Ich bin Jehova, dein Gott, der ich dich herausgeführt habe aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft. (W. der Knechte) Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. – (Eig zu meinem Angesicht hinzu) Elberfelder 1871 – Exodus 20,2–3
„Ich bin Jahwe, dein Gott! Ich habe dich aus dem Sklavenhaus Ägyptens befreit. Du wirst keine anderen Götter vor mich stellen! (Das heißt: „Ich habe dich befreit, deshalb sollte es undenkbar für dich sein, das zu tun.“ Es meint aber auch ein unbedingtes Verbot.) NeÜ bibel.heute Stand 2015 – Exodus 20:2–3
„Ich bin Jehova, dein Gott, der dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Du sollst außer mir keine anderen Götter haben. neue Welt Übersetzung – 2018 - 2.Mose 20,2–3
Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, geführt hat. [5Mose 5,6, Ps 80,11] Du sollst keine andern Götter neben mir haben. ( Oder: Gott. – Nicht einmal ihn mir gleichstellend. Da Gott nicht ungerecht sein kann, vermag er die Verehrung eines anderen wahren Gottes nicht zu untersagen, also ist er der einzige Gott.) Allioli Bibel – 2.Mose 20:2–3
Was für ein Volk war das, durch dessen Geschichte, wie sonst nirgends, bald schwächer bald stärker immer wieder die Majestät Gottes durchbrach? Was für ein Volk war das, dessen empfangene Offenbarung die kommenden Völker und Äonen erleuchtete? Was für ein Volk war das, dessen Glaube die Jahrtausende mit ihren entsetzlichen Völker- und Weltkatastrophen überwand? Was für ein Volk war das, das sich in seinem Familienleben und in seinem Staatsaufbau allein durch seine heilige Thora bestimmt wusste? Was für ein Volk war das, dessen Toten nie starben, obgleich sie längst zu den Vätern gegangen und begraben waren? Was für ein Volk war das, [2] dessen Untergang und Gerichte je und je zu einer neuen Auferstehung führten?
Dies Volk war Israel – ein Wunder der Geschichte! Vor seinem Gott flohen die Götter. Durch seine Thora sprach die Ewigkeit. Auf seinen Altären loderte das Feuer der Hingabe und Anbetung. In seinen Psalmen schluchzten das Weh und die Sehnsucht der Menschheit. In seinem Leben triumphierte die Barmherzigkeit über das Gericht.
Wer dieses Volk in seiner Geschichte verstehen will, muss zuvor Abraham in seinen Glaubensentscheidungen, Isaak in seiner Segensfülle, Jakob in seiner Lebensschule und Joseph in seinem Leidenswege verstanden haben. Das Einmalige im Leben dieser vier Persönlichkeiten, die sich trotz all ihrer Schwachheiten in ihrem Vertrauen und in ihren Handlungen dennoch durch die ihnen gewordene Gottesoffenbarung bestimmen ließen, kehrte in der Geschichte dieses Volkes als Vielheit wieder. Was göttliche Berufung und Leitung im Leben einzelner Väter bewirkt hatte, sollte Israel auch als Volk zu seinem Heile vermittels derselben Gottesoffenbarung erleben. Wer daher dieses historische Wurzelgebiet mit seiner überzeitlich-göttlichen Kraftquelle nicht zu finden und zu sehen vermag, dem bleibt dies Volk ein Geheimnis. Der wird nie verstehen können, wie Israel mit seiner Existenz und seinem Charakter, in seinem Segen und in seinen Gerichten jedem Zeitalter aufs Neue zu einem Rätsel, zu einem Wunder der Geschichte werden konnte. Von den Völkern nie verstanden und gemocht, blieb es dennoch das Volk, das die Jahrtausende überwand, und durch welches sich die anderen Völker am meisten gesegnet sahen.
Jakob Kroeker 1929 - Das lebendige Wort
Wenn Sie schon mal Sozialgesetz- oder Strafrechtsbücher in die Hand nahmen – Vorsicht, Rücken! –, werden Sie die klare Kürze des »Grundgesetzes der Menschheit« bewundern: Es sind nur zehn Gebote! Knapper geht’s nicht. Auf zwei Tafeln: die Gebote des Glaubens und die des guten Lebens. Und noch vor dem ersten begründet Gott, warum er sie überhaupt verordnet: »Ich habe dich aus der Knechtschaft geführt.« Ich, dein Befreier, mache jetzt den Gesetzgeber, weil Regellosigkeit zu Willkür und die zur Unfreiheit führt. Der Sinn der Ge- und Verbote ist der Erhalt deiner Freiheiten und Lebensräume, got it? Nummer 1: Lass dich nie wieder von »fremden Göttern« versklaven. Von Mammon zum Beispiel, dem Götzen Geld. Materiale »Gottes«-Bilder wie Statuen oder Statussymbole führen zu ängstlichem Aberglauben, selbst erdachte Gottesbilder in verengte Religiosität, Menschen-»Götter« zu Staatsterror. Das hattet ihr ja schon. Von Pharao bis Hitler. Lass es!
Andreas Malessa – 111 Bibeltexte, die man kennen muss
Die Zehn Gebote (in 2Mo 34,28 wörtlich »Zehn Worte«), der Angelpunkt aller religiösen und zivilen Gesetze Israels, bestehen aus zwei Teilen. Die ersten vier Gebote betreffen die Beziehung der Israeliten zu Gott, die anderen sechs behandeln die gesellschaftlichen Beziehungen innerhalb der Bundesgemeinschaft. Vor der Verkündigung der 10 Klauseln sprach Gott in der Einleitung von seiner einzigartigen Beziehung zu seinem Volk ( Ich bin der HERR, dein Gott , 2Mo 20,2 a), in dem historischen Vorspann faßte er in Kürze das zusammen, was er für sie getan hatte ( habe dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt , V. 2 b; vgl. 2Mo 13,3.14; 5Mo 5,6; 6,12; 7,8; 8,14; 13,6.11 ). Jahrhunderte zuvor hatte Gott Abraham aus Ur herausgeführt ( 1Mo 15,7 ); nun führte er die Nachkommen Abrahams aus Ägypten heraus. Die Zehn Gebote sind eine ausgezeichnete Zusammenfassung der 10 göttlichen Satzungen zur Leitung der Menschen. Die Grundsätze bestimmen 1. Religion, 2. Gottesdienst, 3. Verehrung, 4. Zeit, 5. Autorität, 6. Leben, 7. Reinheit, 8. Besitz, 9. Reden und 10. Zufriedenheit.
Das erste der Zehn Gebote besagt, daß Israel den einen wahren Gott anbeten sollte. Falsche Götter zu verehren bedeutete, neben Gott Rivalen aufzustellen ( neben mir könnte bedeuten »mir zuwider« oder auch »in meiner Gegenwart«) und so seine Einzigartigkeit nicht zu beachten (vgl. V. 22-23 ). Leider gehorchte Israel diesem ersten Gebot häufig nicht und verehrte die Götzen anderer Völker. Das führte schließlich dazu, daß das Volk Israel nach Assyrien und Babylonien ins Exil gehen mußte.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Zum Ursprung dieser königlichen, sich selbst identifizierenden Formel, siehe Kommentar zu 3:6. Im vorliegenden Fall unterstreicht ihre Verwendung nicht nur die unanfechtbare souveräne Autorität, die hinter den folgenden Aussagen steht, sondern sie betont auch, dass die Forderungen des Dekalogs ihren Ursprung und ihre Sanktion im göttlichen Willen haben und nicht in menschlicher Weisheit. Daher bleiben sie ewig gültig und werden von zeitlichen Erwägungen nicht berührt.
Wie bereits erwähnt, betrachtete die jüdische Tradition diesen Vers als den ersten der zehn göttlichen Aussprüche und verstand ihn als Aufforderung, an die Existenz Gottes zu glauben, der die Prozesse der Geschichte letztlich steuert.
der dich herausgebracht hat In diesem historischen Rückblick begründet Gott seinen Anspruch auf Israels Gefolgschaft mit seiner Rolle als Befreier Israels, nicht als Schöpfer.
Vers 3 Du sollst nicht haben Im Hebräischen gibt es kein Verb „haben“, sondern es drückt den Besitz durch h-y-h le- aus, wörtlich „zu sein“. Da die Vorstellung von Besitz notwendigerweise eine Beziehung beinhaltet, wird derselbe Begriff für das Eingehen des Ehebundes und für die Errichtung des Bundes zwischen Gott und Israel verwendet. Dieses Gebot warnt also davor, den Bund zu verletzen, indem man in irgendeiner Form anerkennt, was andere Völker als Gottheiten akzeptieren. Israels Gott verlangt kompromisslose und ausschließliche Loyalität.
Der JPS Tora-Kommentar
Das bedeutet, dass in der physischen Sphäre weder Sauberkeit noch Gesundheit ansteckend sind, während Schmutz etwas Sauberes verunreinigen kann und Krankheit das Gesunde befallen kann. In der moralischen Sphäre sind Gerechtigkeit und Moral nicht ansteckend, während das Böse und die Ungerechtigkeit es sind. Der gefallene Mensch kann verunreinigen, aber er kann nicht reinigen; das ist Gottes Vorrecht und in seiner Macht.
So beginnt Gott damit, dass er erklärt, dass das Gute in Israels Leben ganz und gar sein Werk ist: „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Land der Knechtschaft, herausgeführt habe“ (V. 2). Die Befreiung war nicht das Werk Israels, sondern das Werk Gottes. Gottes Aussage an Paulus bringt die Sache auf den Punkt: „Meine Gnade genügt dir; denn meine Kraft ist in der Schwachheit mächtig“ (2 Korinther 12,9). Jedes Vertrauen in ein humanistisches Machtsystem führt zu Magie, weil es die Ultimativität menschlichen Handelns voraussetzt.
Als nächstes erklärt Gott als erstes Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben vor mir“ (V. 3). Dies kann auch mit „neben mir“, „vor meinem Angesicht“ oder „in meiner Gegenwart“ übersetzt werden. Es kann auch gelesen werden, „keinen anderen Gott“.
Die Formulierung „vor mir“ oder „zu meinem Angesicht“ wurde von Cole als verwandt mit einer ähnlichen Formulierung in Levitikus 18:18 gesehen, die Polygamie verbietet. Er schrieb: Diese etwas ungewöhnliche Formulierung scheint auch dafür verwendet zu werden, eine zweite Frau zu nehmen, während die erste noch am Leben ist. Ein solcher Gebrauch, oder der Bruch einer exklusiven persönlichen Beziehung, würde helfen, die Bedeutung hier zu erklären. Sie steht dann in Verbindung mit der Beschreibung Gottes als „eifersüchtiger Gott“ in Vers 5.3
Das ist eine aufschlussreiche Beobachtung, denn dieses Gesetz verlangt „eine exklusive persönliche Beziehung“. Es bedeutet, dass keine andere Quelle für Macht, Segen, Hoffnung oder irgendetwas anderes außerhalb des Gottes der Schrift gesucht werden darf. Wir können Gottes Macht und Wirksamkeit nicht auf einen Bereich beschränken, während wir sie von anderen ausschließen.
Die King James Version ist an einem bestimmten Punkt sehr genau. Im Gegensatz zu modernen Versionen lautet sie „Du sollst keine anderen Götter vor mir haben.“ Du ist die Einzahl der zweiten Personalpronomenform, und du ist der Plural. Das moderne Englisch hat die Einzahlform weggelassen, während die wahre Lesart hier die persönliche ist. Obwohl das ganze Bundesvolk angesprochen wird, spricht Gott nicht als Gruppe zu ihnen, sondern als Einzelpersonen. Der Bund war mit Israel als Gruppe und mit jedem einzelnen Menschen im Besonderen. Ein weiterer Punkt: Nach Martin Buber sind die Gesetze der Zehn Gebote genauer zu übersetzen als „Du sollst nicht haben … du sollst nicht machen. “ Wir haben eine Reihe von Anordnungen. Gott handelt mit Israel keinen Vertrag, keinen Kontrakt, keinen Bund aus: Er gewährt sie in seiner Gnade und Barmherzigkeit, und infolgedessen sind die Gebote einseitig gegeben. Ausgehandelte Gesetze stellen einen Konsens dar, nicht eine ultimative Ordnung der Gerechtigkeit. Humanistisches Recht drückt nicht Gottes Gerechtigkeit aus, sondern entweder einen von Menschen geschaffenen und auferlegten Fiat-Willen oder einen demokratischen Konsens. Als solches hat es von Natur aus nichts mit Gerechtigkeit zu tun. Es repräsentiert entweder menschliche Logik, wie die älteren Rechtsgelehrten meinten, oder Erfahrung, wie Oliver Wendell Holmes darauf bestand. Die Erfahrung hat nun als Schlüssel zu allen Sphären triumphiert. Der U.S. Supreme Court entscheidet über die ihm vorliegenden Fälle im Sinne der Volks- und Rechtserfahrung. Staatliche Schulen betonen zunehmend „die Lernerfahrung“. Studenten werden jetzt auf Credit-Course-Reisen nach Frankreich zum Beispiel mitgenommen, um Lernen durch Erfahrung zu gewinnen. Gesetz darf aber nicht Logik oder Erfahrung sein. Seine einzig gültige Grundlage liegt im Wesen und in der Natur Gottes. Jede andere Rechtslehre wird eine Gesellschaft zerstören; sie ist vergleichbar damit, einem Menschen die Knochen aus dem Leib zu reißen und ihm zu befehlen, zu stehen. … Schließlich ist zu beachten, dass das Erste Gebot, indem es jeden anderen Gott oder jede andere Machtquelle verurteilt, auch den Synkretismus verurteilt. Synkretismus ist der Versuch, zwei fremde Dinge oder Konzepte zu vereinen, um die vorhandene Macht zu vergrößern. Synkretisten in der Religion versuchen, ihre Vorstellungen vom Besten in allen Religionen zu vereinen, um ihre Effektivität und Macht zu erhöhen. Im wirtschaftlichen Bereich glauben Synkretisten an eine gemischte Wirtschaft, die u.a. Kapitalismus und Sozialismus vereint. In der Politik glauben Synkretisten, dass eine bessere Welt entstehen wird, wenn gegensätzliche politische Überzeugungen zu einer Ordnung zusammengeführt werden. In jedem Bereich ist Synkretismus ein Verstoß gegen das erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben vor mir“ (V. 3). Synkretismus in allen Bereichen entsteht überall dort, wo dieses Gesetz missachtet wird.
Rousas John Rushdony – Kommentare zum Pentateuch
Den einen wahren Gott erkennen (V. 1-3). Die Formulierung „der Herr, dein Gott“ wird in diesem Abschnitt fünfmal wiederholt (Vv. 3, 5, 7, 10, 12), um das Volk an die Autorität zu erinnern, die hinter diesen Geboten steht. Mose berichtet nicht von „zehn Meinungen“, die er von einem freundlichen Ratgeber gehört hat, sondern von zehn Geboten, die der allmächtige Gott gesprochen hat. Die Juden lebten in einer Welt von blinden und abergläubischen Völkern, die viele Götter anbeteten, etwas, das Israel jahrhundertelang in Ägypten erlebt hatte. Israel sollte von dem wahren und lebendigen Gott Zeugnis ablegen (Ps. 115) und seine Nachbarn auffordern, ihm zu vertrauen. Die Formulierung „vor mir“ kann „im Gegensatz zu mir“ bedeuten. Wenn die Juden einen anderen Gott verehrten, erklärten sie Jehova den Krieg und zogen seinen Zorn auf sich. Jeden Morgen verkündet der gläubige Jude: „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist ein einziger Herr“ (Dtn 6:4).
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
„Ein eifersüchtiger Gott“ J. C. Choate Shaffer, Kalifornien. Vor langer, langer Zeit sagte Gott, als er die zehn Gebote vorstellte: „Du sollst keine anderen Götter haben vor mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf der Erde, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied derer, die mich hassen, und Barmherzigkeit übt an Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“ (2. Mose 20,36). Derselbe Autor fährt fort: „Denn du sollst keinen anderen Gott anbeten; denn der Herr, dessen Name Eifer ist, ist ein eifersüchtiger Gott.“ (2. Mose 34,14). Ja, in den alten Tagen war Gott ein eifersüchtiger Gott, und meine Freunde, ich bin hier, um euch zu sagen, dass Gott immer noch ein eifersüchtiger Gott ist. Unter dem alten Bund duldete er nicht, dass sein Volk sich vor Götzen und von Menschen gemachten Göttern beugte. Diejenigen, die sich auf eine solche Torheit einließen, wurden umgehauen und mussten für ihren schrecklichen Fehler bezahlen. Unter dem neutestamentlichen Gesetz möchte der Herr, dass wir verstehen, dass er an erster Stelle stehen muss oder gar nicht. Diejenigen aber, die sich den anderen Dingen dieses Lebens beugen, werden die Konsequenzen dafür tragen müssen, besonders in der kommenden Welt.
Gottes Fürsorge für sein Wort Gott ist ein eifersüchtiger Gott, wenn es um sein Wort geht. Er bedauert den Anblick derer, die seinen Willen für die Handbücher, Disziplinen und Glaubensbekenntnisse der Menschen beiseite schieben wollen. Er verachtet jedes von Menschen gemachte Buch, das einen anderen Heilsplan als seinen eigenen vorschlägt. Er hasst die vielen Meinungen, Vorstellungen, Doktrinen, Gebote, Dogmen usw., die an die Stelle seines Wortes getreten sind. So hat Johannes geschrieben: „Denn ich bezeuge jedem Menschen, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand etwas hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, die in diesem Buch geschrieben stehen: Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buches dieser Weissagung, so wird Gott sein Teil wegnehmen aus dem Buch des Lebens und aus der heiligen Stadt und von dem, was in diesem Buch geschrieben steht.“ (Offb. 22:18, 19). Hör zu, mein Freund, du kannst nicht mit dem Wort Gottes spielen und damit durchkommen. Natürlich wissen wir alle, dass im Namen der Religion alles Mögliche gelehrt wird, und wenn man sie nach ihrer Autorität fragt, wird die Bibel als Quellenbuch angegeben. Aber hört mir zu: Die Bibel enthält nichts als die Wahrheit – wenn also alle diesem Buch folgen würden, wären wir alle nichts anderes als Christen. Die Bibel ist also nicht der Urheber der vielen Lehren, die propagiert werden; sie sind der Fantasie des Menschen entsprungen und werden durch seine eigene Torheit am Leben erhalten. Viele werden sich eines Tages vor Gott dafür verantworten müssen, wie sie mit dem Wort der Wahrheit umgegangen sind. Gott ist ein eifersüchtiger Gott und möchte daher, dass alle sein Wort anerkennen und ihm von ganzem Herzen glauben. Denn schließlich ist es die Wahrheit und nur die Wahrheit, die frei machen kann. (Johannes 8:32). Gott ist ein eifersüchtiger Gott, was das Evangelium angeht. Er möchte, dass alle den Plan, der offenbart wurde, annehmen und daran glauben. Aber was ist mit denen, die sich weigern, dem Evangelium zu gehorchen? Der Apostel Paulus beantwortet diese Frage: „Und ihr, die ihr beunruhigt seid, ruht mit uns, wenn der Herr Jesus vom Himmel herab offenbart werden wird mit seinen mächtigen Engeln, in flammendem Feuer, um sich an denen zu rächen, die Gott nicht kennen und dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen: Die werden gestraft werden mit ewigem Verderben von dem Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Kraft.“ (2 Thess. 1:7-9). Diejenigen, die dem Evangelium Gottes gehorchen, werden also gesegnet, aber diejenigen, die es ablehnen, werden dafür bestraft. Der Herr möchte, dass diejenigen, die dem Evangelium gehorchen, die Wahrheit zu den Menschen in ihrer Umgebung bringen. Er möchte, dass sie den Erlösungsplan so lehren, wie er in der Bibel offenbart wird. Oh ja, es werden viele verschiedene Evangelien gepredigt, aber was ist mit ihnen? Sie sind nichts anderes als gefälschte Evangelien, von Menschen gemachte Evangelien, falsche Evangelien oder pervertierte Evangelien. Aber wenn man Gott gefallen will, muss man das Evangelium predigen, das durch den göttlichen Plan offenbart wurde. Paulus erkannte diese Tatsache und schrieb: „Ich wundere mich, dass ihr so schnell von dem, der euch in die Gnade Christi gerufen hat, zu einem anderen Evangelium übergegangen seid: Welches nicht ein anderes ist; sondern es gibt einige, die euch stören und das Evangelium Christi verdrehen wollen. Wenn aber wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium predigen als das, das wir euch gepredigt haben, so sei er verflucht. Wie wir zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium predigt als das, das ihr empfangen habt, so sei er verflucht.“ (Gal. 1:6-9). Es ist also eine ernste Angelegenheit, sich mit dem Evangelium Christi zu befassen. Paulus sagt, dass das Evangelium Gottes gepredigt werden muss, und wehe dem, der es anders predigt. Hör mir zu, mein Freund: Du kannst daherkommen und alles Mögliche glauben, was dem Evangelium vorzuziehen ist, aber eines Tages wirst du dafür geradestehen müssen. Ja, jemand kann ein falsches Evangelium predigen, wenn er will, aber vergiss nicht, dass er dafür geradestehen muss. Gott ist ein eifersüchtiger Gott, was das Evangelium angeht. Er will, dass alle der geoffenbarten Wahrheit gehorchen, und er will, dass dieses Wort in seiner Reinheit und Einfachheit gepredigt wird. Noch einmal: Wehe dem, der sich nicht an das Evangelium hält.
Gottes Angst um das Reich Gottes Gott ist ein eifersüchtiger Gott, wenn es um das Reich oder die Kirche geht. Gott hat seinen Sohn in die Welt gesandt, um die Kirche zu gründen, und doch gibt es Menschen, die so klug und gelehrt sind, dass sie behaupten, die Kirche sei unwichtig. Woher kommt eine solche Lehre? Nicht von Gott, nicht von Christus, nicht von seinem Wort, sondern vom Teufel. Die Kirche IST wichtig. Allein die Tatsache, dass Christus sie gegründet hat, macht sie wichtig. (Matthäus 16:18; Apostelgeschichte 2). Und weil Christus sein Blut für sie vergossen hat, ist sie wichtig, ja, sie ist für Gott so wertvoll wie das Blut Christi. (Apostelgeschichte 20,28). Darüber hinaus ist sie wichtig, weil Christus der Retter der Kirche ist, weil er das Haupt der Kirche ist und so weiter. (Eph. 6:23). Betrachten wir nun im Lichte all dessen die Aussage des Herrn: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zugerechnet werden.“ (Mt 6,33). Ja, das Reich Gottes oder die Kirche Gottes ist so wichtig und so wesentlich, wenn es um das Heil der Seele geht, dass der Herr erklärt, dass wir es in unserem Leben an die erste Stelle setzen sollen. Meine Freunde, Gott ist ein eifersüchtiger Gott. Er ist nicht erfreut über die Menschen, die sagen, dass die Kirche nicht wichtig ist, und ich sage euch noch etwas: Er ist nicht erfreut über diese von Menschen gemachte Lehre, dass eine Kirche so gut ist wie die andere oder dass es viele Kirchen gibt und man sich der Kirche seiner Wahl anschließen kann. Nein, Gott ist nicht erfreut darüber. Es gibt nur eine wahre Kirche und man muss ihr angehören, um gerettet zu werden. Lies bitte Epheser 4,4, 1. Korinther 12,13 und Apostelgeschichte 2,47. Gott ist ein eifersüchtiger Gott, was die Anbetung angeht. Es wird gesagt, dass man in der Kirche seiner Wahl anbeten darf. Außerdem wird propagiert, dass man anbeten darf, was man will, solange man ehrlich und aufrichtig ist, aber gute Nachbarn, betrügt euch nicht selbst und lasst auch nicht zu, dass euch jemand anderes betrügt. Diese Angelegenheit liegt nicht in der Hand des Menschen, sondern der Herr hat etwas zu dieser Sache zu sagen. Wir lesen: „Gott ist ein Geist; und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ (Johannes 4,24). Jetzt pass auf! Der Herr sagt, dass unsere Anbetung im Geist und in der Wahrheit sein MUSS. Damit der Gottesdienst annehmbar ist, muss er also nach dem Muster des Herrn und nicht nach dem des Menschen erfolgen. Aber was ist mit all den anderen Anbetungsformen? Sie sind vergeblich, wie Matthäus 15,9 sagt. Gott ist eifersüchtig, wenn es um unsere Anbetung geht. Er will, dass wir ihn so verehren, wie er es in seinem Wort gesagt hat. Eine andere Art der Anbetung wird er nicht akzeptieren.
