Kategorie: Fragen zur Bibel

Behaltet diese innere Einstellung bei, die auch Christus Jesus hatte.

Denn diese Gesinnung sei in (O. unter) euch, die auch in Christo Jesu war, …
Elberfelder 1871 – Philipper 2,5

Das ist die Haltung, die euren Umgang miteinander (- die euch in eurem Innersten -) bestimmen soll; es ist die Haltung, die Jesus Christus uns vorgelebt hat. (oder
Was euren Umgang miteinander prägen soll, ist die Haltung, die Jesus Christus uns vorgelebt hat. oder
Eure Haltung im Umgang miteinander soll die Haltung derer sein, die mit Jesus Christus verbunden sind.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Philipper 2:5

Denn Dies sollt ihr grundsätzlich und ständig im Sinn haben in mitten von / in wendig in euch, was auch in Christus Jesus angemessen ist / vorhanden war und ist, soll – sich jeder in den Sinn pragen lassen.
Berd Fischer – Grundtextnahe Übersetzung des Neuen Testaments – Philipper 2,5

Die Verse 3 den Vers 4 , 9-12 hatten wir schon zweiei Mal ,so auch den Vers 12zwei Mal und den Vers 13 ….

Das Symbol, das in der Grafik mit Out Front bezeichnet ist, zeigt ein nach rechts zeigendes Dreieck, dessen rechte Spitze mit einem Kreis markiert ist. Dies steht für einen weiteren Teil der Leitung – derjenige, der ganz vorne ist, der die Initiative ergreift und Vorbild ist. In der Leitung geht es viel darum, Vorbilder zu liefern und die Initiative zu ergreifen. So waren in der Militärgeschichte oftmals die Generäle besonders erfolgreich, die nicht aus dem Hintergrund die Truppen dirigierten, sondern sich an die Spitze der Truppen stellten.
Das gleiche Prinzip finden wir auch im Alten Testament. Die erfolgreichen Heeresführer gingen vorneweg. So ging zum Beispiel Gott selbst, symbolisiert durch die Bundeslade, vor seinem Volk her, als dieses den Jordan durchquerte (s. Jos 3, 3) und Jericho einnahm (s. Jos 6, 6). Andererseits führte Passivität von Heeresführern zu schlimmen Sünden, wie im Fall von König David, als er nicht mit in den Krieg gegen die Ammoniter zog und stattdessen in Jerusalem zurückblieb (s. 2.Sam 11). Gute Leiter bleiben nicht zurück. Gute Anführer ergreifen die Initiative.
Ein weiterer Bestandteil biblischer Leitung ist es, Vorbild zu sein. Jesus sagt in Johannes 13, 34: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander lieben sollt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt.“ Paulus schreibt: „Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war“ (Phil 2, 5). Petrus ermahnt einige frühe Christen, daran zu denken, dass „auch Christus für uns gelitten und uns ein Vorbild hinterlassen hat, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt“ (1.Petr 2, 21). An die Christen in Korinth schreibt Paulus: „Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich Nachahmer des Christus bin!“ (1.Kor 11, 1). Und den Christen in Thessalonich sagt er ausdrücklich, dass er sich bemüht hat, für sie ein Vorbild zu sein, dem sie folgen können (s. 2.Thess 3, 7–9). Er arbeitete bewusst daran, ein vorbildliches Leben zu führen – kein perfektes Leben, aber nichtsdestotrotz ein vorbildliches. Paulus stellte sein eigenes Leben als Vorbild hin, indem er ganz vorne die Führung übernahm, um zu zeigen, wie das praktisch aussehen soll.
Und genau das sollen wir auch tun. Zu unserer Leitungsaufgabe gehört, dass wir Vorbilder sind (s. Joh 13, 15; Phil 3, 17; 1.Tim 4, 12; Tit 2, 7; Jak 5, 10).

9 Merkmale einer gesunden Gemeinde

Dabei ist mir etwas Grundsätzliches klargeworden: Unsere kirchliche Gemeinschaft verdient nur dann den Namen „geistlich“, wenn in ihr das Jesusleben eine zentrale Rolle spielt. Das gewaltige Christuslied im Philipperbrief fordert uns nämlich dazu auf, den Jesus-Weg geistlich reflektierend zu betrachten (so wie das häufig in Exerzitien geschieht), um daraus praktische Schlüsse für das gemeinschaftliche Miteinander zu ziehen (Phil 2,5). Sein Leben ist die Radnabe, die alle Speichen beieinander hält.
So unterschiedlich wir also in sozialer, kultureller und charakterlicher Hinsicht auch ticken: Die gemeinsame Herzensbindung an den Jesus-Weg hält uns gemeinschaftlich beieinander. Wir begegnen den Anderen dann in Verantwortung vor Christus und nicht nur auf der Basis individueller Sympathievorstellungen. Dabei besteht das Ziel nicht darin, dass jeder mit jedem befreundet sein muss – aber: dass wir einander dienen, so wie Jesus uns gedient hat. Dadurch wird eine Gemeinschaft attraktiv und anziehend.

Aufatmen 4/2020

Die Gläubigen werden ermahnt, dieselbe selbstlose Demut zu zeigen, die Christus in seiner Erniedrigung und Herablassung bewiesen hat. Das hier mit gesinnt übersetzte Wort ist in Vers 2 mit „eines Sinnes“ wiedergegeben.

Walvoord Bibelkommentar

Dieser Vers verbindet die Ermahnungen (V. 1–4) mit dem folgenden Hymnus über Christus (V. 6–11). Indem Paulus den Stolz anspricht, der scheinbar die Wurzel der Uneinigkeit unter den Philippern war (1,27–2,4), weist er auf Christus als das höchste Vorbild an Demut hin. Aber Christus ist nicht nur ein Vorbild (Röm 15,1–3; 2.Kor 10,1), sondern in erster Linie ihr Herr und Heiland (V. 11; 3,20).

Reformations-Studien-Bibel

Der Geist des Gläubigen muss sich an dem richtigen Modell orientieren, wenn das Leben für Gott gelebt werden soll. Es ist umstritten, ob Christen diese Geisteshaltung durch die Vereinigung mit Christus erhalten (die in Christus Jesus ist) oder ob sie sich am Vorbild Christi orientieren soll (ESV-Fußnote: „die auch in Christus Jesus war“). (Angesichts des durchgängigen Themas der Vorbildfunktion in diesem Brief (Jesus, Paulus, Timotheus und Epaphroditus werden alle als Beispiele angeführt), haben viele Ausleger die letztere Bedeutung angenommen. Beide Vorstellungen sind theologisch richtig. In jedem Fall ist das zentrale Thema der Verse 1-5 dasselbe – dass die Gemeinde in Philippi einmütig ist (V. 2), durch Liebe (V. 2) und Demut (V. 3) vereint ist und sich um die Interessen der anderen kümmert (V. 4).

Die ESV Studienbibel

Diese Verse (V. 5-8) enthalten eine der bedeutendsten Aussagen in der ganzen Heiligen Schrift über das Wesen der Menschwerdung, also die Tatsache, dass Gott Mensch wurde. Durch diese wunderbare Beschreibung von Christus veranschaulicht Paulus außerdem anschaulich das Prinzip der Demut (V. 3, 4). Lasst diesen Geist sein: Alles gottgefällige Handeln beginnt mit der „Erneuerung des Geistes“. Rechtes Denken führt zu rechtem Handeln. Unsere Handlungen sind die Frucht unserer tiefsten Gedanken. in dir: So zu denken und zu handeln wie Christus ist nicht nur für den Einzelnen wichtig, sondern auch für die Gemeinschaft der Gläubigen. Gemeinsam müssen wir wie ein Wesen denken und handeln, wie die Person Jesus Christus.

Die Nelson Studienbibel

Habt … dieselbe Gesinnung, die auch ihr in Christus Jesus habt: oder: „die auch Christus Jesus hatte“. Obwohl oft behauptet wird, dass Christus hier als Vorbild für moralische Nachahmung fungiert, ist es nicht der historische Jesus, sondern das gesamte Christusereignis, das Philipper 2,6-11 beschreibt. Deshalb lautet der Appell, dass ihr in euren Beziehungen untereinander dasselbe Verhältnis habt, das ihr in Jesus Christus habt, d.h. dass ihr einander dient, wie ihr Christus dient (2,4).

Little Rock Catholic Study Bible

Das Heilmittel gegen die Egozentrik, die zu Wettbewerb und Eitelkeit führt, ist die Haltung, die Jesus bei seiner Menschwerdung an den Tag gelegt hat und die der Heilige Geist nun den Gläubigen vermittelt. Paulus‘ prägnante Formulierung deutet darauf hin, dass er nicht nur Jesu Beispiel der selbstlosen Dienerschaft heraufbeschwört, sondern uns auch versichert, dass diese Haltung durch unsere Vereinigung mit Christus bereits die unsere ist und daher unsere zwischenmenschlichen Beziehungen bestimmen muss.

The NIV Grace and Truth Study Bible

Wir machen alle oft Fehler

Wenn jemand nicht im Worte strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib zu zügeln.
Elberfelder 1871 – Jakobus 3,2

Denn wir (Lehrer) fehlen alle viel. Wenn jemand in der Rede nicht fehlt, der ist ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib im Zaume zu halten.
Zürcher 1931 – Jakobus 3:2

Wir alle lassen uns ja oft und in vieler Hinsicht etwas zuschulden kommen, ´am meisten jedoch bei dem, was wir sagen`. Wenn jemand sich nie auch nur mit einem Wort etwas zuschulden kommen lässt, ist er ein vollkommener ( geistlich reifer ) Mensch, der auch jeden anderen Bereich seines Lebens ( der auch den ganzen Körper ) unter Kontrolle halten kann.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Jakobus 3,2

Ob das der Grund ist, warum nach der Zeit der Apostel es keine weitere „irdische Organisation“ mehr gab, die die Worte Jehovahs im Mund führte? – und Jesus Christus direkt mit den gläubigen interagiert??

Aber gab es da nicht eine Gruppe oder eine Person, die „unfehlbar das Wort Gottes“ weitergibt?

„Der Papst ist nicht unfehlbar als Privatperson, sondern als ‚persona publica‘. Nach diesem Dogma ist der Papst unfehlbar, wenn er ‚ex cathedra‘, das heißt, in Ausübung seines obersten Lehr- und Hirtenamtes eine Wahrheit des Glaubens und der Sitten für die ganze Kirche verkündet.“

„Döllinger stellt als Historiker fest, diese Unfehlbarkeit ist nicht die Lehre der frühen Kirche. Sie ist nicht in der Heiligen Schrift begründet, sie ist nicht praktiziert in den ersten christlichen Jahrhunderten. Er war überzeugt, dieses Dogma ist nicht möglich. Die gebildeten Kreise, vor allem die Historiker werden es einfach nicht akzeptieren. Es kam zum offenen Streit. Es kam sehr bald dazu, dass diese Bewegung mit Döllinger sich dann als eigene kirchliche Gemeinschaft organisierte: als die altkatholische Kirche.“

https://www.deutschlandfunk.de/vor-150-jahren-wie-der-papst-unfehlbar-wurde-100.html

oder hier:

Auch: Infallibilität; Grundüberzeugung aller christlichen Kirchen ist es, „dass die Kirche nie endgültig aus der Wahrheit Jesu Christi herausfallen kann“, wie es im Katechismus der Katholischen Kirche heißt. Mit Jesus Christus ist „die Wahrheit Gottes geschichtlich unüberbietbar und endgültig in die Welt gekommen“ und diese Wahrheit „ist der Kirche aufgrund der bleibenden Gegenwart des Herrn und seines Geistes für immer verheißen.“ Das bedeutet, dass die ganze Kirche durch den Heiligen Geist vor Irrtum bewahrt wird (Sensus fidelium). „Die Gesamtheit der Gläubigen kann im Glauben nicht irren (…) wenn sie von den Bischöfen bis zu den letzten gläubigen Laien ihre allgemeine Übereinstimmung in Sachen des Glaubens und der Sitten äußert“, heißt es in der Dogmatischen Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“ (LG 12). Das Dogma von der Unfehlbarkeit besagt, dass der Papst, wenn und sofern er ex cathedra (d. h. in seiner Eigenschaft als oberster Hirte und Lehrer der Gesamtkirche und mit der erklärten Absicht, kraft apostolischer Vollmacht letztverbindlich zu entscheiden) über Fragen des Glaubens und der Sitten urteilt, stets vor Irrtum bewahrt bleibt. Diese Irrtumsfreiheit des Papstes wurde auf dem Ersten Vatikanischen Konzil zum Dogma erhoben und durch das Zweite Vatikanische Konzil bestätigt. Der Papst ist dann vor Irrtum sicher, wenn er den Sensus fidelium feststellt und ihn definiert.

https://www.katholisch.de/lexikon/1444-unfehlbarkeit-des-papstes

Weder eine menschliche Einzelperson, noch eine Klasse von Menschen können den Platz Christi „ersetzen“ – denn alle Menschen (auch Gruppen von Menschen) können und müssen Fehler machen.

Übrigens interessant:


Es besagt, dass der Papst bei Lehrentscheidungen in Glaubens- und Sittenfragen nicht irren kann. Die praktische Bedeutung des Lehrsatzes ist indes gering; bislang machte nur ein Papst davon Gebrauch. Das war Pius XII., der 1950 das Dogma von der leiblichen Aufnahme der Gottesmutter Maria in den Himmel verkündete.

https://www.domradio.de/artikel/papst-franziskus-antwortet-kueng-zu-unfehlbarkeit

Wäre wohl ganz positiv, wenn auch andere menschliche Gruppen sich davor hüten würden, ihre eigenen Gedanken zum „Gesetz“ aufzustellen 😉

Jakobus ist unbedingt ehrlich. Er klagt nicht die anderen an, die sich in der Lehre irren. Er weiß: wir verfehlen uns alle vielfältig. Jak, einer der großen Lehrer der ersten Christenheit, schließt sich hier nicht aus. Er weiß, dass es ohne Verfehlung beim Reden nicht abgeht. Wer viel redet, hat viele Gelegenheiten, sich zu irren, und »wem ist noch nie ein böses Wort entfahren«? (Sir 19,16).
Und doch redet Jakobus nicht so, als ginge es hier um eine unabänderliche Selbstverständlichkeit. Er benutzt die Einsicht, dass wir uns alle verfehlen, nicht zur Rechtfertigung der Verfehlungen, »da ja alle anderen sich auch verfehlen«. Es ist nicht sein Ziel, uns deutlich zu machen, dass wir alle unausweichlich straucheln und irren; es ist sein Ziel, dass die Lehrer – und alle anderen – ihre große Verantwortung beim Reden erkennen. Jak möchte, dass das Reden klarer und wahrhaftiger wird. Er verwendet dazu den Ausdruck »vollkommen«. Wir haben bereits gesehen (1,4; 2,22), dass Jak mit »vollkommen« kein unerreichbares Ideal beschreibt, sondern das Ziel, das Gott mit den Menschen hat. Nur wer sich im Wort nicht verfehlt, ist ein vollkommener Mann.
Im Reden liegt – nicht nur beim Lehren, sondern ganz allgemein – offenbar unser Schwachpunkt. Die große Gabe der Rede kann gleichzeitig zum größten Stolperstein werden. Wem es jedoch an dieser Stelle gelingt, Ordnung in sein Leben zu bringen, dem gelingt es auch an anderen Stellen.
Die Kontrolle über die Zunge ist der Weg zur Vollkommenheit, der Weg dazu, den ganzen Leib im Zaum zu halten. Wessen »Leib« ist hier gemeint? Zunächst ist an den Leib dessen zu denken, der redet. Wer das Wort austeilt, muss auch sich selbst in der Gewalt haben. »Leib« wäre dann Zusammenfassung des ganzen Lebens. Ein Lehrer, der Ordnung in seinen Worten halten kann, der kann auch Ordnung in seinem ganzen Leben halten. Dann ist er ein »vollkommener Mann«.
Vielleicht ist hier aber auch die Beziehung zwischen dem »Wort« und dem »Leib« ein Bild für die Beziehung zwischen dem Lehrer und der Gemeinde. Die Gemeinde ist der Leib, dessen Zunge der Prediger oder Lehrer ist. »Leib« ist ein geläufiges Bild für die Gemeinde. Es ginge dann an dieser Stelle um das Reden in der Gemeinde. Der »vollkommene« Mann (bzw. Lehrer), der wahr redet, bewirkt, dass die Gemeinde im Zaum gehalten, d.h. auf den guten Weg geführt wird.

