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Für Frieden…

Wenn jemand in Gefangenschaft führt , so geht er in Gefangenschaft; wenn jemand mit dem Schwerte töten wird, so muß er mit dem Schwerte getötet werden. Hier ist das Ausharren und der Glaube der Heiligen.
Elberfelder 1871 – Offb 13,10

Wenn jemand für die Gefangenschaft bestimmt ist,
wird er in Gefangenschaft geraten.
(Wenn jemand andere in Gefangenschaft führt, wird er selbst.)
Und wenn jemand durch das Schwert umkommen soll,
wird er durch das Schwert umkommen.
(Und wenn jemand andere mit dem Schwert umbringt, wird er selbst.)
Hier ist die ganze Standhaftigkeit und Treue derer gefordert, die zu Gottes heiligem Volk gehören.
(Hier ist die Standhaftigkeit und die Treue (od der Glaube / das Vertrauen) der Heiligen.)
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Offenbarung 13,10

Wer dazu bestimmt ist, ins Gefängnis zu kommen, der wird auch gefangen genommen. Und wer durch das Schwert sterben soll, der wird auch mit dem Schwert getötet. Hier muß sich die Standhaftigkeit der Kinder Gottes und ihre Treue zu Christus bewähren.
Hoffnung für alle – 1996 – Offenbarung 13:10

Wer andre in Gefangenschaft führt, soll selbst in die Gefangenschaft wandern -1Mo 9,6; Jer 15,2- ; wer andre mit dem Schwerte tötet, soll selbst durchs Schwert getötet werden – enthält dies Wort für die Gläubigen eine Warnung vor aller gewaltsamen Selbsthilfe gegenüber der Macht des Tieres? (Mt 26,52).- ! Hier gilt es für die Heiligen, Standhaftigkeit und Treue zu beweisen.  
Ludwig Albrecht – Offenbarung 13,10

Noch einmal zu dem Thema von gestern: wie verhalten sich Christen in einem bewaffneten Konflikt
da fiel mir eine Bibelstelle in einem der Kommentare ins Auge: Offenbarung 13,10.
Nein, ich denke nicht, dass wir jetzt schon in dieser Situation sind – ich glaube nicht, dass das „wild Tier“ schon aktiv unterwegs ist – aber, was wenn dass in den nächsten Monaten oder Tagen geschehen würde? Wie würden diejenigen, die sich heute nicht neutral auf der Seite Jesu stehen, weiter verhalten? Würden diese Menschen weiterhin „für Frieden und Sozialismus – seid bereit“ rufen? bzw „für Frieden für mein Vaterland“?
Was, wenn wir momentan sehen, wie ein „Gog von Magog“ sich langsam aber sicher auf den Weg nach dem „verheißenen Land“ macht? Was, wenn wir die ersten Schritte dessen sehen, worauf Christen seit fast 2000 Jahre warten? Aber was, wenn dies gar nichts mit Gottes Plan zu tun hat?

Wie regieren die geistigen Leiter in den betroffenen Ländern? Leider sehe ich auf FB mehr Haß als Bruderliebe – Trennung anstatt Zusammenhalt im Leib Christi!
Hier ein Beispiel:

ein Pastor teilt den Beitrag
die Reaktion eines „Pastors“ aus der Ukraine

Doch schauen wir uns den Vers oben einmal in verschiedenen Kommentaren an, um zu sehen, warum viele Christen heute zwar den Namen Christen tragen, aber keine Nachfolger Jesu Christi mehr sind.

Der letzte Vers dieses Abschnittes zeigt, wie nüchtern und realistisch Johannes die ganze Szenerie betrachtet: Einige werden gefangen genommen. Andere werden durchs Schwert hingerichtet. So wird es kommen. Die angemessene Reaktion ist nicht, zu schreien und um sich zu schlagen, sondern an der Geduld und am Glauben festzuhalten. Kapitel 11 meint, was es sagt. Durch das treue Zeugnis bis in den Tod hinein gewinnt das Lamm den Sieg, sodass Gottes Königreich die Herrschaft des Monsters ersetzt und der Drache seine letzten verbleibenden Machtstellungen verliert. Wie das genau geschehen soll, werden wir noch sehen. Aber hier skizziert Johannes das größere, finsterere Bild, innerhalb dessen man die kleinen örtlichen Kämpfe der Gemeinde sehen muss, damit man den Sinn hinter den Kämpfen und hinter der Notwendigkeit, kompromisslos am Zeugnis festzuhalten, sehen kann. Nur wenn wir uns an den Drachen und das Monster erinnern, merken wir, wie todernst christlicher Glaube, Geduld und Heiligkeit wirklich sind.

Wright – Offenbarung für heute

Gemeinde Jesu darf nicht zur politischen Untergrund- und Widerstandsbewegung mit dem Ziel der Wiedergewinnung der Religionsfreiheit werden. Röm 13,1ff.bleibt in Kraft, auch in der antichristlichen Zeit der missbrauchten Staatsmacht: »Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat.«
Die einzige Grenze ist: »Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen« (Apg 5,29); aber sie muss auch in jedem Fall eingehalten werden. Doch nicht eine Notwehrsituation ist diese Grenze; vielmehr ist es nötig, »das Unrecht zu erdulden« (1 Petrus 2,19).
Das wird uns u. U. sehr schwer fallen, etwa wenn der eigenen Frau und den eigenen Kindern oder andern uns nahestehenden, schutzlosen Menschen Gewalt angetan wird. Doch so, ohne Notwehr zu üben, ging die frühe Christenheit unter der römischen Verfolgung ihren Weg, und so muss die Gemeinde Jesu auch auf ihrem letzten Wegstück ihren Weg gehen.
Denn es ist der Weg Jesu. Er übte keine Notwehr, obschon er sie hätte doch so machtvoll üben können wie keiner: »Ich könnte den Vater bitten, dass er mir zusendete mehr denn zwölf Legionen Engel« (Mt 26,53). Und er wollte auch nicht, dass seine Jünger für ihn Notwehr ergriffen. So sprach er zu Petrus in Gethsemane: »Stecke dein Schwert an seinen Ort, denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen« (Mt 26,52).
Auch die Kirchengeschichte zeigt, dass ein Aufbegehren der Gemeinde Jesu gegen das Martyrium erst recht zu nichts Gutem führte, nicht äußerlich und nicht innerlich.
bb) Was ist dann aber die richtige Haltung?
Die Schrift anwortet: Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen«:
»Geduld« heißt in tiefer Demut »drunterbleiben« (das bedeutet das Wort im Griechischen) unter der Bedrängnis und Anfechtung. Gerade auch im Blick auf die bedrängte Gemeinde sagt Petrus: »So demütiget euch unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit« (1 Petrus 5,6).
»Glaube«: Nicht Resignation und Verzagtheit, sondern getroste Gewissheit und hohes Vertrauen im Blick auf den Herrn und seinen demnächst offenbar werdenden Sieg ist die der Gemeinde Jesu angemessene Haltung, gerade auch in der Endzeit.

Edition C

Die Arbeit, die die Christenheit zu tun hat, ist schwer, denn sie muss einer scheinbar allgemeingültigen Meinung widersprechen und darf sich auch dann nicht beugen, wenn Macht und Erfolg ihren Gegnern recht zu geben scheinen. Vor dem Leiden erschrickt aber der Mensch stets; es ist für ihn eine schwere Sache, sich allein auf das Unsichtbare zu gründen, während ihn alles, was sichtbar ist, zu widerlegen scheint. Lässt sich nicht doch vielleicht ein Ausweg finden, nicht doch ein Friede schließen, nicht doch die Anbetung des Tiers mit derjenigen Jesu vereinigen? Johannes bittet die Christenheit, dass sie auf die Weissagung höre und sich für den Kampf, der vor ihr steht, rüste. Sie rüstet sich dadurch, dass sie keine glänzenden Hoffnungen an ihre Arbeit heftet, nicht von Erfolgen träumt, mit denen sie die Welt zu gewinnen und zu Jesus zu führen vermöchte, und kein Zeitalter des Friedens und des Glücks für sich erwartet, das jetzt mit dem Evangelium anbrechen müsse; sie hat sich vielmehr die Tiefe des Gegensatzes deutlich zu machen, der sie von dem Trachten und Treiben der Menschheit trennt. Diese Kluft ist so tief wie die, die den göttlichen Willen vom satanischen trennt. Die Mittel, mit denen sich die Christenheit zu verteidigen hat und mit denen sie auch den Sieg gewinnen wird, sind einzig die zum Leiden entschlossene Standhaftigkeit und der Glaube, der weiß, wer Gott ist und wozu er uns den Christus gesandt hat. Dem menschlichen Sinn liegt es nahe, dieselben Mittel zu verwenden, mit denen die Welt arbeitet, und der Gewalt mit Gewalt zu begegnen. Mit berauschender Kraft trieb dieser Drang die Judenschaft in die Empörung hinein und ließ sie immer wieder zu den Waffen greifen. Allein auf diesem Weg würde die Christenheit nichts ausrichten, sondern sich nur Schaden tun. Denn die göttliche Regel kehrt die Gewalt auf den zurück, der sie übt. Wer einem anderen die Freiheit raubt und ihn knechtet, erleidet dasselbe Los, und wer das Leben des anderen nicht achtet und mit dem Schwert arbeitet, endet selbst durch das Schwert. Die verkehrten Mittel, mit denen die Christenheit versuchen wollte, sich zu schützen, würden sieh gegen sie kehren. Wie ein Lamm unter den Wölfen zu stehen, so beschrieb Jesus die Aufgabe seiner Jünger; {Matthäus 10,16} ebenso leitet Johannes die Christenheit an, der Machtentfaltung ihrer Widersacher nur das entgegenzustellen, was Gott innerlich in ihr schafft: die Gewissheit, die sich fest an seine Verheißung und Gnade hält, und die ganze Liebe, die von ihm nicht weichen kann und um seinetwillen alles mit tapferem Mut erträgt.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Die Worte, die nun folgen, richten sich direkt an die Adressaten der Offenbarung des Johannes und sprechen in ihre Situation (Tóth, Tier, 12.14). Ohne etwas zu beschönigen wird die Gemeinde darauf hingewiesen, dass schwere Zeiten auf sie zukommen: „Wenn jemand in Gefangenschaft geht, so geht er in Gefangenschaft; wenn jemand mit dem Schwert getötet wird, so muss er mit dem Schwert getötet werden. Hier ist das Ausharren und der Glaube der Heiligen.“
Das entspricht Aussagen des Propheten Jeremia: „Und es soll geschehen, wenn sie zu dir sagen: Wohin sollen wir gehen? – dann sage zu ihnen: So spricht der HERR: Wer zum Tod bestimmt ist, gehe zum Tod; und wer zum Schwert, zum Schwert; und wer zum Hunger, zum Hunger; und wer zur Gefangenschaft, zur Gefangenschaft“ (Jer 15,2; vgl. Jer 43,11). Die Botschaft lautet: Wer sich dem Tier aus dem Meer entgegenstellt „soll sich über die Konsequenzen im Klaren sein. Die werden hier ganz nüchtern festgestellt“ (Wengst, 143). Und er soll dieses Schicksal annehmen.

Pastor Michael Mainka – Offenbarung des Johannes

Merksprüche stießen die Leser in K. 2 und 3 auf die unmittelbare Aktualität des Gehörten für die Hörer selbst: Aufhorchen! Jawohl, ihr seid betroffen! Wir bedenken die sich verschärfende Situation in der damaligen Provinz Asia. Die neue Verordnung des Domitian, daß jedermann ihn als „Herrn und Gott“ anzureden habe, hat die christlichen Kreise sicher erschreckt. Aber die menschliche Natur neigt zu Redensarten: „Es wird schon wieder gut gehen. Es wird nichts so heiß gegessen wie gekocht.“ Oft, aber nicht immer haben beruhigende Worte recht. Aber sie könnten auch Opium für das Christenvolk sein. Dann trotten die Gläubigen gutmütig in die Zukunft und wachen zu spät auf. Darum hier der prophetische Weckruf: Es wird nicht wieder alles gut!
Vers 10 enthält ein echtes, geradezu beispielhaftes textkritisches Problem. Selbst die ältesten Handschriften gehen hier auseinander und wiegen sich gegenseitig so auf, daß sich nicht leicht entscheiden läßt, welcher Wortlaut den Vorzug verdient. Der Tatbestand kann hier nur vereinfacht dargestellt werden.
Die Möglichkeit a) wird etwa von der Lutherübersetzung verwendet: „Wenn jemand andere ins Gefängnis führt, der wird selber in das Gefängnis gehen; wenn jemand mit dem Schwert tötet, der muß mit dem Schwert getötet werden“.
Diese Textform könnte ein Nachhall von Mt 26, 52 und 1 Mo 9, 6 sein, und ihr Sinn wäre eindeutig: Die Christen werden vor einem bewaffneten Widerstand gewarnt. Nicht selten im Laufe der Kirchengeschichte trat die Versuchung an Gläubige heran, mit weltlichen Mitteln zurückzuschlagen und einen sogenannten „heiligen“ Krieg zu führen. Aber so berechtigt und verständlich solche Anwandlungen sind, sie bleiben ungesegnet.
Fraglos wäre eine solche Mahnung beherzigenswert, aber hat Johannes sie hier ergehen lassen? Paßt sie in die Lage jener Empfänger? Hatten die Christen die Möglichkeit, ihre Gegner ins Gefängnis zu führen? Vor allem in einer Zeit der Zuspitzung, wie sie Offb 13, 1–8 voraussetzt? Undenkbar! Darum wird dieser sonst so glatte, verständliche Text nicht ursprünglich sein. Glättung ist immer das Kennzeichen späterer Bearbeitung, aber niemand korrigiert, um das Verständnis zu erschweren. Wir folgen also mit guten Gründen der Möglichkeit b), wie sie über diesem Abschnitt abgedruckt ist.
Sie enthält große sprachliche Härten. In unerhörter Knappheit wird sie herausgestoßen, gehämmert, wie eine militärische Losung. Doch auch so ergibt sich ein überzeugender atst Hintergrund: „Wieviel zum Tode, zum Tode, und wieviel zum Schwerte, zum Schwerte, und wieviel zum Hunger, zum Hunger, und wieviel zur Gefangenschaft, zur Gefangenschaft“ (Jer 15, 2). Die Ähnlichkeit nach Form und Inhalt liegt auf der Hand.
Johannes prophezeit für seine damaligen Leser einen unausweichlichen Weg in das Martyrium. Es wäre falsche Rücksicht gewesen, sie darüber im Unklaren zu lassen. Als später die Nacht der Verfolgung kam, waren viele Christen mit Hilfe dieses Buches imstande, den Weg des Lammes ohne Abwehrbewegung, ohne Verwirrung zu gehen. Die seelsorgerliche Absicht des Johannes entsprach völlig Jo 16, 1–4.
Aber Stillehalten unter dem, was kommen „muß“ (1, 1), ist nicht schon die ganze Weisheit dieses Seelsorgers. Sie sollen nicht ins Leere hinein stillehalten, sondern in die Zukunft Jesu hinein. Es ist das durchdringende, unbestechliche Harren, das Johannes einer Gemeinde, die Gemeinde bleiben will, empfiehlt (s. z. 1, 9 und 2, 1). Und dann vergißt Johannes nie, die Zeugentreue einzuschärfen (s. z. 12, 11). Stillehalten ist für ihn nicht einfach Stillesein. Hier ist das Harren und die Treue der Heiligen vonnöten.

