ländern« und weiterreisen wolle nach Rom und Spanien. Der Apostel macht mit seiner Verkündigung den Anfang; nun sind die jeweiligen Ortsgemeinden in die Pflicht genommen, die frohe Botschaft in ihrem Umkreis zu verkündigen. »Das Haus des Stephanas« (vgl. 1Kor 1,16 und 1Kor 16,15), die Mitglieder dieser Familie, von ihm selbst getauft, nennt Paulus deshalb »die Erstlinge in Achaja«. Wo die Flamme des Evangeliums angezündet ist, da leuchtet sie hinaus und wird weitergetragen. Mit der Umkehr und Taufe des Stephanas und seiner Familie in Korinth ist das Licht für ganz Achaja angezündet (vgl. Mt 5,13-16; Röm 1,8; 2Thess 1,4; auch 1Petr 2,12-17; 4,16; Offb 2,13; 3,8-9).

Der Apostel schließt sich in der Beifügung »an jedem Ort, bei ihnen und bei uns«, mit allen Christen dieser Gemeinden zusammen. Er selbst steht nicht über oder außerhalb der Gemeinden Gottes, sondern ist »Glied am Leibe«, betraut mit einer besonderen Aufgabe. Gerade Paulus, der Demütige, hat sich nie als Herrscher der Gemeinden verstanden, vielmehr immer als berufener Diener, gewürdigt zum Dienst an, in und für die Gemeinde Gottes.

Es weist auch in die konkrete Versammlung der jeweiligen Gemeinde, wenn Paulus die Christen als solche grüßt, »die den Namen unsers Herrn Jesus Christus anrufen«. Das Gebet zu Jesus Christus als dem Herrn unterscheidet Christen von Juden und Heiden. »Herr ist Jesus Christus«: so bekennt die christliche Gemeinde die Göttlichkeit Jesu, und von dorther ruft sie ihn im Gebet in Bitte, Fürbitte, Dank und Anbetung an. »Den Namen des Herrn anrufen« ist ein bekannter Ausdruck aus dem AT, der die lebendige Verbindung Israels zu seinem Gott kennzeichnet (vgl. 2Mose 20,7; 5Mose 32,3; 2Sam 22,50; 1Kön 18,24; Ps 7,18; 25,11; 31,4; 63,5; 72,19; 79,9; 92,2; 116,4; 148,5; Jes 41,25; Jer 14,7; 14,21; Joel 3,5; Zeph 3,9). Gott hat seinen Namen Israel wissen lassen (vgl. 2Mose 3,1-15) und diesem Volk damit die volle Gemeinschaft gewährt. Nun ist in Jesus Christus Gottes »neuer, letzter« Name uns Menschen gegeben, damit wir ihn anrufen (wörtlich: »herbeirufen, zu Hilfe rufen«) können. Christen sind Menschen, die beten (vgl. Mt 6,5-13; 26,41; Mk 13,33; Lk 18,1ff.; Lk 21,36; Apg 1,14; 9,11; 12,5-12; 13,3; Röm 15,30; Eph 6,18; 1Thess 5,17; Jak 5,13; Jud 1,20). Sie beten Jesus Christus an und erwarten alles von ihm. Das Wort Joel 3,5: »Wer des Herrn Namen anrufen wird, der soll errettet werden« wird mit letzter Klarheit in Jesus Christus deutlich. »In keinem andern ist das Heil, ist auch kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden«, als allein der Name Jesu (Apg 4,12; vgl. zu Joel 3,5; Apg 2,21 und Röm 10,13). In Jesus Christus ist das Rettungshandeln Gottes Person geworden: Christen sind Leute, die den Retter kennen und ihn im Gebet anrufen.

Gerhardt Maier – Edition C

Die Gemeinde in Korinth wird von Paulus vierfach charakterisiert. Er nennt sie „Versammlung / ekklesia Gottes“. Das Wort hat noch seinen profanen Sinn: Versammlung an einem konkreten Ort – wie in Korinth so auch an anderen Orten (16,1.19). Diese Ortsversammlungen haben untereinander z. T. rege Kontakte. Doch denkt Paulus noch nicht an eine „Kirche“ im übergreifenden Sinne. Für ihn ist jede einzelne Versammlung von Messiasgläubigen Volk Gottes an diesem Ort. Sie beerbt Israel nicht, sondern kommt in Solidarität hinzu. Das Wort ekklesia knüpft neben seiner profanen Bedeutung an die alttestamentliche Geschichte Gottes mit dem Volk Israel an. Kahal Adonaj wird in der Septuaginta auch mit ekklesia Gottes wiedergegeben und bezeichnet z. B. die Vollversammlung Israels am Sinai (Dtn 4,10) oder die gottesdienstliche Gemeinde (Ps 35,18). Das Wort synagoge kann im selben Sinne gebraucht werden. Ein Neben- oder Gegeneinander von Ekklesia als christlicher Kirche und „der“ Synagoge als Judentum gibt es zu dieser Zeit noch nicht. In der Stadt Korinth gab es Raum für große Versammlungen zu unterschiedlichen politischen Zwecken (s. z. B. Apg 18,12–17). Solche Versammlungen standen den Menschen vor Augen, wenn sie das Wort ekklesia hörten. Deshalb hat das Wort eine deutliche politische Doppelsinnigkeit: Die Versammlung Gottes ist eine Alternative zur städtischen Volksversammlung, in der die jeweils politisch Herrschenden ihre Interessen darstellen und durchsetzen. So ist die Gemeinde als „alternative Gesellschaft […] in der Geschichte Israels verwurzelt und steht im Gegensatz zur pax Romana.“
Dass die an den Messias Glaubenden Gerufene und Heilige genannt werden, stellt erneut ihre Beziehung zum Gott Israels in den Mittelpunkt. Gott hat sie gerufen wie er den Apostel gerufen hat (1,1). Diese Berufung (z. B. 7,17) oder auch Erwählung (1,28) hat ihr Leben grundlegend verändert. Sie leben nun dem göttlichen Auftrag entsprechend nach der Tora (7,17 s. dort). Die Bezeichnung „Heilige“ knüpft an die Heiligkeit des Volkes Israel an (Lev 19–20). Die Heiligkeit der Gemeinde wird im 1 Kor nachdrücklich herausgestellt. Die Gemeinde ist Ort der Gegenwart Gottes (3,16) und sie ist Leib Christi (12,12.27).
Die ausführliche theologische Würdigung der Gemeinde in der Adresse des Briefes schließt Paulus ab, indem er diese Gemeinde in die weitere Gemeinschaft aller, die den Namen unseres Kyrios Jesus Christus rufen, einbezieht.
Die Wendung ist durchaus wörtlich zu nehmen: Die Glaubenden rufen öffentlich: „Jesus ist unser Befreier“ / kyrios Jesus (s. 12,3). Der Name, der gerufen wird, ist der Name „Jesus“. Jesus ist ein alltäglicher Name für jüdische Männer (Joschua, Jeschua). Im frühen Christentum erhält dieser alltägliche Name als Eigenname dieses Messias, der von Rom gekreuzigt und von Gott erweckt wurde, theologische Bedeutung. Jesus erhält diesen Namen von Gott, damit in diesem Namen sich die Knie der „himmlischen, irdischen und unterirdischen“ Mächte beugen sollen (Phil 2,10). Mit diesen Mächten sind Kräfte bezeichnet, die die Erde und die Menschenwelt knechten (s. 3,22; 15,24; weitere Erklärung s. zu 15,24). Der Name Jesus verkörpert die von Gott bewirkte Befreiung, denn Jesu Schicksal war bestimmt von der Erniedrigung. Gott setzte seinem Tod und seiner Erniedrigung ein Ende. Er wurde von Gott erhöht. Eine weitere Theologie des Namens Jesus findet sich in Mt 1,21.23. Wenn die Menschen den Namen Jesu anrufen, stellen sie sich in die Gemeinschaft mit dem von Gott aus der Gewalt und dem Tod befreiten jüdischen Mann. So wird er für sie zum Kyrios / Herrn, zum Befreier.
Das Wort kyrios ist ebenfalls ein Wort aus dem gesellschaftlichen Alltag zur Zeit des römischen Reiches. Es bezeichnet gängige Herrschafts- und Hierarchieverhältnisse: über Sklavinnen und Sklaven, Abhängige (vom pater familias) innerhalb der Familie, des oikos / Haushalts, und politische Herrschaftsverhältnisse. Der Kaiser in Rom ist kyrios / dominus der Völker im Imperium Romanum. Wenn in diesem Kontext Menschen Jesus für sich zum alleinigen (s. 8,6) kyrios erklären, werden zum mindesten alle anderen Herrschaftsverhältnisse, in denen jede Frau und jeder Mann leben, relativiert und in Frage gestellt. So verändert der Gebrauch dieses Wortes die Beziehungen, in denen die Einzelnen leben. In den christlichen Handschriften der LXX und in neutestamentlichen Schriftzitaten wird das Wort kyrios als Platzhalterwort für den Gottesnamen verwendet. Deshalb ist diskutiert worden, ob die kyrios-Bezeichnung Jesus auf eine Stufe mit dem Gott Israels stellt. Diese Schlussfolgerung blendet den Alltagsbezug des Wortes aus. Sie ist zudem auf dem Hintergrund des jüdischen Monotheismus problematisch. Eher ist anzunehmen, dass das Wort kyrios durch seinen Alltagsbezug für Herrschaftsbeziehungen für Jesus gebraucht werden kann, ohne dass eine Gleichbenennung mit dem Ersatzwort für das Tetragramm empfunden wird. Es erhält seinen Sinn durch den Gegensatz zu den alltäglichen Herrschaftsverhältnissen.