Wuppertaler Studienbibel

Ganz energisch wehrt Jakobus (V. 2) der Vorstellung, dass ein christlicher Lehrer sündlos sein könnte. „Denn wir alle sündigen in vielem“. Dieser kleine Satz hat es in sich. Woher kommt er? Sehr wahrscheinlich aus der Lehre Jesu. Vgl. besonders Mt 15,11.19. Man beachte wieder das „wir“. Jakobus schließt sich also bewusst in diese Feststellung ein. Auch er, die „Säule“ der Urchristenheit (Gal 2,9), ist ebenso ein Sünder, wie alle Apostel (vgl. 1Tim 1,15). Nur Jesus war sündlos. „Wir sündigen“: Die Gegenwartsform bekräftigt, dass die Christen auch nach dem Anschluss an Jesus noch sündigen (vgl. Röm 7). Von den 5 Vorkommen des Wortes πταίειν finden sich 3 bei Jakobus (2,10; in 3,2 zweimal). Πταίειν ist also ein für Jakobus charakteristisches Wort. Es bedeutet „fallen“, „irren“, „sündigen“. Es geht um die Verfehlung des Willens Gottes, wie er sich in der Heiligen Schrift und ihren Geboten ausdrückt. Jakobus sagt nicht: „Dies geschieht gelegentlich“. Vielmehr sagt er betont: „in vielem“. Jakobus ist also das Gegenteil eines Perfektionisten, er bleibt weit entfernt von einem „optimistischen“ Menschenbild.
Ein „vollkommener Mann“ = vollkommener Mensch (vgl. 1,4) wäre derjenige, der „im Wort nicht sündigt“. Der Begriff „Wort“ bezeichnet hier nicht nur die christliche Verkündigung, sondern ganz allgemein das menschliche Reden. Offenbar geht Jakobus davon aus, dass der Mensch sich regelmäßig in seinem Reden versündigt, und dass „Ausnahmen von dieser Regel … überaus selten sind“. Eben deshalb wäre einer, der redet, ohne zu sündigen, „ein vollkommener“ Mensch. Er wäre ja „in der Lage, den ganzen Leib zu zügeln“. „Leib“ bedeutet hier nicht nur „Triebwelt“ (gegen Mußner 160), sondern den ganzen Menschen in seiner Leibhaftigkeit. Dieser Aussage liegt die Voraussetzung zugrunde, dass die Zunge „den ganzen Leib“ regiert. Die Verse 6–9 entfalten diese Voraussetzung genauer. Χαλιναγωγεῖν kommt im NT nur bei Jakobus vor (1,26 und 3,2), gehört also zu den typisch jakobeischen Worten.
In 3,2 greift Jakobus nicht nur auf Jesus, sondern auch auf die altjüdische und alttestamentliche Weisheit zurück. Man vgl. z. B. Sir 14,1: „Wohl dem, der sich nicht mit Reden vergeht“, oder Prov 10,19: „Wo viel Worte sind, da geht’s ohne Sünde nicht ab“. Jakobus kann vermutlich voraussetzen, dass diese Weisheitstradition bei den Adressaten bekannt war.

Maier – Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament

Hier sind mehrere Aussagen bemerkenswert.
Erstens: Denn wir alle straucheln oft in vieler Hinsicht. Lehrer eingeschlossen. Durch den Gebrauch der ersten Person Plural wir schließt Jakobus sich selbst unter diejenigen ein, die manchmal straucheln oder versagen. Wörtlich bezieht sich das Wort straucheln auf ein Hindernis, woran man sich den Fuß stößt und das einen zu Fall bringt. Manchmal bezeichnet es ein moralisches Versagen. Im übertragenen Sinn bezeichnet es Versagen in der Pflicht, einen Fehler oder eine Sünde. Obwohl kein fataler Fehler, hält es den Fortschritt, den Weitergang auf. Das (hier bildlich gebrauchte) Stolpern ist wiederum ein Versagen in der Pflicht, ein Fehler oder eine Sünde, die wir alle begehen – darunter auch einige Lehrer. Die Zeitform ist die Gegenwart; somit ist eine wiederholte Handlung eingeschlossen. Daher straucheln wir alle in vielerlei Hinsicht, besonders jedoch in der Sprache. Das Wort wird auch in Kapitel 2,10 gebraucht.

Zweitens: Wenn jemand nicht im Wort strauchelt, der ist ein vollkommener Mann. Die Bezugnahme auf Sprache in der Lehre. Vollkommen, nicht sündlos, beschreibt, dass man ein Ziel geistlicher Reife erreicht hat. Somit bezieht sich Jakobus auf den Einzelnen, der durchgehend im Wort nicht strauchelt, als einen Menschen, der ein Ziel geistlicher Reife erlangt hat.

Drittens ist er daher fähig, auch den ganzen Leib zu zügeln. Mit anderen Worten: Die Beherrschung der Zunge ist das Produkt des Glaubens; und wenn der Glaube die Zunge beherrscht, kann er alles beherrschen. Dieser beherrschte Mensch kann in seinem ganzen Leib wirksam Zurückhaltung üben, sodass die Sünde nicht nach Belieben mit ihm umspringen kann. Es geht um die Ausübung von Selbstbeherrschung über den ganzen Körper.

Wer nun Beherrschung über seine Rede erlangt hat, hat Vollkommenheit im Sinne eines Zieles erreicht, seinen Leib zu beherrschen; und somit ist er zum Lehrer qualifiziert. Selbst Lehrer straucheln; doch ihr Leben muss generell durch ausbleibendes Straucheln gekennzeichnet sein – vor allem im Bereich der Zunge, im Bereich der Rede und im Bereich der Lehre.

Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief


weitere Verse hatten wir schon: Jakobus 3:5 und Vers 7 & 8

Erfreue dich …

Deine Quelle sei gesegnet, erfreue dich an der Frau deiner Jugend! (Pred 9,9)
Elberfelder Bibel 1985 – Sprüche 5,18

Erfreue dich an deiner Frau, die du als junger Mann geheiratet hast.
Hoffnung für alle – 1996 – Sprüche 5:18

Möge sich dein Wasserquell als gesegnet erweisen, und freue dich mit der Ehefrau deiner Jugend,
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Sprüche 5,18

Ist dieser Schöpfer nicht ein liebevoller Gott? Hat Mann und Frau erschaffen – und will eigentlich, dass diese beiden Menschen miteinander glücklich sind! Keine Regeln, keine Gesetze, außer Treue zueinander! Und deshalb ist „sein Wunsch“ dass wir mit unserer „ersten Beziehung“ wirklich glücklich werden. Aber im Laufe der Zeit gab es viele unterschiedliche zusätzliche Regeln, so dass wir heute erst mit unserem „letzten Partner“ glück werden können – aber das liegt nicht am Schöpfer, sondern an unserer zusätzlichen Regeln. Schau dir die Geschichte mit Adam und Eva an – keine Eheregeln, außer Treue! Schau dir Noah und seine Frau an – keine Eheregeln, außer Treue! Schau dir den „Vater des Glaubens“ Abraham an – keine Eheregeln, außer Treue!

5,18 Quelle Dieses Bild kann sich sowohl auf männliche als auf weibliche Sexualität beziehen. Egal worauf es letztlich abzielt, so ist der Gedanke doch eindeutig.
5,19 Brüste … Lust und Freude bereiten (S. z.B. Hld 1,13; 4,5; 7,4).
in den Bann ziehen Der hebräische Begriff šāgāh hat hauptsächlich eine negative Bedeutung wie etwa in „vergehen“ (3.Mose 4,13). Er bedeutet in Bezug auf Trunkenheit z.B. „taumeln“ (Jes 28,7). Hier ist er aber positiv besetzt wie auch in Hohelied 1,2, wo der Kuss besser als Wein schmeckt und jemanden in seinen Bann ziehen kann, oder in Hohelied 5,1, wo die sexuelle Vereinigung mit dem Trinken von Wein verglichen wird und besagt: „Esst, [meine] Freunde, trinkt und berauscht euch an der Liebe!“

Reformations-Studien-Bibel

5:18-19 Die Sprüche fordern unverblümt dazu auf, die Erfüllung in der sexuellen Intimität der Ehe zu suchen (Lass ihre Brüste dich allezeit mit Wonne erfüllen … sei berauscht), als dem Beziehungskontext, in dem diese Begierden zu Recht gefördert werden, zum Vergnügen (Freue dich an der Frau deiner Jugend) und zum Wohl (Lass deinen Brunnen gesegnet sein) von Mann und Frau. (Zu „berauscht sein“ siehe ESV-Fußnote: Hb. „in die Irre geführt werden“ – d.h. im Sinne von „mitgerissen werden“ von der Freude an seiner Frau.)

Die ESV Studienbibel

Biblische Sexualität. Es ist ein Schock für die Welt, dass Gottes Wort so offen über Sex spricht. Er ist ein Geschenk Gottes, das sowohl der Fortpflanzung als auch dem Vergnügen dient, und zwar innerhalb der Grenzen der Ehe. Diejenigen, die sich weigern, sexuelle Intimität innerhalb der Grenzen des Ehebettes zu halten, werden die Konsequenzen ihres Handelns tragen (V. 20-23). Es ist interessant, dass ein Mann und eine Frau innerhalb ihrer Ehe tausende Male sexuellen Verkehr haben können, ohne Angst vor AIDS oder anderen sexuell übertragbaren Krankheiten zu haben.

Die Evidenzbibel: Unwiderlegbare Beweise für den denkenden Verstand, Anmerkungen

In den Sprüchen warnt der weise Lehrer naive junge Männer häufig davor, sich den Versuchungen der Sexualität außerhalb der Ehe auszusetzen (2:16-22; 5:1-23; 6:20-7:27). Auch wenn ein junger Mann andere Frauen körperlich attraktiv und verführerisch findet, sind die Folgen, wenn er diesen Versuchungen nachgibt, schrecklich: Seine Familie und seine beruflichen Ambitionen könnten zerstört werden. Die Sprüche lehren die jungen Männer, eine starke Beziehung zu ihren eigenen Frauen zu pflegen. Ihnen wird geraten, gesunden ehelichen Sex zu haben, anstatt mit anderen Frauen zu schlafen (5:15-20). Obwohl die Sprüche ursprünglich geschrieben wurden, um junge Männer zu unterrichten, können die Leserinnen in denselben Kategorien denken und die gleichen wichtigen Themen berücksichtigen.
Von Anfang an ist die Ehe heilig und ein angemessener sexueller Ausdruck ist ein wichtiger Bestandteil der Ehe (Gen 2,23-25). Der Sündenfall verursachte einen Bruch in allen Beziehungen, zuerst zwischen Gott und den Menschen und dann zwischen Mann und Frau (Gen 3). Die Trennung zwischen Adam und Eva drückte sich in ihrer Sexualität aus; sie konnten nicht mehr nackt im Garten stehen, ohne sich zu schämen. Die Sprüche fordern junge Männer und Frauen auf, die Schönheit der ehelichen Liebe zurückzuerobern und ihre Heiligkeit so zu bewahren, wie Gott, der weise Schöpfer, sie vorgesehen hat.

New Living Translation Study Bible

Die Worte „Freue dich mit der Frau deiner Jugend“ sind ein Gebot und eine Ermutigung, sich an der gegenseitigen Freude an der ehelichen Liebe zu erfreuen. In der Tat ist die Freude im Ehebett von Gott gesegnet (siehe Lied; Hebr. 13,4).

Die Nelson Studienbibel

Die Verse im Herzen dieses Kapitels (15-20) feiern die Freude an der sexuellen Treue. Die Bibel macht keinen Hehl aus ihrer Freude über Gottes Absicht mit der menschlichen Sexualität. Die erotische Freude an der sexuellen Umarmung wird in der Sprache der Erfrischung und des Segens ausgedrückt. In V. 19 bedeutet Liebe das Liebesspiel und drückt damit den Wunsch aus, dass der junge Mann Freude an der Liebe zu seiner jungen Frau findet. Aber diese Leidenschaften sollen nicht mit Fremden geteilt werden. Der Lehrer weist sogar darauf hin, dass die Vorstellung, die Ehebrecherin habe etwas zu bieten, im Vergleich zu der reichen Erfüllung eines angemessenen sexuellen Ausdrucks in einer Beziehung der Liebe und Treue reine Dummheit ist.
Wir sollten die Entwicklung der Weisheit in diesem Absatz beobachten: von der Ausschließlichkeit (sie sollen dir allein gehören, 17) über die Freude (18) und die Antwort des gesunden Menschenverstands („Warum solltest du woanders suchen?“, 20) bis hin zum göttlichen Urteil (deine Wege sind vor den Augen des Herrn, 21). Dies alles veranschaulicht, was wir das Gesetz der moralischen Vorsehung nennen können (22-23).

NIV Bible Speaks Today

Kritiker argumentieren manchmal, dass Passagen, die die Freuden des Sex preisen, unangemessen sind und nicht in der Bibel stehen sollten. Das Buch Sprüche sieht Sex jedoch als ein Geschenk Gottes, das im Rahmen der Ehe genossen werden sollte. Eine intime Beziehung mit dem Ehepartner und die körperlichen Freuden, die eine solche Beziehung mit sich bringen kann, werden von Sprüche gelobt und als ein starkes Gegenmittel gegen die Versuchungen gesehen, die zu Untreue und Unmoral führen können.

Die Apologetik Studienbibel: Echte Fragen, klare Antworten, festerer Glaube

Die vielen bildlichen Verweise auf Wasser – Zisterne, Fluss, Brunnen, Quellen, Bäche, Springbrunnen – werden als die eigene Frau gedeutet. Das ist eine Anspielung auf das Stillen des sexuellen Durstes (9:17; Sg 5:1). Viele Häuser hatten ihre eigenen Zisternen, um Regenwasser zu speichern. Brunnen, Quellen und Bäche lieferten süßes, erfrischendes Wasser. Der Vater betete, dass Gott die Frau seines Sohnes segnen möge, damit der Sohn immer Freude an ihr haben würde, denn etwas, das gesegnet ist, kann per Definition befriedigen (3:33; 22:9). Die Frau deiner Jugend ist die erste Frau (2:17; Jes 54:6; Mal 2:14-15); ein Mann sollte sich keine andere Frau oder einen anderen Mann suchen. Lieben impliziert sexuelle Liebe (7,18; Hs 8,9). Sättigen (Jr 31,25) bedeutet auch „tränken“ oder „bewässern“ (Jes 16,9; 58,11; vgl. Spr 7,18). In diesem Zusammenhang bedeutet verloren sein, unbewusst im Vergnügen zu versinken. In anderen Zusammenhängen wird es für Rausch (20,1; Sg 5,1) oder das Abweichen von der Rechtschaffenheit (Spr 19,27; vgl. 5,23) verwendet.

CSB Studienbibel: Notes

Viele denken, die Bibel sei negativ gegenüber Sex, aber es ist schwierig, zu diesem Schluss zu kommen, wenn man Passagen wie diese und das Hohelied liest. In der Tat hat Gott den Sex erfunden! Unter dem Schutz von Gottes Bund, in der Umgebung einer lebenslangen Eheverpflichtung zwischen Mann und Frau, ist Sex ein gutes Geschenk Gottes, das genossen werden soll (5:19).