Wuppertaler Studienbibel

Kann es sein, dass der Widersacher in den letzten Monaten ganz besonders daran gearbeitet hat, Menschen die sagen, sie würden an Christus glauben – dazu zu bringen, „ihre eigenen Interessen“ durchzusetzen? Anstatt die Bibel zu lesen und dem himmlischen Vater näher zu kommen, haben Christen andere Christen über Corona „aufgeklärt“ und gegen gewählte Regierungen protestiert – der nächste Schritt ist ja dann auch in politischen Kämpfen „mitzukämpfen“ – und uns so von der schützenden Hand des Vaters zu entfernen. Deshalb: Für ein persönliches gutes Verhältnis zum himmlischen Vater – lies die Bibel und bete, damit das Verhältnis zwischen dir und deinem himmlischen Vater enger wird, anstatt dich von den „Nebelkerzen“ in den Nachrichten ablenken zu lassen!

„Stecke dein Schwertmesser weg an seinen Ort! Denn alle zum Schwertmesser Greifenden werden durch Schwertmesser umkommen.“ – Übersetzung Peter Knauer

Da spricht Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort; denn alle, die das Schwert nehmen, werden durchs Schwert umkommen.
Elberfelder 1871 – Matthäus 26,52

Und siehe!, einer von denen, die bei Jesus [waren], streckte die Hand aus und zog sein Schwert heraus, und er schlug den Knecht des Oberpriesters und trennte dessen Ohr ab.
Daraufhin sagt Jesus zu ihm: „Steck dein Schwert an seinen Platz, denn alle, die ein Schwert ziehen, werden durch ein Schwert sterben.
Leonberger Bibel – byzantinischen Text von Robinson-Pierpont 05 – Matth. 26,51–52

Einer von seinen Freunden hatte ein langes Messer dabei. Blitzschnell zog er es aus dem Mantel, ging auf einen der Securityleute los und schnitt ihm im Kampf ein Ohr ab.
„Hör auf damit!“, sagte Jesus, „Wer versucht, Sachen mit Gewalt zu regeln, wird durch Gewalt auch getötet werden. Mann, checkst du das nicht? Wenn ich meinen Vater nur darum bitten würde, könnte er sofort eine ganze Armee von Engeln vorbeischicken, die würden hier aus allem Kleinholz machen!
VolxBibel – Matthäus 26:51–53

Der Krieg in der Ukraine führt dazu, dass viele Christen in den beteiligten zwei Ländern eine Entscheidung treffen müssen: Neutralität und für Jesus Christus einzutreten – oder aber „für ihr Heimatland“ einzutreten. Nun ist die Frage: WO ist meine Heimat?
Schauen wir uns einen Moment an, wo eigentlich jeder Christ zu seinem Messer/Schwert gegriffen hätte: Jesus Christus wird verhaftet, obwohl Er nichts gemacht hatte – und Petrus greift natürlich zu seinem Schwert! Doch wie reagiert Jesus darauf?

Petrus wollte in dieser Situation nicht sofort klein beigeben. (Nur Johannes erwähnt ihn in diesem Zusammenhang mit Namen; Joh 18,10.) Er war soeben erwacht und wußte im Augenblick noch nicht so recht, was vor sich ging, daher zog er sein Schwert und versuchte, Jesus zu verteidigen, indem er auf einen der Angreifer einhieb. Er traf Malchus, den Knecht des Hohenpriesters (Joh 18,10), am Ohr.
Der Herr untersagte jedoch sofort jede Gewalttätigkeit und tadelte Petrus. Er hatte keine Hilfe nötig; sein Vater würde ihm, wenn er es wollte, auf der Stelle zwölf Legionen Engel schicken, die ihn verteidigten. Eine römische Legion umfaßte 6 000 Soldaten. Von über 72 000 Engeln umgeben, hätte Jesus leicht jeden Angriff abwehren können. Doch es war nicht Gottes Wille, daß Jesus freikam; Jesus wurde gefangengenommen, weil Gott es zuließ. Matthäus schreibt nichts darüber, doch Lukas, der Arzt, berichtet, daß Jesus den Verletzten wieder heilte (Lk 22,51).

Walvoord Bibelkommentar

Einer der Jünger will seinen Herrn verteidigen. Auch er hat noch nicht begriffen, wer der Herr ist – als ob Er sich nicht selbst hätte verteidigen können. So leistet dieser Jünger tatsächlich auch keine Hilfe, sondern richtet Schaden an, indem er einen der Widersacher, den Sklaven des Hohenpriesters, verletzt. Dass der Hohepriester einen Sklaven hat, bedeutet, dass der Hohepriester sich von jemandem bedienen lässt, den er sich unterworfen hat. War es denn nicht die Aufgabe des Hohenpriesters, anderen zu dienen? Der Hohepriester aber hatte seinen Sklaven mitgenommen, um bei dieser bösen Unternehmung, den Sohn Gottes gefangen zu nehmen, mitzuhelfen.
Matthäus berichtet nicht, dass der Herr das Ohr dieses Sklaven heilt, sondern nur, dass Er seinen Jünger zurechtweist. Das Schwert soll nicht gezogen werden, sondern in der Scheide bleiben. Wer das Schwert benutzt, wird dadurch umkommen (Off 13,10). In der jetzigen Zeit sollen Leiden ertragen werden; das ist der Weg des Vaters. Der Herr hätte den Vater bitten können, Ihm Engel zu senden. Die Engel standen bereit, um auf einen Wink des Vaters über alle, die sich an dem Sohn vergriffen, das Gericht zu vollstrecken. Sie werden wohl den Atem angehalten haben, als sie dieses Schauspiel ansehen mussten, dass ihr Schöpfer von nichtigen Geschöpfen gefangen genommen wurde! Jedoch, es war jetzt nicht die Zeit, das Gericht über das Böse auszuüben, sondern die Schriften zu erfüllen.

Ger de Koning – Das Evangelium nach Matthäus

Über die Christen aber [ist zu sagen]: Da sie die Lehre empfangen hatten, sich nicht gegen ihre Feinde zu verteidigen, so hielten sie auch an dieser milden und menschenfreundlichen Gesetzgebung fest. Deshalb ist ihnen das von Gott zuteil geworden, was ihnen selbst, auch wenn sie sehr mächtig gewesen wären und die Erlaubnis, Krieg zu führen, gehabt hätten, versagt geblieben wäre.

Denn Gott führte immer für sie Krieg und machte jedesmal zur rechten Stunde die Pläne derer zuschanden, die sich gegen die Christen erhoben hatten und sie vernichten wollten. Auf dass ein ermunterndes Vorbild nicht fehle und der Anblick einiger Glaubenszeugen Stärkung im Glauben und Verachtung des Todes in den Herzen wecke, hat im Laufe der Zeiten eine kleine Schar, die leicht zu zählen ist, um des christlichen Glaubens willen den Tod erlitten. Die Vernichtung des ganzen Christenvolkes aber gab Gott nicht zu, denn er wollte, dass es fortbestehe und dass diese heilsame und fromme Lehre über die ganze Erde verbreitet werden sollte. Damit auf der anderen Seite die schwächeren Seelen von der Todesfurcht wieder aufatmen konnten, sorgte Gott für die Gläubigen und vernichtete durch sein bloßes Wollen alle Anschläge gegen sie, so dass weder die Kaiser noch ihre Statthalter, noch die Völker in ihrer Wut gegen sie zu weit gehen konnten.

Origenes – Gegen Celsus

Die Volksmenge kam mit »Schwertern und Stöcken« (Verse 47.55), als ob sie befürchteten, der »Friedefürst« würde Gewalt anwenden und Unruhe auslösen. Das hier für Schwert gebraucht Wort ist machaira, das Kurzschwert für den Nahkampf; die Stücke sind xyla, Hölzer, also Knüppel. Auch die Apostel hatten »zwei Schwerter« (Lk 22,38), welche sie dem Herrn im Obersaal gezeigt hatten. Er hatte darauf geantwortet: »Es genügt«, das heißt, es waren der Worte genug gesprochen. Einer von ihnen (Joh 18,10 identifiziert ihn als Petrus) schlug in fleischlicher Kühnheit mit einem dieser Schwerter einem Knecht des Hohenpriesters mit Namen Malchus (Joh 18,10) das Ohr ab. Lukas hat uns einige zusätzlichen Einzelheiten des Vorfalls überliefert. Die Jünger hatten den Herrn gefragt: »Herr, sollen wir mit dem Schwerte dreinschlagen?« (Lk 22,49), der Herr aber hatte keine Antwort gegeben. Und dann tat der Herr Sein letztes Wunder vor Seinem Tod: »Er rührte sein Ohr an und heilte ihn« (V.51). Eigentlich müßte man sich ja darob verwundern, aber ihre verhärteten Herzen konnten über die Wunder des Herrn nicht mehr staunen, auch wenn sie dieses besondere Wunder nie zuvor gesehen hatten. Wenn das ein Zeichen war, so wurden sie durch dasselbe nicht zum Glauben bewegt. Der Herr schalt Petrus, er müsse das Schwert wegstecken: »Denn alle, die das Schwert nehmen, werden durch das Schwert umkommen«. Eine ähnliche Aussage findet sich in Offb 13,10, wo es um den Krieg geht, den das Tier gegen die Heiligen führen wird.

Was die Bibel lehrt

Eine direkte Reflexion über den K. findet sich im NT ebensowenig wie diesbezügliche Verhaltensanweisungen. K. erscheinen als eine schreckliche Realität menschlichen Lebens, bes. in apokalyptischen Teilen des NT (Mk 13,7f. par. und Apk passim). Wie Erdbeben und Hungersnöte sind sie ein Teil des menschlichen Leidens, die bes. den Gläubigen von bösen Kräften auferlegt sind, und sie nehmen in dem Maße zu, wie sich der Konflikt zw. diesen Kräften und dem Allmächtigen während der Endzeit verschärft. Nur in der suprahist. Szene in Apk 19,11–22 ist Christus als göttlicher Krieger an der Spitze himmlischer Armeen dargestellt, der die Kräfte des Bösen besiegt. Mt 26,53 deutet an, daß diese Rolle für Jesus selbst eine Versuchung gewesen sein könnte, der er widerstand (vgl. Lk 4,6f. par.). Zu – beachten ist auch, daß die Sprache des Kriegswesens in der ntl. → Paränese ausschließlich in übertragener Weise eingesetzt wird. Daraus geht hervor: Ob es für einen Christusgläubigen legitim ist, an Kämpfen mit tödlichen Folgen teilzunehmen, ist eine Frage, die jenseits des ntl. Horizontes liegt; den Rat in Lk 22,36, sich ein Schwert zu kaufen, wörtl. verstehen zu wollen, wird in V. 49–51 (noch deutlicher in Mt 26,52) als Fehler aufgedeckt. Der Gewaltverzicht, der von Jesus gelebt (Gethsemane) und gelehrt (Mt 5,39 par.) wurde, bietet für Christen jedenfalls wichtiges Material für nachfolgende Diskussionen über K. und Pazifismus. – Unter Umständen wirken hier noch Traditionen des messianischen K. nach (Windisch), die im NT allerdings von der Botschaft des endzeitlichen Friedens überlagert werden. Der einzige bewaffnete Kampf, der von Gläubigen gefordert wird, ist der metaphorische K. gegen die Sünde und das Böse, der hauptsächlich im eigenen Inneren stattfindet (Röm 13,12; 1Thess 5,8; Eph 6,10–17; 2Kor 10,3f.).

