Jehova hat uns das Gewissen gegeben, damit wir über uns selbst urteilen, nicht über andere – II

„Vorverurteile niemanden, sonst könnte Gott dasselbe mit dir auch tun.
VolxBibel – Matthäus 7,1

Richtet nicht (hart und lieblos), damit ihr nicht (einst ebenso) gerichtet werdet!
Ludwig Albrecht – Matthäus 7:1

Fällt kein abschätziges Urteil über andere, damit auch ihr nicht vorschnell abgeurteilt werdet! Denn mit dem Maßstab, den ihr an andere anlegt, werdet ihr auch gemessen werden. Und die Erwartungen, die ihr anderen gegenüber habt, werden auch an euch gestellt!
Roland Werner – Matthäus 7:1–2

Den Vers hatten wir schon vor zwei Monaten – also heute nur weitere Gedanken:

Die Leute, welche weniger in der praktischen Gerechtigkeit, die der Herr in der Bergpredigt lehrt, wandeln, werden ihr Zukurzkommen dadurch zu entschuldigen suchen, daß sie die Geistlicheren und Gehorsameren richten. Kleine Dinge können über die Maßen aufgeblasen werden. Das suchten die Pharisäer mit dem Herrn zu tun, nur daß sie bei ihm nicht einmal Kleinigkeiten fanden, die sie angreifen konnten. Daher mußten sie falsche Klagen gegen ihn erfinden.  »Richtet nicht« bedeutet, daß man nicht jemanden hart und lieblos richten darf. Wenn unsere Augen nicht verschlossen sind, dann können wir Fehler bei andern erkennen, aber unsere Haltung darf nie die des überlegenen Richtens sein. »Auf daß ihr nicht gerichtet werdet« kann zwar auch bedeuten, daß Gott den richten wird, der andere richtet. Der Grundsatz reicht aber weiter. Wer andere hart verurteilt, wird auch von Gott ähnlich beurteilt werden. Wer den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben (1Kor 3,17). Was der Mensch sät, das wird er ernten (Gal 6,7). Man vergleiche auch Matthäus 18,33; Jak 2,13; 4,11-12.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

»Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!«

Was ist das »Richten«, das Jesus den Seinen so schroff untersagt? Es ist mit dem »Gericht« von Mt 6, 2 zu verbinden und wird von da her klarer. Demnach handelt es sich um das endgültige Urteil über das persönliche Verhältnis eines Menschen zu Gott: ob einer verdammt oder gerettet ist. Dahin weisen auch die Vergleichsstellen Röm 2,1; 14,4; 1 Kor 4,5; 5,12; Jak 4,11; 5,9 . Zu diesem Richten sind wir nicht befugt, weil hier nur der göttliche Richter in Frage kommt (Mt 13,28ff.). Sünder können in diesem Sinn keinen Sünder richten. »Denn«, wie Paulus in Röm 2,1 vielleicht unter Benutzung des Wortes Jesu sagt, »worin du den anderen richtest, verdammst du dich selbst, weil du ebendasselbe tust, was du richtest.« Selbstverständlich ist damit auch der überhebliche Richtgeist getroffen, wie Mt 6, 2 sogleich zeigt.
Was ist das »Richten«, das Jesus den Seinen so schroff untersagt? Es ist mit dem »Gericht« von Mt 6, 2 zu verbinden und wird von da her klarer. Demnach handelt es sich um das endgültige Urteil über das persönliche Verhältnis eines Menschen zu Gott: ob einer verdammt oder gerettet ist. Dahin weisen auch die Vergleichsstellen Röm 2,1; 14,4; 1 Kor 4,5; 5,12; Jak 4,11; 5,9 . Zu diesem Richten sind wir nicht befugt, weil hier nur der göttliche Richter in Frage kommt (Mt 13,28ff.). Sünder können in diesem Sinn keinen Sünder richten. »Denn«, wie Paulus in Röm 2,1 vielleicht unter Benutzung des Wortes Jesu sagt, »worin du den anderen richtest, verdammst du dich selbst, weil du ebendasselbe tust, was du richtest.« Selbstverständlich ist damit auch der überhebliche Richtgeist getroffen, wie Mt 6, 2 sogleich zeigt.

Auch Mt 6, 1 kann missbraucht werden. Ein Missbrauch geschieht z. B. da, wo man die Prüfung der Geister, die 1 Joh4,1ff.) fordert, mit Mt 7,1 ausschalten will. Ohne geistliches Prüfen können wir ja den Weg der Nachfolge nicht gehen (vgl. auch Röm 12,2; Eph 5,10; 1 Thess 5,21; Apg 17,11). Der Irrlehre müssen wir ebenso entgegentreten wie die Apostel (Röm 16,17ff.); 1 Kor 6,9ff.); 1 Kor 15,12ff.); Phil 3,2ff.); Kol 2,8ff.) usw.). Dennoch mahnt uns Jesus auch hier zur abwägenden Vorsicht und zur liebenden Geduld. Selbst wenn wir jemand aus der Gemeinde ausschließen müssen, ist damit das letzte Urteil nicht gesprochen. Es bleibt dem Jüngsten Gericht überlassen.