Schottroff 2013 – Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Wenn ich mir die Kommentare so durchlese – auch die die ich hier nicht zitiert habe – dann kommt das Gefühl hoch, dass die meisten Menschen, die sich heute „Christen“ nennen, NICHT zu den von Gott berufenen gehören! Denn das Leben dieser Menschen spiegelt in keiner Hinsicht Gottes Wirken wieder. Aber zum Glück ist die Entscheidung, wer zur „Familie“ gehört, die Entscheidung Gottes!

Gepriesen sei welcher Name?

Gepriesen sei Jehova, Gott, der Gott Israels, der Wunder tut, er allein! Und gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit! Und die ganze Erde werde erfüllt mit seiner Herrlichkeit! Amen, ja, Amen
Elberfelder 1871 – Psalm 72:18,19

Gepriesen sei Gott, Jehova, du Gott Israels, der Wunder tut, er allein! Und gepriesen sein herrlicher Name ewiglich, und seiner Herrlichkeit voll werde die Erde! So sei es, ja, so sei es! Ende der Gebete Davids, des Sohnes Isai’s.de Wette Bibel,
Ps 72,18–19

Gesegnet ER, Gott,
Der Gott Jissraels,
der Wunder tut, er allein,
gesegnet der Name seiner Ehre
auf Weltzeit,
mit seinem Ehrenschein fülle sich alles Erdland!
Jawahr, jawahr!
Buber & Rosenzweig – Psalm 72,18–19

Der gesamte Psalm beschreibt die Herrschaft dieses gerechten Königs. Sie wird außer durch Gerechtigkeit durch Heiligkeit und Rechtschaffenheit bestimmt sein. Die Unschuldigen werden ihr Recht bekommen, die Schuldigen jedoch verurteilt werden (Vers 17). Sein Herrschaftsbereich wird sich über die ganze Erde ausdehnen (Vers 8-11) und andererseits von einem Meer zum anderen reichen, womit das westliche (das Mittelmeer) und das östliche (das Tote Meer) die Grenzen Israels im Tausendjährigen Reich angeben.
Als weitere Grenze Israels wird der Strom genannt, das heißt der Euphrat, nach der Weissagung die nördliche Begrenzung des wiederhergestellten jüdischen Staates. Nun erwartet man, daß der „Bach Ägyptens“ als jüdische Grenze bezeichnet wird. Aber statt dessen schreibt der Psalmist: „… bis an die Enden der Erde.“ Er will ausdrücken, daß der Thron des Herrschers zwar in Israel stehen wird, wie an der Erwähnung der westlichen, östlichen und nördlichen Begrenzung erkennbar ist, Jesu Herrschaft jedoch nicht allein auf Israel beschränkt sein wird. Seine Freunde und Feinde werden ihm in gleicher Weise huldigen (Vers 9); alle Könige unter den Völkern werden sich seinem Herrschaftsanspruch und seiner Autorität unterwerfen (Vers 10-11). Weil er mit eisernem Stab und in Gerechtigkeit, Heiligkeit und Rechtschaffenheit regieren wird, werden alle Übeltaten gestraft und die Gerechten erhöht werden (Vers 12-15). Unter Jesu Herrschaft wird das Land reiche Frucht tragen (Vers 16). Alle werden in diesem König gesegnet sein und ihm Segen wünschen, weil er der ewige Gott-Mensch ist (Vers 17-19).

Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie

Gott hatte Abraham versprochen, seinen Nachkommen das Land zu geben, und zwar „vom Strom Ägyptens bis an den großen Strom, den Strom Euphrat“ (1 Mose 15,18). Das ist bis heute nicht geschehen, auch nicht unter der Herrschaft Salomos. Aber hier geht es noch weiter: Christus wird nicht nur über ein Land Israel herrschen, das sich vom Nil bis zum Euphrat erstreckt, sondern uneingeschränkt „von Meer zu Meer und vom Strom bis an die Enden der Erde“.
So hatte David es vorhergesagt, als er den Psalm „Für Salomo“ dichtete: „Und er wird herrschen von Meer zu Meer und vom Strom bis an die Enden der Erde … Und alle Könige werden vor ihm niederfallen, alle Nationen ihm dienen“ (Ps 72,8.11). Als er das vor sich sah, blieben für ihn keine Wünsche mehr offen, sondern er konnte nur noch Gott preisen: „Die Gebete Davids, des Sohnes Isais, sind zu Ende“ (Ps 72,18-20).
Viele Stellen in den Propheten bestätigen, dass Christus nicht nur über Israel, sondern auch über die Nationen regieren wird: „Und er wird richten zwischen vielen Völkern und Recht sprechen mächtigen Nationen bis in die Ferne“ (Mich 4,3; vgl. Ps 2,8; Sach 14,9). Gerade der demütige, gebeugte, leidende Messias wird der Herrscher von Meer zu Meer sein.

Im Glauben leben 2020

Der Psalm schließt mit einer Doxologie. Die herrliche Regierung des Herrn Jesus ist Gottes Werk. Er ist es, der alle diese wunderbaren Zustände hervorbringt, wie es kein anderer tun könnte. Und so gehört es sich, dass sein heiliger Name in Ewigkeit gepriesen wird und dass seine Herrlichkeit die ganze Erde erfüllt.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament


Barmherzigkeit

Gehet aber hin und lernet, was das ist: „Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer“; (Hos 6,6) denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.
Elberfelder 1871 – Mt 9,13

Überlegt doch einmal, was es bedeutet, wenn Gott sagt: ›Ich fordere von euch nicht, dass ihr mir irgendwelche Opferb bringt, sondern dass ihr barmherzig seid.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Matthäus 9,13

Und er fügte hinzu: »Nun geht und denkt einmal darüber nach, was mit dem Wort in der Schrift gemeint ist: ›Ich will, dass ihr barmherzig seid; eure Opfer will ich nicht.‹Denn ich bin für die Sünder gekommen und nicht für die, die meinen, sie seien schon gut genug.
Neues Leben Bibel 2014 – Matthäus 9:13

