Schlagwort: Liebe

„Verschwende keine Zeit damit, sich die Frage zu stellen, ob sie ihren Nächsten lieben“

Kinder, laßt uns nicht lieben mit Worten, (W. mit Wort) noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.
Elberfelder 1871 – 1 Joh 3,18

Meine Kinder, unsere Liebe darf nicht nur aus schönen Worten bestehen. Sie muss sich in Taten zeigen, die der Wahrheit* entsprechen: der Liebe, die Gott uns erwiesen hat.
Gute Nachricht Bibel – 1.Johannes 3,18

 Ihr Kinder, unsere Liebe darf nicht nur aus Worten und Lippenbekenntnissen bestehen. Sie soll sich in Taten zeigen und darin, dass sie der Wahrheit entspricht.
BasisBibel 2012 – 1.Johannes 3:18

Darum, meine Kinder, sag ich euch noch mal: Liebe hat nichts mit dummem Gelaber zu tun. Liebe zeigt sich in Taten und auch dadrin, dass wir uns gegenseitig helfen, so zu leben, wie Gott es okay findet.
VolxBibel – 1 Joh 3,18

In der antiken Literatur tauchen die Begriffe »Wort« und »Tat« häufig gemeinsam auf (z. B. bei Isokrates, Demosthenes, Quintilian , Seneca , Lucian und in der Weisheit Salomos); eine Person, bei der beides übereinstimmte, wurde gepriesen, wer aber nur schöne Worte machte, ohne entsprechend zu handeln, galt als Heuchler.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Eindringlich zusammenfassend ruft der Apostel seinen Kindern zu: »Die christliche Liebe besteht nicht in leeren Worten, im bloßen Sprechen davon, sondern im Werk und in der Wahrheit.« Die Werke der Liebe, die Früchte des Geistes, zeichnen den Christen aus. Das macht sein Leben wahr, denn dort ist die tätige Liebe seine Wirklichkeit, in der sie Ausdruck findet. Zum Tun der Liebe gehört ganz sicher auch das helfende, tröstende, aufrichtende, mahnende und aufdeckende Wort. Auch das ist ein Werk. Die »Worte« und Reden, die Johannes hier ablehnt, sind solcherart, dass wir nur reden, aber keine Wirklichkeit dahinter steht (vgl. 1Joh 1,6.9. u. ö.). Die christliche Liebe ist wirkliches, unser Innerstes enthüllendes, den Bruder mit ganzem Einsatz suchendes Tun.

Lieben heißt atmen
»Lasset uns lieben!« Wir haben diese Mahnung dringend nötig. Sonst verkümmern wir und sterben ab. Unsere christlichen Gruppen sind manchmal Kältekammern der Rechtgläubigkeit. So viele Recht -Gläubige erfrieren dabei. »Lasset uns lieben!« Wir wollen unsere Gemeinden wieder zu rechten Wärmestuben der Liebe werden lassen.
Liebe üben – zunächst gegenüber dem Mitbruder Daran wird unser neues Leben mit Christus erkannt. Ein Kind beginnt zu atmen, und damit beginnt es zu leben. Ein Christ beginnt zu lieben, und damit beginnt er geistlich zu leben. Die Liebe, die brüderliche Liebe, nennt Johannes das Lebenskennzeichen neuen Lebens mit Christus. Wer nicht liebt, ist tot! Das ist so umstürzend neu, dass der natürlicbe Mensch auf solche gelebte Liebe mit Ablehnung, ja Hass reagiert. Er wird nämlich dadurch in seinem Totsein entlarvt, sein ganzes »Leben« wird als Scheinleben, als Kreisen um sich selbst, aufgedeckt. Damit ist er selbst aufs Tiefste in Frage gestellt. Und das kann und will er nicht zulassen und aushalten – deshalb hasst er den, der wirklich lebt, weil er liebt.

b) Lieben heißt sich geben
»Lasset uns lieben« – das können wir nicht aus uns heraus. Ein Kind kann sich nicht selbst das Leben geben. Wir werden und sind zur Liebe entzündet. Zu echter Liebe, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Er hat sein Leben am Kreuz für uns gegeben. Das Kreuz Jesu Christi ist Echtheitszeichen der Liebe Gottes. Liebe ist viel mehr als Gefühl. Willst du wissen, was Liebe ist? Dann schau mit auf diesen Hinrichtungsplatz vor der Stadtmauer Jerusalems. Schau hin auf den aufgestellten Kreuzesgalgen. Und sieh, wie dort einer sein Leben aushaucht. Blutig geschlagen, gefoltert, verlacht und verspottet – das ist Gottes Liebe. Hier und nur hier wird sie in ihrem Innersten sichtbar: Liebe ist Lebenshingabe für den andern.

c) Lieben heißt teilen
»Lasset uns lieben«, denn wer im Hass lebt, ist ein »Totschläger«. Wo nicht die Liebe herrscht, da ist Hass. Auch Hass ist viel mehr als nur Gefühl. Hass meint die Lebenshaltung, die dem andern das Leben abspricht, die immer »auf Kosten« des anderen nur den eigenen Vorteil erstrebt und vollzieht. Hass geht über »Leichen«, Leichen zerbrochener Hoffnungen – ich habe den anderen nur bemüht, solange er mir nützlich oder dienlich war, und dann weggeworfen. Das ist Totschlag. Wie viele »gebrochene Herzen«, ausgenutzte Hoffnungen, enttäuschte Erwartungen, zurückgestoßene Liebe säumen deinen Weg?

»Lasset uns lieben!« Liebe ist mehr als nur Gefühl, mehr als nur Worte. Liebe wird zur Tat. Johannes nennt eine ganz schlichte Tat der Liebe: die Güter dieser Welt, die ich habe, mit dem Bruder zu teilen. Das ist heute hochaktuell. Können wir teilen? Oder leben wir bestenfalls in der Almosenmentalität? Teilen heißt opfern, verzichten, fasten, sich einschränken für den andern – das ist gelebte Liebe mit der Tat. Liebe mit der Wahrheit – das ist Leben aus der Gottesliebe in der neuen Wirklichkeit der Gotteskindschaft.

Edition C

Wenn Sie wirklich mit jemandem versöhnt sein wollen, wenden Sie das Ersatzprinzip auch auf Ihr Handeln an (1 Johannes 3,18). Wie C. S. Lewis bemerkte: „Verschwenden Sie keine Zeit damit, sich zu fragen, ob Sie Ihren Nächsten ‚lieben‘; handeln Sie so, als ob Sie es täten. Sobald wir dies tun, finden wir eines der großen Geheimnisse. Wenn du dich so verhältst, als würdest du jemanden lieben, wirst du ihn augenblicklich auch lieben.
Als ich den Kommentar von Lewis zum ersten Mal las, dachte ich, er sei ziemlich naiv. Aber dann erlebte ich genau das, was er beschrieb. Corlette und ich hatten uns über irgendeine Kleinigkeit gestritten, und ich hatte ihr nicht wirklich verziehen. Meine Unzufriedenheit wurde noch verstärkt durch ihre Bitte, ich solle zum Lebensmittelgeschäft laufen, um „ein paar Kleinigkeiten zu besorgen.“ (Wie Sie sich denken können, mag ich es nicht, Lebensmittel einzukaufen.) Als ich zähneknirschend meinen Wagen durch den Gang schob, bemerkte ich einen speziellen Kaffee, den Corlette so gerne trinkt. Wenn sie heute nicht so unfreundlich zu mir gewesen wäre, hätte ich sie damit überrascht. Noch während ich diese Worte dachte, wollte ein anderer Teil von mir ihr den Kaffee holen. Ich rang ein paar Augenblicke mit widersprüchlichen Gefühlen und entschied mich dann, die Dose in die Hand zu nehmen, nur um den Preis zu prüfen, sagte ich mir. In dem Moment, in dem ich sie anfasste, begannen sich meine Gefühle zu verändern. Mein Groll schmolz bald dahin, und ich war überwältigt von der Liebe zu meiner Frau und dem Wunsch, ihr Gesicht strahlen zu sehen, als ich ihr dieses Geschenk überreichte. Unnötig zu sagen, dass wir uns kurz nach meiner Rückkehr nach Hause vollständig versöhnt hatten.

Ken Sande – Der Friedensstifter – Ein biblischer Leitfaden zum Lösen von persönlichen Konflikten

Von diesem realen Beispiel her erwächst die allgemeine Mahnung am Schluss unseres Abschnittes: „Kindlein, wir wollen nicht mit Worten und nicht mit der Zunge lieben, sondern in Werk und Wahrheit.“ Vom Beginn des Briefes an hat Johannes auf jene große Gefahr geachtet, die Israel verdarb und auch bei uns das Verderben herbeiführen kann. „Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen“, so klagte Gott über Israel (Jes 29,13). Auch unser Christsein kann sich leicht in Worten und in der Bewegung unserer Zunge erschöpfen. Aber unsere Wirklichkeit widerspricht mehr oder weniger kraß dem, was unsere Zunge sagte. So lasen wir in 1.Joh 1,6.8.10; 2,4.9 jenes „Wenn wir sagen…“ oder „Wer behauptet…“, das zur „Lüge“ eines leeren Wortes wird. Und jenes Leichtnehmen und Verharmlosen der Sünde, gegen das sich der scharfe Abschnitt 3,4-10 richtete, ist ja ebenfalls ein Inanspruchnehmen des Christenstandes und der Zugehörigkeit zu Gott und zu Jesus mit dem Munde, das von dem faktischen Leben in Sünde ohne Buße und Reinigung widerlegt wird. So kann unter den Christen auch viel von „Liebe“ geredet und geschwärmt werden, aber das faktische Leben bleibt von dem natürlichen Selbsterhaltungstrieb bestimmt. So „liebt“ man nur „mit Worten und mit der Zunge“. Das ist eine elende und verlogene Sache. Nein, „lieben“ kann man nur „in Werk und Wahrheit“, wobei auch hier wieder „Wahrheit“ die ganze Wirklichkeit meint. Sicher, die Liebe beginnt verborgen im Herzen. Aber dann tritt sie hervor und „setzt die Seele ein“ „in Werk und Wahrheit“.

Wuppertaler Studienbibel

„er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich …“

Hierin ist die Liebe: nicht daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden.
Elberfelder 1871 – 1 Joh 4,10

Darin besteht die Liebe, nicht daß wir Gott liebten, sondern daß Er uns liebte und Seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden gesandt hat. 1Joh 2,2; 2Kor 5,19; Kol 1,20; Röm 5,6-10; Jes 43,22f.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 1. Johannes 4,10

Und das ist das Besondere an dieser Liebe, dass er uns zuerst geliebt hat und nicht umgekehrt. Er hat seinen Sohn für uns sterben lassen, damit wir mit ihm wieder klarkommen können. Er hat die Distanz weggemacht, indem er uns von unserer Schuld freigesprochen hat.
VolxBibel – 1.Johannes 4:10

ἐν τούτῳ ἐστίν darin besteht die/diese Liebe. οὐχ ὅτε … ἀλλʼ ὅτε nicht dass … sondern dass; App. (A353) zu ἐν τούτῳ. ἡμεῖς, αὐτός Subj. hervorgehoben (A122). ἠγαπήκαμεν Pf. ἠγάπησεν Aor. ἀπ-έ-στειλεν Aor. ἱλασμός (< ἱλάσκομαι sühnen) Sühne (Beseitigung v. Schuld durch stellvertretende Lebenshingabe); hier als Sühne bzw. als Sühnopfer (Objektsartangabe, A65). περί hier = ὑπέρ für (A184).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Darauf beruht die Liebe, nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns liebte und seinen Sohn als Versöhnung für unsere Sünden sandte. {1 Joh 2,2; Römer 3,25}

