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sie leben als ob ihnen das Gesetz nur gegeben wäre, um andere zu belehren

der du also einen andern lehrest, lehrest dich selbst nicht; ( Hier und V. 22, 23 ist das Griechische in der Form noch schärfer. Das gesamte Verhalten der Juden streitet gegen das Gesetz; sie leben als ob ihnen das Gesetz nur gegeben wäre, um andere zu belehren. – Dies Wort schließt jede Art ungerechter Schädigung ein, wie das folgende „ehebrechen“ jede Sünde gegen das sechste Gebot. ) der du predigest, nicht zu stehlen, stiehlst;
Allioli Bibel – Römer 2,21

Ich frage dich: Du willst andere lehren, lehrst du dich auch selbst? Du verkündigst, man solle nicht stehlen, und du selber stiehlst?
Bruns 2013 – Römer 2:21

Doch wenn du die anderen so gut belehren kannst, weshalb nimmst du selbst keine Lehre an? Du forderst lauthals, daß man nicht stehlen soll, und stiehlst selber?
Hoffnung für alle – 1996 – Römer 2,21

Wie gut es ist, den Menschen zu helfen, ein persönliches Verhältnis zu Jehovah aufzubauen – und zum regelmäßigen (täglichen) eigenständigen (gebetsvollen) Bibellesen zu ermuntern! Denn wenn ich dem Leser der Bibel „nur helfen muss, zu verstehen, was er gelesen hat“ – dann brauch ich nicht mehr sagen, was er zu tun oder zu lassen hat! Den diese Funktion übernimmt der heilige Geist beim Lesen der heiligen Schrift.

Aber was will Paulus hier den Lesern seines Briefes mitteilen?

Ein zentraler Punkt der Kritik von Paulus ist, dass die Juden, die das Gesetz besitzen, seine Gebote nicht treu befolgen und damit den Zweck des Gesetzes untergraben.

Faithlife Studienbibel

Paulus liefert den ersten Beweis für seinen Vorwurf, dass seine jüdischen Zeitgenossen, die von seinem Gesprächspartner in Kapitel 2 dargestellt werden, genauso schuldig sind wie die Heiden, die in Römer 1:18-32 beschrieben werden. Die allgemeine Aussage in Römer 2:21a wird in den drei Fragen in Römer 2:21b-22 erweitert: Diebstahl, Ehebruch und der Kontakt mit heidnischem Götzendienst haben Israel im Laufe seiner Geschichte kontaminiert und sind auch unter den Juden der Zeit des Paulus noch präsent. Der Beweis dafür findet sich in Vers 24. Paulus‘ Verweis auf das Alte Testament ist eine Paraphrase von Jesaja 52,5 und gibt den Kontext an, wie Gott gelästert wird. Es ist nicht nur die allgemeine Tatsache, dass die Menschen annehmen, dass Gott irrelevant ist, wenn sich Gottes Volk schlecht verhält. Es ist der spezifische Kontext von Israels Exil. Israel wurde das Gesetz gegeben, und das Exil war immer eine der Strafen für Israels Ungehorsam (Lev 18,28). Und als Israel ins Exil ging, fragten die Völker nach Israel: „Wo ist ihr Gott?“ (Joel 2,17). Paulus führt das Exil als Beweis dafür an, dass Israel ungehorsam war und immer noch ist.

The NIV Grace and Truth Study Bible

Dem Beispiel Jesu folgend, stellte Paulus die jüdische Heuchelei bloß. Er tat dies mit einer Reihe von fünf rhetorischen Fragen, in denen er sein Volk anklagte, weil es ihm an wesentlicher Gerechtigkeit mangelte. Paulus meinte nicht, dass jeder Jude all diese Sünden begeht, sondern dass alle das Gesetz übertreten und es ihnen an Gerechtigkeit mangelt, um in Gottes Gegenwart zu gelangen. Jesus lehrte, dass schon der Gedanke an Ehebruch gegen das Gesetz verstößt (Mt 5,27-28). Paulus wusste aus eigener Erfahrung, dass sein Herz voller Begehrlichkeiten war (Röm 7,7-10) und er deshalb nicht gerecht war. Es gibt Beispiele für alle fünf buchstäblichen Verstöße aus zeitgenössischen Berichten, darunter ein berühmter Fall von Gotteslästerung in Rom. Die Geschichte des jüdischen Volkes war voll von ungerechten Handlungen. Stephanus fragte: „Welchen der Propheten haben eure Vorfahren nicht verfolgt?“ (Apg 7,52). Die religiösen Führer der Nation trugen dazu bei, dass Jesus getötet wurde, Stephanus wurde vom Sanhedrin gesteinigt und Jakobus der Gerechte (der Halbbruder Jesu) wurde im Tempelbereich getötet.

CSB Studienbibel

Römer 2,21
Als Paulus der römischen Christenheit sagte, warum er nicht mehr Jude sei, schalt er nicht einzelne Vorgänge und besondere Gruppen in der Judenschaft. Er hielt ihr nicht vor, dass sie die Herodier frönten, oder dass sie den Pharisäismus mit seiner frommen Schauspielkunst bewundere, oder dass sie den jüdischen Freisinn bei sich pflege, der das Leben mit all dem füllte, wonach das Fleisch Lust hat, und von Gott nicht viel mehr begehrte, als dass er ihn dabei nicht störe. Er kämpfte nicht gegen einzelne Juden, sondern sagte der Christenheit, warum das Judentum ihr die Hilfe nicht bringe und nicht das Bleibende sei, was Gott uns gibt. Darum deckt er die tiefste Not auf, die immer an der Kirchlichkeit entsteht. Sie breitet eine gemeinsame Überzeugung über alle aus und gestaltet das Verhalten aller durch die geheiligte Sitte. Aber dieser gemeinsame Besitz wird nicht zum Eigentum des Einzelnen. Sie werden nur von außen bewegt, nicht von innen. Die Lehre wird nicht Wille; das Wissen wird nicht Kraft. In der Öffentlichkeit gilt die Lehre und wird vor den anderen vertreten; aber dich selber lehrst du nicht. Fürchtete Paulus die Einrede nicht: in deinen Gemeinden sieht es ebenso aus? Die Kirche zeigt in der Tat dieselben Zustände wie die Judenschaft. Aber Paulus verglich nicht die Juden und die Christen miteinander, nicht die Judenschaft und die christliche Gemeinschaft, nicht den Menschen und den Menschen. Er wusste nichts von besseren Menschen, deren Frömmigkeit mehr wert sei als die der anderen, und war nicht deshalb nicht mehr Jude, weil er ein besserer Mensch etwa als Gamaliel geworden sei. Was vergleicht er? Das Judentum und Christus. Diese Vergleichung ergibt für ihn den Beweis, dass er nicht Jude bleiben kann. Denn Christus bringt etwas Neues zustande, nicht nur den sichtbaren Juden, der es durch seine Erziehung gelernt hat, sein wahres Wesen zu verstecken, sondern den verborgenen Juden, der es nicht durch die Schrift ist, sondern durch den Geist. Indem Paulus den Schaden des Judentums enthüllte, leitete er seine Gemeinden zum Glauben an. Zum selben, heilsamen Zweck wird uns immer aufs neue die religiöse Not der Kirche sichtbar gemacht, alle diese peinlichen Zwiespältigkeiten, der Streit zwischen unserem Bekenntnis und unseren tatsächlichen Zuständen, der Riss zwischen unserem Wort und unserem Verhalten, Gerechtfertigte, die über die Rechtfertigungslehre zanken, an das Kreuz Christi Glaubende, die nicht vergeben können, all die bitteren Widersprüche, die uns schänden. Was soll daraus werden? Daran soll ich glauben lernen und soll ohne Schwanken dabei bleiben: nicht der Mensch, sondern Gott, nicht die Kirche, sondern der Christus, nicht das Fleisch, sondern der Geist sind die rettende Macht.

Adolf Schlatter – Andachten

In diesem Abschnitt listet Paulus die Praktiken des jüdischen Volkes auf, die dazu führten, dass sie hinter den gerechten Standards Gottes zurückblieben. Indem er die Praktiken des jüdischen Volkes beschrieb, besonders die in der Diaspora, zeigte Paulus, dass sie durch diese Handlungen hinter den gerechten Forderungen des Gesetzes selbst zurückgeblieben waren. Er tat dies, indem er fünf rhetorische Fragen stellte, die alle positiv beantwortet werden mussten. Indem er diese Fragen stellte, versuchte Paulus zu zeigen, dass die Verantwortung, die mit diesen in den Versen 17-18 erwähnten Privilegien einherging, nicht erfüllt worden war. Er leugnete nicht, dass das jüdische Volk diese Privilegien hat; in der Tat haben sie sie. Aber Privilegien bringen Verantwortung mit sich, die sie nicht erfüllt hatten.

Im griechischen Text verlangt die Form dieser rhetorischen Fragen, dass sie alle bejahende Antworten haben. Indem er bejahende Antworten voraussetzte, zeigte Paulus, dass das jüdische Volk, genau wie die heidnischen und kultivierten Heiden, hinter Gottes gerechten Standards zurückgeblieben sind. Durch diese Fragen wurden ihre Ansprüche auf einen besonderen Status widerlegt.

Die erste Frage steht in Vers 21a: Ihr also, die ihr einen anderen lehrt, lehrt ihr nicht selbst?
„Ihr, die ihr andere lehrt, lehrt ihr nicht auch euch selbst?“ Während sie sich geistig selbst lehrten, führten sie in der Anwendung nicht aus, was gefordert wurde.
Die zweite Frage steht in Vers 21b: Ihr, die ihr predigt, ein Mensch solle nicht stehlen, stehlt ihr auch?
„Ihr, die ihr predigt, dass ein Mensch nicht stehlen soll, stehlt ihr auch?“ Die Antwort muss lauten: „Ja“, einige waren des Stehlens schuldig.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch der Römer und die Juden

In den Versen 21-24 wird weiter ausgeführt, dass die Juden die Privilegien, die sie erhalten hatten, nicht richtig genutzt haben. Im Stil einer Hetzrede stellt Paulus in diesem Abschnitt fünf rhetorische Fragen. Indem er sie bejahte, zeigte er, dass die Juden die Verantwortung, die mit ihren Privilegien verbunden war, nicht verstanden hatten. Deshalb waren sie genau wie die Heiden schuldig und wurden der Gerechtigkeit Gottes nicht gerecht.
Die ersten beiden Fragen sind in Vers 21 aufgeführt: Ihr, die ihr andere lehrt, lehrt ihr nicht auch euch selbst? ihr, die ihr predigt, man solle nicht stehlen, stehlt ihr auch? Die jüdischen Führer lehrten andere, aber versäumten es, sich selbst zu lehren. Die Fragen, die auf diese erste Aussage folgen, beziehen sich auf bestimmte Verbote im mosaischen Gesetz. Die Juden predigten, dass ein Mensch nicht stehlen soll, und machten sich doch selbst des Stehlens schuldig. Es wäre falsch, aus diesem Vers abzuleiten, dass alle Juden sich des Stehlens schuldig gemacht haben. Der Vers deutet lediglich an, dass einige gegen dieses Gesetz verstoßen haben.

