Schlagwort: Gott

„Gott, du sprengst total den Maßstab!“ – II

Sprechen werden all meine Gebeine:
O DU, wer ist dir gleich,
der den Gebeugten errettet
vor dem, der stärker als er ist,
den Gebeugten, den Dürftigen
vor seinem Berauber!
Buber & Rosenzweig – Psalm 35,10

Mein ganzer Mensch soll sagen: »HERR, wer ist wie du?« Du rettest den Elenden vor dem, der ihm zu stark ist, den Armen und Unterdrückten vor dem, der ihn ausraubt.
Roland Werner – Das Buch – Psalm 35,10

In Vers 10 ist „all my bones“ eine Art, „mein ganzes Wesen“, „mein ganzes Selbst“ zu sagen. Im Englischen ist „all my bones“ kein natürlicher Ausdruck, aber die meisten englischen Übersetzungen verwenden ihn. FRCL hat „From the depths of my being“, und SPCL und TEV haben „with all my heart“.
Die rhetorische Frage in Vers 10: „Wer ist wie du?“ ist eine Art zu sagen: „Es gibt keinen wie dich“ (TEV).
Das hebräische Wort für die Schwachen bedeutet die Armen, die Unterdrückten, die Hilflosen (siehe Kommentare zu demselben Wort, das mit „Bedrängte“ übersetzt wird, in 9:12); „der Starke“ (TEV) bedeutet „derjenige, der zu stark für ihn ist“, was implizit bedeutet, dass sie die Armen überwältigen.
Das hebräische Wort für „befreien“ bedeutet „dem Unterdrücker entreißen“; TEV „schützen“. In einigen Sprachen ist es notwendig, deutlich zu machen, was der Herr beschützt, z. B. „du beschützt die Schwachen, wenn die Starken sie missbrauchen“ oder „du verhinderst, dass die Starken den Schwachen schaden“.
Die Schwachen und die Bedürftigen sind hier Synonyme, wobei schwach wiederum „arm“ bedeutet; siehe 12:5, wo sie ebenfalls als Synonyme verwendet werden, übersetzt „arm“ und „bedürftig“.
Derjenige, der ihn beraubt, ist einer, der die Schwachen ausbeutet und unterdrückt. Das hebräische Verb ist anschaulich und bedeutet „abreißen“; in Micha 3,2 wird anschaulich beschrieben, wie gewalttätige Ausbeuter ihren Opfern die Haut „abreißen“. Hier wird man manchmal sagen müssen: „Du hinderst die Mächtigen daran, die Armen auszubeuten“ oder „Du beschützt die Armen, wenn die Reichen sie schlecht behandeln“.

Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

David hat in diesem Vers zwei Bilder miteinander verbunden 1-das Gericht („meine Sache vertreten“; siehe 43:1; 74:22; Jer. 2:9; Micha 6:1) und das Schlachtfeld. Saul wählte das Schlachtfeld, aber David wandte sich an den Herrn und bat ihn, Anwalt und Richter in dem Streitfall zu sein. „Der Herr ist ein Mann des Krieges“ (24,8; 45,3-5; 2. Mose 15,3; Jos. 5,13-15), wenn Saul also einen Kampf wollte, würde Gott die Herausforderung annehmen (siehe 18,25-27). Da David selbst Soldat war, stellte er sich den Herrn in einer Rüstung vor und wie er seine Waffen führte. Der Buckler war ein großer Schild, der den größten Teil des Körpers bedeckte. Der Feind hasste David (V. 19), logen über ihn (V. 11), verfolgte ihn (V. 2) und wollte ihm schaden und ihn töten (Vv. 4, 26), so dass der Konflikt eine Frage von Leben und Tod war; aber es gab keinen gerechten Grund für diesen Widerstand. (Siehe Vv. 7, 19; 38:19; 69:4; 109:3; 119:78, 86, 161.)
David bat den Herrn, ihm den Weg zu versperren und sich zwischen ihn und Saul und seine Armee zu stellen (V. 3), so wie er es beim Exodus getan hatte (Ex 14,19ff). Dann bat er den Engel des Herrn (34:7), den Feind zu verwirren, ihn umzudrehen und ihn zu verfolgen (V. 4). Dies würde zu ihrer Schande, Niederlage und schließlich zu ihrer Vernichtung führen (V. 8). In Vers 26wiederholte er das Gebet aus Vers 4. David erwähnte häufig, dass er ein Mann war, auf den ein Preis ausgesetzt war (37:32; 38:12; 40:14; 54:3; 63:9; 70:2), und so ist es kein Wunder, dass er den Herrn um ein besonderes Wort der Zusicherung bat (V. 3; 27:1-3). Angesichts der himmlischen Armee Gottes waren Saul und seine Männer wie Spreu: schwerelos, wertlos, wehrlos und harmlos. (Siehe 1:4; 83:13; Jes. 17:13; 29:5; Dan. 2:35; Mt. 3:12). Sie würden versuchen, auf den rutschigen Bergpfaden zu laufen, und in der Dunkelheit in den Tod stürzen oder in eine ihrer eigenen Fallen tappen (V. 7-8). Bei diesen Fallen handelte es sich wahrscheinlich um Gruben mit Netzen darüber, die mit Zweigen und Blättern bedeckt waren. Saul behandelte David wie ein Tier, aber Saul und sein Heer waren die Tiere (Vv. 15, 17, 25).
In diesem Psalm schloss David an jede seiner drei Bitten ein Loblied auf den Herrn an (V. 9-10, 17-18 und 27-28), was zeigt, dass es sein großes Anliegen war, ihn zu preisen. Davids Freude galt der Rettung durch Gott, für die nur Gott die Ehre erhalten konnte. Sein ganzes Wesen („mein ganzes Gebein“; vgl. 51,8) würde dem Herrn danken und ihn loben. „Wer ist wie du?“ (v. 10) erinnert uns an Israels Triumphlied nach dem Exodus (Ex 15,11). David wusste, dass Gott ihn zum König Israels auserwählt hatte und dass seine größte Aufgabe darin bestehen würde, das Reich zu vereinen und zu stärken und das Volk zu Gott zurückzuführen. Israel hatte eine wichtige Aufgabe in der Welt zu erfüllen, und Davids Führung war unerlässlich.
In diesem Psalm schloss David an jede seiner drei Bitten ein Loblied auf den Herrn an (V. 9-10, 17-18 und 27-28), was zeigt, dass es sein großes Anliegen war, ihn zu preisen. Davids Freude galt der Rettung durch Gott, für die nur Gott die Ehre erhalten konnte. Sein ganzes Wesen („mein ganzes Gebein“; vgl. 51,8) würde dem Herrn danken und ihn loben. „Wer ist wie du?“ (v. 10) erinnert uns an Israels Triumphlied nach dem Exodus (Ex 15,11). David wusste, dass Gott ihn zum König Israels auserwählt hatte und dass seine größte Aufgabe darin bestehen würde, das Reich zu vereinen und zu stärken und das Volk zu Gott zurückzuführen. Israel hatte eine wichtige Aufgabe in der Welt zu erfüllen, und Davids Führung war unerlässlich.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Bevor endgültige Rettung stattfindet, wendet Gott sich dem Bedrängten auf wunderbare Weise zu, was sich in dem vorweggenommenen Jubel zeigt, der einmal ganz den Beter erfüllen wird: Aber meine Seele soll jubeln in Jahwe. Der ganze Mensch ist davon erfüllt, die Gebeine nehmen den Jubel des Herzens wie eine Echowand auf. Deutlich wird, das dieses Loben mehr ist als eine sprachliche Äußerung; vielmehr ist Jubeln ein neues Sein in Jahwe. Aus diesem als Wunder empfundenen Sein in Gott wird die staunende Bewunderung geboren: Jahwe, wer ist wie du? Im Loben wird Gott unvergleichbar, denn neben Gott kann man zur gleichen Zeit nicht noch eine andere Gottheit großartig finden. Liebevoll drängt Gott die Lobenden zur Ausschließlichkeit und Kompromißlosigkeit. Doch auf der anderen Seite wird vor der Unvergleichlichkeit Gottes auch der kühnste Beter ein Elender und Armer, weil seine Lage augenscheinlich aussichtslos bleibt.

Wuppertaler Studienbibel

Der Herr hat sich stets für die Armen interessiert, um ihnen zu helfen. Christen sollten gleich eingestellt sein. David wusste, dass Gott seine Gunst nicht dem Bedrücker der Armen erwies, denn er sagte: „Alle meine Gebeine werden sagen: Jehova, wer ist wie du! der du den Elenden errettest von dem, der stärker ist als er, und den Elenden und Armen von dem, der ihn beraubt.“ (Psalm 35:10) Davids ganzer Körper, ja selbst seine Gebeine äusserten sich in der Lobpreisung seines Schöpfers, weil Gott am Armen ein liebendes Interesse hat. Zu wissen, dass Jehova den Armen vor dem Bedrücker, dem Starken, dem Reichen und Mächtigen beschützen wird, ist bestimmt ein Trost. Gute Menschen werden dem Armen helfen. „Wer den Armen bedrückt, lästert dessen Schöpfer; dagegen ehrt ihn, wer sich des Armen erbarmt.“ (Sprüche 14:31, Henne) Die Armen lieben das Leben ebenso wie alle andern. Warum ihnen Leiden zufügen und sie ihrer Habe berauben?
Der Mensch wurde zum Freisein erschaffen und damit ihm vergönnt sei, die vielen Dinge zu gebrauchen, die Gott für sein Wohl erschaffen hatte. Wenn ein Mensch etwas liebt, das ein anderer Mensch besitzt, sollte er es nicht begehren. Es ist genug vorhanden von allem in der Welt, damit jeder genügend habe. Die Ansammlung irdischen Vermögens und irdischer Besitztümer ist nicht das wirklich Grosse im Leben.

Wachtturm Februar 1950

weitere Gedanken 2020

Seid immer frohen Mutes! – II

Kennzeichen eines Lebens mit Gott
Freut euch, was auch immer geschieht! Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen! Dankt Gott in jeder Lage! Das ist es, was er von euch will und was er euch durch Jesus Christus möglich gemacht hat. (- oder von euch will, die ihr Jesus Christus gehört. Wörtlich von euch will in/durch Christus Jesus.)
Neue Genfer Übersetzung – 1.Thess 5,16–18

Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlaß, sagt in jeder Lage Dank, denn so will es Gott von euch in Christus Jesus.
Menge 2003 – 1.Thessalonicher 5:16–18

weitere Übersetzungen und auch Kommentare 2020

In 1Thessalonicher 5:13-22 wird uns allen auch der gute Rat gegeben: „Seid friedsam miteinander. . . . Weist die Unordentlichen zurecht, redet bekümmerten Seelen tröstend zu, steht den Schwachen bei, seid langmütig gegen alle. . . . Freut euch allezeit. Betet unablässig. Sagt Dank in Verbindung mit allem. . . . Vergewissert euch aller Dinge; haltet an dem fest, was vortrefflich ist.“ Bemühen wir uns stets, das zu tun!

Wachtturm 1.November 1976

Die gute Botschaft, die Paulus in seinen Briefen an die Thessalonicher behandelt, sollte uns anregen, im Dienste Gottes hart zu arbeiten, nach einem hohen Sittenmaßstab zu leben, ja mit Ausharren in unserem christlichen Leben die Freude, das Gebet, die Dankbarkeit und das Geistiggesinntsein zu pflegen, wodurch wir uns anderen innerhalb und außerhalb der Versammlung des Volkes Jehovas empfehlen werden (1Thessalonicher 5:16-23).

Wachtturm 15.April 1983

Sich freuen“ bedeutet Freude empfinden und zum Ausdruck bringen; es bedeutet nicht, ständig in Hochstimmung zu sein. Die entsprechenden Verben der in der Bibel gebrauchten hebräischen und griechischen Wörter für „Freude“, „Jubel“ und „Frohlocken“ bringen beides zum Ausdruck, sowohl das innere Gefühl der Freude als auch die Art und Weise, wie sie sich nach außen hin zeigt. Christen werden ermuntert: „Fahrt fort, euch zu freuen“ und: „Freut euch allezeit“ ( 2Korinther 13:11; 1Thessalonicher 5:16).
Aber wie kann man sich allezeit freuen? Das ist möglich, weil wahre Freude eine vom Geist genährte Eigenschaft ist, die tief im Innern wurzelt, eine Herzenseigenschaft ( 5Mose 28:47; Sprüche 15:13; 17:22). Sie ist eine Frucht des Geistes Gottes, die Paulus gleich nach der Liebe anführt (Galater 5:22). Als Herzenseigenschaft ist sie nicht von äußeren Dingen abhängig, nicht einmal von unseren Brüdern, sondern von Gottes heiligem Geist. Und sie entspringt der tiefen inneren Befriedigung, zu wissen, daß man die Wahrheit hat, die Königreichshoffnung, und daß man das tut, was Jehova gefällt. Freude ist also nicht lediglich ein Wesenszug, mit dem man geboren wird; sie gehört zur „neuen Persönlichkeit“, zur Gesamtheit der Eigenschaften, durch die sich Jesus Christus auszeichnete (Epheser 4:24; Kolosser 3:10).