Religion in Geschichte und Gegenwart

Was offenbart Gott seiner Gemeinde im sechsten Gebot der Schrift? Gott ist allein der Herr über alles Leben und hat uns50 Freund und Feind gegeben, daß wir ihm nicht Schaden tun, ihn hassen, verachten, ihm zürnen, sondern ihn lieben, sein Leben erhalten, ihm dienen, wohltun, vergeben, für ihn beten. [–] Mt 5,21 f 44 I Joh 3,1551 [Gen] 9,6. Mt 26,52 R 12,21

Dietrich Bonhoeffer Werke – Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde

Das bringt die Frage nach dem Verhältnis der Nachfolgenden zu den Menschen um sie herum mit sich. Ist ihnen durch die Aussonderung, die ihnen zuteil wurde, ein besonderes, eigenes Recht mitgeteilt worden, sind sie in den Besitz von Kräften, Maßstäben, Begabungen gelangt, die es ihnen ermöglichten, diesen anderen gegenüber eine besondere Autorität für sich in Anspruch zu nehmen? Es hätte ja vor allem nahegelegen, wenn die Nachfolger Jesu sich nun durch ein scharfes, trennendes Urteil von ihrer Umgebung selbst gelöst hätten. Ja, es hätte geradezu die Meinung entstehen können, als sei es der Wille Jesu, daß solches trennende und richtende Urteil von den Jüngern nun auch in ihrem täglichen Umgang mit den Anderen vollzogen würde. Darum muß es Jesus deutlich machen, daß durch solche Mißverständnisse die Nachfolge ernstlich gefährdet würde. Die Jünger sollen nicht richten. Tun sie es, so verfallen sie selbst dem Gericht Gottes. Das Schwert, mit dem sie den Bruder richten, fällt auf sie selbst herab. Der Schnitt, mit dem sie sich vom Anderen absondern als die Gerechten von den Ungerechten, trennt sie selbst von Jesus.
Warum ist das so? Der Nachfolgende lebt ganz und gar aus der Verbundenheit mit Jesus Christus. Er hat seine Gerechtigkeit nur in dieser Verbundenheit und niemals außerhalb derselben. Sie kann ihm also niemals zum Maßstab werden, den er in Besitz hätte zu beliebiger Verfügung. Was ihn zum Jünger macht, ist nicht ein neuer Maßstab seines Lebens, sondern ist ganz allein Jesus Christus, der Mittler und Sohn Gottes selbst. Seine eigene Gerechtigkeit ist ihm | daher verborgen in der Gemeinschaft mit Jesus. Er kann sich selbst nicht mehr sehen, beobachten, beurteilen, er sieht allein Jesus, er ist allein von Jesus gesehen, beurteilt und begnadigt.

Dietrich Bonhoeffer Werke – Nachfolge

Wessen Knecht bin ich?

Gestern auf FB eines „Pastors“ aus der Ukraine gelesen „Neutralität ist eine Seite des Bösen, Christus sagte, wer nicht mit uns ist, ist gegen uns.. bald wird sich die Welt verändern und wir werden sehen, wie viele sich künstlich in „Schuhe der evangelisierungsbereitschaft“ verwandeln werden.“
Nun – schauen wir uns an, was Neutralität bedeutet:

Die Neutralität (von lateinisch neuter, keiner von beiden) eines Staates bedeutet entweder das Abseitsstehen in einem konkreten Konflikt zwischen anderen Staaten oder bezeichnet generell die allgemeine Politik der Neutralität. Von Dauernder Neutralität spricht man, wenn sich ein Staat zur immerwährenden Neutralität in allen Konflikten bekennt. Von Neutralismus spricht man, wenn ein Staat sich nicht nur aus Konflikten heraushält, sondern aus grundsätzlichen Erwägungen jegliche Bündnisse vermeidet.

wikiedia

Neutralität bedeutet, dass man zu keiner von zwei Seiten gehört. Wer neutral ist, mischt sich nicht ein. Ein anderes deutsches Wort dafür ist Unparteilichkeit: Man schließt sich keiner Partei an. Mit Partei ist keine Partei in der Politik gemeint, sondern eine Seite in einem Streit.

Das Wort Neutralität kommt aus der lateinischen Sprache. „Ne uter“ bedeutet: keines von beiden. Am Ende des Mittelalters kannte man das Wort „neutralité“ schon auf Französisch. Dieses französische Wort wurde später auch in die deutsche Sprache übernommen.

Ursprünglich dachte man bei der Neutralität daran, dass man im Krieg keine Seite unterstützt.

https://klexikon.zum.de/wiki/Neutralit%C3%A4t

Nun – wo stehe ich als Christ????

Deshalb tue ich euch kund, daß niemand, im (d. h. in der Kraft des) Geiste Gottes redend, sagt: Fluch über Jesum! und niemand sagen kann: Herr Jesus! als nur im (d. h. in der Kraft des) Heiligen Geiste.
Elberfelder 1871 – 1 Kor 12,3

Deshalb weise ich euch auf Folgendes hin: Niemand, der unter der Leitung von Gottes Geist redet, wird jemals sagen: »Jesus sei verflucht!« Und umgekehrt kann niemand sagen: »Jesus ist der Herr!«, es sei denn, er wird vom Heiligen Geist geleitet.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 12:3

Deshalb erkläre ich euch ausdrücklich: Keiner, der durch den Geist Gottes redet, wird jemals sagen, Jesus sei verflucht. Und ohne den Heiligen Geist kann keiner sagen: „Jesus ist der Herr!“
Neue evangelistische Übersetzung – 1.Korinther 12,3

Auf diesem Hintergrund möchte ich euch noch mal klarmachen, wie man auseinanderhalten kann, was von Gott kommt und was eben nicht. Also niemand, der den Geist von Gott hat, ist in der Lage zu sagen: „Jesus soll verflucht sein!“ Auch kann niemand die Ansage machen: „Jesus ist der Chef über allem!“, wenn ihm das nicht der Heilige Geist gezeigt hätte.
VolxBibel – 1.Kor. 12:3

Also ist die erste Frage: WER IST MEIN CHEF? Bin ich Soldat Christi – oder Soldat eines anderen Herrschers?

Kyrios

Der Titel “Kyrios” (κύριος, gr. Herr) bezieht sich im Neuen Testament häufig auf Gott. Dieser Sprachgebrauch knüpft an einen auch im Frühjudentum nachweisbaren Brauch an, den Gottesnamen (JHWH) durch den Titel “(der) Herr” zu ersetzen (vgl. 1QGenApoc 20:12f; TestLevi 18:2).
Die Verwendung des Titels für Jesus findet sich bereits in den ältesten vorpaulinischen Bekenntnissen (1 Kor 12:3; Röm 10:9; Phil 2:11). Auch der aramäische Gebetsruf māranā tā (Unser Herr komm!; 1 Kor 16:22) weist auf die palästinischen frühesten Gemeinden als Ursprung der Verwendung dieses christologischen Titels für Jesus. Er impliziert, daß der auferstandene und erhöhte Jesus Gott gleichgestellt wurde. Zugleich bedeutete die Anrede des Erhöhten als Kyrios auch eine bewußte Abgrenzung von der Verehrung anderer “Herren” (vgl. 1 Kor 8:6), insbesondere des römischen Kaisers.
Außerhalb der authentischen Paulusbriefe wird der Titel auch auf die irdische Wirksamkeit Jesu bezogen. Hier bezeichnet er Jesus vor allem als Sieger über den Tod.

Elektronische Bibelkunde

Denn das Wirken des Geistes geht genau in der entgegengesetzten Richtung und führt zu dem Bekenntnis: „Herr ist Jesus.“ Ja, „keiner ist imstande zu sagen: „Herr ist Jesus‘. als nur im Heiligen Geist“. Lange Zeit, in den Jahrhunderten christlicher Gewöhnung, schien das freilich nicht zu stimmen. Aber gerade heute beginnen wir es wieder neu zu verstehen. Daß ein jüdischer Handwerker, der verhöhnt von den Menschen und verlassen von Gott hilflos am Kreuz endete, der „Kyrios“, der Herr des Weltalls, der Richter aller Milliarden Menschen sein soll, das kann kein „vernünftiger Mensch“ erkennen. „Herr ist Jesus“ — wer das mit klarer Überzeugung sagt, in dem wirkt es der Heilige Geist. Denn eben dies ist nach Jo 16, 14 das eigenste und eigentliche Werk des Geistes, Jesus zu verherrlichen, Jesus in seiner ganzen Herrlichkeit zu zeigen. Durch den Heiligen Geist kommt es zu dem Urbekenntnis der Christenheit: „Herr ist Jesus.“ Alle weiteren „Bekenntnisse“ und „Bekenntnisschriften“ in der Christenheit sind nur nähere Ausführungen und Erklärungen dieses Grundbekenntnisses. Zugleich aber darf jeder, der dieses Grundbekenntnis redlich mit sprechen und in dem Menschen Jesus den „Kyrios“ sehen kann, mit Dank und Freude wissen, daß der Geist in seinem Herzen wohnt und wirkt. Und die Gemeinde, die in diesem Bekenntnis lebt, ist der Ort der Gegenwart des Heiligen Geistes (3, 16).

Das hier verwendete Wort „Kyrios“ bezeichnet in seiner Grundbedeutung den „Herrn“ als den Eigentümer und Besitzer. Es entspricht damit dem hbr. „Baal“. Wie „Baal“ dann der Ausdruck für den religiös verehrten „Herrn“ und Spender bestimmter Güter und Gaben wie Korn, Obst, Öl usw. wurde, so bezeichnete man auch im Hellenismus mancherlei Göttergestalten als „Herren“. Und von daher wiederum wurde der vergöttlichte Kaiser „Herr“ im religiösen Sinn genannt. So war das Wort „Kyrios“ als religiöser „Herrentitel“ den Korinthern völlig vertraut! Nur das mußten sie in einer unerhörten Umstellung ihres Denkens lernen, daß alle diese so selbstverständlich als „Kyrios“ Bezeichneten, bis hin zum Kaiser, keine wirklichen „Herren“ waren, daß dieser göttliche Hoheitsname allein einem Einzigen zukam: Jesus Christus. Nur er war in Wahrheit „Kyrios, Herr“, Weltherr, Allherr. Vgl. dazu das „Lexikon zur Bibel“, Sp. 595.

Wuppertaler Studienbibel

»Herr ist Jesus« (vgl. Mt 7,21; Apg 2,36; Röm 10,9; Phil 2,11; 1Joh 5,1) ist das Bekenntnis der geistbegabten Gemeinde. »Herr« (»Kyrios«) war auch der offizielle Titel des römischen Kaisers. In den Christenverfolgungen konnten Christen ihr Leben retten, wenn sie dieses andere Bekenntnis aussprachen: »Der Kaiser ist Herr.« Christen aber bekennen, geleitet und befähigt vom Heiligen Geist, das alleinige Herr-Sein Jesu Christi. Er trägt diesen Titel, der ihn Gott zuordnet, denn im AT wird für die Umschreibung des Jahwe -Namens eben dieser Titel »Herr« gesetzt (in der griechischen Übersetzung des AT). Daran ist die Geistbegabung erkennbar: »Niemand kann sagen: Herr ist Jesus! wenn nicht im Heiligen Geist.« Hast du den Heiligen Geist? Bekennst du Jesus als Herrn? Ob ich den Geist Gottes habe, das kann ich »wissen«. Hier bleibt nichts im Nebel.

Edition C

Auch ungläubige Menschen erkennen Ihn nicht als Herrn an. Sie rechnen nicht mit seiner Herrschaft, sondern führen ihr eigenes Leben. In Matthäus 7,21 liest du sogar von Menschen, die zwar sagen: „Herr, Herr“, aber in ihrem Leben nicht nach seinem Willen gefragt haben. Dem Namen nach wollen sie zwar Christen sein, aber sie gehen ihren eigenen Weg. Wo du das findest, hast du es nicht mit dem Werk des Heiligen Geistes zu tun, sondern mit dem Werk von Dämonen. Ein Wiedergeborener wird mit Achtung von Jesus sprechen und Ihn deshalb auch möglichst „Herr“ Jesus nennen. In seinem Leben wird zu sehen sein, dass es mehr als ein Lippenbekenntnis ist und dass er der Autorität des Herrn Jesus in allen Bereichen seines Lebens Rechnung trägt. Wo du das findest, hast du es nicht mit dem Werk von Dämonen zu tun, sondern mit dem Werk des Heiligen Geistes.

Ger de Koning

Die Bedeutung des Wortes „Herr“ in Bezug auf die Erlösung

Bei dem Versuch, das Problem zu lösen, muss man die Bedeutung des Wortes „Herr“ berücksichtigen. Wie bereits erwähnt, hat der Begriff „Herr“ eine Reihe von verschiedenen Facetten und Aspekten. Selbst wenn wir den Aspekt der Herrschaft auf die Errettung beschränken, gibt es Variationen des Konzepts innerhalb der Schrift. Bei der Erörterung des Aspekts der Herrschaft, der rettet, sollten drei Dinge beachtet werden.

Zunächst einmal bedeutet der Ausdruck „Herr“ im Titel „Herr Jeschua“ mehr, als nur der Herr des eigenen Lebens zu werden. Es ist nicht einfach „Herr Jeschua“ im Sinne von „Meister Jeschua“. Vielmehr betont der Begriff „Herr“ Jeschua als Gott, und so betont der Begriff „Herr Jeschua“ Ihn als den Gott-Menschen. Jeschua betont Sein Menschsein. Herr betont seine Gottheit. Herr Jeschua bedeutet also, dass Er der Gott-Mensch ist.

