Schlagwort: Bibel

alle gleich – oder „zwei Herden“?

Meine Brüder, habet den Glauben unseres Herrn Jesu Christi, des Herrn der Herrlichkeit, nicht mit Ansehen der Person.
Elberfelder 1871 – Jak 2,1

Meine Geschwister, ihr glaubt doch an Jesus Christus, unseren Herrn, dem alle Macht und Herrlichkeit gehört. Dann dürft ihr aber Rang und Ansehen eines Menschen nicht zum Kriterium dafür machen, wie ihr mit ihm umgeht!
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Jakobus 2,1

Meine Brüder und Schwestern, ihr glaubt an Jesus Christus, unseren Herrn, der Gottes Herrlichkeit teilt und dem allein alle Ehre zusteht. Dann dürft ihr aber auch nicht Unterschiede machen, je nachdem, ob ein Mensch in der sozialen Rangordnung hoch oder niedrig steht!
Gute Nachricht Bibel 2018 – Jakobus 2:1

Meine Schwestern und Brüder, es passt nicht zum Glauben an Jesus, den Messias, unseren Herrn, dessen Glanz alles andere überstrahlt, wenn ihr Einzelne bevorzugt und andere benachteiligt!
Das Buch – 2009 Jakobus 2:1

Früher habe ich mich immer gewundert, wie aus der Christenversammlung des 1.Jahrhunderts, wo doch wirklich alle gleich waren – nämlich alle vom heiligen Geist gesalbt -das Papsttum werden konnte. Wie vor einigen Tagen schon bemerkt: selbst der „große Apostel“ Paulus wurde „kontrolliert“ – wurde nur als einer von vielen gesehen. Und dann der Schnitt: die Ältesten der Ortskirche wählten Vertreter, die einen Vertreter wählten…. – ja wir kennen die Geschichte. Aber wir erleben diese auch live – denn aus einer biblischen Zeitschrift, an der sich jeder beteiligen konnte, indem er „seine Gedanken“ einschicken konnte, und die, wenn diese mit der Bibel übereinstimmten, auch abgedruckt werden konnten (dann stand am Artikel „eingesandt“) – wurde im laufe von wenigen Jahrzenten eine Zeitschrift, die nur von wenigen gemacht, und dementsprechen einseitig geworden ist. Hauptsächliches Thema damals „geh und rede mit anderen Menschen über Christus“ – und Thema heute „wir sind so froh, dass es diese eine kleine Klasse von Menschen gibt, die uns diese Zeitschrift herausgeben“ …. So schnell kann das gehen.

Scheinbar gab es schon im 1.Jahrhundert die Gefahr auf Menschen nach ihren Leistungen oder Aussehen zu beurteilen. Deshalb heute der Vers des Tages – und der klare Hinweis: WIR haben nur einen leitenden „Chef“ und der heißt Herr Jesus Christus!

Die „Joseph Schmith-Übersetzung“ hat diesen Vers sogar soweit geändert, dass es dort heißt:

Meine Brüder, ihr könnt nicht den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus haben, den Herrn der Herrlichkeit, und doch auf die Person sehen.

Joseph Smith Übersetzung – Jakobus 2:1

also werden Menschen, die auf Menschen schauen anstatt auf Jesus Christus sogar als ungläubige Menschen dargestellt!!!

Die erneute Anrede mit „liebe Brüder“ markiert deutlich den Beginn eines neuen Gedankengangs. Mit „Brüder“ meint er Brüder im Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit (doxEs). Der Kern seiner Anweisung ist vollkommen klar: Seid frei von allem Ansehen der Person. Gott zieht niemanden vor ( Röm 2,11; Eph 6,9; Kol 3,25); deshalb sollen auch die Christen vorurteilsfrei und ohne jemanden zu bevorzugen handeln.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die innersten Regungen des Jakobus durchdringen immer wieder den Brief. Er bezeichnet dessen Empfänger als seine Brüder. Seine Liebe zu ihnen war echt und würde selbst dann echt sowie herzlich bleiben, wenn er sie energisch schalt und ihre Praktiken verurteilte. Die Bruder-Bruder-Beziehung konnte nicht unterbrochen werden. Sie war kostbar, dauerhaft und praxisnah. Das Vorrecht der Gotteskinder bestand unter anderem darin, den Glauben unseres HERRN zu haben, d.h. alles festzuhalten, was Er in grundsätzlicher und praktischer Hinsicht lehrte. Das Kennzeichnende dieses Vorrechts befindet sich im Namen „unser Herr Jesus Christus … die Herrlichkeit“. Dies ist das zweite Mal, daß Jakobus bei der Bezugnahme auf den HERRN Seinen vollen Titel verwendet. Neben anderen Fragen gibt uns Jakobus ein Beispiel für den Gebrauch des Namens des HERRN in der Direktanrede oder anderen Menschen gegenüber. „Herrlichkeit“ umfaßt hier kein erläuterndes Adjektiv, sondern vielmehr ein Substantiv. Somit legt Jakobus Seine ewige Existenz und Seine Gleichheit mit dem Gott der Herrlichkeit dar (Apg 7,2). Diese Wahrheit bezüglich Seiner Person sollte uns in unserem Zeugnis für Ihn achthaben lassen, sei es persönlich oder als Gemeinschaft. Daher dürfen wir die Person nicht ansehen. Unser HERR sah in Seinen Worten oder Werken nie die Person an. Er erkannte Glauben stets an, wo immer er von reich oder arm praktiziert wurde, ob nun von Juden oder Angehörigen der Nationen. Er gab das mosaische Gesetz und damit dessen Bestimmung, wonach es für die Reichen und für die Armen nicht zweierlei Gesetz geben dürfe. Wer die Person ansieht, begeht eine schwere Sünde. Der HERR, der eigentliche Gesetzgeber, kam vom Himmel herab und lebte es im menschlichen Alltag vor. Er besaß während Seiner Zeit als Mensch unter Gesetz keine Vorteile. Er sah nie die Person an. Seine Haltung gegenüber den Reichen entsprach derjenigen gegenüber den Armen – in der Öffentlichkeit oder im kleineren Kreis. Er suchte nicht die Gunst der Reichen, noch verachtete Er die Armen. Folglich wird in V.1 der Maßstab vorgestellt: Habt den Glauben des HERRN, aber nicht mit Ansehen der Person. Mit anderen Worten: Was wir mit unseren Lippen bekennen, sollte dem entsprechen, was wir im Leben persönlich und als Gemeinschaft praktizieren. Dies setzt den Maßstab für Versammlungsstunden in der Frage der Aufnahme von Fremden. In 2,1-4 ist der Maßstab für die Ältesten und die den Begrüßungsdienst Ausübenden in der Wendung „der Glaube unseres Herrn Jesus Christus“ enthalten. Im Glauben bzw. Leben des Herrn Jesus Christus erwiesen sich vortreffliche Eigenschaften. Er praktizierte Seinen Glauben, ohne jemand zu begünstigen. Seine gnadenreiche Hilfe und Macht standen allen Männern, Frauen und Kindern jederzeit zur Verfügung, ganz gleich, ob sie über materiellen Reichtum verfügten oder nicht. In Jericho nahm Er ungeachtet der Drohworte aus der Menge einen Armen an und segnete ihn, woraufhin Er bei der gleichen Gelegenheit das Haus des reichen Zachäus aufsuchte. Noch viele andere Beispiele waren Jakobus persönlich bekannt, so daß er aus erster Hand über die tiefe, allen Menschen gegenüber erwiesene Zuneigung schreiben konnte. Es mag gesellschaftliche, bildungsmäßige, finanzielle und religiöse Unterschiede zwischen Menschen geben, doch diese weltlichen Unterscheidungen beeinflußten den HERRN in Seinen Beziehungen nicht. Er lud Leute aller Art ein – von unzivilisierten, ungebändigten Heiden bis zu religiös geprägten, wohlunterrichteten Frommen. Alle waren in Seinen Augen kostbar! Welch ein würdiges, nachahmenswertes Beispiel für die den Begrüßungsdienst Ausübenden, Ältesten und Glieder der Gemeinde! Angesichts solch eines Maßstabs befaßt sich Jakobus mit der Aufnahme zweier Besucher durch die Heiligen.
 Wie wir Fremde in unseren Zusammenkünften aufnehmen, ist sehr bedeutsam. Der Willkommensgruß sollte allen gegenüber aufrichtig und höflich sein. In den von Jakobus beschriebenen Beispielen unterscheiden sich die Besucher voneinander, der eine ist offensichtlich reich, der andere arm. Über ihren geistlichen Zustand wird nichts gesagt – vielleicht sollte dieser gar nicht herausgefunden werden. Wie sehr wurde der ärmlich gekleidete Mann beschämt, dem weder ein Platz in der ersten Reihe zugewiesen noch ein anderer Platz angeboten wurde! Schließlich hockte er vielleicht auf dem Boden – ungesehen, unbeachtet, ein Wort der Begrüßung vermissend. Möglicherweise konnte er nur schwer etwas sehen und hören. Er muß sich unerwünscht vorgekommen sein. Es mag um einen fragenden, niemand bekannten Armen gehen, der zufällig eine Versammlungsstunde besucht. Jakobus befaßt sich nicht mit der Begrüßung der Versammlungsglieder, sondern einfach damit, wie man Fremde an der Tür begrüßt und ihnen einen bequemen Sitzplatz zuweist.
 Die jüdischen Synagoge hatte reservierte bzw. in der ersten Reihe befindliche, von den Pharisäern beanspruchte Sitze. Sie liebten es, als einflußreich angesehen zu sein, und waren meist sowieso reich. In alledem gibt es viele Lektionen für uns heute. Es sollten Plätze vorhanden sein, von wo aus Fremde mühelos sehen und hören können. Auch sollte sich niemand alleingelassen und schon gar nicht unerwünscht vorkommen.

Was die Bibel lehrt

Die Anrede »meine Brüder« eröffnet bei Jak häufig einen neuen Sinnabschnitt. Doch ist diese Anrede nicht nur in dieser formalen Hinsicht bedeutsam. Jak spricht im Folgenden einen heiklen Punkt in den Gemeinden an. Gerade da, wo er etwas Unangenehmes ansprechen und zur Sinnesänderung verhelfen möchte, wirbt er durch diese ausdrückliche Anrede um Aufmerksamkeit und betont zugleich die brüderliche Verbundenheit mit denen, die er jetzt ermahnen muss. Jak fordert die Empfänger seines Briefes dazu auf, ihren Glauben an Jesus Christus von dem freizuhalten, was sich mit diesem Glauben nicht vereinbaren lässt: das Ansehen der Person.
Der Glaube an Jesus Christus ist in diesem Zusammenhang näher gekennzeichnet als Glaube an den »Herrn der Herrlichkeit«. Jesus ist der Herr der Herrlichkeit (1Kor 2,8); er ist der von Gott gesandte Messias, der von Gott auferweckt wurde, der in Macht und Herrlichkeit wiederkommen (Mt 24,30; 25,31) und uns von dem zukünftigen Zorn erretten wird (1Thess 1,10).255
Der Ausdruck »Herr der Herrlichkeit« bildet einen Kontrast zu dem Ansehen der Person, die in äußerlicher Pracht in die Gemeinde kommt. Im Angesicht der Herrlichkeit Christi muss alle Menschenherrlichkeit zurücktreten. Wo sein Name geehrt wird, da kann es keinen Personenkult unter Menschen mehr geben. »Wer an Christus glaubt, sieht seine Herrlichkeit, und wer diese Herrlichkeit tatsächlich erfaßt, kann sich unmöglich von den armseligen Herrlichkeiten imponieren lassen, die aus Menschenrücksichten geschenkt oder verliehen werden. Die Herrlichkeit Christi macht uns blind für goldene Ringe und prächtige Gewänder (Vers 2).«256
Die Bezeichnung »Ansehen der Person« hat ihren Ursprung in der Gerichtssprache.257 Dem Richter ist es verboten, nach dem Ansehen, d.h. nach der allgemeinen äußeren Wertschätzung eines Menschen zu urteilen.258 Gott selbst läßt sein Urteil nicht vom äußeren Schein trüben: »Gott lässt kein Ansehen gelten und nimmt keine Bestechung an« (5Mo 10,17). »Denn der Gott des Rechtes ist er, und es gibt bei ihm keine Parteilichkeit. Er nimmt nicht Partei gegen den Armen …« (Sir 35,15f). Jak macht Gottes Verhalten zum Maßstab des mitmenschlichen Umgangs in der Gemeinde.

Wuppertaler Studienbibel

Jakobus setzt hier den Gedanken aus 1,25 fort: Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut hat und dabei geblieben ist, indem er nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter des Wortes ist. Er erläutert einen Aspekt davon, worum es beim „Tun des Glaubens“ geht. Er beginnt mit dem Ausdruck meine Brüder, was bei Jakobus immer einen neuen Abschnitt markiert. Das Thema dieses Abschnitts: Haltet nicht den Glauben Jesu Christi, unseres Herrn der Herrlichkeit, mit Ansehen der Person! Mit anderen Worten – schadet nicht dem Glauben durch Ansehen der Person. Wörtlich lautet der griechische Text „seid nicht festhaltend“. Im griechischen Text steht die Phrase Ansehen der Person an betonter Stellung. Wörtlich heißt der Text „seid nicht mit Ansehen der Person festhaltend“. Die griechische Form ist übrigens die in der Septuaginta zu findende Übersetzung eines hebräischen Idioms: nasa panim, „das Gesicht erheben“. Das mosaische Gesetz verbot in 3 Mose 19,15 ausdrücklich, eine Person aufgrund ihrer Stellung zu bewundern.

Der nächste Satzteil ist der Glaube unseres Herrn Jesus Christus. Vor dem Wort Glaube steht der bestimmte Artikel; das Wort bezieht sich also auf den Glauben, den wohlbekannten Glauben, verkörpert im Evangelium. Der Inhalt des Evangeliums ist unser Herr Jesus Christus, weil er im Zentrum des Glaubens steht. Im Buch Jakobus finden wir den vollen Namen Herr Jesus Christus nur in 1,1 und hier. Dem Namen des Herrn folgt einer seiner Titel, der Herr der Herrlichkeit. Im Griechischen steht ein bestimmter Artikel: es ist die Herrlichkeit – jene wohlbekannte Schechina-Herrlichkeit; denn Jesus war der sichtbare Beweis der Gegenwart Gottes. Diese Aussage findet sich auch in Johannes 1,14, Titus 2,13 und Hebräer 1,3. Der Gebrauch von die Herrlichkeit im Griechischen zeigt, wie überzeugend die Erscheinung Jesu nach seiner Auferstehung für Jakobus gewesen sein muss (1Kor 15,7).

Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief

Zum Abschluß ein Zitat – auf das es nur eine Antwort geben kann: wo es zwei Klassen von Christen gibt, wo den Führern immer wieder neue Gotteshäuser auf Kosten von Spenden gebaut werden … da kann man NICHT von „die wahre Religion“ sprechen.

An Hand dieser einfachen Wahrheit kann man schon einmal die Religionen ausschließen, die lehren, daß der Mensch eine unsterbliche Seele hat. Damit bleiben für unsere Suche nach der Religion, die von Gott anerkannt wird, nur sehr wenige Religionen übrig. Wir wollen daher einige weitere Fragen untersuchen, die uns helfen können, die Auswahl sogar noch mehr zu begrenzen; dazu brauchen wir nur die unten angeführten Bibeltexte zu lesen und darüber nachzudenken.

Würden wahre Anbeter menschliche religiöse Führer verherrlichen, glorifizieren oder auf ungebührende Weise verehren und ihnen sogar unbiblische Titel geben? (Psalm 96:5-7; Matthäus 23:6-12; 1 Korinther 3:5-9).
Sollte die wahre Religion auf Profit aussein, so daß ihre Führer ein Leben in Luxus führen können? (Matthäus 6:19-21; Jakobus 2:1-4; 5:1-3).

Erwachet! 1995

Gott wendet seine Aufmerksamkeit zu

Und Gott gedachte des Noah und alles Getieres und alles Viehes, das mit ihm in der Arche war; und Gott ließ einen Wind über die Erde fahren, und die Wasser sanken.
Elberfelder 1871 – Genesis 8:1

Und Gott erinnerte sich an Noah und an alle Wildtiere und an alle Haustiere und an alle Flugtiere und an alle Kriechtiere, die mit ihm im Kasten waren, und Gott brachte Hauch auf die Erde und das Wasser ging zurück.
Septuaginta Deutsch – Genesis 8,1

Gott wandte dann Noah und allen Wild- und Haustieren, die mit ihm in der Arche waren, seine Aufmerksamkeit zu. Er ließ einen Wind über die Erde wehen und das Wasser begann zu sinken.
neue Welt Übersetzung – 2018 – 1.Mose 8:1

Erinnern“ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, dass Gott eine Sammlung von schönen Erinnerungen anlegt. Vielmehr bedeutet es, sich auf das Objekt der Erinnerung (Noach) zu konzentrieren, was dann zu positiven Handlungen führt. Dieser Gedanke des „Erinnerns“ findet sich auch in Exodus 6,5, als Gott das Seufzen des Volkes Isra’el hörte und sich an seinen Bund mit ihnen erinnerte, indem er sie aus Ägypten herausführte.

Die vollständige jüdische Studienbibel: Notes

Gott hatte Noah, seine Familie und die Tiere in der Arche nie vergessen. Dennoch beginnt die Schilderung der Rettung mit den Worten: Da gedachte Gott an Noah (1Mo 8, 1). Das Gedenken Gottes ist kein Vorgang bloßen Erinnerns, sondern die Einleitung der Rettunge. Als Lot nach der Ankündigung des Untergangs von Sodom und Gomorra Gott darum bat, in einer nahe gelegenen Ortschaft Zuflucht suchen zu dürfen, spricht er zu Gott: »Erinnere dich doch an deinen Knecht, der nun einmal Gnade vor deinen Augen gefunden hat« (1Mo 19, 19). Die Wende im Leben der Rahel wird eingeleitet mit der Feststellung: »Gott gedachte an Rahel und erhörte ihr Gebet (1Mo 30, 22). Das Gedenken Gottes ist sein Erbarmen und zugleich die Einleitung der Rettung.

Gott ließ einen Wind über die Erde wehen, so daß die Wasser sanken. Ein bloßer Wind, auch wenn damit der Schirokko als aus trocknender Glutwind gemeint sein sollte, kann die ganze Erde nicht in einem Zeitraum von fünf Monaten trocken legen. Das hebräische Wort für »Wind«, ›ruach‹, ist weit umfassender. Es bezeichnet den Geist Gottes, der vor der Weltschöpfung über dem Chaos schwebte (1Mo 1, 2). Der Wind ist der Geist Gottes, der Ursprung und die Quelle des Lebens. Das Blasen des Windes über die Erde ist für Noah das erste Anzeichen des neu entstehenden Lebens auf der Erde. Gottes Geist, durch den einst die Welt erschaffen wurde, ist wieder am Werk.

Wuppertaler Studienbibel

Der Wendepunkt ist Gottes Gedenken in Vers 1a: Und Gott gedachte des Noah und aller Tiere und alles Viehs, das mit ihm in der Arche war. Das Wort gedenken bedeutet nicht, dass Gott die Arche und ihre Bewohner vorübergehend vergessen hatte; vielmehr ist Gedenken in dem Sinne gemeint, dass er sich auf das Objekt zubewegte. In 1 Mose 19,29 beispielsweise dachte Gott an Abraham und rettete Lot; in 2 Mose 2,24 dachte Gott an seinen Bund mit den Erzvätern und erlöste Israel; in Jeremia 2,2 erinnerte sich Gott an Israel bezüglich der Rückführung; in Jeremia 31,20 denkt Gott an Ephraim und erweist ihm Erbarmen; und in Lukas 1,54–55 erinnert sich Gott an Israel, indem er den Messias schickt. Außerdem war der Sinn, dass Gott an einen Bund gedachte; obwohl in diesem Fall der Bund selbst noch gar nicht geschlossen war. Zuvor in Kapitel 6 hatte er bereits gesagt, dass er seinen Bund mit Noah aufrichten würde. Außerdem gedachte Gott in 1 Mose 7,4 daran, dass der Regen nur vierzig Tage dauern würde. All diese Verwendungen passen zum Wort »gedenken«.
Genesis 8,1b-2 nennt die Mittel, wodurch Gott sein Gedenken ausdrückt. In Vers 1b nimmt Gott zunächst den Wind: und Gott ließ einen Wind über die Erde fahren. Das ähnelt stark 1 Mose 1 Vers 2; und dieser Abschnitt macht von den Schöpfungsmotiven in Genesis 1–2 Gebrauch, wo sich das Wasser zurückzieht, das Trockene erscheint und die Vegetation zu wachsen beginnt. Gott gebrauchte zuerst den Wind, um das Wasser ohne Beihilfe der Sonne verdampfen zu lassen. Das Ergebnis war: da sanken die Wasser. Zweitens verschloss Gott in Vers 2 die beiden Wasserquellen: Und es schlossen sich die Quellen der Tiefe und die Fenster des Himmels, und der Regen vom Himmel her wurde zurückgehalten.

Arnold Fruchtenbaum – Das 1. Buch Mose

Noah. „ Und Gott gedachte des Noah … und Gott ließ einen Wind über die Erde fahren, und die Wasser sanken“ (1 Mose 8,1).
Unter den Menschen, deren Bosheit groß war auf Erden und deren Gebilde der Gedanken ihres Herzens nur böse war den ganzen Tag, gab es einen einzigen, der als ein gerechter, vollkommener Mann wandelte: „Noah wandelte mit Gott“ (1 Mose 6,9). Nachdem der Herr den Zustand der Menschen auf der Erde gesehen und gesagt hatte, dass Er den Menschen von der Fläche des Erdbodens vertilgen wolle, fand Noah Gnade in Seinen Augen. Und so erhielt Noah genaue Anweisungen für sein weiteres Verhalten. Gott sagte ihm, dass und wie er die Arche machen sollte, Er sagte ihm, wer und was in die Arche hinein sollte, und Er sagte ihm auch Seine Zeitplanung. Noah hielt sich in allem an das Wort Gottes – was vierfach bezeugt wird. Gott gab durch Sein Zuschließen hinter Noah gleichsam Seine Bestätigung zu dessen Tun.
Und nun begann die Flut, die Wasser kamen von unten und von oben, vierzig Tage lang, so dass schließlich die höchsten Berge um einige Meter vom Wasser bedeckt waren. Alles Fleisch, das sich auf der Erde regte, verschied.
Und Noah? Er war in der Arche gerettet, er war dort sicher, gewiss. Aber er war nun schon hundertundfünfzig Tage in der Arche. War er mit den Seinen in angenehmen Umständen? War es gemütlich dort in der Arche? An das Schwanken des Schiffs hat er sich gewiss schnell gewöhnt. Aber war es nicht düster in der großen Arche mit dem einen Fenster oben, besonders während des starken Regens? Machten die vielen Tiere in der Arche nicht eine Menge Lärm und Gestank? Schließlich lebte Noah in der Arche in einem großen Stall. Und wie lange würde die Nahrung noch reichen? Fünf lange Monate waren sie nun schon in der Arche, und es war kein Ende abzusehen.
Noah war keinen eigenen Weg gegangen. Er hatte sich in allem an Gottes Wort gehalten. Gott hatte sein Handeln bestätigt. Aber dennoch konnte ihm nun der Mut sinken. Und da gedenkt Gott des Noah in seinen notvollen Umständen, in die er im Gehorsam gegen Gott hineingekommen war. Gott gedenkt des Mannes, der mit Ihm gewandelt ist. Und die Folge ist, dass Er einen Wind über die Erde fahren lässt, so dass die Wasser sinken und die Arche auf dem Gebirge aufsetzt. Noah konnte nun spüren, dass es weiterging. Dass die Wasser sanken, dass ein Ende des Aufenthalts in der Arche abzusehen war. Waren seine Umstände nun bald besser? Nein, Noah musste noch mehr als doppelt so lange in der Arche ausharren. Aber Gott hatte seiner gedacht, Er würde segnen. Und in dieser Gewissheit konnte Noah ausharren.
Vierzig Tage waren anfangs die Wasser gestiegen, vierzig Tage nachdem die Spitzen der Berge sichtbar wurden, ließ Noah nun den Raben aus, aber es dauerte noch Monate, bis die Erde trocken war und Noah die Arche verlassen konnte. Interessanterweise lesen wir nicht, dass Gott die Arche wieder aufschloss, sondern nur, dass Er Noah Anweisung gab, aus der Arche hinauszugehen. Es scheint, dass Noah die Arche allein, ohne dass Gott aufschloss, verlassen konnte. Aber er tat es nicht selbstherrlich, auch wenn er diesen Augenblick sicher herbeisehnte, sondern er wartete, bis Gott es ihm sagte. Und Er sagte es ihm, sobald die Erde trocken war: nicht zu früh und nicht später als nötig. Auch die Umstände, die uns drücken, währen nur so lang wie nötig, und nicht länger.
Und was tat Noah, als er aus der Arche gegangen war? Das erste, was wir von ihm lesen, ist, dass er dem Herrn einen Altar baute und Brandopfer opferte. Und Gott hat Wohlgefallen an diesem lieblichen Geruch. Noah erhält als der Vater aller seither auf Erden lebenden Menschen die beruhigende Zusicherung Gottes, dass „forthin, alle Tage dieser Erde, nicht aufhören sollen Saat und Ernte, und Frost und Hitze, und Sommer und Winter, und Tag und Nacht“ (1 Mose 8,22).
Gott segnet Noah, errichtet einen Bund mit ihm, seinen Söhnen und ihrem Samen nach ihnen, also auch mit uns, und Gottes Wort sagt von seinen Söhnen, dass von ihnen aus die ganze Erde bevölkert worden ist. In dem eingangs zitierten Psalm 115 wird nach der Verheißung des Segens des Herrn hinzugesetzt: „Jehova wird zu euch hinzufügen, zu euch und zu euren Kindern“ (V. 14). Der Segen des Herrn wird hier also in direktem Zusammenhang mit den Kindern und Kindeskindern gesehen. Welch ein Segen für Noah, den Mann, der mit Gott wandelte! Die ganze Erdbevölkerung stammt von ihm ab, jeder einzelne von uns. Und somit findet er auch in dem Geschlechtsregister des Herrn in Lukas 3 einen Platz.

Hilfe und Nahrung – 1999 – Wenn Gott gedenkt

Und meine Aufmerksamkeit ist worauf gerichtet?? Und was denkst du – richtet Jehovah seine Aufmerksamkeit auf uns??

Wer ist dieser Hirte?

Siehe, der Herr, HERR, kommta mit Kraft, und sein Arm übt die Herrschaft für ihn aus. Siehe sein Lohn ist bei ihm, und seine Belohnung vor ihm her. Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte, die Lämmer wird er in seinen Arm nehmen und in seinem Gewandbausch tragen, die säugenden wird er leiten.
Elberfelder Übersetzung, revidierte Fassung 1985 – Jes 40,10–11

Seht, der Herr, euer Herrscher, kommt mit Macht. Der Herr regiert zu seinem Nutzen. Seht hin: Er bringt eine Belohnung mit und führt sein wiedererworbenes Volk vor sich her. Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte: Die Lämmer wird er im Arm tragen und sie auf seinem Schoß halten, die Mutterschafe wird er freundlich leiten.
Neues Leben – Bibel 2006 – Jesaja 40,10–11

Seht nur! Der Souveräne Herr Jehova wird mit Macht kommen
und sein Arm wird für ihn herrschen.
Seht nur! Er hat die Belohnung bei sich.
Den Lohn, den er zahlt, hat er vor sich.
Wie ein Hirte wird er sich um seine Herde kümmern.
Mit seinem Arm wird er die Lämmer zusammenbringen
und an seiner Brust wird er sie tragen.
Die säugenden Mutterschafe wird er sanft führen.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Jesaja 40:10–11

Diesen Vers hatten wir vor über einem Jahr – dass ER ein mächtiger aber liebevoller Hirte ist.
Und schon damals schrieb ich, dass ER der eine Hirte ist, der keine Unterhirten benötigt! Siehe dazu Hesekiel 34 – ER hat alle „seine Unterhirten“ entlassen!

Ein wichtiges, verwandtes Thema in Jesaja, insbesondere in den Kapiteln 40-55, wird oft als „zweiter Exodus“ bezeichnet (z. B. Anderson 1962). Diese Bezeichnung ist naheliegend, denn Jesaja liefert mehrere Bilder von Exilanten, die ihre Knechtschaft verlassen und auf einer Wüstenstraße zum Berg des Herrn zurückkehren. Diese Reise wird von dem barmherzigen Hirten Israels eingeleitet und überwacht (Jes 40,11). JHWH wird sein Volk nicht nur persönlich hüten, sondern es durch den persischen König, den von ihm eingesetzten Hirten, nach Hause führen (44,28; vgl. 63,11). Die Zentralität dieses Konstrukts hat Westermann (1969: 22) zu der treffenden Feststellung veranlasst: „Der Platz, den Deuterojesaja dem Exodus einräumt, ist so auffällig, dass alle anderen Ereignisse der Geschichte Israels in den Hintergrund treten.

Timothy S. Laniak — Hirten nach meinem Herzen

Das ist der Inhalt der Freudennachricht: Siehe, (da ist) euer Gott! Im Blick auf V. 10 u. 11 meint dieser Satz: Gott selbst kehrt mit den Exulanten heim. Gott, der dem Kosmos gebietet (40,12–31), erniedrigt sich, indem er sich eins macht mit jener Schar, die durch die Wüste zum Land der Väter zurückkehrt! Aber der Blick soll nicht auf die Heimkehrenden gerichtet sein. Weil durch Gottes Erlösungstat seine Herrlichkeit offenbar wird (V. 5), ist er selbst der Inhalt der Freudenbotschaft. Der Verkündiger hat zum Wahrnehmen der sich offenbarenden Herrlichkeit Gottes aufzufordern: »Siehe …« Wenn Gott mit den Befreiten heimkehrt, dann wird daran seine Macht über den bisherigen Zwingherrn Babylon offenbar. Die Fortsetzung sein Arm herrscht ist so zu verstehen, daß er nunmehr in Jerusalem wieder seine Herrschaft aufrichten will. »Er ist Sieger über Babylon geworden und naht mit seinem erlösten Volk, um in Zion aller Welt zu erscheinen (40,3–5) und wie ein König seine Herrschaft anzutreten« (Fohrer). Damit sind wir wieder im Umkreis von Jes 2,1–4 angelangt. Der letzte Satz von V. 10 »schildert ihn als Arbeiter, der ein schweres Tagewerk hinter sich hat (vgl. 49,4)« (Fohrer), wenn es dort heißt: Siehe, sein Lohn (kommt) mit ihm, und sein Ertrag (geht) vor ihm her. Das erlöste Juda ist Gottes Lohn, den er sich selbst ausgezahlt hat und an dem er sich nun erfreut. Von ferne klingt Kap. 53 an, wo die »Arbeit« des Gottesknechtes der eigentliche Grund für die Erlösung genannt wird. Elliger erinnert an Jakobs Heimkehr aus Mesopotamien: »Gen 30,28.32.33; 31,8 wird Jakobs Erwerb an Schafen und Ziegen, mit dem er dann aus Mesopotamien heimkehrt, sein ›Lohn‹ genannt … ›Lohn‹ … nicht ›Beute‹, auch nicht nur ›Sold‹, sondern ›Lohn‹ für Mühe und Arbeit aller Art, die Jahwe um sein Volk hat.« Diese starken Ausdrücke wollen unterstreichen, daß die erneuerte Verbindung zwischen Gott und seinem Volk rechtsgültig ist und nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
[11] Der letzte Satz von V. 10, der schon Gott als einen Hirten beschrieb, der mit seinen Tieren unterwegs ist,n wird in V. 11 weiter ausgeführt. Die durch den Wüstenzug gefährdeten und leicht ermüdeten Lämmer trägt er an seinem Busen; denn auch die Schwachen gehören zu seinem Volk und werden nicht beiseite gestoßen. Aber auch die, die in Juda die Verantwortung wieder tragen werden, die Mutterschafe, haben es nötig, daß der Hirte sie leitet. Denn ohne seine Leitung würden sie den Weg doch wieder verfehlen. »Dabei legt die Ausführung des Bildes in 11b den Ton darauf, daß die vom Hirten Geführten nicht Masse, sondern Einzelne sind: ein jeder findet die für ihn nötige Fürsorge des Hirten; alle sollen an der Freude des Heimzugs teilhaben (vgl. Joh 10,14), der Hirte weiß jedem Einzelnen den Weg zu ermöglichen« (Westermann).

Wuppertaler Studienbibel


Das Bild des Hirten und seiner Schafe wird in der Bibel sowohl im Alten wie im Neuen Testament gebraucht. Wir haben Freude, dabei an unseren Herrn und Heiland zu denken, der sich selbst als der „gute Hirte“ bezeichnet. In der Tat: Nur einer ist der gute Hirte. Niemand ist Ihm zu vergleichen. Er ist einzigartig. Auch in Seiner Hirtenliebe und Fürsorge für uns. Er hat nicht nur in der Vergangenheit Sein Leben für uns gegeben. Nein, Er ist auch in der Gegenwart für uns besorgt und kümmert sich täglich um uns.

Aus der Vielzahl der Bibeltexte wollen wir heute einen Vers aus dem Alten Testament vorstellen. Dabei wollen wir bedenken, dass sich die Aussagen des Alten Testamentes über den Hirten in ihrer unmittelbaren und prophetischen Bedeutung in der Regel auf das Volk Israel beziehen. Aber wir dürfen diese Aussagen selbstverständlich auf uns anwenden. Der Vers lautet:

„Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte, die Lämmer wird er in seinen Arm nehmen und in seinem Schoß tragen, die Säugenden wird er sanft leiten“ (Jes 40,11).

Was im Tausendjährigen Reich für Israel Wirklichkeit wird, erfreut heute schon unser Herz. Was lernen wir in diesem Vers ganz praktisch für uns?

Die Herde ist Seine Herde. Die Schafe sind Seine Schafe. Wir sind das Volk Seiner Weide. Er hat ein Anrecht auf uns. Dieses Anrecht hat Er sich erworben durch Sein Leiden und Sterben am Kreuz. Der gute Hirte hat Sein Leben für uns gegeben. Deshalb gehören wir Ihm. Er hat einen hohen Preis für uns bezahlt. Den höchsten Preis, den es gibt – Sein eigenes Leben. Das sollten wir nie vergessen. Deshalb sind wir jetzt „teuer und wertvoll“ in Seinen Augen. Was uns viel wert ist, schützen wir. Deshalb kümmert sich unser Hirte in liebevoller Zuneigung um uns.

Der Hirte weidet Seine Herde. Das ist charakteristisch für einen Hirten. Er sorgt für geeignete Weide und Nahrung. Der Prophet Hesekiel spricht von „fetter Weide“ und von „guter Weide“ (Hes 34,14). Unser Hirte gibt gern. Er gibt reichlich. Er gibt das, was gut für uns ist. Etwas Besseres können wir nicht bekommen. Geistliche Nahrung ist für das neue Leben unbedingt erforderlich. Wenn wir als Schafe geistlichen Mangel leiden, dann liegt das nicht an unserem Hirten, sondern an uns selbst. Wir lernen von Maria. Sie setzte sich zu den Füßen Jesu hin und hörte Ihm zu. Der Herr Jesus nennt ihr Teil deshalb nicht ohne Grund „das gute Teil“ (Lk 10,42).

Eine Herde besteht aus unterschiedlichen Schafen. Unser Vers nennt die Lämmer und die Säugenden (Mutterschafe). Die Lämmer sind junge Schafe. Sie brauchen besondere Zuwendung. Die Mutterschafe sind ältere Schafe. Sie kümmern sich um das Wohl ihrer Jungen. Auch sie brauchen besondere Rücksichtnahme. Im Volk Gottes ist das nicht anders. Junge und ältere Geschwister gehören zusammen – auch wenn sie spezielle Zuwendung brauchen. Das gilt für unsere Familien, aber auch für unser Zusammenleben als Kinder Gottes. Der Feind ist da, um zu zerstreuen. Er möchte Jung und Alt auseinanderbringen. Der Hirte hingegen sammelt Sein Volk um sich.

Der Hirte hat einen starken Arm. In diesem Arm trägt Er die Lämmer. Sein Arm wird nie müde. Ein Vater auf dieser Erde kann seine kleinen Kinder eine kürzere oder längere Wegstrecke tragen. Aber irgendwann wird er müde werden. Die Kraft lässt nach. Der himmlische Hirte wird niemals müde. Seine Kraft ist immer da. Der Platz in Seinen Armen spricht von Geborgenheit und Schutz. Er trägt uns in guten Tagen. Aber Er trägt uns besonders in schwierigen Tagen. Diese Zusage ist hier besonders den Jungen der Herde gegeben. Aber sie gilt uns allen. Auch ältere Schafe brauchen diesen Platz in Seinem Arm.

Der Hirte hat nicht nur einen starken Arm. Er hat auch einen Schoß. Damit ist der Bausch seines Gewandes gemeint. Es ist der Platz, wo wir Seine Zuneigung und Nähe ganz besonders spüren. „Schoß“ können wir auch mit „Brust“ übersetzen. Wir denken an Johannes, der sich an jenem denkwürdigen Abend an die Brust Jesu lehnte. Johannes war der Jünger, der sich der Liebe seines Herrn besonders bewusst war. An Seiner Brust hören wir sozusagen Seinen Herzschlag. An Seiner Brust erfahren wir, wie lieb Er uns hat. Auch diese Zusage ist besonders den jungen Schafen gegeben. Als der Herr Jesus auf dieser Erde lebte, hat Er die Kinder in Seine Arme genommen. Wie gut zu wissen, dass nicht nur erfahrene Gläubige, sondern auch Kinder und Jungbekehrte diesen Platz in Seinem Schoß haben.

Der Hirte ist ein Hirte, der leitet. Hier heißt es speziell von den Mutterschafen, dass Er sie sanft leitet, aber andere Stellen machen klar, dass Er Seine Schafe insgesamt leitet. Leiten oder Führen bedeutet nichts anderes als voranzugehen. Als der Herr Jesus mit Seinen Jüngern auf dieser Erde war, ging Er vor ihnen her. Sie folgten Ihm. So geht der Herr Jesus auch vor uns her. Er führt uns. Er weist uns den richtigen Weg an, indem Er uns selbst auf dieser Erde ein Beispiel hinterlassen hat. Seine Führung ist keine harte Führung. Nein, der Hirte führt sicher, und der Hirte führt sanft. Seine Führung ist eine gute Führung. Wenn wir ihr folgen, landen wir nie in der Irre.

Ermunterung und Ermahnung 2009

Wer ist dieser Hirte? Ist es Jehovah? Dann stellt sich die Frage: Wer ist Jehova?? Und die Frage, die aus dem Blick aus Sicht des „neuen Testamentes“? Und wer gehört zu seiner Herde?

Suche ich ernsthaft immer weiter nach neuen, tieferen Erkenntnissen über den Schöpfer?

Die Furcht Jehovas ist der Erkenntnis Anfang; die Narren verachten Weisheit und Unterweisung.
Elberfelder 1871 – Spr 1,7

Die Furcht Jehova’s ist der Anfang der Erkenntniss; Weisheit und Zucht verachten die Thoren.
van Ess 1858 – Sprüche 1,7

Alles fängt damit an, dass man Respekt vor Gott hat. Nur absolute Schwachmaten haben keine Lust dazu, schlau zu werden und etwas Disziplin ins Leben zu bekommen.
VolxBibel – Sprüche 1:7

Die Furcht Jehovas ist Haupt und Anfang von Erfahrungserkenntnis; Weisheit und Zucht haben Narren verachtet.
Pfleiderer – Sprüche 1,7

Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis , schrieb Salomo. Die Wendung die Furcht des HERRN wird in den Sprüchen 11mal gebraucht (dazu taucht die Wendung „fürchte den Herrn“ weitere viermal auf). Für „Anfang“ steht im Hebr. rE?SIT . Es bedeutet „Beginn“. Ein Mensch kann in geistlichen Dingen keine Erkenntnis erlangen, wenn er am falschen Ende beginnt und sich weigert, den Herrn zu fürchten (d. h. zu erkennen, wie Gott ist, ihn zu verehren, ihm zu vertrauen, ihn anzubeten, ihm zu gehorchen und ihm zu dienen). R E?SIT steht auch für das Wesentliche, den Kern oder die Essenz einer Sache. Das Wesentliche bei wahrer Erkenntnis ist die Furcht Gottes. Wenn ein Mensch von Gott getrennt ist, weiß er nichts von den geistlichen Dingen ( Röm 1,22; Eph 4,18; 1 Petrus 1,14 ). Die Worte aus Sprüche 1,7 a werden in Sprüche 9,10 zum Ende des ersten Abschnittes wiederholt (vgl. auch Hi 28,28; Ps 111,10 ).
Im Gegensatz zu den Gottesfürchtigen und Weisen verachten die Toren die Weisheit und die Zucht . Das hebräische Wort bUz , „schmähen, herabsetzen, ins Lächerliche ziehen“, wird mit „verachten“ übersetzt (vgl. 4Mo 15,31; Neh 2,19 ). B Uz wird auch noch an sieben anderen Stellen in den Sprüchen erwähnt: Sprüche 6,30;11,12;13,13;14,21;23,9.22;30,17 .Drei Begriffe werden in den Sprüchen mit „Tor“ wiedergegeben. Eine Sorte von Tor ( k+sIl ) ist ein Mensch, der träge im Denken und schwer von Begriff ist. Er ist dickköpfig und eigensinnig. Dieser Begriff wird in den Sprüchen häufiger verwendet als die beiden anderen Wörter; er kommt 49mal im gesamten Buch vor. Aus Faulheit und Kurzsichtigkeit lehnt es dieser Tor ab, von anderen etwas anzunehmen (vgl. Sprüche 15,14 ). Der nächste Begriff für Tor lautet nABAl . Er kommt in den Sprüchen nur dreimal vor ( Sprüche 17,7.21;30,22 ) und bezieht sich auf einen Menschen, dem es an geistlicher Erkenntnis mangelt. Der dritte Begriff für Tor ( ?MwIl ) ist ein sowohl arroganter und schnippischer als auch geistig träger Mensch. Er ist ein grober Klotz und hält stur an seinem Weg fest. Dieses Wort kommt in den Sprüchen 19mal vor und nur noch siebenmal an anderer Stelle. Die „Toren“ in Sprüche 1,7 sind die Menschen, die in ihrer Arroganz von Gott und der Weisheit nichts wissen wollen (vgl. V. 29 ). Zwei Sorten von Menschen werden in diesem Vers einander gegenübergestellt: die Menschen, die Gott in Demut fürchten und daher zu echter Erkenntnis gelangen, und die arroganten Narren, die durch ihre ablehnende Haltung Gott gegenüber zeigen, daß sie Weisheit und Zucht verachten (vgl. „Weisheit und Zucht“ in V. 2 ). Diese beiden Sorten von Menschen werden im Buch der Sprüche vielfach gegeneinander gestellt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommenta

Der Weise spricht hier davon, warum er diese Sprüche zusammenstellt, und was er als Ziel vor Augen hat. Entscheidend ist ihm dabei die heilige Ehrfurcht vor Gott. Das Bewußtsein seiner Gegenwart ist für ihn der Anfang alles Verstehens und aller Lebensgestaltung.

Die Bibel mit Erklärungen: Erklärungen

Nun kommen wir zum Schlüsselvers des Buches (siehe auch 9,10). Die Furcht des Herrn ist der Anfang oder das wichtigste Element der Erkenntnis. Wenn jemand weise sein will, muss er damit beginnen, Gott Ehrfurcht zu erweisen und ihm zu vertrauen und zu gehorchen. Was ist vernünftiger, als dass ein Geschöpf seinem Schöpfer vertraut? Und was ist andererseits unlogischer für einen Menschen, als Gottes Wort zu verwerfen und nach seinen eigenen Vorstellungen zu leben? Das einzig Weise, was man tun kann, ist, über seine Sünden Buße zu tun, Jesus Christus als seinem Herrn und Retter zu vertrauen und dann mit ganzem Herzen und in Hingabe für ihn zu leben.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Am Ende des ersten Teils des Buches wird V. 7 in 9,10 wiederholt. Schon dieser Rahmencharakter gibt der Aussage des Verses ein besonderes Gewicht. Mehr noch: hier wird das ureigenste Anliegen israelitischer Weisheit überhaupt ausgesprochen. Für sie ist Weisheit ohne Gottesfurcht keine Weisheit. Und Gottesfurcht, die sich nicht in Weisheit äußert, ist undenkbar. Die Lebensführung des Weisen entspricht der Ehrfurcht vor Gott, ordnet sich ihm bewußt unter. Man darf sogar sagen: Der Weise weiß, daß Gott alles sieht, daß er das Gute belohnt und das Böse bestraft. Folglich strebt er danach, dem Willen Gottes nachzukommen. Dabei fällt auf, daß in diesem programmatischen Vers nicht eine allgemeine Gottesbezeichnung steht, sondern der israelitische Gottesname Jahwe. Im Dienste also des Gottes seiner Väter lehrt und lebt der Weise – und völlig abhängig von seinem Gott. Denn seine Erkenntnis hat ihren Anfang, ihre Voraussetzung, in der Bindung an Gott. Hier liegt ihre Quelle. So meint es wohl auch Jak 1,5f: »Wenn aber jemandem unter euch Weisheit mangelt, der bitte Gott …, so wird ihm gegeben werden.« Der Bildungsweg des Weisen hat mit der Gottesfurcht begonnen. In diesem Sinn setzt Ps 111,10 unseren Halbvers fort: »Klug sind alle, die danach tun.« Sie kennen die Furcht des Herrn und können nun ihr Leben danach ausrichten. In Hi 28,28 und Spr 9,10 bedeutet »Anfang« nicht »Voraussetzung«, sondern »Krone und Stern, Hauptsache, Kern oder edelste Frucht«. Es ist nicht ratsam, deshalb zu fordern, daß schon in unserem Vers »Anfang« so erklärt wird. Sir 1,14–20 lehrt, daß diese beiden Erklärungen gar keinen Gegensatz bilden; sie stehen dort einfach nebeneinander, sogar noch neben anderem. Ist es nicht sogar sinnvoll, daß zu Beginn des Buchteils vom Anfang der Weisheit geredet wird, am Ende von der edelsten Frucht?
In der zweiten Vershälfte tritt zum ersten Mal in unserem Buch eine Kontrastperson zum Weisen auf: der Unvernünftige (ʾäwil). Daß der hebr. Begriff mit »Unvernünftiger« (statt mit »Narr, Tor, Dummkopf« o.a.), wiedergegeben wird, soll unterstreichen, daß es hier nicht um die Intelligenz geht. Dieser Mensch kann äußerst intelligent sein, aber er schätzt Weisheit und Zucht gering und ist in dieser Hinsicht töricht, unweise, unklug. Vielleicht ist auch auf den Anfang zurückverwiesen: Der Törichte verachtet Ehrfurcht vor Gott. Damit fehlt all seinem Wissen die Grundlage und seinem Handeln das grundlegende Prinzip. Es fällt gerade in unserer Zeit auf, daß fachlich hochgebildete Menschen mit ihrem Leben nicht zurechtkommen: Zeit und Geld reichen nicht, die Ehe zerfällt. Die Arbeitskollegen sind wenig hilfsbereit, die Vorgesetzten würdigen die Leistung nicht, die Untergebenen leisten nichts – alles muß man alleine bewältigen. Die Zusammenarbeit ist problematisch. Die Kinder mißraten. Mit den Nachbarn redet man nicht. …

Wuppertaler Studienbibel

Die Ehrfurcht gegenüber Jehovah – aber nicht gegenüber Menschen, die behaupten, IHN vertreten zu müssen 😉

Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), ein deutscher Pastor, der von dem schrecklichen Übel des Nazideutschlands umgeben war und der durch ihre Hände ermordet wurde, betrachtete Dummheit als gefährlicher als völlig böse, da Dummheit eine Art Irrationalität ist, eine gewählte Ignoranz dessen, was ist echt und wahr. Gegen solch gewollte Ignoranz sind wir oft schutzlos, da jede Argumentation, die transzendentale Moral Wahrheit anspricht, keine Traktion findet, kein Gewicht trägt und keine Wirkung hat. Der Teufel versucht also zunächst, Menschen abzustumpfen , d.h. sie zu betäuben oder zu schmeicheln und sie davon zu überzeugen, dass es nicht nötig ist, ernsthaftes Denken zu handeln oder ihre Annahmen demütig zu hinterfragen… Wie William James bemerkte: ′′ Viele Menschen denken, dass sie denken, wenn sie ihre Vorurteile nur neu arrangieren.“ Das Gegenmittel, um die Voreingenommenheit und die inkulzierten Vorurteile der Welt unüberlegt zu akzeptieren, besteht darin, uns zu demütigen, indem wir lernen, die Realität Gottes aufrichtig zu respektieren: ′′ Die Angst vor dem HERRN ist der Anfang des Wissens; aber Narren verachten Weisheit und Korrektur ′′ (Provision. 1:7).

Soren Kierkegaard hatte früher die Dummheit als Kategorie des ′′ Gruppen-Denkens ′′ der Menge definiert. Er schrieb: ′′ Wo auch immer die Menge ist, es ist Unwahrheit, so dass für einen Moment, um die Angelegenheit zu seinem weitaus weit entfernten Schluss zu bringen, auch wenn jeder Einzelne die Wahrheit im Privaten besaß, doch wenn er zu einer Menschenmenge zusammenkäme (so dass ′′ die Menge ′′ hat jede entscheidende, wählende, laute, hörbare Bedeutung erhalten), Unwahrheit würde sofort reingelassen… Tatsächlich ist die Menge unwahr. Es gibt also niemanden, der mehr Verachtung dafür hat, was es ist, ein Mensch zu sein, als diejenigen, die es zu ihrem Beruf machen, die Menge zu führen…. Denn eine Menge zu gewinnen ist nicht so toll ein Trick; man braucht nur etwas Talent, eine gewisse Dosis Unwahrheit und eine kleine Bekanntschaft mit den menschlichen Leidenschaften ′′ (Diskurse aufbauen).

Diejenigen, die ungläubig sind, dass moralische Wahrheit oder Gerechtigkeit existieren, machen selbst einen Wahrheitsanspruch, nämlich die Behauptung, dass es keine objektive Wahrheit gibt (oder dass Wissen der Welt nicht möglich ist Diese selbst zugefügte Inkohärenz ist natürlich ein Zeichen von Irrationalismus, der Verlassenheit der Vernunft, die vielleicht doch der Hintergedanken ist. Die Person, die moralische Wahrheit verleugnet, tut dies, um den Forderungen der Wahrheit zu entkommen – vor der persönlichen Verantwortung vor der moralischen und spirituellen Realität. Es ist eine Form der ′′ Wunscherfüllung zu leugnen, dass Menschen nicht dafür verantwortlich sind, was sie glauben und wie sie ihr Leben leben. Die antike heidnische Welt schätzte zumindest Ehre und glaubte an das Streben nach Tugend und Wahrheit, aber die heutige postchristliche Welt ist nihilistisch, anarchistisch und markiert daher eine Rückkehr zur Barbarei.

Der Boden des richtigen Denkens über die Realität ist ′′ Wunder,“ oder der Sinn, dass das Leben selbst etwas mysteriös Schönes, Erstaunliches und damit von Natur aus heilig ist. Dies wird manchmal Yirat Adonai (yrʼţ yhwh) genannt, ′′ die Angst vor dem HERRN die zu Weisheit führt. Das richtige Denken beginnt daher mit dem Bewusstsein des Guten (haká̇raţ twòbáh), also mit dem Bewusstsein, dass das Leben selbst ein Geschenk, ein Rätsel und eine geheiligte Frage… Wir suchen unseren Ursprung, unsere Essenz und unsere Bestimmung — und wir suchen den HERRN. Wir sehnen uns nach Errettung von dem, was uns von der Heilung, von der Liebe, von der wirklichen Hoffnung Und wie wir suchen, endet das Wunder des HERRN Gott nie. Wie Yeshua sagte: ′′ Frag, und es wird dir gegeben werden; suche, und du wirst finden; klopf an, und es wird dir geöffnet werden ′′ (Matt. 7:7).

Hebräisch für Christen

Bin ich abgestumpft und lese nur „meine Zeitschriften“ die mir meine Bibel erklären? Oder suche ich ernsthaft immer weiter nach neuen, tieferen Erkenntnissen über den Schöpfer?

Würdest du Paulus einfach so vertrauen?

Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich also verhielte.
Elberfelder 1871 – Apg 17,11

Die Juden in Beröa waren nicht so voreingenommen wie die in Thessalonich. Mit großer Bereitwilligkeit gingen sie auf das Evangelium von Jesus Christus – auf die Botschaft – ein, und sie studierten täglich die Heilige Schrift, um zu prüfen, ob das, was Paulus lehrte, mit den Aussagen der Schrift übereinstimmte – ob das sich so verhielt – .
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Aposelgeschichte 17,11

In Beröa waren die Juden aufgeschlossener
als in Thessalonich.
Sie nahmen die Botschaft – Die Botschaft, dass Jesus der Christus ist –
mit großer Bereitwilligkeit auf.
Täglich überprüften sie an den Heiligen Schriften – Für das Judentum zur Zeit von Jesus die Bücher, die in unserem Alten Testament zusammengefasst sind. – ,
ob das, was Paulus sagte, auch stimmte.
Das Neue Testament und die Psalmen 2012 – Apostelgeschichte 17:11

ἦσαν Ipf. εἰμί. εὐ-γενέστερος Komp. v. -γενής7 von vornehmer Herkunft; hier von vornehmer Gesinnung, Komp. anständiger (B 2), edler gesinnt (Menge), aufgeschlossener (GNB; LN 27.48). Θεσσαλονίκη V. 1; τῶν ἐν Θεσσαλονίκῃ gen. comparationis (A168) als die in Thessalonich. οἵ-τινες qualitativ (A132) solche Menschen, die (vgl. ZG) bzw. (begründend [vgl. BDR § 293,2b; A368]) denn sie (vgl. A368; B 2b). ἐ-δέξαντο Aor. Med. δέχομαι. τὸν λόγον das „Wort“ als term. tech. für die göttl. Botschaft bzw. die apostolische Verkündigung (vgl. B λόγος 1bβ). προ-θυμία Geneigtheit, hier Bereitwilligkeit. καθʼ ἡμέραν täglich (A195). ἀνα-κρίνοντες Ptz. -κρίνω befragen, untersuchen, hier forschen in (Menge), studieren (GNB); mod. εἰ hier vor einem NS, der v. einem Verb des Handelns abhängig ist, bei dem zusätzl. das Bedeutungselement des Versuchens „mitschwingt“ (A332; vgl. BDR § 375), hier etwa (um zu prüfen/sehen), ob (A332). ἔχοι Opt. ἔχω hier intr. m. Adv. sich verhalten, sein (vgl. B II); obliquer Opt. (der indirekten Äußerung [A261]); εἰ ἔχοι ταῦτα οὕτως ob das (impliziert: was Paulus sagte) sich so verhalte bzw. ob das, was Paulus sagte, auch zutreffe (vgl. GNB).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

„Das was wir schreiben/sagen kommt direkt von Jehova/von Gott und deshalb brauchst du unsere Schriften/Reden nicht überprüfen, sondern mußt einfach nur glauben“ – ansonsten bist du halt kein Glied unserer Gemeinde …
ECHT? Ist das wirklich SO einfach? Schauen wir uns den Text oben an! Selbst der von Jesus persönlich berufene Apostel Paulus wurde durch die Zuhörer „kontrolliert“ – ja die Zuhörer schauten „in den alten Schriften nach“ ob das was Paulus behauptete, wirklich so im Tanach / Alten Testament steht.
Und Paulus war beleidigt? NEIN! Paulus lobte diese Einstellung!!!!

Viele Leser hier in diesem Blog wundern sich, dass ich verschiedene biblische Kommentare hintereinader poste. Das ist der Grund! Einfach die Kontrolle, ob dass was Kommentar x sagt durch weitere Kommentare gestützt wird! Und verschiedene Meinungen zu einem Vers kennen zu lernen. Wir lernen nichts, wenn wir nicht verschiedene Meinungen hören/lesen! Was wäre, wenn wir noch im Mathestand der 2.Klasse stehen geblieben wären, und 5 geteilt durch 2 noch immer „nicht lösbar“ wäre? Warum bleiben wir dann so gerne bei biblischen Themen „in der 2.Klasse stehen“???

In Vers 10b heißt es, dass Paulus und Silas, als sie auf dem Weg dorthin waren, in die Synagoge von Beröa gingen, was zeigt, dass es eine jüdische Gemeinde gab, die groß genug war, um eine Synagoge zu unterhalten. Sie evangelisierten dann deren Mitglieder (V. 11). Lukas beschreibt die Juden von Beröa als edler als die in Thessaloniki. Das griechische Wort für „edel“, eugenesteroi, bedeutet „wohlgeboren“, „edelgesinnt“. Mit anderen Worten: Sie hatten einen großzügigen Geist und waren frei von Vorurteilen. Diese Haltung machte sie offener für das Evangelium, und ihr Edelmut zeigt sich darin, dass sie das Wort mit aller Bereitschaft des Geistes aufnahmen und täglich die Schriften untersuchten, ob diese Dinge auch so waren. Während Paulus die Heilige Schrift erklärte, hörten die Beröer aufmerksam zu. Sie trafen keine sofortige Entscheidung aufgrund von Vorurteilen, sondern prüften täglich selbst die Schrift, um zu sehen, ob Jeschua wirklich der Messias war. Das griechische Wort für „prüfen“, anakrinontes, bedeutet „durchforsten“, „sorgfältig und genau forschen, wie in einem Gerichtsverfahren“.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar

Die beiden Missionare (Timotheus wird nicht extra genannt, muss sich aber nach V. 14 bei der Gruppe befunden haben) waren also doch noch in der Stadt gewesen, wurden nun jedoch in der Dunkelheit schleunigst in Richtung Beröa geschickt. Auch dort gab es eine zahlreiche jüdische Gemeinde, deren Synagoge sie wieder einmal! – alsbald aufsuchten. Diesmal allerdings scheint sich der Versuch zu lohnen. Lukas charakterisiert sie als von »edlerer Gesinnung« im Vergleich mit den früheren Erfahrungen. Maßstab dafür ist die Reaktion auf die Verkündigung der christlichen Botschaft. Wir erinnern uns an die Geschichtsschreibung des AT etwa in den Königsbüchern: Dort wird die »Qualität« eines Regenten unabhängig von seiner politischen oder wirtschaftlichen Leistung allein daran gemessen, ob er »tat, was dem Herrn missfiel« oder was »dem Herrn wohlgefiel« (vgl. etwa 2Kön 14,24 mit 2Kön 15,3) – eine Art von Beurteilung, die manchen Widerspruch hervorgerufen hat. Dem theokratischen Grundcharakter Israels in der Königszeit war sie aber völlig angemessen.

Die »edlere Gesinnung« der Juden von Beröa schließt nicht aus, dass sie die christliche Botschaft auf ihre Übereinstimmung mit den (atl.) Schriften überprüfen. Das aber behaupteten die Apostel ja gerade: die Übereinstimmung der atl. Aussagen über den Messias mit dem Tun und Ergehen Jesu von Nazareth (Apg 17,3 !). Ein ähnliches, vergleichendes Erforschen wird in Lk 2,19 von Maria, der Mutter Jesu, berichtet. Dies ist also die richtige Methode, sich Klarheit über die Wahrheit des Evangeliums zu verschaffen, und dieser Überprüfung muss es auch standhalten. Die Angabe, die Juden hätten »täglich« in den Schriften geforscht, soll wohl den Gegensatz zu Thessalonich verdeutlichen, wo Paulus nur an drei Sabbaten Lehrgespräche führen konnte.

Gerhard Maier – Edition C

Wenn ich die Menschen in meiner Nähe auf dem Stand von „zweite Klassenschüler“ halte, dann wird der Glaube und das Vertrauen zum Schöpfer halt immer auf wackligen Füßen stehen! Dann kann jeder „Bauernfänger“ ganz schnell meinen Glauben zerstören. Deshalb bitte, lest die Bibel – selbstständig und mit offenen Augen und offenem Herzen!

Gericht?

Und der Mensch wird gebeugt und der Mann erniedrigt, und die Augen der Hoffärtigen werden erniedrigt.
Und Jehova der Heerscharen wird im Gericht erhaben sein, und Gott, der Heilige, sich heilig erweisen in Gerechtigkeit.
Elberfelder 1871 – Jes 5,15–16

Und es wird gebeugt der Mensch und erniedrigt der Mann. Und erniedrigt werden die Augen der Hoffärtigen. Jes 2,11.17.
Und hoch ist Jehovah der Heerscharen im Gericht und geheiligt in Gerechtigkeit Gott, der Heilige
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jesaja 5,15–16

Und der Erdenmensch wird sich beugen, und der Mann wird erniedrigt werden, und sogar die Augen der Hohen werden erniedrigt werden. Und Jehova der Heerscharen wird hoch werden durch Gericht, und der [wahre] Gott, der Heilige, wird sich gewiß heiligen durch Gerechtigkeit.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Jesaja 5:15–16

Alle Menschen werden dort auf die Mütze kriegen, es wird sehr peinlich für sie. Auch den Leuten, die immer dachten, sie seien die Geilen, wird es nicht bessergehen.
Gott, der Chef über dieses Universum, wird von oben eine Gerichtsverhandlung abhalten. Der ganz besondere Gott wird zeigen, dass er wirklich anders ist, indem er ganz krass für Gerechtigkeit sorgt.
VolxBibel – Jes 5,15–16

Mehrere Folgen hat diese Lebensweise Judas. Eine davon ist das Exil. Zu ihm gehört Tod durch Hunger und Durst (V. 13 ). Viele werden sterben, sowohl die Edlen wie die Menge , denn der Tod hat keine Ehrfurcht vor dem Rang der Menschen (V. 14 ). Die Zecher ( Übermütige und Fröhliche ), von denen Jesaja gerade gesprochen hat (V. 11 – 12 ), werden ebenso sterben (V. 14 ). Alle Stolzen werden erniedrigt werden (vgl. Jes 2,11-12.17 ), ohne Rücksicht auf ihre Herkunft ( Jes 5,15 ). Die Häuser der Reichen werden zerstört (vgl. V. 8-9 ) und verlassen sein, Lämmer können dort weiden (V. 17 ). Diese Zerstörung des Volkes führt dazu, daß Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit sichtbar wird (V. 16 ). Damit ist nicht gesagt, daß Gott diese Rache gefällt. Vielmehr hält er sich an sein Wort, wie er es im Bundesschluß verkündigt hat. Seine Züchtigung des Volkes zeigt, daß er sein Volk liebt und es eines Tages wieder in seine hervorgehobene Stellung einsetzen wird.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Dass jedermann sich bücken müsse usw. Damit wird Ziel und Ausgang aller Züchtigungen beschrieben: alle Menschen sollen gebeugt werden, der Herr aber allein hoch sein. Einen ähnlichen Ausspruch lasen wir schon früher (2, 11), wobei wir bereits auf die Absicht der göttlichen Züchtigungen hinwiesen. Unglück pflegt uns so verhasst zu sein, dass wir darin gar nichts Gutes zu sehen vermögen. Ist von Strafen die Rede, so verabscheuen wir sie und erschrecken vor ihnen, weil wir nicht auf Gottes Gerechtigkeit sehen. Der Prophet legt uns aber die andere Erwägung nahe, dass Gottes Gerechtigkeit sich gleichsam verbirgt, so lange die Menschen in ihren Sünden frech dahingehen dürfen, und dass sie erst sichtbar aufleuchtet, wenn sie unsere Sünden straft. Dies bringt dann eine herrliche Frucht, die besser ist, als aller Menschen Wohlergehen. Denn der Herrlichkeit Gottes, welche in seiner Gerechtigkeit aufleuchtet, kann durchaus nichts verglichen werden. Darum ist kein Grund, die Strafen, mit denen Gott uns züchtigt, so sehr zu scheuen: wir sollen vielmehr mit demütiger Beugung annehmen, was die Propheten uns darüber verkündigen. Übrigens trifft der Prophet auf diese Weise auch die frechen Heuchler, die nur neuen Anlass zum Übermut darin finden, wenn sie ungestraft bleiben. Er ruft ihnen zu: Glaubt ihr wirklich, dass, nachdem Gott euch solange getragen hat, es fortwährend so weitergehen könne, dass er unter euren Füßen liege? Sicherlich wird er aufstehen und in eurem Sturz sich erhöhen.
V. 16. Aber der Herr Zebaoth erhöhet werde usw. Der Herr der Heerscharen, den die Gottlosen übermütig mit Füßen treten, wird sich erheben, indem er sich als Richter der Welt darstellt. So spottet der Prophet über das törichte Selbstvertrauen, in welchem die Gottlosen sich brüsteten. Denn wenn Gericht und Gerechtigkeit hervorgehen muss, werden sie notwendig fallen: dass sie sich erheben konnten, geschah ja nur durch Verkehrung der natürlichen Ordnung. Hier wollen wir uns einprägen, dass die Gottlosen ebenso wenig in glücklichem Stande bleiben können, als Gott seine Ehre austilgen lassen kann. „Gerechtigkeit“ und „Recht“ bedeuten dasselbe, und doch ist die Wiederholung nicht überflüssig. Der Nachdruck der Rede erhöht sich im zweiten Satzgliede auch durch die Aussage, dass Gott, der Heilige, geheiliget werden soll. So mögen die Gottlosen nicht in falscher Einbildung sich ein bleibendes Glück vergeblich versprechen, was ihnen nur zuteil werden könnte, wenn Gottes Heiligkeit ausgetilgt würde. Da aber Gott von Natur heilig ist, muss er notwendig geheiligt werden. Daraus folgt, dass den Verworfenen das Verderben droht, damit ihr aufrührerischer und widerspenstiger Geist gebändigt werde: denn Gott kann sich selbst nicht verleugnen.

Jean Calvin – Jesaja

Wo Gott richtend (und später begnadigend) an seinem Eigentumsvolk handelt, richtet er ein Zeichen für die ganze übrige Welt auf. An Israel hat der Mensch zu lernen, wie sich Gott als Gott erweist und wo der Mensch seinen eigentlichen Ort hat: nicht über oder neben Gott, sondern unter ihm. Gottes und des Menschen Großsein sind wie die beiden Schalen einer Waage: Wo der Mensch hochfährt, wird Gott ganz klein; wo der Mensch gebeugt wird, da wird Jahwe Zebaoth hoch sein. Es gibt hier nur ein Entweder-Oder (vgl. auch 2, 9ff). Wieder ist der Prophet bei seinem Thema: Gott wird sich heilig erweisen in Gerechtigkeit. Wie der Parallelsatz V. 16a aus weist, heißt Gerechtigkeit an dieser Stelle: Gott wird sich als der Gerechte und Heilige im Gericht erweisen. Wie Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit im Schaffen von Heil und Rettung offenbar wird, zeigt der zweite Teil dieses Prophetenbuches ab Kap. 40. Es gibt kein Heil ohne vorangegangenes Gericht!

Wuppertaler Studienbibel

Nein, wir alle haben es nicht verdient, dass Jeschuah für uns starb, noch nicht einmal dass wir uns Gott nahen dürfen! Aber ER ist gerecht und hat nicht nur für ein Gericht sondern auch für die Bezahlung gesorgt! Laßt uns nicht in die Irre geführt werden: es gibt ein Gericht für jeden – egal in welcher religiösen Gruppe man sich heimisch findet.

Was ist rücksichtsloses Vertrauen?

Und ich, ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er auf der Erde stehen; (O. sich erheben, auftreten) und ist nach meiner Haut dieses da zerstört, so werde (O. und nach meiner Haut, die also zerstört ist, werde usw.) ich aus meinem Fleische Gott anschauen,
Elberfelder 1871 – Ijob 19,25–26

da ich doch weiß, mein Auslöser lebt,
und als der Spätgekommne wird vortreten er überm Staub,
und noch nachdem meine Haut, dies da, zerfetzt ist,
noch von meinem Fleisch aus werde ich Gott schauen
Buber_Rosenzweig – Ijob 19,25–26

So weiss ich: Mein Annehmer lebt; und wär’s der Späteste, der aus dem Staube aufsteht. Und los meiner Haut – die haben sie also zerschlagen – und los meines Fleisches, werde ich Gott schauen;
Zunz 1997 – Hiob 19,25–26

Und ich, ich weiß: Mein Erlöser lebt, und er wird als Letzter über dem Staub stehen. Und hernach wird meine Hülle / Haut, dieses [da], zerfallen / zerfetzt sein, [wird mit meiner Haut dieses da umgeben werden] und aus meinem Fleisch [her / heraus] werde ich Gott schauen.
Janzen & Jettel – Hiob 19:25–26

„Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ „Erlöser“ (go’el) ist ein juristischer Begriff, der sich auf Gott als Erlöser von Verwandten bezieht. Die Rabbiner sehen dies als Anklage Ijows gegen seine Freunde: „Ihr verfolgt mich zwar, aber ich weiß, dass ich einen go’el habe, der euch eines Tages bestrafen wird.“

The Complete Jewish Study Bible: Notes

Was ist rücksichtsloses Vertrauen? Es ist die Weigerung, Gottes Liebe zur Menschheit aufzugeben, auch wenn Gott im falschen Team zu spielen scheint. Es ist Jakob, der den Boten Gottes in den Schwitzkasten nimmt und keucht: „Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest“ (1 Mose 32,26). Es ist Hiob, der inmitten seines Schmerzes ausruft: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ (Hiob 19,25). Es ist Johannes, verlassen auf der Insel Patmos, immer noch auf der Suche nach der Gegenwart des Geistes (Offenbarung 1,1-8). Es ist der Geistliche, der die besten Jahre seines Dienstes in einer Gemeinde leistet, die ihm das Herz gebrochen hat, weil Gott ihn dorthin gestellt hat. Es sind die frischgebackenen Eltern, die über einer rosaroten Krippe stehen und beten: „Heile sie oder nimm sie – wir werden dich trotzdem preisen.“ Es ist Yeshua HaMashiach, der nach sechs Stunden der Agonie keucht: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“

Unbarmherziges Vertrauen] inspiriert uns, Gott für die geistige Dunkelheit zu danken, die uns einhüllt, für den Verlust des Einkommens, für die nagende Arthritis, die so schmerzhaft ist, und von Herzen zu beten: „Abba, in deine Hände vertraue ich meinen Körper, meinen Verstand und meinen Geist und diesen ganzen Tag…. Was immer du von mir willst, will ich von mir, indem ich mich in dich fallen lasse und dir inmitten meines Lebens vertraue. Deinem Herzen vertraue ich mein Herz an, kraftlos, zerstreut, unsicher, ungewiss. Abba, dir gebe ich mich hin. „

Der Weg des rücksichtslosen Vertrauens ist ein schwieriger Weg, das ist klar. Doch für diejenigen, die dem Mann folgen, der zwischen zwei Dieben hingerichtet wurde, ist es der einzige Weg.

Beten wie der Jude Jesus – Die antiken Wurzeln des neutestamentlichen Gebets wiederentdecken

Von großer Zuversicht erfüllt, verlieh Hiob seiner Gewißheit Ausdruck, daß Gott, sein Erlöser lebte . Obwohl der Leidende dachte, daß der Herr ihm feindlich gesinnt sei, wußte er doch, daß nur er seine Unschuld verteidigen konnte. Hiob würde sterben, aber Gott, sein Verteidiger, Bewahrer und Rechtfertiger ( gO?El , „jemand, der die Sache eines anderen verteidigt oder rächt, einen anderen schützt oder einem nahen Verwandten Rechtshilfe leistet, der sie für sich selbst nicht erwirken kann“; vgl. 3Mo 25,23-25.47-55; 4Mo 35,19-27; Sprüche 23,10-11; Jer 50,34 ), lebte weiter. Hiob wußte, daß Gott sich als der letzte über den Staub erheben und wie ein Zeuge bei einer Gerichtsverhandlung bezeugen würde, daß Hiob unschuldig sei. Dann würden nicht nur alle von seiner Aufrichtigkeit lesen ( Hi 19,23-24 ), sondern auch von Gott hören!
Und ist meine Haut noch so zerschlagen , könnte auch mit: „nachdem meine Haut abgezogen (oder „abgestreift“) worden ist“ übersetzt werden, d. h. nachdem er wegen seiner sich ständig schälenden Haut (das ist ein weiteres Symptom der Blasensucht; vgl. den Kommentar zu Hi 2,7;30,30 ) gestorben war oder nachdem die Würmer (vgl. Hi 17,14;24,20 ) in seinem Grab seine Haut gefressen hatten.
Hiob vertraute darauf, daß er nach seinem Tod Gott sehen würde. Er würde auch dann in einem bewußten Zustand existieren; würde weder vernichtet werden noch in eine Art Seelenschlaf versinken. Vers 26 könnte den Eindruck erwecken, als erwarte Hiob, dem Herrn als leibliches Wesen gegenüberzutreten (vgl. ältere Lutherübersetzungen). Wie ist dies zu verstehen? Entweder meinte er, daß er einen Auferstehungsleib erhalten werde (in diesem Falle müßte man die hebräische Präposition “ min “ mit „von dem Ausgangspunkt aus“ übersetzen; in Hi 36,25 wird “ min “ in diesem Sinne gebraucht). Vielleicht meinte Hiob aber auch, daß er Gott „außerhalb“ seines Fleisches sehen würde (“ min “ bedeutet häufig „außerhalb, jenseits von, ohne“; vgl. Hi 11,15 b), d. h. während der Zeit seiner bewußten Existenz nach dem Tod, aber vor der Auferstehung des Fleisches. Gibt man der ersten Ansicht den Vorzug, so nimmt “ min “ hier die Bedeutung „von dem Ausgangspunkt aus“ an, und zwar in Verbindung mit dem Verb „sehen“ ( HAzCh ). Der zweiten Ansicht den Vorzug zu geben, hätte für sich, daß in Hi 19,26 a offensichtlich von dem Zustand Hiobs im Tod gesprochen wird und man in Anbetracht des hebräischen Parallelismus erwarten würde, daß Vers 26 b sich eher ebenfalls auf den Tod bezieht als auf eine Zeit, in der Hiob nach dem Tod bereits eine Auferstehung erlebt hat.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

»Aber ich, ich weiß: mein Erlöser lebt«. Allem Erleben und allem 25a Augenschein setzt Hiob sein »Aber« entgegen. Dieses sogenannte adversative ›Aber‹ »übersteigt den Wunsch zur Gewißheit des Glaubens«. Hiob flieht nicht aus der Leidenswirklichkeit in eine Wunschoder Traumwelt. »Im Gegenteil, es handelt sich um einen klaren, festen Entschluß, um das kühne Wagnis einer persönlichen Glaubensentscheidung, in der das Leid nicht übersehen, sondern überwunden wird.« Hiob bringt seine Hoffnungsgewißheit auf den Punkt: »Mein Erlöser lebt.«
Der Begriff Erlöser, wörtlich: Löser, ist, wie die späteren Belege im Alten Testament zeigen, ein familienrechtlicher Fachausdruck, der »von den semitischen Sprachen nur dem Hebräischen eigen ist«. Löser (hebräisch: go’ēl) wird im Volk des Alten Bundes der jeweils nächste Verwandte eines Menschen genannt. Die Vorstellung von nächster Verwandtschaft klingt auch überall da mit, wo auf Gott der Name Löser (go’öl) übertragen wird. So kann Jesaja sagen: »Du, Herr, bist unser Vater; ›Unser Erlöser‹ ist von alters her dein Name« (Jes 63,16). Hiob nennt Gott mit dem Namen, der ihn von alters her kennzeichnet. Um die Gottesbezeichnung Löser, Erlöser, zu verstehen, ist jeweils bei den Funktionen einzusetzen, die ein Löser zur Zeit des Alten Testamentes im mitmenschlichen Bereich ausübte. Da dem antiken Menschen die Trennung zwischen religiösem und weltlichem Gebrauch eines Begriffes fremd war, erhellen gerade die praktischen Aufgaben eines Lösers das Geheimnis der Erlösung.

1) Der Erlöser ist der Bluträcher
Als Bluträcher vollzog der Löser ursprünglich die Blutrache für einen Ermordeten seiner Familie (4Mo 35,19; Jos 20,3). Er »löst durch Tötung des Töters die Schuld der Tötung ein«, das heißt, wenn jemand ermordet worden ist, soll sein Tod durch den Bluträcher dadurch gerächt werden, daß der Mörder oder ein Glied seiner Sippe getötet wird.
Der Erlöser im Sinne des Bluträchers paßt gut in den Zusammenhang der Hoffnungsgewißheit Hiobs. Beim Los Hiobs geht es nicht um die oder jene Einbuße an Glück und Wohlstand, die im Laufe von Jahren zu verschmerzen wäre; Hiob »ist bereits mehr tot als lebendig«. Wenn Hiob endgültig stirbt, wird er in aller deren Augen, die am Tun-Ergehen-Zusammenhang festhalten, als todeswürdiger Verbrecher gelten (Jes 53,4.9). Der Bluträcher, auf den Hiob seine Hoffnung setzt, wird die Aufgabe übernehmen, Hiobs Unschuld und Ehre zu retten. Da alle menschlichen Verwandten und Freunde sich von Hiob zurückgezogen haben, bleibt für Hiob nur Gott als Blut- und »Ehrenrächer«. Der Löser im Sinne des Ehrenrettersa wird das von allen verkannte Recht Hiobs wieder zur Anerkennung bringen. Der Blut- und der Ehrenrächer stehen sich in ihrer Funktion deshalb sehr nahe, da beide die ersehnte Rettung erst nach dem erfolgten Tod des Leidenden herbeiführen.
Die Vorstellung des Blut- und Ehrenrächers ist nur sehr schwer mit dem Gottesbegriff in Verbindung zu bringen. Ein Vergleichspunkt ist darin gegeben, daß es kein Los eines Menschen gibt, das Gott gleichgültig ist. Das Blut der Ermordeten schreit zum Himmel. Dies gilt von Abel (1Mo 4,10) bis hin zu den Märtyrern unter dem Altar (Offb 6,9f), deren Schreie zu Gott dringen.

2) Der Erlöser ist der Treuhänder
Als Treuhänder stellt der Erlöser die Eigentumsverhältnisse wieder her. Wenn ein Familienmitglied ein Haus oder ein Grundstück verkaufen mußte, bestand ein Recht des Loskaufs. Der jeweils nächste Verwandte war verpflichtet, das Verkaufte zurückzukaufen, um dadurch den Besitz der Sippe wiederherzustellen (3Mo 25,25–34). So erwarb zum Beispiel der Prophet Jeremia das Feld seines Vetters Hanamel (Jer 32,6f); und Boas wurde der Löser von Naemi und Rut. Im letzteren Fall gab es einen noch näheren Verwandten, der das Vorrecht hatte (Rt 3,12; 4,4). Dieser war zwar bereit, das Grundstück zu kaufen, nicht giber dazu noch Rut zu heiraten. Boas dagegen war zu beidem entschlossen, um die Sippe in ihrer Ganzheit wiederherzustellen. Als Löser übernahm er treuhänderisch das Erbe des Verstorbenen, heiratete die kinderlose Witwe, deren erster Sohn dann als Sohn des Verstorbenen galt, und verwaltete das Eigentum, bis der Sohn herangewachsen war. Ziel und Aufgabe eines Treuhänders war es, alles zu tun, um die Familie zu erhalten.
Hiob nennt Gott seinen Treuhänder. Gott selbst soll Hiobs Erbe an treten und dafür sorgen, daß sein Name nicht der Vergessenheit anheimfällt.
Die Anwendung des Begriffes Löser im Sinne von Treuhänder auf Gott wird vom Psalmbeter verbunden mit der Bezeichnung Gottes als dem Felsenb. Als Treuhänder ist Gott der Zuverlässige, der nie wankt. Gottes Rolle als Treuhänder besteht in der Wiederherstellung einmal bestandener Eigentumsverhältnisse. Dies ist auch der Hintergrund der großen Zeugen: »Ich habe dich erlöst (hebräisch: g’l); ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein« (Jes 43,1).

3) Der Erlöser löst den aus, der in Schuldsklaverei verfallen ist
Für einen Israeliten, der sich einem Fremden als Sklaven verkaufen mußte, galt das Recht des Loskaufes durch einen Löser (3Mo 25,47–54). Hatte sich ein verarmter Israelit einem wohlhabend gewordenen Schutzbürger oder Beisassen verkaufen müssen, so war damit ein Bruch im Volksganzen zustande gekommen, den es wieder zu heilen galt. Die verlorene Ganzheit mußte wiederhergestellt werden.
Seit dem Auszug aus Ägypten gehörte es zur Glaubenssprache Israels, Jahwe selbst als den Löser, den Goel, seines Volkes zu bezeichnen. Als Pharao das Gottesvolk unterdrückte, griff Jahwe selbst ein und »löste« sein Volk mit Gewalt aus. Die am Schilfmeer Geretteten nennt Jesaja (Jes 51,10) die Ausgelösten, die Erlösten (hebräisch: ge’ūlīm). In der Not der babylonischen Gefangenschaft drängt sich über die Lippen des tödlich getroffenen Volkes der Ruf: »Du bist doch unser Vater …, ›Unser Löser (hebräisch: go’ēl) von jeher‹ wirst du genannt« (Jes 63,16). Der Prophet Jesaja sagt den Gefangenen in Babylon einen neuen Exodus voraus, der den alten an Wunderbarkeit weit überbieten wird. Jahwe hat sein Volk nicht endgültig verstoßen. Es gibt keinen Scheidebrief, mit dem Jahwe seinem Volk die Liebe aufgekündigt hätte (Jes 50,1). Die »unbesiegliche Liebe« Jahwes zu seinem Volk hat ihren Grund darin, daß Jahwe seinem Volk vergeben hat. Die Erlösung, so verkündigt es der Prophet Jesaja, hängt eng zusammen mit der Vergebung der Sünden.
Der Zusage »Ich werde dich erlösen« geht die Feststellung voraus: »Ich habe deine Übertretungen verschwinden lassen wie eine Wolke und deine Sünden wie einen Nebel« (Jes 44,22). Hiob hatte bei allen Unschuldsbeteuerungen im konkreten Fall seine grundsätzliche Verflochtenheit in die Sünde nie bezweifelt. Wenn nun Hiob von seinem Erlöser spricht, so bekennt er sich zu Gott als dem »Löser aus Schuldsklaverei«. Wo der Erlöser einen Menschen vom Bann der Schuld freikauft, kann der Mensch wieder in einem heilen Gottesverhältnis in Frömmigkeit ohne Bruch leben. Er, der Erlöser, befreit Hiob auch »von dem Gefühl göttlichen Zorns, dessen Verhängnis sein Leid zu sein scheint«.´