Wachtturm 15.Dezemer 1991

Es geht doch! Letzteres ist die richtige Richtung! Freude ist nicht durch Mühe und harte Arbeit möglich – sondern nur durch die Hilfe, durch den Geist Jehovahs!

Ist aber das Dritte, was Gott an uns sehen will, nicht tatsächlich etwas Unmögliches: „In allem dankt“? Wird es nicht zum Krampf, wenn nun die Thessalonicher bei allem „Danke!“ sagen, auch da, wo ihr Herz nur „Nein!“ schreit? Aber eben dies steht hier zur Frage, ob es noch Erfahrungen unseres Lebens geben muß, die wir nur verneinen und in nichts mehr bejahen können? Es ist doch nicht so, daß hier von der sicheren Höhe eines leichten Lebens aus andern „erbaulich“ ein frommer Rat gegeben wird. Sondern die dies schreiben, kannten besser als wir ein Leben voll steter Gefahr und immer neuer Schmerzen. Sie waren nach Thessalonich gekommen, nachdem sie „zuvor gelitten hatten und mißhandelt worden waren, wie ihr wißt, in Philippi“ (Kap. 2, 2). Aber gerade mitten in diesen Mißhandlungen im Gefängnis hören wir von Paulus und Silvanus: „Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und lobten Gott“, Apg 16, 25. Sie hatten also dies „in allem danken“ selber in bitterster Lage geübt. Wie aber konnten sie es, und wie können es auch die Thessalonicher und wir? Sie wußten sich in jedem Falle und unter allen Umständen in ihres Herrn Hand, auch mit blutigem Rücken, herausgerissen aus ihrer Arbeit unter Menschenrohheit im Gefängnis. Darum mußte ja alles aus dieser Hand kommen und alles sein gutes Ziel haben und also alles mit Dank angenommen werden können, wie es auch immer aussah. Dies Danken ist freilich nicht eine Tugend, die für sich selbst besteht und für sich selbst geübt werden könnte. Sie liegt im lebendigen Glauben und ist sein konkreter Ausdruck. Darum ist solches „Danken“ wiederum grundlegender und wesentlicher das Zeichen des Christen, des Wiedergeborenen, und Wesenszug der „Heiligung“ als so viel anderes, was wir in den Vordergrund schieben.

Wuppertaler Studienbibel

Das Herz des Menschen gleicht einer Pflanze, die mit ihren Wurzeln aus dem Erdreich, in das sie gepflanzt ist, gierig die nährenden und auferbauenden Säfte zieht. Dieses Erdreich war für uns einst die Welt mit ihren Begierden, das Sichtbare und Materielle. Durch die Gnade Gottes sind wir nun aber aus dem unverweslichen Samen seines Wortes von neuem geboren und «in Christus» versetzt. In Ihm wird der innere Mensch Tag für Tag erneuert. Das neue Leben kennt keine anderen Quellen. Lasst uns denn «allezeit» von diesem Brunnen trinken und in der Kraft des Geistes dem Fleisch widerstehen, das dauernd vom früheren Nährboden angezogen wird!

Halte fest 1983

Das echte Christentum zeigt sich auf verschiedene Weise: Der Gläubige wandelt in der Abhängigkeit von Gott, statt auf sich selbst zu vertrauen und seinen eigenen Willen zu tun. «Die unfruchtbaren Werke der Finsternis» (Eph 5,11) haben «Werken des Glaubens» und «Bemühungen der Liebe» Platz gemacht (1 Thessalonicher 1,3). Von den «Götzen» zu Gott bekehrt, wünscht er nun «dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten» (1 Thessalonicher 1,9.10).
Aber anderes noch sollte den Christen kennzeichnen. So wird er zum Beispiel auch ermahnt, der Freude, die das Teil jedes Kindes Gottes ist, Ausdruck zu geben. «Freut euch allezeit» (1 Thessalonicher 5,16).
Und wahrlich, der Gläubige hat so viele Beweggründe, sich zu freuen! Einst tot in seinen Vergehungen und Sünden, ein Kind des Zorns, dem Gericht geweiht wie die Übrigen, ist er nun wegen der vielen Liebe Gottes, der reich ist an Barmherzigkeit, durch Gnade errettet und «mit dem Christus lebendig gemacht» (Eph 2,5). Die Last seiner Sünden ist verschwunden, und er ist nicht mehr unter dem Fluch. Er hat Frieden mit Gott und kann Tag für Tag aus der Quelle der Gnade schöpfen, so viel er nötig hat. Christus selbst ist sein Zufluchtsort geworden. Wo gäbe es da in der weiten Welt einen Menschen, der mehr Beweggründe zum Freuen hätte als der, «dessen Übertretung vergeben, dessen Sünde zugedeckt ist»? (Ps 32,1). Was sind schon all die zeitlichen Vorteile, verglichen mit solchen ewigen Segnungen? Das Gewissen ist vollkommen beruhigt, das Herz hat Frieden gefunden und die Seele erfreut sich der Gunst ihres Herrn!
Der Gläubige ist nicht nur vom schlechten Gewissen befreit und durch das Blut des Lammes zu Gott gebracht; er ist auch in die Gemeinschaft «mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus» eingeführt worden, damit seine «Freude völlig sei» (1 Johannes 1,3.4). Und dieser Vater, der allmächtige Gott selbst, wacht in seiner Weisheit und unerschöpflichen Liebe über seine Kinder, nimmt sich ihrer in nie versagender Treue an und leitet sie auf ihrem ganzen Pilgerlauf durch diese Welt. In welcher Richtung der Gläubige auch geführt wird – Gott ist mit ihm; und in allen Umständen, zu jeder Zeit ist der Herr sein Begleiter.
Ist das alles nicht dazu angetan, tiefe Freude in uns auszulösen? Inmitten der Sorgen und der Schwierigkeiten des täglichen Lebens braucht der Gläubige sich nur einen Augenblick zu sammeln, um erinnert zu werden, woher seine Hilfe kommt. In den mancherlei Mühen und Umständen, durch die er geht, kann er die Blicke auf den richten, der das Leben seiner Seele und die Freude seines Herzens ist.
Auch im Blick auf die vor uns liegende Zukunft haben wir Ursache, uns zu freuen. Gott hat das Los eines jeden von uns in seiner Hand. Er ist der Bürge für unsere Sicherheit auf dem Weg hier auf der Erde und auch für unsere ewige Glückseligkeit droben. Wir haben daher keinerlei Grund, uns vor dem zu fürchten, was vor uns liegt. Der Weg Gottes ist wohl dunkel und unbekannt für uns, aber er ist «im Heiligtum» (Ps 77,14). Alle Verfügungen Gottes über uns sind gut und wunderbar; sie müssen alle zu unserem Guten, zu unserer ewigen Segnung mitwirken.

Halte fest 1962

Lasst vielmehr Christus, den Herrn, die Mitte eures Lebens sein! – II

Sondern setzt den Messias, den Herrn, in euren Herzen an die erste Stelle! Seid immer darauf vorbereitet, jedem eine klare Antwort zu geben, der von euch eine Begründung einfordert für die Hoffnung, die ihr in euch tragt!
Roland Werner – Das Buch – 2009 – 1. Petrus 3,15

sondern heiliget Christus, den Herrn, (Eig den Herrn, den Christus) in euren Herzen. (Vergl Jes 8,12. 13.) Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist, aber mit Sanftmut und Furcht;
Elberfelder 1871 – 1. Petrus 3,15

diese Bibelstelle hatten wir schon 2020 – dort sind auch andere Übersetzungen und Kommentare zu finden

Reden über den Christus?
Wörüber reden den Christen in „deiner Nähe“ – die du so kennst?
Übers Wetter? Über Politik? Über die vielen vielen Dinge, die „falsch laufen“? Über sich selbst? Über den „nahen Weltuntergang“? Über „Harmagedon“? Oder über DAS EVANGELIUM? – da wäre ja dann auch gleich die Frage „Was ist das Evangelium“???

Letzteres ist doch nur so zu verstehen, dass wir weiter für die Welt beten sollen, dass sein Reich komme und sein Wille geschehe. Warum ist jetzt höchste Zeit dafür? Weil es immer höchste Zeit ist. Die Welt ist immer in der Krise. Was uns Angst machen kann, gibt uns auch die Zeit, an Hoffnung immer reicher zu werden. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein frommer Wunsch. Ohne den Geist schaffen wir es nicht. Wir kriegen das nicht hin ohne die Liebe Gottes.

Wir haben mit der „Gesundheitskrise“, in der wir zurzeit stecken, eine Trainingsmöglichkeit, um uns auf Gröberes vorzubereiten. Und ich stelle bei mir fest, dass ich mundfaul werde, wenn ich über die Hoffnung reden soll, die in mir lebt, wie Petrus schreibt (1 Petrus 3,15). Mit einer Fitnessmetapher gesprochen: Ich mache schlapp, bevor es richtig losgeht. Mir fehlt die Übung. Und warum fehlt sie mir? Weil ich zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl habe, dass die Welt ein hoffnungsloser Fall ist und wir uns dem Ende einer Epoche nähern, in der wir uns noch erlaubten, an den Fortschritt zu glauben.

Anders leben – 1 2022

Auch hier lesen wir wieder von „gewöhnlichen“ Christen, die hinausgehen, um die Gute Nachricht zu verbreiten.
Wir sollten uns hier auch Petrus’ Ermahnung in Erinnerung rufen: „Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist“ (1.Petr 3, 15). Dies schrieb Petrus nicht nur an die Leiter, sondern an die gesamte Gemeinde.
Nicht nur die Gruppe der professionellen Theologen, sondern alle Christen sollen die Gute Nachricht verbreiten. Unter anderem haben unsere evangelistischen Aktivitäten etwas damit zu tun, wie wir als Christen miteinander umgehen. Jesus sagt: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“ (Joh 13, 35). Wenn Sie nicht jedem Mitglied Ihrer Gemeinde gegenüber die gebührende christliche Liebe an den Tag legen, dann sind Sie Gott ungehorsam und behindern die evangelistische Arbeit Ihrer Gemeinde.
Doch wenn wir ehrlich sind, ist der Hauptgrund, weshalb wir die Verantwortung für die Evangelisation gerne an andere delegieren wollen, doch manchmal der, dass wir nicht so genau wissen, wie man das eigentlich macht.

9 Merkmale einer gesunden Gemeinde

Wie aber kann Menschenfurcht überwunden werden? Durch Gottesfurcht. Heiligt aber den Herrn, den Christus, in euren Herzen, immer bereit zur Verteidigung für jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung in euch. Heiligt den Herrn ist noch Zitat aus Jes 8 (V. 13). Es bildet dort den Gegensatz zur Menschenfurcht. „Heilig“ heißt „abgesondert“, „den Herrn heiligen“ heißt also, ihm die von allem Menschlichen abgesonderte, absolut überragende Stellung einzuräumen. Heiligt den Herrn in euren Herzen heißt: laßt euer Herz allein von der Wirklichkeit Gottes her bestimmen. Das Herz ist das Zentrum des menschlichen Denkens, Trachtens und Fühlens. Wenn dort der Herr geheiligt wird, ist die Voraussetzung für ein unerschrockenes Leidens- und Glaubenszeugnis gegeben. In Jes 8 ist „der Herr“ = Jahwe. Es ist für die Lehre von Jesus Christus sowie auch für das Verständnis des Alten und Neuen Testamentes äußerst wichtig, daß Petrus diese Gottesbezeichnung des AT auch auf Christus überträgt: der Herr ist der Christus! Immer bereit zur Verteidigung für jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung in euch – diese Worte stehen in enger Beziehung zu den vorigen. Da die Formulierung zwar eine enge, aber unbestimmte Verbindung beider Satzteile ausdrückt, müssen wir wohl eine Wechselbeziehung annehmen. Bereit zur Verteidigung sind die, die den Herrn in ihren Herzen heiligen. Und die, die sich bereithalten zur Antwort an die Welt, heiligen Christus wirklich. Damit aber wird deutlich, daß die Bereitschaft zum Antworten nicht in erster Linie eine Frage der Schulung und der richtigen Ausdrucksweise ist, sondern daß sie davon abhängt, ob Christus wirklich in den Herzen der Bekenner geheiligt wird, ob sie ganz von ihm erfüllt sind. „Wir können es ja nicht lassen, daß wir nicht reden sollten“ (Apg 4, 20) – in dieser Haltung wurden die Apostel so aufsehenerregende Zeugen. Und wovon das Herz übervoll ist, „davon redet der Mund“ (Mt 12, 34). Die Fortsetzung des Verses läßt sich sowohl auf ruhige als auch auf spannungsreiche Verhältnisse deuten. Man kann übersetzen: „Immer bereit zur Antwort für jeden, der ein Wort (so wörtlich) von euch erbittet“, ebenso aber auch: „zur Verteidigung (oder gar Verantwortung) vor jedem, der Rechenschaft von euch fordert“. Die hier verwendeten grie Wörter haben einen weiten Bedeutungsspielraum. Dadurch treffen sie alle Christen, jeden in seiner Lage. Ob ein Christ in ruhiger Zeit von einem Mitmenschen um ein Wort über die Hoffnung in ihm gebeten wird oder ob ein anderer in einem Verhör vor Behörden steht, jeder ist vom Apostel aufgerufen, immer bereit zu sein und zwar für jeden. Petrus rechnet damit, daß die Mitmenschen selbst zu fragen beginnen. Das ist immer die günstigste Situation. So wird die Botschaft von Jesus nicht aufgedrängt, sondern erbeten. Es ist zu beachten, daß das Fragen der Umwelt nicht so sehr am Glauben der Christen entsteht, als viel mehr an ihrer Hoffnung! Lebendige Hoffnung (1, 3) fällt auf, da ja die Menschen dieser Welt sich letztlich nur tote, trügerische Hoffnungen (sprich: Illusionen) machen und so überhaupt „keine Hoffnung haben“ (1Th 4, 13). Die Hoffnung gibt dem Christenleben etwas Strahlendes, Anziehendes. Sie klingt hindurch durch alles Reden und Handeln. Die Frage ist nicht die, ob die Christen ihre Hoffnung glaubhaft in Worte fassen können, sondern ob sie überhaupt eine wirkliche Hoffnung haben. Dann werden sie auch klare Auskunft geben können über ihre Hoffnung, die ja zusammenhängt mit dem „Hoffnungsgut“, das für sie bereitliegt (vgl. zu 1, 3). Nicht Klugheit, sondern von Gott geschenkte Wirklichkeit ist entscheidend, wenn Rechenschaft über ihre Hoffnung von ihnen gefordert wird.