Gottes Eifer für unsere Treue Gott ist ein eifersüchtiger Gott, wenn es um den Namen geht. Er will, dass jede Seele, die ihm gehorcht, den Namen trägt, den er bestimmt hat – den Namen Christ. Der einzige Weg, wie wir ihm gefallen können, ist, diesen Namen zu tragen. Es wird nicht funktionieren, irgendeinen von Menschen geschaffenen Titel vor oder hinter den Namen Christ zu kleben. Er will, dass wir Christen sind und nichts anderes. Das steht im Einklang mit der Aussage von Petrus: „Wer aber als Christ leidet, der schäme sich nicht, sondern rühme Gott dafür.“ (1. Petr. 4:16). Lies auch Apostelgeschichte 26,28 und Apostelgeschichte 11,26 zu diesem Thema. Wenn du willst, kannst du dir einen von Menschen gemachten Namen zulegen, aber so sicher wie du das tust, wirst du dafür bezahlen müssen. Ich erinnere dich noch einmal daran, dass Gott ein eifersüchtiger Gott ist und wenn du zu ihm gehören willst, dann will er, dass du den Namen trägst, den er dir gegeben hat. Das gilt nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für die Gemeinde. (Röm. 16:16; Apg. 20:28). Gott ist ein eifersüchtiger Gott, wenn es darum geht, das christliche Leben zu leben. Paulus erklärt einer Gruppe von Christen: „… bringt eure Leiber als lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer dar, das ist euer vernünftiger Dienst.“ (Röm. 12:1). Geliebte, wenn wir Gott dienen sollen, möchte er, dass wir ihm dienen, anstatt an einem Tag das christliche Leben zu leben und am nächsten Tag ein sündiges Leben zu führen. Gott ist eifersüchtig und will nicht, dass sein Volk sich in Sünde ergeht oder auch nur mit der Welt wandelt. Um zu ihm zu gehören, muss man also die Sünde mit seinem ganzen Wesen hassen. Manche Menschen behaupten, Kinder Gottes zu sein, sind aber gleichzeitig genauso sündig und gottlos, wie man es nur sein kann. Aber denk daran, dass alle Menschen ernten müssen, was sie gesät haben. (Galater 6:7, 8). Ja, Gott ist ein eifersüchtiger Gott. Freunde, entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt – Gott oder Satan. Aber bedenkt: Wenn ihr euch für Gott entscheidet, verlangt er Treue bis zum Tod. (Offb. 2:10). Man muss bereit sein, diese Art von Dienst für den Herrn zu leisten, um in dieser Welt und in der kommenden Welt gerettet zu werden.
Da spricht Jesus zu ihm: Geh hinweg, Satan! denn es steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.“ (5Mose 6,13) Elberfelder 1871 – Matthäus 4,10
Da sagte Jesus: »Weg mit dir, Satan! In den Heiligen Schriften heißt es: ›Vor dem Herrn, deinem Gott, wirf dich nieder, ihn sollst du anbeten und niemand sonst.‹ « Gute Nachricht Bibel 2018 – Matthäus 4:10
Dann sagt Jesus zu ihm: „Geh weg, Satan! – denn es ist geschrieben: ‘Du sollst dem Herrn, deinem Gott, huldigen und ihm allein ‹den ihm zukommenden› verehrenden Dienst erweisen!’“ {Vgl. 5M 6,13; 10,20.} Jantzen Jettel 2017 – Matthäus 4,10
In Seiner Antwort zitierte der Herr 5Mo 6,13. Es darf nur Gott der Herr Anbetung und Dienst empfangen. In jenem Kapitel wird das Volk davor gewarnt, ihren Gott zu vergessen. Sie sollten nicht fremden Göttern nachgehen (V.12.14), sondern sie sollten den Herrn, ihren Gott lieben (V.5). Diesen Vers hielt der Herr auch den Pharisäern entgegen (Matthäus 22,37). Mit dieser Liebe liebte der Herr Seinen Vater allezeit, weshalb Er gebot: »Gehe hinweg, Satan!« Solcher Widerstand und solches Schelten Satans findet sich auch an anderen Stellen (siehe Sach 3,2; Matthäus 16,23; 1 Petrus 5,9). Das Wort für dienen ist hier latreuô, das an vielen Stellen im Neuen Testament für Dienst, der Gott gilt, verwendet wird. Paulus schrieb: »welchem ich diene in meinem Geiste in dem Evangelium seines Sohnes« (Röm 1,9).
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Am Ende kann Jesus dem Satan in Vollmacht befehlen: »Weg von mir, Satan!« Denn er hat die teuflische Versuchung überwunden. Deutet die Schroffheit des Befehls an, dass die letzte Versuchung die schwerste war?
Jesus hat dreimal mit Hilfe der Schrift gekämpft, der Teufel nur einmal, wo es ihm nützlich schien. Bei dieser dritten Versuchung zitiert Jesus 5 Mose 6,13 (vgl. 5 Mose 5,9). Ganz nah liegen Jesu Schriftstellen beieinander. Alle stammen aus dem 5. Mosebuch, das Jesus offenbar besonders geschätzt hat, weil es ihn als den zweiten Mose ankündigte (5 Mose 18,15). Jesus vollbringt als der zweite Adam, was dem ersten Adam nicht gelang: Gott die Treue zu halten. Zugleich erweist sich die lebendige Schriftkenntnis als Mittel zum Sieg. Was Jak 4,7 später formuliert, ist an Jesus beispielhaft deutlich. Jesus benutzt den hebräischen Namen »Satan«. »Satan« heißt Ankläger. Der »Ankläger« hasst alles, was von Gott kommt, und hasst auch die Menschen. Wer zu Jesus gehört, kann nicht mehr vom »Ankläger« verdammt werden (Röm 8,33ff.). Wäre Jesus vom Vater abgefallen, wäre Satan sein und unser aller Ankläger beim Vater geworden und geblieben.
Gerhard Maier – Edition C
Über diese ersten Christen heißt es in dem Buch Essentials of Bible History (Elmer W. K. Mould, 1951, S. 563): „Der Akt des Kaiserkultes bestand darin, daß auf einen Altar ein paar Körnchen Weihrauch gestreut oder ein paar Tropfen Wein gesprengt wurden, der vor einem Bildnis des Kaisers stand. Vielleicht sehen wir wegen unseres großen zeitlichen Abstandes von der Situation in dem Akt nichts anderes, als es . . . das Erheben der Hand zum Grüßen der Fahne oder eines hervorragenden Staatsmannes ist — ein Ausdruck der Höflichkeit, des Respekts und des Patriotismus. Vielleicht dachten die meisten Leute im ersten Jahrhundert genauso darüber, nicht aber die Christen. Sie sahen darin einen Akt religiöser Verehrung; sie meinten, daß sie dadurch den Kaiser als Gott anerkennen würden und Gott und Christus gegenüber illoyal wären, und weigerten sich, dies zu tun.“
Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes
In all diesen Fällen bedeutet proskynein eindeutig, dass eine Bitte an eine Person mit hoher Autorität gerichtet werden sollte, die Macht ausüben konnte, um dem Bittsteller zu helfen. Die Tatsache, dass die Macht in den meisten der genannten Fälle als himmlische Macht angesehen werden konnte und wahrscheinlich auch wurde, bedeutet nicht, dass derjenige, der die Macht ausübte, göttlich war (man beachte noch einmal die sanfte Zurechtweisung des Kornelius durch Petrus). Aber der Autorität und der Macht wurde der größte Respekt gezollt. Die Bittsteller betrachteten sich offensichtlich als völlig abhängig von der Gunst des Bittstellers, und die Ehrerbietung drückte diesen tiefen Respekt und das Gefühl der völligen Abhängigkeit aus.
Im Neuen Testament wird proskynein typischerweise für die Anbetung (Niederwerfung) vor Gott, und nur vor Gott, verwendet. Wir sollten uns noch einmal die Zurechtweisung Jesu an den Versucher in Erinnerung rufen: „(Du sollst) den Herrn, deinen Gott, anbeten (proskynēseis), und ihm allein sollst du dienen“ (Matthäus 4,10/Lukas 4,8). Im Johannesevangelium erwartet Jesus eine Zeit, in der die Menschen Gott, den Vater, im Geist und in der Wahrheit anbeten (proskynēsousin) (Johannes 4,21-24). In der Apostelgeschichte hören wir von dem äthiopischen Eunuchen, der nach Jerusalem gekommen war, um den Gott Israels anzubeten (proskynēsōn) (Apostelgeschichte 8,27). Paulus erwartet, dass die Neuankömmlinge in der Versammlung der Gläubigen „auf ihr Angesicht fallen und Gott anbeten“ (1. Korinther 14,25). Und in der Offenbarung des Johannes steht Gott regelmäßig im Mittelpunkt der Anbetung (proskynein). Außerdem wird nicht nur die falsche Anbetung des Tieres gerügt, sondern auch jede Anbetung eines anderen als Gottes: Der auslegende Engel weist die proskynēsis, die ihm vom Seher angeboten wird, ausdrücklich zurück und sagt mit Nachdruck: „Betet (proskynēson) Gott an“ (Offb. 19:10; 22:8-9).
James D. G. Dunn – Beteten die ersten Christen Jesus an?
Andere griechische Wörter werden manchmal mit „Anbetung“ übersetzt.
(a) Eine enge Parallele zu proskynein ist die Formulierung „niederfallen“, manchmal mit den Zusätzen „auf sein Gesicht“ oder „zu seinen Füßen“. Der Ausdruck begleitet manchmal das Proskynein, wie in Matthäus 2:11 (die Weisen „fielen nieder und beteten ihn [das Jesuskind] an“) und Offenbarung 5:8, 14 (in der Vision des Sehers „fielen die Ältesten nieder“ oder „fielen nieder und beteten“ das Lamm an). In Matthäus 17,6 fallen die Jünger auf dem Berg der Verklärung zu Boden, als die himmlische Stimme verkündet: „Dies ist mein Sohn, der Geliebte. Verschiedene Personen fallen Jesus zu Füßen, um ihn zu bitten oder ihm zu danken (Markus 5:22/Lukas 8:41; Lukas 5:12; 17:16). In Johannes 11,32 fällt Maria (von Bethanien) Jesus zu Füßen. Im Garten Gethsemane wirft sich Jesus im Gebet zu Boden (Markus 14:35/Matt. 26:39). Kurz gesagt, die Handlung „zu Füßen fallen“ bezeichnet einen Appell oder eine Unterwerfung unter eine höhere Macht, wie wenn der Sklave vor seinem König niederfällt (Mt 18,26), und nicht die Anbetung als solche (weshalb das Wort „Anbetung“ so oft hinzugefügt wird). Die Formulierung trägt wenig oder gar nichts zur Verwendung von proskynein bei.
(b) Das häufigste der anderen nahen Synonyme ist latreuein, was so viel wie „dienen“ bedeutet. In der biblischen Literatur bezieht es sich jedoch immer auf den religiösen Dienst, das Ausführen religiöser Pflichten, „kultischen Dienst leisten“. So ist es nicht verwunderlich, dass es in Verbindung mit proskynein in der Antwort Jesu auf die Versuchung, einen anderen Gott anzubeten, auftaucht: „(Du sollst) den Herrn, deinen Gott, anbeten und nur ihm dienen (latreuseis)“ (Mt 4,10/Luk 4,8). Und an mehreren Stellen wird latreuein in englischen Übersetzungen mit „Anbetung“ übersetzt. Es fällt auf, dass das Objekt des Verbs, also derjenige, dem gedient bzw. der angebetet werden soll, in jedem Fall Gott ist. Abgesehen von ein oder zwei Hinweisen auf falsche Anbetung bezieht sich das Verb immer auf den kultischen Dienst/die Anbetung Gottes. In keinem Fall ist im Neuen Testament davon die Rede, dass Jesus kultische Anbetung (latreuein) angeboten wird. In diesem Zusammenhang sind die beiden Verweise in den frühen Paulusbriefen von einigem Interesse. In Römer 1,9 ruft Paulus „Gott als meinen Zeugen an, dem ich mit meinem Geist diene/anbete (latreuō) im Evangelium seines Sohnes“. Und in Philipper 3,3 spricht er davon, dass Christen im Allgemeinen „durch den Geist Gottes anbeten (latreuontes) und sich in Christus Jesus rühmen“
James D. G. Dunn – Beteten die ersten Christen Jesus an?
Die edelste und höchste Aktivität eines Menschen ist die Anbetung Gottes. Sie beschäftigt Geist, Verstand und Mund des Menschen mit dem größten aller Gegenstände: Gott in all Seiner Herrlichkeit. Diese einzigartige Fähigkeit, Gott zu betrachten und anzubeten, unterscheidet den Menschen als Geistwesen von der ganzen niederen Schöpfung. Anbetung bringt dem höchsten Herrn und Schöpfer das dar, was allein wir Ihm wirklich geben können. Darum betrachtet Gott sie als so besonders kostbar. Anbetung ist für Ihn allein. Das erste und große Gebot sagt uns, dass wir keinen anderen Gott anbeten sollen (2Mo 34,14). Dennoch hat Satan versucht, diese Ehre für sich selbst zu stehlen (Mt 4,9). Heidnische Herrscher haben sie gesucht und empfangen. Die Menschen haben Dämonen, Götzenbilder, Tieren, Bäumen, Bergen, Flüssen, Sternen, der Sonne und anderen Menschen Anbetung gebracht. Gottesfürchtige Menschen und die Engel Gottes haben sie für sich immer verweigert (Apg 10,25.26; 14,14.15; Offb 19,10; 22,8.9). Interessanterweise nahm der Herr Jesus Anbetung ohne jeden Tadel entgegen, ein deutliches Zeichen, dass Er beanspruchte, Gott zu sein (Mt 8,2; 9,18; 14,33; 15,25; 20,20; 28,9; Mark 5,6; Joh 9,38: das Wort “sich niederwerfen” ist in diesen Stellen im Griech. dasselbe Wort wie “anbeten” in Mt 4,9.10; Lk 4,7.8; Joh 4,20-24; Joh 12,20; Apg 7,43 usw.). Gott sucht Anbeter, aber nur auf der richtigen Grundlage. Der Herr Jesus sagte: “Die wahren Anbeter werden den Vater in Geist und in Wahrheit anbeten; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn in Geist und Wahrheit anbeten” (Joh 4,23.24). Dies zeigt, dass es eine verkehrte Anbetung gibt, ebenso wie es möglich ist, die falschen Gegenstände anzubeten. Zur Zeit des Alten Testaments gab Gott detaillierte Anweisungen für die Anbetung in der Stiftshütte in der Wüste und später im Tempel zu Jerusalem. Auch die neutestamentliche Anbetung muss der Ordnung Gottes entsprechen. Eine Besonderheit dieser neuen Ordnung ist, dass alle Glaubenden, nicht eine besondere Gruppe, jetzt “ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum” genannt werden, “um geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus” (1Petr 2,5). Die Anbetung Gottes ist eine Aktivität höchster Priorität für Christen. Ein Teil unserer Beschäftigung in der Ewigkeit wird sein, das Lamm als würdig anzubeten (Offb 5,9-14). Anbetung ist auch unsere gegenwärtige Berufung. Wir sollten uns danach sehnen, in unserer Fähigkeit zu wachsen. Ihn anzubeten, der allein aller Anbetung würdig ist. Wachstum als Anbeter ist ein wichtiges Gebiet, wo geistliche Entwicklung nötig ist.
Die Bedeutung der Anbetung Was ist Anbetung? Viele Glaubende verstehen darunter die Vormittagsveranstaltungen einer Gemeinde einschließlich Predigt, Ankündigungen, Chordarbietungen oder anderer Zeremonien. Dies wird oft “Morgengottesdienst” genannt. Natürlich kann ein Glaubender Gott dabei im Stillen oder beim Singen eines bestimmten Liedes anbeten. Jedoch ist solch eine Gemeindeveranstaltung von dem biblischen Begriff der Anbetung weit entfernt. Die Wortbedeutung von “Anbetung” ist ein Niederbeugen, sogar Niederwerfen, um einem Höhergestellten Ehre zu erweisen. W. E. Vine sagt in seinem Expository Dictionary of New Testament Words, dass es “die direkte Anerkennung Gottes in Seinem Wesen, Seinen Eigenschaften, Seinen Wegen und Seinen Ansprüchen” ist, “sei es durch das Ausschütten des Herzens in Lob und Dank, oder durch aufgrund derartiger Anerkennung getane Taten”. Anbetung bringt dem einen wahren Gott Ehre, Hingabe und Unterwerfung in Wort, Denken, Haltung und Handlung dar. Es ist eine Reaktion liebender Wertschätzung, ein Überströmen eines dankbaren Herzens, ein Ausschütten einer mit Gott beschäftigten erlösten Seele. Anbetung ist keine Diskussion über Gott, sondern eine direkte Anrede an Gott. Anbetung heißt, Gott die Ehre zu geben, für das, was Er ist, oder wie Er ist. Dies setzt voraus, dass wir studieren, was Er über Sich Selbst in der Schrift geoffenbart hat. Wenn wir uns damit beschäftigen, so finden wir, dass Er nichts und niemandem, das oder den wir kennen, gleich ist. Gott ist einzigartig. Manche Wesenszüge hat nur Er allein. So ist Er z. B. aus Sich Selbst heraus existierend (Joh 5,26), ewig (Ps 90,2), unbegrenzt (1Kön 8,27), allmächtig (Hi 42,2), allwissend (Ps 147,4.5), allgegenwärtig (Ps 139,7-12), unveränderlich (Mal 3,6), selbstgenügsam (Apg 17,24.25) und unumschränkt (Eph 1,11). Er hat auch bestimmte Eigenschaften, in welchen wir Ihm ähnlich sein sollen. Dazu gehören Liebe, Gnade, Barmherzigkeit, Heiligkeit, Gerechtigkeit, Wahrheit, Geduld, Weisheit, Güte und Freigebigkeit. Wir können auch Seinen Zorn gegen das Böse und die Gottlosigkeit teilen (Röm 1,18). Er soll auch für das angebetet werden, was Er tut. Er ist der Schöpfer aller Dinge, einschließlich des Menschen (Ps 95,6). Er ist Helfer, Befreier, Erlöser. Durch Sein Wort vollbringt Er Seinen Willen (Ps 33,6). Er neigt sich herab, um die Gebete der Sterblichen zu hören (Ps 65,3). Er vergibt Sünden und streckt Sich in Gnade aus, Menschen zu Sich zu bringen (Ps 65,4.5). Er prüft und läutert Sein Volk (Ps 66,10). Er ist ein stets siegreicher Heerführer (Ps 136,10-15). Anbetung beschäftigt sich mit der Würde dessen, der auf dem Thron des Universums sitzt (Offb 4,10.11; 5,12-14). Gott, nicht das Ich, steht im Mittelpunkt. Dies wird schön illustriert durch die Frau, die die Füße Jesu mit ihren Haaren trocknete (Joh 12,3-7). Anbetung bedeutet auch, kostbare Opfer oder Geschenke dem Herrn darzubringen, wie es die Weisen aus dem Morgenland taten (Mt 2,11). Die allererste Erwähnung des Wortes “anbeten” in der Bibel (1Mo 22,5) zeigt die Kostbarkeit des Opfers und die demütige Hingabe, als Abraham hinging, um Isaak zu opfern (1Mo 22,2-9). Der wahre Charakter jedes geistlichen Opfers wird durch eine Haltung des Lobpreises gekennzeichnet.
Jean Gibson – Training im Christentum
Geh weg. Jesus verbannte den Teufel und übte damit seine Herrschaft aus, so steht es geschrieben. Jesus antwortete mit unerschütterlicher Treue zur Anbetung Gottes allein (5. Mose 6,13) und zeigte sich treu, das erste Gebot zu halten, das Israel so oft gebrochen hatte. Jesus ist das wahre Israel, der wahre Sohn Gottes.
AM Ende Seiner Rede an Nathanael – Seiner ersten Predigt – hatte Jesus einen Ausdruck verwendet, der in Seiner ersten Tat seine symbolische Erfüllung erfuhr. Seine erste Aussage über sich selbst bestand darin, dass er sich „Menschensohn“ nannte. Wir können nicht umhin zu glauben, dass dies auf das Bekenntnis Nathanaels Bezug nahm: „Du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels“. Es ist, als ob er die Jünger von dem Gedanken, dass er der Sohn Gottes und der König Israels ist, auf die freiwillige Erniedrigung seiner Menschlichkeit als der notwendigen Grundlage seines Werkes hätte lenken wollen, ohne deren Kenntnis die Erkenntnis seiner Gottheit eine unfruchtbare, spekulative Abstraktion und die seines Königtums ein jüdischer, fleischlicher Traum gewesen wäre. Aber es war nicht nur das Wissen um Seine Erniedrigung in Seiner Menschlichkeit. Denn wie in der Geschichte Christi Erniedrigung und Herrlichkeit immer miteinander verbunden sind, die eine in die andere eingehüllt wie die Blume in die Knospe, so ist auch hier seine Erniedrigung als Menschensohn die Erhöhung der Menschheit, die Verwirklichung ihrer idealen Bestimmung als nach dem Ebenbild Gottes geschaffen. Es sollte nie vergessen werden, dass diese Lehre von seiner Erhöhung und seinem Königtum durch Erniedrigung und Darstellung der Menschheit notwendig war. Es war die Lehre, die das Ergebnis der Versuchung und ihres Sieges war, die eigentliche Lehre der ganzen evangelischen Geschichte. Jede andere wirkliche Lehre von Christus wäre, wie wir sehen, für die Jünger unmöglich gewesen – sowohl geistig, was die Grundlage und den Verlauf betrifft, als auch geistlich. Ein Christus: Gott, König, und nicht in erster Linie „Menschensohn“, wäre weder der Christus der Prophetie, noch der Christus der Menschlichkeit, noch der Christus des Heils, noch der Christus des Mitgefühls, der Hilfe und des Beispiels gewesen. Ein Christus, Gott und König, der plötzlich aufgegangen wäre wie die grelle Sonne des Ostens in der Mittagsglut, hätte mit seinen blendenden Strahlen geblendet (wie Saulus auf dem Weg nach Damaskus), wäre nicht „mit freundlichem Licht“ aufgegangen, um Dunkelheit und Nebel zu vertreiben, und mit genialer, wachsender Wärme, um Leben und Schönheit in unsere karge Welt zu bringen. Und so, wie es Ihm für die Ausführung des Werkes „beschieden war“, „den Hauptmann des Heils durch Leiden vollkommen zu machen“, so war es für sie notwendig, dass Er die Herrlichkeit Seiner Gottheit und die Macht Seines Königtums sogar vor ihren Augen, die Ihm folgten, verhüllte, bis sie alles gelernt hatten, was die Bezeichnung „Menschensohn“ bedeutete, die unter der Bezeichnung „Sohn Gottes“ und „König Israels“ stand.
Dieser Gedanke des „Menschensohns“, wenn auch in seiner vollen und prophetischen Bedeutung, scheint die Erklärung für das Wunder bei der Hochzeit von Kana zu liefern. Wir treten nun in das Amt des „Menschensohns“ ein, zunächst und vor allem in seinem Gegensatz zum vorbereitenden Ruf des Täufers, mit der dafür symbolischen Askese. Wir sehen ihn jetzt, wie er sich frei unter die Menschheit mischt, ihre Freuden und Verpflichtungen teilt, in ihr Familienleben eintritt, alles durch seine Gegenwart und seinen Segen sanktioniert und heiligt; dann, wie er das „Wasser der gesetzlichen Reinigung“ in den Wein der neuen Dispensation verwandelt, und mehr noch, wie er das Wasser unserer empfundenen Not in den Wein seiner Gabe verwandelt; und schließlich, wie er als „Menschensohn“ die absolute Macht hat, da er auch „der Sohn Gottes“ und „der König Israels“ ist. Damit soll nicht zum Ausdruck gebracht werden, dass das Wunder von Kana in erster Linie dazu diente, den Kontrast zwischen Seinem eigenen Dienst und der Askese des Täufers zu verdeutlichen, obwohl man sich kaum einen größeren Unterschied vorstellen kann als zwischen der Wüste und der Versorgung mit Wein beim Hochzeitsmahl. Da dieser wesentliche Unterschied tatsächlich bestand, trat er natürlich gleich zu Beginn des Dienstes Christi zutage. Und so ist es auch mit den anderen Bedeutungen, die uns diese Geschichte vor Augen führt.