Der Messias wies darauf hin, dass jeder, der im Geist begehrt, bereits stiehlt (Lk. 12:15; Eph. 5:5). Interessanterweise ist dieses Konzept der rabbinischen Theologie nicht fremd. Das jüdische Gesetz enthält eine ganze Reihe von Mitzvot (oder Geboten), die sich auf den Schutz von Privateigentum beziehen. Einige dieser Regeln basieren auf dem mosaischen Gesetz, z. B. dass man nicht stehlen (Lev. 19:11), seine Waagen und Gewichte nicht fälschen (Lev. 19:35) oder Grenzmarkierungen verschieben darf, um das Land eines anderen zu beanspruchen (Dt. 19:14). Der berühmte jüdische Rabbiner Moses ben Maimon (1135-1204), bekannt als Rambam, betrachtete Diebstahl als eine Stufe auf dem Weg vom Begehren zum Mord.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Römer

Die Juden lehrten die anderen, aber lehrten sich selbst nicht (vgl. Joh 9,34), predigten den Heiden, aber wurden selbst verwerflich (vgl. 1Kor 9,27). Sie begingen selber alle Sünden, die sie den Heiden anlasteten (siehe 2,1), wenn auch in feinerer Form. Die jüdischen Leser mögen sich gefragt haben, wer von ihnen denn gestohlen, wer Ehebruch begangen, wer die Tempel beraubt habe. So fragten die Juden zur Zeit des Propheten Maleachi: »Worin haben wir dich beraubt?«, und Gott antwortete: »In dem Zehnten und in dem Hebopfer« (Mal 3,8). Als sie Gott nicht gaben, was ihm gehörte, begingen sie Diebstahl. Als sie sich im Ungehorsam von Gott abwandten, begingen sie Ehebruch. Vierhundert Jahre nach Maleachi verharrten sie noch immer in ihrer Untreue gegenüber Gott, obwohl inzwischen der Messias zu ihnen gekommen war, sie zu erlösen, zu ihrem Gott zurückzuführen und sie auf immer mit ihm zu verbinden.

Benedikt Peters - Der Brief an die Römer

,In diesem Zusammenhang fällt mir die Geschichte einer „religiösen Zeitschrift“ ein, die in den 1960igern und 1970igern ganz aufgeregt darüber berichtete, dass die „bösen Kirchen“ doch tatsächlich Geldautomaten in ihren Gebäuden aufbauen würden, um so eine größere Kollekte einsammeln zu können – und das wäre ja ganz ganz unbiblisch. In den 1990igern war das Internet dann „ganz ganz böse“ und zu meiden. Und heute? Siehe den Bibeltext von heute 😉


Falls ihr zornig seid, sündigt nicht. Lasst die Sonne nicht untergehen, während ihr noch ärgerlich seid.

Zürnet, und sündiget nicht. Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn,
Elberfelder 1871 – Epheser 4,26

Wenn ihr zornig seid, dann macht es nicht noch schlimmer, indem ihr unversöhnlich bleibt. Laßt die Sonne nicht untergehen, ohne daß ihr euch vergeben habt.
Hoffnung für alle – 1996 – Epheser 4:26

Wenn euch Zorn erfasst, dann verhaltet euch so, dass ihr dabei keine Schuld auf euch ladet! Noch vor dem Sonnenuntergang soll euer Zorn zu Ende kommen.
Roland Werner – Das Buch – Epheser 4,26

Falsche Vorstellungen über Zorn
Ist Zorn immer eine Sünde? Nein. Zorn ist ursprünglich ein von Gott gegebenes Empfinden. Deine Reaktion auf dieses Empfinden bzw. wie du dieses Empfinden ausdrückst, entscheidet darüber, ob du deinem Zorn erlaubst, zur Sünde zu werden. Das Wort Gottes sagt:
EPHESER 4,26
Zürnet, und sündigt dabei nicht! Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn.

Wie kann ich vermeiden, dass ich mich schuldig fühle, wenn ich zornig werde? Du solltest deinen Zorn als Signal dafür betrachten, dass etwas nicht in Ordnung ist – wie das rote Lämpchen am Armaturenbrett deines Autos. Das Lämpchen zeigt an, dass etwas getan werden muss. Jesus wurde zornig über die Heuchelei und Starrsinnigkeit der religiösen Führer seiner Zeit und ihre übertriebene Ansicht zur Sabbatruhe, wonach das Heilen von Kranken am Sabbat bei Todesstrafe verboten war. Er stellte die verkrüppelte Hand eines Mannes am Sabbat wieder völlig her:
MARKUS 3,5
Und er blickte auf sie umher mit Zorn, betrübt über die Verhärtung ihres Herzens, und spricht zu dem Menschen: Strecke die Hand aus! Und er streckte sie aus, und seine Hand wurde wiederhergestellt.

Die vier Quellen des Zorns
Schmerz – ein verwundetes Herz. Jeder Mensch hat ein von Gott gegebenes Bedürfnis nach bedingungsloser Liebe. Wer auf irgendeine Art und Weise abgelehnt oder verletzt wird, reagiert oft damit, dass er Zorn als Schutzwall verwendet, um Menschen und negative Erfahrungen von sich fernzuhalten.
Ungerechtigkeit – ein verletztes Rechtsempfinden. Jeder von uns folgt einem inneren moralischen Code, der unser Empfinden dafür prägt, was falsch und was richtig ist. Wenn du den Eindruck hast, dass dir oder anderen (vor allem dir nahe stehenden Menschen) Unrecht getan wurde, kann das Zorn zur Folge haben. Wenn du das erlittene Unrecht nicht vergibst, wird sich der daraus resultierende unbewältigte Zorn in deinem Herzen einnisten.
Angst – die Furcht vor einer ungewissen Zukunft. Jeder Mensch wurde mit einem von Gott gegebenen Bedürfnis nach Geborgenheit erschaffen. Wenn du dir Sorgen machst, dich bedroht fühlst oder infolge einer Änderung deiner Umstände zornig wirst, dann reagierst du im Grunde genommen ängstlich. Die Ursache für ein angsterfülltes Herz ist fehlendes Vertrauen auf Gottes vollkommenen Plan für dein Leben.
Enttäuschung – deine Leistung wird abgelehnt. Jeder Mensch hat ein von Gott gegebenes inneres Bedürfnis nach Bedeutsamkeit. Wenn deine eigenen Leistungen nicht deinen Erwartungen entsprechen, ist dein Empfinden für Bedeutsamkeit bedroht. Enttäuschung über nicht erbrachte eigene Leistungen oder die Leistungen anderer ist eine Hauptursache für Zorn.

June Hunt – Handbuch für biblische Seelsorge

Einzig Zorn aus Hingabe und Treue zu Gott kann geduldet werden, und dabei muß man sich vor aller Versuchung, sich dabei zu versündigen, hüten. Der Apostel zitiert Psalm 4,4: »Seid erregt, und sündiget nicht! Denket nach in euren Herzen auf eurem Lager, und seid stille! (Selah).« Das hilft uns zu verstehen, daß unsere Gemeinschaft gestört wird, wenn wir die Sonne über unserem Zorn untergehen lassen; damit sündigen wir. Wir geben damit dem Teufel den Raum, in dem er wirken kann (V. 27), siehe auch 6,4. Das Kind Gottes darf sich nicht zur Nachtruhe zurückziehen und dabei die Gefühle hegen, die seinen Zorn erregt hatten.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Bei der zweiten Ermahnung geht es um die Versöhnungsbereitschaft. Zunächst wird festgestellt, dass der Christ, wenn er schon zürnt, nicht sündigen soll. Das ist schwierig genug – denn »des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist« (Jak 1,20). Trotzdem gibt es einen gerechten Zorn über Sünde (vgl. Joh 2,14ff.). Aber der Grat ist schmal, und schnell rutscht der gerechte Zorn selbst in die Sünde ab. Interessanterweise zitiert Paulus hier in V. 26 a aus dem alttestamentlichen Abendpsalm, Ps 4,5. Dort werden die Zürnenden aufgefordert, auf ihrem Nachtlager alles noch einmal zu bedenken und stille zu werden. Paulus greift diesen Zusammenhang auf. Bevor es Nacht wird, soll man den Zorn – auch den gerechten Zorn – ablegen (»Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn«, V. 26 b). Dan im Judentum mit dem Sonnenuntergang der alte Tag endet und der neue beginnt, könnte man diese Aufforderung auch so verstehen: Nehmt den Ärger des Tages nicht mit in den nächsten Tag hinein! Das anschließende »und gebt nicht Raum dem Teufel« (V. 27) wirkt inhaltlich wie eine Begründung (»weil ihr sonst dem Teufel Raum gebt«). Auch der gerechte Zorn kann von dem Teufel (wörtlich: »dem Durcheinanderwerfer«) zum Anlass genommen werden, um Bitterkeit und sündige Gedanken und Verhaltensweisen gegenüber dem Nächsten aufkommen zu lassen. Deshalb ist es als Teil der geistlichen Hygiene wichtig, dass der Christ alles, was ihn bewegt und erregt hat, täglich noch vor der Nacht an Gott abgibt – und es dort auch lässt!

Edition C

Zürnet, aber sündigt nicht. Die Sonne gehe über eurer Erbitterung nicht unter, und gebt dem Verkläger nicht Raum. Schon beim Wort über die Wahrheit hat Paulus einen Spruch der Schrift zwar nicht zitiert, aber im Sinn gehabt, Sacharja 8,16; ähnlich liegt ihm jezt Psalm 4,5 im Sinn. Er spricht seine Regeln gern durch die wohlbekannten Worte der Schrift aus. Durch das verkehrte Verfahren der anderen erhalten wir oft Grund und Recht zum Zorn; dann haben wir aber sorgsam darauf zu achten, daß wir aus ihm keine Versündigung machen. Es ist immer ein gefährlicher Vorgang, wenn der Zorn in uns aufwallt; dann ist uns das Sündigen nahe; dann brauchen wir Wachsamkeit, die nicht nur auf die Bosheit der anderen schaut, sondern auch darauf achtet, wo uns selber die Versündigung naht. Paulus verlangt, daß wir den Bruch der Gemeinschaft unverzüglich aufheben. Altgewordener Groll ist schwer zu tilgen. Bedarf es zur Wiederherstellung der Gemeinschaft einer Verhandlung mit dem Bruder, so sollen wir das rasch tun; können wir ohne eine solche über die Sache Meister werden, so sollen wir sofort verzeihen. Die Sache wird nur gefährlicher, wenn sie vom einen Tag zum anderen hinübergeht. Auch dieser Satz zeigt wie die Ausrottung der Lüge, daß Paulus die einträchtige Gemeinschaft mit den Brüdern zu unserem Hauptanliegen macht, dem jedes andere Interesse nachgesetzt wird. Beim Verkläger, dem wir nicht verstatten sollen, seinen Willen zu tun, denkt Paulus nicht nur an diejenigen Menschen, die auf Verleumdung und Feindschaft ausgehen und deshalb unseren Zorn benützen, um den, den er trifft, oder uns selbst zu beschimpfen. Er denkt vielmehr an den unsichtbaren Verkläger, dem wir dadurch über den Bruder, dem wir zürnen, und über uns selbst Macht einräumen. Im Zorn tun wir selbst vor Gott gegen den Bruder, was der Verkläger tut, und halten ihm sein Unrecht vor, damit es seinen Lohn bekomme. Wir bringen aber auch uns selbst in Gefahr, wenn wir nicht in Gottes Gnade und Barmherzigkeit bleiben, weil Gottes Barmherzigkeit nicht den Unbarmherzigen, sondern den Barmherzigen gehört. Es ist bei uns selbst Schuld genug vorhanden, die aufwachen kann, wenn wir den anderen die Vergebung versagen.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

Dem engen Zusammenhang zwischen Vers 26 und 27 können wir entnehmen, daß Zorn gegenüber dem Nächsten eigentlich das Werk des Teufels ist (4,27.31). Die Warnung vor Zorn wird in Vers 26a durch das Zitat aus Ps. 4,5 ausgedrückt. Der Gerechte fordert dort seine Widersacher auf, ihren Zorn zu stillen und ihre (offensichtlich falsche) Anklage nicht zu veröffentlichen. In der Septuaginta hat man den Satz einem Sprichwort angepaßt, das Zürnen praktisch erlaubt, wenn es nicht mit Sünde verbunden ist, wenn also der Mensch seinen Affekt am selben Tag bezähmt und den Zorn, mit dem er Gottes Gericht in seine Hände nehmen will, Gott überläßt (→ Eph. 6,13). Das ist der Hintergrund der Aussage vom falschen Zorn in Vers 26b.

Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament

Auch die Anweisung über den Zorn erfolgt im Rahmen eines wörtlichen Zitats aus Ps 4,5: »Wenn ihr zornig seid, so sündigt nicht.« Damit erinnert Paulus mahnend an den raschen Übergang vom Zorn zur Sünde. Das Zusammenleben (innerhalb und außerhalb der Gemeinde) schafft vielfältigen Anlaß zum Zorn (vgl. auch Jak 1,19f – möglicherweise von gegensätzlichen Meinungen im Lehrgespräch232). Während der Christ »langsam zum Zorn« (Jak 1,19) sein soll, ist im Blick auf die Vergebung Eile geboten: »Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn.« Die Mahnung zur raschen Beseitigung des Anstoßes will vor allem der verheerenden Wirkung von langandauerndem Streit wehren: »Paulus verlangt, daß wir den Bruch der Gemeinschaft unverzüglich aufheben. Alt gewordener Groll ist schwer zu tilgen. Bedarf es zur Wiederherstellung der Gemeinschaft einer Verhandlung mit dem Bruder, so sollen wir das rasch tun; können wir ohne solche über die Sache Meister werden, so sollen wir sofort verzeihen. Der Groll wird nur gefährlicher, wenn er von einem Tag in den anderen hinübergenommen wird. Auch dieser Satz zeigt wie der über die Ausrottung der Lüge, daß Paulus die einträchtige Gemeinschaft mit den Brüdern zu unserem Hauptanliegen macht, dem jedes andere Interesse nachgesetzt wird.«
Hinter all dem steht die Neudeutung des 5. Gebotes in der Bergpredigt Jesu (Mt 5,21ff): Demnach stellt das »Zürnen mit seinem Bruder« (derselbe Begriff wie in Eph 4,26) eine Übertretung des Tötungsverbots dar und macht des Gerichts schuldig. Das wird durch die aus dem Zorn erwachsenden Beleidigungen (»Nichtsnutz«, »Narr«) unterstrichen und mit dem »höchsten menschlichen bzw. letztem göttlichen Gericht« (»Hoher Rat«, »höllisches Feuer«) bedroht. Paulus reiht somit nicht ethische Anweisungen willkürlich aneinander, sondern argumentiert im Rahmen der Vorgaben der Zehn Gebote, die ihre entscheidende Deutung durch Jesus erfahren haben. Nach den Ausführungen zum achten (Lüge) und fünften (Töten – Zorn) Gebot folgen in V. 28 (Stehlen) und 5,3 (Ehebruch – Unzucht, sowie Habsucht) Mahnungen im Zusammenhang mit dem siebten, sechsten, sowie neunten und zehnten Gebot.

Wuppertaler Studienbibel

Perspektive Ewigkeit

Als nun all das Meine vernichtet war, begriff der Satan, daß nichts (dergleichen) mich zum Nachgeben bewegen konnte. Und er ging weg und erbat sich meinen Leib vom Herrn, um mir eine (weitere) Plage zuzufügen. Und damals gab mich der Herr in seine Hände, mit meinem Leib zu verfahren, wie er wollte. Über meine Seele aber gab er ihm keine Macht. Und er kam zu mir, während ich auf dem Thron saß und über den Verlust meiner Kinder trauerte.
Das Testament Hiobs

Und Satan antwortete Jehova und sprach: Haut um Haut, ja, alles, was der Mensch hat, gibt er um sein Leben.
Elberfelder 1871 – Ijob 2,4

»Er hat ja keinen schlechten Tausch gemacht!«, ( Wörtlich Haut um Haut; ein altes Sprichwort, das sich auf den Tauschhandel bezieht. ) widersprach der Satan. »Ein Mensch ist bereit, seinen ganzen Besitz aufzugeben, wenn er dafür seine Haut retten kann.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Hiob 2,4

Der Satan erwiderte bloß: «Kein Wunder! Er selbst ist doch noch mit heiler Haut davongekommen. Ein Mensch gibt alles her, was er besitzt, wenn er damit sein eigenes Leben retten kann.
Hoffnung für alle – 1996 – Hiob 2:4

Hiob 1:21 hatten wir ja schon einmal.

Und nein – der Satan, der Ankläger irrt! Denn so kann nur jemand sprechen, der keine eigenen Kinder hat! Wer Kinder hat, wird wohl alles, auch seine eigenes Leben geben, damit es den eigenen Kindern besser geht. Aber wie soll das ein Kinderloses Wesen verstehen oder fühlen?

Zunächst gewährt Gott dem Ankläger das Recht, Hiobs Umgebung zu bedrängen, aber nicht ihn persönlich. Die Folgen sind schrecklich und kommen in vier Wellen (Hiob 1:13-19). Zuerst rauben die Sabäer seine Ochsen und töten seine Knechte. Zweitens kommt Feuer vom Himmel (ein Blitz?) und verbrennt die Schafe und die Knechte, die sie bewachen. Drittens kommen die Chaldäer und nehmen seine Kamele und töten die Knechte. Schließlich, und das ist das Schrecklichste, bläst ein starker Wind das Haus um, in dem seine Kinder feiern, und alle werden getötet. Trotzdem beweist Hiob seine uneigennützige Frömmigkeit, indem er bekräftigt, dass er weiterhin an Gott glaubt.
Der Ankläger ist jedoch nicht zufrieden und antwortet auf Gottes Genugtuung über Hiobs Verhalten mit „Haut um Haut!“ (Hiob 2,4), ein Sprichwort, das besagt, dass Hiob erst dann wirklich betrübt sein würde, wenn seine eigene Gesundheit beeinträchtigt ist. Gott gab erneut nach und erlaubte dem Ankläger, Hiob körperliche Leiden zuzufügen, die nicht den Tod bedeuteten. Hiobs Leidensweg ist legendär. Mit schmerzhaften Geschwüren übersät und auf einem Misthaufen sitzend, bewahrte Hiob dennoch seine Integrität vor Gott. „Hiob hat nicht gesündigt in dem, was er sagte“ (Hiob 2,10).

Longmann – Dictionary of the Old Testament: Wisdom, Poetry & Writings

Eine Schriftstelle, die das oben Gesagte klar auf den Punkt bringt, ist Psalm 78:34, 35: „Als er sie schlug, da suchten sie ihn; und sie kehrten um und fragten früh nach Gott. Und sie dachten daran, dass Gott ihr Fels ist und der hohe Gott ihr Erlöser“. Doch was folgt unmittelbar darauf? Das: „Dennoch schmeichelten sie ihm mit ihrem Mund“. Und was bedeutet dieses „Schmeicheln“? Sie suchten ihn nur aus Eigenliebe, weil sie spürten, dass ihr Leben in Gefahr war. Es gibt ein Suchen aus Freundschaft, aus Liebe zu dem Objekt. Wenn man aber einen Feind sucht, weil man ihn braucht, ist das nur „Schmeichelei“ oder Eigenliebe. Wenn der sündige Mensch spürt, dass er in Not ist, wenn sein Gewissen krank ist, wird die Natur nach dem Arzt rufen.
Die Selbstliebe ist das vorherrschende Prinzip im natürlichen Menschen: Er liebt sich selbst mehr als Gott; das ist die Wurzel der Verderbtheit und der Sünde. Wenn nun das Gewissen eines Menschen so überführt wird, dass er erkennt, dass er einen Arzt braucht und dass das Glück von Christus kommt, appelliert diese gute Nachricht an seine Selbstliebe. Satan, der die menschliche Natur so gut kennt, hatte Recht, als er sagte: „Haut für Haut, ja, alles, was ein Mensch hat, wird er für sein Leben geben“ (Hiob 2,4). Wenn die Selbstliebe des natürlichen Menschen sich des Zorns Gottes bewusst wird, ist er bereit, „Christus anzunehmen“ oder alles andere zu tun, was der Prediger ihm aufträgt; doch das ist nur das Werk der Natur, er ist immer noch unerweckt.

Pink – Eine Auslegung des Hebräerbriefs

Da antwortete Satan«: Satan gibt nicht auf; er ist der Böse, der unverbesserlich Böse. Sein Herz ist wahrlich hart wie der untere Mühlstein (Hi 41,16). Keine Argumente, keine Erfahrungen können ihn verändern. Er ist der Böse, er bleibt der Böse, der nichts anderes will als immer nur das Böse, wobei er sich für jedes Böse, das er tut, zusätzlichen Zorn aufhäuft auf den Tag, da er von Gott gerichtet werden wird. Jede böse Tat des Teufels wird ihm den Feuersee, in den Gott ihn am Ende wirft (Offb 20,10), unerträglicher machen.
»alles, was der Mensch hat, gibt er um sein Leben«: Bis jetzt hatte der Satan nur Hiobs Besitz und Kinder angetastet. Er ist sich sicher, wenn Hiob einmal um sein eigenes Leben bangen müsste (17,1.11; 30,23), würde er nicht mehr von Gott und von Glauben usw. reden. Dann würde er alles tun, nur um seine liebe Haut zu retten. Darum erbittet sich der Teufel von Gott, dass er Hiobs Leib einmal so anfassen dürfe, dass Hiob befürchten muss, er werde sterben.

Benedikt Peters – Das Buch Hiob

Nach diesem Gottesurteil bleibt Satan nur übrig, sich entweder unter Gott zu beugen oder auf der Beschuldigung Hiobs zu beharren. Kühn und frech hält er Gott entgegen: Du sagst: Die Heimsuchung war nicht nötig. Ich aber sage: Die Heimsuchung war nicht gründlich genug.
[4a] Seine Haltung begründet Satan mit dem Sprichwort: »Haut für Haut.«
Die sprichwörtliche Formel entstammt dem Rechtsgeschäft des Tauschhandels der Beduinen, die mit Tierfellen bezahlen. Sie bedeutet soviel wie: »Eine Tierhaut für die andere.« Aus der Fülle ähnlich klingender arabischer Sprichwörter kommt dem, das Satan gewählt hat, die arabische Wendung am nächsten: »Ein Stück Vieh für ein anderes.« Der Sinn des Sprichwortes ergibt sich aus der unmittelbar darauf folgenden Erläuterung: [4b] »Alles, was ein Mensch hat, gibt er um sein Leben.«
Hiob hat »seine eigene Haut noch nicht zu Markte getragen«. Er hat vielmehr eine Haut, in diesem Falle seinen Besitz, für eine andere, für sein Leben, getauscht. Er hat sein Leben mit der Preisgabe seines Besitzes erkauft.
Hiob ging – so argumentiert Satan – aus dem Ganzen hervor wie aus einem Tauschgeschäft. Er gab seine Habe, erkaufte sein Leben und freut sich darüber, daß er selbst noch einmal so gut davongekommen ist. »Hiob hat sich wohl gar noch glücklich geschätzt, aus dem allseitigen Unglück selbst heil hervorgegangen zu sein … Wirklich hat ja auch Hiob ausgerufen, er sei jetzt nicht ärmer als bei seiner Geburt.«
Mit dem Sprichwort »Haut für Haut« fällt Satan ein pessimistisches Urteil über den Menschen. Für ihn ist der Mensch »so selbstsüchtig, daß er alles hinzugeben bereit ist, sogar seine Kinder, um dafür das eigene nackte Leben zu retten«. Im Menschenbild Satans hat die Fähigkeit des Menschen, sich selbst für andere aufzuopfern, keinen Platz. In der Sicht Satans ist der Lebenstrieb im Menschen so tief eingewurzelt, daß er bereit ist, zur Erhaltung und Rettung seines Lebens auch das Letzte herzugeben. So sagt Satan im Blick auf Hiob: »Solange es nur um seinen Besitz geht und sein Leben nicht gefährdet ist, kann von wirklicher Bewährung und Selbstlosigkeit nicht die Rede sein.« Erst wenn der Mensch überhaupt nichts mehr hat, das er als Lohn für seine Frömmigkeit ansehen kann, wenn es ihm »ans eigene Leben geht und er an die Grenzen seiner Existenz geführt wird«, dann wird es sich erweisen, ob er wirklich »umsonst«, das heißt Gott um seiner selbst willen, fürchtet und verehrt.