Wuppertaler Studienbibel

Dein Friede beruht nicht darauf, dass du dein Leben im Griff hast, so wie die Menschen der Welt alles in den Griff bekommen wollen. Du siehst, wie es ihnen zunehmend aus der Hand gleitet. Deine Ruhe liegt in einem Heiligtum außerhalb der Welt, und zwar in Christus (vgl. Jes 8,12.13). Der Herr Christus regiert über alles. Wenn du Ihn als Herrn in deinem Herzen heiligst, indem du Ihm den alles beherrschenden Platz gibst, kannst du ohne jede Angst dem Leben hier und jetzt entgegengehen und der Zukunft entgegensehen. Mit „Herz“ ist das Zentrum deines Seins gemeint, der Kontrollraum, von dem aus alle deine Motive und Handlungen gesteuert werden (Spr 4,23).
Nach dem Herzen kommt dein Mund an die Reihe. Es ist wichtig, den Herrn Jesus auch mit dem Mund zu bekennen (vgl. Röm 10,9.10). Du musst nicht nur vor Gott Rechenschaft ablegen, sondern auch vor Menschen. Sie werden dich fragen: „Warum lebst du so? Wie ist es möglich, dass du es hinnimmst, dass Menschen dir Leiden zufügen? Warum lässt du dich verachten?“ Dann kannst du von der Hoffnung auf die Herrlichkeit Zeugnis ablegen, die nach den Leiden dein Teil sein wird. So hat der Herr Jesus das auch getan (Lk 24,26). Wirf einen Blick auf Mose. Mose sah auf die Belohnung und wählte deshalb, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden (Heb 11,24–26). So kannst du davon zeugen, dass es für dich der Mühe wert ist zu leiden, weil du weißt, dass die Herrlichkeit auf dich wartet.

Ger de Koning

Wir haben die Heiligkeit des Herrn vor Augen, behandeln ihn wirklich als den Heiligen, nicht nur mit Worten, sondern inwendig in unseren Herzen. Den Heiligen können wir nicht verleugnen, vom Heiligen uns nicht trennen; seiner Treue sind wir gewiß, aber auch gewiß, daß wir ihn gegen uns haben bei jeder Verleugnung und Untreue. Der Herr der Gemeinde, dem sie es mit der Tat zu zeigen hat, daß sie ihn für heilig hält, ist Jesus, weil sie in ihm den erkannt hat, den Gott zum Herrn und Christus macht.
3,15b.16: Seid immer zur Verantwortung bereit für jeden, der von euch Rechenschaft wegen der Hoffnung, die in euch ist, fordert, aber mit Sanftmut und Furcht, mit gutem Gewissen, damit die, die euren guten Wandel im Christus angreifen, in dem, worin ihr verleumdet werdet, beschämt werden. Keinem soll die Antwort versagt werden, der nach dem Grund und Recht ihres Christenstandes fragt. Das gehört mit zur Tapferkeit, während die Feigheit sich versteckt, die Gemeinde ins Dunkel drängt und den eigenen Glauben verbirgt. Als der Gegenstand, nach dem die anderen fragen, ist die Hoffnung der Christenheit genannt; denn diese ist ihnen, weil sie keine Hoffnung haben, vor allem auffällig. Die Christenheit wartet auf die Offenbarung der Herrschaft Jesu und frohlockt als zum Leben neugeboren. Was ist der Grund solcher Hoffnung? Warum heißen sie Jesus den Herrn über alles, und warum sagen sie, der Tod sei vergangen und das ewige Leben gewonnen? Jeder, der nach dem Grund dieser Hoffnung fragt, soll wissen, worauf sie beruht, und die Gemeinde selbst soll ihn kennen und bereit zur Antwort sein. Sie sind nicht bereit, wenn sie sich selbst erst noch besinnen müssen, warum sie eigentlich glauben und hoffen, oder durch die Fragen ihrer Widersacher verwirrt werden.
Aber nun kommt alles darauf an, wie wir denen antworten, die von uns Rechenschaft begehren. Sie sollen einen sanftmütigen Bescheid erhalten, obgleich sie ihre Frage vielleicht mit stolzer Überhebung in verächtlichem Ton an uns richten. Es gilt hier wieder die Regel, daß nicht Gleiches mit Gleichem vergolten werden darf. Sie sind vielleicht kindisch in ihren Einwürfen, hartnäckig in ihrem Widerspruch, zweifelsüchtig und unverständig. Deshalb ist für den, der ihnen antwortet, die Sanftmut unentbehrlich. Dazu stellt Petrus wieder die Furcht; denn wir fassen damit eine heilige Sache an. Über Gottes Rat und Werk reden wir, und wir tun es zu dem Zweck, damit der Fragende zu Gott gewiesen sei. Hier wäre der sichere Übermut sofort die Widerlegung unseres Worts; denn er gäbe ihm den Stempel der Unwahrhaftigkeit. Und noch eine Bedingung muß vorhanden sein, damit das den Christenstand verteidigende und andere einladende Wort gelinge und Kraft besitze; das ist das gute Gewissen, das der Gemeinde bezeugt, sie tue, was recht ist vor Gott, sie rede nicht nur vom Glauben, sondern glaube, rede nicht nur von der Liebe, sondern liebe, hoffe nicht nur auf Jesu Herrlichkeit, sondern gehorche ihm. Ohne das gute Gewissen bekommt jede Verteidigung des Christentums einen falschen Ton. Es ist kein Wunder, daß die Apologien des Christentums oft nichts wert gewesen sind. Sie fahren oft hoch einher in sicherem Stolz, der die anderen mit unseren Beweisen oder unserer Redekunst überwältigen will, und die Flecken im Gewissen der Kirche machen auch ihre Lehre und Verteidigung schwach. Wenn dagegen der Wandel der Gemeinde im Christus geschieht und ihr Verhalten in ihm seine Regel und seinen Grund hat, dann spricht auch das Gewissen ihrer Gegner zu ihren Gunsten, und aus ihren Verleumdungen erwächst für sie die Scham.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

Anstatt sich einer unmäßigen Herzensfurcht hinzugeben, sollen die Christen, Christus in ihren Herzen „heiligen“ (J.N.Darby). Den Herrn zu heiligen bedeuet, Seine Heiligkeit zu erkennen und Ihm mit besonderer Liebe und Ergebenheit den Ehrenplatz zuweisen. „Gott zu verherrlichen bedeutet …Seine herrliche Vollkommenheit zu erkennen; Ihn zu erhöhn bedeutet, Seine Größe zu erkennen; Ihm recht zu geben bedeutet, Seine innewohnende Gerechtigkeit zu erkennen, Seine völlige Heiligkeit und Ihm daher mit der Ihm gebührenden Ehrfurcht zu begegnen“ (A.J.Mason).
Der für diese geheiligte Gegenwart geeignete Ort ist für die Gläubigen „in euren Herzen“. Für Israel wohnte Gott damals inmitten Seines Volkes, und zwar gemeinschaftlich. Für den neutestamentlichen Gläubigen wohnt der Herr in den Herzen Seines Volkes, und zwar persönlich.
Mit der Überzeugung des innewohnenden Christus, verehrt und geheiligt für Liebe und Loyalität und Treue, ist der Gläubige „bereit zur Verantwortung“. Das hier verwendete Wort ist apologia „eine Verteidigung in Worten“. Das bedeutet nicht, daß jeder Gläubige ein Apologet sein muß, in aller Lehre geschult für die Verteidigung des Glaubens. Aber jeder Gläubige sollte bereit sein, in bestimmten Worten den Grund für seine eigene Hoffnung und Erfahrung mit dem Herrn Jesus Christus zu erklären und dies in einem Geist der Demut und Furcht zu tun.
Im Lichte der vorherigen Ermahnungen kann dies schwerlich Furcht vor Menschen bedeuten, noch tut es dem Kontext Genüge, wenn man dabei an die Furcht vor Gott denkt. Vielmehr ist es ehrerbietige Vorsicht und Sorge, „damit durch persönliche Schwachheit oder Mangel an Beherrschung die Wahrheit nicht in Verruf gebracht werde“ (D.E.Hiebert).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

„Jehova dachte daran …“

Er dachte daran, dass sie Menschen aus Fleisch und Blut sind –
ein Windhauch, der kurz aufkommt und nicht mehr wiederkehrt
Neue Genfer Übersetzung 2013 Psalm 78,39

Und ständig gedachte er, daß sie Fleisch waren,
Daß der Geist ausgeht und nicht zurückkehrt.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Psalm 78:39

Denn er dachte daran, dass sie sterbliche Menschen sind, wie ein Hauch, der vorübergeht und nicht mehr zurückkehrt.
Das Buch – 2009 – Ps 78,39

Diesen Vers hatten wir auch schon 2020

In einer Zeitschrift las ich diesen Vers, in dem Zusammenhang, dass du und ich aufpassen müssen, Jehovah nicht zu mißfallen. Aber schauen wir uns den Zusammenhang und den Vers genauer an, so geht es darum, dass Sein Volk immer wieder ungehorsam war – und Jehovah sie trotzdem NICHT verworfen hatte – und nicht verworften hat!
Wir sind ja oft so „gestrickt“ dass wir nach Fehlern bei anderen suchen – besonders bei anderen christlichen Strömungen, um zu begründen, warum „unsere Strömung“ die „einzig wahre Gemeinde“ ist oder sogar „das geistige Israel“ sein muß. Aber schau dir die Vers in Psalm 78 an: Jehovah hat Sein Volk nie verworfen – Er ist immer eingedenk, dass sie Menschen sind, die Fehler und Schwächen haben!

Asaf fügte hinzu, daß sich das Volk immer dann zum Herrn als seinem Fels und Erlöser hinkehrte, wenn er es bestraft hatte, auch wenn dessen Herz nicht fest war. Aber Gott vergab ihm und hielt seinen Zorn immer wieder zurück, denn er gedachte daran, daß es nur Menschen waren, deren Leben vergänglich war (V. 38-39 ).
Asaf beklagte, wie oft das Volk in der Wüste widerspenstig gewesen war und die mächtigen Taten vergessen hatte, die die Macht Gottes offenbar machten (V. 40-42 ). Nachdem Asaf kurz auf die Plagen in Ägypten eingegangen war (V. 12 ), wandte er sich nun einigen von ihnen in allen Einzelheiten zu (V. 43-51 ; vgl. Ps 105,28-38 ). Sykomoren, Maulbeerfeigenbäume, gab es in Ägypten häufig. Asaf beschrieb auch die große Errettung des Volkes durch die Wüste hindurch, als er es wie eine Herde führte ( Ps 78,52-54; vgl. Ps 79,13 ), und die Eroberung des Landes ( Ps 78,55 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Und noch einmal beginnt der Beter mit der zur wahren Buße rufenden Darlegung der Heilsgeschichte. Jetzt, im zweiten Durchgang, greift er noch weitere Aspekte dieser unerschöpflichen Wundergeschichte heraus. Über allen Wundern stand (und steht) Gottes Wesen, das sich barmherzig erzeigte. Seine Güte lag auch darin, daß er sein Volk nicht überforderte, denn als sterbliche Geschöpfe waren und sind sie Fleischk, sie sind Geist, der vergeht.107 Statt sich in dieser offenbaren Hinfälligkeit vor Gott zu demütigen, betrüben sie ihn in aggressivem Ungehorsam. Die Wahrnehmung der geplagten Ägypter hätte sie in diese Demütigung führen können, doch trotz der Fülle der Herrlichkeitserweise Gottes kommt es dazu nicht. Das Meerwunder, das im ersten Teil herausgestellt wurde, wird jetzt übersprungen. In V. 52ff kommt der Beter wieder auf die Wüstenwanderung zu sprechen, die erst zu Ende ist, als seine Generation zum Bezirk seines Heiligtums, d.h. zum Zion gelangt. Zu den Sünden dieser »Wanderung« gehören auch die Höhen(-heiligtümer). Das Gericht Gottes, in der Wüste begonnen, ist zu seinem (vorläufigen!) Abschluß gekommen. Nicht der Untergang des götzendienerischen Samaria – auf dieser Stadt lag keine Verheißung! –, sondern daß Gott die Wohnstatt Silo verwirftl, ist der unheimliche Gipfel des Gerichtes Gottes. Mit dem Verlust des Heiligtums ging auch der Verlust des Wohnrechts einher: Und er verwarf das Zelt Josefs. Das Parallelwort »erwählen« ist hier die Indienststellung eines Volkes in der Zeit der Welt und hat nichts mit überweltlicher Prädestination zu tun.