Die Tony Evans Studienbibel

Ihre Erfahrung geht von Reinheit zu Verunreinigung über (V. 15-20). Salomo vergleicht den Genuss der ehelichen Liebe mit dem Trinken von reinem Wasser aus einem frischen Brunnen, aber sexuelle Sünde zu begehen ist wie das Trinken von verschmutztem Wasser aus der Gosse oder der Kanalisation. Sex in der Ehe ist ein schöner Fluss, der Leben und Erfrischung bringt, aber Sex außerhalb der Ehe ist ein Abwasserkanal, der alles verunreinigt, was er berührt. Eine sexuelle Sünde zu begehen bedeutet, diesen schönen Fluss auf die Straßen und öffentlichen Plätze zu gießen. Was für eine Verschwendung! Wenn du von der falschen Art der Liebe „tief trinkst“ (7:18, NIV), wird sie dich zerstören.Die Verpflichtung der Ehe ist wie die Ufer des Flusses, die verhindern, dass der Fluss zu einem Sumpf wird. Gottes heiliges Gesetz begrenzt das Wasser innerhalb der Ufer, und das erzeugt Kraft und Tiefe. Außereheliche und voreheliche Affären befriedigen nicht, weil sie oberflächlich sind, und es braucht nicht viel, um seichtes Wasser aufzurühren. Ein Mann und eine Frau, die sich in der Ehe verpflichten, können die wachsende Zufriedenheit erfahren, die mit Liebe, Engagement, Tiefe und Reinheit einhergeht.Aber hier ist noch etwas anderes im Spiel. Salomo ermahnt den Ehemann, sich von der Liebe seiner Frau „hinreißen“ zu lassen (5,19-20); das Wort „hinreißen“ bedeutet auch „berauscht“ oder „vernarrt“.4 Der Ehebrecher sieht, wie sich der Fluss in einen Abwasserkanal verwandelt, aber der treue Ehemann sieht, wie das Wasser zu Wein wird! Ich denke, es ist bezeichnend, dass Jesus bei einem Hochzeitsfest Wasser in Wein verwandelte, als ob er uns eine Lektion über die wachsenden Freuden der Ehe erteilen wollte (Johannes 2,1-11).Wenn ein Ehemann und eine Ehefrau dem Herrn und einander treu sind und wenn sie Bibelstellen wie 1. Korinther 7,1-5 und Epheser 5,22-33 befolgen, wird keiner von ihnen irgendwo anders nach Befriedigung suchen. Wenn sie einander lieben und versuchen, einander und dem Herrn zu gefallen, wird ihre Beziehung von wachsender Freude und Zufriedenheit geprägt sein; sie werden sich nicht nach „grünerem Gras“ umsehen.4 4 Die Grundbedeutung des hebräischen Wortes ist „in die Irre gehen“ und kann die Folgen von zu viel Alkoholkonsum beschreiben (20:1; Jes. 28:7). In Sprüche 5:23 (KJV) wird es mit „in die Irre gehen“ übersetzt; in den Versen 19-20 bedeutet es „sich hinreißen lassen, sich berauschen“.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Leidenschaft – die vergessene christliche „Tugend“
Wie hoffentlich jeder Ehemann bin ich zutiefst davon überzeugt, dass eine Ehe nicht nur eine Dienst-Gemeinschaft, sondern auch eine Genuss-Gemeinschaft ist. Zwei Menschen leben miteinander, sie dienen gemeinsam Gott und sie genießen einander, indem sie sich mit Worten liebkosen und auf vielerlei Weise beschenken. Ehe als Genuss-Gemeinschaft ist Gottes Idee. Wenn es deshalb in Sprüche 5,18-19 heißt: „… erfreue dich an der Frau deiner Jugend! … ihre Brüste mögen dich berauschen zu aller Zeit, taumle stets in ihrer Liebe!“, dann ist das eine mehr als deutliche Empfehlung an Ehepaare, die ehelichen Freuden zu genießen. Wir haben es hier genau genommen mit einem Gebot zu tun. Und was für den Mann gilt, gilt natürlich in gleicher Weise für die Frau. Der Herr Jesus drückt sich hier mehr als deutlich aus: Habt bis ins hohe Alter richtig Spaß aneinander!
Bei vielen Gesprächen auf christlichen Freizeiten, bei Gemeindediensten und im persönlichen Umfeld ist mir aufgefallen, dass in gläubigen Kreisen über Sexualität, Romantik und Leidenschaft selten gepredigt wird, dass aber auch ältere Christen mit diesen Themen durchaus ihre Last haben. Es ist nicht selbstverständlich, dass Ehen tiefer und inniger werden, nur weil sie älter werden. Eher schon neigen sie dazu, sich auf einem mittelmäßigen Niveau einzupendeln.
Hier setzt meine Kritik an: Könnte es sein, dass sich Heiligung auch auf Romantik und Leidenschaft bezieht? Wenn wir ein Leben lang das Lieben lernen müssen, gilt das dann auch für den Bereich der körperlichen Liebe, der poetischen Sprache und des sinnlichen Begehrens? Ich glaube ja! Und zwar einzig deshalb, es in der Bibel so steht.
Ich schreibe den „Crashkurs Leidenschaft“ nicht, weil ich ein Sex-Freak bin, sondern weil ich mir vorstelle, wie es wäre, wenn in christlichen Ehen das Feuer der Begeisterung nie erlöschen würde. Ich wünsche mir andauernde Schwärmerei und gegenseitige Verzauberung, weil Leidenschaft die christliche Tugend ist, mit der Gott unsere Ehen beschenken und bereichern will. Nicht nur um unseretwillen, sondern um Gottes willen müssen wir mit dem Pfund wuchern, das er uns anvertraut hat.
Wir sind tatsächlich zu prickelnden und überschäumenden Beziehungen berufen, die im Alter nicht verwelken, sondern aufregend und packend bleiben. Wollust, Verlangen und der Rausch der Sinne sind keine Todsünden, sondern gottgewollter Teil einer erfüllten, christlichen Ehe. Keine Angst! Ich plädiere nicht für ein Eheleben, das selbstverliebt nur um sich selbst kreist. Wenn das geschieht und wir nicht mehr zuerst nach Gottes Reich trachten (vgl. Matthäus 6,33), versündigen wir uns an unserer Berufung. Genuss ist immer eine Frage der Prioritäten! Unser Herz gehört zuerst Gott und unser Leben weihen wir dem Herrn Jesus. Aber gerade weil wir ihm gehorsam sein wollen, nehmen wir seinen Anspruch an Ehe ernst. Und der lautet: Lerne, deinen Ehepartner lustvoll zu genießen! Nicht nur in den ersten Monaten nach der Hochzeitsnacht, sondern weit über die Silberhochzeit hinaus!
Als Christen führen wir privilegierte Ehen, weil wir Gott in unserer Mitte haben. Wir haben mit der Bibel, dem Wort Gottes, einen unfehlbaren Maßstab. Wir können in Zeiten der Not und der Freude (miteinander) beten. Wir dürfen Fehler machen und einander Vergebung zusprechen. In uns wohnt der Heilige Geist und formt unseren Charakter nach dem Vorbild Jesu. Jeden Tag dürfen wir unserem Herrn ein Stück ähnlicher werden. Durch Gottes Kraft und Gebet verändern sich schlechte Gewohnheiten. Dadurch bekommen wir Hoffnung und deshalb ist wahre Liebe möglich. Eigentlich sollten Christen Ehen führen, die Vorbilder sind. Eigentlich …
Und weil es nicht so ist, weil es auch zwischen christlichen Eheleuten oft nicht mehr „kribbelt“ – deshalb habe ich angefangen, Vorträge zu halten und dieses Büchlein zu schreiben.
Leidenschaft ist eine (zu) wenig gewürdigte christliche Tugend. Ob wir es noch einmal schaffen, dass Salomo und Sulamith uns mit ihrer Liebe anstecken und wir den wohligen Schauer der Sinnlichkeit spüren, wenn sie einander zuraunen: „Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein, der in den Lilien weidet“ (Hohelied 2,16)?
Vielleicht setzen wir uns dann hin, weinen über unsere Trägheit und Gleichgültigkeit, denken an früher und beginnen, einen Liebesbrief zu schreiben (vgl. Offenbarung 2,4-5). Vielleicht lesen wir auch einfach weiter, um zu sehen, ob es tatsächlich ein Buch in der Bibel gibt, das von Romantik, Leidenschaft und Sex handelt. Denn: Wenn es so wäre, wenn Gott wirklich ein Interesse daran hätte, dass uns die Liebe unseres Ehepartners ein Leben lang verzaubert und berauscht, dann sollten wir alles Nötige tun, um unserem Schöpfer zu gefallen und einander zu genießen.

Es ist der Grundsatz hinter der kasuistischen Gesetzgebung, dass ein Fall („Kasus“) beschrieben wird, aus dem der Leser das Prinzip (oder mehrere Prinzipien) ableiten muss, das dann für alle Fälle gilt. Hier wird der „Fall“ des Mannes beschrieben, aus dem der Leser das Prinzip ableiten soll: Eheleute sollen sich bis ins hohe Alter begehren und aneinander berauschen. Jede Form des Nebeneinanderherlebens ist für den Gott der Bibel keine Option. Eine alte Ehe soll von reifer Leidenschaft geprägt sein. Und natürlich kennt die Bibel auch das Gegenteil: So kann man zum Beispiel aus der Ehe von Rebekka und Isaak (1Mose 25ff) ein paar Lektionen lernen, wie eine Ehe garantiert misslingt.

Der JHWH des Alten Testaments ist nicht nur Gott, der Vater, sondern auch Gott, der Sohn. Deshalb erlaube ich mir die Gleichsetzung im Text. Um für diese These nur eine Belegstelle anzuführen: In Matthäus 11,10 wird die Lebensaufgabe von Johannes dem Täufer beschrieben. Er ist der Herold Gottes. Jesu Zitat stammt aus Maleachi 3,1. Dort ist es der HERR der Heerscharen, der spricht. Und die Aufgabe von Johannes besteht darin, den Weg für den „HERRN der Heerscharen“ vorzubereiten. Als Jesus auf die Erde kam, kam „Gott, der Sohn“, aber das ist gleichzeitig – und hier stoßen wir an die Verständnisgrenzen des Dreieinigkeit-Konzeptes – der „HERR der Heerscharen“ des Alten Testaments. Wo also im Alten Testament der „HERR“ spricht, spricht nicht nur Gott, der Vater, sondern auch Gott, der Sohn, und das ist unser Herr Jesus Christus.

J. Fischer – Crashkurs Leidenschaft

Wie sollen wir als Christen mit Schönheitsidealen umgehen? Wir werden sie nicht ignorieren können, denn wir werden geprägt von der Gesellschaft, in der wir aufwachsen. Aber wir dürfen das vorherrschende Schönheitsideal nicht zum (alleinigen) Auswahlkriterium für den zukünftigen Ehepartner machen. Salomo hat recht, wenn er die Worte Lemuels zitiert: „Trügerisch ist Anmut und die Schönheit wie ein Windhauch; eine Frau, die Gott fürchtet, die soll man rühmen“ (Sprüche 31,30). Aussehen vergeht, der Charakter bleibt.
Und trotzdem dreht sich „Liebe“ auch um Schönheit. Oder um es noch ein bisschen deutlicher zu sagen: Millionen von Männern und Frauen begnügen sich mit einem Partner – und lieben ihn zutiefst -, der genau ihrer Vorstellung von Attraktivität entspricht. Deshalb ist Liebe unterm Strich irgendwie doch auch eine rationale Angelegenheit und passiert nicht willkürlich. Die Schönheit des potentiellen Partners (und nicht nur sein Charakter) entscheidet maßgeblich darüber, ob ich mich für ihn interessiere oder nicht. Soweit ich sagen kann, gilt das auch für Christen und ist auch in Ordnung!
Aber gerade Männer stehen in der Gefahr nach der Hochzeit ihre Ehepartnerin an den retuschierten Bildern der Boulevardpresse-Schönheiten zu messen und Hollywood-Schönheiten allein wegen ihres Aussehens einen höheren Stellenwert zu geben als der eigenen Frau.
Dabei heißt die biblische Glücksformel: „Ich finde schön, was ich liebe.“ Oder noch ein bisschen genauer: „Ich erfreue mich an dem, was ich aufgrund meiner bewussten Entscheidung liebe.“
Der Leitvers zu dieser Glücksformel findet sich in Sprüche 5,18-19. Mit meinen Worten steht da: „Lass dich immer und immer wieder von den verführerischen Reizen deiner Frau überwältigen und bezaubern, bis dir förmlich die Sicherungen durchbrennen.“
Das ist viel mehr, als nur zu sagen: „Begehe keinen Ehebruch!“ Oder: „Geh nicht zu einer Prostituierten!“ Es ist auch mehr, als nur zu sagen: „Lass einfach der Natur ihren Lauf!“ Es ist eine Aufforderung – ein Gebot zum Handeln. Ehebruch und Treue beginnen im Kopf, deshalb besteht Gottes Herausforderung darin, dass wir uns eine Haltung zulegen, die unsere eigene Frau (bzw. den eigenen Mann) in den Mittelpunkt unserer Tagträume und sexuellen Phantasien stellt.

Mode, Filme, Werbung und die für jedermann zugängliche Alltagspornografie via Internet und Männermagazin, aber auch Seifenopern und Ärzteromane wollen nur eines: unser Bild vom Traumpartner manipulieren.
Die Herausforderung Gottes annehmen heißt nun: Ich will selbst bestimmen, was ich sexuell attraktiv finde. Und ich habe mich dafür entschieden, dass nur mein Ehepartner meine Gedanken und Gefühle gefangen nehmen darf. Der Wahlspruch der Welt lautet: „Liebe ihn/sie, weil er/sie schön ist.“ Gottes Glücksformel heißt: „Finde schön, was du liebst. Erfreue dich an deinem Partner, weil du dich entschieden hast, ihn zu lieben.“
In der Bergpredigt stellt Jesus klar, dass Ehebruch mit Blicken und Gedanken anfängt (Matthäus 5,27-28). Es ist dieser Bereich der „fiktiven Unzucht“ (wo körperlich noch nichts gelaufen ist), der den sexuellen Appetit verdirbt. Viele verheiratete Männer lassen sich auf Pornographie (inkl. Selbstbefriedigung) ein und wundern sich dann, dass die Lust auf die eigene Frau allmählich abnimmt und einer grauenvollen Monotonie Platz macht. Wer so lebt, wird nicht glücklich.

J. Fischer – Crashkurs Leidenschaft

Manche religiöse Menschen erwecken den Eindruck, die Bibel mißbillige das Vergnügen. Aber solche Menschen haben die Bibel und ihren Autor, Jehova Gott, falsch dargestellt. Dies ist daraus ersichtlich, daß der Schöpfer schon die für das Weiterleben nötigen Funktionen, einschließlich des Essens und des Trinkens, zu etwas Angenehmem gemacht hat. Zweifellos hast du Freude an einer guten Mahlzeit, und vielleicht magst du gern ein Getränk dazu. Daß diese Dinge den Geschöpfen Gottes zur Freude gereichen sollten, wird in der Bibel deutlich gezeigt.
Die Bibel fordert uns zum Beispiel auf: „Geh, iß dein Brot mit Freude und trinke deinen Wein mit frohem Herzen.“ (Prediger 9:7) Auch gab Jehova seinem Volk Israel in alter Zeit Anweisungen über den Gebrauch des Geldes, das für einen gewissen Zweck zurückgelegt worden war: „Und gib das Geld für alles, was deine Seele begehrt, für Rinder und für Kleinvieh und für Wein und für starkes Getränk und für alles, was deine Seele wünscht; und iß daselbst vor Jehova, deinem Gott, und freue dich.“ (5. Mose 14:26) Wie klar ist doch daraus ersichtlich, daß Gott wollte, daß man Freude am Essen und am Trinken hat!
Und daß jemand in Verbindung mit der Eheeinrichtung richtige Freude und Befriedigung verspüren sollte, zeigt die Bibel deutlich mit den Worten: „Erfreue dich an dem Weibe deiner Jugend; . . . taumle stets in ihrer Liebe.“ — Sprüche 5:18, 19.
Jehova Gott hat wirklich für vieles gesorgt, um die Sinne des Menschen zu entzücken. Zweifellos hat es dir schon Freude gemacht, einen prächtigen Sonnenuntergang oder einen bunten Regenbogen zu beobachten. Vielleicht hast du in einer finsteren Nacht die Schönheit eines sternenübersäten Himmels bewundert. Auch mag dich die Erhabenheit herrlicher Bergspitzen mit Ehrfurcht erfüllt haben. Selbst der Duft der Blumen und die Frische eines neuen Morgens können belebend wirken. Es ist völlig angebracht, daß du Freude an diesen vielen guten Dingen findest, für die Gott gesorgt hat. Es ist offensichtlich nichts verkehrt an einem zuträglichen Vergnügen

Erwachet! 22.November1970

Wenn sich also jemand in deiner Gemeinde gegen eine Ehe ausspricht, oder aber sogar Fragen zu „deinem Schlafzimmer“ stellt – dann ist da definitiv etwas falsch gelaufen! – denn dies geht nur dich und deinen Ehepartner und deinen Schöpfer etwas an 😉

Gute Ratgeber: Jürgen Fischer und Ehe – Gottes Idee für das grösste Versprechenvdes Lebens

ICH bin dein Gott, der ich dich führte aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Dienstbarkeit.

Ich bin Jehova, dein Gott, der ich dich herausgeführt habe aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft. (W. der Knechte) Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. – (Eig zu meinem Angesicht hinzu)
Elberfelder 1871 – Exodus 20,2–3

„Ich bin Jahwe, dein Gott! Ich habe dich aus dem Sklavenhaus Ägyptens befreit. Du wirst keine anderen Götter vor mich stellen! (Das heißt: „Ich habe dich befreit, deshalb sollte es undenkbar für dich sein, das zu tun.“ Es meint aber auch ein unbedingtes Verbot.)
NeÜ bibel.heute Stand 2015 – Exodus 20:2–3

„Ich bin Jehova, dein Gott, der dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Du sollst außer mir keine anderen Götter haben.
neue Welt Übersetzung – 2018 - 2.Mose 20,2–3

Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, geführt hat. [5Mose 5,6, Ps 80,11]
Du sollst keine andern Götter neben mir haben.
( Oder: Gott. – Nicht einmal ihn mir gleichstellend. Da Gott nicht ungerecht sein kann, vermag er die Verehrung eines anderen wahren Gottes nicht zu untersagen, also ist er der einzige Gott.)
Allioli Bibel – 2.Mose 20:2–3

Was für ein Volk war das, durch dessen Geschichte, wie sonst nirgends, bald schwächer bald stärker immer wieder die Majestät Gottes durchbrach? Was für ein Volk war das, dessen empfangene Offenbarung die kommenden Völker und Äonen erleuchtete? Was für ein Volk war das, dessen Glaube die Jahrtausende mit ihren entsetzlichen Völker- und Weltkatastrophen überwand? Was für ein Volk war das, das sich in seinem Familienleben und in seinem Staatsaufbau allein durch seine heilige Thora bestimmt wusste? Was für ein Volk war das, dessen Toten nie starben, obgleich sie längst zu den Vätern gegangen und begraben waren? Was für ein Volk war das, [2] dessen Untergang und Gerichte je und je zu einer neuen Auferstehung führten?

Dies Volk war Israel – ein Wunder der Geschichte! Vor seinem Gott flohen die Götter. Durch seine Thora sprach die Ewigkeit. Auf seinen Altären loderte das Feuer der Hingabe und Anbetung. In seinen Psalmen schluchzten das Weh und die Sehnsucht der Menschheit. In seinem Leben triumphierte die Barmherzigkeit über das Gericht.

Wer dieses Volk in seiner Geschichte verstehen will, muss zuvor Abraham in seinen Glaubensentscheidungen, Isaak in seiner Segensfülle, Jakob in seiner Lebensschule und Joseph in seinem Leidenswege verstanden haben. Das Einmalige im Leben dieser vier Persönlichkeiten, die sich trotz all ihrer Schwachheiten in ihrem Vertrauen und in ihren Handlungen dennoch durch die ihnen gewordene Gottesoffenbarung bestimmen ließen, kehrte in der Geschichte dieses Volkes als Vielheit wieder. Was göttliche Berufung und Leitung im Leben einzelner Väter bewirkt hatte, sollte Israel auch als Volk zu seinem Heile vermittels derselben Gottesoffenbarung erleben. Wer daher dieses historische Wurzelgebiet mit seiner überzeitlich-göttlichen Kraftquelle nicht zu finden und zu sehen vermag, dem bleibt dies Volk ein Geheimnis. Der wird nie verstehen können, wie Israel mit seiner Existenz und seinem Charakter, in seinem Segen und in seinen Gerichten jedem Zeitalter aufs Neue zu einem Rätsel, zu einem Wunder der Geschichte werden konnte. Von den Völkern nie verstanden und gemocht, blieb es dennoch das Volk, das die Jahrtausende überwand, und durch welches sich die anderen Völker am meisten gesegnet sahen.

