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Würdest du Paulus einfach so vertrauen?

Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich also verhielte.
Elberfelder 1871 – Apg 17,11

Die Juden in Beröa waren nicht so voreingenommen wie die in Thessalonich. Mit großer Bereitwilligkeit gingen sie auf das Evangelium von Jesus Christus – auf die Botschaft – ein, und sie studierten täglich die Heilige Schrift, um zu prüfen, ob das, was Paulus lehrte, mit den Aussagen der Schrift übereinstimmte – ob das sich so verhielt – .
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Aposelgeschichte 17,11

In Beröa waren die Juden aufgeschlossener
als in Thessalonich.
Sie nahmen die Botschaft – Die Botschaft, dass Jesus der Christus ist –
mit großer Bereitwilligkeit auf.
Täglich überprüften sie an den Heiligen Schriften – Für das Judentum zur Zeit von Jesus die Bücher, die in unserem Alten Testament zusammengefasst sind. – ,
ob das, was Paulus sagte, auch stimmte.
Das Neue Testament und die Psalmen 2012 – Apostelgeschichte 17:11

ἦσαν Ipf. εἰμί. εὐ-γενέστερος Komp. v. -γενής7 von vornehmer Herkunft; hier von vornehmer Gesinnung, Komp. anständiger (B 2), edler gesinnt (Menge), aufgeschlossener (GNB; LN 27.48). Θεσσαλονίκη V. 1; τῶν ἐν Θεσσαλονίκῃ gen. comparationis (A168) als die in Thessalonich. οἵ-τινες qualitativ (A132) solche Menschen, die (vgl. ZG) bzw. (begründend [vgl. BDR § 293,2b; A368]) denn sie (vgl. A368; B 2b). ἐ-δέξαντο Aor. Med. δέχομαι. τὸν λόγον das „Wort“ als term. tech. für die göttl. Botschaft bzw. die apostolische Verkündigung (vgl. B λόγος 1bβ). προ-θυμία Geneigtheit, hier Bereitwilligkeit. καθʼ ἡμέραν täglich (A195). ἀνα-κρίνοντες Ptz. -κρίνω befragen, untersuchen, hier forschen in (Menge), studieren (GNB); mod. εἰ hier vor einem NS, der v. einem Verb des Handelns abhängig ist, bei dem zusätzl. das Bedeutungselement des Versuchens „mitschwingt“ (A332; vgl. BDR § 375), hier etwa (um zu prüfen/sehen), ob (A332). ἔχοι Opt. ἔχω hier intr. m. Adv. sich verhalten, sein (vgl. B II); obliquer Opt. (der indirekten Äußerung [A261]); εἰ ἔχοι ταῦτα οὕτως ob das (impliziert: was Paulus sagte) sich so verhalte bzw. ob das, was Paulus sagte, auch zutreffe (vgl. GNB).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

„Das was wir schreiben/sagen kommt direkt von Jehova/von Gott und deshalb brauchst du unsere Schriften/Reden nicht überprüfen, sondern mußt einfach nur glauben“ – ansonsten bist du halt kein Glied unserer Gemeinde …
ECHT? Ist das wirklich SO einfach? Schauen wir uns den Text oben an! Selbst der von Jesus persönlich berufene Apostel Paulus wurde durch die Zuhörer „kontrolliert“ – ja die Zuhörer schauten „in den alten Schriften nach“ ob das was Paulus behauptete, wirklich so im Tanach / Alten Testament steht.
Und Paulus war beleidigt? NEIN! Paulus lobte diese Einstellung!!!!

Viele Leser hier in diesem Blog wundern sich, dass ich verschiedene biblische Kommentare hintereinader poste. Das ist der Grund! Einfach die Kontrolle, ob dass was Kommentar x sagt durch weitere Kommentare gestützt wird! Und verschiedene Meinungen zu einem Vers kennen zu lernen. Wir lernen nichts, wenn wir nicht verschiedene Meinungen hören/lesen! Was wäre, wenn wir noch im Mathestand der 2.Klasse stehen geblieben wären, und 5 geteilt durch 2 noch immer „nicht lösbar“ wäre? Warum bleiben wir dann so gerne bei biblischen Themen „in der 2.Klasse stehen“???

In Vers 10b heißt es, dass Paulus und Silas, als sie auf dem Weg dorthin waren, in die Synagoge von Beröa gingen, was zeigt, dass es eine jüdische Gemeinde gab, die groß genug war, um eine Synagoge zu unterhalten. Sie evangelisierten dann deren Mitglieder (V. 11). Lukas beschreibt die Juden von Beröa als edler als die in Thessaloniki. Das griechische Wort für „edel“, eugenesteroi, bedeutet „wohlgeboren“, „edelgesinnt“. Mit anderen Worten: Sie hatten einen großzügigen Geist und waren frei von Vorurteilen. Diese Haltung machte sie offener für das Evangelium, und ihr Edelmut zeigt sich darin, dass sie das Wort mit aller Bereitschaft des Geistes aufnahmen und täglich die Schriften untersuchten, ob diese Dinge auch so waren. Während Paulus die Heilige Schrift erklärte, hörten die Beröer aufmerksam zu. Sie trafen keine sofortige Entscheidung aufgrund von Vorurteilen, sondern prüften täglich selbst die Schrift, um zu sehen, ob Jeschua wirklich der Messias war. Das griechische Wort für „prüfen“, anakrinontes, bedeutet „durchforsten“, „sorgfältig und genau forschen, wie in einem Gerichtsverfahren“.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar

Die beiden Missionare (Timotheus wird nicht extra genannt, muss sich aber nach V. 14 bei der Gruppe befunden haben) waren also doch noch in der Stadt gewesen, wurden nun jedoch in der Dunkelheit schleunigst in Richtung Beröa geschickt. Auch dort gab es eine zahlreiche jüdische Gemeinde, deren Synagoge sie wieder einmal! – alsbald aufsuchten. Diesmal allerdings scheint sich der Versuch zu lohnen. Lukas charakterisiert sie als von »edlerer Gesinnung« im Vergleich mit den früheren Erfahrungen. Maßstab dafür ist die Reaktion auf die Verkündigung der christlichen Botschaft. Wir erinnern uns an die Geschichtsschreibung des AT etwa in den Königsbüchern: Dort wird die »Qualität« eines Regenten unabhängig von seiner politischen oder wirtschaftlichen Leistung allein daran gemessen, ob er »tat, was dem Herrn missfiel« oder was »dem Herrn wohlgefiel« (vgl. etwa 2Kön 14,24 mit 2Kön 15,3) – eine Art von Beurteilung, die manchen Widerspruch hervorgerufen hat. Dem theokratischen Grundcharakter Israels in der Königszeit war sie aber völlig angemessen.

Die »edlere Gesinnung« der Juden von Beröa schließt nicht aus, dass sie die christliche Botschaft auf ihre Übereinstimmung mit den (atl.) Schriften überprüfen. Das aber behaupteten die Apostel ja gerade: die Übereinstimmung der atl. Aussagen über den Messias mit dem Tun und Ergehen Jesu von Nazareth (Apg 17,3 !). Ein ähnliches, vergleichendes Erforschen wird in Lk 2,19 von Maria, der Mutter Jesu, berichtet. Dies ist also die richtige Methode, sich Klarheit über die Wahrheit des Evangeliums zu verschaffen, und dieser Überprüfung muss es auch standhalten. Die Angabe, die Juden hätten »täglich« in den Schriften geforscht, soll wohl den Gegensatz zu Thessalonich verdeutlichen, wo Paulus nur an drei Sabbaten Lehrgespräche führen konnte.

Gerhard Maier – Edition C

Wenn ich die Menschen in meiner Nähe auf dem Stand von „zweite Klassenschüler“ halte, dann wird der Glaube und das Vertrauen zum Schöpfer halt immer auf wackligen Füßen stehen! Dann kann jeder „Bauernfänger“ ganz schnell meinen Glauben zerstören. Deshalb bitte, lest die Bibel – selbstständig und mit offenen Augen und offenem Herzen!

Gericht?

Und der Mensch wird gebeugt und der Mann erniedrigt, und die Augen der Hoffärtigen werden erniedrigt.
Und Jehova der Heerscharen wird im Gericht erhaben sein, und Gott, der Heilige, sich heilig erweisen in Gerechtigkeit.
Elberfelder 1871 – Jes 5,15–16

Und es wird gebeugt der Mensch und erniedrigt der Mann. Und erniedrigt werden die Augen der Hoffärtigen. Jes 2,11.17.
Und hoch ist Jehovah der Heerscharen im Gericht und geheiligt in Gerechtigkeit Gott, der Heilige
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jesaja 5,15–16

Und der Erdenmensch wird sich beugen, und der Mann wird erniedrigt werden, und sogar die Augen der Hohen werden erniedrigt werden. Und Jehova der Heerscharen wird hoch werden durch Gericht, und der [wahre] Gott, der Heilige, wird sich gewiß heiligen durch Gerechtigkeit.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Jesaja 5:15–16

Alle Menschen werden dort auf die Mütze kriegen, es wird sehr peinlich für sie. Auch den Leuten, die immer dachten, sie seien die Geilen, wird es nicht bessergehen.
Gott, der Chef über dieses Universum, wird von oben eine Gerichtsverhandlung abhalten. Der ganz besondere Gott wird zeigen, dass er wirklich anders ist, indem er ganz krass für Gerechtigkeit sorgt.
VolxBibel – Jes 5,15–16