Gleichzeitig muss man sich vor Augen halten, dass die Hochzeit für die Juden viel höhere Gedanken vermittelte als nur die des Festes und der Fröhlichkeit. Die Frommen fasteten davor und beichteten ihre Sünden. Sie wurde fast wie ein Sakrament betrachtet. Man glaubte, dass der Eintritt in den Ehestand die Vergebung der Sünden mit sich brachte. Es scheint fast so, als ob die Beziehung von Ehemann und Braut zwischen Jehova und seinem Volk, die nicht nur in der Bibel, sondern auch in den rabbinischen Schriften so häufig betont wird, schon immer im Hintergrund gestanden hätte. So symbolisierte das Brautpaar am Hochzeitstag die Verbindung zwischen Gott und Israel. Auch wenn es also zum Teil Nationalstolz gewesen sein mag, der die Geburt eines jeden Israeliten als fast wichtiger als den Rest der Welt ansah, so erklärt dies doch kaum das inbrünstige Beharren auf der Ehe, vom ersten Gebet bei der Beschneidung eines Kindes bis hin zu den vielen und vielfältigen Ermahnungen in diesem Sinne. In ähnlicher Weise mag es das tiefe Gefühl der Brüderlichkeit in Israel gewesen sein, das zur Sympathie mit allem führte, was das Herz am meisten berührte, und das die Teilnahme an der Freude der Hochzeit oder der Trauer des Begräbnisses mit solcher Heiligkeit erfüllte. Um ein kühnes Gleichnis der Zeit zu gebrauchen, hatte Gott selbst die Segensworte über den Kelch bei der Vereinigung unserer ersten Eltern gesprochen, als Michael und Gabriel als Trauzeugen auftraten, und der Chor der Engel den Hochzeitshymnus sang. So hatte er auch das Beispiel des Krankenbesuchs (bei Abraham), des Trostes für die Trauernden (bei Isaak) und des Begräbnisses der Toten (bei Mose) gegeben. Jeder Mensch, der ihm begegnete, war verpflichtet, aufzustehen und sich dem Hochzeitszug oder dem Trauerzug anzuschließen. Von König Agrippa wird besonders berichtet, dass er dies getan hat, und eine merkwürdige Haggada berichtet, dass Isebel, als sie von den Hunden gefressen wurde, ihre Hände und Füße verschont wurden, weil sie inmitten all ihrer Bosheit gewohnt war, jeden Hochzeitszug mit Händeklatschen zu begrüßen und die Trauernden auf ihrem Weg zur Beerdigung eine gewisse Strecke zu begleiten. Und so lesen wir auch, dass bei der Beerdigung des Sohnes der Witwe von Nain „viel Volk aus der Stadt bei ihr war „.
Unter solchen Umständen würde man natürlich erwarten, dass alles, was mit der Heirat zusammenhing, sorgfältig geplant wurde, um den Eindruck von Heiligkeit zu vermitteln und auch den Aspekt der Freude zu tragen. Eine besondere Formalität, die „Verlobung“ (Erusin, Qidduschin), ging der eigentlichen Eheschließung um einen Zeitraum voraus, der unterschiedlich lang war, im Falle eines Mädchens jedoch nicht länger als zwölf Monate dauerte. Bei der Verlobung überreichte der Bräutigam der Braut persönlich oder durch einen Stellvertreter ein Geldstück oder einen Brief, wobei in jedem Fall ausdrücklich erklärt wurde, dass der Mann sich damit für die Frau einsetzte. Vom Zeitpunkt der Verlobung an wurden beide Parteien so angesehen und rechtlich (in Bezug auf Erbschaft, Ehebruch, Notwendigkeit einer förmlichen Scheidung) so behandelt, als wären sie tatsächlich verheiratet, außer was ihr Zusammenleben betraf. In einem Rechtsdokument (dem Shitré Erusin) wurden die Mitgift, die jeder mitbrachte, die gegenseitigen Verpflichtungen und alle anderen rechtlichen Aspekte festgelegt. Im Allgemeinen schloss ein festliches Mahl die Verlobungszeremonie ab – aber nicht in Galiläa, wo die Gewohnheiten einfacher und reiner waren und man das, was manchmal in Sünde endete, vermied.
Am Abend der eigentlichen Hochzeit (Nissuin, Chathnuth) wurde die Braut von ihrem Elternhaus zu dem ihres Mannes geführt. Zuerst ertönte fröhliche Musik, dann verteilten sie Wein und Öl an das Volk und Nüsse an die Kinder, dann kam die Braut, mit dem Brautschleier bedeckt, mit langem Haar, umgeben von ihren Begleitern und angeführt von den „Freunden des Bräutigams“ und den „Kindern des Brautgemachs“. Alle waren festlich gekleidet; einige trugen Fackeln oder Lampen an Stangen, die nächstgelegenen hatten Myrtenzweige und Blumenkränze. Jeder erhob sich, um die Prozession zu begrüßen oder sich ihr anzuschließen, und es wurde fast als religiöse Pflicht angesehen, in Lobeshymnen auf die Schönheit, die Bescheidenheit oder die Tugenden der Braut auszubrechen. In ihrem neuen Zuhause angekommen, wurde sie zu ihrem Mann geführt. Dabei wurde eine Formel wie „Nimm sie nach dem Gesetz des Mose und Israels“ gesprochen, und Braut und Bräutigam wurden mit Girlanden gekrönt. Dann wurde eine förmliche Urkunde, die sogenannte Kethubah, unterzeichnet,b in der festgehalten wurde, dass der Bräutigam sich verpflichtete, für sie zu arbeiten, sie zu ehren, zu pflegen und zu versorgen, wie es bei den Männern Israels üblich ist; dass er versprach, seiner Jungfrau mindestens zweihundert Zu (oder mehr) zu geben, und ihre eigene Mitgift (die bei einer armen Waise von der Obrigkeit gestellt wurde) um mindestens die Hälfte zu erhöhen, und dass er sich auch verpflichtete, sie ihr zum besten Nutzen anzulegen, wobei sein ganzer Besitz dafür bürgte. Dann, nach der vorgeschriebenen Handwaschung und dem Segen, begann das Hochzeitsessen – der Kelch wurde gefüllt und das feierliche Gebet des Brautsegens über ihn gesprochen. Und so dauerte das Fest – es konnte mehr als einen Tag dauern -, während jeder versuchte, mal grob, mal weise zum allgemeinen Vergnügen beizutragen, bis schließlich „die Freunde des Bräutigams“ das Brautpaar zum Cheder und zur Chuppah, dem Brautgemach und Bett, führten. Hier ist besonders zu bemerken, dass der Schreiber des vierten Evangeliums nicht nur Hebräer war, sondern auch mit den unterschiedlichen Bräuchen in Galiläa und Judäa vertraut war, dass bei der Hochzeit von Kana kein „Freund des Bräutigams“ oder „Bräutigam“ (Schoschebyna) erwähnt wird, während er in Johannes 3,29 erwähnt wird, wo die Worte außerhalb der Grenzen von Galiläa gesprochen werden. Denn bei den einfacheren und reineren Galiläern gab es den Brauch der „Freunde des Bräutigams“, der so oft zu grobem Unfug geführt haben muss,b nicht, obwohl alle eingeladenen Gäste den allgemeinen Namen „Kinder des Brautgemachs“ (bené Chuppah) trugen.
Es war die Hochzeit in Kana in Galiläa. Alles, was mit dem Bericht darüber zusammenhängt, ist streng jüdisch – das Fest, die Gäste, die Einladung des fremden Rabbiners und ihre Annahme durch Jesus. Jeder jüdische Rabbi wäre hingegangen, aber wie anders als er hätte er gesprochen und gehandelt! Denken wir zunächst an die szenischen Details der Erzählung. Seltsamerweise können wir den Ort des kleinen Städtchens Kana nicht mit Sicherheit bestimmen. Wenn wir aber annehmen, dass es sich höchstwahrscheinlich um das heutige angenehme Dorf Kefr Kenna handelt, das einige Meilen nordöstlich von Nazareth an der Straße zum See Genezareth liegt, so stellen wir es uns so vor, dass es am Abhang eines Hügels liegt, dessen Häuser sich terrassenförmig erheben und nach Norden und Westen über eine große Ebene (die von Battauf) und nach Süden über ein Tal blicken, hinter dem sich die Hügel erheben, die es vom Berg Tabor und der Ebene von Jesreel trennen. Wenn wir uns dem Städtchen durch dieses lächelnde Tal nähern, stoßen wir auf einen Brunnen mit hervorragendem Wasser, um den sich die Gärten und Obstgärten des Dorfes gruppierten, die in großer Fülle die besten Granatäpfel Palästinas hervorbrachten. Hier wohnte Nathanael-Bartholomäus, und es scheint nicht unwahrscheinlich, dass Jesus die Zeit zwischen seiner Ankunft und der „Hochzeit“, zu der seine Mutter gekommen war, bei ihm verbracht hatte – das Fehlen jeglicher Erwähnung Josephs lässt vermuten, dass er vor dieser Zeit gestorben war. Die Frage, was Jesus nach Kana geführt hatte, scheint fast mehr als müßig, wenn man bedenkt, was zwischen ihm und Nathanael vorgefallen war und was beim ersten „Zeichen“, das seine Herrlichkeit offenbaren sollte, geschehen sollte. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob er vorher von der „Hochzeit“ gewusst hatte. Aber wir können die Sehnsucht des „Israeliten“ verstehen, Ihn unter seinem Dach zu haben, obwohl wir uns nur vorstellen können, was der himmlische Gast ihn und die anderen, die Ihn begleiteten, nun lehren würde. Es ist auch nicht schwer zu verstehen, dass Er bei Seiner Ankunft von dieser „Hochzeit“, von der Anwesenheit Seiner Mutter in dem Haus eines Freundes, wenn nicht gar eines Verwandten, erfuhr; dass Jesus und Seine Jünger zu dem Fest eingeladen wurden; und dass Er beschloss, der Bitte nicht nur nachzukommen, sondern sie als Abschied von Haus und Freunden zu nutzen – ähnlich, aber auch ganz anders als Elisa, als er seine Mission antrat. Dennoch scheint es von großer Bedeutung zu sein, dass dem „wahren Israeliten“ die Ehre zuteil wurde, der erste Gastgeber des „Königs von Israel“ zu sein.
Und wahrlich, es war für Christus ein Abschied von früheren Freunden und von der Heimat – ein Abschied auch von seinem früheren Leben. Wenn ein Teil der Erzählung – der Umgang mit seiner Mutter – eine besondere Bedeutung hat, dann ist es die des Abschieds, oder besser gesagt des Verlassens von Heimat und Familie, so wie er mit diesem ersten „Zeichen“ von allem Vergangenen Abschied nahm. Als Er von Seinem ersten Tempelbesuch zurückkehrte, war es in der Selbsterhöhung der freiwilligen Demut gewesen: um „Seinen Eltern untertan zu sein“. Diese Periode war nun beendet, und eine neue hatte begonnen – die der aktiven Weihe des ganzen Lebens an die „Sache des Vaters“. Und das, was beim Hochzeitsmahl geschah, markiert den Beginn dieser Periode. Wir stehen an der Schwelle, über die wir vom Alten zum Neuen gehen – um ein Bild aus dem Neuen Testament zu gebrauchen: zum Hochzeitssaal des Lammes.
So gesehen erscheint das, was bei der Hochzeit in Kana geschah, wie eine Wiederaufnahme des Fadens, der bei der ersten Manifestation Seines messianischen Bewusstseins verloren gegangen war. Im Tempel zu Jerusalem hatte er auf die missverstandene Frage seiner Mutter geantwortet: „Wisst ihr nicht, dass ich in den Angelegenheiten meines Vaters tätig sein muss?“, und nun, als er im Begriff war, diese „Angelegenheiten“ in die Hand zu nehmen, sagt er es ihr erneut und entschieden, als Antwort auf ihre missverstandene Andeutung. Es ist eine Wahrheit, die wir immer lernen müssen, und die wir in unseren Fragen und Andeutungen nur langsam lernen, sowohl was seinen Umgang mit uns selbst als auch seine Herrschaft über seine Kirche betrifft, dass der höchste und einzig wahre Gesichtspunkt „die Sache des Vaters“ ist, nicht unsere persönliche Beziehung zu Christus. Dieser Faden wird also in Kana im Kreis der Freunde wieder aufgenommen, wie auch unmittelbar danach bei seiner öffentlichen Kundgebung, bei der Reinigung des Tempels. Was Er als Kind bei Seinem ersten Besuch im Tempel zum ersten Mal geäußert hatte, das offenbarte Er als Mensch, als Er in Sein aktives Werk eintrat – negativ in Seiner Antwort an Seine Mutter; positiv in dem „Zeichen“, das Er tat. Das alles bedeutete: „Wisst ihr nicht, dass ich in den Angelegenheiten meines Vaters tätig sein muss? Und in positiver wie negativer Hinsicht bedeutete sein erstes Erscheinen in Jerusalem genau dasselbe. Denn es gibt immer tiefste Einheit und Harmonie in diesem wahrhaftigen Leben, dem Leben des Lebens.
Wenn wir durch den Hof jenes Hauses in Kana gehen und die überdachte Galerie erreichen, die sich zu den verschiedenen Räumen hin öffnet – in diesem Fall insbesondere zum großen Empfangssaal – ist alles festlich geschmückt. Auf der Empore bewegen sich die Diener, und dort sind die „Wasserkrüge“ aufgestellt, „nach jüdischer Art“, zur Reinigung – nicht nur zum Waschen der Hände vor und nach dem Essen, sondern auch der benutzten Gefäße. Wie detailliert die rabbinischen Vorschriften in dieser Hinsicht waren, wird in einem anderen Zusammenhang gezeigt. Die „Reinigung“ war einer der wichtigsten Punkte der rabbinischen Heiligkeit. Das bei weitem größte und ausführlichste der sechs Bücher, in die die Mischna unterteilt ist, ist ausschließlich diesem Thema gewidmet (die „Seder Tohoroth“, die Reinigungen). Ganz zu schweigen von den Verweisen in anderen Teilen des Talmuds, haben wir zwei spezielle Traktate, die uns über die Reinigung der „Hände“ (Yadayim) und der „Gefäße“ (Kelim) belehren. Der letztgenannte Traktat ist der ausführlichste in der gesamten Mischna und besteht aus nicht weniger als dreißig Kapiteln. Ihre Lektüre beweist sowohl die strenge Genauigkeit der evangelischen Erzählungen als auch die Gerechtigkeit der Anprangerung der Unwahrheit und groben Heuchelei dieser Ausführlichkeit der Verordnungen durch Christus. Dies gilt umso mehr, wenn wir uns daran erinnern, dass es tatsächlich als besondere Qualifikation für einen Sitz im Sanhedrin gepriesen wurde, so scharfsinnig und gelehrt zu sein, dass man wusste, wie man kriechende Dinge (die vom Gesetz als unrein erklärt wurden) als rein erkennt. a Und die Masse des Volkes hätte die Vernachlässigung der Reinigungsvorschriften entweder als Zeichen grober Unwissenheit oder kühner Gottlosigkeit angesehen.
Jedenfalls würden sie bei einer Gelegenheit wie dieser nicht ausgestellt werden; und außerhalb des Empfangsraums waren, wie Johannes mit anschaulicher Detailgenauigkeit berichtet, sechs jener Steintöpfe aufgestellt, die wir aus rabbinischen Schriften kennen. An dieser Stelle ist es vielleicht angebracht, den Einwänden entgegenzuhalten, dass es unmöglich ist, mit Sicherheit das genaue Maß anzugeben, das die „zwei oder drei Fass pro Stück“ darstellen. Denn obwohl wir wissen, dass der Begriff metretes (A.V. ‚firkin‘) als Äquivalent für das hebräische ‚Bad‘ gedacht war,b gab es zu jener Zeit in Palästina drei verschiedene Arten von ‚Bädern‘: das gewöhnliche palästinensische oder ‚Wildnis‘-Bad, das von Jerusalem und das von Sepphoris. Das gewöhnliche palästinensische „Bad“ entsprach der römischen Amphore und enthielt etwa 5¼ Gallonen, während das „Bad“ von Sepphoris der attischen Metretes entsprach und etwa 8½ Gallonen enthielt. Im ersten Fall könnte also jedes dieser Gefäße zwischen 10½ und 153/4 Gallonen fassen, im zweiten Fall zwischen 17 und 25½. Wenn man davon ausgeht, dass das sogenannte Sepphoris-Maß in Galiläa üblich war, scheint die größere Menge wahrscheinlicher, wenn auch keineswegs sicher. Es ist fast wie eine Bagatelle an der Schwelle einer solchen Geschichte, und doch sind so viele Einwände erhoben worden, dass wir uns hier daran erinnern müssen, dass weder die Größe noch die Anzahl dieser Gefäße etwas Außergewöhnliches an sich hat. Für eine solche Gelegenheit stellte die Familie die größten und schönsten Steingefäße her oder lieh sie sich aus, die beschafft werden konnten; es ist auch nicht nötig anzunehmen, dass sie bis zum Rand gefüllt waren; wir sollten auch nicht vergessen, dass es nach einer talmudischen Bemerkung üblich gewesen zu sein scheint, einige dieser Gefäße ausschließlich für den Gebrauch der Braut und der vornehmeren Gäste abzusondern, während der Rest von der allgemeinen Gesellschaft benutzt wurde.
Wenn man den geräumigen, hohen Speisesaal betritt, der mit Lampen und Kerzenleuchtern hell erleuchtet ist, sitzen die Gäste um Tische herum auf Sofas, die mit weichen Kissen oder Wandteppichen bedeckt sind, oder auf Stühlen. Der Brautsegen ist gesprochen und der Brautbecher geleert worden. Das Festmahl ist im Gange – nicht das gewöhnliche Mahl, das im Allgemeinen gegen Abend eingenommen wurde, gemäß dem rabbinischen Sprichwort, dass derjenige, der es über diese Stunde hinaus verschob, so war, als ob er einen Stein verschluckte, sondern ein festliches Abendmahl. Hätte es eine Neigung zu solchen unanständigen und leichten Vergnügungen gegeben, wie sie selbst die ernsteren Rabbiner missbilligten, so hätte die Gegenwart Jesu sie gewiss zurückgehalten. Und nun muss es eine schmerzliche Pause oder etwas Ähnliches gegeben haben, als die Mutter Jesu Ihm zuflüsterte, dass „der Wein ausfiel “ . Vielleicht gab es in diesem Punkt umso weniger Grund zur Zurückhaltung gegenüber ihrem Sohn, nicht nur, weil dieses Ausfallen durch das Hinzukommen von Gästen in der Person Jesu und seiner Jünger entstanden sein könnte, für die ursprünglich keine Vorkehrungen getroffen worden waren, sondern weil die Gabe von Wein oder Öl bei solchen Anlässen als ein verdienstvolles Werk der Nächstenliebe angesehen wurde.
Aber all dies lässt die wichtigsten Ereignisse der Erzählung unberührt. Wie ist die angedeutete Bitte der Mutter Jesu zu verstehen, wie seine Antwort, und welche Bedeutung hatte das Wunder? Es scheint kaum möglich, sich vorzustellen, dass sie, nachdem sie sich an die wunderbaren Umstände seiner Geburt erinnert hatte und über die Geschehnisse am Jordan informiert worden war, dies als seine königliche messianische Offenbarung vorwegnahm und durch ihre Andeutung zu veranlassen wünschte. Mit Ehrfurcht sei gesagt, dass ein solcher Anfang“ von Königtum und Triumph armselig gewesen wäre: eher der des jüdischen Wundermachers als der des Christus der Evangelien. Nicht so, wenn es sich nur um ein „Zeichen“ handelte, das auf etwas anderes als sich selbst hinweist. Auch scheinen solche Vorahnungen Marias psychologisch unwahr zu sein, das heißt, sie entsprechen nicht ihrer Geschichte. Sie konnte zwar die Umstände seiner Geburt nicht vergessen, aber je mehr sie „all diese Dinge in ihrem Herzen bewahrte“, desto geheimnisvoller erschienen sie ihr, während die Zeit im tristen Kreislauf des einfachen und ereignislosen Landlebens und in der Erfüllung der täglichen Pflichten verging, ohne auch nur den leisesten Anschein von etwas darüber hinaus. Nur zwölf Jahre waren seit Seiner Geburt vergangen, und doch hatten sie Sein Schwingen im Tempel nicht verstanden! Wie viel schwieriger würde es nach dreißig Jahren sein, wenn das Kind zur Jugend und zum Manne herangewachsen war und immer noch dieselbe Stille der göttlichen Stimmen um sich herum herrschte? Es ist schwer, an einen strahlenden Sonnenschein am Nachmittag eines langen, grauen Tages zu glauben. Obwohl wir keine absolute Gewissheit darüber haben, haben wir die stärksten inneren Gründe, zu glauben, dass Jesus in diesen dreißig Jahren in seinem Haus in Nazareth keine Wunder getan hat, sondern ein Leben der stillen Unterwerfung und des gehorsamen Wartens führte. Das war der damalige Teil Seines Werkes. Es mag ja sein, dass Maria von dem wusste, was am Jordan geschehen war, und dass sie, als sie ihn mit seinen ersten Jüngern zurückkehren sah, die aus ihren Überzeugungen sicher kein Geheimnis machten – was auch immer diese für Außenstehende bedeuten mochten -, spürte, dass ein neuer Abschnitt in seinem Leben begonnen hatte. Aber was gab es in all dem, was ein solches Wunder nahelegte? Und wenn es nahegelegt worden war, warum bat sie nicht ausdrücklich darum, wenn es der Beginn einer königlichen Offenbarung sein sollte, die sicherlich unter seltsam unpassenden Umständen stattfand?
Andererseits gab es eine Sache, die sie nach diesen dreißig Jahren des Lebens in Nazareth gelernt hatte, und eine Sache, die sie wieder verlernen sollte. Was sie gelernt hatte – was sie gelernt haben musste – war absolutes Vertrauen in Jesus. Was sie zu verlernen hatte, war der natürliche, aber völlig falsche Eindruck, den seine Sanftmut, seine Stille und seine lange Unterwerfung zu Hause auf sie hinsichtlich seiner Beziehung zur Familie gemacht hatten. Es war, wie wir aus ihrer Nachgeschichte erfahren, eine sehr harte, sehr langsame und sehr schmerzhafte Sache, dies zu lernen; aber sehr notwendig, nicht nur um ihrer selbst willen, sondern weil es eine Lektion der absoluten Wahrheit war. Als sie Ihm also von der entstandenen Not erzählte, tat sie es einfach im absoluten Vertrauen auf ihren Sohn, wahrscheinlich ohne bewusste Erwartung eines Wunders seinerseits. Doch nicht ohne einen Anflug mütterlichen Selbstbewusstseins, ja fast Stolzes, dass Er, dem sie alles Notwendige zutrauen konnte, ihr Sohn war, den sie in der freundlichen Familie, deren Gäste sie waren, um Hilfe bitten konnte – wenn nicht um ihretwillen, so doch auf ihre Bitte hin. Es war eine wahrhaft irdische Sichtweise ihrer Beziehung; nur eine irdische Sichtweise, die jetzt für immer aufhören muss: das Ergebnis seiner missverstandenen Sanftmut und Schwäche, und die dennoch, seltsamerweise, die römische Kirche als das stärkste Plädoyer für Jesu Handeln in den Vordergrund stellt. Aber der grundlegende Fehler in dem, was sie versuchte, ist eben dieser, dass sie als Seine Mutter sprach und diese mütterliche Beziehung mit Seinem Werk in Verbindung brachte. Und so kam es, dass Jesus bei dem ersten Missverständnis im Tempel sagte: „Wisst ihr nicht, dass ich mich um die Angelegenheiten meines Vaters kümmern muss?“, und nun: ‚Frau, was habe ich mit dir zu tun?‘ Mit diesem „Geschäft“ hatte die irdische Beziehung, so zart sie auch war, nichts zu tun. Mit allem anderen hatte sie etwas zu tun, bis hin zur völligen Selbstvergessenheit jener zärtlichsten Empfehlung an Johannes in den bittersten Qualen des Kreuzes; aber nicht mit diesem. Nein, nicht jetzt, und auch nicht in Zukunft, mit diesem. Wie bei Seiner ersten Offenbarung im Tempel, so war auch bei dieser ersten Offenbarung Seiner Herrlichkeit der Finger, der auf „Seine Stunde“ zeigte, nicht der eines irdischen Elternteils und konnte es auch nicht sein, sondern der seines Vaters im Himmel. In Wahrheit gab es in jenem Leben eine doppelte Beziehung, deren Harmonie kein anderer als Christus hätte bewahren können.
Dies ist der eine Hauptpunkt – wir hätten ihn fast als den negativen bezeichnet; der andere, positive, war das Wunder selbst. Alles andere ist nur zufällig und nebensächlich. Niemand, der den Sprachgebrauch kennt, oder sich daran erinnert, dass er sich bei der Übergabe an Johannes am Kreuz derselben Ausdrucksweise bediente,a wird sich vorstellen, dass es irgendetwas Abwertendes für sie oder etwas Hartes für ihn war, sie als „Frau“ und nicht als „Mutter“ anzusprechen. Aber die Sprache ist für uns bezeichnend für die Lehre, die vermittelt werden soll, und als Beginn dieser weiteren Lehre: „Wer ist meine Mutter? und meine Brüder? Und er streckte seine Hand nach seinen Jüngern aus und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und meine Brüder!