Dann sagte er noch: „Kapiert das doch endlich, wenn Gott sagt: ,Ich will, dass ihr anderen Leuten helft! Eure ganzen Opfer sind mir dabei letztendlich total egal.‘ Mein Ding ist es, dass die Leute, die von Gott getrennt sind, wieder mit ihm zusammenkommen. Die, die sowieso mit ihm leben, um die geht es mir jetzt nicht.“
VolxBibel – Mt 9:13

πορευθέντες Aor. Ptz. Pass. (ohne bes. Pass.-Bdtg.) πορεύομαι, temp. (als Imp. + „und“ übers.; A291,1 Anm. 1; hier wohl „participium graphicum“ [A296; B 1; vgl. BDR § 419,2]). μάθετε Aor. Imp. μανθάνω157 lernen; πορευθέντες μάθετε (rabbinischer Ausdruck bezogen auf solche, die es nötig hatten, den Text gründlicher zu betrachten, hier viell. m. leicht spöttischem Unterton gebraucht) τί ἐστιν geht hin und lernt, was das (näml. das flgd. Gotteswort aus Hos 6,6a) bedeutet (B 1) bzw. (freier) überlegt doch einmal, was es bedeutet, wenn Gott sagt (GNB). ἔλεος7 Barmherzigkeit, Erbarmen, Mitleid. θυσία (Schlacht-)Opfer; ἔλεος … καὶ οὐ θυσίαν Barmherzigkeit … und nicht Opfer im Sinn v. Barmherzigkeit … mehr als Opfer (vgl. Hos 6,6b; sem. hyperbolischer Gebrauch: Zerwick § 445, vgl. H-S § 249b). καλέσαι Aor. Inf. καλέω hier (zur Umkehr, in die Nachfolge bzw. ins „Himmelreich“) rufen, einladen (vgl. B 2); fin. (A276). [Var. μετά-νοια Sinnesänderung, Umkehr, Bekehrung bzw. Abkehr.]

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Andere Rabbinen sagten, wenn sie ihre Zuhörer auf den Schriftbeleg für ihre Lehrmeinung verweisen wollten, oft: »Geht hin und lernt« oder »Kommt und seht«. In Hos 6,6 wird nicht etwa das Opfer oder Ritual an sich abgelehnt, sondern lediglich klargemacht, dass die richtige Beziehung zu Gott und das richtige Verhalten den Armen, Unterdrückten und Ausgestoßenen gegenüber wichtiger ist (vgl. 1.Sam 15,22; Ps 40,7; 50,8-15; 51,18; 69,32; Spr 21,3 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Sünder wenden sich an Gott im Gebet, weil er leicht zugänglich ist und sich jederzeit ansprechen läßt. Er, der das ganze Universum aufrechterhält, nimmt sich auch für die Niedrigsten oder Geringsten Zeit. In ihren Gebeten schütten sie ihm ihr Herz aus, und er schenkt ihnen Gehör. Sie schrecken nicht vor seiner Allmacht und Weisheit zurück, denn er mißbraucht seine Macht nicht und stellt seine Weisheit ihnen gegenüber nicht zur Schau. Sie fühlen sich in seiner Liebe geborgen. (Jesaja 55:8, 9) Jesu ahmte das wunderbare Beispiel seines himmlischen Vaters nach. Obwohl er vollkommen war, hatten einfache Menschen nie das Empfinden, er sei ihnen weit überlegen, noch fürchteten sie seine Macht. Viele brachten ihm sogar ihre Kinder, damit er sie segne. (Mark. 10:13-16) Verachtete, Prostituierte, Steuereinnehmer, Behinderte und Kranke strömten ihm zu. Er hatte für sie Zeit. Als gewisse Leute ihm Vorhaltungen machten, weil er in solchen Kreisen verkehrte, antwortete er: „Geht denn hin und lernt, was dies bedeutet: ,Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer. Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“ (Matthäus 9:13) Wir tun alle gut, über die Bedeutung dieser Worte und über das Beispiel, das uns Jesus dadurch gegeben hat, nachzudenken. Kommen Sünder zu dir, um dich um Hilfe zu bitten? Suchen sie bei dir Trost? Das ist nämlich ein guter Maßstab, an dem man seine Demut beurteilen kann.

Wachtturm – 1.Oktober 1965

Jesus antwortete in drei Punkten (Mt 9,12–13). Erstens: »Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken«. Die Pharisäer sahen es auch so, dass die Zöllner geistlich krank waren. Sollte er da nicht zu denen gehen, die geistlicher Heilung bedurften?
Zweitens: Die Pharisäer opferten, aber sie kannten keine Barmherzigkeit. Viel geopfert zu haben bedeutete, dass sie sehr darauf bedacht waren, die äußeren Anforderungen des mosaischen Gesetzes zu halten. Aber sie waren nicht genauso sorgfältig beim Einhalten der inneren Anforderungen. Zum Beispiel der Forderung, Barmherzigkeit zu üben. Und das Fehlen an Barmherzigkeit zeigte sich in den vielen, vielen Gesetzen gegen die Zöllner. Drittens: Es sind nicht die Gerechten, die zur Umkehr gerufen werden müssen, sondern die Sünder. Die Pharisäer zählten sich selbst zu den Gerechten und waren der Meinung, dass die Zöllner alle geistlich krank und böse Sünder wären. Sollte er da nicht zu solch Verachteten gehen, um sie zur Umkehr zu rufen?

Arnold Fruchtenbaum – Das Leben des Messias – Zentrale Ereignisse aus jüdischer Perspektive

Der erste dieser beiden Sätze fehlt bei Markus und Lukas, wahrscheinlich darum, weil es sich um einen Hinweis auf rabbinische Schulung handelt, der für die heidenchristlichen Leser des Markus und Lukas zu schwierig war. Auch an dieser Stelle zeigt sich, dass das Matthäusevangellum unabhängig von den anderen Evangelien und früher als diese entstand. In dem Wort »studieren« haben wir das Zeitwort zu dem Hauptwort »Jünger« vor uns. »Studieren, was das heißt« bezeichnet einen Vorgang rabbinischer Schriftuntersuchung. Die Pharisäer sollen also eine vertieftere Schrifterkenntnis gewinnen. Worüber? Über Jesu Sendung? Nein, denn diese hat Jesus schon mit dem Wort vom Arzt geklärt. Sondern ihr eigenes Verhalten soll korrigiert werden! Jesus zitiert Hosea 6,6: »Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer.« Außerdem liegt darin eine Anspielung auf 1 Sam 15,22 (vgl. Spr 21,3; Jes 1,11ff.); Amos 5,21ff.); Micha 6,6ff.); Sach 7,5ff.). Den alttestamentlichen Stellen ist gemeinsam, dass dem äußerlichen Gottesdienst keine wirkliche Hingabe an Gott und kein wirkliches Erfüllen seines Willens entspricht. Jesus sieht also die Pharisäer seiner Zeit auf einer ähnlichen Stufe wie die Gegner der Prophetie im 8. und 6. Jh. v. Chr. Sie tun nicht alles, was sie tun sollten. Vor allem fehlt ihnen die Barmherzigkeit gegenüber den Sündern, die sie nicht wegstoßen, sondern zu Gott führen müssten (vgl. Mt 23,23).