In 1 Korinther 12,3 heißt es, dass kein Mensch sagen kann: Jeschua ist Herr, außer im Heiligen Geist. Unerrettete Menschen mögen es im Sinne von „Herr“ sagen, aber Herr bedeutet auch „im Sinne von Gott sein“, und man kann die Gottheit Jeschuas anerkennen, ohne bereit zu sein, ihn zum Souverän über eine bestimmte Angelegenheit zu machen, wie Petrus es in Apostelgeschichte 10,14 tat. Man kann Jeschua als Gott anerkennen, aber das bedeutet nicht, dass man ihn zum Herrn über jeden Aspekt seines Lebens macht. Petrus wusste von der Gottheit des Messias, er glaubte sie und nahm sie an, aber er versäumte es, ihn in diesem einen Bereich zu diesem Zeitpunkt zum Herrn seines Lebens zu machen.

Den Herrn Jeschua anzunehmen bedeutet, Ihn als den Gott-Menschen zu akzeptieren und nicht als den Souverän über jeden Bereich unseres Lebens. Wenn die Bibel sagt, dass der Ungläubige an den Herrn Jeschua, den Messias, glauben muss, bedeutet das einfach, dass er Ihn als den Gott-Menschen annimmt. Das ist es, was er glaubt und annimmt, wenn er gerettet wird. Er macht Ihn zu diesem Zeitpunkt noch nicht zum Souverän über jeden Bereich seines Lebens. Das Thema der Errettung ist also Herr Jeschua als der Gott-Mensch, nicht Herr Jeschua als der Meister-Mensch.

Als Zweites ist zu beachten, dass der Messias Herr im Sinne Jehovas sein muss, um als Retter qualifiziert zu sein, denn nur Gott kann retten. Seine persönliche Herrschaft über das Leben des Einzelnen ist jedoch keine Bedingung für die Errettung.

Die dritte Sache, die zu beachten ist, ist, dass der griechische Begriff Kurios die Bedeutung von „Gott“ hat, was in der Septuaginta etwas Neues war. Wie schon gesehen, wird der Begriff Kurios im Neuen Testament von Gott, von einem Ehemann, von einem Herrn, von einem römischen Offizier oder einfach als Titel „Herr“ verwendet. Die Herrschaft über einen Gläubigen ist nur ein Aspekt von Kurios. Dieser eine Aspekt allein kann nicht zur Bedingung für die Errettung gemacht werden.

Muss der Messias also Herr über jeden Bereich des eigenen Lebens sein, damit man gerettet werden kann? Ist es das, was es bedeutet, Jeschua als Herrn anzunehmen, oder bedeutet es lediglich, Jeschua als den Gott-Menschen anzunehmen, weil Er sowohl Gott als auch Mensch sein muss, um sich als Retter zu qualifizieren? Es gibt fünf Schlüsselstellen, die diese Frage ansprechen.

In Römer 1,1-4 liest man:
Paulus, ein Knecht des Jeschua Messias, berufen zum Apostel, abgesondert für das Evangelium Gottes, das er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in den heiligen Schriften, in Bezug auf seinen Sohn, der geboren ist aus dem Samen Davids nach dem Fleisch, der erklärt worden ist als Sohn Gottes mit Macht, nach dem Geist der Heiligkeit, durch die Auferstehung von den Toten, nämlich Jeschua Messias, unser Herr,

In diesen Versen buchstabiert Paulus das Evangelium klar aus. Er weist auf die Menschlichkeit von Jeschua hin, indem er ihn als Sohn Davids bezeichnet. Er weist auch auf die Gottheit des Messias hin, indem er Ihn den Sohn Gottes nennt. Was die gläubigen Römer rettete, war die Tatsache, dass Jeschua sowohl Gott als auch Mensch war; seine Herrschaft betonte seine Gottheit, nicht seine Herrschaft über jedermanns Leben. In der Tat spricht Paulus nicht einmal über Jeschua als Herrn über das Leben eines Menschen, bis er zu Römer 12 kommt. Aber er bespricht die Herrschaft Jeschuas in dem Sinne, dass Jeschua Gott ist, und das ist es, was man glaubt, wenn man Jeschua als Herrn annimmt – dass Er der Gott-Mensch ist, nicht dass Er der Herr über jeden einzelnen Aspekt des Lebens der Gläubigen ist.

Römer 10,9-10 spricht davon, Jeshua als Herrn zu bekennen:
Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, daß Jeschua der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, daß Gott ihn von den Toten auferweckt hat, so wirst du errettet werden; denn mit dem Herzen glaubt der Mensch zur Gerechtigkeit, und mit dem Munde bekennt er zur Errettung.
Nach diesen Versen muss man, um gerettet zu werden, Jeschua als Herrn bekennen. Das ist nicht Herr in dem Sinne, dass man in jeder Facette seines Lebens Herr wird, sondern Herr im Sinne von Gottheit. Er muss die Herrschaft von Jeschua bekennen. Der Begriff Herr betont seine Gottheit, und der Begriff Jeschua betont seine Menschlichkeit, so dass das, was man bekennen muss, der Gott-Mensch zur Errettung ist. Man besitzt Ihn als den Gott-Menschen, um gerettet zu werden. Man besitzt Ihn nicht als den Herrn seines Lebens, um gerettet zu werden.

Apostelgeschichte 2,36 erklärt die Rolle des Vaters dabei:
So soll nun das ganze Haus Israel gewiss wissen, dass Gott ihn zum Herrn und Messias gemacht hat, diesen Jeschua, den ihr gekreuzigt habt.
Dieser Vers erklärt, dass der Vater ihn sowohl zum Herrn als auch zum Messias gemacht hat. Wieder betont der Begriff Herr die Gottheit; der Begriff Messias betont seine Menschlichkeit.

In 1 Korinther 12,3 wird dieses Konzept erneut aufgegriffen:
Darum erkläre ich euch, dass kein Mensch, der im Geist Gottes redet, sagt: Jeschua ist anathema; und kein Mensch kann sagen: Jeschua ist Herr, außer im Heiligen Geist.
Wir wissen, dass Menschen die Worte „Jeschua ist Herr“ in den Mund nehmen können, ohne ihn als den Herrgott zu besitzen. Wieder betont dieser Vers, dass Jeschua sowohl Gott als auch Mensch sein muss, um sich als Retter zu qualifizieren.

Philipper 2,8-11 erklärt, was man bekennen muss:
und da er in Menschengestalt gefunden wurde, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott hoch erhöht und ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jeschuas sich beuge jedes Knie, im Himmel und auf Erden und unter der Erde, und jede Zunge bekenne, daß Jeschua, der Messias, der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.
Auch hier muss man Jeschua, den Messias, als Herrn bekennen in dem Sinne, dass er Gott ist, nicht in dem Sinne, dass er zum Zeitpunkt der Errettung zum Herrn des eigenen Lebens wird.
Diese fünf Passagen, die oft verwendet werden, um die Errettung durch die Herrschaft zu lehren, lehren das in Wirklichkeit nicht. Der Aspekt der Herrschaft, der rettet, ist Seine Gottheit. In der Tat muss Jeschua Gott sein, um Menschen retten zu können. Wenn sie Ihn zum Zeitpunkt der Errettung als ihren Herrn annehmen, dann nehmen sie Ihn als Gott, ihren Retter, an. Sie machen Ihn nicht zum Herrn ihres Lebens und legen jeden Aspekt ihres Lebens zu diesem Zeitpunkt fest. Es erfordert ein gewisses geistliches Wachstum, bevor man dieses Ziel erreicht.

Die Diskussion über das Verhältnis von Herrschaft und Errettung soll mit einer Analogie abgeschlossen werden. Die beiden Begriffe Jeschua und „Herr“ haben verschiedene Facetten. Zum Beispiel weist der Name Jeschua auf seine reale Menschlichkeit hin, die für die Sünden gestorben ist. Er betont seine Menschlichkeit als Beispiel für sein Leben (1 Petrus 2,21; 1 Johannes 2,6). Er impliziert die Wiederkunft (Apostelgeschichte 1,11; Sacharja 12,10). Der Name Jeschua hat also diese verschiedenen Aspekte. Muss man alle diese Aspekte glauben, um gerettet zu werden? Nein, er muss nur den ersten Aspekt glauben, um gerettet zu werden: dass er als Mensch für unsere Sünden gestorben ist. Auch der Begriff „Herr“ hat verschiedene Aspekte. Er könnte „Gott“ oder „Schöpfer“ oder „König“ oder „Herrscher“ bedeuten. Muss man all diese Facetten glauben, um gerettet zu werden? Auch hier ist die Antwort „nein“. Nur der erste Punkt ist für die Errettung notwendig: zu glauben, dass Er Gott ist.

Wenn Gläubige Ihn als Herrn besitzen, besitzen sie Ihn als Gott, und das ist es, was sie rettet. Sie besitzen Ihn nicht als Herrn in jeder Facette ihres Lebens in dem Moment, in dem sie glauben. Das ist etwas, das nach der Errettung geschehen kann, aber nicht Teil davon ist.

Arnold G. Fruchtenbaum – Allein durch den Glauben

Die Frage, die gestellt werden sollte, lautet: „Ist Jesus, der Messias, Herr?“ „Herr“ bedeutet in diesem Fall nicht nur „ein Herr, der zufällig Sklaven besitzt“, sondern Herr im Sinne des Jehovas des Alten Testaments. Ist Jesus der Messias Herr oder der Jehova des Alten Testaments? Wenn die Herrschaft des Messias geleugnet wird, dann kann man einen Dämon vermuten, weil auch der zweite Test nicht bestanden wurde.

Arnold Fruchtenbaum – Dämonologie

„zueinander und zu allen“

Euch aber mache der Herr völlig und überströmend in der Liebe gegeneinander und gegen alle (gleichwie auch wir gegen euch sind), um eure Herzen tadellos in Heiligkeit zu befestigen vor unserem Gott und Vater, bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen.
Elberfelder 1871 – 1 Thess 3,12–13

Euch aber lasse der Herr zunehmen und überschwenglich werden in der Liebe zueinander und gegen jedermann [wie denn auch wir gegen euch gesinnt sind.] 1Thess 4,1.9.10; 5,15; 2Pe 1,7.
Daß Er eure Herzen stärke und ihr unsträflich seid in der Heiligkeit vor Gott und unserem Vater, auf die Zukunft unseres Herrn Jesus Christus mit allen Seinen Heiligen. 1Thess 5,23; 2Thess 2,1; 1,7.10; Phil 1,10.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 1.Thess 3,12–13

Und für euch erbitten wir vom Herrn eine immer größere Liebe zueinander und zu allen Menschen – eine Liebe, die so überströmend ist wie unsere Liebe zu euch.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Thess 3:12

Ich bete dafür, dass Gott bei euch den Liebespegel zueinander ansteigen lässt. Das wünschen wir uns auch für alle anderen Menschen, genau so eine Art von Liebe, wie wir sie auch für euch empfinden.
VolxBibel – 1.Thessalonicher 3,12

Liebe zu ALLEN Menschen? Wirklich? Fällt uns das nicht schwer?
Es gibt so viele Menschen, die sich als Christen bezeichnen – doch gerade in Tagen wie jetzt, wo Kriegsberichte in Europa aufschrecken, zeigt sich mehr denn je, wer die Eigenschaften eines Christen widerspielgelt und wer auf eigene Werke gesetzt hat.

In den Danksagungen und Gebeten wurden z. T. Themen eingeführt, die später im Briefverlauf wieder aufgegriffen wurden; in den Paulusbriefen ist das häufig der Fall. In 4,9 kommt der Apostel noch einmal auf die »Liebe« zurück, und in 4,12 auf die, »die draußen sind«.
Vers 13 : Im A.T. , im jüdischen Schrifttum und in den Reden Jesu ist ebenfalls von einer Hoffnung für die Zukunft die Rede, die dem standhaften Ertragen der Gegenwart einen Sinn verleihen kann. Mit »Heiligen« könnte das Gottesvolk gemeint sein ( 4,14 ), möglicherweise aber auch die heiligen Engel ( Sach 14,5 ); beide werden in der jüdischen Literatur als »Heilige« bezeichnet. Paulus gebraucht die Bezeichnung in der Regel für das Gottesvolk.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Für ihr inwendiges Gedeihen brauchen sie die Liebe in der doppelten Richtung, in der sie ihre Arbeit tut, so, daß sie die Brüder miteinander vereint, und so, daß sie sich allen gibt und allen dient. Sie wissen es in Thessalonich, daß die Verfolgung sie nicht berechtigt, jemand zu hassen. Sie sind vielmehr durch ihre Berufung zu Christus dazu fähig gemacht, allen darzubieten, was zu ihrem Heil hilft. Für die Liebe haben sie an Paulus das Vorbild, das ihnen deutlicher als Worte zeigt, wie sie denkt und handelt. Wenn die Liebe in ihnen bleibt, dann schwanken sie nicht. Wo sie ist, da läßt Christus den Menschen nicht fallen, sondern macht sein inwendiges Leben, das freilich leicht schwankt, fest und stark und tritt für ihn ein, so daß er das Ziel erreicht. Dann trifft sie kein Tadel, weil ihnen die Heiligkeit, die ihnen Gottes Berufung erteilt hat, bleibt und auch bei der letzten Entscheidung im Urteil Jesu, wenn er sich wieder offenbart, vor ihm besteht. Die Bedeutung dieser Entscheidung wird dadurch deutlich, daß Christus sich dann mit allen seinen Heiligen offenbart.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