Gerhard Maier – Edition C

Würde uns erst einmal von dieser Erkenntnis das Herz brennen, dann würde es uns nicht mehr als ein harter Befehl erscheinen, daß wir nicht richten sollen, vielmehr wir würden es als Geschenk Gottes hinnehmen, daß wir nicht zu richten brauchen in soviel Elend und Schuld; daß wir lieben dürfen, daß wir uns nicht wie die Pharisäer absondern müssen, sondern daß wir herbeitreten dürfen in all das Elend und all die Not, daß wir helfen und lieben und barmherzig sein dürfen unter den Sündern, daß uns unser Herz brechen darf unter der Not der Großstädte und ihrer Unmoral, daß wir ans Herz ziehen dürfen die Enterbten und Fehlgegangenen: Gott und seine Liebe sei Dank für dies Geschenk. Jesus selbst hat es gesagt: ich bin nicht gekommen, die Welt zu richten; Jesus hat geliebt sein Leben lang, das war sein Glück und seine Seligkeit. Wollen wir unser Glück und unsere Seligkeit das Richten sein lassen. Nun, laßt uns danken, daß wir lieben dürfen, daß wir Jesus ähnlich sein dürfen, daß wir an die Menschen glauben dürfen, weil sie ja Gottes Kinder sind, daß wir sie tragen dürfen in Liebe; die Liebe duldet, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie trägt alles.
Gott hat die Menschen in Jesus Christus geliebt, hat sie zu seinen Kindern gemacht, da sie noch Sünder waren, laßt uns in unserem Nächsten das Gotteskind lieben, auch wenn er fehltritt, auch wenn er fällt. Im Nächsten lieben wir Gott, das ist das große Geschenk des Christentums. Und damit kommen wir auf das zuerst Gesagte zurück. Richten zerstört jegliche Gemeinschaft. Lieben, verzeihen, fürbitten das allein baut sie auf. Keine Ehe und keine Freundschaft besteht ohne diese tiefste verzeihende nicht richtenwollende Liebe, keine Erziehung der Jugend gibt es ohne daß wir uns ihm gleichstellen in Liebe, nicht Hochmut und Selbstgerechtigkeit des […] sondern Liebe verzeihende und fürbittende Liebe dessen, der aus Gott seine einzige Kraft zieht, und der mit seinem Zögling oder Kinde vor Gott steht. Aber auch keine Volksgemeinschaft gibt es, solange die Menschen richten wollen. Nie wird der Klassenhaß ein Ende haben, wenn wir nicht endlich einmal Schluß machen mit dem Richten über die andere Klasse. Richten schafft Hochmut und Selbstgerechtigkeit, Hochmut schafft Trennung, Entfremdung, Feindschaft, Liebe Demut und Zutrauen auf Gottes Barmherzigkeit, Demut schafft Einheit und Freundschaft, denn sie stammt von Gott.

Dietrich Bonhoeffer – Barcelona, Berlin, Amerika

Wie können wir jene akzeptieren, die anders sind als wir? Überprüfe dein Herz, deine Gedanken und deine Motive:
• Beurteile nicht das Herz eines anderen Menschen (Matthäus 7,1).
• Bitte Gott, dein eigenes Herz zu erforschen (Psalm 139,23–24).
• Beurteile Menschen nicht nach ihrer äußeren Erscheinung (1 Samuel 16,7).
• Trachte danach, den Bedürfnissen anderer zu begegnen (Philipper 2,4).
• Glaube nicht, dass du deine Einstellung nicht ändern kannst (2 Korinther 5,17).
• Setze dir das Ziel, dein Denken zu verändern (Römer 12,2).
• Verwende keine erniedrigenden Namen oder Ausdrücke (Titus 3,1–2).
• Bitte Gott, deine Worte mit seiner Liebe zu „würzen“ (Epheser 4,29).
• Diskriminiere andere nicht deshalb, weil das „ohnehin alle tun“ (Sprüche 14,12).
• Behandle andere so, wie du behandelt werden willst (Matthäus 7,12).
• Mache dich über die unterschiedlichen Merkmale anderer nicht lustig (Sprüche 11,12).
• Lerne, die unterschiedlichen Merkmale anderer als Bereicherung der bunten Schöpfung Gottes zu schätzen (Maleachi 2,10).
• Reagiere nicht aggressiv auf die Vorurteile, die andere dir gegenüber haben (1 Petrus 3,8–9).
• Sei bereit, um Christi willen die schmerzlichen Folgen der Vorurteile anderer zu erdulden (Matthäus 5,11–12).

Handbuch für biblische Seelsorge

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