Kategorie: jehovah-shammah

„nur unsere Pflicht“

So auch ihr: Wenn ihr alles getan habt, was euch verordnet war, sprechet: Wir sind unnütze Knechte. Wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren. Mt 25,37.44; Hi 22,2.3; Sir 18,5.6; Röm 11,35.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Lukas 17,10

So soll es auch bei euch sein:
Wenn ihr alles getan habt,
womit euch Gott beauftragt hat,
dann sagt:
›Wir sind Knechte, weiter nichts.
Wir haben nur unsere Pflicht getan.‹«
BasisBibel – 2012 – Lukas 17:10

Auf dieselbe Weise stellt auch ihr, wann immer ihr einmal all das Festgelegte zur Ausführung gebracht habt, fest: »Wir stehen als unbrauchbare Sklaven da, weil wir bereits ausgeführt haben, was zu bewerkstelligen wir verpflichtet waren.»“
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Lukas 17,10

Diesen Vers hatten wir ja schon vor wenigen Monaten.

Die meisten Sklavenhalter hatten nur wenige Sklaven, die deshalb sowohl auf dem Feld als auch im Haus arbeiteten. Für die Herren erfüllten sie damit lediglich ihre Pflicht, es war keine freiwillig getroffene Entscheidung. Ebenso wenig galt es als ehrenvoll, wenn ein Herr mit seinen Sklaven aß, was denn auch praktisch so gut wie nie vorkam. Die Kernaussage dieser Beispiele scheint zu sein, dass der Glaube eines Menschen wächst, wenn jemand sich als ein Knecht versteht. Glaube ist kein Selbstzweck, sein Ziel ist das Dienen.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Damit hat Jesus in den Seinen die Selbstlosigkeit der echten, reinen Liebe gepflanzt. Er macht sie nicht nur dadurch von sich selbst los, dass er sie unter das Bußwort stellt und ihnen ihre Bosheit und Untreue sichtbar macht. Diese macht sie schamrot und schließt ihnen den Mund. Aber nicht dieser bittere Weg allein führt sie weg von der Bewunderung, mit der sie sich selbst preisen, und von dem Vertrauen, das sie auf sich selbst gründen. Auch die Liebe macht sie selbstlos und dies gerade dann, wenn sie den Willen Jesu erfüllen, was ihnen aufgetragen ist, tun, sein Wort sagen und sein Werk ausrichten. Dann sprechen sie: „Unnütze Knechte sind wir!“ Denn sie haben nichts anderes für ihn getan, als was ihnen befohlen war. Was sie tun, müssen sie tun. Sünde, Untreue wäre es für sie, Schande und Fall, hätten sie sich geweigert, das Gebot Jesu zu halten. {1 Korinther 9,16} Dazu hat er sie mit sich verbunden und ihnen seine Gemeinschaft geschenkt, dass sie ihm dienen. Über das, was sie für ihn zu tun vermochten, geht aber der Wille der Liebe immer hinaus. Immer schätzt sie das, was sie vollbringt, als unzulänglich und dürftig. Ihre Gabe und Arbeit bleibt weit hinter dem zurück, was sie dem Herrn gern gäbe, worin sie einen seiner würdigen Dienst erkennt. Dieser Schmerz bleibt der echten Liebe immer eingepflanzt und gibt ihr ihre Unermüdlichkeit. Nicht dazu sagt Jesus den Seinen dieses Wort, damit sie etwas anderes zu tun begehren, als was er sie heißt. Ihm ist nichts anderes erwünscht, als was er ihnen befohlen hat, und ihnen ist nichts Höheres möglich als die Befolgung seines Gebots. Vielmehr sagt er den Jüngern dieses Wort gerade dazu, damit sie rüstig bei seinem Gebot bleiben und sich nicht selbstzufrieden davon abwenden, als wäre es nun des Dienstes genug; sie sollen an ihn ihre volle Liebe setzen, sich nicht wegen ihrer vollbrachten Taten bewundern, vielmehr alles, was sie leisten und opfern, als viel zu gering empfinden und darum mit immer neuer Willigkeit an den Auftrag Jesu gehen.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

»Bedankt er sich etwa bei dem Knecht, dass er getan hat, was befohlen war?« (V. 10) fragt Jesus weiter. Die Antwort heißt wieder: Nein. Aber wichtig ist die Begründung: Warum »bedankt er sich« nicht? Weil, so muss man antworten, der »Knecht« nur seine Schuldigkeit getan hat. Es besteht hier überhaupt kein Anlass zu einem besonderen Dank! Englische Ausleger sind sehr darum bemüht, die Höflichkeit zu wahren. Deshalb weisen sie gerne darauf hin, dass Jesus hier keineswegs gegen ein freundliches Dankeschön argumentiert. Das tut er auch nicht. Wir könnten in der Tat viel mehr Danke sagen, auch wenn wir etwas als selbstverständlich betrachten. Dennoch bleibt es dabei: Was aus Pflicht »getan« wird, darf keinen besonderen Dank erwarten.

Am Ende gibt Jesus, wie schon öfter (z. B. Lk 14,33; 15,7.10; 16,8ff.), eine Deutung seines Gleichnisses. Dies geschieht in Vers 10: »So auch ihr! Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen war, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte. Wir haben nur getan, was wir zu tun schuldig waren«. Ganz eindeutig geht das Gleichnis auf die Jünger (»ihr«). Sie sind Gottes »Knechte«. Jesus setzt hier den Fall voraus, dass sie »alles getan« haben, »was« ihnen von Gott »befohlen war«. Das gibt es also! Wir finden bei Jesus kein weinerliches Christentum, das alle Augenblicke sagt: »Ich kann nicht, ich kann nicht!« Aber selbst gesetzt den Fall, dass sie wirklich »alles getan« haben, sollen sie von Gott keinen besonderen Dank erwarten. Sie sollen auch keine besondere Verwöhnung erwarten (vgl. V. 7-8) – und schon gar nicht mit Verdiensten rechnen.

An dieser Stelle sollten wir auf die Gleichnisse der Rabbinen hören. So sagte der berühmte Antigonos von Socho (ca. 250 v. Chr.): »Seid nicht wie Knechte, die dem Meister dienen mit der Bedingung, Lohn zu empfangen, sondern seid wie Knechte, die dem Meister dienen ohne die Bedingung, Lohn zu empfangen!« (nach Mischna Aboth I, 3). Ein anderer, Jochanan ben Sakkai (um 70 n. Chr.), sagte: »Wenn du viel Weisung gelernt hast, so halte es dir nicht selber zugute, denn dazu wurdest du gebildet« (Mischna Aboth II, 8). Jesus konnte also bei diesem Gleichnis auf ein schnelles Verständnis rechnen. Außerdem zeigen die Rabbinen, dass Lk 17,7-10 keineswegs auf die Verdienstfrömmigkeit der Pharisäer zielt, sondern eine Verdienstfrömmigkeit bei den Christen ausschließen will.

Aber warum sollen die Jünger »sagen: Wir sind unnütze Knechte«? Wenn sie »getan haben, was wir zu tun schuldig waren«, sind sie doch ganz anders als der unnütze Knecht von Mt 25,30 ! Manche Ausleger schlagen vor, das griechische Wort für unnütz hier mit »armselig« oder »unwürdig« zu übersetzen, was tatsächlich gut passen würde. Dennoch verliert die Übersetzung »armselig« das Profil. »Unnütz« heißt vielmehr: Ich bin ein Knecht, der jederzeit ersetzbar ist. Gott braucht mich nicht. Er ist nicht abhängig von mir. Deshalb braucht er sich weder zu bedanken noch zu belohnen. Wir erkennen im Spiegel von Lk 17,10, wie unbiblisch und töricht der Satz ist: »Gott hat keine anderen Hände/Füße als die unsrigen«. Er hat sehr wohl andere – zumindest seine eigenen!

Gerhard Maier – Edition C

Mit dem Schlusssatz des Gleichnisses: „Wir sind entbehrliche Knechte, denn wir haben nur getan, was wir zu tun schuldig sind“, wird jeder Wahn des Verdienstes für das Tun des Knechtes zermalmt. Es ist zu beachten, dass nicht Jesus oder der Herr im Gleichnis die Knechte als wertlose Knechte beurteilt, sondern dass diese Worte ein Selbstbekenntnis der Knechte selbst sind. Wenn Jesus Seine Jünger sonst auch „Freunde“ nennt (Joh 15,14.15), so bleiben sie doch in der demütigen Knechtshaltung ihrem Herrn gegenüber. Knechte Gottes oder Jesu Christi ist bis in die Offenbarung der höchste Ehrentitel der Kinder Gottes (vgl. Offb 1,1; 7,3; 19,5; 22,3).
Die Ableitung des griechischen „achreios“ von „chreia echein = bedürfen, nötig haben“ führt auf den Sinn von „entbehrlich“. Demnach bekennen sich die Knechte als „entbehrliche Knechte“. Dies ist die rechte Gesinnung.
Wir fassen zusammen: Der Grundgedanke dieses Gleichnisses ist der, dass jedes Berufen, jedes Vertrauen und jedes Stützen auf die eigene Leistung verdammt wird. Alles ist nur Gnade. Das Urteil Jesu über das Werk des Knechtes Christi vernichtet den Pharisäismus voll und ganz, indem es in radikaler Weise jeglichen Verdienstgedanken seitens des Menschen und jegliche Verpflichtung und Verbindlichkeit Gottes gegenüber dem Menschen auslöscht.
Ein Ausleger meint: „Diese Mahnung könne nicht, wie V 1 gesagt ist, an die Jünger gerichtet sein, weil sie ausdrücklich den Zweck hat, den pharisäischen Gedanken der Verdienstlichkeit und der Leistung und des Rechtsanspruches zu bekämpfen.“ Allein, Jesus ermahnte die Apostel ja auch, sich vor dem Sauerteig der Pharisäer zu hüten. Und das Gleichnis von den „zu verschiedenen Tageszeiten in den Weinberg berufenen Arbeitern“, das denselben Grundgedanken enthält wie die Verse 7-10, ist gleichfalls an die Jünger gerichtet (Mt 20,1 ff). Die Frage des Petrus nach dem Weggang des reichen Jünglings (Mt 19,27): „Was wird uns dafür?“ zeigt hinlänglich, dass die Gefahr für die Gläubigen immer vorhanden ist. Der Hochmut hängt sich, wie ein nagender Wurm, selbst an die Wurzel des Glaubensgehorsams an.
Die versteckten Ansprüche, die heimliche Einbildung sind so leicht da, wenn man sich im Dienst des Herrn eifrig und erfolgreich betätigt. – Wir sind und bleiben Knechte, die Er nicht braucht, die aber Ihn brauchen!
Zu beachten ist aber der Unterschied zwischen einem Sklaven des irdischen Herrn und dem Sklaven des himmlischen Herrn. Bei jenem ist die Dienstbereitschaft ein Müssen, bei uns ist es ein seliges Dürfen. Dort ein „du sollst“, hier ein „ich will, ich darf“. Dort das Gesetz, |406| hier die Freiwilligkeit. Dort ist ein strenger, oft egoistischer Herr. Hier ist der allergütigste Herr, der Herr, der Seinen Diener so unsagbar lieb hat, dass Er Sein Leben für Seinen Diener gelassen hat. „Wo ist solch ein Herr zu finden, der, was Jesus tat, mir tut, mich erkauft von Tod und Sünden, mit dem eigenen teuren Blut.“
Der Begriff der Sklavenschaft enthält weiter die Vorstellung der Leibeigenschaft (3 Mo 25,44-46). Der Sklave ist nicht mehr sein eigener Herr wie weiland, als er noch frei war. Er gehört mit Leib und Leben dem Herrn.
Die Gläubigen sind das Volk des Eigentums geworden (1 Petr 2,9), sofern sie erlöst sind. Sie sind grundsätzlich Seelen – und Leibeigene, aber bedürfen immerfort der Ermahnung, ihre Leiber als Opfer hinzugeben (Röm 12,1).