Nach der Bitte für seinen Missionsdienst (»unseren Weg«) bezieht sich der zweite Teil betont auf die Thessalonicher: »Euch aber«. Angeredet wird an dieser Stelle »der Herr«, womit in Übereinstimmung mit dem bei Paulus üblichen Gebrauch Jesus (vgl. 1Thess 3,11.13), nicht aber der Vater gemeint sein wird (vgl. auch 2Thess 3,5.16; 1Kor 16,22; 2Kor 12,8). Man hat darauf verwiesen, dass dies durch die besondere Betonung des Liebesgebotes bei Jesus begründet sein könnte (Joh 13,34). Allerdings wäre dem entgegenzuhalten, dass die Forderung Jahwes, »des Herrn«, nach Mi 6,8 sich eben auf die Liebe bezieht und im Doppelgebot (Mt 22,37ff.) die Liebe »des Herrn« und des Nächsten geboten wird. Es wäre daher keineswegs angebracht, aus der unterschiedlichen Anrede in Vers 11 und V. 12 inhaltliche Folgerungen ziehen zu wollen.
Gegenstand der Bitte ist: »Euch aber lasse der Herr wachsen und mache euch überreich in der Liebe«. Beide Verben verstärken sich gegenseitig in dem Wunsch um »überreiche« Vermehrung der aus dem Glaubensverhältnis erwachsenden Liebe.
Diese Liebe ist der Christ zunächst den anderen Gliedern am Leib Christi schuldig. Es gehört zu den erfreulichen Kennzeichen der thessalonischen Gemeinde, dass solche Liebe bereits unter ihnen lebendig ist (vgl. 1Thess 1,3; 4,9ff.). Sie kann und soll aber noch zunehmen und »überreich« werden und dabei »alle« anderen einschließen. Bei »allen« sind selbst die Feinde nicht ausgenommen (vgl. Gal 6,10; Mt 5,43ff.; Lk 6,32ff.; Lk 10,25-37). Bekommt Gottes Handeln sein besonderes Kennzeichen darin, dass er uns liebte, als wir noch Feinde und Sünder waren (Röm 5,8.10), so prägt dies die Liebe des Christen in entsprechender Weise: Sie lässt sich nicht von äußeren Widrigkeiten in ihrem Zeugnis abhalten, sondern wird durch den ihr gegebenen Auftrag motiviert: 2Kor 5,11ff. Sie erkennt die Bedürftigkeit dessen, dem sie unversehens zum Nächsten wird, ohne an ihm vorüberzugehen (Lk 10,25ff.).
Wie die Sehnsucht (1Thess 3,6), so ist auch die Liebe gegenseitig: »wie auch wir (sie) zu euch (haben)«. Bereits in 1Thess 1,6 wurde deutlich, dass Paulus sich als Beispiel für die Gemeinde darstellen kann (vgl. auch 2Thess 3,7-9; Apg 20,35; 1Kor 4,16; 11,1; Phil 3,17; 4,9). Auch für einen Apostel bedeutet dies jedoch nicht, dass er sich dessen rühmen könnte, hat doch auch er nichts anderes vorzuweisen als das, was er von Gott empfangen hat (1Kor 4,7). Die Gewissheit, alles empfangen zu haben, vermittelt dann ihrerseits die Freiheit zu sagen: »Folgt meinem Beispiel!«

Der Orientierungspunkt aller christlichen Existenz ist eindeutig festgelegt: Es ist die »Ankunft unseres Herrn Jesus«. Diese Ausrichtung ist unverzichtbarer Bestandteil der missionarischen Verkündigung in den neu entstehenden Gemeinden (1Thess 1,10), wie auch ihrer weiteren seelsorgerlichen Begleitung (1Kor 1,7ff.). Auf diesen Punkt zielt der Glaube, der dann ins Schauen übergeht, weist die Hoffnung, die dann erfüllt sein wird.
Indem der Herr die Liebe überreich werden lässt, verbindet sich damit für die Thessalonicher ein zusätzlicher Aspekt: »Damit er eure Herzen stärke«. Was in 1Thess 3,2 auf den Glauben und in 2Thess 2,17 auf »jedes Werk und Wort« bezogen wird, das ist hier mit der Liebe in Verbindung gebracht.

Vor dem atl. Hintergrund dieses Ausdrucks (vgl. Ps 104,15; 112,8) ist »Herz« auch hier als Zentrum der Person zu deuten. Das Wachstum im Glauben und in der Liebe lässt Christen zu gefestigten Persönlichkeiten heranreifen, die nicht leichthin von ihrem Stand wegbewegt werden (1Kor 15,58; Eph 4,14; 2Thess 2,2).
Das Feststehen im Glauben und in der Liebe wirkt sich auch im Bestehen der Versuchung aus (vgl. 1Thess 3,5.8). Damit wird der Glaubende im Gericht als »untadelig« erwiesen. Das Wort begegnet in ganz parallelem Kontext in 1Thess 5,23; in Phil 2,15 bezieht sich das untadelige Leben auf das gegenwärtige Zeugnis gegenüber den Mitmenschen.
Eng damit verbunden ist die »Heiligkeit« (sonst nur in 2Kor 7,1 im Gegenüber zu »Befleckung des Fleisches«, und in Röm 1,4 vom »Geist der Heiligkeit«). Für die folgenden Kapitel des 1Thess wird der Themenbereich »Heiligkeit – Heiligung« eine zentrale Rolle einnehmen (1Thess 4,3.7; 5,23; vgl. 1Thess 2,10; 2Thess 2,13).

»Heiligkeit« ist grundlegendes Prädikat Gottes, durch das der Mensch von ihm geschieden ist, da keine Ungerechtigkeit oder Unreinheit vor Gott bestehen kann. Gleichzeitig hat all das »heilig« zu sein, was für Gott und den Gottesdienst abgesondert wird. Neben heiligen Gegenständen, Zeiten, Orten etc. ist dies auch die Gruppe der Priester, ja sogar das erwählte Volk insgesamt. Diese Auswahl verpflichtet zugleich zu derselben Heiligkeit, die Gott eigen ist: 3Mose se 11,44ff.; 3Mose 19,2.

Als dem »Heiligen Israels« (Mk 1,24) kommt Jesus die Aufgabe des Heiligens zu: Er tauft mit dem Heiligen Geist (Mt 3,11; vgl. Röm 15,16; 1Kor 6,11), er heiligt seine Gemeinde durch die Hingabe seines Lebens (Eph 5,25ff.), er selbst ist der Gemeinde zur Heiligung gemacht (1Kor 1,30).
So wird das gesamte Leben der »Heiligen« von dem umgriffen, was Jesus Christus für sie getan hat und tut. Diese umfassende, unverdiente Barmherzigkeit verpflichtet jeden Einzelnen, die zugeeignete Heiligkeit in allem Tun, Reden und Denken zum Ausdruck zu bringen und die Sünde in jeder Gestalt zu meiden. Auch hier ist das Ziel »untadelig in Heiligkeit« niemals menschlicher Bemühung verfügbar, sondern bleibt als Heiligkeit Christi immer Geschenk. Wenn sich aber der Heilige Gottes dem armseligen Sünder in dieser Weise zuwendet, wie könnte dieser anders darauf antworten, als ausschließlich diesem Herrn leben zu wollen, eben »heilig« zu sein?

Edition C

So „normal“ erschien einem Paulus das Leben des Christen unter Drangsalen. Aber unter diesen Nöten soll das Gemeindeleben nicht nur mit Mühe erhalten werden, sondern soll „reich und überreich“ werden. Paulus verendet hier sein beliebtes Wort „überfließen, überströmen“. Und das, was unter Kampf und Verfolgung so „reich“ und „überreich“ werden soll, ist „die Liebe gegeneinander und gegen alle. Druck und Leiden macht von Natur hart, eng und ichhaft. In einer Gemeinde Jesu darf es ganz anders sein, weil der Herr am Werk ist. Nicht aus sich selbst sollen die Thessalonicher trotz der Drangsale immer mehr Liebe hervorbringen: wie unmöglich wäre das. Nein, „der Herr mache euch reich an Liebe“. Aber dies nicht nur so, daß die Verfolgung die Gemeinde selbst um so herzlicher und liebevoller in gegenseitiger äußerer und innerer Hilfe zusammenschließt. Nein, durch Jesus darf es Wirklichkeit werden, was Er selbst als Kennzeichen der „Kinder des Vaters im Himmel“ angegeben hat: Die Erwiderung von Feindschaft mit Liebe, von Fluch mit Segen, von Verfolgung mit Fürbitte, von Haß mit Wohltun. Das ist die „Liebe gegen alle“.
Sofort und ohne jede künstliche Anstrengung geht der Blick wieder zum großen Ziel und Ende. Wie sollte es auch anders sein, wenn es dieses ungeheure Ziel gibt! Wenn die „Parusie unseres Herrn Jesus mit allen Seinen Heiligen“ kein schöner Traum ist – und in diesem Falle wäre die Auferstehung Jesu geleugnet und das ganze Evangelium zunichte gemacht – dann ist alles andere gering gegen dies Eine, daß da „eure Herzen als untadelige in Heiligkeit vor unserem Gott und Vater“ dastehen.

Wuppertaler Studienbibel

Die zweite Bitte in Paulus‘ Gebet war, daß der Herr sie »völlig und überströmend in der Liebe gegeneinander und gegen alle« machen möge. Liebe ( agape ) ist das charakteristische Wort des Christentums. Es wurde einmal »das Größte in der Welt« genannt. Es ist ein Gebot. Zu den letzten Anweisungen des Herrn an Seine Jünger gehören die Worte:
»Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt, auf daß, gleichwie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt« (Joh 13,34.35). Im Zusammenhang der Thessalonicherbriefe wird die Liebe als das von Gott verwendete Mittel dargestellt, um in Seinen Kindern Christusähnlichkeit hervorzubringen.

Was die Bibel lehrt

Angst und Liebe passen übrigens nicht zusammen

Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe.
Elberfelder 1871 – 1.Joh 4,18

Angst und Liebe passen übrigens nicht zusammen. Wo Liebe ist, gibt es keine Angst mehr, die Liebe vertreibt die Angst. Wer Angst hat, fürchtet sich ja vor einer Bestrafung. Wenn jemand Angst hat, ist das nur ein Zeichen, dass er die wirkliche Liebe noch gar nicht kennengelernt hat.
VolxBibel – 1.Johanes 4:18

Furcht ist nicht in der Liebe -d.h. verträgt sich nicht mit der Liebe-, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, weil die Furcht es mit Strafe zu tun hat -d.h. weil die Furcht um der zu erwartenden Strafe willen Pein verursacht.-; wer also Furcht empfindet, der ist in der Liebe noch nicht zur Vollendung gelangt.
Hermann Menge Uebersetzung – 1949 – 1.Johannes 4,18

In diesen Versen geht es um die göttliche Liebe, aber in der Anwendung auf unsere Beziehungen stellen wir fest, dass jede Angst verschwindet, wenn Liebe auf die richtige Art und Weise wirksam ist. Dann haben die Eheleute keine Angst voreinander und dann haben die Kinder keine Angst vor den Eltern.
Es ist ein Kennzeichen der Menschen ohne Gott, dass sie auch ohne natürliche Liebe sind (s. 2 Timotheus 3,2). Aber der Gläubige kann lieben, weil er selbst von Gott geliebt ist. Wollen wir neu darüber nachdenken, dass unsere Beziehungen durch echte Liebe gekennzeichnet sind. Dann wird auch Vertrauen vorhanden sein!

Bleib in mir 2018

Wenn ein Gläubiger mit Bangen auf den Richterstuhl Christi blickt, dann ist Gottes Liebe in ihm noch nicht vollkommen (vgl. 1Joh 2,5;4,12 ) geworden. Die gereifte Erfahrung der göttlichen Liebe (die durch die praktische Liebe untereinander erreicht wird) ist unvereinbar mit einer furchtsamen Haltung und vertreibt die Furcht aus den Herzen.
Die Wendung „denn die Furcht rechnet mit Strafe“ heißt wörtlich „auf die Furcht folgt die Strafe“. Furcht trägt ihre eigene Strafe in sich. Ironischerweise erlebt ein Gläubiger, der der Liebe ermangelt, gerade deshalb Strafe, weil er sich schuldig fühlt und sich davor fürchtet, vor seinen Richter zu treten. Eine solche Angst verhindert das Vollkommenwerden der Liebe (wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe). Ein Christ, der wahrhaft liebt, hat dagegen nichts zu fürchten und entrinnt damit auch der inneren Qual, die der Mangel an Liebe mit sich bringt. Trotzdem bleibt die Liebe der Gläubigen im wesentlichen eine „sekundäre“ Liebe, die aus einer anderen folgt.