Mehrere Folgen hat diese Lebensweise Judas. Eine davon ist das Exil. Zu ihm gehört Tod durch Hunger und Durst (V. 13 ). Viele werden sterben, sowohl die Edlen wie die Menge , denn der Tod hat keine Ehrfurcht vor dem Rang der Menschen (V. 14 ). Die Zecher ( Übermütige und Fröhliche ), von denen Jesaja gerade gesprochen hat (V. 11 – 12 ), werden ebenso sterben (V. 14 ). Alle Stolzen werden erniedrigt werden (vgl. Jes 2,11-12.17 ), ohne Rücksicht auf ihre Herkunft ( Jes 5,15 ). Die Häuser der Reichen werden zerstört (vgl. V. 8-9 ) und verlassen sein, Lämmer können dort weiden (V. 17 ). Diese Zerstörung des Volkes führt dazu, daß Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit sichtbar wird (V. 16 ). Damit ist nicht gesagt, daß Gott diese Rache gefällt. Vielmehr hält er sich an sein Wort, wie er es im Bundesschluß verkündigt hat. Seine Züchtigung des Volkes zeigt, daß er sein Volk liebt und es eines Tages wieder in seine hervorgehobene Stellung einsetzen wird.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Dass jedermann sich bücken müsse usw. Damit wird Ziel und Ausgang aller Züchtigungen beschrieben: alle Menschen sollen gebeugt werden, der Herr aber allein hoch sein. Einen ähnlichen Ausspruch lasen wir schon früher (2, 11), wobei wir bereits auf die Absicht der göttlichen Züchtigungen hinwiesen. Unglück pflegt uns so verhasst zu sein, dass wir darin gar nichts Gutes zu sehen vermögen. Ist von Strafen die Rede, so verabscheuen wir sie und erschrecken vor ihnen, weil wir nicht auf Gottes Gerechtigkeit sehen. Der Prophet legt uns aber die andere Erwägung nahe, dass Gottes Gerechtigkeit sich gleichsam verbirgt, so lange die Menschen in ihren Sünden frech dahingehen dürfen, und dass sie erst sichtbar aufleuchtet, wenn sie unsere Sünden straft. Dies bringt dann eine herrliche Frucht, die besser ist, als aller Menschen Wohlergehen. Denn der Herrlichkeit Gottes, welche in seiner Gerechtigkeit aufleuchtet, kann durchaus nichts verglichen werden. Darum ist kein Grund, die Strafen, mit denen Gott uns züchtigt, so sehr zu scheuen: wir sollen vielmehr mit demütiger Beugung annehmen, was die Propheten uns darüber verkündigen. Übrigens trifft der Prophet auf diese Weise auch die frechen Heuchler, die nur neuen Anlass zum Übermut darin finden, wenn sie ungestraft bleiben. Er ruft ihnen zu: Glaubt ihr wirklich, dass, nachdem Gott euch solange getragen hat, es fortwährend so weitergehen könne, dass er unter euren Füßen liege? Sicherlich wird er aufstehen und in eurem Sturz sich erhöhen.
V. 16. Aber der Herr Zebaoth erhöhet werde usw. Der Herr der Heerscharen, den die Gottlosen übermütig mit Füßen treten, wird sich erheben, indem er sich als Richter der Welt darstellt. So spottet der Prophet über das törichte Selbstvertrauen, in welchem die Gottlosen sich brüsteten. Denn wenn Gericht und Gerechtigkeit hervorgehen muss, werden sie notwendig fallen: dass sie sich erheben konnten, geschah ja nur durch Verkehrung der natürlichen Ordnung. Hier wollen wir uns einprägen, dass die Gottlosen ebenso wenig in glücklichem Stande bleiben können, als Gott seine Ehre austilgen lassen kann. „Gerechtigkeit“ und „Recht“ bedeuten dasselbe, und doch ist die Wiederholung nicht überflüssig. Der Nachdruck der Rede erhöht sich im zweiten Satzgliede auch durch die Aussage, dass Gott, der Heilige, geheiliget werden soll. So mögen die Gottlosen nicht in falscher Einbildung sich ein bleibendes Glück vergeblich versprechen, was ihnen nur zuteil werden könnte, wenn Gottes Heiligkeit ausgetilgt würde. Da aber Gott von Natur heilig ist, muss er notwendig geheiligt werden. Daraus folgt, dass den Verworfenen das Verderben droht, damit ihr aufrührerischer und widerspenstiger Geist gebändigt werde: denn Gott kann sich selbst nicht verleugnen.

Jean Calvin – Jesaja

Wo Gott richtend (und später begnadigend) an seinem Eigentumsvolk handelt, richtet er ein Zeichen für die ganze übrige Welt auf. An Israel hat der Mensch zu lernen, wie sich Gott als Gott erweist und wo der Mensch seinen eigentlichen Ort hat: nicht über oder neben Gott, sondern unter ihm. Gottes und des Menschen Großsein sind wie die beiden Schalen einer Waage: Wo der Mensch hochfährt, wird Gott ganz klein; wo der Mensch gebeugt wird, da wird Jahwe Zebaoth hoch sein. Es gibt hier nur ein Entweder-Oder (vgl. auch 2, 9ff). Wieder ist der Prophet bei seinem Thema: Gott wird sich heilig erweisen in Gerechtigkeit. Wie der Parallelsatz V. 16a aus weist, heißt Gerechtigkeit an dieser Stelle: Gott wird sich als der Gerechte und Heilige im Gericht erweisen. Wie Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit im Schaffen von Heil und Rettung offenbar wird, zeigt der zweite Teil dieses Prophetenbuches ab Kap. 40. Es gibt kein Heil ohne vorangegangenes Gericht!

Wuppertaler Studienbibel

Nein, wir alle haben es nicht verdient, dass Jeschuah für uns starb, noch nicht einmal dass wir uns Gott nahen dürfen! Aber ER ist gerecht und hat nicht nur für ein Gericht sondern auch für die Bezahlung gesorgt! Laßt uns nicht in die Irre geführt werden: es gibt ein Gericht für jeden – egal in welcher religiösen Gruppe man sich heimisch findet.

Was ist rücksichtsloses Vertrauen?

Und ich, ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er auf der Erde stehen; (O. sich erheben, auftreten) und ist nach meiner Haut dieses da zerstört, so werde (O. und nach meiner Haut, die also zerstört ist, werde usw.) ich aus meinem Fleische Gott anschauen,
Elberfelder 1871 – Ijob 19,25–26

da ich doch weiß, mein Auslöser lebt,
und als der Spätgekommne wird vortreten er überm Staub,
und noch nachdem meine Haut, dies da, zerfetzt ist,
noch von meinem Fleisch aus werde ich Gott schauen
Buber_Rosenzweig – Ijob 19,25–26

So weiss ich: Mein Annehmer lebt; und wär’s der Späteste, der aus dem Staube aufsteht. Und los meiner Haut – die haben sie also zerschlagen – und los meines Fleisches, werde ich Gott schauen;
Zunz 1997 – Hiob 19,25–26

Und ich, ich weiß: Mein Erlöser lebt, und er wird als Letzter über dem Staub stehen. Und hernach wird meine Hülle / Haut, dieses [da], zerfallen / zerfetzt sein, [wird mit meiner Haut dieses da umgeben werden] und aus meinem Fleisch [her / heraus] werde ich Gott schauen.
Janzen & Jettel – Hiob 19:25–26

„Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ „Erlöser“ (go’el) ist ein juristischer Begriff, der sich auf Gott als Erlöser von Verwandten bezieht. Die Rabbiner sehen dies als Anklage Ijows gegen seine Freunde: „Ihr verfolgt mich zwar, aber ich weiß, dass ich einen go’el habe, der euch eines Tages bestrafen wird.“

The Complete Jewish Study Bible: Notes

Was ist rücksichtsloses Vertrauen? Es ist die Weigerung, Gottes Liebe zur Menschheit aufzugeben, auch wenn Gott im falschen Team zu spielen scheint. Es ist Jakob, der den Boten Gottes in den Schwitzkasten nimmt und keucht: „Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest“ (1 Mose 32,26). Es ist Hiob, der inmitten seines Schmerzes ausruft: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ (Hiob 19,25). Es ist Johannes, verlassen auf der Insel Patmos, immer noch auf der Suche nach der Gegenwart des Geistes (Offenbarung 1,1-8). Es ist der Geistliche, der die besten Jahre seines Dienstes in einer Gemeinde leistet, die ihm das Herz gebrochen hat, weil Gott ihn dorthin gestellt hat. Es sind die frischgebackenen Eltern, die über einer rosaroten Krippe stehen und beten: „Heile sie oder nimm sie – wir werden dich trotzdem preisen.“ Es ist Yeshua HaMashiach, der nach sechs Stunden der Agonie keucht: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“

Unbarmherziges Vertrauen] inspiriert uns, Gott für die geistige Dunkelheit zu danken, die uns einhüllt, für den Verlust des Einkommens, für die nagende Arthritis, die so schmerzhaft ist, und von Herzen zu beten: „Abba, in deine Hände vertraue ich meinen Körper, meinen Verstand und meinen Geist und diesen ganzen Tag…. Was immer du von mir willst, will ich von mir, indem ich mich in dich fallen lasse und dir inmitten meines Lebens vertraue. Deinem Herzen vertraue ich mein Herz an, kraftlos, zerstreut, unsicher, ungewiss. Abba, dir gebe ich mich hin. „

Der Weg des rücksichtslosen Vertrauens ist ein schwieriger Weg, das ist klar. Doch für diejenigen, die dem Mann folgen, der zwischen zwei Dieben hingerichtet wurde, ist es der einzige Weg.

Beten wie der Jude Jesus – Die antiken Wurzeln des neutestamentlichen Gebets wiederentdecken

Von großer Zuversicht erfüllt, verlieh Hiob seiner Gewißheit Ausdruck, daß Gott, sein Erlöser lebte . Obwohl der Leidende dachte, daß der Herr ihm feindlich gesinnt sei, wußte er doch, daß nur er seine Unschuld verteidigen konnte. Hiob würde sterben, aber Gott, sein Verteidiger, Bewahrer und Rechtfertiger ( gO?El , „jemand, der die Sache eines anderen verteidigt oder rächt, einen anderen schützt oder einem nahen Verwandten Rechtshilfe leistet, der sie für sich selbst nicht erwirken kann“; vgl. 3Mo 25,23-25.47-55; 4Mo 35,19-27; Sprüche 23,10-11; Jer 50,34 ), lebte weiter. Hiob wußte, daß Gott sich als der letzte über den Staub erheben und wie ein Zeuge bei einer Gerichtsverhandlung bezeugen würde, daß Hiob unschuldig sei. Dann würden nicht nur alle von seiner Aufrichtigkeit lesen ( Hi 19,23-24 ), sondern auch von Gott hören!
Und ist meine Haut noch so zerschlagen , könnte auch mit: „nachdem meine Haut abgezogen (oder „abgestreift“) worden ist“ übersetzt werden, d. h. nachdem er wegen seiner sich ständig schälenden Haut (das ist ein weiteres Symptom der Blasensucht; vgl. den Kommentar zu Hi 2,7;30,30 ) gestorben war oder nachdem die Würmer (vgl. Hi 17,14;24,20 ) in seinem Grab seine Haut gefressen hatten.
Hiob vertraute darauf, daß er nach seinem Tod Gott sehen würde. Er würde auch dann in einem bewußten Zustand existieren; würde weder vernichtet werden noch in eine Art Seelenschlaf versinken. Vers 26 könnte den Eindruck erwecken, als erwarte Hiob, dem Herrn als leibliches Wesen gegenüberzutreten (vgl. ältere Lutherübersetzungen). Wie ist dies zu verstehen? Entweder meinte er, daß er einen Auferstehungsleib erhalten werde (in diesem Falle müßte man die hebräische Präposition “ min “ mit „von dem Ausgangspunkt aus“ übersetzen; in Hi 36,25 wird “ min “ in diesem Sinne gebraucht). Vielleicht meinte Hiob aber auch, daß er Gott „außerhalb“ seines Fleisches sehen würde (“ min “ bedeutet häufig „außerhalb, jenseits von, ohne“; vgl. Hi 11,15 b), d. h. während der Zeit seiner bewußten Existenz nach dem Tod, aber vor der Auferstehung des Fleisches. Gibt man der ersten Ansicht den Vorzug, so nimmt “ min “ hier die Bedeutung „von dem Ausgangspunkt aus“ an, und zwar in Verbindung mit dem Verb „sehen“ ( HAzCh ). Der zweiten Ansicht den Vorzug zu geben, hätte für sich, daß in Hi 19,26 a offensichtlich von dem Zustand Hiobs im Tod gesprochen wird und man in Anbetracht des hebräischen Parallelismus erwarten würde, daß Vers 26 b sich eher ebenfalls auf den Tod bezieht als auf eine Zeit, in der Hiob nach dem Tod bereits eine Auferstehung erlebt hat.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