Wuppertaler Studienbibel

Die Sünden des Volkes in der Wüste (Vv. 12-39). Asaph kehrte nun zu dem Bericht über die Sünden des ganzen Volkes vor der politischen Spaltung nach Salomos Tod zurück. Die Juden hatten vergessen, was der Herr in Ägypten für sie getan hatte, als er die Plagen nach Ägypten schickte und das jüdische Volk beim Exodus befreite. Das Volk erlebte ein Wunder nach dem anderen, als der Herr die Vergeblichkeit der ägyptischen Götter und Göttinnen entlarvte (Ex 12,12; Num 33,4), aber die Erinnerung verblasste bald. (Asaph wird die ägyptische Erfahrung in den Versen 40-53 erneut erwähnen.) Gott führte das Volk bei Tag und bei Nacht und sorgte auf wundersame Weise für Wasser für das ganze Volk. In den Versen 15-16 kombinierte er die Wasserwunder aus Exodus 17:1-7 und Numeri 20:1-13. Aber das Volk vertraute dem Herrn nicht, sondern forderte ihn heraus, indem es um Nahrung bat, um einen Tisch in der Wüste“ (V. 17-31). Er sandte Manna, das „Brot des Himmels“, und auch Geflügel zum Essen (Ex 16; Num 11), aber er richtete sie für ihre Anmaßung und ihren fleischlichen Appetit. Manchmal besteht Gottes größtes Urteil darin, uns zu geben, was wir wollen. (Siehe Vv. 21, 31, 49-50, 58-59, 62.) „Er beendete ihre Tage in Vergeblichkeit“ (V. 33NASB; 90:7-12) in Kadesch Barnea, als sie sich weigerten, das Land zu betreten (Num. 13-14). Sie wanderten die nächsten achtunddreißig Jahre umher, bis die Menschen, die zwanzig Jahre und älter waren, alle starben (Num. 14:28-38). Von Zeit zu Zeit zwang Gottes Züchtigung sie in vorübergehender Reue auf die Knie, aber ihre Bekenntnisse waren unaufrichtige Schmeicheleien (V. 36), und sie rebellierten bald wieder. In seiner Barmherzigkeit vergab Gott ihnen und hielt seinen Zorn zurück, aber sie waren eine Generation, die sein Herz betrübte.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Der Psalmist betont Gottes „Barmherzigkeit“ für sein Volk (siehe Kommentare zu „reichlich Barmherzigkeit“ in 51:1). Obwohl ihre Sünden es verdienten, vernichtete er sie nicht völlig; stattdessen vergab er ihnen (siehe 65:3b für Kommentare zu „vergeben“; und für Ungerechtigkeit siehe Kommentare zu 51:2). Oft „hielt er seinen Zorn zurück“ (TEV) und entfachte nicht seinen ganzen Zorn. Der Psalmist verwendet eine lebendige menschliche Sprache, um Gottes Gefühle zu beschreiben, und eine Übersetzung sollte dieselbe Art von Sprache verwenden.
Der Zusammenhang zwischen dem letzten Teil von Vers 38 und Vers 39 wird deutlicher, wenn Vers 38 mit einem Komma endet und Vers 39 mit „denn er gedachte …“ beginnt (siehe FRCL, NJV).
TEV „nur sterbliche Wesen“ in Vers 39a übersetzt das hebräische Wort Fleisch, ein Wort, das verwendet wird, um den Menschen als schwach, gebrechlich, sterblich zu charakterisieren. Der Ausdruck „sterbliche Wesen“ von TEV wird manchmal mit „Menschen, die sterben“ oder „Menschen und sonst nichts“ übersetzt. Wind in Vers 39b wird mit ruax übersetzt, was auch „Atem“ oder „Geist“ bedeuten kann. Hier ist es ein Bild dafür, wie leicht und schnell ein Mensch verschwindet, aufhört zu sein, stirbt (siehe verwandte Gedanken, 103:14-16); NJV hat „ein vorübergehender Atem, der nicht wiederkehrt“.
In Zeile b kann es in der Übersetzung notwendig sein, das Subjektpronomen zu wiederholen, „sie sind wie ein Wind….“. Wenn die Figur des Windes unklar ist, kann man z. B. sagen: „sie leben eine kurze Zeit und sterben dann“ oder „ihr Leben dauert nicht sehr lange“

Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

Und noch etwas kann man lernen – niemals die Verse aus dem Zusammenhang reißen! Denn ansonsten könnte man daraus auch einen Vers machen, der gegen die Auferstehung spricht….


Wächst mein Glaube mit?

Einst, als ich noch ein Kind war,
da redete ich wie ein Kind,
ich fühlte und dachte wie ein Kind.
Als ich dann aber erwachsen war,
habe ich die kindlichen Vorstellungen abgelegt.
Gute Nachricht Bibel 2000 – 1. Kor 13,11

Als ich [noch] unmündig war, sprach ich wie [ein] Unmündiger; ich war gesonnen wie [ein] Unmündiger, [und] ich schätzte [alles so ein] wie [ein] Unmündiger. Als ich aber [ein] Mann wurde, habe ich die [Dinge] der Unmündigkeit abgetan.
Konkordante Übersetzung 1939 – 1. Korinther 13,11

In meiner Kindheit pflegte ich zu reden, wie ein Kind, hatte die Anschauung eines Kindes und urteilte nach  Kinderweise. Seit ich aber die Vollreife des Mannes erlangte, habe ich das Kindische abgestreift.
Johannes Greber 1936 – 1. Korinther 13:11

Heute auf der regionalen Zeitung hier die Schlagzeile:
Abrisswelle bei Kirchen und Gemeindehäusern? 40.000 Immobilien werden überflüssig
es heißt dort unter anderem:

Berechnungen sagen voraus, dass die Kirchen bis 2060 etwa die Hälfte ihrer Mitglieder verlieren. Deshalb rechneten die Bistümer und Landeskirchen damit, dass man sich mindestens von einem Drittel der Gebäude trennen müsse …

WAZ

Woran könnte es liegen, dass die Zahl der „Gläubigen“ so stark abnimmt?
Meine Beobachtungen in allen christlichen Gruppen ist: die Menschen bleiben „geistige Kinder“. Im „Gottesdienst“ geht es um Themen wie Ehe und wie ich gesund leben kann, anstatt um Jehovah im Zentrum! Wer regelmäßig den „Gottesdienst“ besucht, bekommt eine „Belehrung von der Bühne/Kanzel“ und soll dem Papst/ dem Priester / der leitenden Körperschaft usw usf gehorchen – wie ein Kind, dass einfach dem folgt, was „die älteren“ vorgeben. Wie in meinem Beitrag 2020 geschrieben – viele bleiben bei 7 geteilt durch 2 ist nicht lösbar einfach stehen.

Der Apostel Paulus schrieb: „Als ich ein Unmündiger war, pflegte ich wie ein Unmündiger zu reden, wie ein Unmündiger zu denken, wie ein Unmündiger zu überlegen; nun aber, da ich ein Mann geworden bin, habe ich die Merkmale eines Unmündigen abgelegt“ (1 Korinther 13:11). Wie dieser Text andeutet, denken „Unmündige“ oder Kinder anders als Erwachsene. In welcher Hinsicht?
Kinder denken vorwiegend in konkreten Schwarz-Weiß-Kategorien. Erwachsene dagegen erfassen oft leichter abstrakte Konzepte und gehen mehr in die Tiefe, wenn sie Schlüsse ziehen oder Entscheidungen treffen. Zum Beispiel berücksichtigen sie eher ethische Aspekte und überlegen, wie sich ihr Handeln auf andere auswirkt. So zu denken sind sie gewohnt. Für Teenager ist das jedoch Neuland.
Die Bibel ermutigt junge Leute, ihr „Denkvermögen“ auszubauen (Sprüche 1:4). Eigentlich legt sie allen Christen ans Herz, mit „Vernunft“ an Dinge heranzugehen (Römer 12:1, 2; Hebräer 5:14). Manchmal führt die Denk- und Urteilsfähigkeit von Jugendlichen allerdings dazu, dass sie sich mit ihren Eltern anlegen — auch wegen scheinbarer Belanglosigkeiten. Oder sie kommen mit Ideen, die eindeutig kein gutes Urteilsvermögen verraten (Sprüche 14:12). Wie kann man in so einem Fall vernünftig mit seinem Kind reden, ohne dass es zum Streit kommt?

Der Wachtturm 1.November 2013

Und wenn geistige Kinder nun die Frage stellen: geht da nicht mehr ? Vielleicht „Rechnen mit Rest“ – wird das dann „nicht gern gesehen“? Oder bleiben wir in der Gemeinde: darf ein Gläubiger selber studieren, selber eigene Gedanken zu Kapiteln in der Bibel haben, diese auch äußern und mit anderen diskutieren? Oder ist Gehorsam das einzigste was zählt? Wenn ein Gläubiger im Niveau der 2.Klasse bleiben muß, wie kann er dann bei Sorgen und Problemen eine persönliche Entscheidung fällen? Wie könnten Eltern ihren Kindern Glauben rüber bringen, wenn sie selber das „Kinderniveau“ nie ablegen durften? Wie kann ein Beziehung zu Jehovah entstehen, wenn jeder „freie Gedanke unterdrückt wird“?
Ergebnis: die Menschen genießen den Umgang mit anderen Gläubigen – mit ihren Freunden, in der Zeit der „Ausübung der Religion“ aber eine wirkliche Beziehung zu Jehovah fehlt – und so werden die Zahlen in diesen Religionen eben immer kleiner – denn der Segen Gottes fehlt völlig. Es bleibt nur der Verkauf der Säle/Gemeindehäuser.

weitere Gedanken zu dem Bibelvers:

Über unseren ganzen geistigen Besitz ist schon einmal eine ähnliche Wandlung gekommen, die nicht nur einzelne Gedanken, sondern alles, was wir dachten und wollten, veränderte. Sie tritt mit dem Übergang aus der Kindheit in das reife Mannesalter ein. Es steht uns aber noch eine viel größere Veränderung bevor, dann, wenn wir nicht mehr an die irdischen Lebensbedingungen gebunden sind; darum schreibt Paulus unseren sämtlichen Gedanken, nicht nur den lockeren und schwankenden, sondern auch den völlig in uns befestigten, nur eine vorbereitende Bedeutung zu, so wie die Gedanken des Kindes nur für die Kinderjahre brauchbar sind. Einst wird in unserem Bewusstsein alles neu sein.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Der Blick auf die Kindheit und ihr hartes Ende ist wenig romantisch – wieder benutzt Paulus das Wort katargein / zerstören. Der Erwachsene zerstört sie, bringt Kindersprache und Kinderverstand zum Verschwinden. Wie schnell mussten Kinder, zumal die Kinder der ärmeren Bevölkerungsmehrheit, erwachsen werden und für ihr Brot arbeiten!

Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Studie zu „Abgrund“ im NT

Nachdem wir gestern abend beim Seminar mit Gerd über die Offenbarung das Thema gestreift haben:

12 a-bussos
√ G1 (priv.) und NF von 1037, (w. ohne-Grund); Subst.fem. (9)
Gräz.: bodenlos, unergründlich.
LXX: Gen 1,2 Dtn 8,7 Hiob 36,16; 41,22 Ps 33,7 Jes 44,27
I.) d. Abgrund
Im Unterschied zu Strong Nr. G5020 ein vorübergehender Ort für
die Verdammten bis zum Gericht.
1) d. bodenlose Tiefe, d. Unterwelt als d. Aufenthaltsort der
Toten und Verdammten. Dtn 30,13 Röm 10,7
2) Verbannungsort der Dämonen. Lk 8,31 Offb 9,1.2; 17,8; 20,1.3
3) Sitz des Antichrist. Offb 11,7
4) Sitz des Engels der Unterwelt Abaddon (siehe dort). Offb 9,11

Kautz – Griechisch-Deutsch Strong Lexikon

ἄβυσσος abussos; aus 1 (als neg. Präf.) und βυσσός bussos = 1037; grenzenlos, bodenlos:-abyss(7), bodenlos(2).

New American Standard Hebrew-Aramaic and Greek dictionaries : updated edition

ἄβυσσος (abyssos), ου (ou), ἡ (hē): n.fem.; ≡ DBLHebr 9333; Str 12; TDNT 1.9-LN 1.20 der Abgrund, der ganz tiefe Ort; „der bodenlose Abgrund“ in einigen Versionen (Lk 8:31; Röm 10:7; Offb 9:1, 2, 11; 11:7; 17:8; 20:1, 3+)

Dictionary of Biblical Languages with Semantic Domains: Greek (New Testament)

Als Substantiv (Röm 10:7; Offb 9:1 usw.) ist ἄ. in den magischen Papyri üblich, z.B. P Lond 121261 (iii/A.D.) (= I. S. 93) ἐπὶ τῆς ἀβύσσου, ib.517 (= I. S. 100) τῇ καλουμένῃ ἀβύσσῳ. Siehe auch Nägeli, S. 46.