Nicht durch unsere Liebe bewegen wir Gott dazu, uns zu lieben. Wir vergessen ihn mit leichtem Herzen und kümmern uns wenig um seinen Willen. Auch nicht auf die Liebe, die wir durch Christus lernen und empfangen, ist die Liebe Gottes aufgebaut. Wie unsäglich kümmerlich bleibt sie in uns, so dass wir uns über die Weise, wie wir Gott je und je behandeln, schämen müssen. Seine Liebe kommt aus seinem eigenen Herzen; er selbst ist sie. Er hat uns ja Jesus dazu gesandt, damit uns unsere Sünden vergeben seien. So wenig sind wir die Anfänger der Liebe, dass Gott selbst uns zuerst dadurch zu ihr fähig und ihrer würdig machen muss, dass er unsere Sünden durch sein Vergeben wegschafft. Dazu hat er uns seinen Sohn gesandt, damit er für unsere Sünden die Deckung schaffe; damit hat er selbst seiner Liebe die Bahn geöffnet, auf der sie zum Sünder, der lieblos und gottlos geworden ist, herniedersteigen kann.
„Ihr könnt euch nicht besinnen,“ sagt Johannes der Gemeinde, die auf ihn hört, „was jetzt eure Schuldigkeit und Aufgabe ist.“

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Darinnen steht die Liebe usw. Ein weiterer Grund soll uns die Liebe Gottes noch größer erscheinen lassen, nämlich dass er uns seinen Sohn gegeben hat, als wir noch Feinde waren, wie auch Paulus lehrt (Röm. 5, 8). Johannes braucht nur andere Worte als Paulus; er sagt, dass Gott uns aus freien Stücken geliebt hat, ohne im Geringsten durch unsere Liebe dazu veranlasst zu sein. Durch diese Worte will er uns lehren, dass Gottes Liebe gegen uns eine freie Liebe ist. Obwohl es des Apostels Absicht ist, Gott uns zur Nachahmung vorzuhalten, so ist doch die Glaubenslehre nicht außeracht zu lassen, die er zugleich damit gibt. Umsonst hat uns Gott geliebt. Was heißt das? Bevor wir geboren werden. Ferner: wir haben bei unserer verderbten Natur ein Herz, das ihm abgeneigt ist und das sich sehr schwer zu rechten und frommen Gesinnungen lenken lässt. Wenn die Papisten recht hätten mit der Behauptung, ein jeder sei von Gott erwählt, je nachdem Gott vorausgesehen hat, dass er der Liebe wert sei, dann würde diese Lehre hinfallen, er habe uns zuerst geliebt. Dann würde unsere Liebe zu Gott die erste Stelle einnehmen, wenn sie auch der Zeit nach später ist. Der Apostel aber steht auf dem anerkannten Grundsatz der Schrift, den jene Sophisten nicht beachten, nämlich: wir werden so verderbt und verkehrt geboren, dass uns sozusagen der Hass Gottes angeboren ist, dass wir nur das erstreben, was ihm missfällt, dass die einzelnen Begierden unseres Fleisches beständig mit seiner Gerechtigkeit Krieg führen. Und gesandt seinen Sohn.Also ist Christus mit allen seinen Gütern uns aus lauter Güte Gottes zugekommen. Wie es notwendig ist, zu erkennen, dass wir deshalb Heil in Christus haben, weil uns der himmlische Vater aus freien Stücken geliebt hat, so muss man wiederum, wo es sich um die sichere und volle Gewissheit der göttlichen Liebe gegen uns handelt, nur auf Christus schauen. Daher handeln die zu ihrem eigenen Verderben töricht, die mit Beiseitelassung Christi forschen, was über sie im geheimen Rat Gottes beschlossen sei. Ferner zeigt der Apostel wiederum die Ursache des Kommens Christi und sein Amt, indem er erklärt, er sei gesandt, damit er die Sühne für die Sünden werde. Diese Worte lehren uns zunächst, dass wir alle durch die Sünde von Gott entfremdet waren und dass dieser Zwiespalt blieb, bis Christus dazwischen trat, der uns versöhnte. Zweitens werden wir belehrt: der Anfang unseres Lebens ist, dass Gott, durch den Tod seines Sohnes versöhnt, uns zu Gnaden annimmt. Die „Sühne“, von der die Rede ist, bezieht sich recht eigentlich auf das Opfer des Todes. Diese Ehre kommt allein Christus zu, dass er die Sünden der Welt sühnt und so die Feindschaft zwischen uns und Gott aufhebt. Aber hier scheint ein Widerspruch vorzuliegen. Wenn Gott uns vorher liebte, bevor Christus sich für uns in den Tod gab, was braucht es da noch einer neuen Versöhnung? So könnte der Tod Christi überflüssig erscheinen. Ich antworte: wenn gesagt wird, Christus habe den Vater uns günstig gestimmt, so bezieht sich das auf unser Gefühl. Denn da wir ein schlechtes Gewissen haben, so können wir Gott nur als erzürnt und feindselig erfassen, bis Christus uns von der Schuld losmacht. Gott will ja, dass sein Zorn und das Gericht des ewigen Todes überall gefühlt werden, wo die Sünde erscheint. Daraus folgt, dass wir angesichts des Todes keine andere Empfindung als Schrecken haben können, bis Christus die Sünde durch seinen Tod tilgt, bis er uns durch den Preis seines Blutes vom Tode erlöst. Wiederum verlangt die Liebe Gottes Gerechtigkeit; um also überzeugt zu sein, dass Gott uns liebt, müssen wir zu Christus kommen, in dem allein für uns Gerechtigkeit ist. Jetzt sehen wir, dass die Verschiedenheit zu reden, die uns in der Schrift begegnet, je nach den verschiedenen Rücksichten, sehr passend und für den Glauben sehr nützlich ist. So hat Gott seinen Sohn als Mittler gesandt, um sich mit uns zu versöhnen, weil er uns liebte; aber jene Liebe war verborgen, weil wir inzwischen Gott feind waren und beständig seinen Zorn herausforderten. Ferner nahm uns die furchtbare Angst des bösen Gewissens allen Geschmack des Lebens. Nach dem Gefühl unseres Glaubens fängt Gott also in Christus an, uns zu lieben. Obwohl aber der Apostel hier von der ersten Versöhnung handelt, so lasst uns doch bedenken, dass das die beständige Wohltat Christi ist, dass er die Sünden sühnt und Gott uns gnädig stimmt. Das geben auch die Papisten zum Teil zu; aber hernach verkleinern sie diese Gnade und machen sie fast zu nichts, indem sie ihre erdichteten Genugtuungen einschieben. Und doch, wenn die Menschen sich durch Verdienste der Werke erlösen, dann ist Christus nicht die einzige Sühne, wie er hier genannt wird.

Jean Calvin – 1.Johannesbrief

In den folgenden Versen haben wir eine Beschreibung der Auswirkungen der Liebe Gottes in drei Zeitformen. In der Vergangenheit zeigte sich die Liebe Gottes im Geschenk des »eingeborenen Sohnes« (4,9–11). In der Gegenwart zeigt sie sich darin, dass Gott in uns, den Heiligen, wohnt (4,12–16). Und in der Zukunft wird sie sich darin erzeigen, dass er uns am Tag des Gerichtes Freimütigkeit schenkt.
Als Erstes lesen wir also von Gottes Liebe zu uns als Sündern. »Gott (hat) seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt … damit wir durch ihn leben möchten«. Er sandte ihn »als eine Sühnung für unsere Sünden«. Der Ausdruck »eingeborener Sohn« enthält den Gedanken einer einzigartigen Beziehung, an der kein anderer als der Sohn Anteil haben kann. Dies macht die Liebe Gottes umso bemerkenswerter dahin gehend, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn Leben hätten.
Gottes Liebe wurde uns nicht erwiesen, weil wir ihn zuerst geliebt hätten. Wir haben ihn nicht geliebt, wir waren sogar seine Feinde und hassten ihn. Mit anderen Worten, er liebte uns nicht, weil wir ihn liebten, sondern er liebte uns trotz unserer erbitterten Feindschaft. Und wie bewies er diese Liebe? Indem er »seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden«. Sühnung7 bedeutet, dass volle Genüge getan bzw. die Sündenfrage gelöst wurde.
Einige liberale Theologen erdenken sich Gottes Liebe ohne die Erlösungstat Christi. Johannes verbindet hier beides miteinander und sieht diesbezüglich keinerlei Widerspruch. Denney schreibt dazu:
Man beachte das scheinbare Paradoxon dieses Verses, dass Gott einerseits liebt und andererseits zornig ist. Es zeigt sich auch darin, dass seine Liebe die Sühnung vollbringt, die seinen Zorn von uns abwendet. So kann Johannes (weit davon entfernt, einen Widerspruch zwischen Liebe und Sühnung zu sehen) die Vorstellung von Liebe nur vermitteln, indem er auf die Sühnung verweist.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Der Vater liebte, liebt und wird uns lieben, und dass NICHT weil wir so gut waren, nicht weil wir in irgendeiner Kirche Mitglied geworden sind – sondern weil wir auf IHN reagieren! Wir dürfen diese Liebe annehmen und widerspiegeln! Nicht als Gesetz sondern weil diese Liebe überfließend ist!

Die Gottesliebe hat keine Entsprechung in dieser Welt oder in uns Menschen. Wir sind als natürliche Menschen zu wirklicher Liebe unfähig. Natürliche Liebe ist im besten Fall gebändigte, in Grenzen gehaltene Selbstliebe. Das betrifft sowohl die elterliche Liebe (in den Kindern lieben wir uns selbst), als auch die geschlechtliche Liebe (im andern suchen wir selbst Befriedigung und Lust), selbst allgemeine Liebe: In aller Zuwendung zu anderen Menschen befriedigen wir unser Selbst. Das wirkliche Wesen und Sein ist anders, von völlig anderer Qualität. »Darin besteht die Liebe …« (wörtlich: »darin ist die Liebe«, im Sinne von: »Wirkliche Liebe beruht darauf«). Johannes redet nun grundlegend vom Wesen der göttlichen Liebe. Gottes Liebe findet bei uns nicht Liebe vor: »Wir haben Gott nicht geliebt«; wir haben ihn nicht einmal »als Gott gepriesen noch ihm gedankt« (Röm 1,21). Wir waren Feinde Gottes (vgl. Ri 5,31; Ps 37,20; 110,1; Röm 5,10; 8,7; 11,28; Phil 3,18; Kol 1,21; Jak 4,4). Wir können und wollen als natürliche Menschen Gott nicht lieben; unsere Selbstliebe, die Sünde, verdirbt alles.

Die Gottesliebe ist Gottes alleinige Art und daran zu ersehen, »dass er uns geliebt hat«. Das ist der Grund der Liebe: die freie, unverdiente Liebe Gottes zu uns. Das gibt uns Gewissheit und Trost in unseren Lieblosigkeiten: Die Liebe Gottes beruht auf Gott selbst, nicht auf uns. Und diese Gottesliebe steht da im Sohn. Der ist weggeschickt zu uns »zur Versöhnung für unsere Sünden«. Er, der Christus, schafft das weg, was uns zur Liebe unfähig macht: unsere Sünde. Er ist die »Versöhnung«. Das griechisch Wort meint auch »das Sühnemittel, das Sühneopfer«. Christus gibt sich für uns. Das ist die Versöhnung; er bezahlt für uns, erkauft uns, trägt unsere Strafe, nimmt unsere Sünde auf sich. In vielen Bildworten bezeugen AT und NT die Versöhnung, die durch Christus geschehen ist. Wir können das letztlich nicht ergründen, aber staunend dankbar anbeten und annehmen, dass Gott uns durch Jesus Christus rechtfertigt.

So wird Gottes Liebe unbezweifelbar vor uns hingestellt: Er opfert den Sohn, damit wir leben können. Er reißt sich den Liebsten vom Herzen, schickt ihn weg, damit wir heimfinden. Er legt »die Strafe auf ihn, damit wir Frieden hätten« (Jes 53,5). Der Sohn kommt in die Gottverlassenheit, damit wir wieder Gemeinschaft mit Gott haben (vgl. Mt 27,46).

Gerhardt Maier – Edition C

Aber wie steht es nun mit dieser „Liebe“? Wo „ist“ sie? Worin hat sie ihr Wesen und ihren Bestand? Wir wissen es schon aus allem bisher Gelesenen. Aber es liegt dem Apostel daran, noch einmal unmissverständlich festzustellen: „Darin ist (besteht) die Liebe: nicht, dass wir unserseits Gott geliebt haben, sondern dass er uns liebte und seinen Sohn sandte als Sühne(mittel) für unsere Sünden.“ Nicht wir haben Gott geliebt, nicht wir haben das große Gebot der Liebe zu Gott erfüllt. Darin liegt unsere Wesenssünde, aus der alle Einzelsünden folgen. In dieser Wesenssünde der Eigensucht und Lieblosigkeit leben wir. Daraus kann uns keine Einsicht in das Recht des Liebesgebotes, keine Anstrengung, Gott zu lieben, heraushelfen. Diese Wesenssünde trennt uns wesensmäßig vom Wesen des Lebens, das Gott uns in der Sendung seines Sohnes schenken will. Wie werden wir von dieser unserer Sünde befreit? – das ist für Johannes wie für Paulus die entscheidende Frage. Er hat uns die Antwort schon in 1,7 und 2,1 f gegeben. Jetzt wiederholt er sie bei der neuen Fragestellung in neuer Weise.