Walvoord Bibelkommentar

Furcht ist nicht in der Liebe. Ein Blick auf das Gegenteil rückt die Vortrefflichkeit jenes Gutes in helles Licht. Der Apostel sagt, dass wir beständig gequält werden, bis Gott uns durch das Mittel seiner Liebe zu uns von jener elenden Qual befreit. Kurz, da es nichts Elenderes gibt, als durch beständige Unruhe gequält zu werden, so erreichen wir durch die Erkenntnis der Liebe Gottes gegen uns dies, dass wir furchtlos ruhen können. Daraus erhellt, was für eine einzigartige Wohltat Gottes es ist, uns seiner Liebe zu würdigen. Aus dieser Lehre zieht der Apostel hernach eine Mahnung; bevor er uns aber an unsere Pflicht mahnt, empfiehlt er uns jenes Geschenk Gottes, das uns durch den Glauben die Frucht nimmt. Ich weiß, dass diese ganze Stelle von vielen anders ausgelegt wird, aber mich geht nur das an, was der Apostel will, nicht was andere denken. Jene sagen, Furcht sei nicht in der Liebe, weil wir, wo wir willig Gott lieben, nicht durch Gewalt und Furcht zum Gehorsam gegen ihn gezwungen werden. Nach ihnen wird hier die knechtische Furcht der freiwilligen Verehrung entgegengesetzt. Daher stammt auch die Unterscheidung zwischen knechtischer und kindlicher Furcht. Es ist gewiss ein richtiger Gedanke, dass die Furcht vor Strafe uns nicht mehr drängt, wenn wir Gott als Vater aus freien Stücken lieben; aber das hat mit unserer Stelle nichts zu tun. Der Apostel lehrt nur: sobald die Liebe Gottes von uns durchschaut und durch den Glauben erkannt ist, so haben unsere Gewissen Frieden und werden nicht länger geängstigt. Man kann aber fragen, wann es eigentlich geschieht, dass völlige Liebe die Furcht austreibt. Wir sind ja nur mit einem gewissen Geschmack der göttlichen Liebe gegen uns begabt und werden niemals gänzlich von der Furcht befreit. Ich antworte: wenn auch die Furcht nicht völlig weicht, so wird sie doch, sobald wir zu Gott unsere Zuflucht nehmen wie zu einem ruhigen und von allen Schiffbrüchen und Unwettern freien Hafen, wirklich ausgetrieben, weil sie dem Glauben Platz macht. Also wird die Furcht nicht derartig beseitigt, dass sie unsere Seele überhaupt nicht mehr beunruhigt; vielmehr so wird sie ausgetrieben, dass sie uns nicht in Verwirrung bringt und unsern Frieden nicht dauernd stört, den wir durch den Glauben haben.
Die Furcht hat Pein. Auch hier preist der Apostel die Größe der Gnade, von der er redet. Denn da es eine elende Lage ist, beständig Pein zu dulden, so ist nichts wünschenswerter, als mit ruhigem Gewissen und gestilltem Herzen vor das Angesicht Gottes treten zu dürfen. Wenn andere sagen: die Sklaven fürchten sich, weil sie sich die Strafe und die Schläge vor Augen stellen, und sie tun ihre Pflicht nur gezwungen, so hat das, wie gesagt, mit der Meinung des Apostels nichts zu tun. Ebenso wenig passt es in den Zusammenhang, wenn man das nächste Satzglied folgendermaßen auslegt: wer sich fürchtet, der ist nicht völlig in der Liebe, weil er sich nicht freiwillig Gott unterwirft, ja sich viel lieber von ihm losmachen würde. Vielmehr erinnert der Apostel daran, dass es die Schuld des Unglaubens ist, wenn man sich fürchtet, das heißt, ein unruhiges Herz hat, während die wirklich erkannte Liebe Gottes die Herzen stillt.

Jean Calvin – 1.Johannesbrief

Die »vollkommene Liebe«, die in uns zum Ziel gekommene Liebe, in der wir »so sind, gleich wie er ist«, »treibt die Furcht aus« (wörtlich: »wirft« sie hinaus), nämlich aus unserem Herzen. Wir leben doch in der völligen Gemeinschaft mit dem Herrn, da sind die Fluchtgedanken weg. Welcher Liebende flieht denn vor der Geliebten? »Die Furcht rechnet mit Strafe«, muss mit Strafe rechnen, wegen des bösen Tuns. Die Furcht kann nur dort sein, wo ich zu Recht mit Strafe rechnen muss. Dann aber liegt Sünde vor. Dann aber sind wir »nicht vollkommen in der Liebe«. Darum konnte Christus seine Neuprägung noch nicht völlig an uns tun. Es gilt zwar: »Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang« (Ps 111,10), aber eben »Anfang«. Es gibt einen Fortgang, ein »Zum-Ziel-Kommen« der Liebe Gottes mit uns – und da ist die Furcht ausgetrieben. Wieder beachten wir, wie selbstverständlich, selbst – (= Christus) bewusst Johannes hier redet. Das ist nur die Konsequenz aus den Sätzen: »Wer aus Gott geboren ist, der tut keine Sünde« (1Joh 3,9) – wie sollte er sich dann vor Strafe fürchten müssen? »Gottes Kinder bleiben in ihm und können nicht sündigen« (1Joh 3,9) – wie sollte ich da vom Herrn wegfliehen?

Wenn Furcht in uns ist, dann zeigt das Sünde in unserem Leben an. Dann aber sollen wir nicht wegziehen vom Herrn, sondern hinziehen zu ihm, denn er ist doch unser »Fürsprecher«. Wo wir wegfliehen in das Versteck wie Adam (vgl. 1Mose 3,8) nach seiner Sünde, da geht die Gottesgemeinschaft verloren und die Liebe kann in uns nicht zu ihrem Ziel kommen. Christus will die Furcht aus unserem Herzen austreiben und Raum schaffen für die Liebe. Dann hat er auch die Furcht vor dem Tag des Gerichts ausgetrieben, wo wir mit unserer Sünde zu Jesus hinziehen und seine Versöhnung immer neu empfangen.

Edition C

Berechtigte Furcht vor Krankheit und Tod? Nun, wir können darauf vertrauen, dass Jehovah all unsere Schritte in Seiner Hand hat. Es kann nichts passieren, was Seinem Willen widerspricht! Also warum Angst haben, dass irgendetwas geschehen könnte, was Seinem Willen widerspricht!
Wir schauen nicht auf die Krisen um uns herum – sondern schauen auf Gott und Sein Wort!

Christus für uns gestorben, deshalb

Hieran haben wir die Liebe erkannt, daß er für uns sein Leben dargelegt hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben darzulegen.
Elberfelder 1871 – 1 Joh 3,16

Christus gab sein Leben für uns hin; daran haben wir erkannt, was Liebe ist. Auch wir müssen deshalb unser Leben für unsere Brüder und Schwestern einsetzen.
Gute Nachricht Bibel – 1.Johannes 3,16

Wir haben echte Liebe erst durch Jesus kennengelernt und verstanden. Weil er für uns gestorben ist, müssen wir auch bereit sein, für unsere Glaubensgeschwister alles zu geben.
VolxBibel – 1.Johannes 3:16

Daran (Darin) haben wir die Liebe erkannt, dass jener für uns sein Leben (seine Seele) hingegeben (eingesetzt) hat. Auch müssen (sind verpflichtet) für die Brüder das Leben (die Seele) hinzugeben (einzusetzen).
offene Bibel – 1 Joh 3:16

Wie oft sagen Christen „Jesus starb für mich“ – und deswegen…
Ja, was DESWEGEN? Was sind die Folgen von Jesu Opfertod für uns?

Diese Liebe ist keine gefühlsmäßige, sentimentale Liebe, keine nur mit Worten zum Ausdruck gebrachte Liebe, sondern sie beweist sich praktisch. Wir erkennen tätige Liebe in der Person des Herrn Jesus: hier liegt die göttliche Definition für Liebe vor, nicht in Worten, sondern in der Tat. Selbstaufopferung ist das eigentliche Wesen der Liebe: „… daß er für uns sein Leben dargelegt hat“ (beachten wir „für uns“). Dagegen sehen wir im Bericht über Kain die entgegengesetzte Gesinnung: „… da erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und erschlug ihn“ (1Mo 4,8). Kains Tat löschte Leben aus. Die Tat unseres Herrn Jesus besteht darin, daß Er Sein Leben für uns (uns zugute) dargelegt hat (siehe Joh 10,11.15.17.18;13,37.38;15,13 ). Diese Wendung „scheint in erster Linie nicht das Hinlegen, sondern das Beiseite-Legen von etwas wie der Kleidung bedeuten, indem man sich ihr entledigt“ (Westcott). „Es ist das gleiche Wort wie in Joh 13,4: ‚und legt die Oberkleider ab'“ (Stott). Er hat Sein Leben freiwillig für uns abgelegt: „Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst“ (Joh 10,18). Aus diesem Grund liebte Ihn Sein Vater. Der Vater fand an der aufopfernden Liebe Seines Sohnes großes Wohlgefallen. Weil daher Seine Liebe in der Hingabe Seines Lebens für uns erkennbar ist, folgt: „wir sind schuldig, für die Brüder das Leben darzulegen“. Darin hat Er uns ein Beispiel hinterlassen, denn wir sind schuldig, so zu wandeln wie Er gewandelt ist (2,6); „… so sind auch wir schuldig, einander zu lieben“ (4,11).

Was die Bibel lehrt

In starkem Kontrast zu einer haßerfüllten Gesinnung steht der wahre Charakter der christlichen Liebe. Sie ist so weit von Mordgedanken entfernt, daß sie ihr Leben eher für andere hingibt, als es einem anderen zu nehmen. Das wird in einzigartiger Weise deutlich an Jesus Christus, der sein Leben für uns gelassen hat. Von diesem Vorbild her sollen die Christen bereit sein, dasselbe für ihre Brüder zu tun.

Walvoord Bibelkommentar

Es geht Johannes nie um einen verschwommenen, gefühlsmäßigen, allgemeinen Liebesbegriff, sondern die biblische, christliche Liebe ist die Agape, die Gottesliebe, mit der Gott uns liebt, und die so zum Ursprung der christlichen Liebe, wie wir Christen lieben, wird. Und diese Gottesliebe haben wir »erkannt«: Wir sehen sie und sind in engste Gemeinschaft mit ihr gekommen in Jesus Christus. »Er hat sein Leben für uns gelassen« (griechisch: »jener«, und damit ist auf Jesus Christus hingewiesen). In ihm ist die Gottesliebe eindeutig, unüberbietbar da und zu erkennen. Wer wissen will, was Liebe, was Agape ist, der schaue Jesus Christus an, sein Kommen, Leben, Leiden und Sterben. »Sein Leben hat er für uns gelassen« (wörtlich: »sein Leben eingesetzt für uns«). Das griechisch Wort für »Leben« ist hier umfassender als nur das natürliche, leibliche Leben. Es bezeichnet »die Seele, die Lebenskraft« – modern gesagt: die ganze Person. Diese Hingabe des Herrn für uns mündet und gipfelt zwar in seinen Opfertod am Kreuz. Aber schon die Menschwerdung des Sohnes war Hingabe; er gab die Herrlichkeit beim Vater her für uns (vgl. Phil 2,5-8).
Sein Leben im Land Israel war ganzer Einsatz für uns, denn Jesus verzichtete auf Elternhaus, Familie, Besitz und Beruf, um gänzlich für die Menschen da zu sein (vgl. Mt 8,20; 12,48f.). Auch das »gab« in dem Wort: »… dass er seinen eingeborenen Sohn gab« (Joh 3,16) ist in so umfassendem Sinn gemeint. Jesus Christus hat alles, was er ist und hat, für uns eingesetzt. Auch sein leibliches Leben hat er für uns gegeben. Wir können nicht den Sühnetod für einen andern Menschen sterben. Das kann Johannes nicht meinen, wenn er schreibt: »… und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.« Wohl aber geht es auch für uns um den Einsatz unserer ganzen Person und Lebenskraft für den andern, was in manchen Fällen gewiss auch bis zur Hingabe des leiblichen Lebens führen kann. Aber die christliche Liebe hält nichts zurück. Sie gibt sich ganz dem und für den andern. Der Hass nimmt dem Nächsten das Leben, missgönnt ihm das Seine; die christliche Liebe will, dass der andere lebt, gibt ihm das Seine, ja gibt sich selbst.

Gerhardt Maier – Edition C

Die Liebe bewegt sich in der entgegengesetzten Bahn.
1 Joh 3,16a: Daran erkannten wir die Liebe, dass er sein Leben für uns hergab. {Johannes 15,13}
Der Mörder nimmt dem anderen das Leben; Jesus hat sein Leben für uns gegeben. Wir sollen auf Jesus sehen, wie er zum Kreuz gegangen ist; er hat sich des Sterbens nicht geweigert, sondern hat sich Gott dargeboten, damit er durch ihn in seinem Blute die Welt mit sich versöhne. „Da,“ sagt Johannes, „haben wir die Liebe erkannt.“ So sieht die Liebe aus.