Jakob Kroeker 1929 - Das lebendige Wort

Wenn Sie schon mal Sozialgesetz- oder Strafrechtsbücher in die Hand nahmen – Vorsicht, Rücken! –, werden Sie die klare Kürze des »Grundgesetzes der Menschheit« bewundern: Es sind nur zehn Gebote! Knapper geht’s nicht. Auf zwei Tafeln: die Gebote des Glaubens und die des guten Lebens. Und noch vor dem ersten begründet Gott, warum er sie überhaupt verordnet: »Ich habe dich aus der Knechtschaft geführt.« Ich, dein Befreier, mache jetzt den Gesetzgeber, weil Regellosigkeit zu Willkür und die zur Unfreiheit führt. Der Sinn der Ge- und Verbote ist der Erhalt deiner Freiheiten und Lebensräume, got it?
Nummer 1: Lass dich nie wieder von »fremden Göttern« versklaven. Von Mammon zum Beispiel, dem Götzen Geld. Materiale »Gottes«-Bilder wie Statuen oder Statussymbole führen zu ängstlichem Aberglauben, selbst erdachte Gottesbilder in verengte Religiosität, Menschen-»Götter« zu Staatsterror. Das hattet ihr ja schon. Von Pharao bis Hitler. Lass es!

Andreas Malessa – 111 Bibeltexte, die man kennen muss

Die Zehn Gebote (in 2Mo 34,28 wörtlich »Zehn Worte«), der Angelpunkt aller religiösen und zivilen Gesetze Israels, bestehen aus zwei Teilen. Die ersten vier Gebote betreffen die Beziehung der Israeliten zu Gott, die anderen sechs behandeln die gesellschaftlichen Beziehungen innerhalb der Bundesgemeinschaft. Vor der Verkündigung der 10 Klauseln sprach Gott in der Einleitung von seiner einzigartigen Beziehung zu seinem Volk ( Ich bin der HERR, dein Gott , 2Mo 20,2 a), in dem historischen Vorspann faßte er in Kürze das zusammen, was er für sie getan hatte ( habe dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt , V. 2 b; vgl. 2Mo 13,3.14; 5Mo 5,6; 6,12; 7,8; 8,14; 13,6.11 ). Jahrhunderte zuvor hatte Gott Abraham aus Ur herausgeführt ( 1Mo 15,7 ); nun führte er die Nachkommen Abrahams aus Ägypten heraus.
Die Zehn Gebote sind eine ausgezeichnete Zusammenfassung der 10 göttlichen Satzungen zur Leitung der Menschen. Die Grundsätze bestimmen 1. Religion, 2. Gottesdienst, 3. Verehrung, 4. Zeit, 5. Autorität, 6. Leben, 7. Reinheit, 8. Besitz, 9. Reden und 10. Zufriedenheit.

Das erste der Zehn Gebote besagt, daß Israel den einen wahren Gott anbeten sollte. Falsche Götter zu verehren bedeutete, neben Gott Rivalen aufzustellen ( neben mir könnte bedeuten »mir zuwider« oder auch »in meiner Gegenwart«) und so seine Einzigartigkeit nicht zu beachten (vgl. V. 22-23 ). Leider gehorchte Israel diesem ersten Gebot häufig nicht und verehrte die Götzen anderer Völker. Das führte schließlich dazu, daß das Volk Israel nach Assyrien und Babylonien ins Exil gehen mußte.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Zum Ursprung dieser königlichen, sich selbst identifizierenden Formel, siehe Kommentar zu 3:6. Im vorliegenden Fall unterstreicht ihre Verwendung nicht nur die unanfechtbare souveräne Autorität, die hinter den folgenden Aussagen steht, sondern sie betont auch, dass die Forderungen des Dekalogs ihren Ursprung und ihre Sanktion im göttlichen Willen haben und nicht in menschlicher Weisheit. Daher bleiben sie ewig gültig und werden von zeitlichen Erwägungen nicht berührt.

Wie bereits erwähnt, betrachtete die jüdische Tradition diesen Vers als den ersten der zehn göttlichen Aussprüche und verstand ihn als Aufforderung, an die Existenz Gottes zu glauben, der die Prozesse der Geschichte letztlich steuert.

der dich herausgebracht hat In diesem historischen Rückblick begründet Gott seinen Anspruch auf Israels Gefolgschaft mit seiner Rolle als Befreier Israels, nicht als Schöpfer.

Vers 3 Du sollst nicht haben Im Hebräischen gibt es kein Verb „haben“, sondern es drückt den Besitz durch h-y-h le- aus, wörtlich „zu sein“. Da die Vorstellung von Besitz notwendigerweise eine Beziehung beinhaltet, wird derselbe Begriff für das Eingehen des Ehebundes und für die Errichtung des Bundes zwischen Gott und Israel verwendet. Dieses Gebot warnt also davor, den Bund zu verletzen, indem man in irgendeiner Form anerkennt, was andere Völker als Gottheiten akzeptieren. Israels Gott verlangt kompromisslose und ausschließliche Loyalität.

Der JPS Tora-Kommentar

Das bedeutet, dass in der physischen Sphäre weder Sauberkeit noch Gesundheit ansteckend sind, während Schmutz etwas Sauberes verunreinigen kann und Krankheit das Gesunde befallen kann. In der moralischen Sphäre sind Gerechtigkeit und Moral nicht ansteckend, während das Böse und die Ungerechtigkeit es sind. Der gefallene Mensch kann verunreinigen, aber er kann nicht reinigen; das ist Gottes Vorrecht und in seiner Macht.

So beginnt Gott damit, dass er erklärt, dass das Gute in Israels Leben ganz und gar sein Werk ist: „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Land der Knechtschaft, herausgeführt habe“ (V. 2). Die Befreiung war nicht das Werk Israels, sondern das Werk Gottes. Gottes Aussage an Paulus bringt die Sache auf den Punkt: „Meine Gnade genügt dir; denn meine Kraft ist in der Schwachheit mächtig“ (2 Korinther 12,9). Jedes Vertrauen in ein humanistisches Machtsystem führt zu Magie, weil es die Ultimativität menschlichen Handelns voraussetzt.

Als nächstes erklärt Gott als erstes Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben vor mir“ (V. 3). Dies kann auch mit „neben mir“, „vor meinem Angesicht“ oder „in meiner Gegenwart“ übersetzt werden. Es kann auch gelesen werden, „keinen anderen Gott“.

Die Formulierung „vor mir“ oder „zu meinem Angesicht“ wurde von Cole als verwandt mit einer ähnlichen Formulierung in Levitikus 18:18 gesehen, die Polygamie verbietet. Er schrieb:
Diese etwas ungewöhnliche Formulierung scheint auch dafür verwendet zu werden, eine zweite Frau zu nehmen, während die erste noch am Leben ist. Ein solcher Gebrauch, oder der Bruch einer exklusiven persönlichen Beziehung, würde helfen, die Bedeutung hier zu erklären. Sie steht dann in Verbindung mit der Beschreibung Gottes als „eifersüchtiger Gott“ in Vers 5.3

Das ist eine aufschlussreiche Beobachtung, denn dieses Gesetz verlangt „eine exklusive persönliche Beziehung“. Es bedeutet, dass keine andere Quelle für Macht, Segen, Hoffnung oder irgendetwas anderes außerhalb des Gottes der Schrift gesucht werden darf. Wir können Gottes Macht und Wirksamkeit nicht auf einen Bereich beschränken, während wir sie von anderen ausschließen.

Die King James Version ist an einem bestimmten Punkt sehr genau. Im Gegensatz zu modernen Versionen lautet sie „Du sollst keine anderen Götter vor mir haben.“ Du ist die Einzahl der zweiten Personalpronomenform, und du ist der Plural. Das moderne Englisch hat die Einzahlform weggelassen, während die wahre Lesart hier die persönliche ist. Obwohl das ganze Bundesvolk angesprochen wird, spricht Gott nicht als Gruppe zu ihnen, sondern als Einzelpersonen. Der Bund war mit Israel als Gruppe und mit jedem einzelnen Menschen im Besonderen.
Ein weiterer Punkt: Nach Martin Buber sind die Gesetze der Zehn Gebote genauer zu übersetzen als „Du sollst nicht haben … du sollst nicht machen. “ Wir haben eine Reihe von Anordnungen. Gott handelt mit Israel keinen Vertrag, keinen Kontrakt, keinen Bund aus: Er gewährt sie in seiner Gnade und Barmherzigkeit, und infolgedessen sind die Gebote einseitig gegeben. Ausgehandelte Gesetze stellen einen Konsens dar, nicht eine ultimative Ordnung der Gerechtigkeit. Humanistisches Recht drückt nicht Gottes Gerechtigkeit aus, sondern entweder einen von Menschen geschaffenen und auferlegten Fiat-Willen oder einen demokratischen Konsens. Als solches hat es von Natur aus nichts mit Gerechtigkeit zu tun. Es repräsentiert entweder menschliche Logik, wie die älteren Rechtsgelehrten meinten, oder Erfahrung, wie Oliver Wendell Holmes darauf bestand. Die Erfahrung hat nun als Schlüssel zu allen Sphären triumphiert. Der U.S. Supreme Court entscheidet über die ihm vorliegenden Fälle im Sinne der Volks- und Rechtserfahrung. Staatliche Schulen betonen zunehmend „die Lernerfahrung“. Studenten werden jetzt auf Credit-Course-Reisen nach Frankreich zum Beispiel mitgenommen, um Lernen durch Erfahrung zu gewinnen.
Gesetz darf aber nicht Logik oder Erfahrung sein. Seine einzig gültige Grundlage liegt im Wesen und in der Natur Gottes. Jede andere Rechtslehre wird eine Gesellschaft zerstören; sie ist vergleichbar damit, einem Menschen die Knochen aus dem Leib zu reißen und ihm zu befehlen, zu stehen.

Schließlich ist zu beachten, dass das Erste Gebot, indem es jeden anderen Gott oder jede andere Machtquelle verurteilt, auch den Synkretismus verurteilt. Synkretismus ist der Versuch, zwei fremde Dinge oder Konzepte zu vereinen, um die vorhandene Macht zu vergrößern. Synkretisten in der Religion versuchen, ihre Vorstellungen vom Besten in allen Religionen zu vereinen, um ihre Effektivität und Macht zu erhöhen. Im wirtschaftlichen Bereich glauben Synkretisten an eine gemischte Wirtschaft, die u.a. Kapitalismus und Sozialismus vereint. In der Politik glauben Synkretisten, dass eine bessere Welt entstehen wird, wenn gegensätzliche politische Überzeugungen zu einer Ordnung zusammengeführt werden.
In jedem Bereich ist Synkretismus ein Verstoß gegen das erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben vor mir“ (V. 3). Synkretismus in allen Bereichen entsteht überall dort, wo dieses Gesetz missachtet wird.

Rousas John Rushdony – Kommentare zum Pentateuch

Den einen wahren Gott erkennen (V. 1-3). Die Formulierung „der Herr, dein Gott“ wird in diesem Abschnitt fünfmal wiederholt (Vv. 3, 5, 7, 10, 12), um das Volk an die Autorität zu erinnern, die hinter diesen Geboten steht. Mose berichtet nicht von „zehn Meinungen“, die er von einem freundlichen Ratgeber gehört hat, sondern von zehn Geboten, die der allmächtige Gott gesprochen hat. Die Juden lebten in einer Welt von blinden und abergläubischen Völkern, die viele Götter anbeteten, etwas, das Israel jahrhundertelang in Ägypten erlebt hatte. Israel sollte von dem wahren und lebendigen Gott Zeugnis ablegen (Ps. 115) und seine Nachbarn auffordern, ihm zu vertrauen.
Die Formulierung „vor mir“ kann „im Gegensatz zu mir“ bedeuten. Wenn die Juden einen anderen Gott verehrten, erklärten sie Jehova den Krieg und zogen seinen Zorn auf sich. Jeden Morgen verkündet der gläubige Jude: „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist ein einziger Herr“ (Dtn 6:4).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

„Ein eifersüchtiger Gott“
J. C. Choate
Shaffer, Kalifornien.
Vor langer, langer Zeit sagte Gott, als er die zehn Gebote vorstellte: „Du sollst keine anderen Götter haben vor mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf der Erde, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied derer, die mich hassen, und Barmherzigkeit übt an Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“ (2. Mose 20,36). Derselbe Autor fährt fort: „Denn du sollst keinen anderen Gott anbeten; denn der Herr, dessen Name Eifer ist, ist ein eifersüchtiger Gott.“ (2. Mose 34,14). Ja, in den alten Tagen war Gott ein eifersüchtiger Gott, und meine Freunde, ich bin hier, um euch zu sagen, dass Gott immer noch ein eifersüchtiger Gott ist. Unter dem alten Bund duldete er nicht, dass sein Volk sich vor Götzen und von Menschen gemachten Göttern beugte. Diejenigen, die sich auf eine solche Torheit einließen, wurden umgehauen und mussten für ihren schrecklichen Fehler bezahlen. Unter dem neutestamentlichen Gesetz möchte der Herr, dass wir verstehen, dass er an erster Stelle stehen muss oder gar nicht. Diejenigen aber, die sich den anderen Dingen dieses Lebens beugen, werden die Konsequenzen dafür tragen müssen, besonders in der kommenden Welt.

Gottes Fürsorge für sein Wort
Gott ist ein eifersüchtiger Gott, wenn es um sein Wort geht. Er bedauert den Anblick derer, die seinen Willen für die Handbücher, Disziplinen und Glaubensbekenntnisse der Menschen beiseite schieben wollen. Er verachtet jedes von Menschen gemachte Buch, das einen anderen Heilsplan als seinen eigenen vorschlägt. Er hasst die vielen Meinungen, Vorstellungen, Doktrinen, Gebote, Dogmen usw., die an die Stelle seines Wortes getreten sind. So hat Johannes geschrieben: „Denn ich bezeuge jedem Menschen, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen: Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buches dieser Weissagung, so wird Gott sein Teil wegnehmen aus dem Buch des Lebens und aus der heiligen Stadt und von dem, was in diesem Buch geschrieben steht.“ (Offb. 22:18, 19). Hör zu, mein Freund, du kannst nicht mit dem Wort Gottes spielen und damit durchkommen. Natürlich wissen wir alle, dass im Namen der Religion alles Mögliche gelehrt wird, und wenn man sie nach ihrer Autorität fragt, wird die Bibel als Quellenbuch angegeben. Aber hört mir zu: Die Bibel enthält nichts als die Wahrheit – wenn also alle diesem Buch folgen würden, wären wir alle nichts anderes als Christen. Die Bibel ist also nicht der Urheber der vielen Lehren, die propagiert werden; sie sind der Fantasie des Menschen entsprungen und werden durch seine eigene Torheit am Leben erhalten. Viele werden sich eines Tages vor Gott dafür verantworten müssen, wie sie mit dem Wort der Wahrheit umgegangen sind. Gott ist ein eifersüchtiger Gott und möchte daher, dass alle sein Wort anerkennen und ihm von ganzem Herzen glauben. Denn schließlich ist es die Wahrheit und nur die Wahrheit, die frei machen kann. (Johannes 8:32).
Gott ist ein eifersüchtiger Gott, was das Evangelium angeht. Er möchte, dass alle den Plan, der offenbart wurde, annehmen und daran glauben. Aber was ist mit denen, die sich weigern, dem Evangelium zu gehorchen? Der Apostel Paulus beantwortet diese Frage: „Und ihr, die ihr beunruhigt seid, ruht mit uns, wenn der Herr Jesus vom Himmel herab offenbart werden wird mit seinen mächtigen Engeln, in flammendem Feuer, um sich an denen zu rächen, die Gott nicht kennen und dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen: Die werden gestraft werden mit ewigem Verderben von dem Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Kraft.“ (2 Thess. 1:7-9). Diejenigen, die dem Evangelium Gottes gehorchen, werden also gesegnet, aber diejenigen, die es ablehnen, werden dafür bestraft. Der Herr möchte, dass diejenigen, die dem Evangelium gehorchen, die Wahrheit zu den Menschen in ihrer Umgebung bringen. Er möchte, dass sie den Erlösungsplan so lehren, wie er in der Bibel offenbart wird. Oh ja, es werden viele verschiedene Evangelien gepredigt, aber was ist mit ihnen? Sie sind nichts anderes als gefälschte Evangelien, von Menschen gemachte Evangelien, falsche Evangelien oder pervertierte Evangelien. Aber wenn man Gott gefallen will, muss man das Evangelium predigen, das durch den göttlichen Plan offenbart wurde. Paulus erkannte diese Tatsache und schrieb: „Ich wundere mich, dass ihr so schnell von dem, der euch in die Gnade Christi gerufen hat, zu einem anderen Evangelium übergegangen seid: Welches nicht ein anderes ist; sondern es gibt einige, die euch stören und das Evangelium Christi verdrehen wollen. Wenn aber wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium predigen als das, das wir euch gepredigt haben, so sei er verflucht. Wie wir zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium predigt als das, das ihr empfangen habt, so sei er verflucht.“ (Gal. 1:6-9). Es ist also eine ernste Angelegenheit, sich mit dem Evangelium Christi zu befassen. Paulus sagt, dass das Evangelium Gottes gepredigt werden muss, und wehe dem, der es anders predigt. Hör mir zu, mein Freund: Du kannst daherkommen und alles Mögliche glauben, was dem Evangelium vorzuziehen ist, aber eines Tages wirst du dafür geradestehen müssen. Ja, jemand kann ein falsches Evangelium predigen, wenn er will, aber vergiss nicht, dass er dafür geradestehen muss. Gott ist ein eifersüchtiger Gott, was das Evangelium angeht. Er will, dass alle der geoffenbarten Wahrheit gehorchen, und er will, dass dieses Wort in seiner Reinheit und Einfachheit gepredigt wird. Noch einmal: Wehe dem, der sich nicht an das Evangelium hält.