The vocabulary of the Greek Testament

abussos (ἄβυσσος, 12), „bodenlos“ (von a, intensiv, und bussos, „eine Tiefe“; verwandt mit bathus, „tief“; dt. „Bad“), wird als Substantiv verwendet und bezeichnet den Abgrund (KJV, „bodenloser Abgrund“). Es beschreibt eine unermessliche Tiefe, die Unterwelt, die unteren Regionen, den Abgrund des Scheol. In Römer 10:7, das aus Dtn 30:13 zitiert wird, wird der Abgrund (der Aufenthaltsort der verlorenen Toten) durch das Meer ersetzt (die Änderung des Zitats ist auf die Tatsachen des Todes und der Auferstehung Christi zurückzuführen); in der KJV steht hier und in Lukas 8:31 „tief“; der Verweis bezieht sich auf die unteren Regionen als Aufenthaltsort von Dämonen, aus denen sie losgelassen werden können, Offb. 11:7; 17:8, es kommt siebenmal in der Apokalypse vor, 9:1-2, 11; 11:7; 17:8; 20:1, 3; in 9:1, 2 hat die RV „die Grube des Abgrunds“. Siehe DEEP.

Vine’s Complete Expository Dictionary of Old and New Testament Words

ἄβυσσος abussŏs, ab‘-us-sos; von 1 (als neg. Partikel) und einer Var. von 1037; abgrundtief, d.h. (spez.) (höllischer) „Abgrund“:-tief, (bodenlose) Grube.

A Concise Dictionary of the Words in the Greek Testament and The Hebrew Bible

ἄβυσσος
Kommt von 1 und einer Variante von 1037; TDNT 1.9; TDNTA 2; GK 12; n f.
LSG – Abgrund (9 Vorkommen).
1. bodenlos.
2. unendlich.
3. der Abgrund.
a. die Grube.
b. die unermessliche Tiefe.

Lexique Strong grec-français du Nouveau Testament

Eine Beschreibung der Unterwelt als a. der „Ort der Gefangenschaft für ungehorsame Geister“ (Lk. 8:31; Offb. 9:1, 2, 11; 11:7; 17:8; 20:1, 3) und b. das „Reich der Toten“ (Röm. 10:7).
ἡ ἄβυσσος (ursprünglich Adj. zu einem γῆ, das aufgefüllt werden soll, aber nie ganz bedeckt ist == „unergründlich tief“) wird im späteren Griechisch verwendet, um die Tiefen der Urzeit zu beschreiben (Preis. Zaub., III, 554; IV, 2835; Corp. Herm., III, 1, XVI, 5), das Urmeer (Test. Sol., II, 8, B. C. MacCown, 15*) und die Welt der Toten (Diog. L. 4, 5, 27). In der LXX wird es meist für תְּהוֹם verwendet, das im Alten Testament die ursprüngliche Flut oder die Wasserfluten beschreibt, und wird einmal im Plural verwendet, um das Reich der Toten zu bezeichnen (Ps. 71:20). Im späteren Judentum bezeichnete תְּהוֹם 1. die ursprüngliche Flut;1 2. die Tiefe der Erde oder das Innere der Erde, in der sich Leichen befinden, die Verunreinigungen verursachen;2 und 3. unter dem Einfluss persischer und hellenistischer Vorstellungen3 den Ort, an dem die Runengeister gefangen sind (Jub. 5:6 ff.; Eth. En, 10:4 f.), 11 ff.; 18:11 ff. usw.; Jd. 6; 2 Pt. 2:4).
Im NT wird 1. ἄβυσσος als „Gefängnis für Geister“ gedacht (Offb. 9:1; 20:1, 3 → κλείς; vgl. Pray. Man. 3). Ein brunnenartiger Abgrund4 bildet den Eingang, aus dem, wenn er geöffnet wird, der Rauch des Höllenfeuers aufsteigt (Offb. 9:1-2).5 Seine Insassen bis zu ihrer Freilassung in der Trübsal vor dem Ende sind Antichrist (Offb. 11:7; 17:8 → θηρίον vgl. Act. Thom, 32), der Fürst der Unterwelt (Offb. 9:11 → Ἀβαδδών), Dämonen (Lk. 8:31) und Skorpion-Zentauren (Offb. 9:3 ff.).6 Nach der Parusie wird Satan während des Tausendjährigen Reiches darin eingeschlossen sein (20:1, 3). Die Tatsache, dass Gott Macht und Kontrolle über die Welt der feindlichen Geister hat, kommt in dieser Vorstellung von einem Geistergefängnis deutlich zum Ausdruck.

2 R. 10:7 bedeutet der Begriff תְּהוֹמוֹת (LXX ἄβυσσοι, ψ 106:26) das „Totenreich“,7 in das hinabzusteigen der Auffahrt in den Himmel gegenübergestellt wird; hier, wie in b. Git, 84a, Bar.,8 ist τίς καταβήσεται εἰς τὴν ἄβυσσον ein Ausdruck für etwas, das unmöglich ist.

Theological dictionary of the New Testament – Kittel

ἄβυσσος, ου f: (eine figurative Bedeutungserweiterung von ἄβυσσος ‚Grube‘, die im NT nicht vorkommt) ein Ort der Toten und ein Ort, an dem der Teufel festgehalten wird (Offb 20,3), der Wohnsitz des Tieres als Antichrist (Offb 11,7) und von Abaddon, als Engel der Unterwelt (Offb 9,11) – ‚Abgrund, Wohnstätte der bösen Geister, sehr tiefer Ort. ‚ τίς καταβήσεται εἰς τὴν ἄβυσσον; τοῦτ‘ ἔστιν Χριστὸν ἐκ νεκρῶν ἀναγαγεῖν ‚wer kann hinabsteigen in den Abgrund? das heißt, Christus von den Toten auferwecken“ Röm 10:7; καὶ ἔβαλεν αὐτὸν εἰς τὴν ἄβυσσον „und er warf ihn in den Abgrund“ Re 20:3.
ἄβυσσος wird manchmal als „ein sehr tiefes Loch“ übersetzt, in anderen Fällen als „ein Loch ohne Boden“ oder „das tiefste Loch der Erde“.

Griechisch-Englisches Lexikon des Neuen Testaments: basierend auf semantischen Domänen – Louw, Johannes P. und Nida, Eugene Albert

Abaddon (hebr. ‚abaddon), eig. Verderben, Untergang. Das Wort findet sich im AT 5mal und hat die Bedeutung Ort des Untergangs, Abgrund, bes. das Totenreich, Scheol, wo die Toten fern von Gott, aber nicht verborgen vor ihm, existieren. So wird A. mit der Hölle parallelisiert und meint das Totenreich, das vor Gott unverdeckt liegt (Hi 266; vgl. Spr 1511). Es ist auch gleichbedeutend mit dem Grab (Ps 8812) und der Schicht unter dem Erdboden (Hi 3112). A. und Tod werden sogar als Personifikationen redend eingeführt (Hi 2822). Im NT steht das Wort nur einmal, und zwar in der 5. Posaunenvision (Off 911; Erstes Wehe: 91–12). Es ist der Name eines Unterweltsengels, der als König an der Spitze eines dämon. Wunderwesenheeres steht und die Menschen in der Endzeit quält. Im Hintergrund steht die apokal. Bildersprache mit ihrer Konzeption eines höllischen Engels als Unterweltsfürsten (vgl. 1 Hen 202; b Sanh 52 a; b Sabat 104 a). A. wird dabei gr. als s. Apollyon »Verderber« gedeutet.
• Lit.: ThW I, 48ff – Komm. zu Off.

Biblisch-historisches Handwörterbuch – BHH

Abgrund. Nach israelitischer Volksvorstellung zieht sich das Meer in der Tiefe unter der Erde hin, so daß die Erde gleichsam auf dem Wasser schwimmt (Ps. 24, 2 [Grundtext]: er hat den Erdboden auf die Meere gegründet, Ps. 136, 6). Diese Wasserflut unter der Erde heißt der A. oder die Tiefe (s. d.); von dort, heißt es in dichterischen Stellen, kommt den Gewächsen der Erde ebenso Gedeihen zu wie vom Himmel herab (1 Mo. 49, 25; 5 Mo. 33, 13). Bei der Sintflut brachen die Brunnen dieser Tiefe auf (1 Mo. 7, 11; 8, 2, vgl. Spr. 8, 28). Der „Abgrund“ wird als Bild der abgelegensten und unzugänglichsten Verborgenheit gebraucht (Hi. 28, 14; 38, 16; Sir. 42, 18). In der Offenbarung Johannis ist der „Abgrund“ als Ausgangsort finsterer Verderbensmächte (9, 1.2.11; 11, 7. Lu. 8, 31, vgl. Abaddon), sowie als zeitweiliger Aufbewahrungsort für den Satan (Off. 20, 1–3) genannt.
Th. Hermann.

Calwer Bibellexikon: Biblisches Handwörterbuch illustriert

Abgrund Im Alten Testament Aufenthaltsort der Toten (Hiob 26,6; Spr 15,11; 27,20; →Abaddon); in der Offenbarung (9,1.11; 11,7; 17,8; 20,1.3) Gefängnis des Teufels und der abtrünnigen Geister (vgl. Lk 8,31)

Kleines Lexikon zur Lutherbibel

Abgrund I) Im AT bezeichnen A. (hebr. tehom) oder Tiefe die Meerestiefe (1Mo 1,2; Hiob 28,14; 38,16; Ps 107,26) und nach israelit. Vorstellung die Orte unter der Erde, aus denen die Brunnen und Wasser emporsteigen (1Mo 7,11; 8,2; Spr 8,28).
II) Vgl. → Abaddon.
III) In Offb bezeichnet A. den Aufenthaltsort und Ausgangspunkt der Verderbensmächte (Offb 9,1f; 11,7) und das Gefängnis, in dem der → Satan für 1000 Jahre gebunden wird (Offb 20,1–3).

Lexikon zur Bibel: Personen, Geschichte, Archäologie, Geografie und Theologie der Bibel

Abgrund (hebr. scheol). Nach bibl. Auffassung befindet sich unter der Erdscheibe das Urmeer. Ab dem 3. Jh. v. Chr. wird dieser Abgrund mit der Unterwelt, dem Totenreich und der Hölle (als Gefängnis der dämonischen Mächte) gleichgesetzt.

Herders Neues Bibellexikon

HÖLLE, ABGRUND, EWIGE BESTRAFUNG

Der Glaube an eine göttliche Bestrafung nach dem Tod war im jüdischen und griechisch-römischen Denken weit verbreitet. In unserer Literatur findet man die konkrete Erwartung ewiger Qualen durch den einen gerechten Gott, die sich gegen alle richten, die nicht zu Christus gehören. Der Kanon der Heiligen Schrift und die apostolischen Väter verzichteten auf die ausführlichen Beschreibungen der Hölle, die in anderer späterer Literatur zu finden sind.