Die Liebe „besteht“, existiert, weist nicht in unserer Liebe zu Gott. Ihren Grund, ihren „Bestand“ hat sie in Gott allein. Aus dieser Tatsache folgt ein Doppeltes. Weil Gott Liebe ist, sind wir in unserer Lieblosigkeit vor Gott verlorene und von Gott geschiedene Leute. Aber weil Gott Liebe ist, tut er das Unerhörte, dass er uns Lieblose liebt. Wieder ist dies erwiesen durch die „Sendung“ seines Sohnes. Aber die Sendung des Sohnes wird nun in ihrer eigentlichen Tiefe gezeigt. Jesus kann uns nicht einfach in seiner Hand das Geschenk des Lebens bringen, wie es nach dem vorigen Vers scheinen konnte, nein, er muss sich senden und vom Vater preisgeben lassen „als Sühne- (mittel) für unsere Sünde“. „Das Lieben“ empfangen wir durch ihn nur aus seiner durchbohrten und blutenden Hand.

Wir empfinden es alle, dass schweres Unrecht „gesühnt“ werden muss. Aber wir spüren auch das Geheimnis, das in dem Wort „Sühne“ liegt. Wenn ein Mörder lebenslang in ein Zuchthaus kommt, wieso ist damit seine Tat „gesühnt“? Vor Menschen mag damit der Gerechtigkeit genüge geschehen. Aber ist damit die Tat vor Gott ausgelöscht? Kann der Mörder in Frieden sterben? Und je tiefer ein Mensch innerlich an einer Tat schuldhaft beteiligt ist, umso weniger kann die Tat durch eigene Leistungen und Leiden „gesühnt“ werden. Unser Gewissen findet dadurch noch keinen Frieden.

Aber nun ist es der geheimnisvolle, gerade in den äußersten Lagen unseres Lebens und unserer Schuld erprobte Tatbestand: der Sohn Gottes ist mit seinem Kommen, Leben, Lieben, Leiden und Sterben am Fluchholz das „Sühnemittel“, das unser Gewissen wahrhaft still macht und die Last unserer Schuld von uns nimmt. „Erklären“ lässt es sich nicht. Die Aussagen – von der für uns erlittenen Strafe, der für uns bezahlten Schuld, dem reinigenden Blut – können wirklich nur Bezeugungen, nicht „Erklärungen“ sein. Aber die Tatsache selbst kann von uns im Glauben ergriffen und erfahren werden. Hier, in dem für uns dahingegebenen, heiligen Gottessohn ist die Sühnung geschehen und das „Sühnemittel“ für uns da. Vor ihm muss der Feind verstummen, wenn er in unserer letzten Sterbensnot unser Leben verklagt. Hier ist unsere Sünde weggetragen, ins Meer geworfen. Unergründliches, rettendes Geheimnis – „Hör auf zu grübeln, glaub allein! Kannst du dies Meer nicht gründen, so wirf dich blindlings da hinein mit allen deinen Sünden. Es sie dein Herz dem ganz gewährt, der dir das Herz hat ausgeleert; gib Herz für Herz zum Opfer!“ Fr. Adolf Lampe – ! Darin und darin allein hat die Liebe ihren ewig festen, unerschütterlichen Bestand. Von der wahren Liebe kann nur der wissen, der die Liebe Gottes am Kreuz des Sohnes geschaut hat.
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Diese Botschaft ist der radikale Gegensatz gegen alle andern Theologien alter und neuer „Gnosis“. Sie allein erfasst wahrhaft Gott in seiner Liebe und erkennt wahrhaft den Menschen in seiner Verlorenheit – Darum hält diese Erkenntnis der Liebe Gottes und sie allein stand gegen die Zweifel an Gottes Liebe, von denen wir oben (S. 121) sprachen. Corrie ten Boom und ihre Schwester Betsie haben uns den großen Dienst getan, es zu erfahren und zu erweisen, dass von daher auch in der Hölle eines KZ die Gewissheit der Liebe Gottes standhält und zum Lieben selbst den grausamen Peinigern gegenüber fähig macht. – .

Wuppertaler Studienbibel


Liebe, Geduld und Freundlichkeit sollen bei dir immer am Start sein.

Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge; strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut des Geistes.
Elberfelder 1871 – 1 Tim 6,11

Du aber gehörst Gott, deshalb fliehe vor alldem! Jage dagegen der Gerechtigkeit nach, der Gottesfurcht, dem Glauben, der Liebe, der Geduld und der Freundlichkeit!
Gute Nachricht Bibel – 1.Timotheus 6,11

Du aber gehörst Gott und stehst in seinem Dienst. Halte dich daher – Wörtlich Du aber, Mensch Gottes, halte dich. Der Titel Mann Gottes bzw. Mensch Gottes wurde in alttestamentlicher Zeit für führende Persönlichkeiten von Gottes Volk gebraucht; im späteren jüdischen Schrifttum bezeichnet er darüber hinaus alle, die dem wahren Gott dienen. – von all diesen Dingen fern! Dein Ziel soll etwas anderes sein: ´ein Leben, das erfüllt ist von` Gerechtigkeit, Ehrfurcht vor Gott, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Freundlichkeit.
Neue Genfer Übersetzung – 1. Tim 6:11

Aber du, Timotheus, gehörst Gott; deshalb sollst du dich davon fernhalten. Bemühe dich um ein Leben, so wie Gott es will: geprägt von der Ehrfurcht vor Gott, von Glauben und Liebe, geführt mit Geduld und Sanftmut!
Neues Leben – 1 Tim 6,11

Timotheus! Du darfst da auf keinen Fall mitmachen! Versuche um jeden Preis, anders draufzukommen als die! Dein Ziel soll es sein, ein Leben zu führen, das Gott geil findet! Setz alles dran, dass dir nichts wichtiger ist als Gott! Versuch immer, im Vertrauen auf ihn zu leben! Liebe, Geduld und Freundlichkeit sollen bei dir immer am Start sein.
VolxBibel – 1 Tim 6,11

Die Moralisten ermahnten ihre Leser häufig, vor dem Laster zu »fliehen«. Die Hetiter gebrauchten den Ausdruck »Gottesmensch« als Charakterisierung herausragender religiöser Gestalten, im A.T. dagegen bezog er sich auf die Männer, die Gott sich zu Sprechern erwählt hatte. Wenn der Begriff in der späteren jüdischen Literatur einmal auftaucht, so meist mit der alttestamentlichen Bedeutung, die wohl auch Paulus hier beabsichtigt.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Timotheus ist Gottes Eigentum; das bedeutet für ihn das selige Erlöstsein von der Geldgier. Weil er Gott gehört, hat er ein anderes Ziel und einen anderen Besitz als die Reichen; deshalb hat er auch nicht eine Wurzel für jede Bosheit, sondern die Wurzel zu allem Guten in sich und darum auch nicht Tod und viele Schmerzen, sondern die Verheißung des Lebens jetzt und einst vor sich. Aber die falschen Güter können auch den locken, der in der Gemeinschaft mit Gott steht; auch er hat auf die Mahnung zu hören: „Fliehe davor!“ Dazu gehört notwendig ein zweites Wort, das angibt, wonach das Verlangen sich strecken und die Arbeit zielen soll.

Die Gerechtigkeit steht voran, weil das Gerechtfertigtsein und Rechttun vor Gott die Bedingung und Voraussetzung für alles ist, was uns durch die Gnade Gottes als gute Gabe zuteil werden kann. Neben die großen Hauptfunktionen des Christenstandes: Gott ehren, glauben, lieben, tritt noch die Widerstandskraft gegenüber dem Leiden und die Fähigkeit, unerschüttert menschliche Unart und Sünde zu ertragen und ihr die Unüberwindlichkeit der Vergebung und die Liebe entgegenzusetzen. Das sind Ziele, nach denen zu laufen sich lohnt.

Schlatter, – Erläuterungen zum Neuen Testament

Timotheus wird nun als Prototyp eines Menschen Gottes angesprochen, der vor der Gier nach Reichtum fliehen soll, dafür aber den Tugenden, die Gott bevorzugt, nachjagen, d.h. sie konsequent verfolgen und ihnen nacheifern soll. Die genannten Eigenschaften sind die Gegensätze der genannten Ungerechtigkeiten, die die Geldgier verursacht.

P. Streitenberger

So schreibt der Apostel Paulus seinem jungen Mitbruder Timotheus: »Aber du, Gottesmensch, fliehe das!« (V. 11 a)
17.1.1 Was? Vorausgeht die Beschreibung dessen, was der große Angler – der Satan, der uns aus der Gemeinschaft mit Jesus und seiner Gemeinde. aus dem, was für uns Lebenselement ist, herausholen will – vielen als »Köder« vor die Augen hält (V. 9). Weder auf Geld noch Geltung, weder auf das Angebot einer wirtschaftlich gesicherten Existenz, noch auf Ehrung und Bewunderung durch Menschen soll Timotheus hereinfallen; bei nichts soll er »anbeißen«. Und auch wir sollen es nicht.

17.1.2 »Fliehe!«: Entschlossen abwenden soll er sich von dem allem, damit es ihm nicht zur Versuchung wird. Hier ist entschlossene Flucht eine tapfere Tat (vgl. 1Mose 39,12; Sir 21,2). Wenn der Fisch sich rechtzeitig vom Köder abgewandt hätte, Eva von der verbotenen Frucht, David von Batseba und dem Gedanken an sie, wäre die Faszination, der Zauber der Verführungsmacht überwunden gewesen (vgl. 1Mose 3,6; 2Sam 11,2). – Jesus gibt uns teil an seinem Sieg; wir können auch alle bösen Gelüste in seinen Tod geben, seitdem er Sünde und Satan überwunden hat (1Kor 15,57; Gal 5,24).

17.1.3 Als »Gottesmensch« wird Timotheus angesprochen. Er ist von Jesus mit Blut und Leben aus der Sklaverei von Sünde und Satan losgekauft worden; das hatte nach der Rechtsordnung jener Zeit die Wirkung, dass das Eigentum an ihm auf den ihn so »Ablösenden« überging, Und was Jesus erworben hat, das hat er für den Vater erworben; er wollte ja nichts für sich; das letzte Buch der Bibel sagt: »Du hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft« (Offb 5,9 vgl. 1Kor 6,20). Und wenn dann ein Mensch noch dazu von Herzen ja sagt und sein Leben Jesus Christus und damit Gott anvertraut, wenn er sich von Gottes Geist dazu bewegen lässt, dann hat das für ihn die volle Wirkung (Joh 3,16; Röm 1,16). In das Wesen des eingeborenen Sohnes wird er als Gotteskind gestaltet, in das Wesen Gottes, des Vaters (Mt 5,45.48; Gal 4,19). Und er wird von Jesus Christus in Dienst gestellt, »Knecht Gottes«, »Magd des Herrn«, »Mitarbeiter Gottes« (vgl. Mt 10,5ff.; Lk 1,38; 5,10; Röm 1,1; 1Kor 3,9; Jak 1,1). So war Timotheus ein »Mensch Gottes«. Und so dürfen auch wir das sein.

17.2 »Jage aber nach der Gerechtigkeit, der Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut«, fährt Paulus fort (V. 11)
»Jage nach …«: Das erste Wort ist zu betonen, denn das Ziel eilt nicht, uns voran, fort, sondern wir eilen mit aller Kraftanstrengung zu dem für uns feststehenden Ziel hin; es »narrt« uns nicht. Das Bild des Laufs lag damals in der ganzen griechischen Welt wozu seit Jahrhunderten auch die Westküste Kleinasiens mit Ephesus gehörte – den Menschen sehr nahe. In den Sportstadien spannten die Sportkämpfer alle Kräfte an; sie kämpften bis zum Umfallen und schonten sich nicht. Wie viel mehr sollten das Christen tun angesichts ihres großen Ziels und wo doch der Herr, wenn man sich nur an ihn hält, erreicht wird (Phil 1,6; 1Thess 5,23ff.)! Der Hebräer-Brief sagt in diesem Sinn: »Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens« (Heb 12,1-2 a). Paulus sagt im Blick auf sich selbst:« Ich … jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus« (Phil 3,14; vgl. 1Kor 9,24-27). Nun heißt er auch Timotheus so zu »jagen«, zu laufen, und ebenso uns alle, die wir an Jesus glauben.