Gottes Angst um das Reich Gottes
Gott ist ein eifersüchtiger Gott, wenn es um das Reich oder die Kirche geht. Gott hat seinen Sohn in die Welt gesandt, um die Kirche zu gründen, und doch gibt es Menschen, die so klug und gelehrt sind, dass sie behaupten, die Kirche sei unwichtig. Woher kommt eine solche Lehre? Nicht von Gott, nicht von Christus, nicht von seinem Wort, sondern vom Teufel. Die Kirche IST wichtig. Allein die Tatsache, dass Christus sie gegründet hat, macht sie wichtig. (Matthäus 16:18; Apostelgeschichte 2). Und weil Christus sein Blut für sie vergossen hat, ist sie wichtig, ja, sie ist für Gott so wertvoll wie das Blut Christi. (Apostelgeschichte 20,28). Darüber hinaus ist sie wichtig, weil Christus der Retter der Kirche ist, weil er das Haupt der Kirche ist und so weiter. (Eph. 6:23). Betrachten wir nun im Lichte all dessen die Aussage des Herrn: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zugerechnet werden.“ (Mt 6,33). Ja, das Reich Gottes oder die Kirche Gottes ist so wichtig und so wesentlich, wenn es um das Heil der Seele geht, dass der Herr erklärt, dass wir es in unserem Leben an die erste Stelle setzen sollen. Meine Freunde, Gott ist ein eifersüchtiger Gott. Er ist nicht erfreut über die Menschen, die sagen, dass die Kirche nicht wichtig ist, und ich sage euch noch etwas: Er ist nicht erfreut über diese von Menschen gemachte Lehre, dass eine Kirche so gut ist wie die andere oder dass es viele Kirchen gibt und man sich der Kirche seiner Wahl anschließen kann. Nein, Gott ist nicht erfreut darüber. Es gibt nur eine wahre Kirche und man muss ihr angehören, um gerettet zu werden. Lies bitte Epheser 4,4, 1. Korinther 12,13 und Apostelgeschichte 2,47.
Gott ist ein eifersüchtiger Gott, was die Anbetung angeht. Es wird gesagt, dass man in der Kirche seiner Wahl anbeten darf. Außerdem wird propagiert, dass man anbeten darf, was man will, solange man ehrlich und aufrichtig ist, aber gute Nachbarn, betrügt euch nicht selbst und lasst auch nicht zu, dass euch jemand anderes betrügt. Diese Angelegenheit liegt nicht in der Hand des Menschen, sondern der Herr hat etwas zu dieser Sache zu sagen. Wir lesen: „Gott ist ein Geist; und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ (Johannes 4,24). Jetzt pass auf! Der Herr sagt, dass unsere Anbetung im Geist und in der Wahrheit sein MUSS. Damit der Gottesdienst annehmbar ist, muss er also nach dem Muster des Herrn und nicht nach dem des Menschen erfolgen. Aber was ist mit all den anderen Anbetungsformen? Sie sind vergeblich, wie Matthäus 15,9 sagt. Gott ist eifersüchtig, wenn es um unsere Anbetung geht. Er will, dass wir ihn so verehren, wie er es in seinem Wort gesagt hat. Eine andere Art der Anbetung wird er nicht akzeptieren.

Gottes Eifer für unsere Treue
Gott ist ein eifersüchtiger Gott, wenn es um den Namen geht. Er will, dass jede Seele, die ihm gehorcht, den Namen trägt, den er bestimmt hat – den Namen Christ. Der einzige Weg, wie wir ihm gefallen können, ist, diesen Namen zu tragen. Es wird nicht funktionieren, irgendeinen von Menschen geschaffenen Titel vor oder hinter den Namen Christ zu kleben. Er will, dass wir Christen sind und nichts anderes. Das steht im Einklang mit der Aussage von Petrus: „Wer aber als Christ leidet, der schäme sich nicht, sondern rühme Gott dafür.“ (1. Petr. 4:16). Lies auch Apostelgeschichte 26,28 und Apostelgeschichte 11,26 zu diesem Thema. Wenn du willst, kannst du dir einen von Menschen gemachten Namen zulegen, aber so sicher wie du das tust, wirst du dafür bezahlen müssen. Ich erinnere dich noch einmal daran, dass Gott ein eifersüchtiger Gott ist und wenn du zu ihm gehören willst, dann will er, dass du den Namen trägst, den er dir gegeben hat. Das gilt nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für die Gemeinde. (Röm. 16:16; Apg. 20:28).
Gott ist ein eifersüchtiger Gott, wenn es darum geht, das christliche Leben zu leben. Paulus erklärt einer Gruppe von Christen: „… bringt eure Leiber als lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer dar, das ist euer vernünftiger Dienst.“ (Röm. 12:1). Geliebte, wenn wir Gott dienen sollen, möchte er, dass wir ihm dienen, anstatt an einem Tag das christliche Leben zu leben und am nächsten Tag ein sündiges Leben zu führen. Gott ist eifersüchtig und will nicht, dass sein Volk sich in Sünde ergeht oder auch nur mit der Welt wandelt. Um zu ihm zu gehören, muss man also die Sünde mit seinem ganzen Wesen hassen. Manche Menschen behaupten, Kinder Gottes zu sein, sind aber gleichzeitig genauso sündig und gottlos, wie man es nur sein kann. Aber denk daran, dass alle Menschen ernten müssen, was sie gesät haben. (Galater 6:7, 8).
Ja, Gott ist ein eifersüchtiger Gott. Freunde, entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt – Gott oder Satan. Aber bedenkt: Wenn ihr euch für Gott entscheidet, verlangt er Treue bis zum Tod. (Offb. 2:10). Man muss bereit sein, diese Art von Dienst für den Herrn zu leisten, um in dieser Welt und in der kommenden Welt gerettet zu werden.

Truth Magazine I:11, S. 7-8, 10-11August 1957

Der letzte Kommentar passt wohl schon eher zu 2.Mose 20:4-5 – Siehe auch hier den alten Beitrag...

Denn Gott hat in den alten Verträgen gesagt: ,Du sollst nur Gott als einzigen Chef akzeptieren und nur das tun, was er dir sagt!‘

Da spricht Jesus zu ihm: Geh hinweg, Satan! denn es steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.“ (5Mose 6,13)
Elberfelder 1871 – Matthäus 4,10

Da sagte Jesus: »Weg mit dir, Satan! In den Heiligen Schriften heißt es: ›Vor dem Herrn, deinem Gott, wirf dich nieder, ihn sollst du anbeten und niemand sonst.‹ «
Gute Nachricht Bibel 2018 – Matthäus 4:10

Dann sagt Jesus zu ihm: „Geh weg, Satan! – denn es ist geschrieben: ‘Du sollst dem Herrn, deinem Gott, huldigen und ihm allein ‹den ihm zukommenden› verehrenden Dienst erweisen!’“ {Vgl. 5M 6,13; 10,20.}
Jantzen Jettel 2017 – Matthäus 4,10

Da Jesus hier aus 5.Mose zitiert, und diese Verse schon kommentiert wurden – hier der link …

In Seiner Antwort zitierte der Herr 5Mo 6,13. Es darf nur Gott der Herr Anbetung und Dienst empfangen. In jenem Kapitel wird das Volk davor gewarnt, ihren Gott zu vergessen. Sie sollten nicht fremden Göttern nachgehen (V.12.14), sondern sie sollten den Herrn, ihren Gott lieben (V.5). Diesen Vers hielt der Herr auch den Pharisäern entgegen (Matthäus 22,37). Mit dieser Liebe liebte der Herr Seinen Vater allezeit, weshalb Er gebot: »Gehe hinweg, Satan!« Solcher Widerstand und solches Schelten Satans findet sich auch an anderen Stellen (siehe Sach 3,2; Matthäus 16,23; 1 Petrus 5,9). Das Wort für dienen ist hier latreuô, das an vielen Stellen im Neuen Testament für Dienst, der Gott gilt, verwendet wird. Paulus schrieb: »welchem ich diene in meinem Geiste in dem Evangelium seines Sohnes« (Röm 1,9).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Am Ende kann Jesus dem Satan in Vollmacht befehlen: »Weg von mir, Satan!« Denn er hat die teuflische Versuchung überwunden. Deutet die Schroffheit des Befehls an, dass die letzte Versuchung die schwerste war?

Jesus hat dreimal mit Hilfe der Schrift gekämpft, der Teufel nur einmal, wo es ihm nützlich schien. Bei dieser dritten Versuchung zitiert Jesus 5 Mose 6,13 (vgl. 5 Mose 5,9). Ganz nah liegen Jesu Schriftstellen beieinander. Alle stammen aus dem 5. Mosebuch, das Jesus offenbar besonders geschätzt hat, weil es ihn als den zweiten Mose ankündigte (5 Mose 18,15). Jesus vollbringt als der zweite Adam, was dem ersten Adam nicht gelang: Gott die Treue zu halten. Zugleich erweist sich die lebendige Schriftkenntnis als Mittel zum Sieg. Was Jak 4,7 später formuliert, ist an Jesus beispielhaft deutlich.
Jesus benutzt den hebräischen Namen »Satan«. »Satan« heißt Ankläger. Der »Ankläger« hasst alles, was von Gott kommt, und hasst auch die Menschen. Wer zu Jesus gehört, kann nicht mehr vom »Ankläger« verdammt werden (Röm 8,33ff.). Wäre Jesus vom Vater abgefallen, wäre Satan sein und unser aller Ankläger beim Vater geworden und geblieben.

Gerhard Maier – Edition C

Über diese ersten Christen heißt es in dem Buch Essentials of Bible History (Elmer W. K. Mould, 1951, S. 563): „Der Akt des Kaiserkultes bestand darin, daß auf einen Altar ein paar Körnchen Weihrauch gestreut oder ein paar Tropfen Wein gesprengt wurden, der vor einem Bildnis des Kaisers stand. Vielleicht sehen wir wegen unseres großen zeitlichen Abstandes von der Situation in dem Akt nichts anderes, als es . . . das Erheben der Hand zum Grüßen der Fahne oder eines hervorragenden Staatsmannes ist — ein Ausdruck der Höflichkeit, des Respekts und des Patriotismus. Vielleicht dachten die meisten Leute im ersten Jahrhundert genauso darüber, nicht aber die Christen. Sie sahen darin einen Akt religiöser Verehrung; sie meinten, daß sie dadurch den Kaiser als Gott anerkennen würden und Gott und Christus gegenüber illoyal wären, und weigerten sich, dies zu tun.“

Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes

In all diesen Fällen bedeutet proskynein eindeutig, dass eine Bitte an eine Person mit hoher Autorität gerichtet werden sollte, die Macht ausüben konnte, um dem Bittsteller zu helfen. Die Tatsache, dass die Macht in den meisten der genannten Fälle als himmlische Macht angesehen werden konnte und wahrscheinlich auch wurde, bedeutet nicht, dass derjenige, der die Macht ausübte, göttlich war (man beachte noch einmal die sanfte Zurechtweisung des Kornelius durch Petrus). Aber der Autorität und der Macht wurde der größte Respekt gezollt. Die Bittsteller betrachteten sich offensichtlich als völlig abhängig von der Gunst des Bittstellers, und die Ehrerbietung drückte diesen tiefen Respekt und das Gefühl der völligen Abhängigkeit aus.

Im Neuen Testament wird proskynein typischerweise für die Anbetung (Niederwerfung) vor Gott, und nur vor Gott, verwendet. Wir sollten uns noch einmal die Zurechtweisung Jesu an den Versucher in Erinnerung rufen: „(Du sollst) den Herrn, deinen Gott, anbeten (proskynēseis), und ihm allein sollst du dienen“ (Matthäus 4,10/Lukas 4,8). Im Johannesevangelium erwartet Jesus eine Zeit, in der die Menschen Gott, den Vater, im Geist und in der Wahrheit anbeten (proskynēsousin) (Johannes 4,21-24). In der Apostelgeschichte hören wir von dem äthiopischen Eunuchen, der nach Jerusalem gekommen war, um den Gott Israels anzubeten (proskynēsōn) (Apostelgeschichte 8,27). Paulus erwartet, dass die Neuankömmlinge in der Versammlung der Gläubigen „auf ihr Angesicht fallen und Gott anbeten“ (1. Korinther 14,25). Und in der Offenbarung des Johannes steht Gott regelmäßig im Mittelpunkt der Anbetung (proskynein). Außerdem wird nicht nur die falsche Anbetung des Tieres gerügt, sondern auch jede Anbetung eines anderen als Gottes: Der auslegende Engel weist die proskynēsis, die ihm vom Seher angeboten wird, ausdrücklich zurück und sagt mit Nachdruck: „Betet (proskynēson) Gott an“ (Offb. 19:10; 22:8-9).

James D. G. Dunn – Beteten die ersten Christen Jesus an?

Andere griechische Wörter werden manchmal mit „Anbetung“ übersetzt.

(a) Eine enge Parallele zu proskynein ist die Formulierung „niederfallen“, manchmal mit den Zusätzen „auf sein Gesicht“ oder „zu seinen Füßen“. Der Ausdruck begleitet manchmal das Proskynein, wie in Matthäus 2:11 (die Weisen „fielen nieder und beteten ihn [das Jesuskind] an“) und Offenbarung 5:8, 14 (in der Vision des Sehers „fielen die Ältesten nieder“ oder „fielen nieder und beteten“ das Lamm an). In Matthäus 17,6 fallen die Jünger auf dem Berg der Verklärung zu Boden, als die himmlische Stimme verkündet: „Dies ist mein Sohn, der Geliebte. Verschiedene Personen fallen Jesus zu Füßen, um ihn zu bitten oder ihm zu danken (Markus 5:22/Lukas 8:41; Lukas 5:12; 17:16). In Johannes 11,32 fällt Maria (von Bethanien) Jesus zu Füßen. Im Garten Gethsemane wirft sich Jesus im Gebet zu Boden (Markus 14:35/Matt. 26:39). Kurz gesagt, die Handlung „zu Füßen fallen“ bezeichnet einen Appell oder eine Unterwerfung unter eine höhere Macht, wie wenn der Sklave vor seinem König niederfällt (Mt 18,26), und nicht die Anbetung als solche (weshalb das Wort „Anbetung“ so oft hinzugefügt wird). Die Formulierung trägt wenig oder gar nichts zur Verwendung von proskynein bei.

(b) Das häufigste der anderen nahen Synonyme ist latreuein, was so viel wie „dienen“ bedeutet. In der biblischen Literatur bezieht es sich jedoch immer auf den religiösen Dienst, das Ausführen religiöser Pflichten, „kultischen Dienst leisten“. So ist es nicht verwunderlich, dass es in Verbindung mit proskynein in der Antwort Jesu auf die Versuchung, einen anderen Gott anzubeten, auftaucht: „(Du sollst) den Herrn, deinen Gott, anbeten und nur ihm dienen (latreuseis)“ (Mt 4,10/Luk 4,8). Und an mehreren Stellen wird latreuein in englischen Übersetzungen mit „Anbetung“ übersetzt. Es fällt auf, dass das Objekt des Verbs, also derjenige, dem gedient bzw. der angebetet werden soll, in jedem Fall Gott ist. Abgesehen von ein oder zwei Hinweisen auf falsche Anbetung bezieht sich das Verb immer auf den kultischen Dienst/die Anbetung Gottes. In keinem Fall ist im Neuen Testament davon die Rede, dass Jesus kultische Anbetung (latreuein) angeboten wird. In diesem Zusammenhang sind die beiden Verweise in den frühen Paulusbriefen von einigem Interesse. In Römer 1,9 ruft Paulus „Gott als meinen Zeugen an, dem ich mit meinem Geist diene/anbete (latreuō) im Evangelium seines Sohnes“. Und in Philipper 3,3 spricht er davon, dass Christen im Allgemeinen „durch den Geist Gottes anbeten (latreuontes) und sich in Christus Jesus rühmen“

James D. G. Dunn – Beteten die ersten Christen Jesus an?

Die edelste und höchste Aktivität eines Menschen ist die Anbetung Gottes. Sie beschäftigt Geist, Verstand und Mund des Menschen mit dem größten aller Gegenstände: Gott in all Seiner Herrlichkeit. Diese einzigartige Fähigkeit, Gott zu betrachten und anzubeten, unterscheidet den Menschen als Geistwesen von der ganzen niederen Schöpfung. Anbetung bringt dem höchsten Herrn und Schöpfer das dar, was allein wir Ihm wirklich geben können. Darum betrachtet Gott sie als so besonders kostbar. Anbetung ist für Ihn allein.
Das erste und große Gebot sagt uns, dass wir keinen anderen Gott anbeten sollen (2Mo 34,14). Dennoch hat Satan versucht, diese Ehre für sich selbst zu stehlen (Mt 4,9). Heidnische Herrscher haben sie gesucht und empfangen. Die Menschen haben Dämonen, Götzenbilder, Tieren, Bäumen, Bergen, Flüssen, Sternen, der Sonne und anderen Menschen Anbetung gebracht. Gottesfürchtige Menschen und die Engel Gottes haben sie für sich immer verweigert (Apg 10,25.26; 14,14.15; Offb 19,10; 22,8.9). Interessanterweise nahm der Herr Jesus Anbetung ohne jeden Tadel entgegen, ein deutliches Zeichen, dass Er beanspruchte, Gott zu sein (Mt 8,2; 9,18; 14,33; 15,25; 20,20; 28,9; Mark 5,6; Joh 9,38: das Wort “sich niederwerfen” ist in diesen Stellen im Griech. dasselbe Wort wie “anbeten” in Mt 4,9.10; Lk 4,7.8; Joh 4,20-24; Joh 12,20; Apg 7,43 usw.).
Gott sucht Anbeter, aber nur auf der richtigen Grundlage. Der Herr Jesus sagte: “Die wahren Anbeter werden den Vater in Geist und in Wahrheit anbeten; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn in Geist und Wahrheit anbeten” (Joh 4,23.24). Dies zeigt, dass es eine verkehrte Anbetung gibt, ebenso wie es möglich ist, die falschen Gegenstände anzubeten. Zur Zeit des Alten Testaments gab Gott detaillierte Anweisungen für die Anbetung in der Stiftshütte in der Wüste und später im Tempel zu Jerusalem. Auch die neutestamentliche Anbetung muss der Ordnung Gottes entsprechen. Eine Besonderheit dieser neuen Ordnung ist, dass alle Glaubenden, nicht eine besondere Gruppe, jetzt “ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum” genannt werden, “um geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus” (1Petr 2,5).
Die Anbetung Gottes ist eine Aktivität höchster Priorität für Christen. Ein Teil unserer Beschäftigung in der Ewigkeit wird sein, das Lamm als würdig anzubeten (Offb 5,9-14). Anbetung ist auch unsere gegenwärtige Berufung. Wir sollten uns danach sehnen, in unserer Fähigkeit zu wachsen. Ihn anzubeten, der allein aller Anbetung würdig ist. Wachstum als Anbeter ist ein wichtiges Gebiet, wo geistliche Entwicklung nötig ist.