Daraus ergibt sich, was unsere Verpflichtung ist:
1 Joh 3,16b: Auch wir sind verpflichtet, für die Brüder das Leben herzugeben.
Johannes lässt für die Liebe kein geringeres Maß gelten; er sieht darin keineswegs eine besondere Groß- und Heldentat, für die wir uns selbst bewundern und bewundern lassen dürften, sondern heißt das einfach unsere Pflicht. Wir sollen füreinander sterben können. Der Apostel hat ja soeben gesagt: „Wir sind aus dem Tod ins Leben hinübergegangen „; da hat das Hingeben des Lebens keine Schrecklichkeit mehr. Zur buchstäblichen Ausführung des Gebots, mit einem einzigen Entschluss und mit einer raschen Tat das Leben für andere zu lassen, kommt es natürlich nur unter besonderen Fügungen. Dennoch gilt unser Wort für jeden Christen. Wer den Vorbehalt macht: Ich will den anderen dienen und für sie leben; nur darf es mein Wohlsein nichtbeinträchtigen, meine Gesundheit nicht gefährden, meine Kraft nicht erschöpfen, mir das Leben nicht kosten, der hat die Liebe nicht; denn er hält am entscheidenden Punkt das eigene Ich fest. Johannes straft jeden solchen Vorbehalt. Erst dann, wenn wir ihm hierin gehorsam sind und fröhlich, ohne Angst um uns selbst, dem Trieb der Liebe folgen, was sich auch für uns daraus ergeben mag, ist unsere Liebe aufrichtig und macht uns frei.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

«Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben» (1 Johannes 3,16). Das ist das Mass unserer Liebe! Sie soll nicht davon abhängen, was unsere Brüder uns gegenüber sind, sondern was sie für den Herrn sind. Sie mögen uns beleidigt, uns unrecht getan haben, aber sie sind seine Brüder, seine Geliebten. «Insofern ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan» (Mt 25,40). Die Menschen können in gewissen Umständen, in ihrem eigenen Interesse Unterstützung leisten, um Schwierigkeiten zu vermeiden, aber das ist noch nicht die Liebe, die gütig ist und sich selbst vergisst, um an andere als an ihre Interessen zu denken. Die Liebe ist wie ein Kleid, in dem wir uns der Welt zeigen sollen, mit dieser Milde, die allen Menschen kundwerden soll. Dieses Kleid wird uns als Jünger des Herrn erkenntlich machen. «Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt» (Joh 13,35). Sie ist das sichere Zeichen unserer Herkunft. Welch ein Anstoss für die Welt, wenn wir Kinder Gottes zu sein bekennen, aber fleischliche Empfindungen offenbaren statt Liebe!

Halte fest 1971

Daran haben wir erkannt usw. Nun zeigt der Apostel, was wahre Liebe ist. Es ist nicht genug, sie zu loben, wenn man sich nicht an ihre Kraft hält. Die vollkommene Liebe zeigt er am Beispiel Christi, der sein eigenes Leben nicht geschont und dadurch bezeugt hat, wie sehr er uns liebte. Nach diesem Ziel heißt er uns streben. Kurz, darin wird unsere Liebe dargetan, wenn wir die Liebe, die wir zu uns haben, auf die Brüder übertragen, so dass ein jeder sich selbst vergisst und für die andern sorgt. Gewiss ist, dass wir Christus sehr ungleich sind; aber der Apostel empfiehlt uns seine Nachfolge, weil es sich ziemt, dass wir seinen Fußstapfen von ferne nachfolgen, wenn wir ihn auch nicht erreichen. Es ist des Apostels Absicht, den eitlen Ruhm der Heuchler zu erschüttern, die sich rühmen, Glauben an Christus zu haben, obwohl sie keine Bruderliebe haben. Deshalb sagt er mit diesen Worten, dass wir nichts mit Christus gemein haben, wenn in unsern Herzen nicht der Eifer der Liebe lebt. Dennoch hält er uns, wie gesagt, die Liebe Christi nicht so vor, dass er die gleiche von uns forderte. Was hieße das anders, als alle zur Verzweiflung bringen? Aber unser Gemüt soll darauf gestimmt sein, dass wir begehren, unser Leben oder unser Sterben in erster Linie für Gott, sodann auch für die Nächsten zur Verfügung zu stellen. Es ist auch noch ein anderer Unterschied zwischen uns und Christus, so dass unser Tod nicht dieselbe Kraft haben kann. Durch unser Blut wird nämlich nicht der Zorn Gottes gestillt, noch wird durch unsern Tod das Leben erworben, noch wird die verdiente Strafe für andere getragen. Aber der Apostel sieht bei dieser Vergleichung nicht darauf, welches der Zweck und die Wirkung des Todes Christi war; er will nur, dass unser Leben nach seinem Vorbild gestaltet werde.

Jean Calvin

Ist Jesu Leben also ein Vorbild für mich? Oder nehme ich mich viel zu wichtig?
Wie sehe ich „Verteidigung“ und „Rache“?

Gottes Offenbarung in Jesus Christus, Gottes Offenbarung seiner Liebe, kommt aller unserer Liebe zu ihm zuvor. Nicht in uns, sondern in Gott hat die Liebe ihren Ursprung, nicht ein Verhalten des Menschen, sondern ein Verhalten Gottes ist die Liebe. „Darin steht die Liebe: nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Vergebung für unsere Sünden“ (1 Joh 4,10). Was Liebe ist, erkennen wir allein in Jesus Christus und zwar in seinem Tode für uns. „Daran haben wir erkannt die Liebe, daß er sein Leben für uns gelassen hat“ (1 Joh 3,16).108 Auch hier wird keine allgemeine Definition der Liebe gegeben etwa in dem Sinne, daß die Hingabe des Lebens für andere Liebe sei. Nicht dies Allgemeine, sondern das ganz und gar Einmalige der Hingabe109 des Lebens Jesu Christi für uns wird | hier Liebe genannt. Liebe ist unlösbar mit dem Namen Jesu Christi als der Offenbarung Gottes verknüpft. Auf die Frage, was Liebe sei, antwortet das Neue Testament ganz eindeutig, indem es ausschließlich auf Jesus Christus weist. Er ist die einzige Definition der Liebe. Es wäre aber wieder alles mißverstanden, wenn nun doch aus dem Blick auf Jesus Christus und sein Tun und Leiden eine allgemeine Definition der Liebe erhoben werden sollte. Nicht was er tut und leidet, sondern was er tut und leidet, ist Liebe. Liebe ist immer Er selbst. Liebe ist immer Gott selbst. Liebe ist immer Offenbarung Gottes in Jesus Christus.
Gerade die strengste Konzentration aller Gedanken und Sätze über die Liebe auf den Namen Jesu Christi darf nun diesen Namen nicht zu einem abstrakten Begriff degradieren, sondern es muß dieser immer in der konkreten Fülle der geschichtlichen Wirklichkeit eines lebendigen Menschen verstanden werden. So wird also – bei aller Wahrung des vorher Gesagten – erst das konkrete Tun und Leiden dieses Menschen Jesus Christus verständlich machen, was Liebe sei. Der Name Jesus Christus, in dem Gott sich selbst offenbart, legt sich selbst im Leben und Sterben Jesu Christi aus. Schließlich besteht ja auch das Neue Testament nicht in einer endlosen Wiederholung des Namens Jesu Christi, sondern das, was dieser Name umschließt, wird in Ereignissen, Begriffen und Sätzen, die uns verständlich sind, ausgelegt. So ist auch die Wahl des Begriffes „Liebe“ – αγαπη nicht einfach willkürlich, sondern so sehr dieser Begriff durch die neutestamentliche Botschaft eine völlig neue Bestimmung erhält, so steht er doch nicht ohne jede Beziehung zu dem, was wir sprachlich unter „Liebe“ verstehen; freilich liegt es nun doch nicht so, daß der biblische Begriff der Liebe eine bestimmte Gestalt dessen ist, was wir schon vor[her] allgem[ein] darunter verstanden haben, sondern es erweist sich vielmehr angesichts des biblischen Begriffes der Liebe gerade das Umgekehrte, nämlich | daß er und er allein die Grundlage, die Wahrheit und Wirklichkeit der Liebe ist und zwar so daß alles natürliche Denken über die Liebe nur soweit Wahrheit und Wirklichkeit hat, als es an diesem seinem Ursprung, also an der Liebe, die Gott selbst in Jesus Christus ist, teilhat.
Auf die Frage, worin die Liebe besteht, antworten wir also weiter mit der Schrift: in der Versöhnung des Menschen mit Gott in Jesus Christus. Die Entzweiung des Menschen mit Gott, mit dem anderen Menschen, mit der Welt und mit sich selbst ist zu Ende. Der Ursprung ist ihm wiedergeschenkt.
Die Liebe bezeichnet also jene Tat Gottes am Menschen, durch die die Entzweiung, in der der Mensch lebte, überwunden ist. Diese Tat heißt Christus, heißt Versöhnung. So ist Liebe also etwas, was am Menschen geschieht, etwas Passives, etwas, worüber er von sich aus nicht verfügt, weil es schlechthin jenseits seiner Existenz in der Entzweiung liegt, Liebe bedeutet das Erleiden der Umwandlung der gesamten Existenz durch Gott, das Hineingezogenwerden in die Welt, wie sie vor Gott und in Gott allein leben kann. Liebe ist also nicht Wahl des Menschen, sondern Erwählung des Menschen durch Gott.

Dietrich Bonhoeffer Werke – Ethik

Rache?

Rächet nie euch selbst, Geliebte, sondern gebet Raum dem Zorn; denn es steht geschrieben: „Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr“. (5. Mose 32,35)
Elberfelder 1871 – Röm 12,19

Schafft euch nicht selbst Recht, ihr Lieben, sondern überlaßt alles dem Zorngericht Gottes; denn es steht geschrieben*: Mein ist die Rache, ich werde Vergeltung üben, spricht der Herr,
Bruns 2013 – Römer 12,19

Liebe Freunde, denkt daran, daß es nicht eure Sache ist, euch selbst Recht zu verschaffen. Überlaßt dieses Urteil vielmehr Gott -Wörtlich: dem Zorngericht Gottes – , denn er hat gesagt: «Es ist allein meine Sache, das Urteil zu fällen. Ich werde alles vergelten.» – Mose 32,35
Hoffnung für alle – 1996 – Römer 12,19

Liebe Freunde, versucht alles, was ihr tun könnt, um mit den anderen Menschen klarzukommen. Und wenn jemand link zu euch war, dann überlasst es Gott, die Rechnung zu bezahlen. In den alten Büchern steht dazu: „Überlasst mir die Rache, ich werd die Rechnung begleichen“, sagt Gott.
VolxBibel – Röm 12:19

Aber muß ich nicht meine Familie, mein Land verteidigen? Muß ich nicht meine Interessen durchsetzen? Für Ehre und Vaterland? Aber wenigstens für die Ehre Gottes? Und wie ist das mit „Rache“?
Warum will Jehovah nicht das wir unsere Intessen durchsetzen?

Nochmals ermahnt Paulus seine Leser, nicht selbst Rache zu nehmen, wenn sie beleidigt oder mißhandelt wurden, sondern dem Zorn Gottes Raum zu geben, denn Gott hat versprochen, sein Volk zu rächen: Die Rache ist mein; ich will vergelten (5Mo 32,35; vgl. Hebräer 10,30). Davids zweimalige Weigerung, Saul zu töten, als es so aussah, als ob Gott ihn ihm ausgeliefert hatte, ist ein klassisches biblisches Beispiel für dieses Prinzip. Angesichts Gottes Verheißung, daß er selbst Rache nehmen wird, sollte ein Christ seinem Feind zu essen und zu trinken geben, kurz, auf das Böse, das er von ihm erfahren hat, mit christlicher Nächstenliebe antworten. Die Wendung „feurige Kohlen auf seinem Haupt sammeln“ ist, zusammen mit dem ersten Teil von Röm 12,20, ein Zitat aus Sprüche 25,21-22 .Das Bild bezieht sich vielleicht auf ein ägyptisches Ritual, bei dem der Sünder als Symbol für seine Reue eine Pfanne mit brennender Kohle auf dem Kopf tragen mußte. Außerdem beinhaltet die Vergebung immer die Möglichkeit, den Feind zu Scham und Buße zu bewegen. Paulus faßt zusammen: Laß dich nicht vom Bösen überwinden, d. h. gib der Versuchung, dich zu rächen, nicht nach, sondern überwinde das Böse mit Gutem (vgl. Mt 5,44 ,“liebet eure Feinde“). Auch hier ist dasselbe Gebot wieder sowohl positiv als auch negativ formuliert (vgl. Röm 12,9.11.16-20).

Walvoord Bibelkommentar

Für einen Israeliten zur Zeit des Alten Testaments war es angebracht, Böses mit Bösem zu vergelten (Auge um Auge), aber nicht für Christen des Neuen Testaments. Der Christ darf die Eigenschaften Gottes zeigen und das Gute für alle Menschen wünschen. Soweit es von dir abhängt, lebe mit allen Menschen in Frieden. Das ist nicht immer möglich. Du siehst das im Leben des Herrn Jesus. Er ist der Friedefürst. Dennoch kamen durch Ihn Unfriede und Streit in Familien, weil man sich für oder gegen Ihn entscheiden musste. Vielleicht hast du das selbst auch erlebt oder steckst gerade mittendrin. Doch du musst vermeiden, dass dieser Unfriede eine Folge deines verkehrten Verhaltens ist.
Wenn dir unrecht getan wird, brauchst du dich nicht selbst zu rächen und zornig (böse) zu werden. Den Zorn kannst du Gott überlassen. Er wird zu seiner Zeit das Recht siegen lassen. Gott lässt nichts ungestraft. Was du tun darfst, ist das Gegenteil: Du darfst die, die dir unrecht tun, beschämen. Viele sind schon dadurch für den Herrn Jesus gewonnen worden, dass Gläubige ihren Feinden Gutes getan haben, sie gesegnet haben, statt sie zu verfluchen.
Lass dich nicht vom Bösen überwinden. Die Welt um dich her ist davon übervoll. In dir ist noch die Sünde vorhanden. Diese beiden (die Welt um dich her und die Sünde, das Fleisch in dir) kommen bestens miteinander aus. Aber du hast gesehen, dass der Leib der Sünde abgetan ist, damit du nicht mehr der Sünde dienst (Kap. 6,6). So wie Gott das Böse in uns durch das Gute, das Er in dem Herrn Jesus gegeben hat, überwunden hat, kannst auch du nun das Böse mit dem Guten überwinden. Das bedeutet, dass du das Böse, das dir angetan wird, überwindest, wenn es dem Feind nicht gelingt, dich zu einer falschen Reaktion zu veranlassen. Du kannst diese Gelegenheit nutzen, um das Gute – etwas von den Erbarmungen Gottes – zu zeigen. In 2. Könige 6,8–23 findest du im Handeln Elias eine schöne Illustration für ein solches Überwinden.
Lies nun noch einmal Römer 12,14–21. – Prüf einmal, in welchem Maß diese „Regeln“ für das christliche Leben bei dir vorhanden sind.