Und Maria verstand Ihn nicht, und doch verstand sie Ihn, als sie sich an die Diener wandte mit der Anweisung, Seinen Anweisungen unbedingt Folge zu leisten. Was dann geschah, ist wohlbekannt: wie sie in ihrem Übereifer die Wasserkrüge bis zum Rand füllten – ein zufälliger Umstand, der jedoch nützlich ist, wie alles, was zufällig erscheint, um zu zeigen, dass es weder eine Täuschung noch eine geheime Absprache geben konnte; wie, wahrscheinlich beim Schöpfen, das Wasser zu bestem Wein wurde – „das bewusste Wasser sah seinen Gott und wurde rot;dann der grobe sprichwörtliche Scherz dessen, der wahrscheinlich der Zeremonienmeister und Lieferant des Festes war, der natürlich nicht wörtlich auf die anwesende Gesellschaft zutraf, aber in seiner Zufälligkeit ein Beweis für die Realität des Wunders war; danach schließt die Erzählung abrupt mit einer rückblickenden Bemerkung des Erzählers. Was der Bräutigam sagte; ob das Geschehene den Gästen bekannt wurde, und wenn ja, welchen Eindruck es machte; wie lange Jesus blieb; was seine Mutter empfand – dies und vieles mehr, was man fragen könnte, nimmt die Schrift mit jener ehrfürchtigen Zurückhaltung, die wir so oft im Gegensatz zu unserer oberflächlichen Redseligkeit bemerken, nicht weiter zur Kenntnis. Und das ist auch gut so. Johannes wollte uns sagen, was die Synoptiker, die ihren Bericht mit dem späteren Wirken in Galiläa beginnen, nicht aufgezeichnet haben, dass das erste seiner Wunder ein „Zeichen “ war, das auf das tiefere und höhere hinwies, das noch offenbart werden sollte, und dass es die erste Offenbarung „seiner Herrlichkeit“ war. Das ist alles; und dieses Ziel wurde erreicht. Bezeugen Sie den ruhigen, dankbaren Rückblick auf diesen ersten Tag der Wunder, der in diesen einfachen, aber sehr bewussten Worten zusammengefasst ist: „Und seine Jünger glaubten an ihn“.
Es war ein Zeichen, egal von welchem Standpunkt aus wir seine Bedeutung betrachten, wie bereits erwähnt. Denn wie der Diamant, der in vielen Farben leuchtet, hat es viele Bedeutungen; keine davon ist im groben Sinne des Wortes beabsichtigt, sondern alle sind wirklich, weil sie das Ergebnis eines wirklichen göttlichen Lebens und einer wirklichen Geschichte sind. Und auch ein wirkliches Wunder, nicht nur historisch, sondern in seinen vielen Bedeutungen betrachtet; der Anfang aller anderen, die in gewissem Sinne nur die Entfaltung dieses ersten sind. Es ist ein Wunder, das nicht erklärt werden kann, sondern nur durch die fast unglaublichen Plattitüden verstärkt wird, zu denen sich die negative Kritik in ihren Kommentaren herabgelassen hat, für das es mit Sicherheit keine legendäre Grundlage gibt, weder in der alttestamentlichen Geschichte noch in der zeitgenössischen jüdischen Erwartung, das nicht zu einem Idealismus des neunzehnten Jahrhunderts sublimiert werden kann, und das schon gar nicht als ein nachträglicher Einfall seiner Jünger, erfunden von einem ephesischen Schriftsteller des zweiten Jahrhunderts, aufgefasst werden kann. Aber selbst das allegorische Bild des heiligen Augustinus, der uns daran erinnert, dass in der Traube das Wasser des Regens immer in Wein verwandelt wird, ist kaum wahr, außer als bloße Illustration, und senkt nur unsere Sicht des Wunders. Denn ein Wunder ist es4 und wird es immer bleiben, und zwar nicht als Zauberei oder willkürliche Macht, sondern als Macht mit einem moralischen Ziel, und zwar dem höchsten. Und wir glauben es, weil dieses „Zeichen“ das erste von allen Wundern ist, in denen das Wunder der Wunder „ein Zeichen“ gab und seine Herrlichkeit offenbarte – die Herrlichkeit seiner Person, die Herrlichkeit seiner Absicht und die Herrlichkeit seines Werkes
Aldred Edersheim - Das Leben und die Zeiten von Jesus dem Gesalbten},
Einen kleinen Augenblick habe ich dich verlassen, aber mit großem Erbarmen will ich dich sammeln; (O. aufnehmen) im Zorneserguß habe ich einen Augenblick mein Angesicht vor dir verborgen, aber mit ewiger Güte werde ich mich deiner erbarmen, spricht Jehova, dein Erlöser. Denn dieses soll mir sein wie die Wasser Noahs, als ich schwur, daß die Wasser Noahs die Erde nicht mehr überfluten sollten; so habe ich geschworen, daß ich nicht mehr über dich ergrimmen, noch dich schelten werde. Denn die Berge mögen weichen und die Hügel wanken, aber meine Güte wird (O. wenn auch die Berge wichen…, so wird doch usw.) nicht von dir weichen und mein Friedensbund nicht wanken, spricht Jehova, dein Erbarmer. Elberfelder 1871 – Jesaja 54,7–10
„Für einen kleinen Augenblick verließ ich dich, doch voller Erbarmen werde ich dich zurückholen. In der Flut des Zorns verbarg ich für einen Augenblick mein Gesicht vor dir, doch in ewiger loyaler Liebe werde ich Erbarmen mit dir haben“, sagt dein Rückkäufer, Jehova. „Das ist für mich wie die Zeit Noahs. So, wie ich geschworen habe, dass die Erde nicht mehr von Wasser bedeckt wird, so schwöre ich, dass ich nicht mehr zornig auf dich werde und dir keine Vorwürfe mehr machen werde. Denn wenn auch die Berge entfernt und die Hügel erschüttert würden, so wird doch meine loyale Liebe nicht von dir weichen, noch wird mein Friedensbund ins Wanken geraten“, sagt Jehova, der Erbarmen mit dir hat. neue Welt Übersetzung – 2018 – Jesaja 54,7–10
Ich habe einen kleinen Augenblick dich verlassen, und mit großen Erbarmungen bringe Ich dich wieder zu Mir. Jes 49,14; 60,15. In der Entrüstung Überflutung verbarg Ich Mein Angesicht einen Augenblick vor dir, aber mit ewiger Barmherzigkeit erbarme Ich Mich deiner, spricht dein Erlöser, Jehovah. Jes 55,3; 60,10; Ps 30,6; Jer 33,5; Hos 2,16. Denn dies sind Mir die Wasser Noachs, da Ich schwur, daß Noachs Wasser nicht mehr über die Erde übergehen sollten; so schwöre Ich, daß Ich wider dich nicht mehr entrüstet sein, noch dir drohen will. 1Mo 9,11-15; Sir 44,19; 1Pe 3,18.21. Denn Berge mögen weichen und die Hügel wanken, doch Meine Barmherzigkeit soll nicht von dir weichen, und Mein Bund des Friedens nicht wanken, spricht dein Erbarmer, Jehovah. Jes 51,6; 49,10; Hab 3,6; Ez 34,25; 37,26. Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jesaja 54:7–10
Nicht vergriffen!
Jemand hatte alle Verheissungen Gottes, die er in der Heiligen Schrift fand, zusammengestellt und drucken lassen. Das Buch fand guten Absatz und die erste Auflage war schnell vergriffen. Ein alter Christ, der die Anzeige gelesen hatte – der Titel hiess: «Die Verheissungen Gottes» – bestellte sich ein Exemplar beim Verleger. Er erhielt die kurze Antwort: «Es tut uns leid, die ‹Verheissungen Gottes› sind vergriffen und nicht mehr zu haben.» Der Christ trat mit diesem Brief vor seine Bibel. Er schlug sie auf und die erste Stelle, auf die sein Blick fiel, war Jesaja 54,10: «Die Berge mögen weichen und die Hügel wanken, aber meine Güte wird nicht von dir weichen und mein Friedensbund nicht wanken, spricht der HERR, dein Erbarmer.» Gott sei gelobt! Seine Verheissungen sind nicht vergriffen und noch immer zu haben.
Halte fest 1959 – Seite 136
Paulus zitiert Jesaja 54,1 in Galater 4,27 und wendet das geistliche Prinzip auf die Kirche an: So wie Gott Sara und den jüdischen Überrest mit Kindern segnete, so würde er auch die Kirche segnen, obwohl sie nur eine kleine Gesellschaft in der Welt ist. Paulus setzte Israel nicht mit der Kirche gleich und wollte auch nicht andeuten, dass die alttestamentlichen Verheißungen an die Juden jetzt in der Kirche erfüllt werden. Wenn wir die alttestamentlichen jüdischen Prophezeiungen für die Kirche in Anspruch nehmen, dann müssen wir sie alle in Anspruch nehmen, sowohl die Gerichte als auch die Segnungen; und das wollen die meisten Menschen nicht tun!
Die Wiederherstellung Israels in seinem Land wird auch Zuversicht bedeuten (Jes 54,4-10). Jesaja gibt eine weitere seiner „Fürchtet euch nicht“-Verheißungen (41:10, 13, 14; 43:1, 5; 44:2, 8; 51:7; 54:14) und erklärt, warum das Volk keine Angst zu haben brauchte. Zunächst einmal waren ihre Sünden vergeben (V. 4). Warum sollten sie sich vor der Zukunft fürchten, wenn Gott die Sünden der Vergangenheit ausgelöscht hatte? (43:25; 44:22) Ja, das Volk hatte schwer gegen seinen Gott gesündigt, aber er vergab ihnen, und das bedeutete einen Neuanfang (40:1-5). Sie konnten die Schande ihrer Sünden als junges Volk vergessen, wie sie in den Büchern Richter und 1. Samuel aufgezeichnet sind, ebenso wie die Schmach ihrer „Witwenschaft“ in der babylonischen Gefangenschaft.
Ein weiterer Grund für das Vertrauen ist die unerschütterliche Liebe des Herrn (54:5-6). Jehova ist ihr Schöpfer und würde das Volk, das er zu seiner Ehre geschaffen hat, nicht zerstören. Er ist ihr Erlöser und kann sie nicht in die Hände des Feindes verkaufen. Er ist ihr Ehemann und wird seine Bundesverheißungen nicht brechen. Wie eine untreue Ehefrau hatte Israel seinen Mann verlassen, aber er hatte es nicht endgültig aufgegeben. Er gab ihr nur die Gelegenheit zu sehen, wie es war, in einem Land zu leben, in dem die Menschen falsche Götter anbeteten. Gott würde sie zurückrufen und sie zu sich holen (Hosea 2:14-23), und sie würde nicht länger „eine verlassene Frau“ sein (Jes 54:6, NIV). Sie fühlte sich verlassen (49:14), aber Gott hat sie nicht aufgegeben.
Ein dritter Grund für Zuversicht ist die verlässliche Zusage Gottes (54,7-10). Gott musste seinen Zorn über ihre Sünde zeigen; aber nun war die Züchtigung vorbei, und sie kehrten in ihr Land zurück. (Zu Gottes Zorn siehe 9,12, 17und 21.) „Mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln“, versprach er. „Mit ewiger Güte will ich mich über dich erbarmen. „
Wann immer wir uns gegen Gott auflehnen und uns weigern, auf seine Warnungen zu hören, muss er uns züchtigen; und er tut es in Liebe (Hebr. 12,1-11). Unser Vater kann nicht zulassen, dass seine Kinder sündigen und damit davonkommen. Aber der Zweck seiner Züchtigung ist es, uns zur Umkehr zu bringen und uns zu befähigen, „die friedfertige Frucht der Gerechtigkeit“ zu bringen (V. 11). Wenn Gott seine irrenden Kinder „züchtigt“, tut er ihnen vielleicht weh, aber er schadet ihnen nie. Es ist immer zu unserem Besten und zu seiner Ehre.
Gott hat sein Versprechen bezüglich der Sintflut gehalten (1. Mose 9,11-17), und er wird sein Versprechen gegenüber seinem Volk Israel halten. Sie können sich auf seine Liebe, seinen Bund und sein Erbarmen verlassen.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary
Es mag den Anschein haben, dass die Verfolgung Israels eine lange Zeit angedauert hat. Doch die Segnungen, die es in seinem wiederhergestellten Zustand genießen wird, werden die Zeit der Verfolgung so sehr überschatten, dass sie nur wie ein Augenblick erscheinen wird. Im Gegensatz zu Israels Verlassenheit wird Gott es in großer Barmherzigkeit wiederherstellen. Der Ausdruck „überfließender Zorn“ kann sich auf die Verfolgungen der Juden im Allgemeinen beziehen. Möglicherweise wird er hier auch so verwendet wie in Jesaja 28:15 und 18. Wenn ja, dann bezieht sich der Ausdruck auf die Verfolgungen in der Trübsal. Unabhängig davon, wie man es nimmt, sind die Verfolgungen, die Israel erlebt hat und in Zukunft erleben wird, ein Produkt von Gottes Zorn gegen seine Frau. Sie werden Gottes chesed olam, seiner immerwährenden Güte, weichen, wenn er sich wieder über Israel erbarmt.
Die Grundlage der Wiederherstellung – Die Verse 9-10 bilden die Grundlage für Israels Wiederherstellung. Der Abschnitt beginnt in Vers 9 mit einem historischen Bezug: Denn es ist mir wie mit den Wassern Noahs; denn wie ich geschworen habe, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollen, so habe ich geschworen, dass ich nicht zornig über euch sein und euch nicht schelten werde. Der Noah-Bund garantierte, dass Gott die Welt nie wieder durch Wasser zerstören würde. Genauso verspricht der neue Ehebund, den Gott mit seiner Frau, Israel, schließen wird, das Ende des Zorns. Dieser Ehebund wird der Neue Bund genannt. Vers 10 zeigt, dass der Neue Bund den Fortbestand von Gottes Güte gegenüber Israel garantiert, unabhängig davon, was mit der Erde geschehen mag: Denn es mögen die Berge weichen und die Hügel vergehen; aber meine Güte soll nicht von euch weichen, und mein Bund des Friedens soll nicht vergehen, spricht Jehova, der sich eurer erbarmt. In diesem Abschnitt geht es um die Gewissheit von Gottes Verheißungen. So wie JHWH im Noah-Bund bestimmte Garantien gegeben hat, hat er auch im Friedensbund, also dem Neuen Bund, ein unerschütterliches Versprechen gegeben. Die Verheißung lautet: Sobald der Neue Bund mit Israel geschlossen ist und Israel in die Vorteile dieses Bundes eintritt, indem es seinen Ehemann wieder heiratet, wird Gott seine Güte nie wieder von ihm nehmen. Sobald JHWHs Beziehung zu Israel in die sechste Phase eintritt, wird es also nie wieder eine Scheidung geben.
Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja
54,10 Berge … Hügel Nach unserer Erfahrung erscheinen Berge und Hügel als beständig und unwandelbar, doch die Verpflichtung des Herrn gegenüber seinem Volk wird noch bleiben, wenn sie nicht mehr sind (51,6; Ps 46,3–4; Mt 24,35; Hebr 1,10–12).
mein Friedensbund (Vgl. Hes 34,25–31). Dieser Friedensbund ist ohne einen Neuen Bund unmöglich, denn der Alte Bund brachte wegen ihrer Sünde nur die Vernichtung der Menschen (Jer 31,31–34).
Reformations-Studien-Bibel
54:10 Gottes treue Liebe zu seinem Volk hat trotz ihrer Untreue Bestand. – Gottes Segensbund ist die Zusicherung seiner Gegenwart, die zu Ganzheit, Segen und Schutz führt. Er ersetzt die Schande und Schmach des Exils (siehe Hes 34,25; 37,26).
Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel
54:10 Bund des Friedens. Drückt den šālôm (siehe Anmerkung zu 9,6) aus, den Gott für sein Volk beabsichtigt (vgl. Joh 14,27; Röm 5,1-2). Dies ist der neue Bund (Jer 33:20-21), der den Höhepunkt all dessen darstellt, was Gott durch den abrahamitischen, sinaitischen und davidischen Bund erreichen wollte. Die Beschreibung dieses Bundes in Hesek 34:25-31 macht deutlich, dass die Rückkehr aus dem Exil nur der Anfang all dessen war, was Gott für sein Volk zu vollbringen versprach.
Jehova ist gut gegen alle, und seine Erbarmungen sind über alle seine Werke. Elberfelder 1871 – Psalm 145,9
Gütig ist der Herr zu allen zusammen, und seine Mitleidserweise sind auf allen seinen Werken. Septuaginta Deutsch – Psalm 144,9
Gut ist der Ewige zu allen und sein Erbarmen über alle seine Werke. Neftali-Herz-Tur-Sinai – Psalm 145:9
Der Psalmist lobt Jahwe für seine Liebe und sein Erbarmen. Vers 8 ist in der Form fast identisch mit 103,8; die Bedeutung ist dieselbe. In Vers 9b wird mit Barmherzigkeit ein Wort übersetzt, das aus der gleichen Wurzel stammt wie das Wort, das in Vers 8a mit barmherzig übersetzt wird. Jahwes Güte und Barmherzigkeit richten sich an alle seine Geschöpfe, ohne jede Unterscheidung oder Diskriminierung.
Bratcher – Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen
Gott bekennt sich zu allen, die seines Ebenbildes sind. Er schämt sich des Menschen nicht, den er nach seinem Bilde schuf. Und weil er sich seiner nicht schämt, so wird seine Beziehung zum Menschen bestimmt durch seine Huld. Auch dem Irrenden und Verlorenen gegenüber verleugnet er sein Schöpfer- und Vatersein nicht. Er stellt ihn unter seine Langmut und Geduld und wartet, bis er den Verlorenen wieder heimführen kann ins Vaterhaus. Auch in seinem gefallenen Zustand verneint Gott den Menschen als sein Geschöpf und Ebenbild nicht, er verneint nur dessen Knechtschaft und Verlorensein. Und wie kommt er in Huld und Liebe denen entgegen, die ihn zu fürchten beginnen. Spricht die Schrift von Furcht, dann bezeichnet sie mit dem Begriff mehr Ehrfurcht als knechtische Furcht. Der heimkehrende Sohn in den Armen des Vaters fand dessen Herz unendlich viel huldvoller als er es in der Fremde am Trebertrog der Säue hatte ahnen können. Aber nicht nur der Mensch, alle Werke der Schöpfung stehen dem Psalmisten unter dem Erbarmen des Schöpfers. Gott verleugnet auch sein Schöpfungswerk mit der Fülle seiner Energien und der Mannigfaltigkeit seiner Schönheit nicht. Er bejaht die Schöpfung, indem er sie erhält. Er liebt sie, indem er sie mit hineinzieht in die Erlösung, für die Paulus im Römerbrief die große Erwartung ausspricht, dass einmal auch die Schöpfung in ihrem Sehnen frei werden soll vom Druck der Vergänglichkeit, und zwar durch das Offenbarwerden der Söhne Gottes in ihrer Herrlichkeit (vgl. Röm 8,19 -20). Erlöste werden einmal eine der Vergänglichkeit unterworfene Schöpfung aus ihrem Fall zurückerlösen. Gott als dem König gegenüber kann es mithin nur eine Haltung geben:
Jakob Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen
Die Verse 8 bis 11 fahren fort, die Größe Gottes zu preisen, insbesondere Seine Gnade, Barmherzigkeit und Güte. Er erbarmt Sich über das von Ihm Geschaffene und stellt alles für seinen Bestand Notwendige bereit, denn ohne Seine ständige Einwirkung würde das Ganze zugrunde gehen. Die Schöpfung insgesamt existiert und lebt von der göttlichen Freigebigkeit, in der sich auch Gottes Treue widerspiegelt. Seine Güte gilt allen, „seine Erbarmungen sind über alle seine Werke“, darum loben Ihn alle Seine Werke (Verse 9 und 10; Ps 69,35; 103,22; 113,2–4; 146,6–9; 147,8f; 148). Das göttliche Wirken in Güte ist ein ständiges Zeugnis von der Liebe Gottes, es offenbart einen herrlichen Zug Seines Wesens. Er empfindet Mitleid mit den Schwachen, Kranken und Notleidenden, mit den Verirrten und den Geringgeachteten. Für den schuldig Gewordenen hält Er einen Weg des Heils bereit, wenn dieser seine Schuld Ihm gegenüber bekennt. Geordnete Verhältnisse, die verfallen sind oder zerstört wurden, stellt Er durch hilfreiche Maßnahmen wieder her. Gott gibt Mittel und Kräfte zur Heilung von Krankheiten und zum Schließen von Wunden. Nichts entgeht Seiner Aufmerksamkeit, nirgends bleibt Er teilnahmslos. Er nimmt Sich gleichermaßen der Angesehenen und der Geringen an. Er wendet sich den Kleinen wie den Großen zu. „Die Erde ist voll der Güte des HERRN“ (Ps 33,5; 119,64). Das tägliche Geschehen in der ganzen Schöpfung ist eine ständige Darstellung der Güte Gottes und zugleich eine Offenbarung Seiner Macht (Vers 11). Der Glaube verhilft dem Gottesfürchtigen dazu, die rechte Einsicht bezüglich dieser wunderbaren Vorgänge zu gewinnen und Gott, den Schöpfer, dafür zu rühmen (Vers 10; Heb 11,3). Der Gläubige erkennt unter anderem in den Abläufen innerhalb der Schöpfung die weise und gnädige Herrschaft des allein guten Gottes.