Wuppertaler Studienbibel

„er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich …“

Hierin ist die Liebe: nicht daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden.
Elberfelder 1871 – 1 Joh 4,10

Darin besteht die Liebe, nicht daß wir Gott liebten, sondern daß Er uns liebte und Seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden gesandt hat. 1Joh 2,2; 2Kor 5,19; Kol 1,20; Röm 5,6-10; Jes 43,22f.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 1. Johannes 4,10

Und das ist das Besondere an dieser Liebe, dass er uns zuerst geliebt hat und nicht umgekehrt. Er hat seinen Sohn für uns sterben lassen, damit wir mit ihm wieder klarkommen können. Er hat die Distanz weggemacht, indem er uns von unserer Schuld freigesprochen hat.
VolxBibel – 1.Johannes 4:10

ἐν τούτῳ ἐστίν darin besteht die/diese Liebe. οὐχ ὅτε … ἀλλʼ ὅτε nicht dass … sondern dass; App. (A353) zu ἐν τούτῳ. ἡμεῖς, αὐτός Subj. hervorgehoben (A122). ἠγαπήκαμεν Pf. ἠγάπησεν Aor. ἀπ-έ-στειλεν Aor. ἱλασμός (< ἱλάσκομαι sühnen) Sühne (Beseitigung v. Schuld durch stellvertretende Lebenshingabe); hier als Sühne bzw. als Sühnopfer (Objektsartangabe, A65). περί hier = ὑπέρ für (A184).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Darauf beruht die Liebe, nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns liebte und seinen Sohn als Versöhnung für unsere Sünden sandte. {1 Joh 2,2; Römer 3,25}

Nicht durch unsere Liebe bewegen wir Gott dazu, uns zu lieben. Wir vergessen ihn mit leichtem Herzen und kümmern uns wenig um seinen Willen. Auch nicht auf die Liebe, die wir durch Christus lernen und empfangen, ist die Liebe Gottes aufgebaut. Wie unsäglich kümmerlich bleibt sie in uns, so dass wir uns über die Weise, wie wir Gott je und je behandeln, schämen müssen. Seine Liebe kommt aus seinem eigenen Herzen; er selbst ist sie. Er hat uns ja Jesus dazu gesandt, damit uns unsere Sünden vergeben seien. So wenig sind wir die Anfänger der Liebe, dass Gott selbst uns zuerst dadurch zu ihr fähig und ihrer würdig machen muss, dass er unsere Sünden durch sein Vergeben wegschafft. Dazu hat er uns seinen Sohn gesandt, damit er für unsere Sünden die Deckung schaffe; damit hat er selbst seiner Liebe die Bahn geöffnet, auf der sie zum Sünder, der lieblos und gottlos geworden ist, herniedersteigen kann.
„Ihr könnt euch nicht besinnen,“ sagt Johannes der Gemeinde, die auf ihn hört, „was jetzt eure Schuldigkeit und Aufgabe ist.“

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Darinnen steht die Liebe usw. Ein weiterer Grund soll uns die Liebe Gottes noch größer erscheinen lassen, nämlich dass er uns seinen Sohn gegeben hat, als wir noch Feinde waren, wie auch Paulus lehrt (Röm. 5, 8). Johannes braucht nur andere Worte als Paulus; er sagt, dass Gott uns aus freien Stücken geliebt hat, ohne im Geringsten durch unsere Liebe dazu veranlasst zu sein. Durch diese Worte will er uns lehren, dass Gottes Liebe gegen uns eine freie Liebe ist. Obwohl es des Apostels Absicht ist, Gott uns zur Nachahmung vorzuhalten, so ist doch die Glaubenslehre nicht außeracht zu lassen, die er zugleich damit gibt. Umsonst hat uns Gott geliebt. Was heißt das? Bevor wir geboren werden. Ferner: wir haben bei unserer verderbten Natur ein Herz, das ihm abgeneigt ist und das sich sehr schwer zu rechten und frommen Gesinnungen lenken lässt. Wenn die Papisten recht hätten mit der Behauptung, ein jeder sei von Gott erwählt, je nachdem Gott vorausgesehen hat, dass er der Liebe wert sei, dann würde diese Lehre hinfallen, er habe uns zuerst geliebt. Dann würde unsere Liebe zu Gott die erste Stelle einnehmen, wenn sie auch der Zeit nach später ist. Der Apostel aber steht auf dem anerkannten Grundsatz der Schrift, den jene Sophisten nicht beachten, nämlich: wir werden so verderbt und verkehrt geboren, dass uns sozusagen der Hass Gottes angeboren ist, dass wir nur das erstreben, was ihm missfällt, dass die einzelnen Begierden unseres Fleisches beständig mit seiner Gerechtigkeit Krieg führen. Und gesandt seinen Sohn.Also ist Christus mit allen seinen Gütern uns aus lauter Güte Gottes zugekommen. Wie es notwendig ist, zu erkennen, dass wir deshalb Heil in Christus haben, weil uns der himmlische Vater aus freien Stücken geliebt hat, so muss man wiederum, wo es sich um die sichere und volle Gewissheit der göttlichen Liebe gegen uns handelt, nur auf Christus schauen. Daher handeln die zu ihrem eigenen Verderben töricht, die mit Beiseitelassung Christi forschen, was über sie im geheimen Rat Gottes beschlossen sei. Ferner zeigt der Apostel wiederum die Ursache des Kommens Christi und sein Amt, indem er erklärt, er sei gesandt, damit er die Sühne für die Sünden werde. Diese Worte lehren uns zunächst, dass wir alle durch die Sünde von Gott entfremdet waren und dass dieser Zwiespalt blieb, bis Christus dazwischen trat, der uns versöhnte. Zweitens werden wir belehrt: der Anfang unseres Lebens ist, dass Gott, durch den Tod seines Sohnes versöhnt, uns zu Gnaden annimmt. Die „Sühne“, von der die Rede ist, bezieht sich recht eigentlich auf das Opfer des Todes. Diese Ehre kommt allein Christus zu, dass er die Sünden der Welt sühnt und so die Feindschaft zwischen uns und Gott aufhebt. Aber hier scheint ein Widerspruch vorzuliegen. Wenn Gott uns vorher liebte, bevor Christus sich für uns in den Tod gab, was braucht es da noch einer neuen Versöhnung? So könnte der Tod Christi überflüssig erscheinen. Ich antworte: wenn gesagt wird, Christus habe den Vater uns günstig gestimmt, so bezieht sich das auf unser Gefühl. Denn da wir ein schlechtes Gewissen haben, so können wir Gott nur als erzürnt und feindselig erfassen, bis Christus uns von der Schuld losmacht. Gott will ja, dass sein Zorn und das Gericht des ewigen Todes überall gefühlt werden, wo die Sünde erscheint. Daraus folgt, dass wir angesichts des Todes keine andere Empfindung als Schrecken haben können, bis Christus die Sünde durch seinen Tod tilgt, bis er uns durch den Preis seines Blutes vom Tode erlöst. Wiederum verlangt die Liebe Gottes Gerechtigkeit; um also überzeugt zu sein, dass Gott uns liebt, müssen wir zu Christus kommen, in dem allein für uns Gerechtigkeit ist. Jetzt sehen wir, dass die Verschiedenheit zu reden, die uns in der Schrift begegnet, je nach den verschiedenen Rücksichten, sehr passend und für den Glauben sehr nützlich ist. So hat Gott seinen Sohn als Mittler gesandt, um sich mit uns zu versöhnen, weil er uns liebte; aber jene Liebe war verborgen, weil wir inzwischen Gott feind waren und beständig seinen Zorn herausforderten. Ferner nahm uns die furchtbare Angst des bösen Gewissens allen Geschmack des Lebens. Nach dem Gefühl unseres Glaubens fängt Gott also in Christus an, uns zu lieben. Obwohl aber der Apostel hier von der ersten Versöhnung handelt, so lasst uns doch bedenken, dass das die beständige Wohltat Christi ist, dass er die Sünden sühnt und Gott uns gnädig stimmt. Das geben auch die Papisten zum Teil zu; aber hernach verkleinern sie diese Gnade und machen sie fast zu nichts, indem sie ihre erdichteten Genugtuungen einschieben. Und doch, wenn die Menschen sich durch Verdienste der Werke erlösen, dann ist Christus nicht die einzige Sühne, wie er hier genannt wird.

Jean Calvin – 1.Johannesbrief

In den folgenden Versen haben wir eine Beschreibung der Auswirkungen der Liebe Gottes in drei Zeitformen. In der Vergangenheit zeigte sich die Liebe Gottes im Geschenk des »eingeborenen Sohnes« (4,9–11). In der Gegenwart zeigt sie sich darin, dass Gott in uns, den Heiligen, wohnt (4,12–16). Und in der Zukunft wird sie sich darin erzeigen, dass er uns am Tag des Gerichtes Freimütigkeit schenkt.
Als Erstes lesen wir also von Gottes Liebe zu uns als Sündern. »Gott (hat) seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt … damit wir durch ihn leben möchten«. Er sandte ihn »als eine Sühnung für unsere Sünden«. Der Ausdruck »eingeborener Sohn« enthält den Gedanken einer einzigartigen Beziehung, an der kein anderer als der Sohn Anteil haben kann. Dies macht die Liebe Gottes umso bemerkenswerter dahin gehend, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn Leben hätten.
Gottes Liebe wurde uns nicht erwiesen, weil wir ihn zuerst geliebt hätten. Wir haben ihn nicht geliebt, wir waren sogar seine Feinde und hassten ihn. Mit anderen Worten, er liebte uns nicht, weil wir ihn liebten, sondern er liebte uns trotz unserer erbitterten Feindschaft. Und wie bewies er diese Liebe? Indem er »seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden«. Sühnung7 bedeutet, dass volle Genüge getan bzw. die Sündenfrage gelöst wurde.
Einige liberale Theologen erdenken sich Gottes Liebe ohne die Erlösungstat Christi. Johannes verbindet hier beides miteinander und sieht diesbezüglich keinerlei Widerspruch. Denney schreibt dazu:
Man beachte das scheinbare Paradoxon dieses Verses, dass Gott einerseits liebt und andererseits zornig ist. Es zeigt sich auch darin, dass seine Liebe die Sühnung vollbringt, die seinen Zorn von uns abwendet. So kann Johannes (weit davon entfernt, einen Widerspruch zwischen Liebe und Sühnung zu sehen) die Vorstellung von Liebe nur vermitteln, indem er auf die Sühnung verweist.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Der Vater liebte, liebt und wird uns lieben, und dass NICHT weil wir so gut waren, nicht weil wir in irgendeiner Kirche Mitglied geworden sind – sondern weil wir auf IHN reagieren! Wir dürfen diese Liebe annehmen und widerspiegeln! Nicht als Gesetz sondern weil diese Liebe überfließend ist!

Die Gottesliebe hat keine Entsprechung in dieser Welt oder in uns Menschen. Wir sind als natürliche Menschen zu wirklicher Liebe unfähig. Natürliche Liebe ist im besten Fall gebändigte, in Grenzen gehaltene Selbstliebe. Das betrifft sowohl die elterliche Liebe (in den Kindern lieben wir uns selbst), als auch die geschlechtliche Liebe (im andern suchen wir selbst Befriedigung und Lust), selbst allgemeine Liebe: In aller Zuwendung zu anderen Menschen befriedigen wir unser Selbst. Das wirkliche Wesen und Sein ist anders, von völlig anderer Qualität. »Darin besteht die Liebe …« (wörtlich: »darin ist die Liebe«, im Sinne von: »Wirkliche Liebe beruht darauf«). Johannes redet nun grundlegend vom Wesen der göttlichen Liebe. Gottes Liebe findet bei uns nicht Liebe vor: »Wir haben Gott nicht geliebt«; wir haben ihn nicht einmal »als Gott gepriesen noch ihm gedankt« (Röm 1,21). Wir waren Feinde Gottes (vgl. Ri 5,31; Ps 37,20; 110,1; Röm 5,10; 8,7; 11,28; Phil 3,18; Kol 1,21; Jak 4,4). Wir können und wollen als natürliche Menschen Gott nicht lieben; unsere Selbstliebe, die Sünde, verdirbt alles.

Die Gottesliebe ist Gottes alleinige Art und daran zu ersehen, »dass er uns geliebt hat«. Das ist der Grund der Liebe: die freie, unverdiente Liebe Gottes zu uns. Das gibt uns Gewissheit und Trost in unseren Lieblosigkeiten: Die Liebe Gottes beruht auf Gott selbst, nicht auf uns. Und diese Gottesliebe steht da im Sohn. Der ist weggeschickt zu uns »zur Versöhnung für unsere Sünden«. Er, der Christus, schafft das weg, was uns zur Liebe unfähig macht: unsere Sünde. Er ist die »Versöhnung«. Das griechisch Wort meint auch »das Sühnemittel, das Sühneopfer«. Christus gibt sich für uns. Das ist die Versöhnung; er bezahlt für uns, erkauft uns, trägt unsere Strafe, nimmt unsere Sünde auf sich. In vielen Bildworten bezeugen AT und NT die Versöhnung, die durch Christus geschehen ist. Wir können das letztlich nicht ergründen, aber staunend dankbar anbeten und annehmen, dass Gott uns durch Jesus Christus rechtfertigt.

So wird Gottes Liebe unbezweifelbar vor uns hingestellt: Er opfert den Sohn, damit wir leben können. Er reißt sich den Liebsten vom Herzen, schickt ihn weg, damit wir heimfinden. Er legt »die Strafe auf ihn, damit wir Frieden hätten« (Jes 53,5). Der Sohn kommt in die Gottverlassenheit, damit wir wieder Gemeinschaft mit Gott haben (vgl. Mt 27,46).

Gerhardt Maier – Edition C

Aber wie steht es nun mit dieser „Liebe“? Wo „ist“ sie? Worin hat sie ihr Wesen und ihren Bestand? Wir wissen es schon aus allem bisher Gelesenen. Aber es liegt dem Apostel daran, noch einmal unmissverständlich festzustellen: „Darin ist (besteht) die Liebe: nicht, dass wir unserseits Gott geliebt haben, sondern dass er uns liebte und seinen Sohn sandte als Sühne(mittel) für unsere Sünden.“ Nicht wir haben Gott geliebt, nicht wir haben das große Gebot der Liebe zu Gott erfüllt. Darin liegt unsere Wesenssünde, aus der alle Einzelsünden folgen. In dieser Wesenssünde der Eigensucht und Lieblosigkeit leben wir. Daraus kann uns keine Einsicht in das Recht des Liebesgebotes, keine Anstrengung, Gott zu lieben, heraushelfen. Diese Wesenssünde trennt uns wesensmäßig vom Wesen des Lebens, das Gott uns in der Sendung seines Sohnes schenken will. Wie werden wir von dieser unserer Sünde befreit? – das ist für Johannes wie für Paulus die entscheidende Frage. Er hat uns die Antwort schon in 1,7 und 2,1 f gegeben. Jetzt wiederholt er sie bei der neuen Fragestellung in neuer Weise.

Die Liebe „besteht“, existiert, weist nicht in unserer Liebe zu Gott. Ihren Grund, ihren „Bestand“ hat sie in Gott allein. Aus dieser Tatsache folgt ein Doppeltes. Weil Gott Liebe ist, sind wir in unserer Lieblosigkeit vor Gott verlorene und von Gott geschiedene Leute. Aber weil Gott Liebe ist, tut er das Unerhörte, dass er uns Lieblose liebt. Wieder ist dies erwiesen durch die „Sendung“ seines Sohnes. Aber die Sendung des Sohnes wird nun in ihrer eigentlichen Tiefe gezeigt. Jesus kann uns nicht einfach in seiner Hand das Geschenk des Lebens bringen, wie es nach dem vorigen Vers scheinen konnte, nein, er muss sich senden und vom Vater preisgeben lassen „als Sühne- (mittel) für unsere Sünde“. „Das Lieben“ empfangen wir durch ihn nur aus seiner durchbohrten und blutenden Hand.

Wir empfinden es alle, dass schweres Unrecht „gesühnt“ werden muss. Aber wir spüren auch das Geheimnis, das in dem Wort „Sühne“ liegt. Wenn ein Mörder lebenslang in ein Zuchthaus kommt, wieso ist damit seine Tat „gesühnt“? Vor Menschen mag damit der Gerechtigkeit genüge geschehen. Aber ist damit die Tat vor Gott ausgelöscht? Kann der Mörder in Frieden sterben? Und je tiefer ein Mensch innerlich an einer Tat schuldhaft beteiligt ist, umso weniger kann die Tat durch eigene Leistungen und Leiden „gesühnt“ werden. Unser Gewissen findet dadurch noch keinen Frieden.

Aber nun ist es der geheimnisvolle, gerade in den äußersten Lagen unseres Lebens und unserer Schuld erprobte Tatbestand: der Sohn Gottes ist mit seinem Kommen, Leben, Lieben, Leiden und Sterben am Fluchholz das „Sühnemittel“, das unser Gewissen wahrhaft still macht und die Last unserer Schuld von uns nimmt. „Erklären“ lässt es sich nicht. Die Aussagen – von der für uns erlittenen Strafe, der für uns bezahlten Schuld, dem reinigenden Blut – können wirklich nur Bezeugungen, nicht „Erklärungen“ sein. Aber die Tatsache selbst kann von uns im Glauben ergriffen und erfahren werden. Hier, in dem für uns dahingegebenen, heiligen Gottessohn ist die Sühnung geschehen und das „Sühnemittel“ für uns da. Vor ihm muss der Feind verstummen, wenn er in unserer letzten Sterbensnot unser Leben verklagt. Hier ist unsere Sünde weggetragen, ins Meer geworfen. Unergründliches, rettendes Geheimnis – „Hör auf zu grübeln, glaub allein! Kannst du dies Meer nicht gründen, so wirf dich blindlings da hinein mit allen deinen Sünden. Es sie dein Herz dem ganz gewährt, der dir das Herz hat ausgeleert; gib Herz für Herz zum Opfer!“ Fr. Adolf Lampe – ! Darin und darin allein hat die Liebe ihren ewig festen, unerschütterlichen Bestand. Von der wahren Liebe kann nur der wissen, der die Liebe Gottes am Kreuz des Sohnes geschaut hat.
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Diese Botschaft ist der radikale Gegensatz gegen alle andern Theologien alter und neuer „Gnosis“. Sie allein erfasst wahrhaft Gott in seiner Liebe und erkennt wahrhaft den Menschen in seiner Verlorenheit – Darum hält diese Erkenntnis der Liebe Gottes und sie allein stand gegen die Zweifel an Gottes Liebe, von denen wir oben (S. 121) sprachen. Corrie ten Boom und ihre Schwester Betsie haben uns den großen Dienst getan, es zu erfahren und zu erweisen, dass von daher auch in der Hölle eines KZ die Gewissheit der Liebe Gottes standhält und zum Lieben selbst den grausamen Peinigern gegenüber fähig macht. – .

Wuppertaler Studienbibel


„an Einem Tag“

Denn siehe, der Stein, den ich vor Josua gelegt habe, -auf einem Steine sieben Augen siehe, ich will seine Eingrabung eingraben, spricht Jehova der Heerscharen, und will die Ungerechtigkeit (O. Schuld) dieses Landes hinwegnehmen an einem Tage.
Elberfelder 1871 – Sach 3,9

Ja, wohlan, der Stein,
den ich vor Jehoschua hin gebe,
auf dem einen Stein sieben Augen,
ich selber, wohlan, steche ihm dem Siegelstich ein,
Erlauten ists von IHM dem Umscharten,
weichen lasse ich den Fehl jenes Landes
an Einem Tag.
Buber – Sacharja 3,9

Denn siehe, der Stein, den ich vor Josua gelegt habe! Auf dem e i n e n Stein sind sieben Augen. Siehe, ich graviere seine Gravierung ein‘, ist der Ausspruch Jehovas der Heerscharen, ‚und ich will die Vergehung jenes Landes an e i n e m Tag hinwegnehmen.‘
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Sacharja 3:9

Denn siehe den Stein, den Ich vor Jehoschua legte (gab), auf dem einen Stein sind sieben Augen. Siehe, Ich grabe (öffne) Selbst seine Eingrabung hinein (öffne), spricht Jehovah der Heerscharen, und lasse weichen die Missetat dieses Landes an einem Tag. Sach 3,4; 4,10; 3Mo 16,30; Ps 118,22.
Tafelbibel – Sacharja 3:9

Joschua war mit Kleidern bekleidet, die mit Exkrementen bedeckt waren. Joschua, der damalige cohen hagadol (Hohepriester), der stellvertretend für alle Priester im Laufe der Jahre steht, wird durch Gottes Wirken gereinigt und wieder mit der Leitung des wiederaufgebauten Tempels beauftragt. Dann wird die Sünde des Landes an einem einzigen Tag beseitigt werden (V. 9). Die Namen Y’hoshua und Yeshua sind beide Formen des Namens Y’hoshua, der in der Antike häufig verwendet wurde. Die griechische Entsprechung dieses Namens ist Jesus.

The Complete Jewish Study Bible: Notes

Ein neues Bild bietet sich Sacharja. Der Hohepriester Josua – der das Volk darstellt – steht vor dem Engel Jehovas. Aber auch Satan ist da, in seiner üblichen Rolle als Ankläger (Offenbarung 12,10). Denn die schmutzigen Kleider Josuas geben ihm eine zu gute Gelegenheit für seine Angriffe. Jehova hatte so klare Anweisungen für die Reinigung der Priester gegeben (z. B. 3 Mose 8,6.7; 4 Mose 19,7ff.), dass man sich einer sicheren Strafe aussetzte, wenn man mit Schmutzflecken vor Ihm erschien. Aber wir haben es bereits gelesen: derjenige, den der Feind sich erlaubt anzutasten, ist wie der Augapfel Gottes (Kapitel 2,8), „ein Brandscheit, das aus dem Feuer gerettet ist“ (Vers 2). Der arme Angeklagte hat nichts zu seiner Verteidigung vorzubringen. Der Richter hat selbst für alles vorgesorgt. Aber ohne deswegen den Schmutz zu dulden! „Siehe“, – erklärt Er – „ich habe deine Ungerechtigkeit von dir weggenommen, und ich kleide dich…“ nicht nur in saubere Kleider -, sondern „in Feierkleider“ (vergleiche Matthäus 22,12). Gereinigt und gerechtfertigt, hat Josua fortan eine doppelte Verantwortung: in den Wegen Jehovas zu wandeln und treu seiner Hut zu warten (Vers 7).
Lieber Freund, um dich der Gnade des Herrn zu erfreuen, musst du den gleichen Platz wie Josua eingenommen haben. – Die Verse 8-10 führen den Messias (den Spross) ein, der in Gerechtigkeit über ein gereinigtes Volk herrschen wird.

Jean Koechlin – Ährenlese im Alten Testament Sacharja

Sacharja nimmt im Geist an einer Gerichtsverhandlung teil: Der große Gegenspieler Gottes wagt sogar den Hohenpriester zu verklagen (auch an den Gläubigen ist viel zu finden, was Gott nicht gefällt). Plötzlich aber ist Satan selbst der Angeklagte, der gescholten wird (V. 2). Dabei muß er schweigen; es verschlägt ihm die Sprache. Doch Jeschua wird von seiner Schuld gereinigt (ohne eigenes Zutun). Ja, er bekommt die Zusage der weiteren Hilfe Gottes durch die Engel (V. 7). Vor allem aber soll er gerade auf diese Weise ein Zeichen sein für eine völlige Erlösung der Welt (V. 8ff.). Die sieben Augen sind ein Zeichen für die sorgende Treue Gottes; Weinstock und Feigenbaum sind ein Zeichen für die bleibende Hilfe Gottes.

Bruns – Die Bibel mit Erklärungen: Erklärungen


Die Vision und der Auftrag des Hohenpriesters (Sacharja 3:1-10)

a. Sacharja 3,1-5 Der Prophet sieht den Hohenpriester Josua im Himmel vor dem Engel des Herrn und dem Satan zu seiner Rechten stehen. Zu Beginn beschwört der Engel Gottes Zurechtweisung des Satans, der Josua offenbar gerade vorgeworfen hat, für den priesterlichen Dienst ungeeignet zu sein; denn nachdem er Josua als „aus dem Feuer gerupftes Brandmal“ (d. h. als einen Überlebenden seines Geschlechts) bezeichnet hat (Sach 3,2),1 weist der Engel seine himmlischen Diener an, dem Priester die unreinen Kleider auszuziehen und ihn in priesterliche Gewänder zu kleiden und ihm ein Diadem auf das Haupt zu setzen. Das Ritual ist eine himmlische Einkleidung für den irdischen Dienst.
b. Sacharja 3,6-9 Der Engel bezeugt nun, dass Josua, wenn er seine priesterlichen Pflichten ordnungsgemäß erfüllt, sein Amt im irdischen Tempel Gottes behalten wird und im himmlischen Heiligtum „umherziehen“ darf (V. 7). Josua wird auch gesagt, dass die Wiederherstellung des Priesteramtes ein Zeichen dafür ist, dass Gott auch das Königtum Davids erneuern wird (V. 8). Dann wird Josua ein Stein mit sieben Facetten gezeigt, mit dem Gott die „Schuld des Landes“ beseitigen wird (V. 9).
c. Sacharja 3,10 Eine weitere Prophezeiung fügt hinzu, dass das Volk „im Schatten von Weinstöcken und Feigenbäumen“ wohnen wird – ein altes Bild des Friedens, das hier als Zeichen der Hoffnung beschworen wird.

Der JPS-Bibelkommentar

Denn in v. 9 wird zur Begründung und Erläuterung dessen, daß Jahve seinen Knecht Zemach kommen läßt, die Wegschaffung der Missethat erst in zweiter Reihe genannt. In erster Reihe ist die Rede von dem Steine, den Jahve vor Josua gelegt u. s. w. Die Beantwortung der Frage, was dieser Stein bedeute oder wer darunter zu verstehen sei, ist bedingt durch die Auffassung der W. עִל אֶבֶן — — עֵינַיִם. Daß diese Worte keine Parenthese bilden (Hitz. Ew.), sondern eine Aussage über הִנֵּה חָאֶבֶן bringen, wird von den meisten Ausll. anerkannt. Demnach steht הִנֵּה הַאֶבֶן וגו absolut vorauf und wird durch עַל אֶבֶן אַחַת wieder aufgenommen. Diese Aussage kann den Sinn haben: auf einem Steine sind sieben Augen (sichtbar oder befindlich), oder: auf einen Stein sind sieben Augen gerichtet. Denn obgleich man im letzteren Falle אֶל statt עַל erwarten sollte (nach Ps. 33,18. 34,16), so kommt doch auch שִׂים עַיִן עַל vor zur Bezeichnung liebender Fürsorge Gen. 44,21. Jer. 39,12. 40,4. — Waren nun die sieben Augen auf dem Steine zu sehen, so konnten sie nur auf demselben graviert oder eingezeichnet sein. Dazu stimmt aber das folgende חִנְנִי מְפַתֵּחַ וגו nicht, indem hiernach das Gravieren des Steines erst geschehen soll, nicht schon geschehen ist, da הִנֵּה mit folgendem Participe niemals das bereits Geschehene, sondern stets das in Zukunft Geschehende ausdrückt. Aus diesem Grunde müssen wir uns dafür entscheiden, daß die sieben Augen auf den Stein gerichtet sind oder über demselben fürsorgend wachen. Damit fällt aber die zuletzt von Klief. verteidigte Ansicht der altkirchlichen Ausleger, daß der Stein den Messias bedeute nach Jes. 28,16. Ps. 118,22 mit der sich übrigens auch das נָתַתִּי „gegeben, gelegt vor Josua“ schwer vereinigen läßt, wenn dieses auch nur besagen sollte, daß Josua mit Augen wie gegenwärtig sehen soll, daß Gott diesen Grundstein legt. Noch weniger ist an den Grundstein des Tempels zu denken (Ros. Hitz.), da dieser schon längst gelegt war und nicht abzusehen ist, wozu er graviert werden sollte, oder gar an den Stein, der nach den Rabbinen im Allerheiligsten des zweiten Tempels die leere Stelle der Bundeslade einnahm (Hofm.) ein Surrogat für die Bundeslade (Orelli); oder an einen Edelstein im Brustschilde des Hohenpriesters (Bredenk.). Der Stein ist Symbol des Reiches Gottes und ist von Jahve vor Josua gelegt, indem Gott demselben das Richten seines Hauses und das Hüten seiner Vorhöfe übertragen hat (לִפְנֵי in geistigem Sinne wie z. B. 1 Kg. 9,6). Die sieben Augen, welche über diesem Steine schirmend wachen, sind nicht Bild der allwaltenden göttlichen Vorsehung, sondern entsprechend den sieben Augen des Lammes, welche sind die sieben Geister Gottes Apok. 5,6, und den sieben Augen Jahve’s (Zach. 4,10), die siebenfältigen Ausstrahlungen des Geistes Jahve’s (nach Jes. 11,2), welche an diesem Steine sich kräftig erweisen, um ihn für seine Bestimmung zuzurichten. Diese Zurichtung wird dem Bilde des Steines entsprechend פִּתֵּחַ פִּתֻּחָהּ (vgl. Ex. 28,9. 11) genannt, seine Gravierung graben d.h. ihn gravieren, ihn zu einem schönen, köstlichen Steine zurichten. Die Zurichtung dieses Steines d.i. des in Israel gegründeten Gottesreiches durch die Kräfte des Geistes des Herrn ist das eine Moment, worin sich das Bringen des Zemach zeigen wird; das andere besteht in dem Tilgen der Missethat dieses Landes. מוּשׁ hier in transit. Bed. weichen machen, tilgen. הָאָרֶץ הַהִיא ist das Land Canaan oder Juda, das aber freilich in der messianischen Zeit sich über die ganze Erde erstrecken wird. Die Bestimmung בְּיוֹם אֶחָד kann selbstverständlich nicht die Bed. haben: an einem und demselben Tage, und aussagen, daß die Verleihung der rechten, Gott wolgefälligen Beschaffenheit an Israel und die Hinwegnahme der Schuld vom Lande gleichzeitig erfolgen sollen (Hofm. Koehl.), sondern: an einem Tage ist sachlich gleich dem dem ἐφάπαξ Hebr. 7,27. 9,12. 10,10 und besagt, daß die durch den Messias (צֶמַח) zu bewirkende Sündentilgung nicht eine solche sein wird, wie die durch das vorbildliche Priestertum bewirkte, die immer wiederholt warden mußte, sondern wird mit einem Male vollendet sein. Dieser eine Tag ist der Tag von Golgotha. Demnach ist der Gedanke dieses V. folgender: Jahve wird seinen Knecht Zemach kommen lassen, weil er sein Reich herrlich zurichten und die Sünde seines Volkes und Landes auf einmal tilgen will. Durch Tilgung aller Schuld und Missethat, nicht blos der auf dem Lande liegenden (Koehl.), sondern der der Bewohner des Landes, des ganzen Volkes wird aller Unfriede und alles Elend, welches aus der Sünde fließt, hinweggeräunt und für die entsündigte Gemeinde des Herrn ein Zustand seligen Friedens eintreten. Dies ist der nach Mich. 4,4. 1 Kg. 5,5 gebildete Gedanke des 10. Verses, mit welchem diese Vision schließt. — Das folgende Gesicht zeigt die Herrlichkeit der entsündigten Gemeinde.

Keil 1888 – Biblischer Commentar über das Alte Testament

„Kein Anschluß unter dieser Nummer“??

Aus den Tiefen rufe ich zu dir, Jehova! Herr, höre auf meine Stimme! laß deine Ohren aufmerksam sein auf die Stimme meines Flehens!
Elberfelder 1871 – Ps 130,1–2

Herr, aus tiefster Verzweiflung schreie ich zu dir.
Herr, höre mein Rufen und vernimm mein Gebet!
Neues Leben – Bibel 2006 – Psalm 130,1–2

Aus den Tiefen habe ich dich angerufen, o Jehova.
O Jehova, höre doch meine Stimme.
Möge es sich erweisen, daß deine Ohren auf die Stimme meiner flehentlichen Bitten aufmerken.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Psalm 130,1–2

Ich schreie zu dir, denn ich bin seelisch bankrott, Hey! Hörst du meine Stimme, mein Gott? Ich schicke ein lautes Gebet zu dir raus. Zieh dir das rein: Ich bin mies drauf!
VolxBibel – Psalm 130:1–2

Der Psalmist schrie aus der Tiefe (vgl. Ps 30,2;71,20 ) zum Herrn; ein Bild, das von unüberwindlichen Schwierigkeiten spricht, die sogar beinahe den Tod bringen. Der Psalmist betete, daß der Herr seinen Ruf nach Gnade hören möge. Wir erfahren nicht, was die eigentliche Schwierigkeit war. Ps 130,8 gibt einen Hinweis darauf. Das Volk war möglicherweise in einer heiklen Situation, weil Gott es für seine Sünden bestraft hatte.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Aus der Tiefe rufe ich. Von Fluten der Leiden umrauscht lässt der Prophet wie aus einem tiefen Abgrund seine Stimme emporsteigen. Das wollen wir beachten. In der Regel haben Nöte, von denen man kein Ende sieht, Verzweiflung zur Folge, und es gehört zu dem Schwersten, das es gibt, in tiefer Traurigkeit und Niedergeschlagenheit sich zum Gebet aufzuraffen. Wunderbar, bei angenehmen, ruhigen Verhältnissen kommt unser Gebet ins Stocken, weil Sicherheit sich unser bemächtigt, hingegen Leiden, die uns aufrütteln sollten, betäuben uns und lähmen uns so noch mehr. Der Prophet entnimmt nun aber gerade den Widerwärtigkeiten, dem Kummer, den Gefahren, dem Schmerz, worin er versenkt ist, die Zuversicht zum Gebet. Dabei verrät er seine Angst und seine heftige Bewegung durch das Wort „rufen“ oder „schreien“ und durch die Wiederholung, die der zweite Vers enthält. – Bei den Römischen wird der Psalm schnöde gemissbraucht und entweiht. Sie murmeln ihn her zu Gunsten der Verstorbenen, als ob die Lebenden ihn nicht brauchen könnten. So hat der Teufel es fertig gebracht, die überaus wertvollen Lehren unseres Psalms zu entkräften, und der Welt ist ein unvergleichlicher Schatz verloren gegangen.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Bezüglich des Verses in Psalm 145:18, „Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn in Wahrheit anrufen“, bemerkt der Zohar, dass die Worte „in Wahrheit“ bedeuten, im Besitz des vollen Wissens zu sein, das den Verehrer befähigt, „die Buchstaben des Heiligen Namens im Gebet zu vereinen…. Am Erreichen dieser Einheit hängt sowohl die himmlische als auch die irdische Anbetung…. Wenn ein Mensch kommt, um den Heiligen Namen zu vereinigen, aber ohne richtige Konzentration des Geistes und Hingabe des Herzens, damit die himmlischen und irdischen Heerscharen dadurch gesegnet werden, dann wird sein Gebet zurückgewiesen und alle Wesen verurteilen ihn, und er wird zu denen gezählt, von denen der Heilige sagte: ‚Wenn ihr kommt, um mein Antlitz zu sehen, wer hat dies von eurer Hand verlangt, um meine Höfe zu betreten?‘ Alle ‚Antlitze‘ des Königs sind in den Tiefen der Finsternis verborgen, aber für diejenigen, die es verstehen, den Heiligen Namen vollkommen zu vereinigen, werden alle Mauern der Finsternis durchbrochen, und die verschiedenen ‚Antlitze‘ des Königs werden offenbar gemacht und leuchten über allen und bringen den himmlischen und irdischen Wesen Segen.“

Die niederen Dinge sind offensichtlich, die höheren Dinge bleiben unverhüllt. Je höher eine Essenz ist, desto größer ist der Grad ihrer Verborgenheit. Beten bedeutet, „Segen aus der Tiefe der ‚Zisterne‘ zu schöpfen, aus der Quelle allen Lebens…. Gebet ist das Schöpfen dieses Segens von oben nach unten; denn wenn der Alte, der Allverborgene, das Universum segnen will, lässt Er seine Gnadengaben in jener himmlischen Tiefe sammeln, von wo aus sie durch menschliches Gebet in die ‚Zisterne‘ geschöpft werden sollen, damit alle Ströme und Bäche daraus gefüllt werden.“ Der Vers in Psalm 130,1: „Aus der Tiefe habe ich dich angerufen“, soll nicht nur bedeuten, dass der Betende dies aus der Tiefe seiner Seele tun soll, sondern auch, dass er den Segen aus der Quelle aller Quellen anrufen soll.

Jacob Neusner – Rabbinisches Judentum verstehen – Von der talmudischen zur modernen Zeit

Es gibt also beim Gebet nicht die Funktion, die wir vom Handy kennen: kein Empfang, weil wir gerade in einem Funkloch wären 😉 und es gibt auch kein leeres Accu! Wir können zu jeder Tages- und Nachtzeit und in jeder Situation zu Jehovah beten! Es gibt auch keine Überlastung der Leitung, so dass wir zu einer späteren Zeit noch einmal anrufen müßten, weil auf der anderen Seite besetzt sei! Wir müssen uns auch nicht auf wenige Minuten beschränken.

andere Art von Waffen

Und David sprach zu dem Philister: Du kommst zu mir mit Schwert und mit Speer und mit Wurfspieß; ich aber komme zu dir im Namen Jehovas der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, den (O. die) du verhöhnt hast.
… Und diese ganze Versammlung soll erkennen, daß Jehova nicht durch Schwert und durch Speer rettet; denn Jehovas ist der Streit, und er wird euch in unsere Hand geben!
Elberfelder 1871 – 1 Sam 17,45+47

David antwortete ihm: „Du trittst mir mit Schwert und Speer und Wurfspieß entgegen, ich aber trete dir im Namen von Jehova, dem Herrn der Heere, entgegen — dem Gott des Heeres Israels, den du verhöhnt hast. … Alle, die hier versammelt sind, werden erkennen, dass Jehova weder mit Schwert noch mit Speer rettet, denn es ist Jehovas Schlacht, und er wird euch alle in unsere Hand geben.“
neue Welt Übersetzung – 2018 – 1.Sam 17,45+47

David rief ihm aber zu: „Du kommst dir mit deiner Pumpgun wohl ganz toll vor. Aber ich hab die Hilfe von meinem Gott dabei! Und dieser Gott ist der Chef vom ganzen Universum, er ist der Gott von den Israeliten, und den hast du vorhin derbe beleidigt.
Alle Leute sollen kapieren, dass Gott keine großen Waffen braucht, um seine Leute rauszuhauen. Gott legt fest, wer so einen Krieg gewinnt, und er hat beschlossen, dass die Philister von uns eins auf die Mütze kriegen!“
VolxBibel – 1.Samuel 17:45+47

Tzva’ot 1 Samuel 17:45 Die Namen JHWH und Elohim kommen häufig zusammen mit dem Wort tzva’ot („Heerscharen“) vor, z. B. JHWH Elohim Tzva’ot, was „Gott der Heerscharen“ bedeutet. Am häufigsten erscheint es als YHVH of Hosts, „Der Herr der Heerscharen“. Dies kommt mehr als zweihundertvierzig Mal im Tanach vor. ADONAI wird oft als Präfix hinzugefügt, so dass der Titel „Herr JHWH der Heerscharen“ lautet. Dieser zusammengesetzte göttliche Name kommt hauptsächlich in der prophetischen Literatur vor und erscheint überhaupt nicht im Tanach, in Josua oder in den Richtern. Die ursprüngliche Bedeutung von Tzva’ot ist wahrscheinlich in 1 Samuel 17,45 zu finden, wo „ADONAI-Tzva’ot“ als Bezeichnung für „den Gott der Heere Israels“ interpretiert wird (vgl. Jos 5,13-15; Jes 13,4). Der Name „YHVH Tzva’ot“ wird mehr als einmal direkt mit der Bundeslade in Verbindung gebracht, die das Symbol der Gegenwart Gottes inmitten der Heerscharen seines Volkes war (Num. 10:35-36; 1 Sam. 4:4; 2 Sam. 6:2). Später und vor allem im prophetischen Sprachgebrauch wurde Tzva’ot auf die himmlischen Heerscharen übertragen, oder vielmehr wurden die himmlischen den irdischen Heerscharen hinzugefügt. Für diese Vorstellung von himmlischen Heerscharen, die ihre Kräfte mit denen des Volkes Gottes vereinen oder für die Diener Gottes kämpfen, siehe Richter 5:20; 2 Könige 6:16-17; und Psalm 34:7; 68:17.

The Complete Jewish Study Bible: Notes

Mit David verbunden

Hier geht es nicht so sehr um eine bloße Freundschaft, sondern um eine echte Herzensverbindung zwischen Jonathan und David. Hatte der verborgene Umgang mit Gott und das Vertrauen auf Ihn Jonathan eben noch zu seiner eigenen Heldentat befähigt, so war er nun selbst Zeuge eines noch größeren Sieges eines anderen gewesen. Mit atemloser Spannung wird er das Geschehen im Terebinthental verfolgt haben, als dieser anscheinend chancenlose und unterlegene Jüngling David dem scheinbar übermächtigen Philister Goliath entgegentrat. Ob er wohl die Worte Davids hatte hören können, mit denen dieser Goliath begegnete: „Ich aber komme zu dir im Namen des Herrn der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, den du verhöhnt hast“? (1 Samuel 17,45). Das, was ihm selbst die Kraft zu seinem Sieg verliehen hatte, nämlich das Bewusstsein, mit Gott zu handeln und für Seine Interessen und für Sein Volk einzutreten, das erlebte er nun bei diesem David in einer noch weiter reichenden Auseinandersetzung.
Mit was für einer inneren Beteiligung wird er dem Aufeinandertreffen zugesehen haben und Zeuge dieses Sieges und der Befreiung gewesen sein! Und dann kommt David mit dem Haupt des besiegten Feindes und dessen Waffen zurück zu Saul. – Was bewegt Jonathan in diesen Augenblicken? Bewunderung für die Geschicklichkeit, mit der David diesen Sieg errungen hatte? Oder der Gewinn, den dieser Sieg für sein Volk bedeutete? Nein, in weit höherem Maß bewegte ihn derjenige selbst, der diesen Sieg errungen hatte.

Ermunterung und Ermahnung 2011

Er vertraut Gott
«Dein Knecht weidete das Kleinvieh für seinen Vater; kam nun ein Löwe oder ein Bär und trug ein Stück von der Herde fort, so lief ich ihm nach und schlug ihn und entriss es seinem Rachen; und erhob er sich gegen mich, so ergriff ich ihn beim Bart und schlug ihn und tötete ihn» (1 Samuel 17,34.35).
Obwohl David in der Wüste viele eintönige Stunden verbringt, gibt es auch herausfordernde Momente. Er muss seine Herde gegen Löwen und Bären verteidigen. Er entreisst diesen Räubern die Beute und tötet sie schliesslich.
Warum kann er diese «Heldentat» vollbringen? Weil er Gott vertraut! In Psalm 18,30 sagt er: «Mit dir werde ich gegen eine Schar anrennen, und mit meinem Gott werde ich eine Mauer überspringen.» Schon als junger Mann wagt er es, gegen wilde Tiere zu kämpfen, weil er sich ganz auf seinen Gott stützt. Nicht seine Kraft oder seine Taktik sind ausschlaggebend, sondern das Bewusstsein, dass er den Kampf mit seinem Gott führt.
Auch im täglichen Leben jedes jungen Christen ist Gottvertrauen gefragt. In der Schule, beim Studium, bei der Arbeit oder in der Freizeit erleben wir die Angriffe des Teufels:
• Vielleicht versucht er dir im Studium mit wissenschaftlichen Abhandlungen das Glaubensfundament unter den Füssen wegzuziehen, indem er biblische Aussagen lächerlich macht. Dann bete zum Herrn und lies viel in der Bibel. Vertraue einfach seinem Wort. Es ist absolut wahr und bleibt ewig bestehen! So kannst du diesen Angriff abwehren.
• Vielleicht bekommst du eine Einladung für eine Aktivität, an der du als Christ nicht teilnehmen sollst. Doch dir fehlt der Mut, «Nein» zu sagen. Mit deinem Gott geht es. Vertraue Ihm! Er gibt dir die Kraft, die Einladung abzulehnen und die Verachtung zu ertragen.
• Vielleicht erlebst du etwas sehr Schweres. Da greift der Feind dich an, indem er die Liebe Gottes zu dir infrage stellt. Dann vertraue in der Schwierigkeit deinem Gott. Glaub, dass Er dich trotzdem liebt. Er hat ja seinen Sohn für dich in den Tod gegeben. Diesen Liebesbeweis kann dir niemand nehmen!
Solche Kämpfe, die unseren Glauben festigen, fechten wir meist im Verborgenen und im Vertrauen auf Gott aus. Doch Er will uns den Sieg schenken.
Später kommt David ins Heerlager Israels und hört, wie Goliath die Schlachtreihen des lebendigen Gottes verhöhnt. Da will er gegen den Riesen kämpfen. Woher besitzt er den Mut dazu? Er sagt zu Goliath: «Du kommst zu mir mit Schwert und mit Speer und mit Wurfspiess; ich aber komme zu dir im Namen des HERRN der Heerscharen» (1 Samuel 17,45). Weil David mit seinem Gott in der Wüste Erfahrungen gemacht hat, ist er im Kampf gegen Goliath voller Zuversicht. Mit seinem Gott will er diesen Feind schlagen. Zu diesem Gottvertrauen bekennt sich der HERR, indem Er David den Sieg über Goliath schenkt.
Auch heute gilt es, im Volk Gottes den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen. Wie gut, wenn unser Gottvertrauen im Verborgenen gewachsen ist! Dann kann Gott uns zum Nutzen für sein Volk gebrauchen

Halte fest 2011

„Du kommst zu mir mit Schwert und Spieß und Schild, ich aber komme zu dir im Namen Jahves der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, den du gehöhnet hast. Heutigen Tages wird dich Jahve in meine Hände überantworten, dass ich dich schlage und nehme dein Haupt von dir, dass alles Land inne werde, dass Jahve nicht durch Schwert und Spieß hilft. Denn Jahves ist der Streit, und Er wird euch in unsere Hand geben.“
Welch eine Treue und Siegesgewissheit sprach doch aus diesem Bekenntnis! Der Hohn des Philisters hatte David nicht erschüttert. Der Streit war des Herrn, und es handelte sich in demselben um die Freiheit des bedrohten Gottesvolkes. Sein Vertrauen galt nicht seinen Waffen, sondern seinem Gott.
Das war die Quelle seiner Kraft. David hatte das tiefe Geheimnis erfasst: Wer mit Gott im Bunde steht, der hat den Sieg immer auf seiner Seite. Daher rechnete sein Glaube auch mit dem Siege, bevor vom Sieg überhaupt etwas zu sehen war. Und er sah sich in seinen Erwartungen nicht enttäuscht. David siegte auch mit geringen Waffen. Denn nicht die Waffen, sondern Gott ist das Entscheidende in jedem Glaubenskampf. Daher gilt Ihm allein das Lied, das nach dem Sieg der Glaube singt.

Kroeker – Das lebendige Wort Band 5

Auffallend: David ist kein Soldat im Heere Sauls! Und eigentlich ist es Sauls Aufgabe, den Namen Jehovah rein zu erhalten! Saul ist der „größte Israelit“ – er ist einen Kopf größer als alle anderen. Und keiner der Soldaten kämpft! Kein Saul tritt nach vorn!
So ist dass, wenn man sich hinter einer Organisation versteckt! Anstatt einen eigenen Glauben, ein eigenes Verhältnis zum Schöpfer aufzubauen! Aber David hat dieses Verhältnis aufgebaut – und wird nun als das Werkzeug Jehovahs benutzt!

Und wo stehen wir? Wie die Soldaten Sauls? Oder haben wir ein persönliches, eigenständiges Verhältnis zu dem Gott der Heerscharen?

Jehovah und „seine Frau“

Hoch erfreue ich mich in Jehova; meine Seele soll frohlocken in meinem Gott! Denn er hat mich bekleidet mit Kleidern des Heils, den Mantel (Eig Talar) der Gerechtigkeit mir umgetan, wie ein Bräutigam den Kopfschmuck (d. i. den Turban) nach Priesterart anlegt, und wie eine Braut sich schmückt mit ihrem Geschmeide.
Elberfelder 1871 – Jes. 61,10

und dass sie sich wahrlich freuen werden über den Herrn. Es juble meine Seele über den Herrn! Denn er hat mich bekleidet mit dem Obergewand des Heils und mit dem Unterkleid der Freude – der Freude : Am Karsamstag liest man in der ORTH. L. der Freude umgab er mich. – ; wie einem Bräutigam legte er mir einen Kopfschmuck an und wie eine Braut stattete er mich mit Schmuck aus.
Septuaginta Deutsch – Jesaja 61,10

Yes, wir freuen uns richtig! Wir freuen uns über Gott! Aus meinem Innersten sprudelt nur Freude über meinen Gott raus! Er hat mich fit gemacht, er hat alles wiedergutgemacht! Er hat mich mit einer dicken Jacke eingewickelt, um mich zu schützen, er hat mir einen besonderen Pulli angezogen, dermich für ihn wieder korrekt gemacht hat. Wie ein Bräutigam, der ganz nach der Sitte der Priester einen Hut auf den Kopf hat, oder wie eine Braut, die sich mit ihrem Hochzeitsschmuck hübsch macht, so werden wir für ihn fit sein.
VolxBibel – Jesaja 61:10

In der Hingabe zu leben bedeutet, frei zu werden – frei, alles wegzugeben, was wir besitzen; frei, die Werbung zu ignorieren, die unser Glück mit unseren Kaufgewohnheiten in Verbindung bringt; frei, sich an den Andeutungen der Gegenwart unseres Erlösers in jedem Teil unseres Lebens zu erfreuen; frei, in den Himmel zu blicken, die sanfte Liebkosung Gottes zu spüren und in den Wind zu singen: „Ich bin so fröhlich in ADONAI! Meine Seele freut sich an meinem Gott, denn er hat mich mit Heil bekleidet, mich mit einem Triumphgewand gekleidet, wie ein Bräutigam, der einen festlichen Turban trägt, wie eine Braut, die mit ihren Juwelen geschmückt ist“ (Jesaja 61,10). Nur dann haben wir echte Freude erlebt. Nur dann können wir zufrieden sein. Denn nur dann haben wir die weitreichenden Implikationen des einfachen Gebets erfasst: „Gelobt sei Adonai, unser Gott, König des Universums, der Freude und Glück geschaffen hat.“

Beten wie der Jude Jesus – Die antiken Wurzeln des neutestamentlichen Gebets wiederentdecken

In Jesaja 54 verwendet der Prophet erneut das Bild einer Braut, um von der Wiederherstellung Israels in der Endzeit zu sprechen. Jesaja spricht von der zukünftigen Wiederverheiratung Gottes mit seiner verlassenen Frau Zion. Jesaja 54 ist eine Geschichte über eine verlassene Frau, die aus diesem Grund unfruchtbar ist, die aber sowohl von der Verwüstung als auch von der Unfruchtbarkeit befreit werden wird, wenn sie wieder geheiratet wird.20 Die Frau ist Zion, die Stadt Jerusalem. Diese Umkehrung wird dazu führen, dass Jerusalem mit Edelsteinen geschmückt wird.
In Jesaja 61-62 verwendet der Prophet aus demselben Grund erneut das Bild der Braut. Jesaja verkündet:
….
Worauf läuft das alles hinaus? Jesaja stellt das eschatologische Jerusalem, das sowohl das Volk Israel als auch die Stadt repräsentiert, als die neue Braut Gottes dar, mit einer Besonderheit. Die Braut ist nichts anderes als Gottes frühere Frau, die er wegen ihrer Untreue verlassen hat. Gott heiratet seine Frau wieder! Dieses Bild wird verwendet, um die Wiederherstellung Israels am eschatologischen Tag der Erlösung darzustellen.
Eine weitere Beobachtung, die für unser Verständnis der Offenbarung wichtig ist, betrifft die Rolle der heidnischen Völker bei der Wiederherstellung. Nach der Prophezeiung Jesajas (66:19-21) werden die Völker Israel aus dem Exil zurückholen:

„Ich werde ein Zeichen unter ihnen setzen und einige von denen, die überlebt haben, zu den Völkern senden – nach Tarschisch, zu den Libyern und Lydiern (die als Bogenschützen berühmt sind), nach Tubal und Griechenland und zu den fernen Inseln, die noch nichts von meinem Ruhm gehört und meine Herrlichkeit nicht gesehen haben. Sie werden meine Herrlichkeit unter den Völkern verkünden. Und sie werden dein ganzes Volk aus allen Völkern zu meinem heiligen Berg in Jerusalem bringen, um dem Herrn zu opfern – auf Pferden, auf Wagen, auf Maultieren und auf Kamelen“, spricht der Herr. „Sie werden sie in feierlich gereinigten Gefäßen in den Tempel des Herrn bringen, so wie die Israeliten ihre Speiseopfer bringen. Und ich will auch einige von ihnen zu Priestern und Leviten erwählen“, spricht der Herr.

Die heidnischen Völker sind die Träger des zerstreuten Israels. Auch sie sind bei der Hochzeit zwischen Gott und seiner Braut Israel anwesend. Sie feiern die Wiederherstellung von Gottes Volk und seiner Stadt.

Einführung in das messianische Judentum: Sein kirchlicher Kontext und seine biblischen Grundlagen

drüber reden, damit gehört werden kann?

Wie werden sie nun den anrufen, an welchen sie nicht geglaubt haben? wie aber werden sie an den glauben, von welchem sie nicht gehört haben? Wie aber werden sie hören ohne einen Prediger?
Elberfelder 1871 – Röm 10,14

Doch wie sollten sie den zu Hilfe rufen, an den sie nicht glauben? Und wie sollten sie zum Glauben an den kommen, von dem sie noch nichts gehört haben?
Johannes Greber – Röm 10,14

Sie können sich aber nur zu ihm bekennen, wenn sie vorher zum Glauben* gekommen sind. Und sie können nur zum Glauben kommen, wenn sie die Botschaft gehört haben. Die Botschaft aber können sie nur hören, wenn sie ihnen verkündet worden ist.
Gute Nachricht Bibel – Römer 10,14

Wie aber sollen die Menschen zu Gott rufen, wenn sie nicht an ihn glauben? Wie sollen sie zum Glauben an ihn finden, wenn sie nie von ihm gehört haben? Und wie können sie von ihm hören, wenn ihnen niemand Gottes Botschaft verkündet?
Hoffnung für Alle – Römer 10,14

Wie sollen denn die Menschen mit Gott reden können, wenn sie nicht an ihn glauben? Und wie sollen sie an ihn glauben, wenn sie nie von ihm gehört haben? Und wie sollen sie überhaupt von ihm hören, wenn da keiner am Start ist, der es ihnen erzählt?
VolxBibel – Römer 10,14

Das Evangelium
Das Prinzip von Saat und Ernte gilt auch für die Verbreitung des Evangeliums. Ohne Aussaat gibt es keine Ernte und ohne die Verkündigung des Evangeliums keine Bekehrungen. Wenn wir das Evangelium nicht verbreiten, wird auch niemand die gute Botschaft hören und folglich niemand zum Glauben kommen (Röm 10,14; 1 Petrus 1,23). Der Auftrag, den der Herr damals kurz vor seiner Himmelfahrt seinen Jüngern gab, gilt auch uns: «Geht hin in die ganze Welt und predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium» (Mk 16,15). Unsere Verantwortung liegt nicht darin, den «Herzensboden» unserer Mitmenschen auf seine Beschaffenheit hin zu untersuchen, sondern den Samen des Evangeliums auszustreuen. Ist es uns ein tägliches Anliegen, das Evangelium zu verbreiten und unseren Mitmenschen von Jesus Christus zu erzählen?
Wie säen wir?
Es geht nicht nur um die Frage, was wir säen, sondern auch, wie wir säen. In diesem Punkt dienen uns die Vorgänge in der Natur ebenfalls als Vorbild. Nicht nur die Saat an sich, sondern auch die Art und Weise, wie wir säen, entscheidet über die Höhe des Ertrags. Darum ist es ausschlaggebend, wie wir säen.
Reichlich
Wenn der Bauer im Frühjahr seine Äcker sparsam besät, dann wird er im Spätsommer auch wenig ernten. Wenn er dagegen seine Äcker grosszügig besät, dann wird er eine entsprechend reiche Ernte einfahren. Diese «Regel» gilt auch in geistlicher Hinsicht: «Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten» (2 Korinther 9,6). Wer viel sät, indem er sein Leben dem Herrn zur Verfügung stellt und überströmend ist im Werk des Herrn (Röm 12,1; 1 Korinther 15,58), der wird auch viel ernten – nicht unbedingt zu seinen Lebzeiten, aber auf jeden Fall beim Kommen des Herrn Jesus. Wollen wir nicht alle zu denen gehören, die in Bezug auf Gott reich sind (Lk 12,21)?
Mit Ausdauer
Darüber hinaus ist es wichtig, ausdauernd und fleissig zu säen. Wer auf jede Wolke am Himmel achtet und sich durch jeden Umstand beeinflussen lässt, wird kaum in der Lage sein, den Samen auszustreuen (Pred 11,4). Er wird immer einen Grund finden, das Säen auf einen vermeintlich günstigeren Zeitpunkt zu verschieben. Doch beim Säen sollen wir nicht müssig sein, sondern jede Gelegenheit, die sich uns bietet, eifrig nutzen, um für den Herrn und seine Sache zu «säen», denn wir wissen nicht, «welches gedeihen wird: ob dieses oder jenes, oder ob beides zugleich gut werden wird» (Pred 11,6). Selbst wenn die Umstände ungünstig scheinen, dürfen wir die Zeit ausnutzen und den Samen des Wortes ausstreuen (2 Timotheus 4,2).
Mit Tränen
Allerdings geht uns das Säen nicht immer leicht von der Hand. Oft ist es mit grosser Mühe und Sorge verbunden, manchmal sogar mit Tränen. Wenn das der Fall ist, dann kann uns ein Wort aus Psalm 126 neuen Mut machen: «Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Er geht hin unter Weinen und trägt den Samen zur Aussaat; er kommt heim mit Jubel und trägt seine Garben» (V. 5.6). Das, was in Vollkommenheit auf den Herrn zutrifft, dürfen wir auch für uns in Anspruch nehmen: Einmal wird der Augenblick kommen, wo alle Mühen und Beschwerden für immer vergessen sein werden. Dann werden wir in der Gegenwart des Herrn jubeln und uns an den Ergebnissen unserer Arbeit erfreuen.
In Hoffnung
Der Bauer sät, um zu ernten. Er investiert Arbeit und Mühe in der Hoffnung, einige Zeit später ernten zu können. Dabei vergeht zwischen Saat und Ernte normalerweise eine mehr oder weniger lange Zeit. Auch der Gläubige sät auf Hoffnung. Er weiss, dass die Zeit des Erntens bald kommen wird, aber bis dahin geht er geduldig seiner Arbeit nach (Jak 5,7.8). Gott hat uns auf der Erde zurückgelassen, um Ihm zu dienen und Frucht zu bringen. Auch wenn manche Früchte unserer Arbeit bereits auf der Erde sichtbar werden – die gesamte Ernte wird sich erst im Himmel zeigen. Dort wird uns der Herr Jesus einmal für alles belohnen, was wir für Ihn getan haben (Off 22,12).
Wozu säen wir?
Jede Mühe und jede Arbeit, sei sie noch so klein und unbedeutend, werden wir im Himmel einmal wiederfinden. Selbst für einen Becher kalten Wassers, den wir in seinem Namen weitergeben, wird der Herr uns einmal belohnen (Mt 10,42). Gott wird unser Werk und die Liebe, die wir für seinen Namen bewiesen haben, nicht vergessen (Heb 6,10). Vom Hochzeitskleid der himmlischen Braut, das aus feiner Leinwand, glänzend und rein, bestehen wird, heisst es: «Die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten (oder gerechten Taten) der Heiligen.» Alles wird zur Schönheit der Braut und zur Verherrlichung des Herrn beitragen (Off 19,8). An jenem Tag wird der Herr Jesus in seinen Heiligen verherrlicht und in allen denen, die geglaubt haben, bewundert werden (2 Thessalonicher 1,10). Ist es nicht der Mühe wert, jetzt und heute dafür zu arbeiten?
Wie lange säen wir?
Solange wir auf der Erde leben, haben wir die Möglichkeit, zu säen. Doch diese Zeit ist begrenzt. Sie wird mit jedem Tag kürzer. Spätestens beim Kommen des Herrn wird die Zeit des Säens für immer vorbei sein. Gelegenheiten, die wir jetzt ungenutzt verstreichen lassen, werden dann nie mehr nachgeholt werden können und Verlust bedeuten. Darum ist es so wichtig, dass wir die Zeit auskaufen und jede Gelegenheit, die sich uns bietet, mit Ausdauer und Eifer nutzen, um für den Herrn und seine Interessen zu «säen». Heute ist es noch möglich, morgen kann es schon zu spät sein!