Ger de Koning – Der Brief an die Römer Eine Erklärung des Briefes von Paulus speziell für dich

Diese Haltung kann natürlich nur jemand einnehmen, der Gott vertraut und dessen Leben nicht von Ichsucht geprägt ist. Ein Egoist kann sich nicht verschenken oder zurücknehmen. Machen wir uns klar: Wer Streit beginnt, tut das nicht aus Liebe und nicht aus Gehorsam gegen Gottes Wort, sondern aus niederen Motiven! Wer sich trotz des biblischen Streitverbots zum Richter seines Ehepartners aufspielt, richtet das Gesetz Gottes (Jakobus 4,11). Wer Streit für eine Option hält, die richtig sein kann, obwohl Gott gegen Streit ist, der wirft dem Schöpfer selbst Unwissenheit vor und setzt sich auf Gottes Thron (vgl. Jakobus 4,12). Nicht wir bestrafen unseren Ehepartner, sondern wir lassen Gott Rächer sein (Römer 12,19-20).
Unser Gott ist kein Papiertiger! Wir haben einen Gott, der sein Volk richtet (Hebräer 10,30), weil er nicht will, dass wir Schlimmeres erleiden (1Korinther 11,32) und weil wir „geliebte Söhne“ sind (Hebräer 12,6). Gott ist nicht ungerecht. Er lässt sein Gericht beim „Haus Gottes“, das sind wir, anfangen (1Petrus 4,17) und ist gegen alle, „die Böses tun“ (1Petrus 3,12).

K. Fischer – Crashkurs Leidenschaft

Dort ist der tägliche Kleinkrieg aus, die Friedlosigkeit überwunden, wo ein Mensch sich nicht mehr selbst verteidigt, sondern sein Recht ganz Gott anheimstellt, wie Jesus selbst es getan hat (vgl. 1Petr 1,23). Sich selbst zu rächen, sich selbst Recht zu verschaffen, das ist unsere spontane Regung. Dem widerspricht aber schon Jesus (vgl. Mt 5,39) und das ganze AT. Paulus verweist auf 5Mose 32,35, wo Gott ausdrücklich sich selbst die Rache vorbehält. Wir brauchen unser Recht nicht selbst zu schaffen, wir sind Gottes Geliebte, und er hat uns Recht geschaffen und wird uns Recht schaffen (vgl. 3Mose 19,18; 2Thess 1,6-9; Hebr 10,30; Offb 18,6ff.). Gottes Zorn Raum geben, das ist christliches Verhalten, denn der Zorn Gottes wendet sich gegen jede Ungerechtigkeit und Gottlosigkeit der Menschen (vgl. Röm 1,18).

Gerhard Maier – Edition C

Mit besonderem Nachdruck verweilt der Apostel bei den ungerechten, gehässigen Eingriffen anderer in unser Leben. Da offenbart sich im Verzicht auf Rache und Gerichte die königliche Freiheit und Vollkommenheit der Liebe, ihre Unabhängigkeit vom Verhalten der anderen, ihre Zuversicht, dass sie auch den Feind mit feuriger Kraft erfassen und mit dem Guten das Böse besiegen wird. Das Recht fällt deshalb nicht dahin, auch wenn wir auf Vergeltung und Strafe verzichten. Gottes Zorn hält über ihm Wache und nimmt die Vergeltung in seine Hand. Statt dass wir seinem Zorn durch eigene Rache den Raum wegnehmen, sollen wir dem göttlichen Zorn den Raum freigeben, damit er das Gericht vollstrecke; doch nicht so, dass wir müßig auf Gottes Rechtsvollzug warten, sondern so, dass wir mit Freude jede Gelegenheit benützen, unseren Widersachern wohlzutun, in der Gewissheit, dass die echte Liebe eine Macht besitzt, gegen die sich die Bosheit nicht leicht verhärten wird. Darum vergleicht sie Paulus mit der Wirkung einer glühenden Kohle. Die göttliche Art der Liebe wird darin sichtbar, dass sie bei ihrem heilsamen, gütigen Werk verbleibt und gewiss ist, dass sie mit ihm auch über die Bosheit den Sieg gewinnt.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Rächet euch selber nicht. Die Sünde, welche der Apostel jetzt angreift, ist schwerer als die kurz zuvor behandelte (V. 17), wie wir schon gesagt haben. Doch entspringen beide aus der gleichen Quelle, nämlich aus übertriebener Selbstliebe und dem uns angeborenen Stolz. Diese Fehler machen uns höchst nachsichtig gegen die eignen Sünden und äußerst unduldsam gegen die Sünden der andern. Da nun vermöge dieser Grundkrankheit jedem Menschen eine brennende Lust eingeboren ist, sich selbst zu rächen, so gibt der Apostel die Vorschrift, dass wir auch bei der allerschwersten Beleidigung durchaus an keine Rache denken, sondern diese dem Herrn überlassen sollen. Und weil Menschen, die einmal solche ohnmächtige Wut erfasst, sich nicht leicht einen Zügel anlegen, so legt ihnen Paulus gewissermaßen mit sanfter Anrede die Hand auf die Schulter, hält sie zurück und spricht: meine Liebsten. Bis dahin reicht die Vorschrift, dass wir uns nicht rächen, ja nicht einmal an Rache denken sollen. Nun folgt der Grund dafür: sondern gebet Raum dem Zorn, nämlich Gottes. D. h. belasst dem Herrn die Möglichkeit, zu richten; ihr nehmt sie ihm vorweg, wenn ihr selbst zur Rache greift. Ist es ein Frevel, an Gottes Statt stehen zu wollen, so ist es auch unerlaubt, Rache zu nehmen. Denn damit fallen wir Gott in das Richteramt, welches er sich vorbehalten hat. Dabei lässt der Apostel auch leise den Gedanken anklingen, dass Gott einerseits denen schon Genugtuung verschaffen wird, die geduldig auf seine Hilfe harren, dass er aber denen zu helfen keinen Raum mehr hat, welche selbst zufahren. Übrigens sei noch einmal erinnert, dass der Apostel nicht bloß unsere Hand zurückhalten, sondern auch die Lust des Herzens stillen will, sich selbst zu rächen. Es ist also auch gänzlich überflüssig, hier zwischen einer öffentlichen und einer privaten Strafe zu unterscheiden. Denn wer etwa mit böswilligem Sinne und in der Absicht, auf diese Weise eine Rache zu üben, die Hilfe der Obrigkeit anruft, handelt nicht minder verwerflich, als wenn er selbst aus Rachsucht Ränke schmieden würde. Ja selbst Gott dürfen wir nicht in jedem Falle um Rache angehen: denn käme etwa ein solches Gebet aus persönlichem Hass und nicht aus dem unverfälschtem Eifer des Heiligen Geistes, so würde es ja den Herrn weniger zum Gericht aufrufen, als vielmehr zum Diener unserer bösen Begierden machen wollen. Nur dann geben wir in rechter Weise dem Zorn Gottes Raum, wenn wir mit ruhigem Gemüte die Zeit abwarten, bis uns geholfen wird, und inzwischen bloß den einen Wunsch hegen, dass die, welche uns jetzt lästig sind, umkehren und unsere Freunde werden möchten.
Denn es steht geschrieben: „Die Rache ist mein“ usw. Dieser Beweisspruch stammt aus dem Liede Mose (5. Mose 32, 35), wo Gott verkündigt, dass er als Rächer an seinen Feinden auftreten werde. Gottes Feinde aber sind, die seine Knechte ohne Ursache angreifen. Seinen Freunden gilt (Sach. 2, 8; 5. Mose 32, 10): „Wer euch antastet, der tastet meinen Augapfel an.“ Mit diesem Troste dürfen wir zufrieden sein, denn die uns eine unverdiente Last auflegen, werden nicht ungestraft bleiben. Wir brauchen auch nicht zu fürchten, dass wir die Böswilligen etwa nur in größere Schuld und in größere Gelegenheit bringen, Böses zu tun, wenn wir geduldig nachgeben. Wir werden nur Gott, unserm einigen Helfer und Erlöser, Raum schaffen, uns zu helfen. Im Übrigen haben wir schon gesagt, dass wir auf unsere Feinde auch nicht die Rache Gottes herabbeten dürfen. Aber wenn sie in ihrem verkehrten Wesen fortfahren, so wird sie das gleiche Schicksal treffen wie alle Verächter Gottes. Und nicht deshalb bringt Paulus diesen Spruch bei, um uns zu erhitzen und zu zornigen Gebeten zu ermutigen, sondern lediglich, um uns getrost zu machen wider der Gottlosen Wut. Wir sollen nicht fürchten, dass unsere Geduld die Feinde nur zu schärferem Auftreten ermutigen werde: denn nicht vergeblich steht Gott als unser Rächer da.

Calvin – Römerbrief

Offensichtlich entnahm Paulus die Worte dieses Verses aus 5.Mo. 32,35, um seine Argumentation an dieser Stelle zu bestätigen. Die Aussage des Apostels ist gleichbedeutend mit der Bekräftigung eines Rechtes Gottes, das Er keinesfalls abtreten will, wenngleich Er den Menschen auch als Werkzeug zur Ausführung dieses Rechts benutzen kann. Ein Mensch kann sich jedoch niemals als Rächer Gottes ausgeben. In den Händen Gottes ist Vergeltung eine sichere Sache; in den Händen von Menschen ist sie jedoch höchst unsicher. Vergeltung ist hier die Rückerstattung, die vom Übeltäter eingefordert wird, und das ist allein Gottes Sache. Dabei müssen wir stets bedenken: »Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!« (Hebräer 10,31).
    Vier Worte in diesem Vers müssen wir uns näher ansehen: »rächen«, »Zorn«, »Rache« und »vergelten«. Betrachten wird den Befehl in V. 19 im Zusammenhang mit den Ermahnungen aus V. 17 (»Vergeltet niemand Böses mit Bösem«) und V. 18 (»Wenn möglich, so viel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden«), dann ist er klar verständlich: Christen dürfen in keiner Form Vergeltung üben. Die hier festgesetzten Grenzen sind von Gott bestimmt, und sie sind eine Sicherheitsmaßnahme für die Seinen.
    Der erste Satz »Rächt euch nicht selbst« trifft eine klare Aussage zum Verhalten des Christen. Die Rolle des Rächers steht allein Gott zu. In einer Situation »für Recht zu sorgen«, ist das Vorrecht Gottes. Ein Christ soll keine Zeit mit dem Schmieden von Racheplänen verbringen, insbesondere weil er keinerlei biblische Richtlinien hat, an die er sich dabei halten könnte. Der zweite Satz »Gebt Raum dem Zorn« wirft die Frage auf, wessen Zorn hier gemeint ist. Der Zorn Gottes? Alle Ansichten dazu wurden mit langatmigen Argumentationen belegt, doch die anerkannteste Auffassung besagt, daß es hier um den Zorn Gottes geht. So gibt man dem Einen Raum, der bisweilen zwar in Strenge, aber auch stets in Gerechtigkeit handelt.
    Die beiden verbleibenden Wörter »Rache« und »vergelten« gehören zum Zitat aus dem AT. Der Verweis auf 5.Mo. 32,35 bestätigt die Gerechtigkeit Gottes. Wenngleich Er streng sein wird, wenn nötig, ist Er nicht rachsüchtig. Wenn zu Moses Zeit jemand das Gesetz verachtete, starb er ohne Barmherzigkeit. Das Eingreifen Gottes zeigte in diesen Fällen nicht, daß Er ungerecht sei, sondern betonte vielmehr, daß Er es mit Seinen Maßstäben nicht locker nahm. Gott muß in Übereinstimmung mit Seiner Gerechtigkeit handeln, und Sein Handeln wird immer berechtigt sein.
    Wir sollten den Unterschied zwischen Rache und Zorn beachten. Zorn findet innerhalb einer Person statt und ist ein Gefühl, das entweder unberechtigterweise aufkommt, oder wenn ein Unrecht zugefügt wurde oder jemand meint, ihm sei Unrecht zugefügt worden. Dieser Zorn ist ein fester Zustand der Gesinnung; es bricht nicht schnell in einen Großbrand aus, sondern kann zwar langsam aufkommen, hat aber dauerhafte Auswirkungen.
    Rache ist die Ausübung von Zorn, was möglicherweise in Form eines Vergeltungsakts geschieht. Der ganze Bereich von Zorn und Rache steckt für den Christen derart voller Gefahren, daß es höchst wichtig ist, diese Sache Gott zu überlassen. Er hat das Vorrecht, Rache zu üben, wenn sie Seinem Urteil nach erforderlich ist. Bei anderen kommt es höchst selten vor, daß Heimzahlung durch Rache zu Befriedigung führt. Doch wenn man Heimzahlung erstrebt, indem man Gott in die Situation einbezieht und Ihm die Vergeltung überläßt, wird letzten Endes keine Klage nötig sein.
    Das Wort der Ermahnung von Paulus, unterstützt durch die Aussage aus dem mosaischen Gesetz, ist ein höchst wichtiger Rat für Christen. Es ist weit besser, das Unrecht, das jemand uns antut, hinzunehmen und in Freundlichkeit Böses mit Gutem zu vergelten. Damit »wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln«.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt