Was sehen „Ungläubige“?

Daran werden alle erkennen, daß ihr meine (Eig mir) Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.
Elberfelder 1871 – Johannes 13,35

An diesem Punkt werden erkennen (verstehen) alle, dass ihr Mir Lernschüler seid, wenn ihr opferfähige Liebe habt untereinander.
Pfleiderer – Johannes 13:35

An diesem Merkmal werden alle Engel und Menschen von selbst erkennen, dass ihr Mir igen Schüler seid: Wenn im konkreten Erprobungsfall ihr Liebe untereinander / mit>einander / habt.“
Berd Fischer – Grundtextnahe Übersetzung des Neuen Testaments – Johannes 13,35

Schon einmal aufgefallen, dass wir, wenn wir von Außenstehenden beurteilt werden, oft der Meinung sind, dass diese ja eh nicht wissen, was wir wirklich glauben, dass DIE sich eh kein Bild machen können? Das das dann „Anfeindungen vom Widersacher“ sein müssten?
Aber schau dir die Aussage Jesu an: – sagt Jesus nicht, dass die Außenstehenden uns an unserer Liebe erkennen sollten???? Wie gehen wir also mit denen um, die nicht ganz unserer Meinung sind? Wie gehen wir mit Menschen um, die an den selben Gott glauben, aber ein paar Bibelverse anders verstehen? Wie sieht es mit Freunden aus, die uns in dem einen oder anderen Punkt widersprechen oder sogar anderer Meinung sind? Sehen wir genauer hin: Jesu Worte sind an die 11 Apostel gerichtet – und die hatten ja „oft Grund“ sich zu streiten – und gerade deshalb ??? gibt Jesus ihnen diesen Auftrag – und klar ist auch, diese Liebe kann NUR durch den heiligen Geist in uns erweckt werden. Wenn wir also in einer Gruppe sind, wo der heilige Geist fehlt, werden wir uns noch so sehr anstrengen können – es wird diese Liebe nicht geben!

Da der Vers 34 schon einmal behandelt wurde, heute nur der zweite Teil der Aussage Jesu.

Unser Leben als Einzelne wie auch als Gemeinde sollte dem Evangelium, das wir verkündigen, Glaubwürdigkeit verleihen. Das ist einer der Gründe, weshalb die Mitgliedschaft in einer Gemeinde so wichtig ist. Wir als Gemeinde tragen die gemeinsame Verantwortung dafür, dass wir der Welt präsentieren, was es heißt, Christ zu sein. Wir sollten klar begriffen haben, was es heißt, Mitglied in einer Gemeinde zu sein, und sollten unseren Mitchristen helfen, es ebenfalls zu begreifen. Gott wird nicht nur dadurch geehrt, dass wir seine Botschaft verkündigen, sondern auch dadurch, dass wir ihr entsprechend leben – es ist zwar nicht etwa so, dass irgendjemand von uns ein perfektes Leben führen könnte, doch wir können zumindest versuchen, auf eine Weise zu leben, die das Evangelium positiv darstellt. Denken Sie an Jesu Worte in der Bergpredigt: „So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Mt 5, 16; s.a. 1.Petr 2, 12). Hier ist von Ihrem Leben die Rede. Sie können Ihr Leben auf eine Weise führen, die Gott Ehre bringt, wenn andere Menschen, die es sehen, anfangen, an das Evangelium zu glauben.
Und denken Sie daran: dazu gehört mehr als bloß Ihr Leben als Einzelperson, sondern dazu gehört auch, wie Christen zusammenleben. Denken Sie auch hier an Jesu Worte: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander lieben sollt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“ (Joh 13, 34–35).
Führen Sie ein Leben der verbindlichen Liebe zu den anderen Gliedern Ihrer Ortsgemeinde als einen grundlegenden Teil Ihrer eigenen Heiligung und Ihres evangelistischen Dienstes. Unser Leben als Individuen ist noch kein ausreichendes Zeugnis. Erst unser gemeinsames Leben als Gemeinde bildet das bestätigende Echo unseres Zeugnisses.

9 Merkmale einer gesunden Gemeinde

In der Erfahrung wird Glaube konkret. So schließt sich auch der Kreis zum ersten Kapitel, in dem ich Ihnen von der Kraft der persönlichen Verkündigung erzählt habe. Auch Jesus predigt an dieser Stelle erst einmal eine Erfahrung. Er sagt deutlich: Im Leben derer, die Gott bei sich haben, wird sich Gottes Kraft auch zeigen. „Diejenigen, die mich aus ganzem Herzen annehmen und sich nicht an mir ärgern, sind selig.“
Es gibt unendlich viele christliche Gruppen, und eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen scheint es zu sein, am Glauben der jeweils anderen herumzukritisieren. Im Lauf der Zeit habe ich mir aber abgewöhnt, mit anderen Leuten über theologische Spitzfindigkeiten zu verhandeln, nur um herauszufinden, wer wohl mit seiner Anschauung Recht hat. Solche Streitgespräche mögen mitunter sehr lehrreich sein, meist enden sie aber für beide Seiten enttäuschend. Viel entscheidender ist für mich inzwischen etwas ganz anderes: Ich beobachte die Menschen, ob und wie bei ihnen die Befreiung durch den Glauben tatsächlich spürbar wird. Und das ist wunderschön. Viel schöner, als wenn ich Christen treffe, die mir mit verhärmten Gesichtern lauter in sich logische, aber irgendwie nicht sehr lebenstaugliche Leitsätze um die Ohren hauen. Noch immer gilt: „An eurer Liebe wird man euch erkennen!“ (Johannesevangelium 13,35). Das wusste nicht nur Jesus, das macht sich heute auch bemerkbar.

Bibel für Neugierige: Das kleine Handbuch göttlicher Geschichten

Das Wort: Johannes 13,34-35

Ich gebe euch ein neues Gebot: Liebt einander! Ihr sollt einander lieben, wie ich euch geliebt habe. An eurer Liebe zueinander werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid. (Neue Genfer Übersetzung)

Ich mag an diesem Bibelwort …
… dass sich Jesus als Erkennungszeichen für seine Leute die Liebe ausgesucht hat. Und dass man die nur gemeinsam leben kann und nicht jeder für sich.

Genauer hingeschaut …
… sagt Jesus diese Worte unmittelbar nach der Fußwaschung (Vers 4-17). Gerade hat sich der Meister erniedrigt und seinen Jüngern die staubigen Füße gewaschen. Ein Beispiel soll es sein dafür, wie sie miteinander umgehen (Vers 15). Petrus will sich gleich von Kopf bis Fuß waschen lassen, aber Jesus erklärt ihm, dass sie alle schon grundgereinigt sind (Vers 8-10). Jesus hat das Entscheidende für jeden getan; auf dieser Grundlage sollen die Jünger nun einander noch die Füße waschen und in Liebe dienen.
„Einander“ – also dient jeder, aber jedem wird auch gedient. In Liebe macht sich einer kleiner als der andere, aber nicht in einer festen Hierarchie, sondern in einem dynamischen, wechselseitigen Miteinander. Da ist kein Platz für Aufrechnen. Vielleicht bekommt Johannes Hilfe von Thomas, die er nicht zurückgeben kann, aber dafür kann er Andreas etwas geben. Und vielleicht kann Petrus Nathanael gerade nicht geben, was er braucht, aber Bartholomäus kann es. Es ist wie im Bild vom Leib bei Paulus, in dem alle „Glieder“ einander dienen mit ihren jeweiligen Funktionen und Möglichkeiten.

Dass Jesus auch dies als Gebot ausgibt, zeigt, dass man zur Liebe durchaus aufrufen kann und nicht darauf warten muss, bis sie einen überfällt. Doch wenn sie wachsen soll, braucht sie mehr als Willensentscheidungen. Je mehr jeder erlebt, wie er selbst geliebt wird und auch anderen mit seiner Liebe etwas geben kann, desto mehr wird die Liebe untereinander wachsen. Dabei ist es für den einen nötiger, sich an die eigene Nase zu fassen und nicht nur darauf zu warten, dass seine Bedürfnisse erfüllt werden. Für den anderen ist es natürlicher, sich zu investieren und sich um andere zu kümmern. Für ihn kann es ein wichtiger Schritt zu sein, sich klarzumachen, was er bzw. sie eigentlich selbst braucht. Und wenn andere nicht von alleine darauf kommen (was der Normalfall ist), es zu lernen, darum zu bitten. Auch das kann ein wichtiger Beitrag zum Liebeswachstum untereinander sein.

Und daraus folgt …

Jesus liebt uns nicht nur, damit wir geliebt sind, sondern auch, damit wir die Liebe weitergeben – „dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe“ (Vers 34). Liebe muss weiterfließen, sonst erstickt sie.

Sag mir, wie ich dich lieben kann – denn sonst werde ich von dem ausgehen, was ich selbst brauchen würde oder über dich denke. Und das kann zu Enttäuschung und Zwangsbeglückung führen. Wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt, zu lieben und sich lieben zu lassen, kann die Liebe untereinander wachsen. Das wird das überzeugendste, attraktivste Hinweisschild auf Jesus sein: „An eurer Liebe zueinander werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid“ (Vers 35).

