Schlagwort: Gott

wo der Geist ist, da ist Freiheit

Der Herr aber, von dem dieses Wort spricht, nämlich Jesus Christus, ( – von dem …: verdeutlichender Zusatz; zur Deutung der alttestamentlichen Aussage auf Jesus Christus vgl. Sacherklärung »Herr«. – ) wirkt durch seinen Geist. Und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 2. Korinther 3,17

Der Herr aber ist der Gottesgeist, und wo der Geist des Herrn wirkt, ist Freiheit.
NeÜ bibel.heute Stand 2020 – 2. Korinther 3,17

Mit «dem Herrn» ist hier der Geist gemeint*. Denn wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit ( – von dem Buchstaben des Gesetzes – ).
Ludwig Albrecht – 2.Korinther 3,17

da wir diesen Vers schon mit vielen Kommentaren 2020 hatten – hier nur ein paar zusätzliche Gedanken:

Paulus bediente sich einer Standardmethode der jüdischen Auslegung, um Entsprechungen zwischen den handelnden Personen beim ersten Geben des Gesetzes und im neuen Bund herauszuarbeiten: Dem »Herrn« in der Passage aus 2. Mose entspricht in heutiger Zeit der »Geist«.

Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Christliche Freiheit

«Wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit» (2 Korinther 3,17).
Christliche Freiheit ist nicht:
• frei zu sein, um zu sündigen.
• frei zu sein, um zu leben, wie man will oder um sich mit der Welt zu verbinden.
• frei zu sein, um sich dem Teufel zur Verfügung zu stellen, damit er uns zum Schaden im Werk des Herrn benutzen kann.

Christliche Freiheit zeigt sich vielmehr im Folgenden:
a. Weil der Herr Jesus uns, die an Ihn glauben, völlig frei gemacht hat (Johannes 8,36), müssen wir nicht mehr sündigen. Wir sind nun frei, den in der Bibel offenbarten Willen Gottes zu tun. Jakobus nennt dies das vollkommene Gesetz der Freiheit (Jak 1,25; 2,12).
b. Wir dienen unserem Herrn freiwillig, weil wir Ihn lieben. Er hat keine Zwangsarbeiter. Jeder Dienst für Ihn sollte aus der Freiwilligkeit unseres Herzens heraus geschehen. In 1 Petrus 5,2 wird den Ältesten, die in der örtlichen Versammlung eine besondere Verantwortung wahrnahmen, zugerufen: «… indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führt, sondern freiwillig.»
c. Wir haben allezeit freien Zugang zu Gott, unserem Vater (Röm 8,15.16). Das ist die Freiheit der Kinder Gottes. Als Besucher sollte man sich bei einem Gastgeber vorher anmelden, damit man nicht ungelegen kommt. Aber die Kinder des Gastgebers müssen das nicht. Sie dürfen unangemeldet zum Vater kommen, weil sie seine Kinder sind. So ist es auch mit uns Glaubenden. Wir sind Kinder Gottes und haben im Glauben freien Zugang zu unserem himmlischen Vater.
d. Unsere Freiheit hat mit der herrlichen Person des Herrn Jesus zu tun. Er sagt in Johannes 10,9: «Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.» Als Erlöste sind wir frei, in die Gegenwart Gottes einzugehen, um uns dort mit Jesus Christus zu beschäftigen. Weiter sind wir frei, von dort zu den Menschen auszugehen, um ihnen durch unser Leben und durch unsere Worte den Erlöser vorzustellen. Bei Ihm finden wir auch Überfluss an geistlicher Nahrung.
Als freie Christen blicken wir im Glauben in drei Richtungen:
• zurück nach Golgatha ans Kreuz: Da wird unser Herz voll Dank über das Erlösungswerk unseres Heilands.
• nach oben zum Himmel: Da wird unser Herz voll Freude über die Herrlichkeit unseres Herrn.
• nach vorn ans Ziel: Da wird unser Herz voll Verlangen, zum Herrn Jesus zu gehen.
Das ist christliche Freiheit.

Halte fest 2011 – Seite: 365 – Verfasser: Dieter Born

Wendung oder schuldig?

Da sprach David zu Abjathar: Ich wußte an jenem Tage, weil Doeg, der Edomiter, daselbst war, daß er es Saul sicher berichten würde. Ich bin schuldig an allen Seelen des Hauses deines Vaters.
Elberfelder 1871 – 1. Samuel 22,22

David klagte sich selbst an und sagte zu Abjatar: »Als ich damals Doëg in Nob sah, wusste ich gleich, dass er es Saul verraten würde. Ich bin schuld, ich habe deine ganze Familie auf dem Gewissen!
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Samuel 22:22

Da sagte David zu Ạbjathar: „An dem Tag, als ich Dọeg, den Edomịter, dort sah, habe ich gewusst, dass er Saul mit Sicherheit alles verraten würde. Ich persönlich bin verantwortlich für den Tod jedes Einzelnen aus dem Haus deines Vaters.
neue Welt Übersetzung – 2018 – 1.Samuel 22:22

Dawid sprach zu Ebjatar:
Wissen mußt ichs an jenem Tag – Doeg der Edomiter war ja dort – ,
daß mans melden, ja, Schaul melden würde,
ich selber habs an alle Seelen deines Vaterhauses herantreten lassen, –
Buber & Rosenzweig – 1.Sam 22,22

Wenn man in dt Bibeln den Text liest, könnte man zu dem Schluß kommen, dass David die Verantwortung für das Handeln von Saul übernehmen würde. Oder wie steht es in deiner Bibel?
Doch sobald ich eine Übersetzung eines jüdischen Mannes in die Hand nehme – also die letzten beiden – dann entsteht ein ganz anderer Eindruck! Hier wird davon gesprochen, dass David die Wendung gewesen ist!
Schauen wir uns einige Kommentare dazu an:

wie Gott es dem Hohepriester Eli prophezeit hatte Josephus bringt das Massaker von Nob mit der Prophezeiung in Verbindung, die Gott Eli durch Samuel gegeben hatte, dass seine Nachkommenschaft wegen der Sünde seiner Söhne vernichtet werden würde (Ant. 5.350). Diese Begründung ähnelt der von Pseudo-Philo, wonach die Priester von Nob die dem HERRN geweihten Speisen entweihten und die Erstlingsfrüchte des Volkes für sich selbst nahmen; deshalb versprach Gott in seinem Zorn, die Bewohner von Nob zu vernichten, weil sie den Weg von Elis Söhnen gehen, die ebenfalls die Opfergaben des Volkes für sich selbst nahmen, bevor sie Gott dargebracht wurden (L.A.B. 63:1). Sowohl Josephus als auch Pseudo-Philo betonen daher die Art der Sünde der Priester von Nob. Pseudo-Philo bietet eine weitere Rechtfertigung für das Massaker von Nob, indem er erklärt, dass die Einwohner von Nob sich der Vergewaltigung der Konkubine des Leviten schuldig gemacht haben (L.A.B. 45:3; Judg. 19); beachte, dass die Vergewaltigung bei Pseudo-Philo nicht in Gibea stattfindet, wie in der Bibel (Judg. 19:15), sondern in Nob. Auf der anderen Seite sind die Targum (TJon 1 Sam. 22:22) und der Talmud (B. Sanh. 95b) betonen beide Davids Verantwortung für das Massaker an den Priestern von Nob, wobei ersterer Davids Schuld und letzterer seine Bestrafung hervorhebt. Insbesondere behauptet der Talmud, dass der Priester wie Abimelech nur einen Sohn hatte (1 Sam. 22:20), und zwar für Davids Nachkommen, mit Ausnahme eines einzigen verbliebenen Sohnes, Joasch.

Louis H. Feldman – Außerhalb der Bibel – Antike jüdische Schriften mit Bezug zur Schrift

Warum gefährdete David wissentlich den Hohenpriester Ahimelech, was zu dessen Tod führte, wie das David gemäß 1Samuel 22:22 auch zugab?
In 1Samuel 22:22 wird in Wirklichkeit nicht angedeutet, daß David im voraus wußte, daß seine Handlungsweise zu Ahimelechs Tod führen würde. Es heißt dort: „Hierauf sprach David zu Abjathar [Sohn Ahimelechs]: ‚Ich wußte wohl an jenem Tag, weil Doeg, der Edomiter, dort war, daß er [Doeg] es Saul bestimmt mitteilen würde. Ich persönlich habe jeder Seele des Hauses deines Vaters [Ahimelech] Unrecht angetan.‘ “
David, der vor dem erzürnten König Saul floh, ging nach Nob, wo der Hohepriester Ahimelech ansässig war. David gab ihm nicht den genauen Grund dafür an, warum er sich in diesem Gebiet aufhielt, vielleicht aus Sorge, der Hohepriester würde sich sonst verpflichtet fühlen, Davids Verbleib dem König mitzuteilen. Dennoch blieb sein Aufenthalt in Nob nicht unbemerkt. Der Edomiter namens Doeg sah David und berichtete danach die Sache dem zornigen Saul.
Nichts in dem Bericht beweist jedoch, daß David bereits vorher etwas von Doegs Anwesenheit gewußt hatte. Doeg „befand sich an jenem Tag . . . dort, festgehalten vor Jehova“ (1Samuel 21:7). David war wahrscheinlich überrascht, wenn nicht sogar schockiert, daß der grundsatzlose Doeg ihn bei Ahimelech sah. Als es jedoch geschehen war, war es geschehen. David konnte es nicht rückgängig machen, noch konnte er die schrecklichen Folgen verhindern, die sich durch Sauls Zorn für den Hohenpriester und für zahlreiche andere Priester sowie Frauen, Kinder und Tiere in Nob ergaben (1Samuel 22:9-19).
Mit diesem Gedanken im Sinn sollte man Davids traurige Worte an Abjathar, der dem Massaker entkommen war, erneut betrachten: „Ich wußte wohl an jenem Tag, weil Doeg, der Edomiter, dort war . . .“ Jetzt verstehen wir, daß David meinte: ‘Ich wußte es an jenem Tag, als ich merkte, daß Doeg mich bei Ahimelech gesehen hatte . . .’ Aber es war zu spät. Doeg war unerwarteterweise dort und bemerkte Davids Kontakt mit dem Hohenpriester. Daher schlußfolgerte David sofort, daß Doeg die Sache Saul berichten würde. Aus diesem Grund gestand David später gewisse Schuldgefühle gegenüber Abjathar ein, obwohl David nur indirekt zu dem darauf folgenden Massaker beigetragen hatte. Er drängte Abjathar, bei ihm zu bleiben, denn er vertraute auf Jehovas Führung und Schutz (1Samuel 22:22, 23).

Wachtturm – 15.11.1886

Die Wachen, die dem König am nächsten standen („Lakaien“, KJV), weigerten sich, die Priester zu töten. Das erinnert uns an die Zeit, als Saul dem Volk befahl, Jonatan zu töten, weil er den Eid gebrochen hatte, und sie sich weigerten, ihm zu gehorchen (14:41-46). Saul wusste, dass Doeg bereit war, die böse Tat zu begehen, und gab ihm die Erlaubnis, Ahimelech und sein Haus, fünfundachtzig Priester des Herrn, hinzurichten. Dög, der im Grunde seines Herzens ein Lügner und Mörder war (Johannes 8,44), setzte sich über Sauls Befehl hinweg und ging nach Nob, wo er die gesamte Bevölkerung und das Vieh ausrottete.

Auch wenn uns dieser ungerechte Prozess und das rechtswidrige Urteil beunruhigen, müssen wir bedenken, dass dies Teil von Gottes Plan war. Diese Abschlachtung der Priester war eine teilweise Erfüllung der unheilvollen Prophezeiung, die dem untreuen Eli gegeben worden war (1. Sam. 2:27-36; 4:10-18), denn Gott versprach, das Haus Eli durch das Haus Zadok zu ersetzen (1. Kön. 2:26-27; 4:2).

Der geschützte Priester (1 Sam. 22:20-23). Der einzige Überlebende des Massakers von Nob war Abiathar, ein Sohn Ahimelechs, der dann Hohepriester wurde. Er wusste, dass seine einzige Hoffnung darin bestand, sich David anzuschließen, und so floh er nach Kegila, wo David nun lagerte (23,6). Wann David von Hereth nach Kegila zog, geht aus dem Text nicht hervor, aber einen Priester mit einem Efod zu haben, war für David und seine Begleiter eine enorme Hilfe. Die 400 Männer hatten den Propheten Gad, den Priester Abjatar und den König David, und sie kämpften in den Schlachten des Herrn. David nahm die Schuld für die Ermordung der Priester auf sich, aber er übernahm auch die Verantwortung, sich um Abjatar zu kümmern und dafür zu sorgen, dass er in Sicherheit war. – Leider stellte sich Abjatar bei seinem Streben nach dem Thron auf die Seite von Adonia, und Salomo ersetzte ihn durch Asarja aus der Priesterfamilie Zadoks. Dies war der letzte Schritt, um die Familie von Eli aus dem levitischen Priestertum auszuschließen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Wahrscheinlich wusste Saul damals nicht, dass „ein“ (wörtlich: „einer“ [V. 20], was die Tatsache betont, dass er der einzige Überlebende ist) Sohn Ahimelechs „entkommen“ war (dasselbe Verb wird häufig für David verwendet; vgl. 19:10, 12, 17-18) und sich Davids flüchtender Gruppe anschloss. Abiathar („Der [göttliche] Vater ist ausgezeichnet“) (vgl. Moses‘ Schwiegervater, der Priester Jethro, dessen Name „Seine Exzellenz“ bedeutet), übte für den Rest von Davids Leben priesterliche Funktionen für David aus (vgl. 23:6, 9; 30:7; 2 Sa 8:17); er wurde schließlich unter Salomos Herrschaft durch Zadok ersetzt (1 Ki 2:27, 35; zum Hinweis auf Abiathar in Mk 2:26 siehe Kommentar zu 21:6).
Als Abjatar David mitteilt, dass Saul den Befehl zum Massaker an allen Priestern von Nob gegeben hat, außer an ihm selbst (V. 21), sagt David ihm (V. 22), dass er Doegs Verrat schon seit ihrer früheren Begegnung in Nob vorausgesehen hat (vgl. 21,7). Dann gesteht David, dass er selbst, wenn auch unbewusst, für das Massaker verantwortlich ist. Mit den Worten „Ich bin verantwortlich“ verwendet David eine Form desselben hebräischen Verbs, das in V. 18 mit „umkehren, sich wenden“ übersetzt wird. Obwohl es Doeg, der Edomiter, war, der sich „umdrehte“ und die Priester tötete, war es David, der durch seine frühere Anwesenheit in Nob „verantwortlich“ für den Tod der Priester war. Deshalb bietet er Abjatar Zuflucht an und sagt ihm, er solle sich nicht „fürchten“ (V. 23; vgl. Jonatans ähnliche Zusicherung an David in 23,17). Abiathar kann sich auf Davids Schutz verlassen: „Du“ (mit Nachdruck), sagt David, „wirst bei mir sicher sein.“ Saul trachtet nun nach dem Leben (siehe Kommentar zu 20:1), und so werden sie zu Partnern auf der Flucht. Der gewählte König und der gewählte Priester haben sich auf der Flucht zusammengetan.

Tremper Longman III & David E. Garland – Der Bibelkommentar des Auslegers

Jetzt habe ich die ganze Familie deines Vaters umgebracht. Wörtlich: „Ich habe das ganze Leben des Hauses deines Vaters umzingelt.“ Es ist nicht nötig, sabbothi zu ändern [TH5437, ZH6015] („Ich habe umzingelt“) in das ungewöhnliche Wort khabti (khub [TH2325, ZH2549], „ich bin schuldig“, das nur in Dan 1,10 vorkommt, und dort im Piel und nicht im Qal, wie hier vorgeschlagen) auf der Grundlage des eimi aitios (Ich bin die Ursache oder der Urheber). Es scheint wahrscheinlicher, dass die LXX ihre Übersetzung aus dem Kontext abgeleitet hat. Das Wort sabbothi ist hier wahrscheinlich im Sinne von „ich habe den Tod umzingelt“ zu verstehen, wie von de Boer (1949:43) vorgeschlagen. Hertzberg (1964:186) schlägt vor: „Ich habe das Leben gefährdet“ = „Ich bin der Anlass von“.

Eckstein Bibelkommentar – Samuel

Ich habe es veranlasst – David erinnert sich nun mit Bedauern an die Unwahrheiten, mit denen er Ahimelech getäuscht hatte, und gesteht seine Schuld ein. Aber die unbesonnene und blutige Tat Sauls überzeugt ihn davon, dass der König gottverlassen ist, und er stärkt sich angesichts dessen und spricht die Gefühle seines Herzens in einem unnachahmlichen Psalm aus. Siehe Psalm 52, der sich weniger gegen Doeg als gegen Saul richtet und an dessen Ende David seine eigene Hoffnung und sein Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes zum Ausdruck bringt.

D.Steele – Kommentar das alte Testament

Ich habe veranlasst. Im Hebräischen heißt es „ich habe mich gewendet“. Wenn der erste Konsonant des hebräischen Verbs geändert wird, ändert sich das Verb von „ich habe mich gewendet“ zu „ich bin verantwortlich“. Das ist die Lesart, die in der Septuaginta und in den alten syrischen und lateinischen Übersetzungen zu finden ist. Sie wird von NRSV, NIV, NJB und NAB ÜBERNOMMEN, ebenso wie von TEV. Tatsächlich gibt es aber kaum einen wirklichen Unterschied in der Bedeutung zwischen den Übersetzungen von RSV und TEV. NJPS behauptet in einer Fußnote, einen unsicheren hebräischen Text übersetzen zu wollen, in dem es heißt: „Ich bin schuld“.

Roger L. Omanson – Ein Handbuch zum ersten Buch Samuel

Wir können also leicht erkennen – wir brauchen einen „Muttersprachler“ um wirklich zu verstehen, was David dachte! Und David war ein wirklicher Hirte! Er sah sich „verantwortlich für die ihm anvertrauten Schafe“! David hatte seine Eltern nach Moab geschickt, um diese vor Saul zu schützen. Nun erkannte David, dass er auch die Priesterstadt vor Saul hätte schützen müssen! So denkt ein wirklicher Hirte: er macht nicht „die Schafe verantwortlich“ sondern sucht bei sich die Fehler!
Wir können das Denken von David am besten nachvollziehen, wenn wir Psalm 52 dazu lesen: David versteht klar, dass Saul zu weit gegangen ist – und sich damit von Jehovah abgeschnitten hat.

Liebe schließt Kritik mit ein – II

Wer Narren mahnt, holt sich nur Schande 
und wer den Bösewicht zurechtweist, seinen Makel.
Mahn nicht den Narren, daß er dich nicht hasse 
den Weisen mahne, und er wird dich lieben. 
Dem Weisen gib, er kann noch weiser werden 
belehre den Gerechten, lernt er weiter zu.
Neftali-Herz-Tur-Sinai – Sprüche 9,7–9

Im Jahr 2020 nur einen Kommentar – nun heute ein paar mehr zu dem Vers:

Die beiden Menschengruppen begegnen auch Ps 1,1. Wer Spötter (1,22) und Gottlose (3,33; 4,14) ermahnt, läuft Gefahr, selbst Gegenstand ihres Spottes und ihrer Abneigung zu werden. Trotzdem wagt es die Weisheit, über sie zu sprechen und sie sogar anzureden. Vielleicht will sie durch die negative Darstellung zum Positiven reizen. Man vergleiche die Methode der Antiwerbung. Der Spötter ist über die Gottesfurcht und die Tugend erhaben. Der Gottlose folgt bedingungslos dem Trieb zum Bösen.
[8] Der Spötter verträgt keine Kritik. Er wird sie sofort als persönlichen Angriff werten und mit Hassen beantworten. Der Weise dagegen empfindet Kritik als Hilfe und ist entsprechend dankbar.
[9] Gib bezeichnet die Tätigkeit des Lehrers. Sie steht dem Annehmen gegenüber, das oft vom Schüler gefordert wird. Bescheiden nimmt der Weise Hinweise, ja sogar Strafen an als Gelegenheit der Selbstbereicherung. Es fällt auf, daß Weise und Gerechte nebeneinanderstehen. Das könnte der Weisheit eine sittliche Bestimmung geben und sie als Befolgung der Gebote sichtbar sein lassen. Der Gerechte vermehrt dank jeder Belehrung seine Hinsicht in Gottes Willen

Wuppertaler Studienbibel

Im Buch der Sprüche geht es im Wesentlichen um verschiedene Arten von Menschen, was sie glauben und tun und wie sie miteinander umgehen. Menschen schaffen Umstände, die gut und schlecht sind, und Sie und ich müssen mit Menschen und Umständen umgehen, während wir durch das Leben gehen. Salomo will uns mit diesem Buch helfen, geschickt mit Menschen und Umständen umzugehen, damit wir unser Leben zur Ehre Gottes erfolgreich gestalten können.
Während unseres Überblicks über Sprüche 1-9 haben wir beiläufig fünf verschiedene Arten von Menschen kennengelernt: den Weisen, den Bösen, den Narren, den Einfältigen und den Spötter. Jetzt ist es an der Zeit, diese Menschen besser kennenzulernen und zu erfahren, was es wirklich bedeutet, weise zu sein.