»Aber ich, ich weiß: mein Erlöser lebt«. Allem Erleben und allem 25a Augenschein setzt Hiob sein »Aber« entgegen. Dieses sogenannte adversative ›Aber‹ »übersteigt den Wunsch zur Gewißheit des Glaubens«. Hiob flieht nicht aus der Leidenswirklichkeit in eine Wunschoder Traumwelt. »Im Gegenteil, es handelt sich um einen klaren, festen Entschluß, um das kühne Wagnis einer persönlichen Glaubensentscheidung, in der das Leid nicht übersehen, sondern überwunden wird.« Hiob bringt seine Hoffnungsgewißheit auf den Punkt: »Mein Erlöser lebt.«
Der Begriff Erlöser, wörtlich: Löser, ist, wie die späteren Belege im Alten Testament zeigen, ein familienrechtlicher Fachausdruck, der »von den semitischen Sprachen nur dem Hebräischen eigen ist«. Löser (hebräisch: go’ēl) wird im Volk des Alten Bundes der jeweils nächste Verwandte eines Menschen genannt. Die Vorstellung von nächster Verwandtschaft klingt auch überall da mit, wo auf Gott der Name Löser (go’öl) übertragen wird. So kann Jesaja sagen: »Du, Herr, bist unser Vater; ›Unser Erlöser‹ ist von alters her dein Name« (Jes 63,16). Hiob nennt Gott mit dem Namen, der ihn von alters her kennzeichnet. Um die Gottesbezeichnung Löser, Erlöser, zu verstehen, ist jeweils bei den Funktionen einzusetzen, die ein Löser zur Zeit des Alten Testamentes im mitmenschlichen Bereich ausübte. Da dem antiken Menschen die Trennung zwischen religiösem und weltlichem Gebrauch eines Begriffes fremd war, erhellen gerade die praktischen Aufgaben eines Lösers das Geheimnis der Erlösung.

1) Der Erlöser ist der Bluträcher
Als Bluträcher vollzog der Löser ursprünglich die Blutrache für einen Ermordeten seiner Familie (4Mo 35,19; Jos 20,3). Er »löst durch Tötung des Töters die Schuld der Tötung ein«, das heißt, wenn jemand ermordet worden ist, soll sein Tod durch den Bluträcher dadurch gerächt werden, daß der Mörder oder ein Glied seiner Sippe getötet wird.
Der Erlöser im Sinne des Bluträchers paßt gut in den Zusammenhang der Hoffnungsgewißheit Hiobs. Beim Los Hiobs geht es nicht um die oder jene Einbuße an Glück und Wohlstand, die im Laufe von Jahren zu verschmerzen wäre; Hiob »ist bereits mehr tot als lebendig«. Wenn Hiob endgültig stirbt, wird er in aller deren Augen, die am Tun-Ergehen-Zusammenhang festhalten, als todeswürdiger Verbrecher gelten (Jes 53,4.9). Der Bluträcher, auf den Hiob seine Hoffnung setzt, wird die Aufgabe übernehmen, Hiobs Unschuld und Ehre zu retten. Da alle menschlichen Verwandten und Freunde sich von Hiob zurückgezogen haben, bleibt für Hiob nur Gott als Blut- und »Ehrenrächer«. Der Löser im Sinne des Ehrenrettersa wird das von allen verkannte Recht Hiobs wieder zur Anerkennung bringen. Der Blut- und der Ehrenrächer stehen sich in ihrer Funktion deshalb sehr nahe, da beide die ersehnte Rettung erst nach dem erfolgten Tod des Leidenden herbeiführen.
Die Vorstellung des Blut- und Ehrenrächers ist nur sehr schwer mit dem Gottesbegriff in Verbindung zu bringen. Ein Vergleichspunkt ist darin gegeben, daß es kein Los eines Menschen gibt, das Gott gleichgültig ist. Das Blut der Ermordeten schreit zum Himmel. Dies gilt von Abel (1Mo 4,10) bis hin zu den Märtyrern unter dem Altar (Offb 6,9f), deren Schreie zu Gott dringen.

2) Der Erlöser ist der Treuhänder
Als Treuhänder stellt der Erlöser die Eigentumsverhältnisse wieder her. Wenn ein Familienmitglied ein Haus oder ein Grundstück verkaufen mußte, bestand ein Recht des Loskaufs. Der jeweils nächste Verwandte war verpflichtet, das Verkaufte zurückzukaufen, um dadurch den Besitz der Sippe wiederherzustellen (3Mo 25,25–34). So erwarb zum Beispiel der Prophet Jeremia das Feld seines Vetters Hanamel (Jer 32,6f); und Boas wurde der Löser von Naemi und Rut. Im letzteren Fall gab es einen noch näheren Verwandten, der das Vorrecht hatte (Rt 3,12; 4,4). Dieser war zwar bereit, das Grundstück zu kaufen, nicht giber dazu noch Rut zu heiraten. Boas dagegen war zu beidem entschlossen, um die Sippe in ihrer Ganzheit wiederherzustellen. Als Löser übernahm er treuhänderisch das Erbe des Verstorbenen, heiratete die kinderlose Witwe, deren erster Sohn dann als Sohn des Verstorbenen galt, und verwaltete das Eigentum, bis der Sohn herangewachsen war. Ziel und Aufgabe eines Treuhänders war es, alles zu tun, um die Familie zu erhalten.
Hiob nennt Gott seinen Treuhänder. Gott selbst soll Hiobs Erbe an treten und dafür sorgen, daß sein Name nicht der Vergessenheit anheimfällt.
Die Anwendung des Begriffes Löser im Sinne von Treuhänder auf Gott wird vom Psalmbeter verbunden mit der Bezeichnung Gottes als dem Felsenb. Als Treuhänder ist Gott der Zuverlässige, der nie wankt. Gottes Rolle als Treuhänder besteht in der Wiederherstellung einmal bestandener Eigentumsverhältnisse. Dies ist auch der Hintergrund der großen Zeugen: »Ich habe dich erlöst (hebräisch: g’l); ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein« (Jes 43,1).

3) Der Erlöser löst den aus, der in Schuldsklaverei verfallen ist
Für einen Israeliten, der sich einem Fremden als Sklaven verkaufen mußte, galt das Recht des Loskaufes durch einen Löser (3Mo 25,47–54). Hatte sich ein verarmter Israelit einem wohlhabend gewordenen Schutzbürger oder Beisassen verkaufen müssen, so war damit ein Bruch im Volksganzen zustande gekommen, den es wieder zu heilen galt. Die verlorene Ganzheit mußte wiederhergestellt werden.
Seit dem Auszug aus Ägypten gehörte es zur Glaubenssprache Israels, Jahwe selbst als den Löser, den Goel, seines Volkes zu bezeichnen. Als Pharao das Gottesvolk unterdrückte, griff Jahwe selbst ein und »löste« sein Volk mit Gewalt aus. Die am Schilfmeer Geretteten nennt Jesaja (Jes 51,10) die Ausgelösten, die Erlösten (hebräisch: ge’ūlīm). In der Not der babylonischen Gefangenschaft drängt sich über die Lippen des tödlich getroffenen Volkes der Ruf: »Du bist doch unser Vater …, ›Unser Löser (hebräisch: go’ēl) von jeher‹ wirst du genannt« (Jes 63,16). Der Prophet Jesaja sagt den Gefangenen in Babylon einen neuen Exodus voraus, der den alten an Wunderbarkeit weit überbieten wird. Jahwe hat sein Volk nicht endgültig verstoßen. Es gibt keinen Scheidebrief, mit dem Jahwe seinem Volk die Liebe aufgekündigt hätte (Jes 50,1). Die »unbesiegliche Liebe« Jahwes zu seinem Volk hat ihren Grund darin, daß Jahwe seinem Volk vergeben hat. Die Erlösung, so verkündigt es der Prophet Jesaja, hängt eng zusammen mit der Vergebung der Sünden.
Der Zusage »Ich werde dich erlösen« geht die Feststellung voraus: »Ich habe deine Übertretungen verschwinden lassen wie eine Wolke und deine Sünden wie einen Nebel« (Jes 44,22). Hiob hatte bei allen Unschuldsbeteuerungen im konkreten Fall seine grundsätzliche Verflochtenheit in die Sünde nie bezweifelt. Wenn nun Hiob von seinem Erlöser spricht, so bekennt er sich zu Gott als dem »Löser aus Schuldsklaverei«. Wo der Erlöser einen Menschen vom Bann der Schuld freikauft, kann der Mensch wieder in einem heilen Gottesverhältnis in Frömmigkeit ohne Bruch leben. Er, der Erlöser, befreit Hiob auch »von dem Gefühl göttlichen Zorns, dessen Verhängnis sein Leid zu sein scheint«.´

4) Der Erlöser ist der Empfänger des Sühnegeldes
Nur an einer Stelle im Alten Testament erscheint der Löser als Empfänger von Sühnegeld. Macht sich ein Mann oder ein Frau einer Veruntreuung gegen Gott schuldig, so soll er die Sünde bekennen. Gleichzeitig muß er das Veruntreute und zusätzlich ein Fünftel des Betrages zurückerstatten. Für den Fall, daß es in der Familie keinen Löser gibt, soll die Buße, die dem Herrn zu erstatten ist, dem Priester gehören (4Mo 5,6–8). Der Löser (hebräisch: go’ēl), der an erster Stelle als Empfänger des Sühnegeldes genannt wird, ist auch hier das verantwortliche Haupt der Familie.
Die Vorstellung des Lösers, der einmal den Loskauf tätigt und gleichzeitig das Lösegeld entgegennimmt, kommt erst im Neuen Testament voll zur Entfaltung. Paulus kennzeichnet das Werk Gottes, des Erlösers, mit dem Wort: Gott selbst hat den Menschen durch Christus mit sich versöhnt (2Kor 5,19). Gott ist der Versöhner und zugleich der durch Christus Versöhnte. Er gab Jesus Christus, seinen Sohn, und dieser geib sein Leben als Lösegeld (Mt 20,28; Mk 10,45).
Diese Doppelrolle Gottes, des Erlösers, ist bei Hiob vorabgeschattet. Hiob setzt im Streit mit Gott auf den Gott, der ihn schlägt, seine Hoffnungsgewißheit, indem er sagt: »Ich weiß: mein Erlöser lebt.« Hiob nennt Jahwe »den Lebendigen«, er gibt Gott den Titel, mit dem dieser später im Eid angerufen wird. Gott ist lebendig, weil er nicht wie ein Götze sich selbst genügt, sondern mit dem Menschen »eine Lebensgemeinschaft eröffnet hat«. Der Mensch kann den lebendigen Gott reden hören und dennoch am Leben bleiben (5Mo 5,23). Gott ist der »lebendige Gott unter uns« (Jos 3,10). Im Gegensatz zu den machtlosen Götzen (Jer 10,11ff) ist sein Name »wahrer und lebendiger Gott« (Jer 10,10). Es ist sein Wille, daß Israel trotz seiner Untreue nicht länger »Nicht mein Volk« heißen soll, sondern »Kinder des lebendigen Gottes« (Hos 2,1). Als der lebendige Gott ist Gott der »offensichtlich Anwesende«. Dabei ist der Titel »der Lebendige« (hebräisch: haj) ungleich kräftiger als die Aussage, »er ist vorhanden« (hebräisch: ješ). Er ist der Lebendige heißt: Er allein kennt keine Beschränkung durch den Tod. Er ist der, der uneingeschränkt anwesend, gegenwärtig ist und der in diesem seinen Dasein für den Menschen erfahren wird als »der aktiv Eingreifende«.