Wuppertaler Studienbibel

Obwohl Satan eine äußerst erniedrigende Niederlage erlitten hatte, war er bereit, Gott erneut herauszufordern. Gott wies erneut mit dem Finger auf Hiob, den Menschen auf der Erde, den Satan am liebsten vergessen hätte. Er stellte erneut die Frage: „Hast du an meinen Knecht Hiob gedacht?“ (Hiob 2,3). Um diese Frage zu paraphrasieren, fragt Gott: „Satan, wie erklärst du einen Mann wie Hiob?“ Die einzig richtige Antwort könnte lauten: „Hiob erkennt an, dass er von dir abhängig ist, weil du es bist, und er betet dich an.“ Aber Satan hatte eine andere Erklärung und forderte Gott ein zweites Mal heraus: „… Haut für Haut, ja, alles, was ein Mensch hat, wird er für sein Leben geben. Aber strecke deine Hand aus und rühre sein Gebein und sein Fleisch an, und er wird dir ins Gesicht fluchen“ (Hiob 2,4.5). Was wollte Satan in Hiob bewirken? Rebellion!

J. Dwight Pentecost - Dein Widersacher, der Teufel

Als Satan behauptet, Hiob diene Gott nur aufgrund seines empfangenen Segens, lässt Gott Satan frei, Hiob anzugreifen. Er gibt ihm die Freiheit, die er vorher nicht hatte, und setzt die Grenzen dafür, was Satan tun kann und was nicht. In Kapitel eins erlaubt er Satan, Hiobs Besitz und Kinder anzutasten, aber nicht Hiob selbst. Im zweiten Kapitel, als dies Hiob nicht dazu bringt, Gott zu verfluchen, erlaubt Gott dem Satan, Hiob zu peinigen; er darf ihn aber nicht töten. Gott hat den ganzen Vorgang unter Kontrolle. Tatsächlich spricht im Buch Hiob niemand Satan die Schuld für irgendetwas zu. Durch das gesamte Buch hindurch sagt Hiob immer: „Gott hat das getan.“ Und Gott widerspricht dem nicht. Sieh dir an, was Gott zu Satan sagt: „Und dabei hattest du mich gegen ihn aufgereizt, ihn ohne Grund zu verschlingen“ (2,3). Sogar Satan erkennt dies an, denn in Kapitel 1,11 und 2,5 sagt er: „Strecke jedoch nur einmal deine Hand aus und taste … an.“
John MacArthur schreibt über Hiob: „Hiobs Geschichte widerlegt die Vorstellung, dass wir den Angriffen Satans entgehen können, wenn wir nur stark genug oder geschickt genug sind oder gelernt haben, wie man Krieg gegen Satan führt. Niemand war geistlich so gefestigt wie Hiob. Dennoch erlaubte Gott dem Satan, ihn heimzusuchen – und es gab nichts, was Hiob dagegen tun konnte. Hiob setzte sich schließlich gegen die gnadenlosen Angriffe Satans durch, nicht weil er einen geheimen Weg fand, den Teufel zu besiegen, nicht weil er ihn zurechtwies oder ihm befahl aufzuhören, sondern weil Gott die ganze Zeit die Kontrolle hatte. Er wusste, wie viel Hiob ertragen konnte (1Kor 10,13). Als Satan diese Grenze erreichte, stoppte Gott ihn, und seine Angriffe endeten“ (Our Sufficiency in Christ, Crossway Books, 1998, Wheaton, IL, S. 228). Täusch dich nicht, Satan ist eindeutig gegen das Volk Gottes. Dennoch muss er dem souveränen Herrn Bericht erstatten. Er kann nur das tun, was Gott ihm erlaubt zu tun.

Rasnake – Die Eigenschaften Gottes: Ein Bibelkurs

Heute benutzt der Ankläger wohl in erster Linie die Menschenfurcht, um wahrheitsliebende Menschen in der „falschen Religion“ zu halten – denn Menschen, die den Irrlehren nicht mehr folgen wollen, werden oft „gemieden wie die Pest“.
Aber schauen wir auf eine weitere Person: viele Jahrhunderte nach Hiob steht Jesus vor Gericht – und anstatt zu schweigen oder zu lügen, gibt er genau auf die Frage die wahre Antwort, die sein „Todesurteil“ bedeuten würde! Auch Jesus liebte die Wahrheit mehr als „sein Leben“. Aber Hiob und Jesus hatten die „Perspektive Ewigkeit“! Sie vertrauten auf den wahren Gott, und wussten, dass es mit „dem jetztigen Leben mit dem Tod“ nicht wirklich vorbei ist. Deshalb brauchten sie keine Spritze „gegen den Tod“ – sie vertrauten auf den „großen Arzt“, der immer alles im Griff hat!

WAS nachahmen?

Wir wünschen aber sehr, daß ein jeder von euch denselben Fleiß beweise zur vollen Gewißheit der Hoffnung bis ans Ende, auf daß ihr nicht träge werdet, sondern Nachahmer derer, welche durch Glauben und Ausharren die Verheißungen ererben.
Elberfelder 1871 – Hebräer 6,11–12

Es ist deshalb unser dringender Wunsch für jeden von euch, dass ihr bis zuletzt denselben Eifer an den Tag legt, damit sich die Hoffnung, die Gott euch gab, voll und ganz erfüllt ( Od dass ihr bis zuletzt denselben Eifer an den Tag legt, damit ihr voller Gewissheit an der Hoffnung festhalten könnt, die Gott euch gab. Od dass ihr bis zuletzt mit ebensolchem Eifer und voller Gewissheit an der Hoffnung festhaltet, die Gott euch gab. W dass ihr bis zuletzt denselben Eifer an den Tag legt zur Erfüllung/Fülle / vollen Gewissheit der Hoffnung. ). Werdet also nicht gleichgültig, sondern nehmt euch die zum Vorbild, die unbeirrt und voll Vertrauen auf das ihnen zugesagte Erbe warteten und die es daher auch in Empfang nehmen werden ( Od in Empfang genommen haben. )
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Hebräer 6:11–12

Unser starker Wunsch ist es, dass jeder von euch den gleichen Eifer an den Tag legt und so seine Hoffnung auf Gott ganz und gar bis zum Ziel bringt. Ja, werdet nicht träge, sondern eifert denen nach, die durch ihr Vertrauen und ihre Ausdauer das ererben, was Gott zugesagt hat.
Roland Werner – Das Buch – Hebräer 6,11–12

Vers 10 hatten wir schon.
Was sollen wir nachahmen? Die Taten – oder die Eigenschaften – oder den Glauben also das Vertrauen, dass „Jehovah die Rettung“ bringt?

Wenn sie nur auf dem guten Weg, den sie eingeschlagen haben und der Gott nicht verborgen geblieben ist, bleiben, so werden sie zu Garanten der Hoffnung, mit der all jene belohnt werden, die sich nicht beirren lassen. Der Briefschreiber setzt hinzu: Damit ihr nicht träge (nOthroi; dasselbe Wort ist in Hebräer 5,11 mit „harthörig“ wiedergegeben) werdet. Die Gläubigen sollen also die Trägheit, die aus ihrer geistlichen Unreife resultiert, abschütteln. (Im Griechischen lautet der Satz eigentlich „damit ihr nicht träge seid“.) Ihr wahres Ziel muß das Erbe sein, das ihnen aufbewahrt ist. Im Blick auf dieses Ziel sollen sie Nachfolger derer sein, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen ererben.

Walvoord Bibelkommentar

Hoffnung Weil das Ziel des Glaubens in der Zukunft liegt, müssen die Treuen „bis zuletzt“ daran festhalten (vgl. 3,14; 6,18f.; 11,1).
6,12 gleichgültig Der griechische Begriff nōthrọs, der in 5,11 mit „wenig Interesse“ übersetzt wird, kennzeichnet den Anfang und das Ende dieser Ermahnung.
unbeirrt und voll vertrauen … in Empfang nehmen werden Abraham ist hierfür das herausragendste Beispiel (V. 15.17; 11,8–19), aber die biblische Geschichte ist voll von Zeugen, die ihren Weg mit geduldigem Vertrauen bereits vor uns gegangen sind (11,4–38) und nun das verheißene Erbe durch Christi vollkommenes (oder vollendendes) Wirken empfangen haben (11,13.39f.).

Reformations-Studien-Bibel

Unsere subjektive Gewissheit (d.h. unsere menschliche Einschätzung) über unsere endgültige Errettung beruht auf drei Dingen: dem Wort Gottes, dem inneren Zeugnis des Geistes und einem veränderten Leben. Der Autor betont hier das Dritte: Er möchte, dass „jeder“ seiner Leserinnen und Leser ausharrt, um „die volle Gewissheit der Hoffnung bis zum Ende zu haben“ (V. 11). Das ist keine Rettung durch Werke, sondern Ausharren im Dienst und in der Liebe, das zeigt, dass die Leser „durch Glauben und Geduld die Verheißungen“ Gottes erben (V. 12).

Gospel Transformation Bible

Der griechische Text bezieht sich hier auf vollständiges Vertrauen – in diesem Fall auf Vertrauen in Gottes Verheißungen (Röm 4,21). Die Gläubigen müssen auf Gott und seinen Sohn vertrauen (Hebr 2,8-9), so wie die Generation in der Wüste aufgerufen war, trotz ihrer Umstände auf Gott zu vertrauen.

bis zum Ende Das Ende ist entweder der Tod oder die Wiederkunft Jesu. Siehe Anmerkung zu 3:14.

6:12 Nachahmer Kapitel 11 enthält eine Liste von biblischen Vorbildern, die in der Aufforderung gipfelt, sich auf Jesus, den Vorreiter des Glaubens, zu konzentrieren (12:2).

Diejenigen, die die Verheißungen erben Bezieht sich vor allem auf Abraham (Hebr 6,13) und die Gemeinschaft der Gläubigen in Kap. 11.

Faithlife Studienbibel

durch Glauben und Geduld die Verheißungen erben. Abraham ist das herausragende Beispiel (V. 15, 17; 11:8-19); aber die biblische Geschichte ist voll von Zeugen, die den Weg des geduldigen Glaubens vor uns gegangen sind (11:4-38) und nun das verheißene Erbe durch das vollendete (oder vollendende) Werk Christi erhalten haben (11:13, 39, 40).

The Reformation Study Bible: English Standard Version

Alle drei geistlichen Lebensäußerungen bedürfen einander zur gegenseitigen Ergänzung: Ein Glaube ohne Liebe ist kalter, toter Vernunftglaube; Liebe ohne Glauben entspringt menschlichem Idealismus; eine Hoffnung, die nicht in der Glaubensgemeinschaft mit Christus verwurzelt ist und in die Tat helfender Liebe mündet, ist eigensüchtige Spekulation und Schwärmerei.
Der Glaube, von dem der Apostel spricht, hat seine Geschichte. Generation um Generation hat sich Gott in atst Zeit Menschen herausgerufen, die sich beharrlich an Gottes Versprechen geklammert und als „Erben“ das Verheißungsgut empfangen haben. So stehen die einzelnen Glieder der Gemeinde also auch in diesem Sinn nicht einsam da, sondern sie ordnen sich als „Nachahmer“ in die Reihe der Väter ein (vgl. Hbr 11). Die Treue Gottes, die den Weg der Väter begleitet hat, überstrahlt auch den Weg der Gemeinde Jesu.

Wuppertaler Studienbibel

Trotzdem bekräftigt er in Vers 11 erneut sein ursprüngliches Verlangen, dass sie reifer werden sollen, wie in 5,11-14 gesagt. Kontinuität und Durchhaltevermögen sind nötig. Sie werden nicht durch ihr Durchhaltevermögen errettet, aber sie erhalten den vollen Lohn, wenn sie durchhalten. Sie empfangen die volle Gewissheit der Hoffnung, und diese Hoffnung bringt Sicherheit bis ans Ende mit sich. Der Begriff für „Ende“ bedeutet, bis sie reif geworden sind, was wiederum zu ihrer Heilsgewissheit führt. Ihr Leben muss das widerspiegeln, was sie glauben.

Der erste von drei Wünschen, die der Verfasser hier formuliert, lautet: Sie sollen die geistliche Reife erlangen. In Vers 12 ermahnt er sie, nicht träge zu werden. Sie sollen reif werden, wie es auch andere durch Glauben und Ausharren getan haben. Das zweite Verlangen, das der Verfasser übermittelt, lautet: Sie sollen nicht träge bleiben. Das Wort träge ist dasselbe Wort, das in 5,11 benutzt wird. Sie sind „im Hören träge“ geworden. Nun möchte er, dass sie ihre geistliche Trägheit verlassen. Sein drittes Verlangen ist, dass sie Nachahmer derer werden, die durch Glauben und Ausharren die Verheißungen erben. Sie müssen als Gläubige im Glauben bleiben. Sie müssen Geduld üben, Ausdauer haben und erkennen, dass die Verheißungen, auch wenn sie für eine andere Zeit gelten, erreichbar sind. Das griechische Wort für nachahmen lautet „mimic“, aus dem das deutsche Lehnwort „mimen“ entstand. Sie sollen jene mimen, die die Verheißungen durch geduldiges Ertragen erlangt haben. Die Verheißung in diesem Kontext besteht im Erlangen geistlicher Reife in diesem Leben und den Belohnungen für das Reich im nächsten Leben. Im Hebräerbrief wird das Wort Verheißung achtzehn Mal verwendet. Sechzehn Mal wird es für das Reich verwendet. Die Menschen, die man nachahmen soll, werden in Kapitel 11 aufgezählt.

Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief

Wir wollen anbeten, beten und dienen, aber wir merken, dass die Schwäche uns träge macht. Daraus müssen wir herausgefordert werden: „[Seid] nicht träge…. Stärkt die Hände, die schwach sind, und die Knie, die kraftlos sind“ (Hebräer 6:12; 12:12). Wir werden träge, wenn wir nur weißglühenden Eifer erleben möchten. So sind wir selbst mit unseren besten Bemühungen um Anbetung und Gehorsam unzufrieden. Auch das wird von Christus geändert, denn er ist bereit, auch weniger als perfekte Opfer des Lobpreises und Gehorsams anzunehmen, die aus gläubigen Herzen kommen. „Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerknirschtes Herz, o Gott, wirst du nicht verachten“ (Psalm 51,17).

John Piper – Schmecken und sehen – 140 Meditationen

Der Schreiber schließt mit einem so soliden Abschnitt über die ewige Sicherheit, wie wir ihn in der ganzen Bibel finden können. Er verweist zunächst auf ihr eigenes Leben (V. 10-12) und erinnert sie daran, dass sie alle Beweise dafür gegeben haben, dass sie wahre Christen sind. In diesen drei Versen werden Glaube, Hoffnung und Liebe beschrieben, und diese Eigenschaften sind die Merkmale wahrer Gläubiger (1. Thess. 1,3; Röm. 5,1-5). Aber er warnt sie in V. 12 davor, „schwerhörig“ (oder „träge“, dasselbe Wort wie in 5,11) zu sein. Gott hat seine Verheißungen gegeben; sie müssen nur Glauben und Geduld üben, um den Segen zu empfangen.

Wiersbes Erläuterungen zum Neuen Testament

Also wir müssen die Ewigkeitsperspektive einnehemen und Jehovah vertrauen!

Sagt ein echtes Ja zueinander, so wie ihr seid, und vergebt einander immer wieder.

einander ertragend und euch gegenseitig vergebend, wenn einer Klage hat wider den anderen; wie auch der Christus euch vergeben hat, also auch ihr.
Elberfelder 1871 – Kolosser 3,13

ertragt einander und vergebt euch gegenseitig ( Mk. 11,25; Eph. 4,32 ), wenn jemand eine Feindseligkeit gegen einen andern hat; genau wie Christus euch vergeben hat, so auch ihr.
Luther 2019 - Kolosser 3:13

Geht nachsichtig miteinander um ( Ertragt einander ) und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Genauso, wie der Herr euch vergeben hat, sollt auch ihr einander vergeben.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Kolosser 3,13

Seid nachsichtig mit den Fehlern der anderen und vergebt denen, die euch gekränkt haben. Vergesst nicht, dass der Herr euch vergeben hat und dass ihr deshalb auch anderen vergeben müsst.
Neues Leben Bibel 2014 – Kolosser 3:13

Ertragt einander weiterhin und vergebt einander großzügig, selbst wenn jemand Grund hat, sich über einen anderen zu beklagen. So wie Jehova euch großzügig vergeben hat, sollt auch ihr es tun.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Kolosser 3:13

Aus Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern bemühen wir uns um Frieden in der Versammlung. Jehova verlangt von denen, die er liebt, keine Perfektion — und wir sollten das auch nicht. Aus Liebe sehen wir über kleine Fehler hinweg, denn wir sind alle unvollkommen und machen Fehler (Sprüche 17:9; 1 Petrus 4:8). Liebe hilft uns, „einander bereitwillig zu vergeben“ (Kolosser 3:13). Das ist nicht immer leicht. Lassen wir negative Gefühle zu stark werden, kann es sein, dass wir uns in unserem Groll verrennen und denken, wir könnten den anderen damit bestrafen. Damit schaden wir aber nur uns selber. Vergeben wir lieber, wenn irgend möglich, denn dadurch wird viel Gutes erreicht (Lukas 17:3, 4).

Bewahrt euch in Gottes Liebe

Die in Vers 12 genannten Grundhaltungen sollen sich auch auf den Umgang der Gläubigen miteinander auswirken: „Ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern.“ Wie soll diese Vergebung aussehen? Christen sollen einander vergeben, wie der Herr ihnen vergeben hat, freundlich und großzügig (Eph 4,32). Streit und Hader haben keinen Platz im Leben der Christen, denn sie können zu jenen Sünden führen, die in Kol 3,8-9 aufgeführt sind.

Walvoord Bibelkommentar

Der Ausdruck „Herr“ in Verbindung mit der geschenkten Vergebung ist erklärungsbedürftig. Nach neutestamentlichem Verständnis ist Gott der Vergebende (vgl. auch Kol 2,13); dazu passt auch die biblische Gottesbezeichnung Kyrios, der Herr; anderseits verwendet der Kol-Autor den Kyrios-Titel immer für Christus, nie für Gott den Vater (s. zu Kol 1,3). Da im Kontext weitere ungewöhnliche, auf Christus bezogene Wendungen wie „der Friede Christi“ (V. 13) oder „das Wort Christi“ (V. 16) verwendet werden, spricht die christozentrische Ausrichtung des gesamten Abschnitts ausnahmsweise für die Deutung der Bezeichnung „Herr“ auf Christus, den erhöhten Herrn.

Maisch – Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Diese »neuen Kleider« sind alle die Jesusart. Auch das »Ertragen« (wörtlich »emporhalten« im Sinne von »sich zurückhalten und aushalten«) hat Jesus vorgelebt. Wie er etwa den Judas ertragen und mitgetragen hat unter seinen Jüngern, ja sogar »emporgehalten« (im Sinne von »besonders bevorzugt« – »der mit mir die Hand in die Schüssel taucht« (Mt 26,23) als besondere Ehrerweisung«), und ihn bis zuletzt gemahnt hat. Auch wie er den Petrus ertragen hat mit seinem großspurigen Versprechen der Treue bis in den Tod, das er dann so schnell vergessen hat (vgl. Lk 22,31ff.). »Einer den andern ertragen«, ist die gelebte, geübte Geduld gerade dort, wo mir der andere Mühe und Not macht. Wo Enttäuschung und Verletzung gegeneinander geschieht (und das geschieht auch in der christlichen Gemeinde), da mit zurückhaltender Nachsicht beim andern bleiben, das meint Paulus. Nicht nur beieinander bleiben, sondern »vergebt euch untereinander«. »Vergeben« (wörtlich »Freundlichkeit erweisen«) ist gerade dort wichtig, wo mir der andere Grund zur »Klage« gibt (im negativen Sinn gemeint), wo er mir Anlass zum Tadel und zur Beschwerde gibt. Das kann ich nur, wo ich selbst die Vergebung Jesu Christi erfahren habe, täglich aus der Vergebung lebe, dann kann ich auch dem Bruder und der Schwester vergeben. Schon in der fünften Bitte des Vaterunsers bindet Jesus die Vergebung Gottes und unsere Vergebung zusammen, wenn er uns bitten lehrt: »Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern« (Mt 6,12). Paulus nennt das geradezu das »Gesetz Christi«, dass einer den andern »trage«, eben im Sinne von »Vergebung« (vgl. Gal 6,2; auch Ps 25,11; 32,1; 103,3; 130,4; Jes 33,24; 40,2; Mt 6,14; 18,21-35; Mk 11,25 f; Lk 1,77; 23,34; 24,47; Apg 10,43; 2Kor 2,10; Eph 1,7; 4,32; Jak 5,15).

Edition C

Dies alles sind Erweisungen der Liebe. Man kann nicht verzeihen, tragen, langmütig und gütig sein, solange man sich selber lebt, solange das Denken und das Handeln sich um die eigene Person dreht. Dazu müssen wir von der Eigensucht befreit sein und die reine, aufrichtige Liebe gelernt haben, die unserem Leben und unserer Arbeit das Ziel im Wohl der anderen gibt.

Adolf Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Diejenigen, denen Gott nach dem Reichtum seiner Gnade vergeben hat (Eph 1,7), werden ermahnt, Nachahmer Gottes zu sein und zueinander gütig, mitleidig sein, einander vergebend, wie auch Gott in Christus uns vergeben hat (Eph 4,32; Kol 3,13). Neben einer grundsätzlichen Vergebungsbereitschaft bedeutet dies in der Praxis, dass Verfehlungen unserer Mitgeschwister, die bereinigt sind, nicht wieder hervorgeholt oder gar zum Vorwurf gemacht werden, und dass man die Sünde des Bruders oder der Schwester nicht länger zwischen sich stehen lässt. Es ist eine unbedingte Voraussetzung für ein ungetrübtes Miteinander als Glaubensgeschwister.
Können Menschen überhaupt vergeben? Behaupteten die Pharisäer nicht, dass nur Gott Sünden vergeben kann? Was die Vergebung für die Ewigkeit angeht, hatten sie Recht. Wenn es um die Lebensschuld eines Menschen geht und um die Frage, wo er die Ewigkeit zubringen wird, hat kein Mensch die Kompetenz, Sünden zu vergeben. Das steht allein Gott zu. Menschen können grundsätzlich nur Sünden vergeben, die ihnen selbst angetan worden sind – obwohl sich natürlich auch solche Sünden gegen Gott richten. Jede Sünde richtet sich sogar in erster Linie gegen Gott. Deshalb musste der Israelit, wenn er Untreue begangen hatte an dem Gut seines Nächsten, ein Schuldopfer bringen, damit Gott ihm vergab.