Im dritten und letzten Satz dieses Gesprächs charakterisiert Jesus noch einmal seine Aufgabe. Das »ich bin gekommen«, das in Mt 5,17; 10,34; 20,28; Lk 19,16 , und sehr häufig in Johannes wiederkehrt, drückt seine Sendung von Gott dem Vater her aus. Sein Auftrag besteht darin, »Sünder zu rufen«. Dieses »rufen« ist der einladende Ruf zur endzeitlichen Freude, wie ihn Jes 52,7 voraussieht, und zugleich der Ruf zur Gotteserkenntnis, vergleichbar dem Rufen der Weisheit in Spr 8,1 ff; Spr 9,1-3ff.) Vom gottfremden Leben der Sünder her betrachtet ist es aber auch der Ruf zur Umkehr, wie Lukas 5,32 festhält. Indem Jesus seine Aufgabe als Rufen beschreibt, ist klargestellt, dass es in der Freiheit des Menschen liegt, mit Ja oder Nein zu antworten. Es ist ein äußerst wichtiges Gesetz des göttlichen Handelns, dass der Mensch unter der Anrede Gottes frei wird zum Ja oder Nein – mit Ewigkeitskonsequenz. Doch was meint Jesu Aussage, er sei »nicht gekommen, um Gerechte zu rufen«? Man kann auf zweierlei Weise deuten. Entweder sind die Pharisäer wirklich »Gerechte« vor Gott und brauchen deshalb durch Jesu Sendung nicht mehr zur Rettung eingeladen zu werden. Oder aber sie müssen einsehen, dass sie nur Scheingerechte sind, und dann fallen auch sie unter Jesu Ruf an die Sünder. Nach der Bergpredigt sind wir geneigt, das zweite anzunehmen. Aber erst später werden wir vollen Aufschluss über Jesu Meinung erhalten. Nur so viel ist deutlich, dass Jesus die fragenden Pharisäer durch eigenes Studium zur richtigen Erkenntnis führen will. So läuft der Bericht von der Berufung des Matthäus in eine ernsthafte Anfrage an die Pharisäer aus. Man kann sagen, dass Jesus in die Pharisäer ebenso viel Liebe investiert hat wie in die Zöllner. Doch wer wird seinen Ruf mit einem Ja beantworten?

Gerhard Maier – Edition C

Und wie ist es bei mir?? Darf ich mich mit allen Menschen unterhalten und ihnen helfen? Oder gibt es „ausgeschlossene Menschen“ deren Umgang mir untersagt ist? Ist es etwa so wie bei den Pharisäern, die meinten selbst gut genug für Gott zu sein?

lebendige Steine??

Er ist der Stein des Lebens. Die Menschen haben ihn zwar als wertlos beiseite geworfen. Aber vor Gott ist er ein auserlesener Edelstein. 5 Durch ihn werdet auch ihr Leben spendende Steine, die zum Aufbau eines geistigen Hauses Verwendung finden; ihr werdet eine heilige Priesterschaft, die geistige Opfer darbringt, – Opfer, die Gott deswegen so wohlgefällig sind, weil sie in der Gemeinschaft mit Christus Jesus verrichtet werden.
Johannes Greber NT – 1936 – 1 Petr 2,4–5

Zu Ihm hinzutretend, zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, wertvoll, -Ps 118,22; Mt 21,42; Apg 4,11
werdet auch ihr selbst als lebendige Steine auferbaut-Eph 2,21 22- zu einem geistlichen Hause-Hebräer 3,6-, zu einer heiligen Priesterschaft-Jes 61,6; 66,21; V. 9.; Röm 12,1; Hebräer 13,15.16; Phil 4,18.-, darzubringen geistliche, Gott wohlgefällige Opfer-Hos 14,3; Mal 1,11- durch-1 Petr 4,11- Jesum Christum.
Abraham Meister – 1 Petrus 2,4–5

Zu welchem kommend, als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, seid (werdet) auch ihr selbst als lebendige Steine, aufgebaut, ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlannehmlich durch Jesum Christum.
Elberfelder 1871 1.Petrus 2,4–5

Kommt zu Christus, dem lebendigen Eckstein im Tempel Gottes. Er wurde von den Menschen zwar verworfen; doch in den Augen Gottes, der ihn erwählt hat, ist er kostbar. Und nun lasst euch von Gott als lebendige Steine in seinen geistlichen Tempel einbauen. Ihr sollt Gottes heilige Priester sein und ihm geistliche Opfer bringen, die er durch eure Gemeinschaft mit Jesus Christus annimmt!
Neues Leben Bibel 2014 – 1.Petrus 2:4–5

Der Schöpfer der Gemeinde, durch den sie entsteht und ihre Einheit hat, ist Jesus. Petrus heißt ihn nach dem Spruch des Psalms, mit dem schon Jesus selbst seine Sendung gedeutet hat, den Eckstein, den die Bauleute als untauglich wegwerfen und den Gott dennoch zum Schöpfer und Herrn seiner ewigen Gemeinde macht. {Psalmen 118,22; Matthäus 21,42} Durch die Bekehrung zu ihm entsteht die Kirche, und durch die Gemeinschaft mit ihm bekommt sie ihre Eintracht und Verbundenheit. Unser Anschluss an ihn macht uns miteinander innerlich eins. Was uns von ihm trennt, scheidet uns von der Kirche, nichts anderes als das, das aber unfehlbar.
So entsteht also durch Jesus ein Haus, dessen viele Teile zu einem Ganzen zusammengefügt sind; es ist ein geistliches Haus, weil der Geist diese Gemeinschaft wirkt und nichts Äußerliches, nicht nur Sitte und Recht, Obrigkeit und Zwang sie stiften. Diese Gemeinschaft beruht vielmehr darauf, dass wir innerlich in Glauben und Liebe miteinander verbunden sind, weil wir alle innerlich mit Christus verbunden sind. Weil dieses Haus durch den Geist aufgerichtet ist, ist es Gottes Haus, von ihm und für ihn gebaut. Das ist nun der echte Tempel; in seiner Aufrichtung offenbart Jesus seine Sendung und bringt er ans Licht, dass er mit Recht den Christusnamen trägt und das vollendet, was in der alten Gemeinde erst begonnen war.
Der alte Tempel war nur ein Zeichen, an dessen Stelle jetzt Gottes bleibendes Werk, die Gemeinde, tritt. Der alte Tempel verhieß die Gegenwart Gottes; in der vom Geist vereinigten Gemeinde offenbart sie sich jetzt.
Jedermann in der Gemeinde dachte, wenn Petrus vom „Stein“ sprach, der die Gemeinde trägt, an den Namen, mit dem Jesus ihm selbst sein herrliches Amt bezeichnet hat. Zum „Petrus,“ zum „Stein“ hat er ihn gemacht, auf den er seine Gemeinde, das Haus Gottes, aufbaut. Petrus aber lenkt den Blick der Kirche nicht auf sein eigenes Amt und Werk, sondern hält ihr vor, dass alles, was er selbst zu vollbringen hat, ganz und gar aus Jesu Werk entstanden ist. Weil Jesus selbst der lebendige Stein ist, mit dem jedes Glied der Gemeinde verbunden wird, darum nannte er den, den er zuerst in seinen Dienst berief, „den Stein“.
Weil am Hause Gottes alles lebendig ist, der Grundstein, der es trägt, und alle Steine, die sich auf ihm zur Mauer erheben, heißt Petrus die, die das lebendige Haus bilden, mit einem neuen Namen auch die Priesterschaft. Die im Christus Verbundenen dienen nicht nur einander und sorgen nicht nur füreinander; sie erheben ihre Augen zuerst zu Gott, geben ihm ihre Liebe, preisen seinen Namen und sagen sein Wort. Das größte Amt und Werk der Christenheit ist die Anbetung Gottes. Durch sie wird auch die ganze Arbeit, mit der die Gemeinde für ihre Glieder sorgt und mit der sie denen dient, die nicht zu ihr gehören, zum Gottesdienst. Wir können ja die Liebe nicht in zwei voneinander geschiedene Hälften zerlegen; indem wir sie Gott geben, tut sie auch für die Menschen die Arbeit, die für sie nötig ist, und indem wir sie den Menschen geben, bringen wir sie Gott dar. Eine heilige Priesterschar wird die Gemeinde Jesu deshalb, weil sie sich ihren Priesterdienst nicht selbst anmaßt und nicht auf ihre eigene Würdigkeit begründet. Das ergäbe das unechte Priestertum, das beseitigt werden muss, weil der Mensch damit sich anmaßt, was Gottes ist. Unser Gottesdienst hat seinen Grund in unserer Berufung, unser Zutritt zu Gott in unserer Annahme durch Gott. Weil Gott uns durch seine Gnade für sich geheiligt hat, darum haben wir das Vermögen zum priesterlichen Werk.
Geistlich sind diese Opfer, weil echte Anbetung Gottes, echte Liebe Gottes, echte Gaben, die Gott dargegeben werden, durch das Wirken des göttlichen Geistes entstehen. Dazu braucht es Glauben, und der Glaube ist das Werk des Geistes. Es braucht dazu das reine Herz, das alle Bosheit abzutun und zu lieben vermag, und das gibt uns der Geist. Darum bestehen auch die Gaben, durch die wir Gott ehren, nicht nur in Stücken unseres Eigentums, sondern, wie wir selbst als lebendige Steine in das Haus Gottes eingefügt sind, so haben wir auch an dem, was wir selbst inwendig sind, das Mittel zu unserem Gottesdienst. Auch dann, wenn unser Opfer nicht nur im Gebet und im Wort besteht, wenn wir auch unsere Kraft, Zeit und Habe im Dienst Gottes einsetzen, muss unser Handeln, soll es ein Opfer sein, geistliche Art haben. Nicht der äußere Wert unserer Gabe oder die Größe unserer Leistung macht sie zum Opfer; Opfer ist, was im Geist geschieht.
Wir bringen das Opfer Gott in der Gewissheit dar, dass es ihm wohlgefällig ist. Wie könnten wir ohne diese Gewissheit beten, danken, dienen? Das ist ja das Ziel, das jedes Opfer sucht; wir begehren, dass Gott es annehme. Die Christenheit kann die Zuversicht, dass das, was sie für Gott tut, sein Wohlgefallen hat, nicht auf sich selbst stellen, sondern nur auf Jesus, den Sohn, der Gottes Wohlgefallen hat. Von dem, was Jesus ihr gibt und in ihr wirkt, weiß sie, dass es dem Willen Gottes entspricht. Sein Versöhnungswerk deckt auch die Flecken an ihrem Gebet und die Mängel an ihrer Liebe und bewirkt, dass sie sich mit froher Zuversicht zu Gott nahen darf, um ihn zu ehren, und dass sie erhört wird und empfängt, was sie mit ihrem Opfer bei Gott sucht.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Zu ihm kommend als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus! Denn es ist in der Schrift enthalten: Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden. Euch nun, die ihr glaubt, bedeutet er die Kostbarkeit; für die Ungläubigen aber gilt: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden, 8und: ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses. Da sie nicht gehorsam sind, stoßen sie sich an dem Wort, wozu sie auch bestimmt worden sind. Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Vollkommenheiten dessen verkündigt, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat; die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber ein Volk Gottes seid; die ihr nicht Barmherzigkeit empfangen hattet, jetzt aber Barmherzigkeit empfangen habt.
In Vers 4 beginnt die Darlegung mit dem lebendigen Stein. Der Ausdruck zu ihm kommend besagt, dass diese jüdischen Gläubigen zum Messias gekommen sind – dem lebendigen Stein. Das griechische Wort bezeichnet einen »bereiteten Stein« wie die Steine, die für die Errichtung eines Gebäudes gebraucht werden. Jesus ist der messianische Stein aus dem Alten Testament; und er ist ein Stein, der von Menschen verworfen wurde. Das wurde in Psalm 118,22 über ihn vorausgesagt; die Erfüllung trat in Matthäus 21,42-44, Markus 11,10-11, Lukas 20,17-18 und Apostelgeschichte 4,11 ein. Er war auserwählt, ausgesucht von Gott dem Vater; dazu war er kostbar, von hohem Wert.