5) Der Erlöser ist der Helfer im Rechtsstreit
In der Sippe kam dem Löser die Rolle des Helfers der in Not geratenen Verwandten zu. Diese Stellung wurde auf Jahwe übertragen. Jahwe, der Erlöser, ist der »Beschützer des Schwachen gegenüber einem mächtigen Gegner«. Er tritt als »starker Löser« auf, wenn jemand die Grenzsteine einer Witwe verrückt und in den Ackerbesitz der Waisen eindringt (Spr 23,10f). Er, der »starke Erlöser«, tritt für die aus dem Volk Israel ein, die in der Gefangenschaft Gewalt leiden, »er wird ihre Sache mit Nachdruck führen« (Jer 50,33.34). Wenn Hiob in seiner Hoffnungsgewißheit ausspricht: »mein Erlöser lebt«, dann rechnet er, auch wenn dies erst nach seinem Tod erfolgen kann, mit dem Auftreten Gottes als seinem »Verteidiger«. Er ersucht Gott »als Schutzzeuge und Anwalt um Hilfe gegen die ihn verfolgenden Freunde und die Verurteilung durch eine ungewisse Nachwelt«. Hiob vertraut darauf, daß Gott, sein Erlöser, »als sein Anwalt das entscheidende letzte Wort im Rechtsstreit haben werde«.
Gott ist für Hiob der »Löser Gott« in all den Funktionen, wie er im weiteren Verlauf der Geschichte des Alten Bundes erfahren wurde. Der Löser Gott ist der Blut- und Ehrenrächer, der Treuhänder, der, der aus der Schuldsklaverei freikauft, der Empfänger des Sühnegeldes sowie der Retter und Beschützer des Schwachen.
Einmalig und unvergleichlich in Hiobs Hoffnungsgewißheit ist die Kennzeichnung des Erlösers als Sieger über den Tod.

6) Der Erlöser ist der Sieger über den Tod
Das Bekenntnis zu dem Erlöser als seinem allernächsten Verwandten, der der Lebendige schlechthin ist, erfüllt Hiob mit der Gewißheit, daß seine Leidensgeschichte nicht wie eine Verbrechergeschichte enden wird. »Sein Ende wird nicht die Ver-endung im Nichts, sondern die Vollendung in Gott sein.« [25b] Sein Erlöser »erhebt sich als letzter über dem Staub«. Gott hat den Menschen aus Staub gemacht (1Mo 2,7) und kann ihn wieder zum Staub zurückkehren lassen (Hi 10,9). Gott reduziert den Menschen zu dem Stoff, aus dem er ihn geschaffen hat. Über dem Staub aber »wird nicht nichts sein«, sondern über dem Staub steht der, der widerspricht, der Erlöser. Er wird sich erheben, aufstehen wie Gott selbst in seiner Hoheit als Richter und Erretter.d Gott spricht als Schöpfer nicht nur das erste Wort über den Menschen, ihm allein steht auch das letzte zu. Der Löser lebt und wird als letzter, »als alles Überdauernder«, das »letztentscheidende« Wort sprechen. Mit dieser Hoffnungsgewißheit ist Hiob auf dem Höhe- und vor dem Wendepunkt des Geschehens angelangt. Obgleich für Hiob die Lösung seines Problems noch nicht gekommen ist – die Auseinandersetzung mit seinen Freunden und das Ringen mit Gott gehen weiter -, so umfängt Hiob nirgends »eine solche Gewißheit und ein solcher Trost wie hier«. Hiob »eröffnet sich ein Transzendenzraum, der zur neuen Erkenntnis wird, so daß das persönliche Gottesverhältnis die leidende Existenz überschreitet«. Hiob ist mit dem »Transzendenzdurchbruch« der »entscheidende Durchbruch« gelungen. Der Erlöser Hiobs, sein Blut- und Ehrenrächer, sein Treuhänder, er, der den in die Schuldsklaverei Verfallenen loskauft, der sowohl das Sühnegeld zahlt als auch empfängt, sein Helfer im Rechtsstreit, wird sich erheben über dem Staube, in den er, Hiob, bald gebettet sein wird.
Dasselbe Ereignis, das Hiob aus der göttlichen Perspektive beschrieb, stellt er im folgenden noch einmal unter dem menschlichen Gesichtswinkel dar. Er spricht von seiner Begegnung mit Gott. Hiob wird »nach seiner Haut«, das heißt nach Verlust derselben, und »ohne sein Fleisch« Gott schauen. Mit dieser Formulierung wird ausdrücklich die Gottesschau Hiobs als eine Schau nach dem Tode beschrieben. »Was die Beter der Klagepsalmen in der Theophanie am Höhepunkt des Festkultes als die Erhörung ihres Gebetes zu erleben hoffen, das erhofft Hiob in der persönlichen Gottesbegegnung – nach seinem Tod.«
Hiob und kein anderer (womit er seine Freunde meint) wird Gott sehen, wie er für ihn Partei ergreift. Hiob sieht Gott allein, alle anderen sind diesem Geheimnis gegenüber Fremde. »Der letzten Einsamkeit im Leiden und Sterben entspricht die letzte Einsamkeit in der Begegnung mit Gott.« Angesichts dieser Erwartung sagt Hiob, daß seine Nieren in seinem Leibe vergehen.
Die Nieren sind im Alten Testament neben dem Herzen das wichtigste innere Organ. Sie sind der Sitz der feinsten Empfindungen, »der zartesten und tiefsten Affekte, besonders der Liebe, des Verlangens, der Sehnsucht«. Wenn Hiob sagt, »meine Nieren vergehen«, so bedeutet dies, daß er, überwältigt vom Vorgefühl des höchsten Augenblickes, dem er entgegensieht, vor starker Erregung ohnmächtig wird. Hiob weiß, »daß, wenn auch sein äußerer Mensch verwest, Gott sich doch nicht unbekannt zu seinem Innern lassen könne«.
Die Hiobstelle 19,25–27 hat in der Geschichte der christlichen Theologie dadurch eine besondere Bedeutung gewonnen, daß sie zu einer der Belegstellen der christlichen Lehre von der Auferstehung wurde. Bereits Clemens Romanus (88–97 n.Chr.) in seinem ersten Brief an die Korinther und Orígenes (um 185–253/254 n.Chr.) in seinem Matthäusevangelium deuteten die Worte Hiobs als Hoffnung auf die Auferstehung. Hieronymus (um 347–419/420 n.Chr.) übersetzte frei und vom hebräischen Text abweichend:

Wuppertaler Studienbibel
  [25] Denn ich weiß, daß mein Erlöser lebt,
  und am Jüngsten Tage werde ich aus der Erde auferstehen,
  [26] und ich werde wiederum mit meiner Haut umgeben werden
  und werde in meinem Fleische Gott schauen.

Dieser Übertragung folgte Luther mit wenigen Abweichungen, bei denen er sich an die griechische Übersetzung des Alten Testamentes (Septuaginta) anlehnte.
Die Wiedergabe des Textes durch Hieronymus und Luther ist keine Übersetzung des hebräischen Textes, sondern eine über das Alte Testament hinausreichende Auslegung. Beiden stand bei ihrer Übertragung der »neutestamentliche Hiob« vor Augen. Sie gingen über das Ausschauhalten des alttestamentlichen Textes hinaus und sahen in ihm unmittelbar die Auferweckung Jesu angesprochen, die in neutestamentlicher Zeit ereignishaft Wirklichkeit geworden ist. Dennoch kommen Hieronymus und Luther der Aussage Hiobs weit näher als alle die Ausleger, die meinen, daß Hiob in seinem Bekenntnis vom Erlöser die Hoffnung auf leibliche Wiedergenesung ausgesprochen habe. Der älteste Vertreter dieser Auffassung ist der Kirchenvater Chrysostomus (344/54–407 n.Chr.). Ihm folgten in der Geschichte der Kirche bis zur Gegenwart zahlreiche Ausleger.
Es war sicherlich nicht die Absicht Hiobs, im Rahmen seines Bekenntnisses eine Lehre von der Auferstehung zu entfalten oder zu beweisen. Hiob redet nicht allgemein von dem Geschehen am Ende der Tage, »sondern von einem rein persönlichen nach seinem Tode«. Als einer, der unausweichlich auf seinen Tod zugeht, hätte Hiob jedoch verzweifeln müssen, wenn er sich nur gesehen hätte als einen, der seinen Missetaten erlegen und Gottes Zorn ausgeliefert ist. In seinem Bekenntnis spricht Hiob das auch für ihn Unfaßliche aus, daß Gott auf seinem Verwesungsstaub nicht die falschen Anklagen haften lassen werde. Hiob ist zur Gewißheit durchgedrungen: Mein Erretter lebt! Er wird über dem Erdenstaub, zu dem ich zurückkehre, stehen und das letzte entscheidende Wort sprechen!
Mit dieser Hoffnungsgewißheit ist Hiob »auf geradem Weg zur Auferstehungshoffnung, wir sehen diese keimen und sich ans Licht ringen«. Hiob ist aus den Abgründen des Leidens zur Höhe der Hoffnungsgewißheit gelangt.
In diesem Bekenntnis wurde Hiob zum Weggeleiter all derer, die in der Tiefe ihres Leides zu versinken drohten. Er wird dies auch weiterhin sein.
In seinen »Glossen zur Bibel« erklärt Martin Luther das große Bekenntnis Hiobs mit den Worten: Erlöser, Retter, Befreier, weil Christus uns als zu sich gehörig erklärt, weil er uns in Schutz nimmt gegen unseren Mörder, den Teufel.

Wuppertaler Studienbibel


יְהוָ֥ה׀ צִדְקֵֽנ׃

In seinen Tagen wird Juda gerettet werden und Israel in Sicherheit wohnen; und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: Jehova, unsere Gerechtigkeit (H. Jehova-Tsidkenu.)
Elberfelder 1871 – Jer 23,6

Zu seiner Zeit wird Juda beglückt werden, und Israel sicher wohnen; und dies ist der Name, mit dem man ihn nennen wird: Jehova unser Heil.
de Wette Bibel – Jeremia 23,6

In Seinen Tagen wird Jehudah gerettet werden, und Israel wohnen in Sicherheit, und dies ist Sein Name, womit man Ihn nennen wird: Jehovah, unsere Gerechtigkeit. Jer 33,16; Jes 45,17.23-25.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jeremia 23:6

Die Linie Davids, die über Jojachin lief, wurde „abgeschnitten“. Gott verhieß jedoch, daß er dem (Hause) David einen anderen König erwekken würde, d. h. ein anderes Mitglied aus der davidischen Linie, das er als gerechten Sproß bezeichnete. Die Erfüllung dieser Verheißung war Jesus Christus. Als König würde er wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit üben (im Gegensatz zu dem, was über Jojachin ausgesagt wird; Jer 22,25 ). Obwohl Christus sich schon bei seinem ersten Kommen als Messias für Israel angeboten hat, wird er erst bei seinem zweiten Kommen, kurz vor dem Tausendjährigen Reich, diese Weissagung erfüllen. Zu jener Zeit werden das Südreich ( Juda ) und das Nordreich ( Israel ) wieder von aller Unterdrückung befreit (vgl. Röm 11,26 ) und als Volk vereint sicher wohnen (vgl. Hes 37,15-28 ).
Der Name dieses kommenden Königs wird sein: der HERR unsere Gerechtigkeit ( Yahweh QiDqEnU ). Anders als Zedekia ( QiDqIyAhU ; „meine Gerechtigkeit ist Jahwe“) wird dieser kommende König seinem Namen als Israels gerechter Gott Ehre machen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Der Fortgang der Heilsgeschichte wird hier so beschrieben: Die »Vielen« sind Vorläufer des »Einen«. Darum führen die vielen Hirten von V. 4 zu dem einen Hirten von V. 5, dem gerechten Sproß Davids zurück. Im Ausdruck Sproß steckt zweierlei: 1. Der Sproß setzt einen abgeschlagenen Stamm voraus: der kommende Hirte kann also erst kommen, wenn das Gericht (= das Umhauen des Baumstammes) stattgefunden hat. 2. Der Sproß kann nur wachsen, wenn der Wurzelstock noch nicht abgestorben ist: Der Wurzelstock Davids lebt aber nicht mehr aus eigener Kraft, sondern nur um der Treue Gottes, also um seiner Zusagen an David willen. Dieser Nachkomme Davids wird Recht und Gerechtigkeit im Lande walten lassen. Er wird nicht mehr wie die in Kap. 22 beschriebenen Könige für sich selbst leben und nicht mehr darauf sehen, daß er vor den Menschen etwas gilt; er wird das alte Bundesrecht in Treue erfüllen und auf der Seite der Erniedrigten stehen. Nicht durch das Wohlverhalten der Bevölkerung, sondern durch das des neuen Davidssprosses wird Juda gerettet werden. Es gibt darum auch kein Ausgeliefertwerden an die Feinde um des Zornes Gottes willen. Wo dieser Eine Recht und Gerechtigkeit schafft, wird Israel in Sicherheit wohnen. Denn Ungerechtigkeit zieht immer Heillosigkeit und politische Ungesichertheit nach sich.
Man kann vermuten, daß im Namen des angekündigten gerechten Davidssprosses Jahwe ist unsere Gerechtigkeit eine indirekte Kritik am letzten König Judas, Zedekia, enthalten ist, dessen Name bedeutet: »Meine Gerechtigkeit ist Gott«. Der kommende Messias weist nicht mehr auf sich und seine Herrlichkeit, sondern ganz auf Gott; denn er hat keinen anderen Namen außer dem Namen Gottes. Das Heil, das dieser Davidssproß wirkt (V. 6), bewirkt Ruhe und Frieden. Das kann er aber nur, weil seine Verbundenheit mit Gott einzigartig ist. Darum heißt er Jahwe ist unsere Gerechtigkeit. Solch eine Verheißung übersteigt alle menschlichen Möglichkeiten. Kein israelitischer König konnte so sehr von seinem eigenen Wesen absehen, daß sein Name Gottes Name wurde.

Wuppertaler Studienbibel

DIESE Verse handeln in erster Linie von der Wiederkunft des Messias, aber es gibt auch einen Aspekt, der sich auf seine erste Wiederkunft bezieht. Vers 5 erzählt von einem Mann, der ein Sohn Davids sein wird, der als König herrschen und regieren wird. Das Königtum des Messias steht noch aus, aber dieser Vers spricht deutlich von dem Messias als einem Nachkommen Davids und betont damit seine Menschlichkeit. In Vers 6 wird diesem Mann jedoch ein Name gegeben, der allein auf Gott zutrifft: „Jehovah, unsere Gerechtigkeit“. Moderne Übersetzungen geben dies im Allgemeinen als HERR wieder. Damit sollen die vier Buchstaben YHVH wiedergegeben werden, die als Jehova oder Jahwe gelesen werden. (Auf Hebräisch: יהוה. In der gesamten hebräischen Schrift wird der göttliche Name JHWH nur Gott allein gegeben, doch hier wird dem Mann aus Vers 5 in Vers 6 eindeutig der Name Gottes gegeben. Dies zeigt uns wieder das klare Konzept des Messias als Gott-Mensch.

Eines der Argumente, die das rabbinische Judentum vorbringt, um diese Lehre zu widerlegen, ist der Hinweis darauf, dass es in der ganzen Heiligen Schrift Beispiele für Namen gibt, die den Namen Gottes enthalten. Zum Beispiel bedeutet der Name Jeremia „Jehova wird aufrichten“ oder „Jehova wird schleudern“. Oder der Name Jesaja bedeutet: „Jehova ist die Rettung“, und es gibt noch viele andere Namen, die „Jehova“ in sich tragen. Man muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass in keinem dieser Fälle alle vier Buchstaben JHVH vorkommen. Gewöhnlich werden nur zwei Buchstaben verwendet, manchmal drei, aber nirgends werden alle vier Buchstaben des Namens Gottes jemals in Bezug auf einen Menschen verwendet. Trotzdem ist in Jeremia 23,5 eindeutig von einem Menschen die Rede – einem menschlichen Nachkommen von König David – und in 23,6 wird ihm ein Name gegeben, der allein der Name Gottes ist.

Das ist etwas, was von den alten Rabbinern eigentlich nicht bestritten wurde, die dies immer als eine messianische Passage interpretierten. Erst in jüngster Zeit haben Rabbiner versucht, anders zu argumentieren. Vier Zitate aus rabbinischen Schriften können angeführt werden, um dies zu zeigen.

Im Midrasch zu Sprüche 19,21 (ca. 200-500 N. CHR.) heißt es:
Rabbi Hunah sagte: „Acht Namen werden dem Messias gegeben, welche sind: Yinnon, Shiloh, David, Menachem, Jehova, Justi de Nostra, Tzemmach, Elias.“
Der fünfte aufgeführte Name ist Jehova, der Name Gottes, und dieser basiert auf den Worten von Jeremia 23:6. Der siebte Name ist Tzemmach, oder „Zweig“, und dieser basiert auf Jeremia 23:5.
Im Midrasch zu Klagelieder 1:16 heißt es:
Was ist der Name des Messias? Rav Ava ben Kahanna sagte: „Jehova ist sein Name, und das wird bewiesen durch: ‚Dies ist sein Name … [zitiert Jeremia 23:6].‘ ”
Im Talmud (Babba Bathra Traktat 75b) heißt es:
Shmuel ben Nachman sagte im Namen von Rabbi Yohanan, „die folgenden drei werden mit dem Namen des Heiligen, gesegnet sei er, benannt werden – der Gerechte, wie es heißt: „… [zitiert Jesaja 43:7]“, der Messias, wie es geschrieben steht: „und dies ist sein Name, wodurch er Der HERR, unsere Gerechtigkeit, genannt werden wird [zitiert Jeremia 23:6]“ …“
Im Midrasch zu Psalm 21,1 heißt es:
Gott nennt den König Messias bei seinem eigenen Namen, aber wie lautet sein Name? Die Antwort lautet: „Jehova ist ein Mann des Krieges“, und über Messias lesen wir: „Jehova, unsere Gerechtigkeit, das ist sein Name.“
Und so kann man sehen, dass in alten rabbinischen Schriften und sogar im Talmud selbst Jeremia 23:6 auf den Messias angewendet wird; der Messias wird mit dem Namen Jehova bezeichnet.

lehrt das:

Arnold G. Fruchtenbaum, – Messianische Christologie – Ein Studium der alttestamentlichen Prophetie bezüglich des ersten Kommens des Messias
Messias würde ein Gott-Mensch sein.
Messias würde Jehova selbst sein; Jehova würde ein Mensch werden.
Messias würde ein Nachkomme Davids und somit ein König sein. Jeremia bekräftigt hier erneut den davidischen Bund (besprochen unter 1. Chronik 17:10b-14).

der Gott des uns seinen Frieden schenkt

Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und euer ganzer Geist und Seele und Leib werde (O. und euer Geist und Seele und Leib werde gänzlich) tadellos bewahrt bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.
Elberfelder 1871 – 1 Thess 5,23

Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch zur ganzen Zielerreichung, und als gesamtes Los werde bewahrt euer Geist, eure Seele und euer Leib in untadeliger Weise für die Parusie unseres Kyrios Jesus, Des Gesalbten.
Pfleiderer Übersetzung – 1.Thessalonicher 5,23

Ich wünsche mir, dass der Gott, der für Frieden sorgt, euch ganz zu sich zieht. Er soll dafür sorgen, dass ihr ihm immer ähnlicher werdet, eben heilig. Er soll auf euch aufpassen, auf euer Innerstes, euren Geist und auch auf euren Körper. Ich möchte, dass ihr so in einem perfekten Zustand seid, wenn Jesus Christus, der das Sagen über alles hat, endlich wiederkommt.
VolxBibel – 1.Thessalonicher 5:23

ὁ θεὸς τῆς εἰρήνης der Gott des Friedens, d. h. Gott als der Urheber des Friedens. ἁγιάσαι Aor. Opt. 3. Sg. ἁγιάζω91 heiligen; kupitiver Opt. (A259) er möge heiligen. ὁλο-τελής7 ganz, vollständig; hier Adj. adv. gebraucht (A113) od. Objektsartangabe (A65, euch als ganze Person) ganz und gar. ὁλόκληρος11 unversehrt, ohne Schaden; Objektsartangabe (also: unversehrt = in unversehrtem Zustand, A65); gehört zu allen drei flgd. Subj. (H-S § 264b). ἀ-μέμπτως (< μέμφομαι tadeln) untadelig; hier (wenn nicht mod.) wohl Adv. statt Adj. (im Akk. als Objektsartangabe; BDR § 4346): unversehrt frei von jedem Tadel bewahrt werden; viell.: unversehrt bewahrt werden, damit/so dass ihr frei von jedem Tadel seid. παρ-ουσία Wiederkunft (s. 2,19). τηρηθείη Aor. Opt. Pass. 3. Sg. τηρέω, kupitiver Opt. (A259) er möge (hier sie mögen, A94) bewahrt werden.

von Siebenthal – Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Der vorangehende Abschnitt, wie auch der Brief insgesamt, wird in V. 23ff. von einem Gebetswunsch abgeschlossen; sowohl formal als auch inhaltlich war bereits in 1Thess 3,11-13 ein ganz ähnlicher Teil begegnet. Die Bitte richtet sich an ihn »selbst, den Gott des Friedens«. Dieser Gott selbst nimmt sich seiner Gemeinde an, auch der Christen in Thessalonich. Gott des Friedens (ebenfalls am Ende eines Abschnitts in Röm 15,33; 16,20; 2Kor 13,11; Phil 4,9; vgl. auch 2Thess 3,16; Eph 6,23; 1Kor 14,33; Heb 13,20) ist er deshalb, weil er den Schalom, das umfassende Heil schafft und schenkt. Friede ist hier synonym zu Erlösung zu verstehen (vgl. auch 1Thess 1,1; Röm 2,10; 8,6; 14,17; Eph 6,15).

In Jesus Christus sind die Glaubenden geheiligt (1Kor 1,2; 6,11; Eph 5,25); der Heilige Geist wirkt in derselben Weise an ihnen (Röm 15,16). Damit können sie als die Heiligen angesprochen werden (Röm 1,7; 1Kor 1,1; 2Kor 1,2; Eph 1,1; Phil 1,1; Kol 1,2). Gleichzeitig bedürfen sie zeitlebens der Heiligung (vgl. 1Thess 3,13; 4,3.7), um die Gott hier gebeten wird: Er »heilige euch ganz und gar«. Das neue Gottesverhältnis soll durch das Wirken des Heiligen Geistes den Glaubenden umfassend und vollständig prägen. Dies ist ein Vorgang, der auf die »Ankunft unseres Herrn Jesus Christus« ausgerichtet ist (vgl. Phil 1,6.9ff.; 1Kor 1,8).

»Geist, Seele und Leib« werden in dieser Dreigliederung im NT nur hier in dieser Weise zusammengestellt. Daraus kann jedoch nicht entnommen werden, dass Paulus eine Aufspaltung des Glaubenden in drei klar voneinander getrennte Bereiche im Sinne der griechischen Lehre vom Menschen vornimmt. Vielmehr ist angesichts verschiedener Erklärungsversuche der Lösung der Vorzug zu geben, die das heiligende Wirken Gottes auf alle Aspekte der menschlichen Existenz ausgerichtet findet: Der Bereich der Gottesbeziehung (Geist), der Bereich der menschlichen Persönlichkeit (Seele) und auch der Bereich der menschlichen Interaktion und Kommunion (Leib) sind ausdrücklich eingeschlossen. An anderer Stelle betont Paulus, dass Erlösung und Heiligung insbesondere auch den Leib umfassen (vgl. Röm 6,19; 1Kor 6,19ff.). Der Glaubende soll in allen Bezügen »vollkommen bewahrt werden«, ganz unverletzt, unversehrt, untadelig. Dies führt nicht nachträglich eine eigenmächtige menschliche Heiligungsbemühung ein, sondern gibt das Ziel an, zu dem Gottes Heiligungswirken gelangen wird. Dass dabei der Glaubende in umfassender Weise mit all seinen Kräften einbezogen ist, wurde bereits zu 1Thess 4,3 ausgeführt.

Allein dieses Wirken Gottes verbürgt, dass der Christ am Tag Jesu Christi »unsträflich« dastehen wird (vgl. 1Thess 3,13).

Edition C

»Bewahrt« ( têreô ) kommt häufig im NT vor und wird meist mit »bewahren, erhalten« übersetzt, z.B. Joh 17,12; Jud 1,21; Offb 3,10. Die ewige Sicherheit des Gläubigen wurde durch Christus selbst garantiert (Joh 10,28.29), durch die Verheißung und den Eid Gottes (Hebräer 6,17-20) und durch das Siegel des Heiligen Geistes (Eph 1,13.14). Aber in seinem täglichen Leben braucht er göttliche Kraft, um die Angriffe des Bösen zu überwinden. Der Angriff könnte im Bereich des Geistes erfolgen, auf seine Anbetung und sein Gebetsleben; oder im Bereich seiner Seele, auf seine Wünsche und Emotionen; oder in irgendeiner Form von Mißbrauch des Leibes. Das waren die drei Elemente des Menschen, die Satan schon zu Beginn in Eden angriff (1.Mo 3,6), und seine Methoden sind heute immer noch die gleichen.
»Tadellos« ( amemptôs, ohne legitimen Anklagegrund, vgl. 2,10) ist nicht sündlos; Sündlosigkeit ist nicht möglich, solange man noch im sterblichen Leib ist (Röm 7,18-25). Aber durch die Kraft des innewohnenden Geistes und Gottes schützende und bewahrende Fürsorge ist es möglich, ein Leben zu führen, auf das die Welt nicht mit anklagenden Finger zeigen kann. Dafür betet Paulus.

Was die Bibel lehrt

Zum Abschluss mit 1 Thess. 5,23f. fasst Paulus hier seinen Brief an die Thessalonicher zusammen. Die Grundthemen Heiligkeit und Berufung sind zusammengefasst und werden den Adressaten gegenüber zum Ausdruck gebracht. Damit wird deutlich, dass das Ethos des Ersten Thessalonicherbriefes nicht ausschließlich eschatologisch auf das Kommen des Richters der Menschheit als des auferstandenen Herrn ausgerichtet ist. Vielmehr ist sein Ethos die Heiligkeit als leibhaftige Manifestation der Berufung bzw. der Erwählung durch Gott – mit dem Gericht Gottes am Horizont, dem jeder verantwortlich sein wird, in der Hoffnung, dass die Christen nicht dazu berufen sind, Zorn zu erleiden, sondern das Heil durch ihren Herrn Jesus Christus zu empfangen. Interessant ist, dass 5,23f. den ganzen Menschen umfasst, Geist, Seele und Leib. So werden wir an die Grundanweisung der Tora erinnert, dass das Volk Gottes Gott lieben und in seinen Wegen wandeln soll mit ganzem Herzen und ganzer Seele.

Torah-Ethik im Ersten Thessalonicherbrief

Die Dreiteilung der menschlichen Natur in diesem Vers ist oft kommentiert worden, nicht zuletzt deshalb, weil sie nirgendwo sonst im NT und auch nirgendwo sonst in der älteren griechischen Literatur in dieser präzisen Form vorkommt. Heb 4,12 unterscheidet zwischen psychē und pneuma (vgl. Phil 1,27; 1 Kor 15,45). Die Dreiteilung hier wurde von einigen frühen Kirchenvätern aufgegriffen (vgl. Irenäus, Adversus Haereses 5.6). Lightfoot kommt zu dem Schluss, dass Paulus hier mit „Geist“ die höheren inneren Fähigkeiten (gleichbedeutend mit „Verstand“) und mit „Seele“ die niederen inneren Fähigkeiten (d. h. die Impulse und Affekte, „das Zentrum der … Persönlichkeit“) meint. In ähnlicher Weise schlägt Marshall vor, dass „Seele“ die menschliche Persönlichkeit meint und von „Geist“ zu unterscheiden ist, der der nicht-physische Teil der Persönlichkeit ist.
Das Problem bei solchen Schlussfolgerungen ist, dass Paulus an anderer Stelle psychē für das natürliche Selbst, ja für die Lebenskraft verwendet. Es ist fast ein Synonym für unser Wort „Sein“. So ist in 1. Korinther 2,14 die Person psychikos nicht die „seelische“ Person, sondern die natürliche Person im Gegensatz zur geistlichen Person (pneumatikos). In 1. Korinther 15,44-46 wird dieselbe Terminologie verwendet, um den natürlichen Körper dem geistigen Körper gegenüberzustellen, und es wird hinzugefügt, dass Adam ein lebendiges Wesen wurde, psychēn zōsan (nach Gen 2,7 LXX). Mit anderen Worten, psychē bedeutet nicht „Seele“ im Sinne des uns bekannten Wortes. Es bezieht sich vielmehr auf etwas Natürliches und Physisches oder Materielles wie das natürliche belebende Prinzip – den Lebensatem. Daher ist es unwahrscheinlich, dass Paulus es hier für etwas Nicht-Materielles verwendet. Das ist es, worauf sich pneuma bezieht – der nicht-materielle Teil des Menschen, den man beim Tod aufgibt oder an Gott zurückgibt. In jedem Fall beziehen sich diese Begriffe zusammen auf die ganze Person und auf die Tatsache, dass Gott die ganze Person vor und bei der Parusie heiligen, umwandeln und bewahren muss, denn Paulus stellt sich Personen in Auferstehungsleibern vor, die daher tatsächlich vollkommene und untadelige lebendige Opfer sein werden, die dem Herrn Jesus dargebracht werden.
Bei einer heidnischen Opferung hing alles von der absolut perfekten Durchführung des Rituals ab. Wenn das Messer abrutschte, wenn die richtigen Worte nicht zur richtigen Zeit und auf die richtige Weise ausgesprochen wurden oder wenn das Tier nicht kooperativ war, musste man von vorne anfangen. Aber hier (V. 24) wird der überwiegend heidnischen Zuhörerschaft versichert, dass Gott am Werk ist, dass die Heiligung etwas ist, das er in und für die Gläubigen tut und tun wird, genauso wie er sie zur rechten Zeit von den Toten auferwecken wird, und dass Gott treu ist (vgl. 1 Kor 10,13 für die Verbindung von Gottes Berufung und Treue). Gottes Wille ist die Heiligung der Gläubigen (1 Thess 4,1), und Gott ist damit beschäftigt, seinen Willen in den Gläubigen zu erfüllen. Ähnliche Gedanken finden sich in Phil. 1:6, 10-11.
Das Partizip „berufen“ wird im Präsens verwendet, wahrscheinlich um anzudeuten, dass Gott die Gläubigen weiterhin zur Heiligung und zur endgültigen Errettung beruft (vgl. 1 Kor 1,8-9). Die Vollendung des Heiligungsprozesses und die volle Übereinstimmung mit dem Bild Jesu kommt nur durch das göttliche Handeln Gottes zustande, wenn er die Toten auferweckt und denjenigen, den er geheiligt und auferweckt hat, tatsächlich in seinem Körper und in jeder anderen Dimension der menschlichen Persönlichkeit bewahrt und vervollkommnet. Es liegt nicht an menschlicher Leistung, sondern an Gottes gnädigem Handeln. Das Gebet, dass die Bekehrten bei der Parusie ohne Fehler bewahrt werden, deutet darauf hin, dass sie vervollkommnet werden müssen, bevor sie vor Jesus erscheinen, vervollkommnet am Leib durch die Auferstehung und vervollkommnet im Geist entweder bei der Auferstehung oder vorher. So hat Paulus seine Zuhörer in dieser kurzen Ansprache an die wichtigste Ressource erinnert, die sie haben, um ihre Prüfungen durchzustehen – Gott und sein heilbringendes Handeln in ihrer Mitte. Wir können hier an das berühmte Gebet von Augustinus denken: „Gib mir die Gnade, zu tun, was du befiehlst, und befiehl mir, zu tun, was du willst“ (Bekenntnisse 10,29).