Im Glauben leben 2019

Vergeben und Verzeihen
Vergebung ist ein kraftvoller Akt, der die Möglichkeit eröffnet, dass eine Beziehung vollständig vom Schmerz des Konflikts geheilt wird. Vergebung ist der Weg, wie Sie von der bloßen Lösung eines Problems zur Reparatur Ihrer Beziehung übergehen. Es ist das Mittel, um dauerhafte Lösungen und dauerhaften Frieden zu finden. Das Geben und Empfangen von echter Herzensvergebung ist der Weg, wie wir Versöhnung erfahren, und Jesus weist uns an, uns nicht mit weniger zufrieden zu geben. Er sagte: „Wenn du also deine Gabe am Altar darbringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, dann lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen. Geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe“ (Matthäus 5,23-24). Als Jesus uns befahl: „Geh hin und versöhne dich“, gab er uns das vierte G des Friedensstiftens.

Als Christen können wir es uns nicht leisten, die direkte Beziehung zwischen Gottes Vergebung und unserer Vergebung zu übersehen. Die Bibel sagt: „Seid freundlich und barmherzig zueinander und vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat“ (Epheser 4,32) und „Vergebt, wie auch der Herr euch vergeben hat“ (Kolosser 3,13). Wenn es darum geht, Vergebung zu gewähren, ruft Gott uns zu einem gefühlt unverschämt hohen Standard auf. Glücklicherweise gibt er uns auch die Gnade und Führung, die wir brauchen, um anderen zu vergeben, wie er uns vergeben hat.

Christen sind die am meisten vergebenen Menschen auf der Welt. Deshalb sollten wir auch die vergebungsfreudigsten Menschen der Welt sein. Die meisten von uns wissen jedoch aus Erfahrung, dass es selten leicht ist, anderen aufrichtig und vollständig zu vergeben, besonders wenn wir tief verletzt wurden. Wir ertappen uns oft dabei, dass wir eine Form der Vergebung praktizieren, die keine Heilung bringt. Vielleicht haben Sie dasselbe gesagt oder gedacht, was Rick über seine Frau sagte: „Ich kann ihr einfach nicht mehr nahe sein.“ Denken Sie über diese Aussage im Licht eines Gebets nach, das Sie wahrscheinlich schon oft gebetet haben: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben“ (Matthäus 6,12). Wir würden große Qualen empfinden, wenn Gott uns mit der Art von begrenzter Vergebung vergibt, die wir anderen zukommen lassen wollen. Dennoch können wir Hoffnung haben, denn Vergebung kann in unseren Beziehungen Wirklichkeit werden, wenn wir anfangen zu verstehen, was sie nicht ist – und was sie ist.

Um zu verstehen, was Vergebung ist, hilft es, zu sehen, was sie nicht ist. Erstens: Vergebung ist kein Gefühl. Es ist ein Akt des Willens. Zur Vergebung gehört eine Reihe von Entscheidungen, von denen die erste darin besteht, zuzugeben, dass wir nicht in der Lage sind zu vergeben, und Gott zu bitten, unsere Herzen zu ändern. Während er uns Gnade schenkt, müssen wir uns dann mit unserem Willen entscheiden, nicht darüber zu denken oder zu sprechen, was jemand getan hat, um uns zu verletzen. Gott ruft uns auf, diese Entscheidungen zu treffen, unabhängig davon, wie wir uns fühlen. Wie Sie jedoch sehen werden, können diese Entscheidungen zu bemerkenswerten Veränderungen in unseren Gefühlen führen.

Zweitens: Vergebung ist nicht Vergessen. Vergessen ist ein passiver Prozess, bei dem eine Sache lediglich mit der Zeit aus dem Gedächtnis verschwindet. Vergeben ist ein aktiver Prozess, der eine bewusste Entscheidung und eine absichtliche Handlung beinhaltet. Anders ausgedrückt: Wenn Gott sagt, dass er „eurer Sünden nicht mehr gedenkt“ (Jesaja 43,25), bedeutet das nicht, dass er sich nicht an unsere Sünden erinnern kann. Vielmehr verspricht er, dass er sich nicht an sie erinnern wird. Wenn er uns vergibt, beschließt er, unsere Sünden nie wieder zu erwähnen, zu erzählen oder an sie zu denken. In ähnlicher Weise müssen wir uns, wenn wir vergeben, dafür entscheiden, aus Gottes Gnade zu schöpfen und uns bewusst dafür entscheiden, nicht darüber nachzudenken oder zu sprechen, was andere getan haben, um uns zu verletzen. Das kann eine Menge Anstrengung erfordern, vor allem, wenn eine Beleidigung noch frisch in unserem Gedächtnis ist. Glücklicherweise beginnen die schmerzhaften Erinnerungen zu verblassen, wenn wir uns entscheiden, jemandem zu vergeben und aufhören, bei einer Beleidigung zu verweilen. Vergebung ist keine Frage des Vergessens, sondern eine Frage der Art und Weise, wie wir uns erinnern.

Schließlich ist Vergebung nicht entschuldigend. Entschuldigung sagt: „Das ist in Ordnung“ und impliziert: „Was du getan hast, war nicht wirklich falsch“ oder „Du konntest nichts dafür.“ Vergebung ist das Gegenteil von entschuldigen. Vergebung sagt: „Wir wissen beide, dass das, was du getan hast, falsch war. Es war unentschuldbar. Aber da Gott mir vergeben hat, vergebe ich dir.“ Weil Vergebung ehrlich mit der Sünde umgeht, bringt sie eine Freiheit, die kein noch so großes Verzeihen je zu erreichen vermag. Allein die Tatsache, dass Vergebung gebraucht und gewährt wird, zeigt, dass das, was jemand getan hat, falsch und unentschuldbar war.

Ken Sande – Die Lösung von Alltagskonflikten

ein neues Jerusalem

Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herniederkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut
Elberfelder 1871 – Offenbarung 21,2

Und ich, Johannes, ( Fehlt im Griechischen ) sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, ( 4 4 Im Folgenden geht die Beschreibung der Stadt nochmals in die der Himmelsgemeinde über, ein Fingerzeig, dass die Schilderung eine symbolische ist. Als Gott sich das Volk Israel auserwählt hatte, schuf er sich eine Stätte, wo er demselben mit seiner Gnade nahe sein und demnach auch, wo es sich um ihn versammeln sollte, ursprünglich die Stiftshütte, Tempel Zion zur Bezeichnung der Stätte der göttlichen Gnadengegenwart gebraucht. Doch als der Tod des Herrn alle Völker zum Gnadenbunde mit Gott berufen und sein Geist die Kirche gegründet hatte, ward die Stätte der göttlichen Gnadengegenwart der Erde entrückt und ist fortan da, wo der erhöhte Herr ist. Vom Himmel aus also entsendet der Herr sein Wort und seinen Geist, um sich ein Volk des Heiles zu sammeln. Den Himmel kennen alle als ihre Heimat, welche des Herrn Wort annehmen, und vereinigen sich dort mit dem Heilande nach dem Tode. Wenn nun einst der Lauf der Welt vollendet ist, wir Gott in neuer Weise der erlösten Menschheit persönlich gegenwärtig sein und sie um sich sammeln. In diesem Sinne spricht der Apostel von dem neuen Jerusalem: Heilig ist die Stadt, weil sie die Stadt Gottes ist, wo er für sein Volk wohnt und sich ihm gibt. Neu ist diese Gnadenstätte, weil sie weder das alttestamentliche, noch das obere Jerusalem [Gal 4,26] ist, sondern das himmlische Jerusalem [Hebr 12,22]; Jerusalem aber, weil es für die Seligen ist, was jenes für Israel und die Christen auf Erden war. Und wie das alte Jerusalem überging in das des neuen Testamentes, so wird auch unsere Gnadenstätte keine neue sein, sondern in neuer Gestalt vom Himmel auf die Erde übergehen. Die jetzige Gnadenstätte, der Thron des Heilandes zur Rechten Gottes, wird auf die Erde herabsteigen, damit der Herr mit dem Vater und dem Heiligen Geiste in dieser neuen Weise bei den Menschen wohne. Im zweiten Sinne, als Stätte, wohin die Menschen Gottes sich sammeln, wird die heilige Stadt in der zweiten Hälfte des Verses gefasst. ) aus dem Himmel herabsteigen von Gott, ( Zunächst wird das rein örtliche Verhältnis bezeichnet, dann aber auch angedeutet, dass die heilige Stadt von Gott herkommt, weil Gott sie zubereitet hat und herabsendet.) zubereitet wie eine Braut für ihren Bräutigam geschmückt ist.
Allioli Bibel – Offenbarung 21:2

Darauf sah ich die heilige Stadt, ein neues Jerusalem – Jes 52,1; Hebräer 11,10.16; 12,22; Gal 4,26 -, von Gott aus dem Himmel niedersteigen – vgl. Offb 3,12 -, so herrlich wie eine für ihren Bräutigam geschmückte Braut- Jes 61,10 -.
Ludwig Albrecht - Offenbarung 21,2

Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabsteigen, zubereitet wie eine Braut, für ihren Mann geschmückt. Offb 16,7.8; Mt 22,2.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Offenbarung 21:2

die Verse 3 und 4 hatte ich schon mal gestreift ,…

In dieser neuen Welt sah der Apostel „die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabsteigen“ und dies nicht nur örtlich, sondern als reales Original: Dieses neue Jerusalem ist Gottes Gemeinde in ihrem neuen und vollkommenen Stand, „wie eine für ihren Mann geschmückte Braut“, geschmückt mit aller Vollkommenheit, aller Weisheit und Heiligkeit, bereit für die volle Erfüllung des Herrn Jesus Christus – in Herrlichkeit.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Selbst der Name, David, sowie auch sein Königreich, war vorbildlich. Der Name David bedeutet Geliebter; und Gottes geliebter Sohn ist es, der an jenem Tage König sein soll über die ganze Erde, und nicht der vorbildliche, geliebte David von damals. Man tut auch wohl, genau zwischen dem Neuen Jerusalem, dem himmlischen oder geistigen, dessen zwölf Grundsteine die zwölf Apostel sind, und dem alten Jerusalem, das auf den alten Trümmern wieder erbaut werden soll, zu unterscheiden. Unter der verheißenen Wiederherstellung des alten Jerusalems ist nicht bloß der Wiederaufbau der Gebäude, usw., zu verstehen, sondern besonders die Wiedereinrichtung des Reiches Israel, denn in der Prophetie ist eine Stadt stets das Symbol oder die Darstellung einer Regierung. Folglich bedeutet die verheißene Wiedererbauung Jerusalems auf ihrem alten Grunde eine nationale Reorganisation Israels, auf einer ähnlichen Grundlage als sie früher hatte, als ein Volk, über welches Jehovas Gesalbter die Herrschaft ausübt. Das Neue Jerusalem repräsentiert die christliche Kirche in der Herrlichkeit und in der Macht des Königreiches, geistig und den Menschen unsichtbar, und doch allmächtig. Ihr Herabkommen zur Erde (Offenbarung 21:2) markiert die Erfüllung der Bitte im Gebet des Herrn, die da lautet: „Dein Königreich komme“, und sein „Kommen“ wird allmählich und nicht plötzlich vor sich gehen. Es ist schon im „Herabkommen“, im Kommen zur Herrschaft, begriffen, und als eine Wirkung hiervon sehen wir die vorbereitenden Schritte, die zur Wiederherstellung des alten Jerusalems führen; und schließlich wird geschehen, was unser Herr uns beten lehrte: Gottes Wille wird geschehen, auf Erden wie im Himmel. Das Neue Jerusalem und die Neuen Himmel sind gleichbedeutende Ausdrücke und bezeichnen die neue geistige Herrschaft.