Im Gegensatz zu dem einen lebendigen Stein (dem Messias) enthält Vers 5a die Mehrzahl als lebendige Steine – eine Bezugnahme auf die Judenchristen. Weil sie Errettung besitzen, sind auch sie lebendige Steine. Sie sind Teilhaber der Lebensart des Messias und Teil eines geistlichen Hauses geworden. Sie sind geistlich, weil sie – als lebendige Steine – vom Heiligen Geist wiedergeboren wurden und zu ihm gehören. Das Haus ist das Israel Gottes (Gal 6,16). Das Israel Gottes besteht nicht aus der Gemeinde, sondern aus den jüdischen Gläubigen. Der Begriff »Israel Gottes« ist ein Äquivalent zum »Überrest Israels«. Ihr [werdet] aufgebaut: Hier handelt es sich um eine gegenwärtig anhaltende Realität, weil sie im Prozess sind, zu einem geistlichen Haus aufgebaut zu werden.

In Vers 5b werden die jüdischen Gläubigen auch als ein heiliges Priestertum identifiziert. Das Wort heilig bedeutet, etwas als zu Gott gehörig »abzusondern«. Das beinhaltet Petrus’ detaillierten Aufruf zur Heiligkeit in Kapitel 1 Verse 14-17. Im Neuen Testament findet man das griechische Wort für Priestertum nur zwei Mal: in diesem Vers und dann nochmals in Vers 9. In der Septuaginta (der griechischen Version des Alten Testaments) findet sich das Wort Priestertum ebenfalls nur zwei Mal: 2 Mose 19,6 und 23,22, wo Israel als königliches Priestertum beschrieben wird. Die Aufgabe des Priestertums ist es, geistliche Schlachtopfer darzubringen, die Gott wohlannehmbar sind. Gott ist das Objekt. Die Schlachtopfer, Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus, porträtieren Jesus als den Mittler. Was gehört zu diesen Schlachtopfern, die Gott wohlannehmbar sind? Petrus zählt zwar hier nichts auf, andere Abschnitte tun das aber sehr wohl. Zu den Opfern gehört das lebendige Opfer des Leibes (Röm 12,1-2), Lob (Hebr 13,15), Selbsthingabe (Eph 5,1-2; Phi 2,17), gute Werke (Hebr 13,16); auch materieller Besitz, der für Gottes Werk geopfert oder ihm übergeben wird (Phi 4,18; Hebr 13,16), ist ein solches Opfer. Petrus’ Aussage ist hier, dass nur jüdische Gläubige – nur der Überrest – die ursprüngliche Berufung Israels erfüllt haben: nämlich ein Königreich von Priestern zu sein, wie in 2 Mose 19,6 beschrieben. Der Rest von Israel – der »Nicht-Überrest« – hat versagt. Ausleger, die den Kontext vernachlässigen, gebrauchen oft diesen Vers, wenn sie zu lehren versuchen, das Königreich von Priestern beinhalte die gesamte Kirche (bzw. Gemeinde). Die Lehre von der »Priesterschaft aller Gläubigen« wird jedoch von diesem Vers nicht untermauert. Petrus spricht in diesem Kontext ausdrücklich von jüdischen Gläubigen. Es ist durchaus eine Tatsache, dass alle Gläubigen ein geistliches Priestertum bilden; diese Tatsache basiert jedoch auf Offenbarung 1,6, 5,10 und 20 Vers 6.

Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe

Christlicher Glaube ist zentral Glaube an Jesus Christus. Er ist der, der seine Gemeinde sammelt, baut und erhält. Petrus ist im AT zu Hause. Er nimmt nun das Bild vom »Stein« auf, vom Eckstein, den Gott gesetzt hat, und charakterisiert so Christus (vgl. Ps 118,22; Jes 8,14; 28,16; Dan 2,34). Dieses Bild wird auch im NT vielfach aufgenommen (vgl. Mt 21,42; Apg 4,11; Röm 9,32f.). Jesus selbst gebraucht das Bild aus Psalm 118 für sich und stellt sich als diesen »Stein« Gottes vor. Zu ihm, zu Jesus Christus, dürfen wir Christen »kommen«, immer wieder (das Griechische drückt das in der Zeitform aus). Er ist der »lebendige Stein« – im Sinne von: Er lebt (der Auferstandene) und er macht lebendig. Das Wort Gottes nährt den Glaubenden, und auf den Eckstein Jesus Christus ist ihre Gemeinschaft der Liebe gegründet.

Die folgenden Sätze umreißen die »Erdengeschichte« Jesu Christi. »Von den Menschen verworfen« – das geschah in Jerusalem auf dem Galgenberg. Israel und die Heiden haben diesen Jesus »eingeschätzt«, geprüft und als unbrauchbar, »wertlos« (so das griechische Wort im genauen Sinn umschrieben), weggetan. Sowohl vor dem Hohen Rat als auch vor Pilatus wurde Jesus eingeschätzt und als »wertlos« verurteilt. Dass er der entscheidende Stein ist, Gottes Grundstein für den ganzen Heilsbau, das lässt sich nicht aus der Distanz feststellen. Um das zu erkennen, muss man »kommen«, auf diesen Grund treten. Dann, erst dann, wird man erfahren, dass dieser Grund trägt, im Leben und im Sterben. Christus ist Gottes »auserwählter, kostbarer« Grundstein des Heils. »Auserwählt« bedeutet, dass der Vater schon vor aller Zeit den Christus zum Retter ersehen hat (vgl. 1 Petrus 1,20), und »kostbar« ist entsprechend zu »als wertlos verworfen« gebildet. Gott gibt seinem Sohn alle Ehre und Herrlichkeit (vgl. Phil 2,9-11) und bestätigt damit sein Opfer.

1 Petrus 2,5: »Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.«

Wer auf diesen »lebendigen Stein« tritt, der wird eingebaut, wird selbst »wie« ein »lebendiger Stein«. Das »wie« (Luther: »als«) betont den Unterschied zum Grundstein Christus. Er ist der Stein. Wir haben unser neues Leben nur in der Verbindung mit ihm. Die Gemeinde Jesu Christi ist ein Bau. Das meint das Bild: »Erbaut euch zum geistlichen Hause« (griechisch genauer »lasst euch aufbauen«). Das tut Christus durch seinen Heiligen Geist. Er fügt uns ein in das Haus der »lebendigen Steine«, zum »geistlichen Hause«. Dahinter steht das Bild vom Tempel, des Ortes der Gegenwart Gottes. Die erwählte Gemeinde ist der neue Tempel, das geistliche Haus, in dem Jesus gegenwärtig ist (vgl. Mk 14,58; 1 Kor 3,16f.; 2 Kor 6,16; Eph 2,20ff.; 1 Tim 3,15; Heb 3,6; 10,21f.). Der alte Tempel ist abgelöst – hier schimmert auch ein Urteil über Israel durch – und Gottes neuer Tempel erbaut sich in der Gemeinde.

Im Tempel taten die Priester ihren Dienst; im geistlichen Haus, im neuen Tempel, ist die Gemeinde, sind die Glaubenden die »heilige Priesterschaft«. Wer zum Haus der lebendigen Steine gehört, ist nicht einfach dabei, sondern er wird in Dienst genommen. »Heilig« besagt wieder, dass die Glaubenden ganz zu Gott gehören und ganz für ihn leben. Unreines, eigensüchtiges Wesen schließt vom geistlichen Hause aus.

Der Priesterdienst besteht im »Opfern geistlicher Opfer«. »Opfern« heißt wörtlich »hinaufbringen«: Der Priester steigt die Stufen des Altars empor, um sich Gott zu nahen und die Weihegabe zu bringen. Die Glaubenden des Neuen Bundes haben Zugang zum Thron Gottes, zum Allerheiligsten. Welch ein großes Vorrecht! Sie opfern »geistliche Opfer«. Das sind keine Tiere oder dingliche Gaben mehr, sondern meint die persönliche ganze Hingabe des Glaubenden an Gott. Das ist schon im AT vorgebildet in dem Wort: »Gehorsam ist besser als Opfer« (1 Sam 15,22). Inhaltlich kann das die »Hingabe der Leiber« (vgl. Röm 12,1) als Ganzauslieferung bis hin zur Preisgabe des irdischen Lebens für den Herrn sein. Das Lob Gottes, das Zeugnis vor den Menschen, die Mission, die andere Menschen gewinnt, das alles können solche »geistlichen Opfer« sein (vgl. Röm 15,16; Eph 5,2; Phil 4,18; 2 Tim 4,6; Heb 13,15f.; Offb 8,3f.; vgl. auch im AT Ps 40,9ff.; Ps 50,14; 51,16-19; 69,31f.; Ps 107,22; 141,2).

Diese geistlichen Opfer sind keine eigenen Leistungen, mit denen wir Gottes Wohlgefallen verdienen müssten, sondern sie »sind Gott wohlgefällig« (wörtlich: »als gut von Gott angenommen«) »durch Jesus Christus«. Das Wort »durch« ist dabei die entscheidende Bestimmung. Wir könnten ausführlicher dieses »durch, vermittelst, infolge« wiedergeben mit »weil« (also: „… weil Jesus Christus uns zu seinen Nachfolgern gemacht hat und uns so Zugang zum Vater gegeben hat und uns durch seinen Geist zum neuen Leben befähigt hat“).

Gerhardt Maier – Edition C

Ist Jesus Christus für mich der Hauptgrundstein? Oder benötige ich eine Kirche, eine Gemeinde – einen zusätzlichen Hirten, der mir die Richtung weißt??

Wer hat letztendlich die Autorität?

und ihr seid vollendet (O. erfüllt, zur Fülle gebracht (vergl. v 9)) in ihm, welcher das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt ist;
Elberfelder 1871 – Kol 2,10

und ihr seid ‹vollständig und› erfüllt in ihm, der das Haupt ist alles Erstrangigen und [aller] Autorität,
Jantzen Jettel 2017 – Kolosser 2,10

 Und ihr habt die Fülle in der Lebensgemeinschaft mit ihm, der das Haupt jeglicher Herrschaft und Gewalt ist-  gemeint sind die Ordnungen der Engelwelt, deren Haupt Christus ist. 
Ludwig Albrecht – Kolosser 2:10

und ihr seid in ihm (durch ihn) Erfüllte, der das (Ober)Haupt jeder [himmlischen] Obrigkeit und Macht ist.
offene Bibel – Kol 2,10

πε-πληρωμένοι Pf. Ptz. Pass. πληρόω, umschrieb. Pf. (A249) ihr besitzt die Fülle (d. h. [in ihm] seid ihr das, was ihr nach Gottes Willen sein sollt [EWNT 3, Sp. 261]). κεφαλή m. Gen.: er ist das Haupt über (vgl. A165). ἀρχή hier Herrschaft, Macht.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Christus ist als der verherrlichte Mensch auch das Haupt über alles. In Kolosser 2,10 heisst es, dass Er das Haupt über jedes Fürstentum und jede Gewalt ist. Das ist Er heute schon, obwohl noch nicht sichtbar (Heb 2,8.9). In der Zukunft – in der Zeit des Tausendjährigen Reiches – wird dies für alle Menschen sichtbar sein. Dann wird Jesus Christus als Herr der Herren und König der Könige seine Autorität ausüben. Es wird eine wunderbare Segenszeit für die Erde, ja, für die gesamte Schöpfung sein. Dann wird das, was Gott sich für die Verwaltung der Fülle der Zeiten (für die Zeit des Tausendjährigen Reiches) vorgesetzt hat, in Erfüllung gehen. Er wird alles unter ein Haupt zusammenbringen. Dieses Haupt ist Christus (Eph 1,9.10).