Die Weisen
Das gesamte Buch der Sprüche ist ein Leitfaden zur Erlangung von Weisheit, aber hier und da weist Salomo auf einige wichtige Eigenschaften des weisen Mannes und der weisen Frau hin. Der erste Schritt zur Weisheit ist natürlich der rettende Glaube an Jesus Christus. Weise Menschen sind „weise zum Heil“ (2. Tim. 3:15), bevor sie Weisheit über irgendetwas anderes erlangen, denn Jesus Christus ist die Weisheit Gottes (Kol. 2:3; 1. Kor. 1:30). Gebildete und geschulte Menschen, die Christus ignorieren oder ablehnen, können es schaffen, ein gutes Leben zu führen, aber ohne ihn können sie niemals ein gutes Leben führen – eines, das Gott verherrlicht. Das Klügste, was ein Mensch tun kann, ist, Christus zu vertrauen und im Gehorsam ihm gegenüber zu leben.

Betrachten wir einige der wichtigsten Eigenschaften weiser Menschen.
Weise Menschen hören auf weise Anweisungen, insbesondere auf das Wort Gottes. „Ein kluger Mensch1 hört und lernt immer mehr“ (1,5). Weise Menschen achten sowohl auf die mündliche Unterweisung als auch auf das geschriebene Wort Gottes (22,17-21). Jesus warnt uns, darauf zu achten, was wir hören (Markus 4,24) und wie wir hören (Lukas 8,18). „Höre nicht auf die Belehrung, mein Sohn, und du wirst von den Worten der Erkenntnis abkommen“ (Spr 19,27, NIV). „Kaufe die Wahrheit und verkaufe sie nicht, auch nicht Weisheit und Unterweisung und Verstand“ (23:23, NKJV). Es kostet, Weisheit zu erwerben, aber das ist es wert!
Das bedeutet, dass wir fleißig Zeit damit verbringen müssen, das Wort Gottes zu lesen und zu studieren, seine Wahrheiten in unser Herz aufzunehmen und dem zu gehorchen, was Gott befiehlt (2,1-9). Es reicht nicht aus, eine Studienbibel zu besitzen und Bücher über die Bibel zu lesen, so hilfreich sie auch sein mögen. Es ist eine Sache, etwas über die Bibel zu wissen, und etwas ganz anderes, Gott durch sein Wort sprechen zu hören und uns seine Weisheit zu lehren, damit wir Jesus Christus ähnlicher werden. In den vielen Jahren meines Dienstes bin ich einigen Menschen begegnet, deren Kenntnis der Heiligen Schrift phänomenal war, die aber die Frucht des Geistes (Gal 5,22-23) nicht zum Ausdruck brachten. „Wissen bläht auf, Liebe aber baut auf“ (1. Korinther 8,1, NIV).
Aber das hat auch eine negative Seite: Weise Menschen verschwenden ihre Zeit nicht damit, auf Dummheiten und Lügen zu hören. Weise Menschen sind vorsichtig mit dem, was sie lesen, was sie hören und sehen und worüber sie im täglichen Gespräch sprechen. Sie sind darauf bedacht, Müll aus ihren Gedanken und Herzen fernzuhalten, denn „Müll rein“ bedeutet letztlich „Müll raus“ (siehe Spr 4,23). Aus diesem Grund kontrollieren sie sorgfältig Radio und Fernsehen und sind wählerisch bei ihrer Lektüre.
Wer weise ist, profitiert von Zurechtweisung (9:8-9; 10:17; 17:10) und von Ratschlägen (13:10; 12:15; 19:20). Sie halten nicht so viel von sich selbst, dass sie nicht von anderen lernen können (3,7; 26,12). Wenn wir „weise in unseren eigenen Augen“ sind, werden wir in Gottes Augen sicher nicht weise sein!

Kluge Menschen fürchten den Herrn. „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit“ (1,7). „Seid nicht klug in euren eigenen Augen, sondern fürchtet den Herrn und weicht vom Bösen“ (3,7). Wir haben bereits gelernt, dass „den Herrn fürchten“ bedeutet, ihn so zu achten, dass wir seinen Willen befolgen und seinen Namen ehren wollen. Den Herrn zu fürchten ist das Gegenteil davon, den Herrn in Versuchung zu führen, indem man ihm absichtlich nicht gehorcht und ihn dann herausfordert, einzugreifen. „Arbeitet an eurem eigenen Heil mit Furcht und Zittern“ (Phil 2,12). „Dienet dem Herrn mit Furcht und freuet euch mit Zittern“ (Ps 2,11).
Die Furcht des Herrn ist „eine Quelle des Lebens“ (Spr 14,27) und führt zum Leben (19,23). Sie gibt Sicherheit (14,26), Hoffnung (23,17-18) und die Verheißung eines langen Lebens (10,27). Wer den Herrn fürchtet, setzt seine Prioritäten richtig. „Besser ist ein kleiner Schatz in der Furcht des Herrn als ein großer Schatz in der Not“ (15:16, NKJV). Man hält sich auch vom Bösen fern (8:13; 16:6; siehe auch 14:2).

Kluge Menschen verkehren mit klugen Menschen. „Wer mit den Weisen geht, wird weise sein, aber der Gefährte der Toren wird zugrunde gehen“ (13:20, NKJV). Wenn wir die Heilige Schrift lesen und studieren, verkehren wir mit den klugen Männern und Frauen der biblischen Geschichte und lernen von ihnen. Indem wir Zeit mit gottesfürchtigen Freunden verbringen, können wir Weisheit lernen und in unserer Erkenntnis von Christus wachsen. Wenn ich auf meine christliche Pilgerreise zurückblicke, danke ich Gott für die vielen Menschen, die der Herr in mein Leben gebracht hat, um mir zu helfen, die Weisheit und die Wege des Herrn besser zu verstehen. „Ein Gerechter ist vorsichtig in der Freundschaft, aber der Weg der Gottlosen führt sie in die Irre“ (12:26, NIV).

Weise Menschen bewahren, was sie erworben haben, und sie nutzen es. „Die Weisen bewahren das Wissen, aber der Mund der Törichten ist dem Untergang nahe“ (10:14, NKJV). Wenn Weisheit im Herzen gespeichert ist, dann sagen wir das Richtige zur richtigen Zeit, und den Menschen wird geholfen. Aber Narren verlieren jede Weisheit, die sie aufgesammelt haben, und ihre Worte bringen nur Verderben.
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Der Verächter

Spötter meinen, sie wüssten alles, und jeder, der versucht, sie zu belehren, verschwendet nur seine Zeit. „Ein stolzer und hochmütiger Spötter ist sein Name“ (21:24). Spötter können keine Weisheit finden, selbst wenn sie danach suchen (14:6), denn Gottes Wahrheit zu lernen erfordert einen demütigen Geist und einen gehorsamen Willen. Was den Spöttern an Wissen fehlt, machen sie durch Arroganz wieder wett. Anstatt eine Sache vernünftig mit denen zu diskutieren, die sie lehren könnten, spotten sie nur über die Wahrheit und leugnen sie. Meine hebräischen Lexika beschreiben sie als „leichtsinnig und unverschämt“. Da er keine intellektuelle oder geistige Munition hat, ist der Verächter auf Spott und Verachtung angewiesen, um seine Feinde zu bekämpfen.

Spötter zeigen ihre Unwissenheit durch die Art und Weise, wie sie auf Ratschläge und Zurechtweisungen reagieren. „Wer einen Spötter zurechtweist, macht sich selbst lächerlich … Einen Spötter sollst du nicht zurechtweisen, damit er dich nicht hasst; einen Weisen sollst du zurechtweisen, damit er dich liebt“ (9:7-8, NKJV). „Ein weiser Sohn hört auf die Unterweisung seines Vaters, aber ein Spötter hört nicht auf Zurechtweisung“ (13:1, NKJV). „Ein Spötter liebt den nicht, der ihn zurechtweist, und geht nicht zu den Weisen“ (15:12, NKJV). Wenn du versuchst, einen Spötter zu belehren, wirfst du nur Perlen vor die Säue. Der Spötter weiß alles!
Die Tragödie ist, dass Verächter überall, wo sie hinkommen, alle möglichen Probleme verursachen. Ob in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder in der Kirche, der Verächter ist giftig und steckt die Menschen an. „Werft den Spötter hinaus, und der Streit wird aufhören; ja, Streit und Schmähung werden aufhören“ (22:10). Spötter können sogar Probleme für eine ganze Stadt verursachen. „Spötter regen eine Stadt auf, aber weise Männer wenden den Zorn ab“ (29:8, NIV). Das hebräische Verb, das mit „anfachen“ übersetzt wird, vermittelt das Bild von jemandem, der ein Feuer anfacht oder in eine Flamme bläst, damit sie stärker brennt. Mit ihren verächtlichen Worten und ihrem Verhalten schüren sie ein Feuer, das eigentlich erlöschen sollte.
Die Seiten der religiösen und politischen Geschichte sind mit den Aufzeichnungen über die Taten stolzer Spötter befleckt, die nicht auf weise Ratschläge hörten, sondern sich impulsiv in Angelegenheiten stürzten, die ihnen zu hoch waren (Ps. 131). Ihre Zungen wurden „von der Hölle angezündet“ (Jakobus 3,6); sie verunreinigten und beschädigten Familien, Kirchen, Städte und ganze Nationen. Gemeinden können schnell von arroganten Menschen gespalten und zerstört werden, die über die biblische Wahrheit lachen und ihren eigenen Willen durchsetzen wollen. Alle geistlichen Leiter müssen Apostelgeschichte 20,28-31 und Jakobus 3,13-18 lesen und beherzigen.
Spötter sind „ein Greuel für die Menschen“ (Spr 24:9) und für Gott. In der Tat „verachtet der Herr die Verachteten, aber den Demütigen gibt er Gnade“ (3:34, NKJV). Dieser Vers wird sowohl von Jakobus (4,6) als auch von Petrus (1 Petrus 5,5) zitiert. „Für die Spötter ist das Gericht vorbereitet“ (Spr 19:29), und weil die Spötter Gott verhöhnen, verhöhnt Gott die Spötter. Denken Sie daran, was der Herr mit den Baumeistern von Babel (1. Mose11), mit Pharao am Roten Meer (2. Mose 14), mit Nebukadnezar in Babylon (Dan 4), mit Herodes Agrippa in Judäa (Apg 12,20-25) und mit vielen anderen tat, die sich seinem Willen widersetzten.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Serie

Nun sind wir nicht nur immer diejenigen, die „Rat geben“ sondern des öfteren auch diejenigen „die auf Rat hören“ – und wir sollten uns natürlich die Frage stellen: wie reagiere ich auf Rat?

2020 war ja der Hinweis auf den wirklich sehenswerten Film „not a Fan“ und viele Fragen, die sich jeder stellen sollte….

David kommt nach Gath

Und David machte sich auf und floh an selbigem Tage vor Saul, und er kam zu Achis, dem König von Gath.
Elberfelder 1871 – 1.Samuel 21,11

Und Dawid machte sich auf und floh an jenem Tag vor Schaul; und er kam zu Achisch, dem König von Gat.
Neftali-Herz-Tur-Sinai – 1.Samuel 21:11

Davids Flucht vor Saul brachte ihn am selben Tag noch nach Gat. Dort wollte er sich mit dem Präsidenten Achisch treffen.
VolxBibel – 1.Sam 21,11

Warum flieht David vor Saul? Wir hatten in den letzten Wochen gesehen, dass David flieht, weil Saul den David umbringen will. Die Flucht geht zuerst Richtung dem Propheten Samuel. Dort wird David aufgespürt – und nur der Geist Jehovahs schützt David vor Saul. Darauf geht die Flucht von der „Prophetenschule“ Richtung „Bundeslade“ – mit einer kleinen Stipvisite bei seinem Freund Jonathan. Vor zwei Wochen stellten wir uns hier im Blog die Frage zu den Schaubroten…
Doch warum läßt sich David erst das Schwert von Goliath geben, um dann direkt in die Heimatstadt von Goliath zu laufen? War David lebensmüde? Wollte David provozieren?
Erschreckend, wie viele den Vers so verstehen, wie diesen die Volxbibel übersetzt.
Doch die Bibel ist ein Buch, bei dem wir den gesamten Inhalt betrachten müssen, und nicht einfach einen Vers aus dem Zusammenhang reißen dürfen!

David floh zu Achisch, dem König von Gat, weil er meinte, unter Israels Feinden sicherer zu sein als im Herrschaftsbereich Sauls. Aber man berichtete Achisch, dass David jener Mann sei, der vor Jahren den großen Helden der Philister erschlagen habe. Und nun fand er sich bei den Gegnern Israels, wo er eigentlich Zuflucht gesucht hatte, selbst in großer Gefahr. Da täuschte er seine Feinde, indem er sich wahnsinnig stellte und konnte ihnen schließlich so entrinnen.
Davids erster Fehler war sein mangelndes Gottvertrauen in Nob und sein zweiter die Täuschung vor Achisch. Bis dahin hatte er edle Charakterzüge gezeigt und mit seinem einwandfreien moralischen Verhalten die Gunst des Volkes gewonnen. Aber in dieser Bewährungsprobe geriet sein Glaube ins Wanken. Menschliche Schwächen kamen zum Vorschein. In jedem Mann sah er einen Spion und Verräter. Voller Vertrauen hatte David in größter Not auf Gott geschaut und den Riesen der Philister besiegt. Im Glauben war er in Gottes Namen vorangegangen. Doch als Gehetzter und Verfolgter verlor er vor lauter Not und Gefahr seinen himmlischen Vater aus den Augen.
Doch diese Erfahrung war für ihn sehr lehrreich. Sie führte ihn dazu, seine eigene Schwäche und die Notwendigkeit einer beständigen Abhängigkeit von Gott zu erkennen. Wie wertvoll ist doch das wohltuende Wirken des Heiligen Geistes im Leben von bedrückten und verzweifelten Menschen. Er ermutigt die Verzagten, stärkt die Schwachen, erfüllt die angefochtenen Diener Gottes mit Mut und steht ihnen bei. Was haben wir doch für einen Gott, der mit den Irrenden gnädig umgeht und uns im Unglück oder in Zeiten großer Sorge seine Geduld und sein Mitgefühl zeigt.

Ellen White – Wie alles begann: Von der Schöpfung bis zum König David

Machmal mag ich ja die Phantasie der Ellen White – doch oft – so auch hier – widersprechen ihre Aussagen dem „Wort Gottes“!

Während David in Nob war, wurde er von einem Spion Sauls ausfindig gemacht, nämlich von DoÙg, dem Edomiter , der Saul über Davids Verbleib informierte (V. 8 ; 1Sam 22,9 ). David nahm Goliats Schwert , das die Priester in Nob erbeutet hatten ( 1Sam 21,9-10 ) und flüchtete sofort um sein Leben. Er floh, alle Vorsicht außer acht lassend, nach Gat, der Heimatstadt des toten Philisterhelden Goliat (V. 10 ). Von Achisch, dem Herrn von Gat, erkannt, tat David so, als sei er (geistes)krank und entging damit der Vergeltung der Philister (V. 12 – 14 ). Das passierte in Übereinstimmung mit der Praxis der alten Welt, die Krankheit in gewissem Sinn als ein böses Zeichen zu betrachten und so den Kranken vor Schaden zu bewahren, um die Götter nicht zu provozieren.

Walvoord Bibelkommentar

Aber auch der von mir sonst gern geschätzter Walvoord geht am Ziel vorbei.
Wo finden wir die Lösung, warum David in Gath landet?

Es erscheint in der Tat seltsam, dass David so schnell in das Land von Israels erbittertstem Feind geflohen ist und mit dem Schwert von Goliath in der Hand dennoch in Gath, der letzten Heimat von Goliath, Zuflucht gesucht hat. Aber wir müssen bedenken, dass seit Davids Sieg über den Riesen mehrere Jahre vergangen waren, und Vers 12 gibt uns zu verstehen, dass David nicht damit rechnete, erkannt zu werden. Dieser Bericht über David in Gath ist jedoch sehr kurz, und die fragliche Schwierigkeit mag darauf zurückzuführen sein, dass wir nicht alle Umstände des Falles kennen. Vielleicht kam David nicht von sich aus nach Gat, sondern wurde, nachdem er in das Gebiet von Achis geflohen war, von den Dienern dieses Königs ergriffen und mit Gewalt in die königliche Gegenwart gebracht. Diese Vermutung steht in völliger Übereinstimmung mit den Einzelheiten dieser Erzählung und wird durch den Titel von Psalm 56 bestätigt, den David bei dieser Gelegenheit verfasste.

Die Knechte von Achis, die David in die königliche Gegenwart brachten. Wo und wie diese Knechte David begegneten, wird nicht gesagt; aber die Vermutung, die sich auf den Titel von Psalm 56 stützt, ist äußerst plausibel: dass sie ihn gefangen genommen hatten, als er im Lande Philistäa umherirrte. König des Landes – „So nennen sie David, nicht weil sie seine Salbung und göttliche Erwählung kannten, sondern wegen seiner siegreichen Taten, die Saul völlig in den Schatten gestellt hatten“ – Keil.

D.Steele – Kommentar das alte Testament

Das ist der Vorteil, wenn man sich nicht mit einem Kommentar genügt, sondern mehrere Kommentare „lesen darf“ – da ist in Psalm 56 die wahre Lösung! David wird von Soldaten aufgegriffen und dann zum König gebracht. Und wie denkt David? Was passiert, nachdem David aus der Gefangenschaft entlassen wird? Ist David „stolz auf sich“ und auf „seine guten Ideen“?
Schauen wir wieder in die Bibel – bzw in den Kommentar D.Steele:

Ob er aus dem Land vertrieben wurde oder heimlich entkam, wird hier nicht gesagt, aber aus dem Titel von Psalm 34 schließen wir, dass er vertrieben wurde. Nachdem er auf diese Weise entkommen war, gibt sein freudiges Herz seinen Gefühlen in diesem unnachahmlichen Psalm Ausdruck.

D.Steele – Kommentar das alte Testament

Die Überschriften zu den Psalmen bieten uns also die Lösung!
Lese deine Bibel also nicht nur im „Vers des Tages“ – sondern als BUCH – und am besten chronologisch!


Schweigen ist Gold?

 «Ich sprach:
,Will wahren vor Versündung durch die Zunge meine Wege 
will wahren meinem Munde den Verschluß 
solang der Frevler vor mir ist.‘ 
So schwieg ich still 
verstummte vor dem Guten 
jedoch mein Schmerz war heftig. 
Heiß war mein Herz in meinem Innern 
in meinem Sinnen loht‘ ein Feuer 
da redet‘ ich mit meiner Zunge: 
Neftali-Herz-Tur-Sinai – Psalm 39,2–4

andere Übersetzungen und ein paar kleine Kommentare 2020…

Kennst du das Gefühl, dass dir ständig die Sorgen und Probleme erzählt werden? Meist noch nicht mal die Sorgen des „Sprechers“ sondern eher die Sorgen von die der „Sprecher“ gehört hat? Doch wie umgehen mit den eigenen Sorgen und Problemen? Wo diese „abladen“?