17.3 Welche Ziele sollen wir mit dem, was wir sind und tun, schon in diesem Leben verfolgen? Wonach ist zu »jagen«?
17.3.1»… nach der Gerechtigkeit«: Unser Herr Jesus Christus gefiel auch in seinen Erdentagen Gott ganz (Mt 3,17); er war Gott recht, vor ihm ganz gerecht. In Christus, im Glauben eingehüllt in seine Gerechtigkeit, sind auch wir Gott recht (2Kor 5,21). So sagt Gott zu uns ja, jetzt, wenn wir vor ihn treten und ihn bitten, und auch dann einmal, wenn wir vor sein Gericht gerufen werden. »Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, damit will ich vor Gott bestehn, wenn ich zum Himmel werd eingehn.« Nun ist es überaus wichtig, dass wir nicht wieder, im Tun und Lassen, im Reden und Schweigen, nicht in Gedanken und Stimmungen, aus Christus heraustreten. Und wenn wir so in Christus bleiben, dann ist er als der heilige, uns neuschaffende Geist in uns (Joh 15,4f.; 2Kor 3,17 a). So werden wir von innen her in Jesu Wesen gestaltet (Gal 4,19). In allem ganz in der Jesus -Spur zu bleiben, das ist die gelebte Gerechtigkeit vor Gott. Dies schließt ein, dass wir auch Menschen gegenüber gerecht zu werden trachten und uns bemühen, auch ihnen nichts schuldig zu bleiben. Das alles gehört dazu, dass wir für die große Zukunft bereit sind, für die Stunde, da unser Herr kommt oder er uns im Tode ruft (vgl. Lk 12,42-46; Röm 13,11ff.).

17.3.2 » … nach … der Frömmigkeit«: Nach einem steten, bewussten Leben vor Gott (1Mose 17,1; vgl. das zu 1Tim 4,7 Ausgeführte). Diese Frömmigkeit lebte unser Herr in seinen Erdentagen aufs vollkommenste. Er rückte alles bewusst ins Licht des Vaters (vgl. Mk 1,35; Lk 6,12-16; Joh 2,4; 17,1ff.). Dabei bat er ihn auch um die Korrektur aller seiner Wünsche, einschließlich des Wunsches, leben zu dürfen: »Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!« (Lk 22,42). Das heißt, auch in unserem Leben nach der Frömmigkeit zu »jagen«: dass wir darum ringen, Gott in unserem Leben ganz Gott sein zu lassen, ihm das Leben anzuvertrauen und es im Bewusstsein seiner steten Gegenwart ihm zu Gefallen zu führen. Das schließt die Willigkeit ein, Gott auch unsere brennendsten, am meisten ans Herz gewachsenen Wünsche und Pläne zu übergeben. Wie sehr wird das doch die Gemeinde Jesu nötig haben, insbesondere dann, wenn sie durchs Leiden und ein endzeitliches Dunkel gehen soll (vgl. Mt 24,9; Apg 14,22).

17.3. 3 » … nach … dem Glauben«: Dazu ist nötig, dass es unser großes Anliegen ist, in jeder Lage das Vertrauen zu Jesus, zu dem lebendigen Gott, durchzuhalten, in der festen Gemeinschaft, im steten Umgang mit ihm zu bleiben, auch in der Ganzhingabe unseres Lebens an ihn und ebenso im felsenfesten Vertrauen auf seine Verheißungen (etwa: Mt 7,7; 1Kor 15,58; 2Kor 5,17; Phil 1,6; 1Joh 1,7.9; Offb 3,21). Wir wollen den Verheißungen unseres Gottes mehr glauben als unseren eigenen Augen. »Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat« (Heb 10,35). »Uns ist geboten, auszuharren und bei den Verheißungen zu bleiben« (J. Chr. Blumhardt).

17.3. 4 » … nach … der Liebe«: Wie hat uns doch unser Herr Jesus geliebt, bis in den Tod, »als wir noch Feinde waren« (Röm 5,10)! Nach keiner noch so enttäuschenden Erfahrung mit Menschen hat er gesagt: »Nun aber Schluss!« »Wie er die Seinen geliebt hatte …, so liebte er sie bis ans Ende« und gab auch Blut und Leben für sie hin (Joh 13,1). Und für die, die ihn zu Tode quälten, legte er mitten in den größten, von ihnen verursachten, Schmerzen bei Gott, dem großen Richter über alle Welt, Fürsprache ein (Lk 23,34). Auch Judas, der Jesus hinterhältigerweise an seine Todfeinde verkaufte und auslieferte, wusch Jesus liebevoll die Füße.

Es kostet uns große Mühe, solche Liebe allen gegenüber durchzuhalten. Dan gilt es, uns in die Gemeinschaft mit Jesus hineinzubeten und ihm, seinem Geist in uns, Raum zu geben, bis in die Gedanken und Stimmungen. Wir in ihm und er in uns, so wird unser Leben tatsächlich neu, Jesus -ähnlich, und bringt gottgefällige Frucht (Joh 15,4f.; 2Kor 3,17 a; 2Kor 5,17; Gal 5,22; vgl. Röm 8,14).

17.3.5 » … nach … der Geduld« (wörtlich: nach dem »Darunter bleiben«): Unser Herr hat große Geduld mit uns. Und wir sind dieser Geduld sehr bedürftig. Dan ist es wichtig, wenn wir Jesus ähnlich werden wollen (vgl. Gal 4,19), dass wir in gleicher Weise Geduld üben. Möglicherweise hatte hier auch Paulus mit sich selbst einige Mühe: Ein so tatkräftiger, in solcher Weise mit dem Evangelium vorwärts stürmender Mann musste wahrscheinlich nicht wenig innere Kraft darauf verwenden, mit den Leuten anderer Gangart Geduld zu üben.

Das Erfordernis der Geduld nennt die Schrift im Besonderen auch im Blick auf die Letzte Zeit; in dem großen Kapitel des letzten Buches der Bibel über den Antichristen kündigt sie für diese Zeit an: »Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen« (Offb 13,10), das willige Darunterbleiben und das hochgemute, getroste und der Hoffnung gewisse Vertrauen. Zu dieser Geduld, die als Erste genannt wird, gehört wesentlich auch das Ausharren an dem heilsgeschichtlichen Ort des »Nicht -Sehens -und-doch -Glaubens«, solange Gott das noch will. Gewiss ist es recht, um die Wiederkunft Jesu zu bitten (Offb 22,17), um Gottes Ehre willen, damit das »Seufzen der Kreatur« gestillt wird, damit dem Feind, der unablässig die Menschen verführen will, »das Handwerk gelegt« wird und damit die Kinder Gottes vom Glauben zum Schauen gelangen (Röm 8,19-22; Offb 21,3). Aber das sich Ausstrecken nach dem Ziel darf nicht ungeduldig werden. Wenn unser Herr kommt, gehen die Türen der Gnade für die Menschen zu. Die Frist, während der das Gnadenangebot Gottes angenommen werden kann, ist dann vorbei. Wir Menschen werden dann bei den von uns getroffenen Entscheidungen festgelegt. Wie wir uns jetzt Jesus gegenüber entscheiden, so wird einmal über uns entschieden, und so werden wir Menschen einmal geschieden. Allein wer Jesus jetzt annimmt, der wird dann von ihm angenommen, was größte Bedeutung hat. So sind wir bei aller Freude auf den großen Tag Jesu Christi dennoch auch für die Gnadenfrist dankbar, die Gott uns und andern und uns im Blick auf andere immer noch gewährt. Petrus schreibt: »Die Geduld unseres Herrn erachtet für eure Rettung« (2Petr 3,15).

17.3.6 » … nach … der Sanftmut«: Wie war doch unser Herr sanftmütig, unaufdringlich, behutsam, etwa gegenüber einem Dorf in Samaria, das ihn nicht aufnahm (Lk 9,51-56). Ja, auch heute kommt er noch so, als der erhöhte Herr spricht er: »Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an« (Offb 3,20). Wer klopft, drängt sich nicht auf; er gebraucht nicht das Brecheisen oder schlägt die Türe ein, sondern er fragt, ob man ihn überhaupt aufnehmen will. Das Wort steht im Sendschreiben an die lau gewordene, abgefallene Gemeinde in Laodizea. Auch zu einer solchen Gemeinde und zu derartigen Menschen kommt er noch immer so. Er hat auch selbst seine Sanftmut hervorgehoben (Mt 11,29). Dan wollen auch wir nach dieser Sanftmut »jagen«, auch schwache und geringe Leute nicht einfach geschwinde »vereinnahmen« und auch bei Evangelisationen usw. keine irgendwie gearteten Tricks anwenden, kein »psychologisches Brecheisen« einsetzen, um die Leute zu »Entscheidungen« zu führen, die doch unecht sind, und um schnelle Erfolge melden zu können. Gott hat mit jedem einzelnen Menschen seine Zeit (vgl. Joh 6,44). So dürfen wir hierbei nichts erzwingen wollen. Doch damit auch wir an die Türen der Leute in seinem Sinn klopfen, nimmt er, Jesus, uns als seine Mitarbeiter mit. Lasst uns dazu willig, demütig, sanftmütig und mutig sein!

Gerhardt Maier – Edition C

Liebe dich selbst?

Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebet, auf daß, gleichwie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebet.
Elberfelder 1871 – Joh 13,34

Ein new Gebot (Jch wil euch nicht beschweren mit vielen Gesetzen / wie Moses im alten Testament. Sondern das sollen alle Gesetz im newen Testament sein / Das jr euch liebet vnternander. Darumb ists ein New vnd des newen Testaments gebot / von allen Alten ausgesondert.) gebe ich euch / das jr euch vnternander liebet / wie ich euch geliebet habe / auff das auch jr einander lieb habet.
Martin Luther 1545 „letzte Hand“ – Johannes 13,34

Ich hinterlasse euch eine neuartige Anweisung, dass ihr euch gegenseitig in Hingabe begegnet, so wie ich euch einmal Liebe erwiesen habe, damit auch ihr füreinander in Liebe da seid
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Johannes 13:34

Die Passahfeier ging weiter, und Jochanan bemerkte den Weggang von Judas von der Szene: Als er also hinausgegangen war (Joh. 13:31a). Judas‘ Weggang garantierte den Verrat, und der Verrat wiederum sicherte den kommenden Tod Jeschuas. Durch seinen Tod würden sowohl der Vater als auch der Sohn verherrlicht werden (Joh. 13:31b-32). Sein Tod garantierte auch, dass er bald diese Welt verlassen würde: Meine lieben Kinder, noch eine kleine Weile bin ich bei euch. Ihr werdet mich suchen; und wie ich zu den Juden sagte: Wohin ich gehe, könnt ihr nicht kommen (Joh 13,33a).

Angesichts seines bevorstehenden Abschieds gab Jeschua ein Gebot, das in einem Sinne neu war, in einem anderen aber nicht. Er sagte: „Liebt einander“ (Joh. 13:34a). Das war insofern eine bewährte Regel, als das zweitwichtigste Gebot des mosaischen Gesetzes war, den Nächsten zu lieben wie sich selbst (Lev. 19,18). Der Maßstab für die Nächstenliebe war also die Selbstliebe. Die neue Facette dieses Gebots war: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe (Joh. 13,34b). Der Maßstab war nicht mehr die Liebe des Einzelnen zu sich selbst, sondern die Liebe Jeschuas zu ihm, und er liebte uns vollkommen und bedingungslos – genug, um für uns zu sterben. Die Welt wird erkennen, ob jemand ein Jünger Jeschuas ist, wenn er die gleiche Art von bedingungsloser Liebe für andere hat (Joh. 13,35).