Charles Taze Russell im Jahr 1890 - „Dein Königreich komme“

Wie bei jeder anderen Stadt bezieht sich auch der Name »Jerusalem« sowohl auf den Ort als auch auf die Menschen, die dort leben; das neue Jerusalem ist also eine Braut, weil seine Einwohner gleichsam eine wartende Braut verkörpern ( 19,7 ). In den gräko-romanischen encomia (Lobreden) von Städten werden diese häufig als Personen beschrieben, und die Juden kannten sowohl die alttestamentlichen Personifizierungen Jerusalems als auch die alttestamentliche Beschreibung des Gottesvolkes als Braut. Bei zeitgenössischen jüdischen Schriftstellern (z. B. Tobias , 2.Makkabäer , Jesus Sirach , ‚Thilo und Josephus ) sowie auf jüdischen Münzen trägt Jerusalem auch den Titel »heilige Stadt« (vgl. im A.T. Neh 11,1.18; Jes 48,2; 52,1; 62,12 ); für die Juden (in der Tempelrolle z.B., einer Schrift aus den Schriftrollen vom Toten Meer ) war Jerusalem die heiligste Stadt überhaupt.
Die frommen Juden beteten täglich um die Wiederherstellung Jerusalems. Das neue Jerusalem – eine alttestamentliche Vorstellung ( Jes 65,18 ) – war sozusagen zur jüdischen Standardhoffnung für die Zukunft geworden, sei es nun als erneuertes und gereinigtes Jerusalem (Tobias, Psalmen Salomos ) oder (wie hier) als eine neue Stadt von oben (wahrscheinlich 4.Esra ). Eine Stadt »von oben« würde vollkommen sein, da sie von Gott selbst erbaut war (eine Hoffnung, der in manchen Texten Ausdruck gegeben wird). In manchen Apokalypsen (* 2.Baruch ) wohnen die Gerechten oben; in der frühen jüdischen Literatur wie z. B. in den Jubiläenbüchern steigt Gott herab und wohnt bei seinem Volk.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Das griechische Wort für „neu“ bedeutet „neu im Charakter“ und nicht „neu in der Zeit“, und das deutet darauf hin, dass Gott den alten Himmel und die alte Erde erneuern und alles Sündhafte und Zerstörerische entfernen wird. Beachten Sie 2 Petrus 3,7-10, wo es heißt, dass ein feuriges Gericht diese Erneuerung der alten Schöpfung herbeiführt. „Vergehen“ bedeutet nicht „vernichtet“. Die Tatsache, dass es „kein Meer mehr“ gibt, ist bedeutsam, da Johannes auf eine Insel verbannt und von denen, die er liebte, getrennt wurde. Die Erde besteht heute zu zwei Dritteln aus Wasser, so dass Gott in der neuen Schöpfung ein völlig neues System zur Bewässerung der Erde entwickelt haben wird.

Wiersbes Erläuterungen zum Neuen Testament

Auch hier gehen vielleicht die Meinungen auseinander, was dieses neue Jerusalem sei. Wenn man es scharf buchstäblich mit jedem Bibelwort nimmt, so warteten schon Abraham und die Patriarchen auf diese Stadt (Heb 11, 16) und Paulus spricht von ihr Gal 4, 26 als unser aller Mutter! Wenn sie aber zugleich die Braut und später das Weib des Lammes genannt wird, kann man sich das kaum anders vorstellen als so: Es ist die jetzt erst (nach dem Jüngsten Gericht) vollzählig gewordene Gottesgemeinde, zu der Gott in das neue vollkommene Verhältnis der Gemeinschaft treten kann. Mir scheint, es gehen zwei Bilder ineinander über: der Tempel Gottes, wie er vorher im Himmel bestand, und die aus seligen Menschen gesammelte Gemeinde.

Samuel Keller – Die Offenbarung Johannis

Darnach sieht Johannes „die heilige Stadt, ein neues Jerusalem aus dem Himmel von Gott herniedersteigen, zubereitet gleich wie eine für ihren Mann geschmückte Braut.“ Auch in dieser Schau handelt es sich weit mehr um ein Gleichnis als um einen geographischen Ort und eine schöne Gottesstadt. Es ist das Weib des Lammes, die mit der Herrlichkeit ihres Christus geschmückte und vollendete Gemeinde. Christus und seine Gemeinde werden auf Grund ihrer Stellung vor Gott und ihrer Autorität und Vollmacht zugleich das Zelt Gottes bei den Menschen sein und Er (Gott) wird sich bei ihnen niederlassen und sie werden seine Völker sein, und er, Gott, wird mit ihnen sein, ihr Gott. Und Gott wird abwischen jede Träne aus ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Klage, noch Geschrei nach Mühsal wird sein, denn die ersten (Zustände) sind vergangen.

Indem Christus mit seiner erkauften und vollendeten Gemeinde das neue Jerusalem sein darf, in welchem die Herrlichkeit Gottes zelten kann, wohnt Gott mittelbar auch innerhalb jener Völker, die sich von einer alten Weltordnung befreien und durch die Königsherrschaft Gottes zu einer völlig neuen begnadigen ließen. Bei ihnen setzt nun jene geschichtliche „Entwicklung“ ein, zu der sie in den kommenden Aonen der Vollendung unter der Königsherrschaft Gottes berufen und begnadigt sein werden. Denn nicht etwa nur die Gemeinde allein soll in der Vollendung im Besitz der Kindschaft und in den Rechten von Söhnen und Töchtern vor Gott stehen, offenbar sollen auch die Völker als Untertanen des einen Königtums zu derselben Sohnesstellung geführt werden. Denn auch innerhalb der neuen Menschheit spricht das prophetische Wort der Offenbarung noch von Überwindern, die dies alles ererben sollen: „und ich werde ihm Gott sein und er wird mir Sohn sein.“

Jakob Kroeker – Christus, wer bist du

Nach der Beschreibung des Millenniums und des großen weißen Thron-Gerichtes in Offenbarung 20, beschreibt Johannes die Ewigkeit in Offenbarung 21 bis 22, 5. Es wird einen neuen Himmel und eine neue Erde geben. Offenbarung 21,1-8 beschreibt die Ewigkeit. Eine wichtige Frage in der Auslegung dieses gesamten Abschnittes ist die Beziehung zwischen diesen ersten acht Versen und dem Abschnitt danach (Offenbarung 21,9 bis 22,5), der die Stadt, das neue Jerusalem beschreibt. Einige Ausleger meinen, dass diese Stadt schon während des Millenniums existiert. Sie betrachten die ganze Stelle, Offenbarung 21,1 bis 22,5 als eine Beschreibung des Aufenthalts der Gläubigen aller Zeiten. Der Text wäre dann sowohl eine Beschreibung der Stadt im Millennium als auch eine Beschreibung der Ewigkeit nach dem Millennium. Andere dagegen meinen, dass alle Gläubigen während des Millenniums hier auf Erden wohnen werden, und das neue Jerusalem erst nach dem Millennium existieren wird.

Paul Timblin

Ich stelle mir den Bräutigam vor, wie er seine Blicke auf seine Braut richtet und es sich nicht verkneifen kann, wie der erste Adam »Endlich!« zu rufen, als dieser zum ersten Mal seine Braut sah. Endlich werden wir alles sein, wofür wir bestimmt waren. Endlich wird der Fluch, der so viel Leid und Streit in unsere irdischen Ehen brachte, für immer fort sein. Endlich werden wir auf ewig zusammen sein. »Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein« (Offb 21,3). Keine Trennung mehr und auch keine Entfremdung.
Diese Ehe wird so viel besser sein als die Ehe von Adam und Eva in Eden. Unser Bräutigam, der zweite Adam, wird nicht beim Versuch scheitern, uns liebevoll zum Baum des Lebens zu führen. Er wird nicht dabei scheitern, uns vor dem Bösen zu beschützen. Er wird uns weder unterdrücken noch missbrauchen oder ignorieren. Er wird sich nicht davonstehlen. Er wird nicht sterben. Seine Liebe wird uns in einem Zuhause, noch besser als Eden, für immer zufrieden machen.
Keine menschliche Ehe, egal wie gut, kann das Gewicht unserer Erwartung völliger Zufriedenheit, ungetrübter Harmonie und Intimität tragen, die nur diese ewige und ultimative Ehe bieten kann. Nachdem zwei Sünder sich das Ja-Wort gegeben haben, gibt es immer eine kleine, leise Stimme, die flüstert: »Was haben wir da getan?«, doch unsere nicht allzu perfekte Ehe oder unser Verlangen, verheiratet zu sein, kann uns Lust auf diese perfekte, kommende Ehe machen. Ob wir nun verheiratet sind oder alleinstehend, geschieden oder verwitwet, unsere Leben sind dafür gedacht, unser Sehnen nach dieser besseren Ehe zu hegen. Und eines Tages wird dieses Sehnen erfüllt werden. Versuche nicht, deinen Wunsch geliebt zu werden, zu unterdrücken. Lenke ihn auf den einen um, der dich als einziger für immer so lieben kann, wie du es dir wünschst.

Nancy Guthrie – Besser als Eden: Wie die Geschichte der Bibel deine eigene verändert

Wir sehen beim Lesen etwas Vertrautes: den besseren Garten Eden. Hesekiel scheint das lebendige Wasser des Evangeliums zu beschreiben, das aus Jerusalem heraus zu jeder Nation fließt. Es wirkt wie die neue Gartenstadt, von der wir in Offenbarung 21 und 22 lesen. Wir begreifen, dass der Tempel aus Hesekiels Vision nichts anderes als der neue Himmel und die neue Erde ist.

Nancy Guthrie – Besser als Eden: Wie die Geschichte der Bibel deine eigene verändert

Ein Engel gab dem Apostel Johannes einen Ausblick auf diese Stadt. Er sah »die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen« (Offb 21,2). Wir werden nicht in den Garten zurückkehren. Wir sind stattdessen auf dem Weg in eine Garten-gleiche Stadt. Gott hat das Konzept der Stadt, welches erfunden wurde, um ihn auszuschließen, in Besitz genommen und verwandelt es in ein Zuhause für sein Volk, das wie Eden sein wird, nur noch besser. Anstatt wie Adam und Eva nach mehr zu gieren, werden alle Einwohner dieser Stadt völlig zufrieden sein. Anstatt Gottes Gegenwart wie Kain zu fürchten, werden wir uns an ihr erfreuen. Anstatt sich wie die Einwohner Babels im Ungehorsam zu verschwören, werden alle Einwohner des Neuen Jerusalems zusammenarbeiten, um Gott zu verherrlichen und ihn auf ewig zu genießen.
Diese Stadt wird nicht das Resultat menschlicher Anstrengungen sein. Sie wird die Stadt sein, auf die Abraham sein Herz gesetzt hatte,: die festgegründete Stadt, deren Erbauer Gott ist. Ihre Mauern werden die Namen der zwölf Stämme und der zwölf Apostel tragen. Um es anders auszudrücken: Diese Stadt wird auf den Verheißungen des Evangeliums an die Erzväter und der Verkündigung des Evangeliums durch die Apostel erbaut sein (vgl. Gal 3,8). Der Tag wird kommen, an dem wir alle unser Eigenheim in der lebenswertesten Stadt der Welt beziehen werden. In der Tat wird sich diese Stadt über die ganze Welt erstrecken (vgl. Offb 21,12). Das Tohuwabohu wird gänzlich und herrlich von strahlendem Leben und inniger Beziehung erfüllt sein. Sie wird jede Stadt weit übertreffen, die sich gegenwärtig auf der Liste der lebenswertesten Städte der Welt wiederfindet. Sie wird die sauberste Stadt sein, in der je ein Mensch gelebt hat. Nichts Unreines wird sie jemals betreten (vgl. Offb 21,27). In ihr werden die köstlichsten Speisen und Weine, die je ein Mensch gekostet hat, serviert werden, »ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist« (Jes 25,6). Anstatt tagelanger Partys werden die Feierlichkeiten niemals ein Ende finden (vgl. Hebr 12,22). Sie wird sich nicht nur einer glorreichen Vergangenheit rühmen, sondern bis in alle Ewigkeit in der Herrlichkeit Gottes erstrahlen (vgl. Eph 2,7). Es wird keine Schneestürme, keinen Smog, kein Chaos geben. Keine Tränen, keinen Tod und keine Nacht (vgl. Offb 21,4; 22,5). Die Straßen werden nicht nur sauber, sondern aus Gold gemacht sein (vgl. Offb 21,21). In dieser ewigen Stadt werden wir uns an einer unendlichen Fülle von Dingen erfreuen, die wir tun können. Unsere Freude über die Offenbarung der Schönheit und Vollkommenheit Gottes wird nie enden.