Der Sänger beschreibt seinen schweren inneren Kampf: Er wollte sich still und stumm unter das beugen, was ihm auferlegt war, vor allem auch um seiner gottlosen Umgebung willen, die aus seinen Klagen nur einen Grund zur weiteren Ablehnung Gottes entnommen hätte. Aber der innere Schmerz war so groß, daß er (ähnlich wie Hiob) doch alles aussprechen mußte.
5–7 Der Sänger findet eine erste Antwort auf seine Fragen durch die Erinnerung an die Vergänglichkeit alles Lebens. Es liegt eine gewisse Ironie in diesen Versen: Der Mensch ist nichts und macht doch so viel Aufhebens von sich und allen seinen kleinen Dingen! Bei dieser Erkenntnis aber beruhigt der Sänger sich nicht. Er betet weiter:

Die Bibel mit Erklärungen: Erklärungen

Das Achthaben auf meine Wege ( – Hi 13,15 Ps 26,11 119,30 – ) ist eine typische Ausprägung eines zu Gott hingewandten Lebens, das Errettung und Bewahrung zugleich erfuhr. Zwar hat David Gott oft genug gebeten, seine Wege zu bewahren, aber in der konkreten Situation kommt es auf ihn selbst an, ob er in der Spur Gottes bleibt oder ob er aus ihr herausfällt. Gottes Behüten und des Menschen Achtgeben sind unauflöslich ineinander verwoben. David wußte, daß es eine Schaltstelle für die Sünde gibt, nämlich die Zunge ( – Hi 27,4 Ps 15,3 34,14 119,172 Jak 3,5ff – ), die lästern und verletzend sein kann und somit dem Bösen Tor und Tür öffnet. Das Sündigen mit der Zunge besteht auch darin, daß der fromme Mensch in an sich berechtigter Entrüstung auf Anschuldigungen von Menschen mit gleicher Heftigkeit reagiert. Weil David aber den Weg Gottes gehen wollte, hatte er sich einst fest entschlossen, an seine Zunge einen Zaum zu legen, und zwar so lange der Frevler vor mir ist. Denn wer sich selbst verteidigt, weil er ein Erwählter Gottes ist, unterliegt am Ende doch. Weil es ja um Gottes Sache geht, die der Frevler am Gottesfürchtigen bekämpft, kann und darf dieser sich nicht selbst verteidigen und schützen. Letzteres gelang David mit Gottes Hilfe eine Zeitlang: Ich verstummte (in) Schweigen. Doch dann durchfuhr David ein Schmerz und heiß wurde mein Herz in meinem Inneren ( – Ps 32,3ff Jer 20,9 – ). Auch an dieser Stelle mußte David die Erfahrung machen, daß der Mensch, auch unter dem Beistand Gottes, einen einmal erreichten inneren Zustand auf die Dauer nicht beibehalten kann. David gebraucht jetzt wieder seine Zunge, nicht um vor Menschen zu reden, sondern allein vor seinem Gott.

Wuppertaler Studienbibel

Der Psalm beginnt mit dem Bericht des Psalmisten über sein Bemühen, nicht zu sündigen, indem er über seine Züchtigung spricht, während gottlose Menschen anwesend sind. Es war eine bewusste Entscheidung: „Ich sagte“ (ein definitives Verb in der Vergangenheit) legt die Umstände dieser Entscheidung vor dem Schreiben des Psalms fest. Dass es sich um eine Zeit der schweren Züchtigung handelt, geht aus den Versen 8-13 hervor. Er befürchtete, dass er den Herrn und die, die auf ihn vertrauten, in Verruf bringen könnte, wenn er sich bei Ungläubigen darüber beklagte, wie der Herr ihn in der Züchtigung behandelte. So beschloss er (Kohortenativ), „zu wachen“ (אֶשְׁמְרָה; s.v. Ps. 12:7) über seine Wege und „halte“ (dieselbe Verbform) einen Maulkorb (מַחְסוֹם) auf seinem Mund, solange Ungläubige anwesend sind (wörtlich „noch vor mir“). Wenn er sich hütete, würde er nicht mehr sündigen. Die verwendete Konstruktion ist ein Infinitiv mit einer Präposition, „vom Sündigen“ (מֵחֲטוֹא; s.v. Ps. 51:1). Dies deutet darauf hin, wovor er sich hütete – mit seiner Zunge zu sündigen, d. h. etwas Falsches oder zu den falschen Leuten zu sagen. Es könnte auch als das beabsichtigte Ergebnis interpretiert werden: „Ich will mich hüten, zu sündigen“. Er war entschlossen, sich selbst zum Schweigen zu bringen, und benutzte deshalb das Bild eines Maulkorbs (ein angedeuteter Vergleich). Das Wort „Maulkorb“ kommt von einem Verb, das „zurückhalten“ bedeutet (חָסַם). Er würde sich beim Reden zurückhalten (in ähnlicher Weise wird in Ps. 73:15 erzählt, wie der Weise seine Zweifel für sich behielt).

Nach Vers 2 blieb er also „still in der Stille“ (נֶאֱלַמְתִּי דוּמִיָּה). Das Verb bezieht sich auf die vergangene Zeit: „Ich schwieg“; und das Substantiv modifiziert das Verb: „Ich schwieg in der Stille.“ Die beiden Wörter betonen, dass er völlig still war.

Er sagt auch, er schwieg „vom Guten“ (הֶחֱשֵׁיתִי מִטּוֹב). Diese Präpositionalphrase ist schwierig zu interpretieren. Delitzsch sagt, der Psalmist wende sich in seinem Schweigen „vom Wohlstand ab“ oder nehme den Wohlstand nicht zur Kenntnis, d. h. von dem, worüber er die Übeltäter frohlocken sah; er versuche, die beunruhigende Diskrepanz zwischen ihrem Wohlstand und dem gerechten Leben zum Schweigen zu bringen. Andere meinen, es bedeute „vergeblich“ oder „nutzlos“ – ich schwieg außer dem Guten, was bedeutet, dass es mir nichts nützte. Goldingay sagt, es könnte übersetzt werden: „Ich habe mehr geschwiegen, als es gut war“. Perowne argumentiert, dass die Präposition nach dem Verb „schweigen“ entweder (1) „fern von Gutem“ (ich schwieg vor Trost und Freude, d. h. ohne Trost und Freude – ich hatte keinen Trost und keine Freude) oder (2) als negative Konsequenz des Schweigens „so dass es mir nicht gut ging“ oder „es funktionierte nicht“ bedeuten würde. Diese zweite Möglichkeit würde dann mit „mein Kummer wurde aufgewühlt“ übereinstimmen. Mit anderen Worten, er versuchte zu schweigen, aber es ging nicht gut für ihn und so musste er sprechen. Was auch immer er mit dieser Formulierung gemeint hat, der Punkt ist, dass er nicht in der Lage war, diese Entscheidung, völlig zu schweigen, aufrechtzuerhalten. Der Kummer oder Schmerz (כְּאֵב, vom Verb כָּאֵב, „Schmerzen haben“) bezieht sich auf den geistigen und körperlichen Schmerz (in Form von Enttäuschung und Unglück), den der Psalmist sicherlich erleiden würde, weil er mit dem Problem seines eigenen Schmerzes und seiner Distanz zu den guten Seiten des Lebens, die er zu ignorieren versuchte, kämpfte. Allmählich begann sich all dies zu regen, so dass er seine aufgestauten Gefühle nicht mehr kontrollieren konnte.

Sein Stress und sein Schmerz wurden so stark, dass er schließlich sprechen musste – aber er sprach zum Herrn. Sein Herz wurde „heiß“ (חַם), denn in seiner Betrachtung der Dinge begann ein „Feuer zu brennen“. Dies sind Bilder für seine zunehmende Angst über sein schmerzliches Dilemma (möglicherweise metonymisch, wenn er fieberte). Inneres Brennen ist in der Schrift ein Begriff, der mit leidenschaftlicher Intensität verbunden ist, die Menschen zum Handeln bewegt (vgl. Jer 20,9; Lk 24,32) – hier ist es der Schmerz und die Angst, die ihn zum Aufschrei bewegen. Das Verb „brennen“ (תִּבְעַר) kann mit „zu brennen beginnen“ oder „brennen“ übersetzt werden, weil die Erregung so groß wurde, dass er nicht mehr schweigen konnte. Das Brennen fand während seines „Grübelns“ statt, d. h. je mehr er darüber nachdachte, desto schmerzhafter wurde es. Das Wort, das mit „grübeln“ übersetzt wird, könnte eigentlich ein Wort für „seufzen“ sein (von הָגַג, „sich sehnen, brennen“, und nicht von הָגָה, „meditieren, sinnieren“. Schließlich konnte er sich nicht mehr zurückhalten und beschwerte sich laut („mit meiner Zunge“) bei dem Herrn (V. 4). Es könnte sein, dass dieses Reden Gott mit seinen Worten zu tadeln schien und in sein Bekenntnis in Vers 9 aufgenommen wurde; oder, was wahrscheinlicher ist, dass das Reden hier einfach sein Schrei zu Gott über seine Qual ist und sich nicht an Ungläubige richtet und daher keine Vergebung nötig wäre. Jedenfalls umfasst der Rest des Psalms das, was er mit seiner Zunge sprach: Er sprach zum Herrn über seinen Kummer, seine Sünde und seine verbleibenden Jahre.

Ein Kommentar zu den Psalmen 1-89 – Kommentar – Kregel exegetische Bibliothek

Tier und Mensch mit gleichem Ende?

Denn was das Geschick der Menschenkinder und das Geschick der Tiere betrifft, so haben sie einerlei Geschick (And üb. Denn ein Zufall sind die Menschenkinder und ein Zufall die Tiere, und sie haben einerlei Zufall; d. h. sie haben kein selbstbestimmtes Dasein) :wie diese sterben, so sterben jene, und einen Odem haben sie alle; und da ist kein Vorzug des Menschen vor dem Tiere, denn alles ist Eitelkeit. Alles geht an einen Ort; alles ist aus dem Staube geworden, und alles kehrt zum Staube zurück. Wer weiß von dem Odem der Menschenkinder, ob er aufwärts fährt, und von dem Odem der Tiere, ob er niederwärts zur Erde hinabfährt?
Elberfelder 1871 – Prediger 3,19–21

Denn das Begegnis(o.: Geschick.) der Söhne des ADaM und das Begegnis des Getiers ja ein gemeinsames Begegnis ist ihnen: wie der Tod dieses einen, also der Tod dieses anderen, und ein Geistwind ist allen, und Vorzüglichkeit des Menschen, mehr als die des Getiers, ist keine, denn das alles ist Dunst. Das alles wandelt zu einem Ort; das alles wurde aus dem Staub, und das alles kehrt zurück zu dem Staub. Wer erkennt den Geistwind der Söhne des ADaM? Ists, dass er aufwärts hinaufsteigt?, und den Geistwind des Getiers: Ists, dass er hinabsteigt, sich abwärts erstreckend zum Erdland?
Dabhar – Kohelet 3,19–21

Tiere und Menschen haben ja einiges gemeinsam: Beide müssen irgendwann mal sterben, beide haben nur einmal die Energie, um zu leben. Der Mensch ist nicht besser als ein Tier, beides wird mal vergammeln, dann war das Leben umsonst und vorbei. Es muss alles wieder dahin zurück, wo es mal hergekommen ist. Alles besteht aus Erde, und alles wird irgendwann wieder zu Erde. Wer hat denn schon mal die Lebensenergie von einem Menschen messen können? Wer hat untersucht, ob diese Energie, wenn man tot ist, nach oben in den Himmel fliegt? Und wer kann das wissenschaftlich belegen, dass die Lebensenergie von Tieren im Boden versickert?
VolxBibel – Prediger 3:19–21