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Warum gab Jesus ein neues Gebot? Genügten die Zehn nicht? Bei dem Alten hieß es „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ (Matthäus 5, 23; 2 Mose 21,.24). Das neue aber lehrt das Gegenteil, es befähigt, das Leben für die Brüder zu lassen, für die Feinde zu beten (1 Johannes 3, 16; Lukas 23, 34; Apostelgeschichte 7, 59). Jemand fragte, wie viele Gebote es gäbe; die Antwort lautete elf. Das elfte sei das Wichtigste, weil es alle andern erfüllt (Römer 13, 10; 2 Johannes 5).
Die Umstände, unter welchen Jesus das neue Gebot gab. Er stand vor dem Kreuzestod und war das letzte Mal finit den Jüngern versammelt. Er gab es Ihnen, als Er für sie sterben wollte. Da Er den geringsten Dienst an ihnen tat, indem Er ihre Füße wasch. Das Kapitel unseres Textes beginnt: „Wie Er die Seinen liebte, so liebte Er sie bis ans Ende“ (Vers 1). Im gleichen Kapitel sagt Er den Verrat des Judas, die Verleugnung des Petrus und das Versagen aller Jünger voraus. Dennoch beginnt Er es „wie Er die Seinen liebte“ und beschloß es mit unserem Text. Er liebt mit ewiger Liebe (Jeremia 31, 3). Hier sehen wir die Breite, Länge, Tiefe und Höhe der alles übersteigenden Liebe Christi (Epheser 4,18).
Der schöne Titel, den Jesus dem Gebot gibt: Ein neues Gebot. Es war das erste im neuen Bunde und schuf neue Möglichkeiten. Mit der Wiedergeburt ist die Liebe Christi in unsere Herzen ausgegossen worden (Römer 5 5)
Es war neu, weil sich die Gläubigen liebten wie eine Familie. Alle sind vom gleichen Vater gezeugt (1 Petrus 1, 3) und sind Brüder untereinander, da Jesus der Erstgeborene genannt wird (Römer 8, 29). Sie lieben alle, nicht nur die, die sie lieben. Sie verzichten selbst, wie Abraham, auf ihr gutes Recht (1..Mose 13, 8). Sie lieben einander, weil alle von einem Stamm sind (2 Petrus 1, 4) und im gleichen Blut gewaschen sind (Offenbarung 1, 5) Weil alle den gleichen Geist empfangen und Christi Sinn haben (1 Korinther 2, 16). Nur so kann die Liebe Christi reichlich von ihnen fließen. Sie kennen auch keine Parteien mehr. Da ist weder Methodist noch Darbist, weder Baptist noch Salutist. Alle sind durch einen Geist zu einem Leibe getauft (1 Korinther 12, 13). Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, sagte Kaiser Wilhelm der IL vor dem Reichstag: „Ich kenne keine Parteien, sondern nur Deutsche.“ So kennen wir weder Franzosen noch Engländer; Deutsche noch Farbige, sondern nur Brüder, die wir alle gleich lieben. Nicht Nationalität, eine Lehre, oder ein Verein binden uns, sondern die Liebe (Galater 3, 28).
Wir lieben einander, weil Jesus auch König genannt ist und wir als Seine Untertanen gern Seine Befehle erfüllen (1 Johannes 3, 23; 4, 21; Johannes 15, 12).
Auch ist Er unser Hirte und wir Seine Schafe, die wie der Hirte bereit sind, das Leben für die andern zu lassen( Kap. 10, 12; 1 Johannes 3, 16.) Wir lieben einander, weil alles andere vergeht, aber die Liebe bleibt (1 Korinther 13, 13). Seine Gebote sind nicht schwer und in ihnen wandeln wir (1 Johannes 5, 3; Epheser 5, 2).
Das Vorbild, womit Jesus das neue Gebot bekräftigt. Gleich wie ich euch geliebt habe. Liebe sucht nicht das Ihre.
Warum liebte Jesus die Seinen? Welchen Nutzen hatte Er an ihnen? Absolut keinen. In Seiner Liebe zu uns war keinerlei selbstsüchtiger Hintergedanke, wie das oft bei uns ist, es war nur ein Sich-Geben. Er bewies seine Liebe:
Indem Er die Herrlichkeit verließ, um uns zu retten (Lukas 19, 10). Indem Er sich selbst für uns dahingab (Galater 2, 20).
Indem Er immerdar für uns eintritt (Hehr. 7, 25). Er liebt sie mit ganzer Teilnahme, weint und freut sich mit ihnen. Oft betrüben wir Ihn durch Unglauben und Ungehorsam, doch deshalb gibt Er das angefangene Werk nicht auf, sondern führt es unermüdlich weiter bis zur Vollendung (Philipper 1 6; Epheser 1 4). Seine Liebe übersteigt allen Verstand (Epheser 3, 19). Neu strahlte Christi Liebe zu den Seinen nach Seiner Auferstehung hervor. Er suchte sie hinter verschlossenen Türen auf und rief Ihnen „Frieden“ zu. Er bemühte sich um die Wiederherstellung des Petrus (Johannes 21; Ga1.6,1).
Die Wirkung wahrer Liebe auf die Umgebung. Jesus sagt, daß durch sie unsere Umwelt Ihn erkennen werde. „Dabei wird jedermann erkennen“ (1 Korinther 13, 4-7). Wie ist das möglich?
Ein neues Band umschließt die Gotteskinder. Zuvor waren sie einander feindlich gesinnt, nun da Christus in ihnen wohnt, sind sie ein Herz und eine Seele (Apostelgeschichte 2, 42. 45). Wie Jonathan alles für David opferte, so tun sie dasselbe an ihren Brüdern. Sie legen selbst wie Aquila und Priscilla ihren Hals für andere hin (Röm, 16, 3. 4; 12, 10), wie diese für Paulus.
Ein neuer Impuls treibt sie. Die Liebe Christi wohnt in ihnen (Römer 5, 5; 2 Korinther 5, 14). Die Welt bewundert die Liebe der Christen zu einander. Manche verkauften selbst ihren Besitz, um den Bedürftigen zu helfen (Apostelgeschichte 2, 45; 4, 36. 37; 1 Johannes 3, 17).
Wahre Jesusliebe ist die wirkungsvollste Evangeliumsverkündigung. Die Liebe zueinander überzeugt die Weit mehr als Worte. Daran erkennt sie, wem wir angehören. „Dem, der selbst die Liebe ist und in die Welt kam, uns zu retten.“ Das größte Hindernis für das Evangelium ist Bruderstreit. Redest du noch lieblos gegen deine Mitgläubigen, dann sündigst du und hinderst den Lauf des Evangeliums. Dadurch lädst du eine schwere Verantwortung auf dich. Fange an, das Leben Jesu zu studieren, und lies oft 1 Korinther 13, dann wird es nie in deinem Leben an der echten wahren Liebe fehlen.

G. R. Brinke – Ärenlese Jahrgang 17

Warum ist es »ein neues Gebot«? Ist die Nächstenliebe nicht schon im AT da (3 Mo 19,18)? Ist sie nicht in der Bergpredigt sogar zur Feindesliebe erweitert (Mt 5,43ff.)? Ein »neues Gebot« ist es aus drei Gründen: a) weil es jetzt ausdrücklich in den soeben mit der Passion beginnenden Neuen Bund aufgenommen wird; b) weil es die Liebe »untereinander« und damit die innere Struktur der neuen Gemeinde regelt; c) weil es die Liebe Jesu, die vor wenigen Augenblicken in der Fußwaschung anschaulich wurde, zum Maßstab macht.

Die Worte »gebe ich euch« sollten viel stärker beachtet werden, als es normalerweise geschieht. Das »geben« eines Gebotes ist nämlich ausschließlich eine Sache Gottes (vgl. 5 Mo 6,1.20). Mose »gebietet« nur das Gesetz (5 Mo 4,2 u. ö.). Jesus »gibt« es, ist also der Gesetzgeber selbst. Das kann er nur, weil er Gott ist (Joh 1,1ff.). Mit dem »gebe ich euch« hat Jesus also seine göttliche Würde offenbart.

»Dass ihr einander liebt« ist der Inhalt des neuen Gebotes. Es geht um die Liebe der Jünger nach innen, in ihrer Gemeinschaft »untereinander«. Natürlich hebt das die Liebe nach außen in Gestalt der allgemeinen Nächstenliebe und der Feindesliebe (Mt 5,43ff.) nicht auf. Aber die Liebe im Sinne Jesu beginnt innen und nicht außen. Innen ist sie schwerer. Hier, wo man zusammenleben und zusammenarbeiten muss, wo jeder die Schwächen des andern nicht nur sieht, sondern auch erdulden muss, ist Liebe viel schwieriger.

Die zweite Hälfte von V. 34 nennt den Maßstab und zeigt zugleich, wie diese Liebe möglich ist: »dementsprechend, dass ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebt.« Das griechische Wort, das wir mit »dementsprechend« übersetzen, hat folgende Bedeutungen:

a) »ebenso wie«,

b) »in dem Maße wie«,

c) »weil«. Alle diese Bedeutungen fließen hier zusammen. »Ebenso wie« Jesus sollen sich die Jünger lieben: d. h. in der Demut, mit der er die Fußwaschung vollzog (vgl. V. 14-17). »In dem Maße wie« Jesus sollen sie lieben: d. h. in der Vollendung, von der in V. 1 (und auch Mt 5,45-48 !) die Rede war. »Weil« Jesus sie zuerst geliebt hat, können sie jetzt auch einander lieben. Hier liegt also eine unumkehrbare Reihenfolge vor. Nur wer göttliche Liebe empfangen hat (vgl. Röm 5,5), kann auch göttliche Liebe weitergeben. Aber der kann es auch! Halten wir noch einmal fest: Die Liebe strömt zuerst vom Vater zum Sohn (Joh 17,26), dann vom Sohn zu den Jüngern (Joh 13,1.34; 17,26), von den Jüngern in die Gemeinde (Joh 13,34ff.) und von dort in die Welt (Joh 17,26; Mt 5,43ff.). Paulus teilt diese Reihenfolge, wenn er in Gal 6,10 schreibt: »Lasset uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.«

Dass Jesus in V. 34ff.auch an die Welt dachte, zeigt V. 35

»Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.« »Alle« sind wohl alle Menschen. Das Erkennungszeichen der Gemeinde ist also die gegenseitige Liebe innerhalb (»untereinander«) der Gemeinde. Die Welt hat Augen dafür und kann an dieser Liebe »erkennen, dass ihr meine Jünger seid«. Sie schließt also von der Bruderliebe auf die Gotteskindschaft! Wie tief beugt uns das. Denn diese Bruderliebe ist in der Regel der schlimmste Patient. Das wird schon daran spürbar, dass die Apostel sie immer wieder einschärfen (vgl. z. B. Gal 6,2; 1 Thess 4,9; 1 Petrus 1 Thess 1,22; 1 Joh 2,5.7-10; 3,11.23; 4,7-10.19; 5,1.3; 2Joh 1,5). Keine Sekte, keine andere Konfession, ja nicht einmal ein anderer Christ dürfte uns darin übertreffen.

Unübersehbar hat V. 35 eine missionarische Dimension. Wo Liebe praktiziert wird, gewinnt man Anziehungskraft. Von den frühen Christen sagte man (nach einem Wort Tertullians): »Seht, wie haben sie einander so lieb.«

Andererseits sollte man nicht den Fehler machen und Jesu Worte umdrehen, etwa in dem Sinne: »Wo Liebe ist, da ist Gott« bzw. »Wo Liebe ist, da ist Gemeinde«. Das wäre eine Verabsolutierung und würde Joh 13,3-4ff.aus dem Zusammenhang des Evangeliums herauslesen. Wir können uns ja sehr darüber täuschen, was »Liebe« ist. Die Liebe untereinander ist ein Zeichen für Jüngerschaft, aber nicht das einzige. Nach Apg 2,42 z. B. kommen zur »Gemeinschaft« die apostolische Lehre (vgl. Mt 28,18ff.!), das Abendmahl und das Gebet hinzu. Vgl. auch Mt 22,34ff.parr.

Fassen wir zusammen: Jesu Abschiedsreden sind eine Art Testament für die jetzt beginnende Gemeinde des Neuen Bundes. An der Spitze steht bei Johannes das neue Gebot. In ihm befiehlt Jesus die Liebe der Jünger »untereinander«. Sie wird möglich durch seine vorausgehende Liebe zu den Jüngern. Diese Liebe ist ein wichtiges Erkennungszeichen der Gemeinde des Neuen Bundes.