1.1. Apostelgeschichte. In Apostelgeschichte 1,25 wird angedeutet, dass Judas Iskariot an seinen „eigenen Ort“ ging, also in die Hölle, obwohl ho idios topos in anderen Zusammenhängen Himmel oder Hölle sein kann (Ign. Magn. 5.1; Pol. Phil. 9.2). Im Vergleich zum Lukasevangelium werden in der Apostelgeschichte jedoch kaum die Hölle oder die ewige Strafe erwähnt.
1.2. Hebräer. Der Autor des Hebräerbriefs kündigt denen, die von Christus abfallen, das Verderben an (Hebr 10,39). Diese Abtrünnigen werden wie die Israeliten unter Mose umkommen, aber ihr Ende ist nicht nur der physische Tod. Vielmehr wird ein Feuer die Feinde Gottes verzehren (Hebr 10,26-27; vgl. Hebr 12,9). Diejenigen, die das Wort hören, aber „unfruchtbarer Boden“ sind (Hebr 6,7-8), werden verflucht und verbrannt werden, ein Bild, das der Autor offenbar als feuriges eschatologisches Gericht versteht. Keine dieser Stellen mit ihrem Fluchen, Verderben und Brennen lässt sich ohne Weiteres auf das Feuer der Zurechtweisung in diesem Leben (wie in Herm. Sim. 6-7) oder auf das Prüfungsfeuer in 1. Korinther 3,13-15 beziehen (Ellingworth, 535).
1.3. Jakobus. Gott hat die Macht, „zu retten und zu zerstören“ (Jak 4,12). In Jakobus 5,3 spricht der Autor (siehe Jakobus) möglicherweise vom Feuer der Hölle, und in Jakobus 3,6 tut er das mit Sicherheit: „Die Zunge ist ein Feuer … und sie wird von der Hölle (geenna) entzündet.“
1.4. 1 Petrus. Was ist mit dem verblüffenden Hinweis darauf gemeint, dass Christus den „Geistern im Gefängnis“ in 1 Petrus 3:19 predigt (siehe 1 Petrus)? Wenn es mit 1. Petrus 4,6 und Epheser 4,9-10 zusammenhängt, könnte es bedeuten, dass Christus zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung „in die Hölle hinabgestiegen“ ist. Diese Lehre war im zweiten Jahrhundert fest etabliert und wird zum Beispiel von Justin Martyr und Irenäus sowie im apokryphen Nikodemusevangelium erwähnt (Goppelt, 260-63).
In letzter Zeit geht der Trend dahin, in 1 Petrus 3,18-22 eine chronologische Abfolge zu sehen. Diese Verkündigung fand nach dem Tod (siehe Tod Christi) und der Auferstehung Christi statt und bevor er zur Rechten Gottes inthronisiert wurde (siehe Erhöhung). Vielleicht war dies ein Teil seiner Himmelfahrt, bei der er den Toten oder den Engeln seinen Sieg über Tod und Dämonen verkündete (Michaels, 194-222).
1.5. Judas und 2. Petrus. Sowohl Judas als auch 2. Petrus stimmten mit der Tradition überein, dass die bösen Engel seit ihrer urzeitlichen Rebellion gefangen gehalten werden. Sie haben „gesündigt“ (2 Petr 2,5) oder ihre Positionen der himmlischen Autorität verlassen (Judas 6), aber es gibt keinen ausdrücklichen Hinweis darauf, ob ihre Sünde darin bestand, mit menschlichen Frauen zu verkehren, wie in der jüdischen Tradition (z. B. 1 Henoch 12, basierend auf Gen 6). In 2 Petrus 2,5 bedeutet das Verb tartaroō „in den Tartaros sperren“, was in der griechischen und jüdischen Literatur den tiefen Abgrund bezeichnete, in den die Engel verbannt wurden. Sie sind mit Ketten gefesselt, ein Merkmal, das in griechischen, jüdischen und christlichen Schriften häufig vorkommt (siehe vor allem 1 Henoch 10,5). Sowohl 2 Petrus 2,17 als auch Judas 13 verbinden ihr Schicksal mit dem der Irrlehrer/innen. Denn auch den Irrlehrern sind die Ketten der Finsternis vorbehalten, da sie vom wahren Glauben abgefallen sind. Judas 23 spielt auf Sacharja 3,2 an, wenn es darum geht, die Irrlehrer dem „Feuer“ zu entreißen, d. h. ihr Abgleiten in das eschatologische Gericht aufzuhalten.
Das Ende der Gottlosen ist „Vernichtung“ in 2 Petrus 2:1, 3; 3:16 (apōleia) und 2 Petrus 2:12 (phthora). 2 Petrus und Judas, ebenfalls der Tradition folgend, verwenden die Zerstörung Sodoms als Beispiel für ein feuriges Gericht (Judas 7; 2 Petr 2,6-10; vgl. Mt 10,15; 1 Clem 11,1-2). Genauso wird Gott die Gerechten aus dem Feuer retten, wie er es mit Lot tat. Er wird Himmel und Erde mit Feuer vernichten (2 Petr 3:7, 12).
1.6. Offenbarung
1.6.1. Abgrund, Hades. In der hier betrachteten Literatur bezieht sich der Begriff „Abgrund“ (abyssos) nur in der Offenbarung auf die höllischen Regionen (siehe Offenbarung, Buch der). Andernorts bezeichnet er die Tiefen der Meere. Trotz seiner Etymologie ist dieser Abgrund kein „bodenloser Abgrund“ (Offb 9,1 KJV), sondern eine geschlossene unterirdische Kammer. Die Formulierung „der Schacht [phrear] des Abgrunds“ in Offenbarung 9:1 kann bedeuten, dass der Abgrund selbst ein Schacht ist oder, was wahrscheinlicher ist, dass sein Eingang ein Schacht ist (siehe Offb 9:2; 11:7; 17:8). Für die Handlung des Buches ist es entscheidend, dass der Abgrund von außen verschlossen werden kann. Einmal gesichert, kann er mit einem Schlüssel verschlossen und versiegelt werden (Offb 20,1-3), sodass er als Gefängnis dient (phylakē, Offb 20,7; vgl. Lk 8,31; 1 Petr 3,19). In Offenbarung 9,1-2 wird einem Engel vom Himmel der Schlüssel zum Abgrund gegeben, aus dem er die „Heuschrecken“ in einer Rauchwolke entkommen lässt. In der griechischen Version von 1 Henoch 20,2 wird der gute Engel Uriel über den Tartarus gesetzt, aber in der Offenbarung ist der König des Abgrunds ein Engel namens Abaddon oder Apollyon, „der Zerstörer“. Möglicherweise ist in Offenbarung 14:18 ein anderer Engel für das „Feuer“ zuständig, aber seine Beziehung zum Abgrund wird nicht deutlich. Indirekt wird uns auch gesagt, dass das erste Tier aus dem Abgrund kommt (Offb 11:7; 17:8).
Der Abgrund spielt seine Hauptrolle in Offenbarung 20:1-3. Satan wird in Ketten gelegt und in den Abgrund geworfen, und seine unterirdische Zelle wird für tausend Jahre verschlossen und versiegelt.
Wo der Begriff „Abgrund“ bei den apostolischen Vätern auftaucht (1 Clem.; Diogn.), hat er die andere Bedeutung, nämlich „die Wassertiefe“ (basierend auf dem hebräischen ṯehôm, „die Tiefe“).
1.6.2. Tod und Hades. In der Offenbarung kann es eine implizite Verbindung zwischen dem Abgrund und dem Hades oder der Hölle geben (wie in Ps 71,20; Röm 10,7; und im Apok. des ersten Jahrhunderts Zeph 6,15). So wie der Himmel den Schlüssel zum Abgrund hat, besitzt Jesus die Schlüssel zum Tod und zum Hades oder zur Hölle (Offb 1,18; siehe auch Offb 6,8).
1.6.3. Der Feuersee. Der endgültige Aufenthaltsort der bösen Engel und Menschen liegt „außerhalb“ des neuen Jerusalem (Offb 21:27; 22:14-15), genauer gesagt im „Feuersee“. Der Begriff „Feuersee“ oder „brennender Schwefel“ ist in der apokalyptischen Literatur keine Seltenheit und wird im Neuen Testament mit „Gehenna“ gleichgesetzt.
Die Zerstörung Babylons nach dem Vorbild des Untergangs von Sodom ist eine Vorahnung des ewigen Feuers (Offb 18:9, 18; 19:3). Das Tier und der falsche Prophet sind die ersten, die hineingeworfen werden (Offb 19,20), gefolgt vom Teufel (Offb 20,10), dem Tod und dem Hades (Offb 20,14) und den Gottlosen, die dort den „zweiten Tod“ erleiden (Offb 20,15; 21,8).
Der Glaube an eine göttliche Bestrafung nach dem Tod war im jüdischen und griechisch-römischen Denken weit verbreitet. In unserer Literatur findet man die konkrete Erwartung ewiger Qualen durch den einen gerechten Gott, die sich gegen alle richten, die nicht zu Christus gehören. Der Kanon der Heiligen Schrift und die apostolischen Väter verzichteten auf die ausführlichen Beschreibungen der Hölle, die in anderer späterer Literatur zu finden sind.

1.1. Apostelgeschichte. In Apostelgeschichte 1,25 wird angedeutet, dass Judas Iskariot an seinen „eigenen Ort“ ging, also in die Hölle, obwohl ho idios topos in anderen Zusammenhängen Himmel oder Hölle sein kann (Ign. Magn. 5.1; Pol. Phil. 9.2). Im Vergleich zum Lukasevangelium werden in der Apostelgeschichte jedoch kaum die Hölle oder die ewige Strafe erwähnt.
1.2. Hebräer. Der Autor des Hebräerbriefs kündigt denen, die von Christus abfallen, das Verderben an (Hebr 10,39). Diese Abtrünnigen werden wie die Israeliten unter Mose umkommen, aber ihr Ende ist nicht nur der physische Tod. Vielmehr wird ein Feuer die Feinde Gottes verzehren (Hebr 10,26-27; vgl. Hebr 12,9). Diejenigen, die das Wort hören, aber „unfruchtbarer Boden“ sind (Hebr 6,7-8), werden verflucht und verbrannt werden, ein Bild, das der Autor offenbar als feuriges eschatologisches Gericht versteht. Keine dieser Stellen mit ihrem Fluchen, Verderben und Brennen lässt sich ohne Weiteres auf das Feuer der Zurechtweisung in diesem Leben (wie in Herm. Sim. 6-7) oder auf das Prüfungsfeuer in 1. Korinther 3,13-15 beziehen (Ellingworth, 535).
1.3. Jakobus. Gott hat die Macht, „zu retten und zu zerstören“ (Jak 4,12). In Jakobus 5,3 spricht der Autor (siehe Jakobus) möglicherweise vom Feuer der Hölle, und in Jakobus 3,6 tut er das mit Sicherheit: „Die Zunge ist ein Feuer … und sie wird von der Hölle (geenna) entzündet.“
1.4. 1 Petrus. Was ist mit dem verblüffenden Hinweis darauf gemeint, dass Christus den „Geistern im Gefängnis“ in 1 Petrus 3:19 predigt (siehe 1 Petrus)? Wenn es mit 1. Petrus 4,6 und Epheser 4,9-10 zusammenhängt, könnte es bedeuten, dass Christus zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung „in die Hölle hinabgestiegen“ ist. Diese Lehre war im zweiten Jahrhundert fest etabliert und wird zum Beispiel von Justin Martyr und Irenäus sowie im apokryphen Nikodemusevangelium erwähnt (Goppelt, 260-63).
In letzter Zeit geht der Trend dahin, in 1 Petrus 3,18-22 eine chronologische Abfolge zu sehen. Diese Verkündigung fand nach dem Tod (siehe Tod Christi) und der Auferstehung Christi statt und bevor er zur Rechten Gottes inthronisiert wurde (siehe Erhöhung). Vielleicht war dies ein Teil seiner Himmelfahrt, bei der er den Toten oder den Engeln seinen Sieg über Tod und Dämonen verkündete (Michaels, 194-222).
1.5. Judas und 2. Petrus. Sowohl Judas als auch 2. Petrus stimmten mit der Tradition überein, dass die bösen Engel seit ihrer urzeitlichen Rebellion gefangen gehalten werden. Sie haben „gesündigt“ (2 Petr 2,5) oder ihre Positionen der himmlischen Autorität verlassen (Judas 6), aber es gibt keinen ausdrücklichen Hinweis darauf, ob ihre Sünde darin bestand, mit menschlichen Frauen zu verkehren, wie in der jüdischen Tradition (z. B. 1 Henoch 12, basierend auf Gen 6). In 2 Petrus 2,5 bedeutet das Verb tartaroō „in den Tartaros sperren“, was in der griechischen und jüdischen Literatur den tiefen Abgrund bezeichnete, in den die Engel verbannt wurden. Sie sind mit Ketten gefesselt, ein Merkmal, das in griechischen, jüdischen und christlichen Schriften häufig vorkommt (siehe vor allem 1 Henoch 10,5). Sowohl 2 Petrus 2,17 als auch Judas 13 verbinden ihr Schicksal mit dem der Irrlehrer/innen. Denn auch den Irrlehrern sind die Ketten der Finsternis vorbehalten, da sie vom wahren Glauben abgefallen sind. Judas 23 spielt auf Sacharja 3,2 an, wenn es darum geht, die Irrlehrer dem „Feuer“ zu entreißen, d. h. ihr Abgleiten in das eschatologische Gericht aufzuhalten.
Das Ende der Gottlosen ist „Vernichtung“ in 2 Petrus 2:1, 3; 3:16 (apōleia) und 2 Petrus 2:12 (phthora). 2 Petrus und Judas, ebenfalls der Tradition folgend, verwenden die Zerstörung Sodoms als Beispiel für ein feuriges Gericht (Judas 7; 2 Petr 2,6-10; vgl. Mt 10,15; 1 Clem 11,1-2). Genauso wird Gott die Gerechten aus dem Feuer retten, wie er es mit Lot tat. Er wird Himmel und Erde mit Feuer vernichten (2 Petr 3:7, 12).
1.6. Offenbarung
1.6.1. Abgrund, Hades. In der hier betrachteten Literatur bezieht sich der Begriff „Abgrund“ (abyssos) nur in der Offenbarung auf die höllischen Regionen (siehe Offenbarung, Buch der). Andernorts bezeichnet er die Tiefen der Meere. Trotz seiner Etymologie ist dieser Abgrund kein „bodenloser Abgrund“ (Offb 9,1 KJV), sondern eine geschlossene unterirdische Kammer. Die Formulierung „der Schacht [phrear] des Abgrunds“ in Offenbarung 9:1 kann bedeuten, dass der Abgrund selbst ein Schacht ist oder, was wahrscheinlicher ist, dass sein Eingang ein Schacht ist (siehe Offb 9:2; 11:7; 17:8). Für die Handlung des Buches ist es entscheidend, dass der Abgrund von außen verschlossen werden kann. Einmal gesichert, kann er mit einem Schlüssel verschlossen und versiegelt werden (Offb 20,1-3), sodass er als Gefängnis dient (phylakē, Offb 20,7; vgl. Lk 8,31; 1 Petr 3,19). In Offenbarung 9,1-2 wird einem Engel vom Himmel der Schlüssel zum Abgrund gegeben, aus dem er die „Heuschrecken“ in einer Rauchwolke entkommen lässt. In der griechischen Version von 1 Henoch 20,2 wird der gute Engel Uriel über den Tartarus gesetzt, aber in der Offenbarung ist der König des Abgrunds ein Engel namens Abaddon oder Apollyon, „der Zerstörer“. Möglicherweise ist in Offenbarung 14:18 ein anderer Engel für das „Feuer“ zuständig, aber seine Beziehung zum Abgrund wird nicht deutlich. Indirekt wird uns auch gesagt, dass das erste Tier aus dem Abgrund kommt (Offb 11:7; 17:8).
Der Abgrund spielt seine Hauptrolle in Offenbarung 20:1-3. Satan wird in Ketten gelegt und in den Abgrund geworfen, und seine unterirdische Zelle wird für tausend Jahre verschlossen und versiegelt.
Wo der Begriff „Abgrund“ bei den apostolischen Vätern auftaucht (1 Clem.; Diogn.), hat er die andere Bedeutung, nämlich „die Wassertiefe“ (basierend auf dem hebräischen ṯehôm, „die Tiefe“).
1.6.2. Tod und Hades. In der Offenbarung kann es eine implizite Verbindung zwischen dem Abgrund und dem Hades oder der Hölle geben (wie in Ps 71,20; Röm 10,7; und im Apok. des ersten Jahrhunderts Zeph 6,15). So wie der Himmel den Schlüssel zum Abgrund hat, besitzt Jesus die Schlüssel zum Tod und zum Hades oder zur Hölle (Offb 1,18; siehe auch Offb 6,8).
1.6.3. Der Feuersee. Der endgültige Aufenthaltsort der bösen Engel und Menschen liegt „außerhalb“ des neuen Jerusalem (Offb 21:27; 22:14-15), genauer gesagt im „Feuersee“. Der Begriff „Feuersee“ oder „brennender Schwefel“ ist in der apokalyptischen Literatur keine Seltenheit und wird im Neuen Testament mit „Gehenna“ gleichgesetzt.
Die Zerstörung Babylons nach dem Vorbild des Untergangs von Sodom ist eine Vorahnung des ewigen Feuers (Offb 18:9, 18; 19:3). Das Tier und der falsche Prophet sind die ersten, die hineingeworfen werden (Offb 19,20), gefolgt vom Teufel (Offb 20,10), dem Tod und dem Hades (Offb 20,14) und den Gottlosen, die dort den „zweiten Tod“ erleiden (Offb 20,15; 21,8).