Witherington – 1 und 2 Thessalonicher: ein sozio-rhetorischer Kommentar

Gegenwert für unser Leben?

Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne, aber seine Seele einbüßte? Oder was wird ein Mensch als Lösegeld geben für seine Seele?
Elberfelder Bibel 1905 – Mt 16,26

Was habt ihr davon, wenn ihr alles bekommt, was ihr wollt, euch dabei aber das Leben zwischen den Fingern zerrinnt? Wenn eure Seele krank wird, was könnt ihr für sie eintauschen? Behaltet also immer das wirklich Wertvolle im Auge.
Fred Ritzhaupt – Willkommen daheim – Matthäus 16,26

Welchen Nutzen hat ein Mensch davon, wenn er die gesamte Welt sein Eigen nennen kann, aber dafür sich selbst verliert? Und was könnte ein Mensch als Gegenwert für sein Leben einsetzen?
Roland Werner – Das Buch – Matthäus 16:26

Denn was wird es dem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewinnt, sein (künftiges) Leben aber einbüsst? oder was kann ein Mensch als Gegenwert (zur Wiedererlangung) seines Lebens geben? (a) Mt 4:8; Php 3:8
Zürcher 1931 – Matth. 16:26

Wenn ein einzelner, indem er sein Leben erhält, die ganze Welt gewinnen könnte, doch dabei Schaden an seiner Seele nähme, was würde ihm dann der Besitz der Welt noch nützen? Wahre Jüngerschaft beinhaltet die Nachfolge Jesu und die Unterwerfung unter seinen Willen, wo auch immer der Weg hinführen mag.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Für den Ausdruck »Leben« steht hier viermal das Wort »psyche«. Psyche kann man auch mit »Seele« übersetzen. Irdisches Leben und Seele ist nach der biblischen Psychologie dasselbe. Die Seele des Menschen ist nicht ein Teil, sondern das gesamte Sein des Menschen, also die Summe seines Denkens, Fühlens und Wollens. Das ist die Seele. Man kann auch sagen: Seele oder Leben ist das gesamte bewußte Ichleben oder Selbstleben des Menschen. Wer dieses sein Selbstleben um Jesu willen täglich in den Tod gibt, der wird das wahre, echte Leben finden.
Das Leben (die Seele) ist das Unbezahlbare. Denn das Leben wird nur einmal gelebt und kann, wenn es nutzlos vertan ist, nie wieder zurückgekauft werden.
Mit schonungsloser Schärfe legt Jesus uns die Verantwortung und die Entscheidung über unser zeitliches und ewiges Heil ganz und gar in unsere Hand und auf das Gewissen. Theologisch ausgedrückt: Das Subjektive wird hier ganz eindeutig gesagt. Der Mensch wird von Gott ganz ernst genommen. Und auch der Mensch hat Gottes Forderungen ganz ernst zu nehmen.

Wuppertaler Studienbibel

Retten und verlieren, verlieren und finden, sind Grundsätze, die den Erwartungen der Welt widersprechen. »Leben« bedeutet hier nicht notwendigerweise das physische Leben; es bedeutet viel mehr das, wofür der Jünger in dieser Welt zu leben hat. Ein Leben der Eigeninteressen ist ein Leben, das in Gottes Augen vergeudet ist; ein Leben, das sich im Verfolgen ewiger Interessen verausgabt, ist ein Leben, das Gott gefällt und das Gott verwendet. Jeder Jünger kann sich selbst anhand der Frage prüfen, was er mit seiner Freizeit anstellt. Diese Grundsätze stimmen mit dem überein, was der Herr in Matthäus 13,12 lehrte: »Wer da hat (da er sein Leben verloren und es daher gefunden hat), dem wir gegeben werden…wer nicht hat (da er sein Leben erhalten und daher verloren hat), von dem wird auch genommen werden, was er hat.« Der Herr machte in anderem Zusammenhang ähnliche Aussagen:
  1. in Matthäus 10,39, wo das Thema Dienst ist;
  2. in Lk 17,33, wo Er vom Tag spricht, an dem Er in Herrlichkeit und Gericht kommen wird. Die Menschen werden versuchen, ihr Leben zu erhalten, aber Gott wird den Tod über sie verhängen. Andere aber, die ihr Leben in der großen Drangsal verlieren, werden erfahren, daß sie überströmendes Leben in der herrlichen Regierung des Menschensohnes finden.
  Das Wort für »Leben« in V.25 ist das gleiche griechische Wort psychê wie das für »Seele« in V.26. Manch ein König der alttestamentlichen Nationen hat »die ganze Welt« gewinnen wollen; so etwa Nebukadnezar, oder auch Alexander der Große, der »über die ganze Erde« herrschte (Dan 2,39; 7,6). Nachfolgende Herrscher bis in unser Jahrhundert hinein haben immer wieder diesen Ehrgeiz gehabt. In der Endzeit wird dem Tier Macht gegeben werden »über jeden Stamm und Volk und Sprachund Nation« (Offb 13,7). Alle diese Herrscher haben ihren Besitz verloren und werden ihn noch verlieren, damit der Sohn Gottes »zum Besitztum« habe »die Enden der Erde« (Ps 2,8). Gewiß können nur die wenigsten zu solcher Macht gelangen, aber der Ehrgeiz eines jeden Mensch ist ichbezogen, er will, was er kann, ans sich ziehen; aber er muß alles verlieren. Der reiche Mann von Lk 16,19 gewann sein Leben, verlor es aber dann im Hades. Der reiche Kornbauer gewann immer mehr an Besitz, aber er verlor seine Seele in einer einzigen Nacht (Lk 12,16-21). Der reiche Jünglich von Matthäus 19,16-22 »hatte viele Güter«, aber er verlor, so weit wir es absehen können, seine Seele als er betrübt wegging. Auch der Gläubige darf nicht über sein Leben verfügen wie ihm beliebt, denn »ihr seid nicht euer selbst; denn ihr seid um einen Preis erkauft worden« (1Kor 6,19-20). Hat aber der Mensch seine Seele verloren, was wird er um sie geben können? Wie kann er sie wieder gewinnen? Er würde jedes Lösegeld bezahlen, aber selbst, wenn er die ganze Welt besäße, genügte es nicht. Wie wir in Ps 49,6-8 lesen, können keine Reichtümer die Seele eines Menschen erlösen, denn die Erlösung ist zu kostbar.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

in naher Zukunft…

An jenem Tage wird ein Quell geöffnet sein dem Hause Davids und den Bewohnern von Jerusalem für Sünde und für Unreinigkeit.
Elberfelder Bibel 1905 – Sach 13,1

An dem Tage wird im Hause David und den Bewohnern Jerusalems ein Quell aufgetan werden, um die Sünde und Unreinheit abzuwischen.
Bruns 2013 – Sacharja 13,1

In der Zeit wird es für die Familie, die von David abstammt, und für die Bewohner von Jerusalem eine besondere Quelle geben. Aus dieser Quelle kommt ein Wasser, das von dem ganzen Mist sauber macht, den man im Leben so baut. Es reinigt einen von dem ganzen Dreck.
VolxBibel – Sacharja 13:1

Die Wendung „zu der Zeit“ bezieht sich wiederum auf den Tag des Herrn (vgl. Sach 14,1 ). Sie steht 16mal in diesen drei Schlußkapiteln des Buches Sacharja ( Sach 12,3-4.6.8-9.11; 13,1-2.4; 14,4.6.8-9.13.20-21 ). Am Tag der Kreuzigung Christi tat sich die Quelle als eine verborgene Möglichkeit für Israel und die ganze Welt auf. Bei der Wiederkunft Christi aber wird sie dem jüdischen Volk dann zur gewissen Erfahrung werden. Diese religiöse Reinigung des Volkes ist in anderen Schriftstellen jeweils mit Israels spiritueller Wiederbelebung und dem Beginn des neuen Bundes gekoppelt (z. B. Jer 31,31-37; Hes 36,25-32; Röm 11,26-27 ). Das „Haus David“ (die politische Führung) und „die Bürger Jerusalems“ stellen zusammen das ganze Volk dar (vgl. Sach 12,10 ), das der Reinigung bedarf.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Der erste Vers von Kapitel 13 steht in enger Verbindung mit dem vorigen Kapitel. Nachdem die Menschen von Juda und Israel zur Buße über ihre Verwerfung des Messias gebracht worden sind, folgt ein großer nationaler Versöhnungstag. Die Quelle der Reinigung wurde auf Golgatha eröffnet, aber Israel als Nation wird diesen Segen nicht vor dem Zweiten Kommen Christi genießen.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Wichtige Geschehnisse – Gottes Hilfe für sein bedrängtes Volk (12,9), die Ausgießung des Heiligen Geistes (12,10a) und die Bekehrung Israels (12,10–14) – werden »jenen Tag« der Endzeit bestimmen, von dem der Prophet immer wieder spricht. Wenn auch deutlich ist, daß die einzelnen Ereignisse, die der Prophet in Kap. 12–14 schildert, weitgehend ineinandergreifen werden, so hebt sich doch in den Prophetensprüchen klar ein zeitliches Nacheinander ab: Erst wird Gott Israel sammeln und ins Land der Väter zurückführen. Es wird eine nationale Wiedergeburt Israels geben. Dann wird sich Israel unter der Einwirkung des Heiligen Geistes zum Gekreuzigten bekehren, es wird zur geistlichen Wiedergeburt kommen (vgl. Hes 37,1–14). [1] An jenem Tage wird Gottes Volk wieder uneingeschränkten Zugang zu Gottes Gnade und seiner lebensemeuemden Kraft haben. Alle Schuld wird vergeben sein. Schon nach der vierten Vision, in der Sacharja an der himmlischen Gerichtsverhandlung teilgenommen hatte, als der Hohepriester Josua von aller Sünde gereinigt und zu neuem Dienst berufen wurde, hatte Gott verheißen: »Ich will die Sünde des Landes wegnehmen an einem einzigen Tag« (Sach 3,9). Jetzt sagt er: Es wird eine Quelle geben, die für das Haus Davids und die Bewohner Jerusalems offen ist gegen Sünde und Unreinheit. Nicht nur einmal grundlegend, nein, immerwährend wird Vergebung und Reinigung, Lebenserneuerung aus der Kraft Gottes möglich sein. Im Gesetz gab es die Vorschrift, daß für die kultische Reinheit »Wasser zur Entsündigung« (4Mo 8,7) nötig sei, und man brauchte Quellwasser, »fließendes Wasser« für das »Reinigungswasser« (4Mo 19,9.17). Beim Propheten Hesekiel geht es um mehr als nur die kultische Reinigung, wenn Gott zusagt: »Ich will reines Wasser über euch sprengen, daß ihr rein werdet« (Hes 36,25); Vergebung und Reinigung, innere Loslösung von der Sünde, wird zur Voraussetzung, um Gottes Geist zu empfangen (vgl. Ps 51,9). Auch der Prophet Jesaja ahnt schon etwas von der neuschaffenden und frohmachenden Kraft Gottes, wenn er weissagt: »Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen« (Jes 12,3). Es wird eine Quelle geben. Das ist ein Bild; aber die Wirklichkeit ist größer als das Bild. Gott selbst ist die Quelle lebendigen Wassers (Jer 2,13; 17,13), er ist die Quelle des Lebens (Ps 36,10). Und er schenkt viel mehr als nur eine vergängliche, kultische Reinheit, wie sie vom Gesetz gefordert war. Das NT wirft auch auf dieses Wort sein helles Licht. Die Quelle gegen Sünde und Unreinheit ist für alle Menschen durch den Kreuzestod Jesu erschlossen: »Das Blut Jesu macht uns rein von aller Sünde« (1Jo 1,7), und seine reinigende und erneuernde Kraft wird von allen erfahren, die sich zum Volk Gottes rufen lassen (1Jo 1,8f; Hebr 9,12–14).