Gerhard Maier – Edition C

„Neu“ ist das Gebot Jesu jedenfalls in seiner Begründung. Es wird nicht einfach als „Gesetz“ vor die Jünger hingestellt, sondern aus der Liebe Jesu zu ihnen abgeleitet . Jesus gebietet nicht einfach die Liebe, sondern sagt: Ihr sollt einander lieben, „entsprechend wie ich euch geliebt habe“. Darin liegt zunächst der Vergleich. „Liebe“ ist ein sehr vieldeutiges Wort . Wir müssen wissen, wie echte Liebe aussieht. Das zeigt uns Jesus in seinem ganzen Tragen, Ringen, Leiden, Sterben . Wir haben es bei der „Fußwaschung“ vor Augen gehabt. Nun ist uns geboten, so zu lieben, wie Jesus geliebt hat. Das „Wie“ seiner Liebe ist vor allem durch eins gekennzeichnet: sie wird nicht gehindert durch die Verkehrtheit, Schwachheit und Erbärmlichkeit seiner Jünger; im Gegenteil, gerade dann wächst sie zu ihrer ganzen Tiefe und Gewalt, die am Kreuz offenbar wird. So soll auch unsere Liebe zueinander an der Not und Schuld des andern nicht erlahmen, sondern gerade hieran den Anstoß zum vertieften Lieben finden. Aber ist uns solches Lieben überhaupt möglich? Verlangt Jesus hier nicht etwas, was außerhalb unserer Fähigkeiten liegt? Nun müssen wir darauf achten, dass das grie. „kathos = wie“ nicht einen vergleichenden Klang in sich schließt. In dem Geliebtsein von Jesus ist den Jüngern der Grund und die Kraft des eigenen Liebens gegeben. Nicht sie sollen von sich aus mit dem Lieben anfangen; wie würden sie da scheitern. Das Lieben Jesu ist vorangegangen; von diesem Lieben kommen sie immer schon her. Sie dürfen einander sehen als die von dem Herrn Geliebten und mit seinem Lebenseinsatz Erretteten; sie dürfen als solche Geliebten loskommen von den Ansprüchen und Fesseln des eigenen Ich. „Aus der neuen Gnade des neuen Bundes eneutestamentlicheneht notwendig ein neues Gebot“ (Schlatter). –

Wuppertaler Studienbibel

Liebe – was für ein Wort! Und so viele Bedeutungen! Und jede Religionsgrüppchen ist der Meinung, dass „nur sie“ diese Liebe zum Ausdruck bringen. Aber woran erkennt man diese Liebe, die Jesus hier in seinen Mund nimmt? Worin kennzeichnete sich Jesu Liebe aus? Mied er bestimmte Volksgruppen? Hielt er bestimmte „Andersgläubige“ als Abtrünnige? Tat er so, als wären seine (zu diesem Zeitpunkt noch) ungläubigen Geschwister, ihm unbekannt? Lies er irgendjemand links stehen?
Ich höre gerade einen sehr interessanten Bibelkommentar. Aber was wirklich nervt, dass dieser Bibellehrer in jeder biblischen Geschichte, bei den beschriebenen Personen ganz viele Fehler findet! Warum wohl in der Bibel nicht auf diese Fehler eingegangen wird? Weil Jehovah diese Fehler vielleicht vergeben hat – und wir nur darüber informiert werden, dass diese Menschen auch Fehler gemacht haben ABER trotzdem SEINE Freunde waren!?! Jesus starb für dich, für diese fehlende Menschen – DAS ist echte Liebe!

Umkehr zu Jehovah jederzeit möglich

Du denn, kehre um zu deinem Gott; bewahre Güte und Recht, und hoffe beständig auf deinen Gott
Elberfelder 1871 – Hos 12,8

So bekehre dich nun zu deinem Gott, halte fest an Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf deinen Gott!
Luther 1984 – Hosea 12,7

Deshalb sollst du doch auch zu deinem Gott zurückkommen! Handle nach den Grundsätzen von Liebe und Gerechtigkeit und vertrau immer auf deinen Gott.
Neues Leben Bibel 2006 – Hosea 12,7

Umkehr zu „seinem Volk“? Nein – Jehovah fordert Sein Volk auf, umzukehren zu IHM! Ein deutlicher Hinweis, dass Jehovah nicht durch eine Gruppe von Menschen zu den Menschen sprechen will, sondern dass ER an einem persönlichen Verhältnis zwischen IHM und dir und mir interessiert ist!

Er ist der Herr der Heerscharen. Er hat alle Macht im Himmel und auf der Erde unter seinem Gebot. Gottes Namen, Titel und Merkmale sind seine Gedenknamen. Götzen müssen nicht so sein. „ ‚So kehre nun um zu deinem Gott.‘ Der Eine, der der Gott Jakobs war, ist Israels Gott und er ist auch dein Gott. Du hast gegen ihn rebelliert. Deshalb kehre mit Buße und im Glauben zu ihm zurück. Kehre zu ihm zurück als dem deinen, um ihn zu lieben, ihm zu gehorchen und auf ihn zu vertrauen. ‚Halte fest an Liebe und Recht‘ (halte an Liebe und Gerechtigkeit fest): Liebe, dass du den Armen und Bekümmerten hilfst und sie aufrichtest; Recht, dass du jedem gibst, was ihm gebührt, und gütig zu allen bist.“

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Auch Vers 7 schließt mit waw an – hier als ›Ja‹ übersetzt. Dadurch soll die Geschichte Jakobs weitergeführt werden. Mit dem betonten ’attāh ›du‹, hier als ›wirklich, du‹ wiedergegeben, spricht Hosea Jakob an und mit ihm auch sein eigenes Volk. Die Aussage »Du kehrtest zurück mit deinem Gott« kann auf eine innere Umkehr Jakobs und des Nordreichs hinweisen, doch dagegen wehrt sich das ungewöhnliche »mit deinem Gott«. Es müsste doch »zu deinem Gott« heißen. Es wird sich also um eine konkrete Rückkehr »mit Gottes Hilfe« handeln. Wollte man das auf das Volk der Zeit Hoseas anwenden, so ist nicht einsichtig, wann und woher es mit Gottes Hilfe zurückgekehrt sei. Möglich wäre, dass Hosea auf den Exodus anspielt: Damals kehrte Israel von Ägypten in sein Gelobtes Land zurück und erlebte Gottes Leitung und Bewahrung. Da der Prophet aber die Jakobsgeschichte von 12,4–6 weiterführt, empfiehlt es sich, die Aussagen des Propheten zuerst unter diesem Aspekt zu verstehen.
Die Rückkehr des Patriarchen war damals wirklich nur mit der Hilfe seines Gottes möglich. Bei seiner Flucht vor seinem Bruder Esau legte Jakob in Bethel ein Gelübde ab, das in diesem Zusammenhang bedeutsam ist: »Wird Gott mit mir sein und mich behüten, und ich mit Frieden wieder zurückkehre zu meinem Vater, so soll Jahwe mein Gott sein. Und dieser Stein soll ein Gotteshaus werden; und von allem, was du mir gibst, will ich dir den Zehnten geben« (1Mo 28,20–22, ÜGis). Als er »mit seinem Gott« nach Bethel »zurückkehrte« (Hos 12,7), »richtete er ein steinernes Mal auf an der Stätte, da er mit ihm geredet hatte, und goss Trankopfer darauf und begoss es mit Öl.« (1Mo 35,14) Nichts weiter!
Hosea scheint dies im Namen Jahwes zu bemängeln: »Du bist nun mit Gottes Hilfe nach Bethel zurückgekehrt, so halte nun dein Gelübde!« In den Worten Hoseas ausgedrückt: »Güte und Recht bewahr’ und vertrau auf deinen Gott immerdar!« (Hos 12,7bc). Das »bewahr« hat im Hebräischen neben der Bedeutung ›hüten‹ oder ›bewahren‹ auch den Sinn ›einhalten‹. ›Güte‹ und ›Recht‹ sind im Hebräischen zwei abstrakte, mehrdeutige Begriffe, deren Bedeutung der Kontext bestimmt. Mit dem Hintergrund des Gelübdes Jakobs kann mit chäsäd ›Güte‹ das Versprechen, an diesem Ort ein Gotteshaus zu errichten, gemeint sein, und mit mischpāṭ ›Recht‹ der Zehnte, den Jakob seinem Gott geben wollte. Auch den dritten Teil des Gelübdes greift Hosea auf: Jakob will Jahwe zu seinem Gott erheben (1Mo 28,21), was Hosea mit »vertrau auf deinen Gott immerdar« ausdrückt (Hos 12,7c). »Güte und Recht bewahr’« bedeutet auf diesem Hintergrund: »Halte nun dein Gelübde: Baue mir das versprochene Gotteshaus und gib mir deinen Zehnten.« Nichts von alledem geschieht, obwohl doch Jakob als Gesegneter mit großem Reichtum heimkehrt (1Mo 32,11). Er scheint sein Gelübde vollends vergessen zu haben. Die Ermutigung »vertraue auf deinen Gott immerdar« passt genau in diese Situation Jakobs hinein. Er hatte es ja in der Vergangenheit erfahren, dass Jahwe ihn treu begleitete, behütete und segnete. »So vertrau nun auf deinen Gott weiterhin – immerdar!«, befiehlt Hosea ihm in 12,7c.
Schon in Hos 2,21 kommen die beiden Begriffe Güte und Recht vor, dort im Zusammenhang mit den Geschenken, die Jahwe seiner »Braut« bei der zukünftigen »Verlobung« verspricht: »Ich verlobe dich mir mit Gerechtigkeit, Recht, Güte, Gnade und Treue« (Hos 2,21–22). Es handelt sich um Begriffe, die vor allem die immateriellen Qualitäten des Verhältnisses Jahwes zu seinem Volk im kommenden neuen Bund beinhalten. In Hos 12,7 geht es neben den materiellen Dingen – ein Gotteshaus bauen und den Zehnten geben –, die Jakob seinem Gott verspricht, auch um diese Beziehungsqualitäten, die Jahwe von Jakob und seinem Volk Israel fordert. Gerade dem Volk der Zeit Hoseas muss dies ebenfalls gesagt werden: Du hast doch in der Vergangenheit Jahwes Hilfe erfahren, z.B. im Exodus. Du bist auch damals heimgekehrt und hast den Schutz und Segen Jahwes erfahren. »Bewahr’ nun Güte und Recht«, d.h. bete Jahwe allein an, zeige ihm deine Güte und Zuneigung, indem du ihn als deinen alleinigen Gott verehrst, halte seine Gebote, sein Recht, und »vertrau auf deinen Gott immerdar« (12,7).
Falls das Volk die Anspielungen auf die Jakobsgeschichten verstanden hatte, wird es sich ebenfalls an die Versprechen Jakobs erinnert haben und diese auf sich beziehen: Hosea ruft uns auf, den Tempel in Bethel, der nun gebaut war, als Wohnung Jahwes zu verstehen und dort den Gott Israels allein anzubeten. Er will, dass wir den Zehnten treu in Jahwes Haus bringen und auf diese Weise das »Recht bewahren«. Wenn sie ihm aber ihre Zehnten und Opfergaben brachten, konnte er es nicht ausstehen, wie er es ihnen durch Amos ins Gesicht sagte: »Wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, so habe ich kein Gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen« (Am 5,22f.), weil man sie den Götzen opferte. Darum sagt Jahwe: »Ja, kommt nach Bethel und treibt Sünde. Bringt eure Schlachtopfer am Morgen und eure Zehnten am dritten Tage« (Am 4,4). Sie opferten zwar und gaben den Zehnten, aber ihr Vertrauen schenkten sie Jahwe nicht. Solches konnte Jahwe nicht dulden!

Edition C

Glaube, Hoffnung, Liebe

Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte (W. größer) aber von diesen ist die Liebe
Elberfelder 1871 – 1 Korinther 13,13

Die Sachen, die immer bleiben werden, sind der Glaube, die Hoffnung und die Liebe. Am fettesten kommt aber die Liebe, sie steht über allem.
VolxBibel – 1.Kor. 13,13

Das Kapitel endet mit Vers 13, in dem Paulus auf den gegenwärtigen Zustand eingeht: Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; und die größte unter ihnen ist die Liebe.