Karl Mebus – Die Psalmen – Eine Auslegung für die Praxis
רֶ֫חֶם u. (Ri 5 30) רַ֫חַם (v. רחם I; ar. رَحِم Mutterleib, j.-a. רַחֲמָא Mutterleib, pl. Erbarmen, syr. ܖܱ̈ܚܡܷܐ, ass. rêmu Mutterleib, Erbarmen; z. F. Barth § 112 not., Kön. 2 34, Brockelm., VGr 1 337, vgl. Nöld., ZDMG 40 151 f.; Wellh., NGGW 1893, 475) i. p. רָ֑חֶם u. (Gn 49 25. Jes 46 3. Ez 20 26. Pr 30 16) רָ֑חַם, cstr. רֶחֶם, m. suff. רַחְמָהּ Jer 20 17 (a. LA: רַחְמָה n. Ges. § 91e), pl. רַֽחֲמִים (Ges. § 931, Kön. 2 34), cstr. רַחֲמֵי, m. suff. רַֽחֲמֶיךָ, רַחֲמָיו, רַחֲמָו 2 S 24 14, m. (üb. Jer 20 17 s. ZAW 16 81) — 1. Mutterleib Gn 49 25. Hos 9 14. Hi 31 15, bildl. v. d. Morgenröte Ps 110 3; מֵרֶחֶם v. Mutterleibe an Jer 1 5. 20 17. Ps 22 11. 58 4. Hi 3 11, vgl. Jes 46 3; יצא מֵרֶחֶם Nu 12 12. Jer 20 18. Hi 38 8, vgl. 10 18; m. סגר 1 S 1 5 f., vgl. Gn 20 18. Pr 30 16 (Bick. str. עצר); m. פתח Gn 29 31. 30 22; m. פטר Ex 13 2. 12. 15. 34 19. Nu 3 12. 8 16. 18 15. Ez 20 26. Unklar Hi 24 20 (Beer, Duhm: רְחֹב; vgl. auch Hontheim, ZKT 26 599). — 2. kriegsgefangene Sklavin (vgl. σωμα, Boeckh, CIG 1699 u. viell. רחמת, M.-I. 17, u. ass. rûmtu, rîmtu Tochter, Mädchen) Ri 5 30 (wenn nicht רַחְמָה z. l., s. d.; vgl. aber auch Rothstein, ZDMG 57 349 ff.). — 3. pl. Eingeweide, bes. als Sitz des zarten Mitgefühls (Brockelm., VGr 2 60): אַכְזָרִי רַחֲמֵי רְשָׁעִים der Gottlosen Inneres ist grausam Pr 12 10; m. נִכְמַר Gn 43 30 (m. אֶל), 1 K 3 26 (m. עַל v. d. Liebe z. d. nächsten Verwandten); שִׁחֵת רַחֲמָיו Am 1 11 sein Verwandtschaftsgefühl (and.: Erbarmen) ersticken (Krochm.: רְחוּמָיו seine Verwandten); נתן פּ׳ לְרַחֲמִים לִפְנֵי (vgl. שים פ׳ לרחמן קדם, APO 1 2) jem. Erbarmen, Mitleid finden lassen bei 1 K 8 50. Ps 106 46. Dn 1 9. Neh 1 11, vgl.: euere Brüder לְרַחֲמִים לִפְנֵי werden Erbarmen finden bei 2 Ch 30 9; נתן רַחֲמִים לִפ׳ לִפְנֵי jem. Erbarmen finden lassen bei Gn 43 14, ohne לִפְנֵי Jer 42 12. Bes. v. Gottes Erbarmen Jes 63 15. Sach 1 16. Ps 79 8. 119 77. 145 9. Dn 9 9. Neh 9 28. (Sir 16 11 f.), ר׳ רַבִּים 2 S 24 14. Ps 119 156. Dn 9 18. Neh 9 19. 27. 31. 1 Ch 21 13, ר׳ גְּדֹלִים Jes 54 7, neben חֶסֶד Jes 63 7. Jer 16 5. Hos 2 21. Sach 7 9. Ps 25 6. 51 3. 69 17. 103 4. Thr 3 22, נתן ר׳ לְ Dt 13 18, שׂום ר׳ לְ Jes 47 6 jem. Erbarmen erweisen, m. כלא Ps 40 12, קפץ 77 10. (Sir 3 18 מצא ר׳).†
Gesenius – Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament
רחם rḥm pi. sich erbarmen
1. Sowohl *raḥm- »Mutterschoß, Eingeweide« als auch die Ableitungen, die das in diesem Körperteil lokalisierte Sich-Erbarmen bezeichnen (Dhorme 134f.), sind gemeinsemitisch (Bergstr. Einf. 188; P. Fronzaroli, AANLR VIII/20, 1964, 257.272.279; G. Schmuttermayr, Bibl 51, 1970, 499–532; akk. rēmu/rêmu, AHw 970f.; äth. transponiert mḥr, Dillmann 157f.); das Subst. als pars pro toto-Bezeichnung für »Mädchen« findet sich im Ug. (WUS Nr. 2502; UT Nr. 2321; A. van Selms, Marriage and Family Life in Ugaritic Literature, 1954, 110f.), Hebr. (Ri 5, 30 von kriegserbeuteten Frauen) und Moab. (KAI Nr. 181, Z. 17). Die allgemeine Bedeutung des Verbums ist die einer sich zumeist vom Höheren zum Niederen erstreckenden Liebe (»sich erbarmen«); namentlich im Aram. wird die Bed. zu »lieben« überhaupt erweitert (DISO 277f.; LS 723f.). Als Element in Personennamen begegnet die Wurzel im Akk. (Stamm, AN 167f. 190.291ff.), Amorit. (Huffmon 261) und Hebr. (Noth, IP 187.199). Im AT kommen vor: das Subst. rǽḥæm »Mutterschoß« (zu Jer 20, 17 vgl. Rudolph, HAT 12, 132) neben ráḥam »Mädchen« (s. o.; Dual raḥamātájim), der Abstraktplural raḥamīm »Erbarmen« (bibl.-aram. raḥamīn, Dan 2, 18; vgl. BLA 305), die Adj. raḥūm »barmherzig« (BL 480) und aramaisierend raḥamānī »barmherzig« (BL 501; Wagner Nr. 283), das Verbum im Qal (nur Ps 18, 2 txt? in der Bed. »[Gott] lieben«, →’hb III/1; IV/3; vielleicht Aramaismus, anders Schmuttermayr, a.a.O.), Pi. und Pu.
In Personennamen ist die Wurzel eher selten: Ráḥam 1Chr 2, 44 (nach Noth, IP 187, Kurzname; nach Nöldeke, BS 86,= rāḥām »Geier« mit ursprünglichem ḫ), Reḥūm Esr 2, 2 u.ö. (Noth, IP 38.187: Kurzname) und Jeraḥme’ēl Jer 36, 26 u.ö. (unsicher ist Jerōḥām 1Sam 1, 1 u.ö.; Noth, IP 226: »weich, zart«). … In Am 1, 11 »weil (Edom) sein Erbarmen vernichtet hat« wird raḥamīm neuerdings als Terminus des Vertragswesens gedeutet (vgl. M. Fishbane, JBL 89, 1970, 313–318; R. B. Coote, JBL 90, 1971, 206–208)
c) rḥm pi. »sich erbarmen« wird an den verhältnismäßig wenigen Stellen mit menschlichem Subjekt entweder von einer Mutter (Jes 49, 15), von einem Vater (Ps 103, 13) oder von Feinden (1Kön 8, 50; Jes 13, 18; Jer 6, 23; 21, 7; 42, 12; 50, 42) ausgesagt. Das starke Zurücktreten der femininen Subjekte ist eher zufällig und nötigt in Jes 49, 15 weder zur Textänderung noch zur Annahme eines von rǽḥæm denominierten Verbums (M. Dahood, Bibl 44, 1963, 204f.: *meraḥēm »Gebärerin«). Die Aussage hier ist von Klgl 4, 10 her zu verstehen, wo raḥamānī eher »mütterlich empfindend« als »weichherzig« bedeutet. Aufhören der in naturhafter Verbundenheit wurzelnden Mutterliebe ist das schlechthin Unnatürliche. Jes 49, 15 zeigt, wie Jahwes Liebe alles menschlich Vergleichbare transzendiert. Bei maskulinem Subjekt ist zunächst an die Liebe des Vaters gedacht (Ps 103, 13 im Vergleich mit der göttlichen Liebe). Damit ist das in dieser Liebe liegende Willensmoment stark betont, so besonders bei dem mit rḥm pu. gebildeten Symbolnamen Lō-Ruḥāmā »Ohne-Erbarmen« (Hos 1, 6.8; 2, 25) bzw. Ruḥāmā (Hos 2, 3; vgl. rḥm pi. Hos 1, 6.7; 2, 6.25). Es handelt sich dabei nicht um eine im Emotionalen wurzelnde väterliche Zärtlichkeit, sondern um eine willentliche Anerkennung (bzw. Ablehnung) der Vaterschaft mit den sich gegenüber dem Kind daraus ergebenden Pflichten der Lebenssicherung und des Schutzes. Die im Begriff liegende Differenziertheit erklärt sich vielleicht noch aus frühen im magischen Bereich wurzelnden Vorstellungen von einem über das physische Leben hinausgehenden »wahren Leben« (Aufnahme in die Gemeinschaft; vgl. C. H. Ratschow, Magie und Religion, 1947, 32f.). Sie könnten noch den Hintergrund für die verschiedenen die Geburt symbolisierenden Adoptionsriten (z.B. Gen 30, 3; 48, 12; 50, 23; vgl. A. Musil, Arabia Petraea, III, 1908, 214) bilden (vgl. Stoebe, a.a.O. 246). Unmittelbar gehört hierher auch die Zusammenstellung von rḥm pi./pu. mit jātōm »Waise« in Hos 14, 4 (Zusatz), Jes 9, 16 (hier Waisen vor Witwen genannt, sonst meist umgekehrt; vgl. Ps 68, 6 »Vater der Waisen«) und Jer 31, 20. Weniger profiliert sind natürlich die Aussagen, wo das Subjekt zu rḥm pi. ein feindlicher Eroberer ist (positiv 1Kön 8, 50 und Jer 42, 12 mit vorangehendem ntn + [le]raḥamīm; negiert Jes 13, 18; Jer 6, 23; 21, 7; 50, 42). Indessen schwingt auch hier der Gedanke an Lebenserhaltung, Lebensermöglichung immer noch mit. rḥm ist im AT immer vom Höheren gegenüber dem Niedrigeren, niemals vom Menschen gegenüber Gott gebraucht. Ps 18, 2 ist rḥm q., wenn nicht überhaupt zu ändern (vgl. Kraus, BK XV, 138.142), als Aramaismus zu erklären (vgl. Jenni, HP 222f.; anders Schmuttermayr, a.a.O.). d) Sinnverwandte Verben, die neben und parallel zu rḥm pi. gebraucht werden, sind vor allem →ḥnn q. »jemandem gnädig sein« (Ex 33, 19; 2Kön 13, 23; Jes 27, 11; 30, 18; Ps 102, 14; vgl. Ps 116, 5 ḥannūn »gnädig« par. meraḥēm »barmherzig« und s.u. 4 zu raḥūm), ḥml q. »Mitleid empfinden, schonen, sparen« (Jer 13, 14; 21, 7) und ḥūs q. »betrübt sein, sich erbarmen, schonen« (Jes 13, 18; Jer 13, 14; 21, 7), ferner →šūb q./hi. šebūt »das Geschick wenden« (Dtn 30, 3; Jer 30, 18; 33, 26; Ez 39, 25), nḥm pi. »trösten« (Jes 49, 13), jš‘ hi. »helfen« (Hos 1, 7) u.a.; für śmḥ »sich freuen« in Jes 9, 16 wird nach arab. samuḥa »gütig, großmütig sein« ein ursprüngliches Verbum *šmḥ »schonen« vermutet (KBL 986a; Wildberger, BK X, 203.206). Gegenüber rḥm pi. betont ḥml q. stärker das Moment des Verschonens (»Bedauern, Mitleid empfinden, schonen [wollen], sparen [wollen]«; im AT 40×, davon 7× in Ez, 5× in Jer, je 4× in 1Sam, Hi und Klgl; mit Subj. Gott 17×, davon 13× negiert; zur Etymologie vgl. HAL 315a, anders L. Kopf, VT 8, 1958, 172; substantivische Ableitungen sind ḥæmlā [Gen 19, 16; Jes 63, 9] und ḥumlā [Ez 16, 5] »Mitleid«; zum PN Ḥāmūl s. Noth, IP 181). Während rḥm pi. transitiv ist (»jemanden sein Erbarmen spüren lassen«), wird die mit ḥml ausgedrückte Empfindung mit Präpositionen auf ihr Ziel gerichtet oder dann absolut ausgesagt (vgl. Jenni, HP 223). Die Folge des Bedauerns ist nicht wie bei rḥm pi., daß jemand in lebenssichernde Verhältnisse (wieder) eingesetzt wird, sondern daß er vor einem drohenden Schicksal oder einer beschlossenen Strafe verschont bleibt. Ein solches Bedauern kann schließlich allgemein als Mitleid, Erbarmen verstanden werden (vgl. etwa Jer 15, 5; Jo 2, 18; Mal 3, 17); die Grenzen verwischen sich namentlich in jüngeren Texten (Ez 16, 5 nähert sich ḥumlā sehr stark dem Sinn von rḥm pi. an, ebenso ḥæmlā Jes 63, 9). Zu maḥmāl in Ez 24, 21 vgl. Zimmerli, BK XIII, 569; →nǽfæš III/3b. Bedeutungsmäßig noch etwas weiter von rḥm pi. entfernt ist das häufig mit ḥml q. parallele Verbum ḥūs q. »bekümmert sein« (Etymologie unsicher, vgl. die Lit. bei HAL 286a; H. Cazelles, GLECS 12/13, 1967–69, 132–134; im AT 24×, davon 9× in Ez, 5× in Dtn; nur 6× positiv verwendet). In zwei Drittel der Fälle ist ‘ájin »Auge« Subjekt; die Wendungen ohne ‘ájin sind gleichbedeutend (vgl. L. Köhler, OLZ 32, 1929, 617f.; anders D. Künstlinger, OLZ 33, 1930, 969f.). Gemeint ist eine Emotion, die nicht notwendig zu konkreten Maßnahmen führt (»bekümmert sein, sich Gedanken machen über« oder, da Gedankenlosigkeit oft als Grausamkeit verstanden werden muß, »mitleidig blikken, Mitleid empfinden«). In der dreigliedrigen Formel Jer 13, 14 und 21, 7 mit ḥml q., ḥūs q. und rḥm pi. steht letzteres Verbum sachlich richtig am Ende, während die ersten beiden vertauscht werden können.
In einem ähnlichen semantischen Bereich bewegt sich das Hapaxlegomenon ‘gm q. »betrübt sein wegen« = »Mitgefühl haben mit« (Hi 30, 25; vgl. J. Scharbert, Der Schmerz im AT, 1955, 60). Als deutlicher Gegenbegriff zu rḥm pi. ist das Adj. ’akzārī »grausam« zu erwähnen (Jer 6, 23; 50, 42; im AT 4× ’akzār und 8× ’akzārī; daneben ’akzerijjūt »Grausamkeit« Spr 27, 4).
4 a) In verschiedenen Wendungen mit rǽḥæm wird Jahwe als der Herr des Lebens bekannt. Er verschließt und öffnet den Mutterleib (Gen 20, 18; 29, 31; 30, 22; 1Sam 1, 5.6; vgl. Hos 9, 14; Spr 30, 16), er bereitet die Frucht darin (Gen 49, 25) und läßt sie daraus hervorgehen (Hi 10, 18). Auflehnung gegen Jahwe kann sich daher als Vorwurf gegen den Mutterschoß äußern (Jer 20, 17.18; Hi 3, 11 »Warum starb ich nicht bei meiner Geburt, verschied nicht, als ich aus dem Mutterschoß kam?«). Mit der Nennung des rǽḥæm kann sich auch das Wissen um eine ethische Verpflichtung gegen den Nächsten verbinden (Hi 31, 15 »hat nicht, der mich erschuf, auch ihn erschaffen? und Einer uns im Mutterschoß bereitet?«; vgl. auch Am 1, 11 G, s. Rudolph, KAT XIII/2, 127). Auch wo mit rǽḥæm ein Zeitraum gekennzeichnet wird (»von Mutterleib an«), steht diese Zeit unter Jahwes Plan (Jes 46, 3; Jer 1, 5; Ps 22, 11) bzw. unter seiner Ablehnung (Ps 58, 4). b) Vier Fünftel aller Belege mit rḥm pi. haben Gott als Subjekt; bei rḥm pu. ist Gott immer der Handelnde. Die Hosea-Stellen zeigen, daß das mit rḥm pi. beschriebene Tun Jahwes die Einsetzung (bzw. die Wiedereinsetzung) in die Wirklichkeit eines Kindschaftsverhältnisses bedeutet (Hos 1, 6; 2, 6.25), die nicht sentimental, sondern durchaus real ist (s. o. 3c). In der Zeit des Exils wird die durch rḥm pi. bezeichnte Wiederherstellung des zerstörten Gottesverhältnisses in der Rückführung in das verheißene Land (Jer 12, 15; 42, 12 G; Sach 10, 6, vgl. V.10) oder im Bleiben darin (Jer 42, 12 MT) greifbar, ebenso im Wiederaufbau einer zerstörten Stadt (Jer 30, 18 Samaria; Ps 102, 14 Zion). Allgemein kann die Wiederherstellung auch durch →šūb šebūt »das Geschick wenden« bezeichnet werden (Dtn 30, 3; Jer 30, 18; 33, 26; Ez 39, 25); dabei ist zu beachten, daß diese Schicksalswende nicht Folge des Erbarmens ist, sondern ihm vorausgeht. Anders als z.B. ḥǽsæd (IV/2) steht rḥm pi. in ausschließendem Gegensatz zum Zorn Gottes bzw. löst diesen ab, weil er das rechte Verhältnis des Volkes zu Gott suspendiert (Dtn 13, 18; Jes 54, 8; 60, 10; Hab 3, 2 [anders B. Margulis, ZAW 82, 1970, 413]; Sach 1, 12; 10, 6; vgl. Klgl 3, 32). Dieser Hintergrund der Einsetzung in neue oder der Wiederherstellung ursprünglicher Verhältnisse bleibt auch noch erkennbar, wenn das Part. pi. meraḥēm »Erbarmer« in jüngeren Texten zum Gottesprädikat schlechthin wird (Jes 49, 10; 54, 10, vgl. V.8 gō’ēl [→g’l]; Ps 116, 5). Im allgemeinen wird aber in den Aussagen über Gott das Verbum rḥm pi. mit anderen theologischen Termini verbunden, wodurch viel gefülltere Prädikationen möglich werden. So ist an einigen Stellen die Vergebung Voraussetzung für die Wiederverleihung der durch die Sünde verlorenen Gottesgemeinschaft, wie sie durch rḥm pi. ausgedrückt wird (Jes 55, 7; Mi 7, 19; vgl. auch 1Kön 8, 50, wo Jahwe indirekt handelt; Dan 9, 9 raḥamīm; auch Spr 28, 13, wo rḥm pu. die Vergebung einschließt; vgl. Stoebe, a.a.O. 247). Weiterhin gehört hierher die Verbindung von rḥm pi. mit →ḥǽsæd »Gnade« (Jes 54, 8.10; Klgl 3, 32). Die Bereitschaft Gottes zum ḥǽsæd ist offenbar die Voraussetzung zum Erbarmen (s.u. 4c). Jes 14, 1 steht parallel zu rḥm pi. das Verbum →bḥr »erwählen«, und zwar mit ‘ōd »nochmals« zum Ausdruck der Wiedererwählung. c) Ein größeres Gewicht kommt der Verbindung von rḥm pi. mit →ḥnn q.»jemandem gnädig sein« zu. Sie begegnet Ex 33, 19; 2Kön 13, 23; Jes 27, 11 (hier negiert in bezug auf den Schöpfer); 30, 18; Ps 102, 14, teilweise wohl in Abhängigkeit von einer liturgisch geprägten Form. Am häufigsten kommen die Adjektive der beiden Wurzeln nebeneinander vor (11×; raḥūm allein sonst nur Dtn 4, 31 und Ps 78, 38), entweder in der Reihenfolge raḥūm weḥannūn (Ex 34, 6 u.ö.) oder ḥannūn weraḥūm (Jo 2, 13 u.ö.; →ḥnn 4b; →’ēl IV/1; zur Formel vgl. J. Scharbert, Bibl 38, 1957, 130 bis 150; R. C. Dentan, VT 13, 1963, 34–51); die letztere ist wohl organischer (vgl. Ex 33, 19 und Ps 102, 14). raḥūm ist durchgängig auf Jahwe bezogen (Ps 112, 4 bildet davon keine Ausnahme; der hier genannte Gerechte ist Jahwe, vgl. Ps 111, 4; 116, 5 und z.B. Kraus, BK XV, 770.772f.). d) Noch häufiger als beim Verbum ist bei raḥamīm Gott als der indirekt (s. o. 3b) oder direkt Handelnde ausgesagt. Das Wort begegnet vor allem in der Psalmenund Gebetssprache (Jes 63, 7.15; Ps 25, 6; 40, 12; 51, 3; 69, 17; 77, 10; 79, 8; 103, 4; 106, 46; 119, 77.156; 145, 9; Klgl 3, 22; Dan 9, 9.18; Neh 9, 19.27.28.31; vgl. das Bekenntnis 2Sam 24, 14 = 1Chr 21, 13), seltener in der prophetischen Verkündigung (Jes 54, 7; in Hos 2, 21 und Jer 16, 5 als Gabe an Israel; Sach 1, 16; in Sach 7, 9 als Jahwes Forderung an den Menschen). Dabei ist zu beachten, daß an den meisten Stellen eine enge Verbindung mit ḥǽsæd besteht. Eine Ausnahme bei den Psalmen bilden 119, 77.156 und 145, 9; diesen beiden sehr jungen Psalmen steht der Gedanke an einen Geschichtserweis des Erbarmens fern. Soweit ḥǽsæd Sing. ist und beide Begriffe eine Einheit bilden, steht ḥǽsæd vor raḥamīm (Ps 103, 4; Jer 16, 5; Hos 2, 21; Sach 7, 9; vgl. Dan 1, 9). Bei stärkerer Absetzung der beiden Begriffe voneinander bleibt das Prinzip der Anordnung bestehen (Ps 51, 3; 69, 17; Klgl 3, 22; die Ausnahme Ps 40, 12 hat wohl formale Gründe). Das läßt vermuten, daß raḥamīm hier nun selbst den Charakter eines konkreten Erweises angenommen hat, der als Ausfluß einer ḥǽsæd-Gesinnung verstanden wird (»Barmherzigkeitserweis«). Unterstrichen wird dies durch die attributive Wendung raḥamīm rabbīm »viel/großes Erbarmen« (2Sam 24, 14 = 1Chr 21, 13; Ps 119, 156; Dan 9, 18; Neh 9, 19.27.28 [txt em]. 31; vgl. Jes 54, 7) und durch die Genetiv-Verbindung rōb raḥamīm »Menge des Erbarmens« (Ps 51, 3; 69, 17). Eine Änderung tritt erst da ein, wo ḥǽsæd seinerseits in den Plural tritt, also die Bed. »ḥǽsæd-Erweise« bekommt. Dann tritt raḥamīm an die erste Stelle und kennzeichnet umfassend die Haltung oder Gesinnung einer das Leben fördernden Barmherzigkeit (Jes 63, 7; Ps 25, 6; Klgl 3, 22, das dagegen zu sprechen scheint, ist textlich unsicher). In dieser Linie liegt es, daß raḥamīm schließlich direkt zu einer Art von Hypostase werden kann (Ps 79, 8).
Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament
gut für alle. Gottes vertraglich zugesicherte Gnade kam auf besondere Weise zu Israel, aber sie war nie für sie allein bestimmt; Israel sollte das Mittel sein, durch das Gottes Güte und Barmherzigkeit in allem, was er geschaffen hat, sichtbar wurde.
Die ESV Studienbibel
Die Barmherzigkeit Gottes beschreibt Gottes gezielte Neigung, in seinem Erbarmen seinem Volk Vergebung zukommen zu lassen, insbesondere angesichts dessen leidvoller und düsterer Lage.
Die Barmherzigkeit Gottes gehört zu Gottes mitteilbaren Eigenschaften: Sie ist eine Eigenschaft, die Menschen in ihren Beziehungen untereinander nachahmen können. Durch die ganze Bibel hindurch wird Gottes Barmherzigkeit nicht nur als Gottes Wesensart, sondern als sein Handeln an einem Volk dargestellt, das dies nicht verdient hätte. In der Bibel wird die Barmherzigkeit oft zusammen mit anderen göttlichen Eigenschaften genannt: Erbarmen, Gnade, Treue, Güte. Barmherzigkeit ist ein relationaler Ausdruck von Gottes Charakter und entspringt seinen Eigenschaften der Güte und Liebe. Sie ist ein wichtiger Aspekt von Gottes auf Gnade gegründeter Bundesbeziehung zu seinem Volk. Gottes Barmherzigkeit zeigt sich immer dann, wenn er Strafe hinauszögert, auch wenn sein Volk in Sünde verloren ist und nicht weiß, welche Folgen diese Sünde für seine Gottesbeziehung hat (Ex 34,6–7; Hes 33,10–11). Wenn Gottes Volk in einer düsteren Lage ist – aufgrund einer drohenden Schlacht, körperlicher und geistlicher Verfolgung oder anderen Arten des Leids – dann rufen diejenigen, die Gott fürchten, gezielt seinen barmherzigen Charakter an. Sie beten in der Erwartung, dass er bereitwillig und mächtig handeln wird, wie er es schon in der Vergangenheit getan hat (Dan 9,17–19; Ps 25,6–7; 51,3–4). Immer wieder erweist Gott in der Bibel seine Barmherzigkeit, indem er sein Volk rettet, erlöst und wiederherstellt. Weil Barmherzigkeit eine mitteilbare Eigenschaft Gottes ist, sagt die Bibel auch, dass Gottes Volk dieselbe Gesinnung gegenüber anderen Menschen haben und dass sein Volk in deren Interesse handeln soll (Eph 2,1–10). Im Neuen Testament verurteilt Jesus die Pharisäer für ihren Mangel an Barmherzigkeit und betont in seiner Lehre immer wieder, wie wichtig es ist, dass Barmherzigkeit mit Taten verbunden sein muss (Mt 23,23–24; siehe auch das Gleichnis vom barmherzigen Samariter in Lk 19,25–37). Jesus lehrt Gottes Barmherzigkeit nicht nur, sondern verkörpert sie. In seiner Rolle als Sohn Davids zeigt er, dass er die Offenbarung von Gottes Barmherzigkeit personifiziert (Mt 9,27–31).