Halte fest 2021

Wie sollen sie aber den anrufen. Anrufung Gottes und Glaube gehören unzertrennlich zusammen. Wer Gott anruft, flieht damit zum einzigen Hafen seines Heils, will wie ein Kind im Schoße des besten und liebsten Vaters sich bergen, sucht unter seiner Obhut eine Schutz, bei seiner Verzeihung und Liebe eine Ruhestätte, bei seiner Güte eine Hilfe, bei seiner Kraft eine Stütze. Das kann aber niemand, er hätte denn zuvor in seinem Gemüt eine feste Zuversicht zu Gottes Gnade gefasst, so dass er nun wagt, von ihm etwas zu bitten und zu hoffen. Wer Gott anruft, muss gewisslich glauben, dass bei ihm seine Hilfe steht. Natürlich denkt Paulus hier nur an eine solche Anrufung, welche dem Herrn wohlgefällig ist. Denn auch die Heuchler rufen Gottes Namen an, aber nicht zu ihrem Heil, weil sie es ohne Glauben tun. Hier aber handelt es sich nicht um ungewisse Ahnungen und Vermutungen, sondern um eine völlige Gewissheit über Gottes Gnade, welche das Gemüt aus dem Evangelium schöpft, mit welchem Gott uns die Versöhnung und Kindschaft anbietet. Ohne diese Gewissheit kann man nicht richtig beten, ohne sie steht der Zugang zu Gott nicht offen (Eph. 3, 12). Umgekehrt ergibt sich auch der Schluss: der Glaube ist erst echt, wenn er zur Anrufung Gottes wird. Wer Gottes Güte wirklich geschmeckt hat, kann nicht anders, als mit allen seinen Anliegen stetig zu ihm kommen.
Wie sollen sie aber an den glauben usw. Solange nicht Gottes Gnadenzusage uns den Mund zum Gebet öffnet, müssen wir stumm bleiben. Diese Ordnung enthüllt auch das Prophetenwort (Sach. 13, 9): „Ich will sagen: Es ist mein Volk; und sie werden sagen: Herr, mein Gott!“ Wir selbst können uns keinen gnädigen Gott machen, wenn es uns beliebt. Nur die Erkenntnis, welche er uns in seinem Worte erschließt, ist zuverlässig und echt. Solange bloß unsere eignen Gedanken Gott für gut halten möchten, entsteht kein fester und ungezweifelter Glaube, sondern nur eine unsichere und schwankende Einbildung. Zur rechten Erkenntnis Gottes bedürfen wir seines Wortes. Unter diesem Worte versteht der Apostel die mündliche Predigt des Evangeliums: sie ist das Mittel, durch welches Gott seine Erkenntnis mitzuteilen beschlossen hat. Wollte aber jemand daraus schließen, dass Gott den Menschen diese Erkenntnis überhaupt auf eine andere Weise nicht mitteilen könne, so wäre dies nicht im Sinne des Apostels: Paulus wollte hier lediglich die ordentliche Weise ins Auge fassen, wie Gott Gnade austeilt, nicht aber seiner Gnade ein Gesetz vorschreiben.

Calvin – Römerbrief

Doch solch ein Evangelium setzt eine allgemeine Verkündigung voraus. Welchen Nutzen hat eine Errettung, die den Heiden und den Juden angeboten wird, wenn sie davon nicht hören? Hier haben wir das Herzstück jeder christlichen Mission!
In einer Folge von dreimal »Wie?« (»wie werden sie … anrufen … glauben … hören ohne einen Prediger«) geht der Apostel über die Stufen zurück, die ihn zum Heil von Juden und Heiden geführt haben. Vielleicht wird es deutlicher, wenn wir die Reihenfolge folgendermaßen umkehren:
Gott sendet seine Diener.
Sie predigen die Gute Nachricht vom Heil.
Die Sünder hören Gottes Angebot, in Christus ewiges Leben zu erhalten.
Einige der Zuhörer glauben der Predigt.
Diejenigen, die glauben, rufen den Herrn an.
Diejenigen, die den Herrn anrufen, werden gerettet.
Hodge verweist darauf, welches Prinzip diesem Argument zugrunde liegt: Wenn Gott eine Absicht hat, stellt er auch die Mittel bereit, um diese Absicht zu erreichen. Der Vers ist, wie wir gesagt haben, die Grundlage der christlichen Missionsbewegung. Paulus verteidigt hier die Tatsache, dass er den Heiden das Evangelium gepredigt hat, eine Vorgehensweise, die die ungläubigen Juden für unentschuldbar hielten.

MacDonald . Kommentar zum Neuen Testament

So klar ist Israel die Rettung angeboten, und nicht erst jetzt. Von dem Wort Jesaja 52,7 aus erweist sich der Eifer Gottes um Israel. Er sendet und sandte viele Boten des Evangeliums zu seinem Volk. Israel könnte mitjubeln: „Wie lieblich sind die Füße derer, die gute Botschaft verkündigen!“ Dieses Bild der „lieblichen Füße“ gebraucht Jesaja, um schon an der Gestalt des Boten den überwältigenden Inhalt, „die gute Botschaft“ anzukündigen. Israel hat eine lange Kette von Gottes Zeugen (vgl. Mt 21,33-41). In vier Fragesätzen zeigt Paulus die in Fülle gebotene Gelegenheit für Israel, Jesus Christus zu erkennen. Dabei wird der Prozess der Verkündigung entfaltet, in rückläufiger Weise: Sendung, Verkündigung, Hören, Glauben, Anrufen. Am Anfang stehen die, die Gott sendet, die er mit seinem göttlichen Wort beauftragt. „Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?“, so hört und empfängt Jesaja (Röm 6,8) seinen Auftrag. Gott sendet Menschen mit seinem Wort, ganz gewiss auch für Israel. Diesem Volk sandte er sogar seinen Sohn (vgl. 2Mose 3,13; Jes 19,20; 48,16; 61,1; Jer 1,7; 7,25; Mt 10,5.16; 15,24; 23,37; 28,18ff.; Lk 4,18; 11,49; Joh 8,16; 11,42; Apg 13,26; 22,21; Röm 8,3; Gal 4,4; 1Joh 4,9f.)

Verkündigung, Predigt, bevollmächtigtes Wort Gottes gibt und gab es für Israel überreich. „So spricht der Herr“ – das begleitet die Geschichte dieses Volkes bis zu Jesus, der sagt: „Meine Lehre ist nicht mein, sondern des, der mich gesandt hat“ Joh 7,16), und zu seinen Jüngern spricht er: „Wer euch hört, der hört mich“ (Lk 10,16). Israel kann hören, aber es will nicht (vgl. 5Mose 1,17; 4,1; 6,3f.; 5Mose 12,28; Jes 1,10; 42,20; Jer 7,13; Mt 5,21; 7,24; 11,15; 13,13-17; Apg 2,33.37). Sie könnten hören, aber sie glauben nicht! Wie viel haben sie von Jesus gehört, von ihm selbst sogar, und doch glaubten sie nicht (vgl. Mt 21,32; Joh 5,38; 7,5; 10,25ff.; Joh 12,36-39). Wo aber kein Glaube ist, da gibt es auch kein Anrufen. Israel hatte und hat alles Angebot – aber es will nicht.

Gerhardt Maier – Edition C

In Form von vier Fragen, die fest verbundenen Kettengliedern gleichen, führt Paulus vor, was Gott alles getan hat, damit Glaube auch wirklich entstehen kann. An alles ist gedacht, Gott hat es an nichts fehlen lassen: Sendung – Botendienst – Hören – Möglichkeit zum Glauben – Anrufen. Paulus gleitet diese Abfolge allerdings rückwärts entlang. Auf diese Weise stehen am Ende die christlichen Träger der Frohbotschaft werbend vor Israel. Zugleich aber steht es auch Heidenchristen gut an, Gottes Kettenschlüsse zu Herzen zu nehmen und nicht zu zerstören. Wie freilich werden sie den anrufen, an den sie nicht zum Glauben kamen? Ein Unding, sich unter die Verehrer Christi zu mischen ohne wahren Glauben. Und wie werden sie (an den) zum Glauben kommen, von dem sie nichts gehört haben? Ein Unding, zum Glauben aufzufordern, ohne Christus zentral vor die Augen zu malen (Gal 3,1). Ebenso ein Unding, glauben zu wollen ohne das hörende Herz (1Kön 3,9-12; 5Mo 10,16; Jer 3,10; 29,13; Hes 11,19.20), das sich bereitwillig unter die christliche Verkündigung stellt. Niemand in der Bibel glaubt von selbst, aus eigenem Entschluss und Wagnis oder im menschlichen Kraftakt. „Höre!“ ist im AT und NT ein Schlüsselwort (5Mo 6,5; Mk 4,9; 9,7; Offb 2,7.12.17.29; 3,6. 13.22). Wie aber werden sie hören ohne Verkünder? Ein Unding, „sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer zu suchen, die den Ohren schmeicheln“ (2Tim 4,3). Wie aber werden (die Verkünder) verkünden (s. zu V. 8b), wenn sie nicht gesandt sind? Ein Unding, Sendung durch Studium ersetzen zu wollen und ohne Berufung seine Stimme im Namen Gottes zu erheben. Doch Gott sorgt für wahre Freudenboten (Eph 4,11-12). Wie geschrieben ist (Jes 52,7): „Wie schön die Füße derer, die Gutes als Evangelium bringen!“ Indem Gott seinen Fuß in die Welt setzte, brachte er Sesshafte auf die Beine und die Füße von Meldegängern in Bewegung, machte sie hurtig und ließ sie Berge von Hindernissen und Täler von Finsternissen überwinden. Indem sie kommen, ist der Herr da (Lk 10,16) und spricht befreiend, erfreuend und rettend. Sollte Israel sie nicht mit offenen Armen empfangen? Trotz der allgemeinen Redeweise mit „sie“ hat Paulus schon hier bei V. 14-18 Israels Verhalten im Auge (s. V. 19).

Wuppertaler Studienbibel

Und ich? Verkündige ich das Wort Gottes? Oder rede ich nur über mich und meine Belange? Ist das, was ich anderen „bebringe“, sind meine Gespräche bibelzentriert? Oder drehen sich meine Gespräche um eine Kirche? Oder gar nur um Arbeit, Gesundheit, Probleme und Sorgen, Kinder und Familie, Angst und Alltag?