Wuppertaler Studienbibel

An jenem Tag wird dem Haus David und den Einwohnern Jerusalems ein Brunnen geöffnet werden für Sünde und Unreinheit.

Wieder ist das Timing: An jenem Tag, der auch Teil des Feldzugs von Harmagedon ist, wird ein Brunnen geöffnet werden. Im Alten Testament war der Springbrunnen ein Symbol der Reinigung. Der Brunnen in der Stiftshütte und der Brunnen im Tempelbezirk waren das Mittel zur Reinigung von zeremonieller Unreinheit. Hier symbolisiert das Wort Brunnen die Ausgießung des Heiligen Geistes durch Jeschua und ihren Glauben an Ihn (Johannes 7:37-39). Dieser Brunnen wird dem Haus Davids und den Bewohnern Jerusalems geöffnet werden. Als Folge der Ausgießung des Heiligen Geistes in Kapitel 12:10 wird das Volk gerettet und schaut auf den Messias. Der Zweck für die Öffnung dieses Brunnens wird sein, zwei Arten von geistlichen Problemen zu beseitigen: Sünde und Unreinheit. Das Wort Sünde bezieht sich auf die gerichtliche Schuld, die aus der Verletzung des Gesetzes resultiert, sei es das mosaische Gesetz oder das Gesetz des Messias, und dies erfordert Rechtfertigung. Als Ergebnis dieser Quelle des Heiligen Geistes wird Israel gerechtfertigt, die gerichtliche Schuld wird beseitigt, und sie werden für gerecht erklärt werden. Das Wort Unreinheit hat mit moralischer Schuld zu tun, die Heiligung erfordert. Als Ergebnis der Ausgießung des Heiligen Geistes und der nationalen Rettung Israels, wenn sie auf den Messias schauen, wird Israel als Nation geheiligt werden.

Arnold Fruchtenbaum – Die kleine Apokalypse des Sacharja

Bei der Befreiung Israels von seinen Feinden geht es unserem Herrn letztlich um mehr als die Bewahrung des Landes, denn seine geistliche Wiederherstellung liegt ihm am Herzen. Er will sich ihnen offenbaren und eine Beziehung zu ihnen aufbauen, die in früheren Jahrhunderten wegen ihres Unglaubens unmöglich war.
Das Volk wird Buße tun (12:10-14). Umkehr ist nichts, was wir uns selbst erarbeiten; sie ist ein Geschenk Gottes, wenn wir sein Wort hören und seine Gnade erkennen (Apg 5,31; 11,18; 2 Tim 2,25). Gott wird den Geist3 über Israel ausgießen (Joel 2:28-29), und das Volk wird seine Sünden erkennen und Gott um Vergebung anrufen. Sie werden auch ihren Messias sehen, den das Volk durchbohrt hat (Ps 22,16; Jes 53,5; Joh 19,34.37), und sie werden ihm ihr Vertrauen schenken. Vergebung kommt für jeden gläubigen Sünder nur durch den Glauben an das Opfer Christi am Kreuz.
Das Volk wird trauern, so wie Eltern über den Verlust ihres einzigen Sohnes trauern, so wie das Volk in der Nähe von Megiddo trauerte, als ihr geliebter König Josia in der Schlacht getötet wurde (2. Chron. 35:20-27). Sacharja erwähnt, dass alle Familien (Sippen) Israels trauern werden, die Männer und die Frauen getrennt, und dazu gehören auch die Könige (Davids Sippe), die Propheten (Nathans Sippe; siehe 2 Sam. 7) und die Priester (Levis und Schimis Sippen; Num. 3:17-18, 21). „Alle Familien, die übrig geblieben sind“, umfasst den Rest des Volkes. Es wird eine Zeit tiefer und aufrichtiger nationaler Reue sein, wie es sie noch nie gegeben hat.
Das Volk wird gereinigt werden (Sach. 13:1-7). Jesaja hatte das Volk ermahnt: „Wascht euch, reinigt euch, legt das Böse eurer Taten ab vor meinen Augen“ (Jes 1,16, NKJV), aber sie weigerten sich, darauf zu hören. Jeremia hatte sein Volk angefleht: „O Jerusalem, wasche dein Herz von deiner Bosheit, damit du gerettet wirst“ (Jer. 4:14, NKJV), aber sie wollten nicht gehorchen. Jetzt aber, als Antwort auf Israels Reue und Glauben, wird der Herr sie reinwaschen! Diese Vergebung ist Teil des neuen Bundes, den Gott seinem Volk versprochen hat (Jer. 31:31-34): „Denn ich will ihnen ihre Bosheit vergeben und ihrer Sünden nicht mehr gedenken“ (V. 34).
William Cowper stützte sich in seinem Lied „There Is a Fountain Filled with Blood“ auf Sacharja 13,1, denn es ist das Opfer Christi, das die Sünde sühnt. Die Juden konnten ihre äußere zeremonielle Unreinheit durch das Waschen mit Wasser reinigen, aber die innere Reinigung des sündigen Herzens von Männern und Frauen kann nur durch das Blut des Erlösers erfolgen (Lev. 16:30; 17:11). „Und er selbst ist die Versöhnung für unsere Sünden, und nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt“ (1. Johannes 2:2, NKJV).
Aber nicht nur ihre Herzen werden gereinigt werden, sondern auch das Land selbst wird von allem, was trügerisch und verunreinigend ist, gereinigt werden. Die Götzen und die falschen Propheten4 – zwei von Israels quälenden Sünden – werden beseitigt werden, ebenso wie der „unreine Geist“, der die Menschen dazu brachte, sich von Gott abzuwenden. (Siehe Sach. 5:5-11.)
Nach dem Gesetz mussten falsche Propheten getötet werden (5. Mose 13); daher werden die falschen Propheten an jenem Tag über ihren Beruf lügen, um ihr Leben zu retten (13:2-6). Sie werden ihre besonderen Gewänder nicht tragen (V. 4; 2. Könige 1,8; Matthäus 3,4) und behaupten, sie seien Bauern und keine Propheten. Wenn man sie nach den Narben an ihren Körpern fragt, die von Wunden stammen, die sie sich bei der Anbetung von Götzen zugefügt haben (1. Könige 18,28), werden sie lügen und behaupten, dass ihre Freunde (oder ihre Familie) ihnen die Wunden zugefügt haben, um sie zu züchtigen.5
Im Gegensatz zu den falschen Propheten wird der wahre Hirte in Sacharja 13,7 vorgestellt. (Jesus zitierte einen Teil dieser Prophezeiung, als er mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Gethsemane war (Mt 26,31), und er bezog sich erneut auf sie, als er im Garten verhaftet wurde (V. 56). Nur Jesus, den Messias, konnte der Vater „den Menschen, der mein Gefährte ist“, nennen, d. h. „den Menschen, der mir gleich ist“. (Siehe Johannes 10:30 und 14:9.)
Aber dieser Text hat auch eine umfassendere Bedeutung, denn er bezieht sich auf die Zerstreuung der Nation im Jahr 70 n. Chr., als Jerusalem von den Römern eingenommen wurde. Die Juden hatten ihren Hirten am Kreuz geschlagen (Jes 53,10), und dieser Akt der Verwerfung führte dazu, dass das Volk zerstreut wurde (Dtn 28,64; 29,24-25). Israel ist heute ein zerstreutes Volk, aber eines Tages wird es gesammelt werden; es ist ein verunreinigtes Volk, aber eines Tages wird es gereinigt werden.
Das Volk wird geläutert werden (Sach. 13:8-9). Dieses Bild erinnert uns an den Wert, den Gott seinem Volk Israel beimisst: Es ist wie Gold und Silber, das im Schmelzofen der Bedrängnis geläutert werden muss. Diese Erfahrung hatten sie in Ägypten (Dtn 4,20) und in Babylon (Jes 48,10) gemacht, aber „die Zeit der Not Jakobs“ wird ihre schwierigste „Ofenerfahrung“ sein.
Der Goldschmied läutert das Gold oder Silber, damit die Schlacke entfernt werden kann, und das ist es, was die Trübsal in der Endzeit für Israel bewirken wird. Ein Drittel des Volkes wird verschont bleiben, der wahre gläubige Überrest, während der Rest verworfen wird und zugrunde geht. Der gottesfürchtige Überrest, der den Herrn angerufen hat (Apostelgeschichte 2:21), wird gerettet werden und den Kern des verheißenen Reiches bilden, denn der Herr wird sie als sein eigenes Volk anerkennen (siehe Hosea 2:21-23).

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