Die Bedeutung der Anbetung
Was ist Anbetung? Viele Glaubende verstehen darunter die Vormittagsveranstaltungen einer Gemeinde einschließlich Predigt, Ankündigungen, Chordarbietungen oder anderer Zeremonien. Dies wird oft “Morgengottesdienst” genannt. Natürlich kann ein Glaubender Gott dabei im Stillen oder beim Singen eines bestimmten Liedes anbeten. Jedoch ist solch eine Gemeindeveranstaltung von dem biblischen Begriff der Anbetung weit entfernt.
Die Wortbedeutung von “Anbetung” ist ein Niederbeugen, sogar Niederwerfen, um einem Höhergestellten Ehre zu erweisen. W. E. Vine sagt in seinem Expository Dictionary of New Testament Words, dass es “die direkte Anerkennung Gottes in Seinem Wesen, Seinen Eigenschaften, Seinen Wegen und Seinen Ansprüchen” ist, “sei es durch das Ausschütten des Herzens in Lob und Dank, oder durch aufgrund derartiger Anerkennung getane Taten”. Anbetung bringt dem einen wahren Gott Ehre, Hingabe und Unterwerfung in Wort, Denken, Haltung und Handlung dar. Es ist eine Reaktion liebender Wertschätzung, ein Überströmen eines dankbaren Herzens, ein Ausschütten einer mit Gott beschäftigten erlösten Seele. Anbetung ist keine Diskussion über Gott, sondern eine direkte Anrede an Gott.
Anbetung heißt, Gott die Ehre zu geben, für das, was Er ist, oder wie Er ist. Dies setzt voraus, dass wir studieren, was Er über Sich Selbst in der Schrift geoffenbart hat. Wenn wir uns damit beschäftigen, so finden wir, dass Er nichts und niemandem, das oder den wir kennen, gleich ist. Gott ist einzigartig. Manche Wesenszüge hat nur Er allein. So ist Er z. B. aus Sich Selbst heraus existierend (Joh 5,26), ewig (Ps 90,2), unbegrenzt (1Kön 8,27), allmächtig (Hi 42,2), allwissend (Ps 147,4.5), allgegenwärtig (Ps 139,7-12), unveränderlich (Mal 3,6), selbstgenügsam (Apg 17,24.25) und unumschränkt (Eph 1,11). Er hat auch bestimmte Eigenschaften, in welchen wir Ihm ähnlich sein sollen. Dazu gehören Liebe, Gnade, Barmherzigkeit, Heiligkeit, Gerechtigkeit, Wahrheit, Geduld, Weisheit, Güte und Freigebigkeit. Wir können auch Seinen Zorn gegen das Böse und die Gottlosigkeit teilen (Röm 1,18).
Er soll auch für das angebetet werden, was Er tut. Er ist der Schöpfer aller Dinge, einschließlich des Menschen (Ps 95,6). Er ist Helfer, Befreier, Erlöser. Durch Sein Wort vollbringt Er Seinen Willen (Ps 33,6). Er neigt sich herab, um die Gebete der Sterblichen zu hören (Ps 65,3). Er vergibt Sünden und streckt Sich in Gnade aus, Menschen zu Sich zu bringen (Ps 65,4.5). Er prüft und läutert Sein Volk (Ps 66,10). Er ist ein stets siegreicher Heerführer (Ps 136,10-15).
Anbetung beschäftigt sich mit der Würde dessen, der auf dem Thron des Universums sitzt (Offb 4,10.11; 5,12-14). Gott, nicht das Ich, steht im Mittelpunkt. Dies wird schön illustriert durch die Frau, die die Füße Jesu mit ihren Haaren trocknete (Joh 12,3-7). Anbetung bedeutet auch, kostbare Opfer oder Geschenke dem Herrn darzubringen, wie es die Weisen aus dem Morgenland taten (Mt 2,11). Die allererste Erwähnung des Wortes “anbeten” in der Bibel (1Mo 22,5) zeigt die Kostbarkeit des Opfers und die demütige Hingabe, als Abraham hinging, um Isaak zu opfern (1Mo 22,2-9).
Der wahre Charakter jedes geistlichen Opfers wird durch eine Haltung des Lobpreises gekennzeichnet.

Jean Gibson – Training im Christentum

Geh weg. Jesus verbannte den Teufel und übte damit seine Herrschaft aus, so steht es geschrieben. Jesus antwortete mit unerschütterlicher Treue zur Anbetung Gottes allein (5. Mose 6,13) und zeigte sich treu, das erste Gebot zu halten, das Israel so oft gebrochen hatte. Jesus ist das wahre Israel, der wahre Sohn Gottes.

Die Reformation Heritage KJV Studienbibel

DAS HOCHZEITSMAHL IN KANA VON GALILÄA – DAS WUNDER, DAS „EIN ZEICHEN“ IST.

Da wir im Programm unseres Grundkurses momentan in Johannes 2,1-12 angekommen sind, heute mal direkt eine der Quellen, die wir heute besprechen. Wenn du lieber Leser Interesse hast – wir bieten per Zoom Bibelkurse an…

AM Ende Seiner Rede an Nathanael – Seiner ersten Predigt – hatte Jesus einen Ausdruck verwendet, der in Seiner ersten Tat seine symbolische Erfüllung erfuhr. Seine erste Aussage über sich selbst bestand darin, dass er sich „Menschensohn“ nannte. Wir können nicht umhin zu glauben, dass dies auf das Bekenntnis Nathanaels Bezug nahm: „Du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels“. Es ist, als ob er die Jünger von dem Gedanken, dass er der Sohn Gottes und der König Israels ist, auf die freiwillige Erniedrigung seiner Menschlichkeit als der notwendigen Grundlage seines Werkes hätte lenken wollen, ohne deren Kenntnis die Erkenntnis seiner Gottheit eine unfruchtbare, spekulative Abstraktion und die seines Königtums ein jüdischer, fleischlicher Traum gewesen wäre. Aber es war nicht nur das Wissen um Seine Erniedrigung in Seiner Menschlichkeit. Denn wie in der Geschichte Christi Erniedrigung und Herrlichkeit immer miteinander verbunden sind, die eine in die andere eingehüllt wie die Blume in die Knospe, so ist auch hier seine Erniedrigung als Menschensohn die Erhöhung der Menschheit, die Verwirklichung ihrer idealen Bestimmung als nach dem Ebenbild Gottes geschaffen. Es sollte nie vergessen werden, dass diese Lehre von seiner Erhöhung und seinem Königtum durch Erniedrigung und Darstellung der Menschheit notwendig war. Es war die Lehre, die das Ergebnis der Versuchung und ihres Sieges war, die eigentliche Lehre der ganzen evangelischen Geschichte. Jede andere wirkliche Lehre von Christus wäre, wie wir sehen, für die Jünger unmöglich gewesen – sowohl geistig, was die Grundlage und den Verlauf betrifft, als auch geistlich. Ein Christus: Gott, König, und nicht in erster Linie „Menschensohn“, wäre weder der Christus der Prophetie, noch der Christus der Menschlichkeit, noch der Christus des Heils, noch der Christus des Mitgefühls, der Hilfe und des Beispiels gewesen. Ein Christus, Gott und König, der plötzlich aufgegangen wäre wie die grelle Sonne des Ostens in der Mittagsglut, hätte mit seinen blendenden Strahlen geblendet (wie Saulus auf dem Weg nach Damaskus), wäre nicht „mit freundlichem Licht“ aufgegangen, um Dunkelheit und Nebel zu vertreiben, und mit genialer, wachsender Wärme, um Leben und Schönheit in unsere karge Welt zu bringen. Und so, wie es Ihm für die Ausführung des Werkes „beschieden war“, „den Hauptmann des Heils durch Leiden vollkommen zu machen“, so war es für sie notwendig, dass Er die Herrlichkeit Seiner Gottheit und die Macht Seines Königtums sogar vor ihren Augen, die Ihm folgten, verhüllte, bis sie alles gelernt hatten, was die Bezeichnung „Menschensohn“ bedeutete, die unter der Bezeichnung „Sohn Gottes“ und „König Israels“ stand.

Dieser Gedanke des „Menschensohns“, wenn auch in seiner vollen und prophetischen Bedeutung, scheint die Erklärung für das Wunder bei der Hochzeit von Kana zu liefern. Wir treten nun in das Amt des „Menschensohns“ ein, zunächst und vor allem in seinem Gegensatz zum vorbereitenden Ruf des Täufers, mit der dafür symbolischen Askese. Wir sehen ihn jetzt, wie er sich frei unter die Menschheit mischt, ihre Freuden und Verpflichtungen teilt, in ihr Familienleben eintritt, alles durch seine Gegenwart und seinen Segen sanktioniert und heiligt; dann, wie er das „Wasser der gesetzlichen Reinigung“ in den Wein der neuen Dispensation verwandelt, und mehr noch, wie er das Wasser unserer empfundenen Not in den Wein seiner Gabe verwandelt; und schließlich, wie er als „Menschensohn“ die absolute Macht hat, da er auch „der Sohn Gottes“ und „der König Israels“ ist. Damit soll nicht zum Ausdruck gebracht werden, dass das Wunder von Kana in erster Linie dazu diente, den Kontrast zwischen Seinem eigenen Dienst und der Askese des Täufers zu verdeutlichen, obwohl man sich kaum einen größeren Unterschied vorstellen kann als zwischen der Wüste und der Versorgung mit Wein beim Hochzeitsmahl. Da dieser wesentliche Unterschied tatsächlich bestand, trat er natürlich gleich zu Beginn des Dienstes Christi zutage. Und so ist es auch mit den anderen Bedeutungen, die uns diese Geschichte vor Augen führt.

Gleichzeitig muss man sich vor Augen halten, dass die Hochzeit für die Juden viel höhere Gedanken vermittelte als nur die des Festes und der Fröhlichkeit. Die Frommen fasteten davor und beichteten ihre Sünden. Sie wurde fast wie ein Sakrament betrachtet. Man glaubte, dass der Eintritt in den Ehestand die Vergebung der Sünden mit sich brachte. Es scheint fast so, als ob die Beziehung von Ehemann und Braut zwischen Jehova und seinem Volk, die nicht nur in der Bibel, sondern auch in den rabbinischen Schriften so häufig betont wird, schon immer im Hintergrund gestanden hätte. So symbolisierte das Brautpaar am Hochzeitstag die Verbindung zwischen Gott und Israel. Auch wenn es also zum Teil Nationalstolz gewesen sein mag, der die Geburt eines jeden Israeliten als fast wichtiger als den Rest der Welt ansah, so erklärt dies doch kaum das inbrünstige Beharren auf der Ehe, vom ersten Gebet bei der Beschneidung eines Kindes bis hin zu den vielen und vielfältigen Ermahnungen in diesem Sinne. In ähnlicher Weise mag es das tiefe Gefühl der Brüderlichkeit in Israel gewesen sein, das zur Sympathie mit allem führte, was das Herz am meisten berührte, und das die Teilnahme an der Freude der Hochzeit oder der Trauer des Begräbnisses mit solcher Heiligkeit erfüllte. Um ein kühnes Gleichnis der Zeit zu gebrauchen, hatte Gott selbst die Segensworte über den Kelch bei der Vereinigung unserer ersten Eltern gesprochen, als Michael und Gabriel als Trauzeugen auftraten, und der Chor der Engel den Hochzeitshymnus sang. So hatte er auch das Beispiel des Krankenbesuchs (bei Abraham), des Trostes für die Trauernden (bei Isaak) und des Begräbnisses der Toten (bei Mose) gegeben. Jeder Mensch, der ihm begegnete, war verpflichtet, aufzustehen und sich dem Hochzeitszug oder dem Trauerzug anzuschließen. Von König Agrippa wird besonders berichtet, dass er dies getan hat, und eine merkwürdige Haggada berichtet, dass Isebel, als sie von den Hunden gefressen wurde, ihre Hände und Füße verschont wurden, weil sie inmitten all ihrer Bosheit gewohnt war, jeden Hochzeitszug mit Händeklatschen zu begrüßen und die Trauernden auf ihrem Weg zur Beerdigung eine gewisse Strecke zu begleiten. Und so lesen wir auch, dass bei der Beerdigung des Sohnes der Witwe von Nain „viel Volk aus der Stadt bei ihr war „.

Unter solchen Umständen würde man natürlich erwarten, dass alles, was mit der Heirat zusammenhing, sorgfältig geplant wurde, um den Eindruck von Heiligkeit zu vermitteln und auch den Aspekt der Freude zu tragen. Eine besondere Formalität, die „Verlobung“ (Erusin, Qidduschin), ging der eigentlichen Eheschließung um einen Zeitraum voraus, der unterschiedlich lang war, im Falle eines Mädchens jedoch nicht länger als zwölf Monate dauerte. Bei der Verlobung überreichte der Bräutigam der Braut persönlich oder durch einen Stellvertreter ein Geldstück oder einen Brief, wobei in jedem Fall ausdrücklich erklärt wurde, dass der Mann sich damit für die Frau einsetzte. Vom Zeitpunkt der Verlobung an wurden beide Parteien so angesehen und rechtlich (in Bezug auf Erbschaft, Ehebruch, Notwendigkeit einer förmlichen Scheidung) so behandelt, als wären sie tatsächlich verheiratet, außer was ihr Zusammenleben betraf. In einem Rechtsdokument (dem Shitré Erusin) wurden die Mitgift, die jeder mitbrachte, die gegenseitigen Verpflichtungen und alle anderen rechtlichen Aspekte festgelegt. Im Allgemeinen schloss ein festliches Mahl die Verlobungszeremonie ab – aber nicht in Galiläa, wo die Gewohnheiten einfacher und reiner waren und man das, was manchmal in Sünde endete, vermied.

Am Abend der eigentlichen Hochzeit (Nissuin, Chathnuth) wurde die Braut von ihrem Elternhaus zu dem ihres Mannes geführt. Zuerst ertönte fröhliche Musik, dann verteilten sie Wein und Öl an das Volk und Nüsse an die Kinder, dann kam die Braut, mit dem Brautschleier bedeckt, mit langem Haar, umgeben von ihren Begleitern und angeführt von den „Freunden des Bräutigams“ und den „Kindern des Brautgemachs“. Alle waren festlich gekleidet; einige trugen Fackeln oder Lampen an Stangen, die nächstgelegenen hatten Myrtenzweige und Blumenkränze. Jeder erhob sich, um die Prozession zu begrüßen oder sich ihr anzuschließen, und es wurde fast als religiöse Pflicht angesehen, in Lobeshymnen auf die Schönheit, die Bescheidenheit oder die Tugenden der Braut auszubrechen. In ihrem neuen Zuhause angekommen, wurde sie zu ihrem Mann geführt. Dabei wurde eine Formel wie „Nimm sie nach dem Gesetz des Mose und Israels“ gesprochen, und Braut und Bräutigam wurden mit Girlanden gekrönt. Dann wurde eine förmliche Urkunde, die sogenannte Kethubah, unterzeichnet,b in der festgehalten wurde, dass der Bräutigam sich verpflichtete, für sie zu arbeiten, sie zu ehren, zu pflegen und zu versorgen, wie es bei den Männern Israels üblich ist; dass er versprach, seiner Jungfrau mindestens zweihundert Zu (oder mehr) zu geben, und ihre eigene Mitgift (die bei einer armen Waise von der Obrigkeit gestellt wurde) um mindestens die Hälfte zu erhöhen, und dass er sich auch verpflichtete, sie ihr zum besten Nutzen anzulegen, wobei sein ganzer Besitz dafür bürgte. Dann, nach der vorgeschriebenen Handwaschung und dem Segen, begann das Hochzeitsessen – der Kelch wurde gefüllt und das feierliche Gebet des Brautsegens über ihn gesprochen. Und so dauerte das Fest – es konnte mehr als einen Tag dauern -, während jeder versuchte, mal grob, mal weise zum allgemeinen Vergnügen beizutragen, bis schließlich „die Freunde des Bräutigams“ das Brautpaar zum Cheder und zur Chuppah, dem Brautgemach und Bett, führten. Hier ist besonders zu bemerken, dass der Schreiber des vierten Evangeliums nicht nur Hebräer war, sondern auch mit den unterschiedlichen Bräuchen in Galiläa und Judäa vertraut war, dass bei der Hochzeit von Kana kein „Freund des Bräutigams“ oder „Bräutigam“ (Schoschebyna) erwähnt wird, während er in Johannes 3,29 erwähnt wird, wo die Worte außerhalb der Grenzen von Galiläa gesprochen werden. Denn bei den einfacheren und reineren Galiläern gab es den Brauch der „Freunde des Bräutigams“, der so oft zu grobem Unfug geführt haben muss,b nicht, obwohl alle eingeladenen Gäste den allgemeinen Namen „Kinder des Brautgemachs“ (bené Chuppah) trugen.