Faszination Bibel 4/2019

„Liebe“ in den Christlichen Griechischen Schriften

ZU DER Zeit, als die Christlichen Griechischen Schriften geschrieben wurden, war Griechisch die Weltsprache. Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, daß diese Schriften in kürzester Zeit die größtmögliche Verbreitung erfuhren. Die griechische Sprache ist zudem eine sehr bestimmte, genaue Sprache, und das damalige Koine-Griechisch war hoch entwickelt und diente am besten dazu, die Gedanken genau wiederzugeben. Das wird durch die Wörter bestätigt, die es für den Begriff „Liebe“ aufweist.
Im Deutschen sprechen wir von der „Liebe“ zwischen den Geschlechtern, der „Liebe“ einer Mutter zu ihrem Kind, von Freundes-„Liebe“ und von der selbstlosen „Liebe“ Gottes. Im Griechischen werden hierfür jedoch vier voneinander völlig unabhängige Wörter gebraucht, nämlich éros, storgé, philéo und agápe. Da die späteren griechischen Dichter ihrem Liebesgott, dem Sohn der Aphrodite, den Namen Eros gaben, wurde éros die Bezeichnung für die erotische Liebe, die Liebe zwischen den Geschlechtern. Eros entspricht dem bekannteren römischen Cupido oder Amor, der gewöhnlich mit Pfeil und Bogen dargestellt wird. Es ist sehr bezeichnend, daß der Ausdruck éros in den Christlichen Griechischen Schriften kein einziges Mal vorkommt.
Storgé ist der Ausdruck, der dazu verwandt wird, die natürliche Zuneigung zu beschreiben, die auf Blutsverwandtschaft beruht und die in dem geflügelten Wort „Blut ist dicker als Wasser“ zum Ausdruck kommt. Er kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur dreimal vor, und zwar als Eigenschaftswort. In zwei Fällen erscheint er mit der verneinenden griechischen Vorsilbe a, die „ohne“ bedeutet. Demzufolge sagt Paulus in Römer 1:31, wo er zeigt, wie weit die Menschen von der ursprünglichen Vollkommenheit abgefallen sind, und in 2. Timotheus 3:3 (NW), wo er die gefährlich bösen Zustände der letzten Tage voraussagt, daß die Menschen „ohne natürliche Zuneigung [a’storgos]“ seien. Und in dem Falle, in dem Paulus das enge verwandtschaftliche Verhältnis, das zwischen Christen bestehen sollte, hervorheben will, wählt er einen zusammengesetzten Ausdruck, in dem philéo und storgé miteinander verbunden sind. Er sagt: „In brüderlicher Liebe habt eine zarte Zuneigung [philo’storgos] zueinander.“ — Römer 12:10, NW.
Die nächsthöhere Form der Liebe ist philéo, aber wir werden diese besser verstehen können, wenn wir zuerst den höchsten Grad der Liebe, nämlich agápe, betrachten. Strongs Dictionary definiert diese Liebe wie folgt: „[Sie] umfaßt besonders die Entscheidung und die wohlerwogene Zustimmung des Willens aus Prinzipientreue, Pflichtbewußtsein und Schicklichkeit.“ Im Gegensatz zu dem Wort éros, das in der Bibel überhaupt nicht erscheint, kommt das Wort agápe in all seinen verschiedenen Formen in den Christlichen Griechischen Schriften über 250mal vor, dreimal so oft wie das Wort philéo in allen seinen Formen.
Wenn wir wissen, was agápe bedeutet, können wir verstehen, warum der Apostel Johannes in bezug auf Gott nicht die Wörter éros und storgé und auch nicht philéo gebraucht, sondern sagt, daß Gott die Personifizierung des grundsatztreuen, selbstlosen Interesses an anderen, nämlich agápe-Liebe sei. Wenn wir jemanden wirklich lieben (agapáo, Verbform von agápe), sind wir an seinem Wohlergehen und Glück interessiert. So „empfiehlt Gott seine eigene Liebe zu uns dadurch, daß Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren“. — 1 Johannes 4:8; Römer 5:8, NW.
„Die Frucht des Geistes ist: Liebe [agápe].“ „Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe [agápe] untereinander habt.“ Diese „Liebe“ „erbaut“ und „bedeckt eine Menge von Sünden“. Sie beruht nicht auf einer natürlichen Anziehung, nicht auf der Abstammung, zum Beispiel auf der Zugehörigkeit zur selben Familie, Nation oder Rasse, und auch nicht auf Verträglichkeit oder Gleichgesinntheit, sondern ausschließlich auf Grundsätzen und Selbstlosigkeit und wird durch unseren Geist geleitet, weil Gott dies gebietet. — Galater 5:22; Johannes 13:35; 1 Korinther 8:1; 1. Pet. 4:8, NW.