Bibelstellen SCHLÜSSELSTELLEN Ex 34,6–7; Ez 33,10–11; Dan 9,17–19; Ps 25,6–7; Ps 51,1–2; Mt 9,27–31; Mt 23,23–24; Lk 10,36–37; Eph 2,4–7
Daß alsdann, die in Judäa sind, auf die Berge fliehen, und die in ihrer (d. i. Jerusalems) Mitte sind, daraus entweichen, und die auf dem Lande (O. in den Landschaften) sind, nicht in sie hineingehen. Elberfelder 1871 – Lukas 21,21
Wenn ihr aber Jerusalem von Heerlagern umringt seht, dann erkennt, daß seine Verwüstung sich genaht hat. Lk 19,43; Mt 24,15f; Dan 9,27. Dann sollen die, so in Judäa sind, fliehen auf die Berge, und die mitten darin sind, entweichen von dannen; und die in den Landschaften sind, gehen nicht hinein! Lk 17,31. Denn das sind die Tage der Rache, auf daß erfüllt werde alles, was geschrieben ist. Dan 9,26; Sach 11,1.6. Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Lukas 21:20–22
Wenn ihr mit eigenen Augen seht, wie Jerusalem von Truppen umzingelt wird, dann wisst ihr, dass ihre völlige Zerstörung kurz bevorsteht. ° Dann sollen die, die in der Provinz Judäa leben, ins Bergland fliehen und die, die mitten in der Stadt wohnen, aus ihr herausgehen und die, die im Umland wohnen, nicht in sie hineingehen. ° Das sind dann die Tage der Vergeltung, wenn sich alles genau erfüllt, was in Gottes Buch vorausgesagt worden ist. Roland Werner – Das Buch – Lukas 21,20–22
Was meinte Jesus – und sind diese Verse auch für uns wichtig? Sollen wir auch ein „geistiges Judäa“ verlassen?
IM JAHRE 70 N. CHR. JERUSALEM VERÖDET Wie vorausgesagt, erweckte Jehova Kores von Medo-Persien, um Babylon zu zerschmettern und die israelitischen Gefangenen zu befreien, damit sie heimkehren und den Tempel und ihr Heimatland wieder aufbauen konnten. (Esra 1:1-4; Jesaja 44:28; 45:1-4; Daniel 5:30; 6:1) In den nachfolgenden Jahrhunderten häuften die Juden, während sie die groben Götzendienereien früherer Zeiten vermieden, eine Menge Überlieferungen auf und spalteten sich in verschiedene religiöse Sekten. Sie irrten weit vom Pfade wahrer Anbetung Jehovas ab. Im Frühling des Jahres 29 n. Chr. begann Johannes der Täufer ein Werk des ‚Bereitens des Weges Jehovas‘, um das Volk auf Jehovas Kommen, vertreten durch die Person des verheißenen Messias, aufmerksam zu machen. Johannes warnte sie vor ihren Sünden und zeigte ihnen die Notwendigkeit, zu bereuen, und wie Weizen und wie Bäume zu sein, die edle Frucht hervorbringen, statt wie Stroh und wie Bäume zu sein, die faule Frucht bringen und dazu bestimmt sind, ins Feuer geworfen zu werden, das niemand löschen könnte. Als Ergebnis erwarteten die Juden den Messias und blickten nach ihm aus. — Lukas 3:1-17, NW. Im Herbst des Jahres 29 n. Chr. wurde Jesus im Jordan getauft und mit Jehovas Geist gesalbt und bot sich danach als der verheißene Messias an. In ihm erfüllten sich die Prophezeiungen der Hebräischen Schriften über den Messias. Aber die jüdischen Religionsführer nahmen ihn nicht an. Jesus nährte weder ihre Eitelkeit, noch eignete er sich für ihre politischen, ehrsüchtigen Pläne. Statt dessen warnte er sie vor ihren Sünden, sagte ihnen, daß sie Gottes Wort durch ihre Überlieferungen nichtig gemacht hätten, daß sie etwas sagten und das Entgegengesetzte täten, daß sie das gewöhnliche Volk bedrückten, persönlich zu glänzen suchten, nach schmeichlerischen Titeln Verlangen trügen, die wahre Anbetung selbst zurückwiesen und andere an deren Ausübung hinderten, daß sie die kleinen geringeren Dinge aussiebten und die großen, höheren Erfordernisse des Gottwohlgefälligseins unerfüllt ließen und sich auf eine äußere Erscheinung der Gerechtigkeit beschränkten, während sie ihre vielen groben Sünden zugedeckt hielten. Er nannte sie Schlangen und Vipernbrut und verlangte zu wissen, wie sie der Vernichtung wohl zu entgehen gedächten, und er kündigte ihnen an: „Siehe! euer Haus wird euch überlassen.“ — Matthäus 23:1-39, NW; 15:3-9. Die Juden beherzigten jedoch weder die Warnung Johannes’ des Täufers noch diejenige Jesu. Nicht nur auf Grund des Laufes, den die Ereignisse nahmen, sondern auch auf Grund der Bibelchronologie hätten sie den Messias erwarten und Jesus als diesen erkennen sollen. (Daniel 9:24-27) Doch zogen sie es vor, sich auf Politik mit dem Römischen Reiche einzulassen, und als Pilatus Jesus als ihren König vorstellte, verwarfen sie ihn zornig, verlangten seine Hinrichtung und schrien: „Wir haben keinen König außer dem Cäsar.“ (Johannes 19:14, 15, NW) Das heidnische Rom mit seinen falschen Göttern, seinen Dämonenreligionen und Götzendienststandarten, denen es opferte, war in Jehovas Augen ein Greuel, ein abscheuliches Ding, und daß sein angebliches Volk ein politisches Bündnis mit ihm machte, konnte ihm nur Vernichtung und Verödung bringen. Pilatus wurde zusammen mit den jüdischen Religionisten mitbeteiligt am Tode Jesu, und diese Verschwörung war eine erste Erfüllung von Psalm 2:1, 2. (Apostelgeschichte 4:25-27) Die faulen Früchte dieses Bündnisses erwiesen sich für die Juden wie schlechte Bäume und wertlose Spreu, die nur zur gänzlichen Vernichtung, dargestellt durch Feuer, taugte, vor der sowohl Johannes wie Jesus gewarnt hatten. (Matthäus 7:19) Ihre Warnungen erfüllten sich in den unheilvollen Ereignissen des Jahres 70 n. Chr., als die Verödung über Jerusalem kam wegen seines greulichen, abscheulichen Bündnisses mit dem Römischen Reiche. Solch folgenschwere Ereignisse erfordern eine genaue Untersuchung. Während einiger Jahre hatten Unruhe und Aufwiegelung Palästina erregt, aber im Jahre 66 n. Chr. brach eine wirkliche Revolte aus, und Cestius Gallus, der römische Prätor über Syrien, marschierte mit seinem Heere ein und schloß die Juden in Jerusalem ein. Ob die treulosen Juden an Jesu Ermahnung, zu fliehen, dachten oder nicht, dachten doch bestimmt Christen, die in Jerusalem sozusagen in der Falle saßen, daran: „Wenn ihr Jerusalem von Heeren umlagert seht, dann versteht, daß seine Verödung nahe gekommen ist. Dann mögen die in Judäa sind, zu den Bergen zu fliehen beginnen, und die in ihrer Mitte sind, entweichen, und die in den umgebenden Gebieten sind, nicht in sie hineingehen, denn dies sind Tage, da das Gericht zugemessen wird, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht.“ Ferner: „Wenn ihr das abscheuliche Ding erblickt, das Verödung verursacht, wovon Daniel, der Prophet, geredet hat, als an heiliger Stätte stehend (der Leser wende Urteilsvermögen an), dann mögen die in Judäa sind, zu den Bergen zu fliehen beginnen.“ — Lukas 21:20-22; Matthäus 24:15, 16, NW. Wie aber konnten Christen in Jerusalem angesichts eines Heeres, das sie umringte, dem Gebot, zu fliehen, gehorchen? Der Weg zur Flucht wurde für sie geöffnet, als Gallus aus einem unerklärlichen Grunde sein Heer zurückzog. Der Geschichtsschreiber Josephus sagt von Cestius: „Bald würde er die Stadt, hätte er nur noch eine Weile mit Beharrlichkeit die Belagerung fortgesetzt, überkommen haben.“ Statt dessen zog er „ganz wider alle Erwartung . . . aus der Stadt ab“. Gleichwie der Rückzug der Heere Nebukadnezars die Flucht gestattete, ehe Jerusalem im Jahre 607 v. Chr. gestürzt wurde, so räumte der befremdende Rückzug des Gallus im Jahre 66 n. Chr. eine Gelegenheit zur Flucht ein, gab also Gelegenheit, die Warnung Jesu zu beherzigen. In recht buchstäblichem Sinne hatte das greuliche römische Heer mit seinen abscheulichen Götzendienst-Standarten die heilige Stätte Jerusalem samt dem Tempel umringt; bestimmt war es also an der Zeit, zu fliehen, um der Verödung zu entgehen, welche, wie Jesus es gesagt hatte, folgen mußte. Als sich somit das Heer des Gallus zurückzog, flohen die Christen nicht nur aus Jerusalem, sondern aus Judäa, überquerten den Jordan und nahmen Wohnung in den Bergen Gileads, indem sie sich besonders in Pella niederließen. So entgingen sie der Verödung, die später als ein Ergebnis des abscheulichen politischen Bündnisses mit Rom folgte, der Katastrophe, die dadurch veranlaßt wurde, daß der Cäsar abscheulicherweise in die Stellung des Königtums eingesetzt wurde, die dem Messias allein vorbehalten war. Wie aber ereilte das göttliche Gericht schließlich jene Juden, die sich in die Politik einmischten und die Ermahnung zur Flucht zurückwiesen? Christus Jesus, der Jerusalem eine feurige Vernichtung angekündigt hatte und dem das Gericht übergeben war, war es, den Jehova dazu gebrauchte, den Vollzug des Gerichts vom Himmel her zu überwachen; und Titus, der römische General und Fürst, Sohn des Kaisers Vespasian, war, zusammen mit seinen Heeren, das menschliche Werkzeug, sie herbeizuführen. Als der Prophet Daniel von der abscheulichen, greulichen Verwerfung des Messias und dem Vorziehen des Cäsars sprach, sagte er: „Er [der Messias] wird die Stadt und das Heiligtum zerstören mit dem Fürsten [Titus], der kommt.“ Oder: „Hernach soll er [der Messias] die Stadt und das Heiligtum verwüsten, durch den Fürsten [Titus], der kommen soll.“ (Daniel 9:26, LXX; Houbigant) Gemäß der Prophezeiung Daniels und den Worten Jesu über den Tempel, daß „keinesfalls hier Stein auf Stein gelassen werde, der nicht niedergerissen wird“, verödeten die römischen Heere unter Titus wirklich die Stadt und ihren Tempel im Jahre 70 n. Chr. — Matthäus 24:2, NW.
AUFFALLENDE GESCHICHTLICHE EINZELHEITEN Als sich Cestius Gallus im Jahre 66 n. Chr. zurückzog und die Flucht in die Sicherheit möglich wurde, da galt von jener Zeit an folgende Warnung Jesu: „Mögen jene, die in den umliegenden Gebieten sind, nicht in sie hineingehen.“ (Lukas 21:21, NW) Die treulosen Juden ließen diese Worte außer acht, und demzufolge fand Titus, als er im Jahre 70 n. Chr. kam, die Stadt mit Besuchern aus ganz Palästina überfüllt: „Denn diejenigen, welche aus dem ganzen Lande zum Feste der ungesäuerten Brote gekommen waren, wurden plötzlich vom Kriege [von einem Heere] umringt . . . diese so große Volkszahl hatte sich auch aus anderen Ortschaften gesammlet; damals aber war die ganze Nation, so war des Schicksals Schluß, gleichsam in ein Gefängnis eingesperrt, und kriegerische Schaaren [römische Heerscharen] umzingelten die Stadt, welche von Menschen wimmelte.“ Jesus warnte vor irgendwelcher Verzögerung beim Fliehen. (Matthäus 24:16-18) Dieser Warnung jedoch trotzte man, und als viele Juden wirklich zu fliehen begehrten, war es zu spät, um Gelingen zu haben. Lukas 19:41-44 (NW) erklärt: „Und als er [Jesus] nahe hinzukam, betrachtete er die Stadt und weinte über sie, indem er sprach: ‚Wenn du, ja du, an diesem Tage die Dinge erkannt hättest, die zu deinem Frieden dienen — jetzt aber sind sie vor deinen Augen verborgen. Denn es werden Tage über dich kommen, da deine Feinde eine Befestigung von Spitzpfählen um dich aufbauen und dich umzingeln und dich von allen Seiten bedrängen werden, und sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden schmettern und werden keinen Stein in dir auf dem anderen lassen, weil du die Zeit, da du inspiziert wurdest, nicht erkanntest.‘ “ Die jüdischen Religionisten erkannten die Dinge nicht, die mit dem Fürsten des Friedens in Verbindung standen, sondern schlossen widerspenstig Auge und Ohr für die ihn betreffenden Beweise und nahmen den Cäsar an. Sie erkannten nicht, daß die Zeit, da Jesus auf Erden war, eine Zeit der Musterung und des Gerichts für die Nation Israel war. Sie erwiesen sich als unfruchtbar, was edle Früchte zu Jehovas Lobpreis betrifft. (Jesaja 6:10; 9:6; Matthäus 13:14, 15; 21:19) Auch flohen sie nicht aus dem verurteilten Jerusalem, als sie die Gelegenheit dazu hatten, sondern schoben die Flucht auf, bis die römischen Heere wiederkehrten und nicht nur die Stadt selbst umzingelten, sondern sie mit einer Mauer oder „Befestigung von Spitzpfählen“ umgaben, genauso, wie Jesus 37 Jahre früher davon warnend geredet hatte. Diese 8 km lange Mauer wurde in drei Tagen vollendet. Josephus sagt darüber: „So war denn den Juden, nebst der Freyheit heraus zu gehen, zugleich alle Hoffnung zur Rettung abgeschnitten.“ Sie hatten die Flucht in die Sicherheit hinausgeschoben, bis sie unmöglich war! Dessenungeachtet versuchten gewisse Juden eine verspätete Flucht, doch bestanden sie immer noch darauf, gewisse Züge der Warnung Jesu außer acht zu lassen. Zum Beispiel hatte Jesus ihnen gesagt, sie sollten nicht versuchen, ihre materiellen Besitztümer mitzunehmen, da es ihre Flucht verlangsamen und deren Gelingen gefährden werde. (Mark. 13:15, 16) Als aber Überläufer die Stadt verließen, schluckten sie ihr Gold, um es mitzunehmen, ohne daß die Juden in der Stadt und die Römer draußen etwas davon wußten. Josephus sagt, was geschah: „Kaum war indessen dies wohlersonnene Mittel durch einen entdeckt worden, so ward das ganze Lager voll von dem Gerüchte, daß die Überläufer voller Gold wären; viele Araber und Syrer schnitten daher die um Schutz Flehenden auf, und durchsucheten ihre Magen. Nach meinem Bedünken ist den Juden kein größeres Leiden begegnet, als dieses; in einer Nacht wurden gegen zweytausend aufgeschnitten.“ Obwohl Titus jenen den Tod androhte, die sich dieser Schandtat schuldig machten, nahmen dennoch römische Soldaten an diesem grausigen Suchen nach Gold in den Bäuchen der Menschen teil. So „schlitzten sie dieselben auf, und zogen den schmutzigen Gewinn aus den Eingeweiden. In den wenigsten ward etwas gefunden, und die Hoffnung allein brachte dem Tode viele Schlachtopfer. Dieses Unglück indessen zog viele Überläufer wieder [in die Stadt] zurück.“ Was zu den Schwierigkeiten der Flucht ferner beitrug, waren die Juden selbst. Jahre zuvor hatten sie Jesus fälschlich des Aufruhrs wider den Cäsar angeklagt und meinten damit, daß die ihm Gewogenen auch von fragwürdigem Patriotismus seien. Sie beschuldigten die Nachfolger Christi des Aufruhrs, obwohl Jesu Jünger nur die Politik mieden und das Königreich Christi unterstützten. (Lukas 23:2; Johannes 19:12; Apostelgeschichte 17:7; 24:5) Ums Jahr 70 n. Chr. aber waren die Juden aufrührerisch gegenüber Rom, und jeder, der durch die Flucht der Todesfalle in Jerusalem zu entrinnen suchte, wurde als aufrührerisch wider die Juden betrachtet und getötet. Wenn also die Juden Leute, die fliehen wollten, erwischten, lautete die Anklage auf Aufruhr und das Urteil auf Tod; entgingen aber die Fliehenden den Juden und erreichten sie die römischen Linien, so gab es für sie im besten Fall Gefangenschaft. Aber zurückzubleiben bedeutete den schließlichen Tod, sei es durch Schwert, Pest oder Hunger. Wenn die Juden nicht gegen die Römer kämpften, so kämpften sie unter sich selbst, da sie in verschiedene politische und religiöse Parteien aufgeteilt waren, von denen jede die verurteilte Stadt zu beherrschen suchte. Es war eine Lage, wo jedermanns Hand sich wider die Hand seines Bruders erhob. Bei ihren inneren Kämpfen zerstörten sie sogar ihre eigenen Lebensmittelvorräte und beschleunigten damit die Hungersnot und Pest und den römischen Sieg. Fünfzehnhundert Jahre vor den katastrophalen Ereignissen des Jahres 70 n. Chr. hatte Jehova Gott vorausgesagt, daß diese als Folge des Ungehorsams kämen: „Und sie werden dich in der Tat belagern in allen deinen Toren, bis deine hohen und befestigten Mauern, auf die du vertraust, in deinem ganzen Lande fallen, ja, sie werden dich gewißlich belagern in allen deinen Toren in deinem ganzen Lande, das Jehova, dein Gott, dir gegeben hat. Dann wirst du die Frucht deines Leibes essen müssen, das Fleisch deiner Söhne und deiner Töchter, die Jehova, dein Gott, dir gegeben hat, wegen der Einengung und Bedrängnis, womit dein Feind dich bedrängen wird. Und Jehova wird dich gewißlich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde, und du wirst dort anderen Göttern dienen müssen, die du nicht gekannt hast, weder du noch deine Vorfahren — Holz und Stein. Und unter jenen Nationen wirst du keine Rast haben, noch wird sich für deine Fußsohle eine Ruhestatt finden, und Jehova wird dir dort in Wahrheit ein zitterndes Herz geben, Erlöschen der Augen und Verzagtheit der Seele. Und du wirst gewißlich in größter Lebensgefahr sein und in Schrecken Nacht und Tag, und du wirst deines Lebens nicht sicher sein. Und Jehova wird dich gewißlich auf Schiffen nach Ägypten zurückführen, auf dem Wege, von dem ich dir gesagt habe: ‚Du wirst ihn nie wieder sehen!‘ und ihr werdet euch dort euren Feinden als Sklaven und Sklavinnen verkaufen müssen, aber da wird kein Käufer sein.“ — 5 Mose 28:52, 53, 64-66, 68, NW. Die Geschichte bezeugt, wie sich dieses Unheil an den Juden nach dem Jahre 70 n. Chr. in auffallender Weise erfüllt hat. Josephus gibt einen anschaulichen und erschreckenden Bericht über ein Weib während der Belagerung vom Jahre 70 n. Chr.: „Sie erwürgt ihren Sohn, verzehret selbst, wie sie ihn gekocht hat, die eine Hälfte, und verwahret unter einer Bedeckung den Überrest. Sogleich erscheinen die Aufrührer und drohen ihr, wie sie den Dampf in sich saugen, der ihnen von der ruchlosen That entgegenduftete, augenblickliche Ermordung, wenn sie das zugerichtete Essen nicht zeigen würde. Sie erwiedert: Sie habe ihnen ein gut Theil aufbewahrt und enthüllt ihrem Anblicke den Überrest ihres Kindes.“ Überrascht und entsetzt verließen die Männer zitternd die Ekel erregende Szene. Als Titus schließlich die Stadt einnahm, war der Tribut 1 100 000 Tote und 97 000 Gefangene. Die überlebenden Juden wurden nach allen Teilen der Erde zerstreut, und nirgends fanden sie Ruhe, sondern mit Furcht um ihr Leben, mit Herzen voller Verzweiflung und Schrecken irrten sie umher. Nicht nur das, sondern große Mengen dieser Gefangenen wurden in die Sklaverei nach Ägypten zurückgesandt und so wieder zum selben Stande erniedrigt, aus dem Jehova ihre Nation mehr als fünfzehnhundert Jahre zuvor befreit hatte. Josephus sagt, daß die sie Gefangennehmenden sie „gefesselt zur Arbeit nach den Bergwerken in Ägypten“ schickten. Ein jüdischer Bibelkommentar, herausgegeben von J. H. Hertz, besagt bei der Betrachtung von 5 Mose 28:68, daß „bei der Zerstörung Jerusalems durch die Römer sowohl Titus wie Hadrian Mengen von Juden in die Sklaverei sandten“, und daß „Ägypten einen großen Teil dieser Sklaven“ erhalten habe. Es wird dort ferner gezeigt, daß die Römer im Mittelmeer eine Flotte hatten, womit sie die Judensklaven nach Ägypten abtransportierten, und daß es für viele Juden, obwohl sie sich als Sklaven zu verkaufen gedachten, keine Käufer gab, so verachtet waren sie, und so überfüllt war der Markt. Mit welcher Wucht erfüllte sich doch die Prophezeiung von 5 Mose fünfzehnhundert Jahre später! Diese Katastrophe ereilte eine Generation, die wegen ihrer Bosheit berüchtigt war. Darüber sagt Josephus: „So hat weder je eine andere Stadt ähnliche Leiden erfahren, noch ist je ein Menschengeschlecht, seitdem die Welt steht, schöpferischer an Bosheit gewesen.“ Josephus war der Überzeugung, daß Gott die Römer herbeigeführt habe, um die Juden zu strafen, und er zitiert Titus, der gesagt habe: „Ja, mit Gottes Beyhülfe haben wir den Krieg geführt! Gott war es, welcher die Juden aus diesen festen Schanzen warf! Was hätten wohl Hände oder Maschinen der Menschen gegen diese Thürme vermocht?“ Gottes Rache war fällig, und zwar als Vergeltung für das abscheuliche politische Bündnis, das die Juden mit dem heidnischen Rom gemacht hatten, um die Hinrichtung Christi Jesu zu sichern. Daß sie dem Cäsar die Stellung des Königtums zuwiesen, die dem Messias vorbehalten war, das war die große offenkundige Tat, die so abscheuliche, welche ihre Verödung herbeiführte; doch ist es auch interessant, folgendes zu beachten, das sich nach Jerusalems Sturz zutrug: „Die Römer trugen nun, da die Aufrührer sich in die Stadt geflüchtet hatten, und der Tempel, so wie alles ringsherum in Flammen stand, ihre Fahnen nach dem Tempel, und . . . wie sie dieselben dem östlichen Thore gegenüber [nahe beim Altar] gepflanzt, und daselbst vor denselben geopfert [Opfer dargebracht] hatten . . .“ So standen denn in ganz buchstäblicher Weise die abscheulichen Götzen an der heiligen Stätte der Juden. Es besteht eine bemerkenswerte Parallele zwischen gewissen Ereignissen des Jahres 607 v. Chr. und denen des Jahres 70 n. Chr., und dies zutreffenderweise, da die Ereignisse dieser beiden Zeiten Geschehnisse vorschatteten, die jetzt der heutigen Generation widerfahren. Vor der Katastrophe in diesen beiden Zeiten, dem Jahre 607 v. Chr. und auch dem Jahre 70 n. Chr., hatte sich das Volk, das im Bunde mit Jehova zu sein beanspruchte und sich als treues „Weib“ ausgab, vieler Sünden schuldig gemacht. Dadurch, daß es religiös abgeirrt war und sich in die Politik eingemischt hatte, hatte es geistigen Ehebruch begangen und war wiederholt gewarnt worden, daß Jehova es vernichte, wenn es sich nicht bessere, und daß er sich hierzu der Nationen bediene, mit denen es Bündnisse eingegangen, denen es nun aber entfremdet war. Es konnte von Jehova eine Heimsuchung erwarten und eine von ihm veranlaßte Verödung durch die früheren politischen Liebhaber Jerusalems. In beiden Fällen erschienen die verödenden Streitkräfte zur Vernichtung, zogen sich danach aber eine Zeitlang zurück, wodurch eine gelegene Zeit zur Flucht in die Sicherheit eingeräumt wurde. Die Rebellischen schoben die Flucht auf und brandmarkten jene als aufrührerisch, welche zu entfliehen suchten. Die Gelegenheit zur Flucht ging vorbei, die Zerstörer kehrten zurück, und die Verödung ereilte die Stadt nun als rächende Wirklichkeit. Wie aber vorausgesagt, wurden die Mächte, die dazu gebraucht wurden, diese Rache auszuüben, später selbst vernichtet. Babylon fiel, nachdem es im Jahre 607 v. Chr. benutzt worden war. Das Römische Reich zerfiel und brach zusammen, nachdem es im Jahre 70 n. Chr. benutzt worden war. Offenbarung 17:10 zeigte, daß jene sechste Weltmacht nicht bestehenbleiben, sondern daß ihr eine siebente Weltmacht folgen werde.