Die gegenwärtige Offenbarung: Salomo zeigt die Begrenztheit des Menschen auf ( Pred 3,18-21 )
Die Verbindung zwischen den Versen 18-21 und dem vorhergehenden Abschnitt wird in den meisten Übersetzungen nicht recht deutlich. Der Ausdruck wegen der Menschenkinder bedeutet wörtlich „um der Menschenkinder willen“, und im allgemeinen sind die Ausleger der Ansicht, daß mit diesen Worten auf die in Vers 16 genannte Ungerechtigkeit Bezug genommen wird. Vers 18 besagt in diesem Fall, daß das Unrecht sowohl um des Menschen willen als auch wegen des Menschen geschieht. Nach Salomo will Gott die Menschen durch das Unrecht prüfen, ihnen jedoch auch klarmachen, daß sie sind wie das Vieh (wörtl.: „sie sind Tiere“). Damit ist nicht gemeint, daß die Menschen auf derselben Stufe wie die Tiere stehen und daher auch keine unsterbliche Seele haben. Es bedeutet nur, daß die Menschen ebenso wie das Vieh sterben (vgl. Ps 49,13.21 ).
Menschen und Tiere entstammen derselben Erde und haben einen Odem, dem sie ihr Leben verdanken (vgl. Hi 34,14-15; Ps 104,29 ), und sie gehen alle an einen Ort, d. h., sie kehren alle zum Staub zurück ( Pred 3,20 ). Daher sagt Salomo, daß der Mensch nichts voraus vor dem Vieh habe, denn beide seien vergänglich ( heBel sollte statt mit eitel mit „vergänglich“ übersetzt werden; vgl. Pred 6,12 und kOl eher mit „sowohl … als auch“ statt mit alles , vgl. Pred 2,14;7,18 ).

Walvoord Bibelkommentar

da möchte man doch fragen: glaubte Salomo wirklich an dies?

Das Judentum nahm diese neue Spiritualität nur langsam auf, da sie zunächst von einer Minderheit übernommen wurde, deren Merkmale sich nicht feststellen lassen. Die älteste Quelle, die den Glauben der Juden an eine unsterbliche Seele dokumentiert, die vom Körper getrennt werden kann und dazu bestimmt ist, nach ihrem Urteil in der Nähe Gottes zu leben, ist das Buch der Wächter, das vor 200 V. CHR. und meiner Meinung nach eher in der späten persischen Zeit verfasst wurde. In den Büchern des jüdischen Kanons ist nie von der Unsterblichkeit der Seele die Rede; Qohelet leugnet sie sogar (Prediger 3,18-21). Der Glaube an eine unsterbliche Seele kehrt jedoch im Buch der Weisheit und in den Schriften des ersten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung in großer Zahl wieder.

Paolo Sacchi – Die Geschichte des zweiten Tempelzeitalters

V 20. In V 20b wird alles noch einmal unter Anspielung auf Gen 2,7.19; 3,19 begründet. Mensch und Tier haben etwas fundamental Gemeinsames: Beide sind aus Staub, und beide kehren zum Staub zurück. Zwar gibt es nach Gen 2,7.19 auch einen Unterschied zwischen Mensch und Tier: Der Mensch trägt – im Unterschied zum Tier – göttlichen Atem in sich (vgl. Ijob 27,3; 32,8; 33,4), doch dieser Unterschied wird in Koh 3,20 zunächst nicht erwähnt. V 21. Erst V 21 greift das Motiv des Atems (רוּחַ) auf. Der Rekurs auf die Tora hat hier offensichtlich die Funktion, die provokative These mit Hilfe »normativer Tradition« plausibel zu machen. Nun ist allerdings die Tora an dieser Stelle nicht eindeutig. Nach Gen 7,15 haben auch die Tiere einen »lebendigen Atem« (רוח חיים; vgl. Gen 6,17; 7,22). So lässt sich V 21 in zweifacher Weise verstehen. Zum einen kann er als Antwort auf einen Einwand verstanden werden, der sich folgendermaßen rekonstruieren läßt: »Der Aussage von der ›Tierebenbürtigkeit des Menschen‹ in V 19–20 lässt sich entgegenhalten, dass der Tier und Mensch gemeinsame Atem nach dem Tode einen je unterschiedlichen Weg einschlägt: Der Atem des Menschen steigt nach oben [zu Gott], der des Tieres in die Unterwelt. Darin zeigt sich die Sonderstellung des Menschen. Er lebt nach seinem Tod bei Gott fort.« Mit der Frage von V 21 »Wer weiß …?« würde Kohelet diese »dogmatische« Ansicht in Zweifel ziehen. Spannung zwischen 3,21 und 12,7b? Bei dieser Interpretation ergibt sich allerdings eine Spannung zu 12,7b. Dort wird nämlich gesagt, dass der Atem (רוּחַ) des Menschen sehr wohl zu Gott zurückkehrt. D. Michel, Qohelet 1988, 167 hat – wie viele andere auch – die Spannung gesehen und als Lösung vorgeschlagen, 12,7 als literarisch sekundär anzusehen. Nun hat A. A. Fischer, Apokalyptik 1998, 347–356 eine Interpretation von 3,21 vorgelegt, die sich spannungslos in die »Eschatologie des (ursprünglichen) Buches« einfügt. Nach A. A. Fischer bezweifelt Kohelet in 3,21 nicht, dass der menschliche Atem nach dem Tode zu Gott aufsteigt. Er bezweifelt lediglich, dass es in dieser Hinsicht einen Unterschied zwischen Mensch und Tier gibt. Positiv formuliert: Auch der Atem der Tiere steigt nach oben in die Höhe, ebenso wie der Atem der Menschen. Es handelt sich nach A. A. Fischer, Apokalyptik 1998, 351 bei V 21 um »zwei koordinierte indirekte Satzfragen, die durch ihren sachlichen Kontrast in ein adversatives Verhältnis gesetzt sind«. Damit steht V 21 in gut alttestamentlicher Tradition, in der die zwei Aspekte alles Lebendigen gesehen werden: Alle Lebewesen, Mensch und Tier, kehren im Tod zum Staub der Erde zurück, wobei jedoch Gott ihren Lebensatem zu sich nimmt (vgl. Ps 104,29; 146,4; Ijob 10,9; 34,14f.; Sir 40,11; Tob 3,6).

Im Hintergrund mögen volkstümliche Vorstellungen stehen. Die griechische Version übersetzt רוּחַ in 3,21 mit πνεῦμα. Im Phaidon stellt Kebes die Ansicht, dass die Seele (ψυχή) des Menschen nach seinem Tode den Körper »wie ein Lufthauch (πνεῦμα) oder Rauch (καπνός) verläßt«, in Frage (70a). Der Stoiker Zenon machte sich die volkstümliche Ansicht zu eigen, dass der Stoff, der beim Tod den Körper verlässt, die Seele sei. Diese definierte er als Pneuma, das aus Feuer und Luft besteht (M. Pohlenz, Stoa I 61984, 74). Sie lebt nach dem Tode weiter, ist aber nicht unsterblich. Das Pneuma von Mensch und Tier unterscheidet sich durch eine unterschiedliche Zusammensetzung. Das Pneuma des Menschen ist reiner und leichter als das der Tiere (M. Pohlenz, Stoa I 61984, 83; 95). Für Cicero, Tusculanae disputationes I, 40 war klar, »daß die Seelen, wenn sie den Körper verlassen haben, sich nach oben bewegen, mögen sie luftartig, also hauchartig, oder flüssig sein« (vgl. ebd. I, 43; vgl. M. P. Nilsson, Griechische Religion II 41988, 279; 362). Ähnliche Anschauungen mögen im Hintergrund von Koh 3,21 stehen. Auch die Skeptiker bedienten sich im Rahmen ihres Programms der Entwertung alles Unverfügbaren einer Koh 3,18–21 vergleichbaren Argumentationsstrategie, indem sie Mensch und Tier miteinander gleichsetzten: »Zum Überfluss vergleichen wir jedoch auch noch die sogenannten vernunftlosen Lebewesen mit den Menschen hinsichtlich ihrer Vorstellungen. Denn wir verschmähen es nicht, nach den wirksamen Argumenten, die aufgeblasenen und selbstgefälligen Dogmatiker noch zu verspotten. Bei uns nun pflegt man mit dem Menschen einfach die Masse der vernunftlosen Tiere zu vergleichen« (Sextus Empiricus, Grundriss der pyrrhonischen Skepsis I, 62).