Diese agápe-Liebe beschreibt uns Paulus in treffender Weise. Nichts, was wir tun, wird uns nützen, es sei denn, wir tun es aus Liebe. Sie ist langmütig, entgegenkommend und nicht eifersüchtig, sie prahlt nicht, bläht sich nicht auf, benimmt sich nicht unanständig, läßt sich nicht zum Zorn reizen und ist nicht auf ihre eigenen Interessen bedacht. Sie trägt Schädigungen nicht nach, freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sondern freut sich einzig und allein mit der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles und erduldet alles. Sie versagt nie. Kein Wunder, daß von den Begriffen Glaube, Hoffnung und Liebe ,die Liebe die größte ist‘! — 1 Korinther 13:1-13, NW.
Die agápe-Liebe kann verschiedene Grade erreichen, weshalb Christen ermuntert werden, „innige Liebe zueinander“ zu hegen. Sie müssen daran arbeiten, sie zu vervollkommnen, damit sie „Freimut der Rede besitzen am Tage des Gerichts“. Wir haben das Gebot empfangen, Gott nicht nur zu lieben (agapáo), sondern es mit unserem ganzen Herzen, unserer ganzen Seele, unserem ganzen Sinn und unserer ganzen Kraft zu tun und unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst. — 1. Pet. 4:8; 1 Johannes 4:17, 18; Mark. 12:29-31, NW.
Philéo oder die freundschaftliche Liebe oder Zuneigung steht einerseits unter der agápe-Liebe und andererseits über ihr. Inwiefern? Sie steht unter ihr, was die Qualität betrifft, aber über ihr, da sie ein Vorrecht ist. Philéo ist in dem ersten Teil von Wörtern wie Philadelphia (Bruderliebe), Philosophie (Liebe zur Weisheit), Philanthropie (Menschenliebe) enthalten und in vielen anderen Wörtern, die in der Heiligen Schrift erscheinen, aber nicht in den deutschen Sprachschatz übergingen, zum Beispiel in philarguría (Geldliebe bzw. Liebe zum Silber) und philágathos (Liebe zum Guten oder Tugendliebe). Jesus gebrauchte dieses Wort, als er sagte, daß die religiösen Führer gern die ersten Plätze in den Synagogen einnähmen und daß die Welt das Ihrige lieb habe. Daß diese Liebe unter der agápe-Liebe steht, geht aus den Worten des Petrus hervor, mit denen er uns auffordert, ,zu unserer brüderlichen Zuneigung [philadelphía] Liebe [agápe] hinzuzufügen‘. — Lukas 20:46; Johannes 15:19; 2. Pet. 1:7, NW.
Daß Zuneigung (philéo) ein Vorrecht ist, ist daran zu erkennen, daß Gott den Sündern gegenüber seine agápe-Liebe erwies, wogegen „der Vater Zuneigung zum Sohn hat“. Aus diesem Grunde versicherte Jesus seinen Nachfolgern, daß der Vater sie nicht nur liebe, sondern Zuneigung zu ihnen habe: „Der Vater selbst hat Zuneigung zu euch.“ Und weshalb? „Weil ihr Zuneigung zu mir hattet“, und nicht nur wegen ihres Bedürfnisses nach Zuneigung. Ja, Gott hat nur zu jenen Zuneigung oder betrachtet nur jene als seine Freunde, die es verdienen. — Johannes 5:20; 16:27; Jakobus 2:23, NW.
Ebenso verhält es sich mit Jesus. Er liebte (agapáo) den reichen jungen Obersten, aber zu Johannes, seinem bevorzugten Apostel, hatte er Liebe und Zuneigung (philéo). (Mark. 10:21; Johannes 19:26; 20:2) In seinem Gespräch, das Jesus nach seiner Auferstehung mit Petrus hatte, fragte er diesen zuerst zweimal, ob er ihn liebe, aber beim dritten Male fragte er ihn, ob er ihm zugetan sei oder Zuneigung zu ihm habe. Jedesmal verwandte der feurige Petrus in seiner Antwort den herzlicheren Ausdruck: „Meister, du weißt, daß ich dir zugetan bin [Zuneigung zu dir habe].“ — Johannes 21:15-17, NW.
Heute sehen wir überall eine Überbetonung der geschlechtlichen Liebe, éros, wogegen es immer mehr an natürlicher Zuneigung, storgé, mangelt. Die Welt weiß nichts von der agápe-Liebe, die die Frucht des Geistes Gottes ist, unseren Sinn und Willen berührt, völlig selbstlos ist und auf Grundsätzen beruht. Jehova Gott ist die Personifikation dieser Liebe, und es wird uns geboten, ihm hierin zu gleichen. Diese Liebe müssen wir zu Gott, zu unserem Nächsten, zu unseren Feinden und sogar zu uns selbst haben. Aber als Christen können wir nur unseren Mitchristen gegenüber Zuneigung, philéo, zum Ausdruck bringen. — Matthäus 5:44-48; 1 Korinther 15:33.