Wachtturm – 15.September 1954
In diesem Abschnitt beantwortete Jeschua die erste Frage der Apostel: Was wäre das Zeichen dafür, dass Jerusalem und der Tempel zerstört werden würden? Nur Lukas hat die Antwort des Messias aufgezeichnet, was wiederum seine besondere Sorge um die Stadt Jerusalem in seinem Evangelium zeigt. Das Zeichen war: Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jeruschalajim von Heeren umringt ist, dann wisst, dass ihre Verwüstung nahe ist (Lukas 21,20). Als im Jahr 66 n. Chr. der erste jüdische Aufstand gegen Rom ausbrach, brachte General Cestius Gallus seine Legionen aus Cäsarea, um die Stadt zu belagern und zu umzingeln. Die messianische Gemeinde Jerusalems nahm das als das Zeichen, das Jeschua gegeben hatte, und verließ im Gehorsam gegenüber seinen Anweisungen die Stadt, bevor sie zerstört wurde: Wer in Jehuda ist, der fliehe auf die Berge, und wer in ihrer Mitte ist, der gehe hinaus, und wer auf dem Lande ist, der komme nicht hinein (Lukas 21:21). Mit diesen Worten wies der Messias die jüdischen Gläubigen an, Jerusalem zu verlassen. Wenn sie in der Stadt waren, sollten sie hinausgehen. Wenn sie auf dem Lande waren, sollten sie nicht in die Stadt gehen.
Das war genau das, was die jüdischen Gläubigen tun wollten, als sie die römischen Armeen sahen, die Jerusalem umgaben. Solange die Soldaten jedoch die Stadt belagerten, konnten sie nicht fliehen. Eine Fehleinschätzung von Cestius Gallus gab ihnen die Möglichkeit zu fliehen. Der General nahm fälschlicherweise an, dass er es mit einem regionalen Aufstand um Jerusalem zu tun hatte. Er entdeckte jedoch bald, dass es sich um einen weit verbreiteten Volksaufstand handelte, bei dem jüdische Guerillakräfte seine Nachschublinien abschnitten. Infolgedessen war er gezwungen, die Belagerung aufzuheben und sich nach Caesarea zurückzuziehen. Jerusalem sollte zwei Jahre lang nicht mehr belagert werden.
Die messianische Gemeinde nutzte die Gelegenheit und verließ die Stadt. Über zwanzigtausend Gläubige aus Jerusalem, zu denen sich Tausende von Gläubigen aus anderen Teilen des Landes wie Judäa, Galiläa und sogar den Golanhöhen gesellten, flohen nach Pella, wo sie den Krieg abwarteten. Pella, eine der griechischen Städte der Dekapolis, lag außerhalb des Kriegsgebiets, südlich des Sees Genezareth und östlich des Jordanflusses. Infolgedessen überlebten die jüdischen Gläubigen diesen Konflikt.
Lukas beschrieb das Gericht 70 n. Chr. als Tage der Rache und des Zorns für dieses Volk (Lukas 21,22-23). Die Rache und der Zorn waren prophezeite Urteile für die unverzeihliche Sünde. In der Tat wurden 1.100.000 Juden im ersten jüdischen Aufstand getötet und 97.000 in die Sklaverei verschleppt.[604] Weil die Gläubigen Jeschuas Befehl, das Gebiet zu verlassen, gehorsam waren, ging nicht ein einziges messianisches Leben verloren.
Lukas schloss: Und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und gefangen geführt werden zu allen Völkern; und Jeruschalajim wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind (Lukas 21:24). Wir leben jetzt in den „Zeiten der Heiden“, dem Zeitalter der heidnischen Herrschaft über Jerusalem und das jüdische Volk. Nach dem Buch Daniel erstreckt sich dieser Zeitraum von der Zerstörung Jerusalems und der babylonischen Gefangenschaft im Jahr 586 v. Chr. bis zum zweiten Kommen des Messias – von der Entthronung des letzten davidischen Königs (Zedekia) bis zur Inthronisierung des messianisch-davidischen Königs. Vier heidnische Reiche werden während der heidnischen Zeit aufsteigen und fallen, mit dem Antichristen als letztem Herrscher, bis seine Herrschaft durch das zweite Kommen beendet wird. Lukas schloss: Und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und gefangen geführt werden zu allen Völkern; und Jeruschalajim wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind (Lukas 21:24). Wir leben jetzt in den „Zeiten der Heiden“, dem Zeitalter der heidnischen Herrschaft über Jerusalem und das jüdische Volk. Nach dem Buch Daniel erstreckt sich dieser Zeitraum von der Zerstörung Jerusalems und der babylonischen Gefangenschaft im Jahr 586 v. Chr. bis zum zweiten Kommen des Messias – von der Entthronung des letzten davidischen Königs (Zedekia) bis zur Inthronisierung des messianisch-davidischen Königs. Vier heidnische Reiche werden während der heidnischen Zeit aufsteigen und fallen, mit dem Antichristen als letztem Herrscher, bis seine Herrschaft durch das zweite Kommen beendet wird.
Das Buch Daniel liefert den notwendigen Hintergrund für das richtige Verständnis der obigen Verse. Leider gehen einige Leute, die Daniel ignorieren, fälschlicherweise davon aus, dass die Zeiten der Heiden im Jahr 1967 mit dem Sechstagekrieg endeten, als Israel den Osten Jerusalems eroberte. Sie nehmen an, dass nicht einmal eine vorübergehende jüdische Kontrolle der Stadt während der Zeiten der Heiden auftreten kann. Der Sechstagekrieg im Jahr 1967 war jedoch die vierte vorübergehende Übernahme Jerusalems durch jüdische Kräfte. Sie verloren die vorherigen drei, und sie werden auch diese verlieren, wie unten gezeigt wird. Die erste Übernahme fand während der Makkabäerzeit (165-63 v. Chr.) statt und dauerte etwas mehr als ein Jahrhundert. Während dieser Zeit beherrschten die Juden Jerusalem, aber sie verloren die Kontrolle an die Römer. Das zweite Mal, als sie die volle Kontrolle über die Stadt hatten, war während des ersten jüdischen Aufstandes (66-70 n. Chr.), und sie verloren sie wieder. Das dritte Mal war während des zweiten jüdischen Aufstandes, auch Bar-Cochba-Aufstand genannt (132-135 n. Chr.), aber wieder verloren sie die Kontrolle. 1967 war die vierte jüdische Übernahme von Jerusalem. Sie werden jedoch in der Mitte der Trübsal wieder die Kontrolle verlieren. Das Buch der Offenbarung weist darauf hin und sagt ausdrücklich, dass die Stadt Jerusalem und das Tempelgelände für einen Zeitraum von 42 Monaten von den Heiden zertreten werden (Offenbarung 11:1-2). Die Zeit der Heiden ist also noch nicht zu Ende. Selbst in der heutigen Zeit ist die Mehrheit der Bevölkerung der Altstadt von Jerusalem nichtjüdisch. Die aktuellen politischen Ereignisse haben auch gezeigt, dass Israel noch nicht die volle Souveränität über die Altstadt oder das Tempelgebiet ausübt. Selbst in der Ölbergrede sprach Jeschua über den zukünftigen Verlust der Stadt Jerusalem. … … Die Zeit von 66-70 n. Chr.
In den Jahren 66 bis 70 n. Chr. war der Leiter der messianischen Juden Simon, der Sohn des Kleopas, ein Cousin von Jakobus und Jeschua, der nach dem Tod von Jakobus die Leitung übernahm. Es war eine schwierige Zeit für die messianischen Juden. Der Aufstand gegen Rom war im Gange, und nun, nach zwei Jahren, war die römische Armee gekommen und belagerte Jerusalem. Die zelotische Partei innerhalb der Stadt hatte die Kontrolle, und sie stachelten das Volk zum Kampf an. Aber die messianischen Juden waren in einem Dilemma gefangen. Sie erinnerten sich an die Prophezeiung, die Jeschua in Lukas 21:20-24 gesprochen hatte. Er sagte den Gläubigen, dass der Tempel und Jerusalem zerstört werden würden, und wenn sie sahen, dass Armeen die Stadt umgaben, sollten sie fliehen. Aus diesem Grund weigerten sich diese messianischen Juden, die Waffen gegen die Römer zu ergreifen – nicht weil sie die jüdische Sache verraten wollten, sondern weil sie sich verpflichtet fühlten, den Worten des Messias zu gehorchen. Nun waren die Armeen tatsächlich um Jerusalem herum und erfüllten Jeschuas Prophezeiung. Als die Römer im Jahr 66 n. Chr. die Belagerung vorübergehend aufhoben, nutzten die messianischen Juden die Gelegenheit, in die Stadt Pella im Transjordanien zu fliehen. Ihnen schlossen sich andere Gläubige aus Judäa, Galiläa und dem Golan an. Zwei Jahre später kehrten die Römer zurück und belagerten Jerusalem erneut, und im Jahr 70 n. Chr. wurden die Stadt und der Tempel zerstört. Zu dieser Zeit begann die jüdische Gemeinde, den Begriff Meschumodim auf messianische Juden anzuwenden, und er wird auch heute noch verwendet. Der Begriff kommt von einem hebräischen Wort, das „zerstören“ bedeutet, aber er wird im Sinne von „Verräter“ verwendet.
In der Zwischenzeit lebten die messianischen Juden weiterhin in Pella, und eine Beschreibung ihres Lebensstils ist uns in den Schriften des Irenäus, des Bischofs von Lugdunum in Gallien, überliefert.
Sie praktizieren die Beschneidung, halten an den Bräuchen fest, die das Gesetz vorschreibt, und sind so jüdisch in ihrer Lebensweise, dass sie sogar Jerusalem anbeten, als wäre es das Haus Gottes.“
Diese Aussage eines Leiters der Heidenchristenheit war abwertend, aber sie zeigt dennoch die Treue der messianischen Gläubigen zu ihrem Judentum. Obwohl es für sie notwendig war, Jerusalem im Gehorsam gegenüber Jeschuas Befehl zu verlassen, gaben sie ihr Erbe nicht auf. Sie nahmen die Zerstörung Jerusalems und des Tempels als weiteren Beweis dafür, dass Er tatsächlich der Messias war. Dies führte viele Juden dazu, an Ihn zu glauben.
a. Die Zerstörung von Jerusalem und des Zweiten Tempels In den Jahren 64-66 brachen in Judäa mehrere kleinere Aufstände gegen die römische Herrschaft aus. Dann kam der große Krieg, der jüdische Aufstand von 66 n. Chr., der zur Zerstörung Jerusalems und des Zweiten Tempels führte. Diese Zerstörung war ein göttliches Gericht für die Ablehnung der Messiasschaft Jeschuas und eine klare Erfüllung seiner Prophezeiungen (Matthäus 24:1-2; Lukas 21:20-24). Josephus liefert den ausführlichsten Bericht über die Ereignisse:
Und warum erzähle ich gerade dieses Unglück? weil Manneus, der Sohn des Lazarus, gerade zu dieser Zeit zu Titus lief und ihm erzählte, dass durch dieses eine Tor, das seiner Obhut anvertraut war, nicht weniger als hundertfünfzehntausend achthundertachtzig Leichen hinausgetragen worden waren, in der Zeit zwischen dem vierzehnten Tag des Monats Xanthicus [Nisan], als die Römer ihr Lager bei der Stadt aufschlugen, und dem ersten Tag des Monats Panemus [Tamuz]. Das war an sich eine ungeheure Menge; und obwohl dieser Mann nicht selbst als Statthalter an jenem Tor eingesetzt war, so war er doch dazu bestimmt, den öffentlichen Beitrag für die Überführung dieser Leichen zu zahlen, und so war er notgedrungen gezwungen, sie zu zählen, während die übrigen von ihren Verwandten begraben wurden; obwohl alles, was sie begraben hatten, nichts anderes war als dies, sie wegzubringen und aus der Stadt zu werfen. Nach diesem Mann liefen viele der angesehenen Bürger zu Titus und erzählten ihm die ganze Zahl der Armen, die tot waren, und dass nicht weniger als sechshunderttausend an den Toren hinausgeworfen wurden, obwohl die Zahl der übrigen nicht festgestellt werden konnte; und sie erzählten ihm weiter, dass, wenn sie nicht mehr imstande waren, die Leichen der Armen hinauszutragen, sie ihre Leichen auf Haufen in sehr große Häuser legten und sie darin einschlossen; wie auch, dass ein Medimnus Weizen für ein Talent verkauft wurde; und dass, als es nach einiger Zeit nicht mehr möglich war, Kräuter zu sammeln, weil die Stadt ganz ummauert war, einige Leute in eine so schreckliche Not getrieben wurden, dass sie die gemeinsamen Abwasserkanäle und alten Misthaufen des Viehs durchsuchten und den Dung aßen, den sie dort fanden; und was sie früher nicht so sehr ertragen konnten, wie zu sehen, benutzten sie jetzt zur Nahrung. Als die Römer dies alles kaum hörten, beklagten sie ihren Fall; die Aufrührer aber, die es auch sahen, taten nicht Buße, sondern ließen dieselbe Not über sich ergehen; denn sie waren geblendet von dem Schicksal, das schon über die Stadt und auch über sie selbst gekommen war.“
Und die Zahl derer, die während des ganzen Krieges gefangen genommen wurden, betrug siebenundneunzigtausend; und die Zahl derer, die während der ganzen Belagerung umkamen, war elfhunderttausend, von denen der größte Teil zwar aus demselben Volk war wie die Bürger Jerusalems, aber nicht aus der Stadt selbst; Denn sie waren aus dem ganzen Land heraufgezogen zum Fest der ungesäuerten Brote und wurden plötzlich von einem Heer eingeschlossen, was zuerst eine so große Not unter ihnen verursachte und bald darauf eine solche Hungersnot, daß sie noch plötzlicher vernichtet wurden. Und dass diese Stadt so viele Menschen in sich aufnehmen konnte, zeigt die Zahl von ihnen, die unter Cestius genommen wurde, der, da er Nero von der Macht der Stadt unterrichten wollte, der sonst geneigt war, diese Nation zu verachten, die Hohepriester bat, wenn es möglich wäre, die Zahl ihrer ganzen Schar zu nehmen. Da nun diese Hohenpriester bei der Ankunft des Festes, das Passah heißt, wenn sie ihre Opfer schlachten, von der neunten bis zur elften Stunde, aber so, daß zu jedem Opfer eine Schar nicht weniger als zehn gehört, (denn es ist ihnen nicht erlaubt, allein zu feiern), und viele von uns sind zwanzig in einer Schar, fanden sie die Zahl der Opfer zweihundertsechsundfünfzigtausendfünfhundert; was, wenn man nicht mehr als zehn, die zusammen feiern, zuläßt, zwei Millionen siebenhunderttausend und zweihundert Personen ausmacht, die rein und heilig waren; denn für die, die den Aussatz oder die Gonorrhöe haben, oder für die Frauen, die ihre monatlichen Gänge haben, oder für solche, die sonst verunreinigt sind, ist es nicht erlaubt, an diesem Opfer teilzunehmen; auch nicht für irgendwelche Ausländer, die hierher kommen, um anzubeten.
Nun ist diese große Schar zwar aus entlegenen Orten gesammelt, aber das ganze Volk war nun durch das Schicksal wie in einem Gefängnis eingeschlossen, und das römische Heer umzingelte die Stadt, als sie mit Einwohnern überfüllt war. Dementsprechend übertraf die Menge derer, die darin umkamen, alle Zerstörungen, die Menschen oder Gott jemals über die Welt gebracht haben; denn, um nur von dem zu sprechen, was öffentlich bekannt war, töteten die Römer einige von ihnen, einige führten sie gefangen, und andere suchten sie unter der Erde, und wenn sie fanden, wo sie waren, brachen sie den Boden auf und töteten alle, die sie trafen. Es wurden auch über zweitausend Menschen dort erschlagen gefunden, teils von ihren eigenen Händen, teils von einander, aber hauptsächlich durch die Hungersnot vernichtet; aber der üble Geruch der Leichen war denen, die sie sahen, höchst unangenehm, so dass einige gezwungen waren, sofort wegzugehen, während andere so gierig nach Gewinn waren, dass sie zwischen den Leichen, die auf Haufen lagen, hineingingen und sie zertraten; denn es wurden viele Schätze in diesen Höhlen gefunden, und die Hoffnung auf Gewinn machte jede Art, sie zu bekommen, für rechtmäßig. Auch viele von denen, die von den Tyrannen in den Kerker geworfen worden waren, wurden nun herausgeführt; denn sie ließen nicht ab von ihrer barbarischen Grausamkeit bis zuletzt; doch rächte sich Gott an ihnen beiden auf eine Weise, die der Gerechtigkeit entsprach. Was Johannes betrifft, so suchte er mit seinen Brüdern in diesen Höhlen nach Nahrung und bat, dass die Römer ihm nun ihre rechte Hand zu seiner Sicherheit geben würden, was er zuvor oft stolz abgelehnt hatte; Simon aber kämpfte hart mit der Not, in der er sich befand, bis er gezwungen war, sich zu ergeben, wie wir nachher erzählen werden; so wurde er für den Triumph zurückbehalten, um dann erschlagen zu werden; wie auch Johannes zu ewiger Gefangenschaft verurteilt wurde. Und nun setzten die Römer die äußersten Künste der Stadt in Brand und brannten sie nieder und rissen ihre Mauern ganz nieder.
Nach Josephus betrug die Gesamtzahl der im ersten jüdischen Aufstand getöteten Juden 1.337.490. Etwa die Hälfte von ihnen fiel während der Schlacht um Jerusalem. Auch der Tod des Ananus, des Sohnes des Annas aus den Evangelien, der eine Schlüsselrolle beim Tod Jeschuas spielte, wird von Josephus ausführlich beschrieben: Und nun schickte Cäsar, als er vom Tod des Festus hörte, Albinus als Prokurator nach Judäa. Aber der König entzog Joseph das Hohepriesteramt und übertrug die Nachfolge dieser Würde dem Sohn des Ananus, der selbst auch Ananus hieß. Nun wird berichtet, dass dieser ältere Ananus sich als ein höchst glücklicher Mann erwies; denn er hatte fünf Söhne, die alle das Amt eines Hohepriesters vor Gott ausgeübt hatten, und er selbst hatte diese Würde früher lange Zeit genossen, was keinem anderen unserer Hohepriester widerfahren war. Aber dieser jüngere Ananus, der, wie wir schon gesagt haben, das Hohepriesteramt annahm, war ein kühner Mann in seinem Temperament und sehr frech; er war auch von der Sekte der Sadduzäer, die sehr streng im Richten von Übeltätern sind, vor allen anderen Juden, wie wir schon bemerkt haben; als also Ananus von dieser Gesinnung war, dachte er, er hätte jetzt eine passende Gelegenheit [um seine Autorität auszuüben]. Festus war nun tot, und Albinus war nur auf dem Weg; so versammelte er das Sanhedrim der Richter, und brachte vor sie den Bruder Jesu, der Christus genannt wurde, dessen Name Jakobus war, und einige andere [oder, einige seiner Gefährten]; und als er eine Anklage gegen sie als Gesetzesbrecher gebildet hatte, übergab er sie, um gesteinigt zu werden: Diejenigen aber, die unter den Bürgern am gerechtesten zu sein schienen und denen der Bruch der Gesetze am unangenehmsten war, missfiel das, was getan wurde; sie schickten auch zum König [Agrippa] und baten ihn, Ananus zu schicken, dass er nicht mehr so handeln solle, denn das, was er bereits getan hatte, sei nicht zu rechtfertigen; ja, einige von ihnen gingen auch zu Albinus, als er auf der Reise von Alexandria war, und teilten ihm mit, dass es für Ananus nicht rechtmäßig sei, ohne seine Zustimmung einen Sanhedrim zu versammeln.
Aber am nächsten Tag wurde der Hohepriester gefangen, wo er sich in einem Aquädukt versteckt hatte; er wurde zusammen mit Hiskia, seinem Bruder, von den Räubern erschlagen; daraufhin belagerten die Aufrührer die Türme und ließen sie bewachen, damit nicht einer der Soldaten entkommen konnte. Der Umsturz der festen Plätze und der Tod des Hohenpriesters Ananias blähte Manahem so auf, dass er barbarisch grausam wurde; und da er glaubte, keinen Widersacher zu haben, der ihm die Leitung der Angelegenheiten streitig machen könnte, war er nicht besser als ein unerträglicher Tyrann; Eleasar aber und seine Leute, als sie miteinander geredet hatten, wie es sich nicht gehöre, wenn sie sich von den Römern auflehnten, aus dem Verlangen nach Freiheit, diese Freiheit an einen ihrer eigenen Leute zu verraten und einen Herrn zu ertragen, der zwar keine Gewalttat beging, aber doch gemeiner war als sie selbst; wie auch, dass, falls sie gezwungen wären, jemanden über ihre öffentlichen Angelegenheiten zu setzen, es besser wäre, dieses Privileg irgendjemandem zu geben als ihm; sie machten einen Angriff auf ihn im Tempel; denn er ging dorthin hinauf, um in einer pompösen Art und Weise zu beten, und geschmückt mit königlichen Gewändern, und hatte seine Anhänger mit ihm in ihrer Rüstung. Aber Eleasar und seine Leute fielen heftig über ihn her, wie auch das übrige Volk; und sie hoben Steine auf, um ihn damit anzugreifen, und warfen sie auf den Sophisten, und dachten, wenn er einmal verderbt wäre, würde der ganze Aufruhr zu Boden fallen. Manahem und seine Leute leisteten eine Zeitlang Widerstand; als sie aber merkten, dass die ganze Schar über sie herfiel, flohen sie, so weit sie konnten; die, die gefangen wurden, wurden erschlagen, und die, die sich versteckten, wurden gesucht. Es waren aber wenige unter ihnen, die heimlich nach Masada entronnen waren; unter ihnen war Eleasar, der Sohn des Jairus, der mit Manahem verwandt war und nachher die Rolle eines Tyrannen in Masada spielte. Manahem aber war geflohen an den Ort, der da heißt Ophla, und lag daselbst heimlich; aber sie ergriffen ihn lebendig und zogen ihn vor allen heraus und quälten ihn mit allerlei Martern und töteten ihn schließlich, wie sie es auch mit den Hauptleuten taten, die unter ihm waren, und besonders mit dem Hauptwerkzeug seiner Tyrannei, der Apsalom hieß.
b. Rabbinische Antworten auf die Ereignisse von 70 n. Chr. Als im Jahr 70 n. Chr. der Tempel zerstört wurde, hörte das Opfersystem auf. Folglich mussten die Rabbiner irgendwie die Funktionen des Tempels ersetzen: Abaye sagte: Wir haben auch gelernt [in einer Baraitha]: Der Ochse und der Bock des Versöhnungstages, die verloren gingen, an deren Stelle andere gesetzt wurden, und auch die Böcke zur Versöhnung des Götzendienstes, die verloren gingen, an deren Stelle andere gesetzt wurden – sie alle sterben; das ist die Meinung von R. Juda. R. Eleazar und R. Simeon sagen: Sie weiden, bis sie untauglich [zum Opfern] werden, und dann werden sie verkauft, und das Geld geht als Spende [an den Tempelschatz], denn ein gemeinschaftliches Sündopfer stirbt nicht!
Durch das Verbrechen des Blutvergießens wurde der Tempel zerstört und die Schechinah verließ Israel, wie es geschrieben steht: „So sollt ihr das Land, in dem ihr seid, nicht verunreinigen; denn Blut verunreinigt das Land. Und ihr sollt das Land nicht verunreinigen, das ihr bewohnt, in dessen Mitte ich wohne; wenn ihr es also verunreinigt, werdet ihr es nicht bewohnen und ich werde nicht in seiner Mitte wohnen.“ Wie bereits angedeutet, kam die Zerstörung des Tempels nicht überraschend. Vierzig Jahre lang, gab es verschiedene Warnungen: Es wurde gelehrt: Vierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels wurde das Recht, über Kapitalfälle zu richten, entzogen, und es war in den Tagen von Simeon b. Schata, dass das Recht, über Eigentumsfälle zu richten, entzogen wurde.