Halte fest 2010

In Epheser 4,8 las Paulus Psalm 68,18 als Beschreibung der Überwindung des übernatürlichen Bösen (Baschan), was wiederum zum Kommen des Geistes und den anschließenden Gaben für den Leib Christi führte. Das Kommen des Geistes war natürlich an den Tod, die Auferstehung und die Himmelfahrt Christi in die Position der Herrschaft, zur Rechten des Vaters, gebunden. Paulus verbindet das vollendete Werk Christi und den Sieg über die bösen Geister – in diesem Fall die feindlichen Götter, die die Nationen versklaven („Herrscher und Mächte“) – noch deutlicher in Kolosser 2,8-15:
„Seht zu, dass euch niemand gefangen nehme durch Philosophie und leeren Betrug, nach menschlicher Überlieferung, nach den Elementargeistern der Welt, und nicht nach Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid in ihm erfüllt worden, der das Haupt aller Herrschaft und Macht ist. In ihm seid ihr auch beschnitten worden mit einer Beschneidung ohne Hände, indem ihr den Leib des Fleisches abgetan habt, durch die Beschneidung Christi, nachdem ihr mit ihm begraben worden seid in der Taufe, in welcher ihr auch mit ihm auferweckt worden seid durch den Glauben an das mächtige Wirken Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat. Euch aber, die ihr tot wart in euren Übertretungen und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, hat Gott zusammen mit ihm lebendig gemacht, indem er uns alle unsere Übertretungen vergeben hat, indem er das Schuldbuch, das gegen uns stand, mit seinen gesetzlichen Forderungen aufgehoben hat. Dieses hat er beiseite gelegt und ans Kreuz genagelt. Er hat die Mächtigen und Gewalten entwaffnet und sie zu offener Schande gebracht, indem er in ihm über sie triumphiert hat.“

In Vers 15 werden die kosmischen Mächte, die „Machthaber [archē] und Gewalten [exousia]“, entwaffnet und zu Schanden gemacht. Das Lemma archē wird im Neuen Testament für göttliche Wesen verwendet (Röm 8,38; 1 Kor 15,24; Eph 1,21; 3,10; 6,12), auch schon früher im selben Brief (Kol 1,16). Das Gleiche gilt für das Lemma exousia (Kol 1,13; Eph 2,2). Paulus schreibt an eine nichtjüdische Gemeinde und hat eindeutig Nichtjuden im Blick, wenn er seine Zuhörer als „tot in euren Übertretungen und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches“ beschreibt (V. 13). Juden teilen natürlich das Problem, wegen der Sünde von Gott entfremdet zu sein. Paulus macht das mit Ausdrücken wie „unsere Übertretungen“ und „gegen uns“ deutlich und schließt sich selbst als Jude sowohl in das Problem als auch in das Wunder der Vergebung ein. Aber Israel hatte keine übernatürlichen „Herrscher und Gewalten“, die es zu entwaffnen galt. Das taten die Nationen, gemäß der Weltanschauung von Deuteronomium 32.

Hier werden von Paulus zwei Höhepunkte vermerkt. Erstens wurde „das Schuldbuch, das gegen uns stand“ (Juden und Nichtjuden), ausgelöscht oder „beiseite gelegt“ (V. 14). Zweitens wurden die „Herrscher und Mächte“ „entwaffnet“ und „zu offener Schande gebracht“ (V. 15). Die Auferstehung (V. 12) war die Ursache für beides, denn wenn es keine Auferstehung gäbe, würde die Schuld gegen uns immer noch bestehen und wir würden nicht „zusammen mit ihm lebendig gemacht“ werden.

Gelehrte sind über die Wortwahl in V. 15 („entwaffnet“; Lemma: apekduomai) verwirrt worden. Es findet sich nur hier und in Kolosser 3,9 („das alte Selbst ablegen, entfernen, ausziehen“). Es ist offensichtlich, dass der Begriff nicht auf die Vernichtung der Herrscher und Mächte hinweist, da Paulus an anderer Stelle die Mächte der Finsternis aktiv gegen die Gläubigen vorgehen lässt (z. B. Eph 6,12). Gelehrte finden die Idee des Entfernens oder Abstreifens (von etwas) umständlich, und das ist es auch – wenn man nicht den Rahmen von Deuteronomium 32 als Bezugspunkt hat.

Paulus verwendet dasselbe Verb in Kolosser 3,9-10, wenn er die Kolosser daran erinnert, dass sie „das alte Selbst mit seinen Gewohnheiten abgelegt und das neue Selbst angezogen haben.“ Das „Ablegen“ und „Anziehen“ spricht von der Abkehr von der alten Lebensweise zu etwas Neuem. Das verwandte Substantiv (apekdysis)25 kommt nur einmal im Neuen Testament vor, und zwar genau in diesem Abschnitt (Kol 2,11): „In ihm seid auch ihr beschnitten worden mit einer Beschneidung ohne Hände, indem ihr den Leib des Fleisches abgelegt habt [apekdysis], durch die Beschneidung Christi.“ Im Zusammenhang betrachtet, ist „den Leib des Fleisches ablegen“ begrifflich verwandt mit „das alte Selbst ablegen“. In ähnlicher Sprache sagt Paulus den Gläubigen an anderer Stelle, dass sie eines Tages „das Unvergängliche anziehen“ werden (1 Kor 15,53). Die vertraute paulinische binäre Opposition von Fleisch und Geist macht deutlich, dass seine Formulierung „offenkundig metaphorisch für geistliche Zustände“ ist.

Michael S. Heiser – Dämonen – Was die Bibel wirklich über die Mächte der Finsternis sagt

Also haben wir Angst vor Menschen? Oder vor Dämonen und Satan? NEIN!
Warum nicht? Nun: Jesus Christus ist das Haupt – niemand kann etwas tun, wenn ER nicht die Erlaubnis dafür gibt! Schon als Jesus auf der Erde war, gehorchten IHM die Dämonen, ja sogar Wind und Wellen! Wie werden diese wohl heute – wo ER wieder im Himmel sitzt, auf sein Wort reagieren?? Eben! Deshalb – keine Angst, keine Furcht! Wir dienen der obersten Autorität!

unser Gesprächsthema ist …

Denn Christus hat mich nicht ausgesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen; nicht in Redeweisheit, auf daß nicht das Kreuz Christi zunichte gemacht werde.
Elberfelder 1871 – 1.Kor 1,17

Christus hat mich ja nicht zum Taufen ausgesandt, sondern zur Verkündigung des Evangeliums.
     Die Botschaft darf ich aber nicht mit kunstfertigen Worten menschlicher Weisheit weitergeben, denn sonst verliert das Kreuz des Christus seinen Inhalt.
NeÜ bibel.heute Stand 2015 – 1.Korinther 1,17

Ich hab von Jesus Christus nicht die Order bekommen, Leute zu taufen. Von mir möchte er vor allem, dass ich über die Nachricht rede, dass man sein Leben mit Gott wieder in Ordnung bringen kann. Allerdings nicht mit supergelehrten Worten, so dass alle vor mir einen Riesenrespekt haben, denn es kommt nicht auf mich an, sondern auf Jesus.
VolxBibel – 1.Kor. 1:17

Mehr als zwei Drittel der Deutschen (69 Prozent) wünschen sich, dass sich die Kirchen aus politischen Debatten heraushalten. 17 Prozent sind nicht dieser Ansicht. Das ergab eine Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts INSA-Consulere (Erfurt) im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA.

idea

Aber worüber dann reden? Was machen Christen dann auf FB, Twitter und Co?

Was machte denn Paulus – als ein großes Vorbild? Er – der persönlich von Jesus berufen wurde, aktiv zu werden! Paulus ist da deutlich! Noch nicht einmal das Taufen von Menschen war ihm als Auftrag gegeben worden! Auch nicht der Hinweis auf Verfolgung, auf Tierwohl oder andere ablenkenden Themen! Paulus hatte nur ein Thema: sein Leben drehte sich jetzt immer um Jesus! Und er redete über Jesus!

Deshalb erwarte ich auch von christlichen Zeitschriften, dass diese sich um Jehovah und die Bibel drehen – vielleicht noch um die Schöpfung – aber nicht um UBahn, Sport, und andere menschliche Machenschaften!