4) Der Erlöser ist der Empfänger des Sühnegeldes
Nur an einer Stelle im Alten Testament erscheint der Löser als Empfänger von Sühnegeld. Macht sich ein Mann oder ein Frau einer Veruntreuung gegen Gott schuldig, so soll er die Sünde bekennen. Gleichzeitig muß er das Veruntreute und zusätzlich ein Fünftel des Betrages zurückerstatten. Für den Fall, daß es in der Familie keinen Löser gibt, soll die Buße, die dem Herrn zu erstatten ist, dem Priester gehören (4Mo 5,6–8). Der Löser (hebräisch: go’ēl), der an erster Stelle als Empfänger des Sühnegeldes genannt wird, ist auch hier das verantwortliche Haupt der Familie.
Die Vorstellung des Lösers, der einmal den Loskauf tätigt und gleichzeitig das Lösegeld entgegennimmt, kommt erst im Neuen Testament voll zur Entfaltung. Paulus kennzeichnet das Werk Gottes, des Erlösers, mit dem Wort: Gott selbst hat den Menschen durch Christus mit sich versöhnt (2Kor 5,19). Gott ist der Versöhner und zugleich der durch Christus Versöhnte. Er gab Jesus Christus, seinen Sohn, und dieser geib sein Leben als Lösegeld (Mt 20,28; Mk 10,45).
Diese Doppelrolle Gottes, des Erlösers, ist bei Hiob vorabgeschattet. Hiob setzt im Streit mit Gott auf den Gott, der ihn schlägt, seine Hoffnungsgewißheit, indem er sagt: »Ich weiß: mein Erlöser lebt.« Hiob nennt Jahwe »den Lebendigen«, er gibt Gott den Titel, mit dem dieser später im Eid angerufen wird. Gott ist lebendig, weil er nicht wie ein Götze sich selbst genügt, sondern mit dem Menschen »eine Lebensgemeinschaft eröffnet hat«. Der Mensch kann den lebendigen Gott reden hören und dennoch am Leben bleiben (5Mo 5,23). Gott ist der »lebendige Gott unter uns« (Jos 3,10). Im Gegensatz zu den machtlosen Götzen (Jer 10,11ff) ist sein Name »wahrer und lebendiger Gott« (Jer 10,10). Es ist sein Wille, daß Israel trotz seiner Untreue nicht länger »Nicht mein Volk« heißen soll, sondern »Kinder des lebendigen Gottes« (Hos 2,1). Als der lebendige Gott ist Gott der »offensichtlich Anwesende«. Dabei ist der Titel »der Lebendige« (hebräisch: haj) ungleich kräftiger als die Aussage, »er ist vorhanden« (hebräisch: ješ). Er ist der Lebendige heißt: Er allein kennt keine Beschränkung durch den Tod. Er ist der, der uneingeschränkt anwesend, gegenwärtig ist und der in diesem seinen Dasein für den Menschen erfahren wird als »der aktiv Eingreifende«.

5) Der Erlöser ist der Helfer im Rechtsstreit
In der Sippe kam dem Löser die Rolle des Helfers der in Not geratenen Verwandten zu. Diese Stellung wurde auf Jahwe übertragen. Jahwe, der Erlöser, ist der »Beschützer des Schwachen gegenüber einem mächtigen Gegner«. Er tritt als »starker Löser« auf, wenn jemand die Grenzsteine einer Witwe verrückt und in den Ackerbesitz der Waisen eindringt (Spr 23,10f). Er, der »starke Erlöser«, tritt für die aus dem Volk Israel ein, die in der Gefangenschaft Gewalt leiden, »er wird ihre Sache mit Nachdruck führen« (Jer 50,33.34). Wenn Hiob in seiner Hoffnungsgewißheit ausspricht: »mein Erlöser lebt«, dann rechnet er, auch wenn dies erst nach seinem Tod erfolgen kann, mit dem Auftreten Gottes als seinem »Verteidiger«. Er ersucht Gott »als Schutzzeuge und Anwalt um Hilfe gegen die ihn verfolgenden Freunde und die Verurteilung durch eine ungewisse Nachwelt«. Hiob vertraut darauf, daß Gott, sein Erlöser, »als sein Anwalt das entscheidende letzte Wort im Rechtsstreit haben werde«.
Gott ist für Hiob der »Löser Gott« in all den Funktionen, wie er im weiteren Verlauf der Geschichte des Alten Bundes erfahren wurde. Der Löser Gott ist der Blut- und Ehrenrächer, der Treuhänder, der, der aus der Schuldsklaverei freikauft, der Empfänger des Sühnegeldes sowie der Retter und Beschützer des Schwachen.
Einmalig und unvergleichlich in Hiobs Hoffnungsgewißheit ist die Kennzeichnung des Erlösers als Sieger über den Tod.

6) Der Erlöser ist der Sieger über den Tod
Das Bekenntnis zu dem Erlöser als seinem allernächsten Verwandten, der der Lebendige schlechthin ist, erfüllt Hiob mit der Gewißheit, daß seine Leidensgeschichte nicht wie eine Verbrechergeschichte enden wird. »Sein Ende wird nicht die Ver-endung im Nichts, sondern die Vollendung in Gott sein.« [25b] Sein Erlöser »erhebt sich als letzter über dem Staub«. Gott hat den Menschen aus Staub gemacht (1Mo 2,7) und kann ihn wieder zum Staub zurückkehren lassen (Hi 10,9). Gott reduziert den Menschen zu dem Stoff, aus dem er ihn geschaffen hat. Über dem Staub aber »wird nicht nichts sein«, sondern über dem Staub steht der, der widerspricht, der Erlöser. Er wird sich erheben, aufstehen wie Gott selbst in seiner Hoheit als Richter und Erretter.d Gott spricht als Schöpfer nicht nur das erste Wort über den Menschen, ihm allein steht auch das letzte zu. Der Löser lebt und wird als letzter, »als alles Überdauernder«, das »letztentscheidende« Wort sprechen. Mit dieser Hoffnungsgewißheit ist Hiob auf dem Höhe- und vor dem Wendepunkt des Geschehens angelangt. Obgleich für Hiob die Lösung seines Problems noch nicht gekommen ist – die Auseinandersetzung mit seinen Freunden und das Ringen mit Gott gehen weiter -, so umfängt Hiob nirgends »eine solche Gewißheit und ein solcher Trost wie hier«. Hiob »eröffnet sich ein Transzendenzraum, der zur neuen Erkenntnis wird, so daß das persönliche Gottesverhältnis die leidende Existenz überschreitet«. Hiob ist mit dem »Transzendenzdurchbruch« der »entscheidende Durchbruch« gelungen. Der Erlöser Hiobs, sein Blut- und Ehrenrächer, sein Treuhänder, er, der den in die Schuldsklaverei Verfallenen loskauft, der sowohl das Sühnegeld zahlt als auch empfängt, sein Helfer im Rechtsstreit, wird sich erheben über dem Staube, in den er, Hiob, bald gebettet sein wird.
Dasselbe Ereignis, das Hiob aus der göttlichen Perspektive beschrieb, stellt er im folgenden noch einmal unter dem menschlichen Gesichtswinkel dar. Er spricht von seiner Begegnung mit Gott. Hiob wird »nach seiner Haut«, das heißt nach Verlust derselben, und »ohne sein Fleisch« Gott schauen. Mit dieser Formulierung wird ausdrücklich die Gottesschau Hiobs als eine Schau nach dem Tode beschrieben. »Was die Beter der Klagepsalmen in der Theophanie am Höhepunkt des Festkultes als die Erhörung ihres Gebetes zu erleben hoffen, das erhofft Hiob in der persönlichen Gottesbegegnung – nach seinem Tod.«
Hiob und kein anderer (womit er seine Freunde meint) wird Gott sehen, wie er für ihn Partei ergreift. Hiob sieht Gott allein, alle anderen sind diesem Geheimnis gegenüber Fremde. »Der letzten Einsamkeit im Leiden und Sterben entspricht die letzte Einsamkeit in der Begegnung mit Gott.« Angesichts dieser Erwartung sagt Hiob, daß seine Nieren in seinem Leibe vergehen.
Die Nieren sind im Alten Testament neben dem Herzen das wichtigste innere Organ. Sie sind der Sitz der feinsten Empfindungen, »der zartesten und tiefsten Affekte, besonders der Liebe, des Verlangens, der Sehnsucht«. Wenn Hiob sagt, »meine Nieren vergehen«, so bedeutet dies, daß er, überwältigt vom Vorgefühl des höchsten Augenblickes, dem er entgegensieht, vor starker Erregung ohnmächtig wird. Hiob weiß, »daß, wenn auch sein äußerer Mensch verwest, Gott sich doch nicht unbekannt zu seinem Innern lassen könne«.
Die Hiobstelle 19,25–27 hat in der Geschichte der christlichen Theologie dadurch eine besondere Bedeutung gewonnen, daß sie zu einer der Belegstellen der christlichen Lehre von der Auferstehung wurde. Bereits Clemens Romanus (88–97 n.Chr.) in seinem ersten Brief an die Korinther und Orígenes (um 185–253/254 n.Chr.) in seinem Matthäusevangelium deuteten die Worte Hiobs als Hoffnung auf die Auferstehung. Hieronymus (um 347–419/420 n.Chr.) übersetzte frei und vom hebräischen Text abweichend:

Wuppertaler Studienbibel
  [25] Denn ich weiß, daß mein Erlöser lebt,
  und am Jüngsten Tage werde ich aus der Erde auferstehen,
  [26] und ich werde wiederum mit meiner Haut umgeben werden
  und werde in meinem Fleische Gott schauen.

Dieser Übertragung folgte Luther mit wenigen Abweichungen, bei denen er sich an die griechische Übersetzung des Alten Testamentes (Septuaginta) anlehnte.
Die Wiedergabe des Textes durch Hieronymus und Luther ist keine Übersetzung des hebräischen Textes, sondern eine über das Alte Testament hinausreichende Auslegung. Beiden stand bei ihrer Übertragung der »neutestamentliche Hiob« vor Augen. Sie gingen über das Ausschauhalten des alttestamentlichen Textes hinaus und sahen in ihm unmittelbar die Auferweckung Jesu angesprochen, die in neutestamentlicher Zeit ereignishaft Wirklichkeit geworden ist. Dennoch kommen Hieronymus und Luther der Aussage Hiobs weit näher als alle die Ausleger, die meinen, daß Hiob in seinem Bekenntnis vom Erlöser die Hoffnung auf leibliche Wiedergenesung ausgesprochen habe. Der älteste Vertreter dieser Auffassung ist der Kirchenvater Chrysostomus (344/54–407 n.Chr.). Ihm folgten in der Geschichte der Kirche bis zur Gegenwart zahlreiche Ausleger.
Es war sicherlich nicht die Absicht Hiobs, im Rahmen seines Bekenntnisses eine Lehre von der Auferstehung zu entfalten oder zu beweisen. Hiob redet nicht allgemein von dem Geschehen am Ende der Tage, »sondern von einem rein persönlichen nach seinem Tode«. Als einer, der unausweichlich auf seinen Tod zugeht, hätte Hiob jedoch verzweifeln müssen, wenn er sich nur gesehen hätte als einen, der seinen Missetaten erlegen und Gottes Zorn ausgeliefert ist. In seinem Bekenntnis spricht Hiob das auch für ihn Unfaßliche aus, daß Gott auf seinem Verwesungsstaub nicht die falschen Anklagen haften lassen werde. Hiob ist zur Gewißheit durchgedrungen: Mein Erretter lebt! Er wird über dem Erdenstaub, zu dem ich zurückkehre, stehen und das letzte entscheidende Wort sprechen!
Mit dieser Hoffnungsgewißheit ist Hiob »auf geradem Weg zur Auferstehungshoffnung, wir sehen diese keimen und sich ans Licht ringen«. Hiob ist aus den Abgründen des Leidens zur Höhe der Hoffnungsgewißheit gelangt.
In diesem Bekenntnis wurde Hiob zum Weggeleiter all derer, die in der Tiefe ihres Leides zu versinken drohten. Er wird dies auch weiterhin sein.
In seinen »Glossen zur Bibel« erklärt Martin Luther das große Bekenntnis Hiobs mit den Worten: Erlöser, Retter, Befreier, weil Christus uns als zu sich gehörig erklärt, weil er uns in Schutz nimmt gegen unseren Mörder, den Teufel.

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