„Jehovah ist ein Hirte“

Jehovah ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Auf Auen des jungen Grüns läßt Er mich lagern, zu den Wassern der Ruhe leitet Er mich.
Er labt meine Seele, führt mich in Geleisen der Gerechtigkeit um Seines Namens willen.
Auch wann ich gehe im Tale des Todesschattens, fürchte ich nichts Böses; denn Du bist mit mir. Dein Stab und Deine Stütze, sie trösten mich.
Du richtest vor mir einen Tisch zu gegenüber meinen Drängern, Du salbst mein Haupt mit Öl, mein Becher läuft über.
Ja, Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen alle Tage meines Lebens, und ich werde wohnen im Hause Jehovahs in die Länge der Tage.
Tafelbibel – Psalm 23,1–6

(Ein Psalm von David ) Jehova ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er lagert mich auf grünen Auen, er führt mich zu (O. an) stillen Wassern.
Er erquickt meine Seele, er leitet mich in Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen.
Auch wenn ich wanderte im Tale des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch angesichts meiner Feinde; du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fließt über.
Fürwahr, (O. Nur) Güte und Huld werden mir folgen alle Tage meines Lebens; und ich werde wohnen im Hause Jehovas auf immerdar. (W. auf Länge der Tage)
Elberfelder 1871 – Psalm 23,1–6

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Dieser Psalm wird von vielen Menschen die ich kenne als „mein Lieblingspsalm“ bezeichnet. Aber wenn wir uns diesen Psalm in Ruhe anschauen würden, dann stellen wir fest, dass gleich zu Anfang eine Bedingung „eingebaut ist“ – nämlich dass die Aussagen nur dann Gültigkeit haben, wenn ich mich in meinem Verhalten „zu einem Schaf“ mache, das diesem Hirten gehört und gehorcht. Was bringt es ein Schaf eines anderen Hirten zu sein? Oder gar ein „anderer Hirte“ zu sein? Eben – dann nützt es mir nämlich gar nichts, dass der Hirte Jehovah seine Schafe so behandelt!
Also ist die Hauptfrage, die jeder für sich klären muss: Bin ich ein „Schaf“ Jehovahs? Oder bin ich ein Nachfolger irgendeines anderen Gottes? Oder einer Religionsgemeinschaft oder Kirche?
Wenn ich zur „Schafherde Jehovahs“ gehöre, dann werde ich mich nicht fürchten, dann werde ich keinen Mangel haben, dann werde ….
Wenn du also zu dem Schluß kommst, dass „dein momentaner Hirte“ nicht so für dich sorgt, dann „wechsel deinen Herrn!“ dann „wechsel deinen Hirten“!

Psalm 23 und Psalm 24 sind leicht zu verstehen. Wir finden darin das völlige Vertrauen auf den Hirten, Jehova, gegründet auf die Erfahrung von dem, was Er in allen Umständen ist; und ferner den Charakter derer, die mit Jakob teilhaben. Diese beiden Grundsätze haben wir in Psalm 16 und Psalm 17 mit Bezug auf Christum gefunden, und sie zeigen sich noch in manchen anderen Psalmen, nämlich erstens das Vertrauen auf die Treue Jehovas, und zweitens die praktische Gerechtigkeit, die diejenigen kennzeichnet, die in der Herrlichkeit des Tausendjährigen Reiches an der heiligen Stätte Jehovas stehen werden. Doch Jehova Selbst nimmt dort Seinen Platz als König der Herrlichkeit ein. Das zeigt uns die göttliche und daher in allem vollkommene Seite des Weges und seines herrlichen Endes – Herrlichkeit auf der Erde, sowohl was den Überrest als auch was Christum und Jehova betrifft – und gibt uns zugleich das kostbare Zeugnis, dass Er einerseits mit dem Überrest teilnahm auf dem Pfade, den Gott für diesen bestimmt hatte, und andererseits mit Jehova teilhatte, denn Er war wirklich Mensch, aber auch wirklich Jehova, der Schiedsmann, der Seine Hand auf beide legte (vgl. Hiob 9, 33).

Psalm 23
Betrachten wir jedoch diese Psalmen etwas näher. Der Trost, den Psalm 23 darreicht, besteht nicht in den Gaben Jehovas, sondern in Ihm Selbst. Er lagert uns auf grünen Auen, und zwar ist das die natürliche Frucht Seiner Gnade, und so wird es bis zum Ende sein, und Er führt uns zu stillen Wassern. Da ist liebliche Weide, und es gibt keine Dürre, die Seele kann in Sicherheit genießen und wird in Frieden zu göttlichen Erfrischungen geleitet. Das ist das Teil, das Seine Hirtensorge uns gibt; aber was Vertrauen hervorruft und die Sorge fortnimmt, das ist Er Selbst. Doch das Böse ist in die Weit gekommen, und wir müssen es fühlen – wir in uns selbst, Christus in allem, was Ihn umgab, so dass Er mit Schmerz und Betrübnis erfüllt sein konnte; bei uns geht es leider noch weiter. Der gute Hirte (und das ist Christus für uns) erquickt die Seele, stellt sie wieder her und leitet uns in Pfaden der Gerechtigkeit um Seines Namens willen. Die Segnung hängt ab von dem, was Er ist, nicht von dem, was wir empfangen haben. Ich habe ohne Zweifel Segen und finde denselben auf den grünen Auen, aber wenn ich in Leiden oder abgeirrt hin, so erquickt Er meine Seele, stellt sie wieder her. Aber nicht nur Kummer und Schmerz hat die Sünde im Gefolge gehabt, sondern auch den Tod; und nun kommt Er und leitet mich durch denselben und tröstet mich. Ferner gibt es Feinde auf meinem Wege; angesichts derselben bereitet Er mir einen Tisch, an dem ich mich sättige. Welch eine Ermunterung liegt hierin auch für den Christen! Weil wir berufen sind, von Jehova Selbst und nicht von unseren Umständen abhängig zu sein, kann die Seele sagen: „Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt, mein Becher fließt über.“ Wenn ich all die Schmerzen und Schwierigkeiten des Weges gekostet habe, so steht Jehova Selbst als Segnung bestimmter vor meiner Seele. Darum kann ich für immer auf sie rechnen, denn Er verändert Sich nicht. Da ich in der Vergangenheit, in allen Wirkungen der Macht des Feindes, erfahren habe und nun weiß, was Er Selbst darin für mich gewesen ist, kann ich auch für die Zukunft und zu allen Zeiten darauf rechnen. Das Ende aller Wege des Herrn wird sein, dass wir für immer bei Ihm wohnen werden. – Die Segnung ist also am Ende weniger in die Augen fallend, aber weit tiefer und persönlicher als im Anfang; die Seele ruht, wie gesagt, in Jehova Selbst, den sie in allen Umständen kennen gelernt hat, und nicht in der Segnung, die Er ihr ganz selbstverständlich hat zuteil werden lassen.
Eine geübte Seele besitzt schließlich eine viel tiefere Segnung als eine Seele, die äußerlich gesegnet ist. Das Ergebnis für Israel (und noch mehr für uns) ist deshalb mehr als die grünen Auen, in die Jehova es ursprünglich gebracht hatte. Es besteht in dem tiefen Bewusstsein, das ein geprüftes Herz von der Treue Jehovas hat; und so wird die Ruhe, entsprechend der Glückseligkeit Seiner eigenen Natur, Seine Ruhe sein. Die grünen Weiden waren passend für Schafe, aber das gesalbte Haupt, der überfließende Becher und das Haus Jehovas in Ewigkeit entsprachen Dem, der dort wohnte. Das ist das Ergebnis des Vertrauens auf Jehova für den Überrest, wenn die grünen Auen, wenigstens für eine Zeit, verloren sind; jene Gläubigen werden dem Lamme folgen. Für uns ist Christus der Hirte. Wir leiden mit Ihm und haben noch bessere Segnungen. Die Fürsorge des Hirten offenbart sich inzwischen unter einer anderen Form. 

John Nelson Darby – Betrachtung über die Psalmen

Der Herr ist mein Hirte usw. Gott lädt uns mit seinen Wohltaten, durch die er uns gleichsam die Süßigkeit seiner väterlichen Güte schmecken lässt, freundlich zu sich. Und doch kommt es nur zu leicht, dass wir, wenn wir Friede und Freude haben, seiner vergessen. Ja, die meisten Menschen macht das Glück nicht nur trunken und maßlos übermütig, sondern auch stolz und frech gegen Gott. Kaum der hundertste Teil versteht es, sich beim Genuss der göttlichen Wohltaten zu mäßigen und sich in der Furcht Gottes zu halten. Umso mehr Beachtung verdient daher das Beispiel Davids, der auf dem höchsten Gipfel der Würde, im Glanze des Reichtums und der Ehre, beim größten Überfluss, unter den Freuden des Hofes nicht nur bekennt, dass er Gottes gedenke, sondern auch seine Wohltaten als Leiter benutzt, um näher zu ihm heranzukommen. Auf diese Weise zügelt er nicht nur die Ausgelassenheit des Fleisches, sondern treibt sich auch an zur Dankbarkeit und zur Übung der Frömmigkeit. Das ersehen wir auch aus dem Schlusse des Psalms, wo er sagt, dass er in dem Hause Gottes wohnen werde sein Leben lang. Und wenn er sich im 18. Psalm, zu einer Zeit, da ihm von allen Seiten Beifall bezeugt wurde, einen Knecht Gottes nennt, so zeigt er damit nicht nur einen in Demut gesammelten Sinn, sondern beweist auch durch seinen Lobpreis des Herrn die rechte Dankbarkeit. Hier gebraucht er das Bild eines Hirten, um Gottes Fürsorge zu rühmen, die er erfahren hat. Er will sagen, dass der Herr ebenso für ihn sorgt, wie ein treuer Hirte für die ihm anvertrauten Schafe. Gott stellt sich uns oft in der heiligen Schrift unter dem Namen und der Gestalt eines Hirten vor. Das ist ein besonderes Zeichen seiner zarten Liebe. Denn da ein Hirt eine niedrige und verachtete Person ist, so muss der, der sich nicht scheut, sich um unsertwillen so zu erniedrigen, eine ganz besondere Liebe zu uns hegen. Deshalb muss man sich wundern, wenn eine so schmeichelhafte und freundliche Einladung uns nicht zum Herrn lockt, damit wir sicher und friedlich unter seinem Schutze ruhen. Es ist aber wohl zu merken, dass Gott nur für die ein Hirte ist, die im Bewusstsein ihrer Schwäche und Ohnmacht merken, dass sie seines Schutzes bedürfen, die gerne in seinem Schafstall bleiben und sich durch ihn regieren lassen. David, obgleich er tapfer war und ein großes Heer hatte, bekennt sich doch freimütig als ein bedürftiges Schäflein, um Gott zum Hirten zu haben. Sollten nun wir uns gegen solchen Titel sträuben, wenn doch unsere eigene Schwäche uns davon überzeugt, dass wir ganz elend sind, wenn wir nicht unter dem Schutze dieses Hirten leben? Übrigens müssen wir im Gedächtnis behalten, dass das größte Glück darin besteht, wenn er seine Hand ausstreckt, um uns zu regieren, wenn seine Vorsehung zu unserem Heile wacht. Mag uns daher alles in reichem Maße zur Verfügung stehen, so müssen wir doch wissen, dass wir nur dadurch glücklich sind, dass Gott uns gewürdigt hat, uns zu seiner Herde zu zählen. Dazu kommt noch, dass wir dem Hirtenamte Gottes nur dann die rechte Ehre zukommen lassen, wenn wir überzeugt sind, dass seine Vorsehung allein uns genügt. Denn wie Leute, die Gott nicht zu ihrem Hirten haben, bei dem größten Überfluss arm und hungrig sind, so ist es sicher, dass wir alle Güter besitzen und nichts entbehren, wenn Gott die Sorge für uns übernommen hat. Deshalb verkündigt David auch, dass er sich vor keinem Mangel fürchte, weil der Herr ihn weidet.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

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