Es war die Hochzeit in Kana in Galiläa. Alles, was mit dem Bericht darüber zusammenhängt, ist streng jüdisch – das Fest, die Gäste, die Einladung des fremden Rabbiners und ihre Annahme durch Jesus. Jeder jüdische Rabbi wäre hingegangen, aber wie anders als er hätte er gesprochen und gehandelt! Denken wir zunächst an die szenischen Details der Erzählung. Seltsamerweise können wir den Ort des kleinen Städtchens Kana nicht mit Sicherheit bestimmen. Wenn wir aber annehmen, dass es sich höchstwahrscheinlich um das heutige angenehme Dorf Kefr Kenna handelt, das einige Meilen nordöstlich von Nazareth an der Straße zum See Genezareth liegt, so stellen wir es uns so vor, dass es am Abhang eines Hügels liegt, dessen Häuser sich terrassenförmig erheben und nach Norden und Westen über eine große Ebene (die von Battauf) und nach Süden über ein Tal blicken, hinter dem sich die Hügel erheben, die es vom Berg Tabor und der Ebene von Jesreel trennen. Wenn wir uns dem Städtchen durch dieses lächelnde Tal nähern, stoßen wir auf einen Brunnen mit hervorragendem Wasser, um den sich die Gärten und Obstgärten des Dorfes gruppierten, die in großer Fülle die besten Granatäpfel Palästinas hervorbrachten. Hier wohnte Nathanael-Bartholomäus, und es scheint nicht unwahrscheinlich, dass Jesus die Zeit zwischen seiner Ankunft und der „Hochzeit“, zu der seine Mutter gekommen war, bei ihm verbracht hatte – das Fehlen jeglicher Erwähnung Josephs lässt vermuten, dass er vor dieser Zeit gestorben war. Die Frage, was Jesus nach Kana geführt hatte, scheint fast mehr als müßig, wenn man bedenkt, was zwischen ihm und Nathanael vorgefallen war und was beim ersten „Zeichen“, das seine Herrlichkeit offenbaren sollte, geschehen sollte. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob er vorher von der „Hochzeit“ gewusst hatte. Aber wir können die Sehnsucht des „Israeliten“ verstehen, Ihn unter seinem Dach zu haben, obwohl wir uns nur vorstellen können, was der himmlische Gast ihn und die anderen, die Ihn begleiteten, nun lehren würde. Es ist auch nicht schwer zu verstehen, dass Er bei Seiner Ankunft von dieser „Hochzeit“, von der Anwesenheit Seiner Mutter in dem Haus eines Freundes, wenn nicht gar eines Verwandten, erfuhr; dass Jesus und Seine Jünger zu dem Fest eingeladen wurden; und dass Er beschloss, der Bitte nicht nur nachzukommen, sondern sie als Abschied von Haus und Freunden zu nutzen – ähnlich, aber auch ganz anders als Elisa, als er seine Mission antrat. Dennoch scheint es von großer Bedeutung zu sein, dass dem „wahren Israeliten“ die Ehre zuteil wurde, der erste Gastgeber des „Königs von Israel“ zu sein.

Und wahrlich, es war für Christus ein Abschied von früheren Freunden und von der Heimat – ein Abschied auch von seinem früheren Leben. Wenn ein Teil der Erzählung – der Umgang mit seiner Mutter – eine besondere Bedeutung hat, dann ist es die des Abschieds, oder besser gesagt des Verlassens von Heimat und Familie, so wie er mit diesem ersten „Zeichen“ von allem Vergangenen Abschied nahm. Als Er von Seinem ersten Tempelbesuch zurückkehrte, war es in der Selbsterhöhung der freiwilligen Demut gewesen: um „Seinen Eltern untertan zu sein“. Diese Periode war nun beendet, und eine neue hatte begonnen – die der aktiven Weihe des ganzen Lebens an die „Sache des Vaters“. Und das, was beim Hochzeitsmahl geschah, markiert den Beginn dieser Periode. Wir stehen an der Schwelle, über die wir vom Alten zum Neuen gehen – um ein Bild aus dem Neuen Testament zu gebrauchen: zum Hochzeitssaal des Lammes.

So gesehen erscheint das, was bei der Hochzeit in Kana geschah, wie eine Wiederaufnahme des Fadens, der bei der ersten Manifestation Seines messianischen Bewusstseins verloren gegangen war. Im Tempel zu Jerusalem hatte er auf die missverstandene Frage seiner Mutter geantwortet: „Wisst ihr nicht, dass ich in den Angelegenheiten meines Vaters tätig sein muss?“, und nun, als er im Begriff war, diese „Angelegenheiten“ in die Hand zu nehmen, sagt er es ihr erneut und entschieden, als Antwort auf ihre missverstandene Andeutung. Es ist eine Wahrheit, die wir immer lernen müssen, und die wir in unseren Fragen und Andeutungen nur langsam lernen, sowohl was seinen Umgang mit uns selbst als auch seine Herrschaft über seine Kirche betrifft, dass der höchste und einzig wahre Gesichtspunkt „die Sache des Vaters“ ist, nicht unsere persönliche Beziehung zu Christus. Dieser Faden wird also in Kana im Kreis der Freunde wieder aufgenommen, wie auch unmittelbar danach bei seiner öffentlichen Kundgebung, bei der Reinigung des Tempels. Was Er als Kind bei Seinem ersten Besuch im Tempel zum ersten Mal geäußert hatte, das offenbarte Er als Mensch, als Er in Sein aktives Werk eintrat – negativ in Seiner Antwort an Seine Mutter; positiv in dem „Zeichen“, das Er tat. Das alles bedeutete: „Wisst ihr nicht, dass ich in den Angelegenheiten meines Vaters tätig sein muss? Und in positiver wie negativer Hinsicht bedeutete sein erstes Erscheinen in Jerusalem genau dasselbe. Denn es gibt immer tiefste Einheit und Harmonie in diesem wahrhaftigen Leben, dem Leben des Lebens.

Wenn wir durch den Hof jenes Hauses in Kana gehen und die überdachte Galerie erreichen, die sich zu den verschiedenen Räumen hin öffnet – in diesem Fall insbesondere zum großen Empfangssaal – ist alles festlich geschmückt. Auf der Empore bewegen sich die Diener, und dort sind die „Wasserkrüge“ aufgestellt, „nach jüdischer Art“, zur Reinigung – nicht nur zum Waschen der Hände vor und nach dem Essen, sondern auch der benutzten Gefäße. Wie detailliert die rabbinischen Vorschriften in dieser Hinsicht waren, wird in einem anderen Zusammenhang gezeigt. Die „Reinigung“ war einer der wichtigsten Punkte der rabbinischen Heiligkeit. Das bei weitem größte und ausführlichste der sechs Bücher, in die die Mischna unterteilt ist, ist ausschließlich diesem Thema gewidmet (die „Seder Tohoroth“, die Reinigungen). Ganz zu schweigen von den Verweisen in anderen Teilen des Talmuds, haben wir zwei spezielle Traktate, die uns über die Reinigung der „Hände“ (Yadayim) und der „Gefäße“ (Kelim) belehren. Der letztgenannte Traktat ist der ausführlichste in der gesamten Mischna und besteht aus nicht weniger als dreißig Kapiteln. Ihre Lektüre beweist sowohl die strenge Genauigkeit der evangelischen Erzählungen als auch die Gerechtigkeit der Anprangerung der Unwahrheit und groben Heuchelei dieser Ausführlichkeit der Verordnungen durch Christus. Dies gilt umso mehr, wenn wir uns daran erinnern, dass es tatsächlich als besondere Qualifikation für einen Sitz im Sanhedrin gepriesen wurde, so scharfsinnig und gelehrt zu sein, dass man wusste, wie man kriechende Dinge (die vom Gesetz als unrein erklärt wurden) als rein erkennt. a Und die Masse des Volkes hätte die Vernachlässigung der Reinigungsvorschriften entweder als Zeichen grober Unwissenheit oder kühner Gottlosigkeit angesehen.

Jedenfalls würden sie bei einer Gelegenheit wie dieser nicht ausgestellt werden; und außerhalb des Empfangsraums waren, wie Johannes mit anschaulicher Detailgenauigkeit berichtet, sechs jener Steintöpfe aufgestellt, die wir aus rabbinischen Schriften kennen. An dieser Stelle ist es vielleicht angebracht, den Einwänden entgegenzuhalten, dass es unmöglich ist, mit Sicherheit das genaue Maß anzugeben, das die „zwei oder drei Fass pro Stück“ darstellen. Denn obwohl wir wissen, dass der Begriff metretes (A.V. ‚firkin‘) als Äquivalent für das hebräische ‚Bad‘ gedacht war,b gab es zu jener Zeit in Palästina drei verschiedene Arten von ‚Bädern‘: das gewöhnliche palästinensische oder ‚Wildnis‘-Bad, das von Jerusalem und das von Sepphoris. Das gewöhnliche palästinensische „Bad“ entsprach der römischen Amphore und enthielt etwa 5¼ Gallonen, während das „Bad“ von Sepphoris der attischen Metretes entsprach und etwa 8½ Gallonen enthielt. Im ersten Fall könnte also jedes dieser Gefäße zwischen 10½ und 153/4 Gallonen fassen, im zweiten Fall zwischen 17 und 25½. Wenn man davon ausgeht, dass das sogenannte Sepphoris-Maß in Galiläa üblich war, scheint die größere Menge wahrscheinlicher, wenn auch keineswegs sicher. Es ist fast wie eine Bagatelle an der Schwelle einer solchen Geschichte, und doch sind so viele Einwände erhoben worden, dass wir uns hier daran erinnern müssen, dass weder die Größe noch die Anzahl dieser Gefäße etwas Außergewöhnliches an sich hat. Für eine solche Gelegenheit stellte die Familie die größten und schönsten Steingefäße her oder lieh sie sich aus, die beschafft werden konnten; es ist auch nicht nötig anzunehmen, dass sie bis zum Rand gefüllt waren; wir sollten auch nicht vergessen, dass es nach einer talmudischen Bemerkung üblich gewesen zu sein scheint, einige dieser Gefäße ausschließlich für den Gebrauch der Braut und der vornehmeren Gäste abzusondern, während der Rest von der allgemeinen Gesellschaft benutzt wurde.

Wenn man den geräumigen, hohen Speisesaal betritt, der mit Lampen und Kerzenleuchtern hell erleuchtet ist, sitzen die Gäste um Tische herum auf Sofas, die mit weichen Kissen oder Wandteppichen bedeckt sind, oder auf Stühlen. Der Brautsegen ist gesprochen und der Brautbecher geleert worden. Das Festmahl ist im Gange – nicht das gewöhnliche Mahl, das im Allgemeinen gegen Abend eingenommen wurde, gemäß dem rabbinischen Sprichwort, dass derjenige, der es über diese Stunde hinaus verschob, so war, als ob er einen Stein verschluckte, sondern ein festliches Abendmahl. Hätte es eine Neigung zu solchen unanständigen und leichten Vergnügungen gegeben, wie sie selbst die ernsteren Rabbiner missbilligten, so hätte die Gegenwart Jesu sie gewiss zurückgehalten. Und nun muss es eine schmerzliche Pause oder etwas Ähnliches gegeben haben, als die Mutter Jesu Ihm zuflüsterte, dass „der Wein ausfiel “ . Vielleicht gab es in diesem Punkt umso weniger Grund zur Zurückhaltung gegenüber ihrem Sohn, nicht nur, weil dieses Ausfallen durch das Hinzukommen von Gästen in der Person Jesu und seiner Jünger entstanden sein könnte, für die ursprünglich keine Vorkehrungen getroffen worden waren, sondern weil die Gabe von Wein oder Öl bei solchen Anlässen als ein verdienstvolles Werk der Nächstenliebe angesehen wurde.

Aber all dies lässt die wichtigsten Ereignisse der Erzählung unberührt. Wie ist die angedeutete Bitte der Mutter Jesu zu verstehen, wie seine Antwort, und welche Bedeutung hatte das Wunder? Es scheint kaum möglich, sich vorzustellen, dass sie, nachdem sie sich an die wunderbaren Umstände seiner Geburt erinnert hatte und über die Geschehnisse am Jordan informiert worden war, dies als seine königliche messianische Offenbarung vorwegnahm und durch ihre Andeutung zu veranlassen wünschte. Mit Ehrfurcht sei gesagt, dass ein solcher Anfang“ von Königtum und Triumph armselig gewesen wäre: eher der des jüdischen Wundermachers als der des Christus der Evangelien. Nicht so, wenn es sich nur um ein „Zeichen“ handelte, das auf etwas anderes als sich selbst hinweist. Auch scheinen solche Vorahnungen Marias psychologisch unwahr zu sein, das heißt, sie entsprechen nicht ihrer Geschichte. Sie konnte zwar die Umstände seiner Geburt nicht vergessen, aber je mehr sie „all diese Dinge in ihrem Herzen bewahrte“, desto geheimnisvoller erschienen sie ihr, während die Zeit im tristen Kreislauf des einfachen und ereignislosen Landlebens und in der Erfüllung der täglichen Pflichten verging, ohne auch nur den leisesten Anschein von etwas darüber hinaus. Nur zwölf Jahre waren seit Seiner Geburt vergangen, und doch hatten sie Sein Schwingen im Tempel nicht verstanden! Wie viel schwieriger würde es nach dreißig Jahren sein, wenn das Kind zur Jugend und zum Manne herangewachsen war und immer noch dieselbe Stille der göttlichen Stimmen um sich herum herrschte? Es ist schwer, an einen strahlenden Sonnenschein am Nachmittag eines langen, grauen Tages zu glauben. Obwohl wir keine absolute Gewissheit darüber haben, haben wir die stärksten inneren Gründe, zu glauben, dass Jesus in diesen dreißig Jahren in seinem Haus in Nazareth keine Wunder getan hat, sondern ein Leben der stillen Unterwerfung und des gehorsamen Wartens führte. Das war der damalige Teil Seines Werkes. Es mag ja sein, dass Maria von dem wusste, was am Jordan geschehen war, und dass sie, als sie ihn mit seinen ersten Jüngern zurückkehren sah, die aus ihren Überzeugungen sicher kein Geheimnis machten – was auch immer diese für Außenstehende bedeuten mochten -, spürte, dass ein neuer Abschnitt in seinem Leben begonnen hatte. Aber was gab es in all dem, was ein solches Wunder nahelegte? Und wenn es nahegelegt worden war, warum bat sie nicht ausdrücklich darum, wenn es der Beginn einer königlichen Offenbarung sein sollte, die sicherlich unter seltsam unpassenden Umständen stattfand?

Andererseits gab es eine Sache, die sie nach diesen dreißig Jahren des Lebens in Nazareth gelernt hatte, und eine Sache, die sie wieder verlernen sollte. Was sie gelernt hatte – was sie gelernt haben musste – war absolutes Vertrauen in Jesus. Was sie zu verlernen hatte, war der natürliche, aber völlig falsche Eindruck, den seine Sanftmut, seine Stille und seine lange Unterwerfung zu Hause auf sie hinsichtlich seiner Beziehung zur Familie gemacht hatten. Es war, wie wir aus ihrer Nachgeschichte erfahren, eine sehr harte, sehr langsame und sehr schmerzhafte Sache, dies zu lernen; aber sehr notwendig, nicht nur um ihrer selbst willen, sondern weil es eine Lektion der absoluten Wahrheit war. Als sie Ihm also von der entstandenen Not erzählte, tat sie es einfach im absoluten Vertrauen auf ihren Sohn, wahrscheinlich ohne bewusste Erwartung eines Wunders seinerseits. Doch nicht ohne einen Anflug mütterlichen Selbstbewusstseins, ja fast Stolzes, dass Er, dem sie alles Notwendige zutrauen konnte, ihr Sohn war, den sie in der freundlichen Familie, deren Gäste sie waren, um Hilfe bitten konnte – wenn nicht um ihretwillen, so doch auf ihre Bitte hin. Es war eine wahrhaft irdische Sichtweise ihrer Beziehung; nur eine irdische Sichtweise, die jetzt für immer aufhören muss: das Ergebnis seiner missverstandenen Sanftmut und Schwäche, und die dennoch, seltsamerweise, die römische Kirche als das stärkste Plädoyer für Jesu Handeln in den Vordergrund stellt. Aber der grundlegende Fehler in dem, was sie versuchte, ist eben dieser, dass sie als Seine Mutter sprach und diese mütterliche Beziehung mit Seinem Werk in Verbindung brachte. Und so kam es, dass Jesus bei dem ersten Missverständnis im Tempel sagte: „Wisst ihr nicht, dass ich mich um die Angelegenheiten meines Vaters kümmern muss?“, und nun: ‚Frau, was habe ich mit dir zu tun?‘ Mit diesem „Geschäft“ hatte die irdische Beziehung, so zart sie auch war, nichts zu tun. Mit allem anderen hatte sie etwas zu tun, bis hin zur völligen Selbstvergessenheit jener zärtlichsten Empfehlung an Johannes in den bittersten Qualen des Kreuzes; aber nicht mit diesem. Nein, nicht jetzt, und auch nicht in Zukunft, mit diesem. Wie bei Seiner ersten Offenbarung im Tempel, so war auch bei dieser ersten Offenbarung Seiner Herrlichkeit der Finger, der auf „Seine Stunde“ zeigte, nicht der eines irdischen Elternteils und konnte es auch nicht sein, sondern der seines Vaters im Himmel. In Wahrheit gab es in jenem Leben eine doppelte Beziehung, deren Harmonie kein anderer als Christus hätte bewahren können.