Dictionary of the later New Testament and its developments

Abgrund. Der griechische Begriff abyssos G12 (ursprünglich ein Adjektiv, „bodenlos, unergründlich“, dann ein Substantiv, „tiefer Ort“) wird in der KJV mit „die Tiefe“ (Lk. 8:31; Röm. 10:7) und „bodenloser Abgrund“ (Offb. 9:1-2, 11; 11:7; 17:8; 20:1, 3) wiedergegeben. In der NIV wird er als Eigenname „Abgrund“ verwendet (außer im Römerbrief). Im klassischen Griechisch wurde der Begriff auf die Urtiefe der antiken Kosmogonie angewandt, ein Ozean, der die Erde umgibt und unter ihr liegt. In der LXX kann er sich auf das Urwasser (Gen 1,2), aber auch auf die Welt der Toten (z. B. Ps 71,20) beziehen. Im späteren Judentum bedeutet es auch die inneren Tiefen der Erde und das Gefängnis der bösen Geister. Die Autoren des Neuen Testaments verwenden ihn in Bezug auf die Welt der Toten (Röm. 10:7) oder die Unterwelt, das Gefängnis der ungehorsamen Geister (Lk. 8:31; Offb. 9:1-2, 11; 11:7; 17:8; 20:1-3). Die Verwendung von „Abgrund“ in Röm 10:7 ist parallel zu der Verwendung von „die unteren, irdischen Regionen“ in Eph 4:9 (siehe Ps 106:28); beide stellen den höchsten Himmel und die tiefste Tiefe gegenüber. In Lk. 8:31 hatten die Dämonen große Angst vor dem ursprünglichen Abgrund; trotzdem könnten sie sich dorthin begeben haben, als die Schweine im Meer ertränkt wurden. In der Offenbarung wird der Schrecken der unendlichen Tiefen noch verstärkt. Siehe auch ABADDON.

Zondervan Illustrated Bible Dictionary

ABGRUND
Gemäß dem Handwörterbuch der griechischen Sprache (Nachdruck: Darmstadt 1983, Bd. I/1, S. 6) von Franz Passow bedeutet das griechische Wort ábyssos „sehr tief“ oder auch „unermesslich, ungeheuer“. (Siehe auch A Greek-English Lexicon von Liddell und Scott [Oxford 1968, S. 4].) In der Septuaginta wird es durchweg verwendet, um das hebräische tehṓm (Wassertiefe) wiederzugeben, zum Beispiel in 1 Mose 1:2; 7:11.
Das Wort ábyssos kommt in den Christlichen Griechischen Schriften neunmal vor, siebenmal allein in der Offenbarung. Aus dem Abgrund (ábyssos) kommen die symbolischen Heuschrecken unter ihrem König Abaddon oder Apollyon, dem „Engel des Abgrunds“ (Off 9:1-3, 11). Auch das „wilde Tier“, das gegen Gottes „zwei Zeugen“ Krieg führt und sie tötet, steigt „aus dem Abgrund“ herauf (Off 11:3-7). Offenbarung 20:1-3 beschreibt, wie Satan für tausend Jahre in den Abgrund geworfen wird. Eine Legion von Dämonen bat dagegen Jesus einmal inständig, ihnen dies nicht anzutun (Lukas 8:31).
Biblische Bedeutung. Es ist beachtenswert, daß in der Septuaginta ábyssos nicht als Wiedergabe für das hebräische Wort scheʼṓl verwendet wird, und angesichts der Tatsache, daß Geistgeschöpfe in den Abgrund geworfen werden, kann die Bedeutung richtigerweise insofern nicht auf Scheol oder Hades beschränkt werden, als diese beiden Wörter sich eindeutig auf das allgemeine Grab der Menschheit beziehen (Hi 17:13-16; siehe HADES; SCHEOL). ábyssos bezieht sich nicht auf den „Feuersee“, weil Satan nach seiner Freilassung aus dem Abgrund in den Feuersee geworfen wird (Off 20:1-3, 7-10). Die Worte des Paulus aus Römer 10:7, wo er von Christi Aufenthalt im Abgrund spricht, schließen eine solche Möglichkeit ebenfalls aus und zeigen außerdem, daß der Abgrund nicht dasselbe ist wie der Tartarus. (Siehe TARTARUS.)
Römer 10:6-7 trägt zur Klärung der Bedeutung des Wortes „Abgrund“ bei, indem es dort heißt: „Die Gerechtigkeit aber, die aus Glauben kommt, redet so: ‚Sag nicht in deinem Herzen: „Wer wird in den Himmel hinaufsteigen?“, nämlich um Christus herabzuholen, oder: „Wer wird in den Abgrund hinabsteigen?“, nämlich um Christus von den Toten heraufzuholen.‘ “ (Vgl. 5Mo 30:11-13.) „Der Abgrund“ bezieht sich hier offenkundig auf den Ort, an dem sich Christus an Teilen von drei Tagen aufhielt und von dem ihn sein Vater zurückholte, indem er ihn auferweckte. (Vgl. Ps 71:19-20; Matthäus 12:40.) In Offenbarung 20:7 bezieht sich Abgrund auf ein „Gefängnis“, und im Fall Jesu stimmt die Gefangenschaft oder die völlige Handlungsunfähigkeit zufolge seines Todes gewiß damit überein. (Vgl. Apg 2:24; 2Sa 22:5-6; Hi 38:16-17; Ps 9:13; 107:18; 116:3.)
Was die Grundbedeutung von „unermeßlich“ als Merkmal des „Abgrunds“ betrifft, so ist folgender Kommentar interessant, der in Hastings’ Encyclopædia of Religion and Ethics (1913, Bd. I, S. 54) zu Römer 10:6-7 gegeben wird: „Die Worte des hl. Paulus lassen die unermeßliche Größe dieses Bereichs vermuten, den zu erforschen ein vergebliches Unterfangen wäre.“ Paulus stellt die Unerreichbarkeit des „Himmels“ und des „Abgrunds“ der Erreichbarkeit der Gerechtigkeit durch Glauben gegenüber. Seine Anwendung des verwandten Wortes báthos in Römer 11:33 veranschaulicht dies: „O Tiefe [báthos] des Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unausspürbar seine Wege!“ (Siehe ferner 1Korinther 2:10; Eph 3:18-19.) In Übereinstimmung mit Römer 10:6-7 müßte der als „Abgrund“ dargestellte Ort also für jedermann außer für Gott und seinen mit dem „Schlüssel des Abgrunds“ ausgestatteten Engel „unerreichbar“ sein (Off 20:1). Gemoll erklärt ábyssos unter anderem mit „Abgrund der Unendlichkeit“. (Siehe auch A Greek-English Lexicon von Liddell und Scott, S. 4.)
Die Pluralform des hebräischen Wortes mezōláh (oder mezuláh) wird in Psalm 88:6 mit ‘großer Abgrund’ wiedergegeben und bedeutet wörtlich „Abgründe“ oder „Tiefen“. (Vgl. Sach 10:11.) Es ist verwandt mit dem Wort zuláh, das „Wassertiefe“ bedeutet (Jes 44:27).

Einsichten über die heilige Schrift

Licht (Band II) erklärt, dass das Binden und In-den-Abgrund-Werfen Satans, worauf in Offenbarung 20:2, 3 Bezug genommen wird, seinen Tod bedeute. Das Buch „Dies bedeutet ewiges Leben“, Seite 271, spricht von Satan und seinen Dämonen, dass sie „in den Abgrund vollständiger, todähnlicher Untätigkeit gestürzt“ werden. Warum spricht dieses spätere Buch auf diese Weise? — R. S., Kalifornien.
Das Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen“ zieht eine Parallele zwischen dem Abgrund von Offenbarung 20:3, in welchen Satan geworfen wird, und dem Abgrund von Römer 10:7 (NW), wo Jesus drei Tage lang tot lag. Somit wird gefolgert: „Der Abgrund, in welchen Satan, der Teufel, für tausend Jahre hinabgeworfen wird, ist derselbe Zustand, in welchem sich Christus Jesus drei Tage lang befand, nämlich der Tod.“ (Seite 352 und 353) Es stimmt, dass Satan während seines tausendjährigen Gebundenseins im Abgrund völlig aus dem Dasein geschieden ist, aber die spätere Äusserung über diesen Punkt, wie sie im Buche „Dies bedeutet ewiges Leben“ enthalten ist, gestattet einen erweiterten Sinn. Zu sagen, dass Satan „in den Abgrund vollständiger todähnlicher Untätigkeit gestürzt“ werde, erlaubt den Gedanken, dass der Körper Satans nicht gänzlich aufgelöst werden mag, und lässt die Möglichkeit offen, dass er auf irgendeine Weise bewahrt werde, wie sie geistigen Körpern entsprechend wäre, gleichwie wir einen Körper von Fleisch und Blut durch Kaltlagerung oder Tiefkühlung aufbewahren können. Satan, das Geschöpf, ist natürlich tot, soweit es ihn betrifft, da er vollständig leblos und ohne Bewusstsein und nicht bloss in betäubtem Zustand ist, während welchem die Lebensprozesse weitergingen. Der Körper dieses Geistgeschöpfes könnte von Gott leicht bewahrt und am Ende der tausend Jahre für die vorausgesagte „kleine Weile“ bloss wieder belebt werden. Nebenbei bemerkt, verweste Jesu menschlicher Leichnam nicht, als er in den Abgrund ging, sondern wurde von Jehova Gott auf übernatürliche Weise beseitigt. (Psalm 16:10; Apostelgeschichte 2:31) Die besondere Art und Weise, wie Satan im Abgrund gebunden wird, sollte nicht zu einem Streitpunkte werden. Der wichtige Punkt ist, dass er vollständig aus dem Wege geräumt ist und die gesegnete Tätigkeit des Tausendjahrreichs nicht stören kann. Dann, nach seiner Wiederbelebung für die „kleine Weile“, wird sein endgültiger Tod und seine körperliche Auflösung vollständig und bleibend sein, wie dies dadurch symbolisiert wird, dass er diesmal nicht in den Abgrund, sondern in den „Feuer- und Schwefelsee“ geworfen wird. — Offenbarung 20:10, NW.

Wachtturm 15.Juli 1952

Menschen, die darauf verzichten, sich rücksichtslos u. gewaltsam gegen andere durchzusetzen

Wahres Glück haben alle, die auf ihr eigenes Recht verzichten können. Gerade sie werden das beste Erbe erhalten.
Das Buch – Roland Werner – Matthäus 5,5

Freuen dürfen sich alle,
die unterdrückt sind und auf Gewalt verzichten –
Gott wird ihnen die Erde zum Besitz geben.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Matthäus 5:5

Selig sind die stillen Dulder! Denn ihr Erbteil soll die Erde sein – Ps 37,11; Offb 5,10.
Ludwig Albrecht – Matthäus 5,5

weitere Übersetzungen und Gedanken – 2020

Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Sanftmütig zu sein bedeutet nicht, „feige oder schüchtern zu sein“; es bedeutet vielmehr, „ein stilles Vertrauen in Gott zu haben“, „eine Anerkennung von und Unterwerfung unter Gottes Autorität“. Diejenigen, die diese Eigenschaft haben und ein Leben der Unterwerfung unter Gottes Autorität führen, werden eines Tages Autorität über die Erde ausüben, wenn sie die Erde im messianischen Königreich erben.