Er spricht von drei Dingen, die bleiben werden, im Gegensatz zu denen, die unwirksam gemacht werden oder die von selbst aufhören werden. Selbst nach dem Kommen des Vollkommenen, selbst nachdem die Gaben weggetan sein werden, werden drei Dinge bestehen bleiben. Erstens: Der Glaube wird weiterhin bestehen bleiben. Das ist nicht die Gabe des Glaubens, sondern der Heilsglaube. Zweitens wird die Hoffnung bestehen bleiben, die Hoffnung auf den Teil der Erlösung, der noch nicht vollendet ist. Drittens: Die Liebe wird bleiben. Obwohl alle drei – Glaube, Hoffnung, Liebe – ewig bestehen bleiben, betont Paulus, dass die Liebe die größte der drei ist.

Arnold Fruchtenbaum – Die Gaben des Heiligen Geistes

Wir können von unseren Gedanken nicht sagen, sie seinen unvergänglich, und besitzen keine Erkenntnis, die so bleibt, wie sie jetzt in uns ist; darum besteht unser bleibender Besitz darin, dass wir an Gott glauben, auf ihn hoffen und ihn lieben. Das Vertrauen, das wir auf Gott stellen, wird nicht widerlegt, sondern erfüllt. Es bleibt ewig wahr, dass wir ihm glauben dürfen, dass er unseren Glauben erhört und dem Glaubenden gnädig ist. Die Hoffnung, mit der wir auf seine Gaben warten, wird uns nicht beschämen, sondern kommt an ihr Ziel. Auch mit ihr ist uns etwas völlig Wahres und Unzerstörbares geschenkt; denn wir werden Gott nie anders erleben als so, dass er uns gibt, was die von ihm uns geschenkte Hoffnung bei ihm sucht. Die Liebe, mit der wir uns ihm ergeben, wird nicht vernichtet werden, sondern hat die Liebe Gottes für sich und einigt uns für immer mit ihm. Wenn wir also zwar die Rede und die Erkenntnis, sei es auch in der höchsten Vollendung, besäßen, aber die Liebe entbehrten, so hätten wir nur das Vergängliche und nicht das Bleibende. Und wenn wir zwar Glauben hätten, aber die Liebe nicht, so fehlte uns das, was unter allem, was wir haben, das Größte ist. Dadurch, dass Gott uns die Liebe gibt, ist sein Werk in uns vollendet. Nun hat er uns so zu sich gezogen, dass wir uns selbst ihm ergeben, unser Verlangen und Wirken zu ihm hinwenden und unser Leben für ihn führen. Nun sind wir sein.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Haben wir also nichts „Bleibendes“? Paulus bezeugt es nun am Schluß dieses Kapitels noch einmal: es bleibt Wesentliches unseres Christenlebens. „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei.“ Vom Erkennen, vom Zungenbeten, vom Weissagen hatte Paulus sagen müssen: es wird abgetan, es hört auf. Vom „Glauben“ und vom „Hoffen“ hatte er das nicht gesagt! Wohl steht es nicht einfach gleichberechtigt neben der Liebe. Die Liebe ist und bleibt „die größte von diesen“ oder „größer als diese“. Aber wir sahen schon in V. 7, wie fest Glaube und Hoffnung mit der Liebe verbunden sind. Darum „fällt“ beides so wenig wie die Liebe selbst. In zweifacher Weise läßt sich das verstehen. Paulus kann einfach meinen: indem das von der Liebe Geglaubte nun in voller Wirklichkeit geschaut und das von ihr Gehoffte in Herrlichkeit erlangt wird, „bleiben“ Glaube und Hoffnung, wenn auch als erfüllte. Und es bedeutet für unser Christenleben sehr viel, wenn wir in diesem Sinne wissen dürfen: mag auch alles andere nur eine vorläufige Bedeutung haben und einmal aufhören, mein Glaube und mein Hoffen aber werden nicht so „abgetan“, sie „bleiben“, und in ihnen habe ich Ewiges wirklich ergriffen. Paulus kann aber auch daran denken, daß mit dem Lieben des „von Angesicht zu Angesicht“ erkannten Gottes immer noch ein „Glauben“, ein gehorchendes Vertrauen, verbunden bleiben wird.
Es wird auch das Geben und Schaffen des ewig reichen Gottes nie aufhören. So wird auch im „Endgültigen“ die Liebe immer wieder zu erwarten und zu „hoffen“ haben, was Gott noch für sie bereit hält. Nie wird Gott sagen, daß er jetzt allen seinen Reichtum erschöpft und nun nichts weiter mehr zu geben habe. So wird die Liebe auf ewig mit „Glauben“ und „Hoffen“ verbunden bleiben. Diese Auffassung wird auch darum die richtigere Auslegung sein, weil Paulus im ganzen Abschnitt stets von den Tätigkeiten als solchen, also vom „Erkennen“ und „Weissagen“, nicht von ihren Resultaten spricht. So wird er auch hier nicht vom Geglaubten und Gehofften sagen, daß es „bleibe“, sondern vom Glauben und Hoffen als unserem Tun, so wie ja auch nicht das von uns Geliebte, sondern das Lieben selbst „bleibt“.
Aber wenn auch das Glauben und Hoffen zusammen mit dem Lieben „bleibt“, so ist doch die Liebe „die größte von diesen“. Schön hat das A. Schlatter begründet: „Das Lieben ist größer als das Glauben, weil es sich zu diesem verhält, wie das Ganze zum Teil, wie die Vollendung zum Anfang, wie die Frucht zur Wurzel. Begründet das Glauben das Empfangen, so erzeugt die Liebe das Geben; ist jenes die Erweckung des Lebens in uns, so ist dieses dessen Betätigung. Durch sie erreicht Gottes Liebe ihr Ziel in uns; mit ihr ist der gute Wille da, der nach dem göttlichen Willen gestaltet ist und ihm zum Werkzeug macht. Durch sie ist das Glauben über die Gefahr emporgehoben, daß es die Wahrheit Gottes bloß wisse, aber nicht tue, die Liebe Gottes begehre und doch nutzlos mache. Sie ist die ungeteilte Aufnahme der göttlichen Gnade; denn so durchdringt sie unser ganzes Wollen“ (A. Schlatter, Der Glaube im NT A , S. 373).
A) Vgl. dazu die Auslegung in der WStb. zur Apostelgeschichte 2,5-13.
Paulus sah die tödliche Gefahr in Korinth. „Liebe haben sie nicht“, das war sein Schmerz im Blick auf viele Gemeindeglieder. Dennoch sagte er kein Wort darüber, wie wir nun lieben lernen und zur Liebe kommen. In seinem Leben stand das mächtig genug vor allen, die es sehen wollten. Der ernste, fromme, saubere, nach dem Gesetz gerechte Saul von Tarsus hätte nicht eine Zeile dieses Kapitels schreiben können. Es war ihm eine fremde Welt. Es werden so auch bis heute alle Moralisten, alle gesetzlich Frommen ratlos und blind vor diesem Kapitel stehen. Aber nun ist es an Paulus als volle Wirklichkeit zu sehen: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur, das Alte ist vergangen, siehe ein Neues ist geworden“ (2 Ko 5,17). Jetzt schreibt Paulus 1 Ko 13, jetzt ist das sein größtes und entscheidendes Wort, jetzt lebt er in dieser Liebe, von der er Zeugnis gibt. Wie ist das gekommen? Es kam in der Begegnung mit Jesus, und zwar gerade mit dem ihm verhaßten und ihn empörenden Jesus am Fluchholz. Als Gott ihm die Augen auftat und ihm seinen Sohn offenbarte (Gal 1,13-16), da sah er in dem zerschlagenen, blutenden, ausgestoßenen, sterbenden Jesus nicht mehr den erwiesenen Gotteslästerer, den zu Recht Verfluchten, da sah er in ihm die Leibe, die alles aushält, alles glaubt, alles hofft, alles duldet. Da brach seine ganze eigene, selbstgerechte, kalte, lieblose Frömmigkeit zusammen. Der ganze bisherige Saul von Tarsus hatte aufgehört zu existieren. In ihm lebte nun Christus, der Sohn Gottes, der ihn geliebt und sich selbst für ihn dargegeben hatte. In der Schwachheit und Torheit Gottes am Kreuz sah er Gottes unbegreifliche Liebe, von der ihn nichts mehr scheiden konnte, der er nun aber gehören und dienen mußte mit jedem Atemzug. Nun wußte er es: „Wenn ich mit den Zungen der Menschen rede und denen der Engel, Liebe aber nicht habe, bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine gellende Zymbel. Und wenn ich Prophetengabe habe und weiß die Geheimnisse alle und alle Erkenntnis und wenn ich allen den Glauben habe, so daß ich Berge versetzte, Liebe aber nicht habe, bin ich nichts. Und wenn ich austeile alle meine Habe und wenn ich ausliefere meinen Leib, daß ich verbrannt werde, Liebe aber nicht habe, so nützt es mir nichts.“

Wuppertaler Studienbibel

Νυνὶ („nun dann“) ist eine stärkere Form von νυν („nun“), das als Zeitangabe dient. Damit gibt Paulus an, was nach dem Wegfallen der teilweisen Dinge wie Weissagen, Sprachenrede und direkt inspiriertem Wissen folgen würde bzw. was im Gegensatz zur Abschaffung ab dann weiter für Christen verbleiben würde. Paulus spricht also von der Zeit, ab der man keine Rätsel oder Spiegelbilder oder stückweise Erkenntnisse mehr nötig hat und wo Glaube, Hoffnung und Liebe alles andere abgelöst haben bzw. allein weiterhin sich fortsetzen. Das Prädikat μένει („es bleibt“ statt „es bleiben“) im Singular sieht die drei Elemente als Einheit, weniger als einzelne Dinge. Diese drei Elemente werden nochmals aufgrund der Wichtigkeit mit τὰ τρία ταῦτα („diese drei“) wiederholt, d.h. andere Dinge als diese drei sind dann nicht mehr vorhanden oder wichtig. Wenn das Vollständige da ist, bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe weiterhin. Dies kann nicht die Wiederkunft Christi sein, auch wenn Parallelen bestehen, denn der Glaube wird zu dem Zeitpunkt des Kommens des Herrn Jesus zum Schauen und die Hoffnung auf ihn hat sich erfüllt und ist somit unnötig. Es geht vielmehr darum, dass ab einem bestimmten Punkt bzw. einer Periode, d.h. wenn das Vollständige da ist, die teilweisen Gnadengaben aufhören werden. Kirchengeschichtlich stellte man in späteren Jahrhunderten fest, dass man nicht mehr wüsste, was Sprachen, Prophetien etc. eigentlich waren (Augustinus), sodass die zur Zeit, als die vollständige Offenbarung im Wort Gottes vorlag, die vorläufigen Dinge, wie Prophetie unnötig waren, da nun alles bekannt ist, etwa aufgrund des Buches der Offenbarung, was Gott prophetisch mitteilen wollte. Auch übernatürliches Wissen ist unnötig geworden, da man alles über Gott in seinem Wort wissen kann. Sprachenrede hat ebenfalls seinen Zweck erfüllt und hörte auf, nachdem das Evangelium in alle Welt ging und das Neue Testament sich auch in anderen Sprachen verbreitete. Das Adjektiv μείζων („größer“) ist ein Komparativ, der aber mit dem Superlativ identisch ist, die Liebe ist größer als die anderen Dinge, sodass es nichts Größeres gibt. Mit τούτων („als diese“) nimmt der Apostel Bezug auf Glaube und Hoffnung. Da der Superlativ bereits nicht mehr sehr gebräuchlich war, scheint μείζων diesen zu ersetzen („die größte“).