Dies ist der eine Hauptpunkt – wir hätten ihn fast als den negativen bezeichnet; der andere, positive, war das Wunder selbst. Alles andere ist nur zufällig und nebensächlich. Niemand, der den Sprachgebrauch kennt, oder sich daran erinnert, dass er sich bei der Übergabe an Johannes am Kreuz derselben Ausdrucksweise bediente,a wird sich vorstellen, dass es irgendetwas Abwertendes für sie oder etwas Hartes für ihn war, sie als „Frau“ und nicht als „Mutter“ anzusprechen. Aber die Sprache ist für uns bezeichnend für die Lehre, die vermittelt werden soll, und als Beginn dieser weiteren Lehre: „Wer ist meine Mutter? und meine Brüder? Und er streckte seine Hand nach seinen Jüngern aus und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und meine Brüder!

Und Maria verstand Ihn nicht, und doch verstand sie Ihn, als sie sich an die Diener wandte mit der Anweisung, Seinen Anweisungen unbedingt Folge zu leisten. Was dann geschah, ist wohlbekannt: wie sie in ihrem Übereifer die Wasserkrüge bis zum Rand füllten – ein zufälliger Umstand, der jedoch nützlich ist, wie alles, was zufällig erscheint, um zu zeigen, dass es weder eine Täuschung noch eine geheime Absprache geben konnte; wie, wahrscheinlich beim Schöpfen, das Wasser zu bestem Wein wurde – „das bewusste Wasser sah seinen Gott und wurde rot;dann der grobe sprichwörtliche Scherz dessen, der wahrscheinlich der Zeremonienmeister und Lieferant des Festes war, der natürlich nicht wörtlich auf die anwesende Gesellschaft zutraf, aber in seiner Zufälligkeit ein Beweis für die Realität des Wunders war; danach schließt die Erzählung abrupt mit einer rückblickenden Bemerkung des Erzählers. Was der Bräutigam sagte; ob das Geschehene den Gästen bekannt wurde, und wenn ja, welchen Eindruck es machte; wie lange Jesus blieb; was seine Mutter empfand – dies und vieles mehr, was man fragen könnte, nimmt die Schrift mit jener ehrfürchtigen Zurückhaltung, die wir so oft im Gegensatz zu unserer oberflächlichen Redseligkeit bemerken, nicht weiter zur Kenntnis. Und das ist auch gut so. Johannes wollte uns sagen, was die Synoptiker, die ihren Bericht mit dem späteren Wirken in Galiläa beginnen, nicht aufgezeichnet haben, dass das erste seiner Wunder ein „Zeichen “ war, das auf das tiefere und höhere hinwies, das noch offenbart werden sollte, und dass es die erste Offenbarung „seiner Herrlichkeit“ war. Das ist alles; und dieses Ziel wurde erreicht. Bezeugen Sie den ruhigen, dankbaren Rückblick auf diesen ersten Tag der Wunder, der in diesen einfachen, aber sehr bewussten Worten zusammengefasst ist: „Und seine Jünger glaubten an ihn“.

Es war ein Zeichen, egal von welchem Standpunkt aus wir seine Bedeutung betrachten, wie bereits erwähnt. Denn wie der Diamant, der in vielen Farben leuchtet, hat es viele Bedeutungen; keine davon ist im groben Sinne des Wortes beabsichtigt, sondern alle sind wirklich, weil sie das Ergebnis eines wirklichen göttlichen Lebens und einer wirklichen Geschichte sind. Und auch ein wirkliches Wunder, nicht nur historisch, sondern in seinen vielen Bedeutungen betrachtet; der Anfang aller anderen, die in gewissem Sinne nur die Entfaltung dieses ersten sind. Es ist ein Wunder, das nicht erklärt werden kann, sondern nur durch die fast unglaublichen Plattitüden verstärkt wird, zu denen sich die negative Kritik in ihren Kommentaren herabgelassen hat, für das es mit Sicherheit keine legendäre Grundlage gibt, weder in der alttestamentlichen Geschichte noch in der zeitgenössischen jüdischen Erwartung, das nicht zu einem Idealismus des neunzehnten Jahrhunderts sublimiert werden kann, und das schon gar nicht als ein nachträglicher Einfall seiner Jünger, erfunden von einem ephesischen Schriftsteller des zweiten Jahrhunderts, aufgefasst werden kann. Aber selbst das allegorische Bild des heiligen Augustinus, der uns daran erinnert, dass in der Traube das Wasser des Regens immer in Wein verwandelt wird, ist kaum wahr, außer als bloße Illustration, und senkt nur unsere Sicht des Wunders. Denn ein Wunder ist es4 und wird es immer bleiben, und zwar nicht als Zauberei oder willkürliche Macht, sondern als Macht mit einem moralischen Ziel, und zwar dem höchsten. Und wir glauben es, weil dieses „Zeichen“ das erste von allen Wundern ist, in denen das Wunder der Wunder „ein Zeichen“ gab und seine Herrlichkeit offenbarte – die Herrlichkeit seiner Person, die Herrlichkeit seiner Absicht und die Herrlichkeit seines Werkes

Aldred Edersheim - Das Leben und die Zeiten von Jesus dem Gesalbten},
‎Artist: James Tissot


loyale Liebe zu seinem Volk

Einen kleinen Augenblick habe ich dich verlassen, aber mit großem Erbarmen will ich dich sammeln; (O. aufnehmen) im Zorneserguß habe ich einen Augenblick mein Angesicht vor dir verborgen, aber mit ewiger Güte werde ich mich deiner erbarmen, spricht Jehova, dein Erlöser.
Denn dieses soll mir sein wie die Wasser Noahs, als ich schwur, daß die Wasser Noahs die Erde nicht mehr überfluten sollten; so habe ich geschworen, daß ich nicht mehr über dich ergrimmen, noch dich schelten werde.
Denn die Berge mögen weichen und die Hügel wanken, aber meine Güte wird (O. wenn auch die Berge wichen…, so wird doch usw.) nicht von dir weichen und mein Friedensbund nicht wanken, spricht Jehova, dein Erbarmer.
Elberfelder 1871 – Jesaja 54,7–10

„Für einen kleinen Augenblick verließ ich dich,
doch voller Erbarmen werde ich dich zurückholen.
In der Flut des Zorns verbarg ich für einen Augenblick mein Gesicht vor dir,
doch in ewiger loyaler Liebe werde ich Erbarmen mit dir haben“, sagt dein Rückkäufer, Jehova.
„Das ist für mich wie die Zeit Noahs.
So, wie ich geschworen habe, dass die Erde nicht mehr von Wasser bedeckt wird,
so schwöre ich, dass ich nicht mehr zornig auf dich werde und dir keine Vorwürfe mehr machen werde.
Denn wenn auch die Berge entfernt
und die Hügel erschüttert würden,
so wird doch meine loyale Liebe nicht von dir weichen,
noch wird mein Friedensbund ins Wanken geraten“, sagt Jehova, der Erbarmen mit dir hat.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Jesaja 54,7–10

Ich habe einen kleinen Augenblick dich verlassen, und mit großen Erbarmungen bringe Ich dich wieder zu Mir. Jes 49,14; 60,15.
In der Entrüstung Überflutung verbarg Ich Mein Angesicht einen Augenblick vor dir, aber mit ewiger Barmherzigkeit erbarme Ich Mich deiner, spricht dein Erlöser, Jehovah. Jes 55,3; 60,10; Ps 30,6; Jer 33,5; Hos 2,16.
Denn dies sind Mir die Wasser Noachs, da Ich schwur, daß Noachs Wasser nicht mehr über die Erde übergehen sollten; so schwöre Ich, daß Ich wider dich nicht mehr entrüstet sein, noch dir drohen will. 1Mo 9,11-15; Sir 44,19; 1Pe 3,18.21.
Denn Berge mögen weichen und die Hügel wanken, doch Meine Barmherzigkeit soll nicht von dir weichen, und Mein Bund des Friedens nicht wanken, spricht dein Erbarmer, Jehovah. Jes 51,6; 49,10; Hab 3,6; Ez 34,25; 37,26.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jesaja 54:7–10

Nicht vergriffen!

Jemand hatte alle Verheissungen Gottes, die er in der Heiligen Schrift fand, zusammengestellt und drucken lassen. Das Buch fand guten Absatz und die erste Auflage war schnell vergriffen. Ein alter Christ, der die Anzeige gelesen hatte – der Titel hiess: «Die Verheissungen Gottes» – bestellte sich ein Exemplar beim Verleger. Er erhielt die kurze Antwort:
«Es tut uns leid, die ‹Verheissungen Gottes› sind vergriffen und nicht mehr zu haben.»
Der Christ trat mit diesem Brief vor seine Bibel. Er schlug sie auf und die erste Stelle, auf die sein Blick fiel, war Jesaja 54,10: «Die Berge mögen weichen und die Hügel wanken, aber meine Güte wird nicht von dir weichen und mein Friedensbund nicht wanken, spricht der HERR, dein Erbarmer.»
Gott sei gelobt! Seine Verheissungen sind nicht vergriffen und noch immer zu haben.

Halte fest 1959 – Seite 136

Paulus zitiert Jesaja 54,1 in Galater 4,27 und wendet das geistliche Prinzip auf die Kirche an: So wie Gott Sara und den jüdischen Überrest mit Kindern segnete, so würde er auch die Kirche segnen, obwohl sie nur eine kleine Gesellschaft in der Welt ist. Paulus setzte Israel nicht mit der Kirche gleich und wollte auch nicht andeuten, dass die alttestamentlichen Verheißungen an die Juden jetzt in der Kirche erfüllt werden. Wenn wir die alttestamentlichen jüdischen Prophezeiungen für die Kirche in Anspruch nehmen, dann müssen wir sie alle in Anspruch nehmen, sowohl die Gerichte als auch die Segnungen; und das wollen die meisten Menschen nicht tun!

Die Wiederherstellung Israels in seinem Land wird auch Zuversicht bedeuten (Jes 54,4-10). Jesaja gibt eine weitere seiner „Fürchtet euch nicht“-Verheißungen (41:10, 13, 14; 43:1, 5; 44:2, 8; 51:7; 54:14) und erklärt, warum das Volk keine Angst zu haben brauchte. Zunächst einmal waren ihre Sünden vergeben (V. 4). Warum sollten sie sich vor der Zukunft fürchten, wenn Gott die Sünden der Vergangenheit ausgelöscht hatte? (43:25; 44:22) Ja, das Volk hatte schwer gegen seinen Gott gesündigt, aber er vergab ihnen, und das bedeutete einen Neuanfang (40:1-5). Sie konnten die Schande ihrer Sünden als junges Volk vergessen, wie sie in den Büchern Richter und 1. Samuel aufgezeichnet sind, ebenso wie die Schmach ihrer „Witwenschaft“ in der babylonischen Gefangenschaft.

Ein weiterer Grund für das Vertrauen ist die unerschütterliche Liebe des Herrn (54:5-6). Jehova ist ihr Schöpfer und würde das Volk, das er zu seiner Ehre geschaffen hat, nicht zerstören. Er ist ihr Erlöser und kann sie nicht in die Hände des Feindes verkaufen. Er ist ihr Ehemann und wird seine Bundesverheißungen nicht brechen. Wie eine untreue Ehefrau hatte Israel seinen Mann verlassen, aber er hatte es nicht endgültig aufgegeben. Er gab ihr nur die Gelegenheit zu sehen, wie es war, in einem Land zu leben, in dem die Menschen falsche Götter anbeteten. Gott würde sie zurückrufen und sie zu sich holen (Hosea 2:14-23), und sie würde nicht länger „eine verlassene Frau“ sein (Jes 54:6, NIV). Sie fühlte sich verlassen (49:14), aber Gott hat sie nicht aufgegeben.

Ein dritter Grund für Zuversicht ist die verlässliche Zusage Gottes (54,7-10). Gott musste seinen Zorn über ihre Sünde zeigen; aber nun war die Züchtigung vorbei, und sie kehrten in ihr Land zurück. (Zu Gottes Zorn siehe 9,12, 17und 21.) „Mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln“, versprach er. „Mit ewiger Güte will ich mich über dich erbarmen. „

Wann immer wir uns gegen Gott auflehnen und uns weigern, auf seine Warnungen zu hören, muss er uns züchtigen; und er tut es in Liebe (Hebr. 12,1-11). Unser Vater kann nicht zulassen, dass seine Kinder sündigen und damit davonkommen. Aber der Zweck seiner Züchtigung ist es, uns zur Umkehr zu bringen und uns zu befähigen, „die friedfertige Frucht der Gerechtigkeit“ zu bringen (V. 11). Wenn Gott seine irrenden Kinder „züchtigt“, tut er ihnen vielleicht weh, aber er schadet ihnen nie. Es ist immer zu unserem Besten und zu seiner Ehre.

Gott hat sein Versprechen bezüglich der Sintflut gehalten (1. Mose 9,11-17), und er wird sein Versprechen gegenüber seinem Volk Israel halten. Sie können sich auf seine Liebe, seinen Bund und sein Erbarmen verlassen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Es mag den Anschein haben, dass die Verfolgung Israels eine lange Zeit angedauert hat. Doch die Segnungen, die es in seinem wiederhergestellten Zustand genießen wird, werden die Zeit der Verfolgung so sehr überschatten, dass sie nur wie ein Augenblick erscheinen wird. Im Gegensatz zu Israels Verlassenheit wird Gott es in großer Barmherzigkeit wiederherstellen. Der Ausdruck „überfließender Zorn“ kann sich auf die Verfolgungen der Juden im Allgemeinen beziehen. Möglicherweise wird er hier auch so verwendet wie in Jesaja 28:15 und 18. Wenn ja, dann bezieht sich der Ausdruck auf die Verfolgungen in der Trübsal. Unabhängig davon, wie man es nimmt, sind die Verfolgungen, die Israel erlebt hat und in Zukunft erleben wird, ein Produkt von Gottes Zorn gegen seine Frau. Sie werden Gottes chesed olam, seiner immerwährenden Güte, weichen, wenn er sich wieder über Israel erbarmt.

Die Grundlage der Wiederherstellung –
Die Verse 9-10 bilden die Grundlage für Israels Wiederherstellung. Der Abschnitt beginnt in Vers 9 mit einem historischen Bezug: Denn es ist mir wie mit den Wassern Noahs; denn wie ich geschworen habe, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollen, so habe ich geschworen, dass ich nicht zornig über euch sein und euch nicht schelten werde. Der Noah-Bund garantierte, dass Gott die Welt nie wieder durch Wasser zerstören würde. Genauso verspricht der neue Ehebund, den Gott mit seiner Frau, Israel, schließen wird, das Ende des Zorns. Dieser Ehebund wird der Neue Bund genannt.
Vers 10 zeigt, dass der Neue Bund den Fortbestand von Gottes Güte gegenüber Israel garantiert, unabhängig davon, was mit der Erde geschehen mag: Denn es mögen die Berge weichen und die Hügel vergehen; aber meine Güte soll nicht von euch weichen, und mein Bund des Friedens soll nicht vergehen, spricht Jehova, der sich eurer erbarmt. In diesem Abschnitt geht es um die Gewissheit von Gottes Verheißungen. So wie JHWH im Noah-Bund bestimmte Garantien gegeben hat, hat er auch im Friedensbund, also dem Neuen Bund, ein unerschütterliches Versprechen gegeben. Die Verheißung lautet: Sobald der Neue Bund mit Israel geschlossen ist und Israel in die Vorteile dieses Bundes eintritt, indem es seinen Ehemann wieder heiratet, wird Gott seine Güte nie wieder von ihm nehmen. Sobald JHWHs Beziehung zu Israel in die sechste Phase eintritt, wird es also nie wieder eine Scheidung geben.

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

54,10 Berge … Hügel Nach unserer Erfahrung erscheinen Berge und Hügel als beständig und unwandelbar, doch die Verpflichtung des Herrn gegenüber seinem Volk wird noch bleiben, wenn sie nicht mehr sind (51,6; Ps 46,3–4; Mt 24,35; Hebr 1,10–12).

mein Friedensbund (Vgl. Hes 34,25–31). Dieser Friedensbund ist ohne einen Neuen Bund unmöglich, denn der Alte Bund brachte wegen ihrer Sünde nur die Vernichtung der Menschen (Jer 31,31–34).

Reformations-Studien-Bibel

54:10 Gottes treue Liebe zu seinem Volk hat trotz ihrer Untreue Bestand. – Gottes Segensbund ist die Zusicherung seiner Gegenwart, die zu Ganzheit, Segen und Schutz führt. Er ersetzt die Schande und Schmach des Exils (siehe Hes 34,25; 37,26).

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel

54:10 Bund des Friedens. Drückt den šālôm (siehe Anmerkung zu 9,6) aus, den Gott für sein Volk beabsichtigt (vgl. Joh 14,27; Röm 5,1-2). Dies ist der neue Bund (Jer 33:20-21), der den Höhepunkt all dessen darstellt, was Gott durch den abrahamitischen, sinaitischen und davidischen Bund erreichen wollte. Die Beschreibung dieses Bundes in Hesek 34:25-31 macht deutlich, dass die Rückkehr aus dem Exil nur der Anfang all dessen war, was Gott für sein Volk zu vollbringen versprach.

NIV Biblische Theologie Studienbibel