Arnold Fruchtenbaum – Die Bergpredigt

Ein Studium des Wortes Jehovas wird jemand mildgesinnt machen. Jene in der alten Welt, die nicht von barscher, sondern von friedevoller Einstellung sind, werden Wahrheit und Gerechtigkeit suchen. Sie sind die Art Leute, die das Leben lieben, und Jesus sagte, daß sie die Erde ererben werden.

Wachtturm 15.Februar1953

Wird jemand, der „Ein Studium des Wortes“ durchführt, wirklich dadurch „ein stilles Vertrauen in Gott haben“???

Was bedeutet es also, sanftmütig zu sein? Es wurde schon gesagt, daß ein sanftmütiger Mensch lernbereit sei. Das stimmt, doch schließt Sanftmut noch viel mehr ein. Das kommt in den verschiedenen Definitionen des Wortes „sanftmütig“ zum Ausdruck. „Sanft oder mildherzig; beherrscht und freundlich; nicht leicht gereizt oder erzürnt; nachsichtig, wenn man dich schädigt oder belästigt.“ In modernen Bibelübersetzungen wird das in den älteren Versionen erscheinende Wort „sanftmütig“ oft durch die Ausdrücke „mild“ und „sanft“ ersetzt. Jesus war ohne Zweifel sanftmütig. Und ein weiteres bemerkenswertes Beispiel der Sanftmut, von dem wir in der Heiligen Schrift lesen, ist Mose, der von Gottes heiligem Geist inspiriert wurde, folgende Worte niederzuschreiben: „Der Mann Mose aber war sehr sanftmütig, mehr als alle Menschen, die auf dem Erdboden waren.“ — 4. Mose 12:3.
Sanftmut oder Milde ist die Frucht des heiligen Geistes Gottes. „Die Frucht des Geistes ist Liebe . . . Milde.“ Sanftmütig zu sein bedeutet, das Gegenteil von stolz, habsüchtig, ungeduldig, unbarmherzig, streitsüchtig oder aggressiv zu sein. Wer der Milde oder Sanftmut ermangelt, brüstet sich gern, ist barsch, schroff, leicht erzürnt und schwer zu befriedigen; er weiß seine Ellbogen zu gebrauchen, um sich durchzusetzen, und ist stets zum Zanken bereit.

Wachtturm Studienausgaben 15.Mai1958

OK – dass klingt schon besser – eine Frucht der Geistes entwickelt sich nicht, indem ich mir Mühe geben! Eine Frucht des Geistes entsteht nur, wenn ich mich dem Gott unterordne und IHN machen lasse!

Die eingangs erwähnte Bergpredigt ist die längste Passage in der Bibel, in der Äußerungen Jesu ohne erzählerische oder andere Einschübe wiedergegeben werden. Jesus fordert uns in der Bergpredigt nicht einfach auf, das Richtige zu sagen und zu tun. Sein Rat geht viel tiefer. Wohl wissend, dass Worte und Taten ihren Ursprung immer in Gedanken und Gefühlen haben, rät Jesus eindringlich dazu, positive Eigenschaften zu entwickeln wie Mildgesinntheit, Gerechtigkeitsliebe, Barmherzigkeit, Friedsamkeit und Nächstenliebe (Matthäus 5:5-9, 43-48). Je besser uns das gelingt, desto angenehmer wird unser Reden und Handeln sein, und das macht nicht nur Jehova Freude, sondern kommt uns auch zwischenmenschlich zugute (Matthäus 5:16).

„Komm folge mir nach“ 2007

und Oh! Wieder zurück zum Anfang? Doch wieder selber versuchen und gaaanz viel Mühe geben?

Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Land besitzen.
Die dritte Seligpreisung schließt sich eng an Ps 37, 11 an: „Die Sanftmütigen werden das Land besitzen“ (ererben) עֲנָוִים יִירְשׁוּ אָרֶץ. Wörtlich ebenso der Targum: עִנְוְתָנִין יֵרְתוּן אַרְעָא; LXX: οἱ δὲ πραεῖς κληρονομήσουσι γῆν.
Das Lob der Sanftmut ertönt nicht selten in der rabbin. Literatur; doch hat man zu beachten, daß עֲנָוָה, עִנְוְתָנוּת nicht nur „Sanftmut“, sondern zugleich auch „Demut“ u. „Bescheidenheit“ bedeutet. Gegensatz zu עִנְוְתָן, עָנָו, עַנְוָנָא ist daher nicht bloß der קַפְּדָן (קוֹפְדָּן), der „Aufbrausende“, sondern auch der גַּס רוּהַ, der „Hochmütige“, „Stolze“.
Ned 38a: R. Jochanan († 279) hat gesagt: Gott läßt seine Schekhina (Gnadengegenwart) nur auf einem Starken, einem Reichen, einem Weisen u. einem Sanftmütigen עניו ruhn, u. das alles (lernt man) von Mose. Er war stark, s. Ex 40, 19; Dt 9, 17; er war reich, s. Ex 34, 1 (die aus Saphir gehauenen u. zerbrochenen Gesetzestafeln fielen ihm zu, daher sein Reichtum); er war weise, s. Ps 8, 6; er war sanftmütig, s. Nu 12, 3: „Der Mann Mose war sehr sanftmütig עני, mehr als alle andren Menschen.“ ǁ Aboth RNathan 7: Lehre deine Hausgenossen Sanftmut ענוה: wenn ein Mensch sanftmütig ענוותן ist u. seine Hausgenossen sanftmütig sind, u. es kommt ein Armer u. steht an der Tür des Hausherrn u. spricht zu ihnen: 1st euer Vater hier? u. man antwortet ihm: Ja! komm u. tritt ein, — dann ist der Tisch zugerüstet, noch ehe er eintritt, u. er tritt ein u ißt u. trinkt u. preist den göttlichen Namen. Das gereicht dem Hausherrn zu großer Befriedigung. Wenn aber ein Mensch nicht1 sanftmütig ist u. seine Hausgenossen aufbrausend קפדנין sind, u. es kommt ein Armer u. steht an seiner Tür u. spricht zu ihnen: Ist euer Vater hier? dann antwortet man ihm: Nein! u. fährt ihn an u. wirft ihn hinaus mit Anschreien. Eine andre Erklärung. Lehre deine Hausgenossen Sanftmut. Wie denn? Wenn ein Mensch sanftmütig ist u. seine Hausgenossen sanftmütig sind, u. er verreist in eine ferne Gegend u. sagt (sagen kann): „Ich danke dir, Jahve mein Gott, daß mein Weib keinen Streit mit den andren anfängt“, dann ist sein Herz ohne Furcht in ihm u. sein Gemüt beruhigt bis zu der Stunde, da er zurückkehrt. Wenn aber ein Mensch nicht sanftmütig ist u. seine Hausgenossen aufbrausend sind u. er reist in eine ferne Gegend u. sagt (sagen muß): Es sei wohlgefällig vor dir, Jahve mein Gott, daß mein Weib keinen Streit mit den andren anfängt u. daß meine (Text: seine) Kinder keinen Streit anfangen, — dann ist sein Herz voller Furcht in ihm u. sein Gemüt hat keine Ruhe, bis er zurückkehrt. ǁ Derekh Ereç 6: Drei Dinge sind einander gleichwertig: Weisheit, (Gottes-) Furcht u. Sanftmut ענוה. ǁ Derekh Ereç Zuṭa 5: Liebe die Sanftmut ענוה, damit sie deine Hände fülle. ǁ Berakh 17a: Ein Gewohnheitsspruch im Munde des Abaje († 338/39): Immer sei der Mensch klug in (Gottes-)Furcht. „Eine sanfte (linde רך) Antwort stillt den Groll“ Spr 15, 1, u. er mehrt (dadurch) den Frieden mit seinen Brüdern u. mit seinen Verwandten u. mit jedermann, selbst mit den Fremden (Nichtisraeliten) auf der Straße, damit er beliebt sei oben (bei Gott) u. angenehm unten (bei den Menschen) u. wohlgelitten bei den Menschen. Man hat von Rabban Jochanan b. Zakkai († um 80) gesagt, daß ihm kein Mensch jemals mit dem Friedensgruß zuvorgekommen sei, selbst nicht ein Fremder auf der Straße.

Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

Diesmal ist es Ps 37,11 , der als Schlüssel zum Verständnis dient. Dessen griechische Übersetzung hat in der Tat die »Sanftmütigen«, auf die Mt 5,5 zielt. Doch im hebräischen Text lesen wir: »Die Elenden werden das Land erben und ihre Freude haben an großem Frieden.« Wie kommt es nun, dass die griechische Übersetzung von »Sanftmütigen« spricht? Die Erklärung ist einfach: Ps 37 schildert die Bedrückung der Leute Gottes durch die Gottlosen, die Gerechten wehren sich aber nicht, sondern sagen: »Sei stille dem Herrn und warte auf ihn« (Ps 37,7). Es ist ja jener Psalm, dessen 5. Vers Paul Gerhardt zu seinem herrlichen Lied »Befiehl du deine Wege« angeregt hat. Die Leute Gottes verharren also in der Sanftmut gegen ihre Peiniger, sind aber zugleich die Elenden, die unter dieser Peinigung leiden. So haben beide Textformen recht. Ein Beispiel jener Sanftmut und jenes Elends ist Isaak, den die Philister mehrmals von den Brunnen verdrängen und der doch im Vertrauen auf Gott in der Sanftmut verharrt (1 Mose 26,15ff.). Es genügt demnach nicht, von »Elenden« bzw. »Sanftmütigen« zu sprechen, sondern man muss hinzufügen, dass diese Leute in ihrer Bedrängnis auf den Herrn vertrauen. Damit ist klar, dass nicht die von Natur Sanftmütigen, sondern die ihres Glaubens wegen Stillen gemeint sind.
Diesen Leuten sagt Jesus: »Sie werden die Erde ererben.« Indem wir das lesen, erinnern wir uns vielleicht der Gewaltanwendung, die Thomas Müntzer und andere »christliche« Revolutionäre unter Berufung auf solche oder ähnliche Stellen vollzogen haben. Sie waren der Überzeugung, das Volk des Neuen Bundes solle am Ende der Zeiten zu den Waffen greifen und im Namen Gottes die Erde in Besitz nehmen, nachdem man alle Gottlosen totgeschlagen habe. Das ist jedoch ein völliges Missverstehen.
Schon Ps 37,11 fügte der Verheißung des Landbesitzes hinzu: »Sie werden ihre Freude haben an großem Frieden.« Damit war klargestellt, dass die Vernichtung der Gottlosen und der friedevolle Besitz allein durch Gott bewirkt werden. Nichts anderes meint auch Jesus. Hier tritt die Zukunftsbezogenheit noch stärker hervor. Gott ist es, der bei der sichtbaren Durchsetzung seiner Herrschaft den »Sanftmütigen« die Erde zum Erbe gibt. Wir müssen diese dritte Seligpreisung mit Off 21; 22 verbinden. Es handelt sich also eindeutig um die neue Erde, die die Sanftmütigen ohne Bedrohung durch die Gottlosen bewohnen werden. Darauf deutet auch die Tatsache, dass die Wortgruppe »erben«, »Erbe« usw. im NT fast immer einen endzeitlichen Klang hat.
Überlegt man den Inhalt der dritten Seligpreisung, dann stößt man sowohl auf eine Gemeinsamkeit als auch auf einen Unterschied im Vergleich mit den beiden ersten. Die Gemeinsamkeit liegt darin, dass in allen drei Seligpreisungen der Verse Mt 5, 3-5 Menschen mit Lasten angesprochen sind: mit der Last der Sünde, der Last des Gerichts, der Last durch gottlose Bedränger. Mit einem Wort: Es sind mehr oder minder Verlorene, die Jesus werbend einlädt. Der Unterschied ist darin gegeben, dass bei den beiden ersten Gruppen die Last durch eigene Schuld entstand, bei der dritten Gruppe aber durch fremde Schuld. Ja, man kann noch einen Schritt weitergehen und feststellen, dass bei der dritten Gruppe nicht allein die eigene Schuld fehlt, sondern sogar Vertrauen zu Gott vorhanden ist. Dieses Vertrauen wird reichlich belohnt durch das endzeitliche Erbe. Und sofort muss wieder klargestellt bleiben: Dabei geht es nicht um die Honorierung religiöser Leistung, sondern um die Erfüllung der Hoffnung der Leidenden oder – um es mit den Worten des Paulus zu sagen – um »eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit« gegenüber einer zeitlichen und verhältnismäßig leichten Trübsal (2 Kor 4,17 .)

Gerhard Maier – Edition C

Ihr seid gesegnet, wenn ihr nicht versucht, lautstark und verbissen zu eurem Recht zu kommen. Gott wird euch mehr geben, als ihr jemals erstreiten könntet.
Willkommen daheim – Matthäus 5,5