Nancy Guthrie – Besser als Eden: Wie die Geschichte der Bibel deine eigene verändert

Liebe Jehova, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen

Jesus antwortete: »›Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit deinem ganzen Verstand!‹ Dies ist das größte und wichtigste Gebot.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Matthäus 22,37–38

»›Du sollst dem Herrn, deinem Gott, deine ganze Liebe schenken. Das betrifft dein ganzes Herz, deine ganze Seele und deine gesamte Verstandeskraft.‹
Roland Werner – Das Buch – Matthäus 22:37

Er aber sprach zu ihm: „Lieben wirst du Jehova, deinen Gott, mit deinem gesamten Herzen und mit deiner gesamten Seele und mit deinem gesamten Grundsinn.“ Dies ist das große und erste Innenzielgebot
Pfleiderer Übersetzung – Matthäus 22,37–38

Da wir den Vers schon 2020 hatten, heute nur Ergänzungen

2020 schrieb ich dazu:
Wenn sich mein Leben um Jehovah dreht – wo bleibt dann Kraft, Gedanken usw für „mich“? Genau! Da bleibt eigentlich nichts von „Eigenliebe“ – weil Jehovah mich liebt, ist das auch völlig ausreichend! Genauso funktionieren auch gute Ehen! Wenn ich meinen Ehepartner liebe – und nicht mich selbst – und mein Ehepartner mich liebt – und nicht sich selbst – DANN geht die Gleichung nämlich auf! – und DANN werde ich geliebt und fühle mich geliebt!

Als aber die Pharisäer hörten, daß Jesus den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, schickten sie rasch einen Vertreter ihrer eigenen Gruppierung, einen versierten Schriftgelehrten, der besonders in den Gesetzestexten bewandert war, zu ihm mit der Frage: „Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz?“ Dieses Thema war zwischen den verschiedenen theologischen Richtungen der damaligen Zeit heiß umstritten, wobei jede Richtung andere Gebote als die wichtigsten ansah. Jesu Antwort faßte den gesamten Dekalog in zwei Sätzen zusammen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt“ (vgl. 5Mo 6,5), das ist das höchste Gebot überhaupt. Ihm zur Seite gestellt ist das zweite Gebot: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (vgl. 3Mo 19,18). Der erste der beiden Sätze gibt den Inhalt der ersten Gesetzestafel, der zweite den der zweiten wieder. Nach den Worten Jesu hängt an diesen beiden Geboten das ganze Gesetz und die Propheten. Das ganze Alte Testament ist im Grunde nichts anderes als eine Entwicklung und Entfaltung dieser beiden entscheidenden Punkte: Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten, dem Ebenbild Gottes.
Dem Bericht des Markusevangeliums zufolge stimmte der Schriftgelehrte Jesus zu und betätigte, daß die Liebe zu Gott und zum Nächsten wichtiger sei als alle Brandopfer und Schlachtopfer (Mk 12,32-33). Ein Licht war in sein Herz gefallen. Er war, wie Jesus sagte, „nicht fern vom Reich Gottes“. Markus fügt hinzu: „Und niemand wagte mehr, ihn zu fragen“ (Mk 12,34). Der Grund liegt auf der Hand. Jesus antwortete ihnen, wie es noch niemand je zuvor getan hatte. In diesem letzten Fall war der Fragesteller sogar nahe daran, von den Pharisäern zu Jesus überzulaufen. Vielleicht wurde ihnen klar, daß sie aufhören mußten, Jesus auf diese Weise herauszufordern, bevor sie immer mehr Menschen an ihn verloren

Walvoord Bibelkommentar

Die Antwort Jeschuas übertraf die Frage des Schriftgelehrten. Er antwortete, indem er sagte, dass das wichtigste Gebot in Deuteronomium 6,4-5 zu finden ist, wo es heißt: „Höre, o Jisrael: Der HERR, unser Gott, der HERR ist einer. Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Der erste Teil, Vers 4, ist das berühmte Sch’ma, das Juden zweimal am Tag rezitieren, am Morgen und am Abend, und kurz vor ihrem Tod: Höre, o Jisrael, der HERR, unser Gott, der HERR ist einer. Der zweite Teil, Vers 5, enthält das wichtigste der 613 Gebote des mosaischen Gesetzes: Man soll den HERRN, den Gott, mit allem, was man hat, lieben. Obwohl im rabbinischen Judentum Vers 4 verwendet wird, um die absolute Einheit Gottes zu lehren, verstanden sogar die Rabbiner, dass das hebräische Wort für eins, das in diesem Vers verwendet wird, zuweilen eine Mehrzahl bedeuten kann:
Bezugnehmend auf Lev. IV, 2: Wenn jemand aus Irrtum sündigt in irgendeinem der Dinge, die der Herr nicht zu tun befohlen hat, und tut eines davon. Die Konstruktion in Hebräer [machat mahanah] ist ungewöhnlich. Die Nebeneinanderstellung von „einer“ und „diese“ wird daher als Hinweis darauf verstanden, dass es eine Mehrzahl gibt, die den Charakter der Einheit trägt, und eine Einheit, die den Charakter einer Mehrzahl trägt, v. Sanh. 62a. Diese Darstellung wird hier in der Terminologie der Gemara ausgedrückt, dass sich das Prädikat soll tun einerseits auf ‚einer‘ und andererseits auf ‚diese‘ bezieht.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Sehr wahrscheinlich kannte Jesus die »Absicht, ihn zu verführen« (V. 35). Dennoch gibt er wie immer eine ernsthafte Antwort. Sie besteht zunächst im Hinweis auf das Gebot, das am innigsten mit dem Glaubensbekenntnis Israels verbunden ist: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken. Täglich wurde dieses Gebot von den Priestern im Tempel rezitiert. Zweimal am Tage haben es die Juden mit dem »Schema« (Glaubensbekenntnis, 5.Mose 6,4-9; 11,13-21; 4.Mose 15,37-41) gesprochen. Viele Märtyrer sprachen es bei der Hinrichtung. Am bekanntesten ist das Beispiel des berühmten Rabbi Akiba im Jahre 133 n. Chr. Von der Hinrichtung Akibas durch die Römer berichtet der Talmud: »In der Stunde, da sie Rabbi Akiba zur Hinrichtung hinausführten, war es Zeit, das Höre Israel (5.Mose 6,4ff.) zu bekennen. Als sie sein Fleisch mit Kämmen aus Eisen kämmten… sagte er zu ihnen (seinen Schülern) : Alle Tage meines Lebens habe ich mich über diesen Vers gegrämt: Mit deiner ganzen Seele – sogar, wenn er deinen Odem wegnimmt. Ich sagte mir: Wann wird es mir zuteil werden, dass ich es erfüllen kann? Und jetzt, da es mir zuteil wird, soll ich es nicht erfüllen?« Wenn Jesus feststellt:
»Das ist das größte und erste Gebot«, dann stimmt er mit den Pharisäern überein. Die Liebe zu Gott ist in der Tat das größte Gebot im Gesetz. Aus der Liebe zu Gott ergeben sich dann die anderen Gebote. Derselbe Tatbestand spiegelt sich in der Anordnung der Zehn Gebote, deren erstes von dem einen Gott spricht und dann aussagt: »Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.« Beim Vergleich von Mt 22,37 mit 5.Mose 6,5 stößt man auf eine weitere interessante Beobachtung: Statt der Wendung »mit aller deiner Kraft« in 5.Mose 6,5 benutzt Jesus die Wendung »mit deinem ganzen Denken«. Offenbar deutet Jesus die »Kraft« in 5.Mose 6,5 als die Macht der Willensenergie und des zielbewussten »Denkens«. Die Energie eines Menschen schlägt sich ja in seinem Denken nieder. Ob Jesus diese Konkretisierung bewusst im Blick auf sein Gegenüber vorgenommen hat? Will er ihm damit sagen, dass er mit seinem Denken Gott ehren solle, statt es zur Verführung einzusetzen? Oder bestätigt Jesus hier eine rabbinische Deutung, die wir aus Lk 10,27 kennen (vgl. Mk 12,30) ?

Gerhard Maier - Edition C

Jesus zitiert Dtn. 6,5 und Lev. 19,18, um die gesamte Morallehre des Alten Testaments (das ganze Gesetz und die Propheten) in dem Prinzip der Liebe zusammenzufassen (Röm. 13,9; Gal. 5,6.14; Jak. 2,8). Die Liebe zu Gott steht an erster Stelle und umfasst alle Kräfte und Aktivitäten unseres Wesens. Die Liebe zu anderen Menschen steht an zweiter Stelle und muss eine Erweiterung unserer Liebe zu Gott sein.

Die Reformation Heritage KJV Studienbibel

Es ist ein Verhältnis zu Jehovah, nicht ein Arbeitsvertrag!

Jesus verschwendete keine Zeit damit, das größte und wichtigste Gebot zu benennen, indem er aus Deuteronomium 6,5 zitierte: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt (Mt 22,37-38). Das gesamte Gesetz Gottes lässt sich auf dieses Gebot reduzieren. In ihrem Kern sind die Zehn Gebote ein Gebot, Gott zu lieben. Obwohl wir Liebe oft mit einem Gefühl in Verbindung bringen, muss sie mehr als das sein, denn sie ist etwas, das befohlen werden kann.
Gott möchte eine Beziehung zu dir haben. Er möchte, dass du ihn liebst, dass du leidenschaftlich und gerecht nach seiner Ehre strebst. Wie sieht es also aus, Gott zu lieben? Sie erfordert dein ganzes Herz, deine Seele und deinen Verstand – mit anderen Worten, dein ganzes Wesen. Einige von uns Christen lieben Gott eher mit einem Teil als mit allem, aber wir wollen alles von Gott. Aber du kannst nicht Gott ein bisschen lieben und die Welt ein bisschen lieben, denn diese beiden Dinge stehen im Widerspruch zueinander (siehe 1. Johannes 2,15). Gott wird dich nicht mit irgendjemandem teilen. Deine Liebe zu ihm muss umfassend sein.
Es ist leicht zu sagen: „Ich liebe Gott“, aber Worte können billig sein. Denke also daran, dass die Liebe zu Gott konsequent zum Ausdruck kommt, wenn du seine Gebote befolgst (siehe Johannes 14,15; 1. Johannes 5,3). Richte deine Entscheidungen an seinen Erwartungen aus.

Die Tony Evans Studienbibel

Jehovah liebt dich und mich – und unsere Liebe zu IHM sind nur die Reaktion auf SEINE Liebe. Diese Reaktion auf SEINE Liebe ist aber nicht Leistung gebunden! Leistungen werden in einer Religion gefordert – niemals in einer Beziehung!