Peter Streitenberger

Wenn Paulus abschließend sagt, dass Glaube, Hoffnung und Liebe „bleiben“, meint er damit wahrscheinlich, dass sie auch nach der Vollendung „bleiben“. „Vermutlich kann sich Paulus den Menschen auch in der eschatologischen Vollendung nur als einen solchen vorstellen, der beständig auf Gott angewiesen, für ihn geöffnet und auf ihn hin orientiert bleibt, wobei auch seine Liebe als Partizipation an der Liebe Gottes nicht ohne Glauben und Hoffnung denkbar ist.“ (Schrage III, 318; anders Wolff, 323: „Für Glaube und Hoffnung ist ein ewiger Bestand nach paulinischem Verständnis (vgl. 2Kor 5,6f.; Röm 8,24f.) … kaum anzunehmen. Sie werden freilich nicht etwa als Stückwerk beseitigt werden (vgl. zu diesem Gegensatz auch 2Kor 3,11); vielmehr findet der Glaube seine Erfüllung im Schauen, und die Hoffnung findet ihre Erfüllung in der Teilhabe am Erwarteten. Ein Fortbestand im Eschaton gilt jedoch für die Liebe …“).
Entscheidend aber ist der Vergleich, den Paulus auch hier anstellt. Danach ist „die Liebe … die größte unter ihnen“. Warum? Eine Begründung fehlt. Ist gemeint, dass sie allein nach der Vollendung bleibt? Möglichweise hebt er sie deshalb hervor, weil es in der Liebe um eine Tat geht (Barth, KD IV,2, 830) – und es auch in Korinth um ein liebevolles Verhalten untereinander geht.

Mainka

Gottes Liebe

Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.
Elberfelder 1871 – Johannes 3,16

 Denn so sehr hat Gott die Welt (die ganze von ihm abgefallene und ihm feindlich gesinnte Menschheit) geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gegeben hat, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern das ewige Leben habe.
Ludwig Albrecht – Joh 3,16

Gott liebte die Menschen ohne Ende, dass er sogar bereit war, seinen einzigen Sohn für sie wegzugeben, damit sie nicht vor die Hunde gehen. Jeder, der ihm vertraut, hat es geschafft: er bekommt ein neues Leben bei meinem Papa, das er nie wieder abgeben muss.
VolxBibel – Joh 3,16

οὕτως … ὥστε so sehr/in solcher Weise … dass (kons., H-S § 279b). ἠγάπησεν Aor. ἀγαπάω. μονο-γενής7 (< γένος Geschlecht, Art) einziges (Kind); einzigartig. ἔ-δωκεν Aor. δίδωμι. πιστεύων V. 15. ἀπ-όληται Aor. Konj. Med. -όλλυμαι.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Jesu Reichsgottesbotschaft ist welterlösend in ihren Zielen. Der große Anbruch einer Neuschöpfung ist da, das Königtum der Himmel ist mitten unter uns getreten. Es hat im Auferstandenen und durch die Energien seines Geistes fort und fort seine erlösenden und heiligenden Kräfte geoffenbart. Mitten im großen Sterben der Welt ist die Kirche Christi mit ihren Gliedern nicht untergegangen. Sie hat zwar die Leiden ihres Hauptes im Laufe der Jahrhunderte geteilt. Ihre Tränensaat bereitete jedoch neue Ernten vor. Ihr Sterben führte zur Auferstehung vieler.
Jesu Reichsgottesbotschaft ist jedoch Welterlösung. Diese schaut die Gemeinde noch nicht“ Noch herrscht Christus nicht über die Welt und ihre Völker. Noch ringt die Kirche mit ihrer eignen Knechtsgestalt. Noch verleugnet und versagt der einzelne Jünger.
Wie oft hat daher die Jüngergemeinde in den Katastrophen und Stürmen der Welt gezittert, dass das Reich Gottes untergehen werde.
Wir zittern im Blick auf uns selbst, Uns bangt um den Bestand der Kirche, wir sind besorgt um die Endvollendung der Gottesherrschaft auf Erden. Wie berechtigt wären unsere Sorgen, wäre Jesu Reichsgottesbotschaft nicht welterlösend in ihren Zielen. Sie weist prophetisch über das unvollendete Heute hinaus auf das vollendete Morgen. Sie spricht zu dem in Gefahr stehenden Petrus: „Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre!“ Sie ruft den erschrockenen Jüngern zu: „Bis dass Ich es neu trinken werde mit euch in meines Vaters Reich“.“ Sie tröstet die bangende Gemeinde mit dem großen Wort: „Sei ohne Furcht, du kleine Herde! Es hat eurem Vater gefallen, euch das Königtum zu geben.“
So weist jeder Glaubensanfang innerhalb des in die Geschichte getretenen Reiches Gottes auf eine Glaubensvollendung. Jeder Anbruch des Lichts kündet die nahende Herrschaft des Tages. Jeder Kampf lässt uns aus den vollen Sieg Gottes über die Welt warten. Denn im angebrochenen Reiche Gottes kündet alles Erlebte und Empfangene jenen kommenden Tag des Endtriumphes an, an welchem wir den neuen Psalm der Anbetung singen werden: „Würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen. Denn du hast dich schlachten lassen, und (Menschen) für Gott durch dein Blut aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Völkern und Nationen erkauft, und hast sie für unsern Gott zu Königen und zu Priestern gemacht, und sie werden als Könige herrschen auf Erden!“

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

Die Liebe des Vaters zu ihm.
1.1 Der Vater liebte ihn: „Gleichwie mich der Vater liebt“ (Vers 9). Er war der Sohn seiner Liebe (s. Kol 1,13). Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen Sohn für uns alle gab (s. Joh 3,16). Wen Gott als Vater liebt, der kann den Hass der ganzen Welt verachten.
1.2 Er blieb immer noch in der Liebe seines Vaters. Weil er seinen Vater weiterhin liebte, ging er frohen Sinnes durch sein Leiden, und deshalb liebte ihn sein Vater weiterhin.
1.3 Er blieb in der Liebe seines Vaters, weil er das Gesetz seines Vaters beachtete: „… gleichwie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe“ und deshalb „in seiner Liebe geblieben bin“. Christus schuf für uns Sühne, indem er dem Gesetz der Erlösung gehorchte, und so blieb er in Gottes Liebe und stellte uns für sie wieder her.
Seine eigene Liebe für seine Jünger. Obwohl er sie verließ, liebte er sie doch. Beachten Sie hier:
2.1 Das Vorbild dieser Liebe: „Gleichwie mich der Vater liebt, so liebe ich euch.“ Gleichwie der Vater ihn liebte, der absolut würdig war, so liebte er sie, die absolut unwürdig waren. Der Vater liebte Christus als seinen Sohn und Christus liebte sie als seine Kinder. Der Vater hatte Gefallen an ihm, sodass er an uns in ihm Gefallen haben konnte, und der Vater liebte ihn, sodass er uns in ihm, „in dem Geliebten“, begnadigt hat (Eph 1,6).
2.2 Die Beweise und Ergebnisse seiner Liebe. Wir wissen, dass:
Christus seine Jünger liebte, indem er sein Leben für sie ließ: „Größere Liebe hat niemand als die, dass einer sein Leben lässt für seine Freunde“ (Vers 13). Das ist die Liebe, mit der Christus uns geliebt hat (s. Joh 17,26). Betrachten Sie das Ausmaß der Liebe von Menschen füreinander. Der höchste Beweis dafür ist, das Leben für einen Freund zu lassen, um dessen Leben zu retten. Das ist Liebe auf dem höchsten Niveau, die stark ist wie der Tod (s. Hld 8,6). Betrachten Sie die Vorzüglichkeit der Liebe Christi. Er ist der meist beachteten Liebe nicht nur gleichgekommen, sondern ist über sie hinausgegangen. Andere haben ihr Leben für ihre Freunde gelassen, doch Christus ließ seines für uns, „als wir noch Feinde waren“ (Röm 5,8.10). „Herzen, die nicht durch eine so unvergleichliche Süße göttlicher Liebe weich gemacht werden, müssen härter sein als Eisen oder Stein“ (Calvin).
Christus liebte seine Jünger, indem er einen Freundschaftsbund mit ihnen einging (s. Vers 14–15). Die Nachfolger Christi sind die Freunde Christi. Diejenigen, welche die Pflicht als seine Diener erfüllen, werden zu den Ehren seiner Freunde zugelassen und befördert. Alle Diener Christi haben diese Ehre. Christus nimmt Gläubige, damit sie seine Freunde sind. Obwohl sie oft unfreundlich ihm gegenüber sind, ist er ein Freund, der zu jeder Zeit liebt (s. Spr 17,17). Er will sie nicht Knechte nennen, er will sie seine Freunde nennen. Er wird sie nicht nur lieben, sondern wird sie dies wissen lassen. Obwohl Christus sie seine Freunde nennt, nannten sie sich selbst seine Knechte: „Paulus, Knecht Jesu Christi“ (Röm 1,1); auch Jakobus (s. Jak 1,1). Je mehr Ehre Christus uns gibt, umso mehr sollten wir bestrebt sein, ihm Ehre zu geben; je höher wir in seinen Augen stehen mögen, umso geringer sollen wir in unseren eigenen sein.
Christus liebte seine Jünger, indem er ihnen freimütig sein Herz öffnete: „… weil ich euch alles verkündet habe, was ich von meinem Vater gehört habe“ (Vers 15). Jesus Christus hat uns treu das übergeben, was er von dem Vater empfing (s. Joh 1,18; Mt 11,27). Christus machte seinen Jünger die großen Dinge über die Erlösung der Menschen bekannt, damit sie sie anderen bekannt machen konnten.

Der Neue Matthew Henry Kommentar


μονογενής, eingeboren (= einziggeboren, einzig) als Prädikat Israels.
Ps Sal 18, 4: Deine Züchtigung (ergebt) über uns wie über einen erstgeborenen πρωτότοκον, eingeborenen μονογενῆ Sohn. ‖ 4 Esra 6, 58: Wir aber, dein Volk, das du Erstgeborenen, Eingeborenen, teuersten Freund genannt hast — wir sind in ihre (der Völker) Hände gegeben. ‖ Als Erstgeborener wird der Messias einmal neben Jakob gestellt. ExR 19 (81d): Heilige mir alles Erstgeborene Ex 13, 2. R. Nathan (um 160) sagte: Gott sprach zu Mose: Wie ich Jakob zum Erstgeborenen gemacht habe, s. Ex 4, 22: Mein erstgeborener Sohn ist Israel (= Jakob): so werde ich den König, den Messias, zum Erstgeborenen machen, s. Ps 89, 28: Ich will ihn zum Erstgeborenen setzen.

Jüdische Polemik gegen den Joh 3, 16 ausgesprochenen Gedanken.Midr Qoh 4, 8 (23b): „Da ist einer u. kein zweiter“ Qoh 4, 8. „Da ist einer“, das ist Gott, s. Dt 6, 4: Jahve unser Gott ist ein Jahve. „Und kein Zweiter“, denn er hat keinen Genossen שֻׁתָּף (Teilhaber, Sozius) in seiner Welt. „Auch Sohn u. Bruder hat er nicht“ Qoh 4, 8; einen Bruder hat er nicht, woher מֵאַיִן sollte er einen Sohn haben? Vielmehr weil Gott die Israeliten liebhat, nennt er sie Söhne (Kinder), s.: Söhne seid ihr Jahve eurem Gott Dt 14, 1, u. nennt er sie Brüder, s.: Um meiner Brüder u. Freunde willen Ps 122, 8. ‖ Aggad Beresch (in Beth ha-Midr 4, 46): R. Abun (um 370) hat im Namen des R. Chilqijja (um 320) gesagt: Dumm ist das Herz der Lügner, die sagen: Gott hat einen Sohn. Wenn er es, als Abraham im Begriff war, seinen Sohn zu schlachten, vor Schmerz nicht ansehen konnte, sondern sofort rief: „Lege deine Hand nicht an den Knaben!“ — würde er wohl, wenn er einen Sohn hätte, ihn hingegeben haben u. nicht (vielmehr) die Welt umgestürzt u. sie zur Öde u. Leere gemacht haben? — In Aggad Beresch ed. Warschau 1876 fehlt der Ausspruch des R. Chilqijja.

Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

„Da Gott die Welt so liebte.“ Jeschua wusste, dass er einzigartig Gottes Sohn war und als Gottes eigenes Opfer sterben würde. Das Schicksal eines Menschen, der auf Jeschua vertraut, ist ein ewiges Leben, nicht nur in der Zukunft, sondern jetzt; nicht nur das Überleben jenseits des Grabes (Joh 5: 28–29; Offb 20: 4–5, 12–15), sondern das Leben „im“ Messias Jeschua (Joh 1: 4; 11: 25–26).

Die vollständige jüdische Studienbibel: Notizen

Und wie reagiere ich auf diese Liebe des Vaters und des Sohnes?