„Treue ist nicht auf Anerkennung und Gegenliebe angewiesen“

Das Wort ist gewiß; (O. zuverlässig, treu) denn wenn wir mitgestorben sind, so werden wir auch mitleben; wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen; wenn wir verleugnen, so wird auch er uns verleugnen; wenn wir untreu sind, er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.
Elberfelder 1871 – 2 Tim 2,11–13

Eins steht nämlich fest: Wenn unser altes Leben durch Jesus mal abgestorben ist, werden wir auch mit ihm in ein neues Leben durchstarten.
Ertragen wir die Probleme hier auf der Erde mit ihm, werden wir später mal mit ihm zusammen das Sagen haben. Wenn wir aber so tun, als würden wir ihn nicht kennen, dann wird er uns irgendwann auch mal nicht mehr kennen.
Aber selbst wenn wir ihm mal nicht treu sind, bleibt er uns doch immer treu. Das ist eben der unverwechselbare Style Gottes, so ist er einfach drauf! Auf Gott kann man sich immer hundertprozentig verlassen.
VolxBibel – 2.Timotheus 2:11–13

2Tim 2,11 πιστός hier glaubwürdig, zuverlässig. συν-απ-ε-θάνομεν Aor. -απο-θνῄσκω161 mitsterben; erg. (mit) ihm (ἐκείνῳ [Christus], vgl. V. 12f), ebenso bei den flgd. σύν-Komposita; εἰ m. Ind. indefinit (auch V. 12f; A342). συ-ζήσομεν Fut. -ζάω20 mitleben. 2Tim 2,12 συμ-βασιλεύσομεν Fut. -βασιλεύω mitherrschen. ἀρνησόμεθα Fut. Med. ἀρνέομαι leugnen, bestreiten; verleugnen, sich lossagen von. κἀκεῖνος = καὶ ἐκεῖνος. ἀρνήσεται Fut. Med. 2Tim 2,13 ἀ-πιστέω ungläubig sein; hier untreu sein. πιστός V. 2. ἀρνήσασθαι Aor. Inf. Med.; ἀρνέομαι ἑαυτόν sich selbst verleugnen; hier sich selbst untreu werden (B 4).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Das Wesen Gottes ist zwar unveränderlich, doch sein Umgang mit den Menschen hängt von ihrer Reaktion auf ihn ab ( 2.Chr 15,2; Ps 18,25-27 ). Die Treue Gottes zu seinem Bund kann nicht dadurch aufgehoben werden, dass untreue Menschen den Bund brechen; diejenigen aber, die den Bund brechen, werden nicht gerettet (s. die Ausführungen zu Röm 3,3 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Einige Ausleger sind der Ansicht, dass die Verse 11–13 aus einem frühchristlichen Lied stammen. Ob das so ist oder nicht, sei dahingestellt. Sie stellen sicher einige feststehende Prinzipien dar, die das Verhältnis des Menschen zum Herrn Jesus Christus betreffen. Hiebert schreibt: »Die zentrale Wahrheit dieser Kernaussagen ist, dass Glauben an Christus den Gläubigen mit Christus in allem eins macht. Genauso sicher ist, dass Unglaube die Menschen von ihm trennt.« Dies ist das vierte »gewisse Wort« in den Paulusbriefen an Timotheus.
Hier wird das erste Prinzip angeführt: Wenn wir mit Christus »mitgestorben sind, werden wir auch mitleben«. Das gilt für jeden Gläubigen. Im geistlichen Sinne sind wir in dem Augenblick mit ihm »mitgestorben«, als wir auf ihn als unseren Heiland vertrauten. Wir wurden mit ihm begraben, und wir sind mit ihm aus den Toten auferstanden. Christus starb als unser Stellvertreter und nahm unseren Platz ein. Wir hätten für unsere Sünden sterben sollen, doch Christus starb an unserer Stelle. Gott hält uns für »mitgestorben«, und das bedeutet, dass wir auch mit ihm im Himmel »mitleben« werden.
Vielleicht kann man diesen Vers auch auf die Menschen anwenden, die als christliche Märtyrer sterben. Diejenigen, die ihm auf diese Weise in den Tod folgen, werden ihm auch gleichermaßen bei der Auferstehung folgen.
2,12 In gewissem Sinne gilt auch für alle Christen, dass sie »ausharren« und mit Christus »mitherrschen« werden. Wahrer Glaube zeichnet sich immer durch Beständigkeit aus, und in diesem Sinne harren alle Gläubigen aus.
Doch sollte man auch darauf hinweisen, dass nicht alle mit Christus im gleichen Ausmaß regieren werden. Wenn er wiederkommt, um über die Erde zu herrschen, dann werden seine Heiligen mit ihm wiederkehren und an dieser Herrschaft teilhaben. Doch das Ausmaß des Herrschens wird für jeden einzelnen durch seine Treue während des gegenwärtigen Lebens bestimmt.
Diejenigen, die Christus »verleugnen«, werden auch von ihm verleugnet werden. Hier geht es nicht um eine zeitweilige Leugnung des Heilandes, weil man vielleicht dazu gezwungen wird. Petrus verleugnete den Herrn z. B. in einer Drucksituation. Vielmehr geht es hier um eine anhaltende, gewohnheitsmäßige Leugnung. Diese Worte beschreiben einen Ungläubigen – einen, der nie zum Glauben an den Herrn Jesus gekommen ist. All diese Menschen werden eines Tages vom Herrn verleugnet werden, ganz gleich, wie fromm ihr Bekenntnis auch gewesen sein mag.
2,13 Dieser Vers beschreibt ebenfalls Ungläubige. Dinsdale Young erklärt: »Gott kann sich nicht selbst widersprechen. Es würde seiner Wesensart widersprechen, wenn er Gläubige und Ungläubige gleich behandeln würde. Das ist nicht der Fall. Wenn Menschen ›untreu‹ sind, so muss er seinem Charakter doch ›treu‹ bleiben und sie entsprechend behandeln.«
Diese Worte sollten nicht so ausgelegt werden, als würden sie lehren, Gottes Treue zeige sich darin, dass er diejenigen erhält, die nicht glauben. Das ist nicht der Fall. Wenn Menschen nicht glauben, so muss er seinem eigenen Charakter »treu« bleiben und sie entsprechend behandeln. Van Oosterzee sagt dazu: »Er steht zu seinen Drohungen ebenso wie zu seinen Verheißungen.«

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Entspricht Gottes Treue dieser Vorstellung?
Wir wollen nun einmal sehen, ob bei der Treue Gottes diese Kriterien wiederzufinden sind.
• Treue bezüglich einer anderen Person: Wir haben schon in der Einleitung gesehen, dass Jakob Gott für seine Treue ihm gegenüber preist.
• Treue bezüglich eines Kollektivs: Durch Jesaja lässt Er seinem Volk sagen: „… ich werde ihnen ihre Belohnung in Treue geben und einen ewigen Bund mit ihnen schließen“ (Jes 61,8).
• Treue bezüglich einer Sache: „Er wird den Erdkreis richten in Gerechtigkeit und die Völker in seiner Treue“ (Ps 96,13). Gott wird das Gericht in Treue ausüben.
• Treue ist nicht auf Anerkennung angewiesen: „Wenn wir untreu sind − er bleibt treu“ (2 Timotheus 2,13).
• Treue ist auf lange Dauer und Konstanz angelegt: „Denn gut ist der Herr; seine Güte währt ewig, und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht“ (Ps 100,5).
• Treue bezüglich der eigenen Grundsätze: Wir lesen nur die schon angeführte Stelle in 2 Timotheus 2,13 zu Ende: „Er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen“.
Tatsächlich erfüllt Gott alles, was der Mensch unter Treue versteht. Aber Er allein weiß, was Treue im tiefsten Sinn ist. Eine solche Fülle und Vollkommenheit an Treue wie bei Gott ist bei keinem Menschen zu finden.

Bleib in mir 2021