Carpe diem als Ruf in die Gegenwart. In Koh 3,18–21 geht es nicht um eine entfaltete Eschatologie. Die Pragmatik des Textes ist eine andere. Sie ist auf das Carpe-diem-Motiv hingeordnet, wie der Abschluss der Perikope in V 22 nur allzu deutlich zeigt. Die hochkomplexe und provokative Argumentation will vermeintliche Gewissheiten bezüglich einer postmortalen Existenz erschüttern, um den Menschen so für jenen Ruf zu öffnen, V 22. der aus der Gegenwart kommt und in sie hineinführt. Dies zeigt sich im folgenden V 22. Eingeleitet mit וְרָאִיתִי »da sah ich ein« zieht Kohelet hier die Konsequenz aus den vorangehenden Beobachtungen und Überlegungen. Die Texteinheit gelangt hier an ihr Ziel: der Bestimmung dessen, was »gut«, was Glück (טוֹב) für den Menschen ist. Glück findet der Mensch in der Freude »bei seinem Tun«. Mit der Bestimmung »bei seinem Tun« scheint im vorliegenden Kontext der Blick gewissermaßen vom Himmel weg auf die Erde gelenkt zu werden. Es gibt so etwas wie eine fehlgeleitete Form von Eschatologie. Das Gut, auf das der Mensch hin angelegt ist, lässt sich nicht an den Dingen dieser Welt, am »menschlichen Tun« vorbei gewinnen. Zugleich scheint mit der Angabe »bei seinem Tun« über 3,12 (בְּחַיָּיו »in seinem Leben«) hinausgehend angedeutet zu sein, dass die Freude, zu der das Buch aufruft (11,9), eine Art Grundgestimmheit meint, die alles Tun des Menschen durchdringen soll (vgl. 9,7–10; 11,8). Von der aristotelischen Tugendlehre herkommend könnte man von einem Habitus sprechen: Hinsichtlich der Näherbestimmung von Glück setzen die Angaben »in seinem Leben« (3,12) und »bei seinem Tun« (3,22) einen doppelten Akzent: einen »räumlichen« und einen »zeitlichen«. »Räumlich« gesehen geht es um ein Glück »unter der Sonne« – in Abgrenzung von einem falsch verstandenen »Jenseits«; »zeitlich« gesehen geht es um ein gegenwärtiges Glück – in Absetzung von einer der Erfahrung entzogenen Zukunft. Letzteres wird in V 22 unmissverständlich deutlich, wenn hier das Carpe-diem-Motiv mit der rhetorischen Frage nach der Erkennbarkeit der Zukunft begründet wird (כִּי): »Wer könnte ihn [den Menschen] dahin bringen, zu erkennen, was nach ihm sein wird?« Die Frage bezieht sich unmittelbar auf 3,16–21, aber darüber hinaus auch auf die in 2,13–2,23 kritisierten, auf einen bleibenden Gewinn abzielenden Lebensauffassungen zurück. Ihnen allen war gemeinsam, dass sie einen die individuelle Existenz überdauernden Gewinn zu erlangen versprachen. Ihnen ging es um ein »danach«: Dem Reichen (König) in der Weitergabe seines Besitzes an seinen Erben, dem Weisen (König) in der ruhmvollen Erinnerung nachfolgender Generationen, dem Frommen im Weiterleben nach dem Tod. Mit einer differenzierten Argumentationsstrategie versucht Kohelet, ein solches »danach« in Zweifel zu ziehen. Es geht Kohelet also nicht – was häufig übersehen wird – um eine grundsätzliche Leugnung eines Weiterlebens nach dem Tode. Kohelet vertritt nicht die Lehre vom absoluten Tod (vgl. L. Schwienhorst-Schönberger, Vertritt Kohelet die Lehre vom absoluten Tod? 2003). Wie der weitere Argumentationsgang des Buches zeigen wird, kennt Kohelet durchaus so etwas wie Eschatologie (vgl. 12,7b), allerdings eine Eschatologie, die sich aus der Verheißung der Gegenwart ergibt. Selbst wenn man V 21 im traditionellen Sinn (»Auch der Atem des Menschen steigt hinab in die Erde«) versteht, so würde der Vers wohl einen echten Zweifel ausdrücken (so auch F. Delitzsch 272: »wer weiß« schließt »nicht jederlei Wissen, sondern nur ein sicheres, auf zwingenden Gründen beruhendes aus«). Ein ähnlicher Gedankengang findet sich bei Aristoteles. Im Zusammenhang mit der Frage, ob die Toten noch in irgendeiner Weise vom Glück oder Unglück der Lebenden betroffen werden können, äußert er den echten Zweifel, »daß man bezüglich der Verstorbenen im Ungewissen darüber ist, ob sie an den Gütern und Übeln dieses Lebens noch Anteil haben« (eth. Nic. 1101a.b). Versteht man aber, wie hier vertreten, V 21 mit A. A. Fischer, Apokalyptik 1998, 351 als »zwei koordinierte indirekte Satzfragen, die durch ihren sachlichen Kontrast in ein adversatives Verhältnis gesetzt sind«, dann geht es einfach um die Gleichstellung von Mensch und Tier hinsichtlich des beiden bevorstehenden Todes.

Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament

Nun erfolgt die Begründung für V. 18. Der Mensch ist der übrigen Schöpfung und damit auch dem Vieh letztlich völlig gleichgestellt. Das gemeinsame Widerfahrnis ist der Tod. Der gemeinsame Geist ist die von Gott in die tote Materie gegebene Lebendigkeit. Der gemeinsame Ort, zu dem Mensch und Vieh gehen, ist der Raum des Todes, das Grab bzw. die Scheol, und andererseits wieder die tote Materie: Staub. Nirgnds sonst in der Bibel wird das Todesgeschick des Menschen so offen und radikal dargestellt. Hier erfährt er seine ganze, totale Ohnmacht, tatsächlich ein grundsätzlich hilfloses Ausgeliefertsein, das nicht nur kommt und geht wie die anderen Widerfahrnisse seines Lebens. Wer diese Wirklichkeit ohne den Blick des Vertrauens auf Gott wahrnimmt, muß erschrecken und verzweifeln: Alles ist ein Nichts!
[21] Mit der Schlußfrage Wer weiß leitet Kohelet wieder zur abschließenden Einsicht (V. 22) über. Der Geist des Menschen und der Geist des Viehs meinen wie V. 19 das von Gott in die tote Materie gesetzte Leben. Mit dem Tod weicht das Leben. Gott nimmt es zurück (Ps 104,29f). Mensch und Tier ist damit eine (geschöpfliche) Grenze gesetzt. Unter dem Geist des Menschen kann man darüber hinaus aber auch dessen Tatkraft, seinen Willen, seine Gesinnung und Einstellung verstehen. Sogar seine Einsichtsfähigkeit, also auch sein Verstand steht damit in Verbindung (Hi 32,8). Der Geist des Menschen ist deshalb auch das vorrangige Medium der Kommunikation mit Gott (vgl. Röm 8,16). Darin unterscheidet sich der Mensch deutlich vom Tier. Aber um diesen Unterschied geht es hier wahrscheinlich nicht, wenn die Frage gestellt wird, ob der Geist des Menschen mit dem Ableben nach oben, also zu Gott geht, und der des Viehs hinunter zur Erde, sich also »in Staub auflöst«.
Die Übersetzung und damit auch die Auslegung dieses Verses ist umstritten. In Anlehnung an Pred 12,7 sowie Ps 49,1–13.14–20 und Ps 73,16–22 setzen manche Übersetzungen und Ausleger voraus, daß Kohelet einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Mensch und Tier nach dem Tod mache. Der hebr. Wortlaut wird dann so wiedergegeben: »Wer kennt den Geist des Menschen, der nach oben steigt, und den Geist des Viehs, der nach unten zur Erde steigt?« Offensichtlich haben die Masoreten mit ihrer Vokalisierung den Text so interpretiert. Geht man jedoch nur vom Konsonantentext aus, erscheint die Frageform »Wer weiß, ob …« plausibler, so wie es auch von LXX und anderen alten Handschriften und Auslegern schon vor den Masoreten verstanden wurde. Die Entscheidung über die richtige Übersetzung darf auch nicht zuerst an der Frage der Zulässigkeit oder Unzulässigkeit einer implizierten Lehrvorstellung fallen. Das Interesse der alten Weisheitslehrer lag nicht in der Erstellung eines dogmatischen Lehrgebäudes, sondern in der Sammlung und Weitergabe von Erfahrungen und Beobachtungen, mit denen die Lebenswirklichkeit beschrieben wird.
Wie aber ist die festgestellte Übersetzung nun sinngemäß zu verstehen? Dazu muß der Zusammenhang berücksichtigt werden. Dabei zeigt sich, daß Kohelet tatsächlich voraussetzt, daß mit dem Tod eben nicht alles aus ist (3,17; 12,7). Der Mensch hat sich vor Gott zu verantworten. Es gibt ein Gericht (V. 17). Nur über das Wie macht sich Kohelet keine Gedanken, weil auch dies »ein Nichts« wäre (V. 22). Demnach ist die Frage nicht so zu verstehen, ob sich Mensch und Vieh nach dem Tod nur wohlgefällig in Staub auflösen würden und der Mensch sich also nicht verantworten müsse. Vielmehr redet hier der Mensch ohne Gott, der sich nur »für sich selbst« (V. 18) betrachtet und im Vergleich mit dem Vieh zu der Einsicht kommt und kommen muß, letztlich gebe es bis in den Tod hinein keinen Unterschied. Was lohne es sich dann, sich anzustrengen. Die sich daraus ergebende Verunsicherung soll nun nicht zur Verzweiflung, sondern zum Vertrauen führen. Das erkennen zu lassen, ist gerade Gottes Absicht (V. 18), um so den Menschen neu in Beziehung zu Gott und damit zur Freude und Dankbarkeit zu bringen (V. 22). Die Linie führt konsequenterweise von hier weiter zum Todesüberwinder Jesus Christus.

Die Unterscheidung zwischen Mensch und Tier im Tod darf auch nicht von vornherein so verstanden werden, als ob die Richtung nach oben (zu Gott) beim Geist des Menschen in Frage gestellt würde. Dies wird gerade durch 12,7 verneint. Vielmehr kann die Frage auch so aufgefaßt werden: Was hat der Mensch vor dem Tier für einen Vorzug, wenn auch dessen Geist zu Gott käme? Das Seufzen und Warten der Kreatur auf die Erlösung (Röm 8,18ff) macht deutlich, daß es da letztlich keinen Unterschied gibt. Dieser liegt vielmehr in der Stellung des Menschen über die Schöpfung, in die Gott ihn gesetzt hat (1Mo 1,26–28), seine besondere Beziehung zu Gott und die damit verbundene Menschenwürde. Der Mensch, der nur an sich denkt und damit seiner Schöpfungsverantwortung nicht nachkommt, entspricht nicht dem Bild Gottes.

Wuppertaler Studienbibel

Wort Gottes = Christus? – II

Demnach ist der Glaube aus dem Gehörten, das Gehörte aber durch Rede Christi.
Das neue Testament – Grundtextnah übersetzt von W. Einert – Römer 10,17

ergänzent zu den vielen Übersetzungen 2020 heute ein paar weitere Kommentare zu diesem Vers aus Römer:

Der Apostel kommt zu der Schlußfolgerung, daß der Glaube aus der Verkündigung ist und die Verkündigung aus dem Wort Gottes. Der Inhalt des Glaubens wurde in diesem Kapitel auf verschiedene Weise dargelegt (siehe Verse 4, 6, 8, 9 und 10). Jetzt wird das Mittel erklärt, wie dieser Inhalt zu den Menschen gelangt: durch die Verkündigung, und die Verkündigung geschieht durch das Wort Christi (nach Menge, Albrecht, Zürcher, Schlatter u.a.; Elberf, Luther und Schlachter verwenden die Lesart »Wort Gottes«). Das kann das Wort der Botschafter über Christus bedeuten, oder aber es bedeutet, daß Christus durch Seine Botschafter spricht. Beide Bedeutungen sind möglich. Die Betonung liegt nicht auf den Verkündigern, sondern darauf, was die Zuhörer über bzw. von Christus hören. Dieses Wort veranlaßt sie zum Nachdenken über ihre Stellung vor Gott.
    Dieser Vers ist deshalb besonders wichtig, weil er drei für das Verständnis dieses Kapitels elementare Dinge nennt: Glaube, Verkündigung und das (gesprochene) Wort Christi (bzw. Gottes, s.o.). Wir erfahren, daß der Glaube aus ( ek ) dem »Hören« (Schlatter u.a.) bzw. der Verkündigung »kommt«, während das Hören »durch« ( dia ) das Wort Christi ist. Daraus schließen wir: Wenn die göttliche Wahrheit der Seele vorgestellt wird – in diesem Fall über Christus und Seine Auferstehung – »kommt« oder ergibt sich aus diesem Umstand Glaube. Nur wenn Gott handelt und eine »Verkündigung« an den Menschen richtet, kann der Mensch in seinem Sinn annehmen, daß diese Verkündigung von Gott stammt, und so kann Glaube entstehen. Wie dieses Werk Gottes zustande kommt, beschreibt Paulus nicht; er stellt nur heraus, daß rein menschliche Mitteilungen keine »Verkündigung« sind: Die Verkündigung ist durch das gesprochene Wort ( rhêma ) Christi. So erwartet Paulus, daß der Prediger die Aussprüche Gottes verkündet und die Botschaft Christi mündlich weitergibt. Dieses gesprochene Wort Gottes wird durch Glauben angenommen; daher ist es nach V. 8 »das Wort des Glaubens«.
    Da die Zeichen und Wunder, die der Herr unter dem jüdischen Volk tat, nicht in einem Winkel geschahen, hatten die Juden keine Entschuldigung. Ständig hatten sie Zeichen gefordert, und wenngleich der Herr nicht auf ihre Forderungen einging, so war doch der Beweis, daß Er von Gott gekommen war, durch Seine Worte und Taten stets gegenwärtig und konnte von allen geprüft werden. Die Botschaft, die nach Seinem Tod und Seiner Auferstehung verkündet wurde, war kein menschliches Flickwerk, sondern trug dieselbe Autorität wie die apostolische Botschaft vor der Kreuzigung. Gott stand hinter diesem Wort. Der Heilige Geist erwies sich darin in Kraft. Viele wurden zum Reich Gottes hinzugetan, die weder Privilegien noch irdische Auszeichnungen hatten. Doch die Nation, der die Botschaft zuerst angeboten wurde, blieb verstockt. Wie der ältere Bruder des verlorenen Sohns entschlossen sie sich, draußen zu bleiben.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Nachdem die Vorstellung von einem Glaubensautomatismus unter der Predigt abgewiesen ist, kann Paulus über die Entstehung des Glaubens zwei Sätze aufstellen: Folglich: Der Glaube aus der Botschaft. Bevor der Glaube kommt, kommt die Botschaft (s. Anm. zu V. 16), der Glaube ist Annahme der Botschaft. Aber die Botschaft durch das Wort Christi. Hinter dem Mund des Boten steht der Mund des auferstandenen Christus.

Wuppertaler Studienbibel

Wo kein Gehorsam ist, da ist kein Glaube. Der Glaube aber kommt aus dem Hören. Im Griechischen gehören alle drei Begriffe zu der gleichen Wortfamilie: Gehorsam, Hören und Predigt. Die gewohnte Wiedergabe mit „Predigt“ engt zu sehr auf die kirchliche Predigt ein. Wir übersetzen deshalb diesen Kernsatz: „So ist der Glaube aus der hörbaren Botschaft, diese aber durch die Botschaft Christi.“ Der Glaube entsteht am Wort und sonst nirgends. Das ist unverzichtbare Grundlage christlicher, evangelischer Lehre. Wie Luther in der Erklärung zum 3. Glaubensartikel sagt: „Sondern der Heilige Geist hat mich durchs Evangelium berufen…“ Wer anders lehrt, lehrt einen falschen Glauben. Gerade hier haben wir heute sehr genau auf den Apostel zu hören. Die schwärmerische Verführung beruft sich oft auf besondere persönliche Offenbarungen und weniger auf „das Wort Christi“. Das ist ungesunder Glaube, ja führt in den Irrglauben. Unser Glaube hängt am Wort Christi; dort ist sein Wurzel- und Mutterboden. Nur dort kann er wachsen, denn allein das biblische Wort hat glaubenschaffende Kraft (vgl. Röm 1,16). Alles andere sind Scheinblüten.

Edition C

Die Erläuterung, wie es zum Glauben an den Messias Jesus kommt, wird mit einem begründenden Satz (ἄρα [ara]) abgeschlossen: der Glaube kommt aus der Botschaft, die Botschaft aber aus dem Wort des Messias. Der Glaube (ἡ πίστις [hē pistis]) kommt aus der Botschaft (ἀκοή [akoē]), in der das Evangelium vom Messias Jesus zu Gehör gebracht wird.

Manche, vor allem englische Übersetzungen geben ἀκοή V. 17 mit „Hören“ wieder (NASB: „So faith comes from hearing, and hearing by the word of Christ“; vgl. ESV, NLT); GN und NGÜ übersetzen das erste ἀκοή mit „Hören der Botschaft“, GN das zweite ἀκοή mit „Botschaft“, während NGÜ beide Satzhälften zu einer Aussage verschmilzt („Wie wir gesehen haben, setzt der Glaube das Hören der Botschaft von Christus voraus“; in einer Anm. werden mehrere Übersetzungsvarianten angeboten). Dunn argumentiert, dass die Bedeutung von ῥήμα („das Wort, das wir predigen“) für ἀκοή die Bedeutung „Hören“ geradezu erfordert; er meint, die damit notwendige Unterschiedlichkeit der Bedeutung von ἀκοή in V. 16.17 erkläre sich durch die Ausnutzung der semantischen Breite des Wortes. Die meisten Ausleger verstehen ἀκοή V. 17 wie in V. 16 im Sinn von „das Gehörte, die Botschaft“. Paulus formuliert allgemein; es ist nicht notwendig, die Verbindung von πίστις und ἀκοή V. 17 mit der Verbindung von πιστεύω und ἀκούω zu koordinieren. Die Zuordnung von ῥήμα und ἀκοή in V. 17 ist kein Problem, wenn man ῥήμα nicht als „Botschaft“ versteht, mehr oder weniger identisch mit ἀκοή, sondern als Vokabel, die „Wort“ und „Sache“, „das Gesagte“ und „die Angelegenheit“ gleichzeitig bedeutet und hier das Evangelium selbst bezeichnet.

Und die Botschaft kommt „aus dem Wort des Messias“ (διὰ ῥήματος Χριστοῦ [dia rhēmatos tou Christou]; zu ῥήμα s. 10,8). Wenn man den Genitiv als gen. subjectivus interpretiert, spricht Paulus vom Reden und Handeln des Messias im Wort des Glaubens, vom Wort des erhöhten Herrn, das sich in der apostolischen Predigt manifestiert. Möglich, aber eher unwahrscheinlich ist die Auslegung im Sinn des Auftragsworts Jesu, der seine Jünger aussendet und so den Prozess der Verkündigung der Botschaft in Gang setzt, der im Glauben zur Vollendung kommt. Im Anschluss an V. 8, wo das Wort ῥήμα dem Zitat Deut 30,13 LXX entnommen wurde, ist ein Verständnis im Sinn eines gen. objectivus plausibler: Paulus spricht von dem Wort, das den Messias zum Inhalt hat. Das „Wort des Messias“ ist das Evangelium von der Heil schaffenden Offenbarung Gottes, der durch den Sühnetod und die Auferstehung und Erhöhung des Messias Jesus den Sündern aus Juden und Heiden Gerechtigkeit erweist und Rettung schafft. Dieses „Wort“ wird in der Botschaft verkündigt, die die Boten des Messias in das jüdische Volk getragen haben. Auch bei dieser Interpretation kommt dem Messias Priorität zu: Der Messias hat das Heil erwirkt – die Boten tragen die Botschaft, in der es um den Messias geht, zu den Menschen – die Menschen hören die Botschaft und kommen zum Glauben an den Messias.

Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament

Ein klarer Verweis auf Jahwe wäre eine große Hilfe, denn bei allen Versen, die sich auf „den Herrn“ beziehen, ist unklar, ob Christus oder Gott (Jahwe) gemeint ist. So ist z. B. das Zitat von Petrus (in Apostelgeschichte 2,34) von David: „Der Herr sprach zu meinem Herrn“, unklar, bis man das hebräische Original (Ps. 110,1) liest: „Jahwe sagt zu meinem Adonai.“ Solche Verse, die das Alte Testament zitieren, würden klarer werden, wenn JHWH (das Tetragramm) im Neuen Testament verwendet würde.
Ein weiteres Beispiel ist Römer 10,16, wo Jesaja 53,1 zitiert wird: „Herr, wer hat unserem Bericht geglaubt?“ „Herr“ scheint sich auf Christus zu beziehen, denn „das Wort Christi“ ist eine Lesart, die in den jüngsten neutestamentlichen Texten von Vers 17 auftaucht, obwohl viele der alten Zeugen „das Wort Gottes“ haben. Tatsächlich kommt das Wort Herr im hebräischen Text von Jesaja 53,1 nicht vor, obwohl es im griechischen Text, den Paulus zitiert, als κυριε auftaucht. Da dieses Wort in den christlichen Kopien der Septuaginta zu einem Ersatz für JHWH wurde, ist es naheliegend anzunehmen, dass sich κυριε in der Septuaginta von Jesaja 53,1 auf JHWH bezieht. Es hat sich zweifellos von einem frühen hebräischen Lemma (in Kommentaren die Darstellung eines Textes vor seiner Erörterung) in die Septuaginta eingeschlichen, was zu dem Schluss führte, dass der im zweiten Teil von Jesaja 53,1 erwähnte JHWH die Person ist, die im ersten Teil des Verses angesprochen wird. Da es sich bei diesem Vers um eine Schrift und nicht um einen Kommentar handelt, hätte die jüdische Schreiberpraxis die Verwendung von „Jahwe“ und nicht von „Adonai“ vorgeschrieben. Der Vers hätte dann gelautet: „Jahwe, wer hat unserem Bericht geglaubt?“ So hätte Paulus die Septuaginta verstanden. Entgegen der gängigen Textkritik müsste die Lesart in Römer 10:17 also wahrscheinlich „das Wort Gottes“ und nicht „das Wort Christi“ sein. Rudolf Bultmanns Argument, dass „der unveränderte Ausdruck ‚der Herr‘ im jüdischen Sprachgebrauch (und damit auch in Jes 53,1a) nicht denkbar“ sei wird nun durch mehrere palästinensisch-aramäische Texte widerlegt, die das Wort Mare oder Marya („Herr“) als Titel für Gott verwenden. Die vorchristlichen Juden bezeichneten Gott also in einem absoluten Sinn als „den Herrn“.

Überprüfung der neuen Weltübersetzung 2013 der Zeugen Jehovas: Untersuchung der Geschichte der Wachtturm-Übersetzung und der neuesten Revision