Unsere Rabbiner lehrten: Während der vierzig Jahre, in denen Simeon der Gerechte diente, kam das Los [‚Für den Herrn‘] immer in der rechten Hand auf; von dieser Zeit an kam es mal in der rechten, mal in der linken Hand auf. Und [während derselben Zeit] wurde das karmesinrote Band weiß. Von dieser Zeit an wurde er mal weiß, mal nicht. Auch: Während jener vierzig Jahre leuchtete das westlichste Licht, von da an leuchtete es mal, mal nicht; auch das Feuer des Holzstapels brannte stets stark, so dass die Priester außer den beiden Scheiten kein anderes Holz zum Stapel zu bringen brauchten, um das Gebot, das Holz ununterbrochen bereitzustellen, zu erfüllen; von da an brannte es mal stark, mal nicht, so dass die Priester nicht darauf verzichten konnten, den ganzen Tag Holz für den Stapel [auf dem Altar] zu bringen. [Während der ganzen Zeit] wurde ein Segen auf das ‛omer, die zwei Brote und das Schaubrot gegeben, so dass jeder Priester, der ein Stück davon bekam, so groß wie eine Olive, es aß und satt wurde, indem er etwas davon aß und sogar etwas übrig ließ. Von dieser Zeit an wurde ein Fluch über die beiden Brote und das Schaubrot gesandt, so dass jeder Priester ein Stück erhielt, das so klein war wie eine Bohne; die Wohlerzogenen zogen ihre Hände davon zurück, während gefräßige Leute es nahmen und verschlangen. Einmal packte einer [von den letzteren] seinen Anteil ebenso wie den seiner Mitmenschen, weshalb sie ihn bis zu seinem Todestag „ben hamzan“ [Greifer] nannten. Rabbah b. R. Schela sagte: Welche biblische Grundlage [gibt es für diese Bezeichnung]?-Oh mein Gott, rette mich aus der Hand des Bösen, aus dem Griff des Ungerechten und homez [rücksichtslosen] Menschen. Raba sagte: Von hier aus [ist die Grundlage gewonnen]: Lerne, Gutes zu tun, trachte nach Gerechtigkeit, stärke hamoz [den Unterdrückten], d.h. stärke den hamoz [den Unterdrückten], aber stärke nicht homez [den Unterdrücker].
Zweifellos führte die Zerstörung des Tempels zu einer nationalen und religiösen Krise in der jüdischen Welt. Es stellte sich die Frage, wie das Judentum, des Opfersystems beraubt, religiös überleben konnte. Als Antwort traten mehrere Veränderungen im jüdischen Leben und in der Kultur auf: Während des Vespasianischen Krieges verordneten sie gegen die Kronen der Bräutigame und gegen das Tamburin. Im Krieg des Titus verordneten sie gegen die Diademe der Bräute und daß kein Mann seinen Sohn Griechisch lehren sollte. Im letzten Krieg verordneten sie, dass eine Braut nicht in einer Sänfte in die Stadt hinausgehen sollte; aber die Rabbiner erlaubten der Braut, in einer Sänfte in der Stadt hinauszugehen.
Seit dem Tag der Zerstörung des Tempels, obwohl der Sanhedrin aufgehört hat, haben die vier Formen der Todesstrafe nicht aufgehört? Sie haben nicht aufgehört“, sagst du? Gewiss, sie haben aufgehört! Aber das Urteil der vier Formen der Todesstrafe hat nicht aufgehört. Derjenige, der zur Steinigung verurteilt worden wäre, fällt entweder vom Dach herunter oder ein wildes Tier zertritt ihn. Derjenige, der zum Verbrennen verurteilt worden wäre, fällt entweder ins Feuer oder eine Schlange beißt ihn. Wer zur Enthauptung verurteilt worden wäre, wird entweder der Regierung übergeben oder Räuber fallen über ihn her. Wer zum Strangulieren verurteilt worden wäre, wird entweder im Fluss ertränkt oder stirbt durch Ersticken. Aber kehren Sie es um: Löwen und Räuber sind „von der Hand des Himmels“, und Kälte und Hitze sind „von der Hand des Menschen“.
R. Aha, der Sohn von R. Ika, sagte: Damit die Töchter Israels nicht unsittlich unzüchtig werden. Eine Heirat würde seine Leidenschaft nicht lindern, wie auch R. Isaak sagte: Seit der Zerstörung des Tempels ist die sexuelle Lust [von denen, die sie rechtmäßig ausüben] genommen und den Sündern gegeben worden, wie geschrieben steht: Gestohlenes Wasser ist süß, und heimlich gegessenes Brot ist angenehm.“ R. Eleasar sagte auch: Seit dem Tag, an dem der Tempel zerstört wurde, ist eine eiserne Mauer zwischen Israel und ihrem Vater im Himmel, wie es heißt: „Und nimm dir einen eisernen Rost und setze ihn zu einer eisernen Mauer zwischen dich und die Stadt.“
Diese und viele andere rabbinische Schriften lassen die Vorstellung zu, dass das eigentliche Programm des pharisäischen Judentums Israel auf eine Existenz ohne Tempel vorbereitete. Jeder Israelit wurde zum Priester gemacht und jeder Tisch zum Tempelmahl. Die Synagoge wurde zum Zentrum des jüdischen Lebens, und die Rabbiner ersetzten die Priesterschaft als die geistigen Führer Israels. Anstelle von Blutopfern war es nun das Fasten am Jom Kippur, das angeblich für Sühne sorgte. Die rabbinische Logik war folgende: Nur bestimmte Teile des Opfertieres, nämlich das Fett und das Blut, gehörten zu Gott. Durch das 25-stündige Fasten, das am Vorabend des Versöhnungstages beginnt, reduziert man das Fett und das Blut des eigenen Körpers und erfüllt damit Gottes Gebot: Wenn R. Scheschet ein Fasten hielt, fügte er am Ende seines Gebets Folgendes hinzu: Herrscher des Universums, Du weißt sehr wohl, dass in der Zeit, als der Tempel stand, wenn ein Mann sündigte, er ein Opfer zu bringen pflegte, und obwohl alles, was davon geopfert wurde, sein Fett und Blut war, wurde für ihn damit Sühne geleistet. Nun habe ich gefastet, und mein Fett und mein Blut haben sich vermindert. Möge es Dein Wille sein, mein Fett und Blut, das sich vermindert hat, so zu behandeln, als ob ich es vor Dir auf dem Altar geopfert hätte, und tue mir wohl. Das Jom-Kippur-Fasten wurde und wird bis zum Wiederaufbau des Tempels als vorübergehendes Mittel der Sühne betrachtet. Mehrere Passagen in der rabbinischen Literatur zeigen, dass die Zerstörung des Tempels zu einem Punkt in der Geschichte wurde, der zur Datierung anderer Ereignisse diente. Es ist besonders bemerkenswert, dass man bei der Lektüre des Talmuds oft den Ausdruck „vierzig Jahre vor der Zerstörung“ findet. Das Folgende ist ein solches Beispiel: Vierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels ging der Sanhedrin ins Exil und nahm seinen Sitz in den Handelshallen. R. Isaak b. Abdimi sagte: Um zu lehren, dass sie nicht in den Gesetzen der Geldstrafen urteilten. ‚Die Gesetze der Geldstrafen‘, kannst du so denken! Aber sagt: Sie haben nicht in Kapitalfällen geurteilt.) Es folgen nur zwei Beispiele dafür, wie die Rabbiner versuchten, mit den Folgen der Zerstörung des Tempels umzugehen: R. Joshua b. Levi sagte: Wenn jemand den Himmel in seiner ganzen Reinheit sieht, sagt er: Gesegnet sei Er, der das Werk der Schöpfung gewirkt hat. Wann sagt er das? – Abaye sagte: Wenn es die ganze Nacht geregnet hat, und am Morgen kommt der Nordwind und klärt den Himmel. Und sie unterscheiden sich von Rafram b. Papa, der R. Ḥisda zitiert. Denn Rafram b. Papa sagte im Namen von R. Ḥisda: Seit dem Tag, an dem der Tempel zerstört wurde, hat es nie einen vollkommen klaren Himmel gegeben, denn es heißt: „Ich bekleide die Himmel mit Schwärze und mache einen Sack zu ihrer Bedeckung.“
Israel sagt zu dem Heiligen, gepriesen sei Er: „Herrscher des Universums! Als der Tempel stand, brachten wir Opfer dar und erlangten Sühne. Jetzt aber können wir nichts anderes als das Gebet (Tefillah) darbringen.‘ . . . Israel argumentierte: Als der Tempel stand, verbrannten wir Fett und bestimmte Teile der Opfer und erlangten so Sühne. Jetzt können wir nur unser eigenes Fett und Blut und unsere Seelen opfern! Möge es Dein Wille sein, dass diese unsere Sühne sein sollen: ‚So wollen wir für Stiere das Opfer unserer Lippen darbringen‘ (Hosea xiv, 3).“
Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive
in die Berge fliehen Normalerweise fliehen die Menschen zum Schutz vor einer Invasionsarmee in eine befestigte Stadt, aber Jerusalem ist dem Untergang geweiht. Die Menschen sollten deshalb von ihr wegrennen und nicht versuchen, Zuflucht in ihr zu finden.
Reformations-Studien-Bibel
Zwei Belagerungen Jerusalems werden in der Rede auf dem Ölberg erwähnt. Die erste geschah im Jahre 70 n.Chr., und die andere wird am Ende des Zeitalters geschehen. Hier ist die Belagerung durch Titus im Jahre 70 gemeint, als die Stadt eingenommen wurde und sich die Verse 20–24 wörtlich erfüllten. Diese Schrecken veranschaulichen die Zustände in Palästina zur Zeit des Endes; aber weder V. 20 noch V. 24 stehen in den Berichten über die Rede auf dem Ölberg bei Matthäus und Markus. Die Angaben in Mt 24,15–28 und in Mk 13,14–26 beziehen sich auf die letzte Belagerung, wenn die Stadt von den Feinden genommen, aber durch die Rückkehr des Herrn auf die Erde befreit werden wird (Offb 19,11–21; Sach 14,2–4). Bei Lukas wird als Zeichen die Belagerung Jerusalems durch die Heerscharen (21,20) genannt; in Mt 24,15 und Mk 13,14 wird das Zeichen des Gräuels der Verwüstung an heiliger Stätte betont (2Thes 2,4; Offb 13,12–15).
Scofield-Bibel
21:20 Jerusalem von Armeen umzingelt. Die erste Erfüllung war die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. Diese Zerstörung kann auch ein größeres Gericht am Ende des Zeitalters vorhersagen, so dass sich einiges von dem, was Jesus in den Versen 5-24 vorausgesagt hat, auch in Ereignissen vor dem zweiten Kommen Christi erfüllen kann. Vgl. auch Anmerkung zu 19:43-44. 21:21 Dann (solange es noch Zeit ist) … flieht auf die Berge (siehe Anmerkung zu Mt 24:16). Diejenigen, die in der Stadt sind, (sollten) die Stadt verlassen, bevor die römische Belagerung stattfindet.
Die ESV Studienbibel
Diejenigen, die in Jerusalem sind, müssen weg: Aufgrund dieser Prophezeiung flohen die Christen in Judäa vor der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. in die Stadt Pella in der Dekapolis (Eusebius, Kirchengeschichte 3.5).
Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel
Eine Belagerung wäre das Zeichen dafür, dass das Ende Jerusalems und des Tempels nahe war. Die anderen synoptischen Evangelien (siehe Matthäus 24:15; Markus 13:14) spielen auf den Gräuel der Verwüstung in Dan. 9:25-27; 11:31. Diese Stelle vergleicht die Entweihung des Tempels mit dem, was 167 v. Chr. geschah, als Antiochus Epiphanes im Tempel einen Altar für Zeus errichtete. Eine ähnliche Entweihung des Tempels fand während der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. statt.
Die Nelson Studienbibel
Die Verse 20 und 24 sind nicht in dem Bericht der Ölbergrede enthalten, den Matthäus und Markus überliefern. In dieser Rede geht es um zwei Belagerungen von Jerusalem. Lukas 21,20-24 bezieht sich auf die Belagerung durch Titus im Jahr 70 n. Chr., als die Stadt eingenommen wurde und Vers 24 wörtlich erfüllt wurde. Aber diese Belagerung und ihre Schrecken sind nur ein Hinweis auf die endgültige Belagerung am Ende dieses Zeitalters, in der die „große Trübsal“ ihren Höhepunkt findet. Zu dieser Zeit wird die Stadt eingenommen, aber durch die herrliche Erscheinung des Herrn befreit (Offb. 19:11-21). Die Hinweise in Mt. 24:15-28, Mk. 13:14-26 beziehen sich auf die letzte Belagerung in der Trübsal; Lk. 21:20-24 auf die Zerstörung Jerusalems durch Titus. Bei Lukas ist das Zeichen die Umzingelung Jerusalems durch Heere (Lk. 21:20); bei Matthäus (24:15) und Markus (13:14) ist das Zeichen der Gräuel an heiliger Stätte (2 Thess. 2:4).
The Scofield Reference Bible
21:20 Jerusalem wird von Armeen umzingelt. Jesus hat dies bereits prophezeit (19:43), aber hier verbindet er es mit der „Verwüstung“ in Dan 12:11, wo sich „der Gräuel, der Verwüstung bringt“ ebenfalls auf die Macht bezieht, die Gottes Tempel bedroht. Dies bezieht sich eindeutig auf den Fall Jerusalems im Jahr 70 n. Chr., aber auch andere Aussagen in diesem Abschnitt sollen in der Endzeit erfüllt werden (siehe Anmerkung zu V. 5-38). 21:21 Flieht in die Berge. Erinnert daran, wie Propheten die Endzeit beschreiben (Hesek 7,16; Sach 14,5). Der Aufruf, die Stadt zu verlassen, ist auch der Aufruf an die Propheten, Babylon zu verlassen: „Geht aus ihr heraus, mein Volk! Rennt um euer Leben! Flieht vor dem grimmigen Zorn des HERRN“ (Jer 51,45). Jetzt werden Jerusalem und die ganze Region Judäa zum Objekt von Gottes Zorn.
NIV Biblical Theology Study Bible
Vers 20 „Jerusalem von Heerscharen umzingelt“ ist eine der großen Ereignisse der Prophetie, die uns erlauben, die Botschaft von Daniel, Sacharja und Offenbarung mit der Chronologie der Botschaft des Herrn in den synoptischen Evangelien zu verknüpfen. Die Belagerung Jerusalems unter Titus im Jahre 70 n.Chr. ist die „Naherfüllung“, es war aber eine Vorwegnahme einer späteren großen Belagerung der Stadt in den letzten Tagen unmittelbar vor dem Kommen des Menschensohnes (Sach 14,1-3). Wer die Endzeitrede des Herrn auf die Ereignisse des Jahres 70 beschränkt, muß, wenn er zu den Versen 25-27 gelangt, zum Kommen des Menschensohnes springen. Einige haben die Version des Lukas genommen, um Mt 24 auszulegen; aber in Matthäus findet sich nichts, das richtigerweise als „Naherfüllung“ ausgelegt werden könnte. Lukas kombiniert wohl „Nah-“ und „Späterfüllung“, aber das meiste ist noch zukünftig. Die Ereignisse der Verse 8-19 beschreiben das, was Matthäus „Anfang der Wehen“ nannte (24,8). Das Brechen des mit dem römischen Herrscher zu Beginn der siebzigsten Woche gemachten Bundes (Dan 9,27) wird in der Mitte der Woche stattfinden und markiert den Anfang der „großen Drangsal“. Wenn der Schutz des Tieres plötzlich dahinfällt, werden die Armeen der Israel feindlichen Mächte frei sein, auf Israel und Jerusalem zu marschieren. Das ist der Zeitpunkt, zu dem das Tier „Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen“ wird. Daniel sagt, daß von diesem Ereignis an noch 1290 Tage (Dan 12,11) bis zum Ende verbleiben, das sind rund dreieinhalb Jahre. Zu dieser Zeit wird auch „der Greuel der Verwüstung“ (Mt 24,15) im Tempel aufgestellt werden. Das sagt uns Lukas zwar nicht, aber Dan 11,31 spricht davon und Matthäus verweist auf dieses Ereignis als Antwort auf die Frage „wann wird das sein?“ Es sind also zwei Geschehnisse, das Brechen des Bundes und das Aufstellen „des Greuels der Verwüstung“ im Tempel, die den Schlüssel bilden zur zeitlichen Einordnung dieser Zeiten. Das sind die Ereignisse, welche zur letzten Belagerung Jerusalems führen werden. Vers 21 Die Heiligen sollen aus der Stadt fliehen, bevor sie gänzlich eingeschlossen ist. Der Ausdruck „von Heerscharen umzingelt“ bedeutet, daß die Armeen den Ring immer enger ziehen, daß der Kreis um die Stadt aber noch nicht geschlossen ist. Alle in Judäa sollten dann in die umliegenden Berge fliehen, während die Gläubigen in der Stadt diese verlassen sollten. Niemand, der sich auf dem Land aufhielt, sollte hinter den hohen Mauern der Stadt Zuflucht suchen. Lukas verwendet in Vers 20 für „Heerscharen“ das Wort stratopedon, das im NT nur hier vorkommt. Vine sagt: „Es bezeichnet eine Armee, die ihr Lager aufgeschlagen hat“. „Heerscharen“ müßte also wörtlich mit „Heerlager“ übersetzt werden. Für die Bewohner der belagerten Stadt waren die Anweisungen klar: „daraus entweichen“, „nicht in sie hineingehen“. Die Imperative heben die Krisensituation hervor.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Es ist also heute an der Zeit, sich zu entscheiden: Glaube ich dem Gott der Bibel? Glaube ich, dass Jehovah Israel nicht verworfen hat? Glaube ich, dass es eine weitere Erfüllung geben wird – und Jerusalem wieder belagert wird? – oder aber nehme ich an, dass der Autor der Bibel sich irrt, und ein geistiges Israel angegriffen wird? – Die Entscheidung nimmt mir niemand an – es ist wirklich eine Frage des Glaubens!
Er aber zog sich zurück und war in den Wüsteneien und betete. Elberfelder 1871 – Lukas 5,16
Er jedoch zog sich in einsame Gegenden zurück und verweilte im Gebet. Zürcher 1931 – Lukas 5:16
Aber er selbst pflegte die Zurückgezogenheit in den einsamen, ‹öden› Gegenden und war im Gebet. Jantzen Jettel 2017 – Lukas 5,16
Jesus betete viel – er sprach oft mit seinem himmlischen Vater. Aber den Inhalt kennen wir oft nicht, weil die meisten Gebete ein „Gespräch unter vier Augen“ waren! Jesus zog sich meist zurück – um ungestört zu sein, und auch, um die Antwort ungestört hören zu können. Wie sieht mein Gebetsleben aus? Bete ich oft – unter „4 Augen“ – oder sind meine Gebete nur „abgelesene Vorträge“? Sind meine Gebete überhaupt an den Schöpfer gerichtet – oder vielleicht doch nur an die „Zuhörer im Raum“ oder „im der Halle/im Meeting“??
um zu beten Jesu Vollmacht im Dienst war die Folge seiner persönlichen Gemeinschaft mit Gott im Gebet (3,21; 6,12; 9,18.28f.; 11,1).
Reformations-Studien-Bibel
Jesus stellte seine Beziehung zum Vater an die erste Stelle.
ESV Concise Study Bible
Die griechische Konstruktion deutet auf eine kontinuierliche Praxis hin und könnte auch mit „sich regelmäßig zurückzog und betete“ übersetzt werden (gk. imperfektes Verb plus zwei Partizipien im Präsens); siehe Einleitung: Schlüsselthemen. Die immer größer werdenden Menschenmengen, die ständigen Anforderungen an Jesu Zeit und die Tatsache, dass niemand sonst seinen Dienst wiederholen konnte, hielten Jesus nicht davon ab, ausgiebige Gebetszeiten zu verbringen.
Die ESV Studienbibel
Gebet – die Geheimwaffe: Das Gebet war die Initialzündung für jedes Erweckungsfeuer in der Geschichte. Für jeden Prediger, den Gott in der Vergangenheit eingesetzt hat, war das Gebet der Schlüssel zur Tür des Dienstes. Für den Soldaten Christi sollte das wahre Gebet eine Lebensweise sein, nicht nur ein Hilferuf in der Hitze des Gefechts. Ein Mann fällte einmal einen Baumstumpf mit einer offensichtlich stumpfen Axt. Er verletzte nur die Rinde, während ihm der Schweiß von der Stirn rann. Jemand schlug ihm vor, kurz innezuhalten und die Axt zu schärfen, woraufhin er antwortete: „Ich bin zu sehr damit beschäftigt, den Baum zu fällen, um für irgendetwas anzuhalten.“ Wenn er nur einen Moment innehalten und die Axt schärfen würde, würde er den Baum mit viel größerer Leichtigkeit durchhacken. Halte zu Beginn eines jeden Tages inne und „schärfe die Axt“ durch Gebet. Trachte zuerst nach dem Reich Gottes und du wirst den Tag mit viel größerer Leichtigkeit durchschneiden. Siehe Lukas 6,12.
Die Evidenzbibel: Unwiderlegbare Beweise für den denkenden Verstand
Im gesamten Lukasevangelium betet Jesus in wichtigen Momenten seines Dienstes und zeigt damit seine Abhängigkeit von Gott (3:21; 6:12; 9:18, 28-29; 11:1; 22:41, 44). Hier bereitete sich Jesus auf eine Reihe von Konflikten vor.
Die Reformation Heritage KJV Studienbibel
Große Volksmengen kamen von überall zusammen, um geheilt zu werden, und der Herr, der die Herzen kannte, zog sich in die Wüsteneien zurück zum Gebet. Nur Lukas verwendet das Wort hypochoreo (sich unauffällig entfernen). Außer hier noch in 9,10, wo es ebenfalls mit „sich zurückziehen“ übersetzt wird. Das Präsenspartizip proseuchomenos („betend“) bezeichnet fortgesetztes, beständiges Tun. Der Satz ist verschieden übersetzt worden: „Er aber entwich in die Wüste und betete“ (Luther); „Er jedoch zog sich in einsame Gegenden zurück und verweilte im Gebet“ (Zürcher). Menge und Rev.Elberf sind nicht wesentlich anders. Welches Vorbild hat der Herr uns doch damit hinterlassen!
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
“ Wir schämen uns also nicht für die Anpassungen, die vorgenommen wurden, wenn wir es nicht genau richtig machen. Es kann Indoktrinationsangelegenheiten lüften, obwohl die Brüder ihr Bestes tun. Es kann sein, dass Jehova Dinge klären muss.“ Wie funktioniert es, wenn die Brüder zusammenkommen? Jehova will nicht, dass es ein Geheimnis ist oder zu geheimnisvoll. Apostelgeschichte 15:6 :7 „Es gab viele intensive Diskussionen.“ Die Brüder tauschten also verschiedene Gedanken aus, die sie zu den Themen hatten.
Wie geht man mit neuen Informationen um? Wenn eine Frage auftaucht, bemerkt vielleicht ein Mitglied der Leitenden Körperschaft etwas, das eine Frage aufwirft. Wir fragen: „Erfordert oder rechtfertigt dies zusätzliche Nachforschungen?“ Wenn die Antwort ja lautet, wird ein Forschungsteam zusammengestellt. Also sammeln wir eine Zusammenfassung von allem, was wir seit 1879 gesagt haben, alle früheren Wachttürme mit dem, was gesagt wurde, und den Kontext des Verses. Welchen Bezug zu parallelen Berichten hat ein Verständnis mit ihm? Welchen Einfluss hat das hebräische oder griechische Original auf den Vers? Sobald der Bericht zusammengestellt ist, wird er dem Leitungsgremium zur Überprüfung vorgelegt. Jedes einzelne Mitglied der Leitenden Körperschaft prüft sie und diskutiert sie unter Gebet im Vertrauen auf Jehovas Heiligen Geist. Das hilft uns, den Prozess zu verstehen.“ Cook versucht zu versichern, was er sagt: „Satan greift an und nimmt zu. Jehova versorgt uns weiterhin treu mit dem Verständnis, was wir brauchen, damit wir nicht ohne Führung dastehen oder im Dunkeln stolpern.“
Mitschrift vom Meeting 7.Oktober 2023
Vielleicht wäre es viel viel viel besser, das Nachforschen selber zu erledigen! und weniger zu schauen, was die „Vorgänger“ darüber geschrieben haben, sondern ins Gebet zu gehen – und dann zu hören, was Jehovah über die Angelegenheit zu sagen hat. Ja, der Gedanke zu schauen, was der Text in der Ursprache zu sagen hat, ist schon spannend – aber noch spannender ist dann zu schauen, was die Menschen zu der Zeit, als der Vers geschrieben wurde, dachten – und besonders, wie gläubige Juden diesen Vers über Jahrhunderte verstanden haben. Aber all diese Nachforschungen immer und ausschließlich unter Gebet! Es reicht nicht, darauf zu vertrauen, dass Jehovah einem durch den heiligen Geist hilft – jeder muss auch Jehovahs Geist wirken lassen – und dass bedeutet, sich selber nicht für so wichtig zu nehmen – und dafür IHN machen lassen! Oder wie sagte ein Prediger „Gebet ist nicht alles – aber ohne Gebet ist alles nichts!“
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