Wachtturm 1.Februar 1961

A. Das Ethos an sich
Der erste Aspekt ist, dass die neutestamentliche Ethik die Ethik der Liebe ist, wie sie in Johannes 13,35 erklärt wird: Daran werden alle Menschen erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.
Das ist die Ethik des Neuen Testaments: Liebe. Aber was ist mit Liebe gemeint?

B. Die griechischen Wörter für Liebe
Der zweite Aspekt ist, dass es vier griechische Wörter für Liebe gibt.
Eros
Das erste griechische Wort ist eros. Das englische Wort „erotic“ kommt von ihm. Es bezieht sich auf sexuelle Liebe. An sich ist es kein falscher Begriff, aber er kann in bestimmten Situationen falsch werden. In allen unmoralischen Situationen ist es falsch. Dieses Wort findet sich jedoch nie im Neuen Testament. Es ist die griechische Entsprechung eines hebräischen Wortes, das im Alten Testament verwendet wird.
Stargei
Das zweite griechische Wort ist stargei, was Liebe im Sinne von natürlicher Zuneigung bedeutet. Ein gutes Beispiel für stargei Liebe ist die Liebe einer Mutter zu ihrem Kind.
Phileo
Das dritte griechische Wort für Liebe ist phileo, was eine emotionale Liebe ist. Es ist eine Liebe der Gefühle als Reaktion auf eine Anziehung. Es ist die Art von Liebe, die anfangs einen Mann und eine Frau anziehen kann, obwohl es nicht die Art von Liebe ist, mit der man heiraten sollte. Es ist auch eine Liebe der tiefen Freundschaft; Menschen, die „beste Freunde“ sind, üben Phileo-Liebe aus. Es gibt etwas über den Geist zweier Menschen, das sie zueinander zieht, und das ist eine Phileo-Liebe.
Agapei
Keine dieser ersten drei Arten von Liebe ist die wahre Liebe der neutestamentlichen Ethik. Das vierte Wort ist agapei. Dies ist eine Liebe, die gewollt werden kann. Es ist eine Liebe des Willens. Es ist die Liebe, die Sie wählen. Es ist die Art von Liebe, zu der Sie sich verpflichten können. Dies ist die Art von Liebe, auf die Sie Ihre Entscheidung, zu heiraten, gründen sollten. Es ist eine Liebe, die sich um das Wohl des anderen kümmert. Das ist die Liebe der neutestamentlichen Ethik.

C. Die Richtungen der Liebe

Der dritte Aspekt ist, dass die Bibel, wenn sie die Agapei-Liebe verwendet, acht Richtungen aufzeigt, in die diese Agapei-Liebe ausgedehnt werden sollte.
An erster Stelle stehen natürlich Gott und der Messias. Uns wird gesagt, dass wir Gott mit der Ganzheit unseres Wesens lieben sollen. Es ist agapei Liebe, die wir für Ihn haben sollten. Wir sollten uns dafür entscheiden, Gott zu lieben und Ihn an die erste Stelle in unserem Leben zu setzen und alles andere zurückzustellen.

Zweitens: Agapei-Liebe ist die Liebe zum Ehepartner. Wiederum ist dies die Art von Liebe, auf die Sie Ihre Ehe gründen sollten. Während Sie vielleicht von der Phileo-Liebe angezogen werden, wird diese schließlich schwinden. Dies ist die Art von Liebe, die die Grundlage einer guten und soliden Ehe ist. Es ist eine Liebe, die Sie wollen können, egal wie sehr Ihr Ehepartner Sie schlecht behandelt. Sie sind vielleicht nicht in der Lage, die anderen drei Arten der Liebe gegenüber Ihrem Ehepartner auszuüben, aber Sie können Agapei-Liebe ausüben, weil es eine Liebe des Willens ist. Das ist die Art der Liebe, zu der wir uns verpflichten sollten, weil das die Garantie für eine starke, langfristige Ehe ist.

Drittens ist die agapei-Liebe die Liebe, die den Brüdern entgegengebracht werden soll. Wenn uns gesagt wird, dass wir die Brüder lieben sollen, dann ist das die Art von Liebe, die wir ausüben sollen. Es ist unmöglich, Phileo-Liebe gegenüber allen Brüdern auszuüben. Es gibt einige Menschen, die uns abstoßen; es gibt einige Gläubige, zu denen wir uns nie hingezogen fühlen werden; es gibt einige Gläubige, die uns einfach „abtörnen“. Wir können nicht jeden Gläubigen auf die Phileo-Art lieben. Aber wir können jeden Gläubigen in der agapei-Weise lieben, und das sollten wir auch. Wir müssen den Willen haben, die Geschwister durch die agapei-Liebe zu lieben. Wir müssen uns um sein Wohlergehen kümmern, egal wie sehr er oder sie uns abtörnen mag.

Viertens: Agapei-Liebe ist die Liebe, die wir für diejenigen haben sollen, die Autorität haben, besonders im geistlichen Bereich.

Fünftens: Agapei-Liebe ist die Art von Liebe, die wir gegenüber der Gemeinde ausüben sollten. Die Gemeinde ist ein Organismus, und dies ist die Art von Liebe, die wir gegenüber der Gemeinde ausüben müssen. Der Messias hat die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben (Eph. 5,25). Das bedeutet nicht, dass wir jede einzelne Gemeinde lieben müssen, und natürlich sollen einzelne, abgefallene Ortsgemeinden nicht geliebt werden. Aber wir sollen agapei Liebe gegenüber einer bibeltreuen Gemeinde ausüben. Wenn wir das tun, achten wir auf ihr Wohlergehen und versuchen, unsere geistlichen Gaben im Zusammenhang mit der Versammlung dieser Gemeinde einzusetzen.

Sechstens: Agapei-Liebe sollte auf „die Schafe“ als Einzelpersonen ausgedehnt werden. Das ist die Liebe, die die Ältesten einer Gemeinde gegenüber ihren Schafen haben sollten. Der Hirte muss lernen, alle seine Schafe zu lieben. Noch einmal: Er kann nicht alle seine Gemeindemitglieder im Sinne des phileo lieben, aber er kann bereit sein, jeden von ihnen im Sinne des agapei zu lieben. Während er einerseits die Gemeinde als einen Organismus lieben muss, muss er andererseits auch die Schafe als Einzelne lieben.

Siebtens: Diese Art von Liebe soll gegenüber unserem Nächsten ausgeübt werden. Jeschua sagte, dass das zweitwichtigste Gebot ist, deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst (Mat. 22:39; Mk. 12:31). Die Art der Liebe, die wir gegenüber dem Nächsten anwenden sollen, ist agapei Liebe. Was die Definition betrifft, wer Ihr Nächster ist, so hat Jesus ihn nicht als jemanden definiert, der in Ihrer Nachbarschaft ist oder jemand, der neben Ihnen wohnt. Ihr Nächster ist jeder, der ein Bedürfnis hat, dem Sie begegnen können. Wenn Sie jemanden in Not sehen und diesem Bedürfnis begegnen können, üben Sie agapei Liebe aus.

Achtens: Auf diese Weise müssen wir unsere Feinde lieben. Als Jeschua sagte: „Liebt eure Feinde“ (Mat. 5:44; Lk. 6:27, 35), sagte er, dass wir sie agapei sollen. Das bedeutet, dass wir unsere persönliche Feindseligkeit beiseite legen und lernen, unsere Feinde zu lieben. Solange wir einen Groll hegen, üben wir keine agapei-Liebe gegenüber dem Feind aus. Wenn wir unseren Feind wirklich ansehen und sagen können: „Ich hege keine persönliche Feindseligkeit gegen dich; ich habe nichts gegen dich zu sagen“, dann üben wir agapei Liebe aus. Wenn Sie einen Weg finden, Ihren Feind zu segnen, üben Sie Agapei-Liebe aus.

D. Der Grad der Liebe
Der vierte Aspekt ist, dass die Liebe der neutestamentlichen Ethik übermenschlich ist. Während Ungläubige fähig sind, agapei Liebe bis zu einem gewissen Grad auszuüben, wird es immer eine Grenze geben.

E. Die Rolle des Heiligen Geistes
Der fünfte Aspekt ist die Fähigkeit, diese agapei Liebe durch die Kraft des Heiligen Geistes auszuüben. Es ist die Vervielfältigung der neutestamentlichen Ethik der Liebe durch die Kraft des Heiligen Geistes.

Arnold Fruchtenbaum - Das geistliche Leben und die Ethik

Was aber, wenn in „meiner Blase“ gelehrt wird, dass nur einige wenige den heiligen Geist bekommen? Dann kann diese Frucht des heiligen Geistes wohl nicht wirken, denn wenn der heilige Geist verwehrt wird, wirkt er auch nicht – und das Zeichen wahrer Christen wird nur „zu einem gewissen Grad ausgeübt“ – wie es halt unter „Ungläubigen“ nur möglich ist. Deshalb konnten die 11 Apostel diese Frucht auch erst nach dem Empfang des heiligen Geistes hervorbringen.

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